So, heute komme ich mal wieder zum Schreiben und möchte daher mein Fazit ziehen.
In den Folgen-Threads habe ich mich in meinen Kommentaren meist auf die positiven Aspekte konzentriert, da das die Eindrücke sind, die bei mir nach dem ersten Anschauen einer Folge am meisten hängenbleiben und die mir am wichtigsten sind. Ich möchte auch im Gesamtfazit zunächst betonen, dass mir die Serie insgesamt und im Wesentlichen sehr gut gefallen hat und ich viel Freude mit ihr hatte. Hier noch mal die positiven Kernpunkte aus meiner Sicht, Details habe ich in den Folgenthreads beschrieben:
- Sehr gelungene, berührende Charaktermomente, die für mich das Herzstück der Serie ausmachen. Ich habe mich beim Lesen der Kommentare hier sehr darüber gefreut, dass viele andere solche charakterbezogenen Szenen auch befürworten. Diese Momente haben für mich die bereits bekannten Figuren aufgewertet, mit mehr Inhalt versorgt und waren daher trotz des bereits festgelegten starren Rahmens, in dem sich die Geschichte innerhalb der Saga bewegt, nicht überflüssig.
- Die vielen Lichtschwertkämpfe, die trotz der kurzen Laufzeit der Serie nicht hineingequetscht wirkten, sondern gut platziert waren. Auch hier gefiel es mir gut, dass sie nicht nur um des Kampfes Willen stattfanden, sondern vor allem auf Obi-Wans psychische Verfassung und Verbindung zur Macht aufmerksam machten. Auch der in Rückschau gezeigte Kampf Obi-Wan vs Anakin war schön in die aktuelle Handlung der Folge eingebunden. Daneben waren die Kämpfe auch toll anzusehen mit Choreographien, die bekanntes und neues gut verbanden.
- Auch wenn mir Leia im Mittelteil der Serie nicht mehr ganz so gut gefiel, fand ich die Idee gut, sie als Kind zu zeigen, da man so eine schöne Möglichkeit fand, dieser beliebten Figur noch mal einen großen Auftritt zu geben ohne sie in dem Sinne noch mal neu besetzen zu müssen.
Während ich also viel Spaß mit der Serie hatte und viel Positives sehe, muss ich mich aber leider auch diesen beiden Aussagen hier anschließen:
ich will eigentlich mal wieder großartiges SW sehen, verabschiede mich aber immer mehr von dem Gedanken. Star Wars gibt es jetzt nur noch von der Stange. Mit wenigen Highlights. Und solange das den Konsumenten reicht, wird sich da auch nichts ändern. Leider. Bei Obi Wan waren alle Zutaten für eine tolle Miniserie vorhanden, das Ergebnis ist dagegen leider sehr ernüchternd.
Obi-Wan hat da für mich fast schon den Touch einer Alternativstory
Ich vermisse ein Star Wars, das mich so richtig mitreißt und nicht nur in Teilen. Während ich hier eben z.B. Obi-Wan und o.g. Punkte total gefeiert habe, wurde ich mit dem Gegenpart, den Inquisitoren, so gut wie gar nicht warm und finde im Nachhinein, dass man vielleicht mehr Zeit für noch mehr schöne Charakterzeichnungen gefunden hätte, wenn man Vader einfach persönlich hinter Obi-Wan hätte herjagen lassen und die Inquisitoren vielleicht nur als Initiatoren der Jagd genutzt hätte. So wirkten die Inquisitoren insgesamt auf mich recht überflüssig und Reva - deren Charakterkonzept mir gefiel - bekam zu wenig Raum, um richtig entwickelt zu werden, da die finale Konfrontation dann immer mit Vader war. Mir ist bis jetzt nicht so recht klar, warum Reva eigentlich zu Luke reist (Weil sie weiß, das "der Junge" für Obi-Wan auch wichtig ist und sich einfach nur an Obi-Wan rächen will???) und dass sie dann auch noch Schwierigkeiten hat, einen einfachen Feuchtfarmer zu überwinden, wirkte unrealistisch. Empfand ich ihr gegenüber auch irgendwie als "unfair", weil sie von Beginn an als aufbrausend, aber trotzdem zielstrebig und hart durchgreifend inszeniert war. Ihr Umdenken im angesicht des hilflosen und bewusstlosen Luke war dann passend, aber vorher war sie ja noch voll auf der Dunklen Seite. Mein Fazit daraus führt also dahin, dass man es schafft, die Guten toll zu charakterisieren und dem Zuschauer emotional nahe zu bringen, während es bei den Gegenspielern nicht geschafft wird, eine überzeugende Bedrohung aufzubauen. Die Inquisitoren wirkten viel zu schwach, Reva hatte Potential, war aber nur eine Nebenfigur, während der bereits bekannte und ausgebaute Vader in kurzen Auftritten sofort alles überstrahlte. Dadurch hätte man Reva nicht gebraucht. Und da komme ich auch gleich mal wieder dazu, dass dann nachdem die Serie ausgestrahlt wurde, natürlich Interviews mit den Drehbuchautoren rauskommen, in denen sie beschreiben, was sie ursprünglich vor hatten (was sich deutlich besser und sinnvoller liest als die letztendliche Umsetzung) und dann wieder diese ex-universe-Diskussionen aufflammen und das Fandom wieder herumätzt. Dieses sich wiederholende Phänomen nervt mich extrem und schadet den neuen Inhalten zusätzlich.
Aber, was ich eigentlich sagen wollte: Die Ausdrücke "Star Wars von der Stange" und "ernüchternd" treffen es für mich irgendwie. Es ist in Teilen sehr gut, insg. in Ordnung, nichts so wirklich grottig schlecht. Aber es war bislang eben noch nichts dabei, das ich völlig ohne Abstriche abfeiern konnte, selbst wenn ich vieles positiv sehe. Star Wars braucht mal wieder gute, durchdachte und überzeugende Widersacher für die Guten! Ich freue mich zwar trotzdem auf die anderen angekündigten Serien, da ich mich immer gut unterhalten fühle und einfach gerne dieses Universum sehe, doch tief drinnen setze ich eher auf neue Kinofilme, die mal was Neues zeigen und erst in einigen Jahren über die Kinoleinwand flimmern werden. Daher finde ich die Neuigkeit, dass die Filme von Taika Waititi sich erst einmal verzögern, gut.
Bzgl. "Alternativstory": Dieser Gedanke kam mir auch. Man hat halt so das Gefühl, dass es Ideen und Geschichten mit Obi-Wan gibt oder gäbe, für die die Figur gut geeignet wäre, wenn der starre Rahmen der OT nicht schon feststünde. Obi-Wan hat sich im Laufe von TCW und mit dieser Serie hier vom zwar wichtigen Ratgeber, der aber insg. eine kleine Rolle war (OT), zu einem beliebten Hauptcharakter mit Witz und Moral entwickelt, den man (oder ich zumindest) gerne in weiteren Abenteuern sehen würde. Aber dafür hat man halt irgendwie nur die Klonkriegszeit.
Von mir wie bei allen Serien bislang also ein positiv gefärbtes, jedoch gemischtes Fazit, wobei mit diese Serie bislag am besten gefällt, was hauptsächlich an Obi-Wan selbst liegt.