~~~ Lianna-System ~ Lianna-City ~ Shopping-Mega-Plex ~ Karaokebar ~ mit Miranda und Aldridge unter Leuten ~~~
Schallendes Gelächter drang aus Mirandas und Jibrielles Kehlen und schaffte es lautstärkemäßig beinah der lauten Musik und dem mittemäßigen Gesang von der Bühne die Stirn zu bieten. Als sich Jibrielle langsam wieder beruhigte und sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, erzählte Miranda von ihrer frühen und anhaltenden Begeisterung für Musik. Die Jedi war nicht überrascht, schließlich passte all das zu der DJane aus Leidenschaft - und doch lauschte sie gerne. Künstler fand Jibrielle schon immer interessant. Vielleicht, weil sie selbst gerne eine gewesen wäre.
"Zudem kann jeder bis zu einem gewissen Grad das Singen üben da ist nichts dabei. Trotzdem bedanke ich mich für dein Kompliment!"
sagte Miranda und sah Jibrielle irgendwie seltsam an, als hätte eine von ihnen einen Witz erzählt, den nur sie verstanden hat. Oder vielleicht war ihr auch nicht gut, denn gleich darauf verzog sie leicht das Gesicht und bemühte sich darum, etwas ein Wasser zu bekommen, denn eben jenes bestellte sie wenige Sekunden später bei einer der Twi'lek Bedienungen. Die hübsche Blauhäutige, die wirklich noch sehr jung aussah, fragte auch Jibrielle, ob sie noch etwas haben wollte, doch winkte sie ab und zeigte doof grinsend auf ihr noch halb volles Ale.
Plötzlich war Aldridges Kopf neben Jibrielles Schulter. Wann war er denn aufgestanden? Er hatte sich zwischen sie und Miranda gebeugt und erzählte etwas davon, dass Mom und Dad angerufen hätten, dass sie im Urlaub waren und dass sich Miri bei ihnen melden sollte. Mirandas Eltern? Ach genau, kam sie nicht von ... verdammt, dass hatte sie doch erzählt. Sie war jedenfalls nicht von Lianna. Jedenfalls wollten ihre Eltern, dass sich Miranda mal wieder bei ihnen meldet. Offenbar war Miranda nicht sonderlich zuverlässig, sodass ihre Eltern extra ihren Freund anrufen mussten, um sie zu erreichen. Und die DJane schien von dieser Belauerung auch nicht sonderlich angetan, wenn sie auch ihr Bestes tat, sich nichts anmerken zu lassen. Jibrielle tat so, als wäre sie gerade von ihrem Ale abgelenkt und guckte demonstrativ in ihr Glas, gerade so, als schwimme etwas darin, was da nicht hingehörte. Sie wollte auf keinen Fall, dass sie an einem eventuellen Beziehungsstreit dieser beiden teilhaben könnte. Als sich Aldridge schließlich wieder entfernte, wendte sich Miranda leicht entnervt an Jibrielle.
"Typisch für ihn! Diesen "großer Bruder" Komplex wird er wohl nie los."
Jibrielle runzelte leicht verlegen die Stirn, nicht sicher was sie sagen sollte. Sie konnte schon verstehen, wenn sowas nervig war. Vorsichtig setzte sie an.
"Hmmm ja. Das versteh ich. Sowas ist eher ... ungeil."
Ungeil, ernsthaft? Wie beredt, die Frau Jedi. Naja, immerhin traf es den Nagel auf den Kopf. Anscheinend zu gut, denn auf einmal schien Miranda deutlich beunruhigt und schien sich gleich darauf mit ein paar konfusen Sätzen offenbar für die Szene zu entschuldigen. Ein bisschen too much. Jibrielle unterdrückte ein Grinsen, denn Verkorkstheit Mirandas war ihr sehr sympathisch.
Auch wenn sie meist darauf verzichtete, dem Gegenüber allzuviele Komplimente zu machen, um die Sache nicht noch zu verschlimmern. Sie war nicht gut darin, Komplimente zu machen. Sie fühlte sich dieser Art Verhalten aber eben sehr verbunden, tendierte sie doch selbst oft genug dazu, überzureagieren, sich zuviele Sorgen über ihre eigene Dummheit zu machen und merkwürdige Gedanken anderen Leuten über sich zu unterstellen, die sie vermutlich gar nicht hegten. Deswegen zeigte sie anstelle des belustigten Grinsens ein mitfühlendes, beruhigendes Lächeln.
"Anmache? Keine Sorge, sowas hab ich heute schon erlebt, dass geht anders. Ich glaub schon, dass ich dich ganz gut verstehe. Ich rede selbst manchmal Zeug, das eigentlich anders gemeint war."
All das wusste Jibrielle. Und doch wurde ihr anders zumute. Als wünschte sie sich, die Worte bedeuteten etwas anderes. Und das beunruhigte sie leicht. Sie sah, wie zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Abend Mirandas Zeigefinger über ihren Naserücken strich und das schwarze Brillengestell hochschob.
"Und jetzt bekommst du die letzte Chance vor mir weg zu laufen, wenn du es nicht tust wirst du noch viel Spaß mit mir haben müssen! Und vielleicht nötige ich dich noch zum Singen! Ich würde zu gern wissen ob DU deine Unterwäsche klüger als ich gewählt hast! Du weist ja, das grelle Bühnenlicht lügt nicht!"
sagte Miranda und Jibrielle brach in Gelächter aus. Nein. Miranda war einfach eine verdammt lebenslustige Frau, die einen spaßigen Abend haben wollte und aus irgendeinem Grund glaubte, mit Jibrielle konnte man gut Party machen. Zum Glück. Jibrielle nahm vor der jähen Beruhigung, die auf die jähe Beunruhigung gefolgt war, einen großen Schluck Ale und grinste Miranda schief an. Ja verdammt, Karpfe Diem, oder was wie man so schön sagte. LEBEN PUR! Jibrielles Lächeln wurde breiter.
"Weißt du was, ich zeigs dir einfach. Du brauchst mich nicht mal nötigen."
meinte Jibrielle, sprang auf und sprang direkt mit wenigen Hüpfern zum Soundtechniker, flüsterte ihm etwas zu und war schon eine Minute später auf der Bühne.
Schlagartig, in der Sekunde als das Scheinwerferlicht ihr ins Gesicht strahlte, verwandelte sich ihr Übermut in schiere Panik. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie konnte doch gar nicht wirklich singen? Für was sollte das gut sein? Worin genau bestand der Nutzen, sich vor der gesamten Bar zu blamieren? Und da begann auch schon die Musik - und da Jibrielle diese alte, kultige Ballade sehr gut kannte, setzte sie im genau dem richtigen Moment mit der Stimme ein.
Wie auch Miranda zuvor hatte sie ein Lied gewählt, dass im Original eine eher tiefe Frauenstimme hatte, fand sie doch, dass ihre eigene Stimme eben auch eher so mittelhoch oder mitteltief war und tief war immer leichter, oder? Oder? Zeile für Zeile traf Jibrielle die ihr so bekannten Worte auf den Punkt, vollführte die Intonierungen genau richtig - und merkte doch, wie sich über das Publikum die übliche Irrelevanz legte, die nur schlechte Sänger zu spüren bekam. Leichte Verzweiflung setzte ein. Nun hörte sie auch selbst, dass ihre Stimme unmöglich gut klingen konnte. Sie klang wie ein Bär im Stimmbruch oder so - schön war jedenfalls etwas anderes. Wie um den Schmerz und die Demütigung abzukürzen und vorweg zu nehmen, sah sie zum Tisch von Aldridge und Miranda und sah in ihren freundlichen Gesichtern, dass sie dort immerhin anstatt der Häme freundliches Mitleid finden würde. Doch was machte Miranda da? Sie grinste offenbar und gestikulierte, hob den Zeigefinger und deutete mit ihm nach oben. Ihre Lippen formten ein Wort. Sie zwinkerte Jibrielle zu. Höher?
Vor der letzten Strophe kam ein kurzes Gitarrensolo. Jibrielle räusperte sich, atmete tief durch, und als der Gesang wieder einsetzte, sprang ihr Kehlkopf hoch - und ihre Stimme folgte gute zwei Oktaven. Ihr plötzlich hoher Gesang dieses eigentlich tief gesungenen Liedes schien nicht nur viele von denen, die sich in Indifferenz abgewendet hatten, wieder aufschauen zu lassen, sie sah auch hier und da anerkennendes Nicken, hier und da ein Lächeln. Und vor allem hörte sie selbst, dass sie irgendwie ... gut klang. Ha, wer hätte das gedacht. Sie konnte also singen, wenn sie denn nur verdammt hoch sang.
Als schließlich alles vorbei war, verließ Jibrielle so schnell sie konnte die Bühne, hielt sie doch ihr bis zum Hals schlagendes Herz und dieses stechende Pieksen darin nicht mehr aus. Schon von weitem grinste sie Miranda zu und verdrehte über sich selbst die Augen, musste Lachen. Miranda lachte zurück. Und noch während sie sich dem Tisch näherte, wurde ihr instinktiv klar, dass sie diese Frau auf eine Art mochte, die ganz und gar unangemessen war, aus so vielen Gründen. Wegen Aldridge. Wegen Miranda selbst, wegen der Freundschaft, die sie zu finden geglaubt hatte. Wegen ihrem Eid. Und doch konnte sie nicht aufhören zu grinsen. Und so verdrängte sie diese Einsicht einfach eine dunklen Ecke ihres Verstandes. Immerhin war alles okay. Es würde ja nichts passieren - eben wegen all diesen Gründen. Nur würde sie eines gewiss nicht tun: Miranda nach diesem Abend wiedersehen.
"Wow ... so langsam schmeckt mir dieses eklige Zeug sogar."
sagte Jibrielle laut, nachdem sie sich wieder zu den anderen an den Tisch gesetzt und einen gewaltigen Schluck aus dem Glas Ale genommen hatte. Sie wandte sich mit gebleckten Zähnen Miranda zu und sprach ihr wieder ins Ohr, sodass es vermutlich nur sie hören konnte.
"Und wie du gesehen hast, hat man nichts gesehen. Wie denn auch, hab ich doch zum Glück diese magische Schutzweste alias Herrenweste an. Ansonsten hätte man bestimmt etwas von meiner aprikofarbenen ... ähm, Unterwäsche gesehen."
sagte Jibrielle - zum Schluss doch etwas peinlich berührt noch ein bisschen leiser werdend - und musste schließlich wieder über sich selbst lachen. Als sie merkte, dass sie, als sie sich zu Miranda herübergebeugt hatte, unbewusst ihre Hand auf deren Oberschenkel gelegt hatte, zog sie diese vorsichtig wieder zurück. Sie versuchte irgendwie das Thema zu wechseln und fand etwas allseits beliebtes: Ihre Unfähigkeit.
"Also ... wie schlecht war ich, auf einer Skala von eins bis grauenhaft?"
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