~~~ Lianna-System ~ Lianna-City ~ Shopping-Mega-Plex ~ Karaokebar ~ mit Miranda und Aldridge unter Leuten ~~~
Eine total süße Performance, hmm? Ungläubig grinsend lehnte sich Jibrielle mit der Schulter gegen das Polster ihrer Sitzbank und lauschte weiter Mirandas Worten. Wieder war Miranda fast zu freundlich und lobend, fast so, als wären nach ihrer Erfahrung alle neuen Bekanntschaft sogleich kaputt gegangen, wenn sie sie nicht mit Schmeichelein an sich gehalten hatte. Oder war das einfach nur Code für "eigentlich war es mies, aber auf so merkwürdige Art, dass es schon wieder lustig war"? Eine interessante Stimme, Gesangsstunden?
"Oh! Oh nein, bloß nicht. Wenn ich nicht wenigstens angetrunken bin, würde ich vor Scham im Boden versinken."
lachte Jibrielle Mirandas mehr als höflichen weil unmöglich ernst gemeinten Schmeicheleien davon, immerhin hatte sie gerademal am Ende ein paar Töne richtig getroffen. Auf einmal wurde Mirandas Miene ein kleines bisschen - und dabei doch spürbar - ernsthafter und sofort musste Jibrielle - weil sie verdammt nochmal immer instinktiv spiegelte, wenn sie sich unsicher fühlte - auch ein bisschen ernster Gucken. Als sie jedoch sah, dass Miranda etwas auf der Zunge zu liegen schien, schenkte sie der schwarzhaarigen DJane ein erwartungsvolles, offenes Lächeln.
"Sag mal was machst du eigentlich so? Naja so im Berufsleben? Ich rede den ganzen Abend nur von mir. Warum unterbrichst du mich nicht wenn ich mich wie ein Holzkopf benehme?"
"Oh, ich ähm ..."
sagte Jibrielle ruhig, während plötzlich eine Gedankenachterbahn losraste. Mist! Ja klar, was machte sie eigentlich beruflich, hmmm? Hatte sie sich da schon was ach so Cleveres überlegt? Sie konnte ihr ja wohl kaum erzählen, dass sie eine dieser übernatürlichen Kriegern war, die in einem Orden für die neue Republik die Galaxie verteidigten, oder irgend so einen total glaubwürdigen, bescheidenen und unkontroversen Kram. Aber sie anzulügen war ja genauso falsch und wenngleich auch Lügen perse nicht vom Credo verboten war, war es eben doch eigentlich falsch ... wenn nicht gerade Leben auf dem Spiel standen. Naja, immerhin stand das Leben dieses stimmungsvollen Abends auf dem Spiel.
"Also, witzig dass du fragst. Weil ich nämlich ... also ..."
Zu ihrer Rettung kam Aldridge, der schon seit einiger Zeit hin und her getigert war, auf einmal an ihnen vorbei, offenbar relativ verärgert. Und als fürsorgliche Freundin entging Miranda dies auch nicht und so gebot sie Jibrielle mit einer freundlich-entschuldigenden Geste zu warten und fasst ihren Partner zärtlich am Arm, gewiss, um sich zu erkundigen, warum Aldridge so aufgewühlt schien. Jibrielle sah schon ein kleines Zeitfenster für gründliche Überlegungen über ihre Antwort am Horizont aufragen. Wäre da nicht Aldridges krasses, reflexartiges Erschrecken auf Mirandas Berührung gefolgt. Schnell und hart krachte sein Ellenbogen in Mirandas Gesicht. Ein Keuchen ersetze ihren Schmerzensschrei - denn wehgetan hatte das mit Sicherheit.
"Ei!"
stieß Jibrielle leise aus und rutschte gleich aus Besorgnis einen halben Platz näher an Miranda heran, hob die Hände, ohne zu Wissen wohin damit, und dachte daran, wie doof man eigentlich sein musste, um "Ei" zu sagen. Der muskulöse Aldridge entschuldigte sich sofort und reumütig bei seiner Freundin, deren eigentlich schönen Gesichtszüge nun schmerzhaft verkrampft drein schauten. Miranda nahm seine Entschuldigung zwar gleich an, scheuchte ihn aber zurück auf seinen Platz, war sie nun ihrerseits doch verständlicherweise durch den Schmerz verärgert. Jibrielle schaute sie mit großen Augen an, versuchte in dem schlechten Licht zu erkennen, wie schlimm es war. Die Schwarzhaarige aber, ganz die tolle Gastgeberin oder unerschütterliche Powerfrau, versuchte irgendwie nahtlos auf ihre Konversation zurückzuleiten, fragte sogar nochmals nach Jibrielles Job, musste dann aber doch dem Schmerz und der offensichtlich verbogenen Brille nachgeben und bat Jibrielle, sie nach draußen zu ihrem Speeder zu begleiten, um eine Ersatzbrille zu besorgen.
"Na klar."
sagte Jibrielle, zuckte mit den Schultern und deutete ein Lächeln an. Jah, das Aldridge für diese eigentlich ureigene Sorgfaltspflicht erstmal aussetzen musste, war verständlich. Die Jedi-Ritterin stand auf und folge Miranda ein paar Schritte, als diese versehentlich jemand an einem Standtisch stehenden anrämpelte. Sie hatte mit ihrer schlechten Sehqualität ohne Brille wohl wirklich nicht übertrieben - noch dazu in einem so schlecht beleuchteten Club.
"Warte mal."
meinte sie, schob sich vor die DJane und ergriff mit ihrer rechten Hand Mirandas Linke. Mirandas Hand war ein bisschen kleiner als ihre eigene. Und weich war sie.
"Ich gehe vor. Bleib einfach dicht bei mir."
So bahnte Jibrielle den Zweien einen Weg an all den herum- und im Weg stehenden, die Durchgänge an Bar und Tischen verengenden Leuten vorbei, während die Musik, eine laute, aber schön gesungende Ballade von der Bühne durch die stickige Luft schallte. Wenn sie auch alle verfügbare Denkleistung für eine möglichst kollisionsarme Wegfindung aufwenden musste, entging es ihr doch nicht, wie sich mit jedem Schritt auch die Haut ihres Unterarms an der ihren Rieb, wie es unter dem Griff immer Wärmer wurde und sich zwischen den zehn Fingern langsam Feuchtigkeit bildete.
Der hell erleuchtete, fast steriel wirkende Eingangsraum samt Türstehern, dann die Wand aus kühler, klarer Luft, die ihr beinahe wie eine Faust ins Gesicht schlug. Der Speeder war offenbar gleich um die Ecke und die Leute standen hier draußen bei weitem nicht mehr soviel im Weg, aber vorsichtshalber ließ Jibrielle erst los, als sie bei dem Gleiter angekommen waren. Zwar war es keine wirklich kalte Luft, doch der krasse Wechsel schickte trotzdem eine Gänsehaut über Jibrielles Arme. Nun spürte sie, Sauerstoff sei Dank, auch den Alkohol noch deutlich. Gleichzeitig kühlte sich aber auch ihr erhitztes Gemüt ein bisschen ab. Immernoch Mirandas Augen spielend, schaute sie an ihrer statt im unglaublich geräumigen Seitenfach des Speeders nach der Brille. Die verhältnismäßige Stille hier draußen legte sich ein wenig unangenehm über die zwei angetüdelten Frauen und so bemerkte die wartende Miranda noch einmal mit einer kurzen Bemerkung, dass Jibrielle ja noch was über ihren Job erzählen wollte.
"Achso, ja stimmt."
sagte sie, während sie kramte und beim nachdenken nun noch uneffektiver suchte. Tja, wollte sie die Wahrheit hören oder was schönes? Die Wahrheit wäre auf jeden Fall der Stimmungskiller schlechthin gewesen - zumindest für Jibrielle selbst. Bislang hatte sie stets die Erfahrung gemacht, dass die Neuigkeit, sie sei eine Jedi, noch jedes Mal jede neue Interaktion schlagartig verändert hatte. Plötzlich war sie dann nicht mehr nur Jibrielle, sondern die große Jedi Jibrielle. Beinahe so, als wäre sie keine richtige Person mehr. Entweder waren die Leute bloß noch von ihrer Außergewöhnlichkeit als Machtnutzerin fasziniert, bewunderten sie zu sehr, waren zu neugierig - oder genauso schlimm: konfrontierten sie mit Skepsis und Kritik angesichts des Ordens und der Regierung, gerade so, als wäre sie deren Stellvertreterin. Was eben auch in manchen Situation etwas nützliches haben konnte. Da tat sich gerade in der Tat eine gewisse Möglichkeit für sie auf, ein einfacher Ausweg aus diesem seltsamen, unberechenbaren Abend. Wenn sie wollte, dass diese Partytour mit diesen interessanten, sie irgendwie zu sich ziehenden Leuten vorbei wäre, musste sie einfach nur ehrlich sein. Ganz einfach. Was sagte sie also?
"Also das ist so ... ich bin noch nicht wirklich lange dabei. Oder besser gesagt, ich habe erst gerade erst vor ein paar Monaten meine Ausbildung beendet."
Was sagte sie also? Wie konnte man das sagen. Sie dachte an ihre Befördung an den Klippen Bandomeers, an ihre Feuerprobe auf Ord Mantell. Nebebei versuchte sie weniger geräuschvoll zu wühlen und mehr bewusst zu finden, wonach sie da suchte. Sie dachte an Chesaras verständnisvolles Lächeln, an Nylias Selbstzweifel im Blick. Wie ihre Schülerin einfach nicht genug an sich glaubte, wie sie sich anstrengte und doch anscheinend nur an ihrer Unsicherheit scheiterte. Ihre eigenen Selbstzweifel, ihre Furcht als Meisterin zu versagen. All diese Gefühle, die so schwer einzugestehen waren. Die Bürde und das Privileg, eine Jedi zu sein.
"Ich hoffe, du findest das nicht albern aber, ich ... bin Lehrerin. Quasi. Also ja, ich bin Lehrerin. Und naja, ich muss mich da erst dran gewöhnen. Die Verantwortung und so."
Sie streckte den Kopf wieder aus dem Speeder und sah in die dunklen, braunen Augen Mirandas, die so tief wie das Weltall zu sein schienen.
"Tut mir leid, ich kanns einfach nicht finden. Bist du dir sicher, dass ihr sie mitgenommen habt?"
fragte sie, hoffte dass vor lauter Lügen und Halbwahrheiten ihre Nase nicht dreimal so lang geworden war. Zumindest das mit der Brille stimmte. Entweder war sie zu doof, sie zu finden, oder sie war wirklich nicht da. Moment mal, worüber hatte sie gerade nachgedacht.
"Ich weiß was, gib mir doch mal die verbogene Brille bitte. Ich kenn da einen ... Trick."
Offenbar überrascht und neugierig übergab Miranda die dunkle Brille, die ganz schön was vom Schwung des Ellenbogen abgefangen haben musste. Im Sichtschutz des Speederinneren nahm Jibrielle das Gestell in beide Hände und griff hinaus in die Macht. Sie war zwar kein sonderliches Talent was Kinese betraff, aber dafür sollte es reichen. Sie umhüllte die Brille mit der Macht, um ihr Stabilität zu geben, denn unter Druck konnte dieses Material auch durchaus schnell mal brechen. Und vorsichtig setzte sie an den verbogenen Stellen an, drückte hier und da, und schob so langsam alles wieder in seine richtige Position. Nach dreißig Sekunden war alles vorbei und Jibrielle stieg breit grinsend aus dem Speeder aus, die wieder korrekt verformte Brille vor sich haltend.
"So sollte es wieder passen. Lass mal gucken, ob sie gerade sitzt und nicht drückt."
Sie trat nah an Miranda heran und bewegte langsam und vorsichtig das Gestell auf ihre mandelförmigen, so kontrastreichen Augen zu, bis die Brille wieder auf ihrer zierlichen Nase saß. Ganz ruhig und gelassen atmete Jibrielle durch und genoss dabei völlig nebenbei und ohne dem große Beachtung zu schenken den süßen Duft, der nun ihre Nase unignorierbar erfüllte. Anscheinend hatte das Zurechtbiegen noch besser geklappt als erhofft. Um zu sehen, ob sie auch auf und an den Ohren richtig saß, erlaubte sie sich selbst Mirandas pechschwarzes Haar - das noch samtener war, als es aussah - hinter ihre, unter dem Druck ihrer Finger sich leicht verbiegenden Ohren zu schieben. Wie neu!
"Wie neu!"
flüsterte Jibrielle, während sie, sich beinahe wie eine Optikerin vorkommend, leicht den Kopf hin und her neigte, um Mirandas Blick ausweichend die Position des Gestells zu überprüfen. Ja ne, es passte wirklich. Nun reichte es aber. Jibrielles Augen trafen wieder die der DJane. Die Jedi schluckte und trat zurück und ging so wieder auf den gebotenen Abstand. Ihr Mund war etwas trocken, doch sie versuchte trotzdem zu lächeln. Wieder kam ihr ein Zufall in diesem Moment der Stille zuhilfe, als sie aus diesem Blickwinkel nun ein kleines Blutrinnsal entdeckte, dass zuvor von Mirandas Haar komplett verdeckt wurden war. Anscheinend hatte ihr Liebster sie wohl doch noch erheblich saftiger getroffen, als gedacht.
"Du blutest ja. Moment, ich hab beim Wühlen einen kleinen erste Hilfekasten entdeckt. Das haben wir gleich."
Froh um eine Beschäftigung beugte sich Jibrielle erneut in das Innere des Gleiters und wurde auch schnell fündig. Bei dem kleinen Kästchen handelte es sich um eine handelsübliche, wenn auch alten und reduzierte Varainte der Standard-Erste-Hilfe-Kisten. Schnell bemerkte Jibrielle, dass hier noch nichtmal kleine Baktapflaster drin waren.
"Hmmm wir haben nur Bakta-Salbe zum Reinigen, Desinfizieren und so. Und normale Pflaster. Aber das klappt schon."
So durfte sie also schon wieder an Miranda herantreten, die schon geistesgegewärtig bereits ihre Brille abgenommen hatte. Erst wischte Jibrielle das kleine Rinnsal weg und begann mit dem eincremen. Miranda hatte Glück - die kleine Platzwunde war so gut wie nicht zu sehen.
"Ist, der Macht sei Dank, nur ein sehr kleiner Cut. Mit der Salbe sollte das keine Narbe geben. Danach gibts das kleine Pflaster und schon ist es wieder okay. Wie sagt man noch: Bis du heiratest, ist alles wieder gut."
sagte Jibrielle und lächelte, während sie, um besser sehen zu können, den Kopf seitlich neigte und ihr nochmal eine der widerspenstigen Haarsträhnen ins Gesicht fiel und zwischn ihren Augen liegen blieb.
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