Weltraum (imperial) - An Bord der Machination - Sabar Muraenus, Darth Sting
Als sich Sabar wieder halbwegs gefasst und den Schock der überraschenden Konfrontation mit seinem Meister überwunden hatte, verschwand sein Zorn gegen den nichtmenschlichen Krieger wieder zu einem großen Teil. Der Graf hatte zwar eine mehr also hohe Meinung von sich selbst und war nicht wirklich jemand, der sich gerne eigene Fehler eingestand, doch wusste er selbst, dass er selbst die kleinsten Affronts gegen sich persönlich nahm und dazu neigte, sehr aufbrausend auf Erniedrigungen und Niederlagen zu reagieren. Einerseits hatte ihm diese Eigenschaft dabei geholfen, sein Potential zu nutzen und schnell stärker in der Macht zu werden, doch hätte er immer nach seinem ersten Impuls nach jeder Erniedrigung gehandelt, so wäre er schon am ersten Tag seiner Schülerschaft von Sting, Sikarius oder auch Adria getötet worden. So sehr er die beiden Letztgenannten auch hasste, geriet sein gesamter Blutkreislauf nicht mehr zum überkochen, wie einst, wenn er auch nur an die beiden dachte. Viel eher hatte der adelige Schüler gelernt, seine Macht auch dann zu nutzen, wenn er nicht gerade einen sich geradezu anbietenden Kanal besaß, um diese zu bündeln. Wenn er jederzeit tödlich und konkurrenzfähig sein wollte, musste er auf Abruf seinen Hass bündeln könnten, ohne erst Gedanken an irgendwelche Rivalen, Niederlagen oder Erlebnisse zu verschwenden. Auch wenn sein neu erwecktes Misstrauen gegenüber Sting noch immer vorhanden war, hat er zumindest verstanden, dass sein Meister ihn nicht umgebracht hat, obwohl er die Gelegenheit hatte. Vielleicht war nichts weiter als es eine schmerzhafte Lektion, wie schon so oft. Sabar zerbrach sich im restlichen Laufe der kurzen Reise den Kopf darüber und lenkte sich damit ab, immer und immer wieder die Bewegungsabläufe seines kurzen Kampfes mit Sting Revue passieren zu lassen und seinerseits mit dem Lichtschwer zu üben. Recht schnell stellte er fest, dass Darth Sting aufgrund seiner Anatomie nicht in der Lage war, wirklich flexibel und frei mit seinem Dreizack zu kämpfen. Seine kurzen Arme hinderten ihn, variabel Schläge auszuführen und letztendlich war es seine enorme Geschwindigkeit und seine brachiale Gewalt, die diesen Nachteil kompensierten. Obwohl Sabar seinerseits ein Schwertkämpfer war, der sich mehr auf Schlaghärte und rohe Gewalt verließ, so war es zumindest in diesem Fall doch der menschliche Körper, der ihm einen Vorteil und deutlich mehr Bewegungsfreiheit bot. Der Schüler vergaß die Zeit vollkommen, als er ständig die selben Bewegungsabläufe studierte und sich dabei immer die Attacken seines Meisters vor Augen führte. Dann, etwa eine bis zwei Stunden später ertönte das Signal, dass sie den Hyperraum verließen und nur wenige Minuten danach spürte Sabar am Boden unter seinen Füßen, dass sie sich im Anflug auf Dubrillion befanden. Rasch zog er sich seine schwarze Rüstung über und warf sich seinen schwarzen Pelz über. Die Luft war schon in Dubrillion Heart recht frisch, doch das Klima in Eisensang unerbittlich und eisig kalt. Sabar war gespannt, wie der Lamproid auf das raue Klima seiner Heimat reagieren würde.
Vor der Rampe wartete bereits ebenjener und nach einer sanften Landung öffnete sich diese und offenbarte einen Sabar ganz und gar nicht ungewohnten Anblick. Sie befanden sich im Raumhafen von Dubrillion Heart, seit etwa sieben Jahren die Hauptstadt Dubrillions. Der Graf atmete tief und sog die kühle Luft des Stroms vom dubrillianischen Nordens aus ein. Er war schon eine ganze Weile nicht mehr hier und länger von seiner Heimat getrennt, als jemals zuvor. Sting überließ ihm die Führung, also machte Sabar keine großen Anstalten und nahm geradewegs den Weg zum Deck, an dem die Taxis und Gleiter der unteren Ebenen des Hafens hielten. Sein Gesicht war hier nicht unbekannt und mit einer respektvollen Verneigung begrüßte der Fahrer eines schwarzen Gleiters das Sith-Duo, die ohne weitere Worte einstiegen.
"Bringen Sie uns nach Eisensang."
"Der Flug wird etwa eine Stunde dauern, Mylords."
Sabar nickte bloß und warf einen Blick aus dem Fenster auf die Skyline der Hauptstadt. Er konnte sich noch genau an die Zeit erinnern, als das hier nichts weiter als ein heruntergekommenes und verdrecktes Industriegebiet und stattdessen das tropische Crystall City die Hauptstat war. Der neue Governor hatte seine eigenen ambitionierten Pläne umgesetzt und Dubrillion von Grund auf erneuert. Vom altehrwürdigen Antlitz und dem ausgefallenen Charme Dubrillions war nicht mehr viel übrig, stattdessen wirkte Dubrillion Heart wie eine jede andere Hauptstadt, zwar groß und beeindruckend, doch auch gewöhnlich. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sich in Sabars Abwesenheit so einiges geändert hatte, schließlich war der Krieg im Süden seiner Heimat mittlerweile gewonnen und die Angst vor Anschlägen wieder größtenteils verflogen. Vielleicht war auch deshalb der Verkehr an diesem Tag gar so stockend. Über sein Comlink ruf der die Adresse seines Vaters auf und verfasste eine kurze Nachricht, dass er zurück sei und vor hatte, die Familie zu besuchen. Über seine Begleitung in Form seines Meisters verlor er dabei kein Wort.
Der Gleiter verließ allmählich Dubrillion Heart und nahm schon bald einen Weg durch die ersten Gebirgspässe, die hinterhalb des Äquators emporragten. Eisensang lag etwa tausend Kilometer entfernt von Dubrillion Heart und dort, wo die verschneiten Gebirge begannen an den Wolken zu kratzen. Hinter einem Tross mehrer schwerer Transporter durchquerten sie die ersten Pässe und waren bald mitten innerhalb der Gebirgsketten, die den gesamten Norden zierten. Erst jetzt konnte Darth Sting wohl verstehen, weshalb die Gebirge von Dubrillion Heart in einer solch schieren Größe am Horizont zu erkennen waren. Aus dem Fenster bot sich ein klarer Blick an, da der Tag weitestgehend schneefrei war und die gelegentlich unerbittliche Mittagssonne ihnen an diesem bewolkten Tag erspart blieb. So waren einige vereinzelte Städte zu erkennen, die entweder in den Tälern unter ihnen oder auf gewaltigen Plattformen direkt neben oder gar über ihnen thronten. Sabars Augen strahlten beim Anblick seiner Heimat und nun spürte er seit langem wieder den Stolz, aus dem Norden Dubrillions zu stammen. Sein Comlink meldete sich mit einem Piepsen und ein leichtes Schmunzeln schlich sich aufs wohlgeformte Gesicht des Grafen.
"Mein Vater ist noch auf der Jagd...zumindest, was der dubrillianische Adel darunter versteht. Fahrer, unser Ziel ist die südliche Jagdhütte am Ufer des Quitrent. Dort erwartet er uns."
Ohne Zweifel besaß Darth Sting andere Vorstellungen von der Jagd, als Thyrus Muraenus und andere Adelige hier im Norden. Sabar selbst hatte nie so viel Leidenschaft dafür entfachen können, teilweise künstlich ausgesetzte und durch Medikamente oder gar Ketten geschwächte Tiere aus sicherer Entfernung zu erschießen. Weder sein Vater, noch sein Bruder, noch sonst irgendwer, den er hier kannte, wäre auf die Idee gekommen, sein Leben im Kampf mit einem Raubtier zu riskieren. Stattdessen war es üblich, dass die Adeligen sich von einer großen Gefolgschaft begleiten ließen, die sie umgaben und nicht selten die schwierigsten Teile der Arbeit erledigten. Nun erst recht angespannt wartete Sabar die restlichen Minuten ihrer Reise ab und versuchte so gut es ging zur Ruhe zu kommen. Noch immer hatte er keine Idee, was sein Meister hier vorhatte und die Einsicht, dass er es sehr bald herausfinden würde, tat ihr übriges.
Der Gleiter bewegte sich mittlerweile mehr oder weniger durch die Wildnis des Eisensang-Gebirges und entlang des reißenden Flusses Quitrent. Dann hielt er bald an und als sich die Schwebetüren öffneten und Sabar nach seinem Sprung nach draußen in den Schnee einsank, fühlte er sich endgültig wieder heimisch. Er wartete auf seinen Meister und schritt dann in Richtung der ziemlich kleinen hölzernen Hütte, die mehr den Eindruck einer Gartenlaube erweckte. Auf den überdachten Stufen sah er ihn sitzen, seinen Vater, wie er sein verziertes Gewehr polierte. Er hatte das eintreffende Duo längst erblickt, doch machte keinen Anstalten, ihnen entgegen zu kommen. Also quälten sich Schüler und Meister durch den tiefen, matschigen Schnee hinüber zu Thyrus Muraenus, der sich erst jetzt erhob und das Gewehr zur Seite legte, als sie etwa zwanzig meter entfernt waren. Er war dick eingekleidet, mit Schneemontur, Pelz und Kapuze und seine Begrüßung fiel ungewohnt nüchtern aus. Normalerweise weitete das Familienoberhaupt dramatisch die Arme auseinander und erhob feierlich seine Stimme, wenn es zu einer Wiedervereinigung mit einem Familienmitglied oder irgendwem sonst kam, der oder die ihm irgendwie von Nutzen war. Doch nicht heute.
"Du hast es verlernt, gegen den Schnee und den erbarmungslosen Norden anzukämpfen, mein Sohn. Hast du dich etwa an das warme Klima Bastions gewöhnt...oder die Sümpfe von N'Zoth? Deine Vorfahren haben sich den Norden Dubrillions vor Jahrhunderten untertan gemacht und haben sich so ihr Vermächtnis von Macht, Einfluss und Geld ergriffen. Behalte das immer im Gedächtnis."
Geld, Macht und Einfluss, von denen nicht mehr viel übrig war, wie es aussah. Thyrus war hier mutterseelenalleine gesessen und von einer Jagdgemeinschaft fehlte jede Spur. Im Stile des dubrillianischen Adels zu jagen, war kein allzu billiges Unterfangen und die Tatsache, dass das Oberhaupt sich alleine heraus traute, sprach Bände. Sabar hatte ihn noch nie alleine hier draußen erlebt.
"Du irrst dich, Vater. Das ist Darth Sting, mein Meister und Ritter des Ordens seiner Majestät."
Unter seinen Pelzen und seiner Montur bedeckt senkte Thyrus respektvoll sein Haupt und verneigte sich dabei sogar.
"Erfolgreiche Jagd?"
Fragte Sabar, wobei er die Frage mehr in den heulenden Bergwind hinein rief. Der Pelz über seiner Rüstung machte dabei keine Anstalten, umherzuflattern, ganz im Gegensatz zum Schmuck, der an der Veranda der Hütte hing. Zähne, Knochen, Schädel...alles mögliche und Zeugnisse von erfolgreichen Jagden in vergangenen Tagen.
"Zwei Felssegler bisher, also eher spärlich. Sie haben ihr Nest an den Klippen weiter oben am Pass gehütet und boten ein leichtes Ziel für mich heute zur Morgendämmerung. Begleitet mich doch. Vor zwei Wochen habe ich gemeinsam mit den Stroniards ein Terantek Bullen weiter oben in einer Höhle nahe am Ufer des Quitrent freisetzen lassen. Holen wir ihn uns, bevor die Kälte ihn umbringt!"
Erst jetzt fiel Sabars Blick auf den von dunkelrotem, beinahe purpurenen Blut getränkten Schnee neben der Veranda, wo auf einem hölzernen und rustikal anmutenden Tisch die beiden Kadaver halb eingefroren lagen. Der Herzog nahm sein Gewehr unter dem Arm und packte sich einen Speer mit einer aufwendig gezierten und ungeheuer spitzen Klinge aus Durastahl auf den Rücken. Der vor ihm stehende Graf und Sith-Schüler sah, wie der Blick seines Vaters dabei auf das Lichtschwert fiel, das an seiner Hüfte hing.
Dubrillion - Eisensang-Gebirge - Jagdhütte am südlichen Ufer des Quitrent - Sabar, Darth Sting, Thyrus Muraenus I.