- Coruscant - Mittlere Ebenen - Geschäfts- und Vergnügungsviertel - Nightliner - Backstagebereich - Mit Box Gil & Band, Stan -
Es waren deutlich mehr Plätze frei in der chaotischen Garderobe, seit die drei Jedi gegangen waren. Der Tisch war noch immer überfüllt mit Bierflaschen und Scherben lagen dort, wo der Gitarrist vor einer Weile eine halbleere Flasche auf eines der Gläser geworfen hatte. Mittlerweile stand er neben einem der leeren Stühle und wühlte in einer zerlotterten Tasche herum. Er schien ziemlich gehetzt. Warum hatte er es nur so eilig?
„Was sucht er?“
Noa hatte ihren Kopf zu Stan gedreht, der an seinem Kom herum spielte.
“Der will noch was rauchen.“
Antwortete er ohne aufzusehen und Noa erinnerte sich daran, dass der Rest des gräulichen Pulvers dem umgekippten Alkohol zum Opfer gefallen war, bis auf den kleinen Plastikbeutel, den Gil noch bei sich trug und den er seinem Kollegen verschwieg. Aber wie auch immer. Egal. Es war gerade so gemütlich.
“Ey, dreh' die Musik nochma lauter.“
Forderte Nic und irgendjemand folgte seinem Wunsch. Gil summte vor sich hin und Noa gähnte. Wie war spät war es noch mal? Ihre Augenlider waren ziemlich schwer. Sie wollte nicht schlafen, auf keinen Fall, nicht hier, aber wenn sie nur für ein paar Minuten die Augen schließen würde...
Die Musik war aus gemacht worden. Entweder das, oder die Lautstärke war so weit herunter gedreht worden, dass man nichts mehr hörte. Das war das Erste, das Noa auffiel, als sie die Augen wieder öffnete. Das Zweite war, dass Stan weg war. Hatte er nicht vorhin noch dort gesessen? Sie hatte sich nur für zwei Minuten zurück gelehnt! So schnell ging das, da passte man einmal nicht auf und schon hatte sich jemand aus dem Staub gemacht. Gil war allerdings noch da, hockte noch immer neben ihr auf dem Sofa, allerdings hatte er sich etwas nach vorne gebeugt und las etwas auf einem Datenblock. Als er spürte, wie Noa sich neben ihm bewegte, drehte er den Kopf in ihre Richtung.
“Heeey, da lebt noch jemand!“
Rief er unnötig laut. Noa lächelte, noch immer etwas verschlafen und duselig im Kopf.
„Ich hab nur mal grad...“
“Nur ma grad, haha! Du warst fast ne Stunde weg.“
„Was? Eine Stunde?“
Das konnte unmöglich sein, oder? Sie hatte nicht so lange geschlafen, nie im Leben. Hätte sie so lange geschlafen, dann täte ihr jetzt der Nacken weh, weil sie in einer so ungünstigen Position gelegen hatte. Noa griff sich mit der Hand an die linke Schulter. Sie fühlte sich tatsächlich etwas verspannt an.
„Wo ist Stan hin?“
Wollte sie wissen. Gil zuckte mit den Schultern und schaltete den Datenblock ab.
“Keine Ahnung. Hey, was hälst du davon, wenn wir den Abend lässig beenden?“
Seine Stimme wurde leiser und er zog den Plastikbeutel gerade so weit aus seiner Hosentasche, dass Noa verstand, was er meinte. Noch mehr Farben, ja? Erst jetzt fiel ihr auf, dass auch der Bassist und der Schlagzeuger noch im Raum waren. Gil nickte in Richtung Tür.
“Ist sowieso lame hier. Komm, wir hauen ab.“
Schlug er vor und stand auf. Noa war versucht ihm zu folgen. Wann lernte man schon mal einen so coolen Typen kennen? Und wie lame wäre es von ihr, jetzt nicht mitzukommen? Sie war vielleicht eine Zicke, (manchmal) aber eine Spielverderberin war sie nicht. Sie betrachtete Gil, der jetzt den Tisch umrundete, von hinten. Wer diesem Knackhintern nicht nach lief, war selbst schuld. Die Journalistin schob die Beine von der Couch und ihre Füße auf den Boden. Uups, hatte sich der Boden bewegt oder war sie das? Bevor sie umkippte, hielt Gil ihr jedoch seine Hand hin und gab ihr somit Halt. Noa bedankte sich, indem sie ihn lächelnd anhimmelte. Was für ein Mann! Und wie ungeschickt von ihr.
“Wir verschwinden.“
Gil hob die Hand in Richtung der anderen beiden Musiker. Nur ziemlich knapp winkte Nic zurück, der Schlagzeuger grinste wissend. Noa machte sich nicht die Mühe sich zu verabschieden. Irgendwie hatte sie nicht die Energie dafür und vielleicht kamen sie ja doch noch mal zurück. Später oder so. Gil hatte jedenfalls noch eine Bierflasche mitgenommen. Was für ein Mann, er dachte an alles! Sie schoben sich den grell beleuchteten Korridor entlang und soo sicher war Gil auch nicht zu Fuß unterwegs. Auch er schwankte dann und wann, sodass Noa kichernd gegen ihn stieß.
„Wo war Stan noch mal?“
Fragte sie schon wieder, weil sie vergessen hatte, was Gil zuvor geantwortet hatte. Der Sänger öffnete eine Tür und zog Noa hindurch.
“Termin.“
Antwortete er und Noa nickte so als hätte er etwas unglaublich kluges gesagt.
„Achsoooo, jaaaaa, stimmt!“
Sie traten hinaus aus dem Clubgebäude und fanden sich in einem Hinterhof wieder. Es war dunkel, nur eine einzige Leuchte brannte über der Tür. Viel Licht spendete sie nicht. Hier hinten war Noa noch nie gewesen. Sie hatte das Nightliner bisher immer nur durch die Vordertür betreten und verlassen, aber sie war ja auch kein Celebrity. Heute war das anders, heute war sie mit Gil unterwegs, dem coolen Sänger von „Box Gil & Band“. Cooool. Er reichte ihr die Flasche und sie trank einen Schluck, während sie ihm wacklig über den kleinen Hof zu seinem Gleiter folgte. Hauptsache, er kannte den Weg. Sie fand heute garantiert nirgendwo mehr hin. Noa kicherte. So orientierungslos war sie schon lange nicht mehr gewesen, um nicht zu sagen ewig.
„Brrr, mir ist kalt.“
Die Journalistin hüpfte auf der Stelle. Vor ihr zappelte Gil neben seinem Gleiter herum.
“Kacke, wo ist die Keycard?“
Mindestens dreimal drehte er alle seine Taschen komplett herum, fand jedoch nichts. Noa drehte sich im Kreis.
„Schwindelig oder kalt?“
Fragte sie hoppsend.
“Huh?“
„Schwindelig oder kalt! Wenn ich friere, muss ich mich drehen, aber dann ist mir schwindelig. Da muss man sich entscheiden.“
Erklärte sie. Gil lehnte sich gegen den Gleiter und grinste. Die Suche nach seiner Keycard hatte er aufgegeben.
“Wir kommen nicht rein.“
Stellte er fest und klopfte erst auf das Dach des Fahrzeugs, dann auf seine Hosentasche.
“Aber wir haben noch immer was zu rauchen, Baby.“
Er legte den Arm um sie und Noa spürte nicht nur ein angenehmes Kribbeln in ihrer Magengegend, sondern auch ein angenehmes, vollkommen normales Gefühl der Wärme, als er sie etwas näher an sich heran zog. Ohne ihre Jacke war es wirklich kalt. Sie erinnerte sich dumpf, sie Shana gegeben zu haben, die sie wiederum an der Garderobe abgegeben hatte. Zu dumm, dass sie da nicht vorher dran gedacht hatte. Gil führte sie ein paar Schritte vorwärts und umrundete einen der riesigen Müllcontainer, die lose an einer Mauer standen, bis zu einer kleinen Treppe, die zu einem weiteren Eingang ins Clubgebäude führte. Natürlich war die Tür abgeschlossen, doch die beiden ließen sich auf den Treppenstufen nieder und Gil holte seinen Plastikbeutel hervor und begann sofort, eine neue Zigarette bestehend aus Tabak und gräulichem Pulver, zu drehen. Noa gähnte, obwohl sie gar nicht mehr müde war. Sie konnte nicht müde sein, sie hatte schließlich eine ganze Stunde geschlafen. Aus Gewohnheit nippte sie an der Bierflasche und nahm auch den selbst gedrehten Joint an, als Gil ihn ihr hin hielt. Wenn sie etwas wach machte, dann dieses Zeug.
“Bist du oft im Nightliner?“
Wollte Gil wissen, während Noa ihren ersten Zug nahm. Die Widerstandskämpferin blies den Rauch aus.
„Ab und zu.“
Antwortete sie und reichte ihm den Joint. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.
„Könnte aber öööfter sein.“
“Hm, wieviel öfter?“
„Oft, öfter... wie oft ist oft eigentlich?“
“Keine Ahnung.“
Kichernd stützte Noa die Ellbogen auf die Treppenstufe über ihr und lehnte sich zurück. Es war nicht der bequemste Ort, außerdem war es kalt und dunkel obendrein, aber mit Gil an ihrer Seite war das alles halb so schlimm. Gil war heiß. Heiß, heißer, Gil.
“Warum grinst du so?“
Noa war wieder dran an dem Joint zu ziehen und ließ ihn sich von dem Sänger geben. Unsicher rieb sie sich mit der freien Hand die Nase. Hatte sie ihn angegrinst? Wie peinlich. Nicht, dass er noch dachte, was sie dachte, oder heraus bekam, was sie dachte, weil sie dachte sie könnte denken was sie wollte, ohne dass er dachte, sie dächte an ihn! Sie nahm den von ihr letzten Zug, bevor der Joint nur noch ein kleiner Stummel war, den man kaum noch zwischen zwei Fingern halten konnte, und Gil begann auf einmal zu kichern. Verwirrt sah Noa ihn an. Ihr war nicht klar, dass sie etwas witziges gesagt hatte, andererseits war kichern immer gut. Lachen war besser als zu heulen. Positv musste man sein. Immer an das Gute denken. Nur dann ging es vorwärts. In diesem Fall dauerte die positive Phase länger als erwartet. Noa war in diesem Augenblick empfänglich für albernes Gekicher und Gils gute Laune war ansteckend, vor allem wenn man ohnehin alles getan hätte um ihm zu gefallen. Sie lehnte sich wieder an ihn, obwohl sie den Eindruck hatte, dass es nur noch halb so kalt war wie zuvor.
„Du, wir heiraten.“
Schlug sie ihm kichernd vor, legte seinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. Gils Mund bildete ein breites Lächeln.
“Jaaa, gute Idee.“
„Un dann fliehn wir in Urlaub!“
“Yep.“
„Flidderwochn.“
Gils körper bebte, angetrieben von seinem unterdrückten Lachen.
“Yeah, baby. Und du kriggst nen Haufn Kinner.“
“Wir.“
“Yep, wir. Gute Idee. Machen wir.“
Ihre glückliche Familie konnte Noa bereits vor sich sehen: ihre Brüder und ihre Schwester, die sich für sie freuten, dass sie so einen coolen und sexy Typen abbekommen hatte, obwohl insgeheim schon jeder die Hoffnung aufgegeben hatte, dass sie in diesem Leben noch den richtigen Mann für sich fand; und ihre neue Familie, zwei süße Kinder mit dunklen Lockenköpfen und eine Menge Verwandte von Gils Seite, die Noa bewunderten, weil sie einen anständigen Beruf hatte und neben ihrem erfolgreichen Mann noch immer selbstständig war. Sie würden eine hübsche kleine Wohnung in den oberen Ebenen beziehen, vielleicht auch eine etwas größere, und die beiden Mädchen würden jeden Tag ihre Hausaufgaben machen und schicke, blank geputzte Schuhe tragen. Thalia würde vollkommen neidisch sein und sich Erziehungstipps von Noa holen, weil sie nicht verstehen konnte, wie man zwei so wohlerzogene und nette Kinder haben konnte, ganz ohne ihnen Ökofraß vorzusetzen. Selig lächelte Noa, während ihr Tagtraum an ihr vorüber zog. Genau so würde es sein. Sie öffnete die Augen wieder und war überrascht, dass es noch immer so dunkel war. An ihrer Umgebung hatte sich nichts geändert.
“Dein Kom hat gepiept.“
Informierte Gil sie. Noa sah an sich herunter.
„Oh.“
Es war etwas schwierig, das kleine Gerät im Sitzen aus ihrer Hosentasche zu ziehen, doch sie schaffte es, nachdem sie zwei Finger in ihre Tasche gequetscht hatte. Leandro hatte ihr geschrieben, wie sie feststellte, als sie mit einer wackligen Hand die neu eingetroffene Nachricht abrief.
„Ohhh, mein Bruder. Schmuss ihn anrufen.“
Mit der linken Hand wischte sich Noa eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Jetzt hätte sie die Gelegenheit gehabt, die Uhrzeit von ihrem Komlink abzulesen, wenn sie das Gerät nicht bereits an ihr Ohr gehalten hätte! Mist!
“Hallo, Noa?“
Leandros Stimme drang klar und deutlich aus dem Lautsprecher.
“Wo steckst du? Ich steh vor deiner Wohnungstür.“
Mitten in der Nacht? Na, der hatte Nerven! Sie war feiern, was sonst? Jeder feierte nachts.
„Heeey!“
Rief Noa überschwänglich. Neben ihr hielt sich Gil ein Ohr zu.
„Rat was los is! Ischeirate!“
Platzte sie heraus. Leandro allerdings war mehr als skeptisch.
“Was tust du? Heiraten? Wo treibst du dich rum?“
„Nightliner.“
Noa streckte die Beine aus.
„Und ich krisch nen Haufn Kinner.“
Kichernd hielt sie sich die Hand vor den Mund. Gil hatte gerade die Bierflasche geleert, verschluckte sich fast vor Lachen und warf dann die leere Flasche in hohem Bogen in Richtung eines Müllcontainers, den er allerdings weit verfehlte. Scheppernd fiel die Flasche zu Boden, zerbrach jedoch nicht.
“Was war das?“
Fragte Leandro alarmiert.
„Nix, alles super.“
Am anderen Ende erklang ein Seufzen.
“Noa, du bist total betrunken.“
Betrunken, sie? Höchstens ein winziges kleines bisschen.
„So'n Käse. Hier is alles cool. Sag's ihm.“
Auffordernd hielt sie Gil das Kom hin.
“Cool.“
Echote dieser.
„Siehste.“
“Ich komm dich holen. Wo sagtest du, bist du? Nightliner?“
„Yyyep, ischitz im Hinterhof.“
“Hmm, mittlere Ebenen? Okay. Ich schicke Ramón.“
Und mit einem Klicken war die Verbindung beendet worden. Perplex schaute Noa auf das verstummte Kom. DAS war ja unhöflich gewesen. Der hatte sich noch nicht mal verabschiedet!
„Gibbts noch Bier?“
Fragte sie Gil, doch das sah eher schlecht aus. Er hatte nur eine Flasche bei sich gehabt. Der Sänger schüttelte den Kopf.
“Und was jetzt?“
Noa überlegte angestrengt.
„Wir könnten rummachen.“
Schlug sie vor. Gil zog diese Idee in Betracht.
“Okay.“
Mit einer Hand zog der Sänger sie zu sich und Noa, endlich am Ziel ihrer Wünsche, kletterte auf seinen Schoß. Männer in engen, schwarzen Lederhosen, yummy! Obwohl seine Hand warm war, rieselte ein Schauer auf sie nieder, als sich seine Hand unter ihr Shirt schob. Leider waren die kalten Steintreppen reichlich unbequem und Gil versuchte seine Sitzposition zu verändern, als ihm die scharfe Kante der obersten Stufe in den Rücken bohrte. Noa indes brachte dies zum Wackeln, was keine Hilfe für ihren ohnehin bereits angeschlagenen Gleichgewichtssinn darstellte.
„Upps.“
Entfuhr es ihr, als sie fast von ihm runter rutschte. Rettend umfassten Gils Hände ihr Hinterteil.
“Easy, Baby.“
Erwiderte er cool und brachte Noa damit zum Lächeln. Er war ein echter Rockstar, nicht galaxisweit berühmt, aber immerhin ein Rockstar. Sie beugte sich zu ihm, warf ihre Haare mit einem gekonnten, kraftvollen Schwung alle auf eine Seite, damit diese ihr nicht im Weg waren, und begegnete in einem stürmischen Kuss seinem bereits gierig wartenden Mund, als plötzlich gleißendes Licht auf sie fiel und sie zurück zucken ließ. Erschrocken fuhr Noa herum und kniff, geblendet von der unerwartet hellen Lichtquelle, die Augen zusammen. Gil tat es ihr gleich und hob zum Schutz seiner Augen eine Hand vor sein Gesicht.
“Hey, Alter, wo treibst du dich rum! Schwing dich hier her, wir müssen los.“
Noa brauchte einen langen Moment, bis sie erkannte, wem die Stimme, die nach Gil gerufen hatte, gehörte.
„Wir...öhm... sin beschäfticht?“
Stammelte sie zurück, doch Gil schob sie bereits geduldig von sich runter.
“Sorry, Baby, ich muss los. War aber nett!“
„Was?!“
Mit offenem Mund starrte Noa Gil an. Hilflos hob der Sänger die Hände.
“Wie gesagt, sorry.“
An der geöffneten Tür, die den Hinterausgang des Garderobenbereichs markierte, lehnte Nic an einer Wand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wartete. Gil stand auf und rieb sich den Rücken. Er wollte sie jetzt nicht einfach hier sitzen lassen, oder? Er konnte nicht ernsthaft glauben, es wäre okay, wenn er einfach so verschwand, gerade als sie beide...
„Öhm, und jetzt? Was is mit mir?“
Noas Augen waren groß und fragend. Am Hinterausgang wurde Nic langsam ungeduldig.
“Komm schon, man, wir müssen in zwei Stunden am Raumhafen sein!“
Raumhafen? Ohh, vielleicht war er doch galaxisweit bekannt! Oder er flog nur in den Urlaub, oder zu seiner Tante. Was auch immer, die Nacht war gelaufen. Gil drehte sich noch einmal zu ihr um und Noa fühlte sich in ihre Teenagerzeit zurück versetzt.
“Hey, bleib cool, Baby. Hier's meine Nummer. Wir kontakten, okay?“
Er nahm ihr Kom, speicherte seine Nummer ein, gab es an sie zurück und zwinkerte ihr zu.
„Okay.“
Erwiderte Noa, blieb stehen und sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Der Hinterhof war wieder dunkel, genauso wie zuvor, und kalt war es inzwischen auch wieder. Noa machte ein paar Schritte, merkte, dass sich der Boden wieder mal bewegte und blieb dann doch lieber stehen. Sie konnte bis zum Morgengrauen einfach hier bleiben, vielleicht ging es dann besser mit dem Laufen. Vielleicht war sie bis dahin erfroren, aber sie konnte es ausprobieren. Mit verschränkten Armen blieb sie neben einem der Müllcontainer stehen. Dass dieser stank, registrierte sie nur sekundär. Viel interessanter war das neue Licht, das unmittelbar vor ihr auftauchte, sowie das Summen eines herannahenden Gleiters. Wieder kniff die Widerstandskämpferin die Augen zusammen, sah wie eine Silhouette den Gleiter verließ und erkannte im nächsten Moment ihren ältesten Bruder.
„Ramón!“
Rief sie erleichtert. DAS war ja eine Überraschung! Was für ein Zufall!
„Hey! Wie bissu... hupps!“
Bei dem Versuch, ihm entgegen zu laufen, stolperte sie und fiel genau in seine Arme.
“Woah, vorsichtig!“
Gerade noch rechtzeitig fing Ramón sie auf. Noa wollte kichern, doch dazu war ihr nicht mehr zu Mute. Gil hatte sie sitzen lassen. Das konnte sie nirgendwo erzählen. Wenn erst einmal bekannt wurde, dass sie von einem Rockstar sitzen gelassen wurde, würde sie nie wieder ein Mann angucken.
„Wo's Leandro?“
Ganz der große Bruder hatte Ramón sie am Arm gefasst, führte sie um den Gleiter herum, öffnete die Beifahrertür und drückte sie auf den Sitz herunter.
“Er hat mit mir gesprochen und mich gebeten, dich hier zu holen. Er meinte, du wärest betrunken.“
Auf der Seite des Fahrers stieg Ramón ein und setzte sich hinter das Steuer. Prüfend musterte er Noa.
“Er hatte Recht. Außerdem... wonach riechst du? Hast du was geraucht?“
Kritisch schnuppernd kam er näher an sie heran. Noa zog die Brauen zusammen.
“Natürlich hast du! Und wie! Mensch, Noa, du bist doch keine sechzehn mehr. Was war das für ein Zeug?“
Er startete den Gleiter und Noa lehnte sich zurück. Hier war es wengistens warm.
„Ixetal Cillo. Oder so.“
Noa war sich nicht mehr so sicher. Das war auch ein verdammt schwieriges Wort gewesen.
“Ixetal Cilona.“
Korriegierte Ramón. Ja, auch möglich.
„Was machsu eigentlich hier?“
Noa drehte ihren Kopf in seine Richtung, hatte ihn jedoch noch immer gegen die Kopfstütze ihres Sitzes gelehnt. Im Gleiter wären sie und Gil sicher viel schneller voran gekommen als auf der Treppe.
- Coruscant - Untere Ebenen - Gleiter - Mit Ramón -