Thyr Denul
Padawan, Schüler von Mas "der Schinder" Nerlo
[Coruscant-System - Orbit von Coruscant - Frachtschiff des Jedi Ordens - Cockpit - Mas Nerlo, Thyr Denul und die beiden Piloten (NPCs)]
Bei dem Sprung aus dem Hyperraum wanderten Thyrs Augen, nachdem sie auf Mas gehangen hatten, wieder nach vorne und so bekam er grade noch den Wechsel in den Normalraum mit, während sein Körper – und der aller anderen – leicht durchgeschüttelt wurde. Einmal kräftig geschluckt, dann den eigenen Organismus auf Schweißausbrüche überprüft (es gab keine) und schließlich ein erleichtertes Ausatmen. Thyr hatte von dem riesigen Andrang gelesen, den es bei bestimmten Kernwelten gab und das dort jede Sekunde zig Schiffe ankamen und das meist auch noch über bekannte Hyperraumrouten. Ein Zusammenstoß, so dachte sich der junge Farmerssohn, müsste da doch eigentlich immer mal wieder vorkommen. Doch sie kamen fern ab jedes anderen Schiffes aus der Zwischendimension. Was, wie er Sekunden später feststellte, an dem Virus liegen mochte. Nachdem ihr Frachter eine automatische – nach einem Droiden klingende – Nachricht erhalten hatte, welche sie über die Gefahren und Sonder-Prozedere im Bezug auf das Betreten und Verlassen von Coruscant hinwies, ergänzte Mas noch etwas. Sie würden erst einmal nur im Tempel bleiben, der auch sicher war. Doch selbst wenn nicht, dann wären die oberen – reichen – Ebenen ebenso sicher, wobei sein Meister das Wort „wohlhabend“ benutzte. Was wiederum den Dug dazu veranlasste, eine Art Grunzen von sich zu geben, welches der Padawan inzwischen als eine grimmige Bestätigung verstand. Thyr hatte im letzten Monat häufig an Coruscant gedacht und sich auch vieles darüber durchgelesen, da seine frühere Begeisterung, aus der Zeit seiner Kindheit, für diesen Ort die Jahre nicht wirklich gut überstanden hatte. Vieles, vor allem das Allgemeinere, hatte er wieder vergessen. In diesem Zusammenhang erfuhr er auch von den „Kronjuwelen“ auf der Oberfläche. Also jenen Gebäuden, welche man schon aus weiter Entfernung sehen und wegen ihrer besonderen Silhouette auch leicht erkennen konnte. Dabei schien er jedoch eine Art Touristenführer gelesen zu haben, denn es hatte kein einziges negatives Wort darin gestanden. Keine Kritik an irgendwem, keine Betonung bestimmter Gegebenheiten. Coruscant war wie das Paradies gepriesen worden, für dessen Erkundung man Jahre brauchte. Wenn Thyr aber ehrlich war, dann wollte er sich nicht gerade jetzt mit den Schattenseiten einer Gesellschaft auseinandersetzen. Er wollte seinen ersten Anflug auf Coruscant genießen.
Während ihr Frachter den Ankunfts- und Landungsprozess durchlaufen musste, erklärten die beiden Piloten Thyr, der immer wieder neugierig nachfragte, die ganze Situation und ein paar Besonderheiten. So gab es zum Beispiel mehrere Punkte, an denen man im Augenblick auf dem Planeten landen, aber auch wieder von ihm weg fliegen konnte. Dabei wurde jedes Schiff untersucht, weshalb sie zwischenzeitlich auch ihre „Anti-Piraten-Sicherheitssysteme“ runterfahren und sich scannen lassen mussten. Verlies man Coruscant, dann wurde man sogar noch stärker kontrolliert. Wäre dies ein normaler Tag, es gäbe eigentlich eine ungehinderte An- und Abreise. Es würde zwar trotzdem kontrolliert werden, doch galt dies dann meist nur für größere Schiffe und nicht für jeden kleinen hyperraumfähigen Jäger. Sie mussten aber nun diese Schlange durchlaufen, auch wenn sie recht schnell auf eine parallel verlaufende ausweichen durften, welche deutlich kürzer war und nur bestimmten Schiffen mit Sonderstatus offen stand. Um die Ordnung aufrecht zu erhalten und schon vor dem eigentlichen Checkpoint Schiffe auszusondern, die in der falschen Schlange warteten, umschwirrten sie ein ganzer Schwarm von Droiden, kleineren und größeren Schiffen der Sicherheit, aber auch zivile Schiffe. Einer davon hatte es Thyr besonders angetan, da er gefühlt zu 70% aus einer Werbefläche bestand, die das eigentliche Schiffe drei mal so groß erscheinen ließ und auf Huttisch Dinge anpries, die Thyr nicht kannte, da sein Huttisch nicht gut genug war.
„Die musst du auch nicht kennen, Junge.“ erklärte der Dug. „Buchstabenbrei.“
„Exotisch und was ganz besonderes.“ fügte der andere Pilot mit ironischem Unterton hinzu.
„Der versucht nur seine Standardpampe zu verticken, die sonst keiner kaufen würde. Kannst total vergessen.“
Auch sonst waren sich beide Piloten, aber vor allem der Dug, einig, dass keiner der Verkäufer, die zwar selten tatsächlich Hutten waren, aber meist auf huttisch ihre Waren anpriesen, ernst zu nehmen waren. Sie nutzten die Situation der wartenden Reisenden aus und hofften immer auf diesen einen Unwissenden, um ihre in quasi allen Systemen bekannten Speisen als etwas zu verkaufen, das es sonst nirgendwo gab. In eine ähnliche Richtung gingen auch jene Händler, welche Reisende mit bestimmten Unterhaltungsprogrammen versorgen wollten. Da gingen die Piloten nicht ins Detail, doch ihre plötzliche Verschwiegenheit kannte Thyr schon. Sobald es schmutzig wurde, fingen die Erwachsenen immer an herumzudrucksen. Er war 17! Als mussten sie ihn wie ein Kind behandeln. Aber er sprach es nicht an und sah lieber in eine andere Richtung.
Ein weiteres Thema waren die Raumschiffe, welche sie vor allem neben sich in der anderen Schlange sehen konnte. Sobald Thyr nämlich die Erlaubnis bekam sein Gesicht regelrecht an der Frontscheibe platt zu drücken, um besser sehen zu können, löcherte er die Piloten geradezu mit Fragen über Raumschifftypen. Es musste eines nur eine ungewöhnliche Form oder Farbe besitzen und schon wollte er etwas darüber wissen. Dabei erhielt er vor allem eine Rancor-Hand voll von unnützem Wissen. Zum Beispiel wieso die X-Flügler und die anderen „Buchstaben-Flügler“ so hießen, wie sie hießen, obwohl es diese Buchstaben gar nicht immer im Aurebesh gab. Um es kurz zu machen: Das X, B und so weiter kamen aus einer anderen Schriftart. Das letzte besondere Raumschiff war gerade „abgearbeitet“, da waren sie endlich durch und konnten – immer noch geordnet – auf die Oberfläche zu fliegen. Und noch bevor man Gebäude erkennen konnte, sah Thyr bereits Details, welche so nur aus dem Weltraum zu erkennen waren. Da waren zum Beispiel die Gewitter, die es scheinbar trotz Wetterkontrolle noch gab und die im Augenblick über einem Industriegebiet hingen. Fragen zu diesem konnte ihm jedoch keiner beantworten und man verlor sich in Spekulationen. Das nächste offensichtliche Detail war das Westliche Meer, welches das einzige seiner Art war. Zu diesem konnten ihn die Piloten ein wenig mehr erzählen, doch eigentlich gab es da nicht viel. Es war zwar per se ein natürliches Meer bzw. ein See – denn er besaß Süßwasser-, doch eigentlich hatte man im Laufe der Jahrtausende alles an ihm ausgetauscht, sodass er doch künstlich war. Es gab nicht einmal mehr einen natürlichen Boden, sondern eine Art Wanne. Die größte Badewanne des Universums, wie der menschliche Pilot scherzhaft meinte. Und dann gab es da natürlich noch die gewaltigen „Lichtringe“, welche teilweise so groß waren wie ein kleiner Kontinent. Auf einen davon flogen sie auch zu, denn im Zentrum von einem davon, wohl auch dem größten auf ganz Coruscant, gab es sozusagen die Hauptstadt samt Senat, eben dem Jedi Tempel und anderen Sehenswürdigkeiten. Jeder Tourist, der diesen Planeten das erste Mal besuchte und erkunden wollte, würde dort anfangen.
Während sie in einem – jetzt deutlich schnelleren – Strom dahin „schwammen“ und die eindeutig zu identifizierenden Gebäude noch nicht sichtbar waren, aber es auch sonst nichts zu sehen gab, verhinderte Thyr die sich ausbreitende Stille im Cockpit durch sein eigenes unnützes Wissen über Coruscant. Es setzte sich aus Geschichten seines Vaters, den Gerüchten aus der Schulzeit und dem Touristen-Reiseführer zusammen. So erzählte er davon, dass Coruscant im Laufe der Zeit – auf Grund der künstlichen Strukturen - schwerer geworden war, man aber gegen gesteuert hatte, um nicht die Umlaufbahn um Coruscant Prime zu gefährden. Aber auch über die Kosten von all dem, die Ressourcen, die Pole, von denen Frischwasser in das Zentrum gepumpt wurde, über Industrie und die unteren Ebenen, über die untersten aller untersten Ebenen, zu denen man nicht sollte, weil es dort gefährlich war.
„Weißt du denn auch, wieso es dort gefährlich ist.“?
So vertieft, wie Thyr ins einem eigenen Wissensstrom war, hatte er die Unterbrechung nicht kommen sehen und starrte den Dug nur an, der daraufhin lachte.
„Das der Nachteil von so einem Planeten, Junge. Stell dir eine Billion Bürger vor, die in Milliarden Jobs stecken, welche zu Millionen von Betrieben und Industrieanlagen gehören. Na, was meinst du, passiert mit dem Müll?“
„Äh … na … also … er wird recycelt oder? Ich mein … ich sehe keine Müllhalden oder so.“
„Ja … das … ODER man kippt es in die Häuserschluchten. Ist natürlich illegal.“
„Interessiert natürlich kaum einen.“ fügt der andere Pilot hinzu und machte eine Geste, als würde jemand etwas wegwerfen.
„Und das seit Tausenden von Jahren. Dort unten gibt es ganze Seen voller Gift, Chemikalien und radioaktiven Abfall. Und darüber eine Wolke aus Giftgas.“
„Oh.“
„Na was denkst du denn, wieso die immer höher gebaut haben? Hah!“ Beide Piloten amüsierten sich köstlich und gaben dann Gerüchte zum Besten. Es wurde schnell klar, dass sie ein gänzlich anderes Leben gelebt hatten als Thyr oder selbst Mas. Sie arbeiteten zwar für den Jedi Orden, doch ihre Sicht auf die Dinge war deutlich düsterer. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Thyr traute sich nachher nicht mehr nachzufragen, weil die Stimmung so düster wurde, obwohl das auch nur für ihn selbst gelten mochte. Da beide Piloten gerne scherzten und nur so mit Ironie und Sarkasmus um sich warfen, war das für Thyr nur schwer festzustellen. Mas schien dies spüren zu können und lenkte schließlich von besagter Schattenseite ab und erwähnte den Jedi Tempel, den sie nun bald sehen würden. Und es funktionierte. Es wurde wieder still und Thyr packte das Pad weg, auf welchem viele der „Touristen-Fakten“ über Coruscant standen.
Noch ein paar Minuten später war es so weit. Der kolossale Pilz des Senatsgebäudes wurde in der Ferne sichtbar und dann tauchten auch schon die unzähligen Wolkenkratzer und Hochhäuser auf, so zahlreich und gigantisch, dass Thyrs Augen keine Ruhe mehr vergönnt war, denn er wusste gar nicht wohin er schauen sollte. Anfangs versuchte er noch durch schiere Schnelligkeit mitzuhalten, doch dies war keine Vergnügungsreise auf irgendeinem Touristenschiffe, weshalb er schließlich aufgeben musste und sich nur noch an die besonders großen und einzigartigen Bauen halten konnte. Da war die Oper, das Museum, dann das sogenannte Republica 500, welches in Thyrs Augen ziemlich hässlich war und noch viele andere besonders große Türme, die zwar schick aussahen, bei denen der Padawan aber nicht dahinter kam, weshalb gerade sie so viel größer sein mussten als der Rest. Aber vielleicht, so mutmaßte er, lag das an den bereits erwähnten Wohlhabenden. Doch gab es tatsächlich Personen oder Firmen, die so reich waren, dass sie ihre Büros viele hundert Meter über der künstlichen Oberfläche platzieren konnten? Hatte natürlich nicht in dem Reiseführer gestanden. Weshalb es automatisch zu kritisieren ist, fragte sich der Padawan weiter und dann verpufften alle Gedanken. Der Jedi Tempel war aufgetaucht.
Thyr hatte sich inzwischen wieder hingesetzt, doch als die bekannten Türme des Tempels in Sicht kamen, da stand er wieder auf und stellte sich zwischen die beiden Pilotensitze. Der massige Bau ragte deutlich über die Umgebung heraus und wurde nochmals von vier kleinen und einem mittleren großen Turm überragt. Da die Piloten – aus für Thyr unverständlichen Gründen – nicht direkt zum Tempel fliegen konnten, obwohl der Luftraum doch scheinbar leer war, verlor er immer wieder den Sichtkontakt zu ihrem Zielort und es dauerte eine ganze Weile, bis dem Padawan klar wurde, weshalb die Türme teilweise so merkwürdig aussahen. An ihnen wurde gebaut, weshalb es Gerüste, Baukräne und Droiden gab, die dem ansonsten so perfekten Bau verunstalteten. Nicht unbedingt der perfekte Zustand, um ihn das erste mal in Echt zu sehen, doch offensichtlich war es Thyr egal, denn er konzentrierte sich nur noch darauf und ignorierte die Häuserschluchten und ihre unzähligen Details komplett. Mas Behauptung musste er voll und ganz zustimmen. Zwar mochte der Senat größer sein und viel mehr Lichter aufweisen, doch der Tempel strahlte weit mehr Wärme aus, als es die Ansammlung von Politikern und ihrer Büros je könnte.
„Junge, anschnallen. Wir gehen zur Landung über.“ verkündete der Dug plötzlich und noch während der Padawan heftig nickte, warf er einen schnell Blick nach hinten und ging dann rückwärts zu seinen Sitz, um sich auf diesem nieder zu lassen und sich wie befohlen anzuschnallen. Dann ging es schnell und sie vollzogen eine enge Schleife, als wollten die Piloten endlich mal zeigen, was sie konnten. Meister und Schüler wurden in ihre Sitze gepresst, während der Frachter sich herabsenkte und dabei öfter drehte, als es nötig war. Zumindest kam es Thyr so vor. Dann eine Erschütterung und sie waren gelandet. Bevor Thyr fragen konnte, ob sie sich abschnallen durften, tat Mas dies bereits und war auf dem Beinen. Sein Schüler folgte seinem Beispiel, verließ das Cockpit aber noch nicht. Während die Piloten zig Knöpfe drückten, Hebel umlegten, eine Checkliste durchgingen und sich über das Com mit irgendwem unterhielten, verneigte sich Thyr lehrbuchhaft wie ein Jedi und bedankte sich für den Transport, die Reise und die tolle Unterhaltung. Er habe viel gelernt und sei froh sie kennengelernt zu haben, fügte er noch hinzu und ging dann ebenfalls, als sie ihn verabschiedet hatten. Sie würden sich sicherlich wieder sehen, waren ihre letzten Worte, dann war der Padawan bei seinem Meister und zusammen verließen sie das Schiff.
Sobald sie den Schatten des Frachters hinter sich gelassen hatten und Coruscant Prime sie mit ihrer Wärme bestrahlen und den Licht blenden konnte, atmete Thyr das erste Mal bewusst ein und war überrascht, wie frisch sich die Luft anfühlte. Nach den Gesprächen über illegal entsorgten Müll, gigantischen Industriekomplexen und viel zu wenig Natur, die die Luft säubern konnte, hatte er mit etwas … nun ja … metallischem gerechnet. Doch eigentlich war die Luft fast wie auf Bandomeer. Aber auch nur fast. Um sie herum gab es beinahe nur Droiden und hier und da eine Person aus Fleisch und Blut, doch niemand beachtete sie wirklich, was Mas auch kommentierte, dem Padawan aber nicht so wichtig war. Tatsächlich war er sogar froh, dass er keinem Jedi Meister oder - noch schlimmer - Jedi Rat begegnete. Bevor er dies tat, wollte er dann doch noch besser werden, um diesem Orden und der Zeit eines Meisters würdig zu sein. Allen Fortschritten zum Trotz fühlte er sich nämlich immer noch nicht würdig.
„Nein danke, Meister.“ gab Thyr lächelnd zurück, als Mas scherzhaft über einen Wettlauf sprach. Danach ging der Jedi Ritter sich anmelden, während er selbst warten sollte. Diese kurze Zeit nutzte der Padawan um sich ein paar der Kisten genauer anzuschauen, musste aber feststellen, dass es da nicht viel zu sehen gab. Im Gegensatz zu einem Supermarkt standen hier nicht der Inhalt auf der „Verpackung“ und mit all den Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen, die für die Erfassung durch Droiden gedacht waren (so viel wusste Thyr dann immerhin schon), konnte er nichts anfangen. Also fing er an in die Ferne zu schauen, entdeckte so die in unterschiedlichen Höhen gelegenen Bereiche des Tempels, aber auch die Häuserschluchten. Es wirkte alles so winzig und plötzlich schlich sich ein flaues Gefühl in seine Magengegend. Wenn man es nämlich genau nahm, dann war Thyrs Welt bisher ziemlich flach gewesen. Als ihm nun bewusst wurde, dass keine Tausenden Kilometer Gestein unter seinen Füßen lag, sondern Schichten um Schichten aus Durastahl, immer wieder unterbrochen durch bewusst platzierte Schluchten und Löcher, wirkte plötzlich alles gar nicht mehr so stabil. Wie war das noch gleich mit den Schwerkraftprojektoren am Fuße der künstlichen Strukturen gewesen? Aber wie dem auch sei, es hielt nicht lange. Schließlich stand der Tempel schon ewig und es war nie etwas schlimmes passiert. Wozu sich unnötig Sorgen machen? Thyr lächelte das flaue Gefühl weg und sah sich weiter um, bis Mas wieder da war.
Der begrüßte Thyr offiziell, was den Padawan zu einer halb scherzhaften und einer halb ernsten Verneigung verleitete, an dessen Ende er wieder lächelte. Das Lächeln kam auch daher, da sein Meister ähnlich aufgeregt wirkte wie sein Schüler. Die Bemerkung, dass Mas sich hier auch nicht so gut auskannte, hätte beruhigend sein können, doch eigentlich war Thyr gar nicht überfordert oder fühlte sich verloren. Er hätte es sein müssen. Er hatte damit gerechnet. Aber … dem war nicht so.
„Turbolift klingt gut.“ antwortete Thyr aus Reflex und wollte dann schon los gehen, nur um zu merken, dass die Komplexität des Jedi Tempels die des Hortes bei weiterem übertraf. Wie Mas natürlich auch gesagt hatte. Ein Turbolift war nämlich nirgendwo zu sehen. Bevor sich der Padawan aber an irgendwelchen Richtungsschildern festbeißen konnte, schob Mas ihn jedoch schon in eine Richtung, bis sie schließlich nebeneinander her gingen und dann auch den Lift betraten. Dieser fuhr zügig nach oben und dann waren sie nach ein paar Metern auch schon direkt vor dem Eingang. Dieser erschlug Thyr regelrecht. Mit offenem Mund und den Kopf immer weiter in den Nacken legend, sah er nach oben und fühlte sich mit jedem weiteren Detail, welches an der Fassade zu erblicken war, kleiner. Nicht unbedeutender und mickriger, aber schon klein im einfachen Sinne der Größenverhältnisse. Mas ließ seinem Schüler ein wenig Zeit, dann gab es wieder eine leichte Berührung an der Schulter und sie betraten den eigentlichen Tempel.
Der Eingangsbereich mit seinen vielen Säulen, von denen bedauerlicherweise ein paar zerstört worden waren, war kaum weniger beeindruckend als der Außenbereich und nun sahen Meister und Schüler auch das erste Mal andere Jedi, wenn auch außer Reichweite, um ein normales Gespräch zu führen. Thyrs Augen tanzten mal wieder über bauwerkliche Details, blickten vorbei schreitenden Jedi, Droiden aller Art und auch einfachen Personen verschiedenster Spezies hinterher. Bei all dem wirkte es aber auch nicht überlaufen und voll, was aber sicherlich auch an der schieren Gewaltigkeit des Tempels liegen mochte. Der Hort war da deutlich voller gewesen. Mas Erklärung über das Imperium prallten an dem Padawan fast unbemerkt ab, denn dies war ein Teil der Galaxis, über den er nur ungern nachdachte, solange er selber nichts unternehmen konnte. Wenn er sich im Bezug auf das Gebäude des Jedi Tempels schon winzig vorkam, dann war er beim Konflikt zwischen Republik und Imperium ein Einzeller. Daher war Mas letzter Satz auch viel interessanter und eher geeignet um die Größe des Ordens auszudrücken. Natürlich konnte Thyr die Auren der vorangegangenen Jedi nicht spüren, aber etwas spürte er definitiv. Selbst er mit seinen bescheidenen Fähigkeiten vermochte etwas wahrzunehmen, das ihn … sich gut fühlen ließ.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ gestand er und sah eine Weile Mas an, wobei er das Bedürfnis nieder rang den Ritter für diese Chance zu danken und ihn zu umarmen. Er war auf Coruscant. Im Jedi Tempel. Mit einem Jedi Ritter an seiner Seite. Nicht als Besucher, sondern als Padawan. Vor einem Jahr hatte er nur davon träumen können...
[Coruscant-System - Coruscant - Jedi Tempel - Eingangshalle - Mas Nerlo, Thyr Denul und überall um sie herum Gewusel]
Bei dem Sprung aus dem Hyperraum wanderten Thyrs Augen, nachdem sie auf Mas gehangen hatten, wieder nach vorne und so bekam er grade noch den Wechsel in den Normalraum mit, während sein Körper – und der aller anderen – leicht durchgeschüttelt wurde. Einmal kräftig geschluckt, dann den eigenen Organismus auf Schweißausbrüche überprüft (es gab keine) und schließlich ein erleichtertes Ausatmen. Thyr hatte von dem riesigen Andrang gelesen, den es bei bestimmten Kernwelten gab und das dort jede Sekunde zig Schiffe ankamen und das meist auch noch über bekannte Hyperraumrouten. Ein Zusammenstoß, so dachte sich der junge Farmerssohn, müsste da doch eigentlich immer mal wieder vorkommen. Doch sie kamen fern ab jedes anderen Schiffes aus der Zwischendimension. Was, wie er Sekunden später feststellte, an dem Virus liegen mochte. Nachdem ihr Frachter eine automatische – nach einem Droiden klingende – Nachricht erhalten hatte, welche sie über die Gefahren und Sonder-Prozedere im Bezug auf das Betreten und Verlassen von Coruscant hinwies, ergänzte Mas noch etwas. Sie würden erst einmal nur im Tempel bleiben, der auch sicher war. Doch selbst wenn nicht, dann wären die oberen – reichen – Ebenen ebenso sicher, wobei sein Meister das Wort „wohlhabend“ benutzte. Was wiederum den Dug dazu veranlasste, eine Art Grunzen von sich zu geben, welches der Padawan inzwischen als eine grimmige Bestätigung verstand. Thyr hatte im letzten Monat häufig an Coruscant gedacht und sich auch vieles darüber durchgelesen, da seine frühere Begeisterung, aus der Zeit seiner Kindheit, für diesen Ort die Jahre nicht wirklich gut überstanden hatte. Vieles, vor allem das Allgemeinere, hatte er wieder vergessen. In diesem Zusammenhang erfuhr er auch von den „Kronjuwelen“ auf der Oberfläche. Also jenen Gebäuden, welche man schon aus weiter Entfernung sehen und wegen ihrer besonderen Silhouette auch leicht erkennen konnte. Dabei schien er jedoch eine Art Touristenführer gelesen zu haben, denn es hatte kein einziges negatives Wort darin gestanden. Keine Kritik an irgendwem, keine Betonung bestimmter Gegebenheiten. Coruscant war wie das Paradies gepriesen worden, für dessen Erkundung man Jahre brauchte. Wenn Thyr aber ehrlich war, dann wollte er sich nicht gerade jetzt mit den Schattenseiten einer Gesellschaft auseinandersetzen. Er wollte seinen ersten Anflug auf Coruscant genießen.
Während ihr Frachter den Ankunfts- und Landungsprozess durchlaufen musste, erklärten die beiden Piloten Thyr, der immer wieder neugierig nachfragte, die ganze Situation und ein paar Besonderheiten. So gab es zum Beispiel mehrere Punkte, an denen man im Augenblick auf dem Planeten landen, aber auch wieder von ihm weg fliegen konnte. Dabei wurde jedes Schiff untersucht, weshalb sie zwischenzeitlich auch ihre „Anti-Piraten-Sicherheitssysteme“ runterfahren und sich scannen lassen mussten. Verlies man Coruscant, dann wurde man sogar noch stärker kontrolliert. Wäre dies ein normaler Tag, es gäbe eigentlich eine ungehinderte An- und Abreise. Es würde zwar trotzdem kontrolliert werden, doch galt dies dann meist nur für größere Schiffe und nicht für jeden kleinen hyperraumfähigen Jäger. Sie mussten aber nun diese Schlange durchlaufen, auch wenn sie recht schnell auf eine parallel verlaufende ausweichen durften, welche deutlich kürzer war und nur bestimmten Schiffen mit Sonderstatus offen stand. Um die Ordnung aufrecht zu erhalten und schon vor dem eigentlichen Checkpoint Schiffe auszusondern, die in der falschen Schlange warteten, umschwirrten sie ein ganzer Schwarm von Droiden, kleineren und größeren Schiffen der Sicherheit, aber auch zivile Schiffe. Einer davon hatte es Thyr besonders angetan, da er gefühlt zu 70% aus einer Werbefläche bestand, die das eigentliche Schiffe drei mal so groß erscheinen ließ und auf Huttisch Dinge anpries, die Thyr nicht kannte, da sein Huttisch nicht gut genug war.
„Die musst du auch nicht kennen, Junge.“ erklärte der Dug. „Buchstabenbrei.“
„Exotisch und was ganz besonderes.“ fügte der andere Pilot mit ironischem Unterton hinzu.
„Der versucht nur seine Standardpampe zu verticken, die sonst keiner kaufen würde. Kannst total vergessen.“
Auch sonst waren sich beide Piloten, aber vor allem der Dug, einig, dass keiner der Verkäufer, die zwar selten tatsächlich Hutten waren, aber meist auf huttisch ihre Waren anpriesen, ernst zu nehmen waren. Sie nutzten die Situation der wartenden Reisenden aus und hofften immer auf diesen einen Unwissenden, um ihre in quasi allen Systemen bekannten Speisen als etwas zu verkaufen, das es sonst nirgendwo gab. In eine ähnliche Richtung gingen auch jene Händler, welche Reisende mit bestimmten Unterhaltungsprogrammen versorgen wollten. Da gingen die Piloten nicht ins Detail, doch ihre plötzliche Verschwiegenheit kannte Thyr schon. Sobald es schmutzig wurde, fingen die Erwachsenen immer an herumzudrucksen. Er war 17! Als mussten sie ihn wie ein Kind behandeln. Aber er sprach es nicht an und sah lieber in eine andere Richtung.
Ein weiteres Thema waren die Raumschiffe, welche sie vor allem neben sich in der anderen Schlange sehen konnte. Sobald Thyr nämlich die Erlaubnis bekam sein Gesicht regelrecht an der Frontscheibe platt zu drücken, um besser sehen zu können, löcherte er die Piloten geradezu mit Fragen über Raumschifftypen. Es musste eines nur eine ungewöhnliche Form oder Farbe besitzen und schon wollte er etwas darüber wissen. Dabei erhielt er vor allem eine Rancor-Hand voll von unnützem Wissen. Zum Beispiel wieso die X-Flügler und die anderen „Buchstaben-Flügler“ so hießen, wie sie hießen, obwohl es diese Buchstaben gar nicht immer im Aurebesh gab. Um es kurz zu machen: Das X, B und so weiter kamen aus einer anderen Schriftart. Das letzte besondere Raumschiff war gerade „abgearbeitet“, da waren sie endlich durch und konnten – immer noch geordnet – auf die Oberfläche zu fliegen. Und noch bevor man Gebäude erkennen konnte, sah Thyr bereits Details, welche so nur aus dem Weltraum zu erkennen waren. Da waren zum Beispiel die Gewitter, die es scheinbar trotz Wetterkontrolle noch gab und die im Augenblick über einem Industriegebiet hingen. Fragen zu diesem konnte ihm jedoch keiner beantworten und man verlor sich in Spekulationen. Das nächste offensichtliche Detail war das Westliche Meer, welches das einzige seiner Art war. Zu diesem konnten ihn die Piloten ein wenig mehr erzählen, doch eigentlich gab es da nicht viel. Es war zwar per se ein natürliches Meer bzw. ein See – denn er besaß Süßwasser-, doch eigentlich hatte man im Laufe der Jahrtausende alles an ihm ausgetauscht, sodass er doch künstlich war. Es gab nicht einmal mehr einen natürlichen Boden, sondern eine Art Wanne. Die größte Badewanne des Universums, wie der menschliche Pilot scherzhaft meinte. Und dann gab es da natürlich noch die gewaltigen „Lichtringe“, welche teilweise so groß waren wie ein kleiner Kontinent. Auf einen davon flogen sie auch zu, denn im Zentrum von einem davon, wohl auch dem größten auf ganz Coruscant, gab es sozusagen die Hauptstadt samt Senat, eben dem Jedi Tempel und anderen Sehenswürdigkeiten. Jeder Tourist, der diesen Planeten das erste Mal besuchte und erkunden wollte, würde dort anfangen.
Während sie in einem – jetzt deutlich schnelleren – Strom dahin „schwammen“ und die eindeutig zu identifizierenden Gebäude noch nicht sichtbar waren, aber es auch sonst nichts zu sehen gab, verhinderte Thyr die sich ausbreitende Stille im Cockpit durch sein eigenes unnützes Wissen über Coruscant. Es setzte sich aus Geschichten seines Vaters, den Gerüchten aus der Schulzeit und dem Touristen-Reiseführer zusammen. So erzählte er davon, dass Coruscant im Laufe der Zeit – auf Grund der künstlichen Strukturen - schwerer geworden war, man aber gegen gesteuert hatte, um nicht die Umlaufbahn um Coruscant Prime zu gefährden. Aber auch über die Kosten von all dem, die Ressourcen, die Pole, von denen Frischwasser in das Zentrum gepumpt wurde, über Industrie und die unteren Ebenen, über die untersten aller untersten Ebenen, zu denen man nicht sollte, weil es dort gefährlich war.
„Weißt du denn auch, wieso es dort gefährlich ist.“?
So vertieft, wie Thyr ins einem eigenen Wissensstrom war, hatte er die Unterbrechung nicht kommen sehen und starrte den Dug nur an, der daraufhin lachte.
„Das der Nachteil von so einem Planeten, Junge. Stell dir eine Billion Bürger vor, die in Milliarden Jobs stecken, welche zu Millionen von Betrieben und Industrieanlagen gehören. Na, was meinst du, passiert mit dem Müll?“
„Äh … na … also … er wird recycelt oder? Ich mein … ich sehe keine Müllhalden oder so.“
„Ja … das … ODER man kippt es in die Häuserschluchten. Ist natürlich illegal.“
„Interessiert natürlich kaum einen.“ fügt der andere Pilot hinzu und machte eine Geste, als würde jemand etwas wegwerfen.
„Und das seit Tausenden von Jahren. Dort unten gibt es ganze Seen voller Gift, Chemikalien und radioaktiven Abfall. Und darüber eine Wolke aus Giftgas.“
„Oh.“
„Na was denkst du denn, wieso die immer höher gebaut haben? Hah!“ Beide Piloten amüsierten sich köstlich und gaben dann Gerüchte zum Besten. Es wurde schnell klar, dass sie ein gänzlich anderes Leben gelebt hatten als Thyr oder selbst Mas. Sie arbeiteten zwar für den Jedi Orden, doch ihre Sicht auf die Dinge war deutlich düsterer. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Thyr traute sich nachher nicht mehr nachzufragen, weil die Stimmung so düster wurde, obwohl das auch nur für ihn selbst gelten mochte. Da beide Piloten gerne scherzten und nur so mit Ironie und Sarkasmus um sich warfen, war das für Thyr nur schwer festzustellen. Mas schien dies spüren zu können und lenkte schließlich von besagter Schattenseite ab und erwähnte den Jedi Tempel, den sie nun bald sehen würden. Und es funktionierte. Es wurde wieder still und Thyr packte das Pad weg, auf welchem viele der „Touristen-Fakten“ über Coruscant standen.
Noch ein paar Minuten später war es so weit. Der kolossale Pilz des Senatsgebäudes wurde in der Ferne sichtbar und dann tauchten auch schon die unzähligen Wolkenkratzer und Hochhäuser auf, so zahlreich und gigantisch, dass Thyrs Augen keine Ruhe mehr vergönnt war, denn er wusste gar nicht wohin er schauen sollte. Anfangs versuchte er noch durch schiere Schnelligkeit mitzuhalten, doch dies war keine Vergnügungsreise auf irgendeinem Touristenschiffe, weshalb er schließlich aufgeben musste und sich nur noch an die besonders großen und einzigartigen Bauen halten konnte. Da war die Oper, das Museum, dann das sogenannte Republica 500, welches in Thyrs Augen ziemlich hässlich war und noch viele andere besonders große Türme, die zwar schick aussahen, bei denen der Padawan aber nicht dahinter kam, weshalb gerade sie so viel größer sein mussten als der Rest. Aber vielleicht, so mutmaßte er, lag das an den bereits erwähnten Wohlhabenden. Doch gab es tatsächlich Personen oder Firmen, die so reich waren, dass sie ihre Büros viele hundert Meter über der künstlichen Oberfläche platzieren konnten? Hatte natürlich nicht in dem Reiseführer gestanden. Weshalb es automatisch zu kritisieren ist, fragte sich der Padawan weiter und dann verpufften alle Gedanken. Der Jedi Tempel war aufgetaucht.
Thyr hatte sich inzwischen wieder hingesetzt, doch als die bekannten Türme des Tempels in Sicht kamen, da stand er wieder auf und stellte sich zwischen die beiden Pilotensitze. Der massige Bau ragte deutlich über die Umgebung heraus und wurde nochmals von vier kleinen und einem mittleren großen Turm überragt. Da die Piloten – aus für Thyr unverständlichen Gründen – nicht direkt zum Tempel fliegen konnten, obwohl der Luftraum doch scheinbar leer war, verlor er immer wieder den Sichtkontakt zu ihrem Zielort und es dauerte eine ganze Weile, bis dem Padawan klar wurde, weshalb die Türme teilweise so merkwürdig aussahen. An ihnen wurde gebaut, weshalb es Gerüste, Baukräne und Droiden gab, die dem ansonsten so perfekten Bau verunstalteten. Nicht unbedingt der perfekte Zustand, um ihn das erste mal in Echt zu sehen, doch offensichtlich war es Thyr egal, denn er konzentrierte sich nur noch darauf und ignorierte die Häuserschluchten und ihre unzähligen Details komplett. Mas Behauptung musste er voll und ganz zustimmen. Zwar mochte der Senat größer sein und viel mehr Lichter aufweisen, doch der Tempel strahlte weit mehr Wärme aus, als es die Ansammlung von Politikern und ihrer Büros je könnte.
„Junge, anschnallen. Wir gehen zur Landung über.“ verkündete der Dug plötzlich und noch während der Padawan heftig nickte, warf er einen schnell Blick nach hinten und ging dann rückwärts zu seinen Sitz, um sich auf diesem nieder zu lassen und sich wie befohlen anzuschnallen. Dann ging es schnell und sie vollzogen eine enge Schleife, als wollten die Piloten endlich mal zeigen, was sie konnten. Meister und Schüler wurden in ihre Sitze gepresst, während der Frachter sich herabsenkte und dabei öfter drehte, als es nötig war. Zumindest kam es Thyr so vor. Dann eine Erschütterung und sie waren gelandet. Bevor Thyr fragen konnte, ob sie sich abschnallen durften, tat Mas dies bereits und war auf dem Beinen. Sein Schüler folgte seinem Beispiel, verließ das Cockpit aber noch nicht. Während die Piloten zig Knöpfe drückten, Hebel umlegten, eine Checkliste durchgingen und sich über das Com mit irgendwem unterhielten, verneigte sich Thyr lehrbuchhaft wie ein Jedi und bedankte sich für den Transport, die Reise und die tolle Unterhaltung. Er habe viel gelernt und sei froh sie kennengelernt zu haben, fügte er noch hinzu und ging dann ebenfalls, als sie ihn verabschiedet hatten. Sie würden sich sicherlich wieder sehen, waren ihre letzten Worte, dann war der Padawan bei seinem Meister und zusammen verließen sie das Schiff.
Sobald sie den Schatten des Frachters hinter sich gelassen hatten und Coruscant Prime sie mit ihrer Wärme bestrahlen und den Licht blenden konnte, atmete Thyr das erste Mal bewusst ein und war überrascht, wie frisch sich die Luft anfühlte. Nach den Gesprächen über illegal entsorgten Müll, gigantischen Industriekomplexen und viel zu wenig Natur, die die Luft säubern konnte, hatte er mit etwas … nun ja … metallischem gerechnet. Doch eigentlich war die Luft fast wie auf Bandomeer. Aber auch nur fast. Um sie herum gab es beinahe nur Droiden und hier und da eine Person aus Fleisch und Blut, doch niemand beachtete sie wirklich, was Mas auch kommentierte, dem Padawan aber nicht so wichtig war. Tatsächlich war er sogar froh, dass er keinem Jedi Meister oder - noch schlimmer - Jedi Rat begegnete. Bevor er dies tat, wollte er dann doch noch besser werden, um diesem Orden und der Zeit eines Meisters würdig zu sein. Allen Fortschritten zum Trotz fühlte er sich nämlich immer noch nicht würdig.
„Nein danke, Meister.“ gab Thyr lächelnd zurück, als Mas scherzhaft über einen Wettlauf sprach. Danach ging der Jedi Ritter sich anmelden, während er selbst warten sollte. Diese kurze Zeit nutzte der Padawan um sich ein paar der Kisten genauer anzuschauen, musste aber feststellen, dass es da nicht viel zu sehen gab. Im Gegensatz zu einem Supermarkt standen hier nicht der Inhalt auf der „Verpackung“ und mit all den Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen, die für die Erfassung durch Droiden gedacht waren (so viel wusste Thyr dann immerhin schon), konnte er nichts anfangen. Also fing er an in die Ferne zu schauen, entdeckte so die in unterschiedlichen Höhen gelegenen Bereiche des Tempels, aber auch die Häuserschluchten. Es wirkte alles so winzig und plötzlich schlich sich ein flaues Gefühl in seine Magengegend. Wenn man es nämlich genau nahm, dann war Thyrs Welt bisher ziemlich flach gewesen. Als ihm nun bewusst wurde, dass keine Tausenden Kilometer Gestein unter seinen Füßen lag, sondern Schichten um Schichten aus Durastahl, immer wieder unterbrochen durch bewusst platzierte Schluchten und Löcher, wirkte plötzlich alles gar nicht mehr so stabil. Wie war das noch gleich mit den Schwerkraftprojektoren am Fuße der künstlichen Strukturen gewesen? Aber wie dem auch sei, es hielt nicht lange. Schließlich stand der Tempel schon ewig und es war nie etwas schlimmes passiert. Wozu sich unnötig Sorgen machen? Thyr lächelte das flaue Gefühl weg und sah sich weiter um, bis Mas wieder da war.
Der begrüßte Thyr offiziell, was den Padawan zu einer halb scherzhaften und einer halb ernsten Verneigung verleitete, an dessen Ende er wieder lächelte. Das Lächeln kam auch daher, da sein Meister ähnlich aufgeregt wirkte wie sein Schüler. Die Bemerkung, dass Mas sich hier auch nicht so gut auskannte, hätte beruhigend sein können, doch eigentlich war Thyr gar nicht überfordert oder fühlte sich verloren. Er hätte es sein müssen. Er hatte damit gerechnet. Aber … dem war nicht so.
„Turbolift klingt gut.“ antwortete Thyr aus Reflex und wollte dann schon los gehen, nur um zu merken, dass die Komplexität des Jedi Tempels die des Hortes bei weiterem übertraf. Wie Mas natürlich auch gesagt hatte. Ein Turbolift war nämlich nirgendwo zu sehen. Bevor sich der Padawan aber an irgendwelchen Richtungsschildern festbeißen konnte, schob Mas ihn jedoch schon in eine Richtung, bis sie schließlich nebeneinander her gingen und dann auch den Lift betraten. Dieser fuhr zügig nach oben und dann waren sie nach ein paar Metern auch schon direkt vor dem Eingang. Dieser erschlug Thyr regelrecht. Mit offenem Mund und den Kopf immer weiter in den Nacken legend, sah er nach oben und fühlte sich mit jedem weiteren Detail, welches an der Fassade zu erblicken war, kleiner. Nicht unbedeutender und mickriger, aber schon klein im einfachen Sinne der Größenverhältnisse. Mas ließ seinem Schüler ein wenig Zeit, dann gab es wieder eine leichte Berührung an der Schulter und sie betraten den eigentlichen Tempel.
Der Eingangsbereich mit seinen vielen Säulen, von denen bedauerlicherweise ein paar zerstört worden waren, war kaum weniger beeindruckend als der Außenbereich und nun sahen Meister und Schüler auch das erste Mal andere Jedi, wenn auch außer Reichweite, um ein normales Gespräch zu führen. Thyrs Augen tanzten mal wieder über bauwerkliche Details, blickten vorbei schreitenden Jedi, Droiden aller Art und auch einfachen Personen verschiedenster Spezies hinterher. Bei all dem wirkte es aber auch nicht überlaufen und voll, was aber sicherlich auch an der schieren Gewaltigkeit des Tempels liegen mochte. Der Hort war da deutlich voller gewesen. Mas Erklärung über das Imperium prallten an dem Padawan fast unbemerkt ab, denn dies war ein Teil der Galaxis, über den er nur ungern nachdachte, solange er selber nichts unternehmen konnte. Wenn er sich im Bezug auf das Gebäude des Jedi Tempels schon winzig vorkam, dann war er beim Konflikt zwischen Republik und Imperium ein Einzeller. Daher war Mas letzter Satz auch viel interessanter und eher geeignet um die Größe des Ordens auszudrücken. Natürlich konnte Thyr die Auren der vorangegangenen Jedi nicht spüren, aber etwas spürte er definitiv. Selbst er mit seinen bescheidenen Fähigkeiten vermochte etwas wahrzunehmen, das ihn … sich gut fühlen ließ.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ gestand er und sah eine Weile Mas an, wobei er das Bedürfnis nieder rang den Ritter für diese Chance zu danken und ihn zu umarmen. Er war auf Coruscant. Im Jedi Tempel. Mit einem Jedi Ritter an seiner Seite. Nicht als Besucher, sondern als Padawan. Vor einem Jahr hatte er nur davon träumen können...
[Coruscant-System - Coruscant - Jedi Tempel - Eingangshalle - Mas Nerlo, Thyr Denul und überall um sie herum Gewusel]