Coruscant

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian

Mit ihrem Vater noch einmal sprechen erschien Eowyn... seltsam. Mit ihrer Mutter hatte sie es vor allem früher oft getan, aber mit ihrem Vater? Sie hatten die ganzen letzten Jahre nicht miteinander gesprochen. Jetzt mit ihm zu reden kam ihr auf irgendeine Weise falsch vor. Aber vielleicht war sie schlicht auch einfach noch nicht so weit. Vielleicht würde es sich ändern, eines Tages... und dann würde sie mit einem wirklich guten Gefühl an ihren Vater denken können.
Es berührte sie allerdings, dass Ian sich ihr so öffnete. Ihr zu erzählen, dass er mit Tahiri nach ihrem Tod geredet hatte... das wäre ihm früher sicher schwer gefallen. Es war umso bedeutender, dass er jetzt scheinbar keine Probleme hatte, davon zu sprechen.

Genauso offen, wie sein Eingeständnis, ähnlich wie sie gehandelt zu haben. Der Ort, an dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten...
Wo war das? Wenn du darüber sprechen möchtest... fragte sie nach. Bisher hatte er zwar bereitwillig von Tahiri geredet, aber Eowyn war sich nicht ganz sicher, ob dies so bleiben würde - und ob solche annähernd intimen Details nicht vielleicht sein Geheimnis bleiben wollten.
Seine nächsten Worte amüsierten und erstaunten sie aber. Er, der so wahnsinnig attraktive Ian - kein Frauenschwarm? Sie hatte gedacht, er hätte an jedem Finger zehn Damen haben können... Mit langen Haaren? Für sie wäre das womöglich sogar interessant gewesen, aber Ian hatte Recht, lange Haare gefielen nicht jedem. Und Ian ohne Muskeln... Eowyn schmunzelte. Einen schlacksigen Ian konnte sie sich wirklich kaum vorstellen. Vielleicht sogar noch mit Pickeln? Nein... das wäre ja dann fast die Geschichte vom hässlichen Küken.
Du hast nicht zufällig noch ein Foto aus dieser Zeit?, fragte sie unschuldig. Das würde sie wirklich gerne sehen... Das kann ich mir nämlich kaum vorstellen... und glaube es erst, wenn ich es sehe.
Siebzehn... Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Also ich meine, miteinander geredet... Siebzehn... nun ja, so spät war das nun nicht. Vor allem, wenn man bedachte, dass Ian nun nicht ein völlig normales Leben geführt hatte, sondern sich um sich selbst hatte kümmern müssen. Da war es so unlogisch nicht, dass er sich nicht für das andere Geschlecht interessiert hatte. Und offensichtlich war er ohnehin ein Mann, der sein Herz nicht leichtfertig verschenkte... schon früher nicht. Tahiri, Alisah und sie. Mehr waren da nicht gewesen - wann auch? Nach Tahiri hatte Ian sich sicher nicht sofort eine neue Partnerin gesucht, und nach Alisah... Es war ein anderes Leben gewesen. Eines, über das Eowyn ebenfalls eigentlich noch viel erfahren wollte - und sie musste zugeben, nicht nur aus persönlichem Interesse, wenn auch hauptsächlich - und eines, das so etwas wie Liebe eben nur schwer duldete. Es war hart, dass er diese beiden Verluste auf so tragische Weise hatte erleiden müssen. Nicht eine seiner Beziehungen hatte ein sauberes Ende gehabt - und auch diese hier würde es nicht bekommen. Kein Wunder, dass er immer lange gebraucht hatte, bis er wieder für etwas neues bereit gewesen war. Es tut mir wirklich Leid, dass beide Beziehungen so haben enden müssen, sagte sie leise. Das hatte Ian nicht verdient... aber wie sie vorhin gesagt hatte... das Leben war nicht planbar. Es kam, wie es kam. Es war einfach nicht fair.

Tharen und ich? Ja, wir waren ein Paar... wenn auch... naja, wir waren beide die jeweils ersten Partner und dementsprechend unerfahren. Und langsam. Mit ihm hatte ich meinen ersten Kuss... Eowyn lächelte in sich hinein. Dieser war nicht zu vergleichen gewesen mit dem ersten Kuss von Ian und ihr... Tharen und sie... Naja, wir waren jung und unerfahren, du kannst dir vielleicht vorstellen, wie er war. Vor allem, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Aber... vergessen werde ich ihn trotzdem nicht. Aber das mit uns beiden, das hat nie gutgehen können. Er war einfach... Eowyn seufzte. Er war so... liebenswürdig. Treu. Er war... fast perfekt... und wäre ich nicht fortgegangen, hätte ich nicht diesen Drang und Wunsch verspürt, dann wäre alles anders gewesen. Aber so... Sie schwieg einen Moment. Er hat, glaube ich, gemerkt, dass er niemals meine Nummer eins sein würde. Zumindest nicht, bevor ich nicht zumindest einmal die Galaxis gesehen hatte und meinen Traum angegangen war. Ich glaube, ich konnte mich nie wirklich auf ihn einlassen... Und dazu war er wiederum nicht bereit. Ich habe... ich habe ihm einfach nicht geben können, was er brauchte, eine Sicherheit... Deshalb war ich ihm auch nicht böse, als er sich trennte. Es... tat weh, ja, unheimlich, aber... es war besser so. Bevor einer von uns beiden noch richtig tiefe Gefühle entwickelte... Heute hat er bestimmt zehn Kinder, ein riesiges Haus und fünf Haustiere. Eowyn lächelte bei diesem Gedanken. Sie wünschte es ihm wirklich... sie hatten beide den Traum einer Familie gehabt, einer nicht zu kleinen (wenn auch nicht mit zehn Kindern), und sie wünschte ihm, dass wenigstens einer von ihnen beiden diesen Traum Wirklichkeit hatte werden lassen. Ich glaube, wir waren nicht einmal ein halbes Jahr zusammen. Aber... es war... trotz allem irgendwie eine schöne Zeit. Das Armband, das er ihr zum ersten Monatstag geschenkt hatte, besaß sie sogar noch immer - es lag in einer wohlbehüteten Schachtel in ihrem Elternhaus und erinnerte sie an eine Zeit, die irgendwie vollkommen anders gewesen war als das, was sie lebte. Erinnerte sie an andere Träume. Erinnerte sie daran, wie ihr Leben hätte sein können - und wofür sie sich entschieden hatte.
Eine schöne Zeit... und auch gut, dass ich es einmal erlebt hatte. So wusste ich schließlich, wie sich das anfühlt, und außerdem... Sie grinste und spürte gleichzeitig, wie ihre Wangen warm wurden. Wenn ich nicht mal gewusst hätte, wie man küsst, dann hättest du mich womöglich auf Va'art gleich wieder losgelassen!

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
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Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn


Den ersten Kuss seines Lebens würde wohl niemand vergessen – so auch nicht Ian. Er konnte sich sehr gut daran erinnern, an jede Einzelheit davon und das, obwohl dieser Tag so unendlich lange her schien. „Auf Telos“, kam seine Antwort, mit einem Lächeln und obwohl es sich hätte seltsam anfühlen müssen, darüber zu sprechen – denn bisher hatte Ian das noch nie getan – tat es das nicht. „Wir waren Schlittschuhlaufen, auf einem kleinen, zugefrorenen See auf einer Lichtung. Etwas was ich bis dahin nie getan hatte und auch nicht sonderlich gut konnte,“ lachte Ian leise, als die Erinnerung zurück kam. „Es war Tahiris Idee und ich habe wirklich mein Bestes gegeben. Als ich glaubte, den Dreh heraus zu haben, bin ich gefallen und beim Versuch wieder aufzustehen, habe ich mich gleich wieder hingelegt. Das ging ein paar Mal so, bis Tahiri mir aufhelfen wollte und am Ende selbst fiel. Wir haben gelacht, ich glaube, wir haben bestimmt fünf Minuten lang nur gelacht, darüber, wie ungeschickt ich war und darüber, wie tollpatschig wir beide am Ende ausgesehen haben mussten. Dadurch, dass sie mir aufhelfen wollte, hatte sie meine Hand gegriffen und sie auch nach dem Lachen noch immer nicht los gelassen. Irgendwann sah ich auf unsere Hände und ihr Blick folgte, bis wir uns beide ansahen.“ Er hatte sich schon lange vorher in sie verliebt gehabt, aber nie den Mut besessen, ihr das irgendwie zu sagen. „Weißt du, wir hatten gelacht und dann haben wir uns angesehen und für Sekunden habe ich meine große Angst vergessen, mich zu ihr gebeugt und sie geküsst. Vielleicht nur zwei Sekunden, ehe ich mich schnell wieder weg gedreht und mich bei ihr entschuldigt habe.“ Ian lachte erneut leise und es war wirklich, wirklich seltsam, dass er so einfach darüber sprechen konnte. „Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass sie mir eine Ohrfeige geben würde, ich meine, ich wusste nicht, ob sie überhaupt etwas für mich empfindet und als sie ihre Hand hob, war ich automatisch zusammengezuckt und hatte die Augen geschlossen. Aber sie hat mich nicht geschlagen, nein. Eigentlich war das, was dann folgte, viel eher ein richtiger Kuss.“
Ian wusste, wie er erschrocken war, als er ihre warmen Lippen auf den seinen gespürt hatte, wo er sich doch so sicher gewesen war, dass sie ihn schlagen würde. Aber ihre Hand hatte sich auf seine Wange gelegt und nachdem Ian den ersten Schock überwunden hatte, hatte er ihren Kuss erwidert.
„Jedenfalls bin ich sehr oft an diesen See gegangen, weil er mich mit ihr verbunden hat.“

Er und ein Frauenschwarm? Das Ian nicht lachte! Und natürlich glaubte Eowyn ihm kein Wort, was sein Äußeres betraf, sie konnte noch so unschuldig nach eine, Bild fragen, er wusste genau, weshalb sie das tat.
„Vielleicht habe ich irgendwo noch eins, aber warum sollte ich dir das zeigen? Am Ende,“ und Ian verstellte seine Stimme, „schämst du dich meiner.“ Ian hatte kaum Bilder von sich, schon gar nicht aus seiner Jugendzeit. Erst mit Tahiri hatte er Bilder gemacht, von ihr, von ihnen, manchmal von sich. Aber irgendwo hatte er vielleicht tatsächlich noch eines, das ihn jung und schlaksig zeigte. Wie sie sich kennen gelernt hatten? „Du meinst, wie wir uns wieder gefunden haben? Ich hatte nach dem Tanz zwar auch mit ihr geredet, aber irgendwie ging alles zu schnell, ich war noch beinahe ein Jahr jünger… Später, später hatte ich einfach glück. Ich war in diesem kleinen, gemieteten Laden und reparierte gerade einen alten Schrank, als sie die Türe öffnete. Ich hab sie sofort erkannt, sie brachte eine kleine Spieluhr zu mir, die nicht mehr richtig funktionierte. Na ja, ich habe ihr gesagt, dass ich ihre Uhr repariere, wenn sie noch einmal tanzt und dann hat sie mich auch erkannt. Sie lachte und meinte, dass ich damit sicher nicht die Miete des Ladens bezahlen könnte und sie darauf bestünde, zu zahlen. Also habe ich ihr vorgeschlagen, dass wir die Uhr gemeinsam reparieren und sie mir zum Ausgleich das Tanzen beibringt. Damit könnte ich zwar nicht die Miete bezahlen, aber wenigstens wären wir quitt. Sie lachte wieder, aber ich konnte sie überzeugen, dass niemand anderes die Uhr reparieren könnte. Sie kam am nächsten Morgen und in wenigen Stunden hatten wir die Spieluhr repariert. Ich weiß noch, wie oft sie die Uhr aufgezogen hat, um die Melodie zu hören. Sie hat dabei jedes Mal fast geweint und ich wollte sie gar nicht mehr nach der Gegenleistung fragen. Sie ging mit überschwänglichem Dank und der Spieluhr und ich war sicher, sie nie wieder zu sehen. Aber am Abend löste sie ihre… Schuldigkeit ein. Sie holte mich zum Tanzen ab und danach aßen wir etwas. Wir haben sehr, sehr viel geredet, bis in den nächsten Tag hinein und ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt jemals so viele Sätze hintereinander herausbringen kann.“ Ian lachte erneut leise auf. „Ich brachte sie nach Hause, wir verabschiedeten uns höflich und weil ich wusste, dass in ein paar Tagen eine Tanzveranstaltung war, fragte ich sie, ob sie mit mir dahin gehen würde. Sie hat zugesagt. Dann haben wir uns immer häufiger getroffen und ich habe jedes, wirklich jedes Anzeichen, dass sie mich vielleicht mögen könnte, übersehen. Aber ich glaube, spätestens nach dem vierten Treffen war ich unsterblich verliebt. Nur hatte ich keine Ahnung, ich meine…“ Ian geriet kurz ins Stocken. „Weißt du, für mich war nicht vorstellbar, dass sie für jemanden wie mich etwas empfinden könnte. Oder das überhaupt jemand etwas für mich empfinden könnte. Letztendlich weiß ich, dass sie viel früher etwas empfunden hat, aber bis zu diesem Schlittschuhlaufen, was noch einmal drei Monate hatte vergehen lassen, hab ich nicht den Mut gehabt, ihr das irgendwie zu sagen.“ Schließlich runzelte Ian die Stirn, denn dafür, dass er von Eowyn hatte erfahren wollen, hatte er reichlich viel geredet. „So haben wir uns kennen gelernt,“ schloss er also, ohne Wehmut oder Schmerz in der Stimme. Dann kam Eowyns Entschuldigung. „Ich hätte mir das damals auch gewünscht“, gab Ian zu und auch jetzt noch wünschte er sich, dass Tahiri niemals auf diese Weise hätte sterben müssen. „Aber was geschehen ist, ist geschehen,“ und jetzt klang doch so etwas wie Schmerz durch seine Stimme. „Und zumindest…“ Durfte er das so sagen, ohne, dass es furchtbar falsch klang? „Ich meine, auch wenn ich nie gewollt hätte, dass sie stirbt und auch wenn ich nicht damit gerechnet hätte, Alisah kennen zu lernen und all das. Am Ende wäre ich dir vielleicht nie begegnet.“

Gut, dass sie wieder auf Eowyn zu sprechen kamen. Auf Eowyn und Tharen, ihren ersten Freund. Mit ihm hatte sie ihren ersten Kuss gehabt. Wie alt waren die beiden gewesen? Eowyn hielt alle wichtigen Informationen einfach zurück. Jung und unerfahren – das konnte jedes Alter darstellen. Tharen war liebenswürdig gewesen, treu und perfekt? Nun, das war wiederrum beinahe zu viel an Information und Ian musste unweigerlich an Eowyns erste Erzählung von Wes denken. Der Rat mit dem guten Musikgeschmack – und da schüttelte Ian innerlich den Kopf. Da war ein Tharen gewesen. Na und? Vielleicht hatte er ihr für diese Zeit gut getan und wenn er nach dem Tod ihrer Mutter aufgetaucht war, wovon Ian stark ausging, war das noch besser. Sie waren nicht einmal ein halbes Jahr zusammen gewesen? Und sie hatte keine tieferen Gefühle für ihn entwickelt. Vielleicht, weil sie ihn nicht näher an sich heran gelassen hatte?
„Wie alt seid ihr damals gewesen?“, frage Ian doch. „Und es klingt, als hättet ihr beide dem andern nicht gegeben, was er brauchte. Schließlich hätte er mit dir reisen können.“ Ian selbst hätte vermutlich alles stehen und liegen gelassen, nur um Tahiri nicht zu verlieren. „Gut für mich, dass er dich nicht begleitet hat,“ murmelte Ian dann. Am Ende wäre Eowyn die Frau von seinen zehn Kindern gewesen. Tharen musste ein Idiot gewesen sein, vor allem, wenn er sich getrennt hatte. Liebenswürdig, treu und ein Idiot… Aber dennoch, hoffentlich war er ihr eine Stütze gewesen und jemand, der es ernst mit ihr gemeint hatte. "Ich hoffe, die Trennung war nicht zu schlimm, ich hätte das eben vermutlich nicht sagen dürfen." Aber keine intensiveren Gefühle... "Na ja, aber ich bin ihm trotzdem ein bisschen dankbar." Ein bisschen? Mehr als das. "Auch wenn ich ihn für einen kleinen Narren halte." Er hatte sich von ihr getrennt. Unvorstellbar, aber eben Ians Glück. "Und eigentlich bist auch du verrückt, dass du dir bei den Jedi nie jemanden gesucht hast. Jemand, der dich begleitet." Jemand wie Wes. "Oder ich einfach ein großer Glückspilz?" In diesem Moment verhinderte Ian tunlichst, an irgendetwas zu denken, dass diese Tatsache trüben konnte.

„Ach, dann hätten wir das Küssen einfach ein bisschen geübt“, kommentierte er ihren Witz.

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn
 
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Schlittschuhlaufen. Eowyn musste lächeln, als sie sich einen schlacksigen Ian auf Schlittschuhen vorstellte - irgendwie kam er dabei nicht so sonderlich gut weg. Und richtig, Ian bestätigte gleich darauf ihre Vermutung. Besonders talentiert schien er sich dabei nicht angestellt zu haben - vermutlich sah er dabei so aus, wie wenn sie versuchen würde, zu tanzen. Er erzählte dabei so lebhaft, dass Eowyn sich diese Szene nur allzu gut vorstellen konnte, vor allem jetzt, da sie wusste, wie Tahiri wirklich ausgesehen hatte. Ein schüchterner Ian, der seine große Liebe schließlich doch geküsst hatte, mit allem Mut, den er aufbringen konnte - die Vorstellung war wirklich herzzerreissend. Und dann, wie beiläufig er erwähnte, dass er bei ihrer erhobenen Hand eine Ohrfeige erwartete... es traf Eowyn so mitten ins Herz, dass sie beinahe zusammenzuckte. Als wäre es nichts besonderes. Als wäre es normal, das zu erwarten... Ein grausamer Gedanke, aber Realität für Ian. Umso schöner, dass er Tahiri gefunden hatte... die ihm hoffentlich gezeigt hatte, dass es mehr gab als Schläge und grobe Worte. Ich kann verstehen, dass du oft dort gewesen bist. Sehr gut sogar... Und auch, dass sie dich geküsst hat. Eowyn lächelte. Schließlich konnte sie sehr gut nachvollziehen wie es war, Ian an seiner Seite zu haben.

Und wie gerne sie ein Bild aus dieser Jugendzeit sehen wollte!
Ach... ich schäme mich deiner nicht. Ich meine, ich hatte schließlich meine eigenen Jugendsünden. Der Satz war herausgerutscht, bevor sie ihn zurückhalten konnte - am Ende wollte Ian auch Bilder von ihr sehen... Stang. Jedenfalls, redete sie schnell weiter, sieh es so - dann weiß ich umso mehr zu schätzen, was ich momentan an dir habe... Vorsichtig schielte sie nach oben, um seine Reaktion zu betrachten.
Doch die Geschichte, wie Tahiri und Ian schließlich zueinander gefunden hatten, war... sie war einfach... sie war noch herzzerreissender als die Geschichte von gerade eben. Zwei Menschen, die einfach so gut zueinander passten... Ian, der nur Augen für die wunderschöne, talentierte junge Frau gehabt hatte... Tahiri, die erkannt hatte, was in ihm schlummerte... Sie hätten es so sehr verdient gehabt, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Auch wenn Ian und sie sich dann niemals begegnet wären... Die Vorstellung war schmerzhaft, aber wenn Ian und Tahiri dafür hätten glücklich sein können? Und sie wären es noch immer gewesen, da war Eowyn sich sicher. So, wie Ian von ihr sprach... Auch hatten sie die Leidenschaft des Tanzens geteilt. Es musste schön gewesen sein, eine solche gemeinsame Beschäftigung zu haben. Die gemeinsame Beschäftigung von Ian und ihr war... Heilen. Wunderbar. Nützlich, ja, aber genau das war es ja... nützlich. Eine gemeinsame Leidenschaft besaßen sie beide nicht - aber andererseits war das in ihrer Situation auch unwichtig.
Und, oh, wie gut konnte sie sich vorstellen, wie sie beide umeinander herum geschlichen waren... Ian zu blind, um Tahiris Annäherungen zu bemerken, Tahiri zu höflich, um ihn nicht zu bedrängen.
Wie gut, dass du so ungeschickt im Schlittschuhlaufen warst... Sonst hätte es womöglich noch länger gedauert. Erinnerst du dich noch an die Melodie dieser Spieluhr?, fragte Eowyn schließlich. Die zweite Frage traute sie sich nicht zu stellen - ob sie eine besondere Bedeutung für Tahiri gehabt hatte. Zu ängstlich war sie, ob dies irgendetwas negatives in Ian auslösen würde.

Der leise Schmerz in seiner Stimme war ohnehin schon zu viel. Sie wollte ihn nicht an Dinge erinnern, die ihm weh taten - erst Recht nicht angesichts dessen, was noch bevorstand, und sie drückte ihn sacht. Doch immerhin war er irgendwie in der Lage, etwas Positives an allem zu sehen. Sie hätten sich sonst nie kennengelernt... Ähnliche Gedanken hatte sie gerade eben ja auch gehabt. Ich verstehe, was du meinst, murmelte sie. Wir wären uns sogar ziemlich sicher nicht begegnet. Aber... Sie schluckte. Dieses Thema war verwirrend. Wie konnte man über so etwas nur nachdenken? Aber es war nur logisch, dass es einem unweigerlich in den Sinn kam. Und ja, es tat irgendwie weh, doch schlussendlich, wenn sie die Entscheidung hätte treffen können... ...ich hätte es euch gegönnt. Ihr ward sicher ein wundervolles Paar. Aber vielleicht hatte sie schon zu viel gesagt. Vielleicht sollte sie nicht mehr sagen - Ian wurde sicher nicht gerne daran erinnert, was hätte sein können.

Besser war es, sie erzählte ihm selber etwas.

Wir waren sechzehn. Süße sechzehn. Eowyn schmunzelte. Vielleicht war das nicht für alle wirklich "jung"... Andere hatten in diesem Alter schon einiges ausgetestet. Aber das hatte nichts zu sagen. Mit mir reisen? Jetzt musste Eowyn grinsen. Nein. Mein erstes Ziel war doch direkt der Tempel - was hätte er dort machen sollen? Hausmeister vielleicht. Oder Gärtner... Wartung der Droiden? Nein, ich hatte einen Lebensplan, der einfach nicht zu seinem passte, und das verstehe ich. Er wollte nicht weg. Und er hatte noch die Chance, jemanden anderes zu finden - bei der Macht, wir waren schließlich sechzehn. Vielleicht war ich ihm auch zu ernst. Vielleicht habe ich schon zu weit geplant. Immerhin... Sie verzog das Gesicht... Wir waren schließlich erst sechzehn. Wer denkt da schon groß an konkrete Pläne? Klar, man träumt von der Zukunft, irgendwie, aber... Eowyn seufzte. Ich glaube, ich war ein wenig verbissen. Und eben... Hilflos zuckte sie mit den Schultern. Stur.
Gut für Ian - aber vielleicht wäre es besser gewesen, Tharen hätte es irgendwann einmal getan. Vielleicht wäre sie gar nicht bei den Jedi geblieben. Winter wäre noch am Leben, sie und ihr Vater hätten sich ausgesöhnt, er wäre vielleicht nicht gestorben... Aber sie hätte Ian nicht getroffen... Wieso auch, vielleicht wäre sie mit Tharen glücklich gewesen... Wäre sie das wirklich? Ian unterbrach ihre wirbelnden Gedanken. Nein, du hast schon Recht, sagte sie dann leise und nachdenklich. Die Trennung war... nicht leicht, aber... ja, ich habe ein paar, vielleicht auch einige, Tränen vergossen, aber letzten Endes wusste ich, dass es das richtige war. Auf meinem Weg konnte er mich nicht begleiten. Es wäre nur... es wäre eine Beziehung ohne Zukunft gewesen. Und ohne Ziel. Und das... das hatte er nicht verdient. Jetzt musste sich doch ein wenig amüsiert lächeln. Ein Narr? Im Gegenteil. Es war äußerst klug von ihm... sich eine Jedi ans Bein zu ketten, das ist eine dumme Idee.
Ihr Lächeln schwand als ihr die Wahrheit dahinter bewusst wurde.
Jemand, der fast nie daheim ist, jemand, der immer Gefahr läuft, wirklich nie mehr nach Hause zu kommen, jemand, der so keine Familie gründen kann - es war wirklich klug von ihm, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.
Sie war verrückt? Na danke auch, brummte sie. Aber wie hätte ich das denn anstellen sollen? Heute hier, morgen dort, übermorgen ganz wo anders... Selbst Freundschaften hielten doch kaum. Als Padawan, ja, da ging das noch halbwegs. Und wäre Richie länger im Orden geblieben, vielleicht, ganz vielleicht hätte daraus einmal was werden können. Aber später? Spätestens mit der Wahl meiner Berufung... Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. Nein. Und später, nach der Rückkehr, da war sowieso alles anders. Ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber selbst Wes und ich... Es hat sich einfach viel verändert? Wie, bei der Macht, soll man denn da einen Partner finden? Also, bleiben wir dabei - Eowyn lächelte und versuchte die aufkommende seltsame Stimmung abzuschütteln. Sie stupste ihn in den Bauch. Du bist einfach ein wunderbarer Glückspilz, dass du mich wahnsinnig tolle, attraktive, reiche, begabte Traumfrau mit der größten Kusserfahrung der Galaxis abbekommen hast. Und den entspanntesten Job der Galaxis habe ich auch noch obendrauf. Wenn das mal kein herausragendes Gesamtpaket ist!

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn


Im Winter hatte Ian sich schlicht auf das Eis gelegt und nichts weiter tun können, als sich der Vorstellung hingeben, dass Tahiri wieder erschien, dass sie ihm aufhalf. Er hatte so lange auf dem kalten, gefrorenen See gelegen, bis die Kälte ihm in die Knochen gedrungen war – und noch etwas länger. So lange, bis völlig auszuschließen gewesen war, dass Tahiri je kommen würde. Dabei hatte er sie anfangs so oft zu spüren geglaubt. Ihren Kuss auf seinen Lippen, ihre Hand auf seiner Wange. Ian hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie nicht mehr da war, einfach weg, es war so undenkbar gewesen, hatte so wenig Sinn gemacht. Wenn der See nicht zugefroren war, hatte er nach ihrem Bild darin gesucht, als würde sie irgendwie auf dem Wasser sein, im Wasser, als wäre sie immer nur dort, als wäre sie irgendwie noch greifbar, noch da. Seine Vorstellungskraft hatte ihm damals nicht geholfen, seine Fantasie hatte Tahiri nicht wieder lebendig machen können und sein Wunsch, den er manchmal in den Himmel geschrien hatte, voller Verzweiflung, war nie erhört worden. Aber das alles war schon so lange her. Dennoch, ein trauriges Lächeln konnte Ian nicht verhindern und es tat gut zu wissen, dass Eowyn ihn und die Besonderheit des Ortes verstand. Genau deswegen hatte ihn schließlich auch erwähnt und wenn es Eowyn auch nur im Ansatz so ging wie ihm, war das gut.

Oh ja, ihre Jugendsünden hatte sie eben berichtet und Ians Lächeln wurde frech.
„Eine Hand wäscht die andere, sage ich nur.“ Sie bekam ein Bild, wenn sie im Ausgleich dazu auch eines von sich zeigen würde, so viel stand ja wohl fest.

Schließlich erzählte Ian auch zum ersten Mal die kleine Geschichte, wie er mit Tahiri zusammen gekommen war. „
Ja, vielleicht war das wirklich mein Glück, ich glaube, sonst hätte ich niemals den ersten Schritt gewagt.“ Und ob Tahiri ihn gegangen wäre? Wahrscheinlich wären sie ewig nur Freunde geblieben, jeder ohne den Mut, dem anderen ein offensichtliches Zeichen zu geben.
„Ob ich mich noch an die Melodie erinnere?“ Ian lachte leise. „Wie könnte ich sie je vergessen? Es gab beinahe keinen Tag, an dem Tahiri sie nicht gespielt hat.“ Und irgendwann hatte selbst er sich dabei erwischt, wie er die Melodie gesummt hat. Ebenfalls etwas, was er seit Tahiris Tod nie wieder getan hatte und das, obwohl er die Spieluhr noch immer besaß – sorgsam verwahrt in seinem Schiff.
Wenn… wenn du willst, summe ich es dir vor, aber nur unter der Voraussetzung, dass du nicht lachst, einfach… na ja, weil es ihr so viel bedeutet hat.“ Ian konnte diese Erinnerung mit Eowyn teilen und er glaubte nicht, dass sie irgendwie … respektlos reagieren würde, dennoch, er musste diesen kleinen Einschub machen, einfach schon deshalb, weil er wusste, dass Tahiri die Melodie heilig gewesen war. Die Spieluhr war die einzige Erinnerung an ihre Eltern gewesen, das einzige, was sie je von ihnen gehabt hatte. Sie hätte sicher kein Problem damit gehabt, wenn Ian die Spieluhr jemand anderem, der ihm wirklich wichtig war, gezeigt hätte, aber Ian wusste genauso sicher, dass Tahiri mehr als verletzt gewesen wäre, wenn jemand darüber gelacht hätte. Nachdem Eowyn nicht nur zustimmte, sondern auch versprach, nicht zu lachen, räusperte sich Ian einmal kurz. „Es ist wirklich Ewigkeiten her…“, murmelte er, ehe er die Melodie zu summen begann. Als er zu Ende damit war, musste Ian tatsächlich schwer schlucken, denn es war seltsam diese Melodie nach so vielen Jahren zu hören und zu wissen, dass Tahiri jetzt vielleicht mit ihren Eltern zusammen war.
„Sie hat diese Melodie geliebt“, flüsterte er kaum hörbar. „Das war ihre letzte und einzige Verbindung zu ihren Eltern und vielleicht sind sie jetzt wieder zusammen?“ Er hatte sich das nie gefragt. Und wenn er daran dachte, was würde mit ihm geschehen, wenn er starb? Der Gedanke war so düster, dass Ian ihn so schnell wie er gekommen war wieder verdrängte.

Ian musste erneut schlucken, als Eowyn erwähnte, dass sie Tahiri und ihm gegönnt hätte, heute noch zusammen zu sein. „
Danke“, war das einzige Wort, was in diesen Sekunden zu passen schien und seine Stimme zitterte dabei, einfach weil es ihn nur berühren konnte, wie sehr Eowyn an seinem Glück interessiert war und wie sie sich selbst dabei sogar zugunsten von Tahiri ausklammern konnte. „Das bedeutet mir viel.“ Nun huschte doch ein Lächeln über sein Gesicht. „Und nicht, weil ich mir wünschte, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte. Sondern… Es bedeutet mir eine Menge, Eowyn.“ Weil es so etwas wie ein Beweis für ihre Liebe war, weil es keinen Zweifel hinterließ, weil es so unendlich selbstlos war. „Einfach… weil ich dich lieb habe“ und er musste die Worte verneidlichend wählen, weil er sonst vermutlich einen seltsamen Gefühlsausbruch gehabt hätte. Doch vielleicht lag in seiner Stimme mehr, als in seinen Worten selbst.

Sie und Tharen waren also sechszehn gewesen. Das Alter, indem Ian Tahiri das erste Mal begegnet war. Eine seltsame Parallele. Ian selbst hatte schon viel früher konkrete Pläne gehabt, er hatte mit 16 sehr, sehr genau gewusst, was er wollte und was nicht. Aber vermutlich verlief eine normale Jugend anders, weitaus weniger… sicher? Ian hatte keine Ahnung. Von was er hingegen eine sehr deutliche Vorstellung hatte war, dass er ganz anders als Tharen gehandelt hätte. Er wäre Eowyn gefolgt, auch wenn das bedeutet hätte, Droiden zu warten oder den Garten instand zu halten. Schließlich… war er auch jetzt hier mit ihr und wäre da eine Chance, für immer zu bleiben, er hätte sich irgendeine Beschäftigung gesucht, allein schon deshalb, um ihr nahe bleiben zu können.

Sich eine Jedi ans Bein zu ketten war dumm? Ian zog die Augenbrauen in die Höhe. Und spätestens, als sie fortfuhr, hätte er sie ohnehin in die Höhe gezogen. Was sie da sagte klang furchtbar
„Es wäre auch möglich gewesen, beides miteinander zu kombinieren,“ sagte er dann und seine Stimme klang dabei so unendlich weit weg, denn das, was Ian sagte, galt nicht für Tharen und Eowyn, sondern für Eowyn und ihn – es stand für eine Zukunft, die sie nie würden haben werden. Wie konnte sie etwas, dass sie sich vielleicht sogar wünschte, so kategorisch ausschließen? Wie konnte sie ihr Leben, ihr Lebensglück, ja ihre ganze Energie den Jedi widmen, wo sie noch so viel erleben konnte - erleben sollte? Wie konnte sie alles zurückstellen für einen Traum, der doch längst nicht mehr so bunt und schön war, wie sie ihn sich einst erträumt hatte? Ian verstand es nicht. Am Ende hatte sie jemanden gefunden, der bereit war. Jemanden, der ihr keine Zukunft bieten konnte. Jemand, der sie mit all dem wieder zurücklassen würde. Mit dieser unendlich traurigen Sehnsucht, mehr haben zu können und mit der gnadenlosen Tatsache, dass sie nie das Leben führen konnte, was sie sich - vielleicht- eigentlich wünschte, wäre da nicht diese Pflicht gewesen. Dieses elende Pflichtgefühl, sich selbst so lange zurück zu stellen, bis von keinem Wunsch mehr etwas übrig blieb. Das war kein Leben. Nein, dass war es nicht und Ian würden bald die Möglichkeiten ausgehen. Wie konnten die Jedi ihr das antun? Wie konnte sie sich das selbst antun?

Hör auf damit.

Es war alles andere als einfach, zu seinem Lächeln zurück zu finden, die Gedanken zu verdrängen, obwohl ihre abschließenden Worte es in einer anderen Situation sehr einfach gemacht hätten. „
Ach, ich finde das ganze wirklich passabel.“ Gesamtpaket… Schatz. Kleines Wunder. Sollte er es wagen, in dieser Situation ein Wort mehr an sie zu richten? „Nicht jeder kann ein… Ti juanya haben.“ Und er würde ihr sicher nicht die wahre Bedeutung des Wortes erklären.

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn
 
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Na toll. Sie hatte es ja geahnt... Natürlich wollte Ian auch ein Bild von ihr sehen. Wobei sie wirklich nicht sicher war, ob sie hier überhaupt eines hatte - selbst auf Lianna war sie sich nicht sicher. Auf Tirahnn, ja, da gab es ungezählte Aufnahmen. Aber ob sie eines dabei hatte? Es ist wirklich keine Ausrede... ich muss schauen, ob ich hier überhaupt eines habe. Aber dann... Sie seufzte. Wenn es sein muss... Sie wollte schließlich unbedingt Ians Bild sehen. Dann musste sie wohl auch daherhalten.

Die Spieluhr musste Tahiri wirklich besonders wichtig gewesen sein. Wenn Ian sich nach all der Zeit noch so gut daran erinnerte, wie er sagte? Aber als ob sie lachen würde! Was hielt er von ihr?
Natürlich nicht!, versicherte sie sofort. Und ich würde es sehr gerne hören...
An Ians Brust gelehnt hörte sie zu, wie seine tiefe und erstaunlich schöne Stimme die einfache Melodie summte. Eowyn schloss die Augen und ließ sich fallen, ließ sich davontreiben von der schlichten Weise. Sie konnte sich geradezu absurd einfach vorstellen, wie Ian und Tahiri dazu einen liebevollen Tanz tanzten... Viel zu früh endete Ian, und Eowyn fühlte, dass diese Erinnerung ihn doch mitnahm. Die Vorstellung, dass sie nun wieder beisammen waren... Die Vorstellung, dass Ian vielleicht bald wieder bei ihr war... Das war zu viel. Sie musste diesen Gedanken verdrängen, und zwar auf der Stelle. Ich verstehe, dass sie die Melodie so oft gehört hat, wenn es ihre Verbindung war... wisperte sie. Und außerdem... das war... sehr schön. Du solltest öfter singen...

Sie verdrängte gut - und zum Glück tauchte nur die zweite, weniger grausame Vorstellung wieder in ihrem Gespräch auf. Tahiri und Ian, niemals voneinander getrennt... Ja, so wie Ian von ihr sprach... es war beinahe, als wäre er ein Prinz in einem seiner Märchen, und sie eine Prinzessin - oder wäre sie eher die kluge Bauerstochter gewesen? Dafür wusste Eowyn zu wenig von Tahiri, aber klar war, dass die beiden zusammengehört hatten, für immer und ewig, so, wie es in einem Märchen sein sollte... Sie hatte gehofft, Ian würde durch ihre Worte nicht zu viel an Tahiri erinnert, die Vergangenheit konnte manchmal tückisch sein - und offenbar hatte sie Glück. Nein, Ian dachte eher an sie, er blieb in der Gegenwart. Und was für sie einfach nur eine Wahrheit gewesen war, schien ihm wirklich sehr viel zu bedeuten. So viel, dass es beinahe unangenehm war. Dann aber musste sie schmunzeln bei Ians Wortwahl - die so ehrlich war, so schlicht und doch so... so voller Aussage. Sie drückte ihn kurz. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Und... gern geschehen... es ist nur die Wahrheit.

Sie wandten sich einem vermeintlich einfacherern Thema zu. Tharen... es war so lange her, dass es ihr keinen Schmerz mehr brachte, an ihn zu denken, und außerdem waren sie niemals so eng verbunden gewesen, wie Ian und sie es heute waren - und das, obwohl Ian und sie sich kürzer kannten als sie und Tharen damals. In der Jugend war einfach alles anders - einfacher, langsamer, und außerdem hatte man noch kaum Lebenserfahrung. So sprudelten die Worte nur aus ihr heraus, mal nachdenklicher, mal amüsierter. Und erst, als Ian ihr antwortete und dabei seltsam klang, wurde ihr klar, dass sie schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Ian war schließlich in der gleichen Position, wie Tharen es gewesen wäre - wie hatte sie nur wieder einmal so blind sein können! Sie und ihre flapsigen Kommentare immer in Richtungen, die Ian so verletzen mussten. Sie dachte bei allen Sonnen noch mal einfach nicht genug nach, bevor sie redete!
Ihr Körper fühlte sich seltsam fortgerückt an, als sie sich aufrichtete und umdrehte, um Ian anzusehen.
Ian, es tut mir so Leid, flüsterte sie mit großen Augen. So Leid... So habe ich es nicht gemeint. Natürlich hätte er eine Möglichkeit gefunden, aber es hätte nicht zu ihm gepasst, verstehst du? Er wollte es gar nicht... Bei dir... Bei dir ist es etwas anderes, du weißt, was es bedeutet... Und du möchtest keine Kinder. Wir haben... bei uns sind die Chancen viel größer, dass es klappen kann, verstehst du? Zumindest theoretisch. Verzeih mir bitte. Ich habe nicht nachgedacht... Einmal wieder. Und außerdem - ein Wort von dir, und wir gehen fort. Ich werde dich nicht hier hineinzwängen, verstehst du? Bittend sah sie ihn an. Ohnehin spielte es kaum eine Rolle, dass sie eine Jedi war - denn wie lange würden sie noch gemeinsam haben? Trotzdem war es ihr ernst. Noch immer versuchte sie, wann immer es ging, vor Ian positiv zu wirken, gab sich allergrößte Mühe, damit er nicht sah, wie sie schon die Wahrheit erkannt hatte, um ihm Hoffnung und Mut zu geben. Wie sonst sollte sie mit ihm umgehen? Wenn schon sie es nicht schaffte, positiv in die Zukunft zu sehen, wie sollte er es dann? Wie sollte er dann die Fähigkeit haben, vielleicht noch zu kämpfen?
Dann runzelte sie die Stirn.
Was hast du da vorhin gesagt? Was hast du, ein Ti...jinja?

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
Coruscant, Jedi-Tempel – Garten –Okin und Talery


In den nächsten Minuten verfolgte Talery wie ihr Padawan übte den Stein schweben zu lassen. Er bemühte sich tapfer, aber natürlich war es nicht ganz einfach den Druck mit der Macht gleichmäßig aufrecht zu halten. Dafür machte sich der braunhaarige Coruscanti ganz gut. Talery Gedanken drifteten in der Zeit als sie ihm im Gras sitzend zusah zu ihrer nächsten Arbeitsschicht. Ab morgen früh hieß es wieder von früh bis spät die Tagesschicht auf ihrer Krankenstation zu arbeiten. Dann hatte sie längst nicht so viel Zeit für Nunaleder. Irgendwie musste sie schaffen, dass er trotzdem lernen konnte. Lichtschwerttraining war für den Moment noch überhaupt nicht wichtig. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn aufgrund der scharfen Worte zwischen Eisblume und Nunaleder noch etwas mehr Zeit bis dahin verging. Die Caamasi hegte ja noch immer die Hoffnung, dass sich alles irgendwann in Wohlgefallen auflösen würde. So ein unrechtes Wesen schien Okin wirklich nicht zu sein. Nur der jetztige Zustand von Coruscant, seiner Heimatwelt war für ihn einfach sehr schwer zu begreifen und zu verarbeiten. Das fand sie alles als durchaus verständlich, während sie darüber nachdachte. Dennoch hatte Talery für irgendwann geplant, dass ihm Brianna die Grundlagen des Lichtschwertkampfes beibrachte. Dafür war die Echani einfach viel besser geeignet. Die junge Jedi-Ritterin selbst wollte ihrem Padawan dann die eher geistigen Fähigkeiten zeigen, welche ihr besser lagen. Manches konnte sie ihm vielleicht auch auf der Krankenstation zeigen. Bei anderen Sachen würde er sich mit der Bibliothek begnügen oder vielleicht auch andere Meister konsultieren müssen, wenn sie es tagsüber nicht schaffte. Das gefiel ihr nicht besonders, aber im Moment blieb ihr einfach keine andere Wahl. Schließlich war Nunaleder ab jetzt ihre Verantwortung. Letztlich entschloss sie alles Stück für Stück auf sich zukommen zu lassen und abzuwarten wie gut Okin damit zurecht kam mit all den Erkrankten zu üben. Ansonsten würde sie ihm für tagsüber Übungen auftragen müssen und einfach nach dem Abendessen noch einige Lektionen mit ihm machen.

Daher schreckte Talery fast sogar ein bisschen hoch als Nunaleder mit einem freudigen Ausruf den Stein zu ihr schweben ließ. Die ersten zwei Meter machte er sich überaus gut, aber dann begann er zu trudeln. Der Coruscanti machte solche Fortschritte, daher wollte die Jedi-Ritterin nicht, dass der Stein ins Gras purzelte. Also konzentrierte sie sich selbst auf die Macht und rief den Stein zu sich, so dass sie ihn mit einer dreifingrigen Hand auffangen konnte. Sie erwiderte dann sein Lächeln.


"Du machst auf jeden Fall Fortschritte, Okin. Du siehst, so schwer ist Levitation gar nicht. Es ist wie so vieles lediglich eine Frage der Übung. Daher möchte ich auch, dass du in nächster Zeit immer wieder, auch nebenbei kleinere Sachen schweben lässt. Es muss nicht lang sein, aber du musst ein Gefühl dafür bekommen wie viel Kraft du anwendest und in welche Richtung du drückst. Sonst hilft dir diese Fähigkeit nicht viel. Stark in eine bestimmte Richtung zu drücken ist nämlich nicht sonderlich schwer. Aber die Feinkontrolle auf einen kleinen Punkt von der Dosierung her richtig zu erwischen erfordert viel Übung."


Dabei hielt sie den Stein selbst kurz in der Hand, sah den eigentlich recht gewöhnlichen, grauen Brocken kurz an und warf ihn dann wieder zu Nunaleder.


"Fang ihn, wenn du kannst. Der nächste Schritt dieser Übung ist im Grunde, dass du das Schweben lassen des Steins mit geschlossenen Augen machst, mit der Macht als Ersatz für das Sehen. Mit ihr kannst du nämlich die genaue Position des Steins erkennen, wenn du es oft genug geübt hast. Dieses Wahrnehmen seiner Umgebung durch die Macht ist für einen Jedi sehr wichtig, wenn man sich verteidigen muss beispielsweise. Aus welcher Richtung werde ich angegriffen? Wie muss ich ausweichen oder wie kann ich mich schützen? Für mich als Heilerin kann ich so auch erfühlen, wo der Körper des Patienten am meisten krank ist. Dies fühlt sich anders an als ein gesunder Körper oder eine gesunde Körperpartie. So erkenne ich, wo ich meine Machtenergie hinleiten muss, um am besten zu helfen. Oder wenn du vor einer verschlossenen Tür stehst, in die du hinein gelangen musst kannst du so z. B. auch die elektrische Energie spüren, welche die Türverriegelung steuert. Mit einem Lichtschwert kannst du dies dann schnell zerstören und die Tür ist offen. Traust du dir dies für heute noch zu?"


Talery warf dabei einen forschenden Blick in das Gesicht den braunhaarigen Menschen. Dann zuckte die gefiederte Caamasi kurz mit den Schultern.


"Es ist allerdings auch in Ordnung für heute das Training zu beenden und was essen zu gehen, wenn du dich zu angestrengt fühlst. Ich möchte nämlich noch zum Ortolaner. Das Essen dort ist für meine Caamasigeschmacksknospen einfach am Besten geeignet."

Schon bei dem Gedanken an das heutige Tagesgericht lief ihr das Wasser im Schnabel zusammen. Die kleinen Blauen kochten hier aber auch so hervorragend.


Coruscant, Jedi-Tempel – Garten –Okin und Talery
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn

Natürlich war es keine Ausrede, nein, natürlich nicht! Und die Tatsache, dass sie selbst erwähnte, dass es keine war, obwohl Ian selbst doch keine Andeutung diesbezüglich gemacht hatte, war Beweis genug und so grinste Ian einfach wissend. „Ich muss auch sehen, was ich auf meinen Schiff finde,“ merkte er an und ließ es absichtlich so klingen, als würde er nur dann fündig werden, wenn sie es auch wurde.

Dann, schließlich, nachdem Eowyn versicherte, nicht zu lachen, summte Ian die alte Melodie, die nicht nur Tahiri mit ihren Eltern verbunden hatte, sondern irgendwie auch ihn mit ihr. Manchmal hatte Ian das Lied noch gesummt, vor allem, wenn er auf dem Eis gelegen und auf sie gewartet hatte, doch die Spieluhr hatte er nie wieder aufgezogen, er hatte sie versteckt, denn ihr Anblick war unerträglich gewesen. Tahiris Verbindung zu ihren toten Eltern. Er hatte die kleine Schatulle, in der die Spieluhr gewesen war, nicht mehr ansehen können, ohne ihren Namen sofort mit der Verbindung Tot zusammen zu bringen und er hatte sich zu lange gegen den Gedanken gewehrt. Vermutlich hätte er die Schatulle, wäre sie Tahiri nicht ein Heiligtum gewesen, genommen und gegen die Wand geworfen, stattdessen aber hatte er sie mit einem Tuch umwickelt, sie versteckt und ihr ihr nie wieder Beachtung geschenkt, auch das Lied hatte er danach nie wieder gesummt. Bis jetzt.
Eowyn flüsterte ebenfalls und Ians Gefühle wurden seltsam. Eben hatte er etwas völlig vertrautes mit ihr geteilt und sie… ihr gelang es so selbstverständlich so respektvoll zu flüstern, so perfekt, dass absolut richtige zu tun, dass Ian spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Das Gefühl wurde intensiver, als Eowyn von Tahiri sprach und es fühlte sich an, als würde die Zuneigung, die er in jenen Sekunden für Eowyn empfand, irgendwie überlaufen. Ian spürte deutlich, wie ihm die Tränen der Rührung in die Augen schossen und er war froh, dass Eowyn diese nicht sehen konnte. Wenn er ihr doch klar machen könnte, irgendwie, wie viel sie ihm bedeutete. Er erwiderte den Druck, der von ihr ausging und hätte sie am liebsten gar nicht mehr los gelassen.
Doch das nächste Thema sorgte völlig allein dafür, doch Eowyn missverstand. Sie hatte ihm nicht mit der Aussage, dass jemand, der sie sich ans Bein band, getroffen. Sie hatte ihn mit dem getroffen, was sie danach sagte, aber es traf ihn viel eher, weil es sie so sehr betraf. Weil sie so viel ausschloss, für sich. Hätte sie danach doch geschwiegen. Hätte sie danach doch geschwiegen. Doch sie entschuldigte sich nicht nur, als sie sich richtig zu ihm drehte und damit ermöglichte, dass sie sich perfekt in die Augen sehen konnten. Bei ihm war es anders. Ians Herz klopfte unangenehm heftig gegen die Brust und er wollte Eowyn aufhalten, noch etwas zu sagen, aber sie sprach weiter. ‚Und du möchtest keine Kinder‘… Sekunden flammte Schmerz in seinen Augen auf – ungestillte Sehnsucht - , ehe er den Blick abwandte, als sich ein Bild, einer Vision gleich, vor seinen Augen ausbreitete.

Er konnte sie sehen. Eowyn und eine kleine Tochter, die fast so aussah wie Eowyn selbst, nur in klein und mit einem helleren blond. Sie lachten beide vor Freude über den ersten Erfolg des Laufen – drei Schritte, ehe sie fiel - und Ian sah sich selbst, wie er mit etwas Abstand zu ihnen stand, völlig in Sorge, dass die Kleines ich weh getan hatte. Es dauerte, bis auch auf seinem Gesicht ein entspannter Zug erschien, bis seine sorgenvolle Stirn sich glättete und auch er lachte.

Das Bild, nein, viel ehr diese winzige Vision oder was auch immer das gewesen war, verschwand, doch das, was sie hinterließ fühlte sich wie ein krampfartiges Zusammenziehen seines Herzens an.
Am Randa nahm Ian war, sie Eowyn weiter sprach. Dass die Chance bei ihnen viel größer war. Welche Chance? Und wieder, wieder sagte sie, dass sie gehen würde, dass nur ein Wort von ihm genügte. Ian spürte ihren suchenden Blick, aber er war nicht in der Lage, ihn zu erwidern und das erste Mal seit sie zusammen waren, tat ihre Nähe weh. Was auch immer es war, dass ihn heute so sensibel machte, Ian musste erneut dagegen ankämpfen, dass nicht irgendein Gefühl, dass er jetzt nicht haben wollte, an die Oberfläche drängte – aber es war kaum zu unterdrücken.
Ti juanya“, wiederholte er schließlich leise und musste die Augen schließen. Denn wenn sie auch sein kleines Wunder war – es gab nur ein Wunder. Und sie hätten zwei gebraucht, denn nur ein Wunder konnte ihn davor bewahren, exekutiert zu werden. Die Schwere in ihm schwoll an und wenn er nicht irgendetwas tat, wenn sie nicht irgendetwas tat. Die Augen wieder öffnend, sah er sie doch an., musste sie aber nach zwei Worten wieder schließen. „Eowyn, ich…“ Er musste sich zusammen reißen. Aber es funktionierte nicht. „
Ich weiß, dass es völlig unpassend ist“ sagte er dann, zwang sich, die Augen zu öffnen und sie wieder anzusehen. „Aber es gibt keinen passenden Moment dafür.“ Vorsichtig erhob er sich, lief die paar Schritte zu dem Schrank und holte die Filmsi hervor, die sein Testament enthielten. Mit beiden Dokumenten in der Hand kehrte er zur Couch zurück und legte sie, mit zittrigen Fingern zwischen sich und Eowyn. Wenn da alles unter Kontrolle sein musste, seine Gefühle, sein Gesichtsausdruck… alles konnte er nicht kontrollieren und es war ohnehin eine schier zum Scheitern verurteilte Aufgabe so stark wie möglich zu sein.
„Ich möchte, dass du mein Raumschiff bekommst, wenn ich sterbe,“ und obwohl er es leise sagte, klang es so klar und deutlich und so sicher – obwohl er sich nicht im Ansatz so fühlte. Aber es funktionierte. Er konnte sprechen, ohne ein verräterisches Zittern in der Stimme.
„Alles andere, das Geld, dass ich besitze, ich möchte, dass es zur Bekämpfung des Virus eingesetzt wird und für die Opfer. Wenn es bis dahin ein Mittel gibt, dann nur für die Opfer. Ich hab es schon aufgeschrieben. Und… Du kannst mit dem Schiff machen, was auch immer du möchtest, ich weiß, dass du kein richtig eigenes hast. Es ist ein gutes Schiff und alles was darauf gehört, soll dir gehören. Ich weiß, dass das eigentlich wie nichts ist, aber von den Dingen, die ich dir noch mitgeben kann, ist es das bedeutendste, einfach schon deshalb, weil es mich so lange begleitet hat und weil dort die Dinge aufbewahrt sind, die mir etwas bedeuten. Na ja, bis auf das,“ und er kramte die kleine Phiole aus seiner Tasche hervor. „Aber das brauche ich, ich glaube, ohne sie halte ich das sonst nicht durch.“ Und wie und mit was würde sie durchhalten? Er sah zu ihr auf, entschuldigend und erkennend. „Ich… wir werden etwas finden für dich, was ähnlich ist. Ich, ich weiß noch nicht was, aber wir werden etwas finden. Und ich kann es dir geben…“ Ian stockte… „Ich meine, ich kann jemanden darum bitten, es dir am Ende zu geben.“


Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian

Irgendetwas hatte sie gesagt, dass ihn erneut verletzt hatte. Stang, sie bekam wirklich nichts auf die Reihe gerade! Wieso machte sie immer alles kaputt?!? Beinahe flehend sah sie ihn an - er musste doch wenigstens sehen, dass es ihr Leid tat, dass sie das hier nicht gewollt hatte. Sie wollte keinen Streit, sie wollte ihm erst Recht nicht weh tun.
Er sah sie nicht an.
Lag es an ihren vorherigen Worten? Oder an denen von gerade eben? Im Geiste ging sie sie schnell noch einmal durch, doch es fiel ihr kein Grund ein, weswegen Ian so verletzt sein könnte. Was war es gewesen? Hatte er das Gefühl, dass sie ihn hier hielt? War es die Tatsache, dass er momentan hier festsaß? Für immer?
Verzweifelt sah sie ihn an, holte schon Luft, um sich erneut zu entschuldigen, als Ian redete. "Ti juanya"... Was bedeutete es? Was hatte er vorhin damit gemeint?
Aber die Verwirrung deswegen rückte schnell in den Hintergrund, denn offenbar war es unwichtig. Ian sah sie nicht nur nicht an, er schloss sogar die Augen... Sie biss sich auf die Lippe. Stang, vor fünf Minuten war doch alles noch gut, so... so
schön gewesen! Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, und das nicht nur, weil er sie nicht ansah. Eowyn spürte es deutlich. Das Zimmer, es war... geladen von irgendetwas. Die Atmosphäre war völlig... falsch.

Endlich sah er sie doch an - nur, um die Augen gleich wieder zuzumachen. Was bei allen Galaxien war nur
los?
Verwirrt sah sie ihm nach, als er nun redete. Unpassend? Wie kam er jetzt darauf, was hatte er im Sinn?
Wofür gab es keinen passenden Moment? Er würde sie... er würde sie doch nicht etwa... Einen Moment lang hielt Eowyn schockiert die Luft an, doch dann stand Ian auf. Das war... um ihre Beziehung zu beenden musste er nicht aufstehen. Nein, das war es wohl nicht. Doch Erleichterung machte sich keine breit, wie auch? Ian war so... anders. Es schien ihm so schwer zu fallen...
Er hielt nur Flimsi in der Hand, als er zurückkam, und Eowyn sah, dass er es beschrieben hatte, konnte aber nicht sofort erkennen, was daraufstand, als er es vor sie legte. Was sie aber durchaus sah, waren seine zitternden Finger. Nein, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Irgendetwas hier war völlig falsch, aber was?
Sie war kurz davor, ihn anzufahren, doch nun endlich mit dem, was er sagen wollte, herauszurücken. Er durfte sie nicht so ängstigen, das war nicht fair!

Aber dann... aber dann redete er.
Und Eowyn sah auf das Flimsi, erkannte jetzt auch endlich, was dort geschrieben stand. "Ich, Ian Dice, geboren am 16.04 ... "

Ein Testament.

Sie hatte Mühe, seinen Worten zuzuhören, denn in ihren Ohren rauschte es.

Ein Testament.

Und das, was er sagte... Er sagte "WENN ich sterbe". Nicht "falls".
Er sagte wenn.
Er sagte wenn...
Er hatte tatsächlich aufgegeben. Er hatte überhaupt nicht mehr vor, irgendwie zu kämpfen. Schon im Gespräch mit Duval hatte er nichts in die Richtung unternommen, aber sie hatte gehofft, innen drin, dass es an der Situation gelegen hatte. Sie hatte sich so bemüht, ihm gegenüber zuversichtlich zu sein. Offenbar umsonst. Ein Testament. Wofür brauchte er sonst ein Testament?
Er hatte schon längst aufgegeben...
Und klammerte sich krampfhaft an der kleinen Phiole fest, als ob das etwas nützen würde! Als ob es
ihr etwas nützen würde! Etwas für sie finden - das war so lächerlich! Was bitteschön wollte er finden, das ihr helfen würde, wenn er fort war? Oh, ja, wenn - denn wenn er dieses Wort nutzte, dann durfte sie auch! Und dann - am Ende, wie er es so schön ausdrückte, wie sollte diese Phiole ihr helfen? Im Gegenteil, sie wollte sie nicht haben, das Zeichen für Hoffnung und für Veränderung! Für Zukunft - dass sie nicht lachte!

Sie hatte Ian, bis auf den Blick auf das Testament, die ganze Zeit angestarrt. Es nahm ihn mit, er litt, sie wünschte, sie könnte ihm nun Hilfe und Standfestigkeit geben, aber sie konnte nicht, oh nein, und das konnte auch niemand von ihr verlangen, denn...

Du hast aufgegeben. Ihr Stimme war tonlos, das alles eine Feststellung, keine Frage. Du hast einfach aufgegeben.

Mit einer Handbewegung wischte sie schließlich blitzschnell die Flimsis vom Sofa. Ich will dein Schiff nicht, zischte Eowyn scharf, und ich will auch deinen Sand nicht, erst Recht nicht, was soll ich mit etwas, das dir Wegweiser und Zeichen der Zuversicht sein sollte, Zeichen der Hoffnung, wenn du... Tränen traten in ihre Augen, Tränen der Wut, der Enttäuschung, der Trauer, sie wusste es nicht, es war ihr auch egal. Sie stand auf, brauchte Abstand. Was ich will, das bist du, du Idiot, und was ich will ist, dass du bis zuletzt dafür kämpfst, dass du bei mir bleibst, verstehst du das nicht? Sie fühlte sich wie ein trotziges Kind, vermutlich verhielt sie sich auch so mit ihren geballten Fäusten, aber auch das war ihr egal.
Nein - nein, ich will das alles nicht - und ich brauche es auch nicht! Hörst du? Ihre Stimme war immer lauter geworden, mittlerweile schrie sie fast. Eine Jedi verhielt sich nicht so? Erst Recht egal. Wen interessierte das schon? Alles war egal. Was spielte überhaupt noch eine Rolle?
Langsam ging sie rückwärts, fort von ihm, ließ Ian dabei aber nicht aus den Augen.
Du wirst das wohl ändern müssen, schrie sie ihm zu, denn ich - sie hieb auf die Kontolle, die die Tür öffnete und holte sich dabei ganz sicher einen blauen Fleck - WILL es - blind griff sie an ihren Gürtel und fasste das erst beste, das sie in ihre Finger bekam - NICHT! Sie war ihr Atemgerät in Richtung Ian, drehte sich um und verließ hektisch den Raum, während ihre Tränen jetzt ungehemmt herunterflossen. Sie wollte einfach nur weg von hier.

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn

Sie starrte ihn an, irgendwo, am Rande seines Bewusstseins spürte Ian, wie Eowyn ihn anstarrte, er selbst konnte nur immer wieder flüchtig zu ihr sehen. Wenn er die Ruhe bewahren musste, wenn es darum ging, auch nur irgendwie Haltung zu bewahren, konnte er ihr bei alldem nicht Wort für Wort in die Augen sehen. Aber ihr Starren… Er spürte es so deutlich.

Sei leise.
Du musst das sagen.
Sei einfach leise.
Aber du musst das sagen.
Halt deinen Mund.
Ich kann es nicht tot schweigen.
Aber sie wird es falsch verstehen.
Du musst es sagen – weil es die Wahrheit ist und weil ihr nicht beide die Augen davor verschließen könnt.

In jenen Minuten baute sich etwas auf, eine Atmosphäre die den ganzen Raum einnahm. Ein dicker, zähflüssiger Nebel, der das Atmen erschwerte. Vorhin schon war da etwas Ähnliches gewesen, das sich teilweise verzogen hatte. Verzogen, um neue Energie zu sammeln. Verzogen, um stärker zurück zu kehren. Zu stark? ‚Du hast aufgegeben‘ hörte er sie sagen. Viel mehr hörte Ian die
Aussage, die weniger tonlos war. Wie ein unheilverkündender Bote waren ihre Worte. Und sie wiederholte sie und die tonlosigkeit ihrer Stimme verschwand in, nein, mit der Wiederholung. ‚Du hast einfach aufgegeben‘. Unmerklich schüttelte Ian den Kopf. Diese Worte waren so eindringlich, auf ihre eigene, seltsame Art grausam und sie waren mit einer Intensität ausgesprochen, die Ian eine Gänsehaut bereitete – was sicher nicht daran lag, dass diese Worte gut taten. Wie auch? Sie klangen so absolut, so sicher, als entsprächen sie einer traurigen Tatsache. Einer Tatsache, die eine solche nie sein konnte. Jetzt sah auch Ian wieder zu Eowyn, sah einen fremden, bisher unbekannten Ausdruck in ihren Augen und in einer, gleißenden Bewegung fegte sie die Filmsi von der Couch, gab vielleicht gerade genau das preis, von dem sie vorhin noch so friedlich gesprochen hatte. Eine ungestüme Eowyn. Aber jetzt fehlte ihr die Niedlichkeit eines kleinen Kindes und die Wut, die in ihren Augen aufflammte, trat so deutlich hervor, dass Ian schlucken musste. So hatte sie ihn bisher noch nie angesehen, so hatte sie bisher noch nie mit ihm gesprochen, aber auch das war nur ein weiterer Vorbote. Sie wollte sein Schiff nicht. Nicht die Tatsache, dass, sondern wie sie es sagte, setze Ian zu. Dieses zornige Funkeln, das kaum beherrschte Zischen und dann die aufkommenden Tränen. So gerne er etwas erwidert hätte, so sehr er sich in jener Sekunden seine Sprache zurück gewünscht hätte, Ian konnte sie nur ansehen. Entschuldigend? Fassungslos? Eine Mischung aus beidem? Sie stand auf und noch immer war Ian nur in der Lage, sie anzusehen, sich wünschend, er hätte doch einen anderen Moment gewählt. Einen passenderen. Aber welcher hätte das sein können? Welcher Moment wäre der richtige gewesen? Wann sagte man etwas, dass gesagt werden musste, aber das, sobald man es sagte, die Wahrheit so gnadenlos ans Tageslicht zerrte, dass man doch besser geschwiegen hätte? ‚Was ich will, das bist du‘, es waren nahezu die Worte, die er selbst auf Va’art gewählt hatte und jetzt, da Eowyn sie sagte, schnürten sie ihm die Kehle zu. Es war seltsam beängstigend, wie klar Ian ihr zuhören und eine Verbindung zu dem ziehen konnte, was sie vorhin gesagt hatte und da, da bestätigte Eowyn, was sie vorhin schon einmal anders zum Ausdruck gebracht hatte. Wer sie sich an Bein band, war dumm. Er war ein Idiot. Das konnte ihn nicht treffen, der Anfang hatte es getan und das was folgte, tat es noch mehr. ‚Und was ich will ist, dass du bis zuletzt dafür kämpfst, dass du bei mir bleibst, verstehst du das nicht?'
Doch, wollte er ihr entgegnen. Doch, wollte er sagen, doch, lag in seinem Blick, doch, nahm ihn ein, aber es kam nicht aus seinem Mund. Doch, doch, doch, hallte es in seinem Kopf, wurde übertönt von ‚Du hast einfach aufgegeben‘, wurde wiederum übertönt von Das ist nicht wahr, doch auch das zu sagen, war Ian nicht in der Lage, in dessen Augen sich selbst Tränen sammelten, die er so stark zurückhielt, die er so stark bekämpfte, zurückdrängte, wie vielleicht noch nie. Auf Nar Shaddaa hatte er sie wütend gesehen, auf Va’art verzweifelt, aber so wie jetzt? Nein. Nein. Und es brach ihm das Herz, der Auslöser dafür zu sein. Das hatte er nicht gewollt. Das hatte er wirklich nicht gewollt. Sie wurde lauter, immer lauter, bis sie schrie, bis sie ihn anschrie – und auch das war neu. Obwohl sie sich körperlich entfernte, ließ sie ihn mit ihrem Blick nicht einen Millimeter gehen, starrte ihn weiter an, nahm ihn gefangen und ihr Rückwärtsgang trug nur weiter dazu bei, ihn sich elend fühlen zu lassen. Ian musste etwas tun, etwas sagen, aber da war keine Sprache mehr. Da war keine Sprache mehr.

Und was ich will ist, dass du bis zuletzt dafür kämpfst, dass du bei mir bleibst, verstehst du das nicht?

Wieder und wieder hallte der Satz in seinem Kopf und selbst wenn Ian sich eine Antwort darauf
denken konnte, sein Kopf, sein Verstand brachte es nicht zustande, seine Zunge zu bewegen.
Nicht einmal ein Gegenvorwurf war da. Nur immer und immer wieder ein
Doch.
Ich versuche es doch.
Aber…
Ich versuche es doch!
Es gibt kein Versuchen?!
Aber er tat doch schon alles – und mit dem, was er eben gesagt hatte, mit allem, was er sich überlegt hatte, tat er doch genau das. Kämpfen.
Ja, er hatte Duval nicht auf den Knien um Gnade gebeten, er hatte nicht gefleht, hatte nicht geweint, hatte kein Schauspiel abgegeben.
Ja, er hätte vielleicht mehr sagen sollen, sagen müssen, dass es ihm leid tat, das er aufrichtig bereute, aber…
‚Deinen Opfern hast du keine Gelegenheit eingeräumt.
Ihr flehentliches Weinen hast du ignoriert.‘
Das oder noch schlimmeres hätte Duval ihm entgegnet und wie, was, was hätte Ian darauf erwidern können? Erneut, dass es ihm Leid tat? ‚Eine Entschuldigung macht niemanden lebendig.‘
Keiner hat das Recht jemandes Leben einfach so zu beenden.
Ians Herz fühlte sich an, wie ein Fremdkörper, wie ein Gegenstand aus Glas, der kleine Risse bekam. Nicht weil Eowyn so wütend war, nicht, weil sie etwas Unverzeihliches sagte, nicht weil sie ihn – vielleicht absichtlich – zu verletzen suchte. Nein. Doch Ian sah etwas, vor dem er sich fürchtete, sah und spürte etwas, von dem er glaubte, nein wusste, es nicht ertragen zu können.
Sie würde es nicht aushalten. Sie würde es nicht aushalten, wenn die Republik ihr Urteil gegen ihn fällte und er konnte dann nichts mehr tun. Nichts. Die Angst davor, sie allein zu lassen wog in jenem Moment größer als die Angst davor, sterben zu müssen. Er würde sie zurücklassen, entgegen seines Versprechens. Ihre Mutter war tot, ihr Vater war tot, im Grunde war ihre Jedi-Familie auch nicht mehr richtig am Leben und wenn er am Ende ging, war sie allein. Das Loch war nicht bodenlos, es war tiefer als das. Viel tiefer.

Eowyn hatte die Tür erreicht, hieb mit der Faust auf den Türöffner, verfehlte ihn, einmal, zweimal, dreimal, dann griff sie an ihren Gürtel, löste einen Gegenstand davon und noch bevor sie ihn schleuderte, wusste Ian genau, was sie vorhatte. Weniger als ein Augenaufschlag verging, als sie das Atemgerät gelöst hatte, und es in seine Richtung warf. Bevor es ihn treffen konnte – und das hätte es – bremste Ian es direkt vor sich ab und so fiel es scheppernd zu Boden, ein kleiner Eingriff mit der Macht genügte und er war so viel einfacher, als zu sprechen. Aber er musste, er musste etwas sagen und auch wenn Ian nicht begriff, wie es ihm in seiner Fassungslosigkeit gelang, aufzustehen, stand er. Jetzt konnte er sie nicht darum bitten zu warten, jetzt konnte er nicht nach ihrem Arm greifen, aber er musste, er musste
jetzt etwas sagen. Zwei oder drei Schritte folgte Ian ihr, ebenso schnell, als seine Fähigkeit zu sprechen endlich wieder zurückkehrte.
„Ich muss vom schlimmsten ausgehen Eowyn, weil ich nur noch jetzt etwas tun kann und wenn das schlimmste eintrifft, bleibst du allein zurück,“ und es klang nicht wie eine Tatsache, sondern voller Angst, Angst und Sorge die nicht ihm, sondern ihr galt, „und deswegen muss ich alles bedenken, was nur geht, weil ich sonst vielleicht nie wieder Gelegenheit dazu habe.“ Ian erhob seine Stimme nicht um eine einzige Nuance, wusste ohnehin nicht, ob Eowyn ihn überhaupt hörte – oder hören wollte, aber er betonte jedes einzelne Wort und sein Blick, wenn auch einsehbar für sie, musste sich in ihren Rücken brennen. Und vielleicht, vielleicht, hoffentlich, bitte erkannte sie, dass in seinen Worten… Nein, sie würde es nicht erkennen.
„Wenn ich dich zurücklassen muss, dann nicht
so…“ Für einen Toten war der Tod das Ende. Für einen Zurückgebliebenen war der Tod ein Anfang – ein Anfang voller Schmerz und Leid. Und ein Toter konnte nichts mehr tun. Das, das musste sie begreifen.
"Ich gebe nicht auf, ich kämpfe, das ist doch nur ein Teil davon", schickte er doch rufend hinterher, doch sein Kampf war anders als der ihre. Seine Mittel waren andere.

Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn
 
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[Coruscant - Jedi-Tempel - Nunabrater] Sarid Horn, Levice Vajetsi

Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht und Levice wischte sie achtlos beiseite. Die Padawan hielt kurz die Luft an und atmete dann vorsichtig wieder aus. Meisterin Horn schien eine direkte Herangehensweise zu bevorzugen und konfrontierte sie unmittelbar mit ihren Äußerungen. Sie verdachte es ihr nicht, sondern fühlte sich im Gegensatz auf eine Weise herausgefordert, die sie mochte. Levice zögerte für einen winzigen Moment, bevor sie fast defensiven Untertons zu antworten begann und dabei die Jedi offen ansah.
»Gelegentlich, Meisterin. Hauptsächlich in Übungskämpfen. Wenn es mehr ist als eine gewöhnliche Reaktion oder ein Instinkt, das einen nicht nur dazu verleitet, auszuweichen, sondern auch einen Angriff oder eine Bewegung einen kurzen Moment zuvor vorauszuahnen und man sich dadurch in Position bringen kann.«
Das änderte nichts daran, dass sie sich im Alltag und in stiller Meditation weiterhin schwertat, sich auf die Macht einzulassen. Obgleich sie bereits lange unter Jedi lebte, vertraute sie nach wie vor vornehmlich auf sich selbst, vielleicht auch auf andere, die sie gut kannte. Der Gedanke, dass die Dinge, so sie im Einklang mit dem Willen der Macht geschahen, ihren rechten Lauf nahmen, schien ihr nach wie vor fremd. Nur im Kampf hatte sie gelernt, sich auf die subtilen Hinweise, die die Macht ihr gelegentlich zuteilwerden ließ, verlassen zu können. Auf diese Weise begegnete sie der Macht am intensivsten. Sie vertraute ihr insoweit sogar, ein fragiler Kompromiss, den sie mit der allumfassenden Entität geschlossen hatte.
Damit verbunden war auch ihre zweite Antwort und Levice nickte langsam auf die Frage hin, ob sie über andere Lichtschwertstile und deren Eigenarten nachgedacht hatte.
»Ich verstehe, dass Soresu als defensive Form vor allem der Verteidigung dient. Sie verkörpert unsere Geisteshaltung als Jedi, wir haben uns dem Schutz anderer verschrieben und üben diese Aufgabe aus, indem wir verteidigen und nicht angreifen.« Die Worte kamen ohne nachzudenken, sie hatte sie oft gehört und gelesen.
»Das Lichtschwert ist erst dann eine Waffe, wenn wir es zu einer machen, es aktivieren und als solche gebrauchen. Und selbst dann ist es zuerst ein Schild und erst als letztes Mittel ein Schwert.« Ein erneutes, knappes Zögern, bevor sie ihren Gedanken ausformulierte.
»Es gibt Völker, in deren Kultur und Kampfkunst das Prinzip gilt, dass der Gegner mit einem einzelnen, gezielten Schlag zu besiegen ist. Eine effiziente, zielgerichtete Ausrichtung, die das gesetzte Ziel bestenfalls unmittelbar erreicht.
Wenn«
, das Wort erfuhr besondere Betonung, »das Lichtschwert als Waffe eingesetzt wird, ich mich also entscheide, auf dieses letzte Mittel zurückzugreifen, empfinde ich es als im Interesse des Zwecks, für den gekämpft wird, wenn der Kampf auch in möglichst kurzer Zeit beendet werden kann.« sie zuckte kaum merklich mit den Schultern und straffte sie anschließend wieder.
»Ich denke daher, dass der Stil genauso abhängig von den Stärken des Anwenders ist wie von dem Zweck, der durch den Einsatz des Lichtschwertes erreicht werden soll.«
Levice griff nach ihrem Glas und trank einige Schlucke. In ihrem peripheren Sichtfeld nahm sie wahr, dass sich jemand auf ihren Tisch zubewegte. Als sie einen Blick in die entsprechende Richtung warf, sah sie ihre Vermutung in Form zweier Frauen bestätigt, die ihrer Blickrichtung nach zu urteilen Meisterin Horn erkannt haben mussten. Die Padawan setzte ihr halb geleertes Glas wieder ab und vollführte im Sitzen das Äquivalent einer knappen, höflichen Verbeugung und begrüßte die herannahende Falleen und, wie sie nach kurzer Überlegung vermutete, Miraluka mit einem freundlichen Lächeln und neugierigen Blickes.

[Coruscant - Jedi-Tempel - Nunabrater] Sarid Horn, Rilanja Xulian, Zasuna Zahary, Levice Vajetsi
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - In der Kantine] Ganner, Siva, Varan

Er schaut Siva während ihrer Ausführung aufmerksam an. "Im Rahmen des Wortes 'eigenartig' ist es lediglich eine Abwandlung zu Beschreibung von Dingen,Wesen und Situationen. Es bezieht sich auf eine eigene Art, Rasse oder Model und stellt eine fragwürdige Abweichung zum allgemeinen Sammelbegriff da in die jenes Ding, Wesen oder eben eine Situation gefasst wird von der umstehenden Gesellschaft. Aus der Wahrnehmung meiner Mitmenschen bin ich eigenartig, dies hat nur bedingt etwas mit konformen Verhalten im Rahmen von Gesetz, Moral, Ausdrucksweise,grundlegenden Verhaltenszügen oder guter Sitte zutun, wenn auch 'eigenartige' Wesen oft durch Abweichungen in diesen Auffallen. Ich erachtet die Umdeutung zu 'eigen-böse' als ein Absprechen der abweichenden Art im weiteren Sinne und sie unterstellt der betroffenen Person für mein Verständnis eine gewisse Selbstablehnung oder unterstellt ihr aus dem Kern ihrer Persönlichkeit stammende Bösartigkeit. " Er blickte sie für einen ganzen Augenblick schweigsam an, bevor er die Frage beantworte und die Aussage zuvor ebenfalls. "Möglich ist es. Meine Mutter sagte in meiner Jugend immer ich habe das Herz meiner Heimat. Nicht der Wesen, sondern das Herz des Landes. " Auf den Einwurf sah er einen kurzen Moment Ganner an und nickt ihm zustimmend zu. "Ich fragte ihm nach dem Husten, da eine Seuche vorliegt und im Rahmen der Militärprotokolle eine jede Abweichung der gesundheitlichen Reaktionen zu melden ist. Da er keinen weiteren augenscheinlichen Symptome aufweise tat ich meine Pflicht und wies ihn darauf hin eine gesundheitliche Untersuchung wahrzunehmen. "

Als Mas neben Tisch trat sah Varan ihn sogleich an. Seine Worte nickte er langsam ab. "Ich schließe mich Ganner an, dennoch ist anzuraten die Aufnahme von Lebensmitteln im geringen Tempo durchzuführen. Neben Umständen wie der Übersäuerung des Magens kommt es auch zu einem geringen Verlust von Nährstoffen und Vitaminen und kann damit nachhaltige die körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit einschränken. Desweiteren verändert solcher Stress die Arbeitsweise von Leder und Herz, sowie anderen Organen und kann zu deutlichen Schäden führen. " Während seinen Worte hatte er wieder sein aufgesetztes Lächeln auf den Lippen, auch wenn seine Augen ihn ernst ansahen. Die Stimme selbst war völlig monoton bei der Ausführung.


[Coruscant - Jedi-Tempel - In der Kantine] Ganner, Siva, Varan, Mas
 
Coruscant, Jedi-Tempel – Landeplattform für Lieferverkehr – NPCs, Bailee und Brianna

Nderim schien ein Freund der alternativen Fakten zu sein, anders war sein Verhalten nicht zu erklären. Brianna wusste nicht einmal, inwieweit Nautolaner überhaupt anfällig für das Virus waren, fest stand aber, dass sich noch niemand allein durch das Einatmen coruscanter Luft infiziert hatte. Jedenfalls war er ein Feigling, und Brianna mochte keine Feiglinge. Was sollten all die menschlichen Jedi sagen, die hier tagtäglich im Rahmen ihrer Arbeit in Kontakt mit Infizierten kamen? Ganz zu schweigen von den Soldaten, die nicht von einer durch die Macht gesteigerten Immunabwehr profitieren konnten! Ihm aufzuhelfen war also keine Frage der Sympathie, und bezeichnenderweise erklärte Bailee, dass sie ihren Kumpel an Stelle der Echani liegengelassen hätte. Nach einem gemurmelten Dankeschön boxte er der schadenfroh grinsenden Nautolanerin auf die Schulter, so dass Brianna bereute, nicht ihren geradezu knochenbrechenden Händedruck bei ihm angewandt zu haben, zumal das angeblich nicht so leicht wäre bei Nautolanern. Im Nachhinein fühlte Brianna sich ein wenig geschmeichelt, denn… nun, man erlebte so einiges auf Nar Shaddaa.


„Es ist definitiv möglich, Nautolanerinnenknochen zu brechen,“


Erklärte die Kampfkünstlerin wissend, ohne ihre Aussage auf Bailee zu münzen, die mit Briannas Art zu sprechen nicht vertraut war.

„Ich hätte Euren Kumpan aber nicht gut hier liegen lassen können. Mal davon abgesehen, dass er den Zugang blockiert, würde es ein schlechtes Licht auf den Orden werfen, wenn ein wehleidig jammernder Nautolaner vor einem Tempeleingang herumliegt. Was wir auf Coruscant tun, wird von den Holomedien genauestens verfolgt.“


Die Echani war zwar mit dem Konzept von Humor vertraut, machte aber selbst normalerweise keinen Gebrauch davon. Bailees Körpersprache verriet ihr, dass dies bei der Nautolanerin um 180 Grad anders war – mit dem Lesen der fremdartigen Gesichter tat sie sich schwer, hauptsächlich der riesenhaften Augen. Brianna hatte große Augen, aber das waren ganz andere Dimensionen. Es sah komisch aus. Bailee war komisch, in einem anderen Wortsinn. Die Silberhaarige hatte in ihrem Leben zu viel gesehen, um Vorurteile gegen andere Spezies zu haben. Außer gegen Twi'lek, aber das waren Fakten, keine Vorurteile. Wenigstens trugen Nautolaner ihre Kopftentakel wie Togruta und nicht wie Twi'lek, obwohl sie von hinten gefährlich tentakelschlampenartig aussahen. Außerdem waren Menschen im Grunde schwächliche, ungeschickte, schwerfällige Echani mit sonderbaren bunten Haaren, aber wenn es stimmte, waren es keine Vorurteile.

Zu Briannas Genugtuung erwies Bailee ihr die Ehre vor ihrem Rang als Jedi, obwohl dieser ja von Rechts wegen um eins höher hätte sein müssen. Jedi-Meisterin Kae… der Titel hätte ihrer sein können, doch alle Chancen, ihn auf absehbare Zeit zu erlangen, hatte sie sich ja selbst vermasselt. Dabei war sie drauf und dran, Aufgaben und Verantwortung einer Meisterin zu erben, wenn es stimmte, was jede sagte. Nur die formale Anerkennung, die verweigerte man ihr. Dass die Nautolanerin ihr aber auch so ausreichend Respekt zollte, bescherte ihr ein dickes Plus auf ihrem Konto. Selbstverständlich waren derlei Dinge leider nicht, was man auch an Nderim, dem anderen Nautolaner sah.

Derweil bereitete es Vieroh sichtliches Unbehagen, auf der Flucht ertappt worden zu sein. Wenn noch jemand behaupten wollte, Droiden hätten keine Gefühle, wäre diese definitiv eines besseren belehrt worden. Vierohs Gesichtsausdruck während Bailees kleiner Standpauke sprach Bände; Brianna verstand nicht wirklich, wie der Droide dies fertigbrachte, wo er doch eigentlich keinerlei Mimik besaß.

„Auch Meister Nderim, Meisterin Bailee?“

Offenkundig hielt sogar Vieroh Nderim schon für einen Feigling. Nach einer kurzen Pause, während der er wohl auf eine Antwort der Nautolanerin wartete, fuhr er fort:

„Selbstverständlich werde ich Ihnen meine Nützlichkeit unter Beweis stellen, Meisterin Bailee!“


Dass Bailee das Ruder übernahm und ihrem Partner sagte, was dieser zu tun hatte, gefiel der Jedi-Ritterin. Es war genau, wie es sein sollte: tapfere Frauen kommandierten feige Männer herum. Nderim kümmerte sich um die Bettwäsche, wo er mit seiner Hudelei nichts kaputt machen konnte. Vieroh sammelte Kleinkram ein, schließlich durfte sein Gestell, wie er wieder einmal betonte, nur mit fünfzehn Kilo zusätzlich belastet werden. Bailee und Brianna beluden den kleinen Schlitten. Während erstere diesen ins Lager zog, trug die muskulöse Echani Türme aus Kisten nebenher, aufgrund deren sie die Macht in Anspruch nehmen musste, um zu wissen, wohin sie überhaupt lief.


„Je schneller wir zum Abendessen können, desto besser,“


Stimmte Brianna zu, deren Magen bereits vernehmlich knurrte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu keinen Zwischenfällen kam, war um so größer, je mehr sie sich beeilten. Das immer lauter werdende Quietschen von Vierohs Servos ging der silberhaarigen Jedi auf die Nerven und Nderim wurde von Minute zu Minute fahriger. Vielleicht zeichnete sich hier gerade wirklich das erste Virusopfer ohne Virenkontakt in der Geschichte Coruscants ab.


„Es wäre auch eine Form evolutionärer Auslese,“

Fand Brianna und fühlte sich in ihrer Einschätzung bestätigt, als sie in vermutlicher Rekordzeit mit dem Ausladen fertig waren. Die Aussicht auf ein kostenloses Abendessen war nicht genug, um Nderim dazu zu bewegen, sich eine Sekunde länger als nötig dem Planeten auszusetzen. Die Echani konnte sich gut vorstellen, wie der Nautolaner sich unter die Dekontaminationsdusche legte. Wahrscheinlich stank bald die ganze Landeplattform nach Sterilisationsmittel.

„Ja, lass' uns gehen. Hoffentlich bekommt er da drinnen nur vertrocknete Rationsriegel als Abendessen, geschähe ihm jedenfalls recht. Ich kann dir versprechen, dass er es nicht durch die Quarantäne schafft, sollte er sich aus dem Staub machen wollen. Jedenfalls nicht, bevor wir ihn nicht eingeholt haben. Wir können also in aller Ruhe unser Abendessen genießen und ich verspreche Euch, es lohnt sich.“

Es dauerte nicht lange, den Agamarianer zu erreichen, dessen Grillbude auf einer anderen Plattform gelegen war. Von dort aus hatten sie einen atemberaubenden Blick über Coruscant in der Abendsonne, so dass die Tische im Freien zweifellos die bessere Wahl gegenüber einem Platz drinnen waren, was zweifellos die Nderim-Option gewesen wäre. Bevor sie sich setzten, erkundigte sich Brianna nach dem Tagesgericht.

„Entlaufenes Exoschwein.“

Erklärte der kleine Ugnaught an der Ausgabe. Der Agamarianer hatte immer herrlich bildliche Namen für seine Gerichte, die Jedi konnte sich aber nicht wirklich etwas unter diesem vorstellen, außer dass Exoschwein enthalten war.

„Was ist das?“

Erkundigte sie sich folgerichtig.

„Pulled Nuna mit gestampften braunen Knollen und gehacktem Gemüse.“

Die Beschreibung klang gut, so dass Brianna sich eine Portion mit extra viel Knollen und Gemüse geben ließ und Bailee ermutigte, sich etwas zu bestellen.

„Gegrilltes Nuna in allen Variationen ist auch sehr zu empfehlen. Brena, eine Kollegin, und ich holen uns gerne eins als Zwischenmahlzeit zum Mitnehmen.“

Alsbald bekam die Silberhaarige ihren Teller, dessen Inhalt köstlich duftete. Trotzdem war etwas auf dem ersten Blick falsch daran und sie fühlte sich an einem Tag wie heute, der so viel Ärger bereitgehalten hatte, nicht in der Stimmung, nicht zu reklamieren.

„Tut mir leid, aber auf meinem ganzen Teller findet sich keine Spur von Exoschwein.“


Der Ugnaught an der Ausgabe, eindeutig nicht motiviert, Beschwerden entgegenzunehmen holte seinen Chef, den Agamarianer. Dieser, ein Typ Farmer, stämmig und mit dunkelbraunem Vollbart im sonnengeröteten Gesicht, erklärte ihr:


„‚Entlaufenes Exoschwein‘ ist was man bekommt, wenn eines der Biester ausbricht. Es ist kein Exoschwein drin, weil man die Viecher eh nicht mehr erwischt, was man sich in dem Fall auch nicht wünschen sollte.“

„Ich habe keine Angst vor einem Schwein, also wo ist meins?“


Gab Brianna barsch zurück, für die der Spaß dort aufhörte, wo der Hunger anfing.

„Denkt Ihr ernsthaft, dass Ihr…“


Fing der Agamarianer an, aber Briannas Blick brachte ihn zum Schweigen. Anscheinend erkannte er, dass er sich gerade in sehr gefährliches Fahrwasser manövrierte hatte. Niemand würdigte die Nahkampffähigkeiten der Echani ungestraft herab.

„Okay, okay, ich grille Euch ein Exoschweinsteak, ich habe noch ein schönes Stück hier. Dazu könnte ich einen Rest Charbotegratin von heute Mittag empfehlen, ich weiß Ihr mögt es. Gebt mir zehn Minuten, okay?“

„Es hat Vorteile, Stammgast zu sein,“


Erklärte Brianna Bailee etwas versöhnt auf dem Weg zu einem freien Tisch. Die Jedi-Ritterin sah in Sarid an einem sitzen, zusammen mit Rilanja und zwei unbekannten Frauen (Levice und Zasuna). Sie winkte der Corellianerin zu, hatte aber kein Bedürfnis auf eine weitere Begegnung mit dem Rat nach der Enttäuschung Nichtbeförderung von heute morgen und nahm an einem freien Tisch Platz.


„Normalerweise bin ich nicht so. Man beißt nicht die Hand, die eine füttert. Ich hatte einfach keinen guten Tag heute,“


Erklärte sie der Nautolanerin entschuldigend.


Coruscant, Jedi-Tempel – beim Nunabrater – etwas entfernt sitzend: Sarid, Rilanja, Levice und Zasuna – Bailee und Brianna
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - In der Kantine] Ganner, Siva, Varan


Varan ging allen Ernstes noch mal auf die Witz-Thematik ein. Wieder kam eine lexikairsche Definition des Wortes… Puh, das konnte ja noch anstrengend werden. „Ach, weißt du, dass gut an Worten ist, dass man sie neu definieren kann. Und was in der menschlichen Moral so ist, kann in der, eines anderen Wesens ja ganz anders sein,“ zuckte sie mit den Schultern. „Also könnte man nun hundert Lexi…“ Wie war die Mehrzahl? Am Ende blamierte sie sich vor Varan „…- karische Texte lesen, oder man bleibt offen für alles.“ Und war am Ende selbst nicht ganz dicht. Zum Glück war Ganner weitaus weniger … auditiv – hah! – anstregend anzuhören. Varan war wie ein Lexikon, Ganner eher wie ein Gefühlsbuch. Interessante Mischung!

„Welche drei Jedi suchst du denn?,“ wollte Siva wissen. Um Ganner helfen zu können, brauchte sie schließlich mehr Informationen, denn Jedi fand man im Orden nun mal, wie … öh … Hörner auf zabrakschen Köpfen. „Vielleicht kann dir auch jemand aus der Bibliothek weiterhelfen, oder einer der Droiden, die die Listen horten, mit den ganzen Mitgliedern. Oder… die Macht selbst.“ Wobei das ein bisschen schwieriger war, wenn er sie selbst einsetzen musste und das noch gar nicht so richtig konnte. Vielleicht war es auch besser, das Thema erst mal zu beenden, denn Ganner fiel es sehr eindeutig nicht einfach, darüber zu sprechen und Siva wollte ihn nicht damit quälen. Er erklärte Varans Frage noch bevor dieser selbst dazu kam, aber wirklich schlüssig war Ganners Antwort nicht. Wenn es doch logisch war, dass man nur hustete, wenn man krank war, musste man ja nicht fragen, es sei denn VIRUS! Wie hatte sie das vergessen können. Aber Varan fragte doch nicht nur deswegen, nein, nein, er fragte sicher, weil er sich sorgte. Um Ganner und nicht um das Virus, da war Siva sich sich… Seuche. Na toll. So viel zu ihrer Einschätzung. „Varan… hiermit entbinde ich dich, kraft meines Amtes als Jedi-Ritterin, allen bisherigen, militärischen Pflichten“ Nicht, dass sie die Befugnis dazu hatte, aber so lange Varan das nicht wusste, warum nicht! Zum Glück kam der nächste Herr erst, als Siva das schon ausgesprochen hatte. Längere Haare hatte er, wenn auch nicht so wie Varan.
„Ach quatsch, hock dich zu uns und du kannst ruhig länger bleiben“, begrüßte sie den anderen (Mas), als Varan schon wieder sprach und Sivas Augen automatisch zu ihm wanderten. „Bis der Magen übersäuert, dauert’s lang. Und den Vitaminen ist es reichlich wurst, ob man sie hinunterschlingt, oder hinunter würgt. Die landen schließlich entweder am Ende im Urin, oder im Fett. Also wird es viel eher problematisch, wenn man zu viel trinkt oder zu wenig Fett zu sich nimmt.“ Jetzt sprachen sie nicht ernsthaft über gesunde Ernährung? Bei ihren Hörnern, solche Gespräche hatte sie nicht mal mit Satrek geführt.
„Aber um das Ganze nicht zu langweilig zu gestalten, sollten wir das Thema wechseln. Ich mein, ich hab Hunger. Und gesund ist das, was ich hier esse nicht. Dafür aber, schmeckts umso besser. Und mein magen sagt, dass er das gut findet. Und ich will nicht, dass meine Ohren meinem Magen was einreden…“ Von Übersäuerung und co. Ne, ne, ne.

[Coruscant - Jedi-Tempel - In der Kantine] Ganner, Siva, Varan, Mas
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian

Er sagte kein Wort - aber Eowyn ließ ihm auch keine Gelegenheit dafür. Daran verschwendete sie nicht einen einzigen Gedanken, alles, was sich momentan in ihrem Kopf drehte, waren nur Ians Worte von vorhin. „Ich möchte, dass du mein Raumschiff bekommst, wenn ich sterbe." - "Es ist ein gutes Schiff und alles was darauf gehört, soll dir gehören." - "Ich kann jemanden darum bitten, es dir am Ende zu geben.“ Das waren keine "Was wäre wenn"-Worte gewesen. Das waren pure Tatsachen. Er hatte aufgegeben.
Aufgegeben.
Einfach aufgegeben...
Er würde sterben.
Sie wusste nicht genau wann, und auch nicht wie, aber es würde nicht lange dauern. Spätestens, wenn das Virus irgendwann eingedämmt war...
Ihr war klargewesen, dass die Chancen dafür hoch waren. Dass die Republik Ian vermutlich würde tot sehen wollen. Aber so lange sie noch bis zum Schluss kämpften war da eine minimale Chance, es
war möglich - aber wenn Ian aufgab, dann war alles verloren.

Und das konnte sie nicht akzeptieren.

Sie wollte weg von Ian, einfach nur weg - gar nicht so sehr, um sich zu sammeln, denn was interessierte es schon, was er von ihrem Ausbruch hielt, oder gar jemand anderes. Nein, sie wollte Abstand, wollte nicht mehr seine Miene sehen, seinen Blick, der Blick, den sie gerade zwar überhaupt nicht deuten wollte, der ihr aber zumindest genau sagte - er hatte aufgegeben.
Das Atemgerät, das sie nach ihm schleuderte, das sie nach ihm, der Republik, dem Geheimdienst, den Jedi, dem Imperator, der Ungerechtigkeit der Galaxis und dem Virus schleuderte, hielt kurz vor seiner Brust an. Beinahe frustrierte sie das erneut, viel lieber wäre es ihr gewesen, es wäre hinter ihm an der Wand einfach zerschellt, aber was sollte es schon.
Den Raum hatte sie danach blitzartig verlassen. Weg, nur weg von hier. Weg von Ian und seiner... seiner abstoßenden Ruhe, mit der er über seinen Tod sprach. Wie hatte er einfach aufgeben können? Wann war das passiert? Blindlings lief sie einige Schritte den Flur entlang, als sie seine Stimme hinter sich hörte - er musste ihr gefolgt sein. Warum konnte er sie nicht einfach gehen lassen? Ihn einfach stehen zu lassen, das brachte sie trotz ihrer Wut und Traurigkeit nicht über sich, so hielt sie zumindest an, stützte sich mit der rechten Hand an der Wand ab und richtete den tränenverschleierten Blick gen Boden.
Natürlich musste er vom schlimmsten ausgehen. Das tat sie doch auch! Aber es war etwas anderes, davon auszugehen, als völlig aufgegeben zu haben, und das hatte er, das hatte er schon längst! Von Anfang an. Ihre Hände ballten sich erneut zu Fäusten, und dieses Mal hatte sie zumindest noch genügend Beherrschung, um nicht auf die Wand einzuschlagen.
Es ging ihm nur um sie. Fantastisch! Er kümmerte sich so viel darum, dass es ihr gut ging, wenn er fort war, dass er sich gar nicht mehr darum scherte, dass es die Möglichkeit gab, dass er vielleicht gar nicht würde sterben
müssen!
Er gab nicht auf? Er kämpfte? Eowyn schnaubte laut. Natürlich kämpfte er. Oh, wie er kämpfte, wirklich!

Am liebsten würde sie einfach gehen. Ihn stehen lassen. Wollte er wirklich, dass sie so, wie sie sich gerade fühlte, mit ihm sprach? Offensichtlich wollte er - und sie war es Leid, immer nur daran zu denken, ob sie sich richtig verhielt. Das hier, das war nicht irgendeine Mission, das war nichts, was mit den Jedi zu tun hatte, das war
privat - und so bedeutend, so tiefgehend, dass es nur sie etwas anging. Es tat weh, so unglaublich weh, zu wissen, dass Ian bald nicht mehr mit ihr sprechen würde, selbst der Gedanke an ihre Diskussionen schmerzte. Und das alles nur, weil er einfach nicht richtig kämpfte! Und sie würde sich nicht selbst noch mehr quälen, indem sie ihre Wut und ihren Schmerz, ihre Enttäuschung und alles andere darüber verdrängte. Sie... wollte einfach nicht.

Langsam drehte sie sich trotzdem zu Ian um, starrte ihn an. Vor allem den letzten Satz... ihn konnte sie nicht einfach so stehen lassen.

Du kämpfst nicht, sagte sie hart und bemühte sich kein bisschen, den Schmerz aus ihrer Stimme zu verbannen. Du hast bei Joseline nicht gekämpft, nicht bei Wes und auch nicht vor Duval. Du hast... du hast dagesessen und alles akzeptiert. Du hast nicht ein Mal darum gebeten, Gnade walten zu lassen, du hast nicht ein Mal begonnen, dich zu verteidigen oder für dich einzutreten. Ich... ich habe es akzeptiert, ich dummes Bantha, ich dachte, es ist dein Weg, du würdest deinen eigenen Weg gehen, du müsstest dich erst einmal zurecht finden, aber wie dumm ich doch war! Sie lachte kurz humorlos auf. Verdammt, kümmere dich darum, bei mir zu bleiben, und nicht darum, wie es mir geht, wenn du gegangen bist! Letzten Endes wirst du in diesem Punkt ohnehin nicht viel ändern können, kapierst du denn nicht, was du mir bedeutest? Wieder war ihre Stimme immer lauter geworden, auch wenn sie dieses Mal noch nicht schrie. Dass sie hier auf dem Flur standen... nun ja, dann gab es in der Kantine eben wieder ein wenig neuen Klatsch. Ich gehe auch vom schlimmsten aus, aber... Ian, du sagtest WENN ich sterbe. Wenn. Kapierst du das nicht? Ihre Stimme überschlug sich ein wenig. Wenn! WENN! Du... du redest davon, als wäre die Exekution schon längst angesetzt! Langsam, aber sicher, bekam sie das Gefühl, hysterisch zu werden. Kapierte er das nicht? Sah er das nicht? Verdammt noch mal! Eins lass dir gesagt sein, mit dem Finger der rechten Hand deutete sie auf ihn, ich werde das sicher nicht zulassen. Ich habe viel zu lange zugesehen und bin sanft und vorsichtig vorgegangen, um dich nicht zu bevormunden. Um deinen Willen zu respektieren. Aber damit ist jetzt Schluss. Wenn ich deinen Willen missachten und deine Verachtung auf mich ziehen muss, um dich zu retten, dann werde ich das verdammt noch mal tun! Zitternd stand sie da und blickte Ian an, wütend und entschlossen - und das alles hatte einen großen Vorteil: Sie musste nicht mehr an die Angst und die Enttäuschung denken, die knapp unter der Oberfläche auf sie warteten.

Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
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Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn

Immerhin blieb Eowyn stehen, doch ihre Rage war nicht besser geworden, ihr Schnauben war Hinweis genug und ihre geballten Fäuste erst recht. Noch drehte sie ihm den Rücken zu und Ian war nicht sicher, ob er den Ausdruck ihrer Augen überhaupt sehen wollte, denn sicher hatte auch dieser sich nicht geändert. Wahrscheinlich wäre es am besten, er ließe sie einfach gehen und sich beruhigen, aber irgendwo war da die leise Hoffnung, dass es ihm doch noch gelänge, sie zu erreichen. Vielleicht, wenn er ihr sagte, dass er nicht aufgab? Sie drehte sich um, doch Eowyns Gesicht war nicht weicher geworden, dass Starren ihrer Augen war so unangenehm wie eben und Ian wappnete sich innerlich erneut. Sie war wütend. Was auch immer sie nun zu sagen hatte: Sie war wütend und in Rage sagte man Dinge, die man… Nun, eigentlich sagte man in Rage Dinge, die man dachte, sich aber sonst nicht zu sagen traute. Waren sie nicht in ähnlichen Positionen, mit dem Unterschied, dass er versucht hatte Ruhe walten zu lassen? Eowyn war von Ruhe weit entfernt, ihre nächsten Worte verrieten es, sie klang beinahe so, wie vor Tagen, als sie Okin gemaßregelt hatte. Er kämpfte nicht? Ian verzog das Gesicht, denn das saß, obwohl er sich vorgenommen hatte, ihre Worte nicht zu nahe an sich zu lassen – was sie da sagte saß. Er kämpfte nicht? Natürlich, weder hatte er es bei Joseline, noch bei Wes, noch bei Duval getan? War das ihr Ernst? Ian schloss die Augen, atmete tief durch.

Sie ist wütend. Wütend und unfair.
Sonst hätte sie erkannt, dass sie sich irrte oder die Sache ganz verzerrt sah. Allein das Gestehen war ein Kampf gewesen
Keine lächerliche kleine Erzählung. Kein Märchen über einen Bösen, dessen Herz gut geworden war. Wahrheit. Er hatte seine traurige Wahrheit nennen müssen, seine furchtbaren Taten und das hatte er aushalten müssen. Jedes Mal hatte er das getan, hatte damit rechnen müssen, sofort auf Vorurteile und Vorwürfe, auf Unverständnis, auf Urteile zu stoßen. Aber er hatte nicht gekämpft? Konnte das wirklich ihr Ernst sein? Seine Bemühungen sich den Jedi zu öffnen, ihnen neutral entgegen zu treten, überhaupt hier zu sein - was war das ihrer Meinung nach?

Doch er würde nicht so reagieren wie sie, nein. Am Ende stritten sie beide lautstark auf dem Flur und das würde Ian den Jedi nicht gönnen.
Als Ian die Augen wieder öffnete, war seine Stirn noch immer in Falten gelegt.
„Ich habe Joseline, Wes und Duval einen Bericht abgegeben und keine Verteidigungsrede halten müssen, Eowyn.“ Offensichtlich aber, war Eowyn das nicht genug gewesen. „Ich habe Joseline gesagt, dass es mir leid tut, was, sag mir, was hätte ich an deiner Stelle tun sollen?“ Obwohl Ian noch immer ruhig sprach, spürte er deutlich, dass es ihm schwerer fiel, diese Ruhe zu bewahre, denn Eowyn reihte Vorwurf an Vorwurf und war alles andere als leise dabei. „Und Wes ist nur ein Jedi, genau wie Joseline, was auch immer ich ihnen sage, hat keinen Einfluss darauf, wie die Republik entscheiden wird.“ Duval. Natürlich, hier hätte er flehen können und dann?
„Weißt du was Duval getan hätte, wenn ich ihn um Gnade gebeten hätte?“ Zeit für eine Antwort ließ Ian ihr nicht. „Er hätte gesagt, dass ich meinen Opfern diese Gnade auch nicht gewährt habe und ich hätte ihm rein gar nichts entgegen können. G a r n i c h t s.“ Jetzt lag auch etwas Härte in seiner Stimme, denn Eowyn sah die Angelegenheit nur von ihrem Standpunkt aus. „Glaubst du, ein ‚Tut mir Leid', hätte seine Meinung geändert? Hast du nicht gehört, was er über Imperiale gesagt hat und über das, was sie mit seinen Kameraden getan haben?“ Am Ende wäre jedes Wort nur eines zu viel gewesen und hätte den Agenten nie erreicht – genau wie keines von Ians Worten Eowyn erreichte. Erneut erhob sie ihre Stimme und nun war Ian derjenige der überlegte, ob er nicht umdrehen und sie stehen lassen sollte. Machte es Sinn mit ihr zu sprechen, wenn sie gerade so unzugänglich war? Sie verstand nicht, was er versucht hatte zu sagen. Wenn er sich darum kümmerte, wie es ihr ging, wenn er gegangen war, dann doch nur, weil sie ihm auch etwas bedeutete, weil er kämpft. Außerdem war das sicher nicht das einzige, was er zu tun gedachte. Ob er kapierte? Die Frage hätte Ian ebenso gut zurückgeben können. „Was ich kapiere ist, dass du wütend bist und was ich auch kapiere ist, dass ich gerade nichts sagen kann, um das besser zu machen.“ Doch Eowyn nahm seine Worte auseinander, suchte sich einzelne Wörter heraus, mit denen sie ihre eigene Interpretation stützen konnte. Eine Interpretation, die einzig und allein ihre eigene Deutung enthielt und nichts weiter zuließ. Keine Frage, nur das, was sie glaubte – und das machte Ian wütend, denn sie drängte ihn in eine Position, tat so, als sei er der Feigling, der alles akzeptierte, als ruhe er sich aus. Das war nicht fair, nein und sie durfte wütend sein, wie sie wollte, aber das war zu ungerecht und entsprach nicht der Wahrheit.
Ja, verdammt, wenn ich vom schlimmsten ausgehe, ist da natürlich ein WENN und kein wäre,“ war der erste Satz, dem die Ruhe fehlte, der deutlich lauter ausgesprochen wurde. Aber wollte er hier mit ihr streiten? Ian besann sich eines Besseren, hob kurz beide Arme, murmelte ein „Okay“, um sich zu beruhigen. Nein, er würde nicht laut werden, noch weniger würde er schreien, so sprach er nicht mit Eowyn. „Das alles hier ist gerade nicht sanft und noch weniger vorsichtig und wenn du jetzt etwas völlig kopfloses tun willst,“ was du spätestens übermorgen bereust, wie es ihm durch den Kopf schoss, „werde ich dich nicht aufhalten. Aber ich bitte dich darum: beruhigen dich! Bisher haben wir kein einziges Mal darüber gesprochen, was ich, oder was du willst, was diese Sache betrifft.“ Nun, doch. Sie wollte, dass er kämpft, vermutlich indem er um Gnade flehte, um Verzeihung bat und sich verteidigte. Aber gegen was und gegen wen? Sie konnte nicht davon sprechen, seinen Willen zu akzeptieren, wenn er keine Stellung bezogen hatte und wenn sie seinen Willen nicht einmal wirklich kannte.
„Ich bin hier gekommen Eowyn, obwohl ich die Gelegenheit gehabt hätte, es nicht zu tun. Ich hätte nach dem Gespräch mit Joseline gehen können und ich habe es nicht getan – jetzt wäre da gar keine Möglichkeit mehr. Ich sehe das als Kampf für diese Sache, versuchte er ruhig zu erklären, sie zu erreichen, ihr begreiflich zu machen, "das ist meine Handlung um deutlich zu machen, dass es mir ernst ist, das ist meine Art um Verzeihung zu bitten . Dir fällt etwas ein um mich zu retten?“ Wenn Eowyn eben humorlos gelacht hatte, war nun Ian in dieser Position. „Was auch immer das ist, es wird nichts ändern, denn wenn du dich an meiner statt entschuldigst, hat das keinen Wert und am Ende wird man dir Blindheit aus Liebe vorwerfen.“ Duval hatte nicht umsonst diese Frage über ihre Verbindung gestellt. Würde er sich noch mehr bestätigt steigerte das natürlich unwahrscheinlich Ians Chancen.
"Wenn ich etwas unüberlegtes tue, wenn ich etwas falsches tue, wenn ich weniger akzeptiere, Eowyn, dann gebe ich der Republik doch nur das Gefühl, dass ich noch immer gegen sie bin." Warum konnte Eowyn nicht wenigstens versuchen das zu sehen? Oder auch mir einzubeziehen?

Weil sie wütend ist.

„Das einzige was du gerade missachtest, sind meine Gefühle und vielleicht die Logik und was ich will ist, dass wir aufhören, die Zeit, die wir haben – und wehe du interpretierst das wieder nach deinem Gutdünken – mit solchen Streitereien zu füllen.“ Drohung? Warnung? Bitte? Irgendwie war es alles zusammen, viel eher aber war es der Wunsch danach, dass sie endlich aufhörte, seine Worte zu sezieren.

Eigentlich war das allgemein der Punkt, an dem Ian sich umdrehen und hätte gehen sollen, es war genau das, was einem weiteren Wunsch von ihm entsprach. „
Du würdest mir unwahrscheinlich damit helfen, wenn du mir einfach sagst, was du von mir erwartest. Ich soll dafür kämpfen, bei dir zu bleiben? Nenn mir eine einzige kluge Strategie und ich werde sie umsetzen“ Worte, die er ernst meinte und die er nicht klingen ließ, als wäre Eowyn dumm und wüsste nicht. Um Gnade bitten war keine Strategie, das wusste er aber auch. Worte waren Worte und nichts weiter. „Wenn sie sehen, dass ich etwas tue, wenn sie sehen, dass ich mich einsetze, sagt das viel mehr. Zumindest… zumindest würde es mir das sagen.“

würde Eowyn erneut laut werden, er würde gehen, denn auch seine Geduld hatte ein Ende und auch in seinem Kopf, ja beinahe in seinem Herzen, wollten sich Vorwürfe breit machen. Aber all das hatte keinen Sinn.

"
Ich werde das nicht hier mit dir klären," war demnach für ihn sehr angebracht zu sagen, als Ian sich zurück in Richtung Zimmer bewegte. Ihm war sehr danach, heute gar nichts mehr mit Eowyn zu klären - denn es schien unmöglich und war er ehrlich zu sich selbst, wollte er sie jetzt gerade am liebsten auch nicht sehen, nicht hören und nicht sprechen. Vor allem nicht so - nicht so. Sie schrien sich nicht an und bedeckten sich gegenseitig mit Vorwürfen.

Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn
 
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Es war eine recht illustre Runde, zu der Mas sich da gesellt hatte. Eine Zabraki und zwei Menschen, der eine mit langem blonden Haar und unbewegtem Gesichtsausdruck, der andere, offensichtlich etwas Älter, mit einem soldatischen, braunen Kurzhaarschnitt. Ebenfalls fiel ihm auf, dass beide einen Bart trugen. Auch kam er nicht umhin, dass er die Auren der Drei wahrnahm. Während es sich bei der Zabraki eindeutig um eine bereits trainierte Jedi handelte, so waren die beiden Menschen eindeutig neu hier. Während der Kurzhaarige sehr von verschiedensten Emotionen bewegt wurde, war der langhaarige quasi das genaue Gegenteil. Ähnlich wie sein Gesichtsausdruck, ließ auch seine Aura keine wirklichen Gefühlsregungen erkennen.

Was Mas allerdings erkannte, als er einen weiteren Bissen des Omelette in sich hineinstopfte, war dass er hier gerade eine offenbar lebhafte Unterhaltung unterbrochen hatte. Während er also bereits kaute, antwortete ihm nun der Kurzhaarige Neuling (Ganner) zuerst. Mas glaubte in seinen Worten ein wenig Resignation zu erkennen, er wünschte ihm aber dennoch guten Appetit. Da Mas sich aber auch direkt neben ihn gesetzt hatte, konnte er seinen Unmut doch ein wenig verstehen. Sein Nachbar bekam also als Erstes einen mit vollen Backen unterstrichenen, entschuldigenden Blick zu sehen, nachdem Mas erst einmal weiterkaute.

Als nächstes war es nun an dem Blonden (Varan), Mas zu antworten. Doch er beließ es nicht dabei, ihm einen guten Appetit zu wünschen, sondern schloss dem ganzen direkt einen Vortrag über die korrekte Nahrungsaufnahme an. Er selbst war weiterhin erst einmal noch mit Kauen beschäftigt und konnte dem Vortrag erst mal nur ein vielleicht etwas kaltes Schulterzucken abgewinnen. Er sollte wohl etwas kleiner Bissen zu sich nehmen. Mas achtete allerdings sowieso wenig, auf seine Nahrungsaufnahme. Für ihn gab es auf der einen Seite die nötige Nahrungsaufnahme, die bedeutete, zu Essen um nicht zu sterben und seinen Körper auf Trab zu halten und auf der anderen Seite den Genuss, was alles war, was man eigentlich nicht brauchte. Während er früher und auch während seiner Zeit mit Nei auf Ruusan eher nur das nötigste zu sich genommen hatte, so versuchte er hier eine Balance zwischen beidem zu halten und wer konnte den Kuchen am Mittwoch schon wiederstehen?

Nun Ergriff auch die Zabrak (Siva) das Wort und minderte die Worte des Blonden ein wenig, wobei sie selbst ihre Meinung dazu nannte. Nun war Mas auch endlich mit Kauen fertig und konnte sich nun um eine Antwort bemühen, während die andere Jedi ebenfalls ihren Appetit verkündete und um einen Themawechsel bat. Mas stimmte dem mit einem stummen Nicken zu.

"Ja, ich pflege beim Essen eigentlich auch auf komplizierte biologische Vorträge zu verzichten", meinte er fast schon etwas knapp. "Ich glaube, es ist nun angebracht, dass ich mich erst einmal vorstelle: Mein Name ist Mas Nerlo und ich bin meines Zeichens Ritter des Jedi-Ordens", stellte er sich nun offiziell, mit seiner Gabelbewährten Hand auf sich deutend, vor.

Ihm war es auch grundsätzlich ziemlich egal, was er zu sich nahm, wobei er mittlerweile doch wenn er es konnte auf etwas auf den Geschmack Wert legte.

"Ich nehme mal stark an, ihr seid nicht die Freunde des ungesäuerten Magens und haltet hier gerade eure Jahresversammlung ab, oder?", was wenn er wirklich ihren kleinen Interessenszirkel gesprengt hatte? Das wäre sicherlich nicht gerade Jedihaft, doch jetzt war es dafür sowieso zu spät. Und ein Jedi glaubte nicht an Zufälle, also schien es von der Macht gewollt zu sein, dass er hier gelandet war. Vielleicht brauchte er dringend Ernährungstipps?

Hatte er nun das Thema wieder zurück auf Mägen und ihre Säuren gelenkt? Während der nächste große Bissen Omelette in seinem Mund verschwand grübelte Mas etwas über diese Frage, er würde sowieso erst mal nicht reden können, ohne das seine Sitznachbarn auch unfreiwillig von dem Omelette aus seinem Mund probieren müssten. Und auch wenn es wirklich köstlich war, wollte er dies den dreien nicht antun.


[Core | Corusca-Sektor, Coruscant | Jedi-Tempel, Kantine | Mas, Siva, Ganner und Veran]
 
Coruscant, Vergnügungsviertel - Hintereingang der Tierarztpraxis - Trupp Delta 2: Soldaten der Mynock-Kompanie, Keira, Elise und Wes

Wes war sich nicht ganz sicher, ob Elise wusste, dass er nichts für die ›Poesie‹ der beiden Feinde konnte. Ihrem Blick nach zu urteilen war gut möglich dass sie dachte, die mäßig charmanten Worte der beiden stammten von ihm. Schlimmer und wichtiger war allerdings, dass aus den beiden sonst nichts herauszukriegen war, so dass sie betäubt ungefähr genauso hilfreich waren wie im wachen Zustand. Außerdem konnte er ohne die lästigen Zuhörer viel freier und entspannter mit der hübschen Alderaanerin reden, die noch keinen Unterricht in Geistestricks gehabt hatte. Dass sie dazu einen Vergleich mit der Computertechnik bemühte, war einfach nur… sexy.

»Ich mag Frauen, die sich mit solchen Dingen auskennen,«

Grinste er anzüglich.

»Dein Vergleich ist auch gar nicht schlecht, allerdings würde ich nicht behaupten, die Datei würde gelöscht. Vielmehr schiebst du dem Betreffenden eine andere Datei unter, die anstelle der ursprünglichen aufgerufen wird – das geht ja bei Computern und wenn man es richtig anstellt, auch bei Droiden. Die ursprüngliche Denkweise, die Datei, ist ja nicht weg, sie kommt zurück, wenn der Effekt nachlässt. Im Moment erscheint es ihm korrekt und danach wundert er sich im besten Fall, wie er auf die Idee kam. Wie eine Fehlschaltung im Gehirn; sicherlich hast du auch schon mal einen absurden Fehler bei einer alltäglichen Handlung gemacht und hast dich danach gefragt, wie dir das nur passieren konnte. Mir passiert sowas jedenfalls ständig.«

Die Jedi grinste als er freilich maßlos übertrieb.

»Die Datei löschen, ja, das gibt es auch. Zum Beispiel waren die schönen Komplimente der beiden Herren immer noch ihre eigenen, nicht meine. Mir wäre da zuallererst dein liebreizendes Antlitz eingefallen, Elise. Außerdem gab es einen gewissen Punkt, der bei den beiden nicht ohne weiteres zu überschreiten war, wie eben die Frage nach der Tasche. Es gibt eine weiterführende Technik, die tatsächlich den Willen des Betreffenden bricht, diese gehört aber zur dunklen Seite. Denn wie das Wort ›Brechen‹ eigentlich schon sagt, geht dabei etwas kaputt. Wenn man eine Datei löscht, ist deren Inhalt verloren. Den Körper einer Person verletzen ist eine Sache, den Geist aber, das ist weitaus schlimmer. Es gibt wohl nur wenige denkbare Fälle, bei denen ein Jedi tatsächlich auf diese zurückgreifen würde.«


Wes' Vorträge hatten sie nun schon eine ganze Weile aufgehalten, da hatte Elise auch völlig recht. Langsam war es Zeit, wieder zu den anderen zu stoßen und vielleicht hatte sie es geahnt, denn im nächsten Moment kam der Funkspruch von Admiral Blade. Beziehungweise, was hieß Funkspruch? Sie konnten seine Stimme, wenngleich leise, durch die Gänge des Gebäudes hallen hören.


»Team Delta Zwo; Keira, Mynocktrupp: haltet weiterhin die Ausgänge im Auge und achtet auch ungewöhnliche Vorgänge. Wir wollen nicht noch weitere Überraschungen erleben. Elise und ich stoßen zu Delta eins. Wes Ende.«


Das gesagt, wandte der Taanaber sich wieder an die ihm anvertraute Padawan.


»Du hast natürlich völlig recht – lass' uns gehen. Um den Geistestrick auszuprobieren, würde ich dir übrigens eine befreundete Person, vorzugsweise natürlich machtsensitiv. Was du versuchst, sollte die Zielperson auch wollen – schon, damit es dir am Anfang leichter fällt. Wenn nach dem Einsatz noch Zeit ist, übe ich gerne noch ein wenig mit dir. Ansonsten kommt natürlich auch Markus in Frage oder ich bringe ihn mit einem Geistestrick dazu, mit dir zu üben.«

Elises Stütze nahm Wes natürlich gerne an – nicht, weil er darauf angewiesen gewesen wäre, sondern weil man so ein Angebot einfach nicht ausschlug. Außerdem wurde er ja auch nicht jünger und das hatte ihm das kleine Scharmützel durchaus gezeigt. Am Arm und am Rücken verletzt war schon eine ziemliche Bilanz für den kurzen Auftritt.

Die ›Tierarztpraxis‹ oder was immer es nun wirklich war, war überaus verwinkelt gebaut. Man kannte das Prinzip von zweckentfremdeten Wohngebäuden, in denen der ursprüngliche Zuschnitt noch erkennbar war. Bei Arztpraxen war das ja kein seltener Vorgang, allerdings hatte Wes keine Anhaltspunkte, ob dem wirklich so war. Das Gebäude verbreitete weder das Flair einer Arztpraxis noch einer Wohnung, sondern wirkte schon eher militärisch. Erstaunlich, wie so etwas so lange unter dem Radar der Behörden bleiben konnte – obwohl andererseits, bei einer Stadt dieser Größe und dem anfänglichen Chaos nach der Machtübernahme…

Schließlich erreichten sie eine klemmende Tür – jedenfalls brachte Elise sie nicht auf Wes versuchte es mit seiner intakten linken Hand gar nicht erst. Die Macht verriet ihm aber, dass sie unverschlossen war. Die junge Frau löste das Problem jedoch mit unerwartet heftigem Körpereinsatz.


»Respekt! So viel Kraft hätte ich dir gar nicht zugetraut,«

Meinte Wes ehrlich bewundernd und fühlte sich nun erst recht in der Entscheidung bestätigt, sich von der unerwartet sportlichen jungen Dame stützen zu lassen. Anschließend fiel sein Blick aber auf die Szenerie, die dahinter lag: Markus und Admiral Blade beugten sich vor einem Lüftungsschacht in Bodennähe; dieser war von Gesteinsbrocken, mutmaßlich von der in Mitleidenschaft gezogenen Wand übersäht und Duval kniete über eine anscheinend schwer verletzten Imperialen, die klang, als wollte sie gerade ein Geständnis machen, wenn sie nicht zuvor eins mit der Macht wurde. Wes konnte sehen, dass Elise die Verhörmethoden Arkadis missbilligte, die womöglich zum Zustand der Dame beigetragen hatten, der Rat wusste aber auch, dass Jedi in Situationen schon weitaus Schlimmeres getan hatten. Den Willen einer Person völlig zu brechen zum Beispiel, das Thema hatten sie ja gerade erst. Wes sah die Padawan an und fragte sich, ob sie sich gerade dran erinnerte.

»Ich hoffe, ihr habt uns wenigstens ein bisschen vermisst?«


Fragte der Jedi flapsig, eilte zu Arkadi und kniete vor der fremden Person. Als Heiler war Wes zwar nicht zu gebrauchen, aber jedes bisschen konnte helfen, zudem musste der angeforderte MedRunner jeden Moment hier sein.


»Ich habe medizinische Unterstützung angefordert, die jeden Moment eintreffen müsste,«


Sagte dem Geheimagenten und ergriff sodann die Hand der Frau. Schaden konnte es nicht, die Macht ein wenig in ihren Körper fließen zu lassen.


Coruscant, Vergnügungsviertel - Hintereingang der Tierarztpraxis - Trupp Delta 1, War, Arkadi, Markus, Elise und Wes
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian

Er verstand es einfach nicht. Wes war einfach nur ein Jedi? Stang, er war Rat, ein geachteter noch dazu. Und die Jedi waren vielleicht nicht die Republik, aber sie besaßen einen gewissen Einfluss. Sie konnten durchaus Dinge in gewissen Freiräumen handhaben - das musste Ian doch alleine schon durch die Tatsache, dass er nicht in einem Gefängnis vor sich hin verrottete, klar sein! Sie schüttelte den Kopf, wollte ihm genau das sagen, aber Ian hatte natürlich noch mehr zu sagen. Duval. Und genau das war es, was Eowyn Ian vorwarf, und was er einfach nicht verstand - er hatte es ja nicht einmal versucht! Er war davon ausgegangen, dass Duval ihn einfach abgeschmettert hätte. Und dabei - wo war der Unterschied zwischen ihm und ihr? Wo? Er hasste das Imperium. Sie verachtete die Sith. Sie standen beide auf Seiten der Republik. Und dennoch hatte sie Ian zugehört. Wieso sah er nicht, dass es Möglichkeiten gab, dass nicht alle so blind und borniert waren, wie er sich das vorstellte? Was wäre so schlimm daran gewesen, es wenigstens zu versuchen? Sprachlos starrte sie ihn an. Wieso sah er die Parallelen nicht? Wieso sah er nicht, dass es Chancen gab? Ja, auch sie hatte Duvals Worte gehört. Ja, auch sie war hinterher der Meinung gewesen, dass es für Ian kaum Möglichkeiten gab. Aber... wie sollte Duval auch eine andere Meinung haben als die momentane? Er hatte mit Ian nicht richtig geredet. Es war ein Verhör gewesen, trotz allem, und Ian hatte nur um Aufschub gebeten. Nicht um mehr. Und das - das war einfach zu wenig, wenn es um sein Leben ging.

Aber wenigstens in einem Punkt hatte er Recht. Nein - momentan konnte Ian nichts tun, um sie zu beruhigen, denn er
verstand einfach nicht.
Genauso wenig, wie er sah, wie wichtig das Wort "wenn" war. Würde er noch Chancen sehen, dann wäre da ein "falls". Es war gar nicht mal eine bewusste Entscheidung, die er getroffen hatte, es war eine unbewusste, eine, die so viel aussagte. Über so etwas dachte man nicht nach, und es war kein Vorwurf über das Wort an sich - es war ein Vorwurf über das, was dieses Wort aussagte. Nämlich einfach alles. Er selbst legte Worte doch auch oft genug auf die Goldwaage, er sollte wissen, was diese Dinge bedeuteten!
Natürlich war das alles nun nicht mehr sanft. Nein, diese Zeit war vorbei, darauf konnte er wetten. Sie würde sich nicht mehr zurückhalten. Sie hatte zumindest einen kleinen Einfluss - und den würde sie ab sofort nutzen, koste es, was es wolle. Kopflos! Dass sie nicht lachte. Erneut schüttelte sie den Kopf, dieses Mal fassungslos. Nein - langsam gewann sie ihren Kopf zurück. Sie war lange genug viel zu passiv gewesen, Ians Anhängsel, immer darauf bedacht, keinen erneuten Fehler zu machen - und dabei war genau das der Fehler gewesen. Das würde ihr nicht mehr passieren, nein. Und was sollten sie schon besprechen? Sie wollten beide, dass Ian überlebte, punkt. Mehr gab es da nicht.

Und wenn er gegangen wäre - dann wäre er ohnehin schon
längst tot oder in Gefangenschaft. Die Jedi hätten seinen Verrat nicht geheimgehalten, und der Imperator hätte Ian vermutlich schon lange in seinen Fingern. Der republikanische Geheimdienst wäre vermutlich nicht schnell genug gewesen, um ihn vor ihm zu schnappen. Es gab schließlich einen Grund, weshalb sie ihn gebeten hatte, zu bleiben, obwohl sie wusste, dass die Chance bestand, dass das Ende gleich werden würde - weil es eben auch noch die Chance auf ein anderes Ende gab. Ansonsten hätte sie ihn niemals gebeten...
Und das sah er nach außen hin als Kampf? Es mochte sein, dass es für ihn einer war - nein, es war sogar ganz sicher so. Aber wer von den Räten, von der Republik, würde das so sehen? Um Verzeihung bat man nicht stumm.
Dann aber riss Ian sie ein wenig aus ihrer Wut und Verzweiflung. Was auch immer sie tat, es würde nichts ändern? So sah er das also? Hatte er von Anfang an so gedacht, oder war diese Erkenntnis erst später gekommen? Es traf sie. Hatte er kein Vertrauen in sie? Hielt er sie für zu schwach? Für zu wenig durchsetzungsfähig? Hatte er deshalb mit ihr bisher nicht über dieses Thema gesprochen? Sie nicht um Unterstützung gebeten? Unwillkürlich trat sie einen kleinen Schritt zurück. Ian hatte schon längst weitergeredet, aber dieser Satz von ihm ging Eowyn nicht aus dem Kopf. "Was auch immer das ist, es wird nichts ändern"... Er vertraute ihr nicht. Und ihrer Einschätzung.


Ian wollte also, dass sie die restliche Zeit damit verbrachten, so zu tun, als sei alles in Ordnung? Oder was? Dass sie sein Testament einfach schulterzuckend hinnahm? Dass eine eventuelle Exekution völlig in Ordnung war? Das konnte sie nicht. Sie konnte es für einige kurze Zeiten verdrängen, aber sie konnte es nicht vergessen. Was erwartete er eigentlich?
Als hätte er ihre Gedanken gehört, fragte er nun genau das Gegenteil. Hatte sie nicht schon gesagt, was sie von ihm erwartete? Nach Strategie? Ian hatte vorhin gesagt, dass nichts, was sie tat, etwas ändern würde - weshalb sollte sie überhaupt etwas vorschlagen, wenn er ohnehin so ablehnend war?
Er ging immer nur von sich selbst aus. Was brachte sein Einsatz, wenn kaum einer ihn sah? Ihm würde das etwas sagen, aber er durfte doch nicht davon ausgehen, dass alle so dachten wie er! Weshalb hatte er sie nie gefragt, nie nachgehakt, was ihrer Meinung nach am besten wäre, wie die Dinge hier in der Republik liefen? Er zog sein Ding durch, gleichgültig, ob seine Strategie hier klug war oder nicht. Sie starrte ihn noch mehr an, als ihr das klar wurde. Er tat, was er für richtig hielt - nur würde das einfach nichts bringen!

Sie hatte ebenfalls keine Lust, hier auf dem zugigen Flur mit ihm zu diskutieren, aber
er war ihr schließlich nachgelaufen und hatte nicht zugelassen, dass sie sich zurückzog. Dieses Mal war es andersherum. Dieses Mal zog er sich zurück.
Sie sah ihm hinterher. Nein, sie wollte er hier nicht klären. Sie wollte überhaupt nichts klären. Sie wollte... sie wollte aufwachen aus diesem Alptraum. Dass alles vorbei war. Sie wollte doch einfach nur aufwachen...
Die Tränen waren kurzzeitig weniger geworden, doch nun nahmen sie wieder zu. Ihre Fäuste noch immer geballt, sprach sie schlussendlich doch.

Ich
habe dir damals zugehört, sagte sie mit unnatürlich hoher und zitternder Stimme, zum ersten Mal in halbwegs ruhigem Tonfall, und wenn Ian nicht stehenblieb, nun ja, dann eben nicht. Auf Nar Shaddaa, auf Coruscant und auf Va'art. Die Sith haben mir so vieles genommen, und ich habe dir trotzdem zugehört. Du nimmst Duval diese Möglichkeit. Du gibst ihm keine Chance, und damit auch dir. Und du unterschätzt den Einfluss des Rates.
Und mich.
Mir ist jetzt klar, wieso du nie nach meiner Hilfe gefragt hast. Aber ich werde...
Ihre Stimme versagte jetzt komplett, sie räusperte sich und fand sie dann dünn wieder. Ich werde dir zeigen, dass du dich irrst. Denn das hier ist meine Welt. Das war wieder zitternder als erwartet, aber ihre Wut und ihre Entschlossenheit kehrten langsam zurück. Meine Welt! Und jetzt ich bin nicht kopflos, ich habe... ich habe meinen Kopf endlich zurück!

Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Eowyn

Wie auch immer es ihnen gelang, in solche Situationen zu geraten, die zu viel abverlangten, die zu anstrengend waren: Sie waren meisterhaft darin. Sie starrte ihn nur weiter an und wenn Ian sich je entfernt von ihr gefühlt hatte, wenn da das Gefühl gewesen war, dass etwas zwischen ihnen stand, dann jetzt. Als er sie mehr oder weniger darum gebeten hatte, den heutigen Abend miteinander zu verbringen, hatte er nicht im Sinn gehabt, es auf diese Weise zu tun und er bereute – ja, er bereute – dass er nicht einfach dazu übergegangen war, weiter zu Heilen. Das wäre nur körperlich anstrengend gewesen. Doch das hier? War auf anderen Ebenen anstrengend und Ian hatte keine Lust darauf. Nein, er hatte keine Lust darüber, mit Eowyn über etwas zu streiten, dass ihn berührte, etwas, dass auch ihn betraf. Sie schwieg, nicht etwa, weil sie besonnener wurde oder sich beruhigte, nein, sie verstand nur wieder etwas falsch, er sah es deutlich an ihrem Gesicht, erkannte es, als sie einen Schritt zurück ging. Wollte er wissen, was sie nun schon wieder interpretierte? Wollte er wissen, welches Wort sie nun wieder aufregte? Wollte er wissen, was ihr jetzt schon wieder nicht in den Kram passte von dem, was er sagte? Die ganze Situation war absurd und sie war nicht fair. Eowyn nahm sich das Recht heraus ihn zu bewerfen, ihn anzuschreien und gleichzeitig waren da ständig Tränen die liefen oder die in ihren Augen glitzerten. Wie sollte er hier reagieren? Für Ian fühlte es sich an, als dränge sie ihn in die Ecke – in die Ecke des Buhmanns. In die Ecke desjenigen, der mit allen, was er tat, nur scheitern konnte.

Da waren noch immer ihre geballten Fäuste, da war noch immer das, was sie aussandte doch neben all dem, war da auch Ian und das, was er fühlte. Während Eowyn alles irgendwie heraus ließ, blieb ihm viel weniger die Möglichkeit dazu und auch das war nicht fair. Diese ganze verfluchte Situation war nicht fair. Als er weder sie, noch ihre Schritte hörte, drehte er sich, in der Türe stehend, zu ihr herum und da fand sie ihre Sprache wieder und ihre Stimme war zumindest kein Schreien mehr, aber der Inhalt besserte sich nicht – nicht für ihn. Sie hatte ihm zugehört, auf Nar Shaddaa, auf Coruscant und auf Va’art. Und dafür war er ihr dankbar gewesen,
immer und er hatte nie verlangt, dass sie ihm zuhörte. Sie hatte ihm trotzdem zugehört, obwohl ihr die Sith so viel genommen hatten. Sie hatte ihm trotzdem zugehört? Die Sith, das Imperium, lief es nicht immer wieder auf das Gleiche hinaus? Er unterschätze den Einfluss des Rates und natürlich auch den ihren. Ian seufzte, denn es hatte keinen Sinn und Eowyn formulierte es am Ende so treffend, wie sie es treffender kaum hätte formulieren können. Ihre Welt. Ja, ihre Welt. Schön und wunderbar für sie.

Weißt du was,“ fragte er müde, energielos, obwohl es eigentlich keine Frage war und lachte dabei humorlos auf, „du hast recht. Das hier,“ und er deutete mit beiden Händen um sich, „ist wirklich deine Welt.“ Es war ihre Republik, es waren ihre Jedi – es war all das, was er nicht war und dabei gab er sich Mühe. „Für dich ist es vielleicht einfach, sich hier zu bewegen, sich hier zurecht zu finden, hier zu leben und hier das richtige zu tun, aber ich, Eowyn, ich,“ und verzweifelt deutete Ian dabei auf sich, „bin kein Jedi, ich gehöre nicht zur Republik, ich habe dem Imperium gedient und das, beinahe so lange wie ich lebe. Und weißt du, wie es sich anfühlt, hier zu sein? Willst du es wissen? Soll ich es dir sagen?“ Seine Hilflosigkeit wandelte sich um in Schmerz. „Furchtbar.“ Das böse Imperium, die bösen Sith, er hatte dazu gehört und nie, nicht ein einziges Mal hatte er dabei abgestritten, dass das Imperium oder die Sith Gräueltaten begangen hatten. Eowyn erinnerte ihn daran, Duval hatte ihn daran erinnert, Alisah hatte ihn daran erinnert und eigentlich, eigentlich erinnerte jeder Jedi ihn daran.

„Ich weiß nicht, wie es ist, einem Orden anzugehören, der hinter einem steht, ich weiß nicht, wie ich mich hier richtig bewegen soll, wie... wie ich mir verhalten soll. Ihre Regeln, ihre Welt, ich kenne die Jedi nicht, aber ich versuche mich anzustrengen, wirklich. Ich kenne nur dich, aber jetzt gerade fühle ich mich selbst dir fremd. Und ich kenne das Gefühl einfach nicht hier her zu passen und auch hier fremd zu sein und soll ich dir sagen warum? Weil ich ein Eindringling in diese Welt bin, Eowyn, weil ich die Jedi sehe und spüre und weil ich weiß, dass ich anders bin, weil der Unterschied so deutlich ist, wie Tag und Nacht, er ist fühlbar, fühlbar, verstehst du?“ Zwei Sekunden musste Ian inne halten um seine eigene Stimme, die nun ebenfalls zu zittern begann, unter Kontrolle zu bringen. „Ich gebe Duval keine Chance?“ Wenn er eben humorlos aufgelacht hatte, dann war in seinem jetzigen Lachen pure Verzweiflung. „Weißt du wie es ist, ihnen allen zeigen zu müssen, dass ich anders bin, als sie glauben? Joseline, Wes, Duval und all den anderen?“ Wusste sie, wie es war, sich wie ein Feind, wie ein verfluchter Eindringling zu fühlen? „Die Sith haben dir viel genommen, vermutlich auch ihnen, die Sith oder das Imperium und auch wenn es keiner sagt, was bin ich mehr, als die perfekte Projektionsfläche für all das? Ein ehemaliger Sith, ein ehemaliger Imperialer. Und ich werfe es ihnen nicht einmal vor, ich verstehe es sogar. Aber... Das ist es, was Duval in mir sehen wird. Ich muss hier nicht nur gegen das Kämpfen, was ich einmal war, sondern gegen all das. Gegen ihre Urteile, gegen meine eigenen. Ich muss gegen sie kämpfen, gegen die Dunkle Seite, gegen das Imperium, gegen die Sith. Gegen die Schuld, gefühlt gegen die ganze Galaxis. Deine Welt ist ihre Welt Eowyn. Sag mir, wo ist meine?“ Das würde sie nicht können. „Ich kann den Einfluss des Rates nicht unterschätzen, wenn ich nicht kenne und ich habe dich nicht um Hilfe gebeten, weil ich nicht weiß, wie du mir helfen kannst, weil ich nicht einmal weiß, wie ich mir selbst helfen kann.“ Was mit seinem Vertrauen in sie nicht einen Credit zu tun hatte. Warum sah sie das nicht? Hilfos hob er die Arme und ließ sie wieder sinken.
„Und du Eowyn, du hast mir zugehört, als es noch nicht um Leben und Tod ging, zumindest nicht um meines, du hast mir zugehört, nachdem ich dir gezeigt habe, dass es das vielleicht wert ist. Aber… genug. Ich… ich hab jetzt genug hiervon, von diesen ganzen elenden Worten. Du hast deinen Kopf zurück? Gut. Denn ich habe das Gefühl, dass meiner irgendwo im Imperium geblieben ist und mir ist das alles hier zu viel. Worte sind nicht meine Stärke, aber offenbar sind es meine Handlungen auch nicht, was also soll ich überhaupt noch tun? Ich habe nicht aufgegeben Eowyn, aber ich habe auch Angst. Angst um dich, und verdammte Angst um mein eigenes Leben.“ Aber das sah sie nicht, sie machte nur Vorwürfe. Was konnte er überhaupt noch richtig machen? Die Heilung war es nicht gewesen, die ganzen Gespräche waren es nicht gewesen… bemerkte Eowyn überhaupt, dass sie ihm vermittelte, überhaupt nichts zu können? Ihre Welt - aber sie führte ihn nicht ein. Bemerkte sie nicht, dass sie einmal mehr so tat, als seien einzig die Jedi und die Republik die Guten? Ihre Welt gut, seine damalige Welt schlecht und er war gefangen, irgendwo dazwischen. Damit ging er den letzten Schritt zurück in ihr gemeinsames Zimmer, schüttelte hilflos den Kopf, denn ob er eine Antwort hierauf überhaupt ertragen würde? Ian hob das Atemgerät auf, denn Dinge reparieren, das konnte er – darin war er sicher. Doch keine Sekunde länger würde er es aushalten in diesem Raum, in dieser Welt, die, wie Eowyn richtig erkannt hatte, nicht die seine war. Das Gerät in der Hand, kehrte er in den Flur zurück.
"Ich werde dieses Ding reparieren gehen," erklärte er dann, und ob er es ihr erklärte oder sich? "Vielleicht finde ich dabei meinen Kopf auch wieder, in jedem Fall weiß ich hier sicher, was ich tun muss." Worte, die er nun viel eher vor sich hin murmelte.

Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, Ian
 
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Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian

Er verstand es immer noch nicht.
Natürlich war es für sie einfacher! Deshalb hatte sie auch geglaubt, war davon ausgegangen, Ian würde sie um Hilfe bitten, wenn er diese brauchte, er würde sie um Rat fragen, er würde... er würde mit ihr reden, wie es ihm hier ging. Sie hatte nicht umsonst gesagt, mit ihm fortgehen zu wollen. Aber er hatte es nicht getan - hatte sich nicht geöffnet, hatte alles verschlossen, irgendwo tief in sich drinnen. Wenigstens kam es jetzt hinaus, aber wie... so funktionierte es nicht. Sie hatte es schon die ganze Zeit geahnt, eigentlich auch gewusst, aber irgendwie gehofft... aber nein, so funktionierte es nicht. Sie würde sich entscheiden müssen - nein, würde sie nicht, denn schon bald würde es nichts mehr geben, zwischen dem sie entscheiden musste.
Natürlich war es schwer. Natürlich war es
unvorstellbar schwer. Eowyn hatte niemals etwas anderes behaupten wollen, aber ihre alte Schwäche traf wieder zu. Ian hatte keine Ahnung davon, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Er verstand sie nicht, und würde sie vielleicht niemals verstehen.

Was er sagte machte auch keinen Sinn. Um Hilfe zu bitten, wenn man
sah, was der andere tun konnte - das war doch nicht der einzige Grund! War er so blind? War er zu blind, um zu sehen, dass sie vielleicht andere Lösungen sah - oder war es wieder wie vorher, er traute es ihr einfach nicht zu? Glaubte einfach nicht, dass sie dazu in der Lage wäre? Wieso fragte er nicht, welche Möglichkeiten der Rat hatte?
Die Tirade, die er losließ, ließ sie nur noch vollends hilflos und verzweifelt zurück. Er sah alles so anders - und so verquer. Es war alles hier so... so völlig falsch! Diese ganze Situation, das ganze drumherum...
Und dann noch die Angst. Angst... lähmende, dunkle Angst, die einen überkam, wann immer man nicht damit rechnete. Und sie beide mittendrin.

Er verschwand wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer, doch noch ehe Eowyn sich Gedanken darüber machen konnte, weshalb er sie nun einfach stehen ließ, war er auch schon wieder auf dem Flur - und in der Hand hielt er das zerstörte Atemgerät. Es reparieren - es war völlig unsinnig, und vermutlich wusste Ian das auch. Sie brauchte es hier nicht, sie hatte nicht vor, es in der nächsten Zeit zu nutzen, wofür sollte er es also nun reparieren? Aber wenn ihn das glücklich machte, sollte er.
So, wie er gerade gesprochen hatte, wollte sie ihn ohnehin momentan nicht um sich haben. Sie hatte so oft versucht, ihn einzubinden, ihm das Gefühl zu geben, bei ihr daheim zu sein, ihm die Sicherheit zu geben, dass sie für ihn da war - und er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, sie um Hilfe zu bitten. Warum auch - wenn sie, das kleine Anhängsel, doch ohnehin keine Chance hatte, irgendetwas zu erreichen.


Vielleicht weiß ich nicht, wie schwer es für dich ist
, sagte sie dann leise und voller Schmerz. Wie auch, wenn du nicht mit mir sprichst, mir nicht sagst, was du fühlst, und mich noch nicht einmal um Hilfe bittest, mir nicht einmal zutraust, meine eigenen Gedanken und Ideen zu haben, mich nicht fragst, wie alles hier funktioniert, mir keine Möglichkeit gibst, dir zu helfen. Ich dachte, deine Welt sei vielleicht bei mir. Aber da lag ich wohl falsch. Sie schwieg einen Moment. Eigentlich hatte sie keine Lust, noch ein weiteres Wort zu wechseln - es kam ohnehin nicht an.
Nur eines war noch wichtig.

Duval ist kein schlechter Mensch. Er hätte dir zugehört, wenn du es versucht hättest, so wie bei mir. Es gab einen Zeitpunkt, da kannte ich dich genauso wenig wie er jetzt mit genau den gleichen Vorurteilen. Und doch hast du es geschafft, mich zu überzeugen. Vielleicht solltest du darüber nachdenken. Und vielleicht... Ihr Herz krampfte sich zusammen. Oder war es ihr Bauch - oder ihr ganzer Körper? Vielleicht würde uns etwas Abstand in der nächsten Zeit guttun. Er fühlte sich ihr fremd - vielleicht war es nötig. Vielleicht brauchten sie es beide. Dieses Gespräch sollte jetzt endgültig vorbei sein.
Sie drehte sich um, erwartete keine Antwort von Ian, und wandte sich zum Gehen.


Coruscant – Jedi-Tempel - Flur vor Eowyns und Ians Zimmer, mit Ian
 
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