Coruscant

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Sie war sich nicht sicher, ob Ian verstehen würde, was sie sagen wollte. Wes hatte es wohl nicht getan... vielleicht war Eowyn tatsächlich zu verbohrt, vielleicht war ihr Denken so verquer, dass außer ihr niemand empfinden konnte, was sie empfand? Sie fühlte sich falsch, sie fühlte sich unwohl, noch immer sträubte sich ein Teil ihres Körpers, wenn sie an morgen und die Tage danach dachte - aber vielleicht, vielleicht war es völlig falsch, was sie empfand?! Irgendetwas aber schien sich auf Ians Gesicht abzuzeichnen, sie war sich nicht ganz sicher, was. Seine Frage dann aber machte ihr klar, dass jemand zumindest irgendwie nachvollziehen konnte, was sie fühlte - auch, wenn ihr noch unklar war, ob Ian es wirklich verstand. Ja, nickte Eowyn nur leise und fuhr dann fort, weiter zu erzählen.
Etwas schien Ian nicht zu passen - bloß war nicht deutlich, was dieses "etwas" eigentlich war. Dass man ihr Dinge andichtete, die sie nicht getan hatte? Dass man die Befürderung groß zelebrierte? Hatte es etwas mit Wes oder Rat Elliundi zu tun? Sie wollte nicht fragen - Ian würde es ihr schon sagen, wenn es ihm wichtig war. Oder auch nicht, vielleicht wollte er sie nicht noch zusätzlich mit einem schlechten Gewissen belasten...? Diese ganze Situation war so... falsch, falsch und kompliziert. Ian sollte ganz sicher kein schlechtes Gewissen bekommen, weil er dieser Sache zugestimmt hatte. Kein schlechtes Gewissen, aber auch keine Wut auf die Jedi, oder Frust, oder sonst irgendein negatives Gefühl - diese Mission würde schon schwer genug werden.

Sich seine Meinung nicht anzuhören wäre wirklich unfair gewesen, aber Eowyn hoffte, dass sich daraus keine Diskussion entwickeln würde. Dafür hatte sie keine Kraft und sie beide keine Zeit, und außerdem hatten sie schon genug Gespräche dieser Art gehabt. Ja, meist hatte es an ihr gelegen, also hatte sie nur eine große Chance, eine ausufernde Unterhaltung zu erreichen - sich selbst zusammenzureißen und Ians Meinung, selbst wenn sie ihrer widersprach, einfach zu akzeptieren.
Dass der Rat wirklich von Grund auf überzeugt gewesen war, das konnte sich Eowyn kaum vorstellen. Vielleicht... ja, vielleicht glaubten sie es ja sogar selbst? Vielleicht wollten sie nicht sehen, was sie anrichteten, wenn sie sie aus falschen Gründen beförderten, also verschlossen sie die Augen? Möglich wäre es sicher, aber Eowyn konnte sich fast nicht vorstellen, dass die Ratsmitglieder so unehrlich sich selbst gegenüber waren. So hob sie also nur die Augenbrauen, sagte aber nichts, denn Ian schien ja auf etwas anderes hinaus zu wollen.
Die Augenbrauen blieben erst einmal, wo sie waren, denn eigentlich - nun ja, eigentlich wollte er doch nicht auf etwas anderes hinaus. Der Rat war also überzeugt von ihr, das war doch eigentlich die Kurzfassung. Und ja, es klang tatsächlich so, als würde Ian den Rat verteidigen, etwas, das Eowyn mit gemischten Gefühlen hörte. Es erleichterte sie ungemein, dass Ian den Rat nicht mehr nur als ominöses, furchteinflößendes Germium sah, es war gut, dass er sich auf sie einlassen konnte - aber weshalb ausgerechnet jetzt, wenn sie anderer Meinung war?
Dann jedoch schien Ian wirklich den Faden gefunden zu haben und beleuchtete die Sache von einer ganz anderern Seite. Wünsche an eine Rätin? Bei den Worten, die folgten, war so viel Richtiges dabei - aber gleichzeitig auch so viel Falsches. Er widersprach sich selbst... und gleichzeitig auch nicht. Es war schwer, ihm wirklich zu folgen, und noch schwerer, ihm darauf zu antworten.

Sie setzte sich in den Schneidersitz, drapierte die Decke um sich herum, damit sie nicht fror, starrte vor sich hin und schwieg. Wo sollte sie beginnen? Oder sollte sie es einfach gleich lassen? Es war doch eigentlich müßig. Sie hatten schon oft über dergleichen geredet, selten kamen sie auf einen gemeinsamen Nenner. Eher begannen sie dann irgendwann zu diskutieren oder, schlimmer, zu streiten. Andererseits... wenn sie jetzt schon begann, auf Ians Meinung nur noch mit den Schultern zu zucken, wo würde das irgendwann hinführen?

Ich... weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll, begann sie dann zögerlich und sah Ian nachdenklich an. Vielleicht... erst einmal beim Ursprung. Erst mal... wenn sie so überzeugt sind, dass ich den Rang wirklich verdient habe... warum konnte Wes mir dann keine Antwort geben, warum hat er mir nicht sagen können, warum ich eine gute Rätin wäre? Er hat die Frage schlicht ignoriert, mir nur gesagt, dass ich mich irre. Vermutlich weil er eben selbst keine richtig Antwort hatte.

Ihre Ansicht wäre so einfach aus der Welt zu schaffen gewesen - oder zumindest wäre es den Versuch wert gewesen. Aber Wes hatte es nicht einmal versucht.

Und dann... zögerlich sprach Eowyn weiter. Du hast in manchem durchaus Recht. Natürlich fühlt man sich Personen nah, die nicht perfekt sind... aber zwischen "nicht perfekt" und "fehlerhaft" besteht ein meilenweiter Unterschied. Keiner der momentanen Räte ist übrigens, würde ich sagen, so abgehoben, dass man sich ihnen nicht nähern möchte. Außerdem... du sagst selbst, dass ich... Makel habe. Offensichtlich ist es dann keine Einbildung von mir, dass sie vorhanden sind, das ist der beste Beweis. Eowyn sah Ian genau an. Er würde versuchen, es wieder abzustreiten, sagen, dass er das SO nicht gemeint hatte, aber es war deutlich. Und dazu kam... er hatte es so treffend ausgedrückt. Angst, die Macht könne sie alleine gelassen haben. Niemals hätte sie selbst das Gefühl so genau benennen können, aber er hatte es eben getan. Und wie, wie, WIE konnte jemand, den die Macht alleine gelassen hatte, eine Führerin in ihr, mit ihr sein? Sie wollte nicht darüber nachdenken. Es tat weh, ungelaublich weh, an einem Tag wie heute umso mehr. Und wie konnte sie Aketos unterrichten, ihr bei ihren Problemen helfen, wenn sie selbst kaum eine Richtung kannte? Wie konnte sie da eine Rätin sein, eine echte Rätin? Es ist... ja, es ist irgendwie... lieb von dir, dass du mich für fähig hältst. Aber ich befürchte... versteh es nicht falsch... Sie biss sich auf die Lippen. Er würde es ganz sicher falsch verstehen. Sie hatten das Thema schon einmal gehabt, und damals hatte es gut gekracht. Gefühle absprechen... Das hier war nicht viel anders. Sie schüttelte den Kopf.
Es ist dein Recht, mehr in mir zu sehen als ich selbst. Mehr sollte sie dazu nicht sagen. Nicht konkret.

Ich sehe viele Dinge zu sehr anders als du. Sie rieb sich mit der linken Hand die Stirn, ließ sie dort ruhen. Das führte doch zu nichts... Aber irgendwie musste Ian doch verstehen? Räte sollten stark sein. Sie müssen nicht perfekt sein, aber sie sollten... feste Persönlichkeiten sein. Sie sollten ihre Fehler korrigiert haben. Sie sollten gute Lehrer sein. Sie sollten führen können durch die Macht. Sie sollten in sich ruhen. Sie sollten... so vieles sein. Was... Sie atmete durch. Was war so verdammt schwer daran, das zu verstehen, wieso war sie die Einzige, die das zu sehen schien? Sie sah Ian wieder an, beendete den Satz anders als gedacht. Was davon besitze ich? Vielleicht kannst du mir erklären, was Wes nicht konnte. Wieder schüttelte sie den Kopf. Letzten Endes war es allerdings müßig. Die Sache war durch. Sie hatte genaugenommen nichts zu entscheiden. Am Ende... der Sache müde fuhr sie fort. Am Ende ist es aber auch egal. Was soll's... Ich habe mich für dieses Leben entschieden, und dazu gehört wohl auch, gewisse Dinge hinzunehmen. Zum Beispiel auch die Tatsache, dass ihre Beziehung keine Privatsache war. Aber das würde sie Ian, wenn möglich, nicht auf die Nase binden.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

„Vielleicht konnte er dir nicht antworten, weil er keinen Grund sieht, der nicht für dich spricht? Manchmal ist man so überzeugt von Dingen, dass die Frage nach dem Warum nur verwirrend ist. Ich meine… Wenn man jemanden fragt, weswegen er glaubt, oder liebt, dann müssen darauf nicht immer lange Antworten folgen. Einfach… weil es für einen selbst so ist?“ Ian zumindest hatte irgendwann aufgehört, sich zu fragen, warum seine Eltern ihn nicht liebten. Die Antwort war schlicht und einfach, ‚Weil du es nicht wert bist‘ gewesen. „Aber vielleicht fragst du ihn das noch einmal, vielleicht hat er dich nicht gehört und war angegriffen, weil du nicht hocherfreut reagiert hast?“ Oder… „Oder er glaubt, du kennst die Antwort und wollte sie dir nicht vorgeben. Ich weiß es nicht und wäre ich er gewesen, hätte ich dazu sicher etwas gesagt.“ Aber was wusste Ian schon von den Gepflogenheiten der Jedi? Bei den Sith wurden solche Fragen nicht gestellt – nie. War das eine kleine Prüfung für das, was vor ihr liegen würde? Hatte Wes gewollt, dass sie von selbst auf die Antwort kam? Ian konnte nur mutmaßen und gerade deswegen war es wichtig, dass Eowyn ihn noch einmal fragte, wenn sie ein bisschen mehr Abstand zu der Sache gewonnen hatte. Wie auch immer sie davon Abstand nehmen konnte – denn das stand auf einem anderen Filmsi. Ian folgte ihrem Beispiel und setzte sich auch auf, einfach, weil es so viel besser war, mit ihr sprechen zu können.

Die nächsten Worte Eowyns waren so… Ian fand keine Worte dafür. Es fühlte sich nicht an, als ginge es darum, sich auszutauschen, sondern darum, sich überzeugen zu lassen. Von ihrer Sicht – aber ein Gespräch dieser Art war keines, das Ian verfolgte oder verfolgen wollte. Ihr Blick sagte alles, sie wollte nicht, dass er widersprach, dabei hätte er ihr sagen können, wie wichtig Makel waren. Wie wichtig ihre Makel waren. Aber würden diese Worte ankommen? Würden sie je ankommen? Ian ließ sie einfach sprechen, versuchte diesmal nicht ihr eine andere Sicht zu offenbaren. Vielleicht war es besser, ihr in dieser Sache einfach nur zuzuhören. Dann unterbrach sie sich. Es war lieb von ihm, dass er sie für fähig hielt?
„Aber du befürchtest, dass ich mich irre,“ beendete Ian ihren Satz ohne ihn fragend klingend zu lassen. Stattdessen lächelte er traurig und zuckte kurz mit den Schultern. Ihm war klar, dass sie vieles anders sah, als er, den wann immer es um sie ging, um das, was sie gut konnte, um das, was er an ihr wertschätzte, hatte sie eine völlig andere Sicht. Auch wenn sie nun ihn fragte, was sie zu einer guten Rätin machte – die Antwort, die Antwort wollte sie doch gar nicht haben. Seufzend stützte Ian seinen Ellenbogen mit dem Arm nach oben gerichtet auf seinem Knie ab, den Kopf auf die Hand gebettet, Eowyn schräg ansehend. Was sollte er ihr darauf antworten? „Du hast die Fähigkeit, an dir zu arbeiten und deine Fehler zu korrigieren. Du hast die Fäigkeit zu erkennen, dass du Makel hast. Du hast die Fähigkeit zuhören zu können. Mit deinen Ohren und mit deinem Herzen. Eowyn…“ Ian gab seine Position auf, senkte den Arm wieder, schüttelte den Kopf. „Ich sehe vieles, das du kannst und das du hast, aber ich glaube, dass ‚besitzen‘ hier das falsche Wort ist. Man besitzt keine Fähigkeit, sondern man hat sie, man arbeitet an ihr… Jemand, der etwas besitzt, dem gehört es und er muss nichts mehr dafür tun, weil es Besitz ist. Etwas um sich zu schmücken. Wie eine Trophäe. Und genau das macht dich vielleicht auch zu einer guten Rätin. Du bist nicht im Besitz von Perfektionismus. Du ruhst dich nicht aus auf alten Lorbeeren, du nimmst Dinge in Kauf, die dich alles kosten können. Du hast mich gelehrt, wieder zu fühlen. Du… du…“ Er sah zur Seite, wollte es nicht aussprechen, nicht voller Emotion, aber wie konnte er nicht? Alles, was er sagte, klang nicht wie eine lapidare Aufzählung sondern wie etwas, das er so sah. So fühlte. Und vor allem seine nächsten Worte, kamen viel zu intensiv. „Du opferst dich auf. Du opferst vielleicht dein Leben und das schlimmste an der Sache für mich ist, dass… das es beinahe so ist, als würde das Jedidasein dein ganzes Leben bestimmen. Also gäbest du dein Leben und deine Zeit, deine Wünsche, irgendwie alles an die Jedi. Auch wenn mir das als Grund nicht gefällt, macht dich das nicht zu jemandem, der dafür geeignet ist, eine Jedi zu werden? Selbstlos handeln. Für den Orden handeln, ohne Rücksicht auf sich selbst? All das… Da sind eine Menge Fähigkeiten, die dich auszeichnen.“ All das war am Ende nicht egal, ganz und gar nicht. „Ich kann dir nichts erklären Eowyn, weil diese Dinge nicht erklärbar sind. Was auch immer ich sage, oder was Wes sagt, oder was du dir selbst sagen kannst… Es muss nicht im Kopf ankommen, sondern in deinem Herzen.“ Und was diese Sachen betraf schien Ian keinen Zugang zu ihr zu haben. Was ihre Emotionen zu sehen schienen war nur eines: Unfähigkeit. „Es spielt keine Rolle, was ich sage. Und auch nicht, was Wes sagt.“ Zumindest das, wussten sie sicherlich beide, was also sollte er dazu noch sagen? „Dein Herz muss es dir sagen, mehr noch als dein Verstand oder irgendwer“ wiederholte er also und lächelte matt. „Wenn ich dich doch überzeugen könnte, dich selbst zu überzeugen…“ Er würde es sofort tun.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
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[Coruscant | Jedi-Basis | Ratsturm | Vorzimmer von Rat Jansons Büro] Arkon, Wes, Alisah, Mya (NPC)

Irritiert stellte Arkon fest, wie eine weitere Person das Büro betrat und als Alisah Reven vorgestellt wurde. Er sinnierte kurz über die Änderung von Nachnamen über geographische Grenzen hinweg und fragte sich, ob Alisah und er vielleicht sogar wirklich verwandt waren, über unzählige Generationen hinweg oder ihre Vorfahren nur den gleichen Beruf ausgeübt hatten. So hatte er kaum Gelegenheit darüber nachzudenken, ob er sie bei seinem Gespräch dabei haben wollte und nickte dann einfach nur noch, ehe die Wartezeit auf seine Antwort zu kauzig gewirkt hätte.

„Nun, vielleicht hatten unsere Vorfahren den gleichen Beruf ausgeübt?“, kommentierte der Alderaaner den Seitenhieb auf den Nachnamen und die Ähnlichkeit der Initialen, „sollte ich das nächste Mal eine größere Anschaffung für den Jedi-Orden bestellen müssen, weiß ich ja wie unterschreiben muss.“ Er schmunzelte kurz, ehe er wieder ernster wurde und sich den Fragen von Rat Janson widmete. Arkon überlegte über das Gesagte und seine Antwort, ehe er sich sicher war, die richtigen Worte gefunden zu haben. Dennoch stockte er hin und wieder bei seinen gesagten Worten als ihm doch passendere Worte einfielen.

„Ja, Meister, die Kette gehörte Zannah. Ich habe sie ... zusammen mit ihrem Leichnam gefunden, als wir vor einer imperialen Razzia unter Alynn Kratas im Honey House geflohen sind ... Wie sie zu Tode gekommen ist, das kann ich leider nicht sagen“, ein kummervoller Blick verdüsterte sein Gesicht für einen kurzen Moment, ehe er weiter fortfuhr. Diesmal war sein Blick wieder neutral.

„Und ja, natürlich habe ich über sie nachgedacht, spätestens dann als ich bemerkte, um wen es sich in diesem ... Machtereignis handelte. Der Eindruck, visuell, olfaktorisch, auditiv wie auch emotional war sehr diffus. Ich hatte nur eine grobe Ahnung um was es sich handelte, konnte nur fest machen, dass es durch die Berührung der Kette ausgelöst und auch wieder beendet wurde, als ich diese losgelassen hatte.

[Coruscant | Jedi-Basis | Ratsturm | Vorzimmer von Rat Jansons Büro] Arkon, Wes, Alisah, Mya (NPC)
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Eowyn konnte nicht anders, sie konnte das schnauben nicht verhindern. Wes hatte ihr nichts sagen können, weil die Antwort so eindeutig war? Das war absurd. Völlig absurd. Denn hier ging es nicht um etwas abstraktes wie Liebe oder Glaube, hier ging es um Qualifikationen. Zum Rat wurde man nicht, weil jemand einen nett fand, sondern weil man sich so sehr auszeichnete, dass man dafür erwählt wurde. Dafür gab es Gründe. Nicht jeder Jedi wurde zum Meister, geschweige denn zum Rat ernannt. Dies geschah nicht einfach so.
Ian, es tut mir Leid, das so direkt sagen zu müssen, aber das ist wirklich... Blödsinn ...nicht realistisch. Für eine Beförderung gibt es Gründe, die man benennen kann. Sie sollte ihn noch einmal fragen? Vielleicht hatte er sie nicht gehört? Eowyn lächelte nur traurig, schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf. Ihn noch einmal fragen... nein. Die Sache war durch, Wes würde keine Lust haben, noch einmal mit ihr darüber zu diskutieren. Ihre, musste sie schon ehemalige sagen?, Freundschaft hatte einen großen Riss bekommen. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Wes zu noch mehr Unterhaltungen bereit war... vielleicht auch zu Recht, sie hatte ihn schließlich durchaus angefahren. Sie würden sich morgen noch einmal begegnen, weil sie mussten, und dann? Was dann kam wussten nur die Sterne. Nein, sagte sie dann doch noch leise. Ich war nicht zu überhören. Er hatte sie gehört. Ganz sicher. Aber das ist nun vorbei.

Sie wollte Ian keinen Vorwurf machen, ihn auch nicht in eine Ecke drängen. Das hatte sie schon oft genug getan. Nein, dieses Mal wollte sie ihm seine Gefühle nicht absprechen. Dennoch begriff er, was hinter ihren nicht ausgesprochenen Worten lag, und Eowyn senkte den Blick. Was sollte sie schon dazu sagen? Sie wollte es nicht aussprechen, denn er hatte das nicht verdient. Sie befürchtete nicht nur, dass er irrte, sondern sogar, dass er blind war, weil seine Gefühle ihm im Weg standen. Aber das würde sie nicht aussprechen - nicht mehr. Es war einfach nicht fair. Und außerdem hatte er es ohnehin beinahe begriffen. Sein Schulterzucken sagte auch alles. Sie würden sich darin nicht einig werden, aber vielleicht mussten sie auch nicht.
Es herrschte kurz Stille, in der Ian wohl nachdachte was, oder ob, er ihr antworten sollte. Eowyn war sich nicht sicher, was sie eigentlich wollte - und fragte sich, ob sie dieses Thema nicht ohnehin eigentlich längst ruhen lassen wollte. Es war anstrengend, und es brachte außerdem nichts. Die Entscheidung war ohnehin schon längst gefallen.
Ian aber hatte wohl beschlossen, es durchaus noch einmal versuchen zu wollen.
Aber war es nicht
normal, an Fehlern zu arbeiten? War es nicht normal, zu wissen, dass man nicht perfekt war, denn wer war das schon? Zuhören, ja, das mochte eine Fähigkeit sein, die einem Rat sogar gut stand, aber nur, weil man gut zuhören konnte, wurde man kein Rat!
Ian wurde nun aber wieder philosophisch, und Eowyn war kurz davor, das Gesicht zu verziehen. Fähigkeiten besitzen, sie haben... was machte das schon? Und da war es wieder. Der Bezug zu ihm. Natürlich, er sah sie anders. Er sah sie mit Augen, die... nicht realistisch waren. Das war auch in Ordnung so. Er liebte sie schließlich, und wenn man dann nicht über die Fehler des anderen hinwegsehen konnte, dann hatte Liebe keine Chance. Aber das spielte keine Rolle, wenn es um ihre Beförderung ging. Einen Schritt zurückgehen. Persönliches fallen lassen. DAS war nun notwendig. Aber das konnte Ian nicht, mit jedem seiner nächsten Worte wurde das deutlicher und deutlicher, auch sein Körper, sein Gesicht, all das war voll davon.
Sie war nicht die Einzige, die ihr Leben den Jedi schenkte, die sich verpflichtet hatte. Es mochte für Außenstehende seltsam, ja, vielleicht auch bewundernswert aussehen, aber im Orden war es doch etwas, das völlig normal war? Sie schüttelte den Kopf.
Nein, Ian. Du opferst dich genauso, ebenso wie jeder andere in unserem zukünftigen Team, ebenso wie viele andere Jedi täglich da draußen. Ist das ein Grund, sie alle, auch dich, zu Räten zu machen? Für uns alle steht das Wohl der Galaxis, das Wohl der Lebewesen, über allem anderen. Das ist es, was einen Jedi mit ausmacht. Zu versuchen, eine gute Person zu sein, anderen zu helfen, heißt noch lange nicht, dass man als Jedi-Rat geeignet ist. Diese Dinge waren nicht erklärbar? Für Eowyn schon. Sie konnte genau sagen, weshalb zum Beispiel Chesara eine gute Rätin war. Dennoch, Ian sah wohl, dass diese Unterhaltung nicht zielführend war, und langsam fürchtete Eowyn wirklich, dass niemand sie wirklich verstand. War doch sie der Geisterfahrer? Warum aber fühlte sie sich dann so falsch? Sollte sie nicht verstehen, was die anderen sahen, hatten alle anderen Recht? Sie unterdrückte die Tränen, die nun in ihre Augen fließen wollten. Wieder einmal. Was war nur los? Warum war sie so blind, warum sahen alle anderen? Und warum, bei allen Galaxien, hatte sie sich so wenig im Griff, dass sie sogar andauernd anfangen wollte, zu heulen? Noch ein Grund mehr, warum sie nicht geeignet war... warum sah das niemand außer ihr? War sie wirklich zu streng mit sich, oder hielt sie anderes für notwendig als andere Leute? Es konnte doch nicht sein, dass sie andere Ansprüche an einen Rat hatte als der komplette Rat selbst?

Ich kann das nicht mehr, Ian. Sie schüttelte wieder den Kopf, langsam, und sah ihn bittend an. Es ist vorbei. Es ist beschlossen. Es ist egal. Lass es gut sein. Ich muss lernen, es zu akzeptieren. Und ich... bin müde. Und dabei war sie nicht einmal selber sicher, ob sie den körperlichen oder seelischen Zustand meinte. Vielleicht beides. Vermutlich beides. Ich ziehe das morgen durch, und dann vergesse ich es, so gut es geht. Wieder schüttelte sie den Kopf. Es tut mir ehrlich Leid, dass dein Geburtstag so war. Ich hatte eigentlich anderes mit dir vor. Aber das holen wir nach, in Ordnung? Sachte legte sie ihre Hand auf sein Knie, sah ihn erneut bittend an. Irgendwie lief so selten etwas so, wie sie es geplant hatte... Hoffentlich war das kein schlechtes Vorzeichen für die kommende Mission.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Eowyn schnaubte, Ian seufzte. Warum führten sie dieses Gespräch überhaupt? Hier ging es nicht darum, was er glaubte, hier ging es nicht darum, herauszufinden, weshalb Wes keine Antwort gegeben hatte. Es ging einzig und allein darum, dass sie sich alle irrten . Alle waren blind, alle irrten sich, alle überschätzen Eowyn. Keiner hatte Ahnung, keiner sah sie wie sie war. Keiner erkannte ihre Unfähigkeit, niemand verstand sie. Eowyn war so festgefahren in ihrer Sicht, in ihrer Überzeugung, dass sie sich nicht einmal die Mühe machte über das, was Ian ihr sagte nachzudenken. Warum hatte er sie bloß gefragt, ob sie seine Meinung hören wollte? Die Antwort war schon vorher klar gewesen. Nein, sie wollte nicht. Sie wollte nicht hören, nicht darüber nachdenken, sie wollte nur Bestätigung in ihrer Sicht. Und ihre nächsten Worte - die sie erneut abbrach, machten es so deutlich. Wieder ein Satz, den er ohne weiteres für sie hätte beenden können. Sie konnte sich die Worte denken, sie konnte sie verschlucken, er hörte sie trotzdem.
"Weißt du, vielleicht ist nicht immer das was andere sagen nicht zutreffend, nicht besonders klug, nicht realistisch oder einfach nicht richtig," merkte Ian leise an und bekämpfte den Frust der in ihm auftauchen wollte genauso wie die Niedergeschalgenheit. Vielleicht war ihre Sicht nicht richtig und vielleicht war es falsch sie ständig zu schonen. Hatte sie Minuten zuvor nicht sehr viel deutlicher mit ihm gesprochen? Hatte sie nicht damals hart behauptet, er habe aufgegeben? Aber... war sie nicht diejenige die sich beständig aufgab, nur auf andere Weise? Sie gab es auf, positiv von sich zu denken. Sie gab auf, zuzulassen, dass andere etwas in ihr sahen, erkannten, spürten. Sie gab auf, auch nur ein einziges gutes Haar an sich zu lassen. Da war ihre Sicht und nichts, nichts drang durch ihren Panzer aus Selbszzweifel oder Selbsthass hindurch. Alles prallte ab und das einzige was Ian tun konnte war zuzusehen.

Wieder kam ein Aber. Wieder drang
nichts zu ihr durch. Wieder hörte sie einfach nicht mit ihrem Herzen. Wieder wiegelte sie ab.
Wieder und wieder und wieder. Wenn sie so mit Wes gesprochen hatte, war es kein Wunder, dass er ihr keine Antwort gegeben hatte. Denn welche Antwort lies sie stehen? Sie nahm
jedem die Chance überhaupt etwas sagen zu können. Sie nahm allen anderen die Chance und vor allem nahm sie sich diese Chance selbst. Kein Wunder, das Wes keine Antwort gegeben hatte. Wieso auch, wo sie ihre eigene Sicht hatte, die so unumstößlich war, das es keiner anderen Antwort bedurfte. Wie konnte sie die Jedi, nein, wie hatte sie die Jedi je als Familie bezeichnen können, wo sie ihnen doch so offensichtlich nicht traute, wo sie doch so überzeugt davon war, dass sie alle falsch lagen? Jeder einzelne, außer viellicht Rornan. Dann waren da schon wieder Tränen in ihren Augen und Ian... was sollte er noch sagen? Beinahe wollte er glauben, dass sie das bewusst einsetzte, weil damit beinahe vorprogrammiert war, dass er das Thema beenden würde. Um sie zu schonen. Um es für sie nicht schwerer zu machen. Für sie. Aber schonte sie ihn? Sie konnte nicht mehr. Da war es doch. Das zweite Zeichen. Das, was ihn dazu zwang, Rücksicht zu nehmen. Auf sie. Aber was machte das mit ihm? Hatte das denn keine Bedeutung? Beschlossen, egal, gut sein lassen. Was, wenn er das nicht konnte? Was, wenn er das nicht wollte? Was, wenn ihm das zu schaffen machte? Was, wenn es ihm nicht gut damit ging, wie es ihr ging? Eowyn mit nach Bastion nehmen Eowyn, die sich nicht mal mehr als Jedi - ja dann nicht einmal mehr als sie selbst empfand. Sie sollte eine Geisel sein. Für was? Um am Ende völlig zu zerbrechen? Das war es doch, womit er umgehen musste. Das und die Tatsache, dass die Frau die er liebte sich zu verlieren drohte.

Dann spürte er ihre Hand auf seinem Knie und hatte keine Ahnung, wie reagieren. Sie aus dem Gespräch lassen? All das, was sich in ihm regte ignorieren - ihr zuliebe? Er hätte das Thema nicht ansprechen sollen. Er hätte sie einfach ein weiteres Mal küssen sollen. Denn all das? Es war so zermürbend, so unfair und es fühlte sich ungerecht an, entscheiden, abwägen zu müssen, Rücksicht auf sie oder Rücksicht auf sich nehmen zu müssen. Es fühlte sich ungerecht an, sich für sie und damit gegen sie zu entscheiden.
Ob sie wusst, wie sich das anfühlte? Als wäre er erneut mit diesen Droiden in einem Raum, die alle auf ihn schossen. Als hätte er ein Lichtschwert in der Hand, das er nicht benutzen konnte. Als wäre er den Blasterschüsseb ausgeliefert. Oder es war anders. Jemand versuchte
ihr etwas gutes zu tun, ihr den Kopf zu streicheln und Eowyn nahm es als Angriff, als Schlag war. Als etwas gegen sie.

Rücksicht.

Ian seufzte leise, als er nach Eowyns Hand griff, ihren Blick suchte und sich für einen Mittelweg entschied, wo auch immer dieser sich gerade
aufgetan hatte.
"Vielleicht kannst du mir den Gefallen tun und irgendwann noch einmal darüber nachdenken, was ich gesagt habe. Ohne es sofort als unrichtig oder Irrtum zu Bezeichnen." Er ließ es wie einen Wunsch klingen- und es war ein Wunsch, ein großer, schwerer.
"Vielleicht ändert sich nichts. Vielleicht bestätigt sich nur mehr, was du denkst. Und vielleicht bist du wirklich noch nicht bereit eine Rätin zu sein. Aber wenn du sagst, das es nur auf Zeit ist, ist da eine kleine Hintertüre aus der du hinaus schlüpfen kannst. Und wenn du nach Bastion noch der gleichen Überzeugung bist, werde ich hinter dir und deiner Entscheidung stehen. Nur bis dahin... Eowyn, ich bitte dich wirklich bis dahin hin und wieder zu überlegen, ob nicht vielleicht doch Wahrheit und Überzeugung hinter deiner Beförderung steckt. Wenn du am Ende für dich feststellst, das es noch immer nicht stimmig ist, geh einen Schritt zurück. Ich glaube, du musst keinen Rang bekleiden, den du nicht willst. Ich glaube gleichzeitig auch daran, dass du trotz allem eine gute Jedi bist. Dann vielleicht einfach wieder eine Großmeisterin. Vielleicht muss nicht jeder Jedi ein Rat sein. Ich möchte einfach nur, das du das bist und sein kannst, was du sein möchtest. Rätin, Großmeisterin, Schauspielerin", Mutter, stellte er beinahe mit Entsetzen über diesen Gedanken fest, "oder etwas ganz anderes. Ich werde hinter dir stehen. Ganz einfach. Weil ich möchte, dass du glücklich bist. Mit dem was du bist, mit dem, wie es ist, da wo wir sind... mit mir. Ich bin lange nicht so selbstlos, immer alles zu Opfern. Ich werde meine Träume nicht alle für die Jedi begraben. Ich will dieses Virus besiegt sehen und dann, dann will und werde ich das tun, was ich mir wünsche. Was du dir wünschst. Was wir uns wünschen. Weil wir zwei Wesen in der Galaxis sind, die es verdient haben, nicht nur Träume zu haben, sondern diese zu leben. Das Wohl von Lebewesen schließt das unsere mit ein."
Ian würde seine Träume nicht restlos opfern. Niemals. Nie wieder.

(Sorry, Handy post. Fehler werden ausgebessert )
 
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Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Eowyn starrte Ian an. Was war das jetzt? War es das, wie er sie sah, wie er sich fühlte? Bügelte sie seine Sicht immer ab? Aber das war nicht wahr. Sie hatte gewisse Dinge akzeptiert, gelernt, erkannt. Es war nicht fair von ihm, zu sagen, dass sie alles andere immer als nicht richtig bezeichnete. Das klang, als würde jedes Gespräch mit ihr ohnehin sinnlos sein. Sah er das so, wirklich? Nein, das war absolut nicht fair. Sie hatte sich bemüht, ihm zuzuhören. Sie hatte es wirklich versucht! Aber in jedem anderen Beruf wurde man befördert, wenn man gewisse Qualifikationen mitbrachte, wenn man sich besonders auszeichnete. Vorgesetzte redeten mit einem, gaben einem Gründe. Und für die Jedi sollte das plötzlich nicht mehr gelten? Wenn sie das gleiche einforderte war sie stur?
Eowyn schluckte hart, versuchte, ihren kompletten Ärger hinunterzuschlucken. Es war spät. Auch Ians Tag war anstrengend gewesen. Wenn er so dachte, bitteschön. Sollte er. Sie hatte ohnehin keine Möglichkeit, dagegen anzugehen, denn dann würde sie ja
wieder alles als nicht richtig bezeichnen, richtig?

Sie konnte nicht genau sagen, was in Ian vor sich ging, klar war aber, dass etwas da war, das ihm zu schaffen machte. Die Tatsache, dass sie akzeptierte? War das nun auch wieder falsch? Sollte sie sich etwa weiter wehren? Sie fügte sich, sie nahm die Rolle an, die man ihr zuschrieb, war es noch nicht genug, dass sie sich nicht mehr weigerte? Sollte sie alles nun auch noch mit Freuden tragen? Vielleicht tat sie ihm aber Unrecht, vielleicht ging es um etwas ganz anderes...
Sie erwiderte seinen Blick, als er ihre Hand in die seine nahm. Noch einmal darüber nachdenken? Worüber genau, über die Tatsache, dass sie eine würdige Rätin war? Vermutlich, und die nächsten Worte bestätigten es. Sie biss sich auf die innere Unterlippe, so fest, dass es weh tat. Wahrheit und Überzeugung. Er verlangte viel... gab ihr aber wenigstens die Aussicht auf seine Unterstützung. Was wiederum bedeutete, dass er
jetzt eben nicht hinter ihr stand, was diese Entscheidung anging. Ob ihm dieses Detail so bewusst war? Die verdrängten Tränen traten erneut hervor, als er sein Versprechen machte. Schauspielerin? Etwas anderes? Beinahe hätte sie gelacht, vor Verzweiflung, vor Sehnsucht. Sie war nichts anderes. Sie konnte nichts anderes sein. Sie hatte es versucht... aber alleine. Alleine. Mit Ian, wäre es anders? Mit Ian, an einem ganz anderen Ort? Er Arzt, sie Schauspielerin an einem kleinen Theater, ihre drei Kinder, die zwischen den Kulissen, Kostümen und den Scheinwerfern aufwuchsen...? Er würde seine Träume nicht begraben...
Sie musste den Blick abwenden, zu stark waren die Worte, die er ihr sagte. Konnte sie Ians Träume opfern? Ihre eigenen, ja. Aber Ians? Er würde niemals glücklich werden, hier, bei den Jedi. Das wusste sie. Sie hatte es von Anfang an gewusst, aber da war immer so viel gewesen. Auch jetzt... Bastion würde ohnehin vielleicht das Ende bedeuten. Machte es überhaupt Sinn, über Dinge zu reden, sich den Kopf zu zerbrechen, wenn es gar nicht so weit kommen würde? Aber was, wenn eben doch? Ian, weiterhin hier eingesperrt, auf Coruscant, einem Planeten, den er verachtete, in einem Gebäude, das er womöglich sogar hasste, umgeben von Leuten, die anders waren als er? Sie konnte ihm das nicht antun. Er hatte schon so vieles für sie fallen gelassen, war so viele Risiken eingegangen. Am Ende... am Ende war diese Diskussion, ob sie eine Rätin sein sollte, ohnehin wertlos, aber aus völlig anderen Gründen...

Es würde sich nichts ändern, wenn sie darüber nachdachte, wenn sie Ians Wunsch nachging, da war sich Eowyn beinahe sicher. Aber... wenigstens das sollte sie ihm geben. Erst einmal.
Sie nickte, den Blick noch immer abgewandt; eine kleine Bewegung, aber dennoch nicht zu übersehen. Sie war mit ihrem Shyriiwook am Ende. Gesetzt den Fall, sie beide würden lebendig von Bastion wiederkommen... wie sollte es weitergehen? Wie? Wäre es nicht sogar einfacher, im Laufe der Mission einfach zu verschwinden, wenn ihre Aufgabe erledigt war? Niemand würde sie suchen, wenn man dachte, sie seien tot, niemand, nicht einmal Duval... Das war ihr Plan gewesen, bevor sie Ian die Wahrheit gesagt hatte. Konnte er wieder ins Spiel treten, nur unter anderen Gesichtspunkten? Sie konnte keine Rätin sein. Alles in ihr sträubte sich dagegen, jede Zelle ihres Körpers wehrte sich gegen diese Vorstellung. Darüber nachdenken, ob alle anderen Recht hatten... Sie musste die Zeit dafür finden. Möglichst nicht zwischen dem Aufstehen und dem Morgenkaf, sie hatte es Ian mit dem Nicken versprochen, obgleich sie die Vorstellung absurd fand, obgleich alles in ihr kämpfte. Der Geisterfahrer... aber wenn sie der Geisterfahrer war...
Sie schüttelte langsam den Kopf, entzog Ian ihre Hand und legte sich wieder hin. Gerne hätte sie Ian den Rücken zugewandt, sich klein gemacht, aber er würde es womöglich falsch verstehen, also blieb sie auf dem Rücken liegen, zog die Bettdecke bis zum Kinn. Sie würde sich drehen können, wenn er schlief. Vermutlich schlief
sie heute Nacht ohnehin nicht.
Lass uns schlafen, bat sie Ian leise. Bitte. Sein Geburtstag... er hatte ihre Enschuldigung komplett ignoriert. Aber sie konnte nicht noch weiter darauf eingehen, selbst, wenn er nun tatsächlich traurig deshalb war. Es war zu viel in ihrem Kopf - sein Geburtstag, das Flimsi an der Wand, Riuens Geschenk, die Sache mit Jo und Sarid, all das würde bis morgen nach der Beförderung warten müssen.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
- Coruscant - Cris‘ und Noas Wohnung - Arbeitszimmer -

Die Deadline hing über ihr wie eine dunkle Gewitterwolke. Am Horizont hatte sich ein Sturm zusammen gebraut: dunkle Wolken waren aufgezogen, grau in grau, einen düsteren Schatten über die Welt werfend. Starker Wind hatte zu pfeifen begonnen, eine Kraft unter der sich selbst die mächtigsten Bäume zu beugen begannen. Wenn es denn Bäume auf Coruscant gegeben hätte. Die Anzeichen waren deutlich gewesen. Häuser mussten sturmfest gemacht werden, Fensterläden waren zu schließen, Das Unwetter überrollte sie, so zumindest kam es Noa jetzt vor. Der Sturm hatte sich durch ein Kratzen im Hals angekündigt, nicht bei ihr selbst sondern bei Lorraine, und aus diesem ersten unheilverkündenden Symptom war schnell eine waschechte Erkältung geworden. Das alleine wäre noch nicht all zu schlimm gewesen, hätte Noa nicht in einem Anfall von Größenwahn gleich drei Projekte gleichzeitig angenommen an denen sie arbeiten wollte - zwei Artikel für den Coruscant Tribune und einen Gastbeitrag in einem Frauenmagazin, deren kommende Ausgabe sich um den Orden der Jedi drehen würde. Als “Expertin” auf diesem Gebiet - in Journalistenkreisen durfte sie sich inzwischen tatsächlich so nennen - hatte man bei Noa angefragt, ob sie einen Artikel beisteuern würde. Natürlich hatte sie zugesagt. Wer wurde nicht gerne gebauchpinselt? Außerdem, und das war der noch wichtigere Grund, konnten sie das Geld gut gebrauchen. Cris arbeitete viel, doch der Job als Sicherheitsmann in einem Kaufhaus brachte nur halb so viel ein wie er Noas Meinung nach verdient und wie ihre Haushaltskasse vertragen hätte. Früher, beim Geheimdienst, hatte er einen guten Sold bekommen, doch die Zeiten waren vorbei - zum Glück, sollte man anfügen. Dafür mussten sie jetzt etwas sparsamer sein. Noa arbeitete gerne, ihr Job war ihre Leidenschaft, Geld zu verdienen war also eigentlich kein Problem für sie. Eigentlich. Mit einem kranken Kind Zuhause und einem Mann, der seine Schicht nicht verschieben konnte weil das Unternehmen, für das er arbeitete, absolut unflexibel war, war es an ihr (der mit den flexiblen Arbeitszeiten), Zuhause zu bleiben und sich um Ray zu kümmern - und das, obwohl sie dringend hinaus gemusst hätte um ihre Recherchen zu erledigen, die sie bis auf den letzten Drücker aufgeschoben hatte. Das konnte sie jetzt vergessen. Noa kochte Wasser für einen Tee, während Lorraine nebenan hustete. Echter Donner wäre ihr lieber gewesen. Gewitter war wenigstens nicht ansteckend. Zu allem Überfluss war heute Abend die Party, nicht irgendeine, sondern exakt die Party, auf die Ray sich seit Wochen freute. Akemi Akanato, Schauspielerin, Society-Darling und zu allem Überfluss Ex-Geliebte von Cris, präsentierte eeeeeendlich (Ray wartete bereits seit Monaten darauf) ihren lang-ersehnten neuen Film auf Coruscant. Es würde eine Premiere hier in der Stadt geben (nichts besonderes), ein Auflaufen auf dem roten Teppich (albern), und eine After-Party für geladene Gäste (langweilig). Das hatte im Grunde alles nichts mit Noa zu tun, nur dass Ray eben der größte Akemi-Fan war den man sich vorstellen konnte und Cris seine Super-Ex um Tickets für ihre Party angebettelt hatte, um seiner Tochter eine Freude zu machen. Was eigentlich ganz süß von ihm war. Aber Akemi Akanato, urgh! Trotzdem, Noa wäre mit Ray hin gegangen, sie hatten es fest geplant. Sie konnte das Mädchen ja schlecht mit Cris los schicken, der hätte sie nur wieder bis auf die Knochen blamiert. Cris und Partys, das passte einfach nicht zusammen. Er war... ungelenk. Ausserdem wollte Noa ihn in keinem 100 Meter Radius von little Miss Perfect wissen. Es hatte ihr völlig gereicht, dass er eine geschlagene Viertelstunde (15 Minuten!!) mit Akemi über Kom geschwatzt hatte als wären sie noch immer die besten Freunde. Was hatte die schon so viel zu erzählen gehabt? Alles was man über sie wissen wollte konnte man auch in der Presse nachlesen. Die Presse log nicht, nie. Noa war Journalistin, sie musste das wissen.


Ray schlief, das war gut. Heilung war die beste Medizin, das hatte Noa schon früher von ihrer Mutter gehört und sie gab es heute an Ray weiter. Vorher waren noch mal ein paar Tränen geflossen. Sie wollte wirklich unbedingt zu dieser Party, aber keine Chance. Mit fast 40°C Fieber und einer Rotznase, die einer Schnecke in Sachen Schleimproduktion Konkurrenz machte, war jede Aktivität ausser Haus ausgeschlossen. Das einzig Gute daran war, dass Noa dadurch etwas Zeit für ihre Artikel gewann, aber ein großer Trost war das auch nicht. Ray war wirklich am Boden zerstört. Sie gab sich sonst gerne cool und auf dem besten Weg zum Erwachsenwerden, doch in Momenten wie diesen zeigte sich, dass sie mit gerade mal dreizehn noch immer ein Mädchen, und vor allem ein Kind war. Ein Treffen mit ihrem Idol wäre die Erfüllung eines Traums gewesen. „Aber ich möchte so gerne! Ich hab‘ mich sooo gefreut!“, hatte sie geheult, und Noa war selbst ganz elend geworden. Sie hatte etwas gelernt, in all der Zeit in der sie schon mit Cris und Ray zusammen lebte... als Familie: kein Elternteil konnte es gut ertragen sein Kind traurig zu sehen.

Die Nachricht kam völlig unerwartet. Aldridge Trineer, diesen Namen hatte sie seit Monaten nicht einmal gedacht. Er stand für Dinge, die Noa gerne vergessen wollte, auch wenn sie erfahren genug war um zu wissen, dass das nie so ganz möglich sein würde. Sie unterbrach ihre Arbeit, reckte sich einmal gründlich und erhob sich von ihrem Stuhl. Das Komlink in der Hand tigerte sie durch den Raum. Aldridge war auf Coruscant, zusammen mit einer Freundin, und er fragte ob sie sich treffen konnten. Unter normalen Umständen, natürlich. Noas Füße hatten sie bis vor Rays Zimmertür gebracht. Sie lauschte. Es war alles ruhig. Leider waren das momentan keine normalen Umstände.


„Hallo Al, schön von dir zu hören!“, schrieb sie zurück. “Ich hoffe, es geht dir gut. Wie lange bist du auf Coruscant? Wir können uns treffen und ich helfe dir gerne, wenn ich kann. Ist morgen okay für dich? Ich fürchte, ich kann heute nicht von Zuhause weg. Die Arbeit lässt mich nicht. Aber... haben du und deine Freundin heute Abend schon was vor?“ In einem spontanen Einfall hing Noa die digitale Eintrittskarten für Akemi Akanatos VIP Party an die Nachricht dran. Sie konnten selbst nicht hin gehen, aber vielleicht hatte Aldridges Freundin Lust dazu. Wer weiss, vielleicht konnte er sie damit sogar beeindrucken, sollten sie noch in dem frühen Stadium ihrer Beziehung sein, in dem es notwendig war, Eindruck zu schinden. “Schau dir die Karten im Anhang an. Ich kann die Veranstaltung selbst nicht wahrnehmen, aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr hingehen. Lass uns morgen quatschen, ja? Ich melde mich bei dir. Noa.“ Lorraine war todtraurig und sie würde noch niedergeschlagener sein, wenn sie erfuhr, dass Noa die Karten verschenkt hatte, aber es half nichts. In ihrem Zustand kam es überhaupt nicht in Frage, dass sie das Haus verließ, wie bei jedem echten Sturm also. Und wie bei einem echten Unwetter auch würde irgendwann die Sonne wieder raus kommen und die Aufräumarbeiten würden beginnen. Vielleicht musste Cris seine Super-Ex noch einmal kontaktieren, dachte Noa, und sie bitten bei ihnen persönlich vorbei zu kommen, für einen Krankenbesuch. Ray würde ausflippen und Cris wäre Väter des Jahres. Das wäre es wert.

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Da starrte sie ihn an, als hätte er irgendetwas falsches gesagt und da ließ der dunkelhaarige seine Worte noch einmal durch deinen Kopf gehen. Was hatte sie an dem was er gesagt hatte auszusetzen? An welchem Wort hatte es diesmal gelegen? Immer? Immer. Kurz schloss Ian die Augen, atmete durch und versuchte die Ruhe zu bewahren. Wenn. Falls. Immer. Anstatt seine Worte im Ganzen zu sehen, hing sie sich an einem einzelnen Wort auf. An dem, was ihr perfekt in die 'Ich werte mich ab' Karten spielte. Warum nur war es so unmöglich, die richtigen Worte für sie zu finden? Warum nur drehte sie ihn aus einem einzigen Wort einen Strick? Er bemühte sich, versuchte sich zu verbessern, versuchte anders mit ihr umzugehen, aber es schien vergebene Mühe zu sein. Wieder war das was er gesagt hatte falsch und jetzt machte sich ein anderes Gefühl in dem Mann breit.
Doch sie schien nicht einmal zu bemerken, was sie in ihm auslöste. Sie war gefangen in ihrer eigenen Welt, in dem es keinen Zugang für Ian gab. Was auch so schon irgendwie traurig war, wurde nur schlimmer, als es begann sich so an zu fühlen, als schloss sie ihn mit voller Absicht aus. So als wäre kein Platz für ihn und seine Gedanken in ihrer Welt. Wie viele Jahre hatte sie in einer Familie gelebt, die sie liebte? Wie viele Jahre hatte sie Zeit gehabt zu lernen, wie man richtig kommunizierte? Und wie schlecht war ihre Kommunikation im Vergleich zu seiner? Da war soviel was sie sagte ohne es zu sagen, mit ihrem Blick, mit ihren Gesten und all das wertete ihn ab. Sie biss sich auf die Lippe, was viel zu gut zu erkennen war, die Tränen in ihren Augen sammelten sich weiter an und wie konnte Ian jetzt länger von etwas anderem ausgehen, als dem, dass sie das mit
Absicht tat? Dass sie ihre Tränen nutzte, um ihn dazu zu bringen einfach die Klappe zu halten. Sie beendete ihre Worte mit einem Satz, sie biss sich auf die Lippe, um die Worte die ihr ohnehin auf der Zunge lagen nicht zu sagen. Sie wollte nicht hören, war störrisch wie ein kleines Kind. Sie war so gut darin zu erkennen, wenn seine Worte nicht die richtigen waren, wenn seine Worte nicht fair waren, erkanntr, wenn er das falsche sagte. Aber erkannte sie denn die eigene Unfairness, mit der sie agierte? Erkannte sie die Unfairness in ihren Worten die sie zurück hielt, in ihren Blicken, die sie zu ihm sandte? In der Art, wie sie ihn behandelte? Nein. Wie sollte sie? Sie erkannt ja nicht einmal wie unfair sie sich selbst gegenüber war. Wie sollte sie da auch erkennen, wie unfair sie im allgemeinen zu ihm und im Speziellen zu sich war. Gar nicht. Bloß kam Ian an einem Punkt an, an dem Rücksicht nicht länger im Vordergrund stehen konnte. Denn welchen Sinn hatte sie? Mit allem was sie ausstrahlte machte sie deutlich, dass dieses Gespräch überhaupt gar keinen Sinn ergab. Mit jeder Geste. Mit jedem Blick. Mit jedem nicht gesagten Wort. Mit allem.
Dann schüttelte sie den Kopf, entzog ihm ihre Hand, drehte sich auf den Rücken und beendete das Gespräch damit, dass sie meinte, dass sie jetzt schlafen gehen sollten. Ihr obligatorisches 'bitte' am Ende hätte sie sich sparen können. Sie beendete das Gespräch. Sie allein beendete das Gespräch. Ian blieb einen Moment sitzen und sah zu ihr.
"
Was war das falsche Wort?", fragte er dann und diesmal tilgte er den Frust nicht aus seiner Stimme, auch wenn sie nochnicht wütend, , noch nicht ungehalten klang. "Immer?" Wahrscheinlich war es nicht nur das. "Eigentlich habe ich dich nur darum gebeten, noch einmal nachzudenken. Ich stehe hinter deiner Entscheidung, das habe ich versucht dir klar zu machen. Dass du nachdenken sollst und ich trotzdem hinter dir stehe. Jetzt und dann. Aber..." Er brach ab. "In meiner Familie wurde nicht geredet, Eowyn. Wenn ich etwas falsches gesagt habe, wenn ich falsch geschaut habe, wenn ich im falschen Moment irgendetwas getan habe, ich habe mindestens einen Schlag ins Gesicht bekommen. Das war ihre Art mit mir zu reden. Das hat nie ohne Gewalt funktioniert. Ich habe also auch kaum geredet. Was auch? Sie nicht mit mir, ich nicht mit ihnen. Ich war ungeschickt mit Worten und wenn ich keine Märchen gehabt hätte, hätte ich sehr wahrscheinlich nie gelernt, mich überhaupt richtig auszudrücken - mit gesprochenen Worten. Heute verstehe ich, wie sehr Tahiri darunter gelitten haben muss, dass ich so wenig geredet habe. Weil ich nicht reden konnte und weil ich nicht wusste, was ich sagen kann, sagen soll, weil da oft keine Worte waren. Keine Worte für Gefühle, keine Worte für gar nichts. Einfach... Weil sie gefehlt haben. Ich hab es ihr verdammt schwer gemacht, weil ich sie sehr oft, sehr ausgeschlossen habe. Und das hier, das hier fühlt sich genau so an. Du schaust mich mit einem Blick an, der mir sagt, dass ich ein Trottel bin. Du sagst es nicht, schlucktst es hinunter, aber ich merke es trotzdem. Ich wollte dir zuhören und dir einen anderen Gedankengang geben und du... Du..." Jetzt schüttelte Ian den Kopf. "Ich dachte ich könnte nicht kommunizieren und ich wäre alleine Schuld an diesen Situationen. Aber kannst du denn kommunizieren? Wes hat dir nicht geantwortet, was ich nicht gut, nicht richtig finde, aber für was brauchst du überhaupt eine Antwort, wo du sie nicht gelten lässt? Für was redest du mit mir, wenn du mich doch ausschließt? Du kannst das nicht mehr? Okay. Aber ich? Ich soll hier hilflos zu sehen? Ich habe überhaupt keine Möglichkeit etwas zu tun oder zubsagen, was dir gut tun könnte, stattdessen kriechst du tiefer und tiefer in ein Schneckenhaus und es fühlt sich an, als wäre ich der letzte Idiot mit dem du nicht mal reden solltest. Weil ich doch ohnehin nicht verstehe, keine Ahnung habe von Jedi Sachen, weil was weiß ich. Ich befangen bin, weil ich dich liebe? Und das erlaubt dir, mich abzufertigen?" Warum schlug sie ihn nicht einfach? Damit hätte er viel besser umgehen können. "Aber das ist sicher wieder einfach nicht fair von mir. Das ist sicher einfach wieder nicht richtig. Ich sehe das falsch. Ich verstehe das nicht. Ein Wort von mir reicht aus, um wütend zu sein. Gut. Das nächste mal Eowyn, werde ich dir einen Spiegel vor Augen halten, damit du siehst, wie du aussiehst, wenn du so mit mir sprichst. Wie du mich anschaust, wie du dir auf die Lippe beißt, wie du Tränen in den Augen hast. Wie du mir jede Option nimmst überhaupt noch irgendetwas zu sagen, was mir nicht das Gefühl gibt, alles schlimmer zu machen und der letzte Mensch zu sein." Ian ging dazu über sich wieder eine Unterhose und ein Shirt anzuziehen, denn nackt hatte er sich mit all seinen Narben nur wohl gefühlt und so erst recht nicht. " Ich bin nicht der einzige, der schlecht darin ist, zu reden. Und jetzt komm," und das war das erste Mal seit Beginn dieses Gespräches, dass er passiv-aggressiv in seiner Stimme wurde, wenn auch nicht laut, dann doch fordernd, "sag mir, wie unfair ich bin, um nicht überlegen zu müssen, ob nicht doch ein richtiges Wort dabei war. Oder..." er schüttelte den Kopf wurde leise, aber schonen? Nein. "Oder lass wieder kein gutes Haar an dir, sag es liegt nur an dir, mach dich weiter fertig und lass mich dabei zusehen. Wie du dich quälst, wie du weinst. Wie ich nichts tun kann. " Was er bedauernd, ja verzweifelt sagte. "Du machst dir Sorgen um mich und das Führen eines Schwertes. Ich mache mir Sorgen um dich und um das, was noch übrig bleibt, wenn wir Bastion hinter uns haben. Oder das, was jetzt noch übrig ist. Und mir ist das nicht egal." Es brauchte keinen imparator um einen Keil zwischen sie zu treiben. Das was da war, all diese Zweifel an sich selbst, waren sie nicht der größte Teil?
 
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[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - kleinere Sporthalle] Ganner, Leela, Siva

Ärztin also und keine Polizistin... unweigerlich huschte ein Bild von Joanne Damast, der Stabsärztin seiner alten Einheit, durch Ganners Gedanken. Die Frau hatte eine verdammt schmerzhaften rechten Haken wenn man sie ließ. Leela beschäftigte sich also eigentlich damit, professionell die Körper von Toten systematisch auseinander und wieder zusammen zu bauen um Erkenntnisse über die Art des Ablebens zu gewinnen. Nichts was Ganner sich unbedingt als Traumjob vorstellen konnte, lediglich die Nähe zur polizeilichen Arbeit klang interessant. Im Endeffekt erklärte eben jener Kontakt wahrscheinlich auch die Art und Weise wie seine vormalige Gegnerin boxte. Beim Training immer wieder an die eigene Grenze zu gehen und sich mit Kontrahenten auseinander zu setzen die das eigene Niveau bei weitem überflügelten half dabei Fehler auszumerzen und die eigene Kreativität im Kampf zu fördern, die analytischen Fertigkeiten zu schulen. Als Ganner sich schließlich zu den beiden Frauen gesellte, entschuldigte sich Leela für die Sparringrunde und brachte Ganner zum grinsen als sie unwillkürlich anfing ihn und Siva zu siezen.

"Es war eine willkommene Abwechslung, auch wenn es vielleicht nicht die weiseste Entscheidung heute wahr...", wobei er einen Blick zu Siva warf die anhand ihres Tonfalls schon klar machte, das sie ihre Schelte selbst nicht unbedingt ernst nahm. "Also wir können außerdem gerne beim du bleiben, beim siezen komm ich mir noch älter vor als ich eh schon bin.", den faktischen Sieg der Ärztin und Sivas erneuten Verweis darauf schluckte Ganner einfach und ließ das ganze unkommentiert. Er hatte mit Handicap gekämpft und verloren, etwas was er sich im Sparring verzeihen konnte, schließlich war er hier nicht im Feld. "Eine Runde schaffe ich wohl noch, wenn du mich unbedingt zur Strafe noch einmal um den Tempel treiben willst nehme ich das wohl auch an. Ansonsten können wir auch gerne von den Übungen hier was durchgehen, damit hatte ich mich eigentlich beschäftigt.", wobei Ganner auf die Notizen zum Lichtschwertkampf deutete die neben seinem Handtuch und Rucksack lagen. Immerhin hatte Siva ihm die Sachen wahrscheinlich nicht ganz grundlos besorgt. Während er also nach seinem Handtuch griff und sich über die Stirn wischte, warf er einen Blick auf seinen Terminkalender im Datapad nur um dann einmal kurz innerlich zu fluchen. Er hatte seine Tischreservierung im Anchors Aweigh komplett vergessen... einen "Termin" den er eigentlich nur ungerne verschieben würde, andererseits wollte er Siva nicht so einfach vor den Kopf stoßen. Vielleicht konnte er sie auch einfach als kleines Dankeschön für die Hilfe mitnehmen?

"Ok, also ich hab noch ein kleines zeitliches Problem heute Abend. Wenn du nichts dagegen hast Siva dann könnten wir heute Abend essen gehen. Ich habe schon bei meiner Ankunft hier einen Tisch in einem Restaurant eines alten Freundes reserviert... etwas was ich ungerne ausfallen lassen würde. Wenn wir jetzt noch ein paar Runden einschieben und uns dann fertig machen dann nehme ich mit Freuden das körperliche Training.", super jetzt hatte er die nette junge Ärztin gleich ausgeschlossen... "Wenn sie nichts besseres vorhaben können sie oder kannst du gerne weiter mittrainieren und uns begleiten, vorrausgesetzt meine liebe Meisterin hat nichts dagegen.", der letzte Satz rang dem Menschen erneut ein leichtes lächeln ab, die fast 10 Jahre jünger aussehende und wahrscheinlich auch in dem Altersdreh befindliche Zabrak als Meisterin zu betiteln wirkte irgendwie sureal.

[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - kleinere Sporthalle] Ganner, Leela, Siva
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Sie schloss kurz die Augen. Wie gerne würde sie sie geschlossen halten, alleine mit ihren Gedanken, zur Ruhe kommen, sortieren, aber nein. Denn Ian hatte sie nach dem falschen Wort gefragt. Welches falsche Wort? Was war nur los? Er schien furchtbar frustriert zu sein, furchtbar aufgebracht. Hatte sie so viel falsch gemacht? Ja, sie hatte ihm keine direkten Antworten gegeben, aber wie sollte sie das, wenn er auf sie einredete, wenn sie noch darüber nachdenken musste?
Er redete sich jetzt in einen wahren Fluss, und Eowyn wurde immer... ja, hauptsächlich verwirrter. Was hatte sie getan? Was? Ian regte sich selten so auf, sie war diejenige, die früher die Kontrolle verlor. Was wollte er mit den Geschichten aus seiner Kindheit?
Irgendwann wurde es klar. Bei allen Galaxien, was
las er in ihr? Er warf ihr fehlende Kommunikation vor? Ja, sie hatte nicht geantwortet, aber... verdammt, sie war erledigt! Wo schloss sie ihn aus? Das alles waren Vorwürfe, die aus heiterem Himmel auf sie zuflogen, und Eowyn sah Ian nur perplex an, zu müde, zu erschöpft um zu begreifen, was da wirklich vor sich ging. Da brachen Dinge aus ihm, die sie so nicht erwartet hatte, Dinge, die sie längst abgehakt geglaubt hatte, Dinge, die sie verletzten, Dinge, von denen sie nicht wusste, wie sie sie ändern sollte. Ob sie sie überhaupt ändern wollte.
Das Bedürfnis, sich die Arme um ihren Oberkörper zu schlingen wurde immer größer, doch Ians Satz mit dem Spiegel saß, und so lag sie weiter da, stocksteif, regungslos, ließ seine Tirade über sich ergehen.
Bis er begann, sich anzuziehen.
Wieso zog er sich an? Das war jetzt nicht sein Ernst, er wollte nicht verschwinden, oder?
Mit einem Ruck war sie auf den Unterarmen, die Decke unter die Achseln geklemmt, wollte etwas sagen, doch Ian machte keine Pause. Wurde richtig persönlich. Es tat ihr Leid, dass er sich so fühlte, es war furchtbar, dass es so war, aber was sollte, konnte sie denn dagegen tun? Immerhin machte er keine Anstalten, den Raum zu verlassen - noch nicht. Noch nicht...

Irgendwann war es vorbei. Irgendwann kam nichts mehr, und in Eowyns Kopf drehte sich alles. Wo sollte sie anfangen? Welchen Vorwurf zuerst aufgreifen? Sollte sie es einfach... lassen? Egal was sie sagen würde, Ian würde es doch nicht akzeptieren. Sie sollte nicht sagen, dass er unfair war. Sie sollte nicht gar nichts sagen. Sie sollte es nicht auf sich beziehen, was er ihr vorwarf - welch Ironie. Sie sollte also einfach nicken und sagen, dass Ian Recht hatte, war es das, was er hören wollte, ja? Vielleicht, ja, vielleicht wäre es einmal einen Versuch wert. Ihm sagen, was er hören wollte - aber das war ganz sicher keine Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Nur wusste sie langsam nicht mehr, was sie sagen durfte, ohne, dass Ian sich dann schlecht fühlte...

Ich weiß nicht, was du jetzt hören willst, sagte sie schließlich in möglichst ruhigem Ton, obwohl sie ihm am liebsten alles mögliche um die Ohren geschmissen hätte. Aber das war nicht zielführend - und noch, noch konnte sich Eowyn beherrschen. Noch war sie ruhig. Ich habe zugestimmt, darüber nachzudenken. Was willst du noch hören? Willst du, dass ich das sofort tue, heute, jetzt? Eowyn schüttelte den Kopf. Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst, ich wäre ein Meister in Kommunikation. Es tut mir Leid, wie du aufgewachsen bist, ja, wirklich. Aber du hast viel gelernt. Du hattest Tahiri. Du hattest mindestens zwei wirklich ernsthafte Beziehungen. Tharen und ich, das war... das war nichts, verdammt Ian, das war eine Teenie-Schwärmerei mit Knutschen und Händchenhalten, wir haben uns getrennt, gerade bevor es ernsthaft wurde, gerade deshalb. Ich weiß nichts über Beziehungen. Das habe ich dir von Anfang an gesagt, ich habe immer wieder die Schuld auf mich genommen, wenn wir gestritten haben, gerade weil ich das weiß, und du wirfst mir jetzt vor, dass ich nicht kommunizieren kann? Das war nicht fair. Aber sie würde sich hüten, das nun zu sagen.

Sie rutschte im Bett leicht nach oben, damit sie sich am Kopfende anlehnen konnte.
Ich will dich nicht abfertigen. Wenn du dieses Gefühl hast, dann tut es mir Leid, aber wo habe ich dir heute oder in den letzten Wochen, Monaten vorgeworfen, dass du nicht mitreden kannst, weil du kein Jedi bist? Ich gebe zu, anfangs war das ein Thema, aber das war ein Fehler, und ich war der Meinung, wir wären darüber hinweg. Wenn du weiterhin das Gefühl hast, dass ich dich ausschließe aus allem, was die Jedi angeht, wieso hast du nie mit mir darüber gesprochen? Wie sollte sie wissen, was in ihm vorging, wenn er den Mund nicht aufmachte?

Sie wurde wieder kurz etwas ruhiger. Und wenn meine Blicke dir sagen, dass du ein Idiot seist oder ein Trottel oder was auch immer... Traurig sah sie ihn an. Wenn das wahr wäre... glaubst du wirklich, dass ich das denke? Tust du das? Sind wir schon so weit? Wie konnte er so etwas in ihren Blicken sehen? Wie? Sollte sie sich diesen Schuh anziehen? Niemals hatte sie so etwas sagen wollen, und erst Recht nicht über Blicke. Aber er schien ohnehin mehr in ihre Mimik hineinzulesen, als da vorhanden war... Jetzt, ja, jetzt wurde sie gemein, das stimmte, aber was er gesagt hatte war es ebenfalls gewesen. Es war richtig gemein gewesen, und es hatte sie getroffen. Vielleicht sollte ich das nächste Mal einfach ins Bad gehen, wenn wir reden, was denkst du? Dann musst du mein Gesicht nicht ertragen, musst mein Geheule nicht sehen, dann kannst du mir sagen, was du möchtest, ohne, dass ich dich beeinflussen kann. Ich weiß wirklich nicht, wie du mir vorwerfen kannst, was ich unbewusst während unserer Gespräche tue, aber wenn das ein Problem ist, ja, dann sollten wir uns vielleicht nur noch per Kom unterhalten.
Meinst du wirklich, ich tue das mit Absicht? Um dich zu quälen?
Sie sah ihn an. Das tat weh. Das tat wirklich weh... und ja, es war möglich, dass er es in ihren Augen sah, obwohl sie versuchte, ihre Mimik so unbeweglich wie möglich zu halten. Für wie berechenbar hielt er sie? Was war da noch alles, was sie nicht wusste? Wenn das so ist, wenn du glaubst, ich sei so berechenbar - Ian, wie kannst du dann darauf vertrauen, dass ich dich dennoch liebe? Sie bemühte sich, dass auch die Fassungslosigkeit nicht zu sehr zu lesen war, aber wie erfolgreich sie war... nun ja, das würde wohl Ian gleich sagen.

Ich weiß auch nicht, was du von mir an einem solchen Tag erwartest. Ich habe dich zwei Mal gebeten, es gut sein zu lassen, weil ich nicht mehr kann, ein drittes Mal werde ich das nicht mehr tun. Jetzt ist es ohnehin zu spät. Aber heute hat sich jemand wegen mir umgebracht, meine lang verschollene Padawan kehrte zurück, die Mission, auf der wir beide unser Leben lassen könnten wurde beschlossen, es wurde genauso beschlossen, mich gegen meinen Willen zu befördern und ich habe womöglich den längsten und womöglich einzigen Freund bei den Jedi verloren. Morgen werde ich vor hunderttausenden, ach was, vermutlich Millionen von Augen befördert und soll mein freundlichstes, sympathischstes Gesicht zeigen - verdammt, Ian, das waren nur die größten Dinge heute, und eines davon hätte mir für eine Woche gereicht, ich wollte nur etwas Ruhe! Ians Geburtstag und der Besuch des wohl nervigsten Padawananwärters aller Zeiten war gar nicht dabei gewesen in ihrer Aufzählung. Was, sag mir bitte, was erwartest du von mir? Dass ich nach einem solchen Tag noch sofort über alles nachdenke und reflektiere, was du mir eben gesagt hast? Das kann ich nicht. Es tut mir Leid, aber das kann ich einfach nicht.
Auch wenn es mit der Ruhe jetzt ohnehin vorbei war. Vermutlich würde sie morgen vor den Rat treten, ohne auch nur eine Minute geschlafen zu haben, egal was jetzt noch geschah, denn die Dinge, die Ian ihr soeben gesagt hatte, nagten an ihr und würden es die nächsten Stunden garantiert immer noch tun.

Ihre Stimme wurde leise, sie musste sich zurückhalten. Es reichte, wenn einer aufgebracht war.
Es ist dein gutes Recht, dir Sorgen um mich zu machen. Aber ich frage mich wirklich... Es war paradox. Wirklich paradox. Was ist nur los heute mit euch allen, mit Wes, Markus, dir? Ihr traut mir zu, eine Rätin zu sein, dafür bin ich selbstverständlich geeignet, aber ihr zweifelt alle daran, dass ich meine Rolle in dieser Mission gut spielen kann, eine Rolle, auf die meine Ausbildung mich vorbereitet hat, eine, bei der ich kaum mehr tun muss als schlicht durchzuhalten, während ihr alle anderen die wirklich schweren Aufgaben vor euch habt, bei denen ihr gnadenlos schnell auffliegen und sterben könnt? Die Aufgabe die auf mich zukommt - ich fühle mich ihr gewachsen, wieso, wieso vertraut mir darin niemand?

Eowyn schloss jetzt wirklich kurz die Augen - doch nur kurz, denn was würde Ian darin nun wieder interpretieren? Sie war müde, sie war verzweifelt. Das hatte sie ganz sicher nicht erwartet, und sie wusste nicht, wie sie das hätte verhindern können. Erst Recht wusste sie nicht, wie sie da nun wieder herauskommen sollte. Ian die Hand hinstrecken? Vielleicht half es, auch wenn sie eigentlich nicht das Gefühl hatte, dass es ihre Aufgabe war...
Ian, es war auch für dich ein harter Tag. Leider. Müde sah sie ihn an. So hatte sie sich seinen Geburtstag wirklich nicht vorgestellt - ganz im Gegenteil. Meinst du nicht, dass das vielleicht mit hineinspielt, dass wir nun so... diskutieren? Oder auch stritten. Sie selbst jedenfalls hatte Mühe, noch beherrscht zu bleiben und Ian nicht alles mögliche um die Ohren zu pfeffern.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Sie wusste nicht, was er hören wollte? Schön. Dann waren sie zu zweit dabei sich zu fragen, was der jeweils andere hören wollte. Bloß hatte sie nicht verstanden. Nichts und Ian spürte, wie seine Wut über all das siegen wollte – und er verspürte wenig Lust etwas dagegen zu tun. Spätestens als sie mit einer Masche kam, die unfairer nicht sein konnte, war es vorbei mit Ians Zurückhaltung. Oh ja, sie armes, armes Ding. Hatte ihre erste Beziehung und keine Ahnung, wie man sich verhielt. Er hatte mindestens zwei, war also wunderbar im Vorteil. „Schön,“ sagte er also und konnte, nein, wollte seine Wut gar nicht mehr zurückhalten. „Das, was ich von dir hören wollte war schlicht und einfach nichts. Ich wollte, dass du eine neue Idee bekommst und dabei einfach leise bist, weil es überhaupt nicht darum gegangen war, das schlecht zu reden, was ich sage. Ich habe verdammt noch mal einfach nur versucht etwas zu etwas zu sagen, einen anderen Impuls zu setzen und das was du dazu beigetragen hast war, es sofort nieder zu mähen.“ Ihr nächster Satz brachte ihn zum Lachen und das Lachen bewahrte ihn davor, nicht laut zu werden. „Du musst mir nicht verbieten mitreden zu können, Eowyn,“ sagte er dann. „Denn die Essenz dessen, was du mir in diesen ganzen Sachen sagst ist ohnehin die gleiche. Ich habe keine Ahnung. Ich sehe es nicht realistisch. Ich verstehe dich nicht. Und oh, was waren noch deine Worte?“ er überlegte, obwohl er es nicht musste, „ich hebe dich auf ein Podest. Das verdammt noch mal Eowyn sind die Dinge, die du mir in meinem Gefühl beinahe ständig sagst. Ich verstehe nicht. Und das kann ich nicht mehr hören.“ Aber Eowyn setzte einen oben drauf, mit ihrem lächerlichen Vorschlag und es war das erste Mal, dass Ian seine Hände während eines Gesprächs mit Eowyn aus Wut – auf sie – zu Fäusten ballte musste. „Ist das dein konstruktiver, erwachsener Vorschlag für eine bessre Art zu sprechen? Dein bescheuerter Sarkasmus ist hier überhaupt, nein, ü-b-e-r-h-a-u—p-t“ und das war Wort kam eindeutig zu laut, ging beinahe in eine Richtung die man als Schreien bezeichnen konnte, aber nur beinahe, „nicht angebracht. Und dieses in Frage in Stellen von allem, dass ist das einzige, was dir in einer solchen Situation einfällt?“ Jetzt schüttelte er den Kopf. „Als ginge es darum Liebe in Frage zu stellen, Als wäre es passend, das jetzt einzubringen. Das ist so…“ Es war so typisch für sie, aber dieses Gespräch, es war, als würde es von Kindern geführt werden. Als würde jeder dem anderen vorwerfen, dass es unfair war um zu hören, dass der andere noch viel unfairer war. Ian gab die die Position seiner Hände auf, atmete einmal tief durch, rief sich zurück ins Gedächtnis, dass er sich zu beruhigen hatte. „Du verstehst wirklich nicht, was ich meine, oder?“, kam dann, nach ein paar Sekunden in denen er nichts gesagt und die Augen geschlossen hatte, bevor er sie wieder öffnete.

„Das einzige was ich wollte war, dass du mit mir sprechen kannst, dass ich dir eine andere Sicht geben kann, mehr nicht. Das wir uns irgendwie verstehen, uns irgendwie gegenseitig entlasten können, aber das?“ Warum verstand sie das nicht? „Das ist das Gegenteil davon und es ist deshalb das Gegenteil, weil du nichts, oder kaum etwas von dem, was ich gesagt habe, gelten hast lassen. Weißt du, was mir dann helfen würde? Wenn du nicht sofort sagst, dass ich es nicht verstehe, dass ich keine Ahnung habe, oder das ich blind, befangen oder was auch immer bin. DAS würde mir wesentlich dabei helfen, mir nicht wie jemand vorzukommen, mit dem man gar nicht reden kann. Du, ich meine, du redest mit mir und machst dich einfach nur schlecht, du sagst mir, dass du dich nicht mehr integer fühlst, du sagst mir, dass du diesen Rang nicht willst und du hast mir gesagt, dass du, Eowyn, immer auch Eowyn die Jedi bist und jetzt scheint das alles weg zu fallen und ich soll was?“ Er warf die Hände in die Luft, sah sie an, schüttelte schon wieder den Kopf. „Das einfach alles nur anhören? Ich… Eowyn, ich hab nicht mal versucht, dir zu widersprechen, ich habe dir gesagt, dass ich es nicht richtig finde, ich habe dir gesagt, dass ich hinter dir stehe, aber das was du mir zurückmeldest immer wieder das gleiche: Ian, du hast keine Ahnung. Ian, du verstehst mich nicht. Ian, alle anderen sind blind und alles ist eine Lüge. Während du mir auf den Kopf zusagen kannst, dass ich mich selbst kasteie, während du mir vorwerfen kannst, dass ich aufgegeben habe, kann ich dir nicht einmal einen anderen Gedankengang nahe legen, ohne dass du ihn abblockst. Du brichst deine Sätze ab, die genau das enthalten. Dass ich es nicht weiß, nicht verstehe, blind bin. Du machst deine Schotten dicht und ich hab das bis eben akzeptiert. Aber das soll ich immer tun? Mir in diesen Situationen immer wieder sagen, dass ich das anders sehe? Dich falsch sehe??“ Das war unmöglich. Das wollte er nicht. Aber genau darum ging es doch schon wieder und Ian konnte nicht anders, musste die Augen schließen. „Da ist es doch schon wieder,“ sagte er leise, öffnete die Augen nicht.

Du verwechselt Sorge mit mangelndem Vertrauen und du wirfst allen anderen vor, dir nicht zu trauen, dabei werde ich den Gedanken nicht los, dass du das, was du selbst über dich denkst in all unsere Münder legst. Du glaubst, die anderen trauen dir nicht, weil du dir selbst nicht traust. Das ist meine Vermutung. Du musst nur durchhalten?“ Jetzt öffnete er die Augen, sah sie an, verzog das Gesicht. „Das wäre der Zeitpunkt, an dem ich sagen müsste, dass du keine Ahnung hast, Eowyn. Du wirst sehr viel mehr tun, als schlicht durchhalten zu müssen und deine Aufgabe wird so schwer sein, wie die von jedem anderen, wenn nicht sogar schwerer. Weil du diejenige sein wirst, die gefangen ist und weil du damit diejenige bist, die all ihre Rechte abgeben wird und überhaupt keine mehr hat. Glaubst du, ich hätte nicht dagegen angesprochen, diese Mission so anzutreten, wenn ich nicht glauben würde, dass du sie meistern könntest? Ich habe nie an dir gezweifelt Eowyn, die einzige die das wieder und wieder tut bist du. Sie schicken Ahna nicht mit, weil sie Zweifel daran haben, ob du der Aufgabe gewachsen bist. Sie schicken diese Rätin mit, weil sie Zweifel daran haben, dass sie mir Vertrauen können. Und weißt du was? Das ist ihr gutes Recht. Wenn es Zweifel ist, den sie haben, werden sie nach besseren Strategien sehen und das ist gut so. Das was mir Angst macht ist nicht, dass du der Rolle nicht gewachsen bist, sondern dass, was dir passieren kann und das ist etwas anderes, als dir nicht zu vertrauen. Ich habe es dir schon einmal gesagt und ich werde es dir noch hundert Mal sagen: Ich vertraue dir sehr viel mehr als mir. Aber ich Angst davor, dich zu verlieren und ich habe Angst davor, dass du dich selbst verlierst. Weil ich sehe, wie deine Jedi-Familie sich als Farce herausstellt, weil ich gehört habe, was du gesagt hast. Verdammt, Eowyn,“ und für eine Sekunde blitze so viel Verzweiflung durch seine Augen, dass er seinen Blick kurz abwenden musste, „du hast mir unlängst gesagt, dass du Eowyn die Jedi bist, dass du das nicht trennen kannst und jetzt bist du eine Jedi die du nicht sein willst und das… das…“ Ian wandte den Blick ab, verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf. „Das soll mir keine Angst machen? Das soll mich nicht berühren? Weißt du, was du mir damit sagst? Weißt du, was du zeitgleich damit auslöst, wenn du mir sagst, dass ich dich nicht verstehe? Dass du alleine bist, Eowy. Oder einsam. Ich habe nur versucht dir etwas anderes zu zeigen… ich habe nicht mal versucht, dich von etwas anderem zu überzeugen. Ich bin nur der, der ein Problem damit hat, wieder ein Lichtschwert zu führen, aber du bist diejenige, die ein Problem damit hat, sie selbst zu sein – jetzt noch viel mehr, weil das, was du glaubtest was du bist, jetzt noch weniger das ist, was du sein willst. Du bist dabei dich schlecht zu machen Eowyn und jetzt bist du dabei, dass die anderen dich stellvertretend für dich ebenfalls schlecht machen. Obwohl sie es nicht tun, sondern du! Als würde es nicht reichen, dass du dein härtester Richter bist. Als würde das nicht reichen. Aber wir verlieren uns in einer unendlichen Diskussionsschleife. Ich muss nicht nur Angst haben, dass Allegious einen Keil zwischen und treibt. Ich muss Angst davor haben, dass du es tust… Oder besser der Teil von dir, der dich so sehr verachtet. Es tut so schon weh und doppelt, weil ich keine Option mehr habe, Eowyn, verstehst du das? Ich kann nichts sagen in diesen Dingen, dass es ändert, oder leichter macht. Und vielleicht ist es angebracht dir zu sagen, wie furchtbar das für mich ist. Ich mich selbst kasteien? Nein. Ich muss dabei zusehen, wie du es selbst tust und dabei das Gefühl ertragen, dass du willst, dass alle anderen dich auch Kasteien. Damit hat die Härte des Tages nichts zu tun. Damit hat Bastion nichts zu tun. Es sind nur weitere Symptome. Also Eowyn, wenn du fragen willst, was los mit allen ist, dann lass mich dir die gleiche Frage stellen. Was nur ist los mit dir, dass du uns allen misstraust oder unserem Urteil? Dass du von uns allen glaubst, dass wir dir nicht trauen? Wie kannst du so wenig Bewusstsein für dich selbst haben aber genau das allen anderen – oder einfach nur mir vorwerfen?“ Ian fuhr mit der Hand über seine Stirn, dann über seine Haare. „ich will darauf gar nicht jetzt eine Antwort. Ich weiß, dass der Tag nicht einfach war. Ich wollte nur… dass er weniger schwer ist. Aber wir sehen und spüren, wie das funktioniert hat.“ Kein richtiger Moment für Sarkasmus. „Gar nicht.“

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Ihr Versuch, Ian zu beruhigen, schlichtend zu wirken, war völlig nach hinten losgegangen. Toll, jetzt wurde Ian wirklich wütend. Er hatte nichts hören wollen? Oh, toll. Klasse. Das war ja der Traum einer jeden Beziehung - ein Partner, der nichts hören wollte, nachdem er etwas gesagt hatte. Davon abgesehen, DASS sie nichts gesagt hatte, nur eben vermutlich zu spät. Toll. Einfach nur - toll.
Noch toller wurde es, als er begann, zu lachen. Sie brauchte es ihm nicht zu verbieten, weil sie es quasi ja schon indirekt tat? In welchem Film war sie hier gelandet? War das hier eine Parallelwelt, wie kam Ian auf all diese Gedanken? Es waren alte Sätze, die er vorbrachte, Sätze, die sie vor Monaten gesagt hatte, die Ian irgendwie ausgrub, aus völlig unerfindlichen Gründen. Sie hatte ihm heute Abend kein
einziges Mal gesagt, dass er nicht verstand, zumindest konnte sie sich nicht erinnern.
Und was hätte sie anderes erwidern sollen auf seinen lächerlichen Vorwurf, dass sie zu viel Mimik hatte? Was? Erkannte er dadurch nicht, wie albern es war, ihr so etwas vorzuwewerfen?! Er wurde laut, wirklich laut, und Eowyn atmete durch. Das hier war überhaupt nicht mehr konstruktiv. Null. Sie verrannten sich, und am Ende... am Ende... ja, am Ende stand was? Sie redeten aneinander vorbei. Sie stellte gar nicht ihre Liebe in Frage - wie sollte sie das auch tun, schließlich
wusste sie, dass sie ihn liebte...

Es wurde still, und Ian schien sich zumindest ein bisschen zu beruhigen. Seine geballten Fäuste - wann war das passiert? - öffneten sich, und sein Tonfall war ebenfalls nicht mehr so laut. Endlich, endlich kam eine Art Friedensangebot. Endlich - endlich verstand Ian, dass sie wirklich nicht verstand. Endlich waren da keine Vorwürfe mehr, und Eowyn schüttelte stumm den Kopf. Nein. Sie verstand gar nichts mehr. Sie hatte keine Ahnung, wie es so weit gekommen war.

Was Ian also wollte, war, dass sie einfach nur zuhörte und dann die Klappe hielt? War es das? War das der Fehler gewesen, ihm ihre Sicht auf die Dinge als Antwort auf seine Aussagen zu erklären, ihm Kontra zu geben? Es schien so. Aber das war doch... wieso? War das schon immer so gewesen? Sie biss sich auf die Lippe, hörte sofort auf damit, als sie es feststellte. Und jetzt auch noch das... sie wagte schon gar nicht mehr, sich zu bewegen, irgendeine Regung zu zeigen, also lag sie noch immer stocksteif da. "Ian, du hast keine Ahnung" - "Ian, du verstehst mich nicht" - wann hatte sie das gesagt, wann? Sie hatte doch...
Ich habe mich doch entschuldigt, flüsterte sie mitten in seine Worte, als es um ihren Vorwurf der Selbstkasteiung ging. Aber es war wohl nicht genug gewesen. Nicht genug... Und sie hatte doch zugestimmt, über seine Worte nachzudenken. Sie hatte nicht dicht gemacht. Aber er sah es wohl nicht. Oder sah es anders. Sah alles so viel anders...
Und die anderen
trauten ihr nicht. Vielleicht hatte sie bei Ian ja falsch gelegen, weil Wes und Markus anders gesprochen hatten, vielleicht ja wirklich. Aber Wes hatte davon gesprochen, sie auszutauschen. Markus hatte sie auf den Kopf zu gefragt, ob sie in der Lage war. Wie sollte sie das anders verstehen?
Und ja, sie blieb dabei - sie musste "nur" durchhalten. Das "nur" war vielleicht fehl am Platze, aber sie würde nichts anderes tun müssen als durchzustehen. Aber langsam, langsam begann Eowyn zumindest jetzt durch seine ehrlichen Worte in Ansätzen zu verstehen, was hier los war - Angst. Es war schlichte Angst, Angst, sie zu verlieren, die sich da einen Weg bahnte. Das machte es nicht fairer, aber das erklärte zumindest, wo all diese Worte so plötzlich her kamen. Nicht, dass sie sie dadurch leichter wurden... All diese Worte, sie prasselten auf sie ein, und sie war kaum in der Lage, auch nur die Hälfte davon aufzunehmen. Die Jedi-Familie eine Farce? Sie trieb einen Keil zwischen sie beide? Sie kasteite sich selbst? Sie warf allen anderen viel zu viel vor?
Wie bei allen Sonnen hatte Ian gedacht, dass der Tag mit irgendwelchen Vorwürfen weniger schwer werden würde? Ja. Es hatte wunderbar funktioniert. Es hatte wirklich
fasntastisch funktioniert.

Sie sah Ian an. Ein Moment verging, der nächste folgte. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn angesehen hatte, versuchte, irgendwie nichts zu denken, damit sie nicht anfing zu schreien, zu weinen, das Gesicht zu verziehen, irgendetwas zu machen, das Ian wieder aufregen konnte. Und vermutlich war das auch wieder falsch. Aber er wollte keine Antwort... was denn dann? Vorhin hatte sie keine Antwort gegeben und Ian hatte sich aufgeregt. Und nun? Sie verstand ja seine Ängste. Sie konnte es nachvollziehen, wenn er es wirklich so sah. Aber warum, warum sagte er ihr das so? Warum hatte er erst wütend werden müssen, warum hatte alles eskalieren müssen, warum hatte alles so persönlich werden müssen? Waren sie nicht hinweg über diese Streitereien?
Sie hatte keine Ahnung, wie spät es mittlerweile war. Zwölf? Eins? Viel später? Und die Momente vergingen. Die Sekunden tickten immer weiter, während sie Ian ansah, während sie nicht wusste, was sie sagen sollte, konnte, durfte. Sich wehren gegen ein paar der Dinge, die er gesagt hatte, oder sich erklären? Keine Chance. Er wollte das nicht hören. Er wollte keine Antwort... er würde nur wieder sagen, dass sie nicht annahm, was er sagte. Weil seine Ansicht ja garantiert die richtige war... Nein, das glaubte er nicht einmal, da war sich Eowyn wiederum ebenfalls sicher, aber wieso konnte sie nicht auch manchmal einfach
Recht haben, was sie selbst anging?

Die Zeit, in der sie hätte antworten können, war vermutlich schon längst vorbei. Die Situation wurde immer seltsamer, und schließlich öffnete Eowyn den Mund - einfach nur, damit sie
irgendetwas sagte, und sie betete zu allen möglichen Göttern, an die sie ohnehin nicht glaubte, dass sie jetzt nichts falsches sagte. Ich weiß nicht, was ich sagen darf. Oder kann. Oder soll. Wenn du ohnehin keine Antwort möchtest. Langsam schüttelte sie den Kopf. Leer. Nicht denken. Sonst würde sie schreien. Laut und schrill... Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Aber wenn wir ohnehin nicht mehr sprechen... Sie würde die Stille nicht ertragen. Ich möchte nicht einfach gehen, ohne, dass du etwas dazu sagen kannst. Aber wenn es in Ordnung ist, würde ich jetzt gerne duschen gehen. Wenn du das nicht möchtest, dann sag mir das bitte. Jetzt.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowy


Da hatten sie einen wunderbaren Tag verbracht, einen Geburtstag, der besser nicht hätte sein können. Überschlagende Ereignisse am Tag, überschlagende Ereignisse in der Nacht und die Aussicht darauf, dass hier irgendetwas besser wurde, war an ihren Tiefpunkt angelangt. Hatte Riuen nicht gesagt, sie sollten mehr Spaß haben? Er hatte so recht… Auch wenn der Choss damit vermutlich nur eine bestimmte Art von Spaß gemeint hatte. Aber wäre das hier ein Film, er hätte schlicht zu jener Szene mit Eowyn zurück gespult. Und dann? Alles andere übersprungen.
Sie hatte sich entschuldigt? Ja, vielleicht hatte sie das, aber es änderte nichts daran, dass Eowyn ihm für seinen Geschmack zu oft vorwarf, sie nicht zu verstehen. Aber alles was in den letzten Minuten geschehen war, war ohnehin nicht nach seinem Geschmack gewesen und er verlor sich in Worten die, da war er sicher, Eowyn nur wieder falsch interpretierte. Was er ihr hatte sagen wollen, waren ganz andere Dinge gewesen. Nimm an, was andere sagen. Sei nicht zu hart zu dir. Überlege, ob nicht doch was an den Sachen ist. Ich stehe hinter dir. Angekommen war etwas anderes, irgendetwas das, so hoffte er, keine Spuren hinterlassen würde. Was Eowyn nicht begriff war, dass es ihm darum gegangen war, ihr neben ihrem Weg einen zweiten zu zeigen. Symbolisch gesehen hatte er ihr einen Pfad gezeigt, sie hatte auf diesen gesehen und gesagt, er existiere nicht. Aber es war müßig darüber nachzudenken, müßig hier weiter zu sitzen, müßig zu versuchen, das irgendwie noch gerade zu biegen. Das Schweigen war müßig und das, was Eowyn sagte, war es auch. Sie wusste nicht, was sie sagen
durfte? Ians Energie war verbraucht und würde er darauf antworten, er würde nur wieder das Feuer anfachen, das gerade beinahe verglommen war. „Bis auf das dürfen geht es mir nicht anders,“ kam dennoch eine Antwort, für die er nicht lange brauchte. Wenn sie ohnehin nicht mehr sprachen. Das klang wie Va’art, bloß das es jetzt keinen Rucksack gab, den Ian auf den Boden werden wollte. Aber da war ihre andere Frage und da hob er die Hände, ein kleines Bisschen. „Mach das.“ Als würde er ihr verbieten zu Duschen. Sie hatte ihn bereits aus dem Gespräch gedrängt – zwei Mal schon, als es tatsächlich notwendig gewesen wäre, ihn zu fragen, ob er dazu nicht noch etwas zu sagen hatte. Aber nein. Da war es klar gewesen. Vorbei, beschlossen, egal. Ihre Worte. „Ich werde nach dir gehen.“ Zu zweit zu duschen klang schließlich nicht nach einer adäquaten Möglichkeit. Also erst sie, dann er und dann? Würden sie sich schweigend nebeneinander legen und die Decke anstarren oder so tun, als schliefen sie längst? Weil sie ja ohnehin nicht sprachen? Das Seufzen kam doch, als sein Blick zur Decke wanderte um dort zwei Sekunden zu verharren, ehe er ihn wieder hob. „Das mit dem Nichtsprechen hat auf Va’art zum Glück, auch nicht so gut geklappt,“ ob der Versuch eines winzigen Lächelns funktionierte? „Aber jetzt geh schon.“ Duschende… sollte man nicht aufhalten?


Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Immerhin, dieses Mal schien sie zum Glück nichts vollkommen falsches zu sagen, denn Ian regte sich nicht auf. Seine Antwort war zwar recht neutral, aber neutral war wesentlich besser als negativ.
Dann aber, als sie gerade aufstehen wollte, doch noch sein Seufzer. Und der Seitenhieb auf Va'art. Was wollte er nun
damit sagen? Was? Eowyn starrte ihn an. Nichtsprechen... das war die Nacht gewesen, in der sie die Kontrolle verloren hatte. In der Ian ihr alles gebeichtet hatte. Sollte das etwas Aufmunterndes sein? Sarkasmus? Ein weiterer Vorwurf? Da aber schickte er sie schon ins Bad.
Eowyn griff wortlos ihre Schlafkleidung und verschwand im Bad. Nicht denken. Nicht darüber nachdenken, was sie am liebsten tun wollte. Nicht darüber nachdenken, wie Ian sie sah. Nicht darüber nachdenken, was morgen passieren würde. Nicht darüber nachdenken. Am besten über gar nichts nachdenken, nicht momentan, nicht jetzt, erst morgen, nach der Beförderung, da konnte sie wieder denken. Denn sonst, das war sicher, würde sie morgen garantiert nicht den Orden repräsentieren können.

Eisern hielt sie auch unter dem fließenden Wasser die Tränen zurück. Sie würde nicht brechen, genauso wenig, wie sie denken würde. Sie hatte sich damals, nach dem letzten großen Streit, geschworen, nicht mehr emotional zu werden, und in gewisser Hinsicht hatte es funktioniert - sie hatte Ian immerhin später nicht mehr so angefahren, wie sie es früher schon getan hatte. Aber wenn das funktionieren sollte, dann durfte sie auch jetzt nicht nachlassen. Sie musste überlegter werden. Gelassener... weniger durchsichtig. All das, was sie einmal gelernt hatte... sie musste es wieder anwenden. Man durfte ihr keine Reaktionen mehr ansehen. Ian schien das zu stören... Aber daran würde sie nicht denken. Ab morgen war sie eine Rätin. Das reichte schon als Grund.
Und dann... dann konnte sie wieder denken. Ein kleines bisschen.
Sie hatte vorgehabt, morgen früh zu duschen, aber es war jetzt notwendig geworden. Nun ja, sonderlich schwitzen würde sie ja nicht mehr bis morgen Vormittag, also machte es kaum einen Unterschied.

Aber wie sollte es mit Ian weitergehen? Nicht morgen, sondern jetzt? Zumindest daran musste sie denken, und das tat sie auch, während sie ihre Haare abrubbelte. Sollte sie herausgehen, lächeln, als wäre nichts gewesen? Nein. Das ging nicht. Nicht nach all dem, was gefallen war, das brachte sie nicht über sich. Blieb also das Schweigen, denn worüber sollten sie jetzt schon reden?! Sie würde ohnehin nur lauter falsche Dinge sagen. Lauter falsche... Sie schüttelte den Kopf. Nicht denken.
Ian dachte ohnehin, dass sie berechnend war. Oder war auch das ein Fehler? Es war verwirrend... Tatsache war, dass er Ängste hatte, denn das hatte er klar und deutlich kommuniziert. Er hatte Angst, dass sie alles zerstörte... Tat sie das? Aber wie? Wie?
Nein. Nicht denken. Nicht denken! Eines nach dem anderen. Erst einmal diese Nacht überstehen, dann den nächsten Vormittag. Und dann... dann würden sie weitersehen.

Sie verzichtete auf das Zähneputzen - von einem Mal würden ihr schon nicht die Zähne ausfallen. Nur mit der Bürste fuhr sie sich durch die nassen Haare, bevor sie sie in zwei Zöpfe flocht, ansonsten würden die Haare morgen aussehen wie ein einziges Chaos. Rechts, links, rechts, links, rechts, links... eine monotone Arbeit, die wunderbar vom Denken ablenkte. Nur als sie fertig war, da stand sie vor dem Problem, das sie schon vor einer Viertelstunde gehabt hatte. Was nun?

Sie setzte sich auf den kleinen Hocker in der Ecke und starrte an die Tür. Er würde es ihr übel nehmen. Es würde sie noch weiter entzweien. Und dabei mussten sie stark und sicher sein, bevor sie aufbrachen... oder war es gerade das Gegenteil, war es hilfreicher, wenn sie
nicht stark und sicher waren, war es hilfreich, wenn Ian sich nicht so viele Sorgen machen musste? Der Gedanke war ihr schon einmal kurz gekommen, sie hatte ihn aber sofort wieder nach hinten geschoben. Und auch jetzt tat sie das - er gehörte nicht hier her, nicht heute Nacht. Morgen - da konnte sie darüber nachdenken. Und was sie vorhatte, das musste sein. Sie konnte nicht anders. Es war einfach alles zu viel - und sie wusste, dass sie es nötig hatte. Auch wenn Ian es womöglich hassen würde.

Langsam stand sie auf, öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Ian saß auf dem Bett, las etwas, und sie räusperte sich, um sicherzugehen, dass sie noch ihre Stimme hatte.
Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne heute Nacht im anderen Zimmer schlafen, sagte sie dann leise, sah auf seine Haare, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Wollte nicht sehen, was darin auftauchen würde - egal, ob Schmerz, Trauer, Ungehaltensein, Verachtung, Genervtheit. Das einzige, was sie sehen wollte, Verständnis, würde vermutlich kaum darin zu finden sein.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Auch das waren die falschen Worte gewesen und da verschwand Ians Lächeln so schnell wie es gekommen war und sein Wunsch, das Zimmer zu verlassen, noch während Eowyn im Bad verschwand wuchs. Es fühlte sich nicht sonderlich erwachsen an, fliehen zu wollen – und das es eine Flucht gewesen wäre, stand völlig außer Frage. Aber welche Option blieb für heute? Zu sagen, dass es ihm leid tat? Zu hören, dass es ihr leid tat? Nein. Beides ergab keinen Sinn, denn es hätte bedeutet, dass er wieder würde erklären müssen und für heute waren genug Worte gefallen. Ian ignorierte den kindlichen Wunsch zu gehen und blieb wo er war, auch wenn es sich im Bett schlimmer anfühlte, als an jedem anderen Ort im ganzen Jedi Orden. Einen Moment saß Ian einfach nur da, das Gesicht vor Eowyn vor Augen, als ein weiterer kindlicher Impuls folgte, gegen den er sich nicht wehrte. Die Welt im Jetzt gefiel ihm nicht? Also würde er sich in die Welt eines Buches flüchten, denn das hatte früher fast immer funktioniert. Bloß lag zwischen früher und jetzt zu viel Verstand und noch während Ian das Buch lesen wollte – ein echtes, aus Papier, dick und schwer, bemerkte er, dass er schon nach dem dritten Wort nicht mehr wusste, was das letzte, geschweige denn das erste gewesen war. Es funktionierte nicht, sich in eine andere Welt zu flüchten, wo die echte überpräsent war, wo er die Dusche hörte und wusste, dass Eowyn im Bad war. Was, wenn sie heraus kam? Einmal mehr wünschte Ian sich, er könnte Tahiri um Rat fragen oder hätte irgendetwas von ihrem Charakter bekommen und nicht nur ihre Spieluhr. Die Spieluhr, die sich überhaupt nicht mehr hier befand, genau wie die Phiole. Er unterdrückte ein Seufzen und starrte weiter auf das Buch, auf die Buchstaben, auf die fremden Worte, die nicht in Basic geschrieben waren. Aber das einzige was er lesen konnte, wenn die Worte überhaupt eine Reihenfolge einnehmen wollten war die Frage, wie das hier weiter gehen sollte. Mit Tahiri hatte es nur eine einzige Nacht gegeben, an der er entschlossen hatte, auf die Couch zu ziehen. Danach hatten sie geredet und sich versprochen alles aus dem Weg zu räumen, was noch einmal zu einer solchen Situation führen konnte. Mit Eowyn hatte es ein ähnliches Szenario gegeben und dieses würde, etwas in ihm sagte ihm das beständig, sich wiederholen. Wenn ihm bis dahin nicht etwas einfiel, das half. Und das tat es nicht als Eowyn, die das Bad verlassen hatte, leise räusperte um auf sich aufmerksam zu machen und da kam der dritte kindliche Impuls. Der, sie nicht ansehen zu wollen, denn die Vorahnung wurde deutlicher. Aber er war erwachsen, sah sie an (und sie war es, die seinen Blick mied) und dann kam ihr Satz. Natürlich machte es ihm etwas aus, aber… „Okay,“ sagte er stattdessen, denn der Wunsch den Raum zu verlassen war doch selbst einer gewesen, den er gehabt hatte und stand auf um die Decke, die sie so oft bis unter ihre Nasenspitze zog, zusammen zu legen und mit einem kleinen Zögern nach ihrem Kissen zu greifen, ehe er es auf die Decke legte und mit diesem Päckchen aufstand um zwei Schritte auf sie zuzugehen. Vielleicht war das keine gute Idee und wirkte, als sei das… es spielte keine Rolle wie es wirkte, als Ian die Arme ausstreckte und Eowyn Decke und Kissen reichte, kurz auf das Kissen sah. Warum hatte sie eigentlich nur dieses lapidare Kissen? Und warum fiel ihm das jetzt erst auf? Kurz wanderte sein Blick zu dem Regal auf dem das Bantha stand und ob es falsch war oder nicht, spielte keine Rolle, als er auf das Kissen levitierte und Eowyn alles drei mit einem nervösen Lächeln (schließlich konnte er sich so mit der Hand nicht über den Nacken streichen) reichte. „Dann… gute Nacht?“ Und wenn sie ihn schon nicht ansehen konnte, dann tat er es, um sich irgendwie zu versichern, dass das so wirklich in Ordnung war.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

"Okay".
Darauf hatte Eowyn gehofft, war sich aber nicht sicher gewesen, ob ihre Bitte nicht zu noch mehr Streit führen würde. Dankbar sah sie Ian nun wirklich an, ein kurzer Blick, einer, der ihr sagte, dass Ian zumindest nicht mehr wütend war. Sie nickte dankbar und wandte sich ab, um aus dem Schrank frische Kleidung für morgen früh herauszuholen - sie war sich schließlich nicht sicher, ob Ian morgen früh noch schlafen würde, und sie wollte ihn nicht stören. Auch den Gürtel warf sie sich über den Arm, und dann stand Ian vor ihr, um ihr ihre gemeinsame Decke und ihr Kissen hinzuhalten. Sie starrte darauf, und ihr erster Impuls war, den Kopf zu schütteln und Ian die Decke wieder aufs Bett zu legen.
Sie wollte den Raum verlassen, das hieß noch lange nicht, dass er deshalb auf die Decke und Gemütlichkeit verzichten musste, außerdem war die Decke für das Sofa ohnehin viel zu groß und sie würde zur Hälfte auf dem Boden liegen... Aber dann sah sie es als etwas, das es vielleicht auch war. Ein Friedensangebot? Das Zeichen, dass er trotz seiner Worte für sie da war? Vielleicht, und wenn es so war, dann wäre es falscher als falsch, die Decke rundheraus abzulehnen.
Sie wollte gerade danach greifen, als sich noch etwas zu dem Stapel dazugesellte. Ihr Bantha, ihr altes Kuschelbantha, das in der Kindheit so lange ihr Bett geteilt hatte und nun meist sein Dasein auf den Regalen des Ordens fristete... Sie sah zu Ian auf, der sie anlächelte, und hatte alle Mühe, ihren Gesichtsausdruck beizubehalten. Erst diese harten Worte, Worte, die für sie aus dem Nichts gekommen waren und die sie erst einmal in Ruhe sortieren musste, und nun diese Geste? Für eine Millisekunde hätte sie beinahe alles fallen gelassen und sich in Ians Arme geworfen, um endlich ihre Tränen loszuwerden, aber das wäre das Gegenteil von dem gewesen, was sie nun tun musste. Sie musste sich sammeln, sie musste zur Ruhe kommen... sie musste vor allem und als allererstes aber verstehen, was da in der letzten Stunde geschehen war. Sich nun an Ian und vor allem die Vergangenheit zu klammern würde das Problem nur verschieben. Nein, sie brauchte eine Lösung, und die erreichte sie nicht, wenn sie einfach nur vergaß und verdrängte. Diese kleine Geste machte nicht ungeschehen, was davor gewesen war.
Dennoch. Ein kleines, beinahe trauriges Lächeln erschien auf ihren Lippen.
Danke. Dir auch, flüsterte sie, griff mit einer Hand nach dem Stapel und verließ, diesen balancierend, das Schlafzimmer.

Im anderen Zimmerchen ließ sie den Deckenstapel auf das Sofa und die Kleidung auf einen der beiden Stühle fallen, bevor sie versuchte, es sich halbwegs auf dem Sofa gemütlich zu machen. Wie schon vermutet war die Decke viel zu groß, aber wenn Ian schon darauf verzichtete, dann würde sie sie auch nutzen. Das Bantha nahm sie nach kurzem Zögern in den Arm. Lange schon hatte sie nicht mehr so geschlafen... aber ja, vielleicht war es einen Versuch wert.
Sie schloss die Augen, versuchte, an andere Dinge zu denken, aber immer wieder kam sie zu dem Gespräch heute Abend oder zur anstehenden Mission zurück, und beides war nicht dafür geeignet, um Ruhe zu finden. Sie brauchte den Schlaf, dringend, aber wie sie schon vermutet hatte - da war kaum eine Chance, dass sie ihn in dieser Nacht noch aufspüren würde.
Sie wusste nicht, wie lange sie es versucht und sich von einer auf die andere Seite gedreht hatte, aber irgendwann öffnete Eowyn frustriert die Augen. Das führte so doch zu nichts. Ihre Lider waren zwar schwer, aber die Gedanken in ihrem Kopf wurden so nur immer lauter und verwirrender. Nein. Wenn, dann musste sie schon
richtig nachdenken... Kurz erwog sie eine Tiefschlaftrance, aber verwarf den Gedanken dann bald wieder. Es fühlte sich einfach falsch an, auch das wäre nur schlichte Verdrängung.

Sie stand auf, das Bantha noch immer unter den Arm geklemmt, und ging hinüber zum kleinen Fenster. Coruscant schlief nie, und so war es auch im Zimmer nicht wirklich dunkel, aber zu gewissen Uhrzeiten merkte man dennoch, dass es ruhiger wurde. Es fuhren weitaus weniger Fahrzeuge durch die Gegend, und auch vom
Gefühl her wurde es eher still.
Eowyn wusste, dass Ian nichts an Coruscant finden konnte, aber sie selbst fand ein klein wenig Ruhe zurück, als sie so dastand und aus dem Fenster starrte, die Stirn am kühlen Glas abgelegt. Die Stadt kümmerte selbst das Virus momentan kaum, sie machte weiter, sie war immer da, eine Beständigkeit und ein Ruhepol in ihrem allzu turbulenten Leben.
Das morgen wieder eine Neuerung erfahren würde.
Hatte Ian Recht? Irrte sie völlig? Sah man in ihr tatsächlich eine potentielle gute Rätin? Wenn ja, dann hatte sie das heute zumindest erst mal ganz schön zerstört mit ihrer Reaktion. Das war wohl vorbei... Aber warum? Was hatte sie an sich? Ja, sie war einmal keine schlechte Schatten gewesen. Im Kampf, besonders mit Schwert, hatte sie sicher herausragende Fähigkeiten. Aber reichte das aus, um all ihre Makel auszukorrigieren? All ihre Schwächen - ihre mangelde Geduld, ihre Gefühlsduselei, ihre Unfähigkeit zum Unterrichten, ihre vielen Fehler die letzten Monate? Vielleicht sahen alle anderen diese Probleme als nicht so schwerwiegend an wie sie selbst? Aber hätte man sie dennoch nicht trotzdem
fragen können, ob sie einverstanden war mit alledem? Immerhin war es auch etwas anderes, sich als Rätin einsperren zu lassen als schlicht als Meisterin... es würde womöglich noch mehr Aufsehen erregen. Das war natürlich Sinn und Zweck der Sache, aber... man hätte sie fragen müssen. Man hätte. Egal, ob es nur schlichte Tarnung war oder tatsächliche Beförderung... und besonders Wes hätte. Denn er hatte genau gewusst, wie wenig sie sich in diesem Posten sah.
Sie würde es beobachten müssen. Vielleicht konnte sie noch etwas mehr herausfinden, vielleicht würde sogar Rornan einmal mit ihr sprechen. Von ihm konnte sie vielleicht noch am meisten Ehrlichkeit erwarten.


Das war aber ein Problem, das sie hoffentlich mit der Zeit lösen konnte. Viel brisanter war aber das Gespräch mit Ian gewesen, das Gespräch an sich. Seine Art hatte sie erschreckt, nicht, weil er wütend geworden war, nein, jeder wurde einmal wütend - sondern der Grund. Es war aus so heiterem Himmel gekommen, dass sie es noch immer nicht wirklich nachvollziehen konnte. Vermutlich hatte es schon lange in ihm geschwelt und war erst jetzt herausgebrochen? Das war die einzige halbwegs logische Erklärung dafür, dass er so geplatzt war. Er musste Angst haben, dass sie einen Keil zwischen sie beide trieb? Eowyn schloss die Augen. Nein, sie würde nicht weinen, keine einzige Träne würde aus ihren Augen kommen. Beherrschung. Sie musste Beherrschung üben. Nicht nur wegen des Ranges, auch wegen Ian... andererseits missfiel es ihr. Ian konnte sie mit wenigen Worten so aus dem Konzept bringen, dass sie begann, ihr eigenes Selbst zu überschreiben. Beherrschung... um Ians Willen? Wenn sie es für sich selbst tat, dann war es das eine. Aber nur für jemand anderen? Wie weit sollte, durfte man dabei gehen? Was, wenn sie jetzt nun einmal weinen wollte? Was, wenn sie in einem Gespräch das Gesicht verziehen wollte? Sie machte es so selten bewusst, aber was, wenn? Und erst Recht unbewusst... warum sollte sie so sehr gegen ihre instinktiven Reaktionen anrennen, wenn es rein privat war? Nur, um es auch im Jedi-Alltag zu können? Und war Ian wirklich der Meinung, sie würde ihn dadurch in Reaktionen drängen, möglicherweise sogar bewusst? Wie konnte er so weit gehen, wie?
Aber zurück zu diesem Satz. Verachtete sie sich wirklich so sehr, wie Ian dachte? Sie hatte Mängel, Makel, Fehler. Aber... sie war keine Katastrophe. Sie würde doch niemals das Leben aller aufs Spiel setzen, indem sie zu dieser Mission aufbrach und sich dessen nicht gewappnet sah? Das hieß doch, dass sie sich gar nicht für so furchtbar erachten
konnte, oder? Trieb sie Ian und sie auseinander? Und... um den anderen Gedanken zu verfolgen, war es nicht vielleicht besser so? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Es war Unsinn. Sie setzten nicht alles aufs Spiel, um hinterher dann vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Wofür sollten sie dann noch kämpfen, wofür sollte vor allem sie dann noch durchhalten?! Ja, sie würde es im Hinterkopf behalten, aber es war eigentlich keine Option. Nein.
Wenigstens das war abgehakt.
Ian hatte ihr so vieles vorgeworfen. Mangelnde Kommunikation. Mangelndes Vertrauen. Mangelndes Selbstbewusstsein. Dass sie ihn nicht einbezog. Dass sie ihn manipulierte, egal ob bewusst oder nicht. Dass sie ihm vorwarf, keine Ahnung zu haben... dabei war besonders letzteres nun wirklich etwas, das schon sehr lange Zeit nicht mehr vorgekommen war. Ob es ihm noch so sehr nachhing? Ob er sich hier so unwohl fühlte? Ob er einfach nur unfair war?
Eowyn seufzte.
Sie kam nicht weiter. In keinem der Dinge.
Sie hob das Bantha auf Augenhöhe und sah in seine treuherzigen, schon etwas verblichenen Augen.
Du kannst mir auch nicht helfen, oder? Sie seufzte. Wow. Sie war schon so weit, mit einem Plüschtier zu sprechen. Hervorragend. Aber dann machte es auch keinen Unterschied mehr.
Ich hab ihn wirklich gern, weißt du... Leise flossen die Worte aus ihr heraus. Sagte man nicht, sprechen half? Aber ich verstehe ihn manchmal einfach nicht. Wir sind so... anders. Sie waren wirklich anders. Komplett unterschiedliche Vergangenheiten und Erfahrungen. Andere Ansichten. Bisher hatten sie sich immer zusammengerauft... aber heute, heute verstand sie zum ersten Mal nicht wirklich, was eigentlich passiert war. Meist war sie diejenige gewesen, die die Kontrolle verloren hatte, die sauer geworden war. Aber nun? Heißt das, dass es irgendwann nicht funktionieren wird? Das Bantha gab keinen Mucks von sich, und Eowyn seufzte. Sie hatte geglaubt, Liebe würde alles überwinden. Liebe und der Wille, füreinander da zu sein. Aber was, wenn es irgendwann nicht reichte? Ihre Zweifel schienen Ian aufzufressen. Das war nichts, was ihr gefiel... Im Gegenteil. Aber war es nicht letzten Endes nicht ihr Problem, sondern musste Ian nicht irgendwann entscheiden, ob er damit klar kam oder nicht? Und was, wenn er sich für letzteres Entschied? Ich will das nicht, flüsterte sie, drückte das Bantha gegen ihr Gesicht. Keine Tränen.
Warum sagt er so was, hm? Und warum will er nicht, dass ich mich erkläre? Ian war doch nun wirklich absolut nicht der Typ, der seine Partnerin klein hielt.
Sie hielt das Bantha wieder im Arm, sah aus dem Fenster. Coruscants Nachtbeleuchtung... wie sehr hatte sie sie vermisst in den letzten Jahren, und jetzt war es schon wieder fast zur Gewohnheit geworden. War es bei Ian und ihr genauso? Waren sie mittlerweile auch schon Gewohnheit, in gewissen Dingen? Hatten sich Dinge angesammelt, über die sie auch nie wirklich erneut geredet hatten? Sicher, anfangs hatte sie beobachtet, wie Ian sich hier fühlte, aber mit den Wochen... es war normal geworden, dass Ian hier bei ihr war. Ein Fehler? Vermutlich. Aber dennoch kein Grund, sie so anzugehen. Kein Grund, ihr immer und immer wieder vorzuwerfen, dass
sie ihm vorwarf, er würde sie nicht verstehen. Und das in einer Diskussion, in der dieser Satz nicht einmal gefallen war. Paradox, dass er mir das vorwirft, während er mich tatsächlich nicht versteht, oder? Wieder ein Seufzer, wieder keine Reaktion vom Bantha. Aber was, wenn er in diesem einen Punkt, mit diesem einen Satz wirklich Recht hatte? Wenn sie einen Keil zwischen sie trieb, der letzten Endes zur Trennung führte? Was ist wenn ich wirklich Schuld bin? Jetzt drückte sie das Bantha an ihre Brust, die Stirn lehnte wieder am Glas. Was ist, wenn ich uns wirklich auseinandertreibe? Und wieso erzähle ich das eigentlich dir? Sie schnaubte. Toll. Sie erzählte es einem Kuschelbantha. Und fragte das Tier auch noch, wieso es mit ihm redete. Vielleicht gehörte sie wirklich ins Irrenhaus... Aber ja, die eigentliche Antwort auf diese Frage, die war ihr durchaus bewusst. Ian hatte zumindest in einem Punkt nicht völlig Unrecht gehabt, begann sie zu begreifen. Da waren noch ein paar wenige Bekannte, aber als ob sie zu Marrev gehen und ihm ihr Herz ausschütten konnte. Außerdem... sie hatte es das eine Mal bei Riuen versucht und war gescheitert. Nicht noch einmal... Du kannst mir wenigstens keine Vorwürfe machen. Aber ein paar Tipps wären trotzdem hilfreich, weißt du? Aber auf die würde sie wohl selbst kommen müssen. Die Nacht war noch nicht vorbei, sie hatte zumindest noch genug Zeit, sich etwas auszudenken...

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian im Nebenzimmer
 
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Coruscant – Jedi-Tempel, Vorzimmer von Wes' Büro – Mya (NPC), Alisah, Arkon und Wes

Für Wes' Empfinden kümmerte Mya sich etwas zu gründlich um Alisah. Er hatte den Eindruck, dass die hinreißend aussehende Lethan-Twi'lek drauf und dran war, die Erklärung seiner Padawan, hierher gerufen wurden zu sein, mit einem ›das kann ja jeder behaupten‹ vom Tisch zu wischen, aber so viel Gespür besaß sie natürlich. Es dauerte ein, zwei Augenblicke bis ihm klar wurde, dass die beiden sich noch gar nicht kannten. Das klang irgendwie blöd: ›meine Padawan weiß nicht, wer meine Vorzimmerdame ist – und andersrum‹, aber woher denn auch? Selbst wenn Mya nicht völlig frisch in ihrem Job wäre, hatte er sich jemals in seinem Büro mit ihr getroffen? Er kam doch selbst hauptsächlich hierher, um unangenehme Gespräche zu führen, von denen es in letzter Zeit einige gegeben hatte, oder Dinge zu erledigen, wenn er eigentlich schlafen oder wenigstens ein bisschen meditieren sollte.

Alisah war besonders höflich und verbeugte sich sogar vor ihm. Dergleichen war Wes gar nicht gewohnt, und er nickte ihr nur lächelnd zu. Von Tara zum Beispiel hatte er eher einmal den Kopf gewaschen bekommen. Wenn sie einmal unter vier Augen waren, würde er ihr sagen, dass sie keinen Bückling vor ihm machen musste, aber nicht hier vor Arkon und Mya.


»Alisah, das ist Mya. Sie ist eine Ritterin, die mir seit gestern bei meiner Arbeit hilft. Mya, Alisah ist meine Padawan, du kannst sie jederzeit zu mir durchlassen,«

Übernahm Wes die Vorstellung und hoffte, dass hier keine Eifersüchteleien entstanden. Bei so jungen Frauen konnte man ja nie wissen, fand er. Nachdem sie und Arkon sich ebenfalls bekannt gemacht hatten, witzelte Alisah über die gemeinsamen Initialen.

»Das wäre sowieso keine gute Idee, denn es gab hier mal einen Quartiermeister namens Arthur Rübenzähler. Ich weiß gar nicht, ob er immer noch – oder wieder, sollte man fast sagen – hier ist, aber er hatte seinen Ruf weg.«

Das stimmte zwar nicht ganz, der Mann hatte Gurkenzähler geheißen, aber so genau musste man es ja nicht nehmen. Wes kam langsam in ein Alter, so ungern er es wahrhaben wollte, wo die Leute von einem erwarteten, dass sie ständig irgendwelche Histörchen erzählten, die dann eh keiner glaubte. Is' schon recht, Opa – und so.

Seine junge Padawan hingegen schien aufmerksam zuzuhören, als Wes Arkon über die mutmaßliche Psychometrie ausfragte. Wie sich alsbald herausstellte, deutete alles in der Beschreibung des Jediritters darauf hin, dass es sich tatsächlich darum handelte.

»Ich denke, ich kann dich beglückwünschen, Arkon. Wie es scheint besitzt du eine seltene Gabe. Was du beschreibst sind die typischen Merkmale. Persönliche Gegenstände, welche die Erinnerung an ein starkes emotionales Ereignis des in sich tragen. Es ist zwar möglich, auch andere Begebenheiten aus der Vergangenheit von Objekten, oder vorhergehende Ereignisse nachzuerleben, doch das ist schwieriger. Was du beschreibst ist eine typische erste Psychometrie, das war bei mir damals auch so,«

Erklärte Wes und sah dabei zugleich auch Alisah an, die schließlich nicht umsonst hier sein sollte.


»Und du willst jetzt wissen, wie Zannah zu Tode gekommen hast, habe ich recht? Wenn wir uns zu dritt auf die Kette konzentrieren, werden wir das Schicksal deiner Freundin sicherlich ergründen können.«


Wes hielt inne. Vielleicht war Arkon das alles zu persönlich und er wollte diese konservierten Erinnerungen gar nicht mit anderen, mit Wes oder gar Alisah teilen. Darüber hatte er zunächst gar nicht nachgedacht.

»Ich hätte aber auch eine Reihe von Übungsgegenständen hier, mit denen du deine Fähigkeiten zunächst besser kennenlernen kannst, bevor wir uns an so ein heikles Objekt wie diese Kette heranwagen. Todesvisionen sind mit Vorsicht zu genießen, damit ist nicht zu spaßen,«


Warnte der Taanaber, der schon am eigenen Leib erlebt hatte, wie schnell man es hierbei mit der Dunklen Seite zu tun bekommen konnte.

Coruscant – Jedi-Tempel, Vorzimmer von Wes' Büro – Mya (NPC), Alisah, Arkon und Wes
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Da stand sie, ihm direkt gegenüber, in unmittelbarer Nähe, aber irgendwie trennten sie Welten und es war kein Raumschiff in der Nähe, um die Distanz einfach zu überbrücken. Das war das seltsame an Worten. Ein paar reichten aus, um sich voneinander zu entfernen aber es brauchte mindestens doppelt so viele, um sich wieder anzunähern. Beim Fliegen war das ganz anders. Die Entfernung blieb, egal ob man im Hyperraum flog oder nicht. Hyperraum, Lichtgeschwindigkeit. Ja, mit Lichtgeschwindigkeit hatten sie sich eben voneinander entfernt und vielleicht war der Hyperraumantrieb ausgefallen und deswegen war der Weg zurück umso länger? Eowyn die Decke zu reichen war ein Versuch, sich wieder anzunähern, auch wenn es irgendwie seltsam war zu glauben, dass geschaffene Distanz sie einander annäherte, wenn er ihr eine Decke mit auf den Weg gab. Wie gerne hätte er etwas anderes getan, oder etwas gesagt, aber Ian hätte nicht gewusst was. Was er tun oder sagen konnte. Das Bantha. Zumindest konnte er ihr das Kuscheltier geben, als weiteres Zeichen dafür, dass er sich annähern wollte. Als Zeichen dafür, dass er nicht wollte, dass sie ganz alleine war. Als Angebot zum Frieden. Als Entschuldigung? Als ein Versuch sein ‚Okay‘ zu unterstützen.

Jetzt sah er sie an, jetzt hätte er etwas sagen können und jetzt war der Impuls sie zu berühren zu groß – vor allem, als da ein winziges Lächeln erschien. Aber Ian zögerte zu lange und Eowyn ließ ihn, nicht ohne ihm ebenfalls eine gute Nacht zu wünschen, im Schlafzimmer zurück. Zurück blieben auch ihr Lächeln, ein unsägliches Gefühl der Traurigkeit und dann Stille. Obwohl sie schon längst gegangen war, stand Ian noch immer da, sah auf den Punkt, an dem sie bis eben gestanden hatte und fragte sich, wie ihr Abend, oder eher ihre Nacht, so hatte enden können. Dabei hatte es so schlecht nicht angefangen. Als es das erste Mal zu kippen gedroht hatte, war es ihm gelungen, die Situation zu retten, aber dann? Ian seufzte, bewegte sich doch, ging zu dem Fenster und sah hinaus in die Nacht. Wobei es überhaupt nicht wirklich dunkel war. Überall waren Lichter, überall Bewegung, aber es war kein echter Trost, dass er nicht der einzige war, der noch nicht schlief. Die Straßen waren noch immer belebt, viel zu voll und einmal mehr stellte Ian fest, wie wenig ihm dieser Planet gefiel. Nie hätte er gedacht, jemals hier zu sein. Tahiri hatte viel zu große Angst vor dem Fliegen gehabt und so hatte er Telos niemals mit ihr verlassen. Tahiri. Ian seufzte leise, als er seinen Kopf gegen die Scheibe lehnte und die Augen schloss. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er sie vermisste oder dass ihm genau das bewusst wurde? Zumindest war es das erste Mal seit Jahren, dass er sich so intensiv wünschte, sie stünde jetzt hier, dass die Tatsache, dass sie es nicht tat, ihm zutiefst schmerzte. Wie gerne hätte er
jetzt mit ihr geredet, über all das. Sich ihren Rat geholt und sie gefragt, was er jetzt tun sollte. Sie hätte es gewusst und sie hätte mit Eowyn reden können. Sie wäre ihr bestimmt eine gute Freundin gewesen, jemand, auf den sie sich verlassen konnte und jemand, der ihrer Welt viel näher war, als er. Aber Tahiri war tot und der vierzehnte Jahrestag an dem sie es war, rückte näher. Vierzehn Jahre. Vierzehn Jahre in denen sich so viel verändert hatte, in denen er sich so verändert hatte. Warum war es ihm eben nicht gelungen, etwas zu verändern? Verändert hatte sich sicher etwas – aber ganz sicher nicht so, wie Ian sich das gewünscht hatte. Tahiri war es mit ihm sicher nicht anders gegangen. Sie hatte versucht mit ihm zu reden, er hatte geschwiegen und wenn Ian damals nicht verstanden hatte, was daran schlimm gewesen sein konnte, dann verstand er es jetzt. Denn das Gespräch eben, war ähnlich gewesen, irgendwie. Bloß das es dort zu viele Worte gegeben hatte. Aber das Schweigen war trotzdem da gewesen, so paradox es auch klang.


‚Aber ich befürchte,‘ Schweigen. In dem sie nicht angefügt hatte ‚Das du keine Ahnung hast.
‚Versteh es nicht falsch‘, Schweigen. In dem sie nicht angefügt hatte, ‚Aber du hast keine Ahnung.‘
‚Es ist dein Recht, mehr in mir zu sehen‘. Ohne, dass sie ‚Aber du hast keine Ahnung anfügte.
Das war nur das eine.



‚Am Ende ist es egal‘. Was zu Schweigen führte.
‚Vorbei, beschlossen, lass gut sein.‘ Was auch zu Schweigen führte.
Es waren allesamt Worte gewesen, die immer wieder zum Ausdruck gebracht hatten, dass auch er Schweigen sollte. Es waren allesamt verhindernde Sätze gewesen. Und war da nicht vor allem innerliches Schweigen? Denn die Stimme, die Eowyn
gut zusprach, die Stimme, die sie lobte, die Stimme die ihr sagte, dass vielleicht, nur vielleicht etwas Wahres an dem sein konnte, was andere sahen, andere sagten – diese Stimme schwieg. Vielleicht war Ians Stimme deswegen feindlich – weil sie eine Gegenstimme war. Vielleicht waren deshalb alle anderen Stimmen feindlich, weil sie Eowyn Stimme und zwar die Stimme, die sie beständig schlecht machte, in Gefahr brachte. Bloß hatte er das nicht erklären können, vor allem nicht seine Angst davor und dann hatte er sich in vielen Worten verloren, die er zum Teil ganz anders ausgedrückt als gemeint hatte. Wunderbar und da seufzte er. Ja, natürlich, der Tag war nicht einfach gewesen, aber wie viele einfache Tage standen ihnen bevor?
Am Ende hätte er ihr bloß zuhören sollen. Aber er hatte sie
gefragt, ob sie seine Meinung hören wollte! Und sie – sie hatte seine Meinung, oder seine Vermutungen doch gar nicht stehen lassen. Da waren doch ihre Sätze gekommen, davon, dass er keine Ahnung hatte. Auch wenn sie so nicht gefallen waren. Jetzt seufzte Ian nicht, sondern verdrehte die Augen. Warum nur kannte Eowyn immer nur ein Aber? Da war nicht einmal ein Auch gewesen. Kein ‚Die anderen könnten auch Recht haben‘. Kein ‚Ich hab zwar vieles, was mich ungeeignet als Rätin macht, aber da sind auch Punkte die passen würden.‘ Nein, da war bloß ein großes Aber das über ihr schwebte und sie in den Schatten stellte und Eowyn begriff nicht, dass sie damit auch jeden anderen in diesen Schatten stieß. Natürlich, er hätte bloß zuhören können. Hätte ihr sagen können ‚Schatz, ich glaube, du gehst zu hart mit dir ins Gericht‘ und dann? Was wäre dann gewesen? Sie hätten diesen Streit nicht gehabt, ja. Und dann? Sollte er sich damit zufrieden geben, dass dann nichts gewesen wäre? Das sie dann friedlich nebeneinander geschlafen hätten? Oder eher: Dass Eowyn dann friedlich neben ihm und nicht im Nebenraum gelegen hätte? Ja, er hätte warten können bis morgen, oder übermorgen. Und dann? Wäre das Gespräch kaum anders verlaufen. Genau das war das Schlimme daran. Es wäre nicht anders gelaufen. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal gehört, dass er sie unterstützte. Wahrscheinlich hatte sie auch hier nur ein Aber gehört und all das – es war so, so ungerecht. Denn wie sollte er dagegen ankommen? Was Eowyn nicht erkannte war, dass sie ihm irgendwie den Blaster auf die Brust setze, wenn es um seine dunklen Flecken ging. Sie schonte ihn nicht, wenn sie ihm durchaus die Wahrheit sagte. Zugegeben, auf Va’art hatte er sie manchmal erreicht, aber war es dort nicht viel eher darum gegangen da zu sein und aufzufangen, nur zuzuhören? Wahrscheinlich war es das, was er eben hätte tun sollen. Vielleicht war es sinnvoll, sie das nächste Mal zu fragen, was genau sie wollte. Nur ein offenes Ohr, oder eine Meinung… Vielleicht war es das. Vielleicht hätte er nur auf ihr ‚Ich kann nicht mehr‘ Rücksicht nehmen sollen und auf ihre Tränen.
Schön. Dann konnte er sich einmal mehr einen Vorwurf machen und Eowyn war fein säuberlich heraus aus der Sache. Es konnte doch nicht sein, dass er, jedes Mal, wenn sie auf diese Art stritten, bloß sah, was er falsch gemacht hatte. Durfte er keine Kritik an ihr äußern? Sie wechselte das Thema, wenn sie wollte, wenn das Thema zu unangenehm für sie wurde und war dann, wenn er nicht aufhörte, kurz davor zu weinen. Thema beendet. Eowyn geschont. Welche Option hatte er? Welche? Keine.

Du wirst unfair.

Ja, das wurde er und vielleicht war er das eben auch gewesen. Aber was war Wut schon mehr als etwas, das ein anderes Gefühl verbarg? Zumindest das hatte Ian erkannt. Er würde sich noch einmal erklären müssen, so viel stand fest. Ein paar Dinge richtig stellen. Bloß bis dahin…
Er hatte ihr ihr Bantha aufs Kissen gesetzt, aber etwas fehlte und Ian war sicher, dass sie, wahrscheinlich genau wie er, noch wach war. Jetzt war sicher nicht der richtige Zeitpunkt noch einmal im Detail zu sprechen, aber vielleicht der richtige Zeitpunkt, noch etwas los zu werden.

Leise verließ er das Schlafzimmer und hinüber zu ihr zu gehen. Sie hatte die Tür nicht verschlossen und Ian erkannte ihre Silhouette am Fenster.
Eowyn,“ flüsterte er leise, „darf ich dich kurz stören? Nur einen Moment?“



Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian im Nebenzimmer

Das Bantha schwieg. Warum auch nicht - am Ende war es eben nur ein Bantha, und zwar eines aus Plüsch, und Eowyn seufzte ein weiteres Mal. Warum hatte Ian es nicht einfach gut sein lassen? Schon als sie mit Wes gesprochen hatte, war sie des Themas müde geworden. "Wähle deine Kämpfe weise", hatte ihr Vater einmal gesagt, und in diesem Punkt hatte er einfach Recht. Der Kampf um die Beförderung war schon verloren gewesen, als sie erfahren hatte, dass sie mittendrin war, sie brauchte ihre Kraft für andere Dinge. Sie hatte die Sache akzeptiert - und wollte sie hinter sich lassen.
Aber nicht Ian.
Ian wollte, dass sie verstand, und dass sie zugab, dass sie die Beförderung verdient hatte. Er wollte diese Erkenntnis in ihr schlicht erzwingen - bloß konnte man dergleichen einfach nicht. Wenn, dann musste die Erkenntnis in ihr reifen, und selbst das würde seine Zeit brauchen. All die Leute, die auf sie einredeten... Sie konnte nicht sehen, dass sie Recht hatten. Aber vielleicht war sie wirklich einfach blind? Ja, vielleicht konnte sie Rornan morgen, nach der Beförderung, noch erwischen. Vielleicht konnte sie mit ihm sprechen... wenn sie sich dann überhaupt noch vor lauter Müdigkeit würde auf den Beinen halten können.
Aber war die Beförderung das, worum es hier wirklich ging? Es hatten sich so viele Dinge vermischt. Gab es überhaupt ein Kernproblem? Ian hatte ihr so sehr vorgeworfen, dass sie ihm sagte, er habe keine Ahnung - und das, obwohl sie das nicht einmal getan hatte. Weil er es selbst so empfand? Weil er das Gefühl hatte, ihr nicht helfen zu können in dieser Welt?
Warum muss das alles so kompliziert sein, hm? Das eingequetschte Bantha hätte vermutlich nicht einmal antworten können, wenn es gewollt hätte. Warum können wir unsere Welten nicht verbinden? Warum muss es ausgerechnet Coruscant sein? Er konnte den Planeten nicht ausstehen, das war überdeutlich. Aber hier war nun einmal der Tempel, hier war ihr... nun ja, das, was einem Zuhause am nächsten kam, und zumindest war hier der Ort, an dem sie beide am meisten tun konnten.
Aber Ian war hier nicht glücklich.
Ian war schlicht und einfach nicht glücklich.
Und er würde es nie sein, selbst, wenn das Virus endlich ausgelöscht sein würde.


Würde es helfen, wenn sie den Planeten verließen? Wenn sie zwar noch eine Jedi sein würde, aber eben nicht mehr hier? Es gab genug andere Aufgaben... sie konnte Eleonore unterstützen. Corellia wieder aufbauen. Auf Haruun Kal aushelfen... obwohl das vielleicht keine so gute Idee war, nachdem sie offensichtlich eine miserable Lehrerin war.
Aber dieser Gedanke... vielleicht würde es Ian helfen, vielleicht würde es ihnen
beiden helfen, wenn er ein Ziel vor Augen hatte. Wenn sie ihm mehr Zugeständnisse machte. Vielleicht war er einfach eingesperrt hier, und eingesperrte Leute brachen nun einmal irgendwann aus. Es musste doch eine Erklärung geben für das, was heute Abend geschehen war?! Sie hatte sich zu wenig um ihn gesorgt. Ihm vielleicht zu selten gesagt, wie sehr sie schätzte, dass er hier bei ihr war und sie unterstützte...
Trotzdem.
Das alles war kein Grund, wirklich nicht, sie so anzugehen, sie so in die Ecke zu drängen, ihr Dinge vorzuwerfen, die überhaupt nicht wahr waren. Er wollte, dass sie ihre Mimik komplett unter Kontrolle hatte, wenn sie mit ihm sprach? Seit wann? Sie war kein Droide. Er hatte von Anfang an gewusst, wie emotional sie war. Va'art! Spätestens da hatte er es gewusst! Wie konnte er ihr das jetzt vorwerfen? Wie?!
Ich dachte eigentlich, er würde mich... Sie brach ab. Hatte sie da etwas gehört?

Sie drehte sich um. Eowyn konnte Ians Schatten im durch die Lichter beleuchteten Zimmer ausmachen. Ob er sie kurz stören durfte? Lustig. Das hatte er schließlich gerade getan - als ob sie das jetzt noch verhindern konnte. Was war nun? Sie hatte Abstand gewollt... nicht, weil sie Ian verletzen wollte, sondern weil sie ihn brauchte, weil sie Dinge ordnen musste, weil sie vieles nicht verstand. Weil sie Angst hatte, dass sonst alles nur noch schlimmer wurde. Aber Ian... Ian hatte offensichtlich andere Pläne. Und war, genau wie sie, offensichtlich ebenfalls noch wach... oder schon wieder?

Ich habe nicht so viel Wahl, hm?, antwortete Eowyn resignierend, und legte das Bantha, leicht unangenehm ertappt, auf den kleinen Esstisch. Was ist los? Alles okay? Dumme Frage. Natürlich war nicht alles okay... aber Ian würde es hoffentlich so verstehen, wie es eigentlich gemeint war.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
oruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

‚Ich hab nicht so viel Wahl, hm?‘ Na ja. „Na ja,“ erwiderte er und mit diesen zwei Worten kam ein winziges lachen, von dem Ian gar nicht wusste, woher es überhaupt kam. „‘Verschwinde und lass mich in Ruhe, ich bin nicht umsonst alleine hier‘, wäre auch eine Alternative,“ erneut ein leises Lachen und da wusste Ian was es bedeutete. Verlegenheit. Schließlich hatte sie den Raum nicht verlassen, weil ihr der Sinn danach gestanden hatte, noch sonderlich viel mit ihm zu sprechen. Noch weniger hatte sie den Raum verlassen, weil das vorherige Gespräch so angenehm verlaufen war. Von daher… Hatte sie tatsächlich mehr als eine Wahlmöglichkeit, so oder so.

Ians Lachen verschwand schließlich, um etwas anderem Platz zu machen.
Es tut mir leid, Eowyn.“ Zumindest das sollte sie wissen und auch wenn er nicht tiefer in das Thema einsteigen, es jetzt nicht neu aufrollen wollte. „Was ich vorhin gesagt habe, vieles davon war nicht fair und es kam im falschen Moment. Einiges war nicht richtig und ich hab nicht alles so gemeint oder ausdrücken können, wie ich es habe sagen wollen.“ Was wie eine magere Entschuldigung klang. „Es kam im falschen Moment und es tut mir leid. Damit ist es nicht weg und noch weniger ungesagt“, was er wohl wusste, aber vielleicht half es, dass sie besser oder überhaupt zur Ruhe kommen konnte. „Ich möchte nur, dass du das jetzt weißt, weil es vielleicht irgendwie hilft, sich nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen.“ Womit sicher nicht gemeint war, dass er sie mit einer unehrlichen Entschuldigung abspeisen wollte, nein, das tat er damit nicht, also klang er in keiner Weise beschwichtigend. „Das meine ich ernst, nicht beschwichtigend,“ ging er lieber sicher. „Das war alles…“ bis, vielleicht bis auf… „Ich bin trotzdem da, okay?“ Ian schluckte das Räuspern hinunter, das da kommen wollte, denn am Ende hätte es zu unsicher und zu beschwichtigend gewirkt und das wollte Ian beides nicht. Stattdessen klang er ernst und fest. Es gab nichts Schlimmeres als eine unsichere Entschuldigung, eine weinerliche, oder eine bedrohliche, die das Gegenüber dazu bringen sollte, sie nur anzunehmen, damit das ungute Gefühl verschwand. Damit hatte Ian gesagt, was ihm noch wichtig gewesen war und er wartete kurz ab, um ihr die Möglichkeit zu geben zu reagieren, bevor er sich umdrehen und wieder gehen würde. Ohne ihr ein schlechtes Gewissen zurück zu lassen, das sie überredete, zurück ins Schlafzimmer zu kommen.


Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
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