- Coruscant – City – Obere Ebenen – Wohnung der Familie Cortina –
In der Dunkelheit wirkte der Planet friedlich. Hätte sie es nicht besser gewusst, Chesara hätte glauben können, dass alles so war wie immer. Die Nacht hatte ihre Schleier über Coruscant ausgebreitet und um sie herum leuchteten die Lichter weiter als hätte sich nichts verändert. Es war die Gefahr eines zu oberflächlichen Blickes. Man musste länger hinsehen, um Leid zu erkennen und vor allem musste man hinsehen wollen. In Wahrheit hatte sich innerhalb von nur wenigen Wochen alles verändert. Als Jedi konnte sie es spüren, überall um sie herum, doch es war auch leicht zu sehen, wenn man die eigene Blase der Sicherheit verließ und hinaus trat vor die Tür. Selbst das Holo-TV einzuschalten genügte. Nichts war mehr wie vorher, auf Coruscant. Der Planet befand sich inmitten einer humanitären Katastrophe und keine Hilfe schien genug, keine Bemühung groß genug. Krankheit, Angst und Sterben lauerten an jeder Ecke: der C-Virus. Am schlimmsten war es in den Slums der Unteren Ebenen, dort wo sich Chesara auf eigene Verantwortung selbst stationiert hatte. Hatte man das Elend dort nicht mit eigenen Augen gesehen, konnte man es sich kaum vorstellen. Der Virus verbreitete sich rasend schnell, zerfraß Nervensysteme, hungerte Körper aus, zerriss Familien und hinterließ leere Betten, die nur all zu schnell mit neuen Patienten belegt wurden. Inzwischen wuchsen überall außerhalb der eilig errichteten Notlager die Leichenberge. Jeder, absolut jeder, hatte berechtigte Angst vor Ansteckung und die, die konnten, versuchten zu fliehen. Sie konnten nur leider nirgendwo hin, denn die Unteren Ebenen waren längst abgeschottet vom Rest des Planeten und das Militär ließ kaum Leute durch. Jeder, der hier unten lebte, war gefangen, eingekesselt von Sicherheitsvorkehrungen die einen Teil der Bevölkerung retten sollten indem ein Großteil geopfert wurde. Chesara hatte die Klagen an den Kontrollpunkten zu den Mittleren Ebenen gehört. Hunderte Menschen und Nichtmenschen standen dort, vielleicht waren es Tausende, alle auf der Flucht. „Lasst uns durch! Es ist unser Recht, uns in Sicherheit zu bringen!“, riefen sie. „Ihr könnt uns hier nicht festhalten!“ Die Verzweiflung in ihren Gesichtern war groß. Doch was blieb ihnen? Der Weg vor ihnen war versperrt, den Weg zurück fürchteten sie und noch während sie standen, warteten, hofften und flehten, grassierte der Virus weiter und würde sie über kurz oder lang alle befallen, einen nach dem anderen. Und sie würden sterben.
„Die Regierung tut zu wenig! Wo ist die Republik, wenn wir sie brauchen?“
Die Stimme des jüngsten Cortina-Bruders polterte durch den Raum. Chesara wandte sich herum. Dr. Cortina und sie waren gemeinsam in die Oberen Ebenen gefahren um für eine Weiterversorgung des Lazaretts zu sorgen. Alles in den Unteren Ebenen war schwierig, doch selbst hier oben, mitten in der Stadt, war es fast unmöglich, an Medikamente zu gelangen. Sie hatten beide ihre Beziehungen spielen lassen um zumindest einen geringen Anteil an medizinischer Ausrüstung für das Lazarett sichern zu können. Was man ihnen jetzt versprochen hatte, war nicht viel, aber es war besser als nichts. Anschließend waren sie hierher gekommen, in die Wohnung in der sich die Cortinas seit Ausbruch des Virus zurück gezogen hatten, und hatten ihnen Lebensmittel gebracht. Rámon hatte sie beschworen, das Gebäude nicht zu verlassen, die Fenster geschlossen zu halten und mit niemandem von außerhalb in persönlichen Kontakt zu treten. Sich selbst und Chesara traute er nur, weil sie ihre Werte täglich testeten.
„Das ist die gleiche Republik, für die du vor ein paar Wochen noch willentlich dein Leben auf’s Spiel gesetzt hast!“
Fauchte Cloé Cortina zurück. Sie war die Zwillingsschwester von Noa, jener Journalistin, der Chesara auf Lianna zu einem Engagement als Korrespondentin des Jedi-Ordens verholfen hatte und die sich aus genau diesem Grund außerhalb von Corusant in Sicherheit befand. Beide Frauen sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
„Und ich würde es wieder tun.“
Antwortete Leandro, nicht minder zornig wie seine Schwester.
„Oder was glaubst du, was passieren würde, wenn das Imperium hier noch das Sagen hätte? Der Imperator würde den ganzen Planeten dem Erdboden gleich machen. Er würde uns in Schutt in Asche bomben, ohne mit der Wimper zu zucken. So löst man im Imperium Probleme.“
Mit dieser simplen, aber nicht unwahren Feststellung, brachte er seine Schwester zum Schweigen und Chesara nahm dankbar eine Tasse Tee von Matteo Cortina entgegen. Sie harrten zu fünft in seiner Wohnung aus: seine Kinder Pablo, Leandro und Cloé sowie deren Lebensgefährte Jesper, ein blonder, hellhäutiger Mann, der von seinem Wesen her recht gut zu seinem Schwager Pablo passte. Beide hatten Rámons Erzählungen, wie es in den Unteren Ebenen zuging, bisher nur schweigend zugehört. Chesara vermutete, dass vor allem Pablo erschüttert war über die Zustände. Er hatte lange die Kämpfe in den Unteren Ebenen angeführt, für den Widerstand und für die Republik.
„Glaubst du, dass es zu Aufständen gegen das Militär kommen wird?“
Wollte Matteo Cortina von seinem ältesten Sohn schließlich wissen. Die Mine des Arztes verfinsterte sich.
„Man hört schon jetzt immer wieder von Auseinandersetzungen. Wenn sich nicht bald etwas ändert…“
Er schüttelte den Kopf und Chesara wusste genau, was er sagen wollte. Sie hatten bereits auf der Fahrt hierher darüber gesprochen. Die Gefahr war groß, dass sich die Bevölkerung gegen genau die Regierungstruppen wenden würde, deren Ankunft sie vor kurzem noch gefeiert hatten.
„Von einer Unterdrückung hinein in die nächste.“
Kommentierte Leandro erneut die Situation.
„Es ist nicht richtig, diese Leute dort unten festzuhalten.“
Seine Schwester schoss ihm einen misstrauischen Blick.
„Wieso, was würdest du denn machen?“
Wollte sie wissen.
„Würdest du die Schotten öffnen und riskieren, dass der Virus sich noch mehr ausbreitet?“
„Er ist sowieso schon hier oben. Es hat Infizierte in den Oberen Ebenen gegeben. Hast du die Nachrichten nicht gehört?“
„Nur vereinzelte Fälle.“
Antwortete Cloé.
„Aber wenn wir die Unteren Ebenen öffnen, ist ganz Coruscant verloren. Und wo sollten die Leute überhaupt hin? Es gibt weder Platz noch eine geregelte Versorgung für so viele Flüchtende. Hast DU die Nachrichten nicht gehört? Nahrung und Medizin werden jetzt schon knapp!“
Es war ein freudloses Lachen, das Leandro jetzt ausstieß und das wie eine bittere Erkenntnis klang.
„Also lässt du die Leute an den Grenzen lieber krepieren, statt ihnen zu helfen.“
Stellte er fest.
„Besser die als wir, ja?“
„Leandro.“
Es war das erste Mal, dass Pablo sich einschaltete und Chesara wurde erneut bewusst, welche natürlich Führungsqualität ihn auszeichnete. Er hatte etwas, das die Menschen um ihn herum aufhorchen ließ, eine Art, sich mit nur wenigen Worten oder sogar nur mit einem Blick Respekt und Gehört zu verschaffen. Charisma nannte man das.
„Verzeiht, Rätin Chesara. Wir sind alle gereizt, weil wir uns Sorgen machen und hier auf engem Raum festsitzen. Aber wir sollten uns besser beherrschen und nicht vor Euch streiten.“
Entschuldigte er sich. Das Wortgefecht zwischen seinen Geschwistern war ihm unangenehm, das konnte man ihm ansehen, dem besonnenen Pablo Cortina, der bereits mehr für seine Ideale – und für die Sicherheit und Freiheit seiner Mitmenschen - geopfert hatte als viele andere, die so gerne darüber sprachen. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich eine Prothese anfertigen lassen, die er auch jetzt trug. Hätte er einen Handschuh angezogen, niemand hätte erkennen können, was das Imperium ihm angetan hatte.
“Ich verstehe die schwierige Lage.“
Erkannte Chesara seine Entschuldigung an. Sich den Streit zwischen Cloé und Leandro Cortina anzuhören hatte ihr nichts aus gemacht, doch sie konnte nachvollziehen, warum es Pablo und sicherlich auch seinem Vater unangenehm war, wenn derartige Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Familie in der Gegenwart von Gästen ausgetragen wurden.
“Aber ich fürchte die Situation ist zu komplex, als dass es eine einfache Lösung gäbe. Gleichzeitig bin ich sicher, dass die Republik ihr Bestes tut, sowohl in der Bekämpfung des Virus als auch in der Unterstützung aller Bewohner Coruscants.“
Antwortete sie diplomatisch. Sie suchte Rámon Cortinas Blick und der Arzt nickte ihr zu.
„Wir müssen weiter.“
Kündigte er ihren Aufbruch an.
„Rámon, warte!“
Cloé Cortina fasste ihren Bruder am Arm, bevor er sich abwenden konnte.
„Geh nicht.“
Bat sie ihn und es war klar, dass sie sich um ihn sorgte.
„Ich weiß, du willst helfen, aber du hast schon genug getan.“
Fast beschwörend sah sie ihn an.
„Denk an Camille und Ricardo!“
Rámons Mine bewegte sich nicht.
„Ich denke jeden Tag an sie.“
Antwortete er ernst und seine Hand griff nach Cloés Fingern, um ihren Griff um seinen Arm zu lösen. Für einen Moment starrte sie ihn sprachlos an, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass er sie zurück weisen würde, dann wandte sie sich an Chesara und ihre Stimme wurde flehender.
„Rätin, bitte….sagt Ihr es ihm. Rámons Kinder brauchen ihn. Seine Familie braucht ihn! Sagt ihm, dass er hier bleiben soll!“
Bat sie dringlich. Chesara atmete tief ein. Sie wünschte von ganzem Herzen, sie könnte mehr tun, für sie alle. Langsam schüttelte sie den Kopf.
“Ich kann nicht.“
Sagte sie bedauernd.
“Ich brauche ihn da draußen.“
Zu zweit traten sie hinaus in den öligen Regen. Zum Schutz vor der Feuchtigkeit zog ChesaraSyonette die Kapuze ihrer Jedi-Robe über ihren Kopf. Die Temperaturen waren überraschend niedrig. Wie viele, fragte sie sich, harrten aus in der Kälte, in unbeheizten Notlagern, in Lazaretten in denen kein Bett mehr für sie frei war oder vor den verschlossenen Durchgängen zu den höheren Ebenen? Wie viele warteten auf Coruscant auf medizinische Versorgung, auf Essen oder nur einen Becher Trinkwasser? In der Ferne erklang das Heulen von Sirenen – ein weiterer Notfall, nur einer von vielen.
“Manchmal habe ich Angst.“
Sprach sie in die Dunkelheit, bevor sie in den Gleiter stieg. Rámon Cortina erwiderte ihren Blick.
„Wovor?“
“Davor, dass ich falsche Entscheidungen treffe.“
Antwortete Chesara. Sie zögerte. Manches war nicht leicht auszusprechen.
“Und davor, dass mein Vertrauen in die Republik vielleicht zu unerschütterlich ist.“
Sie schwiegen gemeinsam und als die Sirenen in der Ferne verklangen, wirkte Coruscant für einen Moment wieder so wie früher, so wie Chesara es aus der Wohnung der Cortinas heraus gesehen hatte. Es war das Coruscant, das sie sich wünschte und das nicht nur für sich selbst.
„Ich weiß, wie sich das anfühlt.“
Sagte Rámon schließlich.
“Aber es gibt keine einfachen Lösungen, nicht wahr? Und auch keine einfachen Entscheidungen.“
- Coruscant – City – Obere Ebenen – Mit Rámon Cortina –
In der Dunkelheit wirkte der Planet friedlich. Hätte sie es nicht besser gewusst, Chesara hätte glauben können, dass alles so war wie immer. Die Nacht hatte ihre Schleier über Coruscant ausgebreitet und um sie herum leuchteten die Lichter weiter als hätte sich nichts verändert. Es war die Gefahr eines zu oberflächlichen Blickes. Man musste länger hinsehen, um Leid zu erkennen und vor allem musste man hinsehen wollen. In Wahrheit hatte sich innerhalb von nur wenigen Wochen alles verändert. Als Jedi konnte sie es spüren, überall um sie herum, doch es war auch leicht zu sehen, wenn man die eigene Blase der Sicherheit verließ und hinaus trat vor die Tür. Selbst das Holo-TV einzuschalten genügte. Nichts war mehr wie vorher, auf Coruscant. Der Planet befand sich inmitten einer humanitären Katastrophe und keine Hilfe schien genug, keine Bemühung groß genug. Krankheit, Angst und Sterben lauerten an jeder Ecke: der C-Virus. Am schlimmsten war es in den Slums der Unteren Ebenen, dort wo sich Chesara auf eigene Verantwortung selbst stationiert hatte. Hatte man das Elend dort nicht mit eigenen Augen gesehen, konnte man es sich kaum vorstellen. Der Virus verbreitete sich rasend schnell, zerfraß Nervensysteme, hungerte Körper aus, zerriss Familien und hinterließ leere Betten, die nur all zu schnell mit neuen Patienten belegt wurden. Inzwischen wuchsen überall außerhalb der eilig errichteten Notlager die Leichenberge. Jeder, absolut jeder, hatte berechtigte Angst vor Ansteckung und die, die konnten, versuchten zu fliehen. Sie konnten nur leider nirgendwo hin, denn die Unteren Ebenen waren längst abgeschottet vom Rest des Planeten und das Militär ließ kaum Leute durch. Jeder, der hier unten lebte, war gefangen, eingekesselt von Sicherheitsvorkehrungen die einen Teil der Bevölkerung retten sollten indem ein Großteil geopfert wurde. Chesara hatte die Klagen an den Kontrollpunkten zu den Mittleren Ebenen gehört. Hunderte Menschen und Nichtmenschen standen dort, vielleicht waren es Tausende, alle auf der Flucht. „Lasst uns durch! Es ist unser Recht, uns in Sicherheit zu bringen!“, riefen sie. „Ihr könnt uns hier nicht festhalten!“ Die Verzweiflung in ihren Gesichtern war groß. Doch was blieb ihnen? Der Weg vor ihnen war versperrt, den Weg zurück fürchteten sie und noch während sie standen, warteten, hofften und flehten, grassierte der Virus weiter und würde sie über kurz oder lang alle befallen, einen nach dem anderen. Und sie würden sterben.
„Die Regierung tut zu wenig! Wo ist die Republik, wenn wir sie brauchen?“
Die Stimme des jüngsten Cortina-Bruders polterte durch den Raum. Chesara wandte sich herum. Dr. Cortina und sie waren gemeinsam in die Oberen Ebenen gefahren um für eine Weiterversorgung des Lazaretts zu sorgen. Alles in den Unteren Ebenen war schwierig, doch selbst hier oben, mitten in der Stadt, war es fast unmöglich, an Medikamente zu gelangen. Sie hatten beide ihre Beziehungen spielen lassen um zumindest einen geringen Anteil an medizinischer Ausrüstung für das Lazarett sichern zu können. Was man ihnen jetzt versprochen hatte, war nicht viel, aber es war besser als nichts. Anschließend waren sie hierher gekommen, in die Wohnung in der sich die Cortinas seit Ausbruch des Virus zurück gezogen hatten, und hatten ihnen Lebensmittel gebracht. Rámon hatte sie beschworen, das Gebäude nicht zu verlassen, die Fenster geschlossen zu halten und mit niemandem von außerhalb in persönlichen Kontakt zu treten. Sich selbst und Chesara traute er nur, weil sie ihre Werte täglich testeten.
„Das ist die gleiche Republik, für die du vor ein paar Wochen noch willentlich dein Leben auf’s Spiel gesetzt hast!“
Fauchte Cloé Cortina zurück. Sie war die Zwillingsschwester von Noa, jener Journalistin, der Chesara auf Lianna zu einem Engagement als Korrespondentin des Jedi-Ordens verholfen hatte und die sich aus genau diesem Grund außerhalb von Corusant in Sicherheit befand. Beide Frauen sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
„Und ich würde es wieder tun.“
Antwortete Leandro, nicht minder zornig wie seine Schwester.
„Oder was glaubst du, was passieren würde, wenn das Imperium hier noch das Sagen hätte? Der Imperator würde den ganzen Planeten dem Erdboden gleich machen. Er würde uns in Schutt in Asche bomben, ohne mit der Wimper zu zucken. So löst man im Imperium Probleme.“
Mit dieser simplen, aber nicht unwahren Feststellung, brachte er seine Schwester zum Schweigen und Chesara nahm dankbar eine Tasse Tee von Matteo Cortina entgegen. Sie harrten zu fünft in seiner Wohnung aus: seine Kinder Pablo, Leandro und Cloé sowie deren Lebensgefährte Jesper, ein blonder, hellhäutiger Mann, der von seinem Wesen her recht gut zu seinem Schwager Pablo passte. Beide hatten Rámons Erzählungen, wie es in den Unteren Ebenen zuging, bisher nur schweigend zugehört. Chesara vermutete, dass vor allem Pablo erschüttert war über die Zustände. Er hatte lange die Kämpfe in den Unteren Ebenen angeführt, für den Widerstand und für die Republik.
„Glaubst du, dass es zu Aufständen gegen das Militär kommen wird?“
Wollte Matteo Cortina von seinem ältesten Sohn schließlich wissen. Die Mine des Arztes verfinsterte sich.
„Man hört schon jetzt immer wieder von Auseinandersetzungen. Wenn sich nicht bald etwas ändert…“
Er schüttelte den Kopf und Chesara wusste genau, was er sagen wollte. Sie hatten bereits auf der Fahrt hierher darüber gesprochen. Die Gefahr war groß, dass sich die Bevölkerung gegen genau die Regierungstruppen wenden würde, deren Ankunft sie vor kurzem noch gefeiert hatten.
„Von einer Unterdrückung hinein in die nächste.“
Kommentierte Leandro erneut die Situation.
„Es ist nicht richtig, diese Leute dort unten festzuhalten.“
Seine Schwester schoss ihm einen misstrauischen Blick.
„Wieso, was würdest du denn machen?“
Wollte sie wissen.
„Würdest du die Schotten öffnen und riskieren, dass der Virus sich noch mehr ausbreitet?“
„Er ist sowieso schon hier oben. Es hat Infizierte in den Oberen Ebenen gegeben. Hast du die Nachrichten nicht gehört?“
„Nur vereinzelte Fälle.“
Antwortete Cloé.
„Aber wenn wir die Unteren Ebenen öffnen, ist ganz Coruscant verloren. Und wo sollten die Leute überhaupt hin? Es gibt weder Platz noch eine geregelte Versorgung für so viele Flüchtende. Hast DU die Nachrichten nicht gehört? Nahrung und Medizin werden jetzt schon knapp!“
Es war ein freudloses Lachen, das Leandro jetzt ausstieß und das wie eine bittere Erkenntnis klang.
„Also lässt du die Leute an den Grenzen lieber krepieren, statt ihnen zu helfen.“
Stellte er fest.
„Besser die als wir, ja?“
„Leandro.“
Es war das erste Mal, dass Pablo sich einschaltete und Chesara wurde erneut bewusst, welche natürlich Führungsqualität ihn auszeichnete. Er hatte etwas, das die Menschen um ihn herum aufhorchen ließ, eine Art, sich mit nur wenigen Worten oder sogar nur mit einem Blick Respekt und Gehört zu verschaffen. Charisma nannte man das.
„Verzeiht, Rätin Chesara. Wir sind alle gereizt, weil wir uns Sorgen machen und hier auf engem Raum festsitzen. Aber wir sollten uns besser beherrschen und nicht vor Euch streiten.“
Entschuldigte er sich. Das Wortgefecht zwischen seinen Geschwistern war ihm unangenehm, das konnte man ihm ansehen, dem besonnenen Pablo Cortina, der bereits mehr für seine Ideale – und für die Sicherheit und Freiheit seiner Mitmenschen - geopfert hatte als viele andere, die so gerne darüber sprachen. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich eine Prothese anfertigen lassen, die er auch jetzt trug. Hätte er einen Handschuh angezogen, niemand hätte erkennen können, was das Imperium ihm angetan hatte.
“Ich verstehe die schwierige Lage.“
Erkannte Chesara seine Entschuldigung an. Sich den Streit zwischen Cloé und Leandro Cortina anzuhören hatte ihr nichts aus gemacht, doch sie konnte nachvollziehen, warum es Pablo und sicherlich auch seinem Vater unangenehm war, wenn derartige Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Familie in der Gegenwart von Gästen ausgetragen wurden.
“Aber ich fürchte die Situation ist zu komplex, als dass es eine einfache Lösung gäbe. Gleichzeitig bin ich sicher, dass die Republik ihr Bestes tut, sowohl in der Bekämpfung des Virus als auch in der Unterstützung aller Bewohner Coruscants.“
Antwortete sie diplomatisch. Sie suchte Rámon Cortinas Blick und der Arzt nickte ihr zu.
„Wir müssen weiter.“
Kündigte er ihren Aufbruch an.
„Rámon, warte!“
Cloé Cortina fasste ihren Bruder am Arm, bevor er sich abwenden konnte.
„Geh nicht.“
Bat sie ihn und es war klar, dass sie sich um ihn sorgte.
„Ich weiß, du willst helfen, aber du hast schon genug getan.“
Fast beschwörend sah sie ihn an.
„Denk an Camille und Ricardo!“
Rámons Mine bewegte sich nicht.
„Ich denke jeden Tag an sie.“
Antwortete er ernst und seine Hand griff nach Cloés Fingern, um ihren Griff um seinen Arm zu lösen. Für einen Moment starrte sie ihn sprachlos an, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass er sie zurück weisen würde, dann wandte sie sich an Chesara und ihre Stimme wurde flehender.
„Rätin, bitte….sagt Ihr es ihm. Rámons Kinder brauchen ihn. Seine Familie braucht ihn! Sagt ihm, dass er hier bleiben soll!“
Bat sie dringlich. Chesara atmete tief ein. Sie wünschte von ganzem Herzen, sie könnte mehr tun, für sie alle. Langsam schüttelte sie den Kopf.
“Ich kann nicht.“
Sagte sie bedauernd.
“Ich brauche ihn da draußen.“
Zu zweit traten sie hinaus in den öligen Regen. Zum Schutz vor der Feuchtigkeit zog ChesaraSyonette die Kapuze ihrer Jedi-Robe über ihren Kopf. Die Temperaturen waren überraschend niedrig. Wie viele, fragte sie sich, harrten aus in der Kälte, in unbeheizten Notlagern, in Lazaretten in denen kein Bett mehr für sie frei war oder vor den verschlossenen Durchgängen zu den höheren Ebenen? Wie viele warteten auf Coruscant auf medizinische Versorgung, auf Essen oder nur einen Becher Trinkwasser? In der Ferne erklang das Heulen von Sirenen – ein weiterer Notfall, nur einer von vielen.
“Manchmal habe ich Angst.“
Sprach sie in die Dunkelheit, bevor sie in den Gleiter stieg. Rámon Cortina erwiderte ihren Blick.
„Wovor?“
“Davor, dass ich falsche Entscheidungen treffe.“
Antwortete Chesara. Sie zögerte. Manches war nicht leicht auszusprechen.
“Und davor, dass mein Vertrauen in die Republik vielleicht zu unerschütterlich ist.“
Sie schwiegen gemeinsam und als die Sirenen in der Ferne verklangen, wirkte Coruscant für einen Moment wieder so wie früher, so wie Chesara es aus der Wohnung der Cortinas heraus gesehen hatte. Es war das Coruscant, das sie sich wünschte und das nicht nur für sich selbst.
„Ich weiß, wie sich das anfühlt.“
Sagte Rámon schließlich.
“Aber es gibt keine einfachen Lösungen, nicht wahr? Und auch keine einfachen Entscheidungen.“
- Coruscant – City – Obere Ebenen – Mit Rámon Cortina –
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