Levice
eunoia
Der Post knüpft sehr grob hieran an und fasst... schwerpunktorientiert das seitdem Geschehene zusammen.
[Coruscant - Planetenoberfläche] Levice Vajetsi
Es war von Anfang an eine bescheuerte Idee gewesen. Eine ziemlich beschissene Idee, um genau zu sein. Bescheuert und beschissen - das waren keine gewählten, geschmackvollen - keine zivilisierten Wörter. Allein, dass die Umstände sie zwangen, diese Worte auch nur in Gedanken zu benutzen, ließ sie ihre Stirn in ärgerliche Falten legen und ihre Hände tiefer in den Hosentaschen ihres Overalls vergraben. Sprache vermochte eine Person eleganter zu kleiden als jedes Gewand, sie kostete nichts und niemand konnte sie stehlen und je mehr Levice sich ihrem Ärger hingab, je kompromittierter fühlte sie sich. Aber, verdammt; bescheuert und beschissen lösten ihr Problem nicht, aber machten es - verflucht noch mal - erträglicher.
Sie hatte sich gewünscht, den Tempel auf Coruscant zu sehen, seit sie zum ersten Mal eine Holoaufnahme des beeindruckenden Gebäudes gesehen hatte. In ihrer Vorstellung hatte sie ihn aber unter anderen Umständen aufgesucht. Allem voran, dass sie nicht allein dorthin unterwegs gewesen war.
Genau genommen war auch das nicht die Ursache ihres Missfallens. Es spielte keine Rolle, ob der Tempel ihr Ziel war oder die Cantina um die nächste Ecke. Der Platz eines Padawan war an der Seite seines Meisters und während ihr Mentor im System um die nächste Ecke einer Aufgabe nachging, eine relevante Mission verfolgte, war sie andernorts zur falschen Zeit am falschen Ort.
Erneut und mehr als zuvor stellte sie sich die Frage, wie es funktionieren konnte, wie es funktionieren sollte, dass ihr Meister zwei so verschiedene, sich womöglich auch im Widerspruch zueinander befindliche Rollen ausfüllte.
Wie eine verlassene Sehenswürdigkeit lag der Tempel der Jedi da, hielt als das ehrfurchtgebietende Gebäude, das er war, gewöhnliche Neugierige fern, konnte sich aber den Wagemutigeren unter ihnen nicht erwehren.
Als wären es Personen, deren Hausfrieden sie störte, wagte Levice nur einen kurzen, entschuldigenden Blick hinauf zu den Statuen, die den Eingang zu jeder Seite säumten. Das Gefühl, etwas über das Bauwerk hinaus Imposantes zu begegnen, mochte von der Macht herrühren. Sie fühlte eindeutig mit dem Tempel eine Präsenz einhergehen, die sie als Fremde aber zugleich als eine der ihrigen erkannte. Wie ein Pfad, dessen Oberfläche durch die, die ihn regelmäßig betreten, eingeebnet wird, hatte Jedi über lange Zeit hinweg ihre Spuren in der Macht an diesem Ort hinterlassen. Dass die Bewohner des Tempels zuletzt nicht anwesend gewesen waren, hatte die Machtpräsenz nicht verwachsen lassen. Wie auf lange nicht zur Hand genommenem Flimsiplast hatte sich eine Staubschicht gelegt, die mit einigen beherzten Handstrichen wieder entfernt werden konnte und Verborgenes wieder sichtbar machte. Dieser Prozess würde das Wirken vieler Jedi erfordern. Levice trug ihren Teil dazu bei und legte eine der obersten Schichten eines winzigen Abschnittes frei, als sie die Tür zu einer der in den tieferen Ebenen gelegenen Werkstätten öffnete. Aus einer Laune heraus mied sie die Lift und legte den Weg über schier nicht enden wollenden Treppenstufen zurück. Das Herabsteigen entfaltete eine meditative Wirkung auf sie und die Padawan erreichte das Ende der Stufen in einem nervösen, wehmütigen Gemütszustand. Einen Kristall für ein Lichtschwert - ihres - zu finden, war ein Wunsch, den zu hegen sie nicht abstreiten konnte. Zur gleichen Zeit keimte der zweite Grund auf, weshalb sie unzufrieden damit war, zu ausgerechnet diesem Zweck auf Coruscant zurückgelassen worden zu sein. Erst jetzt realisierte sie, dass sie sich stets in den Höhlen von Ilum gesehen hatte, wenn sie ihren Kristall suchte und auch fand. An der Eiswelt statt würde sie mit den künstlich geschaffenen Werkstätten Vorlieb nehmen und deren Verstecke erkunden müssen.
Die Tür glitt mit einem leisen Seufzer zur Seite.
Das Licht schien geisterhaft, womöglich entsprang diese Wirkung aber der schmalen Staubschicht über Boden, Gerätschaften, Verstauungseinheiten und einem abgeschalteten Droiden.
Levice hielt inne. Sie war sicher, den richtigen Ort gefunden zu haben. Wie sie hingegen einen Kristall aufspüren würde, hatte sie dem Augenblick überlassen und teilweise gehofft, eine Lösung würde sich von selbst ergeben. Eine vergebliche Hoffnung, wie sie nun befand. Ein Gefühl des Fremdseins beschlich sie. Sicherlich konnte sie nicht einfach in die Tiefen des Tempels vordringen und den Geistern des längst Vergangenen das einzige nehmen, was ein Jedi in einem möglichen Wortsinn besitzen durfte.
Es war eine Möglichkeit, den Raum zu durchsuchen, bis sie schließlich fand, was sie begehrte. Aber sie war sich gewiss, dass sie den Kristall auf diese Weise nicht finden würde. Es war möglich, sogar wahrscheinlich, dass sie einen oder mehrere Kristalle entdeckte und sie alle würden ihr ihren Dienst erweisen. Doch der Kristall war das Herz der Klinge, so wie ihr Herz der Kristall eines Jedi sein musste. Da beide miteinander verflochten waren, war es an ihr, den einen finden, mit dem die Macht sie verband. Es war frustrierend. Weder ihre Tante noch ihr Meister war zugegen, wen sollte sie um Rat fragen? Die Macht schien heiter um sie zu tanzen, einen Scherz zu ihren Lasten zu kosten. Es gab den einen Weg. Das hatte sie von Beginn an gewusst, doch erst in diesem Moment begriffen.
Levice ließ sich mit überkreuzten Beinen zu Boden sinken und löste ihre Sinne nacheinander von ihrem Umfeld, während sie tief in Meditation versank. Zum ersten Mal überließ sie sich vorbehaltlos der Macht. Nur am Rande bemerkte sie, dass sie weder zögerte noch sich fürchtete.
Noch während die Padawan versuchte, die Erinnerung festzuhalten, verblasste sie. Ein diffuser Eindruck, den Raum um sich herum zu durchdringen und zu erspüren – eben noch erlebt, jetzt nicht mehr als ein vages, mögliches Konzept. Die Erkenntnis, dass die Macht sie sensibel für ihre Umgebung gemacht hatte und sie den winzigen, tonlosen Ruf – das stumme Auf-sich-aufmerksam-Machen hatte vernehmen lassen, verschwand heimlich in ihrem Unterbewusstsein. Als sie aus der Meditation zurückkehrte und auf den smaragdfarbenen Stein in ihrer Handfläche blickte, war ihr erstes Empfinden Dankbarkeit dem leblosen und doch so lebendigen Gegenstand gegenüber. Dafür, dass es sie gefunden hatte und sie nicht länger suchen musste. Unbeachtet neben ihr lagen die Überbleibsel eines Lichtschwertes, dessen bereits zuvor nur noch aus Fragmenten bestehenden Griffs sie den Kristall entnommen hatte.
Als sie die oberen Bereiche des Tempels erreicht hatte, begann Levice entsprechend ihres Auftrages, den Tempel näher kennenzulernen. Es dauerte auf diesen Ebenen nicht lange, bis sie anderen Jedi begegnete, die schon zuvor nach Coruscant zurückgekehrt waren. Die darauffolgenden Tage tat sie, was immer man ihr zur Unterstützung der Wiederherstellung früherer Verhältnisse im Tempel auftrug.
Mit dem Erlass der Quarantäne für den Planeten verließ die Padawan den Tempel, um die hastig eingerichteten Hilfslager aufzusuchen, sich dort zu registrieren, für die Abreiseüberprüfungen anzumelden und im Rahmen ihrer medizinischen Kenntnisse behilflich zu sein. Abgesehen davon, dass sie auf diese Weise ihrer bestimmungsgemäßen Pflicht nachkommen konnte, befand sie sich nahe der Check-up Stationen, die sie würde passieren müssen, um den Planeten zu verlassen, sobald ihr Meister zurückkehrte.
[Coruscant - Planetenoberfläche - Hilfslager] Levice Vajetsi, Patienten und Hilfsstationskräfte