The Last of Us Part 2
Achtung Spoiler!
Nachdem ich nur Gutes über die Story gehört hab, hatte ich doch entschieden, Part 2 eien Chance zu geben. Heute war ich dann endlich durch.
Und am Wort wird man es wohl merken.
Endlich.
Ja, natürlich, die unterschiedlichen Perspektiven sind bestimmt eine besondere Art des Story-Tellings. Ja, es gibt eine Geschichte, Emotionen und Charaktertelling. Ja, Gamestar schreibt nicht umsonst, dass das Spiel einen gegen einen selbst ausspielt.
Aber was mich schon im ersten Teil gestört hat, wird hier beinahe unerträglich. Die viel zu drastische Darstellung von Gewalt. Das Spiel ist ab 18, keine Frage, hinten steht drauf, um was es geht und doch hätte sich Naughty Dog für mich wirklich ziemlich viel sparen können, oder eine geschnittene Version auf den Markt bringen sollen. Hätte mich mal vorher informeiren sollen, über die Darstellung(en).
Mehr als einmal hab ich überlegt, ob ich nicht einfach im Web nach den Videsequenzen suche und gucke, wie es ausgeht.
Das Spiel hat für mich deutlich gemacht, dass ich Spiele dieser Art nicht mehr spielen werde.
Am Ende hab ich das Gefühl gehabt, dass man versucht auf der einen Seite zu zeigen: Rache ist echt nicht nett. Guck, wie schwer das ist.
Auf der anderen scheint es aber beinahe hauptsächlich darum zu gehen. Töte alles, was du töten kannst. Nimm Rache. Besinne dich kurz. Nimm wieder Rache. Besinne dich erneut.
Ja. Schön. Nein danke.
Klar, im Showdown hab ich oft gar nicht mehr gedrückt, weil ich dachte, das könnte das Spiel beeinflussen. Hat's aber natürlich nicht.
Ellie kann ich überhaupt nicht mehr leiden
Für mich hatte das Spielt an viel zu wenig Stellen Tiefgang. Und so vorhersehbar Ellies Verhalten auch war - nachvollziehen wollte ich es nicht immer.
3 von 10 Taschenmessern und mit dieser Rezension auch das Wissen, dass solche Spiele wirklich nichts für mich sind.
Ebenfalls massive Spoiler zu The Last of Us 2
Uff, das ist ja jetzt interessant... ich habe das Spiel auch erst vor einigen Tagen durchgespielt und habe einen ganz gegensätzlichen Eindruck. Für mich ist eines der besten, wenn nicht gar DAS beste Spiel, das ich je gespielt habe. Es ist gewalttätig, ja, aber ich finde den Umgang mit der Gewalt sehr gut gelöst. Sie wird ja nicht verherrlicht, sondern genau das Gegenteil ist der Fall.
Ellie finde ich grandios. Das war schon im ersten Teil so und hat sich im zweiten Teil, in dem sie in den Fokus rückt, noch verstärkt. Für mich einer der besten Spielecharaktere überhaupt. Ihre Reise ist von einer Emotionalität, wie man sie ganz selten im Spielebereich findet. Und die Story an sich nimmt eine so tiefgründige Reflexion über das weit gefasste Thema Menschlichkeit vor. Ich sehe das so wie viele andere zu dem Spiel schreiben, dass es zwar eine Rachegeschichte erzählt, es sich tatsächlich aber um das genaue Gegenteil, nämlich VERGEBUNG, handelt. Gerade am Ende wird das mehr als deutlich. Ich war so froh, dass ich nicht gespoilert war, entsprechend war ich so gespannt, wie die Geschichte endet. Dass sowohl Ellie als auch Abby überleben, hätte ich niemals erwartet, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto passender und stimmiger ist es. Das Spiel nimmt eine tolle Anti-Rache-Haltung ein, porträtiert eben durch die ganzen Grausamkeiten, die Ellies Rachefeldzug mit sich bringt. Eine der besten Szene ist die, als sie eine verbündete Abbys mit einer Eisenstange für Informationen foltert. Die Kamera hält nicht auf das Opfer, sondern auf Ellies Gesicht, während sie die Schläge ausführt, und ihre Mimik sagt alles, was man wissen muss. Später stirbt eine schwangere Frau durch ihre Hand und Ellie bricht (vollkommen zu Recht!) deswegen fast zusammen. Und am Ende sieht sie sich damit konfrontiert, aufgrund ihres Rachefeldzugs alles verloren zu haben, insbesondere ihre Familie in Form von Dina und JJ. Aber auch die beiden verlorenen Finger, durch die sie nicht mehr Gitarre spielen kann, was sie von Joel gelernt hatte, sind so eine starke Symbolik wie die Schlussszene ganz allgemein. Die Story unterscheidet sich auch deutlichen von den gängigen Rachegeschichten, denn wenn wir mal ehrlich sind: Normalerweise wird uns doch vermittelt, dass wir mit der Hauptfigur (in diesem Fall Ellie) mitfiebern und ihren Weg unterstützen sollen. Immerhin wurde ihr, und nur ihr, furchtbares Leid zugefügt. Über die "Kollateralschäden" auf dem Weg zum eigentlichen Ziel der Rache macht man sich in den meisten Geschichten keine Gedanken, es trifft ja sowieso "die Richtigen". Und all das ist in diesem Spiel einfach so fundamental anders. So viel Grausamkeit und Brutalität das Spiel auch enthält, am Ende bietet es eben doch eine sehr humanistische, letztlich lebensbejahende Botschaft.
Und dann haben wir noch gar nicht über Abby gesprochen! Ebenfalls ein wahnsinnig gut gelungener Charakter, den man, und wer hätte das zu Beginn gedacht, so richtig ins Herz schließt. Mir ging es jedenfalls so. Und der Twist, dass man ca. bei der Hälfte, kurz vor DER großen Konfrontation, die drei vergangenen Tage nochmal aus ihrer Sicht erlebt, ist ein unerwarteter aber toller Kniff, der auch künstlerisch sehr wertvoll ist. Gerade der Umstand, dass man zwar instinktiv zu Ellie hält, Abby aber eben auch immer besser kennen und schätzen lernt und ihren Hintergrund besser versteht, macht das Spiel und die beiden Konfrontationen zwischen ihnen umso intensiver. Ich habe selten einen so intensiven Kampf wie in der Theater-Szene erlebt, hier treten im Grunde nicht zwei Menschen, sondern die völlig entmenschlichte, animalische Zerstörungswut auf beiden Seiten gegeneinander an. Das nimmt dich völlig mit, aber das wiederum funktioniert deswegen so hervorragend, weil du zu beiden Charakteren die starke Bindung hast. Ich war mir bei dieser Szene sicher, dass nun eine der beiden sterben muss, aber ich wollte es nicht. Ich wusste nicht mehr, auf welcher Seite oder ob überhaupt auf einer Seite ich stehe. Das zeigt, dass es das Spiel geschafft hat, dass mir die Charaktere wichtig wurden. Man will, während sich Ellie und Abby gegenseitig verprügeln und verstümmeln, eigentlich nur rufen "Jetzt hört endlich auf, setzt euch jetzt endlich mal miteinander hin und DISKUTIERT die Angelegenheit endlich, verdammt noch mal!" ^^
Ach, ich könnte noch ewig so weitermachen und wir könnten uns vermutlich in einer endlosen Diskussion über das Spiel ergehen ^^ Ich hatte ja, bis auf spoilerfreie Reviews im Vorfeld nichts dazu gelesen oder angehört, auch und erst recht keine Kommentarspalten etc. Daher wusste ich nicht einmal, dass es solch eine Kontroverse um das Spiel gibt. Eigentlich wird es immer als so in etwa das tollste Spiel angepriesen, das je erschien. Aber: Du bist mit deiner Sichtweise jedenfalls nicht allein. Ich mit meiner aber auch nicht. Das Spiel polarisiert, für mich ist es ein Meisterwerk, das volle 10/10 verdient hat. Ich bin derzeit übrigens bei meinem zweiten Durchgang
Den ersten Teil habe ich auch gleich zweimal hintereinander spielen müssen. DAS haben zuvor glaube ich auch noch keine Spiele bei mir geschafft.