Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
Die Dusche. Da war ja was... Eowyns Mundwinkel zuckten nach oben, schließlich folgten die Achseln nach. Ich nehme dich beim Wort, junger Mann, sagte sie mit erhobenen Augenbrauen und trank einen Schluck.
Sieh es einfach so, antwortete sie dann halb grinsend und es halb vielleicht sogar ein wenig ernst meinend, ich fühle mich in deiner Gegenwart so wohl und sicher, dass ich schlafen kann. Gerade nach Va'art und allem, was dort geschehen war, war es nicht selbstverständlich, und Eowyn wartete beinahe täglich ein kleines bisschen darauf, dass all ihre Gedanken sie im Schlaf heimsuchen würden, so wie sie es auch tagsüber manchmal taten. Aber bisher war dies nicht geschehen... was somit gute Chancen mit sich brachte, dass es auch so bleiben würde. Sieh es einfach als Kompliment. Sie zuckte erneut mit den Achseln, grinste dann aber wieder bei Ians scherzhafter Drohung. Ehrlich gesagt weiß ich es vermutlich nicht - aber was wäre das Leben ohne ein kleines Risiko, hm?
Kaum zu glauben, aber wahr, Ian beteiligte sich nun doch ein wenig am Essen, was Eowyn zufrieden feststellte. Ein wenig Obst war besser als gar nichts... Sie wischte sich schließlich die ein wenig klebrigen Hände an ihrer Robe ab, bevor Ian sie zu dem kleinen Sofa führte. Sie musste schon sagen, das neue Zimmer hatte durchaus Vorteile... sollte sie Calad vielleicht doch dankbar sein, dass er über ihren Kopf hinweg entschieden hatte? Es war ein wenig hart für ihren Geschmack, aber durchaus nicht unbequem. Und besser hart als weich, dachte sie schließlich selbstironisch, sonst würde sie womöglich erneut einschlafen.
Sie lehnte sich mit dem Rücken an Ians Schulter und schloss kurz die Augen. Dies war einer dieser kleinen Momente... Dann erklärte Ian ihr genau, was er vorhatte, und Eowyns Neugier nahm zu. Ians schönste Momente... Bilder und Gefühle... kurze Unsicherheit überkam sie neben ihrer Neugier und einem Gefühl der Wärme, dass erso weit gehen wollte. Aber war das nicht zu persönlich? Waren dies nicht Ians Momente, in die sie eindringen würde, wenn er sie ihr zeigte? Aber es war seine Entscheidung, und er würde sich nicht öffnen, wenn er es sich nicht vorher gut überlegt hätte, und so nickte sie prompt auf seine Frage hin.
Ihr Herz begann ein wenig zu klopfen, als sie sich zu fragen begann, was er ihr zeigen würde. Seine schönsten Momente - im ersten Moment hatte sie keinen blassen Schimmer, was dies für Ian sein könnte, aber er würde es ihr schließlich bald beantworten. Eowyn nickte leicht. Ob sie irgendwie reagieren würde, das würde sich gleich zeigen, aber es war gut zu wissen, dass Ian es ihr nicht übelnehmen würde, wenn sie es nicht tat.
Sie drückte seine Hand, schloss die Augen und öffnete sich Ian.
Das erste Bild war auf den ersten Blick nichts Besonderes. Die Gefühle hingegen waren nichts alltägliches, und als Eowyn sich mehr auf Ians Bilder einließ, da konnte sie sehen, was er damals gesehen hatte, und mitsamt seinen Gefühlen bekam sie eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen. Sie war noch nie auf Tatooine gewesen, bisher hatte dieser Planet sie auch nicht gereizt. Sie liebte Pflanzen, sie liebte die grüne und bunte Natur, Tatooine hatte für sie etwas Kahles, Totes.
Aber dies war nicht wahr.
Ian zeigte ihr so eindrucksvoll, wie viele Farben Tatooine haben konnte. Er zeigte ihr, wie so etwas einfaches wie ein Sonnenuntergang einen bis ins Herz treffen konnte...
Sie drückte erneut zur Zustimmung seine Hand, als er ihr zuflüsterte, und lauschte noch einmal kurz den Empfindungen nach, die sie durch ihn erhalten hatte, als Ian die zweite Erinnerung ankündigte.
Die Frau war wunderschön. Aber das war es gar nicht, was Ian in diesem Moment wichtig gewesen war, zumindest nicht vorrangig. Eowyn sah, wie sanft, selbstvergessen, sicher und in sich ruhend sie tanzte - und da wurde ihr klar, wenn auch nicht mit absoluter Gewissheit, dass dies Tahiri sein musste. Ian hatte ihr genug von ihr erzählt, dass sie sie alleine an ihrer Ausstrahlung erkannte. Sie sah... anders aus, als Eowyn sie sich vorgestellt hatte, aber die Ausstrahlung... ja.
Und diese war es auch, die Ian in den Bann zog, die ihn erfüllte. Die ihn... tröstete? Ihm aufhalf? Ihm Halt gab? Ja, es war ein durch und durch gutes Gefühl, das Ian ihr weiterleitete, und für einen Moment war Eowyn versucht, sich wieder dem Bedauern hinzugeben, dass Ian sie verloren hatte - sie hatte ihn rundum glücklich gemacht, sie hatte ihn ergänzt, das wusste Eowyn nun mit Sicherheit, ohne, dass sie damals dabei gewesen war. Doch das war nun nicht im Vordergrund, und Ian sollte nicht direkt von seinen positiven in seine negativen Gefühle gezogen werden, auch wenn Eowyn sich nicht sicher war, wie viel er momentan von ihren eigenen Gefühlen wahrnahm. Trotzdem - sie verpackte das Bedauern schleunigst in die hinteren Winkel ihres Kopfes und genoss nur den Moment. Die ruhige, langsame Kraft von Tahiris Tanz zog auch sie in ihren Bann, auch wenn ihr das tiefe Gefühl, so wie Ian es gespürt hatte, entging. Doch Ians Offenheit reichte völlig aus, dass sie nachempfinden konnte, was dieser Moment für ihn bedeutet hatte.
Seine Worte bestätigten ihr schließlich, dass es sich wirklich um Tahiri gehandelt hatte, und auch dieses Mal drückte Eowyn Ian sachte die Hand. Es war... eine schöne Erinnerung. Im Nachhinein traurig... aber absolut wert, sie im Herzen zu tragen.
Und sie machte ihn glücklich. Das hörte sie alleine an der Art, wie er gerade gesprochen hatte.
Sie brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, von wo seine letzte Erinnerung stammte.
Va'art.
Va'art - aber es war sie, sie selbst, die sie dort sah, nicht Ian. Kein Wunder, es war Ians Erinnerung, doch es war äußerst seltsam, sich selbst dort stehen zu sehen, zu wissen, dass dies genau so geschehen war, zu wissen, dass sie sich selbst noch daran erinnern konnte - nur aus einer anderen Perspektive.
Ja, die Höhle war wunderschön gewesen. Ein Glücksgriff, dass Ian sie entdeckt hatte - aber die Höhle war es nicht, die Ian momentan sah. Sie war es.
Eowyn musste schlucken, während ihr unangenehm warm wurde. Sie. Sie war Ians dritte Erinnerung, und das, was er ihr an Gefühlen sandte, es war... es war viel. Unglaublich viel. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz aufhörte zu schlagen, dass sie nicht mehr atmen konnte, war sich nicht sicher, ob sie gerade Ians Empfindungen fühlte oder ihre eigenen. Und sie war sich nicht sicher, ob sie das alles sehen wollte. Spüren wollte. Dabei sein wollte.
Aber sie steckte ohnehin schon mittendrin.
Mitten in Ians tief empfundenen Gefühlen, mitten in seiner Erkenntnis, mitten in seinem Herz...
Dann war auch dieses Bild vorbei, und Eowyn wurde klar, dass sie sowohl dabei war, Ians Hand zu Mus zu verarbeiten als auch ihre Lungen durch das Abstellen des Atmens zu quälen. Tief holte sie Luft und ließ Ians Hand los, damit er sich von ihrem Griff erholen konnte.
Der Moment, in dem es ihm klar geworden war, und das mit einer unglaublichen Wucht.
Verwirrt davon, wie sie damit umgehen sollte, setzte sie sich auf; ihr Atem ging noch immer ein wenig schneller, da sie sich von der langen Zeit des Anhaltens erholen musste. Sie starrte die gegenüberliegende Wand an, ohne sie wirklich zu sehen.
Das war es also gewesen. Das war der Moment.
Einen solchen Moment hatte sie bei Ian niemals gehabt. Es war langsam, schleichend gekommen, dass da mehr war, sie konnte nicht einmal genau sagen, wann es für sie klar gewesen war - spätestens aber in den Minuten, nach denen er ihr alles gestanden hatte, so viel war sicher.
Es war... Es...
Ian hatte gesagt, sie brauchte nichts zu sagen. Nicht zu reagieren. Aber das war momentan das kleinste Problem, die Frage war eher, was sie denken sollte. Wollte. Konnte. Herrje! Einfacher wäre es gewesen, er hätte ihr den Moment gezeigt, in dem er sich tatsächlich und wahrhaftig in Tahiri verliebt hatte.
Aber das hatte er nicht.
Sie verstand es noch immer nicht wirklich. Wie sie eine solche Wirkung auf jemanden haben konnte. Sie wusste, dass sie sich durchaus hübsch auftakeln konnte, wenn sie die Zeit und Nerven dazu hatte, aber an diesen Tagen... sie war ungewaschen gewesen, ausgezehrt, erschöpft, mit Blessuren. Ian hatte ihr deutlich gezeigt, mit aller Macht, was er empfunden hatte, aber sie... wenn sie diese Bilder mit seinen Augen sah, dann verstand sie. Mit ihren eigenen nicht. Es war... verwirrend. Und gleichzeitig... unangenehm. Ja. Wahnsinnig unangenehm. Wie konnte sie einem Menschen so viel bedeuten, und das erst nach wenigen Tagen? Sie, ausgerechnet sie?
Sie hatte das Gefühl, dass sich alles in ihrem Bauch drehte. Sie verstand nun endlich wenigstens, was Ian ihr immer zu sagen versuchte. Verstand seine Sicht. Aber, dass jemand so viel für sie empfand... so plötzlich, so auf einmal... Sicher, sie hatte für Ian ebenfalls tiefe Gefühle. Aber Ian... war eben Ian... Ja, sie wusste, es machte keinen Sinn. Doch... Aber... Was, wenn sie ihn enttäuschte?
Eowyn biss sich auf die Unterlippe und drängte die gerade aufkommenden Tränen entschlossen aus ihren Augen zurück.
Sie würde nicht einmal Zeit haben, Ian zu enttäuschen.
So lange würde er schließlich wahrscheinlich nicht einmal mehr leben.
Danke, murmelte sie mit rauherer Stimme als gedacht und griff, ohne sich umzudrehen, nach hinten, um seinen Oberschenkel kurz zu drücken. Ich... ich weiß, wie viel dir diese Momente bedeuten. Ich weiß das zu schätzen. Ich... Sie holte kurz Luft. Ich brauche nur einen kurzen Moment, ich habs gleich, okay?
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian