Markus Finn
Jedi-Wächter
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Markus hatte sich bereits hingelegt, als er unsanft vom Türsummer geweckt wurde. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet ihm, dass es bereits mitten in der Nacht war und er wunderte sich, was wohl vorgefallen sein konnte, dass er um diese Zeit geweckt wurde. Dass Elise noch nicht neben ihm im Bett lag, wunderte ihn dabei weniger. Sie waren noch nicht lange genug zusammen, um das bereits zu einer Gewohnheit gemacht zu haben. Ein weiteres Mal summte es an der Tür und der Corellianer stand auf. Er trug eine Jogginghose und warf sich nur schnell das Hemd über, das er am Abend über den Stuhl gehängt hatte. Es zuzuknöpfen war zumindest zur Hälfte möglich, während er zur Tür ging und den Öffner betätigte. Auch das Licht war kurz darauf angeschaltet und im ersten Moment war er zu geblendet davon, als dass er Elise sofort erkannt hätte. Die linke Hand griff automatisch zu den Augen, rieb erst das eine, dann das andere, ehe er die Ritterin mit verschlafenem Blick ansah.
"Hey, alles ok?"
, fragte er und griff sich ins Ha.... Nein, da fehlte was. Mit dem Griff an die frisch geschorene Glatze, fiel ihm auch wieder ein, dass die Haarpracht für die Mission hatte weichen müssen. Verschmitzt lächelnd rieb er also über den glatten Kopf, kurz nach einer Reaktion in Elises Blick suchend. Aber diese war wegen etwas anderem gekommen und aufgrund ihres Verhaltens bedeutete er ihr Platz zu nehmen und zu erzählen, was denn los war.
Es dauerte einige Minuten, während der Markus seiner ehemaligen Schülerin einfach nur still zuhörte. Er hatte sich aufs Bett gesetzt, ein Bein angewinkelt und unter dem Oberschenkel des anderen Beins vergraben. Die Unterarme hatte er auf den Oberschenkeln abgestützt und die Hände ineinander verschränkt. Sein Blick, der sie zu Beginn des Gesprächs noch fokussiert hatte, war unterdessen Richtung Boden abgedriftet. Die Zähne mahlten hart aufeinander, wodurch die Kiefermuskulatur deutlich hervortrat.
Das Gehörte musste erst einmal verarbeitet werden. Elise hatte von ihrem Vorhaben erzählt, aus dem Orden auszutreten. Sie habe bereits mit Rätin Rigby gesprochen. Dass sie aus der Mission ausstieg, bevor diese überhaupt begonnen hatte, war geregelt und kam nicht einmal unerwartet. Ihr Zögern während der Besprechung war das erste Anzeichen gewesen. Ein Zeichen, dass ihm bereits zu denken gegeben hatte, aber ein Ausstieg aus dem Orden?! Offenbar hatte die Rätin ihr gut zugesprochen und die junge Frau würde nun für unbestimmte Zeit ins Exil gehen. Ein Exil das nicht begründet war. Jedenfalls nicht so, wie er es kannte. Das Exil war normalerweise das Resultat einer Verfolgung - wie zum Beispiel während der Jedi-Verfolgung vor vielen Jahren - oder einer Verbannung. Elise nannte einen völlig anderen Grund. Ängste?! Sie lief davon!
Einige Zeit schwiegen sich die beiden nur an. Die Alderaanerin erwartete eine Reaktion und der Corellianer versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen, bevor er auf unpassende Art und Weise antwortete. Er hatte sich Stunden zuvor damit beschäftigt, sich nicht die Schuld für ihre Taten zu geben. Er hatte doch alles in seiner Macht stehende getan, um sie zu einer guten Jedi zu machen. Alles was nach ihrer Erhebung in den Stand des Jedi-Ritters geschehen war und noch geschehen würde, lag nicht mehr in seiner Hand. Sie würde gehen. Sie würde den Tempel verlassen, verabschiedete sich auf unbestimmte Zeit von den Jedi und.... - Marks Pupillen weiteten sich in einer unbewussten Reaktion seines Körpers - ... IHN verlassen. Der Jedi-Wächter zog scharf Luft ein, als ihm das Ausmaß ihrer Entscheidung bewusst wurde und stand im selben Moment vom Bett auf, um zum Fenster zu gehen. Eine Hand in die Seite gestemmt, die andere strich wieder über den ungewohnt glatten Kopf. Es würde dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, aber im Moment gab es noch etwas anderes, woran er sich wieder gewöhnen musste.
"Ich versuche dich zu verstehen."
Mark sah in die Nacht hinaus, die durch die vielen Lichter des Stadtplaneten erleuchtet wurde und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich bemühe mich wirklich."
Nickend versuchte er seine Worte selbst zu glauben. Er dachte daran, warum er ins Exil gegangen war. Er hatte sich die Schuld für den Verlust von Caleb gegeben. Die Schlacht um Corellia. Die Jedi-Verfolgung. Er hatte verdammt nochmal gute Gründe dafür gehabt, dem Orden den Rücken zu kehren und sich zu verschanzen. Elise hingegen scheiterte an den ersten eigenständigen Gehversuchen! Dem Jedi-Meister wurde heiß. Er spürte es ganz deutlich. Er versuchte sie zu verstehen und zu unterstützen und doch gelang es ihm nicht, ohne die Enttäuschung zu spüren, die sich in ihm ausbreitete. Enttäuschung und... war es Wut? Die Lippen wurden zusammengepresst, dann biss er sich auf die Unterlippe, um Worte zu verhindern, die er bereuen konnte. Nein, nein. Er würde ihr kein schlechtes Gewissen einreden. Er würde ihr nicht sagen, was sie zu tun hatte. Sie war erwachsen. Sie musste ihren Weg selbst wählen! Und er hatte seinen Weg zu gehen und dieser würde ihn direkt nach Bastion führen. Es würde sein bestes tun, um dem Orden und der Republik weiterhin beste Dienste zu leisten und das konnte er nicht, indem er sich in etwas hineinsteigerte, das nicht gut für sie beide war...
Vernunft. Rationales Denken. Dies alles hatte er sich erst nach seiner Padawanzeit angeeignet und es war immer noch schwer, diese Tugenden zu leben.
Markus griff nach seinem Comlink, das neben ihm auf einem kleinen Tischchen lag und verschickte Koordinaten an sie, die er aus dem Stehgreif eintippen konnte. Als ihr Kommunikator sich piepsend meldete, legte er sein Gerät wieder weg und sprach, ohne sich der jungen Frau noch einmal zuzuwenden.
"Vielleicht schaust du auf Tatooine vorbei. Es ist ein guter Ort, um in Ruhe nachzudenken."
Sie würde schon verstehen...
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