[Coruscant - Hoher Orbit – ISD II Obedience – Admiralsquartier – Dinnersaal] High General Krynn Celda und Elysa
„Darf ich sie um ihre offene Meinung fragen?“
Diese wenigen Worte, hatten Elysa kurz inne halten lassen, um Krynn Celda ein weiteres Mal zu mustern, auch in der Macht, um erneut wenig durch den Schild seiner Selbstsicherheit zu spüren. Ein gewisses Amüsement konnte sie zwar wahrnehmen, wusste jedoch nicht so recht, ob sich dies auf ihre deutbare Reaktion bezog, oder auf den bisher so ruhig und angenehm verlaufenden Abend.
„Sie haben es zumindest gerade eben getan.“
Antworte die Admirälin schließlich ausweichend, mit einem Schmunzeln. Dass sie nicht bereit war jedwede Frage zu beantworten, konnte sich der General vermutlich denken. Dieser nickte und erwiderte das Schmunzeln.
„Es geht um unsere strategische Lage. Aus den Zusammenfassungen der letzten Besprechungen des Oberkommandos konnte ich entnehmen, dass sie sich massiv für offensive Operationen gegen die Republik einsetzen, hierbei jedoch lediglich von Flottenadmiral Fuller ein gewisses Maß an Zustimmung erhalten haben.“
Elysa nickte sachte.
„Das stimmt, derzeit haben wir die Initiative an die Republik gegeben, diese hat jedoch auch nur eine Front eröffnet, was mich zu der Annahme verleitet, dass sie nicht mehr Schiffe zur Verfügung hat, um aus einem anderen Vektor unsere Gebiete anzugreifen. Derzeit beharren große Teile des Oberkommandos darauf unsere strategischen Aktivposten – die Angriffsflotten - zum Schutz und Erhalt unserer wichtigsten Systeme zu verwenden, was uns in eine passive Rolle zwingt. Wir geben dem Feind damit die Wahl wann, wo und womit er angreift, während wir uns darauf konzentrieren, dass unsere Produktionszentren und unsere wichtigsten Versorgungswege geschützt sind. Damit haben wir uns in einen kompletten Passivkrieg zwängen lassen, da man scheinbar lokalen Kommandanten, als auch den Kommandanten der Angriffsflotte nicht genug vertraut, eine entsprechende Streitmacht nur gegen den Feind einzusetzen und nicht etwa dazu, um mit einer versammelten Flotte einen lokalen oder imperiumsweiten Putschversuch durchzuführen. Lediglich Admiral Cornell scheint man weitläufig genug zu vertrauen, um ihm eine außerordentliche Streitmacht zu unterstellen.“
Das Gesagte konnte man so sicherlich auch aus den Zusammenfassungen der Besprechungen der Admiralität entnehmen.
„Ich verstehe und möchte ihnen noch einmal versichern, dass ich an einer Kooperation mit ihnen sehr interessiert bin, dazu benötige ich jedoch mehr als eine diplomatische, vorsichtige und abstreitbare Aussage. Es sind nur wir Beide hier in diesem Raum, was immer wir besprechen, bleibt unter uns. Daher mache ich vielleicht auch den Anfang, um ihnen zu demonstrieren, dass ich nicht vorhabe ihr Vertrauen zu enttäuschen.“
Der General forderte von ihr beinahe eine Bekundung, dass sie das derzeitige Vorgehen als schwachsinnig empfand. So eine Äußerung konnte Elysa aber nicht einfach von sich geben, auch wenn sie die Lage gerne als strategische Selbstgeißelung beschrieb. Ihren Unwillen spürend, sich zu einer weitergehenden Aussage bewegen zu lassen, ergriff er erneut das Wort.
„Ich stimme ihnen zu, dass wir den Kampf wieder zum Feind tragen müssen, selbst wenn dies nur darin besteht, seinen Handel zu stören, aber jedes Schiff, dass die Republik dazu verwenden muss ihre Schifffahrtslinien zu sichern, ist eines weniger, das sie zum Angriff auf unsere Territorien nutzen kann. Das hier sind die Pläne für die Vibre Klasse.“
Mit diesen Worten schob er ein Datenpad zu ihr herüber, was sie entgegen nahm, um sich dann mit dem Inhalt vertraut zu machen.
„Das Schiff ist als Handelsstörer konzipiert, die Bewaffnung ist für ein Schiff der Größe ordentlich, hauptsächlich aber darauf ausgelegt, ungeschützte Konvois, oder leichte Eskorten anzugreifen und auszuschalten, um Enterungen durchzuführen. Ebenso ist sie sehr mobil und verfügt auch über einen modernen Hyperraumantrieb. Die größte Stärke ist jedoch die fortschrittliche Sensormaske. Angriffskreuzer der Vibre Klasse sollten solange sie ihre Hauptsysteme nur auf Bereitschaft haben und ihre Energiesignatur senken, unentdeckbar sein, selbst wenn man förmlich haarscharf daran vorbeifliegt. Natürlich ist eine Entdeckung durch Sicht in so einem Fall gegeben. Die Truppenbesatzung ist auf 60 Spacetrooper ausgelegt, was die Enterungen zu einer kurzen Angelegenheit werden lassen sollte. Derzeit befindet sich eine erste Testreihe in Produktion, mit Testläufen und dergleichen würde ich vermuten, dass die ersten Schiffe dieser Klasse in sechs Monaten verwendbar werden. Eventuell werden wir auch eine Variante dieser Schiffe als Scoutschiff entwerfen, aber das ist derzeit noch abzuwarten. Das Projekt wurde bisher nicht genehmigt, die Entwicklungskosten konnte ich zum Teil in anderen genehmigten Projekten verbergen, und hoffe auch einen anderen Teil in den Kosten für die Venator Klasse unterzubringen. Das ist selbstredend eine Information die unter uns bleiben muss.“
Diese Information könnte das Ende der Karriere des Generals bedeuten, selbst wenn man ihm nur Veruntreuung von Kriegsmitteln vorwarf. Die Pläne und Risszeichnungen, die technischen Spezifikationen und auch Bilder der Kiellegung, implizierten, dass das Projekt weit vorgeschritten war und ein Prototyp bereits existierte, dieser jedoch noch verbessert werden musste, aus dem die angesprochene Testreihe resultierte. Und zum ersten Mal spürte sie eine Ungewissheit bei ihrem Gegenüber, die wuchs desto länger sie ihn musterte. Elysa warf einen letzten Blick auf das Pad und legte es dann zur Seite.
„Also gut, sie sind bereit dieses Risiko einzugehen, dann will ich es auch sein.“
Die Erleichterung, welche nun von Krynn Celda ausging, unterstrich für sie noch einmal die Vertrauenswürdigkeit der dargebotenen, durchaus brisanten Informationen und auch des Generals. Vielleicht war seine erste Einschätzung richtig und man teilte einige Sichtweisen.
„Viele unserer lokalen Kommandanten haben keinerlei Rückgrat, da man bei der Säuberung des Offizierkorps darauf geachtet hat, beeinflussbare und loyale Kommandanten auf entsprechenden Posten einzusetzen. Leider gehen diese Kommandanten genau nach Lehrbuch vor, was zwar sicherlich eine gute Grundlage an Richtlinien ist, jedoch ebenso auch beim Feind bekannt ist. Konfrontiert man diese – unsere Kommandanten – mit einer Situation, die sie nicht aus dem Lehrbuch kennen, versagt der Großteil davon kläglich. Der Teil der Kommandanten, welche wenig auf das Lehrbuch geben, müssen befürchten, dass sie bei eigenwilliger Interpretation ihrer Befehle – um ihre Missionsziele zu erfüllen – als Abweichler und nicht vertrauenswürdig eingestuft werden. Was in zahlreichen Fällen eine Bestrafung zur Folge hätte, die in den meisten Fällen wohl der Tod wäre. Unsere Kommandanten müssen sich derzeit also genauso vor dem Feind fürchten, wie vor dem Hammer von oben, falls sie einen Fehler machen. Die Angst, Fehler unbedingt zu vermeiden, fesselt Viele wiederum an das was sie auf der Akademie gelernt haben. Unsere Offiziere und Besatzungen brauchen ein Zeichen des Vertrauens, so dass man auch im Falle eines Versagens solche Offiziere nicht einfach liquidiert, sondern ihnen eine weitere Möglichkeit gibt. Denn die Chance ist groß, dass Offiziere die sich an das Gelernte klammern, wenn dieses versagt, selbst anfangen zu denken. Eigenständiges Denken ist womöglich die wichtigste Fähigkeit eines Kommandanten und genau das vermisse ich in großen Teilen der Flotte. Dennoch fürchtet man sich scheinbar genau davor.“
Elysa stockte kurz, und atmete ruhig aus. Sie bemerkte, dass sie kurz davor war sich in Rage zu reden und musste sich daher kurz bremsen.
„Man hat also Loyalität über die Befähigung vieler Kommandanten gestellt, und zahlreichen Kommandanten denen man ihre Befähigung nicht absprechen kann, bringt man scheinbar nicht das entsprechende Vertrauen entgegen, um ihnen eigenständige Operationen zu übertragen. Die wenigen Kommandanten die über alle Zweifel erhaben sind und über große Befähigung verfügen, verwendet man zum Schutz unserer strategischen Zentren und auch um ein Auge auf einflussreiche Offiziere zu werfen, welche man weiterhin als mögliche Störenfriede einstuft.“
Elysa wusste, dass Cornell sie als genau so ein Störenfried ansah und vermutete dieses Denken auch bei Admiral Bennett, Allegious Schosshund.
„In der Defensive kann man jedoch keinen Krieg gewinnen und beim nötigen Respekt für Admiral Cornells Errungenschaften, so ist er selbst doch kaum der geeignete Kommandant, um in einer so angeheizten Phase des den Oberbefehl über unsere einzige Streitmacht zu erhalten, die man dazu abstellt, um den Vormarsch der Republik zu stoppen.“
[Coruscant - Hoher Orbit – ISD II Obedience – Admiralsquartier – Dinnersaal] High General Krynn Celda und Elysa