Kelada (Kelada-System)

[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude - Gästelounge] Anthony Antares, Darth Kerbal, Leibgarde


Anthony kann sich nach seinen noch recht dezenten rassistischen Andeutungen denken, dass Darth Kerbal ihm gegenüber eine persönliche Abneigung verspüren würde. Eine „menschliche Reaktion“, wie man üblicherweise sagen würde, im Falle Kerbals wohl eher der Instinkt eines Tieres. Ein Tier fühlt nicht wie ein Mensch, es denkt nicht wie ein Mensch und handelt auch nicht so. Man darf es deshalb auch nicht so behandeln, stattdessen muss ihm klargemacht werden, was es ist, wo es hingehört und wem es gehört. Wenn auch etwas weniger direkt, wenn es ein Lichtschwert und Zauberkräfte besitzt. Manche sind bissiger und andere weniger. Richtig eingesetzt aber kann so ein Nicht-Mensch also durchaus von Nutzen sein, wie beispielsweise jene, die im Rahmen der Bewirtschaftung des Neutroniumvorkommens als höchst rentable, worunter das Imperium selbstverständlich Sklaven versteht, Arbeitskraft zwangsrekrutiert werden sollen.

Bei seiner Antwort auf die Bemerkung von Kerbal hinsichtlich seiner Rasse und der Reinrassigkeit musste sich der Gouverneur zurückhalten, um sein Gedankengut nicht zu allzu aggressiv zu präsentieren. Er nickte.

Anthony: „Die Existenz reinrassiger Sith ist mir durchaus bekannt."

Vorsichtig und etwas bedachter fuhr er fort.
Anthony: „Auch wenn es Sie natürlich nicht zum Menschen macht… ist es durch und durch äußerst positiv.“

Bis er wieder locker von der Zunge spricht.
Anthony: „Vom vierzehnten Supersektor habe ich schon gehört, aber meine Pflicht am Volke von Kelada schmälert meine Zeit spürbar, sodass ich mich nur sehr begrenzt mit weniger Wichtigem befassen kann.“

Kerbals Entscheidung, den Trinkspruch trotz der nötigen Überwindung zu wiederholen, war äußerst klug. Etwas so Gängiges im Imperium nicht zu erwidern hätte ziemliche Aufmerksamkeit und Skepsis hervorgerufen, besonders bei denen, die, wie Anthony, dem Imperium äußerst loyal gegenüber sind. Zwar scheut er nicht davor zurück, die Entscheidungen von ganz oben zu hinterfragen, besonders hinsichtlich des Friedens mit der Neuen Republik, aber durch seine Erziehung in einem imperialen Haushalt, der ebenso loyal war, hat sich das Gedankengut als viel zu selbstverständlich und normal in das des Gouverneurs eingebrannt. Die Ideologie des Imperiums ist einfach viel zu selbstverständlich, als dass man sie hinterfragen könnte. Es ist vielmehr ein Gefühl, als eine sachliche Feststellung. Der eingebrannte Rassismus wäre auf sachlicher Ebene nicht zu halten, nur eben auf ideologischer.

Leicht lächelnd aber dennoch einen halbwegs neutralen Blick wahrend antwortete Anthony, wobei er seinen Drink wieder in die Hand nahm.

Anthony: „Das hoffe ich doch sehr. Ich bin mir sicher, dass Sie einen herausragenden Dienst verrichten werden!

Während der Sith erklärte, dass sein Orden die Intoleranz des Imperiums gegenüber Versagen erst erfunden hätte, wobei sie Augenkontakt hielten. Wollte Kerbal es wirklich drauf ankommen lassen? Anthonys gefühlsloser und neutraler Blick, der nichtssagend seine nächste Tat verschwieg, kann wirklich angsteinflößend sein. Schließlich aber beendete Kerbal den Augenkontakt als erster, auch wenn der Sith in diesem Fall wohl einfach nur nicht zu weit gehen wollte, anstatt eingeschüchtert gewesen zu sein. Entschärfend begann Anthony leise ein kurzes Schmunzeln von sich zu geben, nachdem der strenge Augenkontakt beendet war, gefolgt von einem kurzen Räuspern.
Anthony: „Das sind wirklich große Töne, die Sie da von sich geben, Darth Kerbal. Auf Kelada haben sie nun die Gelegenheit, sich beweisen zu können. Vielleicht beeindrucken Sie mich ja sogar und verleiten mich dazu, auch kommende Dienste am Imperium und Kelada belohnen zu wollen.“

Nach einem letzten Schluck, in dem er den Drink austrank und wieder auf den Tisch stellte, fügte er dem hinzu:
Anthony: „Ich pflege immer zu sagen: Ein perfekter Dienst oder keiner.“

Wie Kerbal nun das „oder keiner“ interpretierte blieb ihm überlassen, aber aus dem Mund eines Imperialen war wohl offensichtlich, was gemeint war. Nachdem Anthony sich anschließend nach dem Zeitplan des Sith erkundigte, antwortete jener, dass er flexibel sei. Wenn der Commander es dringend müsse, könne er den Sith sofort einsetzen. Zusätzlich fragte er noch nach der Befehlskette. Noch während Kerbal sprach dachte Anthony nach. Die Befehlskette des Imperiums, so auch auf Kelada, ist sehr schlank, direkt und unbürokratisch. Einen „Außenseiter“ in dieses Konstrukt einzubinden, ohne dass die Effektivität leidet, ist nicht einfach. Als Kerbal dann fertig war setzte der Gouverneur noch immer leicht nachdenklich zur Antwort an, während sein Blick von rechts oben zu den Augen von Kerbal wanderte.

Anthony: „Nun, das ist eine äußerst interessante Frage. Ich denke, da Sie bei der Infiltrierung der Unterwelt helfen werden, dass ich Sie direkt dem Commander unterstelle. Somit stehen Sie zwar über unseren regulären Sicherheitskräften, aber solange der Commander Ihnen es nicht explizit erteilt, haben sie keine Weisungsbefugnis über die Ihnen Untergebenen. Wie ich Blaise kenne, wird er einer willkommenen Hilfe, wie sie es sind, aber die nötige Verantwortung übertragen, um die Hilfe auch ungeschmälert anbieten zu können.“

Während sich draußen der Nieselregen im Laufe des Gespräches in einen mittelstraken Sturm verwandelt hatte, der Wind kräftig wehte und sich der unbefestigte Boden in Matsch verwandelte, wurde es auch dunkler und später. So war es mittlerweile schon früh abends. Das Gespräch schien so langsam ein erfolgreiches Ende für beide Parteien zu nehmen, auch wenn die passiv-toxische Atmosphäre recht angespannt war. Auf Kerbals Frage hinweg, ob es also wirklich nach Colina ginge, nickte Anthony.

Anthony: „Korrekt. Ich lasse Ihnen einen Kommunikator auf ihr Zimmer bringen, sodass Sie Zugriff auf die nötigen militärischen Frequenzen haben. Darüber wird man Ihnen morgen auch mitteilen, wann ihr Schiff und Kapital bereitsteht. Alle anderen wichtigen Informationen erhalten Sie selbstverständlich auch über den Kommunikator.“

Anthony: „Haben Sie denn noch Fragen, Darth Kerbal?“


Kurz bevor das Gespräch sein Ende nahm, erhob der Gouverneur seine Hand und schnipste einmal. Der Barkeeper-Roboter servierte den beiden einen Shot für den Abschluss, woraufhin Anthony das Shot-Glas in die Hand nahm, erneut hochhielt und ein finales
Anthony: „Lange lebe das Imperium, lang lebe Kelada!“
aus seinem Mund dröhnen ließ und den Shot in einem Schluck verzehrte.


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[ Kolonien / Kelada-System / Kelada-City / Industriegebiet / Beggar's Lane ] Kerbal und Anthonys Droide, sowie eine Kompanie Soldaten

Mit steinerner Miene stapfte Kerbal Beggar’s Lane entlang. Der anhaltende Regen des letzten Tages und der Sturm der vergangenen Nacht hatten den Dreck der Straße in eine Aneinanderreihung schlammiger Tümpel verwandelt. Das Wetter hatte sich inzwischen gebessert und eine bleiche Sonne tat ihr Bestes, den Nebel zu durchdringen, der noch immer über dem tiefer gelegenen Teil der Stadt waberte. Dennoch war die Straße noch leerer als gestern, hatten ihre Bewohner doch ihr Bestes getan, um sich vor einer ganz anderen Naturgewalt in Sicherheit zu bringen.

Die Laune Kerbals war so finster wie die gestrigen Wolken. Nach außen hin hatte er sein Bestes getan, dies auf seine Uniform zu schieben. Auf spezielle Anweisung von weiter oben - der Sith hatte den Gouverneur selbst im Verdacht - war ihm bis auf weiteres verboten worden, in offizieller Funktion seine Sithrobe zu tragen. Stattdessen hatte man ihm die Uniform eines Zivilisten in offizieller Funktion in die Hand gedrückt, mit der unmissverständlichen Aufforderung diese auch zu tragen. Sein Widerspruch, dass er mehr Eindruck machen konnte, wenn er als Sith zu erkennen war, hatte der Quartiermeister verlacht. Seinen Kommentar, dass das Alienpack sich untereinander schon erkennen würde, hatte Kerbal mit einem betont wütenden Funkeln und eisiger Stille bedacht.

So stapfte er nun also, gekleidet in einem blauen
Overall mit schwarzer Brustplatte, Helm und Schulterpanzer, an der Spitze einer Kompanie imperialer Soldaten die Straße entlang. Und machte sich Sorgen. Nicht etwa, weil die hässliche Uniform seine Autorität als Sith untergrub, oder der blaue Stoff sich unmodisch mit seiner Hautfarbe biss und die ganze Geschichte vermutlich eine gezielte Demütigung der hiesigen Verwaltung an ihn war. Nein, das nicht, denn er hatte, durch gezielte Befragung der Soldaten, in Erfahrung bringen können, was der Auftrag für heute sein würde.

Der Gouverneur hatte verfügt, dass Kerbals erste Mission in seiner neuen Funktion in der Verwaltung Keladas eine ganz spezielle Gemeinheit sein würde. Kurzfristig war dafür auch der Einsatzort von Colina nach Kelada City verlegt worden. Heute ging es nämlich darum, speziell die nichtmenschlichen Obdachlosen der Stadt für den Einsatz als Zwangsarbeiter zu rekrutieren. Eine Enthüllung, die Kerbal beinahe seine Beherrschung gekostet hätte. Natürlich hatte er damit gerechnet, während seiner Maskerade als Sith moralisch fragwürdige Dinge tun zu müssen. Doch dass gleich seine erste Mission die Versklavung unschuldiger Zivilisten nach sich ziehen würde? Damit hatte er nicht gerechnet. Oder richtiger: Die Möglichkeit hatte er schlicht verdrängt.

Doch heute würde er zeigen müssen, wie weit er bereit war zu gehen und welche Opfer er bereit war zu bringen, um am Ende des Tages die Galaxis von der imperialen Tyrannei zu befreien. Heute konnte er sich auch keine halben Sachen leisten, denn der Feind hörte mit. Wie der Quartiermeister auch erläutert hatte, war speziell Kerbals Brustplatte - aber auch die weiterer ausgewählter Soldaten und Offiziere - mit einer Bodycam ausgestattet worden, damit Gouverneur Antares persönlich die Operation überwachen konnte. Ebenfalls stand Antares eine semi-autonome
DRK-1-Sonde zur Verfügung, über die er das Geschehen aus der Ferne minutiös im Blick behalten und im Zweifel sogar Befehle erteilen konnte.

In diesem Moment schwebte Antares’ Sonde vielleicht einen halben Meter über Kerbals Schulter, gerade außerhalb seines Blickfeldes. Dennoch spürte der Sith den kleinen Droiden problemlos in der Macht und verabscheute den Gouverneur mit jedem Schritt, den er auf sein Ziel zumachte, mehr. Zwar hatte Kerbal keine Möglichkeit mehr gehabt, seine Freunde beim NRGD über die kommende Aktion vorwarnen, doch hatten die Bewohner von Beggar’s Lane wohl rasch begriffen, dass irgendetwas im Gange war. Imperialen Informationen zufolge hatten sie sich nämlich größtenteils am Ende der Straße in einer alten Droidenfabrik verschanzt, die sie nun hochnehmen würden.

Mit ausdrucksloser Miene starrte Kerbal auf das rostige Schild, das ihr Ziel markierte. Es war lange her, seit hier Droiden vom Band gelaufen waren und die dunklen Aurebeshbuchstaben blätterten unleserlich in rostigen Flocken ab. Der Eingang war ein dunkler Liefertunnel, der ins Innere führte und Kerbal verstand sofort, warum dieser Ort als Versteck gewählt worden war. Mit einer kompetenten Garnison hätte man die Fabrik in kürzester Zeit zu einer kleinen Festung machen können. Doch befanden sich im Inneren keine fähigen Soldaten, sondern verängstigte Zivilisten, die die Not auf die Straße getrieben hatte. Nach seiner inneren Ruhe suchend, an die Kerbal sich über die letzten Jahre gewöhnt hatte, sog der Sith fast schon meditativ die Luft durch die Nase ein und straffte sich. Dies war eine Prüfung, die er bestehen musste.


“Besatzer des Droidenwerkes von Stuup Incorporated, das Gebäude ist umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.”

, rief Kerbal mit harter Stimme und wartete. Natürlich geschah nichts und lediglich ein Wassertropfen löste sich von dem rostigen Schild und tropfte geräuschvoll in eine Pfütze.

“Ich gehe vor.”

, sagte Kerbal zu dem Offizier neben ihm, der nickte und seinen Blaster entsicherte. Fauchend verließ Kerbals Lichtschwertklinge ihr Gefängnis und der Sith setzte sich wieder in Bewegung. Ein leises Sirren verriet ihm, dass auch die Drohne des Gouverneurs ihm folgte. Die Soldaten blieben zurück und mit schweren Schritten betrat Kerbal den Lieferzugang. Dieses Vorgehen hatte er sich im Vorfeld erbeten. Einerseits wollte er dem Gouverneur demonstrieren, was er tun konnte, andererseits war dies auch das beste Vorgehen, um unnötige zivile Opfer zu vermeiden.

Der dunkle Gang ins Innere der Fabrik war leer und lediglich schlammige Fußabdrücke verrieten, dass hier vor kurzem eine große Anzahl Wesen durchgekommen war. Die rote Lichtschwertklinge warf lange Schatten und erhellte Kerbals Gesicht in einem aggressiven Licht. Nicht weit vor ihm spürte er die armen Teufel, die sich zu ihrem Schutz zusammenkauerten. Ihre Furcht zerriss Kerbal beinahe das Herz, doch glich seine Miene kaltem Stein.

Plötzlich löste sich ein Schuss. Dann noch einer und ein weiterer. Es knallte und jemand schrie vor Schmerzen auf. Kerbals Lichtschwert lenkte die beiden besser gezielten Schüsse ab, schickte sie jedoch nicht zum Absender zurück. Die purpurnen Nachbilder der grünen Blasterbolzen tanzten auf seiner Netzhaut und um besser sehen zu können, schloss Kerbal die Augen. Vor ihm nahm er eine krude Barrikade aus Kisten wahr, die gerade noch von den Schüssen erhellt worden war. Ruckartig streckte er die linke Hand aus und ein Machtstoß fegte die Kisten beiseite. Ein überraschter Schrei aus vielen Mündern und dann stand Kerbal auch schon in Ihrer Mitte. Vielleicht hundert Wesen kauerten sich in einem alten Lagerraum auf durchweichten Filmsikisten und löchrigen Decken zusammen. Die beiden Schützen lagen in einem Haufen Kisten in der Ecke. Einer musste unverletzt sein, doch der andere hielt sich einen blutigen Armstumpf, wo sein rostiger, alter Blaster in seiner Hand explodiert sein musste.

Mit einem wütenden Schrei warf sich ein massiger Zabrak auf Kerbal, in der Hand einen schweren Schraubenschlüssel. Doch der Sith hatte ihn bemerkt, machte einen Ausfallschritt und durchtrennte die improvisierte Waffe mühelos mit seinem Lichtschwert. Mit der Linken machte er eine Geste und der Zabrak brach - nun ein Gefangener in seinem eigenen Körper - zusammen. Die Lähmung würde anhalten, bis Kerbals Konzentration nachließ. Geschocktes Schweigen breitete sich über den Raum aus.


“GESICHERT!”

, rief Kerbal nach einem kurzen Moment des Abwartens. Er hatte in der Macht die Gefühle der Anwesenden erspürt und entschieden, dass von ihnen keine ‘Gefahr’ mehr ausging. Im Gang hinter ihm ertönten schwere Schritte und dann begannen Imperialen Soldaten in den Raum zu stürmen. Grob begannen sie, die Zivilisten von ihren Lagerstätten zu reißen und mit Handschellen zu versehen. Immer hatten sie dabei ihre Blaster im Anschlag, bereit, bei der kleinsten Bewegung abzudrücken. Unterdessen hatte Kerbal sein Lichtschwert deaktiviert und wartete mit steinerner Miene am Eingang, während er darüber nachdachte, wie er diesen armen Leuten würde helfen können. Dabei musste seine Konzentration für einen Herzschlag nachgelassen haben, denn mit einem plötzlichen Ruck kam Leben in den gelähmten Zabrak. Der Nichtmensch keuchte auf und ballte seine Hand zur Faust, was einen Soldaten neben ihm erschreckte. Mit einem wütenden Brummen konnte Kerbal grade noch das Blastergewehr des Mannes mit der Macht vom Kurs abbringen. Ein Schuss löste sich und der Blasterbolzen grub sich rot glühend in den Durabetonboden der Halle.

“Verdammt noch Mal, beherrschen Sie sich, Mann!”

, herrschte Kerbal den Soldaten an, während er den geistigen Griff um den Geist des Zabraks wieder verstärkte.

“Gouverneur Antares will intakte Arbeiter, keine Leichensäcke! Schalten Sie gefälligst auf Betäubung!”


[ Kolonien / Kelada-System / Kelada-City / Industriegebiet / Beggar's Lane / Alte Droidenfabrik ] Kerbal und Anthonys Droide, sowie eine Kompanie Soldaten und etwa hundert Obdachlose
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Besprechungssaal] Anthony Antares


Nachdem der gestrige Sturm auf den Straßen für Unordnung sorgte, die Menschen von den Straßen vertrieb und matschigen, aufgeweichten Boden und verwüstete Obdachlosen-Schlafplätze zurückließ, saß der Gouverneur bei angenehmer Temperatur in seinem hübsch dekorierten Büro. Wandteppiche mit imperialem Logo verdecken die kalten Betonwände, warmes Licht hellte den Raum auf und eine Statue vom Imperator bringt die Loyalität zum Imperium zum Ausdruck und verbirgt gleichzeitig die geheime Abneigung gegen den Sith-Imperator.

Während die Live-Übertragung der DRK-1-Sonde, die
Darth Kerbal kontinuierlich auf Schritt und Tritt im sicheren Abstand verfolgte und genaustens beobachtete, was der Sith tut und ob sein Dienst am Imperium auch wert war, wie ein jener genannt zu werden, unterhielten sich Anthony, der immer mal wieder einen kurzen Blick auf jene Übertragung warf, und sein Vize-Gouverneur, Arlan Nost. Nost berichtete von den hervorragenden Fortschritten hinsichtlich der Arbeiten am Gefängnis in Colina. Mit äußerst optimistischer Stimmenlage betonte er, dass nicht nur alle benötigten Materialien am Gefängnis eingetroffen waren, sondern auch, dass ein ganzer Gebäudeflügel an das Hauptgebäude des Gefängnis‘ angebaut wurde, dessen innerer Bereich nur noch fertiggestellt werden müsse. Außerdem erwähnte der ambitionierte Vize-Gouverneur noch, dass ein Teil des Innenhofs für kurze Zeit angepasst wurde, um die zukünftigen Sklaven, er korrigierte sich nach einem herablassenden Schmunzeln und kurzen Räuspern zu „kosteneffizienter Arbeitskraft“, halten zu können, bis sie zum Tagebau gebracht werden kann. Zufrieden nickte der Gouverneur, der seinen Stellvertreter anschließend noch über die Anwesenheit eines nicht-menschlichen Sith unterrichtete und erklärte, dass jener dabei hilft, die die Arbeitskraft zu beschaffen, woraufhin Nost breit grinsen musste.

Nach einiger Zeit erschien zusätzlich noch das Hologramm des Commanders,
Garik Blaise, der die Aufmerksamkeit des Gouverneurs auf sich zog und nach er erhaltener Genehmigung zum Sprechen sofort damit begann, etwas aufgewühlt von der Farm zu berichten, dessen Pogoyafrüchte neulich mit einem, was nach einem Parasiten aussah, befallen wurden. Er beschrieb, dass es einen Zwischenfall gab. Eine Spezialeinheit der lokalen Sicherheitskräfte, die die Farm dekontaminieren sollte, wollte eine befallene Pogoyafrucht zur Analyse in ein Labor bringen, doch wurde eine Frucht dabei fallengelassen, woraufhin eine gewaltige Feuerexplosion freigesetzt wurde und zwei Personen bis auf die Knochen verbrannt wurden. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem verwunderten, leicht ungläubigen Blick fragte Anthony, ob Blaise also einen Parasiten entdeckt hätte, der wie eine Brandbombe funktioniert, woraufhin jener leicht zögerlich nickte. Er fügte hinzu, dass er zusätzliche Sturmtruppen zum Geschehen beorderte und eine Sperrzone um die Umgebung errichtet hat.

Später am Tag war das Gespräch dann beendet. Anthony hatte wieder etwas Zeit für sich und konnte sie auch für sich nutzen. Zwar war es ein unübliches Bild jemanden in imperialer Offiziersuniform zu sehen, der in einem Saal vor einer Leinwand steht, die die typischen Maße eines normal großen Gemäldes hatte, doch wollte sich der sonst so beschäftigte Gouverneur schon immer mal mit der Malerei auseinandersetzen. Wer könnte denn nicht stundenlang die vielen kleinen Details einer gemalten Landschaft betrachten und dabei völlig in die Träumerei geraten, besonders wenn es noch das eigene Werk ist? Erfahren war Anthony nicht, doch vom Herumprobieren und Besserwerden sollte es ihn nicht abhalten. Außerdem wäre es eine herausragende Beschäftigung für Zeiten, in denen die Aufmerksamkeit der wichtigsten Persönlichkeit auf dem Planeten mal nicht benötigt wird. Mit einer Hand hinter dem Rücken und der anderen mit einem Pinsel in ihr eine Landschaft malend, stand Anthony im Saal vor seinem Werk, seiner Landschaft, die bald Gestalt annehmen sollte. Unerwartet aber betrat die Präfektin von Kelada-City,
Escara Foss, den Saal und kam dann einige Meter hinter Anthony zum Stehen. Er brauchte sich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer es ist. Die Schuhe der Präfektin hatten einen so einzigartigen Klang beim Auftreten, dass man sie überall erkennen kann. Immer noch am Künstlern fragte Anthony, was sie zu melden hätte. Foss begann damit, vom Fortschritt hinsichtlich der Eintreibung von Nicht-Menschen-Sklaven in Kelada-City zu erzählen und erläuterte den Fortschritt bei der Schaffung des Tagebaus. Sie warf einen kurzen Blick auf ihr Datapad und fuhr dann damit fort, dem Gouverneur mitzuteilen, dass bereits einige Nicht-Menschen in Kelada-City eingefangen wurden und noch heute zum Tagebau gebracht werden sollten. Auch sagte sie, dass Protara gemäß dem Vertrag die Kosten für die bisher georderten Fahrzeuge und die Maschinerie übernommen hat und jene zum Tagebau geliefert wurden. Zusätzlich werden Baracken gebaut, die bis zur Ankunft der Sklaven fertig sein sollen. In Absprache mit dem Commander seien auch schon einige Sturmtruppler-Einheiten auf dem Weg, um dort die Sicherheit zu gewährleisten. Sie warnte aber auch, dass der Tagebau vorerst ein potenzielles Opfer für Überfälle durch Kriminelle sei, denn noch war es mehr ein kleines „Camp“ als ein richtiger, gut bewachter Tagebau. Nachdem Sie mit ihrem Bericht fertig war und zum Gehen ansetzte erwähnte Anthony noch, dass er dem Tagebau einen Besuch abstatten möchte, um sich persönlich einen Überblick zu verschaffen und den Tagebau offiziell zu eröffnen, um der imperialen Propaganda Treibstoff zu bescheren. Die Präfektin bestätigte, machte Notizen auf ihrem Datapad und ging anschließend davon.

Einige Zeit später, als Anthony entschied, dass er für den heutigen Tag eine Pause mit seinem Werk, das für einen Anfänger zwar recht in Ordnung aussah, aber dennoch großes Verbesserungspotenzial hatte, zu machen. Er rückte seinen Kragen zurecht und begab sich zum Holotisch des Saales, um die Live-Übertragung der Sonde zu betrachten, die immer noch um Darth Kerbal schwebte. Anthony ließ die Sonde direkt vor Kerbal schweben, woraufhin sein Hologramm erschien und er typisch mit seinen Händen hinter dem Rücken und einem straffen Stand in minimalistisch vor Kerbal projiziert wurde.


Anthony: „Ausgezeichnete Arbeit, Darth Kerbal, wenn man das mal so sagen darf. Ich wusste, dass diese Aufgabe für einen Sith, wie Sie, eine Leichtigkeit ist. Aber denken Sie dran, dass wir nur die Nichtmenschen gebrauchen können."

Nach einer kurzen Pause fährt Anthony fort:
Anthony: „Noch was: Ihnen sei genehmigt, dass sie Ihren…kleinen Zaubertempel...suchen. Lassen Sie sich aber nicht zu viel Zeit. Anschließend gilt es noch, die nicht-menschlichen Farmbesitzer in Colina zu enteignen. Um den Wiederverkauf brauchen Sie sich selbstverständlich nicht zu kümmern.“

Kurz bevor das kurze Gespräch zu Ende war, erwähnte Anthony noch:
Anthony: „Lang lebe das Imperium“
,woraufhin die Sonde wieder wegflog.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Besprechungssaal] Anthony Antares
 
[ Kolonien / Kelada-System / Kelada-City / Hauptverkehrsader ] Kerbal

Während Kerbals Speederbike die Hauptverkehrsader Kelada Citys entlangsauste, hallten die Worte des Gouverneurs immer wieder durch seine Gedanken. Er hatte dem Sith zu der erfolgreich ausgeführten Mission gratuliert und anschließend noch einmal herausgekehrt, dass es sich bei der Aktion wirklich nur darum gedreht hatte die lokale nichtmenschliche Bevölkerung zu drangsalieren. Noch schlimmer jedoch war die Aussicht, dass das Imperium noch lange nicht mit seiner Bosheit am Ende war. Als nächstes würde es nämlich darum gehen die nichtmenschlichen Farmer Colinas zu enteignen.

Seit Kerbal seine Prüfung zum Jediritter abgelegt hatte, hatte er nur selten darum kämpfen müssen Herr seiner Emotionen zu bleiben. Nun jedoch gab er sich alle Mühe dabei die bitter erlernte Beherrschung zu wahren und sich auf seine Mission zu konzentrieren. Sonst würde seine Furcht um die unschuldigen Farmer Colinas rasch in Wut auf das Imperium umschlagen. Und von dort war es nur noch ein kleiner Schritt zum Hass auf Antares und alle seine Handlanger und eine unbedachte Handlung die am Ende mehr Opfer fordern würde, als sie rettete. Nein. Der Weg eines Jedi war es das Unrecht zu erkennen und ihm mit harter, aber ruhiger Hand zu begegnen. Und immerhin war es nicht so, dass er wie bei den Obdachlosen nichts tun konnte, um das heranziehende Unwetter zumindest abzuschwächen. Da der Gouverneur ihm gesagt hatte, was er vorhatte, würden die nichtmenschlichen Farmer nicht ungewarnt der militärischen Gewalt des Imperiums gegenübertreten.

Mit einem rasch absinkenden Brummen hielt Kerbal vor seinem Ziel an. Shindes Schnitzereien war ein kleiner Eckladen am Rande der Innenstadt, dessen breites Schaufenster einen wunderbaren Blick auf die angebotenen Waren freigab. Ein blaues Schild pries eine freigewordene Aushilfsstelle an und ein breiter Korb mit Pfennigartikeln neben dem Eingang lud zum Stöbern ein. Mit schnellen Hangriffen schloss Kerbal sein Speederbike ab und senkte die Kapuze seiner inzwischen wieder angelegten Sithrobe. Ein Blick ins Schaufenster verriet ihm, dass seine Haare grade genug zerzaust waren um als modisch durchzugehen, dann betrat er den Laden.

Am Tresen stand die namensgebende Besitzerin, eine hochgeschossene menschliche Frau mittleren Alters, die Kerbal jedoch mit kaum mehr als einem Nicken bedachte. Auch der Sith schenkte ihr nur einen kurzen Blick, bevor er sich einen Korb griff und begann in dem angebotenen Sortiment aus Schnitzwerk und Zubehör zu stöbern. Rasch fand er, was er suchte, und packte ein Set Schnitzmesser, einen Handbohrer, sowie eine kleine Selektion Horn- und Knochenstücke ein. Von dem Belgrr-Horn nahm er sich sogar zwei Stücke mit, immerhin brauchte er Reserve.

Der Geheimdienst der Neuen Republik hatte sich eine ganz raffinierte Methode ausgedacht, um von Kerbal auf dem Laufenden gehalten zu werden. Belgrr-Horn war zwar durchaus zum Schnitzen geeignet, stellte neben den anderen angebotenen Waren jedoch eine gewisse Kuriosität dar. Zumindest, wenn man es nicht mit einer einheimischen Sorte verwechselte. Wichtig war, dass die Tiere, von denen es stammte, hier auf Kelada nicht vertreten waren und es auch sonst eigentlich nicht importiert wurde, da es gute Alternativen gab. Entscheidend jedoch war, dass das Horn auf eine Art und Weise geringfügig radioaktiv war, die mit einem geeigneten Messgerät auf mehrere hundert Meter Entfernung festgestellt werden konnte. Es eignete sich also wunderbar dazu, versteckte Nachrichten an wechselnden Orten zurückzulassen, sofern man sich über das grundsätzliche Gebiet einig wurde.

„Gutes Wetter heute. Ein paar Wolken machen mir jedoch Sorge. Könnte wieder regnen.“

, sagte Kerbal beiläufig zu Madame Shinde, während er seine Waren aufs Band legte. Diese schnaubte verächtlich und begann die angebrachten Barcodes zu scannen.

„Sind Sie etwa aus Zucker? Das macht 120 Credits.“

Gab sie zurück und Kerbal bezahlte wortlos die Zeche. Natürlich war die Interaktion gestellt gewesen. Der NRGD wusste nun, dass etwas im Busch war, das Kerbal über das Belgrr-Horn genauer erklären würde. Rasch packte der Sith die erworbenen Waren in seine Tasche, bevor er den Laden verließ und sich wieder auf sein Speederbike schwang. Sein nächste Stopp war eine Wäscherei ganz in der Nähe, bei der er gestern schon einen Sack Dreckwäsche abgegeben hatte. Diese gehörte zwar nicht derart fest zum NRGD wie Shindes Schnitzereien, doch war es noch vor Beginn seiner Mission entschieden worden, dass er hier eine Verkleidung für Infiltration erhalten würde. Genauer gesagt war der Plan ihm über seinen Wäschesack eine imperiale Soldatenuniform zukommen zu lassen, die garantiert frei von Trackern, oder sonstigen Späßen des Gouverneurs war. Glücklicherweise hatte der NRGD auf Kelada keinen Mangel an derlei Material, spätestens seitdem sie dem imperialen Militär erst kürzlich einen so empfindlichen Schlag versetzt hatten.

Das Speederbike sauste los und konzentriert ging Kerbal gedanklich seine nächsten Schritte durch. Er hatte vom Gouverneur etwas Zeit eingeräumt bekommen die Sache mit dem Tempel zu verfolgen, hatte jedoch auch etwas anderes, das er sich näher ansehen wollte. Gerüchteweise war eine Farm aus dem Umland abgeriegelt worden. Niemand wusste so recht was passiert war, doch offenbar war eine Abteilung Sturmtruppen zum Geschehen beordert worden. Natürlich hatte das sofort Kerbals Interesse geweckt und er hatte fest vor der Farm einen Besuch abzustatten, sobald der NRGD über die anstehenden Enteignungen in Colina in Kenntnis gesetzt worden war.

[ Kolonien / Kelada-System / Kelada-City / Hauptverkehrsader ] Kerbal
 
[ Kolonien / Kelada-System / Steppe wenige Klicks von Kelada-City entfernt / Hügel über einer imperial besetzten Farm ] Kerbal

Angestrengt starrte Kerbal durch den imperialen Feldstecher auf die abgeriegelte Farm hinab. Der Finsternis der dunklen Morgenstunden zum Trotz hatte er den Nachtsichtmodus nicht aktiviert, denn die Imperialen waren nichts wenn nicht gründlich. Die Befehle den Ort zur Sperrzone zu erklären konnten nicht älter als zwei Tage sein und dennoch war den Besatzern Keladas gelungen einen zweieinhalb Meter hohen Schutzwall um den Perimeter herum zu errichten. Alle zehn Meter ragte ein durastählerner Wachtturm in den tintenschwarzen Himmel, von dem aus ein grelles Flutlicht die Umgebung in schmerzhaft-weißes Licht hüllte. Gleich zwei Lambdafähren parkten auf der anderen Seite des Gehöfts, von denen schlammige Spuren vieler Füße zu den Hauptgebäuden führten, in denen die Imperialen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Auf der anderen Seite des eingezäunten Zirkels – fast schon verschämt – an der Mauer lagen noch immer die Leichen des menschlichen Farmers und seiner Familie, die man beinahe beiläufig exekutiert und dort liegengelassen hatte.

Es war ein Anblick der Kerbal schmerzte, doch heute Nacht galt sein Interesse etwas anderem. Dort, direkt vor dem Haus, verunstaltete ein Krater von vielleicht anderthalb Metern Durchmesser den Boden. Die Explosion hatte einen Baum zu einem inzwischen nicht mehr rauchenden Stumpf reduziert und den gepflasterten Hof aufgerissen. Mehr war aus der Entfernung nicht zu erkennen, doch Kerbal wusste, dass dieser Krater der Grund für das imperiale Interesse an diesem Ort war. Und er würde heute Nacht herausfinden warum. Das Chrono im HUD seines gestohlenen Soldatenhelms sagte ihm jedoch, dass er sich noch einen Augenblick würde gedulden müssen. Und tatsächlich, wie aufs Stichwort hörte er aus der Ferne das verräterische Heulen einer TIE-Patrouille und konnte sich grade noch tiefer in das hohe Gras des Hügels rollen, ehe zwei Jäger mit Suchscheinwerfern über ihn hinwegdonnerten. Verdammte Dinger!

Doch nun hatte er ein wenig Zeit für seine Nachforschungen. Noch im Liegen steckte er den Feldstecher in seine Umhängetasche und richtete sich verstohlen auf. Die imperiale Uniform, die der NRGD ihm zur Verfügung gestellt hatte, passte ihm nur mittelmäßig, würde ihn jedoch im Licht der Suchscheinwerfer gut genug tarnen. Nicht jedoch, wenn man ihn außerhalb des Perimeters antraf. Gebückt huschte er also nach vorne. Für den Moment konnte er sicher sein, dass die Dunkelheit ihn verbarg, doch musste er es auch unbemerkt über die hell erleuchtete Mauer schaffen. Sein Machtsinn verriet ihm, dass die Türme von wachsamen Posten besetzt waren. Er musste also klug vorgehen. Und schnell sein.

Kurz vor der Grenze, an der der Lichtkegel des Flutlichts den Perimeter erleuchtete, hielt er inne. Tief atmete er ein und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Wie auch vorhin, als er noch von seinem Hügel aus gespäht hatte, fand er in der Macht die Vögel, die nachts im hohen Gras schliefen. Diesmal jedoch beschränkte er sich jedoch nicht darauf sie einfach nur wahrzunehmen. Stattdessen berührte er einen ihrer Geister, weckte ihn sanft und schlug dem Tier seine Idee mehr vor, als dass er sie ihm befahl. Er spürte den Widerwillen der Kreatur mitten in der Nacht geweckt worden zu sein und überlegte schon einen anderen Vogel um Hilfe zu bitten, da Krächzte das Tier auf und fügte sich.

Mit einem heiseren Schrei schwang sich die vielleicht zwei Meter von Schwingenspitze zu Schwingenspitze messende Kreatur in die Lüfte und hielt zielstrebig auf das nächste Flutlicht zu. Aus einem der Türme ertönte ein überraschter Ruf, da war das Tier bereits in einem Chaos aus Federn und Lichtstrahlen mit der Lampe kollidiert und hüllte diesen Teil der Mauer in ein Wirrwarr aus einzelnen Lichtstrahlen und tiefster Dunkelheit. Schnell wie ein Gedanke und leise wie eine Wildkatze huschte Kerbal auf die Mauer zu, sprang von der Macht verstärkt in die Höhe und fand sich im nächsten Moment auf der anderen Seite wieder. Rasch richtete er sich auf und lehnte sich in seiner Uniform betont lässig von innen gegen die Mauer und verfolgte wie der Vogel von der Lampe abließ und in die Nacht davonflog.

Einige Herzschläge wartete der Sith ab, doch alles blieb still. Niemand hatte den Soldaten bemerkt, der von einem Moment zum andern im Innern der Anlage aufgetaucht war. Gut. Langsam gab Kerbal seine Stellung auf und machte sich daran in grader Linie auf das ehemalige Haus des Farmers zuzugeben. Er trug einen Helm der sein Gesicht verbarg und eine Uniform die ihn als Imperialen auswies. Er gehörte hierhin. Und warum sollten die Posten auf der Mauer auch nach Innen schauen, wenn man alle potentiellen Gefahrenquellen bereits per Genickschuss eliminiert hatte? Seine Schritte führten Kerbal hin zu dem verbrannten Baumstumpf. Unter seinem Helm schaute er sich verstohlen um und versuchte in der Macht zu erspüren, ob einer der Posten auf ihn aufmerksam geworden war, doch nichts regte sich. Rasch zog er einen Handschuh aus und legte seine bloße Hand auf das verkohlte Holz, in der Macht nach Antworten suchend.

Das Bild von zwei Soldaten zuckte durch seinen Geist, die neben einem intakten Baum entlanggingen. Dann eine feurige Explosion und der schmerzhafte Tod der Pflanze. Leise keuchte der Sith auf und zog hastig seinen Handschuh wieder an. Was war hier passiert? Hatte Rebellen die Imperialen auf der Farm angegriffen? Aber wo waren dann Einschusslöcher von Blastern? Weitere Leichen? Nein, das war unwahrscheinlich. Aber was konnte es dann sein? Nachdenklich sah er sich um und verfolgte mit den Augen den Pfad den die beiden toten Soldaten genommen haben mussten. Der Richtung nach hatten sie zu den Lamdafähren gewollt und gekommen waren sie…aus Richtung der Kisten an der Mauer. Nun, wo er sie aus der Nähe sah, fielen Kerbal Details an ihnen auf, die er zuvor übersehen hatte. Jemand hatte die Kisten mit Plastoid Tape versiegelt und jede einzelne mit einem roten Grek besprüht. Neugierig brummte der Sith, schaute sich noch einmal um und machte sich langsam auf den Weg zu den Behältern. Was verbargen die Imperialen hier?

An den Kisten angekommen zückte Kerbal sein Vibromesser und durchtrennte mit einem raschen Schnitt das Plastoid Tape. Mühsam den Anblick der Toten zu seinen Füßen ignorierend, zog er leise den Schiebedeckel zurück und hielt überrascht inne. Im Inneren der Kiste waren…Früchte? Sie waren rund und vielleicht faustgroß. Sie erinnerten ihn an die Beilage, die er gestern zum Mittagessen genossen hatte, doch sahen diese hier deutlich unappetitlicher aus. Statt der knallgrünen, mit roten Flecken überzogenen Schale, hatten diese hier eine seltsame graugrüne Färbung. Die roten Flecken waren verblasst und erinnerten nun mehr an ein kränkliches violett, das hier und dort von weißem Schorf überzogen war.


„Was zum…“

, murmelte Kerbal und steckte kurzentschlossen eine der Früchte in seine Umhängetasche, in der er auch den Feldstecher aufbewahrte. Angeekelt wischte er den nun klebrigen Handschuh an seiner Hose ab. Egal was es mit den Dingern auf sich hatte, wenn das Imperium an ihnen Interesse hatte, waren sie auch für den NRGD relevant. Besonders, wenn jemand in ihrem Zusammenhang in die Luft gesprengt worden war.


„Hey! Was machen Sie da!“

, ertönte plötzlich eine harsche Stimme hinter Kerbal und der Sith schalt sich einen Narren, seine Umgebung aus dem Machtsinn gelassen zu haben. Betont langsam drehte er sich um und sah sich einem imperialen Offizier mit gezogener Blasterpistole gegenüber. Hastig streckte Kerbal seinen Machtsinn wieder aus, doch der Soldat hatte leise genug gesprochen, dass die Posten auf der Mauer nichts gehört hatten.

„Es ist alles in Ordnung.“

, sagte der Sith und berührte den Geist seines Gegenübers mit der Macht.

„Ich habe nur nachgesehen ob noch alle da sind. …wie Sie mir befohlen haben, Sir.“


„Wie ich…Ihnen befohlen habe, Private.“

, wiederholte der Mann, in dessen Stimme etwas Träumerisches getreten war.

„Sie sollten wieder Schlafen gehen.“


„Ich…sollte wieder Schlafen gehen…“

Langsam steckte der Offizier seine Blasterpistole weg und wandte sich zum Gehen. Unter seinem Helm konnte Kerbal fast schon seine eignen Schweißperlen zählen und atmete ein paar Mal ein und aus, um sein plötzlich schneller schlagendes Herz zu beruhigen. Rasch verschloss er die Kiste wieder und flickte den Verschluss mit einer Rolle Plastoid Tape von seinem Gürtel. Noch einmal sah er sich um, machte dann einen Satz auf die Kisten und dann auf die Mauer. Die Macht verriet ihm, dass niemand auf ihn aufmerksam geworden war und ein weiter Satz brachte ihn auf das dunkle Dach des nächsten Wachturms. Das Flutlicht hüllte alles zu seinen Füßen in grelle Helligkeit, doch bis hier reichte es nicht. Ein letztes Mal sammelte er die Macht und sprang dann grade in die Höhe. In einer weiten Parabel segelte er nach vorne. Weit über den Lichtkreis hinweg. Kam auf den Boden auf, rollte sich ab und war wieder auf den Beinen. Einige Herzschläge vergingen, doch alles blieb ruhig. Er hatte es geschafft.

Plötzlich ertönte in der Ferne das Heulen der TIE-Patrouille. Reflexartig warf Kerbal sich ins hohe Gras und zu Boden Gras, als die Jäger mit ihren grellen Scheinwerfern herandonnerten. Doch noch hatte er die Erde nicht erreicht, als ihn mit der Durschlagkraft eines Repulsorzugs eine Vorahnung übermannte. Schneller als der denken konnte riss er sich noch im Fallen die Umhängetasche von der Schulter und pfefferte sie fort in die Dunkelheit. Dann kam er hart auf dem Boden auf und vielleicht sechs Meter entfernt erblühte eine rote Explosion, als die geworfene Tasche mit der Gewalt einer Handgranate detonierte. Der Knall war auf diese Entfernung ohrenbetäubend, doch noch lauter Klangen für ihn die Rufe, die im Lager hinter ihm plötzlich laut wurden. Die TIEs begannen mit einem lauten Kreischen zu wenden und Kerbal spürte unter seinem Helm das Blut aus seinem Gesicht weichen.


„Poodoo.“

, murmelte der Sith und machte grade noch rechtzeitig einen Satz nach vorne, bevor ein Suchscheinwerfer auf den Ort gerichtet wurde, an dem er grade noch gekauert hatte. Der Machtsprung brachte ihn weit genug weg, doch schlug er diesmal hart auf dem Boden auf. Just in diesem Moment machten die TIEs einen weiteren Überflug und ließen ihre Scheinwerfer über die Spitzen des hohen Grases streichen, in dem er grade noch untertauchen konnte. So leise und unauffällig wie es ihm möglich war, robbte Kerbal voran, während hinter ihm die aufgescheuchten Rufe der Soldaten hallten. Unterdessen wurde ihm so einiges über die Ereignisse auf der Farm klar, was er bis vor dreißig Sekunden nicht, oder mindestens falsch verstanden hatte.

„Das wird eine lange Nacht…“

, brummte der Sith resigniert. Langsam weiterkriechend, die Machtsinne ausgestreckt, um jedem Soldaten ausweichen zu können, der sich in seine Richtung verirren würde.


[ Kolonien / Kelada-System / Steppe wenige Klicks von Kelada-City entfernt / In der Nähe der imperial besetzten Farm ] Kerbal
 
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[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Hauptverkehrsader ] Kerbal

Mit flatternder Sithrobe fegte Kerbal auf seinem Speederbike auf Colinas Hauptverkehrsader seinem Ziel entgegen. Mit einem, in dem Verkehrsgetöse kaum hörbaren, Schlürfen, sog er einen der letzten Schlucke seines Getränks über einen Strohhalm aus dem Becher in seiner Hand. Die zweitgrößte Stadt Keladas war deutlich kleiner als seine Hauptstadt, wirkte dafür aber auch deutlich ästhetischer auf den Betrachter. Nicht so jedoch an diesem Ort. Wie auch Kelada Citys Hauptverkehrsader floss Colinas Verkehr durch einen nach oben geöffneten Kanal aus Durabeton. Mehrere über- und nebeneinandergelegte Spuren von schwebenden Bojen ermöglichten eine hohe Verkehrsdichte, die dennoch vom Verkehrsaufkommen mühelos an ihre Kapazitätsgrenze gebracht wurde. Öffentliche Verkehrsmittel waren in beiden Städten rar gesät und größtenteils unterfinanziert, weshalb die meisten Wesen hier auf einen Speeder, oder wenigstens ein Speederbike angewiesen waren um von A nach B zu kommen. Immerhin hatte Kerbal eine günstige Zeit für seinen Trip gewählt. Zu Stoßzeiten wäre hier kein Durchkommen gewesen.

Doch war Kerbal heute nicht aus Zufall genau zu dieser Zeit an diesem Ort. Tatsächlich war es seine Absicht eine Verabredung einzuhalten. Eine Verabredung mit einem NRGD-Agenten, der erst heute Abend irgendwann hier auftauchen würde. Der Boden des Verkehrskanals stand nur so vor Müll, den die Pendler Colinas wie beiläufig aus den Fenstern ihrer Speeder warfen. Zwar zahlte die Stadt für eine Reinigungsfirma, die die schlimmsten Auswüchse verhinderte, doch vergingen oft Wochen zwischen einer gründlichen Reinigung und der höhentechnischen Schmerzgrenze des Abfallunternehmens. Ein idealer Ort, um etwas unauffällig zurückzulassen also.

Ein letzter Schluck des zuckerhaltigen Getränkes und dann warf Kerbal das leere Behältnis in die Tiefe, wo es auf einem weichen Kissen aus ähnlichem Müll landete. Im mäßigen Mittagsverkehr ging die Handlung einfach unter, immerhin war er nicht der Einzige, der sich auf diese Weise seines Bechers entledigte. Doch im Gegensatz zu den anderen Fahrern im Kanal, war Kerbals Becher nicht leer. Nicht wirklich. Nachdem Kerbal ihn an einem Schnellimbiss erworben hatte, hatte er nämlich das geschnitzte Stück Belgrr-Horn hineingegeben, in dem er gestern Abend seine neuesten Beobachtungen und Erkenntnisse über die imperiale Präsenz auf Kelada untergebracht hatte. Mit einem der gekauften Handbohrer hatte er ein kleines Loch in den Boden der Statuette gemacht, wo nun ein ebenso kleiner Datastick mit einer verzerrten Holoaufnahme seiner selbst gefunden werden konnte.

Natürlich waren auf der Aufnahme keine identifizierbaren Merkmale zu erkennen, immerhin konnte niemals ausgeschlossen werden, dass der Feind trotz aller Vorsichtsmaßnahmen solch einen Datastick in die Finger bekam. So würde der NRGD aber nun in wenigen Stunden ganz genau wissen, was die nichtmenschlichen Farmer Colinas in den nächsten Tagen von ihrem Gouverneur zu befürchten hatten. Und ebenfalls, welches explosive Potential die Pogoyafrüchte hatten, die das Imperium ziemlich sicher auf der abgeriegelten Farm entdeckt hatte. Kerbal hatte darauf geachtet in allen Einzelheiten zu beschreiben, welche Merkmale die Früchte aufgewiesen hatten. Auch wenn seine Probe vernichtet worden war, so konnte der NRGD auf diese Weise vielleicht herausfinden worum genau es sich dabei gehandelt hatte.

Mit einem zufriedenen Brummen fuhr Kerbal noch einige Klicks weiter und nahm dann eine Ausfahrt, die ihn ans Nordende der Stadt bringen würde. Es dauerte ein wenig einen geeigneten Parkplatz für sein Speederbike zu finden, doch schließlich fand er sich endlich an dem Ort wieder, den er seit seiner Ankunft hatte besuchen wollen. Der Platz, auf dem er stand, war grau und unansehnlich. Zwar war dem Imperium viel daran gelegen ihn sauber zu halten, doch hatten sie darüber hinaus kein Bedürfnis ihn in irgendeiner Form lebensbejahend zu gestalten. Ein explizites Verbot untersagte es umliegenden Cafés sogar, Außenterrassen für ihre Kunden aufzustellen. So war nichts vorhanden, das auch nur ein wenig von der gigantischen – von der klassischen Megalomanie des Imperiums besessenen – Statue in der Mitte des Platzes ablenken konnte. Das steinerne Gesicht Nereus Kratas‘ – eines lange verflossenen Helden des Imperiums – ragte dutzende Meter in die Höhe und überblickte so nicht nur den Platz des Imperialen Friedens, sondern auf die Viertel im Umkreis. Gekleidet war der in Durabeton gegossene Kratas in eine Uniform, die ihn sowohl als Grand Admiral, als auch Grand Moff des Imperiums auswies. Mit ernstem Gesichtsausdruck – aus dessen Augen Touristen aus der begehbaren Statue herausschauten – blickte er in die exakte Himmelsrichtung, in der der Regierungspalast Kelada Citys zu finden sein musste.

Kerbal hatte vor Beginn seiner Mission viel über diesen Ort gelesen. Das Imperium hatte die Statue nach seiner Übernahme des Planeten erbaut, um seine Dominanz zu zeigen. Sie war genau einen Meter höher als das Gebäude, das für sie abgerissen worden war und war so eine ganz unmissverständliche Geste. Doch wirklich interessant für Kerbal wurde es erst, wenn man wusste welches Gebäude sich hier vorher befunden hatte. Die große Bibliothek von Kelada war bis zum Beginn der imperialen Besatzung ein Wahrzeichen des Planeten gewesen. Über viele Stockwerke und Jahrhunderte hatte man hier unschätzbares Wissen angehäuft und dabei einen Fokuspunkt für eine keladanische planetare Identität geschaffen. Etwas, dass das Imperium natürlich nicht hatte dulden können. Weshalb das Gebäude (nach Entfernung der wirklich wertvollen Werke) kurzerhand gesprengt worden war.

Mit schnellen Schritten überquerte Kerbal den Platz des Imperialen Friedens. Zu der Statue selbst wollte er nicht – die dort vermerkten Details imperialer Propaganda waren ihm bekannt – doch hatte sein eigentliches Ziel sehr viel mit ihr zu tun. Die Unterlagen des NRGD hatten nämlich davon gesprochen, dass das Imperium die Statue hatte sehr schnell errichten wollen. Keine Zeit um die Bibliothek völlig auszuheben und ein neues Fundament für das neue Bauwerk zu errichten. Stattdessen hatte man die Statue kurzerhand auf die unterirdisch gelegenen und daher in der Explosion kaum beschädigten Kellergewölbe gebaut. Und das bedeutete, dass dort unten womöglich noch nützliche Informationen zu finden waren.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Platz des Imperialen Friedens ] Kerbal
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Platz des Imperialen Friedens ] Kerbal

Kerbal musste nicht allzu weit laufen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Genau genommen wollte er nur außer Sicht der auf dem Platz patrouillierenden Sturmtruppen kommen, aber das an einer ganz speziellen Stelle. Nachdem er einen in die Höhe ragenden Häuserkomplex umrundet hatte, verschwand er hinter ihm in einer Seitengasse und fand dort was er suchte. Dort war, wie das NRGD-Briefing vorausgesagt hatte, der Eingang zu dem Teil der Kanalisation, der ihn am wahrscheinlichsten in die Überreste der Großen Bibliothek bringen wurde. Wenn es solche Überreste überhaupt noch gab.

Mit der Macht hob der Sith den Gullideckel an und streckte seinen Geist aus, um nachzusehen was ihn unten erwartete. Wie erwartet, war dort nichts gefährlicheres als Womp Ratten und Brackwasser. Mit einem beherzten Sprung verschwand Kerbal in der Öffnung und landete geschickt neben dem Abwasserkanal. Mit einem dumpfen Knall landete der Gullideckel wieder in seiner Vertiefung. Missmutig verzog Kerbal das Gesicht. Er hatte erwartet, dass es hier unten stinken würde, doch das machte es irgendwie nicht besser.

Mit einem unwilligen Brummen zündete er sein Lichtschwert und setzte sich in unheimliches, rotes Licht getaucht, in Bewegung. Wie an der Oberfläche wusste er auch hier unten grob, wo er hinwollte. Einen direkten Kanal zum Zentrum des Platzes des Imperialen Friedens gab es nicht, doch war es ihm möglich einen ungefähren Zickzackkurs zu verfolgen. So stand er auch vielleicht eine halbe Stunde später, ungefähr zwei Meter tiefer als er eingestiegen war, vor einer ganz bestimmten Mauer. Nicht, dass dieses Stück sich groß von den anderen Teilen der Kanalisation unterschied, doch seine Vorbereitungen sagten ihm, dass es dies sein musste. Drei Meter von der vierzehnten Ecke seit dem Einstieg, dritter Pfeiler von Links. Wenn etwas von seinem Ziel übrig war, dann lag es hinter dieser Mauer.

Erneut streckte Kerbal seine Machtsinne aus. Er spürte Wesen in der Nähe, doch konnten diese sich auch auf dem Platz über ihm befinden. Direkt hinter der Mauer war niemand. Kurz entschlossen rammte der Sith die rot glühende Klinge in den Durabeton und spürte mit Erleichterung, dass die Spitze das Gestein beinahe sofort wieder verließ. Methodisch führte er die Klinge in einem Bogen nach unten, dann wieder hinauf und erneut hinab, zu ihrem Ausgangspunkt. Mit der der Macht drückte er das beinahe perfekt kreisrunde Mauerstück nach innen. Augenblicklich stieg ihm staubige, leicht modrige Luft in die Nase, während er die improvisierte Tür vorsichtig abstellte. Peinlich darauf bedacht die noch immer glühenden Ränder des Eingangs nicht zu berühren, stieg Kerbal hinein und sah sich um. Innerlich hocherfreut, dass er richtig gelegen hatte.

Er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte, doch der Anblick, der sich ihm bot, war ernüchternd. Berichte hatten die Große Bibliothek als architektonische Meisterleistung beschrieben. Als eindrucksvolles Gebäude mit dem Anspruch seine Betrachter in die richtige Stimmung zu bringen, das aufbewahrte Wissen in sich aufzusaugen. Stattdessen befand Kerbal sich in einem Lager. Auf der einen Seite freute er sich mit seinen Vermutungen richtig gelegen zu haben, auf der anderen Seite sahen die beiden Reihen Regale zu seiner Rechten und Linken aus wie etwas, das in jedem anderen zugemauerten Keller zu finden gewesen wäre. Der allgegenwärtige Staub war fingerdick und hier und dort waren sogar größere Steine von der Decke gefallen; wohl von der Sprengung des Gebäudes gelöst. Neugierig sah Kerbal sich um, musste jedoch ernüchtert feststellen, dass die Etiketten an den Regalen – wo sie unter der dicken Staubschicht zu lesen waren – ein Nummernsystem zur Schau stellten, anstatt hilfreiche Worte zu zeigen. Er würde also einen Weg finden müssen das System zu ergründen, wenn er nicht den Rest seines Lebens in staubiger Dunkelheit zufällig in Regalen wühlen wollte.

Plötzlich zuckte Kerbals Blick in die Höhe und sein Lichtschwert erlosch. Er war sich erst nicht sicher was ihn aufgeschreckt hatte, doch dann hörte er es wieder. Nicht allzu weit entfernt hatte jemand gehustet. Augenblicklich war es ihm, als sänke ein Stein in seinen Magen. Wer war hier unten? Die Präsenz von anderen Wesen hatte er nicht erwartet und konnte sie auch so gar nicht gebrauchen! Bemüht lautlos seufzte er und streckte seine Sinne aus. Tatsächlich. Vielleicht zwanzig Meter entfernt und bis jetzt erst hinter der Mauer und dann Regalen verborgen, befanden sich etwa drei Dutzend Wesen, die sich jedoch aktuell nicht von der Stelle rührten. Innerlich fluchend schlich Kerbal los, sich dabei auf die Macht verlassend, nicht zufällig in der Dunkelheit irgendwo gegenzulaufen.

Die totale Finsternis währte jedoch nicht lange. Vielleicht zehn Minuten später sah Kerbal sich dem ganzen Ausmaß seines Problems gegenüber. Um einen elektrischen Heizer herum, im schalen Licht einer flackernden Funzel, saßen Wesen verschiedenster Spezies. Ihrer abgerissenen Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich dabei um die lokalen Obdachlosen, die sich nach der Festnahme ihrer Leidensgenossen in Kelada City hier unten vor den Imperialen versteckten. Frustriert biss Kerbal sich in seine behandschuhte Faust, während ihm die Implikationen klarwurden.

Er brauchte freien Zugang zur Gesamtheit der übrigen Bibliotheksräumlichkeiten, wenn er das Nummerierungssystem ergründen und anschließend die gewollten Informationen heraussuchen wollte. Das würde aber natürlich deutlich erschwert werden, wenn überall Obdachlose hausten, die ihn nicht sehen durften. Offenbaren konnte er sich ihnen nicht – so schnell wie das bei Gouverneur Antares ankommen würde konnte er gar nicht ‚Creditbelohnung‘ sagen – und wenn sie ihn sahen würden sie ihren sicheren Unterschlupf sicher aufgeben. Und das konnte er nicht zulassen! Wenn die armen Leute hier herausmussten, dann konnte Kerbal sich sicher sein, dass die imperialen Schinder sie in kürzester Zeit für die Zwangsarbeit einsacken würden. Verdammte Zwickmühle!

Innerlich noch immer fluchend zog Kerbal sich zurück. Raschen Schrittes, doch trotzdem um möglichste Geräuschlosigkeit bemüht, kehrte er zum Eingang zurück und setzte nach kurzem Überlegen die Tür wieder ein. Er würde sich einen Plan zurechtlegen müssen, bevor er wiederkehrte. Und ohnehin erwarteten die Geschäfte des Gouverneurs ihn schon bald zurück im Regierungspalast.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Kanalisation unter dem Platz des Imperialen Friedens ] Kerbal
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Besprechungssaal] Anthony Antares


Das, was man als klassische Musik betiteln würde, beschallte in angenehmer Lautstärke den Besprechungssaal, während die herrlich duftenden Überbleibsel des Geruchs der zuvor verspeisten regionalen Spezialitäten die Nase des Gouverneurs verwöhnten. Jener stand erneut vor seinem letztens angefangenen Werk und pinselte vorsichtig und mit peinlich genauer Präzision neue Teile einer grünen Landschaft auf die Leinwand. Es begann alles langsam aber sicher Gestalt anzunehmen. Eine Baumkrone war nun kein grüner Fleck mehr und der Himmel nicht nur geschmacklos blau, ohne Vögel und Wolken. Zwar war Anthony kein Meister des Multitaskings, wie ein Sith mit seinem Lichtschwert und ein Jedi im Verrat, doch konnte er sich nebenbei dennoch mit Blaise unterhalten, der in Form eines Hologramms anwesend war. Mal wieder, wie so jedes Gespräch, handelte es sich nicht um eines persönlicher Natur, sondern erneut um einen Bericht. So berichtete der Commander vom aktuellen Stand der Zwansgrekrutierung von Nicht-Menschen-Abschaum. Er berichtete, dass weiterhin Nicht-Menschen rekrutiert werden. Mit Erfolg. Man würde zwar den Straßen anmerken, dass sie weniger von obdachlosen Nicht-Menschen bewohnt werden, die vermutlich versuchen, sich der Rekrutierung zu widersetzen, doch bedenklich sei das nicht, betonte Blaise zusätzlich. Das radikale und rücksichtslose Vorgehen hat Wirkung gezeigt. Neugierig erkundigte Anthony sich nach der Enteignung der Farmen, woraufhin Blaise zügig zurückgab, dass die Vorbereitungen dahingehend abgeschlossen wurden und die ersten Farmen enteignet werden. Die ersten wurden es sogar schon. Zufrieden nickte Anthony mit einem sanften Lächeln und seinem Blick weiterhin auf das Kunstwerk gerichtet, woraufhin er fragte, ob es dahingehend Komplikationen gab. Mit einem schüttelnden Kopf verneinte Blaise die Frage, wobei er erwähnte, dass lediglich hin und wieder zu stumpfer Gewalt gegriffen werden musste. Fast schon vergessen kam dem 40-jährigem Imperiums-Treuen noch ein Anliegen aus dem Mund. Er schilderte eine Farm, die bisher gemieden wurde. Laut seiner Aussage haben die lokalen Sicherheitskräfte gemeldet, dass die Bewohner, drei männliche Grans unbekannten alters und 2 weiblich scheinende Niktos, recht jung, mit schweren Blasterwaffen, Modelle unbekannt, bewaffnet seien. Mit weiterer Bewaffnung sei zu rechnen. Keine 10 Sekunden dauerte es, bis Anthony die Lösung fand und aussprach, was der Commander bereits schon im Hinterkopf in Erwägung gezogen hatte. Beide einigten sich darauf, dass der Sith sich um diese Angelegenheit kümmern soll. Er soll eine Hand voll Soldaten bekommen. Immerhin werden dann weniger Soldaten gefährdet als ohne Sith. Ein zufriedenstellendes Ergebnis. Nachdem Anthony noch kurz erwähnt hatte, dass er Darth Kerbal informieren würde, brach das Hologramm zusammen und das Gespräch endete.

Zwei Stunden später und ein paar Fortschritte weiter legte Anthony eine Pause mit der Malerei ein. Er wurde informiert, dass sein Shuttle bereit sei und er nun die geplante Besichtigung des sich entwickelnden Tagebaus antreten könne. Gelassen aber dennoch mit einem straffen Gang und ständig seine Umgebung musternd maschierte der Gouverneur zur Ausrüstungskammer, um sich zu bedienen und seine Rüstung anzuziehen. Auch wenn er überzeugt ist, dass seine Leibgarde keine Probleme hätte, ihn zu beschützen, ist es von Vorteil, auf Nummer sich zu gehen. Besonders in der Umgebung nicht-menschlichen Abschaums hilft zusätzliche „Abschirmung“ sehr und gibt ein wohliges Gefühl. Entsprechend legte Anthony den Splitterschutz-Helm und die Brustplatte an, was imperiale Offiziere so tragen, rüstete sich mit seiner persönlichen SE-44C Blasterpistole aus und vergewisserte sich, dass alles gut sitzt, und setzte seinen Marsch mit zwei seiner Gardisten im Rücken zum Shuttle fort. Draußen angekommen fegte ihm der kalte Wind übers Gesicht. Immer mal wieder wirbelten die Windstöße Blätter durch die Gegend und schüttelten die großen Bäume. Um dem kalten Wind nicht allzu lange ausgesetzt zu sein, ging Anthony die große Treppe zügig, Stufe für Stufe, hinunter und dann weiter zu seinem Lambda-class T-4a Shuttle an den marschierenden Sturmtruppen-Einheiten, Speedern und Transporter und den vielen kleinen Frachtcontainer vorbei. Am Shuttle angekommen erwarteten ihn schon die restlichen Leibgardisten zusammen mit
Captain Desmond. Nach einem kurzen Salut und einem Nicken des Gouverneurs betreteten alle zusammen das Shuttle. Anthony machte es sich bequem, woraufhin, einige wenige Minuten später, das Shuttle mit einem kurzen Zischen die Rampe hochfuhr und dann mit einem Ruckeln abhob und seine kurze Reise zum Tagebau antrat. Der Gouverneur ließ keine Zeit vergehen und bediente seine Sonde, die Kerbal in Colina, auf dem Platz des imperialen Friedens aufspürte, ohne Ahnung von seiner vorherigen Tätigkeit gehabt zu haben. Fast geräuschlos schwebte sie vor Kerbals Gesicht und ließ Anthonys Hologramm erscheinen.

Sanft lächelnd und mit positiver, minimal sarkastischer Stimmenlage beginnt er zu sprechen.

Anthony: „Na sieh mal einer an. Ein so beschäftigter Sith, doch nimmt er sich die Zeit, um die fabulöse Statue des Nereus Kratas‘ zu bewundern. Das nenne ich Liebe zum Imperium!

Ernst fährt er fort.
„So sehr Sie sich der Bewunderung auch hingeben mögen, es gibt Neuigkeiten… Stufe zwei der Rekrutierung von Arbeitskraft wurde eingeleitet. Wir enteignen jetzt die Farmen, wie ich es schon erwähnt habe. Mir ist zu Ohren gekommen, dass es eine Farm gibt, in der sich mehrere Zivilisten, wohl schwer bewaffnet, befinden. Wir wollen nicht mehr Soldaten als nötig dieser Gefahr aussetzen. Sie und eine Hand voll Sturmtruppler werden sich darum kümmern. Sie warten auf Sie am Gefängnis, Ihnen werden alle Daten übermittelt.“


Nach einer kurzen Pause, um das Gesagte sacken zu lassen, fragt der Gouverneur suggestiv:
Anthony: „Sie sind dem doch sicher gewachsen und übernehmen das, stimmts?

Das kurze Gespräch war recht schnell zu Ende und folgte mit der Landung am Tagebau. Erneut ruckelte es leicht, während draußen einiges an Staub aufgewirbelt wurde und das Shuttle auf seinem Fahrwerk aufsetzte. Nachdem die Rampe mit einem Zischen heruntergefahren war, maschierte die Leibgarde sofort heraus und positionierte sich, um sowohl eine Umgebungssicherung aufzubauen als auch den Gouverneur über den Besuch hinweg zu eskortieren. Mit langsamen Schritten, den Händen hinter dem Rücken und einem prüfenden Blick wagte sich auch Anthony aus dem Shuttle. Auf halbem Weg die Rampe hinunter kam er zu einem kurzen Stopp, schaute rechts, schaute links, musterte die Umgebung und kam dann wieder in Bewegung. Erfreut vom Wind, der hier nicht mehr so stark pustete, obwohl er dieses Mal von keinen hohen Gebäuden umgeben wurde, schüttelte er die Hand von Präfektin Foss, die ebenfalls anwesend war, um den Gouverneur herumzuführen. Angenehm plaudernd begannen sie die Besichtigung. Während Foss immer mal wieder das Gespräch, bestehend aus ambitionierten Zukunftsvision, unterbrach, um zu erklären, was hier schon war und dort mal sein wird, lauschte der Nicht-Menschen-Hasser aufmerksam. Es wimmelte nur so von Sicherheitskräften. Befestigte Schutzanlagen, wie große Mauern und Geschütze, gab es zwar noch nicht, nur ein paar leichte Beobachtungstürme und Zäune, die die Barracken der Sklaven umgeben, doch das würde alles noch kommen und wird vorerst durch die Anzahl der Soldaten kompensiert. Es war nicht leicht, die Präfektin bei allem zu verstehen, was sie sagte, denn war es extrem wuselig. Überall fuhren Transporter umher, die dem Imperialen Gefechts-Angriffs-Transporter ähnlich sahen und Unmengen an Erde transportierten, die von einer Armee von Sklaven, die mit Spitzhacken arbeiten mussten, beladen wurden. Es gab zwar auch einige Bagger, die später im größeren Stil, wenn der Anfang gelegt wurde, zum Einsatz kommen und von den Sklaven gesteuert werden sollen, doch vorerst wird der Anfang in einfacher Arbeit erledigt. Alle Fahrzeuge waren für den Betrieb durch Sklaven vorbereitet, sie waren leicht modifiziert. Ihr System lässt sich von den Sicherheitskräften herunterfahren, womit sich Schaden von ungehorsamen Sklaven verhindern lässt. Die benötigten Mengen an Personal zur Bedienung der Fahrzeuge und allen anderen Tätigkeiten kann in Zukunft nur das wachsende „Sklavenheer“ bewältigen. Für große Mengen offizielles Personal fehlte bekanntlich das Geld. Wo nichts umher fuhr, da marschierten Soldaten und eskortierten teilweise in Handschellen gelegte Sklaven. Für dieses widerliche Pack hatte Anthony nur wenige herablassende Blicke übrig, wobei jene Sklaven ziemlich erschöpft und dreckig, zerlumpte Kleidung tragend, aussahen. Doch eine der Sklavengruppen, die gerade zurück zu ihrer Baracke gebracht werden sollte, ist den Augen des Gouverneurs ins Visier geraten. Mit einem kurzen Handzeichen befehligte er zwei seiner Gardisten dazu, die Gruppe zu stoppen und einen Sklaven aus ihr zu entfernen und 3 Meter vor ihn zu werfen, während er seine Blasterpistole zückte. Es war ein männlicher Twi`lek, der sichtlich erschöpft war, deutlich mehr als der Rest seiner Gruppe. Er humpelte und sah aus, als wäre er kurz vor dem Zusammenbrechen. Anthony musterte das Tier mit einem scharfen Blick und sah hinab.

Er atmete einmal sichtlich genervt durch die Nase ein und wieder aus und blickte dann wieder mit einem Gesichtsausdruck, der Mitleid versprach, leicht gebückt wieder auf den Twi’lek hinab.

Anthony: „Du armes Ding siehst ziemlich erschöpft aus, hab ich nicht recht?“

Völlig verunsichert und verängstigt nickte der junge Twi’lek, der sich mit der dreckigen Hand über die Stirn fuhr.

Anthony: „Hmm, was machen wir denn da?“

Anthony richtet sich lächelnd wieder auf und spricht mit einer optimistischen Stimme:
Anthony: „Du hast dir eine Pause verdient, dein Leid soll ein Ende nehmen

Die Augen des Twi’leks wurden vor Freude ganz groß und funkelnd, das Spielchen des Gouverneurs nicht erkennend und von der brutalen Arbeit gestört.

Die Freude hielt nicht lang, da durchbohrte ein Blasterbolzen der Pistole schon den Torso des Twi’leks. Auf den ersten Schuss folgte noch ein zweiter, ein dritter und noch ein vierter, bis der Gouverneur die langsam zusammensackende Leiche mit seinem Stiefel wegtrat. Er betrachtete die Leiche einige Sekunden lang und steckte dann seine Pistole wieder ins Halfter, woraufhin er die Besichtigung fortsetzte. Die anderen Sklaven, die der Schreckenstat zusahen, waren extrem verängstigt und bewegten sich umso schneller. Doch ihr Hass war auch zu spüren.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada – 15 Klicks nördlich von Kelada-City – Neutroniumvorkommen – imperiales Camp] Anthony Antares, Escara Foss, Kyle Desmond, Leibgarde
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Platz des Imperialen Friedens ] Kerbal und Anthonys DRK-1 Drohne

Beinahe wäre Kerbal das Herz stehengeblieben, als urplötzlich das blauschimmernde Konterfei vor ihm erschien. Innerlich schalt er sich einen Narren Antares‘ DRK-1 Drohne nicht bemerkt zu haben, die wie selbstverständlich auf ihn zugeschwebt war. Doch nein, das war nicht ganz richtig. Bemerkt hatte er sie schon, doch hatte er sie in Gedanken nicht als Vehikel für den Willen des Gouverneurs angesehen. Ein Fehler, hatte ihn das unerwartete Auftauchen doch aus der Reserve gelockt, und gleichzeitig eine Bestätigung der Tatsache, dass alle ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen gerechtfertigt gewesen waren. Wenn Antares ihn ohne Weiteres hier aufspüren konnte um ihm eine Livebotschaft zu übermitteln, dann wusste er – oder zumindest sein Stab – sicherlich genau wo Kerbal die letzten Stunden verbracht und welche Routen er genommen hatte. Hätte er in irgendeiner Form direkten Kontakt zum NRGD aufgenommen, würde er sich vermutlich jetzt grade in diesem Moment gegen eine Horde Sturmtruppen verteidigen müssen.

Die Laune des Gouverneurs war jedoch wie üblich. Eklig, süßlich, sarkastisch. Wenig überraschend äußerte er seine geheuchelte Bewunderung, dass Kerbal sich dazu herabließ die zentrale Statue des Platzes zu bewundern.


„Was kann ich sagen, Gouverneur, auch als Sith habe ich ein Auge für Kunstfertigkeit.“

, gab Kerbal mit einem dünnen Lächeln zurück, war sich jedoch sicher, dass der Ausspruch seines Gegenübers eher rhetorisch gemeint gewesen war. Unbeirrt fuhr Antares fort und erläuterte knapp, was er von Kerbal wollte. Es ging also los. Es galt eine Farm zu stürmen, auf der sich ihre Besitzer bewaffnet verschanzt hatten. Und dabei durfte er, Kerbal, die Hauptrolle spielen – mit nur einer Handvoll Sturmtruppler auf seiner Seite. Auf die Frage, ob er sich dem gewachsen fühlte, musste Kerbal nun tatsächlich grinsen. Er war hier, um sich Antares, wenn schon nicht als Vertrauter, so doch als nützliches Werkzeug zu beweisen. Wenn ihm der Gouverneur dabei half, indem er ihm gehässig schwere Aufträge zuschusterte, würde das nur umso schneller gehen.

„Gewiss nicht, Gouverneur.“

, gab Kerbal zurück und widerstand dem Drang weitere Versprechungen zu machen, um die Mission noch künstlich zu erschweren. Underpromise, overdeliver. Mit einem knappen Nicken verabschiedete Kerbal sich von dem blau schimmernden Konterfrei, zückte sein Com und machte sich auf den Weg zu seinem Speederbike. Mit einem unwilligen Brummen brauste er los und machte sich auf direkten Weg zum Gefängnis, das als Rendez-Vous Punkt mit den Soldaten dienen sollte.

Corporal Palali Newtau wartete dort bereits auf ihn. Die junge Frau stand ihrem Trupp aus vier Sturmtruppen vor, die Kerbal unter ihren geschlossenen, weißen Helmen heraus ausdruckslos anstarrten. Newtau selbst hatte ihren Helm abgenommen und begrüßte den Sith mit einem starken Händedruck, den dieser mit ähnlicher Gewalt erwiderte.


„Gut Sie kennenzulernen, Sir. Wenn Sie mir ins Innere folgen würden?“

, fragte sie steif, was Kerbal bejahte. Dort hatte er die Gelegenheit sich umzuziehen und am Briefing der Mission teilzunehmen. Zwar würde Kerbal keine direkte Befehlsgewalt über die Sturmtruppen erhalten, doch erklärte Corporal Newtau sich bereit seinen Empfehlungen zu folgen, wenn sie die Mission dadurch nicht gefährdet sah. Damit konnte Kerbal arbeiten. Gemeinsam besprach er die Gegebenheiten des Auftrags mit seinen neuen Verbündeten und verbrachte den Nachmittag damit, eine geeignete Strategie zu erarbeiten. Schließlich bestiegen sie bei Einbruch der Dunkelheit ein LAAT/i, das sie zu ihrem Ziel bringen würde.

Die Farm, die sie heute Nacht erobern würden, lag im Dunkeln. Holos, die von einem Spionagedroiden aufgenommen worden waren, hatten gezeigt, dass die Bewohner alle Register gezogen hatten, um sich zu verbarrikadieren. Die Handvoll Häuser der Farm waren in einem quadratischen Muster angeordnet. Das Zentrum bestand aus einem breiten Hof, von dem aus vier Straßen in einem Kreuzmuster in alle Himmelsrichtung führten. Diese hatten die Nichtmenschen mit ihren Farmfahrzeugen, aber auch allerhand Material und Kisten zugestellt und sich so eine leicht zu verteidigende Position geschaffen. Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen die Bauern mit Panzern oder Kampfläufern auszuräuchern, nicht jedoch ohne die Infrastruktur zu zerstören, die Gouverneur Antares gerne würdigeren Bewohnern des Planeten zugänglich machen würde. Also stand es sechs gegen fünf für die Imperialen, wobei die Verteidiger eine gute Position und die Angreifer einen Sith auffahren konnten.

Vielleicht zwei Klicks von der Farm entfernt verließen Kerbal und die Sturmtruppen das LAAT/i und machten sich im Schutz der Dunkelheit auf den Weg. Dabei verwendeten die Sturmtruppen ihre Nachtsichtgeräte, während Kerbal sich auf seinen Machtsinn verließ. Wenig später hatten sie ihr Ziel erreicht. In weiser Voraussicht hatten die Bauern alle Lichter gelöscht, doch war Kerbal im Klaren darüber, dass mindestens die drei Grans unter ihnen keine brauchen würden, war diese Spezies doch in der Lage im Infrarotbereich zu sehen.

Nach einer geflüsterten Konversation mit Corporal Newtau nickte Kerbal. Leise entfernte er sich von der Frau und wusste, dass die anderen vier Sturmtruppen es ihm gleichtaten, um sich im Umfeld der Farm zu verteilen. Zu ihrem Glück hatte man die Ernte noch nicht eingefahren und so boten die umliegenden Getreidefelder Deckung, während einige Hügel erlaubten, die Gebäude von weitem unter Beschuss zu nehmen. Wenig später befanden sich alle Soldaten und Kerbal auf ihrem im Vorfeld festgelegten Positionen. Die Farm war umstellt.


„Ich denke Sie können beginnen, Corporal.“

, murmelte Kerbal in sein Comlink und streckte seine Sinne aus, um die Frau auf der anderen Seite der Farm wahrzunehmen. Sie war ruhig, vollkommen professionell. Mit einem in der Nacht ohrenbetäubenden Lärm meldete sich ihr Blastergewehr zu Wort, mit dem sie die Farmgebäude in Deckungsfeuer nahm. Es dauerte nur wenige Sekunden, da wurde das Feuer erwidert. Natürlich würde so keine Seite einen Vorteil erringen, aber darum ging es auch gar nicht. Unwillig warf Kerbal Antares‘ DRK-1 Drohne, die wieder mal unangenehm über seiner Schulter schwebte, einen Blick zu. Dann spurtete er los. Von der Macht beschleunigt rannte er auf die Farmgebäude zu und hoffte, dass Newtaus Deckungsfeuer die Insassen abgelenkt und ihre Aufmerksamkeit auf der andere Seite konzentriert hatte.

Und tatsächlich. Vielleicht zehn Meter von dem nächsten Gebäude entfernt, sprang Kerbal von der Macht verstärkt in die Höhe und landete auf dem strohgedeckten Dach des zweistöckigen Hauses. Und das, ohne dass ihn jemand aufs Korn genommen hätte.


„Ich bin drin. Bereit für Phase 2.“

, gab Kerbal durch und nun begannen auch die anderen vier Sturmtruppen aus ihren verschiedenen Richtungen Deckungsfeuer zu legen. Die Farm war umstellt – und jetzt wussten es auch die Farmer. Mit dem Heulen schwerer Blaster sandten diese ihre Antwort.


[ Kolonien / Kelada-System / In der Nähe Colinas / Rebellenfarm / Dach ] Kerbal
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada – 15 Klicks nördlich von Kelada-City – Neutroniumvorkommen – imperiales Camp] Anthony Antares, Escara Foss


Nachdem die Besichtigung des wachsenden Abbaugebietes des Neutroniumvorkommen erfolgreich abgeschlossen wurde, erwähnte der Gouverneur noch, dass er es begrüßen würde, wenn Foss alles nötige für eine Rede in Kelada-City für den nächsten Tag vorbereiten würde. Von der kurzen Zeitspanne, die sie dadurch hätte, um alles vorzubereiten, leicht verunsichert, bestätigte die Präfektin dennoch. Nachdem Anthony sich wieder auf den Weg machte, ließ sie unverzüglich alles vorbereiten. Das Ziel der Rede war, die Emotionen der Menschen in Kelada zu entfesseln. Ursprünglich wollte der eiserne Herrscher direkten Konflikt vermeiden und sich auf den Aufbau Keladas konzentrieren, bevor er den „Krieg“ gegen die Nicht-Menschen fortfahren würde, doch muss es nicht das Imperium sein, das einen solchen Krieg führt. Divide et impera. Das menschliche Volk, das in Kelada-City die Überhand hat, Anthonys größter „Verbündeter“, kann ihn führen, die Nicht-Menschen destabilisieren, zum Handeln zwingen. Wo gehandelt werden muss, da entstehen ungewollt auch Fehler, so klein sie auch zu sein vermögen. Ein aufgeweichter, auf Kriegsstimmung gebrachter Widerstand der Unterwelt, der dann zusätzlich noch infiltriert wird und nicht einmal sich selbst trauen kann, ist ein leichtes Ziel und zerstört sich bestenfalls noch selbst. So zumindest Anthonys Vorhersage. Die Rede ist der erste Spatenstich der Gegenoffensive gegen alle Nicht-Menschen. Die Infiltration der Todesstoß. Jene wird schon seit einiger Zeit vorbereitet und ist auch schon im Gange. Sobald aber Kerbal seinen derzeitigen Auftrag erfüllt hat, soll auch dieser bei der Infiltration helfen. Großen Erfolg versprechen Anthony und sein Gefolge sich davon.

Anthony machte sich wieder auf den Weg. Er flog nicht wieder zurück zum Verwaltungsgebäude nach Kelada-City, sondern zuerst nach Colina zum Gefängnis, wo Vizegouverneur Nost noch immer die Reparatur- und Ausbauarbeiten vorantreibt. Zwar hatte dieser sich schon mit Fortschritten vor einiger Zeit gemeldet, doch will sich der Gouverneur auch mit seinen eigenen Augen ein Bild von der aktuellen Lage machen. Während der Gouverneur im Shuttle saß und auf das Eintreffen seines Shuttles in Colina wartete, nutzte er die Zeit, um erneut Kerbals Aktivität zu überwachen. Im sicheren Abstand folgte die Sonde dem Sith während der Operation leise summend. Derartige Einsätze sind immer wieder Wert, angeschaut zu werden. Anthony hatte sich noch nie die Mühe gemacht, sich mit Militärstrategie und Gefechtstaktik auseinanderzusetzen. Kämpfe werden zwar von Soldaten gewonnen, aber die Galaxie von Politikern erobert. Erstere sind nur ein Mittel zum Zweck. Entbehrlich. Doch die Überlegenheit des Imperiums und seines mächtigen Militärs zu sehen, das die primitiven Nicht-Menschen-Bauern völlig vernichtet, wie ein Kammerjäger Insekten ausräuchert, ist durch und durch die Aufmerksamkeit wert. Wenn man sich nicht an die Schlagfertigkeit des Militärs erinnert, wird man nur zu pazifistisch, verbrüdert sich mit dem Feind. Dann endet es, wie es heute ist. Ein Frieden mit dem Erzfeind des Imperiums, der Terrororganisation namens Neue Republik. Was eine Schande.

In Colina angekommen setzte das Shuttle zur Landung auf dem derzeit noch provisorisch errichteten Landeplatz an. Mitsamt seiner Leibgarde verließ Anthony jenes Shuttle und begab sich ins Innere des Gefängnis, wo er hoffte auf Nost zu stoßen. Als Anthony in einem Raum ankam, der stark nach einer größer werdenden Kommandozentrale mit großer Glasfront auf den Vorhof des Gefängnis aussah, fand der auch den leicht überraschten Vizegouverneur vor. Nur kurz erläuterte der Nicht-Menschen-Hasser den Grund seines Anliegens, woraufhin Nost ihn herumführte und einen Überblick über das Gefängnis und seine Fortschritte ermöglichte. Schritt für Schritt schien alles Gestalt anzunehmen. Der zuvor fertiggestellte Anbau für die Unterbringung von Personal und Soldaten, der mittlerweile auch schon eine fertiggestellte „Inneneinrichtung“ hat, á la Imperium, war im vollen Umfang in Betrieb. Eine gut gesicherte Waffenkammer durfte natürlich auch nicht fehlen. Sturmtruppen-Einheiten marschierten, Offiziere schlenderten und einige doppelt, dreifach und manchmal sogar fünffach besetzten Zellen, in einem anderen Teil des Gefängnis, wurden entlastet, weil diese nun nicht mehr durch andere Personen, die nicht dem Insassenheer angehörten, besetzt werden. Doch wurden auch neue Zellen gebaut. Ein völlig neuer Gefangenentrakt steht kurz vor der Fertigstellung, um künftig noch mehr Verbrecher, Dissidenten und Abschaum aus den Augen und der Öffentlichkeit Keladas zu entfernen. Eine deutliche Entspannung des Gefängnisklimas. Im Außenbereich wurden sogar zwei Geschütztürme, die durch ihre kluge Positionierung sowohl als Flugabwehrgeschütz, als auch zur Infanterie- und Fahrzeugbekämpfung benutzt werden konnten, erbaut. Der wohl bedeutendste Fortschritt war wohl jedoch, dass die zwei derzeitig in Colina stationierten AT-ST Kampfläufer und andere kleinere Fahrzeuge jetzt auch ohne Probleme vor Ort gewartet werden können, ohne zur Garnison zurückkehren zu müssen. Im Falle eines Falles spart das viel Zeit und womöglich auch Tote. Von den Fortschritten und besonders den bisher nicht aufgetretenen Komplikationen beeindruckt hörte der Gouverneur neugierig und interessiert zu. Umso beruhigter und erfreuter war sein Stellvertreter.

Nachdem alle Fortschritte gründlich unter die Lupe genommen wurden, begab sich Anthony nach einer kurzen Verabschiedung wieder zum Shuttle, um nach Kelada-City zurückzureisen.



[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Luftroute zwischen Colina und Kelada-City – Shuttle] Anthony Antares, Leibgarde
 
[ Kolonien / Kelada-System / In der Nähe Colinas / Rebellenfarm / Dach ] Kerbal

Mit einem Brummen streckte Kerbal seine Sinne aus, um sich einen Überblick über seine Gegner zu verschaffen. Wie die Missionsplanung informiert hatte, waren es fünf, die sich auf die vier Seiten der Farm verteilt hatten und von dort aus das Deckungsfeuer erwiderten. Um Sichtkontakt zueinander halten zu können, hatten sie die Häuser verlassen und duckten sich nun hinter die Barrikaden aus Farmfahrzeugen und Kisten. Dabei gab es zwei Achsen – Nord-Süd und Ost-West – die sich gegenseitig überwachen konnten, da die Häuser einem schrägen Blick im Weg standen. Das machte es einerseits schwerer sie einzeln zu überraschen, andererseits waren sie abgelenkt. Die härteste Nuss würde die Nordseite sein, an der sich ein Nikto und ein Gran hinter einem abgeschalteten Farmdroiden zusammenkauerten. Von dort aus nahmen sie mit schweren Repetierblastern Corporal Newtau und einen ihrer Sturmtruppler unter Beschuss. Ihnen würde sich Kerbal als letztes widmen.

Auf leisen Sohlen schlich der Sith über den Dachfirst zur Straße nach Westen. Hier kniete einer der anderen beiden Grans hinter einer Kiste und gab regelmäßig Schüsse in die Dunkelheit ab, nur um in den Feuerpausen einen Blick zu seinem Speziesgenossen auf der Ostseite hinüberzuwerfen. Die Aufstellung der Rebellen war taktisch klug gewählt. Zwei Grans deckten sich durch ihre Infrarotsicht auf der Ost-West Achse. Auf der Nord-Süd Achse deckten Gran und Nikto den verbleibenden Nikto im Süden, der in der Finsternis ziemlich blind sein musste. Natürlich wäre es von Kerbals erhöhter Position aus ein Leichtes gewesen die Freiheitskämpfer einen nach dem anderen zu ermorden – vermutlich sogar ohne selbst entdeckt zu werden – doch er hatte andere Pläne. Zum einen hatte er sich fest vorgenommen den Gouverneur zu beeindrucken, auf der anderen Seite hatte er nicht vor unschuldiges Blut zu vergießen, wenn es eine Alternative gab.

Aufmerksam verfolgte Kerbal den Rhythmus der Ost-West Rebellen. Kurze Salve, Kontrollblick zum Partner. Kurze Salve, Kontrollblick zum Partner. Kerbal wusste, dass die Infrarotsicht der Grans ihnen auf diese Entfernung nicht erlauben würde Details auszumachen. Vermutlich sahen die beiden vom jeweils anderen höchstens eine grobe Silhouette. Auf dem Dach musste er selbst dagegen ziemlich unsichtbar sein, sonst hätte schon jemand Alarm geschlagen. Also gut. Sorgfältig zählte der Sith das Muster des östlichen Grans ab und griff dann mit der Macht nach dem westlichen. Zufrieden stellte er fest, dass der Mann wie vom Blitz getroffen zusammenklappte, packte mit unsichtbaren Händen zu und riss ihn in die Höhe, während er selbst hinabsprang. Der Freiheitskämpfer landete betäubt auf dem Dachfirst – gefesselt von Kerbals Gedanken – während der Sith sich den fallengelassenen Blaster schnappte und wild in die Nacht feuerte. Die Waffe hatte kaum eine Sekunde geschwiegen und als der Ostgran sich umwandte, befand sich eine feuernde Wärmesilhouette genau, wo das Alien es erwartete.


„West-1 vorrücken! Position gesichert.“

, zischte Kerbal in sein Com und der Sturmtruppler, der bisher Sperrfeuer auf diese Position gegeben hatte, spurtete auf die Farm zu. Nach einem erneuten Kontrollblick des östlichen Freiheitskämpfers schwang sich der Sturmtruppler über die Barrikade, nahm den Blaster entgegen und Kerbal verschwand mit einem Machtsprung wieder auf dem Dach. Dort angekommen fesselte und knebelte er rasch seine Beute, bevor er seinen geistigen Klammergriff löste. Soweit so gut, erste Position kompromittiert.

Wie beiläufig warf Kerbal sich seinen ersten Gefangenen über die Schulter, spurtete den Dachfirst entlang und landete mit einem von der Macht verstärkten Satz auf dem östlichen Gebäude, wo er den Gran wieder ablegte. Diesmal war sein Vorgehen deutlich weniger delikat – sein Opfer wurde ja nicht mehr gedeckt. Leise wie ein Gedanke landete er hinter dem Alien, lähmte es und nahm dem zusammenbrechenden Freiheitskämpfer den schweren Blaster kurzerhand aus den erlahmenden Fingern, bevor er in sein Com sprach:


„Ost-1 vorrücken. Position ist sicher.“

Der Gran war ebenso rasch gefesselt wie der erste und auch der Sturmtruppler brauchte nur wenige Herzschläge, um die Position einzunehmen. Binnen Sekunden hatte auch er das Blastergewehr übernommen und feuerte zur Tarnung blind in die Nacht hinaus, während Kerbal sich wie abgesprochen das E-11 Gewehr des Soldaten auslieh und auf Betäubung stellte. Ein Satz brachte ihn zurück auf das Haus, von wo aus er den Westgran in die Obhut des Trupplers unter ihm schweben ließ, bevor er sich nach Süden wandte. Dort schoss der arme Nikto vollkommen blind und ahnungslos in die Nacht hinaus.

Kerbal hatte sich schon im Vorfeld überzeugen können, dass es hier kein cleveres Muster gab, das ausgetrickst werden konnte. Ein zusätzliches Gewehr im Norden erlaubte es dem dortigen Gran sich öfter und gründlicher davon zu überzeugen, dass es dem Südverteidiger gut ging. Ein verdeckter Kämpfertausch war also unmöglich. Daher hatte Kerbal sich hier ein etwas brachialeres Vorgehen überlegt. Hart kamen seine Stiefel hinter dem Nikto auf der Straße auf, der einen überraschten Ruf ausstieß. Blind versuchte er seinen Blaster in Kerbals grobe Richtung zu wenden, doch da hatte der Sith ihn schon bei der Kehle gepackt, den Rebellen in einen Haltegriff genommen und ihn zwischen sich und die Nordseite als lebenden Schild positioniert.


„Süd-1 vorrücken! Position sicher!“

, rief Kerbal in den offengelassen Comkanal während aus dem Norden auch schon überraschte Rufe zu ihm hinüberdrangen. Sein Gefangener hatte sich im ersten Moment gegen seinen Griff gesträubt, erschlaffte dann jedoch mit dem Gefühl des E-11 in seiner Seite. Nun zum komplizierten Teil. Die nördlichen Verteidiger waren aufgescheucht, wussten offensichtlich nicht was zu tun war. Der verbleibende Gran, der ungefähr sehen musste was passierte, strahle mit einem Mal Schock und Angst aus, der nachtblinde Nikto blanke Panik. Der Sehende, der offenbar seinem Freund nichts tun wollte, senkte seine Waffe, doch der Binde schoss.

Mit einem Zischen erwachte Kerbals rote Lichtschwertklinge zum Leben und wehrte ungelenk – Kerbal hatte den Südnikto immernoch in den Armen – zwei verwirrte Blasterbolzen ab. Dann stürmte er los. Von der Macht gelenkt – schneller als es einem sterblichen Wesen hätte möglich sein sollen – spurtete er nach Norden und lenkte einen weiteren Blasterbolzen in den Himmel. Der Nikto in seinen Armen schrie panisch, der sehende Gran tat es ihm gleich. Mit einem Zucken seines linken Zeigefingers jagte Kerbal dem sich wieder sträubenden Gefangenen einen Betäubungsring in die Seite, bevor er vielleicht zwei Meter von den verbleibenden Gegnern stehen blieb und ihren bewusstlosen Freund in ihre Richtung pfefferte.

Der Gran duckte sich weg, doch der letzte Nikto sah seinen Kumpan nicht mal kommen. Ein weiterer abgelenkter Blasterbolzen – diesmal gefeuert von dem Gran, der wohl seine Chance gewittert hatte – doch dann klappte er auch schon unter dem Gewicht von Kerbals Gedanken zusammen. Der letzte blinde Gegner, der sich fast unter seinem Speziesgenossen hervorgewühlt hatte, erhielt einen Betäubungsbolzen in die Brust.


„Nord-1, Nord-2, Position ist gesichert. Alle Kräfte vorrücken. Alle Ziele neutralisiert.“

Mit einem freudlosen Grinsen löschte Kerbal sein Lichtschwert und machte sich daran die drei Rebellen zu seinen Füßen zu fesseln. Aus der Dunkelheit tönten die Schritte der anrückenden Sturmtruppler.


[ Kolonien / Kelada-System / In der Nähe Colinas / Rebellenfarm / Nordseite ] Kerbal, sowie drei betäubte Rebellen
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Gefängnis / Hinterhof ] Kerbal, sowie Corporal Newtaus Truppe und einige Gefängniswärter

Mit einem schiefen Grinsen, das so gar nicht zu der im Dienst so ernsten Frau passen wollte, stülpte Corporal Newtau den improvisierten Würfelbecher um. Ein Moment der gespannten Stille folge, dann hämisches Gelächter der umstehenden Sturmtruppler, als das Glück der Frau sich als mies herausstellte. Die Nacht war noch immer dunkel, doch der Morgen nicht mehr fern. Ein Flutlicht hüllte den kargen Gefängnishof, auf dem die Soldaten ihren Feierabend genossen in harsches Licht. Alkohol floss nicht – dafür waren die Anwesenden zu professionell – doch Starrte der Aschenbecher auf dem umgestülpten Mülleimer vor Zigaretten und einige leere Dosen alkoholfreies Bier rundete das Bild ab. Alles in allem keine schlechte Party, wie Kerbal fand. Corporal Newtau und die Trooper Stark, Bellings, Ada und Bhave waren gute Gesellschaft und das halbe Dutzend Gefängnispersonal, das sich ihnen angeschlossen hatte, erst recht. Die DRK-1 Drohne hatte sich mit Einlieferung der Gefangenen in die Nacht verabschiedet und die Brustpanzer mit eingebauten Bodycams steckten wieder im Arsenal des Gefängnisses.

„…und dann wirft der Rote das Alien einfach vom Dach und das Ding schwebt zu Boden, langsam wie ein Blatt im Wind!“

, führte Trooper Bellings eine zuvor begonnene Nacherzählung des Einsatzes fort und illustrierte die Geschichte zur allgemeinen Erheiterung mit ausladenden Gesten seiner Arme.

„Vollkommen wild!“

, griff Trooperin Ada den Erzählstrang auf und nahm einen tiefen Schluck alkoholfreies Bier, bevor sie selber die Würfel warf.

„Was glaubt ihr haben wir geschaut, als der Rote gestern einfach bei uns reingelatscht kam und meinte die Rebellen lebend gefangen nehmen zu wollen?“

„Apropos“

, hakte nun Kerbal selbst ein und blies blaugrauen Zigarettenrauch durch die Nase.

„was passiert mit dem Rebellenpack jetzt eigentlich, wo sie so hübsch verschürt in ihrer Zelle liegen?“

„Na wat wohl?“

, bölkte ein bulliger Gefängniswärter und schlug dem Sith seine fleischige Hand auf den Rücken.

„Mit der nächsten Lieferung lad‘n wa sie in unsere alte Dame und dann geht’s ab in die Minen!“

Die ‚alte Dame‘ auf die der Mann deutete war ein zwölfrädriger Transporter, der an einer Seite des Hofes abgestellt stand und den Kerbal nun mit neuen Augen betrachtete. Soso, die Gefangenen wurden also mit genau diesem Fahrzeug transportiert? Das war ja hochinteressant. Mit gespieltem Desinteresse ließ Kerbal das Thema fallen, bemühte sich jedoch um ein tiefergehendes Gespräch mit dem Gefängniswärter, der sich als Rolf vorstellte. Der Mann war laut eigener Aussage schon eine Ewigkeit auf Kelada eingeteilt und brüstete sich damit so ziemlich alles hier miterlebt zu haben. Also genau ein Mann, wie Kerbal ihn gerne ausgefragt hätte.

„Aber du warst doch sicher nicht lang genug hier, um die alte Bibliothek noch mitbekommen zu haben?“

, fragte der Sith unschuldig und Rolf lachte.

„‘Türlich hab ich die noch gesehen. Genau pünktlich fürs Feuerwerk! Dat sach ich dir, Roter, so ein Spektakel sieht man nur einmal im Leben!“

„Heh, kann ich mir vorstellen. Schönes Ding, das die stattdessen aufgestellt haben. Aber sag, was ist nach der Sprengung mit dem Personal passiert?“

„Das Personal? Ah fuck, die meisten wurden einfach mitgesprengt, haha!“

Rolf lachte und Kerbal zog alle antrainierten Schauspielregister, um seinerseits mit einem dreckigen Lachen zu antworten.

„Mhh, ich nehm an der Rest hat sich verkrochen.“

, fuhr Rolf fort.

„Aber sei du unbesorgt, Roter. Vor uns kann sich niemand ewig verstecken. Da fällt mir ein, erst neulich kam hier einer von denen durch. Eh, du weißt schon. Einer von diesen bleichen Mathefreaks, wie die auch immer heißen. Wart nur ab. Dauert nicht mehr lange, dann räumt der Gouverneur Antares hier so richtig auf mit dem ganzen Gesocks. Anwesende natürlich ausgenommen…“

Eine Weile lang ließ Kerbal den Mann weiterschwadronieren und rauchte stumm seine Zigarette. So sehr er dem Kerl dessen Bierdose tief in den Hals schieben wollte, so nützlich waren doch die Informationen, die er so bereitwillig preisgab. Nicht Geheimes, verstand sich, doch allerhand interessante Trivia, an der man ansetzen konnte.

„Auf ein Wort, Lord Kerbal?“

, meldete sich plötzlich Corporal Newtau, die Rolf einfach ins Wort fiel. Dieser schien sich im ersten Moment zu ärgern in seiner Tirade unterbrochen worden zu sein, besann sich dann jedoch eines Besseren, als eine Sturmtruppenoffizierin anzuschnauzen.

„Natürlich, Corporal“

, sagte Kerbal bereitwillig und erhob sich. Zielstrebig – nach außen hin, um von Rolf wegzukommen, in Wahrheit genau wissend, wo er hinwollte – lenkte er seine Schritte zum Gefangenentransporter.

„Danke für die Rettung.“

, sagte er zu Newtau und lehnte sich gegen das Fahrzeug, die bloße Hand gegen den mannsgroßen Vorderreifen gelegt, den Geist nach ihm ausgestreckt. Augenblicklich zuckten Bilder an seinem inneren Auge vorbei. Eine Schlammstraße im Morgengrauen, verzweifelte Wesen im Inneren. Dann dieselbe Straße in strömendem Regen, dann Nieselregen, dann eisiger Wind. Kerbals Geist stocherte in der Geschichte des Fahrzeugs, um immer wieder die gleiche Szene zu verschiedenen Zeiten zu sehen. Wie gut, dass das Wetter hier auf Kelada stets variabel war. Vielleicht würde sich so bei seiner Rückkehr ein Fahrplan extrapolieren lassen.

„Kein Problem.“

, sagte Newtau und Kerbal zwang sich ihr mit einem Ohr zuzuhören.

„Das war schon ein starkes Stück, dass Sie da heute Nacht vollbracht haben. 100% Gefangene, ohne dass auf mich und meine Soldaten auch nur ein ernsthafter Schuss gefeuert wurde. Ich verstehe warum Ihresgleichen bei uns im Dienst so beliebt sind.“

, Kerbal lächelte schwach und versuchte in Gedanken beim Gespräch zu bleiben, während schlammige Straßen und leidende Aliens vor seinem inneren Auge vorbeizogen.

„Man tut, was man kann.“

, sagte er wenig eloquent, doch offenbar war der Frau selbst wenig an einem echten Gespräch gelegen. Vielmehr schien sie sagen zu wollen, was sie auf dem Herzen hatte.

„Sie befinden sich in einer Position, in der Sie sich gewissermaßen aussuchen können, mit wem Sie arbeiten. Das heute war speziell, Sie kannten ja noch niemanden. Aber wenn Sie sich in Zukunft wünschen mit meinem Trupp zu operieren… Wie ich es einschätze, würde so einem Wunsch stattgegeben werden.“

Für einen Moment überrascht brummte Kerbal.

„Sie wollen mir fest zugeteilt werden.“

, stellte er fest und die Frau nickte.

„Ein Blinder kann sehen, dass Nähe zu einem Sith Dünger für eine steile Karriere ist.“

, stellte sie trocken fest und zuckte die Schultern.

„Auf der anderen Seite brauchen Sie Rückendeckung. Wie lange dauert es bei wechselnder Belegschaft, bis Sie so einen Rolf hinter sich haben? Der Ihnen genau so gerne einen Blasterbolzen in den Rücken jagt, wie dem Rebellen, mit dem Sie sich anlegen? Meinem simplen Eigennutz können Sie da schon eher vertrauen. Wenn ich oder mein Team Sie aus rassistischen Motiven abknallen sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.“

Nun musste Kerbal tatsächlich lachen. Mit dem angestrebten Wissen im Gepäck ließ es von dem Fahrzeug ab und richtete seinen Machtsinn stattdessen auf die Sturmtrupplerin vor ihn. Ein weiteres Auflachen als ihre Aura vollkommen stumpf ihre Worte wiederspiegelte. Die Frau war einfach ambitioniert und witterte eine Chance an seiner Seite aufzusteigen.

„Sie lesen grade meine Gedanken, oder?“

, fragte sie trocken und Kerbal grinste. Newtau nickte.

„Ich dachte mir, dass Lügen keinen Zweck hätte. Wenn Sie mich wollen, halte ich Ihnen den Rücken frei. Und glauben Sie mir, mit Ihrer Hautfarbe brauchen Sie das.“

Nachdenklich strich Kerbal sich übers Kinn. Einerseits hatte Newtau vollkommen recht. Ein immer wechselndes Team wäre wie corellianisches Roulette. Einem Rolf war er heute Abend begegnet, ein anderer saß auf dem Thron des Gouverneurs. Andererseits war er auch ein Spion und einem festen Team würde es vielleicht leichter fallen Diskrepanzen in seiner Tarnung aufzuspüren. So ambitioniert wie Newtau war, würde sie es sich sicher nicht zwei Mal überlegen, wenn es darum ging, einen republikanischen Agenten ans Messer zu liefern. Andererseits wiederum brauchte er Kontakte, denen er unverfängliche Fragen stellen konnte. Insider, die für ihn Dinge herausfanden, nach denen er selbst nicht offen fragen konnte.

„Deal.“

, sagte der Sith nach kurzem Überlegen und betete innerlich, damit keinen Fehler zu machen. Doch zumindest an diesem Abend hatte die Verbrüderung mit dem Feind schon viele interessante Informationen geliefert.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Gefängnis / Hinterhof ] Kerbal, sowie Corporal Newtaus Truppe und einige Gefängniswärter
 
[ Kolonien / Kelada-System / Umland von Colina ] Kerbal, sowie Corporal Newtaus Truppe

Die Helme der Speederpatrouille blitzten im morgendlichen Licht von Keladas Sonne, während die sechs Gestalten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die schlammige Straße fegten, die irgendwo hinter dem Horizont zu Antares‘ Minen führen musste. Wie immer, wenn er im ‚Dienst‘ war, trug Kerbal seine blauschwarze Zivilistenuniform, doch diesmal schwebte ihm immerhin nicht die DRK-1 Drohne des Gouverneurs im Nacken. Natürlich war er sich darüber bewusst, dass Antares auch so in der Lage war, das Geschehen haarklein über seine Bodycam, oder die einer der Mitglieder von Corporal Newtaus Trupp zu verfolgen.

Seit ihrem Überfall auf die Rebellenfarm waren vielleicht drei Tage vergangen und Kerbal hatte die Zeit genutzt, um erste konkrete Maßnahmen gegen die imperiale Besatzung des Planeten einzuleiten. Noch am selben Morgen hatte er sich daran gemacht die gestohlenen Erinnerungen des Gefangenentransporters mit Wetterdaten der letzten Wochen abzugleichen. Es hatte eine Weile gedauert, doch schließlich war er zu dem Schluss gekommen, dass alle vier Tage zu etwa der selben morgendlichen Zeit eine Gruppe Gefangener in das Fahrzeug gepfercht und in die Minen gekarrt wurden. Dieses Wissen hatte Kerbal dann umgehend in eine Belgrr-Horn Statuette gebannt und in einer alten Pogoya-Verpackung am Boden der Hauptverkehrsader Colinas hinterlassen.

Den Rest der Zeit war er einer anderen Spur nachgegangen, auf die das Gespräch mit Rolf ihn gebracht hatte. Dass der Mensch mit ‚bleicher Mathefreak‘ einen Givin gemeint hatte, war nicht schwer zu erraten gewesen. Deutlich komplizierter jedoch herauszufinden, ob der Mann tatsächlich nützliche Informationen über die Bibliothek bereithielt, die das Risiko wert waren, ihn aufzusuchen. Beinahe zwei Tage hatte Kerbal in abgerissenen Klamotten die nichtmenschliche Unterschicht Colinas erkundet, bis er jemanden gefunden hatte, der ihm Informationen hatte geben können. Doch zur vollen Zufriedenheit des Sith hatte sich der Aufwand gelohnt!

Pel’ord’ath war vor langen Jahren tatsächlich als Bibliothekar tätig gewesen und damals auf bislang unbekannte Weise den Fängen des Imperiums entronnen. Seitdem hatte er hier in Colina als Straßenhändler sein Dasein gefristet, bevor er erst neulich im Zuge von Antares‘ Razzienkampagne festgenommen worden war. Die junge Enkelin, mit der der alte Givin gelebt hatte, war von wohlmeinenden Nachbarn aufgenommen worden. Alles in allem waren dies genug Informationen, dass Kerbal die Spur weiterverfolgen konnte. Ein ehemaliger Bibliothekar war genau was er brauchte, wenn er auf die Informationen der Bibliothek zugreifen wollte, ohne sie als Rückzugsort für Colinas Nichtmenschen zu kompromittieren.

Heute Morgen ging es jedoch um etwas anderes. Unter dem Vorwand Pläne für die Enteignung weiterer Farmen zu schmieden, hatte er sich zu Corporal Newtau ins Gefängnis begebenen. Dort hatten sie noch keine halbe Stunde gesprochen, als ein panischer Notruf des neusten Gefangenentransports sie ereilt hatte. Natürlich hatte Kerbal sich freiwillig gemeldet, um die Früchte seiner Arbeit zu begutachten. Und sich so nach Möglichkeit in die sicherlich folgenden Ermittlungen gegen die nun wieder offener agierenden Rebellen einzumischen.

Mit einem vernehmlichen Aufheulend er Repulsorantriebe senkte die Patrouille ihre Geschwindigkeit, als in der Ferne etwas in Sicht kam. Rasch zog Kerbal seinen Feldstecher hervor und sah, dass es sich beim schwachen Blitzen von Metall tatsächlich um den schon bekannten Gefangenentransporter handelte. Auch die Sturmtruppen hatten den Ort des Geschehens entdeckt und so begannen sie sich der Sache langsam zu nähern. Mit einem Zischen erwachte Kerbals rote Lichtschwertklinge zum Leben. Natürlich wusste er, dass die Rebellen längst über alle Berge sein mussten. Doch seine Begleiter konnten sich das natürlich nicht denken.

Der Ort des Überfalls sah martialisch aus. Die Rebellen hatten, so interpretierte Kerbal die Hinweise, unter einer kleinen Brücke Sprengfallen positioniert. Zumindest wenn man die verstreuten Trümmer der Pogoyakisten als solches bezeichnen wollte. Diese mussten mit Passieren des Transportfahrzeugs explodiert sein, woraufhin die Angreifer hinter einem nahegelegenen Hügel hervorgekommen und zum Angriff übergegangen sein mussten. Der Transporter selbst war völlig zerstört. Die Vorderreifen waren von der Explosion zerfetzt worden und wo die Rebellen die Ladeklappe aufgeschweißt hatten, glühte das Metall noch immer schwach im Morgenlicht. Und natürlich waren da die Leichen.

Ein halbes Dutzend imperiale lagen um das Fahrzeug verteilt im Schlamm. Die meisten wiesen Charakteristische Blasterwunden auf, doch einer von ihnen war allem Anschein nach von einer Vibroklinge gefällt worden. Einen leisen Gewissensbiss musste Kerbal dann doch unterdrücken, als ihm einige bekannte Gesichter unter den Toten auffielen. Zwei der Imperialen, mit denen sie vor wenigen Tagen noch Würfel gespielt hatten, lagen mit anklagend starrenden Augen auf dem Rücken und Rolf der Gefängniswärter saß noch immer am Steuer des Transporters, wo ein Blasterbolzen ihm sauber den Hinterkopf entfernt hatte.

Am schwersten traf Kerbal jedoch der Anblick der einzigen Rebellenleiche. Es war einer der beiden Niktos, die sie vor wenigen Tagen an der Farm überwältigt hatten. Offenbar war er nicht richtig angeschnallt gewesen und hatte sich schlicht das Genick gebrochen, als die Brücke in die Luft gesprengt worden war. Noch immer lag er mit einem leichten Ausdruck der Überraschung im Gesicht im Laderaum des Fahrzeugs, den Kopf in einem seltsamen Winkel verdreht.

Während Kerbal den Ort des Geschehens abschritt, blieb seine Miene steinern. Dies hier war Krieg und hier lagen seine unvermeidlichen Opfer. Dies war sein Werk und dazu musste er stehen. Nein, er musste es sogar bejubeln und danach streben, das nächste Mal doppelt so viele imperiale Opfer zu fordern! Tief holte der Sith Luft, bevor er sich an die Sturmtruppen wendete, um einen unvollständigen Bericht seiner Erkenntnisse mit ihnen zu teilen. Heute würden sie Rebellen jagen. Auch wenn er natürlich darauf achten würde ihren Erfolg gründlich zu sabotieren.


[ Kolonien / Kelada-System / Umland von Colina / Überfallener Gefangenentransporter ] Kerbal, sowie Corporal Newtaus Truppe
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada –Kelada City – Verwaltungsgebäude – Büro des Gouverneurs] Anthony Antares


In Kelada angekommen und einen angenehmen Schlaf hinter sich, saß der sich auf seine heutige Rede vorbereitende Gouverneur in seinem schlichten, aber dennoch bequemen Bürostuhl. Draußen schien die Sonne, doch Anthony hatte keine Zeit dazu, jene zu genießen, einen nachdenklichen Blick nach draußen zu werfen und sich von ihr inspirieren zu lassen für seine Landschaft, für die Sonne seiner Landschaft. Viel mehr prallte seine zur Faust geformte Hand auf den edlen, aus Massivholz angefertigten Schreibtisch. Zuvor informierte der Commander über eine erneute Rebellenaktivität. Laut seinem Bericht sei ein Sklaventransporter, der sich auf dem Weg zum Neutroniumvorkommen befand, überfallen worden. Details sind keine bekannt. Ursprünglich hatte Anthony geplant, den Spalt zwischen Menschen und dem Nicht-Menschen-Geschmeiß zu vergrößern, die Nicht-Menschen weiter zu unterdrücken und Stück für Stück auszurotten. Das sollte in der anliegenden Rede den Menschen klug eingetrichtert werden. Manchmal aber, da ändern sich Pläne. Keladas Industrialisierung stand noch nie zur Debatte, doch bei der Priorisierung von entweder der Unterdrückung der Nicht-Menschen oder der Bekämpfung der Rebellen gab es bisher keine eindeutige, konsequente Entscheidung. Mit der kommenden Rede sollte diese Entscheidung aber getroffen werden. Die Dissidenten gehören ein für alle Male vernichtet.

Später, am Nachmittag, war es dann so weit. Wo einst noch der große, wuselige Marktplatz von Kelada-City war, patrouilliert von der ein oder anderen Patrouille, wurde im Laufe des Tages ein großer Sicherheitsbereich errichtet. Eine große Bühne, ausgestattet mit einem Rednerpult und einer Rückenwand, die aus einem großen Hologramm bestand, das das imperiale Symbol darstellte, am Rande des Marktes ermöglichte jedem anwesenden Zivilisten, den Gouverneur zu sehen, und Lautsprecher versicherten, dass auch jeder sein Wort hören würde. Zwischen vielen Absperrungen marschierten Sturmtruppen, waren Scharfschützen auf Hausdächern positioniert und sogar drei AT-ST Kampfläufer im Einsatz, um auch den letzten Dissidenten vom unklugen Gedanken abzuhalten. Alle warteten gespannt darauf, dass der Gouverneur auf die Bühne trat, ungewiss über das, was er zu sagen hatte.

Dann war es aber so weit. Über die Treppen seitlich der Bühne näherte sich Anthony Schritt für Schritt dem Rednerpult, während unter den Zuschauern, besonders den Menschen, großes Jubeln und Klatschen ausbrach. In Kelada-City zumindest schien Anthony und die imperiale Regierung unter der Mehrheit recht beliebt zu sein. Als der Gouverneur schließlich am Rednerpult angekommen war, stützte er sich an jenes und überblickte, unbeirrt durch alle Umstände, stolz die klatschende Masse, sein Volk. Nach etwa einer Minute verstummte dann das Klatschen und entwickelte sich in Neugier. Neugier darüber, was der mächtige Herrscher Keladas zu sagen hätte. Mit einem kräftigen Einatmen begann der Gouverneur seine Rede. Das Hologramm projizierte jenen, gut sichtbar für alle, und die Lautsprecher beschallten alle Anwesenden mit seiner Stimme.


Anthony: „Brüder und Schwestern, loyales Volk des großen Galaktischen Imperiums… Stabilität und Ordnung sind nichts, was sich verhandeln lässt! Stabilität und Ordnung, das sind die wichtigsten Bestandteile des Fundaments, das als einziges Wohlstand, Stärke, Einigkeit und das Überleben unseres Planeten ermöglicht. Das ist das Fundament unseres Imperiums.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Anthony mit einer leicht wütenden Stimme und schnell aggressiv werdender Gestik fort. Das Hologramm zeigte Videomaterial, das unter anderem die brutal zugerichteten Leichen des Überfalls auf den Sklaventransporter zeigte, sowie generell die bisher erlittenen imperialen Verluste dramatisch zur Schau stellte.

Anthony: „Immer wieder aber entscheiden sich Terroristen, Terroristen, die sich selbst als Widerstand verstehen, dazu, gegen unsere Ordnung vorzugehen, um die Stabilität auf Kelada zu zerstören. Getarnt in der Unterwelt und bewaffnet mit Lügen, leugnen sie das, was unser Volk bisher erreicht hat, und bekämpfen unser Streben nach Frieden, unser Streben danach, unser Fundament für ein friedliches und prosperierendes Kelada erhalten zu wollen. Sie stellen das System in Frage, das die Unordnung, Korruption und Verkommenheit der alten und neuen Republik über Bord geworfen hat. Das Imperium fegt falsche soziale Konstrukte zugunsten klarer Regeln beiseite, die für alle klar und absolut sind. Die uns allen ein Zusammenleben ermöglichen, das allen kommenden Generationen ein würdiges und anständiges Leben in Sicherheit garantiert.

Erneut legte der Gouverneur eine kurze Pause ein, in welcher die Majorität der Zuschauer erneut in Jubel ausbrach, und vereinzelt jene gewaltvoll, im Schutze des Jubels und Klatschens, entfernt und verhaftet wurden, die ihre Abneigung gestikulierten. Anthony wurde zunehmend aggressiver bei seiner Rede. Reden formte sich in Fluchen um, Fluchen in Schreien. Der Hass war ihm ins Gesicht geschrieben und deutlich spürbar. Doch genau das war es, was die Masse brauchte. Sie brauchte Emotionen, einen Schuldigen, auf den sie ihre Emotionen abladen konnte, einen klar definierten und unter terroristischem Widerstand definierten Feind. Natürlich aber auch das Imperium als Helden und Beschützer, der zukünftig noch konsequenter gegen den Feind vorgehen würde. Augenscheinlich und klar hörbar schien Anthony die Emotionen seiner Zuhörer freizusetzen.

Anthony: „Revolutionäre…Verräter…Dissidenten, Terroristen und Wilde, die sich unserer Ordnung nicht beugen, sondern versuchen, ihre Anschläge auf jene mit unseren Leben zu bezahlen und die imperiale Autorität herausfordern, werden ein gnadenloses Ende erreichen.

Während Anthony sprach, projizierte die riesige Hologramm-Wand Videomaterial, aufgenommen während der Enteignung von Farmen. Es wurde der Masse als erfolgreiche Razzien auf Widerstandskämpfer verkauft. Sie schienen es zu glauben.

Anthony: „Der Terrorismus der Dissidenten zeigt nicht, dass sie etwas Besseres wollen, er entlarvt, dass sie etwas Besseres, dass sie die imperiale Ordnung ablehnen und ihre moralische Korruption mit Stolz zur Schau stellen, mit Stolz für Vernichtung und Gewalt stehen, und mit Stolz das wieder herstellen wollen, wovon wir uns mühevoll gelöst haben. Sie wollen das Ende von Kelada, das Ende von uns allen! Doch müssen wir alle uns entschlossen zur Wehr setzen, wenn wir überleben wollen, wenn wir nicht die letzte zivilisierte Generation auf Kelada sein wollen. Zur Wehr setzen gegen diesen Tumor und ihn großzügig herausschneiden! LANG LEBE DAS IMPERIUM!

Völlig außer Atem beendete der Gouverneur seine Rede, woraufhin er die versammelte Masse überblickte und ihrem Zuspruch lauschte. Das Jubeln und Klatschen war noch viel lauter als am Anfang. Er hat vollkommen ins Schwarze getroffen. Er musste nur hoffen, dass seine Rede sich auch in den Reihen der Unterwelt rumsprach. Das Jubeln schien nie zu enden, doch Anthony entschied sich dazu, die Bühne zu verlassen. Umzingelt und im Schutze seiner Leibgarde betrat er seinen Transporter, der ihn wieder zum Verwaltungsgebäude brachte. Auf dem Weg dorthin kontaktierte er den Commander, dessen Hologramm erschien und, der aufmerksam entgegennahm, was Anthony sagte. Anthony wies ihn an, so schnell wie möglich hier und da Razzien und andere militärische Einsätze zu organisieren, um der Unterwelt jene als auf die Rede folgende Maßnahmen zu verkaufen, um von der vollkommen in Gang gesetzten Infiltration, die zuvor eher schleichend voran ging, abzulenken und den Fokus der Terroristen auf die Scheineinsätze gegen sie zu lenken. Blaise nahm die Weisung mit einem Nicken entgegen und machte sich an die Arbeit, wobei der Gouverneur noch hinzufügte, dass er Kerbal befehlen würde, sich nun endlich dem Infiltrationsvorhaben anzuschließen.

Am Verwaltungsgebäude angekommen traf Anthony
Präfektin Foss an. Sie gratulierte ihm zur erfolgreichen Rede, was mit einem sanften Lächeln und Händeschütteln entgegengenommen wurde. Gemeinsam speisten beide, wobei Foss stellvertretend für den Präfekten von Colina über den Vorfall hinsichtlich des Parasitenbefalls der Pogoyafrüchte sprach. Zuerst erwähnte sie, dass es deswegen aktuell einen verkraftbaren Einsturz bei der Bereitstellung neuer Pogoyafrüchte gab, der sich aber wieder beruhigen sollte. Danach fuhr sie damit fort, dass gemeldet wurde, dass eine Hand voll infizierter Früchte gestohlen wurden, vermutlich von Widerstandskämpfern, aber Sicherheitskräfte kümmern sich darum. Die gute Nachricht und der Grund für die vorhergesagte Beruhigung der Versorgung mit den Früchten, erwähnte sie zuletzt. Die Sicherheitszone wurde aufgehoben und die Farm freigegeben, was alle anderen Farmer erleichtern sollte. Etwas verwundert, dass der Commander, der ursprünglich für die Sicherheitszone um die Farm verantwortlich war, nicht derjenige war, der ihm das berichtete, nahm er es dennoch zufriedenstellend zur Kenntnis und genoss zusammen mit Foss das Essen.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude - Besprechungssaal] Anthony Antares, Escara Foss
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada –Kelada City – Verwaltungsgebäude – Besprechungssaal] Anthony Antares, Escara Foss


Nachdem Foss und Anthony ihr gemeinsames Essen abgeschlossen haben und sich die Wege wieder trennten, kontaktierte Anthony, angekommen in seinem Büro, Darth Kerbal. Mit Leichtigkeit hatte die kleine, schwarze Sonde das "Tier" aufgespürt und sich vor ihm platziert, um das Hologramm des Gouverneurs abzuspielen. Ohne wirkliche Begrüßung fiel er mit der Tür ins Haus.

Anthony: „Ich habe neue Befehle für Sie. Die Infiltration der Dissidenten ist im vollen Gange…und sie werden helfen. Melden Sie sich beim Commander, damit er Ihnen genauere Details geben kann.

Zufrieden und mit geballter Faust fügte der Gouverneur noch hinzu:
Anthony: „Die Zeit ist jetzt gekommen! Nicht mehr lange und dann ist der Untergrund so sehr aufgeweicht, dass er in sich selbst zusammenbricht!“

Nach der kurzen Befehlsvergabe stieg die Sonde in die Höhe und flog leise summend wieder davon.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude - Büro des Gouverneurs] Anthony Antares
 
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[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Weit weg und ganz nah ] Kerbal, sowie andere Bargäste

Sein Gesicht in den Schatten seiner Kapuze verborgen, lauschte Kerbal den hasserfüllten Worten des Gouverneurs von Kelada. Der abgerissene Kapuzenponcho und der rote Schimmer seines Gesichts aus den Schatten heraus verbargen ihn an diesem so gut wie eine militärische Tarnvorrichtung. Sein Glas mit Bier, das vor ihm auf dem Tisch stand, war unangetastet und hatte mittlerweile den Großteil seiner Schaumkrone eingebüßt. Es kümmerte ihn nicht, war es doch bloß ein Vorwand, um in der stillen Ecke der ‘Weit weg und ganz nah’ unbehelligt sitzen zu können. Es war ein klobiger Name für eine Bar mit derart verruchter Kundschaft, doch hatten die Gangs sie vermutlich irgendwann einfach für sich vereinnahmt - zur Hölle mit dem, was sie zuvor gewesen war.

Die Stimmung in der Bar war angespannt. Die Gäste - ausnahmslos Aliens, da die Menschen früher an diesem Abend per Dekret des Barkeepers vor die Tür gesetzt worden waren - starrten mit starren Mienen auf den kleinen Holofernseher, auf der die Fratze Antares’ allen Dissidenten, Terroristen und ‘Wilden’ ein gnadenloses Ende versprach. Die Aufnahmen eines frenetisch klatschenden - menschlichen - Publikums und die Bilder von enteigneten und festgenommenen Aliens machten auch für den dümmsten Anwesenden klar, wen genau der geifernde Faschist im Fernsehen damit meinte.

Finsteres Murmeln der Bargäste untermalten die düsteren Worte des Gouverneurs. Kerbal spürte die Angst durch den Raum wabern, die die Implikationen der Rede in den Anwesenden auslösten. Wenn ihnen noch nicht klar war, was genau mit ihnen passieren würde, wenn Antares freie Hand gelassen würde, wussten sie doch, dass dies nichts Gutes sein konnte. Mit einem gedonnerten ‘Lang lebe das Imperium’ beendete der Gouverneur seine Rede und auch das letzte Gemurmel im Raum verstummte. Noch immer übertrug der Holofernseher den Applaus des Klatschviehs, doch über die Bar hatte sich Grabesstille gelegt.

Plötzlich zerriss die misstönende Jingle des
verantwortlichen Senders das Schweigen und das Bild schaltete vom Gesicht des Gouverneurs in ein Nachrichtenstudio. Beflissen begann der Moderator die wichtigsten Punkte des Gesagten zu wiederholen, bevor er damit schloss, dass Berichte über während der Rede verhaftete Protestierende nicht zu glauben seinen. Erneut regte sich Unmut in der Bar - die Lüge war einfach zu offensichtlich - doch dann geschah etwas Unerwartetes. Mit einem Flackern wurde die Übertragung umgeschaltet und eine neue - diesmal verzerrte - Stimme erfüllte den Raum. Neugierig horchte Kerbal auf und stellte erfreut fest, dass sich grade der Widerstand zu Wort meldete! Bilder der imperialen Greuel flimmerten über den Holobildschirm, der die Anwesenden erneut verstummen ließen. Die ersten gezeigten Situationen waren Kerbal bekannt - immerhin hatte er selber an mehr als einer Razzia teilgenommen - doch dann biss auch er vor unterdrückter Wut die Zähne zusammen. Transporter voller nichtmenschlicher Leichen, zusammengekettete Minenarbeiter…der Gouverneur, wie er einen Twi’lek ermordete. ‘Tod dem Gouverneur’, skandierte die Stimme im Fernsehen und Kerbal hörte, wie der Ruf in der Bar vereinzelt aufgenommen wurde. Hier und da schlug die schwelende Angst in Wut um, die jedoch noch keinen Ausweg fand und sich stattdessen nach innen fraß.

Das Rebellenprogramm endete und erneut erschien das selig lächelnde des unwissenden Moderators. Doch seine Worte gingen in dem lauter werdenden Gemurmel der Bar unter. Rasch nachdenkend blickte sich Kerbal um. Hier bildete sich grade ein Pulverfass mit einem gefährlichen Potential. Vielleicht war es ja möglich, dass… Flüchtig streifte Kerbals Blick eine herrenlose Brandweinflasche, die unbeaufsichtigt hinter den meisten Anwesenden auf einem Tisch stand. Verstohlen bewegte er seine Hand unter seinem Poncho und schon wirbelte das Behältnis durch die Luft. Splitternd zerbrach sie am Holomonitor, genau über einem Bildnis des Gouverneurs, und entleerte ihren Inhalt über dem Gerät, das postwendend einen Schwall Funken ausstieß und düsteren Rauch erbrach. Allgemeiner Jubel brandete auf und jemand schrie:


“Antares’ Tod!”

Ein Ruf, den diesmal auch andere Anwesenden aufnahmen und binnen weniger Sekunden war der Raum erfüllt mit brüllenden Aliens und sich gen Decke reckenden Fäusten. Über den Lärm hörte Kerbal den Wirt, der lautstark nach Ruhe rief - vermutlich wollte er kein weiteres Inventar an die aufgebrachte Meute verlieren - doch er blieb ungehört. Oder vielleicht auch nicht vollkommen, denn trotz der ausbleibenden Stille wandten sich die ersten zur Tür, um ihren Unmut nach draußen zu tragen. Rufend und stampfend wandte sich die Meute zum Gehen und mit einem verstohlenen Lächeln schloss Kerbal sich ihnen an, vor dem inneren Auge immer wieder sehend, wie der Gouverneur den wehrlosen Zwangsarbeiter erschoss. Mit einer Handbewegung schob der Sith sein Halstuch hoch und band es sich um Mund und Nase, um seine Züge zu verbergen. Antares würde in der Tat sterben müssen - doch zunächst galt es, seine Regierung zu destabilisieren.

“Antares’ Tod! Antares’ Tod!”

, schrie die Menge aus Nichtmenschen nun in der kühlen Nachtluft Colinas und immer mehr Bewohner der Stadt schlossen sich der spontanen Demonstration an. Noch ließ die faschistische Staatsmacht sich nicht blicken, doch schon blinkte die erste Pyrotechnik in den Händen der Teilnehmer auf. Besorgt stellte Kerbal jedoch fest, dass die menschliche Spezies sich so gut wie gar nicht blicken ließ. So viel also zur Solidarität.

“Antares’ Tod! Antares’ Tod!”

, skandierte Kerbal unter seiner Kapuze hervor, um in der sich stetig weiter aufladenden Menge nicht aufzufallen. Es fühlte sich gut an seinen Frust mitsamt seiner Faust in die Höhe zu stoßen und ihn in die Nacht hinauszubrüllen. Die Häuserfronten wurden von flackerndem Licht erhellt und Sprechchöre brachen sich immer lauter Bahn.

Die Faschisten erwarteten sie am Platz des Imperialen Friedens. Mehrere Reihen
schwarz gekleideter Soldaten mit transparenten Schutzschilden blockierten den Durchgang und drohten den auf sie zukommenden Demonstranten mit schweren Schlagstöcken. Weitere Sprechchöre von ‘Haut ab! Haut ab!’ und ‘Schämt euch!’ mischten sich unter die stetigen Rufe nach dem Tod des Gouverneurs, doch noch schien die aufgebrachte Menge zu zögern, sich mit den Lakaien des Gouverneurs anzulegen. Hier und dort wurden jedoch schon die Vordersten von ihren Hinterleuten gegen die schwarze Wand aus Soldaten gedrückt, die sie wütend fortstießen. Kerbal erkannte das Potential, das sich aufbaute und schaute sich bereits nach einem geeigneten Streichholz um, um die Situation vollends eskalieren zu lassen. In seinem Hinterkopf hörte er eine Stimme, die ihn warnte, dass Eskalation Opfer mit sich bringen würde, doch er wischte sie. Auch Untätigkeit würde zu Opfern führen. Der Unterschied bestand darin, ob sie um ihr Leben kämpften, oder wie Schlachtvieh an den Abgrund geführt wurden.

Vielleicht zehn Meter vor ihm sah er eine Gelegenheit. Eine junge Natolanerin wurde von den hinter ihr Stehenden gegen den Schild eines Soldaten gedrückt, der sie unwillig, jedoch nicht allzu hart von sich stieß. Im selben Moment packte Kerbal mit der Macht zu und unter dem Gewicht seiner Gedanken ging sie gelähmt zu Boden. Die umstehenden Demonstranten, die annahmen, der Trooper hätte ihr etwas angetan, brüllten wütend auf und begannen en masse auf ihn einzudringen. Während ein Gefecht aus Schubsen und Stoßen entbrannte, wiederholte der Sith das Manöver noch an ein paar weiteren Stellen und stellte zufrieden fest, dass die Temperatur sich langsam aber sicher ihrem Siedepunkt näherte. Erneut sah er sich suchend um, bis sein Blick an einigen lose aussehenden Ziegeln der Hausfassade über den Soldaten hängen blieb. Unter seinem Poncho streckte Kerbal die Rechte aus, griff mit der Macht zu und im nächsten Moment ging ein Regen aus schweren Steinen auf die Soldaten nieder.

Eine Handvoll taumelte und einer ging mit eingedelltem Helm zu Boden. Und nun war es an den Imperialen wütende Schreie ausgestoßen. Ein Offizier rief etwas und dann sprachen die Schlagstöcke. Binnen Sekunden war das Chaos perfekt und eine wahre Straßenschlacht entbrannte. Demonstranten schrien, Steine flogen und Pyrotechnik explodierte. Doch Kerbal war noch nicht am Ende. Unauffällig stahl er einem, mit einem Soldaten ringenden, Nikto einen gefährlich aussehenden Böller vom Gürtel und machte sich dann auf den Weg zum Zentrum der Verteidigungslinie. Mit der Macht vergewisserte er sich unbeobachtet zu sein, bevor er den faustgroßen, ein wenig an einen Thermaldetonator erinnernden, Feuerwerkskörper anzündete und den vielleicht zwei Meter vor sich stehenden Soldaten vor die Füße warf. In seiner Rechten sammelte er die Macht und wartete, um genau den richtigen Moment zu erwischen. Dann, als das Ding farbenfroh explodierte, stieß er seine Hand unter seinem Poncho nach vorne und lenkte den Machtstoß direkt unter die Soldaten. Überraschte Schreie von wurden von allen Seiten laut, als ein halbes Dutzend von ihnen von den Füßen und nach hinten gerissen wurden. Augenblicklich strömten Demonstranten in die Bresche und im nächsten Moment stürmten Dutzende von ihnen auf den Platz. Jubel erhob sich, dann Schmerzensschreie, als die Imperialen, denen die Situation zu entgleiten drohte, nun begannen, mit brachialer Gewalt vorzugehen.

Nun Kerbal hatte genug getan. Still und heimlich zog er sich in Richtung der ‘Weit weg und ganz nah’ zurück, wo er sich in eine Seitengasse druckte und auf den Weg zu seinem Speederbike machte. Dort angekommen, zog er sich um und machte sich zum Abflug bereit, als er plötzlich das inzwischen widerlich-vertraute Sirren der DRK-1 Drohne vernahm. Unvermittelt erschien das blau schimmernde Holo des Gouverneurs, der grußlos blaffte, neue Befehle zu haben. Es ging ihm darum, dass Kerbal dabei half, die Dissidenten zu infiltrieren und er sich für Genaueres beim Commander melden sollte.


“Wie Sie befehlen, Gouverneur.”

, gab Kerbal trocken zurück und berührte mit zwei Fingern seine Schläfe. Doch Antares war noch nicht ganz fertig. Mit geballter Faust und einem fanatischen Glimmen in den Augen fügte er hinzu, dass die Untergrund schon bald in sich zusammenbrechen würde. Der Sith gestattete sich ein süffisantes Lächeln, doch nicht aus den Motiven, aus denen es erscheinen würde. Wenn Kerbal bei der Sache ein Wörtchen mitzureden hatte, legte der Untergrund grade erst los.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / In der Nähe des Weit weg und ganz nah ] Kerbal, sowie Anthonys DRK-1 Drohne
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Weit weg und ganz nah ] Kerbal, sowie andere Bargäste

Vielleicht zwei Tage, nachdem Gouverneur Antares die Ausschreitungen hatte gewaltsam niederschlagen lassen, saß Kerbal wieder an seinem Tisch der ‘Weit weg und ganz nah’. Die Bar hatte die Ausschreitungen mehr schlecht als recht überstanden. Zwar stand das Gebäude noch, doch hatten Unbekannte die großen Schaufenster eingeworfen und das Etablissement kurzerhand geplündert. Trotzdem hatte der Besitzer sich nicht lumpen lassen und bot ab heute bereits wieder Getränke an. Viele der Stammgäste waren sogar schon zurückgekehrt. So auch Kerbal, der heute jedoch statt rebellischer Agitation ein Projekt des Gouverneurs verfolgte.

Als die Gruppe Sturmtruppen die Bar betrat, musste Kerbal seufzen. Mit einer Bewegung aus dem Handgelenk stürzte er den Shot Pogoyaschnaps hinunter und beobachtete wie sie an der Tür Aufstellung bezogen und ihre E-11 Blastergewehre auf die Anwesenden richteten, die überrascht aufschrien. Ein Sturmtruppler mit Offiziersmarkern trat vor und sagte mit Corporal Newtaus Stimme:


“Hände hoch, Alienschleim.”

Mit fingierter Angst folgte Kerbal der Anweisung und stöhnte frustriert auf, als der Barkeeper, heute Abend ein massiger Aqualish, mit in die Hüften gestemmten Händen hinter seiner Bar hervormaschiert kam. Ein wenig musste er den Mut des Nichtmenschen bewundern, verfluchte jedoch auch die Zivilcourage des Mannes. Das hätte alles so viel einfacher laufen können.

"Hey, mal langsam!”

, polterte der Barkeeper und sah Corporal Newtau aus seinen großen, schwarzen Augen heraus an.

“Die letzte Razzia ist zwei Stunden her! Ihr könnt nicht fünf Mal am Tag hier einmarschieren und meine Gäste belästigen!”

Mit einem lauten knacken entsicherte Corporal Newtau ihre Blasterpistole uns setzte sie dem noch immer ungerührt dastehenden Aqualish auf die Stirn.

“Ich kann und ich werde. In diesem Drecksloch geht schon viel zu lang das organisierte Verbrechen ein und aus. Und jetzt Hände hoch, wenn du einen intakten Kopf einer rauchenden Ruine vorziehst.”

Mit der Macht tastete Kerbal nach den Gefühlen der Sturmtrupplerin und stellte zu seinem Erschrecken fest, dass sie absolut bereit war, ihre Drohung in die Tat umzusetzen. Dies hatte wohl nun auch der Barkeeper begriffen, denn zu seinem immensen Glück bewegten sich seine Hände nun auch von seinen Hüften in die Höhe. Erleichtert atmete Kerbal auf. Er hatte nicht beabsichtigt, dass dieses Manöver unschuldige Opfer forderte und hatte sich schon bereit gemacht, eingreifen.

“So. Allesamt an die Wand stellen.”

, befahl Corporal Newtau und mit weiterhin erhobenen Händen erhob Kerbal sich von seinem Platz. Folgsam stellten alle Anwesenden sich sauber in einer Reihe an einer Wand der Bar auf, die Augen starr auf die renovierungsbedürftige Tapete gerichtet. In der Macht verfolgte Kerbal, wie die Sturmtruppen sich kurz berieten und es dann Trooperin Ada zu fiel, die Gruppe Gefangene einen nach dem anderen abzugehen und allen Handschellen anzulegen. Als die Reihe an einen massigen Herglic kam, musste die Trooperin schließlich lachen.

“Sieh an, Okolo. Haben dich deine schlüpfrigen Schleicheinlagen am Ende doch nicht gerettet. Wir wissen von deinen Gefolgschaften und das reicht in Gouverneur Antares schöner neuer Welt nun auch vollkommen aus, um dich einsacken. Sieh den Rest als Beifang, Dicker.”

Kerbal musste weder herglese verstehen, noch die Macht benutzen, um das frustrierte Ausstoßen von Luft aus dem Blasloch des Aliens korrekt zu interpretieren. Trooperin Ada legte dem Herglic besonders große Handschellen an und widmete sich dem Nächsten. Es dauerte einige Momente, bis Kerbal dran war.

“Und was bist du für einer, Roter? Als Kind in eine Friteuse gefallen, oder war deine Mutter auch so hässlich?”

, fragte sie gehässig - Kerbal spürte die gutmütige Belustigung ihn beleidigen zu dürfen - und der Sith schnaubte.

“Immerhin kann man mein Gesicht auch ohne Helm ertragen.”

, gab er zurück, was ihm - wie verabredet - einen derben Schlag in die Nieren einhandelte. Unter echten Schmerzen aufkeuchend, kippte er zur Seite.

“Hände hoch hab ich gesagt!”

, fauchte Ada, auch wenn sie nichts dergleichen gesagt hatte und versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht, der seine Nase verdächtig knirschen ließ und ihn endgültig zu Boden schickte.

“Faschoschlampe…”

, blubberte Kerbal durch einen Mund aus Blut, doch die Sturmtrupplerin lachte nur.

“Seht her, die Rothaut möchte gerne horizontal in die Mine reisen.”

, sagte sie und jagte dem Sith einen blauen Betäubungsring aus ihrem Blastergewehr in die Brust. Die Welt verschwamm und Kerbal wusste für eine Weile gar nichts mehr.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Weit weg und ganz nah ] Kerbal, sowie andere Bargäste und Corporal Newtaus Squad
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada –Kelada City – Verwaltungsgebäude – Büro des Gouverneurs] Anthony Antares


Der spontan entstandene Aufstand in Colina, entstanden durch klare Lügenpropaganda des Widerstandes, eskalierte vollends. Wo sich anfangs noch eine wütende Meute, bestehend aus Alien Abschaum, auf dem Weg zum Platz des imperialen Friedens bewegte, war jetzt eine Meute, die aggressiv und gewaltvoll gegen die lokalen Sicherheitskräfte anging. Pyrotechnik flog durch die Luft und Steine in Richtung jener Sicherheitskräfte, die gerade noch standfest ihre Stellung mit Schilden verteidigten, jedoch im nächsten Moment zu Boden gerissen wurden. Die Insurgenten machten sich die Situation selbstverständlich zu Nutze und überrannten die gefallene Stellung, prügelten sich durch sie durch und marschierten wütend und brüllend weiter.

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Die Sonde flog davon, doch fing sie, kurz bevor
Anthonys Aufmerksamkeit wieder etwas anderem galt, den Aufstand ein. Er war schon in der Bewegung, um wieder aus seinem komfortablen Bürostuhl aufzustehen, jedoch setzte er sich wieder. Nach kurzem Tippen auf sein Datapad, blieb die Drohne wieder, in der Luft schwebend, stehen und richtete ihre Kamera auf den Aufstand. Neugierig, mit einer Hand am Kinn, beobachtete der Gouverneur das Geschehen. Warum Kerbal nicht eingriff, hat er nicht hinterfragt. Schließlich hatte er andere Befehle und musste für die gerade eben aufgetragenen anonym bleiben. Zusätzliches einmischen in andere Situationen, um sich als Held aufzuspielen, waren auch nicht das, was dem Sith bisher befohlen wurde.

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Weit kamen die Insurgenten jedoch nicht. Die Sicherheitskräfte konnten sie lange genug aufhalten, um der anrückenden Verstärkung genug Zeit zu geben, damit jene am Ort des Geschehens rechtzeitig ankommen konnte. Mit voller Geschwindigkeit raste ein ITT, lackiert in blauer Polizeifarbe und beladen mit Sturmtruppen, die teilweise mit Blastern und teilweise mit Elektroschlagstöcken und Schilden ausgerüstet waren, auf den Platz des imperialen Friedens und kam abrupt etwa 60 Meter vor dem protestierenden Abschaum zum Stehen. Die seitlichen Türen öffneten sich und ein Dutzend Sturmtruppen stürmte hinaus und lief mit ihren Schlagstöcken und Waffen im Anschlag auf die Insurgenten zu. Etwa 40 Meter vor ihnen kamen sie zum Stehen, wobei die mit Schlagstöcken und Schilden bewaffneten Sturmtruppen sich etwas ausgebreitet um die Demonstranten, in einem Halbkreis, positionierten und die Sturmtruppen, die mit ihren Blastern auf die Masse zielten, positionierten sich zwischen ersteren Sturmtruppen. Für einen kurzen Moment kamen die Demonstranten zum Stehen und lauschten unbeeindruckt der lauten Durchsage, die über den Platz hallte, während sich die überwältigten, schwarz gekleideten Soldaten, die nicht bewusstlos und verletzt am Boden lagen, zurückzogen und sich am ITT sammelten und reorganisierten.


Durchsage: „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei! Legen sie sich flach auf den Boden, die Hände hinter den Kopf! Widerstand ist zwecklos!"

Zwei Mal hintereinander dröhnte die Durchsage über den Platz. Doch unbekümmert von der Aufforderung, sich zu ergeben, wurde nach einigen Sekunden, nachdem die Durchsage endete, weitermarschiert. Ein Offizier, gekleidet in die typische Kampfuniform imperialer Offiziere, machte eine Kurze Geste, woraufhin zwei weitere Soldaten, die aus dem ITT heraustraten und mit Granatwerfern bewaffnet waren, synchron Tränengas in die Menge schossen. Während eine der beiden Gasgranaten auf dem Boden ankam, sich anfing zu drehen und dabei weißen Rauch ausstieß, traf die andere Granate einen der Demonstranten am Kopf. Der getroffene Gran brach bewusstlos zu Boden, woraufhin die Masse aggressiv, durch den Einsatz von Gas noch entschlossener, auf die Sturmtruppen zu rannte. Die Elektroschlagstöcke wurden aktiviert, doch ein direktes Aufeinandertreffen wollte vermieden werden, woraufhin ein Blasterhagel, bestehend aus Betäubungsschüssen, auf die Insurgenten abgefeuert wurde. Einer nach dem anderen fiel zu Boden. Bereits nach einigen Metern hatten sie erkannt, dass sie keine Chance haben, drehten um und versuchten in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen. Doch hinter ihnen, etwa 20 Meter entfernt, waren weitere Weißhelme in einer Feuerlinie positioniert, die das Feuer eröffneten und den Abschaum, der in ihre Richtung gerannt kam, betäubten. Ohne weiteren Körperkontakt wurde der Aufstand letztendlich niedergeschlagen. Konsequent und ohne Rücksicht. Direkt schwebten zwei weitere ITTs auf den Platz, um die neuen Gefangenen abtransportieren zu können. Handschelle für Handschelle wurde den betäubten Insurgenten angelegt und Gefangener für Gefangener zum Abtransport in die Transporter gezerrt. Etwa eine Stunde später war der Platz dann wieder geräumt, frei von jeder Spur, die auf einen stattgefundenen Aufstand deuten konnte. Lediglich ein paar verdünnte Reste des Tränengases blieben in der Luft und verschwunden später vollständig, völlig in der Luft aufgelöst.

Dank der intensiven Überwachung öffentlicher Plätze wurde der Aufstand direkt ins Programm des mächtigen Propagandaapparates von Kelada aufgenommen. Bereits nach kurzer Zeit waren Immer wieder Szenen des Aufstandes auf Holo-Werbetafeln zusehen. Betont wurde dabei mit Ton, Schrift und hinzugefügten Illustrationen, die die „heldenhaften“ Beschützer der Ordnung in Szene setzten, die rasche Verwirklichung der Rede des Gouverneurs. Man kann behaupten, dass die Propaganda das Gedankengut des Durchschnittsbürger durchaus positiv beeinflusste. Bisher war die Propaganda laut dem Ressort für Propaganda und Informationskorrektur erfolgreich. In Gebieten, wo Menschen den größten Teil ausmachten, wurde speziell auf sie zugeschnittene Propaganda ausgestrahlt. Wo jedoch Nicht-Menschen den Großteil ausmachten, da wurde weniger rassistische Propaganda verbreitet. Dadurch wurde die Audienz massiv vergrößert, die zum Imperium loyale Bevölkerung erhöht und immer an die Präsenz des Imperiums erinnert. Selbstverständlich gibt es aber auch jene, nicht in kleiner Anzahl, die sich der Propaganda widersetzten, sie durchblicken, generell skeptisch sind und somit nichts glauben wollten. Dabei sind es trotz der Bemühungen meistens Nicht-Menschen. Eine Schande, dass minderwertige Rassen dahingehend intelligenter als Menschen zu sein schienen.

Etwa zwei Tage später: Zwar war es erneut leicht windig, aber die Sonne schien. Ein vergleichsweise, zum Wetter der letzten Tage, guter Tag. Es war Mittag, während der Gouverneur,
sein Stellvertreter, der Commander und der Leiter des Ressorts für Propaganda und Informationskorrektur (RPI) im Besprechungssaal des Verwaltungsgebäudes am langen, massiven Edelholztisch saßen und diskutierten. Anthony stand am langen Ende des Tisches, auf ihn gelehnt, wobei der Rest an der Seite seinen Platz fand. Zunächst ging es um den Vorfall hinsichtlich Kelada Now. Der Vorfall, der vermutlich auch die gestrige Revolte verursachte. Der Leiter des RPI, das den Nachrichtensender Kelada Now betreibt, versuchte, stehend an seinem Platz, sich verzweifelt zu rechtfertigen und erklärte immer wieder, dass nicht klar sei, wie das passieren konnte. Er betonte aber auch immer wieder, unter Druck durch den wütenden Gouverneur, dass sofort Maßnahmen ergriffen wurden, und beschwichtigte leicht schwitzend, dass es nicht so viele gesehen haben können. Die Übertragung sei zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung nur auf Kelada und vereinzelt auf anderen Planeten empfangen worden. Es hätte auch schlimmer sein können. Von der jämmerlichen Herabspielung noch verärgerter machte Anthony den Leiter „rund“, bis er sich wieder beruhigte und mit der Disziplinierung fertig war, woraufhin sich der Leiter erschöpft wieder setzte. Anthony leitete den Schwerpunkt des Kampfes gegen den Untergrund und seinen Widerstandskämpfern ein. Die Infiltration. Mit seinen Händen hinter seinem Rücken verschränkt, ausgestreckter Brust und einem musternden Blick erhoffte er sich einen positiven Bericht des Commanders. Den sollte er auch bekommen. Blaise erhob sich, wischte einmal über sein Holopad und begann, als sich sein Blick dem Gouverneur widmete. Zuerst ging er auf die Operation ein, die Kerbal involvierte. Eine gespielte Festnahme, der anschließende Abtransport in die Minen, eine daraufhin geplante Befreiung eines Mafiabosses, der in der Mine arbeitet. Schlussendlich soll die Infiltration dieser Mafia folgen. Hinzufügten tat Blaise noch, dass der erste Schritt bereits im Gange sei. Nachdem Anthony mit einem Nicken sein Verständnis ausdrückte, den Commander belobigte und das radikale und knallharte Vorgehen bei der Revolte in Colina willkommen hieß, wollte er noch vom allgemeinen Status der Infiltration hören. Erneut wischte der Commander über sein Datapad. Er versicherte energiegeladen, dass ausgezeichnete Fortschritte errungen wurden, wenn man den Aufwand dieses Unternehmens betrachtete. Bereits eine Hand voll rekrutierter Informanten konnte in potenzielle Untergrundgruppen eingeschleust werden. Solange noch keine eindeutige Bestätigung vorlag, dass es sich hundertprozentig um illegale Untergrundgruppierungen handelte, konnte man sich zwar nicht sicher sein, doch der Großteil der bisher erhaltenen Berichte der Informanten schien aussichtsreich. Zuletzt kam noch Vizegouverneur Nost zu Wort. Nüchtern berichtete er, dass es sich bei den bei der Revolte festgenommenen Subjekten ausschließlich um Nicht-Menschen handelte, die zum Gefängnis und anschließend zur Mine gebracht wurden, und fügte noch hinzu, dass der Ursprung der Revolte die Bar „Weit weg und ganz nah“ war. Nost empfahl, die Bar einer Untersuchung zu unterziehen. Anthony bestätigte und ließ alle Anwesenden wissen, dass er persönlich der Bar einen Besuch abstatten würde. Sie war sowieso ein Dorn im Auge der Polizeibehörde. Letztlich berichtete Nost noch, dass die Arbeiten am Gefängnis nun vollständig abgeschlossen wurden. Von einer kleinen Garnison in Colina konnte man nun sprechen.

Das Meeting war beendet und alle Beteiligten nahmen ihre Wege und gingen ihren Zuständigkeiten nach. Während sein Shuttle auf Anthonys Anweisung hinweg startklar gemacht wurde, um erneut nach Colina zu fliegen und der Bar einen Besuch abzustatten, nahm der Gouverneur an einem der Stühle im Besprechungssaal platz. Er lehnte sich auf den Tisch, verschränkte seine Hände vor sich auf dem Tisch und drehte Daumen, während er sich ein paar Minuten zum Nachdenken genommen hat. Schließlich beschloss er, wieder aufzustehen und Richtung Waffenkammer zu gehen, um seine Blasterpistole auszurüsten.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada – Kelada-City – Verwaltungsgebäude - Waffenkammer] Anthony Antares
 
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[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Weit weg und ganz nah ] Bo

Düster brummend wischte Bo mit einem zuvor eingeweichten Mop über den besudelten Boden seiner Bar. Obwohl die Imperialen die ‘Weit weg und ganz nah’ heute schon einmal einer Razzia unterzogen hatten, waren sie wiedergekommen. Und diesmal hatten sie sogar einen seiner besten Barkeeper eingesackt! Zusätzlich zu allen anderen Gästen und Personal, die sich zu dieser Zeit in der Bar befunden hatten. Bo lebte nun schon eine ganze Weile auf Kelada - sogar länger als die imperialen Schinder - doch dass es jemals so schlimm gewesen war, daran konnte er sich nicht erinnern.

Frustriert schrubbte der
Cragmoloid über einen Blutfleck, den die Imperialen hinterlassen hatten. Nicht nur hatten sie hier eine beweislose Massenverhaftung vorgenommen, nein, sie hatten sogar einen Gast zusammengeschlagen! Die Sache stank zum Himmel und Bo war zum Schreien zumute, wenn er daran dachte, wie viele seiner Stammgäste die Bar von nun an meiden würden. Wenn es zu einer Festnahme keiner Beweise mehr bedurfte, dann waren auch die ausgeklügelten Verstecke und Hinterzimmer der Bar zu nichts mehr zu gebrauchen! So lange hatte die ‘Weit weg und ganz nah’ als Stammkneipe des organisierten Verbrechens dienen können, eben weil niemand jemals etwas Belastendes hatte finden können. Doch wenn diese Kleinigkeit die Imperialen nun nicht länger interessierte, dann war auch Bos Geschäftsmodell hinfällig!

Ein Geräusch am Eingang ließ Bo aufhorchen, jedoch nicht von seiner Arbeit aufsehen.

“Wir haben geschlossen! Schild beachten!”

, brummte der Cragmoloid ungehalten und tunkte den Mop in den Putzeimer, um den Blutfleck mit einem neuerlichen Schwall Wasser und Seife zu tränken.


“Hände hoch, Alienschleim.”

, ertönte da eine von einem Stimmverzerrer veränderte, doch klar männliche Stimme und Bo konnte sich grade noch davon abhalten vor Wut laut aufzuschreien. Das konnte doch nicht wahr sein! Noch nie hatten die Imperialen öfter als zwei Mal am selben Tag eine Razzia durchgeführt! Doch Bo wusste genau, dass jede unbedachte Handlung in diesem Moment eine gefährliche Sache war und so stieß er lediglich einen Schwall Luft aus seinen drei Rüssel aus. Dann folgte er der Anweisung. Klappernd fiel der Mop zu Boden.

“Umdrehen.”

, gab der Imperiale die nächste Anweisung und Bo befolgte sie langsam, während er sich gleichzeitig zu seiner vollen Größe aufrichtete. Ein Schatten fiel auf den Wortführer des Dutzend Sturmtruppen, die im zerstörten Eingang seiner Bar aufgetaucht waren, als die knappen drei Meter Körpergröße des Cragmoloiden die Deckenlampe verdunkelte. Seine kleinen, roten Augen richteten sich auf den Sturmtruppler und zu seiner Zufriedenheit sah er, wie der Mann einen Schritt zurückwich, bevor er sich wieder im Griff hatte. Grade wollte Bo fragen was genau die Imperialen diesmal von seiner Bar wollten, als ein weiterer Akteur die Bühne betrat.

Überrascht und nun wirklich besorgt, erkannte Bo Gouverneur Anthony Antares, der in diesem Moment, eine weitere Eskorte im Schlepptau, von der Straße in die ‘Weit weg und ganz nah’ einbog. Zwar hatte der Cragmoloid den Gouverneur noch nie in persona gesehen, doch warf er oft genug einen Blick ins Holonet, um über die politischen Entwicklungen Keladas informiert zu bleiben. Dass Antares in diesem Moment vor ihm stand, konnte nichts Gutes bedeuten.


“Guten Abend, Gouverneur. Was kann ich für Sie tun? Bier ist leider grade aus, aber ich kann Ihnen eine Flasche Pogoyaschnaps anbieten.”

, sagte Bo trocken, senkte seine Hände jedoch nicht. Innerlich konnte er sich nicht erklären was genau diesen plötzlichen Anflug von Humor verursacht hatte, doch die Worte hatten seinen Mund verlassen, bevor er sich eines Besseren hatte besinnen können.


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Weit weg und ganz nah ] Bo und Anthony, sowie weitere Sturmtruppen
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada –Kelada City – Verwaltungsgebäude –Waffenkammer] Anthony Antares


Ausgerüstet mit seiner Blasterpistole marschierte der Gouverneur zügig zum Landeplatz, wo sein Shuttle auf ihn wartete. Seine Brustplatte und den Splittershutzhelm rüstete Anthony dieses Mal nicht aus. Zwar war es durchaus ein Risiko, doch wenn die Rüstung zum Einsatz kommt, wäre es eh schon zu spät und seine Leibgarde hätte versagt. Das würde aber niemals passieren. Lieber priorisiert Anthony sein Auftreten. Wenn sich selbst der Gouverneur nur in Kampfmontur in seine Stadt traut, würde das ein falsches Signal aussenden. Am Shuttle angekommen wurde jenes auch schnell, zusammen mit seiner Leibgarde, betreten. Die Rampe fuhr hoch, das Landewerk klappte ein und das Shuttle hob mit einem kurzen Ruckeln ab. Nach ein paar Minuten näherte sich das Shuttle, begleitet von zwei TIE-Jägern, Colina und setzte zum Landeanflug an, woraufhin es auf dem Landeplatz des Gefängnisses landete. Nur wenige Augenblicke dauerte es, bis die Rampe wieder heruntergefahren war, die Leibgarde hinausmarschierte und schließlich auch Anthony aus dem Shuttle trat. Begrüßt wurde er von einem jungen Sturmtruppen-Offizier, der für den Empfang des Gouverneurs seinen Helm abgenommen hat und mit ausgestreckter Brust salutiert. Anthony nickte, woraufhin der Offizier seinen Helm wieder aufsetzte und mit seiner Hand gestikulierte, dass der Gouverneur den hinteren der beiden bereitgestellten ITTs betreten sollte. Ohne zu warten, betrat Anthony den entsprechenden Transporter zusammen mit der Hälfte seiner Leibgardisten, während die andere Hälfte den vorderen ITT bemannten, in welchem auch eine Hand voll normaler Sturmtruppen war.

Der Konvoi brach auf und machte sich auf den Weg zur ‚Weit weg und ganz nah‘. Die Route führte anfangs durch zwei engere Gassen, ging dann aber über die „versenkte“, von Durabeton umfasste und oben offene Schnellstraße, und endete Schließlich nach einer Abfahrt und einer weiteren regulär großen Straße auf dem Platz des imperialen Friedens und dann vor der Bar. Der erste ITT lud die regulären Sturmtruppen ab, welche anschließend mit ihrem Offizier
die Bar und ihren Besitzer, ein Cragmoloid, sicherten. Kurze Zeit später setzte auch Anthony erst einen Fuß aus dem ITT, betrachtete kurz die Umgebung, während er seine Mütze richtete, und dann den zweiten. Mit seiner Todesgarde im Gepäck schlenderte er entspannt, Schritt für Schritt, in die Bar, wobei er sich nach dem Betreten der Bar seine schwarzen Lederhandschuhe von den Händen zog, die schließlich, typisch für Anthony, verschränkt hinter seinem Rücken verschwanden. Die Augen seines völlig nüchtern und neutral aussehenden Gesichts musterten erst das Innere der Bar und anschließend den drei Meter großen Cragmoloid, währenddem sich die Leibgardisten in der Bar und vor ihrem Eingang positionierten und Anthony zu einer Sitzecke neben dem Cragmoloid wanderte.


Anthony: „Ich danke Ihnen für ihr Angebot, …Bo, dann wird es wohl ein Pogoyaschnaps.“

Selbstverständlich hatte sich Anthony nach dem Namen des Besitzers informiert. Die kurze Pause, bevor er seinen Namen sagte, und der Fakt, dass er den Namen sagte, sollte das Gespräch persönlicher machen.

Locker setzte sich der Gouverneur auf das Sofa der Sitzecke, überkreuzte das rechte Bein über das linke und verschränkte seine Hände ineinander auf seinem Schoß. Als der Schnaps fertig war und Bo ihn abstellte, deutete Anthony mit ausgestrecktem Arm und der Handunterfläche auf die Bank gegenüber von ihm.


Anthony: „Gesellen Sie sich doch zu mir und setzen sich.“

Leicht lächelnd griff Anthony nach dem Schnapsglas, nachdem sich Bo auch setzte, und hielt es in die Luft.
Anthony: „Lange lebe das Imperium!“

Nach einem großen Schluck stellte der Gouverneur das Glas erneut auf den Tisch und verschränkte seine Hände erneut ineinander auf dem Schoß.

Anthony: „Nun…Sie können sich sicher denken, dass mein Besuch nicht dem Trinken gilt.“

Eine kurze Pause, in welcher Anthony seinen Blick an Bo vorbeigingen ließ und dann wieder auf ihn richtete, wurde durch die nächsten Worte unterbrochen.
Anthony: „Vielmehr dachte ich mir, dass ich selbst mal nach dem Rechten sehe… Nach den vergangenen Ereignissen und dem, was über ihre Bar gemunkelt wird, haben Sie mein Interesse gewonnen.“

Nach einer erneuten Pause und einem kurzem Durchatmen machte der Gouverneur mit seiner Frage etwas klarer, warum er hier war.
Anthony: „Sie können mir doch sicher von der Revolte von vor einigen Tagen erzählen, die hier ihren Ursprung nahm und zufällig nur aus Nicht-Menschen bestand, nicht wahr?


[Kolonien - Kelada-System – Kelada - Colina – Weit weg und ganz nah] Anthony Antares, Leibgarde, eine Hand voll Sturmtruppen, Bo
 
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