Bis auf der "Massenmord", der zweifellos nicht moralisch zu rechtfertigen ist, aber dennoch nicht völlig unnachvollziehbar ist (Rache an mörderischen Wesen, die von allen gefürchtet werden) gab es nicht unbedingt einen Grund für Padme an Anakin zu zweifeln.
Oh, es gab dieser "Gründe" reichlich. Anakin verhält sich ab dem ersten Zusammentreffen mit Padmé in Episode II außerdentlich obsessiv und äußert im weiteren Verlauf sogar, dass Padmé mit ihm zusammen sein sollte. Mit dem Tod seiner Mutter tritt sein Egoismus dann noch viel stärker zu Tage und es ist einfach nicht zu übersehen, dass sich Anakins Leben nur um Anakin dreht. In TCW, ich meine es ist die sechste Staffel, tritt dann schließlich auch noch ein Mann aus Padmés Vergangenheit auf die Matte und Anakin explodiert förmlich vor Eifersucht - bis zu dem Punkt, an dem er Clovis körperlich attackiert. Und das passiert zeitlich alles noch vor Episode III.
Doch am Ende entscheidet sie sich richtig.
Sie entscheidet sich überhaupt nicht, sie will ja sogar versuchen Anakin zu retten. Erneut verrät sie ihre Ideale, die sie vermeintlich zu einem starken Charakter machen, um ihren Ehemann zu retten, der ihre Ideale wiederum zu jedem gegebenen Zeitpunkt mindestens ignoriert (in Episode II äußert er ja sogar, dass er von der Demokratie als Regierungsform nicht überzeugt ist) und in Episode III dann sogar ganz offen mit Füßen getreten hat. Und am Ende löst sie sich eben nicht von Anakin, sondern stirbt, weil sie ihn verloren hat.
Ich muss zugeben, der Film stellt es durchaus als nicht unlogisch dar. Für mich ist es wohl deswegen nicht nachvollziehbar, weil ich denke wieviel Potential man verschenkt hat. Hätte man Finns Desertion z.B erst später gezeigt oder im Film geklärt weswegen er Skrupel hat und seine Gefährten nicht. Weswegen er in der Lage ist, seine Kollegen kurze Zeit später abzufeuern. Interessanter wäre es, wenn er die FO als seine Familie betrachten würde, schließlich ist es das einzige was er kennt.
Nun, wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt ja noch nicht, ob wir nicht in Episode VIII oder IX mehr über Finns Vergangenheit erfahren. So gesehen, hat man sich mit der Vermeidung zu viel seiner Backstory zu offenbaren, eigentlich sogar Potential bewahrt. Nicht, dass ich dafür plädieren würde, denn ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es die weit klügere Entscheidung war, den Zuschauer über seine Vergangenheit weitestgehend im Dunkeln zu lassen.
Andererseits, wenn ich mich nicht täusche, wurde in der Literatur bereits ein wenig mehr zu Finn bzw. FN-2187 preisgegeben, u.a das er vor den Ereignissen des Filmes bereits einmal im Einsatz und dabei an der Niederschlagung eines Minenaufstandes beteiligt war.
Interessanter wäre es, besäße er die Ideologie der FO und würde erst später erkennen wie falsch sie ist, nach mehr Kontakt zur Außenwelt. Nicht nach dem ersten EInsatz.
Ja, nur haben wir in Episode VII bereits einen Charakter, welcher der FO angehört und in näherer Zukunft erkennen wird, wie falsch die Ideologie ebendieser ist und sich schließlich von ihr lösen wird. Das ist Kylo Ren, der vom ersten Moment an zur tragischen Figur aufgebaut wird, die zum Ende hin geläutert werden und Erlösung erfahren wird. Darauf würd' ich glatt 'ne Niere verwetten.
Alles was ich mit der Aussage meinte ist, dass er in den Szenen mit Rey als unterlegen dargestellt wird um sie besser dastehen zu lassen.
Vielleicht wird er ja auch als unterlegen dargestellt, weil er unterlegen ist?
Was mich nicht angreift, ich frage mich nur ob es nötig sein muss, vor allem weil Finn doch eigentlich aus einer Militärelite stammt.
Das Sturmtruppen eine Elite innerhalb der imperialen Streitkräfte darstellen, wurde selbst in der OT so gar nicht dargestellt. Wir erfahren dort ja nicht mal, dass es überhaupt andere infanteristische Kräfte gibt, als die Sturmtruppen. Wenn ich mich also nicht täusche, haben die Sturmtruppen erst durch das EU ihren Elitestatus erfahren (und selbst dort, galten sie doch eher als fanatisch, denn als elitär im eigentlichen Sinne). In Episode VII ist das auch nicht viel anders, die Sturmtruppen werden uns im Endeffekt als
die Frontschweine vorgesetzt. Von Elite nichts zu sehen.
Und das wurde in den Filmen davor deutlich gemacht.
Wo? Ich meine mich an keine Stelle zu erinnern, die andeutet (geschweige denn, eindeutig zeigt), dass machtsensitive Wesen die Macht ohne Ausbildung nur passiv einsetzen können. Vor allem kämen wir dann auch ganz schnell zum Henne-Ei-Problem, denn irgendwann muss ja mal jemand die Macht genutzt und die Techniken und Anwendungsweisen entwickelt haben, die dann gelehrt wurden. Nicht zu vergessen, dass Rey während ihrer Gefangennahme auch die Funktionsweise des Eindringens in die Gedanken eines anderen Lebewesens am eigenen Leib erfahren hat. Alles was sie dann tut, ist sich an den Gedanken eines Sturmtrupplers auszuprobieren und da wir ja wissen, dass diese von Kindesbeinen indoktriniert wurden und damit wohl über keine erhöhte innere Stärke verfügen, ist das keinesfalls unlogisch, dass es Rey schließlich auch gelingt.
Doch selbst wenn, warum muss sie hier als der "bessere Luke" dargestellt werden.
Ist sie denn tatsächlich "besser" als Luke? Sie befreit sich lediglich selber aus einer kniffligen Lage, während Luke eine Kampfstation von den Ausmaßen eines Mondes zerstört und damit die Rebellion in ihren Anfangstagen vor dem Untergang bewahrt. Er kommt also in der Gesamtbilanz immer noch deutlich "besser" weg.
Warum hätte man hier nicht Finn sie retten lassen können.
Tut er im Großen und Ganzen doch auch. Immerhin ist er es, der Han und Chewbacca samt des Falkens und der Resistance zur Starkiller Base führt. Ohne ihn wäre Rey also vielleicht aus der Basis, aber nicht vom Planeten entkommen.
Reicht ihr Sieg über Kylo nicht aus um ihre übertrieben starken Machtfähigkeiten zu zeigen?
Bedenkt man diese Maßstäbe, dann kommt Rey unterm Strich sogar viel besser weg. Sie beeinflusst die Gedanken eines seit Kindesbeinen indoktrinierten Wachsoldaten und überrumpelt einen offensichtlich überraschten und überforderten Kylo Ren. Sie ist ihm dabei auch keinesfalls überlegen, vielleicht nicht einmal ebenbürtig, sondern profitiert lediglich davon, dass Ren ein geistig eher instabiler Zeitgenosse zu sein scheint, der auch noch kurz zuvor seinen eigenen Vater ermordet hat.