Coruscant

[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | In der Nähe des sicheren Hauses des NRGD (Duros Agricultural Imports | Boulevard | Lieutenant Arkadi Duval

Der Sonnenaufgang über Coruscant galt vielen als wunderschön, als Ereignis, das man wieder und wieder betrachten konnte, ohne sich daran sattzusehen, doch ähnlich wie viele Coruscanti, die die gebannt starrenden Touristen mit einer Mischung aus Belustigung und Geringschätzung betrachteten, hatte Arkadi keinen Blick für das Phänomen, das die zahllosen Wolkenkratzer des Stadtplaneten in gleißendes Licht tauchte. Er war im Dienst, auf einer Mission, und für solche oder andere Ablenkungen war in seinem Leben kein Platz. Arkadi bewegte sich ruhig und zielsicher durch die Boulevards in den Oberen Ebenen und wählte dabei einen Weg, der ihn an der Menge aus Lebewesen, die dort arbeiteten, einkauften oder einfach nur spazierten, vorbei führte. Wachsam behielt der schlanke, athletische Agent seine Umgebung im Blick, seine kühlen blauen Augen stets auf der Suche nach möglichen Verfolgern oder Gefahren. Er trug unauffällige grau-blaue Zivilkleidung, die problemlos einem der zahllosen Büroangestellten hätte gehören können, die in diesem Bezirk ihre Arbeitsplätze hatten. Von dem wachsamen Blick einmal abgesehen tat Arkadi alles, um dieses Bild zu stärken, er ging beinah gemächlich und hielt in der rechten Hand eine Speise zum Mitnehmen, wie es viele in der Mittagspause taten. Ein zufälliger oder auch nicht zufälliger Beobachter würde ihn für niemand besonderen halten, bloß einer von vielen Bürgern mit alltäglichen Sorgen und Ängsten, jemanden, dessen Sorgen sich um den C-Virus und steigende Mieten drehten, nicht um streng geheime Operationen des NRGD. Die Vorsicht war angebracht, denn trotz aller Bemühungen und der personellen Verstärkung hatte der Geheimdienst noch lange nicht alle Zellen oder Einrichtungen seines imperialen Gegenparts ausgehoben oder ermittelt und nach der erfolgreichen Zerschlagung der Station, die als Tierarztpraxis getarnt gewesen war, in Wahrheit jedoch der weiteren Verbreitung des C-Virus gedient hatte, würde der IGD alarmiert sein und versuchen, weitere Fehlschläge zu vermeiden. Die aktive Observation war nur ein Mittel, das den Mittel, das den Imperialen dabei zur Verfügung stand, wenn nötig würden sie auch nicht zögern, enttarnte Agenten zu töten oder zu entführen und so trug Arkadi einen kompakten, gut verborgenen Holdout-Blaster bei sich, um sich verteidigen zu können und wenn nötig mit einem Schuss dafür zu sorgen, dass die Imperialen nichts mehr aus herausbekommen würden. Getreu seiner Ausbildung wählte Arkadi verschiedene Routen, wechselte die Straßenseite und prüfte unauffällig in Schauwarenfenstern, ob ihm jemand folgte, aber die Luft war rein und so setzte er seinen Marsch zum Hauptquartier des NRGD fort. Das Gebäude war so unauffällig, wie es nur sein konnte, grau und schmucklos und in einem schlichten, funktionalen Design, ein Bürogebäude unter vielen. Auch als Arkadi näher kam, war nichts besonderes zu erkennen, das Logo von Duros Agricultural Imports war so banal, wie Firmenlogos eben waren. Aber Arkadi wusste, dass hinter diesen Mauern das Nervenzentrum des NRGD auf Coruscant lag und das Gebäude in Wahrheit gut gesichert war. Verborgene Kameras und sorgfältig platzierte Sensoren und Störsender sorgten für Rundumüberwächung und bei den Angestellten, die vermeintlich entspannt vor dem Gebäude standen oder auf Parkbänken saßen handelte es um Lebewesen, die darin geschult worden waren, schnell und leise zu töten und wenn nötig jeden Angreifer auszuschalten. Sie verbargen ihre wahre Natur gut, aber als Arkadi an ihnen vorbei ging, konnte er die prüfenden Blicke spüren.

Ein kleines, nicht minder auffälliges Gerät in seiner Tasche wies ihn gegenüber den Sensoren als Mitglied des NRGD aus, als er eintrat und eine normale Sicherheitsschleuse passierte, wie sie bei vielen Firmen üblich war. Überhaupt wirkte alles sehr gewöhnlich, der Empfangsbereich war etwas heller und freundlicher gestaltet, ein Zabrak in der Kleidung eines Hausmeisters reinigte etwas und zwei scheinbar entspannte Sicherheitsleute prüften Arkadi und winkten ihn durch. In Wahrheit war er einem der gründlichsten Scans unterzogen worden, die in der Galaxis möglich waren, und in den Augen der beiden Wachen hatte er den unverkennbaren Blick von Lebewesen erkannt, die ihn notfalls binnen Sekunden ausschalten konnten. Ehemalige Marineinfanterie, vermutete der blonde Agent, trainiert für den Kampf in Gebäuden und urbanem Gebiet. Ruhigen Schrittes ging er zum Empfangsbereich, auf jede Kamera, die er sehen konnte, kamen vermutlich ein dutzend verborgene. Arkadi wurde von einer freundlich lächelnden Empfangsdame begrüßt, einer jungen Twi´lek mit gelber Haut, die ein konservatives Kostüm trug und unter deren Arbeitsstation ohne Zweifel eine Blasterpistole für den Fall der Fälle lag.


„Willkommen bei Duros Agricultural Imports. Haben Sie einen Termin?“

Arkadi nickte und holte einen ID-Chip heraus, der speziell für den NRGD hergestellt worden war und der nun gründlich geprüft wurde.


„Ja. Koro Halos ist mein Name, ich habe um 15:00 Uhr eine Besprechung mit Mr. Lumat. Am Besten gebe ich Ihnen die Terminnummer.“


Die Reihe von Zahlen und Buchstaben, die Arkadi nun nannte, waren sein persönlicher Code, der ihn zusätzlich zu dem Gerät als Agenten des NRGD auswies. Die Empfangsdame tippte einige Sekunden, dann nickte sie freundlich, als eine Botschaft auf ihren Kopfhörern einging.


„Ausgezeichnet, Mr. Halos. Bitte nehmen Sie den Aufzug mit der Nummer drei, Mr. Lumat erwartet Sie bereits. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“

Zufrieden nahm Arkadi seinen ID-Chip wieder entgegen und begab sich zum Aufzug, der ihn in eines der oberen Stockwerte transportierte. Als sich die Türen dort öffneten, war es, als würde er eine andere Welt betreten, zwei Sicherheitsdroiden standen links und rechts Wache und ein Mirialaner in der Uniform des NRGD hob einen Scanner hoch.


„Hallo, Lieutenant Duval. Ihre Waffe und Dienstausweis, bitte.“

Der Mirialaner reichte ihm eine Schale, in die der Agent beides legte, anschließend passierte er eine weitere Sicherheitsschleuse und wurde erneut durchsucht, bevor er in einen Nebenraum geführt und gebeten wurde, sich zu setzen. Arkadi wartete nur kurz, einige Momente später wurde sein Kom-Link aktiviert und er wurde ins Büro von Commander Tacema gerufen. Im Vorzimmer des Geheimdienstoffiziers wurde Arkadi ein letztes Mal durchsucht und dann von einem Balosar in Empfang genommen, der ihm höflich zunickte und dann die Tür öffnete. Arkadi trat ein und straffte seine Haltung, als er vor dem Schreibtisch des großgewachsenen, grünhäutigen Duros Haltung annahm, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und seine blauen Augen konzentriert gerade aus gerichtet. Es war eine Geste des Respekts und des Gehorsams.


„Lieutenant Duval meldet sich wie gerufen, Sir.“


Arkadis Stimme war ruhig und präzise, auch wenn er sich Gedanken darüber machte, warum er zu dem Commander gerufen worden war, der die entscheidende Figur in den Operationen des NRGD auf Coruscant war. Handelte es sich um eine Strafe oder eine Belohnung? Oder einen Test? Er würde es schon bald erfahren.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Sicheres Haus des NRGD (Duros Agricultural Imports | Büro | Lieutenant Arkadi Duval, Commander Gar Tacema (NSC)
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum - bei Markus und Wes, - Alisah und Radan

Die Spannung in der Schülerin stieg rapide an. Sie hatte schon viel überstanden und durch gemacht. Ihre Ausbildung beschränkte sich nicht auf trockene Theorie und simulierte Übungen im Jedi-Tempel mit irgendwelchen gehemmten Übungsdroiden. Nein, sie war unterwegs gewesen, wenn auch nicht eingeladen, mit einem Jedi-Experten, der seinesgleichen suchte. Viel hatte sie sich von dem kampfspezialisierten Jedi-Wächter abgeschaut. Viel von ihm gelernt und sich viele seiner Kniffe angeeignet. Der Schwertkampf-Stil ihres Meisters war nicht nach dem Geschmack der Padawan, damit hatte der Jedi-Meister Recht, doch die Affinität für den Kampf hatte die Alderaanerin bereits jetzt übernommen. Und auch Wes erkannte diese Eigenschaft an. Natürlich kam er nicht umhin zwischen den Zeilen Verfahrenskritik zu üben, denn natürlich konnten sich Geister auch biegen, Verhaltensmuster ändern, Einstellungen und Meinungen verschwimmen. Doch soweit war die Schülerin nicht. Sie konnte die Worte des Jedi-Rates nun in Frage stellen und ihm sagen, dass jeder, egal was er tat, immer nach seiner aktuellen Situation und aus einem Bedürfnis heraus handelte. Für Elise war es im Moment einfach völlig unvorstellbar, dass jemand, der sich einmal dafür entschied den Sith anzugehören, nicht irgendwann wieder zu dieser falschen Ordnung zurückkehrte. Die Fast-Ritterin würde große Wachsamkeit an den Tag legen und es sich unbeschrieben zur Aufgabe machen, größte Vorsicht vor jenen walten zu lassen, die einmal die Frucht vom dunkeln Baum gekostet hatten. Doch es lag der Jedi fern, eine Diskussion anzufangen, nicht mit Wes, nicht jetzt, nicht hier.

"Du hast Recht, Wes. Ich muss noch an vielen Dingen arbeiten und ich weiß, ich bin nich perfekt. Ich will von größtmöglichen Nutzen sein für den Orden, und das kann ich nur, wenn ich meine eigenen Überzeugungen entwickle und daran festhalte. Schwarz und weiß ist oftmals sehr nah beieinander."


Auch diese Antwort war wohl überlegt. Elise hatte nicht vor den Jedi-Rat matt zu setzen, doch eine Ansage war es schon. Sie ließ einen schweren Atemzug aus sich und lockerte die Schultern. Sie hatte gerade einem Jedi-Rat klar gesagt, dass sie Sith-Jedi weiter nicht trauen würde, doch sie würde sie tolerieren und im Laufe der Zeit sicher auch akzeptieren.

"Meine Angst?"

Nicht eine Sekunde musste die Schülerin überlegen, kein Zucken, kein Stirnrunzeln, kein Kopfkratzen.

"Eingesperrt zu sein, wie ein Tier. Nicht gehört und gesehen zu werden."

Kein Wort mehr hatte sie zu dem Thema zu verlieren. Sie sprach nicht darüber, was ihr zugestoßen war, sie schaute nach vorn. Sie fühlte erneut nach dem Schwert, dass sie soeben von ihrem Meister bekommen hatte. Noch immer konnte sie die Ehre nicht recht fassen und erst jetzt trocknete sie die Träne, die ihr fast über die Wange gerannt wäre. Das Heft war so gut im Griff. Doch sie ließ das Schwert am Gürtel. Die Beförderung war noch nicht vorüber und die Anspannung war der Schülerin allmählich in den Augen anzusehen. Das Thema Angst hatte sie zugegebenermaßen nicht erwartet. Wehmütig schaute sie zu ihrem Meister, der bald nicht mehr ihr Meister war. Zumindest nicht direkt. Mark würde immer Elis Mentor bleiben, derjenige, der ihrem Leben im Orden Form und Sinn gab. Erneut atmete sie schwer und verschränkte wieder die Hände hinter dem Rücken. Sie musste sich anstrengen die Spannung auszuhalten und die Fassung zu bewahren. Was sie nicht wollte, war ein emotionaler Ausbruch, denn sie wusste, dass Mark kein Mensch war, der Gefühle sonderlich offen zeigte.

Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum - bei Markus und Wes, - Alisah und Radan
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Empress of Blades, Lounge]- Cris, Noa, Ray

Er redete Ray also zu viel rein, vertraute ihr nicht, kaute ihr alles vor und nahm ihr damit die Chance, selbstständig zu werden. Ehrlicherweise hatte Cris mit dieser Antwort von Noa nicht gerechnet, hatte er doch eher das Gefühl, als ließe er sich von seiner Tochter ziemlich auf der Nase rumtanzen – sogar auf den Rücksitz des Gleiters verbannen – ohne sich dabei wirklich durchzusetzen.

„Hm“, machte er erst einmal, um Zeit zu gewinnen, ehe er einen Schluck aus seinem Glas Lomin Ale nahm, das er sich und Noa eingeschenkt hatte.

War an Noas Worten vielleicht etwas dran? Immerhin hatte Lorraine den Großteil ihres bisherigen Lebens in einem Waisenhaus verbracht – dort musste ein strenges Regiment geherrscht haben, strikte Regeln, Ruhezeiten, wenig Freiraum. Wenn sie also etwas in ihrem Leben zuhauf gehabt hatte, dann war es Disziplin. Ganz anders Freiheit. Konnte es da wirklich schaden, vorzugehen, wie Noa es empfahl? Vermutlich wusste Ray selbst ganz genau, wann es an der Zeit war, ins Bett zu gehen. Und was, wenn nicht? Dann war sie morgen vielleicht ein wenig müde, würde aber vermutlich sehr wohl merken, woran das gelegen hatte.

„Hm“, machte er noch einmal und genehmigte sich einen weiteren Schluck, während aus der Richtung des Dejarik-Tisches Rays helle Stimme zu hören war, als sie sich gerade über einen Zug von R6 aufzuregen schien, den sie als unfair empfand. Was hatte Noa gesagt? Sie und ihre Schwester hatten einander unterstützt. Nur leider hatte Ray keine Schwester und keinen Bruder…

„Wahrscheinlich hast du Recht“, gestand er schließlich mit einem Seufzer und zuckte reuig mit den Achseln.

„Wie immer. Ein toller Vater bin ich.“

Er stellte sein Glas an der Bar ab und stellte sich dann hinter Noa, um seine Hände an ihre Taille zu legen und ihr einen sanften Kuss in den Nacken zu drücken.

„Weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dass du jetzt bei mir bist… bei uns…?“, raunte er ihr ins Ohr und lächelte.

„Ich glaube, es tut ihr richtig gut, dass du da bist… mit dir kann sie über Dinge reden, die sie mir gegenüber nie ansprechen würde. Entweder, weil ich zu uncool bin, oder weil es Dinge sind… na ja… über die man mit seinem Vater nicht redet.“

Er war sich nicht ganz sicher, ob er Noa mit diesen Worten nicht womöglich zu sehr unter Druck setzen. Er wollte sie nicht dazu zwingen, eine Art Mutterersatz für Ray zu sein, doch er wollte ihr zeigen, dass sie Teil seiner kleinen Familie sein konnte, so wie er Teil ihrer größeren Familie sein wollte.

„Und ich… nun, wie gut du mir tust, darüber muss man keine Worte mehr verlieren, oder?“

Zärtlich küsste er ihre Schulter.

„Ich liebe dich, Noa.“

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Empress of Blades, Lounge]- Cris, Noa, Ray
 
Coruscant – Jedi-Tempel - abgelegener Trainingsraum, mit Ian

Irritiert blickte Eowyn Ian an. Was andere über sie dachten sollte keine Rolle spielen? Wie kam er nun darauf? Hat es mich jemals interessiert, was anderee von mir dachten? Wie kommst du darauf? Ian musste doch wissen, dass so etwas für sie nicht wichtig war. Wenn es sie kümmern würde, wie sie vor anderen dastünde... sie wäre nicht mit Ian zusammen, sie wäre keine Schatten, sie würde um jeden Preis Padawane ausbilden, sie würde sich anbiedern, um baldmöglichst eine Rätin zu werden... es gäbe noch zig Punkte, die sie aufzählen konnte, aber vor allem verestand sie nicht, wie Ian jetzt darauf kam.
Im nächsten Punkt hatte er allerdings Recht. Wie man sich selbst sah, das wusste Eowyn, stimmte nicht zwangsläufig mit der Realität überein... aber was die Realität war, das war nur schwer zu erkennen. Und auch nicht immer für die, die einem nahestanden.
Ich weiß, murmelte sie daher nur - ob sie sich wirklich zu streng sah? Sie wusste es nicht. Möglich... aber auch nicht...
Eine Bombe? Beschrieb Ian sie oder besser ihre Gefühle da gerade als eine tickende Zeitbombe? Eowyn öffnete den Mund, um ihm vehement zu widersprechen, schloss ihn dann aber abrupt wieder. Was nutzte das... Was nutzte das alles. Sie war aktuell kein bisschen in der Lage, um zu reflektieren, noch weniger als sonst. Eigentlich hatte sie gehofft, Ian würde es einsehen, hatte sie ihm doch vorhin im Zimmer offenbart, wie es in ihr aussah, aber vielleicht hatte er es längst vergessen... oder hielt sie für stark genug, all das zu verarbeiten. Jetzt. An einem solchen Tag. Dann überschätzte er sie gewaltig.

Sie hatte ihre Gefühle in den letzten Wochen laufen lassen, aber das hatte sie nur dazu geführt, dass sie Ian wieder und wieder verletzt hatte. Wusste er das etwa nicht mehr? Wie konnte er das vergessen? Schon auf Va'art war ihr das mehrfach gelungen. Ihre Gefühle waren unberechenbar, wenn sie sie laufen ließ. Daher gab es nur die Möglichkeit, sie nicht an die Oberfläche kommen zu lassen, sie nicht zu akzeptieren. Sie fortzuatmen.

Sie zwang sich dann zu einem Lächeln.
Vielleicht, ja. Wer wusste das schon. Vielleicht gab es irgendwann eine Idee, einen Weg, wie Ian sie unterstützen konnte - auch wenn Eowyn es momentan nicht glaubte. Ohnehin... alles war nur eine Frage der Zeit. Vielleicht erledigte sich all das irgendwann bald von selbst.
Und doch... sie würde da alleine durchmüssen. Ian hatte schon auf so vielen Wegen versucht, ihr zu helfen, und keiner hatte etwas genutzt. Es lag an ihr, einen Weg zu finden und eine Richtung, eine Art, wie sie damit umgehen konnte. Es war nicht Ians Sache. Nicht seine Verantwortung. Und auch nicht die von irgendjemand anderem - es war nur die ihre.
Langsam, behutsam, näherte sich ihr Ians Hand, und Eowyn ließ es geschehen. Vielleicht half etwas Nähe in dieser abstrusen Situation. Sie fühlte sich, als hätten sie gestritten - und dabei hatten sie es nicht. Sie hatten nur Worte ausgetauscht, in angemessenem, erwachsenem Tonfall. Warum aber fühlte sich das alles dennoch so seltsam an? Vielleicht, weil dieser Tag insgesamt seltsam war. Er war seltsam, ermüdend, erschöpfend... und wenn Eowyn könnte, dann würde sie die Zeit zurückdrehen, sich selbst davor warnen, den alten Meditationsraum zu betreten... Ian holte sie zurück in die Gegenwart, und Eowyn lächelte schwach.

Vielleicht. Mehr war dazu nicht zu sagen - denn ob es ein nächstes Training geben würde? Es würde sich zeigen. Es würde sich alles zeigen... Auch, wie der Rat weiter mit Duval vorgehen würde. Wenn Ian dessen Vorgehen meldete... Als Verbindungsoffizier würde er sicher nicht mehr akzeptiert werden. Aber sonst? Die Jedi hatten keinen Einfluss auf den NRGD. Es gab kaum Aussicht darauf, dass er aus dem Verkehr gezogen wurde, und selbst wenn... wenn er nicht alleine arbeitete, wenn das alles nicht nur seine Idee gewesen war, sondern auf größerem fußte... Es gab noch viel zu tun. Eowyn musste Vorkehrungen treffen, und das so bald wie möglich. Es wurde Zeit, ein paar Kontakte zu erneuern.
Aber... noch saß sie hier, mit Ian. Der müde aussah, müde und ein wenig... zurückhaltend? Als würde er... als würde viel in ihm arbeiten. Kein Wunder... der Agent hatte auch ihn heute aufgesucht. Wobei Eowyn befürchtete, dass Ians Gedanken eher ihr galten als diesem blonden Gort.


Sie sah ihn an, ihre eigene erschöpfte Miene wurde etwas sorgenvoller. Was nun?, stellte sie die Frage, die in ihrem Kopf herumschwirrte. Sie konnten nichts anderes tun als zu warten, bis Wes sich endlich meldete... Wo steckte er? Ich meine... sie machte eine wegwerfende Handbewegung, duschen, klar. Als hätte sie heute nicht schon zwei Mal... Aber dann? Er hatte sie etwas fragen wollen, vorhin. Aber irgendetwas sagte ihr, dass er es jetzt nicht wiederholen würde. Die Stimmung war eine so andere als vorhin. Aber ihre eigenen Gedanken waren momentan... so leer, und gleichzeitig so voll. Sie bestanden nur aus Duval, aus diesem Kampf, aus ihren Ängsten, aus dem schmierigen Duval, aus ihrer Zukunft, aus Ians Zukunft, aus diesem schmierigen, ekelhaften Duval, aus der Zukunft der Jedi, aus ihren Problemen... aber gleichzeitig war es, als könne sie keinen klaren Gedanken fassen. Als wüsste sie nicht, wie man nachdachte. Als wäre sie... zu dumm dafür. Es würde besser werden, dessen war sich Eowyn sicher. Aber momentan... war es schwer.
Sie legte ihrerseits sachte eine Hand auf Ians.
Willst du dich etwas ausruhen? Brauchst du... Sie zögerte kurz. Brauchst du etwas Zeit für dich, soll ich dich alleine lassen? Schließlich... Eowyn konnte ihm beinahe ansehen, wie er in seinen Gedanken kreiste. Das hier war nicht nur für sie nicht einfach.

Coruscant – Jedi-Tempel - abgelegener Trainingsraum, mit Ian
 
Kernwelten | Corusca-Sektor | Coruscant | Eisenheim | Cockpit - Etara, Spectre




Spectre hatte wurde völlig überraschend von Etara überfallen und in den Kuss gezogen. Dabei kochte die ehemalige Agentin bereits innerlich und das die Schmugglerin das ganze einfach überspielte war der Gipfel.


Während Etara noch die Sprechanlage aktivierte straffte sich die Haltung der Agentin, die die Pilotin plötzlich anbaffte:



„Wann hast du den Teil der ‚Kleidung‘ verloren? Weißt du was? DU bist … Aaahhhh!!!“



Ja so musste es sein. Etara war einfach nicht in der Lage eine ernste Beziehung zu führen und es war ja auch besser so! Schließlich war Spectre ja nicht ungefährlich. Die Geschichte mit dem Wärter war eben nicht einer anderen Agentin passiert, sondern ihr! Aber das musste ja niemand wissen. Andererseits mochte sie Etara und die gemeinsame Zeit war schön gewesen. Sie biss sich auf die Lippen und Tränen schossen in die Augen. Etara wollte sie also nicht wirklich, das war so offensichtlich!



„Von mir aus schlaf doch mit jedem Hutten der Galaxie!“



Damit drehte sie sich um und rannte aus dem Cockpit. Aber in dem Schiff gab es keinen Ort, an dem sie sein wollte. Ihr Geist spielte ihr wieder etwas vor, wie auf The Wheel! Also nahm sie den einzigen Weg, den sie konnte, raus aus dem Schiff. Sie rannte die Gänge entlang, ihre Schritte hallten auf dem vergitterten Boden aus Durastahl.


Noch eine Biegung, da war der Schalter. Sie spürte bereits das würgende Gefühl und ihr Magen zog sich zusammen.


Die Rampe öffnete sich langsam, viel zu langsam. Natürlich würde Etara gleich hinterherkommen und versuchen alles zu erklären. Was gab es da zu erklären? War nicht genug Etara für alle da? Hatte sie es ihr nicht sogar gesagt? Specte hatte ja die hübsche Schmugglerin mit Mol erwischt... wenn sie später gekommen wäre....jetzt machte das alles einen Sinn!


Wütend schlug sie mit der Faust gegen die Wand. Die Luke war fast ganz geöffnet als sie glaubte Schritte zu hören. Ohne nach hinten zu sehen sprang sie den letzten Meter nach unten, wo bereits ein Frachtarbeiter wartet.


„Die Frau Kaptain wird sich schon um alle ihre Bedürfnisse kümmern.“


Fuhr sie den Bothaner eisig an der gerade etwas sagen wollte. Dann war sie auch schon vorbei. Ein paar Meter weiter musste sie stehen bleiben und erst einmal nach Luft schnappen. Ihr Kehle zog sich immer weiter zu und sie war froh die Eisenheim mit den beengten Räumen hinter sich zu haben.





Kernwelten | Corusca-Sektor | Coruscant | Landplattform - Spectre
 
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Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – diverse NPCs, Okin, Talery, Bailee und Brianna

Brianna war nun wirklich keine Echani, die sich groß für Technik interessierte. Diese hatte formschön und intuitiv zu bedienen zu sein – wenn es eine Einweisung brauchte, hatte es sein Designziel eigentlich schon verfehlt. Bailees Erklärung zufolge war das technische Ungetüm eine Art Universalscanner für alles und wohl ein schon ausgereiftes, aber noch nicht veraltetes Modell. Dass man den Finger nicht in Scharniere oder ganz allgemein bewegliche Teile stellte, war selbstverständlich und bei allen Erklärungen, die darüber hinausgingen, stieg Brianna geistig ohnehin aus.

Okin schien ebenfalls nicht gerade Lust darauf zu haben, jetzt auf die Schnelle ein Ingenieursstudium zu absolvieren, um das Bazillometer bedienen zu können und hoffte in dem Fall dasselbe wie Brianna, die sich etwas Schöneres vorstellen konnte, als ständig ausgerechnet auf Okins Hilfe angewiesen zu sein, wenn sie eine Analyse brauchte.


»Das ist es bestimmt,«

Beschwichtigte sie ihn daher, ohne auch nur den leisesten Hinweis darauf zu haben, dass dies tatsächlich der Fall sei.

»Anderenfalls lassen wir uns einen Astromech kommen. Das Ding hat doch eine Droidenschnittstelle?«

Alvaba war das glatte Gegenteil von Brianna. Die grünhäutige Jedi-Meisterin hing geradezu an Bailees Lippen und schien jedes Wort der Nautolanerin förmlich aufzusaugen. Der einzige Teil, mit dem Brianna was anfangen konnte, weil anschaulich genug, war wie man Messobjekte auf bzw. in das Bazillometer legte.


»Tatsächlich bin ich hier die einzige, die einen 250-Kilo-Patienten da drauf legen kann, vielleicht noch Brena,«

Lautete der furchtbar hilfreiche Wortbeitrag der Echani.

»Aber was machen wir, wenn wir einen Hutten kriegen? Auch Houks oder Whiphiden hatten wir schon, die über der Grenze gewesen wären.«

Alvaba hatte dagegen sinnvollere Fragen auf Lager, das musste auch Brianna zugeben.


»Selbstverständlich können wir auch eigene Erreger in der Datenbank speichern? Was wir gerne tun möchten ist das Genom von verschiedenen Virusproben mit einer Referenz vergleichen.«

Danach wurde es der Silberhaarigen endgültig zu technisch. Sie konnte nur staunend zu Bailee und ihrer Vorgängerin als Schichtleiterin sehen, die völlig bei der Sache schien. Das einzige, was Brianna verstand war ›systematischer Betrug ab Werk‹, der anscheinend normal zu sein schien. Naja, mit den Updates durfte sich so wirklich Okin herumschlagen, der dann den Kopf gewaschen bekäme, wenn etwas anschließend nicht mehr funktionierte.


»Das beste wäre, wenn du einfach hierbleiben würdest.«


Unvermittelt gab es eine Pause in Bailees technischer Litanei. Sekundenlang starrte die Nautolanerin die Tür an, als Brianna plötzlich spürte, dass draußen einer der Patienten gestorben war. Wahrscheinlich jener ältere Mensch, bei dem die ersten Behandlungen nicht gut angeschlagen hatten, dachte sie, und erwiderte Bailees traurigen Blick. Man stumpfte auf Coruscant zwar sehr schnell ab, aber kalt ließ es eine trotzdem nie.

»Anderenfalls wird es keine Rolle mehr spielen, ob das Bazillometer nun fünf oder zehn Jahre hält,«

Erwiderte die Jedi-Ritterin düster.


»Oft kommt es nicht mehr vor, dass ein Patient trotz Behandlung stirbt, aber es kommt leider vor. Entschuldige mich mal kurz.«

Brianna hatte eine Idee. Sie eilte durch die Tür und schnappte sich im Vorbeigehen eine leere Spritze. Ein wenig makaber war es ja schon, dem toten Menschen (ja, sie hatte recht gehabt) damit noch zu malträtieren. Außerdem gab sie sich normalerweise nicht mit derart manuellen Tätigkeiten ab, doch was tat man nicht alles für die Wissenschaft?

Während sie eine Spritze voll Blut abzog, wurde der silberhaarigen Echani erst bewusst, wie merkwürdig sich Bailee gerade benommen hatte. Sie hatte die Tür angesehen, sekundenlang, als hätte sie gewusst, dass gleich etwas passieren würde. Aber das war nicht möglich! Oder doch…? Die förmlich in der Macht knisternde Spannung zwischen ihr und Ruam, dessen Patient es gewesen war, riss sie aus den Gedanken. Der Mon Calamari war nicht gerade begeistert darüber, dass seine neue Chefin nach diesem sofort zur Stelle gewesen war.

Egal, Brianna hatte, was sie wollte. Sie kehrte ins Labor zurück und drückte die Spritze gleich Okin in die Hand. Das Bazillometer hatte gefälligst auch eine Halterung für Spritzen zu haben!


»Das ist das Blut von dem Mann, Okin. Wir müssen herausfinden, warum die Therapie nicht anschlug, ob das Virus etwas besonderes ist, oder das Genom des Patienten.«

»Und wenn du schon dabei bist, kannst du anschließend eine ganz spezielle Probe analysieren, die wir heute Morgen bekommen haben,«


Hakte Alvaba ein und füllte ein wenig vom Inhalt eines der erbeuteten Reagenzgläser in ein frisches. Das, wovon Janson behauptet hatte, dass der imperiale Geheimdienst es einem der ihren verabreicht hatte. Es war offensichtlich, worauf die Jedi-Meisterin hinauswollte. Aber es gab eine weitere wichtige Frage zu klären – Bailee. Brianna begab sich zu ihr.

»Sag' mal, wusstest du, dass gleich etwas passieren würde, als du eben die Tür ansahst?«


Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – diverse NPCs, Okin, Talery, Bailee und Brianna
 
[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | Eisenheim | Cockpit | Etara, Spectre, im Rest des Schiffes: Mol, Sia´ku, AGI

Die strenge, penible und zeitraubende Kontrolle durch die Sechste Flotte der Neuen Republik war überstanden und trotz ihres nach wie vor fragwürdigen Zustands war die „Eisenheim“ sicher in einem Hangar in den Oberen Ebenen Coruscants gelandet, der Stadtplanet mit seinem schier endlosen Meer aus Hochhäusern stand der Crew des Frachters offen. Eigentlich wäre alles perfekt und Etara hätte sich, zufrieden mit ihrem Anteil an diesem Erfolg, ihres Daseins freuen und den Adrenalinrausch auf angenehme Weise abbauen können. Eigentlich, denn etwas war ganz und gar nicht in Ordnung, und das betraf die Schmugglerin und Spectre. Schon als Etara ihre Freundin an sich gezogen und geküsst hatte, war ihr aufgefallen, dass es ein Problem gab. Im ersten Moment hatte die Blauhäutige gedacht, dass die andere Chiss vielleicht einfach nur noch etwas nervös war, die Kontrolle war ziemlich nervenaufreibend gewesen, und so machte Etara Anstalten, das Interkom zu aktivieren und der ehemaligen Imperialen ein wenig Luft zu lassen, damit sie sich beruhigen konnte. Doch wie sich herausstellte hatte Spectres Anspannung nichts mit der Kontrolle zu tun, sondern mit einem kleinen Stück Stoff, das eine für seine Größe ausgesprochen disproportionale Konsequenz mit sich brachte, wütend und verletzt schrie die ehemalige Attentäterin Etara an und wollte wissen, wo und wohl vor allem bei welcher Tätigkeit sie dieses Kleidungsstück verloren hatte, aber sie schien die Antwort bereits zu kennen und der Zorn darüber stand ihr ins Gesicht geschrieben und mischte sich mit Tränen, bei denen Etara nicht sagen konnte, ob sie aus Wut oder aus Kummer über die Wangen der anderen Frau rannen, wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Angesichts der harschen Worte zuckte Etara zusammen und sie starrte Spectre aus weit aufgerissenen roten Augen an, innerlich verfluchend, dass ihr kleines, im Grunde harmloses Techtelmechtel mit Mol so ans Tageslicht kam und solche Schwierigkeiten verursachte. Abwehrend und beschwichtigend hob die hübsche Kriminelle die Hände und setzte zu einer Erklärung an, doch ihre Freundin wollte davon nichts wissen, rief schneidend, dass Etara doch mit jedem Hutten der Galaxis schlafen sollte, und stürmte aus dem Cockpit. Reflexhaft stand Etara auf und wollte sie aufhalten, doch zum einen war Spectre verdammt schnell, zum anderen leuchtete ungünstigerweise eine grüne Anzeige auf der Cockpitkonsole und das hieß, dass zumindest der letzte Teil im ganzen Schiff zu hören gewesen war. Einen Moment zögerte die Schmugglerin, dann räusperte sie sich und versuchte, ruhig zu klingen.

„Ah...kein Grund zur Beunruhigung, hier liegt ein Missverständnis vor. Wir können den Schiffswechsel planmäßig durchführen.“


Gab sie durch und hoffte inständig, dass Mallory ihr für diesen Zwischenfall nicht den Hintern aufreißen würde. Hastig deaktivierte Etara das Interkom und stand einen Moment vollkommen unschlüssig da, bevor sie sich aufraffte und Spectre hinterher eilte, bevor die noch etwas Dummes tat. Das Herz der Schmugglerin schlug vor Sorge wie verrückt und sie fühlte sich elend, aber sie musste das unbedingt klären und verhindern, dass es noch schlimmer wurde. Ihre hektischen Schritte trugen sie rasch durch die Gänge der „Eisenheim“, sie konnte hören, wie Spectre in Richtung Laderampe unterwegs war.


Spec, warte! Bitte warte!“


Rief Etara ihr hinterher und wusste nicht, ob ihre Freundin sie hören konnte oder wollte. Ein dumpfer Schlag erklang und Etara vernahm das Surren der sich senkenden Laderampe. Mit etwas Glück würde sie die andere Chiss noch erwischen, bevor diese den Frachter verlassen konnte, doch die ehemalige Imperiale war ihr einen entscheidenden Schritt voraus und als Etara außer Atem um die Ecke bog, konnte sie gerade noch sehen, wie Spectre von der fast ganz nach unten gesenkte Rampe sprang. Etara stockte der Atem und sie fürchtete schon das Geräusch von brechenden Knochen, doch zum Glück war die Rampe nicht mehr weit über dem Boden gewesen. Etara rannte weiter, die Rampe hinunter, und sie konnte Spectre in der Ferne entdecken. Vielleicht hätte sie sie sogar noch gleich eingeholt, wenn sich nicht ein sichtlich indignierter Bothaner in der Uniform eines Frachtarbeiters ihr in den Weg gestellt hätte, das Fell des kleine Nichtmensch war aufgestellt vor Aufregung.


„Hey! Sie können hier nicht einfach von Bord rennen! Ich will sofort den Captain sprechen, sonst rufe ich den Sicherheitsdienst.“

Ein Teil von Etara wollte den Frachtarbeiter einfach über den Haufen rennen, aber die rationale Komponente ihres Verstands übernahm die Kontrolle und widerwillig hielt sie an, sah nervös Spectre hinterher, die sich immer weiter entfernte, und hastig drückte sie dem Bothaner ihr Datapad in die Hände, auf dem Crewliste und Frachtmanifest gespeichert waren.


„Da, nehmen Sie! Ich bin der Captain, da steht alles drin, was Sie brauchen. Ich muss jetzt weiter!“


Ihre Stimme war angespannt und nervös und jede Sekunde war eine zu viel, der Bothaner rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf.


„Schön, von mir aus. Aber Sie kommen zurück und bestätigen mir die Angaben mit einer Unterschrift hier, hier und...hey, das ist wirklich unhöflich, ich rede mit Ihnen...“

Etara ignorierte den kleinen Nichtmenschen beflissen, sie nickte bloß und eilte dann weiter. Wo war Spectre nur? Sie hatte gesehen, wie die andere Chiss um ein parkendes Schiff gerannt war, irgendwo da musste sie sein. Die Schmugglerin lief weiter und endlich entdeckte sie ihre Freundin, die sich schwer atmend an eine Wand stützte. Etara fiel ein Stein vom Herzen, aber nur einen Moment später wurden ihre Schritte langsamer, zögerlicher. Was sollte sie sagen? Und wie? Wenn es früher solche Situationen gegeben hatte, war es für die junge Chiss kein Problem gewesen, eine elegante Lösung zu finden, oft genug stellte sich heraus, dass man auch ganz gut teilen konnte und wenn sich Etara auf eine Art Beziehung eingelassen hatte, dann waren diese so locker und offen gewesen, dass Eifersucht darin nicht vorgekommen war. Aber das hier war anders und es würde keine leichte Lösung mit einem lockeren Spruch vom Himmel fallen. Verdammt, was sollte sie tun? Um Zeit zu gewinnen und ihre rasenden Gedanken zu ordnen hob Etara die Hände, wie um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war, und sie blieb einige Meter von Spectre entfernt stehen. Die Stimme der Schmugglerin war unsicher und leise, mit einem fast schon flehenden Unterton.


„Bitte...lauf...lauf nicht weg, okay? Ich bleibe einfach hier stehen und...und rede, einverstanden? Hör mir...hör bitte zu und dann...dann kannst du entscheiden, was du machen willst, ich werde alles akzeptieren. Aber bitte gib mir die Chance, mich zu erklären. Bitte.“


Wenigstens lief Spectre nicht sofort weg, aber so ergab sich für Etara das Problem, dass sie eine sehr komplizierte und emotionale Situation in Worte fassen musste und sie einfach keinerlei Erfahrung damit hatte, wie man so etwas tat. Die billigen Holodramen, die sie als Teenager angesehen hatte, waren wohl kaum ein geeigneter Leitfaden für ein solches Gespräch, und Etara fühlte sich so, als wäre ihr Kopf leer und als würden ihre Worte im Hals stecken bleiben. Was sollte sie sagen? Die Chiss wollte nicht, dass ihre Freundin fort lief. Wäre es besser gewesen, es nie bei ihr versucht zu haben? Etara war einfach nicht der Typ für eine feste, monogame Beziehung ohne Freiräume, war es so? Vermutlich hatte sie sich selbst belogen, hatte gehofft, dass Spectre akzeptieren würde, dass sie ihren Spaß brauchte, ohne deswegen die andere Blauhäutige weniger zu...ja, was eigentlich? Zu mögen? Zu begehren? Zu...lieben? Etaras Augen wurden feucht und ihre Stimme zitterte, als sie hilflos mit den Schultern zuckte.


„Ich...hab keinen verdammten Plan, was ich sagen soll. Das ist das erste Mal, dass...nein, ich will es versuchen, ich will es versuchen. Also...ich kann verstehen, dass du wütend bist, und...verletzt. Das wollte ich nicht, ich wollte dir nie, nie weh tun. Als ich und Mol...nun, du weißt schon, da...da dachte ich, dass aus dir und mir nichts...nichts werden würde. Du hattest zwar Interesse gezeigt, aber es fiel dir so schwer und du warst dir nicht sicher und ich...ich wollte ein wenig Spaß, dachte mir, da wir nicht...also, zusammen waren, wäre das kein Problem. Ich schwöre dir hoch und heilig, es war nur einmal und nur bevor...bevor wir zusammen waren. Danach war nichts, weder mit Mol noch mit jemand anderem. Das schwöre ich dir, Spec.“


Jedes Wort fiel Etara schwer und fühlte sich so an, als würde sie einen Stein einen Hügel herauf rollen. Niedergeschlagen sank die Chiss förmlich in sich zusammen und sie musste sich auf den Boden setzen, die junge Frau vergrub ihren Kopf zwischen ihren Armen, ihre Worte waren leise.


„Du...du bist mir wichtig. Wichtiger als je irgendjemand zuvor und ich...ich hätte mehr Rücksicht nehmen sollen. Das ist alles so neu für dich und ich war so...ich wollte dir das sagen, mit Mol, aber ich fand nicht den Mut und den richtigen Zeitpunkt und wie du merkst, auch nicht die richtigen Worte. Das mit dir, das ist auch für mich was...was neues, und es ist wunderschön. Ich habe versucht, mich...anzupassen...aber...aber...vielleicht bin ich einfach nicht...es tut mir leid. Es tut mir leid, Spec. Kannst du...mir verzeihen? Ich mag dich. Sehr. Wenn du nicht willst, dass es neben dir noch andere gibt, obwohl du dich davon nie, nie bedroht fühlen müsstest, dann...dann werde ich mich daran halten, so schwer es mir auch fallen mag. Für dich.“


Die Schmugglerin wischte ihre Wangen ab, denn ihre Worte waren von einem leisen Schluchzen begleitet gewesen, und vorsichtig hob sie den Kopf und sah Spectre aus ihren roten Augen an, hoffnungsvoll und zugleich ängstlich.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | bei einem geparkten Schiff | Etara, Spectre
 
[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva

Vielleicht war es die Art und Weise der Zabrak, vielleicht aber auch einfach nur das erneute begraben der Frustration und des Schmerzes unter einer großen Menge von Neuem Enthusiasmus, gemischt mit einer gehörigen Portion Skepsis. Es war nicht so das all das weg war, Ganner war mittlerweile einfach gut darin geworden seinen persönlichen Schmerz hinten an zu stellen. Nach außen hin alles zu verbergen und weiterhin der freundliche hilfsbereite Reisende bleiben, was hinter der Fassade passierte hatte einfach niemanden zu interessieren.

"Ach lassen wir das mit irgendwelchen Weisen Alten Ordensmitgliedern... am Ende versuchen die noch mich zu bekehren und dann muss ich auch diese viel zu langen und weiten Roben tragen. Die Aussicht darauf ein Baguette zu werden klingt nicht wirklich verlockend. Man schmeckt nur frisch aus dem Ofen..."

Das lächeln war wieder da, leicht provokant, nicht das es wirklich von Herzen kam, aber wenn man sich selbst nur doll genug einredete das alles gut war, dann war es das auch... zumindest für eine Zeit lang. Es würde ihn die nächsten Wochen in jeder seiner Nächte verfolgen... die Zeiten des Tages an denen man etwas tun, sich mit etwas beschäftigen konnte, halfen der Verdrängung, Nachts jedoch, alleine in einem leeren Zimmer, war es als würde jemand einem einen Dolch mitten in die Eingeweide rammen und danach genüsslich mit der anstehenden Folter beginnen. Es gab kein entrinnen aus dem eigenen Kopf, keine Möglichkeit sich zu wehren, wenn dein größter Feind, deine größte Angst sich in deinen Gedanken befindet. Doch bis es wieder dazu kommen sollte dass Ganner einen solchen Kampf auszufechten hatte, galt es jetzt erstmal diese eigenartige Nimm-deine-Umgebung-ohne-Augen-wahr-Übung zu meistern. Besser noch, es galt der Zabrak zu zeigen, dass sich das alles eben doch rationalisieren ließ.

"Jetzt bin ich ja mal gespannt wie du mich hier erleuchten möchtest. Was ich sehe... den Roben nach zu urteilen Jedi, ein paar Droiden, einen Haufen Schiff und viel Durastahl. Einer der Jedi hat Streit mit einem anderen, seine Mimik wirkt aufgebracht, der andere gestikuliert etwas mehr als er müsste... obwohl das bei Rodianern durchaus normal sein könnte und einer der Droiden hat ein leicht defektes Gelenk, das klicken wenn er geht ist ein Zeichen dafür. Ist jetzt keine große Kunst das zu erfassen. Aber gut jetzt mit Augen zu..."

Er schloss die Augen, noch immer mit der Einstellung, dass diese ganze Sache irgendwo fruchtlos war. Das Klicken des Droiden nam er noch immer deutlich war, wenn man wusste worauf man hören musste war der Fehler einfach zu identifizieren und diese Konversation der beiden Jedi über irgendeine Philosophie war auch absolut fruchtlos, keiner der beiden hatte recht. Einfach so die Behauptung aufzustellen, ein Imperiales Leben wäre eher zu verschmerzen als ein Republikanisches... zu kurz gedacht, zudem hätte er eine solche Aussage einem Jedi nicht zugetraut. Viel interessanter war da schon diese eine schicke Brünette mit den Unterlagen über die neu eingetroffenen Schiffe... selbst in Robe...

"Das Klicken des Roboters ist noch immer nicht zu überhören, zudem ist die Diskussion deiner beiden Ordensbrüder über den Wert von Menschenleben absolut sinnlos... wer noch nie auf einem Schlachtfeld gestanden hat sollte so etwas garnicht..."

Weibliche Jedi... braune Haare... woher wusste er das? Sie musste ihm aufgefallen sein als er sich im Raumhafen umgesehen hatte, aber die Sache mit den Papieren... sie hatte etwas gemurmelt hatte aufgebracht gewirkt, Schiffslisten stimmten nicht mit den verfügbaren Bordcomputereinträgen übereinander. Die allgemein vorherrschende Unruhe und eine schleichende Unsicherheit ließ ihn seine Augen öffnen. Als ob er einen Geist gesehen hätte sprintete er los, der Jedi in Robe hinterher um wenigstens einen Blick auf die Papiere zu erhaschen. Zu seinem Glück ließ sie das Datapad auf einem Stapel Kisten liegen bevor sie eines der Schiffe betrat. Ein kleiner Schock durchfuhr Ganner als er ungläubig auf die Liste blickte sich umwandte und langsam den Weg zurück zu Siva antrat, die Stirn in Falten gelegt, nachdenklich und zum ersten Mal nicht skeptisch sondern einfach nur... still...

[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva
 
Es machte keinen Sinn, weiter mit ihr zu sprechen. Ihr Blick, der erneut irritiert war, sprach Bände und war eigentlich ein sicheres Zeichen dafür, dass er nun unbedingt aufhören sollte irgendetwas zu sagen, was sich weiter um Eowyn und ihren Selbstwert oder etwas anderes rankte, das um ihr Gefühlsleben ging. Das einzige was er anderenfalls erreichen würde, war erneut Unverständnis in ihr zu erwecken und am Ende gelangten sie an den Punkt, an den sie beide nicht wollten: Streit. Dabei stand Ian selbst überhaupt nicht der Sinn danach, einen Streit vom Zaun zu brechen oder eine Diskussion. Das einzige, was er sich gewünscht hätte, wäre etwas zu sagen, was in irgendeiner Weise hilfreich gewesen wäre. Aber er hatte früh gelernt, dass Reden manchmal Silber und schweigen manchmal Gold war. "Ich habe mich falsch ausgedrückt," sagte er dann, bemühte sich, möglichst beschwichtigend zu klingen. Eine andere, ehrliche, ernsthafte Antwort wollte er hierauf nicht geben. In Wirklichkeit glaubte Ian ihr zwar, dass es ihr in Teilen wirklich nichts ausmachte, was andere über sie dachten. Auf der anderen Seite hingegen glaubte er auch das Gegenteil. Weshalb sonst sprach sie mit keinem anderen Jedi über ihre Sorgen, wenn es nicht ihre Angst war, die sie davon abhielt? Ihre Angst, vielleicht nicht nur von sich selbst, sondern auch von einem anderen als untaugliche Jedi eingestuft zu werden. Vielleicht aber war das einfach zuviel der Interpretation. Sehr sicher aber war es besser, diese Gedanken nicht laut auszusprechen.

Immerhin, ein kurzes Zugeständnis kam, als sie ihn darin bestätigte, dass man selbst ebenfalls über sich urteilte und dieses Urteil sehr anders ausfallen konnte - hart und streng im Vergleich.

Der Vergleich mit der Bombe, hätte jene wohl beinahe zur Explosion gebracht, doch Eowyn hielt sich zurück und wenn er ihren Gesichtsausdruck richtig las, fiel ihr das alles andere als leicht. Ihr Blick und sein Schweigen sagten genug. Thema beendet.

Vielleicht. Sollte dieses Wort zu ihrem gemeinsamen neuen Lieblingswort werden? Vielleicht hatte er das Training falsch begonnen. Vielleicht hätte er das Training niemals vorschlagen sollen. Vielleicht war es besser, wenn sie über ihre Ängste sprach. Vielleicht war es besser, wenn sie das nächste Mal den Ton angab. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Vielleicht interpretierte er zuviel. Vielleicht aber, sollte er nicht den so oft getätigten, immer gleichen Fehler tun und sein eigenes Gefühl ignorieren. Und sein Gefühl sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. Etwas, von dem er noch immer nicht wusste, was es war. Vielleicht das Gespräch, über dass sie nach eigener Aussage, nicht reden konnte. Und wieder war da ein Vielleicht.

Seine Hand auf ihrem Knie fühlte sich seltsam an, auch als die diese Geste vorsichtig erwiderte und auch seine Hand berührte. Mochten sich ihre Hände auch berühren, so gelang es ihnen anders nicht, den jeweils anderen zu erreichen. Sicher war das nicht immer nötig, doch das dumpfe Gefühl, dass da etwas zwischen ihnen lag, von dem nur Eowyn wusste, was es war, fühlte sich nicht unbedingt gut an. Nein, es fühlte sich überhaupt nicht gut an. Doch der Dunkelhaarige hatte vorhin schon beschlossen, nicht weiterhin den Versuch zu starten, an den Kern dessen zu kommen. Eowyn hatte ihm gesagt, dass sie nicht darüber sprechen konnte und ihm blieb nur die Hoffnung, dass sie ihre... Meinung änderte. Oder aber, dass sie, wenn sie das Gespräch nicht mit ihm suchte, sich jemand anderem anvertrauen würde. Wäre da nicht der Satz in seinem Ohr, der noch immer nachhallte: Ich muss da alleine durch. Manchmal war selbstgewählte Einsamkeit gut. Doch in diesem Fall? Er wagte es zu bezweifeln, hütete sich aber davor diesen Gedanken laut auszusprechen oder ihn nach außen dringen zu lassen. Ohnehin war der Mann beschäftigt genug damit, so wenig von seinen Gefühlen wie möglich, nach außen dringen zu lassen. Im Gegensatz zu ihr war Ian nämlich nicht abgeschirmt. Inzwischen aber machte ihm genau dieser Unterschied sehr viel aus. Es war, als wäre er nackt vor ihr, während sie angezogen war und als wäre die Tatsache dieses Unterschiedes nicht nur deutlich, sondern infolgedessen auch problematisch.

Was nun? Sie lag goldrichtig damit, dass er nun Zeit für sich haben wollte, zumal es auch so schienen, als hege sie den gleichen Wunsch für sich. "
Ich bin noch mit Riuen verabredet," behauptete Ian dann. Eine Aussage, die nicht 100% der Wahrheit entsprach und sich dadurch wie eine volle Lüge anfühlte. Theoretisch hatte er mit dem Chiss ausgemacht, dass sie sich demnächst wieder treffen sollten. Demnächst war ein dehnbarer Zeitbegriff und damit passt er auch auf jetzt, denn demnächst konnte ebenso gut auch jetzt sein. Dehnbar eben... Auch wenn Ian jetzt gerade überhaupt nicht mehr der Sinn danach stand, mit irgendwem zu sprechen. Eowyn aber zu sagen, dass er nun wollte, dass sie ging, kam ihm auch nicht richtig vor und so war er es, der langsam Aufstand.
"Vielleicht wird es ein bisschen später," meinte Ian dann und brachte ein Lächeln zustande. "Also warte nicht auf mich."

Occ: Formatierung etc folgt
 
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Coruscant – Jedi-Tempel - abgelegener Trainingsraum, mit Ian

Es war so seltsam. Diese ganze Stimmung, er neben ihr, ihre Hand auf seiner, eine Haltung, die für Außenstehende sicher als liebevoll, als innig gelten würde. Aber so fühlte es sich nicht an... ihre innerliche Barriere, ihr Entschluss, nicht mit Ian zu sprechen, das alles führte dazu, dass sie das Gefühl hatte, dass sie nicht zueinander finden konnten. Es wäre so einfach, wenn sie schlicht den Mund öffnen würde und Ian die Wahrheit sagte... aber das würde es nur für einen Moment einfach machen. Die Probleme danach würden noch größer werden. Irgendwann würde vielleicht der Zeitpunkt kommen... aber nicht jetzt. Doch was wäre es für eine Ironie, wenn sie Ian in dem Versuch, ihn zu schützen, nur immer weiter von sich stoßen würde...
Eowyn unterdrückte einen Seufzer und wandte sich wieder Ian zu. Riuen... Eine gute Ablenkung für Ian. Vielleicht würde er sich dort auch ein wenig Rat holen können, wie auch immer... bis Wes sich endlich melden würde. Aber das konnte Tage dauern, wenn sie Pech hatten.
Sie nickte also leicht.
Okay. Grüß ihn von mir. Es war eine wunderbare Fügung der Macht, dass Ian jemanden gefunden hatte, mit dem er hin und wieder sprechen konnte - egal über was, und wenn es nur fachliche Dinge waren. Es half ihm hoffentlich, sich hier im Tempel ein kleines bisschen wohler zu fühlen.
Eowyn erwiderte Ians Lächeln.
Okay, mach ich nicht. Was auch immer es zu bedeuten hatte, dass es später werden würde... irgendwie konnte sie es sich nicht vorstellen, dass es an dem vor einiger Zeit von ihr vorgeschlagenen Männerabend liegen könnte. Die beiden würden vermutlich viel eher heilen, bis sie umfielen... aber das war ihre Entscheidung.

Ian erhob sich, und Eowyns Finger glitten an seiner Hand hinab, bis sie fort war. Sie sah ihm hinterher, als er den Trainingsraum verließ, ihr
Ich liebe dich verließ ihre Lippen allerdings erst, als er es vermutlich schon nicht mehr hören konnte - und dann saß sie allein in dem unordentlichen Trainingsraum. Langsam erhob auch sie sich, räumte die Matten weg und sorgte dafür, dass der Raum wieder nutzbar war. Erst dann verließ sie ebenfalls das Zimmer in Richtung ihrem eigenen, machte allerdings noch einen kurzen Umweg über die Kleiderstelle. Sie brauchte dringend einige neue Sätze normaler Kleidung, aus mehreren Gründen, und als sie diese erhalten hatte (nicht, ohne dem Droiden eine langweilige Begründungsstory erzählt zu haben, wieso sie nun so viel neue Kleidung brauchte), lief sie wirklich in Richtung der wartenden Dusche. Ian konnte sie im Zimmer nicht spüren, und richtig, es war leer, als sie es betrat und sogleich ins Bad schlüpfte. Das warme Wasser tat ihrem leicht geschundenen Körper wahnsinnig gut - zwei intensive Trainingseinheiten waren wohl doch etwas viel, und sie würde es morgen bitter bereuen. Jetzt aber genoss sie das Plätschern und es gelang ihr sogar, ein wenig ihre Gedanken zu ordnen und die nächsten Schritte zu planen. Je nachdem, was Duval plante, hatte sie eventuell nicht viel Zeit. Vielleicht blieben Wochen, Monate... vielleicht nur Tage. Es wäre auch einfacher, wenn sie wüsste, worauf sie sich vorbereiten sollte, aber das konnte sie nun einmal nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, brachte sie nicht weiter. Wichtig war, dass sie sich beeilte. Moment... Ian würde heute abend nicht da sein... das war perfekt. Eine Gelegenheit, die sie nicht so einfach verstreichen lassen konnte, auch wenn sie der Gedanke, nach alledem noch den Tempel zu verlassen, nicht sonderlich begeisterte. Aber sie würde noch dafür dankbar sein, das war sicher. Und es war einfach optimal, dass Ian sie nicht vermissen würde. Sollte alles doch länger dauern, wäre es keine Katastrophe, aber so musste sie ihm nicht ausweichen, wenn er fragte, was sie vorhatte... ja, perfekt.

Nach der Dusche schlüpfte Eowyn in Kleidung mit gedeckten, unauffälligen Farben, legte ihren Gürtel mit ihrem Blaster um und versteckte das Lichtschwert innen in der Jacke. Es war nur Platz für eines, aber das würde ausreichen, sie hatte ohnehin nicht vor, das Schwert zu nutzen. Dann öffnete sie Ians Schrank, in der Hoffnung, dass die Macht erneut mit ihr war, und sie hatte tatsächlich Glück - da lag Ians ID-Karte. Sie nahm sie an sich und verwahrte sie sicher in einer Innentasche, dann griff Eowyn nach ihrem Komlink und verschickte eine Nachricht. Während sie auf die Antwort wartete, setzte sie sich an den Esstisch, verzehrte langsam und voller Gedanken den Nachtisch, der noch immer dort stand. Sie wusste nicht, wie lange sie unterwegs sein würde, es war gut, wenn sie etwas im Magen hatte. Hoffentlich bekam sie bald eine Antwort, ohne diese Informationen würde es weitaus schwerer sein, heute Abend etwas zu erreichen... es war machbar, aber riskanter, und ob sie dann noch zurück war, wenn Ian wiederkam?
Eowyns Kom gab schließlich den kurzen Ton von sich, der ihr mitteilen sollte, dass eine Nachricht auf sie wartete, und sie lächelte beim Anblick des Absenders. Darauf hatte sie gewartet, jetzt gab es nichts mehr, das sie daran hinderte, ihren Plan langsam in die Tat umzusetzen.

Sie steckte noch ein Datapad und andere nützliche Kleinigkeiten ein, dann machte sie sich auf den Weg, den Tempel zu verlassen. Seit ihrer Ankunft hier hatte sie das eigentlich nur ein einziges Mal getan, als sie Ian gesucht hatte, direkt nach dieser ganzen Alisah-Sache. Jetzt aber nahm sie einen Gleiter des Tempels und fuhr in einen Teil Coruscants ganz in der Nähe, der früher einmal ein netter kleiner Einkaufsbereich gewesen war. Die Zeit unter dem Imperium hatte die Straßen verändert, aber noch immer konnte man dort gut schlendern und flanieren, das war deutlich. Zwar befanden sich nun viele andere Läden in diesem Viertel, aber das machte nichts. Eowyn war schließlich nicht vorrangig der Läden wegen hier...
Sie parkte den Gleiter und begann dann, die Schaufenster entlang zu schlendern. Sie war vermutlich paranoid. Aber nach dem, was heute morgen vorgefallen war, war Paranoia etwas, das nicht schadete, denn auch von einem Geheimdienstler hätte sie so etwas nicht erwartet. Wer wusste schon, ob sie beobachtet wurde? Sie spürte nichts, aber das war kein Grund davon auzugehen, dass alles stimmte.
Falls jemand sie also beobachtete, würde er lediglich eine Großmeisterin beim Stadtausflug betrachten können. Und ansonsten... war es keine Zeitverschwendung. Denn auf dem unseligen Testament, das Ian Eowyn gezeigt hatte, hatte sie auch seinen Geburtstag sehen können. Zwar war es ihr damals nicht wichtig erschienen, nun aber... naja, es wäre sicher nicht schlecht, wenn sie etwas für ihn hatte. Wenn bis dahin alles normal verlief... Und wenn nicht, dann würde zuumindest das eine Geschenk ihm hoffentlich irgendwann einmal gefallen.

Eowyn betrat den einen oder anderen Laden, besah sich ein wenig Schnickschnack, besorgte die beiden Geschenke für Ian sowie ein paar Lebensmittel und sonstige Kleinigkeiten und setzte sich schlussendlich, als die Sonne schon fast untergegangen war, in ein kleines Straßencafé. Hier hatte sie einen guten Überblick über alles, und außerdem war es ander Zeit, die nächsten Schritte genau zu überlegen.
Sie bestellte einen Kaf und eine Kleinigkeit zu essen, nahm dann ihr Datapad heraus und begann, in bequemer, zurückgelehnter Haltung, Notizen zu machen, während sie ihre Umgebung beobachtete. "IDs" standen dort ganz oben, dick und fett unterstrichen. "Geld" notierte sie darunter, was ein weit größeres Problem werden würde. Sie hatte nch ein paar Credits auf einem Bankkonto auf Tirahnn, sowohl Erbe als auch Geld aus ihrer Zeit außerhalb der Jedi, aber es wäre zu auffällig, würde sie dort zu viel abheben. Ein bisschen was konnte sie auch vom Orden bekommen, aber sie musste hier sehr vorsichtig vorgehen. Geld war also knapp - sie würde sparsam vorgehen müssen. "Wohnung" setzte sie dann darunter, genauso wie "Kleidung", "Ausrüstung" und "Schließfach". Vor dem nächsten Wort aber zögerte sie längere Zeit. Dann jedoch seufzte sie schwer. Sie würde nicht darum herumkommen. "Besitz" schrieb sie also mit schwerem Herzen. Wenn Ian nicht mitkam... wenn sie das hier alleine durchzog, dann... nun ja, darum würde sie sich kümmern, wenn der Punkt anstand. "IDs verteilen" kam dann darunter, genauso wie "Kontakte reaktivieren". Da waren noch ein paar Leute, die sie aus ihren Jahren vor Lianna kannte... Und ein paar wenigen würde sie auch gewisse Dinge anvertrauen. Sie würde überlegen müssen, wer geeignet war, welcher Planet nutzbar war, aber das würde sie tun, sobald dieser Punkt an der Reihe war.
Ihr Kaf war mittlerweile da, genau wie das kleine Sandwich, und sie aß und trank, ohne es wirklich wahrzunehmen. Im Gegenteil, sie beobachtete die Gegend, horchte in sich hinein, und langsam war sie sich nicht mehr sicher. Ein leichtes, prickelndes Gefühl beschlich sie, und das bedeutete, dass sie vielleicht doch nicht paranoid war - und sie ein paar Leute würde abschütteln müssen, bevor sie gleich zum entscheidenden Teil des Abends übergehen würde. Das hier war schließlich nur ein Vorgeplänkel, ein Vortasten, der Hauptteil würde noch folgen.

Noch einmal ging Eowyn die Liste durch, bevor sie mit ganz miesem Gefühl "Ian?" als letzten Punkt aufschrieb. Gut, dass sie sich darüber nicht den Kopf zerbrechen mumsste, so lange nicht alles geplant war... Die Liste schien nun komplett, zumindest für den Moment, und Eowyn blickte mit einem kalten und zufriedenen Lächeln darauf. Duval hatte ein gefährliches Spiel begonnen, er hatte sie dort hineingezogen, ohne, dass sie wusste, um welches Spiel es sich handelte, ohne, dass sie die Regeln kannte, ohne, dass sie wusste, wer die Mitspieler waren. Und dass es ein Spiel war, dessen war Eowyn sich mittlerweile sicher. Weshalb sonst versuchte er, Spione im Tempel zu installieren oder sich eine Jedi fügsam zu machen? Er hatte etwas vor. Er allein? Eine kleine Gruppe? Der ganze NRGD? Duval hatte vielleicht gedacht, dass sie aus Angst um Ian klein beigeben würde... und das hatte sie auch, in gewissem Grad. Und sie würde weiter alles dafür tun, dass es Ian gut ging. Aber Duval hatte sie unterschätzt, wenn er glaubte, sie würde nun alles auf sich zukommen lassen. Nein, er hatte ewas vor, alleine sein Satz, den er zum Abschied gesagt hatte, hatte das verraten. Vielleicht war es nichts Großes. Vielleicht aber doch... Und sie würde herausfinden, was das war.
Ihr Lächeln wurde grimmig. Duval hatte es nicht anders gewollt. Er hatte sich sie zur Feindin gemacht... und das würde er noch bereuen. Bitter bereuen. Sie war ein Teil dieses Ganzen - und nun hatte das Spiel auch für sie begonnen.


Coruscant – höhere Ebenen, Einkaufsmeile, Straßencafé, alleine
 
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Coruscant – höhere Ebenen, Einkaufsmeile, Straßencafé, alleine

Genüsslich trank Eowyn den letzten Schluck ihres Kafs, griff nach der Serviette, zahlte und griff dann nach den Einkaufstüten, um sich auf den Weg zurück zu ihrem Gleiter zu machen. Die Tüten würden beim nächsten Teil nur im Weg sein, ganz besonders, wenn sie erst einmal darauf achten musste, dass ihr niemand folgte. Sie musste etwas beweglicher sein.
Sie warf sie in den rückwärtigen Teil und machte sich dann ohne Ballast wieder auf den Rückweg. "Aha", würden sich ihre Aufpasser jetzt denken, "jetzt wird es spannend..." Eowyn grinste. Oh ja, jetzt wurde es spannend. Sie hatten sie ein paar Stunden, vermutlich, beobachtet, während sie völlig unnütze Dinge tat, und nun, wo es aufregender wurde... tja, da würden sie nicht dabei sein. So ein Pech aber auch.
Eowyn hatte genug Zeit in dieser Gegend verbracht, damals, als der Krieg bei weitem nicht so schlimm gewesen war, so dass ihr hier keiner etwas vormachen konnte. Zugegeben, heute sah es hier etwas anders aus, aber sie würde dennoch ein paar Wege finden. Da war sich Eowyn sicher. Das hier war ihre Welt, sowohl örtlich als auch vom Handeln her. Jetzt würde sich zeigen, dass sie die Bezeichnung "Schatten" nicht umsonst trug.

Früher wären ihr auf Anhieb sicher drei, vier Wege eingefallen um von hier aus unbemerkt in die unteren Ebenen zu kommen, aber bei zweien war sie sich jetzt nicht mehr sicher, ob sie existierten. Und sobald ihre Anhängsel, die sie nun, da sie das Kribbeln einmal bemerkt hatte, immer deutlicher spürte, einmal verstanden hatten, was sie vorhatte, würde es umso schwerer werden, also wäre es gut, es klappte gleich auf Anhieb, sie abzuhängen. Und dafür war am besten ein Weg geeignet, den nur wenige gehen konnten.
Eowyn betrat schlendernd ein kleines Restaurant und ging dann gleich zügig nach hinten zum Serviceausgang. Er führte noch immer in den kleinen Hinterhof, der keinen weiteren Zugang hatte und nur den Angestellten als Rückzugsort für die Pause diente. Die Mauern waren zu hoch und zu glatt, als dass man sie einfach bezwingen konnte, für eine Jedi war das alles aber natürlich kein Problem.
Mit einem Sprung war sie oben, mit einem zweiten wieder unten in einem weiteren Hof. Diese Prozedur wiederholte sie noch drei Mal, bis sie in einem Hof stand, der nicht mehr ganz so vorzeigetüchtig war. Das Haus, an das er angrenzte, hatte einige Etagen, die tiefer gingen, und so schloss Eowyn in seine Inneren noch einmal die Augen, um genau nachzufühlen, ob man ihr gefolgt war. Es fühlte sich... gut an. Kein Kribbeln, keine Präsenzen in unmittelbarer Gegend. Zufrieden lächelte sie, auch bei dem Gedanken, was ihre Aufpasser erwartete, und machte sich an den Abstieg.


Eine halbe Stunde später stand sie vor einem schäbigen Haus, dessen noch schäbigere Haustür nicht so aussah, als würde sie irgendetwas oder irgendjemanden aufhalten können. Sie schob sie zur Seite und betrat den dunklen Flur, stieg die noch dunklere Treppe hinauf und stand dann vor der Wohnung "2E". E... war doch ein gutes Omen, oder? Sie zuckte mit den Schultern und klopfte dann an die Tür. Da drinnen war jemand, das konnte sie genau spüren, dieser Jemand brauchte allerdings eine ganze Weile, um endlich zur Tür zu schlurfen. Und das sollte das Genie sein, das ihr per Kom empfohlen worden war? Nun ja, man wusste nie, die genialsten Köpfe waren oft auch die verwirrtesten Personen...
Ein menschlicher Mann öffnete Eowyn die Tür, sein Dreitagebart bestand wohl eher aus fünf Tagen und der Geruch, der ihr aus dem Zimmer entgegenschlug, passte zur Umgebung, aber was interessierten sie Äußerlichkeiten, wenn der Typ konnte, was ihr Jedi-Kollegen behauptete?

Guten Abend, lächelte Eowyn leicht und entschied sich spontan für die freundliche Art und Weise, während der Kerl, der sich offiziell den stylischen Namen "Komlink" gegeben hatte, sie ohne Ton anblickte. Nein, also wirklich... sie würde diesen albernen Namen sicher nicht nutzen, wenn es sich vermeiden ließ. Ich bin auf Empfehlung von Kenak hier. Es hieß, Sie könnten mir vielleicht einen Gefallen tun... "Komlink" starrte sie noch einen Moment an, zuckte dann mit den Schultern und drehte sich um. "Sicha...", brummte er, ging wieder in sein kleines Apartment zurück, während Eowyn ihm folgte. Hier sah es so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, aber dafür hatte Eowyn durchaus Verständnis. Nur setzen würde sie sich lieber nicht.
"Komlink" blickte sie weiter an, und Eowyn fragte sich einen Moment, ober einfach nur keine Lust zu reden hatte, zu faul dazu war oder keinen großen Wortschatz hatte, aber dann seufzte sie und legte selber los.
Ich benötige IDs. Acht Stück, für zwei Personen. Verschiedene Namen, verschiedene Geschichten. Eine Person bin ich, ein Bild der anderen habe ich auf seiner ID dabei. Äußerliche Merkmale dürfen in normalem Maße verändert werden - Haarfarbe, Länge, solche Dinge. Ein bisschen Kreativität weiß ich zu schätzen, aber nichts zu Abstraktes. Eowyn hob eine Augenbraue. Bekommen Sie das hin, bis übermorgen spätestens? "Komlink" blickte sie weiter an, zuckte dann nach zwei Sekunden mit den Schultern. "Sicha."
Eowyn unterdrückte ein Augenrollen. Ihr Mitjedi hatte sie zwar gewarnt, dass er etwas seltsam war, aber das hatte sie nicht erwartet. "600. Jetzt." Eowyn grinste. Oh, er konnte ja doch reden... 450, 200 jetzt, den Rest bei Abholung.
Sie einigten sich schließlich auf 500, und Eowyn überließ dem Fälscher ein Bild von ihr und ließ ihn eine Kopie von Ians ID-Bild anfertigen, darauf bedacht, dass er keine weiteren Informationen außer dem Bild zu sehen bekam. Ohnehin würde sie, sobald sie die IDs bekam, dafür sorgen, dass "Komlink" sich nicht mehr richtig an diese Begegnung erinnern würde, alles andere wäre einfach zu riskant, obwohl ihr dieser Eingriff nicht gefiel - dennoch, zwei Tage waren zwei Tage. Ein gewisses Risiko, ihn Ian sehen zu lassen, bestand, aber sie musste es eingehen.

Wenig später stand sie wieder vor dem baufälligen Haus und seufzte. Baufällig hin oder her... sie hatte einen guten Teil ihres Budgets nun verbraten, und das, bevor sie Punkt drei auf der Liste angehen konnte. Vielleicht sollte sie das auf einen anderen Tag verschieben...?


Coruscant – untere Ebenen, Straße, alleine
 
Es war seltsam, ihr Knie los zu lassen und zu spüren, wie ihre Hand über die Seine glitt und dennoch spürte Ian beinahe Erleichterung, als er den Trainingsraum verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen, ohne Eowyn noch einmal anzusprechen. Er wollte weg - und kaum, dass Ian den Raum verlassen hatte, beschleunigte er seinen Schritt und hielt erst an, als er weit genug weg war. Weg von diesem Trainingsraum und allem, was darin stattgefunden hatte. In irgendeinem Flur hielt der Dunkelhaarige an und begann endlich damit, seine Abschirmung aufzubauen. Erschöpft lehnte er sich danach gegen die Wand, atmete tief durch, spürte den Druck der Müdigkeit und den Sog seiner Gedanken, die ihn einholen wollten. Er musste duschen, dringend, aber jetzt zurück ins Zimmer kehren? Nein. Nein, das wollte Ian nicht, nicht wo er behauptet hatte, mit Riuen verabredet zu sein, nur um eine Ausrede zu finden, jetzt nicht mehr Zeit mit Eowyn verbringen zu müssen. Später würde es werden - das auf jeden Fall, doch nicht, weil er vorhatte, mit dem Chiss irgendetwas zu unternehmen. Heute ein weiteres Gespräch mit Eowyn zu führen, das in eine ähnliche Richtung ging, wie das von eben, wollte Ian unbedingt vermeiden und dafür war es besser, wenn sie schlief, denn es würde ihn davon abhalten, noch einmal einen solchen Versuch zu starten. Sie konnte nicht darüber reden und Ian spürte, wie schwer es ihm fiel, diesen Satz zu akzeptieren. Sie hatte zu aufgewühlt gewirkt, als das er es hätte einfach übergehen können und sie hatte sich nachdem und seitdem seltsam verhalten. Das Training war es auch gewesen. Ihre seltsamen Sätze über Duval. Ihr Hinweis, ein Gespräch gehabt zu haben. Ihr Satz darüber, dass sie keine Zeit hatten zu trainieren. Duvals ominösen Grüße. Duvals Drohung. Duvals Satz über den Ort ohne Dunkelheit. All diese Kommentare hinterließen allein gehört schon ein flaues Gefühl, doch wenn Ian sie verknüpfte, entstand etwas anderes, das er kaum definieren konnte. Was, wenn Duval schon mit Eowyn gesprochen hatte? Wenn er auch ihr gedroht hatte? Ian schloss die Augen, versuchte Klarheit für sich zu schaffen. War das der Grund, weshalb Eowyn gesagt hatte, dass sie nicht sprechen konnte? Weil Duval auch versuchte, sie zu erpressen? Aber mit was? Was hatte Duval in der Hand? Und was war, wenn Ian einfach zu viel interpretierte. Aber da war sein eigenes Gespräch mit dem Agenten gewesen, diese arrogante Selbstsicherheit die von dem Mann ausgegangen war. Die Selbstverständlichkeit, in der er sich auf Ians Schiff bewegt hatte. Die Tatsache, dass er sich getraut hatte, eine Drohung auszusprechen - und sein nicht Ablassen davon. Ian löste das Kom von seinem Gürtel, starrte darauf, wohl wissend, das er keine Nachricht hatte und dennoch hoffte er, das Wes sich gemeldet hatte. Doch da war keine Nachricht und er würde sich in Geduld über müssen. Duval. Ian schüttelte den Kopf. Duval hatte keine Macht und selbst wenn er mit Eowyn gesprochen haben sollte, was hätte er schon vorbringen sollen? Mit was hätte er Eowyn erpressen können? Keine Zeit. Keine Zeit zu trainieren. Grüße an Eowyn. Ein Gespräch über Jedi-Kram. Ein fehlender, offizieller Brief der Neuen Republik. Eowyns vehemente Bitte, dass Ian auf sich aufpassen sollte. Ian ließ die Hand mit dem Kom sinken und schloss die Augen, atmete ein weiteres Mal tief durch. Schluss damit. Er musste aufhören, sich darüber den Kopf zu zerbrechen - zumindest für jetzt. Duschen. Etwas anderes anziehen - das sollte Priorität haben. Bloß hatte er nichts neues zum Anziehen dabei und zurück ins Zimmer? Nein. Also musste Ian sich etwas anderes überlegen und es dauerte nicht lange, bis er mit einem Satz Kleidung unter dem Arm ein kleines Quartier betrat, das aussah, als wäre es seit Ewigkeiten nicht mehr gereinigt worden. Die Dusche aber funktionierte, bloß das symbolische Abwaschen der Sorgen, ließ zu Wünschen übrig und auch ein weiterer Versuch am Waschbecken, mit kaltem Wasser änderte nichts daran. Zumindest nicht grundlegend. Mit beiden Armen schlussendlich am Beckenrand abgestützt, stand Ian da und hörte, wie er beinahe unbewusst, schon wieder tief durchatmete. Vielleicht sollte er damit beginnen, ein Blasinstrument zu erlernen - bei all den 'Atemübungen' sicher eine gute Idee. Selbstverständlich. Die beste, seit er auf Coruscant angekommen war. Seufzend versuchte Ian dann langsam aufzublicken, in den Spiegel zu sehen. Hals, Kinn, Wangen, der Bart, doch dann musste Ian die Augen schließen. Darum hatte er Eowyn bitten wollen. Ihm dabei zu helfen, sich anzusehen. Wie abstrus. Was sah sie, wenn sie in den Spiegel blickte? Sah sie auch so in den Spiegel, wie er? Ian öffnete die Augen, doch erneut gelang es ihm nicht, sich anzusehen und ein dritter Versuch? Nein, für heute hatte Ian genug davon, Dinge auszuprobieren und dabei nichts zu erreichen. Stattdessen zog er die Kleidung an, die ihm der Droide gegeben hatte und obwohl sie zivil war, fühlte Ian sich in den viel zu hellen Farben fremd. Welch passende Ironie des Schicksals.

Wenige Minuten später, stand Ian doch vor Riuens Tür, denn wenn der Dunkelhaarige seinen eigenen Gedanken nicht ausgeliefert sein wollte, war es besser, etwas zu tun. Heilen war keine Alternative, dafür war Ian zu müde und zu erschöpft, wie für eigentlich alles andere auch. So klopfte Ian leise und immerhin, so entsprach der Satz, mit dem er sich von Eowyn verabschiedet hatte, immerhin der Wahrheit und tatsächlich öffnete sich die Tür sehr schnell und Ian wurde hinein gebeten.

'Sieht nach einem anstrengenden Tag aus,' lächelte der andere und Ian nickte knapp, zog einen Mundwinkel dabei in die Höhe, der halbherzige Versuch, eines Lächelns. 'Ich korrigiere mich: Sehr anstregend. Vielleicht hab ich da genau das richtige.' Ian folgte dem anderen und setzte sich, nach einer Geste, die ihm das erlaubte, auf dessen Couch, während Riuen ein Flasche und zwei kleinen Gläser auf den Tisch stellte und beide mit der blassblauen Flüssigkeit die aus der Flasche kam befüllte. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist." Riuen zog eine Braue in die Höhe, als er sein Glas in die Hand nahm. 'Das hier ist Abrax. Und damit die beste Idee. Er schmeckt, er ist selten und er hilft unheimlich dabei, zu entspannen.' Riuen führte das Glas zu seinem Mund und trank einen kräftigen Schluck, der, wenn man die Seltenheit des Getränks bedachte, beinahe zu groß ausfiel. Dennoch, der Chiss sah beinahe zufriedener aus, als eben. 'Siehst du, ich fühle mich schon viel besser.' Ian sah den anderen an, eine Mischung aus Skepsis und Belustigung in den Augen. "Ein trinkender Jedi." Riuen lachte und schüttelte dann den Kopf. 'Nein, ein Chiss, der sich ein Gläschen gönnt.' Rohen nahm erneut einen Zug. 'Allein die Farbe ist perfekt und das nicht wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit zu meiner Haut. Aber blau ist beruhigend. Mich erinnert es an das Meer und an den Sommer.' Ian betrachtete sein Glas, ohne es dabei anzurühren. "Ich weiß nicht," sagte er dann. "Es wirkt als Getränk wenig beruhigend." 'Wenn du es nur ansiehst, sicher.' Vermutlich aber waren die Erfahrungen, die Ian mit solchen Getränken gemacht hatte, andere, als die, die Riuen hatte. Nur ließen diese sich, wenn er es genau nahm, nicht einfach übertragen. Sein Vater hatte getrunken. Ian selbst noch nie. 'Außerdem hat es einen nostalgischen Wert. Es steht für Prinzipien und für Hoffnungen.' "Ein flüssiges Märchen, hm?" Riuen lachte leise, ehe er bestätigte: 'Ein flüssiges Märchen.' Und während der Chiss trank, wirkte er so anders als sein Vater... 'Probleme beim Heilen gehabt?' Ian schüttelte den Kopf. 'Eowyn?' Ian seufzte und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung." Er starrte auf das Glas. Hatten sie ein Problem? Wegen eines seltsamen Tages? Ian seufzte erneut und rieb sich einmal über die Stirn. "Es ist, wie mit diesem Glas. Ich weiß, das etwas darin ist, aber ich weiß nicht genau was es ist und die Farbe lässt zu viele Vermutungen offen." Das beschrieb es für Ian am besten. "Außerdem ist es plötzlich nicht mehr durchsichtig, sondern beschlagen." Und er hatte keine Ahnung, warum. 'Habt ihr darüber gesprochen?' Ian Seufzte. "Darüber, das da etwas im Glas ist. Etwas, von dem sie weiß, was es ist, etwas, von dem sie mir aber nicht sagt, was es ist." 'Ich schätze, wir sprechen nicht von Abrax?' "Nein, wahrscheinlich eher von Gift. Ich weiß es nicht." Gefühlt war es Gift und da rieb Ian sich erneut über die Stirn. "Sie braucht jemanden, mit dem sie reden kann. Mit mir funktioniert das nicht. Ich kann überhaupt nichts tun," nein, das konnte er nichts, stellte Ian bitter fest. "Überhaupt nicht," und da griff er doch nach dem Glas.
 
Kernwelten | Corusca-Sektor | Coruscant | Landplattform – Spectre, Etara


Tatsächlich war Etara ihr nachgelaufen und obwohl Spectre der Schmugglerin eigentlich gar nicht zuhören wollte, konnte sie nicht anders. Wusste die Kriminelle eigentlich wie lächerlich das gerade klang. Anstatt sich zu beruhigen stachelte das Gerede der anderen Chiss die ehemalige Agentin nur weiter auf. Lügen, hohle Worte hörte sie nur, leere Versprechungen, die die Andere nicht einhalten würde. Erst hatte Etara sie verführt und jetzt ließ sie sie fallen wie einen heißen Nunabratling. Was da aus Ihr sprach war die reine Bequemlichkeit.


Spectre drehte sich um und sah auf die Schmugglerin hinab. Diese hatte sich auf den Boden gesetzt und drückte ein paar Tränen heraus um überzeugender zu wirken. Es setzte aus und als Etara gerade wieder hochsah, war das letzte was sie sehen konnte Spectres Stiefel, der kurz danach mit ihrer Schläfe kollidiert.


Lautlos brach Etara zusammen.


Ja, das hatte sie verdient. Zurecht lag sie da, regungslos. Vielleicht war sie ja sogar tot!

Tod?


In Spectre machte sich Sorge breit. Was wenn sie die Schmugglerin wirklich getötet hätte? Was wenn sie tatsächlich die Wahrheit gesagt und Mol sie verführt hatte? War Etara vielleicht wirklich nicht Schuld an dem Zwischenfall und wollte nur alle Beteiligten zum Wohl der Mission schützen?


Das wäre irgendwie… süß… und natürlich vorrausschauend. Schließlich wollten sie ja alle in den Rängen der Black Sun aufsteigen und diese nicht verärgern.


Aber wenn sie jetzt tot war….


Spectre stürzte zu der an Boden leigenden Chiss und fühlte kontrollierte die Atmung und den Puls. Erleichtert atmete sie auf, sie hatte Glück gehabt, die Schmugglerin hatte einen harten Schädel. Sanft zog sie die Chiss auf Ihren Schoß und wiegte sie sanft hin und her. Tränen des Glücks flossen über ihre Wangen während sie leise ein Lied summte. Ein Kinderlied der Chiss, dessen Text sie lange vergessen hatte.








Minuten vergingen bis Etara wieder zu sich kam. Immer noch wiegte die Agentin sie in ihrem Schoß und beobachtete die Schmugglerin.


In einiger Entfernung waren Mol und Mallory gerade erfolgreich damit beschäftigt den Bothaner zufrieden zu stellen, der im Grunde ja nur mit dem Entladen beginnen wollte.


Als Etaras Blick wieder fokussierte legte Spectre ihr den Finger auf die Lippen.



„Es tut mir leid. Ich… ich hab einfach nicht gesehen was wirklich passiert ist. Du kannst ja nichts dafür und wir müssen jetzt zuerst an die Mission denken.“



Dann lächelte sie die hübsche Schmugglerin an und gab ihr einen Kuss. Im Moment sah das ja niemand, denn soweit in der Öffentlichkeit Zuneigung zu zeigen war die Agentin noch lange nicht.






Kernwelten | Corusca-Sektor | Coruscant | Landplattform – Spectre, Etara, etwas entfernt Mol und Mallory
 
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[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | bei einem geparkten Schiff | Etara, Spectre, etwas entfernt: Mol und Mallory (NSC)

Etara fühlte sich elend, als sie zusammengekauert auf dem Boden saß, und dass sich die junge Chiss überhaupt elend fühlte, machte alles nur noch schlimmer und verwirrte sie noch mehr. Warum ging ihr dieses Geschichte mit Spectre so verdammt nah, warum war es ihr so wichtig, was die andere Frau von ihr dachte? Die Schmugglerin hatte sich selbst nie als die Sorte Lebewesen gesehen, die auf längerfristige, tiefer gehende Beziehungen aus war, und entsprechend dieser Einstellung hatte sie stets Partner ausgewählt, die ähnlich gedacht hatten. Sicher, mit manchen war sie ein wenig länger zusammen gewesen und hatte mehr geteilt als bloß körperliche Vergnügen, aber wirklich ernst war es nie geworden, und das hatte Etara auch nie gestört. Die Galaxis war so groß und voller Abenteuer und Erfahrungen, warum sollte sie sich ihr Leben lang auf bloß eine Person beschränken? Das ergab für die Blauhäutige keinen Sinn und daran würde sich wahrscheinlich auch nichts ändern, aber mit Spectre stand diese Frage nun im Raum und ließ sich nicht einfach abstreiten. Sie mochte die ehemalige Imperiale auf eine Art und Weise, die besonders war, und das sorgte für ein riesiges Durcheinander bei Etara, ihr schwirrte förmlich der Kopf. Diese ganze Situation war vollkommen surreal, sie saß hier auf dem Boden, schluchzte und bat um Verzeihung für eine kleine Affäre, die vor ihrem Verhältnis mit Spectre stattgefunden hatte und die sie im Grunde eigentlich gar nichts anging. Was maß sich die andere Chiss an, so empört zu sein? Wenn sie wollte, konnte sie sich doch auch mit anderen amüsieren, Etara würde das nicht stören. Ein Teil der hübschen Kriminellen wollte wütend sein, wollte aufstehen und Spectre anschreien, dass sie nicht ihr gehörte und dass sie kein Recht hatte, über sie zu urteilen, aber dieser Teil gewann nicht die Oberhand. Denn auf eine Art und Weise, die ihr fast schon Angst machte, wollte Etara nicht, dass die andere Frau schlecht über sie dachte und sie wollte ihr auch nicht weh tun. Früher war das alles so unkompliziert gewesen, wer sich mit Etara eingelassen hatte, hatte genau gewusst, dass sie ihre Freiräume brachte und das man das akzeptieren musste, das alles unverbindlich war und ohne Eifersucht oder Bindungen. Daher hatte die Kriminelle so gut wie keine Erfahrung, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten sollte, und das machte natürlich alles nur noch schlimmer. Was waren die richtigen Worte, die richtigen Gesten? Und warum zum Henker rannen ihr Tränen über die Wange wie einem Teenager, dessen erster Freund sie hatte sitzen lassen? Das war doch nicht sie, das war einfach nicht richtig so. Und doch hob Etara vorsichtig den Kopf und sah Spectre an, die auf sie hinabblickte, die ehemalige Attentäterin wirkte eisig und ein Schauer lief Etara über den Rücken. Sie wollte gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, der anderen Chiss etwas mitteilen, irgendetwas, um sie zu besänftigen, da hob Spectre ihren Fuß und mit einem unangenehmen Knacken trat sie mit ihrem Stiefel gegen Etaras Kopf. Der Schmugglerin wurde schwarz vor Augen und alles schien sich zu drehen, ihre Ohren rauschten, und sie spürte gerade noch, wie ihr Körper nach hinten fiel, dann war da nichts mehr. Dunkelheit umfing sie, kalte, leere Dunkelheit, in der keine Gedanken oder Gefühle existierten und in der nichts war. Gar nichts.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie sich in diesem Dämmerzustand befunden hatte, und als der malträtierte Kopf Etaras langsam wieder zu arbeiten begann, war es seltsamerweise ein Lied, das sie zuerst vernahm. Nun, Teile eines Lieds, um genau zu sein, das Rauschen in ihren Ohren ließ nur langsam nach. Etaras Körper fühlte sich schwer an, als würde sie etwas nach unten drücken, aber sie spürte eine leichte Bewegung und langsam, sehr langsam, wurde ihre Umgebung klarer. „Eis von Csilla, so kalt und klar, sieh den Himmel da“, sie kannte dieses Lied, das da jemand summte, ohne die Worte zu benutzen, die Melodie war so eingängig, dass man sie kaum vergessen konnte. Etaras Mutter hatte es ihr immer gerne vorgesungen, wenn sie Schwierigkeiten gehabt hatte, einzuschlafen. Sie war ein aufgewecktes Kind gewesen, immer neugierig, aktiv und unbändig, aber ihre Eltern hatten gewusst, wie sie damit umgehen mussten, und ihr Raum zum Toben gegeben, hatten nicht versucht, sie zu einer „richtigen“ Chiss zu machen. Wie auch, sie waren selbst aus dem Reich verbannt worden und lebten als Kriminelle, sogar ihre Namen widersprachen den Konventionen ihrer Spezies. Sie waren Rebellen fern der Heimat, aber sie hatten nicht alle Traditionen ihres Volkes aufgegeben. Ihre Sprache, den analytischen Verstand, und ja, auch die Kinderlieder. Für einen Moment fühlte sich Etara zurückversetzt in ihre Kindheit auf dem Schmugglermond und sie lächelte versonnen, abwesend, aber etwas stimmte nicht, sie spürte ein Pochen in ihrem Kopf und langsam, fast widerwillig öffnete Etara die Augen. Ihre Umgebung war eine ganze Weile verschwommen und unklar, wie in einem Nebel, nur Stück für Stück wurden Umrisse deutlich und erkannte die Schmugglerin, wo sie war und wer sie da ansah. Die Kriminelle murmelte etwas, aber sie konnte die Worte nicht richtig artikulieren und so versuchte sie, sich aufzurichten, aber sie konnte oder wollte es nicht, sank zurück und sah nach oben, in Spectres rote Augen, die sie auf eine seltsame Art und Weise anstarrten. Erneut versuchte sie, etwas zu sagen, doch die ehemalige Imperiale legte ihr die Finger auf die Lippen und flüsterte ihr beruhigend zu, dass es ihr leid tat und sie nicht richtig erkannt hatte, was geschehen war, und dass Etara nichts dafür konnte und sie an die Mission denken mussten. So ganz verstand die Kriminelle nicht, aber sie lächelte erleichtert, glaubte sie doch, dass Spectre erkannt hatte, dass die Sache mit Mol keine Gefahr für sie war und im Grunde in der Vergangenheit lag.


„Danke...“


Murmelte Etara erleichtert und sie lächelte glücklich, als die andere Chiss ihr einen sanften Kuss gab. Auf eine seltsame Art und Weise beruhigt schmiegte sich die Schmugglerin an ihre Freundin, schloss halb die Augen und blieb einfach liegen, sie musste diesen ganzen Schreck erst einmal verarbeiten und weder ihr Verstand noch ihr Körper wollten aus dieser angenehmen Position fliehen. Einfach nur liegen bleiben und abwarten, das war das Schönste, das sich Etara im Moment vorstellen konnte.


„Halt mich...halt mich einfach fest.“


Fügte die Chiss leise hinzu und legte den Kopf zur Seite, als würde sie schlafen. Schlafen...das wäre jetzt wirklich schön.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | bei einem geparkten Schiff | Etara, Spectre, etwas entfernt: Mol und Mallory (NSC)
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Eriu, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid - etwas weiter weg Zasuna und Rilanja


Während sich Levice weiter daran machte die Überwachungsvideos zusammen mit den Soldaten zu durchsuchen, diesmal nach dem mutmaßlichen Lannik, unterhielt sich die Corellianerin weiterhin mit dem Spitzohr. Dieser gab sich jedenfalls überaus bescheiden. Seine Naturverbundenheit half ihm auf Coruscant vermutlich leider nicht allzu sein, denn viel Natur war auf dem Stadtplaneten nicht mehr übrig. Auch war sein Wissen über die Jedi und die Macht sehr begrenzt und beeinflusst von imperialen Sichtweisen. Angesichts der Tatsache, dass er sich dennoch entschlossen hatte zu den Jedi zu gehen, war erkennbar, dass er sich von außen offenbar nicht so stark beeinflussen ließ und sich lieber selbst seine Meinung bildete. Dieses unabhängige Denken war auf jeden Fall positiv. Schließlich wollten die Jedi keine hörigen Soldaten ausbilden, sondern Wesen, die sich aus Überzeugung mit all ihrer Kraft und Fähigkeiten für jene einsetzten, die Hilfe brauchten und sich nicht selbst helfen konnten.

"Nun, dann werde ich dein Bild über die Jedi und unsere Aufgaben noch um einige Aspekte erweitern. Was wir hier unten machen ist unter dem Strich die Vorräte zu sichern, welche unsere Heiler in den Krankenstationen brauchen, um möglichst viele Wesen vom C-Virus zu heilen. Dafür müssen viele Rädchen ineinander greifen, vieles muss funktionieren, um großflächig einen Unterschied zu machen. Wir leisten hier einen vergleichsweise kleinen Beitrag, denn ich bin z. B. keine Heilerin und kann dabei nicht helfen. Aber ich kann dafür sorgen, dass die Heiler alles haben, was sie brauchen, um ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen bzw. dass nichts vom dem abhanden kommt, was wir hier insbesondere als medizinische Vorräte gelagert haben. Diese bringen auf dem Schwarzmarkt im Moment nämlich sehr gute Preise, aber erreichen dann nicht jene, die die medizinischen Güter am dringendsten brauchen."


Dabei sah sie den grauhaarigen Mann eindringlich an.


"Als Jedi musst du auch nicht zwingend mit einem Lichtschwert kämpfen können, aber es ist hilfreich sich verteidigen zu können. Aber alles zu seiner Zeit."


Für einen Moment schwieg die Jedi-Rätin ehe ihr noch ein Gedanke kam.


"Wie gut kannst du eigentlich Lebewesen spüren, Eriu? Kannst du zählen wie viele Wesen es sind? Nicht machtsensitive Soldaten beispielsweise können durchaus davon profitieren, wenn sie wissen, ob in den Räumen, die sie betreten Leute sind oder nicht. Schließlich hoffen wir das Lagerhaus ohne Verluste von Leben durchsuchen und die Diebe und ihre Mittelsmänner und -frauen festnehmen zu können. Aber man sollte sich immer vorher auf alles vorbereiten."


Damit hätte sie zumindest einen Grund den Nahmenschen mitzunehmen, so dass er einen Eindruck von ihrer Arbeit bekam. Ansonsten sprach sein bisheriger Ausbildungsstand eher dafür, dass er besser mit einem Soldaten ihren Transporter zum Lagerhaus bewachte, überlegte Sarid. Mittlerweile meldete sich auch ihre Padawan mit Neuigkeiten. Ihr mutmaßlicher Lannik war in den letzten sechs Tagen viermal am Lagerhaus gesichtet worden. Es sprach also alles dafür, dass er darin verwickelt war. Auch das Lagerhaus selbst passte zu dem Bild, dass sie mittlerweile von den Diebstählen bekommen hatten. Es schien kein Zufall gewesen zu sein, sondern war schon länger geplant gewesen. Vermutlich hatten sie schlicht eine Gelegenheit gewittert und zugeschlagen.


"Sehr gut, Levice. Wir müssen diesen Ganoven unbedingt das Handwerk legen. Wer weiß wie viel diese Gruppe schon gestohlen und weiterverkauft hat und wie viel Schaden diese schon angerichtet haben. Wir sollten uns auf alles gefasst machen. Mit vier Dieben müssen wir ohnehin noch rechnen, darunter der Aqualish, dann noch dieser Lannik und vermutlich noch ein paar Helfershelfer. Schließlich werden sie nicht alles allein weitertransportieren. Wir sollten besser auf Nummer sicher gehen und nicht zehn, sondern zwanzig Soldaten mitnehmen."


Dabei nickte sie kurz dem Mirialan und dem Menschen im Gleiter zu.


"Informiert bitte Major Kenoweth entsprechend und zwei unauffällige Gleiter brauchen wir auch."


Langsam wurden ihre Planungen konkret.


Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Eriu, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid - etwas weiter weg Zasuna und Rilanja
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Riuens Quartier – mit Riuen (NPC)


‚Soll ich mir ihr reden?‘, wollte Riuen wissen, nachdem er bestimmt Minuten beobachtet hatte, wie Ian das Glas mit dem Daumen in der Hand drehte, noch immer ohne einen einzigen Schluck gekostet zu haben. „Nein,“ brauchte Ian nicht einmal zu überlegen. „Das hätte keinen Sinn. Sie würde lächeln und behaupten, dass alles in Ordnung ist.“ Und gedanklich würde sie anfügen, dass sie das schon alleine schaffte. Dass sie eine Einzelkämpferin war. ‚Und was, wenn nicht?‘ Ian sah von seinem Glas auf, starrte dem Chiss ungehalten entgegen. „Wenn nicht, würde sie trotzdem nicht darüber sprechen, weil sie es ausschließt, weil sie Dinge mit sich ausmacht, oder weil sie es als Vorwurf sehen würde, als neuen Punkt, den sie auf ihrer endlosen Liste dessen aufnehmen könnte, was sie weniger liebenswert macht. Das einzige, was sie erkennen würde, ihrer Meinung nach, wäre, das sie nichts kann, dass sie niemand ist und es absolut keinen Sinn macht, dass jemand das anders sehen könnte. Genau das würde passieren. Oder sie würde wütend werden und genau das halb zu verdecken suchen. Oh und sie würde aufstehen und gehen und so tun, als wäre es viel besser, wenn du jetzt alleine wärst und nicht sie. Das wäre der großartige Ausgang des Gesprächs.“ Jetzt klang Ian so frustriert, wie er sich fühlte und es war ihm nicht gelungen, seiner Stimme diese Frustration nicht anmerken zu lassen, sie daraus zu tilgen – im Gegenteil. Riuen blieb kurz still, ehe er einen weiteren Schluck nahm, der sein Glas leerte. „Außerdem würde sie noch sagen, dass es nicht fair ist. Das habe ich ganz vergessen. Es wäre nicht fair. Kein bisschen.“ Missmutig verzog Ian das Gesicht und betrachtete erneut die Flüssigkeit in seinem Glas. „Vielleicht würde ihr gut tun, das zu trinken. Auf Va’art hat es ihr auch geholfen, gegorene Früchte zu essen und all ihre Bedenken und Beherrschtheit da zu lassen, wo sie hingehört.“ Riuen zog eine Braue in die Höhe, sah Ian weiterhin schweigend an, erkennend, dass Ian gerade in den Fluss geraten war.

Aber das würde sie nicht noch mal tun, denn am Ende, am Ende hätte sie nur wieder etwas gefunden, das sie sich perfekt vorwerfen könnte.“ Ian schüttelte den Kopf und seufzte. „Ich habe Rätin Horn gebeten, mit ihr zu sprechen, aber weißt du was? Ich könnte den halben Orden bitten, mit ihr zu sprechen und am Ende… am Ende wäre sie vermutlich verletzt und würde behaupten, ich wäre ihr in den Rücken gefallen. Es ist… zum Kotzen. Ja, wirklich, es ist zum Kotzen.“ ‚Klingt nach einer festgefahrenen Sache. Bist du sicher, dass du nicht zu hart mit ihr ins Gericht gehst?‘ „Zu hart ins Gericht?“ Ian lachte auf, bei dieser Vermutung ins Blaue. „Ganz sicher nicht. Ich wünschte, ich würde übertreiben und vielleicht wäre es gut, wenn ich sie an den Schultern packen und schütteln würde.“ ‚Bis sie zur Vernunft kommt?‘ „Bis sie zur Vernunft kommt.“ ‚Und dann?‘ „Würde sie mir ein Komlink an den Kopf werfen?“ Der Chiss lachte. ‚Ich hätte sie weniger temperamentvoll eingeschätzt.‘ Doch er wurde wieder ernst. ‚Vielleicht fährst du ein paar Tage mit ihr weg. Irgendwohin, wo es schön ist, wo es Abrax gibt und wo ihr euch erholen könnt.‘ „Coruscant ist wirklich eine Erholungsoase. Am besten direkt in die unteren Ebenen.“ Mit der Hand, die noch immer das Glas hielt, zog Ian eine imaginäre Linie, die direkt auf die unteren Ebenen deutete. ‚Wenn Reden nicht hilft und auch keine Erholung, dann weiß ich ehrlich gesagt auch nicht weiter. Meditation? Ein Gang in die Bibliothek um nach Ratgebern für Jedi-Beziehungen zu suchen? Weniger verbale Gespräche mit ihr, stattdessen mehr - ‘ „Wenn es das ist, was ich denke, was du sagen willst, halt die Klappe.“ ‚Wäre eine Idee gewesen, finde ich,‘ grinste Riuen beinahe und löste damit den Impuls in Ian aus, ihm ein Kissen an den Kopf zu werfen.

‚Aber gut, wenn ich ernst bleiben soll, habe ich nur den Rat, dass du mit ihr sprichst und dir sagst, dass du dich um sie sorgst. Und das du Sarid noch einmal bittest, oder einen anderen Rat. Außerdem meine ich ernst, dass ich mit ihr reden kann. Vielleicht kein Gespräch über das, was wir gerade gesprochen haben, aber etwas unverfängliches.‘ Ian schüttelte innerlich den Kopf, wollte Riuen aber nicht vor den Kopf stoßen, indem er ihm erneut widersprach. Oberflächliche Gespräche. Das wäre genau das, was Eowyn nicht wollte. Wie war das? Sie fand keine Verbindung mehr zu ihren Padawanen. Und wahrscheinlich auch keine, zu sonst irgendwem. „Vielleicht beherzige ich deinen letzten Ratschlag. Weniger reden.“ ‚Und mehr nonverbal kommunizieren!‘ Der Blick, den Ian Riuen nun zuwarf, hätte die Kraft gehabt, ihn auf der Stelle umzubringen und diesmal konnte Ian es sich nicht nehmen lassen, dem Chiss einen Stoß in die Rippen zu verpassen. Mehr ‚Spaß‘, in welcher Hinsicht auch immer, würde ihre Probleme nicht lösen. ‚Vielleicht braucht sie einfach eine gute Freundin‘ „Das weiß ich, aber ich kann ihr keine herzaubern.“ Er konnte eine riesige Feier zu seinem Geburtstag geben und nur Frauen einladen. Natürlich. Oder Alisah darum bitten, ihm zu helfen. Selbstverständlich. Ian rieb sich durch das Haar und stellte dann das Glas auf dem Tisch ab. „Tut mir leid. Eigentlich bin ich nicht gekommen, um dir den Abend zu verderben.“ ‚Och, er war vorher auch nicht besser‘, zuckte der Jedi mit den Schultern. „Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihr umgehen soll und ob ich nicht völlig übertreibe. Aber da ist etwas, Riuen. Etwas stimmt nicht, da bin ich sicher.“ ‚Gib ihr Zeit und veranstalte irgendwas verrücktes, wo sie unter Frauen kommt. Führ sie aus, lad sie auf was ein. Mach, dass sie sich wohl fühlt. Meistens hilft das. Und wenn nicht, sag ihr, dass du dir Sorgen machst.‘ Ian seufzte tief. „Ja,“ brummte er dann und griff doch wieder nach seinem Glas, nippte daran und verzog das Gesicht „Das schmeckt furchtbar.“ Riuen lachte, als er sein eigenes Glas füllte. ‚Passt doch dann hervorragend zu deiner Gefühlslage.‘ „Wunderbar.“ ‚Kann also nur besser werden.

Coruscant – Jedi-Tempel – Riuens Quartier – mit Riuen (NPC)
 
[ Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 ] Rilanja und Zasuna, (Sarid, Levice, Eriu und NPCs in der Nähe)

Auf Rilanjas erneuten Erklärungsversuch hin schüttelte die Miraluka nur den Kopf, ging aber nicht mehr darauf ein. Es war einfach schwierig zu erklären und daher war es das Beste, wenn ihre Freundin das Sehen durch die Macht selbst erkundete. Der Erklärungsversuch passte insofern nicht, weil sie ihrer Meinung nach vollkommen unvoreingenommen gegenüber neuen Dingen war, die sie zu sehen bekam. Sie hatte keine Erwartungen, weil sie nicht wusste, ob es da überhaupt etwas zu sehen gab oder nicht.

Recht überraschend stellte ihre Meisterin die Suche nach dem Überwachungsraum ein und zerriss sich stattdessen die Jedi-Robe. Zasuna brauchte einen Moment zu lange, um zu verstehen worauf Rilanja hinauswollte. Nur um nicht sehen zu können hätte es doch auch ausgereicht, wenn sie einfach die "Lichtaugen" zugemacht hätte. Die Jedi-Robe hatte für Zasuna etwas Symbolisches und auch wenn Roben hier im Tempel alles andere als Mangelware waren, so fand sie es doch ein wenig merkwürdig das Kleidungsstück zu zerstören nur um eine Augenbinde zu haben. Zasuna hätte Rilanja auch ihre Augenbinde geliehen, wenn sie nur nett gefragt hätte.

Während Zasu den losen Ärmel zögerlich entgegen nahm und sich schließlich mit etwas mehr Enthusiasmus daran machte, ihrer Meisterin die Augen zu verbinden, kam die Frage nach der Sehkraft von Miraluka-Babys auf.


"Ungeachtet des Alters ist die Sehkraft bei allen Miraluka sehr unterschiedlich. Abgesehen von meiner Schwäche technische Komponenten bin ich mit einer sehr intensiven Verbindung zu Ashla .... ich meine der Macht... gesegnet. Die Durchschnitts-Miraluka sehen nur die äußeren Hüllen von Dingen, wie das bei euren Licht-Augen auch ist. Auren, Gedanken, Raum und Zeit spielen da beim Sehen keine Rolle. Es gibt sogar Blinde."

Die Gedanken über ihre Heimat und über ihre alte Familie ließen sie gedanklich ein wenig abdriften. Nur so war es zu erklären, dass sie den Begriff "Ashla" anstatt "Macht" verwendet hatte. Eine Wortwahl, die sie sich seit ihrer Ankunft bei ihrer neuen Familie, den Jedi, mühsam abtrainierte. Sie hoffe außerdem, dass Rilanja sich nicht an dem "Raum und Zeit" störte, welches sie in ihren Satz hineingepackt hatte. Das würde Tür und Tor zu einem ganz anderen Themenbereich eröffnen. Gekoppelt an ihre Gabe durch die Macht zu sehen, waren auch ihre Visionen, mal aus der Zukunft, mal aus der Vergangenheit, oder eben von einem ganz anderen Ort. Wenn man keine Möglichkeit hatte, seine "Licht-Augen" aufzuschlagen, woher wusste man dann, ob man wach war oder schlief? Sie hatte schon von Miraluka gehört, deren Geist sich ganz von ihrem Körper verlassen hatte. Ein Gedanke, der sie bei jeder Meditation dazu ermahnte möglichst keinen Schritt zu weit zu gehen.

"Also Macht-Blinde. Blinde aus Miraluka-Sicht. Wobei das Wort "Sicht" hier auch merkwürdig ist. Also blind sind die Miraluka aus eurer Sicht ja irgendwie alle."

Der Versuch den Gedanken von eben nochmal aufzugreifen scheiterte kläglich. Dennoch wollte sie versuchen, die ursprüngliche Frage zu beantworten.

"Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wie das bei Babys ist. Seit ich denken kann wurde ich von den Sene Seekern ausgebildet und dort hatten wir keinen Kontakt zu Babys. Studien dazu habe ich noch nicht gelesen und wie das bei mir war weiß ich nicht mehr."

Ihre Meisterin wirkte ein wenig hilflos und unsicher mit der Augenbinde. Zasuna war gespannt, wie lange sie den Stofffetzen tragen würde.

"So schnell bist zu eine von uns. Und dafür musste ich dir noch nicht mal die Augen auskratzen."

Ergänzte sie schmunzelnd und durchaus amüsiert ein leicht abgewandeltes Zitat aus dem apokalyptischen Holodrama "Im Auge des Ursprungs".

"Ich finde bei der Richtung des Sehens verhält es sich ähnlich wie beim Hören. Du kannst auch hören, was hinter dir passiert, aber wenn du dich durch deine Körper- oder Kopfhaltung darauf ausrichtest, versteht- oder sieht man besser und genauer."

Auf die Aufforderung ihrer Meisterin hin lehnte sie sich gegen die Wand, schaute durch das Loch welches die abgebauten Paneele eröffneten und konzentrierte sich auf die andere Seite der Wand. Wenn man sich so umschaute, dann hatte man durch die Paneele und dünne Wandverkleidungen aus einer großen Halle viele einzelne Räume und Gänge gemacht. Lediglich alle paar Meter folgte eine massive Steinsäule. Sie streckte ihre Hand in Richtung der andern Seite und konnte mit etwas Druck schließlich das Paneel hinausdrücken. Scheppernd fiel es auf der anderen Seite zu Boden. Der Raum wirkte immer noch leer.
Wie am Tag zuvor gelernt konzentrierte sie sich und sendete ihre Sensor-Machtwelle los, in der Hoffnung dass ihr die Reflektionen ein entsprechendes Bild liefern konnten. Was sie sah - oder glaubte zu sehen, war jedenfalls ermutigend. Vielleicht hatten sie ihr Ziel schon gefunden.


"Probiere du mal, was du sehen kannst. Wir könnten vielleicht sogar versuchen ein weiteres Paneel zu entfernen und dann durchzuklettern."

[ Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 ] Rilanja und Zasuna, (Sarid, Levice, Eriu und NPCs in der Nähe)
 
Coruscant – untere Ebenen, Straße, alleine

Die Straßen hier unten sahen noch schlimmer aus als früher. So tief, dass es katastrophal war, war Eowyn eigentlich noch gar nicht. Hier hätte es einfach nur... dreckig sein sollen. Aber nicht so... Das Elend hatte diese Ebenen definitiv erreicht. In einigen Hauseingängen lungerten Wesen aller Spezies herum, in die Seitengassen würde Eowyn lieber erst gar nicht gehen. Nicht ohne Grund. Das Virus hatte auch hier viel zerstört. Bis nach oben war es noch nicht hundertprozentig gekommen, diese Panik, diese Verzweiflung, oben war es erst... paritiell. Aber hier unten? Eowyn schüttelte den Kopf und musste an Okin denken. Der junge Mann war nur ein Bruchteil derjenigen von hier unten, die so fürchterlich leiden mussten... Eowyn war noch nicht so tief, dass sie an diverse Blockaden gekommen war, es mittlerweile gab, sie war auch noch nicht so tief, um Revolten zu sehen - aber sie war sich sicher, dass diese sehr bald nicht nur hier, sondern auch ganz oben eintreten würden. Etwas musste geschehen. Und zwar bald... Sonst war der komplette Planet dem Untergang geweiht. Wenn er das nicht ohnehin schon war.
Wer wusste schon, wie es hier in wenigen Wochen aussehen würde? Eine Wohnung zu mieten war somit keine Option, nicht im Vorraus. Sie würde eher auf Hotels ausweichen müssen, oder besser... das, was hier unten ein Hotel darstellte. Das hieß, dass sie nicht jetzt schon Dinge lagern konnte, musste sie noch eine Lösung finden. Aber erst einmal musste sie einen Ort finden, der ihrem Anforderungen entsprach, der bezahlbar war und... nicht allzu dreckig. Eine unmögliche Kombination, aber vielleicht hatte sie ja Glück...

Eineinhalb Stunden später machte Eowyn sich daran, wieder in den Tempel zurückzukehren. Sie hatte zwei, drei Häuser gefunden, die eventuell in Frage kamen, entscheiden würde sie das noch nicht heute. Es war spät mittlerweile, und vielleicht war Ian schon wieder zurück von seiner Heiltour. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie
so lange unterwegs sein würde, aber zum Glück hatte sie ihm immerhin eine kleine Nachricht hinterlassen. Er würde sich also keine Sorgen machen...
Der Gleiter stand noch immer da, wo sie ihn abgestellt hatte, und Eowyn grinste. Gut möglich, dass man ihn aufgebrochen und untersucht hatte, was sie eingekauft hatte... nun ja, sollten sie. Es war nichts besonderes dabei, für ihren Plan notwendige Dinge würde sie sicher nicht in aller Öffentlichkeit besorgen. Bevor sie einstieg warf sie noch einmal einen Blick in die Umgebung und winkte - wenn sie sie schon beobachteten, dann durfte Eowyn doch immerhin ein bisschen Spaß haben, oder?
Die Fahrt zurück verlief ohne Zwischenfälle, und als Eowyn sich ihrem gemeinsamen Zimmer näherte, konnte sie Ian darin nicht spüren. Entweder er war abgeschirmt oder gar nicht da - vermutlich eher letzteres. Sie betrat das dunkle Zimmer, tastete sich bis zur Nachttischlampe und schaltete sie an. Falls Ian hier war, dann wollte sie ihn nicht mit der vollen Ladung Deckenlicht wecken... aber nein, das Zimmer war leer, Eowyns Nachricht lag noch immer unberührt auf dem Tisch.
Ihre erste Handlung bestand darin, Ians ID zielstrebig an ihren Ort zurückzulegen, dann versteckte sie die Einkäufe in ihrem Schrank und ging ins Bad.

Komisch, hier zu stehen, die Zähne zu putzen, inmitten von Ruhe und Behaglichkeit, während da unten Krieg tobte, genau wie in Teilen der Galaxis, und während sie wusste, dass ihre Tage hier gezählt waren. Es schien so falsch... genauso falsch wie es schien, Ian nichts zu sagen. Sie musste es ihm sagen... sie musste. Aber sie konnte nicht. Ian würde... zu Duval gehen. Oder zu Wes. Oder... sich enttäuscht von ihr abwenden. Er würde sich in Gefahr begeben. Sie musste warten... warten. Aber wie lange? Mit jedem Tag würde es schlimmer werden.
Eowyn stützte sich nach dem Putzen mit beiden Händen aufs Waschbecken und starrte sich im Spiegel an. Es würde schlimmer werden. Und irgendwann wäre der Punkt erreicht, bei dem Ian ihr niemals wieder würde verzeihen können. Verlor sie ihn auf diese Weise? Aber verlor sie ihn nicht auch, wenn sie sprach? Was war besser? Welcher Weg war der Richtige? Eigentlich hatte sie ihre Entscheidung getroffen, aber das hieß nicht, dass sie sie nicht widerrufen konnte... Eowyn seufzte, schüttelte den Kopf und griff nach der Bürste. Sie würde immer wieder neu entscheiden müssen. Ihr blieb gar nichts anderes übrig. Duval würde sicher nicht morgen auf sie zukommen. Sie hatte ein paar Tage Zeit. Sie musste sich diese Tage nehmen. Sie musste... sie musste... Beinahe wäre die Bürste gegen der Wand gelandet, aber Eowyn hielt sich zurück. Keine emotinalen Ausbrüche mehr. Nie wieder. Kontrolle...

Sie schlüpfte aus ihren miefenden Klamotten, die sie sofort zur Wäsche gab, und in ihre Schlafkleidung, bevor sie unter die Decke kroch und sofort das Licht löschte. Sie hätte Hunger haben müssen, doch den hatte sie nicht. Als würde ihr all das auf den Magen schlagen... Vielleicht hatte sie Glück und konnte wenigstens schlafen - müde genug war sie eigentlich. Der Tag war lang und verdammt anstrengend gewesen...


Coruscant – Jedi-Tempel, Iowyns Zimmer, alleine
 
[ Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | Laderampe | Mol, sowie Mallory

Mallory dicht auf den Fersen stapfte Mol die Landeplattform hinab und knackte erleichtert mit den Gelenken. Es war gut aus diesem verflucht engem Schmugglerversteck endlich heraus zu sein, vor allem da er anschließend einige Minuten mit Mallory und Yannic im Maschinenraum verbracht hatte, wo sie mit Sia’ku den Motor zusammengehalten hatten, um die letzten paar Meter auf die Planetenoberfläche auch noch zu überleben. Das war stressiger gewesen als es hätte sein müssen und spätestens jetzt hatte der massige Zabrak entschieden, dass die Eisenheim ein bisschen Zeit im Trockendock brauchte, bevor sie zu neuen Schandtaten aufbrach.

Ihnen entgegen sah ein sichtlich verärgerter Bothaner, zu dem sich grade zwei bullige Menschen gesellten. Ahh, Menschen. Man merkte, sie waren endlich auf Coruscant angekommen. Warum die drei so finster schauten war auch recht offensichtlich. Anscheinend hatten ihre beiden Pappenchiss einen Beziehungsstreit und waren in rascher Folge hinausgestürmt. Worum es genau gegangen war hatte Mol über den Lärm der Maschinen nicht mithören können.

„Moin. Wir sind…“

, begann Mallory, wurde jedoch von einem der Menschen unterbrochen.

„Klappe halten! Wenn ihr eure Scheißmannschaft nicht gleich unter Kontrolle bringt lasse ich dieses Schiff absperren und alle die sich wehren in die Quarantäne sperren! Hier ignorieren gleich zwei die Landekontrollen und fangen drei Schritte weiter eine Prügelei an! Das geht so n…“

Diesmal wurde er unterbrochen und zwar von Mol, der bleich geworden war. Dass sich Spec und Etara prügelten konnte nichts Gutes bedeuten. Vor allem nicht für die in diesem Fall chancenlose Schmugglerin.

„Hol den Medidroiden!“

, blaffte er Mallory an und stieß die drei wütend protestierenden Kontrolleure locker zur Seite. Der Hüne rannte los, in die Richtung die der Sprecher gewiesen hatte und erblickte die beiden auch beinahe sofort. Etara lag mit dem Kopf auf Specs Schoß, eine ansehnliche Platzwunde an der Schläfe. Mol fluchte unflätig auf gleich drei Sprachen und stürzte auf die beiden zu, sich auf die Knie fallen lassend.

„Scheiße was hast du schon wieder gemacht?!“

, blaffte er unbedacht Spec an, nicht auf den sich rasch verändernden Ausdruck ihres blauen Gesichts achtend. Es zählte nur Etara, die immerhin die Augen geöffnet hatte, jedoch vollkommen neben der Spur wirkte.

„KOMM DA WEG, DU HORNOCHSE!“

, hörte er hinter sich die Stimme Paloos kreischen und wandte halb den Kopf, erst einen Herzschlag zu spät schaltend. Sterne strahlten vor Mols Augen auf, als ihn irgendwas an die Nase traf. Er keuchte und stolperte rückwärts, als sich der nächste Schlag ihn seinen Schritt bohrte. Der Hüne röhrte auf, während er blindlings um sich schlug, jedoch nichts als dünne Luft durchschlug. Ein weiterer Schmerz, diesmal an seinem Kinn. Die Welt drehte sich und der Boden kam bedrohlich schnell näher. Irgendetwas knackte Übelkeit erregend, als sein Hinterkopf wie aus dem nichts einen Bordstein fand. Einen Moment klärte sich seine Sicht auf die Szene, nur um dann in endlosem Schwarz zu versinken.


[ Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Hangar | bei einem geparkten Schiff | Etara, Spectre und Mol
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Riuens Zimmer – mit Riuen (NPC)

Es konnte nur besser. Vielleicht. Wenn Ian sich am Riemen riss und aufhörte, sich den Kopf zu zerbrechen, dann bestand sicher die Möglichkeit, dass es besser wurde. Doch so oder so, waren da so viele unausgesprochenen Themen, so viele winzige Hinweise – Ian würde sie auf Dauer nicht ruhen lassen können. Geduld war das Stichwort. Geduld und Verständnis aber Ian war es leid, ständig warten zu müssen. Als wäre die Angst, über das Urteil der Republik nicht längst genug. Er hatte warten müssen, wie die Jedi entschieden, er musste warten, wie die Republik entschied, er hatte Gespräche führen müssen, hatte einen Mann auf sein Schiff gelassen, der jede Grenze überschritten hatte und jetzt war da noch Eowyn, die etwas verbarg. Und da waren zwei fehlende Antworten zusätzlich. Die von Joseline und die von Wes. War es nicht langsam genug?

Er hatte mit Eowyn trainiert, ein Training für sie, ein Training, gegen das sich bis vor kurzem noch alles innerlich in ihm gesträubt hatte und jetzt, da sie es absolviert hatten… Er seufzte.
„Ich glaube, ich sollte gehen.“ Zu mehr, als schlechte Laune zu verbreiten, war Ian kaum fähig. ‚Vielleicht wäre es besser, du würdest mal darauf verzichten das zu tun, was du tun solltest.‘ Und trinken?“ ‚Zum Beispiel.‘ Ian besah sich das Getränk, stellte es letztendlich aber wieder auf dem Tisch ab. „Ich kann nicht.“ Es schmeckte nicht und selbst wenn Ian wollte, dass seine Gedanken irgendwie umnebelt waren, wollte er nicht seine Kontrolle verlieren. Schon gar nicht heute. ‚Kommt nicht gut, wenn ich jetzt sage, dass Eowyn das auch sagen würde?‘ Riuen schielte zu Ian hinüber, ein süffisantes, beinahe provozierendes Lächeln auf den Lippen. ‚Wir können auch um die Häuser ziehen‘, gab er sich schließlich viel unschuldiger. ‚Ich lerne ein paar Damen kennen, die du Eowyn vorstellen kannst. Aber ich schätze, wenn du weiter so griesgrämig guckst, werden sie viel eher nach dir, als nach mir sehen. ‘ Ian verdrehte seufzend die Augen, grinste letztendlich aber doch. „Zieh allein um die Häuser. Ich müsste vorher ohnehin meine ID holen.“ Schließlich konnte Ian sich kaum leisten, ohne erwischt zu werden. ‚Welch furchtbar, weiter Weg‘, merkte Riuen an, erkannte aber wohl, dass es nichts bringen würde, weiter zu versuchen, Ian zu überreden. ‚Ich lass‘ mir was einfallen, versprochen.‘ „Danke.“

Zehn geschlagene Minuten stand Ian vor der Tür, die ihn von dem kleinen Appartement trennte, in dem Eowyn schon war. Sie war nicht verschleiert, ihre Präsenz in der Macht war damit deutlich zu spüren, auch wenn sie sonst noch immer abgeschirmt war. Sollte er zurück zu Riuen gehen und mit ihm um die Häuser ziehen oder zumindest in die Kantine? Ian wollte nicht zurück in die Räume, die ihn zu Eowyn brachten. Was war, wenn sie nicht schlief? Was sollte er heute noch mit ihr sprechen? Nichts. Er würde, sofern sie noch wach war, eine gute Nacht wünschen und sich selbst in Trance versetzen. Letzteres würde er unbedingt tun müssen, denn sonst war vorprogrammiert, dass an einen ruhigen Schlaf nicht zu denken war. Sollte er sich ebenfalls abschirmen?

Weiter fünf Minuten verstrichen, ehe Ian das Quartier betrat, leise, für den Fall, dass Eowyn schon schlief. Ein kurzer Weg ins Bad, geputzte Zähne und der Blick auf die Couch. Es wäre wesentlich einfacher gewesen, sich dort hin zu legen. Aber es hätte gewirkt, als wäre er wütend. Als hätten sie gestritten und damals, zu Zeiten Tahiris, hatte Ian sich geschworen, niemals wieder in einem Konflikt auf der Couch zu schlafen. Ein Konflikt. Der mit Tahiri war deutlich gewesen, aber das hier mit Eowyn? War es überhaupt ein Konflikt?
Hör auf zu denken.
Ian seufzte leise, ehe er das Schlafzimmer, das in Dunkelheit gehüllt war, betrat. Automatisch ging sein Blick zum Bett, das fehlende Licht machte es unmöglich, etwas zu erkennen, aber die Macht verriet ihm, dass sie noch nicht schlief. Dafür saß ihre Abschirmung zu perfekt und wer schlief, war nicht wirklich abgeschirmt. Man spürte von Schlafenden eine intensive Ruhe ausgehen – von Eowyn hingegen, ging nichts aus. Beinahe wünschte Ian sich, er hätte sich doch abgeschirmt, aber sicher war es besser, genau das nicht zu tun. Durch Eowyn hatte er überhaupt erst gelernt, sich nicht ständig abzuschirmen, auch wenn sie seit geraumer Zeit dafür sorgte, dass Ian sich damit unwohl fühlte. Wie in der hellen Kleidung, die er hier endlich ablegen konnte.
Leise bewegte der Dunkelhaarige sich auf das Bett zu, noch immer überlegend, ob er irgendetwas sagen oder tun sollte. Aber da war kein Gedanke, der er hätte fassen können, oder besser, keine klare Antwort. Ian tastete vorsichtig unter die Decke, nach seiner Schlafkleidung, bekam sie zu fassen und setzte sich dann, als er doch leise fragte, was er ohnehin schon wusste: „
Bist du noch wach?“


Coruscant – Jedi-Tempel, Iowyns Zimmer, mit Eowyn
 
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