Die Aussage welche ethische Entscheidung für einen die Wichtigste ist ist eine Entscheidung die jeder Mensch für sich selbst zu fällen hat.
Natürlich muss es jeder selber wissen. Dennoch gibt es aus meiner Sicht sehr gute Argumente gegen diesen Subjektivismus, die es sehr wohl wert sind diskutiert zu werden. Man sollte nicht immer die Reflektion ablehnen nur um klarzustellen, dass man ja frei ist und deswegen machen kann was man will. Es hängt davon ab, welcher Vorstellung der praktischen Ethik einen am wichtigsten ist. Ich denke, dass die ullitaristische Sicht in den meisten Fällen die beste ist. Es steht jedem frei diese Sicht abzulehnen, dennoch sollte man es sich nicht so einfach machen und immer auf seine Freiheit pochen, wenn er in Bedrängnis kommt.
Um mal einen Gegenstandpunkt zu geben: für mich ist die wichtigste ethischste Entscheidung diejenige wie ich mit meinen Mitmenschen agiere und umgehe. Das Verhalten gegenüber Tieren ist ja für mich zweitrangig.
Zum einen hat der Fleischkonsum großen Einfluss auf den Menschen, da z.B. die viele Nahrung die an Nutztiere verfüttert wird großen Einfluss auf die Weltmarktpreise hat. Des Weiteren werden viele anderen Ressourcen wie Wasser verbraucht und die Umwelt stark verschmutz und zerstört. Tiere sind bei weitem nicht die einzigen Opfer der industriellen Landwirtschaft. Zum anderen halte ich den Umgang mit den Mitmenschen als sehr wichtig an. Nur weil er nicht an erster Stelle steht, heißt das noch lange nicht das er für mich unwichtig ist. Warum ich das Konsumverhalten als wichtiger erachte ist der Umstand, dass mein Umgang mit den Mitmenschen keinen wahnsinnig großen Unterschied macht. Selbst wenn ich alle Menschen die ich sehe sofort beleidigen würde, wäre die Konsequenz meiner Handlung im Vergleich zum Verzehr von Fleisch speziell aus der Massentierhaltung oder beim Kauf von Produkten von ausbeuterischen Unternehmen relativ harmlos. Das tierische Leben in der Massentierhaltung oder das Ausbeuten von Arbeiten in der dritten Welt sind aus meiner Sicht einfach gravierender, als ein eventueller schlechter Umgang mit meinen Mitmenschen.
Du siehst das ja anscheinend anders, für dich sind Tiere wohl wichtiger als Menschen ...
Ich habe nirgendwo gesagt das mir nichtmenschliche Tiere wichtiger sind als menschliche Tiere, im Gegenteil. Dennoch glaube ich, dass in einigen Fällen menschliche Bedürfnisse hinter denen von Tieren stehen. So sind für mich die artgerechte Haltung oder Befreiung von 40 Nerzen wichtiger als das Verlangen einiger Frauen einen Pelzmantel zu tragen.(Für einen Mantel müssen 40 Nerze getötet werden) Die Aussage, dass ich Tiere grundsätzlich über Menschen stelle, weil aus meiner Sicht die Gaumenfreuden von über 70 Millionen Deutschen unwichtiger sind , als das Leiden von 500 Millionen Tieren halte ich für ein wenig platt. In einigen Fällen würde ich z.B. auch Tierversuche befürworten, wenn dadurch z.B. Parkinson besser erforscht werden kann und keine Alternativen vorhanden sind.
Gegenfrage: warum sollte sie es nicht sein ? Es ist eine Entscheidung die er für sich getroffen hat (er versucht dich ja nicht vom Fleischkonsum zu überzeugen), basierend auf einer für ihn gültigen Basis ("es schmeckt mir") und das ist seine Entscheidung darum Fleisch zu essen.
Ok, kann er machen. Wenn er aber seinen Spaß(gaumenfreuden setze ich mal mit Spaß gleich) über alles andere stellt frage ich mich wie du und er darauf reagieren würden wenn Menschen direkter betroffen wären. Sind Produkte aus Kinderarbeit unter extrem schlimmen Bedingungen dann auch in Ordnung, wenn die Produkte ihm schmecken oder Spaß bereiten? Wenn ihm das Ärgern von dickeren Leuten Spaß machtn, darf das dann auch? Wie weit darf man hier gehen? Man kann natürlich sagen so lange wie das Gesetz es erlaubt, nur ist das wieder eine relativistische Sicht die nicht überzeugend ist.
Warum gibt es Restaurants, auch vegetarische Spezialitätenrestaurants? Warum gibt es Starköche? Warum gibt es so unzählig viele Magazine mit Millionen von Rezepten darin? Weil der Geschmack unwichtig ist?
Wenn das so wäre, würde es nur Sojariegel zum Essen geben. Da ist alles drin, was der Mensch zum Leben braucht.
Geschmack ist wichtig, aber er steht nicht über allen. Im Zweifelsfall sollte das Leiden anderer Wesen über dem Geschmack stellen. Allerdings stellt sich dieses Szenario eigentlich nie, da man sehr wohl Geschmack und Ethik verbinden kann.
Du kannst auch keinen Wolf verurteilen, wenn er ein Schaf reißt...
Ich kann über mein Verhalten reflektieren und bin nicht auf Fleisch angewiesen. Der Wolf kann das nicht von sich behaupten. Aufgrund der Alternativen die der Mensch hat sollte er auf Fleisch verzichten, da durch den Fleischkonsum unnötig viel Leid verursacht wird und die Umwelt stark geschädigt wird.
Das ist aber doch ein Gegenseitiges nehmen und geben... der ewige Kreislauf des Lebens.
Ein Bauernhof ist mit Sicherheit vieles, aber kein geben und nehmen. Alles verläuft da in eine Richtung, nämlich zugunsten des Menschen.
Die moderne Technik erlaubt uns also, vom Fleisch abstand zu nehmen, mit Natur hat das alles nichts mehr zu tun!
Eben deshalb fallen auch immer mehr Argumente pro Fleisch weg und eben deshalb ist das Gerede vom ewigen Kreislauf sehr seltsam. Der ewige Kreislauf wird hier, so habe ich den Eindruck, romantisch verklärt. Die Forschungsergebnisse aus Zoologie und Ökologie können weder Vorbild noch Rechtfertigung für das Verhalten von rationalen Wesen sein. Das was sein SOLL, könnte man als das Gegenteil von dem was IST (zumindest in der Natur) bezeichnen und jeder der hier widerspricht sollte nie mehr über Ungerechtigkeit klagen, da dies in der Natur Alltag ist. Der Kreislauf des Lebens wie er sich uns in der Natur offenbart sollte von rationalen Wesen abgelehnt werden und verlassen werden, sobald sich eine Alternative ergibt. Und genau diese Alternativen gibt es heute überall.
Ich sah mal einen Beitrag zur Entwicklung des Menschen vom Affen über die vielen Formen der Entwicklung bis heute. Dabei gingen Wissenschaftler davon aus, dass das Ur-Menschenaffen-Gehirn einen Sprung nach vorn machte, durch die Umstellung von rein pflanzlicher Nahrung auf gemischte Nahrung von pflanzl. und tier. Nahrung. Die tier. Proteine sollen dafür gesorgt haben, dass das Gehirn wuchs und unserem ähnelte.
Diese Theorie gilt heute als sehr wahrscheinlich, auch wenn man heute davon ausgeht, dass der Vormensch seit dem Australopithecus immer eher mehr Pflanzen gegessen haben, da das mit dem Jagen nicht immer so gut geklappt haben soll und deshalb Fleisch oft Mangelware war. Erst durch die Domestikation wurde Fleisch wahrscheinlich so bedeutsam. Dennoch ist auch hier die Entwicklung des Menschn keine Rechtfertigung für das heutige Verhalten, da Menschen sich moralisch weiterentwickelt haben. Damals gingen die Männer in der Regel jagen während die Frauen wahrscheinlich meistens bei den Kindern blieben. Rechtfertigt die Aufteilung der Geschlechter unserer Ahnen jetzt auch die Stellung der Frau am Herd in der Gegenwart? Ich denke nein.