Kelada (Kelada-System)

[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Colina – Gefängnis – Besprechungsraum bei der Kommandozentrale] Anthony Antares, Commander Blaise


Zügig, aber ohne sich hetzen zu lassen, marschierte der Gouverneur durch die tristen Gänge des Gefängnisgebäudes. Mit zwei seiner Leibgardisten betrat er schließlich einen Aufzug, der ihn erst auf die Ebene der Kommandozentrale brachte, und durchquerte anschließend eine Sicherheitsschleuse, die die Zentrale vom Gang mit den Fahrstühlen separierte. Sie war wuselig wie immer. Unzählige Bildschirme und Arbeitsstationen, an denen Verwaltungspersonal das Gefängnis überwachte, alle Abläufe koordinierte, den Luftraum kontrollierte und auch lokale Truppeneinsätze rund um Colina dirigierte. Alle waren in ihre Arbeit vertieft, es war fast wie ein Automatismus und die Menschen Maschinen. Effizienz eben, die Antares mehr als nur begrüßte. Im Besprechungsraum angekommen, nahm Antares am runden Tisch in der Mitte des Raumes Platz, wobei sich seine Leibgardisten außerhalb des Raumes, an seinem Eingang, aufstellten.

Nur wenige Minuten später, betrat auch der
Commander an seinem Datapad tippend den Raum und nahm Platz. Beide Imperialen unterhielten sich eine Weile, wobei Blaise über den Status von Operation Deep Sweep berichtete und nüchtern, innerlich aber sehr wohl stark erleichtert, erklärte, dass die Operation ein voller Erfolg war. Seinen Beschreibungen nach war der Einsatz vergleichbar mit dem Testlauf, bei dem auch Antares vor Ort gewesen war. Die Strategie, die Nicht-Menschen mithilfe von Unterwasser-Erschütterungsbomben an die Oberfläche zu treiben, wo sie bereits von Sturmtrupplern erwartet und in die Transportschiffe verladen wurden, ging auf. Um sicher zu gehen, dass die „Unterwasserstadt“ der Aliens nicht als Rückzugsort genutzt werden konnte, wurde an den tragenden Elementen Sprengstoff platziert und gezündet. Zwar hätte es dadurch organische Kollateralschäden im mittleren dreistelligen Bereich gegeben, doch damit konnte sich Antares abfinden und beschwerte es sich nicht. Im Vergleich zum verminderten Aufwand, waren diese Verluste hinnehmbar. Besonders auch deswegen, weil die Zahl festgesetzter Individuen bedeutend höher war. So nahm das Wort Kollateralschaden nur einen untergeordneten Part in einem Nebensatz des Abschlussberichts ein. Blaise schilderte auch, dass die extrahierten Individuen in den zuvor geplanten Sammelstellen untergekommen wären und alles nach Plan liefe.

Schlussendlich nickte der Gouverneur Blaises Worte zufrieden ab und begab sich in eines der Quartiere des Gefängnisses, welches höherrangigen Offizieren und dem Führungspersonal der Anlage vorbehalten war. Ein paar Tage sollte der Gouverneur bleiben. Auf der Agenda standen am nächsten Morgen zunächst der Bericht
Kerbals. Im Laufe der Tage waren mehrere Besprechungen geplant. Darunter galt es, in Koordination mit dem Commander, den imperialen Truppeneinsatz zu reorganisieren. Höhepunkt sollte das Verhör der jungen Jedi sein, die sich über die Tage hoffentlich ausreichend erholen konnte, um das anstehende Kennenlernen mit Gouverneur Antares lebend durchzustehen. Natürlich hing es auch von der Jedi selbst ab, wie lange und schmerzhaft es werden sollte. Antares war klar, dass er Ergebnisse brauchte. Würde er überzeugt, dass die Jedi keinen Nutzen aufwies, war ihre Hinrichtung bereits geplant. Sie den übergeordneten Strukturen des Imperiums zu überstellen, von der Sith-Sekte ganz abgesehen, kam nicht in Frage. Zu viel Aufmerksamkeit würde es erzeugen und ungebetene Personen aufmerksam machen. Außerdem würde dann irgendjemand anderes den Ruhm ernten, den eine erfolgreiche Befragung einer Jedi der Neuen Republik mit sich brachte. Und „Unter dem Radar“ ließen sich Antares‘ Regierungsmethoden und Vorstellungen deutlich ungestörter umsetzen, wie wenn ihm ständig jemand auf die Finger schauen würde. Seine Devise war es, Ergebnisse zu liefern. Wie? Das spielte keine Rolle, solange es nicht imperialen Interessen widersprach.

Am nächsten Morgen dann galt es sich mit Darth Kerbals Bericht auseinanderzusetzen. Immer wieder zogen sich die Stirn des Gouverneurs zusammen, wanderte die Hand nachdenklich an das Kinn und die Augen über die niedergeschriebenen Ergebnisse des Ritualergebnisses. Dann folg Antares‘ Faust auf den Tisch. Er hatte genug. Nicht viel hatte er von der Untersuchung erhofft, doch selbst das wurde untertroffen. Wertlose Informationen, die er auch dem ihm schon vorliegenden Bericht entnehmen konnte, vermischt mit fragwürdigen Schilderungen von Zusammenhängen und nur mühevoll zu entschlüsselnden Satzkonstruktionen. Lange Rede, kein Sinn. Zwar übergab Antares den Bericht an die zuständigen Imperialen, die mit dem Fall besser vertraut waren und an der Analyse arbeiteten, Hoffnung setzte er aber nur noch auf sich und sein Verhör. Kerbal hätte er gleich auch verhören können.

Tage später war es dann so weit. Es war abends. Bevor das Verhör beginnen konnte, galt es noch die Reorganisierung des Truppeneinsatzes zu besprechen. Im Besprechungsraum der Kommandozentrale versammelten sich einige hochrangige Militärs, Blaise und natürlich Antares. Blaise berichtete zusammenfassend, dass der aktive Teil der Operation Deep Sweep vollständig beendet worden sei. Alle festgenommenen Aliens seien auf die einzelnen Deportationslager aufgeteilt und erwarteten den Abtransport nach Truuine. Zwar dauerte es deutlich länger, solche Aliens einzufangen, die sich in den Städten rumtrieben, die großen Populationen seien aber vollständig extrahiert. Das bedeutete, dass auch ein großer Teil der Truppen, die der Eintreibung zugeteilt waren, wieder frei verfügbar war. Viele der Militärs hielten es für notwendig, den Großteil wieder der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuzuteilen. Die Deportationslager sollten so gering wie möglich besetzt werden, um nicht für die Bewachung eines eh völlig desorientierten Haufens verschwendet zu werden.

Blaise begann zu sprechen. Dann ertönte ein dumpfes Grollen in der Entfernung. Einen Moment fühlte es sich an, als würde der Boden unter den Füßen beben. Die Luft vibrierte leicht, die Gläser auf dem Rundtisch klirrten und die Deckenlampen flackerten für einen Moment. Die Gespräche verstummten abrupt. Alle Augen richteten sich aufeinander und blickten sich ratlos entgegen. Die Gesichter der Männer waren von plötzlicher Besorgnis übersäht. Was zum Teufel ging hier vor?


„Was war das“, flüsterte jemand, die Stimme völlig entsetzt. Dann ertönte ein Alarm.

Auch wenn alle Anwesenden im Besprechungsraum überaus sicher waren, immerhin diente er als Schutzraum der Kommandozentrale, wurden auch sie einer Druckwelle erfasst. Nämlich eine Druckwelle der Unruhe. Die der Verwirrung und, in manchen Augen erkennbar, Angst. Einige der Militärs, so auch Anthony, marschierten zum Ausgang des Besprechungsraums in der Hoffnung, dass sie in Erfahrungen bringen konnten, was geschehen war. Immerhin war nebenan das Gehirn des Gefängnisses. Doch sie wurden aufgehalten. Mehrere Angehörige des Wachpersonals betraten den Besprechungsraum und versuchten die Skepsis und Aufregung der Militärs zu beschwichtigen, versuchten zu erklären, was geschehen war, und mussten irgendwie glaubwürdig darlegen, dass die Festung „Gefängnis von Colina“ Opfer eines Anschlages wurde, der mit einem mit Sprengstoff beladenen Transporter des Imperiums durchgeführt wurde.

Für Antares aber stand fest, dass er nicht im Besprechungsraum darauf warten würde, dass man alles unter Kontrolle brachte. Er stürmte am Wachpersonal vorbei und machte sich auf den Monitoren der Kommandozentrale selbst ein Bild. Die unzähligen Bildschirme der Videoüberwachung feierten eine Party. Einige erhielten kein Videoinput mehr und flackerten. Wieder andere Bildschirme lieferten keine aufschlussreichen Bilder, weil die Kameras vom Rauch des massiven Feuers verdeckt waren und Videofehler durch beschädigte und angeschmorte Kameramodule die Sicht bedeckten. Überwachungskameras, die nicht in unmittelbarer Einschlagstelle des Shuttles und seiner Explosion waren, gaben aber Aufschluss darüber, welch Zerstörung und Chaos angerichtet wurde. Überall lagen Trümmer verstreut, scharfkantige Metallstücke und zerbrochene Durabetonbrocken, die die umliegenden Gänge teilweise vollkommen verschütteten. Funken sprühten aus beschädigten Kabeln und freiliegende Kabel erzeugten durch das Wasser der Sprinkleranlagen Todesfallen. Die rote Notbeleuchtung erhellte die Gänge, während das kalte, weiße Licht der Deckenlampen unheimlich flackerte. Wachpersonal eilte durch die Gänge, teilweise kam es sogar zu mehreren kleineren Gefangenenaufständen, wo die Gefangenen nicht gerad in ihren Zellen waren.

Nichts aber deutete auf einen Angriff des Widerstandes. Auf keinem Bildschirm waren irgendwelche großen Schusswechsel zu sehen. Auch der Funk, den man lautstark im Hintergrund vernehmen konnte, erwähnte in keinster Weise Feindkontakt. Nachdenklich versuchte sich der Gouverneur zu erklären, was genau hier vorging. Ein Angriff des Widerstands war ausgeschlossen. Für einen Angriff auf das Gefängnis war jener definitiv zu zermürbt. Was aber konnte es dann sein?

Dann erstarrte Antares‘ Blick.
FAITH. Seine Hände ballten sich für einen Augenblick zu Fäusten und Anthonys Gemüt stand kurz vor seiner ganz eigenen Explosion. Er atmete einmal stark durch und marschierte streng zurück in den Besprechungsraum, wo ihn die Militärs erwartungsvoll anschauten. An der anderen Seite des Raums angekommen machte er vor einem Wandkasten mit Glasfront halt, schlug mit seinem Ellenbogen die Scheibe ein und ergriff den E-11 Blaster, der sich im Inneren befand. Zügig ging es wieder aus dem Raum heraus.

„Gouverneur, wie ist die Lage? Was haben Sie vor“, rief Blaise dem Gouverneur zu bevor letzterer den Raum verließ.

Antares kam abrupt zum Halt, drehte sich zu den Anwesenden und beruhigte:
„Meine Herren, warten Sie hier…ich bin gleich wieder bei Ihnen!“

Zusammen mit den zweien Leibgardisten durchquerte Antares die Schleuse. Sein Ziel war der Hochsicherheitstrakt, genauer Faiths Zelle. Der Marsch durch die Gänge bot dem Gouverneur einen grauenvollen Anblick. Die Atmosphäre war von Panik und Chaos erfüllt. Schreie hallten durch die Gänge, als das reguläre Personal versuchte, sich in Sicherheit zu bringen, Sicherheitspersonal durch die Gänge rannte und vereinzelte Kämpfe zwischen jenen und renitenten Sträflingen ausbrachen. Verzweifelt versuchten die völlig überrumpelten Wärter die Sträflinge unter Kontrolle zu halten, sich nicht von den Fäusten manch kräftiger Gefangener treffen zu lassen und entluden ihre Magazine großzügig in alles, was eine Sträflingsuniform trug. Unter keinen Umständen wollte man einem großangelegten Gefangenenaufstand auch nur den kleinsten Nährboden zum Gedeihen präsentieren. An anderen Stellen saßen benommene am Boden und versuchten sich zu sammeln, während wieder andere mit teils schweren Verbrennungen und Verletzungen ziellos umherliefen, getrieben vom instinktiven Überlebensdrang. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Gesichter voller Panik und ihr Körper in völligem Schockzustand.

Davon ließ sich Antares aber nicht beirren. Einen solchen Anblick kannte er schon vom Anschlag auf den Hauptstandort von Protara. Er konnte sich glücklich schätzen, dass es nicht ihn getroffen hatte. Mitleid empfand er auch nicht. Mitleid war für ihn nichts weiter als ein nutzloser Instinkt. Warum auch Mitleid empfinden und dadurch die eigene Kraft kompromittieren? Am Hochsicherheitstrakt angekommen, erblickte Antares das Chaos an der Sicherheitsschleuse. Der wachhabende Wärter war nirgends zu sehen und die Schleusentür stand offen. Mit den Waffen im Anschlag marschierten sie zu jener Zelle, in der Faith eingesperrt warn. Die beiden Leibgardisten übernahmen die Führung und machten sich bereit, die Zelle zu stürmen. Sie nickten sich zu. Die Tür öffnete sich und beide gleichzeitig, nach links und rechts zielend, stürmten die Zelle. Dann setzte auch der Gouverneur seinen Fuß hinein. Faith war weg. Seine Vermutung hatte sich bestätigt, der Anschlag muss eine Ablenkung gewesen sein. Anthony war sich sicher. Allein hätte die Jedi es nicht geschafft, die Zelle zu verlassen. Immerhin waren noch alle anderen Zellen verriegelt. Eine Fehlfunktion der Tür und der Energiebarriere gleichzeitig erschien ihm schon zutiefst unrealistisch. Und dann nur bei ausgerechnet der Zelle, die ein derart wichtiges Subjekt beinhaltete? Niemals.


„Sorgen Sie dafür, dass nicht nur das gesamte Gefängnis abgeriegelt ist, sondern auch der Bereich um die Explosion umgehend abgesichert wird. Ich will, dass der gesamte Sicherheitsapparat in und um Colina nach diesem Krüppel fahndet. Dass es sich um eine Jedi handelt, darf aber keinesfalls bekannt werden“, forderte der Gouverneur schimpfend.

Knapp bestätigte einer der Leibgardisten und fing an zu funken. Nun war klar, wozu die freigewordenen Strumtruppler eingesetzt würden.

Langsam verließen der Gouverneur und seine Begleiter den Hochsicherheitstrakt wieder. Bei der Schleuse macht der Gouverneur allerdings einen Halt. Bereits beim Betreten des Traktes war ihm das runde Loch in der Scheibe aufgefallen. Es sah keinesfalls so aus, als wäre es durch eine Explosion entstanden. Dafür war es zu „perfekt.“ Einer der Leibgardisten öffnete die Tür zum Raum hinter der Scheibe. Auf dem Boden lag der Wärter, der sie eigentlich hätte empfangen müssen. Vor ihm hockend betrachtete der Gouverneur seinen Körper. Eigentlich sah er ziemlich unversehrt aus. Ausschließlich sein Kopf schien es mitgenommen zu haben. Antares zog sich über seine Rechte Hand seinen schwarzen Lederhandschuh, legte den Blaster auf dem Boden ab und griff mit der Rechten Hand nach dem Kopf des Wärters. Er packte ihn am Kinn und schwenkte seinen Kopf. Irgendwas hatte seinen Kopf geradewegs durchbohrt. Ein widerlicher, aber aufschlussreicher Anblick. Es war keine Herausforderung, 1 und 1 zusammenzuzählen. Er muss durch ein Lichtschwert ermorden worden sein. Vermutlich, um den Trakt ungestört zu betreten? Das würde mit der Theorie, dass die Jedi Unterstützung von außen erhielt, zusammenpassen. Instinktiv kamen Antares die einzigen beiden Lichtschwertnutzer in den Sinn, die auf Kelada frei herumlaufen. Darth Kerbal und
Darth Angelus.

Anthony richtete sich wieder auf und wandte sich den beiden Gardisten zu, die ihm den Rücken freihielten.


„Lassen Sie in Erfahrung bringen, wo Darth Angelus und Darth Kerbal sind! Ich will umgehend unterrichtet werden“, befahl Anthony adrenalinerfüllt.

Dann erschütterte eine weitere Explosion die Wände und Decken. Zwar nicht zu vergleichen mit der ersten, mindestens aber genauso besorgniserregend. Ratlos blickte der Gouverneur für einen Moment in die Ferne, versuchte sich zu erklären, was sie zu bedeuten hatte, und gab sich aller größte Mühe, alle Puzzleteile zusammenzusetzen. Er scheiterte, hatte noch nicht einmal richtig die erste Explosion verarbeitet. Ihm blieb nichts anderes übrig, als wieder zur Kommandozentrale zurückzukehren. Ein Gefühl der Machtlosigkeit überkam ihn. Am liebsten hätte er sich um alles selbst gekümmert. Sofort. Doch das ging nicht. Geduld und Ruhe waren jetzt zu bewahren. Dessen war sich auch Anthony bewusst. Er konnte aber nicht.

Zusammen mit seinen Leibwächtern machte er sich vorerst auf den Rückweg zur Kommandozentrale. Hoffend, dass die Explosion nicht von ihr ausging.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Colina – Gefängnis – Hochsicherheitstrakt - Sicherheitsschleuse] Anthony Antares, 2 Leibgardisten
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith

„Ein Adeliger, ein Sith und ein Mörder gehen in eine Bar. Sagt der Barkeeper: ‚Ah, mein bester Kunde!‘“

, vollendete Kerbal Faiths Witz einen Moment bevor er erkannte, dass ihre Intention keineswegs gewesen war lustig zu sein. Für einen Moment versank er in Schweigen, während er den Topf weiter umrührte. Das Hiersein der Padawan erweckte wahrlich eine Seite von ihm, die er verloren geglaubt hatte. Hatte Tha’klen überhaupt je einen Witz von ihm gehört? Und nun spielte er für Faith den Alleinunterhalter, wie er das früher öfter getan hatte. Clevere Sprüche waren nichts, was beim Überleben half und auch nichts, was in einer Situation auf Leben und Tod angemessen erschien. Vor allem wenn er gezwungen war, beinahe mehr Wesen im Stich zu lassen, als er half. Oder die er manchmal sogar dazu gezwungen war eigenhändig zu versklaven, um seine Deckung zu wahren. Einen Augenblicklang schmerzte seine Kehle, doch seine Augen blieben trocken, während er ins Feuer starrte.

„Ich fürchte da liegst du richtig.“

, sagte er tonlos auf Faiths Kommentar zu Angelus‘ Aussehen. Danach erstarb das Gespräch etwas und schließlich teilte er das Essen auf drei Portionen auf. Seine eigene aß er in fünf großen Bissen, der Hitze mit ein bisschen Pusten und einem größeren bisschen Selbstbeherrschung Herr werdend. Danach verbrachte er einen Moment überlegend, ob er an alles gedacht hatte und legte dann ihre Schlafsäcke aus. Als er zu Faith kam, legte sie ihm unerwarteterweise eine Hand auf die Wange und sagte etwas, das ungewollt den Schmerz in seiner Kehle zurückkehren ließ.

Nein, Jedi waren nicht unbesiegbar und gewiss auch nicht, wenn sie Kerbals Herz hatten, widersprach er ihr stumm. Für einen Moment drohte ihn die Last all jener, die er zurückgelassen hatte, zu übermannen. Und dann waren da die Gesichter der tapferen Männer und Frauen aus den Minen, die er in ihr Verderben geführt hatte. Bevor sich beherrschen konnte, schlich sich ihm eine Träne aus einem Augenwinkel. Dann jedoch zwang er sich zu einem Lächeln.


„Ich wünschte…das wäre so.“

, presste er heraus, bevor er plötzlich ruckartig aufstand und sich räusperte.

„Zwei Sachen noch bevor wir schlafen gehen:“

, sagte er und trat zu seinem Rucksack, den er neben der Sturmtruppenrüstung abgestellt hatte. Heraus holte er ein Datapad und das Bündel mit Faiths Sachen, das er aus dem Verwaltungsgebäude gestohlen hatte.

„Hier sind noch ein paar Sachen von dir. Schau durch was du davon brauchst.“

Kurz tippte er einige Befehle in sein Datapad, bevor er ihr beides reichte.

„Und hier ist mein letzter Bericht an den Gouverneur. Ich habe mit Psychometrie dein Zeug untersucht – so habe ich ihn dazu gekriegt es mir auszuhändigen – und anschließend das Wichtigste zusammengefasst. Keine Sorge, ich habe nur geschrieben, wovon ich mir sicher war, dass es die Imperialen schon wissen, den Rest habe ich mir aus den Fingern gesaugt. Schau trotzdem mal drüber, ob irgendjemand gewarnt werden muss, dass ich aus Versehen seine Deckung zerschossen habe.“

Während Faith sich den Bericht durchlas, kroch Kerbal bereits in seinen Schlafsack. Dann stellte er auf seinem Com einen Wecker und schloss die Augen. Es war bereits nach Mitternacht, doch trotzdem erlaubte er ihnen gute acht Stunden Ruhe. Ausgeruht würden sie morgen schneller weiterkommen. Das beruhigende Knistern des Feuers im Ohr, brauchte es auch nicht mehr lange, bis er eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen überließ Kerbal Tha’klen das Kochen, während er selbst eine halbe Stunde damit verbrachte, Faiths Beine zu heilen. Die komplexen Brüche waren von den Imperialen bereits gerichtet und geschient worden, doch war dies trotzdem keine leichte Aufgabe und natürlich wurde er nicht fertig. Nach dem Frühstück trug er sie also zu einem nahegelegenen Bachlauf, wo er ihr einige Minuten gab sich frisch zu machen und dann zurückkehrte, um das gleiche Prozedere mit sich selbst zu wiederholen. Auch Tha’klen gönnte hens weniger dreckanfälligem Exoskelett eine Katzenwäsche und schließlich packte Kerbal noch einige Sachen zusammen, bevor sie endlich bereit waren loszufahren. Es war bereits 0930 – später als er gehofft hatte – doch sie würden sicherlich einige Kilometer aufholen können, wenn sie keine Mittagspause einlegten. Wie angedroht würde Faith heute mit Tha’klen mitfahren, um die Technik Verschleierung zu üben. Bereits auf dem Speederbike und abfahrbereit, drehte Kerbal sich noch einmal zu sein beiden um, um ein paar Anweisungen zu verteilen:

„Bei der Verschleierung, auch als Quey’tek bekannt, geht es darum sich in der Macht vor anderen machtsensitiven Wesen zu verstecken. Den Machtsinn solltet ihr beide beherrschen, also möchte ich, dass ihr euch abwechselt. Eine versucht die andere zu spüren, während die andere versucht sich zu verstecken. Und umgekehrt.“

Kurz pausierte er und schaute von einer zur anderen.

„Jetzt dazu wie ihr die Technik anwendet: Auch hier wird euch der Machtsinn helfen. Fokussiert euch auf euch selbst und versucht eure eigene Aura zu spüren. Dann stellt euch vor, wie ihr sie abdämpft. Mir persönlich hilft das mentale Bild eines Schildes, den ich zwischen meiner Aura und der Außenwelt errichte. Schaut mal, wie weit ihr mit diesen Anweisungen kommt. Wenn ihr nicht weiterkommt, funkt mich an. Gibt es jetzt noch Fragen? Braucht noch jemand eine Toilettenpause? Idealerweise werden wir bis mindestens heute Abend nicht langsamer.“

Dies geklärt schwang Kerbal in einer flüssigen Bewegung seine Beine herum, um sich wieder korrekt auf sein Speederbike zu setzen, und drückte dann das Gas durch. Mit einem Heulen schoss das Bike los. Das Felsmassiv in ihrem Rücken, das ihnen die Nacht über so warm Unterschlupf gewährt hatte, wurde rasch kleiner, während die schier endlose Steppe Keladas sie in Empfang nahm.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 301 Klicks nördlich von Colina / Steppe ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Mariams Büro ] Mariam

Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Mariam auf die Holoaufzeichnung der Monstrosität, die vor vielleicht einer halben Stunde ins Holonet gespielt worden war. Rebellen hatten einen lokalen Holosender gekapert, um ihre subversive Propaganda in keinem schlechten Versuch des stochastischen Terrorismus ins Netz zu streuen, wo sie jedoch von Darth Angelus vor laufender Kamera ausgeschaltet worden waren. Es war eine gute Demonstration imperialer Konsequenz, doch dass es nach allem, was Vorgefallen war, auch noch DAZU hatte kommen können…eine zerschmetterte Caftasse und ein brauner Fleck neben ihrem Fenster zeugte von Mariams Frustration.

Generell glich Mariams Büro seit Neustem dem Unterschlupf einer Verschwörungstheoretikerin. Auf jeder Oberfläche zeigten Holoprojektoren im Loop alle verfügbaren Aufnahmen des mysteriösen Sturmtrupplers, der der Verwaltung Keladas vor vielleicht zwei Tagen ein so explosives Schnippchen geschlagen hatte. Eine ganze Wand war mit ausgedruckten Momentaufnahmen bedeckt, die mit rotem Band mit verschiedenen Hinweisen und Notizen verbunden waren. Die jüngste feindliche Unterbrechung der Sendung ‚Real Talk – Can you handle the Truth?‘ würde in Bälde dazukommen, verbunden mit der Sektion, die sich mit möglichen Drahtziehern befasste und natürlich mit allem, das sie über Darth Angelus wusste.

Natürlich konnte man annehmen, dass sein Eingreifen in die Kaperung des Holonetsenders ihn als möglichen Täter entlastete. Doch fand Mariam, dass es auch sein konnte, dass Angelus genau das wollte! Aktuell schloss sie niemanden als Verdächtigen aus. Grade Darth Kerbal hatte ein, wie es schien, wasserdichtes Alibi und doch stand dieser rote Aliendreck ganz oben auf ihrer Shitlist. Es passte einfach alles zu gut! Kerbal hatte dem Gouverneur vor Zeugen gesagt, dass er die Stadt verließ, dann ein Fahrzeug mit eingebautem Ortungschip genommen UND sich dabei ablichten lassen, wie er die Stadt verließ! Das sich ergebende Bild war so sauber, dass es nach Putzmitteln stank!

Natürlich konnte es aber natürlich auch stimmen und vielleicht war doch Angelus der Unruhestifter. War es ein Zufall, dass eine Operation dieser Größe erst passiert war, NACHDEM er angekommen war? Immerhin war Mariam sich fast sicher, dass einer der beiden Machtnutzer der Schuldige war. Oder mindestens einer ihrer Schüler. Sicher, sie hatte es nicht auf Band, doch hatte einer der Gefängnisscharfschützen bei seiner Befragung ausgesagt, dass der Übeltäter ihm mit einem übermenschlichen Sprung über die Gefängnismauer entkommen war. Auch die Beweise sprachen für diese Beschreibung. Ein angefangener Schnitt in der Mauer und Spuren die genau bis dorthin führten? Das war schon alles mehr als merkwürdig!

Doch wer auch immer diese Operation geplant hatte, war wirklich geschickt vorgegangen. Nur das gestohlene Lichtschwert der Jedi war in den Holoaufzeichnungen zu sehen. Ein Lichtschwert, das nachvollziehbar aus Kerbals Quartier gestohlen worden war. Wieder so ein viel zu sauberes Detail. Warum hatte der Täter das Bündel erst eingesteckt, als er sich im Blickfeld einer Kamera befunden hatte? Etwa um Kerbal zu entlasten? Oder um sie genau dies denken zu lassen?! Es war ein Problem, das Mariam umtrieb, aber auch eins genau nach ihrem Geschmack. Sicherlich würde auch die Befragung des Holonet-Terroristen, Bo, weitere Hinweise liefern. Erst vor wenige Minuten war die Bestätigung gekommen, dass man diesen grotesken Cragmoloiden nach Angelus‘ Eingreifen festgesetzt hatte. Natürlich war der Name Bo Mariam nicht unbekannt. Nachdem es dem ehemaligen Barkeeper gelungen war Gouverneur Antares bei einem Gespräch zu vergiften und anschließend spurlos zu verschwinden, hatte sie nicht wenig Zeit damit verschwendet nach ihm zu fahnden. Dass er sich von Betreiben einer Gangkneipe jedoch offenem Terrorismus zugewandt hatte, war eine neue Dimension und Mariam ärgerte sich, dass sie diese Entwicklung nicht hatte verhindern können.

Doch war es unnütz verschütteter Milch nachzutrauern. Es galt ihren Job in Zukunft einfach besser zu machen und eine solche Gelegenheit bot sich ja auch genau hier und jetzt. Nachdem Mariam die Aufnahme noch ein letztes Mal angesehen hatte, erhob sie sich und steckte ihr Datapad ein. Dann speicherte sie ein Dokument mit Notizen ab und verließ schnellen Schrittes ihr Büro. Ihr Ziel war der Warteraum für Besucher, in dem Angelus zweifelsohne jeden Moment eintreffen würde. Die Eskapade im Holonet hatte sich genau auf seinem Weg hierhin ereignet und Mariam ging davon aus, dass er nach getaner Arbeit seinen Weg fortsetzen würde. Und tatsächlich, als sie den Raum betrat, war Angelus schon vor Ort.

Es war das erste Mal, dass Mariam einen der Sith persönlich sah. Grundsätzlich hätte sie bevorzugt, dass dies auch so bliebe, doch in ihrem Job konnte man sich so etwas nicht immer aussuchen. Immerhin sah der Kerl nicht ganz schlecht aus, auch wenn sie für ihn wahrlich nichts übrighatte. Selbst wenn sie wirklich auf Männer gestanden hätte, sah dieser Angelus einfach zu geleckt aus. Die Haare waren fein säuberlich nach hinten gekämmt und was sie auf den zweiten Blick als Augenringe erkannte, sah auf den ersten einfach aus wie Lidschatten. Dazu war der Kerl sicherlich gut fünf Jahre jünger als sie, also generell eher ein Bubi. Ein äußerst gefährlicher Bubi, wie sie sich selbst in Erinnerung rufen musste.

Mit einem falschen Lächeln trat
Mariam auf Angelus zu. Heute trug sie wieder ihren üblichen Look. Die IGD-Uniform saß perfekt und die lockigen, braunen Haare, die sie gegenüber der Jedi offen getragen hatte, verbargen sich in einem strengen Dutt unter ihrer Dienstmütze.

„Seien Sie gegrüßt, Lord Angelus. Meine Hochachtung Ihrer jüngsten Machtdemonstration im Holonet. Ich bin sicher Lieutenant Górnys Familie weiß seine…Rettung wirklich zu schätzen.“

, sagte sie mit einem Funkeln in ihren braunen Augen und nickte ihm freundlich zu.

„Mein Name ist Operative Zurabashvili. Ich unterstehe Gouverneur Antares als beratende Offizierin des IGD. Leider ist der Gouverneur grade aufgrund der…außergewöhnlichen Ereignisse indisponiert. Dürfte ich Sie stattdessen bitten mir einige Minuten Ihrer wertvollen Zeit zur Verfügung zu stellen?“

Die Bitte war zwar als solche vorgetragen, jedoch in einem Tonfall, der eigentlich keine Diskussion zuließ. Natürlich war es mehr als gruselig einen Sith, der sie vermutlich mit einem Gedanken an der nächsten Wand zerquetschen konnte, so anzusprechen. Doch durfte sie schon Berufswegen solch eine Schwäche nicht zeigen und musste darauf vertrauen, dass sie Kraft ihres Amtes nicht einfach wie ein Crashdummy behandelt werden würde. Mit einem Lächeln trat Mariam zur Tür, die in die Gästelounge führte und hielt sie dem Mann auf. Anschließend trat sie selbst hindurch und an die Minibar, wo sie sich selbst ein Gläschen alkoholfreien Weines genehmigte.

„Darf es für Sie auch etwas sein, Mylord?“

Anschließend trat sie zu der bequemen Sitzgruppe, in der Antares seine Gäste sonst empfing, und ließ sich in einem der Ledersessel nieder.

„Sie werden sicherlich verstehen, dass ich von Berufswegen jede noch so unwahrscheinliche und potentiell anrüchige Option in meinen Nachforschungen berücksichtigen muss. Ich hoffe, daher werden Sie mir die folgende Frage gestatten:“

Mariam pausierte kurz und nippte an ihrem Glas.

„Wo genau waren Sie vor zwei Tagen, vor drei Tagen und vor vier Tagen zwischen 1800 und 0000? Wissen Sie, wo sich Ihr…Schüler? Novize? Shiqjat zu diesen Zeiten aufgehalten hat? Und…wo befindet er sich zurzeit?“


[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Gästelounge ] Mariam und Angelus
 
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Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Gästelounge - Darth Angelus


Der Sith tigerte unruhig auf und ab. Nachdem er aufgrund der Nachricht aus dem Verwaltungssitz das Studio eilig verrichteter Dinge hatte verlassen müssen, war er fest davon ausgegangen, dass Governor Antares ihn zu sprechen wünschte. Entweder um sich für die Erfolge im Kampf gegen den Widerstand in Colina zu bedanken, oder um von bürokratischer Kontrollsucht gelenkt die Eigeninitiative des Kriegers zu beanstanden. Was auch immer den Statthalter umtrieb, Darth Angelus war zunächst nicht unbedingt abgeneigt gewesen, zurück in die Hauptstadt zu kehren und seine Autorität und seinen Status als Extinktor und Ritter im Orden seiner Majestät einmal mehr zu untermauern. Insbesondere die Aufnahmen, die in diesen Momenten unlängst im Holonet viral gingen, sollten seine Position in dieser Hinsicht deutlich verbessern. Die Bilder von seinen beiden Operationen waren dabei, ihren eigenen Mythos zu schaffen. Eine Legende des Muts und der Entschlossenheit, und vor allem das Bild von Darth Angelus selbst – erhaben, unbarmherzig, die Macht fest in seinen Händen. Auf einer Welt wie Kelada, wo der Orden der Sith noch nicht in den Köpfen der gewöhnlichen Bevölkerung verankert war, fiel es leicht, die Menschen mit derartigen Bildern zu beeindrucken. Ihr Alltag war durchzogen von Terror, politischen Unruhen und weitreichender Verwüstung – Zuständen, die einen tiefen Hunger nach Erlösung und stabiler Ordnung erzeugten. Inmitten dieser düsteren Realität, die von ständiger Unsicherheit geprägt war, war die Vorstellung einer starken, unbarmherzigen Macht, die die Kontrolle übernahm, verlockend. Und eines starken und entschlossenen Mannes, der diese Macht verkörperte. Governor Antares, der versuchte, seine Autorität in jeder Situation zur Schau zu stellen und sich mit seinem präzisem Handeln als Bürokrat zu profilieren, konnte diese Sehnsucht aufgrund seiner Berechenbarkeit offenkundig nicht auf sich alleine gestellt bedienen. Zwar spielte er seinen Part nach Empfinden des Kriegers gekonnt, doch es fehlte ihm der Glanz und Ruhm, den Darth Angelus in jeder Bewegung, in jeder Geste und in jeder Welle seiner Präsenz ausstrahlte wie ein Stern das Licht. Er hatte sich seinen Weg in die Köpfe der gebeutelten Bevölkerung Keladas gebahnt – und nun, da Darth Angelus in ihren Gedanken unauslöschlich verankert war, würde er für den Machtapparat des Governors zu einer unersetzlichen Figur werden.

So jedenfalls seine Gedanken, die dem opportunistischen Kalkül entsprangen, das den charismatischen und grausamen Sith umtrieb. Gedanken, die sich auf seiner kurzen Anreise zum Verwaltungssitz weiter gefestigt hatten, ehe er feststellen musste, dass der Governor es nicht für notwendig erachtete, ihn persönlich in Empfang zu nehmen. Irgendeine von Antares beratenden Offizierinnen wollte ihn stattdessen sprechen - und ließ sich dabei Zeit. Diese Person hatte IHN wie einen gewöhnlichen Soldaten hierher beordert ließ IHN jetzt auch noch warten. Darth Angelus hatte an den drei Gefangenen im Studio ein Exempel statuieren wollen und diese unerhörte IMPERTINENZ hatte ihn dazu gezwungen, schneller mit den subversiven Elementen zu verfahren, als eigentlich geplant.

Als sich die Tür des Büros zum Vorraum öffnete, stand Darth Angelus mit dem Rücken zur
Frau im Zentrum des Vorraums. Der pelzbesetzte und pechschwarze Umhang fiel in eleganten Wellen von seinen durch die schwere Rüstung noch imposanter wirkenden Schultern. Jedes Detail seines Erscheinens verstand er als eine Botschaft an die, die in seiner Nähe waren. Er wusste genau, wie er sich zu präsentieren hatte, um Eindruck zu hinterlassen, und verharrte folglich einen Moment lang in dieser Position, während die Frau, noch vor der Schwelle der Tür, begann ihn mit einer Mischung aus Erwartung und Respekt zu begrüßen. Dann, fast wie ein Raubtier, das auf seine Beute zuschleicht, drehte Sabar sich langsam um. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung traf sein Blick die Operative – ein fesselnder, wölfischer Blick, dem sie mit der Souveränität einer geschulten Operative des IGD standhielt.

Darth Angelus musterte die
Frau mit dem unaussprechlichen Namen mit prüfendem Blick, während er sie aussprechen ließ; ordentlich, fitte Figur, rundes Gesicht, große braune Augen. Recht attraktiv vermutlich. Zunächst zollte sie ihm Respekt für seine jüngsten Erfolge - etwas, das sich eigentlich für den Governor selbst geziemte. Der Sith nickte kalt und ließ sie weiter sprechen. Seine Machtsinne waren unlängst dabei, die Frau abzuscannen und zeigten erste Anschläge; beschleunigter Herzschlag, etwas unruhige Atmung, erhöhter Blutdruck. Sie war sichtlich bemüht, sich so souverän und bestimmt wie nur möglich zu präsentieren, jedoch entgingen ihm diese Details nicht. Anstatt zu antworten, strömte Angelus seine dunkle Aura aus und hüllte sich darin wie in erlesenem Duft.

Er folgte ihr nun in die Gästelounge, wo sie sich an der Alkoholbar bediente und ihm etwas anbot.


"Gerne"

Während sich die Operative auf einem der Ledersessel niederließ, verharrte Darth Angelus stehend in stolzer Haltung. Seine rechte Hand legte er dabei mit kontrollierter Gelassenheit auf den prunkvollen Griff seines Lichtschwerts, das an seiner Hüfte baumelte. Der Blick des Sith blieb unaufhörlich an ihr haften, als würde er jede ihrer Bewegungen wie ein Raubtier beobachten. Als die Frau konkreter wurde und sich abzeichnete, dass sie ihn tatsächlich auszufragen plante, schien sich sein Blick zu verengen – ein stummer Ausdruck von Interesse und einer Warnung an sie, es nicht zu weit zu treiben. Er beobachtete, wie die IGD-Beamte an ihrem Glas nippte und ließ schließlich ein charmantes, wölfisches Lächeln über seine Lippen blitzen, als sie ihn tatsächlich fragte, was er zu irgendwelchen Zeitpunkten getan hatte.

"Wissen Sie, Operative..."

Sein Lächeln verschwand wieder ebenso schnell, wie es aufgeblitzt war. Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang Angelus seinen Pelzumhang zur Seite und griff nach dem Band, das sich um seinen Hals schlang. Langsam zog er den Orden hervor, der unter seiner Panzerung verborgen war – den ehrwürdigen Orden der imperialen Ritter.

"... was das hier ist?"

Sein Blick glitt vom Orden hinüber zur Operativen. Mit einem leichten Lächeln und einer aristokratischen Geste forderte er sie auf, sich zu erheben und vor ihn zu treten. Dann öffnete der Krieger den Mechanismus des Bandes, das über seinem Rücken hing, und reichte ihr den Orden. Er beobachtete Zurabshvili aufmerksam, wie sie den bronzenen Orden in ihren Händen wog und betrachtete. Mit einer Geduld, die ihm seit seiner Ankunft in der Residenz in Wahrheit völlig fremd war, wartete er, bis sie schließlich wieder ihren Blick abwandte. Langsam drehte er sich um, sodass sie den Orden wieder an seinem Hals befestigen konnte. Der Krieger ließ seine Macht und seinen Status in dieser Geste auf subtile Weise erstrahlen, gab Zurabshvili jedoch die Gelegenheit, diese mit ihren eigenen Händen zu berühren und sich für einen zeitlich limitierten Zeitraum in seinem flimmernden Glanz zu sonnen. Als sie fertig war und sein Orden wieder unterhalb der Rüstung über seiner Brust hing, wies er die Frau an, sich wieder zu setzen.

"Und nun verraten Sie mir doch bitte, wo genau Sie vor zwei Tagen, drei Tagen und vier Tagen zwischen 18oo und 24oo waren."

Begann Sabar, während er sich daran machte, mit langsamen Schritten durch die Lounge zu gehen. Langsam näherte er sich der Operativen, um schließlich hinter ihr und vor der gewaltigen Panoramafront Halt zu machen, die ihm einen weiten Blick auf die Hauptstadt Keladas bot. Sie musste sich in einer unbequemen Haltung zu ihm drehen, um ihm folgen zu können.

"Ich habe den direkten Befehl des Imperators, die imperiale Ordnung auf Kelada wiederherzustellen. Wenn Sie also mit Ihrem Bericht fertig sind, werden Sie mich über diesen Gefängniseinbruch unterrichten. Dann werde ich sehen, wie ich das Versagen Ihres Sicherheitsapparats begradige."

Darth Angelus lächelte kalt, als sein eigenes Ebenbild im spiegelnden Glas auftauchte. Langsam hob er die Hand und strich mit sanfter Bewegung über sein reflektiertes Gesicht.

"Ihr Vorname, Operative Zurabshvili. Wie lautet er?"


Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Gästelounge - Darth Angelus, Operative Zurabshvili
 
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Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith legte die Stirn in Falten, als sie Arlens Ergänzung zum halbausgesprochenen Witz hörte. Es sorgte für ein müdes Schmunzeln auf ihren Lippen. Denn sie bemerkte die Schwermut, die sich über ihn legte, während er ins Feuer starrte. Es war faszinierend, wie jemand, der äußerlich so stark und unerschütterlich wirken konnte, doch winzige Risse in seiner Fassade zeigte. Vielleicht gab er in solchen Momenten mehr über sich preis, als er selbst wollte.

Die Padawan wollte etwas sagen, eine Bemerkung machen, die ihm die Leichtigkeit zurückgeben würde, aber ihre Worte blieben im Hals stecken. Schweigen war in manchen Momenten wohlmöglich das Beste. Stattdessen aß sie also in langsamen Bissen ihre Ration, während sie Arlen bekümmert beobachtete, wie er sich in sein eigenes Schweigen zurückzog. Seine Gedanken schienen weit weg, irgendwo vor langer Zeit in einem weit entfernten Ort zu liegen, den er vor Tha’klen und Faith verschloss.

Als sie ihm dann schließlich die Hand auf die Wange legte, spürte sie seine warme, raue Haut unter ihren Fingern. Selbst die vernarbten Brandblasen auf ihren Fingerkuppen konnten die Erfahrungen spüren, die dieses Gesicht in seinem noch gar nicht so langen Leben bereits gemacht hatte. Die Worte, die sie ausgesprochen hatte, kamen aus einem Impuls heraus – einem Wunsch, ihm Trost zu spenden. Doch sie meinte sie genau so. Die Reaktion, die sie in ihm auslöste, überraschte sie. Die Träne, die aus seinem Augenwinkel lief, rief eine Mischung aus Mitgefühl und Schmerz in ihr hervor. Sie wollte ihm versichern, dass er mehr tat, als er sich selbst zuschrieb und dass er für sie eine Signalboje in diesem schweren Sonnensturm war. Er wich ihrem Blick jedoch aus, stand plötzlich auf und räusperte sich. Die Distanz, die er mit seiner Bewegung zwischen ihnen schuf, sprach Bände. Sie spürte, wie ihr Herz einen Satz machte – so als würde es von einem schweren Stein getroffen werden. Faith ließ ihre Hand sinken und schwieg. Es würde Arlen nicht helfen, wenn sie ihn bedrängte. Das wusste sie.

Als er ihr dann die Sachen übergab, die er entwendet (oder zurückgeholt) hatte, fühlte Faith sich ein wenig überwältigt. Der vertraute Anblick ihrer Habseligkeiten rief gemischte Gefühle in ihr hervor. Es waren Kleinigkeiten, teils persönliche Gegenstände. Aber auch die Kleidung von Amoria Tyku, ihrem Alter-Ego, nicht ihr selbst. Wie lange war sie nicht mehr sie selbst gewesen? Auf Aradia hatte sie eine imperiale Sturmtrupplerin gemimt, auf dem Ring von Kafrene eine Söldnerin. Unwillkürlich warf sie einen Blick auf die Sturmtruppen-Rüstungsteile, die um sie herum verstreut lagen. Die Symbolik ließ sie fast schmunzeln. Wollte ihr das Universum oder die Macht ein Zeichen geben, dass sie bei Arlen sie selbst sein konnte? Vermutlich interpretierte sie jedoch mehr in diese ganze Sache, als sie sollte.

Das Datapad, dass er ihr reichte, fühlte sich kalt in ihren Händen an. Sie war erleichtert, dass er so vorsichtig mit den Informationen umgegangen war, die er preisgegeben hatte. Dennoch überflog sie den Bericht so sorgfältig, wie es ihre Müdigkeit zuließ. Soweit sie das sagen konnte, war alles in Ordnung. Niemand aus ihrer Einheit oder ihrem Umfeld schien durch Arlens Bericht in Gefahr zu sein. Außer …


Arlen … meine Eltern! Mein Nachname wird sie zu meinen Eltern führen!“

Sie verfluchte sich dafür, dass dieser Gedanke ihr erst jetzt kam. Obwohl sie ihn natürlich bereits vor einigen Tagen hatte, als klar war, dass die Imperialen ihren wahren Namen kannten.

„Gibt es eine Möglichkeit, eine Warnung an sie zu senden?“

Die Gedanken an ihre Familie, ihre Eltern, ließen sie zunächst nur schwer einschlafen. Ihr Kopf grübelte vor Sorgen, doch schließlich gewann die Erschöpfung und Müdigkeit. Faith schlief zwar unruhig, doch die Nacht verging insgesamt recht schnell. Zwar wachte sie immer wieder auf und die Geräusche des Windes und das Knistern des Feuers brachten Erinnerungen an die Gefangenschaft zurück. Doch sie zwang sich, die Augen zu schließen und weiter zu ruhen. Es würde niemandem helfen, wenn sie nicht zu Kräften kam. Sie musste sich durchbeißen.

Am Morgen half Arlen ihr erneut mit der Heilung ihrer Beine. Die Schmerzen ließen inzwischen nach, doch sie wusste, dass es noch ein deutlicher Weg bis zur vollständigen Genesung war. Als er sie später zum Bach brachte, war sie dankbar für die kurze Gelegenheit, sich frisch zu machen. Das kalte Wasser prickelte angenehm auf ihrer Haut und ließ sie – endlich – wieder lebendig fühlen. Zumindest für einen Moment lang.

Als ihr ehemaliger Mitschüler dann die Aufgaben für den Tag erklärte, lauschte sie aufmerksam. Sie bewunderte ihn etwas, dafür, dass er wahrhaftig zum Jedi-Ritter herangereift war. Er hatte inzwischen einen eigenen Schüler und war Lehrer. Das war eine große Verantwortung. Die Idee, ihre Machtpräsenz zu verschleiern, klang theoretisch einfach, doch sie wusste, dass es nicht so sein würde. Die Macht war kein Werkzeug, dass man mit der richtigen Anleitung einfach so verwenden konnte. Dennoch wollte sie ihr Bestes geben.


„Keine Fragen“, sagte sie schließlich, um möglichst viel Überzeugung auszustrahlen. „Ich hoffe, du hast Geduld mit mir“, fügte sie an Tha’klen gewandt hinzu.

Als sie sich auf das Bike, hinter dien Verpine:n schwang, klammerte sie sich an den Exopanzer und versuchte, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren.
Der Fahrtwind peitschte ihr ins Gesicht, während sie über die Steppe Keladas rasten. Karge Landschaften zogen an ihnen vorbei. Es war ein schier endloses Meer aus Gras und Geröll. Die Weite hatte den Vorteil, dass sie es diesem Darth Angelus schwerer machen würde, sie aufzuspüren. Andererseits waren sie in dieser verlassenen Gegend in der Macht so leuchtend wie der Stern dieses Systems am Himmel. Faith schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Präsenz. Sie suchte nach der Macht, die sie umgab und versuchte, ihre eigene Aura wahrzunehmen. Das war noch schwieriger, als sie gedacht hatte. Sie befand sich so nah an Tha’klen, dass die Wahrnehmung hens Aura ihre eigene überdeckte. Dazu war ihre Geist sehr unruhig und ständig von den Gedanken and die Gefahren, die vor ihnen lagen, abgelenkt.


„Konzentrier dich, Faith“, murmelte sie sich selbst zu. „Du kannst das.“

Sie stellte sich das Bild eines Schildes vor, wie Arlen es beschrieben hatte. Vor ihrem inneren Auge stellte sie sich vor, wie sie diesen Schild errichtete, Stück für Stück. Die Welt um sie herum begann etwas zu verschwimmen und ihre Gedanken wurden ruhiger. Sie spürte, wie ein Teil ihrer Präsenz in der Macht schwächer wurde – zumindest hoffte sie das. Vielleicht verschlechterte sich aber auch nur ihre eigene Wahrnehmung.

Tha’klen? Kannst du mich noch spüren?“, fragte sie schließlich und öffnete vorsichtig ein Auge. Es war ihr erster Versuch und er war nicht perfekt. Doch es war ein Anfang, und es war noch kein Meister vom Himmel gefallen.

[ Kelada | weit nördlich von Colina | Steppe ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Gästelounge ] Mariam und Angelus

Was für ein…merkwürdiges Völkchen diese Sith doch waren. Merkwürdig in dem Sinne eines gefährlichen Tieres, das sie nicht so recht einschätzen konnte, und das jeden Moment nach ihrem Gesicht schnappen würde. Aus der Ferne waren sie hochinteressant, doch wurde sie das Gefühl nicht los, diesem hier viel zu nah gekommen zu sein. Schon wenige Momente, nachdem sie ihn angesprochen hatte, hatte ihr Kampf oder Flucht Reflex gezündet und nur langes Training in Sachen Selbstbeherrschung hatte es ihr erlaubt trotzdem so souverän aufzutreten, wie sie es letztlich getan hatte. Sie konnte es nicht erklären, doch irgendwie war ihr von einem Moment zum anderen kalt geworden und ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt. Hatten alle Sith aus der Nähe so eine…Präsenz? Wie dem auch sei, sie durfte sich nicht ablenken lassen!

Deutlich und selbstbewusst stellte sie ihre Fragen, immerhin hatte sie das Recht hier zu sein und Kraft der Autorität des Gouverneurs war Angelus ihr Rechenschaft schuldig. Doch hätte sie versucht zu erraten, wie genau die Antwort des Sith auf die Frage seines Alibis ausfallen würde, sie hätte falsch gelegen. Anstatt auch nur den Versuch zu unternehmen in irgendeiner Form seinen Aufenthaltsort der letzten Tage darzulegen, wischte er stattdessen seinen Mantel zur Seite?! Einen Moment vergaß Mariam über ihre Verblüffung hinweg ihr Unbehagen, während der Mann kontextlos eine bronzene Medaille unter seiner Rüstung hervorzog, die sie einen Moment später als Abzeichen des Ordens der Imperialen Ritter erkannte. Kühl fragte er Mariam, ob sie wisse, worum es sich dabei handele, und bedeutete ihr aufzustehen und zu ihm zu treten.

Ein wenig perplex tat sie wie geheißen und nahm ihm dann auch den Orden ab. Es war eine sehr schön gearbeitete Medaille an einem Band aus edlem Stoff, der sicherlich nicht dazu gemacht war, dauerhaft mit sich herumgetragen zu werden. Vor allem am Hals, wo das Band garantiert allen möglichen Schweiß und andere eklige Körperflüssigkeiten aufsaugen würde! Innerlich schnaubte Mariam, während ihr nur ein einziges Wort einfiel, um den unpfleglichen Umgang mit der überaus hohen Ehrauszeichnung zu beschreiben: Männer!


„Es handelt sich hierbei um eine Medaille des Ordens der Imperialen Ritter, dritter Klasse, Ihnen ausgestellt für Ihre Heldentaten zurzeit der speziellen Militäroperation im Koornacht-Cluster.“

, sagte Mariam, streng darauf bedacht ihrem Gesicht einen neutralen Gesichtsausdruck zu verleihen, und fügte dann noch gedanklich hinzu: ‚Und ganz sicherlich keine Ich-darf-hier-alles-machen-was-ich-will-Urkunde, du Affe!‘. Trotzdem gab sie ihm den Orden zurück und trat zurück zu ihrem Platz. Während sie den Moment nutzte zu versuchen den Gedanken irgendwie diplomatisch umzuformulieren, gab Angelus ihr die Alibifrage einfach zurück! Von der unverfrorenen Absurdität für einen Moment völlig überfordert starrte Mariam den Mann an und blinzelte langsam. Den Augenblick der verblüfften Stille nutzend, trat Angelus hinter ihr ans Panoramafenster und erklärte erst, dass er auf direkten Befehl des Imperators hier war, bevor er ankündigte über die genauen Details des Gefängnisausbruches unterrichtet werden zu wollen.

Erneut erhob Mariam sich und trat zu ihm ans Fenster, fieberhaft überlegend, wie sie mit was auch immer das hier war, umgehen sollte. Es war klar, dass Angelus entweder komplett wahnsinnig war auf diese Weise aufzutreten oder etwas zu verbergen hatte. Welchen Grund konnte er sonst haben auf eine einfache Frage mit so einer Grütze zu antworten und sich so verdächtig zu machen?! Vermutlich der Grund, dass die Wahrheit ihn noch schlimmer aussehen ließ?! Jeden anderen hätte Mariam hier und jetzt an Ort und Stelle verhaftet, doch sagte ihr etwas, dass alleine der Versuch ihr Todesurteil unterschreiben würde. Was war also zu tun?!


„Ich…ich war an allen drei Tagen zwischen den genannten Uhrzeiten in meinem Büro hier im Verwaltungsgebäude. Meine Bewegungen können mit Holokameraaufzeichnungen und der Zeugenaussage meines Sekretärs, Junior Operative Kazimierz Roszkowski, belegt werden.“

, sagte Mariam widerwillig die Wahrheit. Es war nicht so, dass sie etwas zu verbergen hatte, doch eigentlich war dies nichts, was diesen bepelzten Lackaffen anging. Natürlich war sie auch als Agentin nicht über jeden Verdacht erhaben, doch gab es einfach keinen GRUND sie zu verdächtigen – einmal von ihrer Unschuld abgesehen.

„Ich entschuldige mich natürlich einen direkten Agenten Seiner Majestät verdächtigt zu haben – in welchem geringen Maße auch immer. Ich muss Gouverneur Antares‘ Durchstellung Ihrer Legitimationspapiere in meinem Postfach übersehen haben – ich Dummchen! Dürfte ich untertänigst darum bitten die Unterlagen einsehen zu dürfen, die Ihr hohes Mandat belegen?“

Die Antwort, auf die doch sehr diplomatisch vorgetragene Bitte, konnte Mariam sich denken und hatte sich antwortunabhängig bereits eine Replik zurechtgelegt:

„Ich verstehe.“

Doch Angelus war noch gar nicht fertig mit seiner Unverfrorenheit und fragte als nächstes nach Mariams vollem Namen, wobei er auch ihren Nachnamen in Sachen Aussprache ziemlich schlachtete. Typisch für Seinesgleichen.

„Mein voller Name lautet Operative Mariam Yelena Ekatarina Zurabashvili. Zura-BA-shvili. Bitte das A nicht vergessen.“

, antwortete sie eine Spur schneidend. Mit einem etwas unhandlichen Nachnamen war sie es gewohnt, dass Leute die Aussprache nicht hinbekamen und sie sie berichtigen musste. Dies zusammen mit ihrem Ärger über die Frechheit des Sith ließ sie sogar ihre Vorsicht und gespielte Ehrerbietung für einen Augenblick vergessen. Dann jedoch fiel sie wieder in ihre Rolle zurück, während sie fieberhaft überlegte, was sie mit dem Sith anstellen sollte. Angelus war in Rekordzeit von mittelprächtig interessant zum Hauptverdächtigen mutiert und doch wusste sie grade keine Möglichkeit seiner Herr zu werden.

„Ich entschuldige mich noch einmal ausdrücklich so taktlos gewesen zu sein.“

, sagte Mariam schließlich und senkte gespielt beschämt den Kopf.

„Ich kann Ihnen versichern, dies ist nur aus übertriebener Gründlichkeit geschehen. Mein Hauptverdächtiger aktuell ist niemand anderes als Lord Kerbal. Der Grund, warum ich Sie eigentlich hergebeten habe, war um Sie zu bitten, mich bei meinen Ermittlungen in dieser Richtung zu unterstützen.“

Kurz pausierte sie und rief sich ein Detail in Erinnerung, bei dem Angelus‘ Meinung tatsächlich interessant sein konnte.

„Ich kenne mich leider nur entfernt mit den Machtorden aus und habe zum einen eine Frage, die nur von einem Mann Ihrer Expertise beantwortet werden kann. Lord Kerbals Schüler führt eine schwarze Lichtschwertklinge. Damit meine ich einen schwarzen Kern mit einer weißen Corona. Ist dies unter Sith…üblich? Meines Wissens werden allgemein eher rote Schwerter geführt…“

Dann kam ihr der eigentliche Geistesblitz. Eine Idee, die das Potential hatte, ihr Machtnutzerproblem zumindest deutlich zu vereinfachen.

„Lord Kerbal hat ein scheinbar sehr solides Alibi im Bezug auf den Anschlag. Seit Tagen befindet er sich angeblich einige tausend Klicks weiter nördlich, in einem Wagen mit Positionsmarker. Ich halte dies für eine clever konstruierte Lüge, doch Sie verstehen, dass ich nicht einfach hinfliegen und ihn konfrontieren kann. Sollte er ein Verräter sein, würde ihn nichts daran hindern mich einfach zu ermorden.“

Vermutlich genau wie Angelus grade.

„Deshalb war es mir wichtig einen Mann Ihres Kalibers um Hilfe zu bitten. Wären Sie eventuell bereit mich auf der Überprüfung seines Alibis zu begleiten? Ist er nicht, wo er vorgibt zu sein, könnten Sie sich sofort an seine Fersen heften und einen Verräter, seinen Alienabschaum-Schüler und seine Jedikomplizin zur Strecke bringen. Ist alles in bester Ordnung, hätten Sie höchstens eine weitere Stunde Ihrer wertvollen Zeit geopfert…“


[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Gästelounge ] Mariam und Angelus
 
Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Gästelounge - Darth Angelus, Operative Zurabshvili

Während er in das spiegelnde Ebenbild seiner selbst blickte, spürte Darth Angelus durch seine Machtsinne, wie sich in der IGD-Beamtin ein inneres Rattern regte. Obwohl sie mit einer affektierten Haltung versuchte, ihre Unwissenheit zu verbergen, wusste er, dass sie im tiefsten Inneren nicht im Geringsten begriff, was es bedeutete, wenn ein austauschbarer Beamter in die Angelegenheiten eines Sith und Mitglieds des Ritterordens seiner Majestät intervenierte. Er warf einen beiläufigen Blick auf die kleinere Frau, die seine Fragen zwar teils beantwortete, doch die Antworten auf die Punkte, die ihn wirklich interessierten, einfach umsteuerte. Stattdessen gab sie sich die größte Mühe, die unwichtigen Details auszuschmücken, während sie den wichtigen Aspekt – den Gefängniseinbruch – völlig ignorierte. Unmerklich rollte der Krieger mit den Augen; er wusste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass sie keinerlei verräterischen Absichten hegte. Das hatte er von vornherein nicht vermutet. Seine Gesprächsführung war nichts anderes als ein Machtspiel, eine Erinnerung daran, wer hier wirklich die Oberhand hatte – wer sie war und wer er war. Sie war ein Nichts und er ein Gott. Die Frau verströmte den Duft von Falschheit, Verschlagenheit und fehlgeleitetem Ehrgeiz, typische Merkmale für jemanden, der im unendlichen Geflecht des imperialen Machtapparats und der Nachrichtendienste seinen Platz gefunden hatte. Wieder versuchte sie, ihre Grenzen auszuloten, indem sie nach seinen Legitimationspapieren fragte. Und wieder drehte er langsam den Kopf und warf ihr einen Blick zu, der unmissverständlich war. Er war auf den Marschbefehl des Zirkels der Extinktoren hin nach Kelada gereist. Und der interessierte sich gewiss nicht für irgendwelche bürokratischen Spielereien. Der Sith schwieg also und Zurabshvili begriff wohl, dass sie mit ihrem umtriebigen Detektiv-Gespiele bei ihm gegen eine Wand aus Durastahl prallte.

Nun nannte sie ihm ihren Vornamen und hielt es für angebracht, die Aussprache ihres Familiennamens in einer Art und Weise zu korrigieren, die ihre schmierige, nachrichtendienstliche Ader für einen Moment verdrängte. Darth Angelus stieß einen gereizten Seufzer aus und rollte ungeduldig mit der Schulter. Was für eine lästige Zeitverschwendung. Hätte die Frau ihre bis zu diesem Zeitpunkt sinnlose Unterhaltung mit dieser Attitüde bestritten, hätte er ihr mehr abgewonnen. Sie zwar vielleicht auch irgendwann durch die Glasfront vor ihnen katapultiert, aber das zumindest mit einem Hauch seiner wertvollen Anerkennung irgendwo im Hinterkopf. Die Operative bremste sich daraufhin wieder und bat abermals um Verzeihung.

Zurab-a-shvili senkte ihr Haupt und fuhrt fort. Und mit einem Mal gelang es ihr, ihn zu überraschen. Unmerklich veränderte sich die Haltung von Darth Angelus. Ein kaum wahrnehmbares Zucken an seinen Lippen, ein wölfisches Funkeln in seinen Augen – plötzlich war seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Ohne ein weiteres Geräusch drehte er sich vollständig um, sodass er nun in voller Körperhöhe und von Angesicht zu Angesicht vor und gleichzeitig über ihr stand. Sie verdächtigte Darth Kerbal, ein doppeltes Spiel zu treiben und hatte vor, Angelus um Hilfe zu bitten. Sein Blick verengte sich nun, während er ihren Ausführungen Wort für Wort folgte. Offenbar nahm sie Anstoß an der Waffe seines Schülers; einer schwarzen Lichtschwertklinge. Angelus hob eine Augenbraue, denn von solch einem Kyberkristall hatte er bis zu diesem Augenblick noch nicht gehört. Allerdings hatte dies alles nichts zu bedeuten. Sith führten allerhand Waffen mit sich. Sie bildeten schließlich keine militärische Organisation mit einheitlicher Uniform und Bewaffnung. Jedoch wurde Zurabashvili noch konkreter. Sie sprach von einem "Alibi" und einem Wagen mit Positionsmarker. Angelus fuhr sich über sein wohlgeformtes Kinn und trat nachdenklich an der Operative vorbei, die ihren gewagten Schachzug mit der Nennung ihres Masterplans vollendete. Sie hatte vor, gemeinsam mit Angelus zu dieser Position zu reisen und das Alibi des Reinbluts zu überprüfen. Und ihn zur Strecke zu bringen, falls er sich enttarnen sollte - gemeinsam mit seinem Schüler und der Jedikomplizin. J-E-D-I-Komplizin. Der Klang dieses Wortes ließ Angelus innehalten. Jedikomplizin. Diese Information war der entscheidende Schlüssel. Der wölfische Blick des Kriegers verdichtete sich, als sich die Unklarheiten in seinem Geist aufklärten. Nun wusste er, dass der Gefängnisausbruch weit mehr war als ein Zwischenfall im Zuge der lokalen Unruhen. Es war ein komplexes Spiel – ein Spiel, das um eine Jedi auf imperialem Territorium kreiste.

"Darth Kerbal?"

Fragte er also, noch immer nicht begreifend, warum Zurabashvili gerade ein Mitglied des Sith-Ordens mit diesem Ausbruch in Verbindung brachte. War es ihr krankhafter Ehrgeiz? War sie darauf aus, ein Mitglied des Sith-Ordens zu überrumpeln, um ihren Stand zu verbessern? Oder war sie tatsächlich wahnsinnig genug zu glauben, dass Darth Kerbal diese Jedi unterstützte? Weshalb sollte er?

"Das ist ein schwerer Verdacht, den Sie hier äußern..."

Er hatte ihr den Rücken zugewandt, während er sprach und unterdessen nachdachte. Spielte es wirklich eine Rolle? Darth Kerbal war ein Name, der keinerlei Bedeutung hatte, ein bis dato unbeschriebenes Blatt in der Machtstruktur des Sith-Ordens. Für Angelus war er nichts weiter als ein Werkzeug, ein potentieller Vorteil oder ein unnötiger Störfaktor. Schuldig oder unschuldig, das war eine Frage, die sich in seiner Welt nicht stellte. Es war bedeutungslos. Die aktuelle Situation verlangte nach einem Sündenbock, nach einem Blutopfer, das der dunklen Seite der Macht zum Opfer fallen würde. Und Kerbal, so schien es, war der ideale Kandidat. Hätte er sich in ihrem Gespräch doch nur ein kleines bisschen unterwürfiger und kooperationsbereiter gegeben...

"Aber Verräter lauern dieser Tage an allen Ecken. Da kann man nicht gründlich genug vorgehen."

Er drehte sich langsam wieder zu ihr und blickte sie mit seinen smaragdgrünen Augen direkt an.

"Verrat kann einen auf den Wegen heimsuchen, die man am wenigsten erwartet...“

fuhr er fort, seine Miene dabei eiskalt.

"...und manchmal sind es nicht die offenen Feinde, die einen zerstören, sondern die, die sich im Verborgenen halten...wie Ratten im Dunkeln.“

Mit einem entschlossenem Satz trat er vor die Beamte.

"Verstehen Sie, was ich sage, Operative?“

Der Krieger spürte, wie sich das altvertraute Hoheitsgefühl der dunklen Seite der Macht breitmachte. Er war mit einem klaren Ziel vor Augen nach Kelada gereist. Hier wollte er sich einen Namen machen. Hier wollte er sich die Anerkennung sichern, die ihm zustand. Der Name Darth Angelus sollte auf Kelada zu einem Synonym für die Macht des Imperiums aufsteigen. Und wenn es nun doch entgegen aller Erwartungen diese Operative sein würde, die das entscheidende Puzzleteil zur Verwirklichungen seiner Pläne auf dieser Welt bildete, dann sollte es so sein.

"Lieutenant Blade wird uns gemeinsam mit Ihrer Einheit begleiten. Sie stand mir bei meinen bisherigen Operationen auf Kelada treu zur Seite. Ihre Loyalität und ihr Wille sind unerschütterlich."

Für einen kurzen Moment hielt der Krieger inne, ehe ein seichtes Lächeln über seine Lippen zuckte. Warum sollte er nicht den Dunstkreis, den er sich hier Stück für Stück aufbaute, an seinem Ruhm teilhaben lassen? Sobald er Kelada verlassen würde, würden sie hier bleiben, mit frischen Rängen, die nicht nur ihre eigene Position festigten und ausbauten, sondern damit auch sein mit ihnen verwobenes Vermächtnis in dieser Region schützten.

"Sie ist ein braves Mädchen und wird keine unnötigen Fragen stellen, sondern das tun, was auch immer erforderlich ist."

Mit einem wölfischen Lächeln legte der Krieger seine Hand auf den Griff des Lichtschwertes. Sie hatten genug Worte gewechselt. Es war Zeit aufzubrechen.

Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Gästelounge - Darth Angelus, Operative Zurabashvili
 
[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Gästelounge ] Mariam und Angelus

Also. Auch. Keine. Legitimationspapiere. Mariams Urteil bildete sich mit einem nur metaphorischen Klicken. Der Blick Angelus‘ auf die Erkundigung war unmissverständlich gewesen, nämlich stumm zum Ausdruck bringend, dass sie sich die lästige Fragerei in alle möglichen Körperöffnungen schieben konnte. Das sagte ihr alles, was sie wissen musste. Hätte der Mann tatsächlich ein Mandat von Seiner Majestät Darth Allegious I. besessen, hätte er vermutlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit damit herumgewedelt. In etwa so, wie er ihr seinen Ritterorden (dritter Klasse) unter die Nase gehalten hatte, wie ein ungewaschenes Geschlechtsteil.

Dass er also mit irgendeiner Autorität handelte, die über sein gesteigertes Selbstbild und seine übernatürlichen Fähigkeiten hinausging, konnte somit vermutlich ausgeschlossen werden. So esoterisch dieser Sith-Orden auch immer sein mochte, Mariam konnte sich nicht vorstellen, dass diese Bande so dumm war, solch enorme Sicherheitslücken in Kauf zu nehmen, die ein Mangel an Legitimationsdokumenten mit sich bringen würde. Wer wusste schon, wer sich in ein System, das auf einem bösen Blick und einem genuschelten ‚Trust me, bro‘ basierte, alles einschleichen konnte? Wäre dies so, hätten feindliche Machtnutzer sich sicherlich bereits schon lange in den imperialen Thronsaal geschlichen, und Seine Majestät ermordet. Nein, wer oder was Angelus auch immer war, ein Agent des Imperators war er nicht.

Also tat Mariam, was sie tun musste. Sie gab Informationen preis. Informationen, die Angelus beinahe sofort am Haken hatten. Zu dem schwarzen Lichtschwert schwieg er sich zwar leider aus, doch sprach sein Gesicht bei ihrer Erwähnung des Wortes ‚Jedi‘ Bände. Worum genau es sich bei dem Gesichtsausdruck handelte, konnte sie natürlich nicht mit Sicherheit sagen, wohl aber Vermutungen anstellen.


„Wohlbegründet in Indizien, wenn auch nichts, um an Ort und Stelle seine Festnahme zu befehlen. Daher auch die Überprüfung seines Aufenthaltsortes während des Anschlags.“

, erläuterte Mariam kühl, verschränkte die Arme hinter sich und drückte den Rücken durch. Natürlich war dies ein schwerer Verdacht, den sie äußerte. Immerhin untersuchte sie ja auch keinen Ladendiebstahl, sondern unterstand dem Gouverneur dieses Planeten höchstpersönlich. Schwere Verdächtigungen und ihre Untermauerung mit Beweisen waren ihr Job. Angelus‘ nächste Worte klangen dann ein wenig zu nah an der Wahrheit, doch Mariam war kompetent genug, um sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ihre braunen Augen hielten dem eisigen Blick seiner grünen stand, während sie zu dem größeren Mann hinaufschaute. In Sekunden verarbeitete ihr wacher Verstand die doppelte – nein! – die trippelte Bedeutung. Sowohl auf sie, auf Kerbal und vor allem auch auf Darth Angelus war der Kommentar anwendbar. Und Mariam schätzte die Chancen als nicht klein ein, dass der Kerl grade ein indirektes Geständnis abgelegt hatte.

„Ich verstehe durchaus, Mylord Angelus.“

, gab sie kalt zurück und ging innerlich bereits alle nötigen Maßnahmen durch. Angelus fuhr fort und schlug vor, die Einheit einer Lieutenant Blade mitzunehmen. Dass Mariam der Name ein Begriff war, war nur ihrer gründlichen Beobachtung aller anwesenden Machtnutzer zu verdanken. Blade hatte Angelus‘ kaltschnäuziger Exekution von Zivilisten beigewohnt und er sicherlich ging er davon aus, dass sie ihm treu ergeben war. Nun, in diesem Fall konnte Mariam davon ausgehen, dass er falsch lag. Zumindest wenn Mariam die korrekte Autorisierung vorweisen konnte, wenn es ernst wurde.

„Das halte ich für eine hervorragende Idee.“

, gab Mariam zurück und nickte. Braves Mädchen, pah. Wenn Angelus die Lieutenant behandelt hatte wie er hier andeutete – oder wie er Mariam behandelt hatte – dann würde Lieutenant Blade vermutlich die Gelegenheit begrüßen, Angelus einmal zu zeigen, dass auch planetare Sicherheitskräfte Zähne hatten.

„Ich stimme zu. Sie wird tun, was erforderlich ist.“

, gab Mariam zurück, auch wenn sie den Satz durchaus anders meinte, als Angelus es tat.

„Nun gut. Treffen wir uns im zwanzig Minuten am Landefeld? Ich veranlasse in der Zwischenzeit alles nötige und benachrichtige Ihre Lieutenant Blade. Gibt es noch irgendetwas, dass Sie für die Mission brauchen, oder ich sonst für Sie tun kann?“

, fragte sie noch und wandte sich dann zum Gehen. Zwanzig Minuten waren nicht viel, doch ausreichend Zeit. Mariams erstes Ziel war ein verlassenes Büro zwei Gänge weiter, wo sie sich zunächst um das Allerwichtigste kümmerte: Einen Haftbefehl. Sie war bei weitem nicht leichtsinnig genug, um einfach auf eigene Faust zu handeln. Ging das hier schief und sie lag falsch, dann musste sie beweisen können der Befehlskette gefolgt zu sein. Also fasste sie in wenigen Worten ihren begründeten Verdacht zusammen, dass Angelus nicht der war, wer er vorgab zu sein. Dann bat sie um einen Haftbefehl, mit dem Zweck ihn im Zusammenhang mit dem Anschlag in Colina verhören zu dürfen. Das Memo schickte sie auf direktem Weg an den Gouverneur und setzte eine zweite Nachricht an Lieutenant Blade auf, die sie anwies, sich mit zwei Squads am Landefeld einzufinden. Über die zusätzliche Facette der Mission ließ sie die Lieutenant natürlich noch im Dunkeln. Bevor es keine offizielle Genehmigung gab, musste man ja nicht die Pferde scheu machen.

Der Rest war Logistik. Rasch zog Mariam sich eine
Felduniform inklusive Brustpanzer und Helm über und steckte gleich vier Sätze SC-401-Betäubungshandschellen ein. Wer wusste schon, wie sich die Situation entwickelte und wie viele Machtnutzer sie am Ende transportieren musste. Dann machte sie sich auch schon wieder in Richtung des Landefeldes auf den Weg, wo sie sogar eine Minute zu früh eintraf.

„Können wir dann, Mylord?“


[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Landefeld ] Mariam und Angelus, sowie (NPCs) Lieutenant Blade und weitere Soldaten
 
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[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Colina - Gefängnisgebäude - Hochsicherheitstrakt - Sicherheitsschleuse] Anthony Antares, 2 Leibgardisten


Einige Zeit dauerte es, bis der Gouverneur mitsamt zwei seiner Leibgardisten an den Fahrstühlen zur Kommandozentrale ankam. Die vielen Verletzten, Ratlosen und Desorientierten haben ihn verlangsamt. Wie die Bettler in den Gassen Keladas, wenngleich Anthony sie nie erleben musste, krochen sie von allen Seiten auf ihn zu. Sie bettelten um Hilfe, Rat, Befehle. Man sah ihnen den Terror ins Gesicht geschrieben. Je näher man der tatsächlichen Einschlagstelle kam, desto schlimmer wurde es. Ein Leibgardist marschierte vor dem Gouverneur, einer hinter ihm. Beide jedoch mussten immer wieder Bettler von links, Bettler von rechts zur Seite drücken, den hartnäckigeren einen Hieb mit der Schulterstütze ihrer Blastergewehre verpassen.


Im Fahrstuhl hätte der Gouverneur endlich für ein paar Sekunden abschalten, einmal durchatmen und den kragen richten können. Doch dies blieb ihm angesichts der letzten Explosion verwehrt. Inständig hoffte er, dass sie sich nicht dort ereignete, wo der Fahrstuhl sie gerade hinführte. An diesem Tag aber rechnete das Schicksal mit ihm ab. Der Flur mit den Aufzügen war weitestgehend intakt. Zwar war auch er in rot aufblitzende Alarmlichter gehüllt, einzelne Wand- und Deckenelemente lösten sich und die Luft war nur schwer zu atmen, aber Auskunft über das Innere der Kommandozentrale konnte er nicht geben.

Dann trat der Gouverneur vor das innere Schleusentor. Nur mühselig und qualvoll quietschend schob sich die Tür auf. Der Anblick verstörend. Nicht weniger als in den Gängen am unteren Ende des Turms. Purer Horror. Die Zeit verging in Zeitlupe, als der Gouverneur regungslos und mit emotionsloser Mimik das Gräuel betrachtete, dass sich vor seinen Augen in Form einer Landschaftszeichnung eines Schizophrenen erstreckte. Eine Welle warmen Windes und verbrannten Fleischs schoss in seine Richtung. Eine Wache lag dicht vor der Tür, halb unter einem zerstörten Kontrollpult begraben. Sein Körper völlig entstellt, sein Gesicht nicht mehr menschlich. Er war kein Einzelfall. Die einst in ihre Arbeit vertieften Techniker, Wachen und das die Arbeitsstationen bedienende Personal waren nun nichts mehr als leblose Körper, wenige noch lebend genug, um sich danach sehnen zu können, es nicht mehr sein zu müssen. Unter ihnen durchforsteten die Militärs die Kommandozentrale nach Überlebenden, die die Chance hatten, auch noch in mehr als nur wenigen Augenblicken noch Überlebende zu sein, versuchten zu helfen und sich selbst zu retten. Viele der Bedienelemente, Arbeitsstationen und Kontrollpunkte waren beinahe völlig zerstört. Die Überwachungsbildschirme feierten keine Party mehr.

Mit jedem Schritt des Gouverneurs, der die Trümmerzentrale musternd und nach
Blaise ausschauhaltend betrat, knackten Glassplitter und Betonbrocken unter seinen Stiefeln wie Knochen. Die Wände waren durchzogen von massiven Rissen, die Decke quasi nicht mehr da und das Panoramafenster so stark zerstört, dass ein starker Wind durch die Zentrale zog. Im Besprechungsraum, der beinahe unversehrt geblieben ist, traf Antares schließlich auf Blaise, welcher verzweifelt versuchte, den Funk wieder zum Laufen zu bringen. Es schien auch die große Funkeinheit und Antenne über der Kommandozentrale getroffen zu haben. Bedachte man ihre Zerstörung, war das wohl vorhersehbar.

„Commander, was zum Teufel geht hier vor“, fragte Antares äußerlich ruhig, innerlich aber immer noch und noch mehr als zuvor beinahe platzend.

„Ich weiß es nicht, Sir“, versuchte Blaise zu erklären, „es gab eine weitere Explosion direkt über der Kommandozentrale, danach war hier alles tot. Der Besprechungsraum war sicher, wir sind alle unversehrt, das Personal hier, wie unschwer zu erkennen ist, hats fast ausnahmslos getötet….Der Funk ist auch hinüber, ich versuche aktuell den Notfunk zu aktivieren.“

Der Gouverneur gab sich nachdenklich und äußerte schließlich sein weiteres Vorgehen:
„Nun gut, Sie, Commander, bleiben hier und sehen zu, dass Sie diesen…Zwischenfall wieder in Ordnung bekommen. Gehen Sie keine Risiken ein, meinetwegen lassen sie auf das Gesindel schießen, wenn nötig. Besonders einen Aufstand unserer aquatischen Freunde dürfen wir nicht riskieren. Verlieren wir eine Charge, ist das nicht schlimm. Das füllen wir durch Infantile, Kinder und andere wieder auf. Ich werde derweil nach Kelada-City reisen und ein Notfallmeeting einberufen. Ob Angelus, Kerbal oder ein Dritter…einer von ihnen wird Kelada nicht mehr verlassen!“

Immerhin konnten Anthony und seine Gefolgschaft im Trubel der Explosion noch ein Shuttle ergattern und zum Verwaltungsgebäude in Kelada-City aufbrechen. Endlich konnte der Gouverneur für einen Moment durchatmen, ganz ohne Anhaltspunkte auf mehr Ärger im Verwaltungsgebäude. Antares überprüfte sein Datapad und fand als erste Nachricht einen Antrag bezüglich eines Verhörs und eines Haftbefehls von seiner ihm unterstellten Angehörigen des Geheimdienstes,
Mariam. So etwas wie Erleichterung schlich sich für kurze Zeit in das Gesicht des Gouverneurs. Gott sei dank schien sie auch zu erkennen, dass es bei den Machtnutzern einen begründeten Verdacht, in Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Gefängnis, gab. Antares selbst tendierte mit seinem Verdacht eher in Richtung des Darth Kerbal, doch die Bemühungen Mariams, wenngleich sie Angelus in den Fokus nahmen, wollte er keinesfalls unterdrücken. Allen beiden Machtnutzern galt es sich zu entledigen. Wer zuerst mit dem ihn betreffenden Verdacht konfrontiert würde, war dem Gouverneur egal. Es mussten bloß Köpfe rollen. GENEHMIGT, bestätigte der Gouverneur die Anträge und beschäftigte sich damit, alle wichtigen Funktionäre zusammenzutrommeln, um einen Handlungsplan aufzustellen. Auch den Bericht hinsichtlich der Situation im Studio von Kelada Now und Angelus‘ Eingriff las der Gouverneur gespannt, wenngleich der Anschlag und seine Verdächtigungen der Siths ein ekelerregender Beigeschmack waren.

Schließlich kamen Anthony und seine Gefolgschaft, namentlich die beiden Leibgardisten und eine Hand voll Strumtruppler vom Gefängnis, am Verwaltungsgebäude an. Das Shuttle leitete den Landeanflug ein und setzte mit einem kurzen Ruckler auf der Landefläche des Verwaltungsgeländes auf. Zischend öffnete sich die Rampe des Shuttles. Zügig marschierte der Gouverneur die Rampe hinunter und über den Außenbereich zum Eingang des Verwaltungsgebäudes. Seine Leibgardisten direkt hinter ihm. Kurz nach dem Verlassen des Shuttles, da wurde Antares aber schon von einem Offizier überfallen. Dieser berichtete, dass auch das Verwaltungsgebäude von einer Explosion getroffen wurde, aber nichts Nennenswerte zerstört wurde. Mit einem simplen Nicken bestätigte Anthony diese Information. Es blieb nichts mehr, worüber er sich aufregen konnte. Wütender als er es bereits schon war, konnte er es nicht mehr werden. Immer wieder unternahm er erbitterte Versuche, sich selbst zu beruhigen. Er wusste, dass Wut ihn nur verleiten würde, kurzsichtige Entscheidungen zu treffen. Doch, dass jemand ihn so zum Narren hielt, konnte er nicht akzeptieren. Viel interessanter aber noch war, dass der Offizier berichtete, dass Darth Angelus anwesend sei. Antares Augen weiteten sich für einen Moment. Dezent deutete der Offizier hinüber, wo Angelus und Mariam standen und kurz vor ihrem eigenen Shuttleflug standen. Anthonys Blick wanderte rüber zu beiden. Mit einem künstlich aufgezogenen Lächeln, er war fast schon Profi darin geworden, betrachtete er beide und wandte sich schließlich vom Offizier mit einer verscheuchenden Geste ab. Seine Arme verschränkten sich hinter seinem Rücken und aufrecht spazierte er zur Geheimdienst-Mitarbeiterin und dem Sith hinüber.

„Darth Angelus,“ sprach er erfreut wirkend, „wie angenehm Sie mal wieder in meinem Heim begrüßen zu dürfen…“

Mariam widmete der Gouverneur ein tiefes Nicken und zufriedenes Lächeln.

„Wie es scheint ist die Zeit nur im Gefängnis stehengeblieben. Wohin des Weges? Ich nehme an, Sie beide sind in die Aufklärung dieses Terroranschlags vertieft. Ausgezeichnet. Gewiss werden der Intellekt von Operative Zurabashvili hier und ihre Sith-Esoterik Ergebnisse liefern. Enttäuschen Sie mich nicht!“

„Ach….“, fügte der Gouverneur hinzu, „ich schulde Ihnen wohl etwas Anerkennung, Darth Angelus. Auf meinem Weg hierher habe ich mit größter Zufriedenheit den Bericht über die Situation beim Kelada Now Studio und Ihren Eingriff gelesen. Großartige Arbeit!“

„Er lebt. Helft ihm!“, zitierte der Gouverneur Angelus amüsiert.

„Eines dieser Xeno-Geschöpfe ist mir sogar sehr wohl bekannt…gut, dass Sie ihn mir übergelassen haben.“


[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Landefeld] Anthony Antares, Mariam, Darth Angelus, 2 Leibgardisten, NPCs
 
Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Gästelounge - Darth Angelus, Operative Zurabashvili

Zuerst würde er sich um Kerbal und seinen insektoiden Schüler widmen. Offiziell zwei abtrünnige Verräter am Imperium, die auf Kelada mit dem Feind konspiriert haben. Und inoffiziell zwei Blutopfer der dunklen Seite der Macht, um den Aufstieg von Darth Angelus auf Kelada zu besiegeln. Die grünen Augen des Sith funkelten wie zwei schimmernde Smaragde, kalt und doch voller Entschlossenheit. In seinem Inneren brodelte bereits ein Sturm von Vorfreude, als er sich vorstellte, wie Governor Antares – dieser arrogante, selbstzufriedene Schreibtischhengst – bald schon vor ihm niederknien würde. Der Moment, in dem er die wahre Macht in den Händen halten würde, zeichnete sich klar vor seinem inneren Auge ab. Das Volk Keladas, das dem Imperator treu ergeben war, würde einzig und allein Darth Angelus als seinen strahlenden Helden feiern. Als die stählerne Faust des Imperators, die mit unnachgiebiger Präzision und gnadenloser Macht die imperiale Ordnung nach Kelada zurückbringt. Die Massen würden ihn in den Straßen verehren und anerkennen, dass nur der Orden der Sith dazu im Stande war, das Imperium vor den Abgründen des Chaos zu retten.
Und sobald er mit dem Reinblut und seinem Anhang fertig war, würde er sich dieser entkommenen Jedi widmen und seinen Triumph perfekt machen. Nicht nur hier auf Kelada, sondern auch zuhause auf Bastion, wo Darth Angelus noch immer als ein Werkzeug der Mächtigen gesehen wurde.

Ein siegessicheres Lächeln lag sich auf seine Lippen, als er sich noch mit einer geschmeidigen Bewegung
Operative Zurabashvili zuwandte, die bereits dabei war, den Raum zu verlassen. Ob es noch etwas gab, was sie tun konnte, hatte sie ihn noch gefragt.

"In der Tat. Bereiten Sie sich darauf vor, die Knorken knallen zu lassen, Zurabashvili. Wenn wir in einigen Stunden nach Kelada City zurückkehren, werden auch Sie zu den Gewinnern gehören."

Als die
Beamte verschwunden war, stellte sich der Krieger noch vor die gewaltige Panoramawand. Seine Augen blitzten abermals auf, als er sein eigenes Ebenbild erblickte. Das Bild eines Filmstars - eines Gottes, oder zumindest Halbgottes, der dem wahren Gott dieser Galaxie, Imperator Darth Allegious, Triumphe lieferte. Makellos, in jeder Hinsicht perfekt. Sein athletischer Körper schien fast mit der schwarzen Rüstung zu verschmelzen, die ihn umhüllte, über ihr der pechschwarze Pelzumhang als Zeichen seiner unerschütterlichen Macht und Pracht.
Langsam strich der Sith mit den Fingern über das spiegelnde Ebenbild, als wolle er sich selbst noch intensiver begreifen.


„Lord Angelus...“

Flüsterte er versessen, als er sich ein Stück weit nach vorne neigte. Der Moment gehörte ihm. Nach einigen Sekunden straffte er dann seinen Körper und sah in aufgerichteter und kampfbereiter Pose in das spiegelnde Glas. Die Versessenheit, die eben noch auf seiner Miene lag, war verschwunden und und an ihre Stelle trat ein Blick, der nur noch von unerschütterlicher Entschlossenheit erfüllt war. Neben all der Vorfreude auf den Ruhm, der ihn erwartete, war da schließlich noch der Kampf, der ihn zuvor erwartete und dem er ebenso leidenschaftlich entgegenfieberte.
Darth Kerbal war ein würdiger Gegner - so wie jeder Sith. Weder der Governor, noch Zurabashvili verstanden das auch nur ansatzweise, jedoch würde er es ihnen schon noch beibringen.

Als Darth Angelus schließlich mit hoch erhobenem Haupt und eleganten wie lockeren Schritten auf die Landebahn trat, erkannte er
Lieutenant Blade, die mit ihren Soldaten bereits in strammer Formation vor dem Shuttle wartete. Als sie Angelus erblickte, nickte sie respektvoll, ehe sich neben ihr aufstellte. Nur wenige Sekunden später trat die Operative in vollständiger Kampfmontur zu ihnen, sich erkundigend, ob er bereit war.

"Vergeuden wir keine Zeit"

Ertönte seine klare Stimme entschlossen in ihre Richtung. Gerade als der Krieger sich umdrehen und zusammen mit 'seinen' Soldaten das Shuttle besteigen wollte, zog aber plötzlich das Dröhnen eines anderen Shuttles ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es streifte mit einem lauten Zischen und mit einer hauchzarten Präzision über ihre Köpfe und setzte wenige Meter entfernt zur Landung an. Darth Angelus' Blick verengte sich sofort für einen kurzen Moment.
Antares.
Darth Angelus wusste schon, dass es sich um den
Statthalter handelte, bevor sich die Rampe öffneten. Der Sith verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und lächelte schmal, während der Verwalter besonders freundlich seinen Offizier verabschiedete und kurz darauf auf die aufbruchbereite Gruppe zusteuerte und den Sith mit gekünstelter Freundlichkeit begrüßte. Sabar konnte in der künstlich lächelnden Visage des Governors erkennen, wie sehr er es hasste. Die Intervention des Zirkels der Extinktoren war ihm von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Das hatte sich schon während ihres ersten Gesprächs mehr als deutlich herauskristallisiert. Umso mehr genoss er also auch diesen Augenblick. Angelus' Lächeln wurde einen Deut schärfer, während er den Seitenhieb Antares' im Nachgang noch mit einem provokanten Nicken quittierte. "Sith-Esoterik". Für diese Wortkreation alleine hätte man den Governor nach Bastion verschleppen und vor dem Thron des Imperators anketten sollen. Die Operative informierte den Governor nach einem kurzen Seitenblick des Kriegers, ehe Antares doch noch seine falsche Anerkennung zollte. Vielleicht lag sogar ein Hauch wahrhaftigen Respekts in seinen Worten - Angelus vermochte es nicht einzuschätzen, da sich der Verwalter wie immer betont undurchsichtig gab und durch seinem sturen Willen auch über die Wege der Macht fast unmöglich zu knacken war. Eigentlich interessierte es ihn auch gar nicht. Auf die scherzhafte Anspielung des Governors hin zuckte Angelus mit der Schulter. Sein selbstbewusstes Lächeln schwand kurz, während er seine Mundwinkel gekünstelt verzog.

"Lieutenant Gorny ist tragischerweise im Kreise seiner Liebsten verstorben. Was für eine Verschwendung..."

Die Anspielung des
Statthalters auf den Rädelsführer der aufständischen Zelle, den Angelus festgesetzt und trotz eines gewissen Drangs danach nicht hingerichtet hatte, quittierte er noch mit einem Nicken.

"Wie immer war es mir eine Freude, Governor. Ich muss nun aufbrechen und die Versäumnisse ihres dilettantischen Sicherheitsapparats korrigieren. Wir können diese interessante Unterhaltung nach meiner Rückkehr aber selbstverständlich vertiefen."

Mit diesen Worten und einem aalglatten Lächeln auf den Lippen drehte sich Angelus um und trat auf die Rampe ihres Shuttles, den anderen dabei mit einer eleganten Handgeste auftragend, ihm zu folgen. Im Weggehen fügte er noch mit einem höhnischen Unterton an:


"Sie sollten den Gefangenen persönlich aufsuchen, wenn Sie schon durch mich die Gelegenheit dazu haben. Nur keine Feigheit, Governor! Gefesselt und mit einem verbliebenen Arm wird er Ihnen schon nichts antun"

Kelada - Kelada City - Verwaltungssitz - Landefeld - Darth Angelus, Anthony Antares, Operative Zurabashvili, Soldaten






 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / ca. 1.000 Klicks nördlich von Colina / Steppe ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Staubend peitschten die Speederbikes über die karge Landschaft Keladas, dutzende Klicks im heulenden Fahrtwind hinter sich lassend. Das imperiale Hovercraft, dem sie folgten, hatte eine Höchstgeschwindigkeit von vielleicht 120kph, die gegenüber der der Bikes jedoch verblasste. Gestern Nacht hatten sie einigermaßen konservativ fahren müssen, um in der Dunkelheit nicht von plötzlichen Hindernissen überrascht zu werden. Jetzt, bei Tageslicht jedoch, gab es keinerlei solche Bedenken. Bis auf vereinzelte Felsmassive und gelegentliche Wäldchen gab es in der Steppe keine Hindernisse, und als wäre das noch nicht genug spürte Kerbal den imperialen Atem im Nacken.

Mit zusammengebissenen Zähnen fuhr der Sith das Potential des Bikes aus. Immer wieder riskierte er einen Schulterblick auf Faith und Tha’klen, doch die beiden waren mit ihrer Übung beschäftigt. Das war gut so, denn neben dem Fahren hatte er sein eigenes kleines Problem zu lösen. Die Anstrengungen gestern Abend hatten seine Schulter zwar daran gehindert zu seinem ernsthaften Problem zu werden, doch hatten sie alles andere als gereicht. Noch immer schmerzte seine Schulter unter dem Verband mit jeder Bewegung und drohte schlecht zu verheilen, wenn er sie nicht schonte. Oder ihr auf andere Weise beikam.

Also nutzte er die langen, einsamen Stunden auf dem Bike dieses Problem anzugehen. Während die Sonne langsam über den wolkenlosen Himmel wanderte, konzentrierte er sich auf seine Schulter und ließ heilende Energie durch sie hindurchfließen. Dies tat er behutsam, wollte er doch nicht seine gesamte Kraft darauf verschwenden und anschließend rasten müssen. So verstrich der Tag und, nach einer kurzen Pinkelpause, auch die Nacht. Flüssige Nutripacks nahmen sie im Fahren ein und spürten jedes Mal, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Die Mahlzeiten folgten militärischen Standards und waren genau für Momente wie diese geschaffen, wo Schlafen keine Option war, aber Konzentration benötigt wurde.

Trotz ihrer Eile war es bereits später Nachmittag am nächsten Tag, als der Wagen endlich in Sicht kam. Kaum hatten sie die letzte Hügelkuppe überwunden und sausten staubend auf den
93-B zu, da wurde der Wagen auch selbst langsamer und hielt schließlich an. Wenige Meter hinter ihm kamen die Bikes zum Stehen und Kerbal stieg mit steifen Gliedern ab. Dennoch grinste er erleichtert, als Gold-7 und Cyan-11 ausstiegen.

„Ihr habt euch aber ganz schön Zeit gelassen.“

, sagte Gold-7, ein hellhäutiger Mensch mit etwas spärlichem blondem Haar. Seine bothanische Begleiterin nickte nur. Kerbal schmunzelte.

„Panorama war so schön, da haben wir noch ein Picknick gemacht.“

, gab er zurück und trat zu Tha’klen und Faith, um der jungen Frau von ihrem Bike zu helfen. Auch die Agenten kamen nun vollends hinüber, in den Händen ihre Reisetaschen.

„Bevor wir uns auf den Weg machen, solltest du noch eines wissen: Grün-3s letzte Mission ist gründlich schiefgegangen. Wir vermuten, dass die Imperialen ihn lebend gefangen nehmen konnten.“

Für einen Moment hatte Kerbal sich erlaubt gehabt mental abzudriften. Nun war er jedoch plötzlich wieder hellwach. Bo, gefangen?! Das waren keine guten Neuigkeiten. Was würde der Cragmoloid bei einer Befragung enthüllen können?

„Weißt du wie viel er über mich weiß?“

, fragte Kerbal alarmiert und Gold-7 zuckte die Schultern.

„Nicht viel mehr als ich, nehme ich an.“

, gab er zurück.

„So viel wir wissen, bist du ein enthusiastischer Sympathisant mit nützlichen Fähigkeiten. Dein Codename ist Dagger-1. Wie viel die Imps damit anfangen können weiß ich nicht.“

Nachdenklich brummte Kerbal und verschränkte die Arme vor der Brust, während er nachdachte. Dann, als die beiden Agenten bereits ihre Plätze auf den Bikes eingenommen hatten, fiel ihm noch etwas ein.

„Sekunde noch, ihr beiden.“

, bedeutsam nickte er Faith zu.

„Wenn wir den Navalons eine Warnung schicken wollen, solltest du vermutlich ein paar Worte mit den beiden hier wechseln.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / ca. 10.000 Klicks nördlich von Colina / Steppe ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Oberstadt / Verwaltungsgebäude / Landefeld ] Mariam und Angelus, sowie (NPCs) Lieutenant Blade und weitere Soldaten

Nervös schaute Mariam auf, als sich im genau falschen Moment ein Schatten über das Landefeld legte. Das Shuttle des Gouverneurs hatte ein verdammt schlechtes Timing, das ihren schönen Plan leicht verderben konnte, entschied Antares sich dazu Angelus hier und jetzt festnehmen zu lassen. Dennoch machte sie gute Miene zum bösen Spiel, als der Gouverneur auch noch herüberkam, um ein paar Worte mit dem Sith zu wechseln. Vor ihrem Inneren Auge spielten sich bereits Horrorszenarien ab, wie Antares den Haftbefehl erwähnte und so den Sith zu einer Verzweiflungstat einlud, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen hatte er für Angelus eine generische Begrüßungsfloskel über und für Mariam ein Lächeln und ein Nicken. Hatte er ihre Anfrage noch nicht gesehen? Ansonsten musste sie ihm für sein Pokerface Respekt zollen.

Zackig salutierte sie als Antwort auf seine Anerkennung ihrer Existenz, blieb jedoch für den Moment stumm, während Antares Angelus und sie nach ihrem Ziel fragte. Unmerklich zuckte sie zusammen, als er recht undiplomatisch das Wort ‚Sith-Esoterik‘ verwendete. Immerhin konnte sie sich vorstellen, wie allergisch Angelus auf so etwas reagieren könnte. Doch abgesehen von einem breiteren Lächeln des Sith und einem deutlichen Nicken, wurde die Bemerkung nicht weiter kommentiert. Angelus ließ auch die den Worten innewohnende Frage unbeantwortet, weshalb Mariam nach einem Augenblick der unangenehmen Stille selbst zu einer Antwort ansetzte.

„Wir verfolgen eine Spur im Bezug auf Lord Kerbal, Gouverneur. Auf dem Papier ist sein Alibi wasserdicht, doch dies werden wir nun prüfen. Ist er nicht, wo er vorgibt zu sein, hat Lord Angelus sich dazu bereiterklärt ihn zur Strecke zu bringen.“

, erklärte Mariam in knappen Worten und nutzte den Moment gedanklich noch einmal ihren Plan durchzugehen. War Kerbal nicht da, konnte sie Angelus auf ihn hetzen und so die Lorbeeren für sich einheimsen dies organisiert zu haben. War Kerbal jedoch vor Ort, würde er ihr gegen Angelus helfen und auch dann konnte sie sich eine erfolgreiche Festnahme auf die Fahnen schreiben. Es war eine clevere Idee die beiden gegeneinander auszuspielen. In einer perfekten Welt brachten die beiden Sith sich dann einfach gegenseitig um.

Während Angelus und Antares noch ein paar weitere Worte zur jüngsten Aktion des Sith wechselten, verstummte Mariam wieder. Hier hatte sie nichts beizutragen, auch wenn sich ihre Nackenhaare aufstellten, als Angelus es dann doch noch wagte den Gouverneur beleidigen! Erst indirekt, indem er den keladanischen Sicherheitsapparat ‚dilettantisch‘ nannte und dann direkt, indem er ihm Feigheit unterstellte. Letzteres sagte er jedoch, als er bereits im Gehen begriffen war. Vermutlich eine gute Strategie, um mit dem Kommentar davonzukommen, doch fand Mariam es ein bisschen ironisch den Vorwurf ein Feigling zu sein auf genau diese Weise rüberzubringen.

Hastig salutierte die Agentin ein weiteres Mal und eilte dann Angelus nach, die Shuttlerampe hinauf. Im Inneren hatten Lieutenant Blades Soldaten sich bereits sauber aufgereiht, doch setzte sich Mariam nicht sofort auf einen der freien Sitze. Stattdessen trat sie ins Cockpit, um dem Piloten einige Anweisungen zu geben. Kerbal – oder zumindest sein Alibi – befanden sich etwa 10.000 Klicks weiter nördlich, was zumindest innerhalb der Atmosphäre ein Weg von etwa zehn Stunden war. Also machte es vermutlich Sinn eine Abkürzung über den Orbit zu nehmen und so die Sublichtgeschwindigkeit des Shuttles voll ausnutzen zu können. Dennoch würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach etwa zwei Stunden brauchen und so gegen Abend an der Trackerposition ankommen.

Dies gab Mariam in knappen Worten an den Piloten durch. Dann vergewisserte sie sich, dass Angelus ihr grade nicht über die Schulter schaute und kontrollierte den Status des angefragten Haftbefehls. GENEHMIGT. Hätte Mariam sich in diesem Moment nicht mit einem gefährlichen, jetzt offiziell gesuchten Machtnutzer an Bord eines engen Lambdashuttles befunden, hätte sie triumphierend gegrinst. So jedoch steckte sie mit steinerner Miene das Datapad wieder weg und setzte sich zu den anderen in die Passagiersektion. Lieutenant Blade ließ sie fürs erste im Dunkeln. Totale Überraschung war vermutlich am sichersten für alle Beteiligten.


[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Kelada-City / Über der Oberstadt / Lambdashuttle ] Mariam und Angelus, sowie (NPCs) Lieutenant Blade und weitere Soldaten
 
[ Kelada | 10.000 Klicks nördlich von Colina | Steppe ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith hatte den Staub satt. Aufgepeitscht durch die Geschwindigkeit der Speederbikes drang er in jede noch so kleine Ritze ihrer Kleidung und scheuerte jede Rille ihrer Haut. Obwohl sie einen Schutz trugen, der ihre Gesichter verhüllte, hatte sie das Gefühl, dass es steinig-sandig in ihrem Mund knisterte. Die karge, weite Steppe dieses Planeten - Kelada - war beeindruckend. Allerdings nur in ihrer Monotonie und Langeweile. Es war ein endloses Meer aus gelblich-grauer Erde, die hier und da von einzelnen Felsbrocken und kränklich wirkenden Sträuchern unterbrochen wurde. Sie konnte kaum erwarten, dass dieser Teil ihrer Reise vorbei war.

Die Langeweile der letzten Stunde hatte sie zum Glück mit der Konzentration auf ihre Übung überbrücken können, der sie eisern nachging. Ihre Fortschritte waren zwar überschaubar, aber zumindest hatte Faith es mehrmals geschafft, ihre Präsenz in der Macht für Tha’klen spürbar zu dämpfen. Der Effekt hielt jedoch meist nur kurz und war unbeständig. Dier Verpine hatte Faith mit stoischer Geduld ermutigt, was ihr half, gegen ihre eigene Frustration anzukämpfen. Als sie absolut keine Energie mehr hatte, sich weiter auf diese Aufgabe zu konzentrieren, kam eine herbeigesehnte Pinkelpause. Arlen hatte bis dahin so viel Tempo vorgegeben, dass sie sich fragte, ob er überhaupt mal halten wollte. Sie musste nun schon seit mindestens zwei Stunden Wasserlassen, hielt sich jedoch zurück, das Dreigestirn selsbt zu einem Halt zu bewegen. Umso mehr begrüßte sie die Pause, als sie endlich kam. Faiths pochender Hintern dankte es ihr ebenso. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits mehrfach mit dem Gedanken gespielt, den anderen einen Fahrerwechsel anzubieten, doch sie war vernünftig. In ihrer derzeitigen Verfassung würde sie bei der angesetzten Geschwindigkeit ihrer Reise ein absolutes Sicherheitsrisiko am Steuer darstellen. Zu groß war die Gefahr, dass eine Müdigkeitsphase ihre Aufmerksamkeit beeinflusste. Das wäre sowohl ihres, als auch Tha’Klens Ende.

So ging es nach ihrer kurzen Pause weiter. Ein weiterer Lichtblick für Faith war dann allerdings die Sichtung von etwas Lebendem hier draußen. Sie konnte eine Herde
Humbabas ausmachen, die etwas Kleines - vielleicht einen Hasen - aufscheuchten, welcher danach im Zickzack im kargen Gestrüpp neben einem kleinen Felsen verschwand. Sogar Zweibein, der sich zusammengefaltet an das Heck des Bikes geheftet hatte, piepste bei diesem Anblick aufgeregt auf und schwang die Greifarme wild herum. Angestachelt von dieser erfreulichen Abwechslung versuchte die Padawan sich erneut an der Machttechnik und bildete sich ein, weitere Fortschritte zu machen, ehe die Nacht hereinbrach. Im Gegensatz zu Arlen und Tha’klen hatte sie als Rücksitz-Prinzessin zwar das Privileg, schlafen zu können, hielt sich jedoch tapfer wach und probierte zumindest, ihre Übungen weiterzuführen. Sie hielt jedoch nur durch, bis die Müdigkeit ihren eisernen Willen übermannte. Als sie wieder aufwachte, strahlten bereits die ersten Lichter des hiesigen Gestirns über den Horizont hinweg und vertrieben die Dunkelheit der Nacht. Sie bemerkte, dass sie komplett auf Tha’klens Exoskellet-Rücken gelehnt hatte und entschuldigte sich hastig über den Fahrlärm hinweg. Immerhin würde er sie nicht schnarchen gehört haben.

Gegen Nachmittag holten sie dann endlich den gesuchten Gleiter ein. Faith fühlte sich erleichtert. Ihre Beine und Arme waren steif von der stundenlangen Fahrt und sie war sicher, dass ihr gesamter Körper eine einzige Schicht aus Schweiß und Staub war.

Das rustikal anmutende Modell besaß zwei voneinander getrennte Kuppeln, unter denen zum einen die Fahrer und zum anderen Passagiere oder Transportgut verstaut werden konnten. Als sowohl die beiden Bikes als auch der Gleiter zum Stehen kamen, beobachtete Faith ihren ehemaligen Mitschüler, wie er sofort in Aktion trat. Sein Verhalten gegenüber den anderen - ein Mensch und eine Bothanerin - war locker, fast freundlich. Als Arlen ihr half, sich hinter Tha’klen vom Speederbike zu schwingen, wurde sie kurz übermannt von Schmerz und Erschöpfung. Ihre Knie sackten ein. Sie beugte sich nach vorn, stützte ihre ausgestreckten Arme auf den Knien ab und beobachtete das Geschehen weiter, mit angestrengtem Gesichtsausdruck. Die beiden Agenten sprachen von der gescheiterten Mission eines Grün-3 und, dass die Imps ihn wohlmöglich lebend gefangen nehmen konnten. Faith fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzog, als Arlen nachfragte, was dieser über ihn wusste. Die Vorstellung, dass die Imperialen jemanden gefangen hatten, der Informationen über Arlen besaß, war beunruhigend. Und mehr noch - es brachte die drohende Gefahr zurück ins Zentrum ihrer Gedanken. Bei all der Einsamkeit der Einöde, die sie in den letzten Stunden erfahren hatte, durfte sie nicht vergessen, dass sie sich noch immer auf einem imperiale Planeten befanden. Der Feind war nah und könnte jeden Moment zuschlagen.

Faith hielt sich weiter zurück, während Arlen seine Unterhaltung mit den Agenten fortführte. Die Nennung ihres Nachnamens ließ sie jedoch aufhorchen. Die Padawan blinzelte überrascht mit ihren haselnussbraunen Augen, als sie realisierte, dass er sie angesprochen hatte, und sah von ihm zu den anderen beiden. Sie nickte dem Jedi-Ritter dankbar zu und trat einige Schritte nach vorne, ehe sie sich räusperte.


“Den Imps ist mein wahrer Name bekannt. Könnt ihr - verdeckt - eine Nachricht aus dem System kriegen? Und an den Kapitän der ‘Navalon’ senden? Sie fliegt unter der Galactic Health Care -Organisation. Sendet einfach einen belanglosen Text von einer Tante Lithy und endet mit ‘Corellia ist schön zu dieser Jahreszeit.’ ”

Die Kombination aus versteckten Nachrichten sollten eigentlich nur ihre Eltern entschlüsseln können. Jedenfalls hoffte sie, dass sie es verstehen würden. Lithy war eine ehemalige Angestellte auf der Navalon. Man konnte fast sagen, dass sie Faith mit großgezogen hatte. Sie war bereits verstorben. Aber sie hatte den Spleen, immerzu davon zu sprechen, dass es auf Corellia total grässlich zu dieser Jahreszeit war - egal welche Jahreszeit dort gerade herrschte. Ein einziges Mal begab sie sich jedoch freiwillig nach Corellia. Das war nachdem die Navalon mit imperialen Behörden zusammengeprallt war, nachdem diese festgestellt hatten, dass sich auch republikanische Patienten auf dem Lazarettschiff befanden und dann die Übergabe der Patienten in imperiale Kriegsgefangenschaft forderten. Auf Corellia konnten sie damals die Situation aussitzen.

Die beiden Agenten hatten ein paar Rückfragen. Als schließlich alles geklärt war und sie ihr zugesichert haben, die Nachricht auf irgendeinem Weg rauszukriegen, konnte Faith erkennen, dass Arlen und Tha’klen den Gleiter bereits wieder startklar gemacht hatten, während Zweibein offenbar die Umgebung nach Lebensformen scannte. Zumindest flog er kreisende Bahnen um sie herum, deutete von Zeit zu Zeit auf einen Strauch oder einen Felsen, ehe er sich lautstark in die entsprechende Richtung bewegte und wenig später zurückkehrte. Sie bildete sich ein, ab und zu einen dumpfen Schlag und den Schrei einer Womp-Ratte zu hören. Der verrückte Droide nahm seine Aufgabe wahrscheinlich zu ernst und kümmerte sich direkt um die Lebensformen, die er entdeckte.

Faith nutzte die Gelegenheit noch schnell für ein weiteres Wasserlassen - wer wusste wann Arlen ihr die nächste Pause gönnen würde? - und wechselte noch schnell ihre staubige Kleidung, ehe sie mit ansah, wie sich die beiden Agenten auf den Speederbikes davonmachten. Zusammen bestiegen die restlichen drei dann den Hover-Wagen. Die junge Frau schnappte sich Zweibein aus der Luft und zog ihn in das Passagier-Abteil. Sie war sich noch nicht so sicher, ob es eine gute Idee war, dem eigenwilligen Droiden auch noch die Fähigkeit zu verpassen, frei herumfliegen zu können, aber wenn seine Persönlichkeitsmatrix mal keinen Knick hatte, war er ein durchaus nützlicher Geselle.

Zum Glück war sie nicht dazu verdammt, während des nächsten Abschnitts ihrer Reise nur mit ihm kommunizieren zu können. Zwar waren Passagier- und Pilotenkuppel 93-B voneinander getrennt, doch schnell machte sie einen Schalter aus, mit dessen Hilfe sie eine Sprechverbindung herstellen konnte.


Dagger-1, huh?”, fragte sie in mockierendem Ton, als sie sich in Bewegung setzten. “Wer ist Grün-3 und was war seine Mission? Können wir ihn befreien?”

Sie fühlte sich schlecht bei dem Gedanken, dass Arlen und Tha’klen so viel aufs Spiel gesetzt haben, um sie zu retten. Warum sollte sie mehr wert sein als dieser Grün-3?

[ Kelada | 10.001 Klicks nördlich von Colina | Steppe | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
Zuletzt bearbeitet:
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Gold-7 und Cyan-11

Kerbal musste sich fast mit Gewalt davon abhalten immer wieder nervös zum Himmel zu schauen, während Faith benötigte Informationen an die beiden Agenten durchgab. Wie er erwartet hatte, gab Gold-7 sich hilfsbereit – Cyan-11 verhielt sich wie gewohnt still – und so tauschten sie rasch wichtige Details aus. Kerbal kam das natürlich wie eine Ewigkeit vor. Sie waren fast außer Gefahr, doch wenn grade jetzt die Bluthunde des Gouverneurs auftauchten, wäre alles umsonst gewesen.

Umso erleichterter war er dann, als die Agenten sich endlich von dannen machten und auch seine Gruppe sich auf einen weiteren Aufbruch vorbereitete. Eigentlich hätte er nichts lieber getan als hier und jetzt das Lager aufzuschlagen und für die Nacht zu campieren, doch war dies natürlich keine gute Idee. Noch würde heute einige Stunden lang die Sonne scheinen und ihre verräterischen Strahlen auf die Spuren werfen, die die Speederbikes zurückgelassen hatten. Also mussten sie weiter, wenigstens noch so weit, bis niemand das plattgedrückte Gras und den aufgewirbelten Staub mit ihnen in Verbindung bringen würde.

Als sie dann endlich wieder im Wagen saßen, atmete Kerbal erleichtert auf. Kurz rieb er sich die Augen, knackte mit den Nackenwirbeln und dann ging es auch schon weiter. Das erste Mal seit knapp 10.000 Klicks jedoch nicht mehr geradeaus nach Norden. Den Polarkreis hatten sie vor vielleicht zehn Klicks überschritten und noch nördlicher würde, auch jetzt im Sommer, eine unwegsame Gletscherlandschaft beginnen. Nein, der beste Weg zum möglichen Standort des Jeditempels führte nun Richtung Nordwesten, in einem großen Bogen um den Nordpol herum. Ihr Ziel war dann auf der anderen Seite annähernd auf demselben Breitengrad, auf dem sie sich jetzt auch befanden. Alles in allem vielleicht noch zwei Tage Fahrt.

Müde wie er war, wäre Kerbal den Rest des Tages wohl einfach schweigend weitergefahren. Das war mit Faith in der Passagierkuppel jedoch erwartbar nicht zu machen. In Rekordzeit fand sie den Schalter für das Intercom und machte sich gleich erstmal über seinen Tarnnamen lustig. Die Augen auf der ‚Fahrbahn‘ haltend, musste Kerbal grinsen.


„Ich nehme an Saber-1 wäre dann ein bisschen offensichtlich gewesen, nicht? Und Kaki-87 will ich dann auch nicht heißen, wenn wir beim Farbschema bleiben würden.“

Faiths nächste Frage war dann jedoch schon eher weniger lustig. Die Padawan erkundigte sich nach Details zu Bo, die Kerbal ihr sogar fast gegeben hätte, bevor er sich eines Besseren besann. Nachdenklich brummte er.

„Das eine weiß ich nicht, das andere kann ich dir nicht sagen.“

, gab Kebal wenig hilfreich zurück und zuckte mit den Schultern.

„Sicherheitsprotokolle und so. Wir drei hocken zu eng aufeinander, um groß mit Codenamen und so zu hantieren, aber du siehst, es ist besser, wenn wir nicht zu viel über unsere entfernteren Freunde wissen. Und die von uns. Grün-3 hat nur mein Gesicht gesehen und auch das scheint mir mittlerweile wie ein dummer Fehler.“

Und dann hatte Faith natürlich noch eine ganz unangenehme Frage auf Lager. Konnten sie Bo befreien? Vermutlich war die Antwort ‚Ja‘. Sie konnten schon. Würden sie es tun? Erst jetzt bemerkte Kerbal, dass sein Unterbewusstsein genau dieses moralische Problem einfach unterdrückt hatte. So wie er auch alle nötigen Opfer auf sich genommen hatte, um Faith rauszuboxen…anstatt hunderte gefangene Nichtmenschen. Unruhig rutschte er auf dem Fahrersitz hin und her und ließ sich einen Moment Zeit mit dem Antworten:

„Wir müssen… Ich denke… Wir werden sehen was sich ergibt. Ich hatte die Gelegenheit dir zu helfen, weil Antares die brillante Idee hatte mir deine Befragung zu überantworten. Wenn wir jetzt sofort umdrehen und das Gefängnis ein zweites Mal hochnehmen ist das Risiko deutlich höher, dass das für uns schiefläuft. Ich würde jetzt eines von zwei Dingen abwarten und dann weiterschauen: Entweder der Widerstand tritt mit näheren Informationen und einer Bitte um Hilfe an uns heran, oder wir schauen was geht, wenn wir wieder in Colina sind. Ich weiß, kaum zu glauben, aber ich bin nicht der einzige Agent, den der NRGD hier auf Kelada mit sowas beauftragen kann…“

Kurz zögerte er, dann fügte er noch hinzu:

„Für den Moment sollten wir erst einmal schauen, dass diese Deckung hier glaubhaft hält und dass du im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine kommst. Stell dir vor was für Blödsinn wir anstellen können, wenn wir plötzlich drei einsatzbereite Jedi im Nacken des Gouverneurs sitzen haben. Zwei haben das Gefängnis gesprengt. Drei…sagen wir so: Ich kenne da eine paarhundertmeter hohe Statue von Nereus Kratas, deren Füße auf einem perfekten Behälter für Sprengstoff stehen.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
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Kelada - Orbit - Lambda-Shuttle - Darth Angelus, Operative Zurabashvili, Soldaten
Unlängst hatte das Shuttle die Landeplattform verlassen und sich gen Orbit erhoben. Darth Angelus war ein lausiger Raumfahrer und denkbar weit davon entfernt, abseits von Bewegen eines Speeders ein kompetenter Pilot zu sein. Aber er verstand, dass sie das mehrere Tausend Klicks entfernte Ziel in einem Bruchteil der Zeit erreichen würden, die die Luftroute über Kelada in Anspruch genommen hätte. Die Details waren ihm auch eigentlich ohnehin gleichgültig. Denn es war nicht der Flug, der ihn beschäftigte, sondern der Ort, zu dem sie unterwegs waren und vor allem, was ihn dort erwarten und was er dort erreichen würde.
Der Sith saß in seiner schweren Rüstung zwischen Lieutenant Blade und Mariam eingepfercht, die ebenfalls auf engstem Raum ihre volle Montur trugen. Noch traute sich keiner von ihnen, das Schweigen zu brechen und das war ihm recht. Nur das schmale Siegerlächeln, das seine Lippen zierte, verriet, dass er höchst zufrieden mit dem Stand der Dinge war. Kelada hatte sich als Jagdgebiet entpuppt, das interessante Jagdtrophäen bot, ebenso wie die Chance, sich in den Köpfen seines imperialen Volkes als Heldenfigur einzubrennen. Das Blut seiner Feinde würde nicht nur seinen Status auf der kargen imperialen Welt sichern, sondern auch die dunkle Euphorie zu Gunsten des Ordens der Sith, die er in die Herzen seiner Anhänger säen wollte.

So verharrte der Sith in ruhiger Position, ehe er den Seitenblick der
Offizierin spürte. Lieutenant Blade hatte sich durch einen günstigen Zufall als wertvolles und loyales Instrument erwiesen. Die wohl um die 30 Jahre alte Soldatin strömte eine Aura der Hingabe für die imperiale Ordnung aus, die Angelus in ihrer Intensität fast schon an einen alten Kampfgefährten erinnerte, den sein eigener Meister Darth Sting seinerzeit als Mitstreiter für ihre mordlustige Mission im Koornacht-Cluster erwählt hatte. Dieser eine Soldat war damals ebenso kompromisslos in seiner Loyalität, ebenso eiskalt und entschlossen in seinem Dienst für seine Majestät, wie es Blade seit ihrem ersten Zusammentreffen zu sein schien. Deshalb war er auch der einzige gewesen, der ihre gemeinsame Jagd überlebt hatte und vom Imperator persönlich für seinen Heldenmut geehrt wurde.

"Lord Angelus... wenn Ihr mir eine Frage erlauben würdet."

Erhob
Blade schließlich ihre Stimme. Angelus Blick wanderte von den Soldaten gegenüber ihrer Sitzreihe leicht hinüber in Richtung der Offizierin rechts neben ihm. Das kaum wahrnehmbare Heben seines Kinns signalisierte ihr, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte.

"Eure Heldentaten im Kampf gegen die Yevethaner sind weitläufig bekannt. Mein jüngerer Bruder dient zur Zeit auf Galantos im 18. Panzerregiment. Der Informationszufluss ist eher spärlich. Ist Euch als Bezwinger Kal Fraans etwas über den Stand der Dinge bekannt, Mylord?"

Darth Angelus hob eine Braue und blieb zunächst bewusst ruhig, sodass sich die
blonde Frau zwischenzeitlich wieder abwandte. Er hatte mitbekommen, dass das Imperium mit tatkräftiger Unterstützung des Zirkels der Extinktoren eine große Offensive gestartet hatte, um Galantos aus den Fängen der yevethanischen Liga zu befreien. Die Berichte waren in der Tat spärlich und die Situation war in Bewegung. Es hätte ein glorreicher Einsatz für ihn sein können, ein weiteres Kapitel seiner Kriegsgeschichte im Kampf gegen die ketzerische Xeno-Brut. Doch stattdessen war er nach Kelada entsandt worden, zu einem weitaus kleineren, weniger prominenten Ziel – ein Umstand, der ihm durchaus bewusst war. Der Sith konnte es gerade noch verhindern, dass sich bei diesem Gedanken seine Hand zu einer Faust ballte, ehe er den aufkeimenden Impuls unter Kontrolle brachte und sich beruhigte. Auch das spielte im Grunde keine Rolle. Ihm wurden denkbar schlechte Karten ausgeteilt und trotz aller Umstände war er im Begriff, das absolute Maximum aus seinen Optionen herauszuholen.

Vielleicht erging es
Lieutenant Blade ja genauso und auch sie hätte lieber dort gedient, wo der Krieg in seiner ganzen Wucht tobte. Dort, wo sie Seite an Seite mit ihrem Blut - ihrem jüngeren Bruder - hätte kämpfen können. Darth Angelus war ein charismatischer Opportunist und ein geschickter Manipulator. Während er reglos verharrte, spürte er förmlich, was in Blade vorging. Seine Intuition bestätigte sich: Die junge Offizierin fühlte sich deplatziert in ihrer Rolle bei der Systemverteidigung Keladas. Der Dienst auf diesem von den großen Fronten eher abgelegenen Planeten schien nicht die Bühne zu bieten, die sie sich erträumt hatte. Und die Sorge um ihren Bruder schien ihr auf ihrer Seele zu lasten. Es war gewöhnlich für Normalsterbliche, dass sie an ihrer Familie hingen und nicht dazu bereit waren, wirklich alles in ihrem Leben einem einzigen großen Ziel unterzuordnen. Doch mit seiner Ankunft hatte sich offensichtlich etwas in ihr verändert. Seine Präsenz – die eines Kriegshelden, eines Kriegers der Sith, eines Ritters des Imperators – hatte ein Feuer in ihr entfacht, eine neue Entschlossenheit, die sie mit der Überzeugung nährte, dass sie wirklich etwas bewirken konnte. Noch war es zu früh, um dies mit abschließender Gewissheit festhalten zu können, jedoch meinte der Krieger zu spüren, dass diese Offizierin gerade in ihrer gekonnt verschleierten Verwundbarkeit dazu bereit war, für ihn durchs Feuer zu gehen.
Ein wölfisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er schließlich seine Stimme erhob und
Blade damit augenscheinlich überraschte - es war genau der Effekt, den er erzielen wollte.

"Mein Zirkel kämpft Seite an Seite mit Ihrem Bruder, Lieutenant – und er somit an der Seite der stärksten Krieger, die das Imperium zu bieten hat. Ihnen gegenüber steht nichts als eine Horde von Xeno-Barbaren, die durch eine stupide Schwarmintelligenz gelenkt werden."

Der Krieger legte der
Offizierin mit ruhiger Präzision eine Hand auf die Schulter und gab ihr damit noch bekräftigend zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Angelus spürte den leichten Schauer, der durch ihren Körper ging. Eine Reaktion, die er genau erwartete, da es einzig und allein sein Eindruck auf Blade war, der für ihn eine Rolle spielte. Egal wohin ihre Karriere sie noch führen würde - sie sollte sich an Darth Angelus erinnern und seinen Mythos in die Galaxie tragen.

"Ihr seid treue Soldaten seiner Majestät"

Sein Gesicht offenbarte es nicht, doch auf seine Aura legte sich ein diabolisches Grinsen, das seine wahrhaftigen Absichten offenbarte, als Angelus seinen Blick über den Rest der Belegschaft wandern ließ und dabei seine Stimme verschärfte.

"Ich werde mich hiernach dafür einsetzen, dass Euer tapferer Dienst an meiner Seite angemessen gewürdigt wird."

Sein Seitenblick blieb auf der
Operative ruhen, die unruhig wirkte.

"Denn gemeinsam sind wir stark. Nicht wahr, Operative?"

Er ließ nur die
IGD-Beamte einen Teil seiner düsteren Aura spüren, während er wölfisch lächelte. In seiner Galaxie gab es nur Darth Angelus. Er war neben ihrem Herrscher, der über allen Lebenden dieser Galaxie thronte, das einzige, das zählte. Die Soldaten waren seiner Sache wohl treu ergeben, die Operative hingegen wirkte noch immer ambivalent.
Dann erreichte sie auch schon von den Piloten das Signal, dass sie ihr Ziel in Kürze erreichen würden und mit einem festen Ruck steuerte das Shuttle wenige Minuten darauf durch die Atmosphäre Keladas.



Kelada - Atmosphäre - Lambda-Shuttle - Darth Angelus, Operative Zurabashvili, Soldaten


 
[ Kelada | 10.001 Klicks nördlich von Colina | Steppe | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith lehnte sich gegen eine der abgenutzten Rückenlehnen der Passagierkuppel und lauschte dem tiefen Brummen des Gleiters, während er sich in Bewegung setzte. Arlens Stimme hallte durch das Intercom. Sein Tonfall war fast spöttisch, als er auf ihre Bemerkung über seinen Codenamen reagierte. Faith zog ein Knie an und legte den Arm darauf, während sie mit ihren Fingerspitzen über ihr Hosenbein fuhr. Draußen zog die Landschaft in monotoner Melancholie vorbei. Die Steppe hier war sogar noch karger als weiter südlich, das Gras spärlicher, der Boden steiniger und sah hart aus. Immer wieder schauten zerklüftete Felsformationen aus dem Boden. Die dunklen, scharfkantigen Gebilde sahen aus, als hätte sie jemand achtlos aus der Erde gezerrt und einfach liegenlassen.

“Schon klar”, murmelte sie und lächelte leicht, als sie den Schalter erneut betätigte. “JediJunge99 wär’ vielleicht ein bisschen übertrieben gewesen. Nicht ganz zweckmäßig.”

Der humorvolle Moment hielt jedoch nicht sehr lange an. Kaum hatte sie nach Grün-3 gefragt, da wurde Arlens Tonfall deutlich ernster. Faith bemerkte, dass er zögerte, bevor er sprach. Das ließ sie bereits ahnen, was für eine Art Antwort ihr bevorstand. Als sie dann tatsächlich kam, spannte sich ihr Kiefer an. Natürlich. Sicherheitsprotokolle. Abgeschottete, voneinander unabhängige Zellen. Geheimdienst-Kram. Es machte Sinn, war aber trotzdem nicht weniger frustrierend. Sie verstand die Notwendigkeit, Informationen zu beschränken. Je weniger jemand wusste, desto weniger konnte er auch preisgeben. Aber in diesem Moment war das doch nicht nur eine theoretische Überlegung. Da war ein echtes Leben, das auf dem Spiel stand. Wenn er nicht redete, würden sie ihn töten. Und nach ihrer eigenen Erfahrung quälten sie ihn vorher ohnehin, egal wie viel er wusste oder eben nicht wusste. Warum konnte Faith befreit werden? Weil der doofe Zufall es so wollte, dass ausgerechnet ihr in geheimer Mission befindlicher ehemaliger Mitschüler ihr Folterknecht sein sollte? Sie dachte daran, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hatte. Zufälle existieren nicht. Die Alternative machte die Padawan noch unruhiger. War sie frei und er in Gefangenschaft, weil die Macht das so vorherbestimmt hatte? Mochte sein, dass dies alles seinen höheren Sinn hatte, aber rechtfertigte dieser, dass Faith sich davon machte, obwohl ein Freiheitskämpfer in genau der gleichen Lage steckte, in der sie sich zuvor noch befand?

Während die junge Frau ihren Gedanken nachging, verdichteten sich draußen die vereinzelten Felsen zu einer hügeligen Landschaft. Sie überquerten gerade einen Fluss an einer Furt, der aus dem Norden herunter floss. Das Wasser sah klar, aber auch eisig aus.

Doch Arlen war noch nicht fertig. Er wich der Frage nach einer möglichen Rettung aus, das war deutlich. Er versuchte es mit Logik und Strategie. Faith konnte nicht einmal behaupten, dass er damit falsch lag. Dennoch ballten sich ihre Finger vor Frustration leicht zu Fäusten.


“Das heißt also nein”, schloss sie. Es war keine Anschuldigung, kein Vorwurf, lediglich eine Feststellung. Sie hörte jedoch selbst, dass Bitterkeit in ihrer Stimme mitschwang. Zwar hatte sie nicht erwartet, dass Arlen sich Hals über Kopf in eine weitere Rettungsmission stürzen würde, aber ein Teil von ihr hatte irgendwie gehofft, dass er zumindest sagen würde, dass es den Versuch wert war. Seine kalte Logik überraschte sie. Als Antwort blieb sie zunächst still und hing weiter ihren Gedanken nach.

Die Stille zog sich einen Moment hin, unterbrochen nur durch das leise Summen der Maschinen und das Heulen des Fahrtwindes, der über die Kuppeln zischte. Faith ließ ihren Kopf gegen die Lehne sinken und starrte an die Kuppeldecke. Draußen war der Himmel relativ klar. Lediglich vereinzelte Wolkenfetzen bewegten sich gemächlich über ihnen hinweg.

Was war es, das sie so wütend machte? Dass Arlen nicht blindlings sein Leben riskieren wollte? Oder, dass er Recht hatte? Oder vielleicht die quälende Erkenntnis, dass sie selbst an seiner Stelle vielleicht genauso entschieden hätte? Sie atmete langsam aus. Sie wusste, dass sie sich in einer Realität befanden, die Opfer notwendig machte und in der sie nicht jeden retten konnte. Aber das hieß ja nicht, dass sie damit zufrieden sein musste.

Sie wusste aber auch, dass dies nicht der richtige Moment war, um diese Diskussion zu führen. Arlen schien dem Pragmatismus erlegen. Er plante längerfristig. Ob es ihr gefiel oder nicht, seine Priorität lag momentan darauf, dass sie nicht geschnappt wurden.

Nach einiger Zeit drückte sie den Schalter erneut.


“Schon gut”, raunte sie leiser. “Du hast Recht. Erstmal müssen wir schauen, dass wir überhaupt in der Lage sind, jemandem zu helfen.”

Sie schnaufte.
“Auf diese Statue komme ich nochmal zurück.”

Die junge Frau schloss für einen Moment die Augen und ließ das leichte Schaukeln des Gleiters durch ihren Körper fließen. Vielleicht hatten sie gerade nicht die Möglichkeit, Grün-3 zu retten. Aber sie würde nicht einfach vergessen, dass so jemand da draußen war.

“Ich lasse die Sache nicht für immer auf sich beruhen”
, fügte sie nach einer Pause hinzu.

Draußen senkte sich langsam die Dämmerung über Kelada. Die Wolkenfetzen am Himmel schienen sich schneller davon zu bewegen. Nein, ein Wolkenfetzen schien sich dort oben schneller zu bewegen. Und entgegen der Richtung aller anderen.

Sie hob verwirrt den Kopf und tastete blind und hektisch mit der rechten Hand nach dem Intercom-Schalter.


“ARLEN!”

[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Das hieß also nein. Die Worte Faiths waren ruhig vorgetragen, ohne Anschuldigung und doch trafen sie Kerbal bis ins Mark. Fast war ihm, als spräche sie mit seiner Stimme, der Stimme seines nur wenige Monate jüngeren Selbst, das irgendwann aufgehört hatte seine Entscheidungen zu kommentieren. In den Diensten des Gouverneurs hatte er obdachlose Aliens überfallen und in die Minen geschickt. Später hatte er sein Bestes geben die bewaffneten Bewohner einer Farm lebend gefangen zu nehmen und dann vom Geheimdienst befreien zu lassen. In den Minen hatte er dann einen Gefangenenaufstand angezettelt…mit schrecklichem Ergebnis.

Alles war er im Namen seiner Deckung für Antares getan hatte, lastete schwer auf seiner Seele und hatte grade zu Anfang immer wieder dieselbe Frage gestellt: War es das wert? War, was er als Maulwurf im Dienste des Gouverneurs erreicht hatte, all die Leben wert, all die zerstörten Existenzen? Existenzen, die auch ohne sein Handeln zerstört worden wären, deren Blut nun jedoch offensichtlich an seinen Händen klebte? Um nicht daran zu zerbrechen, hatte er es irgendwann aufgegeben sich diese Fragen zu stellen. Hatte geistige Hornhaut aufgebaut, um tun zu können was getan werden musste. Hatte Faith gerettet und dafür 250 weitere Quarren – Männer, Frauen und Kinder – abtransportieren lassen. Etwas, das er ihr vermutlich niemals sagen können würde. Nicht, wenn er ihr noch in die Augen sehen können wollte.

Oder auch wenn sie sich noch im Spiegel anschauen können sollte. Wie hätte er reagiert, hätte man ihm eröffnet seinetwegen hunderte Wesen in die Sklaverei geschickt zu haben? Direkt nach seiner Ankunft auf Kelada hätte ihn dies vermutlich gebrochen. Heute jedoch…sähe er es als notwendiges Opfer an. Faith sprach mit der Stimme einer Jedi, eine Stimme in der Selbstaufopferung mitklang, für das größere Wohl! Doch was, wenn das größere Wohl gebot, Hunderte für die einige wenige zu opfern? Nein. Kerbal konnte Faith nicht in die Details der Befreiungsaktion einweihen. Mehr noch, als sich vor ihrem Blick schämen zu müssen, fürchtete er, dass sie seine Perspektive übernehmen würde. Dass sie mit dem gleichen tödlich-präzisen Pragmatismus geschlagen würde, den auch er hatte erlernen müssen.

Stille breitete sich wieder im Wagen aus. Er hatte nicht geantwortet und so war es ein weiteres Mal Faith, die den Intercom-Knopf betätigte. Leise erklärte sie, dass sie seine Entscheidung für den Moment akzeptierte, aber dies nicht für immer auf sich beruhen lassen würde. Erleichtert – über was von beidem wusste Kerbal nicht so genau – nickte er.


„Wir werden Grün-3 helfen, wenn wir es können. Das verspreche ich.“

, sagte er, dem Gefühl nachgebend, das Faith in ihm wiedererweckt hatte. Grade überlegte er noch, was er sagen konnte, um die vertrackte Situation irgendwie besser zu machen, als die junge Frau plötzlich aufschrie. Fast hätte er das Steuer verrissen, trat jedoch stattdessen auf die Bremse. In einem kleinen Bogen lenkte er den Wagen herum, sodass dieser zum Stehen kam und sah sich dann um. Faith deutete in den Himmel, wo die dreieckige Form eines Lambda-Shuttles rasch näherkam. Kerbal fluchte und sah sich um. Grade befanden sie sich am Boden eines etwa zwei Klicks langen Tals, in dem es kaum Möglichkeiten zum Verstecken gab, selbst wenn Faith schnell hätte laufen können. Doch das Raumschiff war sowieso bereits zu tief, als dass sie dies unbeobachtet hätte tun können.

„Faith, unter dem Sitz der Passagierkuppel ist ein Hohlraum für weiteres Gepäck. Aktuell sind dort Decken gestapelt. Versteck dich dort und verbirg deine Aura. Tha’klen, bleib beim Wagen. Falls das Angelus ist, hält er euch zwei hoffentlich für die gleiche Person!“

Verdammt, wie hatte er die Imperialen nur so nah kommen lassen? Er hatte doch genau mit so etwas gerechnet! Es schien, die Müdigkeit holte ihn langsam ein und dazu hatten Faiths Fragen ihn noch abgelenkt. Für einen Moment lang spielte sein Inneres Auge alle möglichen Wege aus, wie die Situation schiefgehen konnte, doch dann beherrschte er sich. Er würde es schon irgendwie hinbekommen. Und wenn er einen Weg finden musste jeden einzelnen Soldaten an Bord des Shuttles niederzumachen! Ein stählerner Ausdruck trat in die grün-gelben Augen des Sith und probeweise rollte er mit seinen Schultern. Seine Verletzung ziepe noch etwas und ein Blick unter sein loses Hemd enthüllte eine wulstige Narbe und geschwollenes, gerötetes Fleisch, wo vorgestern noch ein verbranntes Loch gewesen war. So würde er kämpfen können.

Rasch stieg Kerbal aus und fröstelte in der kalten Abendluft. Seit ihrem letzten Stopp waren die Temperaturen stark gefallen und weiße Wölkchen bildeten sich mit jedem ausgestoßenen Atemzug vor seinem Mund. Eine rotglühende Sonne färbte den Himmel zu einer Seiter hin golden und einzelne Schneeflöckchen wirbelten durch die Luft. Und vor ihm, die Flügel ausgebreitet wie ein unheilvoller Engel, senkte sich das Lambda-Shuttle hinab. Das Heulen des Antriebs drang bereits an Kerbals Ohren, stetig lauter werdend, während er ihm entgegenging. Um seine Schultern flatterte sein dunkles Hemd, zur Brust hin aufgeknöpft, und der Lichtschwertgriff blitzte rot an seinem Gürtel. Was auch immer nun kommen würde, er war bereit. Hiermit hatte er gerechnet. Hierauf hatte er sich vorbereitet. Die Macht war mit ihm.

Schließlich setzte das Raumschiff auf der kargen Steppe Keladas auf und einen Moment später öffnete sich die Laderampe mit einem Zischen. Ein Squad Soldaten in Uniformen der planetaren Sicherheitskräfte stürmte hinab. Und dann trat der eine Mann hinaus, mit dem Kerbal gerechnet hatte. Schwarze Rüstung, Pelzmantel. Darth Angelus war auch außerhalb des Halbdunkels der Bar unverkennbar. Kerbal hatte ihn bis jetzt nicht gespürt. Schlaues Kerlchen.

In seiner Rolle des Darth Kerbal aufgehend drückte Arlen den Rücken durch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck der kalten Wut, während er den anderen Sith musterte. Geistig ging er kurz durch, über welche Informationen er in seiner Rolle verfügen konnte und was Angelus ihm selbst würde sagen müssen.


„Was habt Ihr hier zu suchen, Angelus?“

, blaffte er den Menschen an.

„Ich sagte Antares doch, dass Ihr mich adäquat vertreten würdet. So schnell kommt Ihr um Hilfe angekrochen? Oder habt Ihr schlicht mein Gesicht vermisst?“

Arrogant reckte Kerbal sein Kinn nach vorne. Während weitere Menschen das Shuttle verließen. Vielleicht zwanzig Soldaten bildeten einen Halbkreis zu beiden Seiten der Luke, die Gewehre im Anschlag.

„Wie dem auch sei, zieht Leine. In dieser Angelegenheit brauche ich keine neugierigen Augen. Das ist meine Operation. Wie habt Ihr mich überhaupt gefunden?!“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen, Faith und Angelus
 
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Kelada - Nordpolarkreis - Talpass - Darth Angelus, Operative Zurabashvili, Soldaten


Mit einem sanften Aufsetzen landete das imperiale Lambda-Shuttle auf dem Boden. Im Inneren hatten sich die imperialen Soldaten bereits vor der Luke positioniert, die Blaster im Anschlag haltend. Darth Angelus, der zwischen der Operative und der Lieutenant stand und nicht erwartete, gleich auf seinen Ordensbruder zu stoßen, blieb noch im Hintergrund, entspannt und lässig, als sich die Luke mit einem leisen Zischen öffnete. In perfekter Formation stürmten die Soldaten aus dem Inneren und stellten sich sichelförmig um das Shuttle, während Angelus seine dennoch bis dahin verborgene Aura wie mit einem Schlag offenlegte. Flankiert von den beiden Frauen trat er ruhig, aber mit dominanten Schritten die Rampe hinab.

Mit einem raubtierhaften Lächeln auf den Lippen sog er genüsslich die kalte Nachtluft der polar gelegenen Steppenregion ein, in der sie sich nun befanden. Zwar konnte sie nicht mit der beißenden Kälte der Berge Norddubrillions konkurrieren, doch war sie dennoch ein willkommener Genuss für seine Sinne und eine Abwechslung von der industriellen Sterilität Kelada-Cities.

Doch bevor der Krieger die karge Wildnis des Talpasses weiter genießen konnte, hatte er schon unlängst die Präsenz spüren können, der er sich näherte. Und da stand er:
Darth Kerbal, staubig, für dieses Wetter spärlich eingekleidet und bereits in defensiver Haltung. Ein auffälliger Kontrast zu Darth Angelus, der in seiner vollen Montur, der prachtvollen Rüstung, mit einer vor Selbstsicherheit strotzenden Haltung an den vermeintlich auf seiner Seite stehenden Soldaten vorbeischritt, um langsam auf seinen Ordensbruder zuzugehen. Er hätte in diesem Augenblick gerne ein siegessicheres Lächeln aufgesetzt, doch er konnte es nicht.
Denn nein,
Darth Kerbal hätte nicht hier sein dürfen. Zurabashvili hatte vage von irgendeinem Alibi gefaselt und davon, dass Kerbal überprüft werden sollte. Aus Angelus' Sicht klang die Geschichte von einem Wagen mitten in der Pampa, tausende Klicks vom eigentlichen Brennpunkt des Geschehens entfernt, derartig absurd, dass er sich zu fast hundert Prozent sicher gewesen war, Kerbal niemals hier anzutreffen. Aber selbst wenn – das Reinblut sollte als Opfer dienen und nicht mit abschließender Gewissheit von einer niederen Beamtin des IGD entlarvt werden. Darth Angelus hätte ihn nach der Suche dieses lächerlichen Alibis aufgespürt und derartig schnell und entschlossen gehandelt, dass es nur einen Ausgang gegeben hätte. Doch nun, hier und jetzt, stand Darth Kerbal in voller Präsenz vor ihnen.

Darth Angelus blieb etwa fünf Meter entfernt seines
Gegenübers stehen und ballte unmerklich seine Faust hinter dem Rücken, während er die rechte Hand locker auf dem Griff seines Schwertes behielt. Diese unerwartete Wendung stellte Angelus vor eine Wahl: improvisieren oder sich mit unvollendeten Taten zurückziehen? Kerbal eröffnete das Wort und forderte mit beißendem Tonfall zu wissen, was Angelus hier zu suchen hatte. Er setzte seine kleine Tirade fort, während auch Angelus langsam merkte, wie sein Geduldsfaden in dieser suboptimalen Situation riss. Immer mehr Soldaten der beiden Squads von Blade stellten sich um die beiden herum, als Angelus zwei weitere dominante Schritte auf den Sith zumachte und ihm mit dessen letzter Bemerkung schließlich das Licht aufging.
Der Jedi-Tempel;
Kerbal hatte in vor Tagen in der Bar erwähnt. Was sonst hatte er hier draußen verloren, als danach zu suchen? Er sah aus wie ein Reliquenjäger aus einem drittklassigen Holostreifen und schien irgendetwas zu verbergen. Etwas schützen zu wollen. Angelus sah auf den etwas kleineren Sith mit eiskalter Miene leicht herunter, wobei sein Plan längst stand.

"Das hier ist nur eine simple Verkehrskontrolle, Bruder. Nichts persönliches"

Sein funkelnder Blick glitt an Kerbal vorbei und richtete sich auf das Hovercraft, vor das sich dieser protektiv gestellt hatte. Durch das Fenster erkannte er die Silhouette einer Person im Inneren – es musste sein insektoider Schüler sein. Seine Präsenz in der Macht war entweder verschleiert oder insignifikant. Der Tonfall des Ritters war spöttisch, doch der kalte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er die Angelegenheit alles andere als leicht nahm. Das war keine Auseinandersetzung wie in der Bar. Der Sith war hierher gereist, weil er vorhatte, seinen Ordensbruder zu töten.

"Wie ich Euch gefunden habe?"

Er machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, bis nur noch ein knapper Meter zwischen ihnen lag. Der Schneefall, der eben noch sanft und kaum spürbar gewesen war, nahm nun zu und die Flocken wirbelten dicht durch die kalte Luft.

"Wie sich herausgestellt hat, sind wir beiden nicht die einzigen Machtnutzer auf Kelada. Eine Jedi hat sich in Kelada-City aus der Gefangenschaft befreien können. Unsere umtriebige Operative hier hat deshalb Anstoß an Eurer Abwesenheit und Eurem kleinen Trip durchs Niemandsland genommen"

Noch während er diese Worte sprach und mit herausforderndem Blick in die gelbgrünen Augen des Reinbluts sah, vernahm er das leise Flüstern von Lieutenant Blade hinter seinem Rücken. Es war kaum mehr als ein Hauch, sodass er es nur durch seine in dieser Situation auf Hochtouren arbeitenden Machtsinne hören konnte:

"...aber er ist ein Mitglied des imperialen Ritterordens, Operative..."

Der Krieger schwenkte sein Haupt und biss seine Zähne zusammen, als er die Sachlage realisierte. Offenbar stand Zurabashvili nicht hinter ihm und hatte nicht vor, an ihrem Plan festzuhalten. Verdammter Feigling.

Mit einem aggressiven Blitzen in den Augen wollte Darth Angelus an
Kerbal vorbei zum Fahrzeug treten, als dieser sich ihm plötzlich in den Weg stellte. Der adelige Sith spürte den kraftvollen Ruck seines stämmigen Ordensbruders, der sich gegen seine Brust richtete. Mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit und Präzision fing er die Hand des Reinbluts mit seiner eigenen Rechten ab, lenkte sie nach oben und hielt Kerbals Blick fest. Mit einer unerschütterlichen, eisernen Miene fixierte er sein Gegenüber, während er dessen Hand innerhalb dieses Ablaufs in Sekundenbruchteilen weiter nach oben führte. Dann stieß er in einem fließendem Übergang mit seiner linken Hand zurück und entließ das Handgelenk aus seinem festen Griff, sodass Kerbal einen Schritt rückwärts taumelte, aber nicht einmal ansatzweise andeutete, in irgendeiner Weise nachgeben zu wollen. Er war ein harter Hund. Fast schon schade, dass es so weit kommen musste. Nach einer halbkreisförmigen Bewegung war es nun Angelus, der mit dem Rücken zum Hovercraft stand und mit zwei fauchenden Tönen schnellten die Lichtklingen der beiden Krieger synchron aus ihren Waffen.

"Wagt es nicht, Euch in meinen Weg zu stellen"

Die Augen des Kriegers leuchteten rötlich auf, während er und Kerbal sich im Schneetreiben langsam wie zwei Raubtiere umkreisten. Ihre surrenden Klingen tönten die Szenerie in ein martialisches Blutrot und Darth Angelus' gesamter Körper war gespannt wie ein Bogen, bereit, im richtigen Moment zuzuschlagen. Seine Aura strömte in gewaltigen Strömen die kampfeslustige Finsternis aus, die in Angelus innewohnte. Das Geschehen um sie herum wirkte wie ausgeblendet, doch gerade in diesem Augenblick griff plötzlich Zurabashvili ins Geschehen ein...


Kelada - Nordpolarkreis - Talpass - Darth Angelus, Darth Kerbal Operative Zurabashvili, Soldaten, versteckte Passagiere
 
[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | (versteckt) in einem 93-B-Gleiter ]
Faith (drinnen), Darth Kerbal, Tha'Klen, Darth Angelus, Operative Mariam Zurabashvili, Soldaten (draußen)
Die Kälte kroch durch den Boden des Wagens und durchdrang selbst die Decken, unter denen Faith sich zusammengekauert hatte. Zwar fror sie und die Luft war stickig, aber das war nicht der Grund, warum ihr Körper zitterte und ihr Atem flach ging. Es war die Angst. Die Macht draußen vor dem Wagen war in Aufruhr. Faith spürte eine Welle aus Spannung und Entschlossenheit, die unaufhaltsam über sie hinwegrollte.

Draußen hörte sie gedämpfte Stimmen. Sie hörte Arlen und eine andere männliche Person. Darth Angelus. Er hatte sie gefunden. Verdammt schnell.
Die Ruhe in ihren Stimmen, die dumpf durch die Passagierkabine drang, war trügerisch. Die Padawan konnte selbst von dort, wo sie war, die Bedrohung in ihnen greifen.

Dann kam ein Summen.

Ihr zog sich der Magen zusammen. Dieser unverkennbare Klang konnte nur von Lichtschwertern stammen, die gezündet wurden. Faiths Finger krallten sich in die Decken, während sie spürte, wie sich die Situation zuspitzte. Das Flackern der Aggression, die Wucht der entfesselten Macht in den Auren. Und sie lag hier, verborgen und buchstäblich machtlos.

Doch die Versuchung war unerträglich. Jede einzelne Zelle in ihr wollte aufstehen, sie dazu zwingen sich aus diesem Versteck zu reißen und ihren Freunden beizustehen. Nicht, weil sie glaubte, dass sie das Zünglein an der Waage wäre - denn das war sie nicht - nein. Sondern, weil sie wusste, dass das hier falsch war. Versteckt zu bleiben, während andere kämpften. In den Schatten zu kauern, während zwei Verbündete sich dem Feind stellten - das war nicht, was ein Jedi tat.

Doch genau das hatte Arlen ihr aufgetragen. Die junge Frau presste die Lippen zusammen. Sie musste sich konzentrieren und weiter verbergen. Ihre Präsenz in der Macht durfte nicht spürbar sein und sie musste sie unterdrücken, so gut es eben ging. Die Furcht machte es jedoch unfassbar schwer. Sie hatte keine Angst um sich selbst - die hatte sie vor langer Zeit abgelegt. Es war die Angst um Arlen. Und um Tha’klen. Die Angst, dass sie beide fallen würden, während sie hier lag und nichts tat. Nichts tat, während er starb. Faith biss die Zähne zusammen und ihre Fingernägel bohrten sich in die Handinnenflächen.

Sie durfte nicht.

Die Macht reagierte auf ihre Emotionen. Es war ein leichter Impuls, den sie sofort zu unterdrücken versuchte. Sie durfte ihre Emotionen nicht die Oberhand gewinnen lassen. Nicht jetzt. Fast wie ein Mantra ging sie im Kopf die Worte Arlens durch, wie man sich in der Macht verbergen konnte. Sie wiederholte im Geiste jeden erfolgreichen Versuch auf dem Speederbike und versuchte sich daran zu erinnern, was sie erfolgreich machte. Eines war klar: Emotionen waren dabei hinderlich, das wusste sie. Trotzdem zerriss es sie innerlich.

Die Macht lag wie ein Netz aus. Es befand sich um sie herum. Sie vibrierte und waberte vor Spannung. Angestrengt konzentrierte Faith ihre Gedanken auf die Verschleierung. Ihr Dasein musste verschwimmen. Gleichmäßig, als wäre sie Teil der natürlichen Umgebung. Angst und Panik konnten Unregelmäßigkeiten erzeugen. Ein kleines Hindernis in der Macht, die Darth Angelus nur zu leicht hätte wahrnehmen können. Ihr Herz schlug heftig von Innen gegen ihre Brust. Sie musste sich zwingen, es zu ignorieren, was ihr jedoch schwerer fiel als jemals zuvor. Sie wusste, dass es da draußen zwei Individuen gab, die für sie kämpften, und dass sie nicht eingreifen durfte.

Draußen wechselten zwei Auren ihre Positionen. Sie spürte es, als sich die Präsenzen überlagerten. Sie vollführten einen Tanz aus Bewegung und Kontrolle, aus Spannung und lauernder Gewalt. Die Macht bebte.

Nun spürte Faith die Präsenz von Darth Angelus ganz deutlich. Die Padawan zwang sich, den Atem anzuhalten. Nicht bewegen. Nicht denken. Nicht existieren.

Jede Faser ihres Seins musste sich in das Umfeld einfügen. Sie musste sein wie der kalte Tau, der auf der Steppe lag. Wie der Wind, der durch die Ritzen der Felsen pfiff. Ein Schatten ohne Ursprung, ein Hauch von Bedeutungslosigkeit in dem Meer aus dem Alles bestand. Sie versuchte ihre Aura ein Schleier aus Nichts sein zu lassen, den sie in die überlagernde Präsenz von Tha'Klen mischte.

Die Sekunden wurden zu Ewigkeiten.

Sie wagte nicht, sich zu entspannen. Faith schwankte zwischen der Absicht, ihre Präsenz völlig aus der Macht zu ziehen und dem unbändigen Verlangen, ihre Sinne ausgestreckt zu halten, um zu spüren, was dort draußen vor sich ging. Da waren noch andere. Präsenzen, kleiner in der Macht, aber definitiv da. Und eine davon kannte sie ganz genau. Mariam!

Die Peinigerin im Gewand einer Krankenschwester. Dann war sie also nicht tot. Der Impuls war da. Der Drang, einfach aus dem Versteck zu brechen, die Decken fortzureißen, nach draußen zu rennen und sich an ihr zu rächen, für das, was sie ihr angetan hatte.

Aber sie tat es nicht. Es wäre dumm gewesen, sinn- und verstandslos.

Faith blieb, wo sie war. Gezwungen, machtlos, verbogen. Alles, was sie nun tun konnte, war auf die Macht zu vertrauen, zu hoffen und ihre Sinne vollends aus dem Geschehen zurückzuziehen.


[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | (versteckt) in einem 93-B-Gleiter ]
Faith (drinnen), Darth Kerbal, Tha'Klen, Darth Angelus, Operative Mariam Zurabashvili, Soldaten (draußen)
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen, Faith und Angelus

Die so jäh enthüllte Aura traf Kerbal wie ein Schlag in die Magengrube. Wie bei ihrem ersten Treffen im Weit weg und ganz nah fröstelte er plötzlich auf eine Weise, die so gar nichts mit dem schneidenden Wind zu tun hatte. Der rote Sith entblößte seine Zähne in einer Geste, die entfernt an ein Lächeln erinnerte. Angelus sprach und erklärte, dass es sich keineswegs um etwas Persönliches handele, sondern um eine simple Verkehrskontrolle. Diese Darstellung der Situation war fast so surreal, wie dass Angelus ihn mit ‚Bruder‘ ansprach. Kurz dachte Kerbal über eine clevere Erwiderung nach, beschloss dann jedoch, dass sein Alter Ego vermutlich in dieser Situation keinen Oneliner gerissen hätte.

Also stellte er stattdessen dem stetig näherkommenden Angelus eine Reihe passenderer – und wütenderer – Fragen. Auf die letzte ließ der der menschliche Sith sich dann zu einer Antwort herab. Wie vermutet, erwartet und kalkuliert, war dies hier die Prüfung seines Alibis. Dabei wies Angelus auf eine halb hinter ihm stehende Frau, die in diesem Moment jedoch in ein Gespräch mit einer Lieutenant vertieft war. Vermutlich die kommandierende Offizierin der anwesenden Streitkräfte, wenn Kerbal sich bei der Anzahl der anwesenden Soldaten nicht verzählte. Die andere, als Operative angesprochene, Frau ignorierte die ihr gezollte Aufmerksamkeit und so wandte auch er seinen Blick beinahe augenblicklich wieder von ihr ab. Dass sie ihm wage bekannt vorkam ignorierte er für den Moment.


„Die Jedi ist entkommen?“

, fragte Kerbal und zog die Brauen hoch.

„Und das direkt unter Eurer Nase? Peinlich, peinlich.“

, spöttelte er, was für Angelus jedoch das Signal schien, die Unterhaltung abzubrechen. Mit wütendem Gesichtsausdruck versuchte er an Kerbal vorbei, auf den Wagen zuzutreten, was der rote Sith jedoch gar nicht erst in Erwägung zog zuzulassen. Mit einem raschen Seitenschritt stellte er sich Angelus halb in den Weg und stieß ihm dann die flache Rechte vor die Brust, um ihn aufzuhalten. Dies war natürlich wiederum für den Menschen ein Schritt zu weit, der Kerbals Hand abfing und ihn zurückstieß. Der rote Sith machte gegen seinen Willen einen Schritt zurück, begegnete dem Stahl in den Augen seines Gegenübers jedoch mit Wolfram in den seinen. Plötzlich konnte man die Luft zwischen den sich nun umkreisenden Kontrahenten schneiden. Und passenderweise erwachten genau auf Stichwort zwei rote Lichtschwertklingen zum Leben. Heiser stieß Angelus eine Warnung aus.

Im Augenwinkel bemerkte Kerbal die Operative, die nun ihr Augenmerk auf die Sith gerichtet hatte und offenbar versuchte die Aufmerksamkeit beider auf sich zu ziehen. Mit beeindruckend wenig Erfolg.


„Oder was?“

, entgegnete Kerbal auf Angelus‘ Warnung, seine Muskeln gespannt wie ein wie ein zum Sprung bereites Tier. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und der immer stärker werdende Wind wirbelte immer dickere Schneeflocken um sie herum. Die Sonne hatte sich hinter den Horizont zurückgezogen, lediglich einen roten Streifen, wie ein drittes Lichtschwert, am Himmel zurücklassend.

„Holt Ihr dann Euren großen Bruder vom Zirkel? Der sein Engelchen vor dem bösen Sith beschützen muss?“

, höhnte Kerbal, doch das war ein Satz zu viel. Im nächsten Moment sprachen die Klingen. Der rote Sith wusste nicht wer den Schlagabtausch begonnen hatte, doch einmal, zweimal und ein drittes Mal traf rotglühendes Plasma aufeinander, bevor ihre Gesichter sich unangenehm dicht aneinander wiederfanden. Die nur Millimeter vor ihren Nasen gekreuzten Klingen spiegelten sich in Angelus Augen wider und färbten seine Haut so rot wie Kerbals eigene. Die Situation war Herzschläge vor einem ernsthaften Kampf entfernt. Die einzige Frage, wer sich zuerst aus dem mörderischen Blickduell lösen würde. Doch dann…


„DARTH KERBAL!“

, eine weibliche Stimme durchschnitt die überkochende Spannung wie ein Beil. Kerbal wandte seine Augen einen Moment lang von Angelus ab, grade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Operative auf sie zu gestampft kam. Über ihren Augen trug sie eine dunkle Brille, die ihr in dem rasch weniger werdenden Licht etwas Unmenschliches verlieh.

„Wenn Sie dann mit dieser erbärmlichen Vorstellung von Machismo fertig sind, Sith, habe ich hier Anweisungen des Gouverneurs für Sie. Und ich RATE Ihnen, sich dem kampflos zu fügen.“

Kerbal war derart auf dem falschen Fuß erwischt, dass er sich von Angelus löste und zurücktrat. Dann stand die Agentin auch schon zwischen ihnen, ihre Miene stählern. Kurz warf sie Angelus einen Schulterblick zu und schüttelte sacht den Kopf, wie um auch ihn zur Ordnung zu rufen. Der rote Sith blinzelte, in stummer Bewunderung der absoluten Dämlichkeit der Frau. Oder alternativ der ernsthaft massiven Eier(-stöcke), sich derart resolut zwischen zwei kampflustige Machtnutzer zu stellen.

„Ich bin Operative Mariam Zurabashvili, geheimdienstliche Beraterin des Gouverneurs. Hier.“

, mit diesem letzten Wort überwand sie die Distanz, die Kerbal wieder zwischen sie gebracht hatte, und drückte ihm ihr Datapad in die Hand. Einen Moment lang sah er ihr Gesicht aus nächster Nähe und wusste plötzlich, wo er die Frau bereits einmal gesehen hatte. SIE hatte an seinem und Tha’klens Lichtschwertern rumgefummelt, als sie Faith im Gefängnis besucht hatten! Dann, endlich, machte Operative Zurabashvili einen Schritt zur Seite, um sich aus der direkten Gefahrenzone zu bringen. Die plötzliche Erkenntnis für den Moment ignorierend, hob Kerbal das Datapad, um seinen Inhalt zu überfliegen.

Ohne, dass er es spielen musste, weiteten sich seine Augen mit jeder Zeile. Dann, endlich, sah er auf und begegnete Angelus‘ Blick mit einem sich langsam über sein Gesicht ausbreitenden Grinsen. Achtlos warf er das Datapad zur Seite hob seinen rechten Arm mit dem noch immer aktivierten Lichtschwert. Drohend richtete er es auf den wieder einige Meter entfernt stehenden Sith.


„Darth Angelus…“

, begann er und kostete die sich aufbauende Spannung einen Moment lang aus. Seine Lichtschwertklinge spiegelte sich in seinen Augen und es war, als wären zwei rote Flämmchen in ihnen erwacht. Die Operative hatte sich in der Zwischenzeit passenderweise irgendwo hinter ihm, mit dem Rücken direkt am Wagen postiert.

„Im Namen von Gouverneur Anthony Antares von Kelada verhafte ich Euch im Zusammenhang im mit dem Terroranschlag auf das Gefängnis in Colina. Solltet Ihr nicht freiwillig mitkommen,
Bruder, wurde mir eingeräumt Gewalt gegen Euch anzuwenden.“

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen, Faith und Angelus
 
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