Lianna – Jedi-Basis, Arrestzelle, mit Ian
Eowyn lächelte und schüttelte überzeugt den Kopf. Oh nein, du schiebst das nicht auf mich ab. Ich habe dich vielleicht angestupst, aber den Großteil des Weges bist du selbst gegangen. Dann aber seufzte sie. Ich bin nicht so talentiert im Vergeben von Namen, und kreativ erst Recht nicht. Die Sandkorn war ein Desaster, und ich glaube auch nicht, dass du dein Schiff umbenennen brauchst. Es ist, was es ist... Und das ist gut so.
Schade, dass er nichts aufgeschrieben hatte. Vielleicht hätte es wirklich geholfen, aber das machte nichts. Vielleicht fand sie irgendwo ein paar Märchen... oder las bei Gelegenheit welche in der Stadt auf. Es tat ihm eventuell gut, ein bisschen abzuschalten, sich abzulenken, abzutauchen... Sie würde nicht die ganze Zeit um ihn sein, und die Daten über den Virus würden ihn nicht die ganze Zeit beschäftigen.
Sie nickte. Das verstehe ich. Oh, wie viel sie heute "verstand"... Sie war ja fürchterlich verständnisvoll. Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen? Aber vielleicht sollte sie auch nicht mehr sagen. Er seufzte, und das Thema schien ihm unangenehm zu sein.
Sie zuckte mit den Schultern. Viele Kinder sind es vermutlich, ja... aber manche mehr als andere. Und ich glaube, sich Geschichten auszudenken, ganze Märchen... ich glaube, das können nicht viele Kinder. Sie lächelte. Und ich bin mir sicher - wenn du wolltest - du könntest es noch, oder?
Zwölf. Zwölf Sprachen... Hatte sie wirklich zwölf gehört? Und er schien sich dafür, für dieses wunderbare Talent, auch noch beinahe zu schämen... Auch wenn diese Sprachen ihm einen Halt gegeben hatten... Herrje, zwölf Sprachen! Sie konnte... Oh bei allen Galaxien! Einen furchtbaren Dialekt? Das meinte er doch hoffentlich nicht ernst! Oh, ich bin mir sicher, dass das ein Talent ist, nickte sie halb erheitert, halb entsetzt und schüttelte dann wiederum den Kopf. Zwölf Sprachen! Ian, ich kann... lass mich zählen, ich hoffe, ich komme so weit... eine. Sie grinste. Wenn man die paar wenigen Brocken huttisch nicht dazuzählt, die ich zwangsläufig aufgeschnappt habe. Umso besser, wenn es Spaß macht! Aber Sprache, Kommunikation ist etwas so Wichtiges... Wie viele Dinge geschehen, nur weil Leute sich nicht richtig verstehen? Nicht richtig miteinander reden? Ihr Grinsen wurde noch breiter. Wir beide können da wohl jetzt schon genug davon erzählen. Und wir sprechen sogar noch die gleiche Sprache... Wie oft hatten sie sich auf Va'art missverstanden? Wohl durchschnittlich alle Stunde ein Mal... So ungefähr. Und irgendwie bezweifelte Eowyn, dass es dabei bleiben würde... die momentane Harmonie war viel zu schön, um wahr zu sein.
Tahiri war als die Tänzerin gewesen? Wieder Tahiri... Wie gerne Eowyn sie gekannt hätte. Wie gerne sie mehr von dieser Frau gehört hätte, die für Ian einen so wichtigen Teil seines Lebens ausgemacht hatte. Sie war ein Teil von ihm, und vermutlich würde sie Ian erst richtig kennen, wenn sie auch Tahiri kannte, so gut wie es nun einmal mittlerweile möglich war.
Und außerdem, sie musste ehrlich sein, war sie neugierig.
Ians Lächeln bei seinem Angebot sagte mehr als seine Worte sagen konnten, und Eowyn sah ihn nachdenklich an. Tanzen... Nun ja, warum eigentlich nicht? So lange er ihr, der absoluten Niete in Sachen Musik, zeigte, worauf es ankam... Die Bewegungen an sich waren sicher nicht das Problem, daran zweifelte Eowyn nicht. Nur... wann man was zu tun hatte... Na gut... sagte sie zögernd. Wenn du mir versprichst, gut auf deine Füße aufzupassen und nicht allzu ungeduldig zu sein, wenn es nicht klappt... Weißt du, ich habe wirklich kein Gefühl für Musik, auch wenn ich es mir immer gewünscht hätte.
Dann grinste sie. Gut, dann weiß ich, wie wir den nächsten Riesenwurm vertreiben. Wir hätten vielleicht einfach nur beide singen müssen... Und verschwunden ist Guzz vielleicht nicht, er ging mir vermutlich nur geschickt "aus dem Weg". Der Tempel war schließlich groß genug... Nein, im Ernst, was war aus Guzz geworden? War er wieder gegangen, wie so viele andere Padawane auch? Hatte er es zum Ritter geschafft und war dann bei der Flucht... Sie würde es vermutlich nie erfahren.
Kein bisschen langweilig? Ian hatte seltsame Einschätzungen von "langweilig" und "interessant". Aber sie würde sich darüber sicher nicht beschweren, sie musste es ja nicht verstehen.
Die Höhle auf Va'art...? Richtig, das Licht... die Höhle war so wunderschön gewesen... und sie vermutlich schon um einiges offener, als sie es gewöhnlich war. Sie hatte mehr gezeigt, als sie es sonst tun würde, inklusive ihrer Faszination. Dass Ian überhaupt noch daran dachte...? Sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden, immer wärmer, als Ian weiter redete, und gleichzeitig beobachtete sie fasziniert das Lächeln auf seinem Gesicht. Wie machte sie das? Was war es an ihr, das diese Dinge in Ian auslösten, sie, die momentan überhaupt nicht einfach im Umgang war und gleichzeitig doch so nichtssagend - was sah er? Sie würde es so gerne wissen, verstehen, begreifen - vielleicht konnte auch sie es sehen, vielleicht... Aber war es überhaupt wichtig, dass sie es wusste? War es nicht viel wichtiger, dass er so empfand; dass er glücklich war, mit ihr; dass sie irgendwie etwas in ihm auslöste?
Es war einfach ein seltsames Gefühl, auf irgendjemanden diese Wirkung zu haben. Ungewohnt... Sie würde sich aber daran gewöhnen müssen. Sie selbst empfand schließlich vermutlich ähnlich, und machte es sie nicht wahnsinnig, wenn Ian davon redete, sie "nicht zu verdienen"?
Sie sah mit dem Herzen? Verblüfft sah sie Ian an. Wie kam er darauf? Oh, sie dachte manchmal mit ihrem Bauch, das auf jeden Fall, und zwar nicht nur, wenn es ums Essen ging. Und leider lag ihr Bauch in letzter Zeit immer öfter daneben. Aber sehen, mit ihrem Herzen? Eine Gabe?
Sie wiederstand dem ersten Impuls, Ian sofort zu wiedersprechen. Zu oft lag er richtig... dieses Mal auch? Früher vielleicht... ja. Vor zehn Jahren, da hätte sie ihm vielleicht noch Recht gegeben. Sie dachte, sie hätte die Fähigkeiten zu glauben, zuzuhören, einzutauchen, direkt mitzufühlen - was vermutlich war, was Ian damit meinte - schon längst verloren - aber vielleicht waren sie nur vergraben gewesen. Tief unten... und sie hatte sie nicht mehr bemerkt. Es hatte zu sehr geschmerzt... Sie hatte es nicht mehr ertragen. Irgendwann hatte sie begonnen, mit all dem aufzuhören, taub, blind zu werden... oder doch nicht? Zumindest nicht ganz?
Eowyn holte tief Luft. War ihm klar, was er da gerade gesagt hatte? Vermutlich nicht. Wie auch... er kannte sie jetzt, heute, und sicher, es gab Dinge, die sich nicht verändert hatten seit dem Tag, an dem sie das erste Mal ihren Fuß in den Jedi-Tempel gesetzt hatte. Aber er konnte nicht wissen, dass sie für all das in den letzten Jahren... nicht mutig genug gewesen war. Vielleicht hatte auch sie nut einen Stupser im richtigen Moment gebraucht.
Ian, du weißt nicht, was du da sagst, sagte sie mit leiser, zittriger Stimme. Sie brauchte jetzt Halt, und so lehnte sie ihren Kopf wieder an seine Schulter.
Ich glaube nicht, dass es eine Gabe ist, aber... Oh bei allen Sonnen, Ian, so verrückt das auch klingt, aber ich dachte... ich dachte... ich könnte all das nicht mehr. Ich dachte, ich hätte all das abgelegt und verloren... Ich konnte, ich wollte nicht mehr. Es tat so weh... Aber wenn du es siehst, wenn du es sagst... Dann konnte all das nicht ganz verschwunden sein. War das ein Teil dessen, was sie verlorengeglaubt hatte, ein Teli von dem was dazu fehlte, was sie ausmachte? Wieder lief eine Träne ihr Gesicht hinab (hatte sie heute nicht schon alles vergeben?), aber dieses Mal war es kein trauriger Grund, eher die Erleichterung über die Erkenntnis. War das der Anfang vom Neubeginn?
Sie hatte kaum gehört, was Ian direkt nach den Worten über sie gesagt hatte, so sehr hatte es sie abgelenkt. Seine letzten Worte jedoch nahm sie wieder wahr. Vergangenheit... Das alles war Vergangenheit, oder nicht? Neuanfang, jetzt, hier, heute, irgendwie. Sie beide, gemeinsam. Es würde Rückschläge geben, das gab es immer, aber irgendwann musste man damit beginnen.
Und dazu gehörte auch, ihm alles zu erzählen, und mochte sie es noch so langweilig finden.
Eowyn lächelte. Es würde alles gut werden. Es musste alles gut werden. Sie musste einfach nur daran glauben.
Ich bin auf Tirahnn aufgewachsen... Wahrscheinlich kennst du es nicht einmal. Was schade ist, denn es ist wunderschön dort... ruhig, aber nicht zu ruhig, natürlich. Ich wäre niemals weggegangen, wenn... Es ist ziemlich langw... Sie unterbrach sich und atmete durch. Ich wäre niemals weggegangen, wenn ich nicht unbedingt eine Jedi hätte werden wollen. Ja, es klingt... langweilig. ...bescheuert. Aber seit ich zum ersten Mal davon gehört hatte... ich muss ungefähr... sechs oder sieben gewesen sein. Seitdem hatte ich eigentlich nur den Wunsch, eine Jedi zu werden. Eowyn seufzte sehnsüchtig. Vermutlich wäre es besser für mich gewesen, ich hätte normale Wünsche gehabt. Lehrerin zum Beispiel... oder Ärztin. Speederpilotin vielleicht, auch wenn ich das nie überlebt hätte.
Ich... Sie wollte ihm nicht wehtun, würde es ihm wehtun? Ich bin wunderbar aufgewachsen. Eine Bilderbuchkindheit. Meine Eltern waren glücklich, ich war es auch... Sie gaben mir so viel. Geborgenheit, eine Familie, Ausflüge, eine unbeschwerte Kindheit... Und sie hatte nie die Gelegenheit bekommen, ihnen etwas zurückzugeben. Im Gegenteil. Der wohl größte persönliche Fehler ihres Lebens... Meine Mutter starb bei einem Unfall, und das veränderte alles. Sie hatte sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, dass da ein Loch war, dass etwas geschehen war... Diesen Moment würde sie nie, niemals vergessen. Mein Vater zog sich einerseits zurück, andererseits hielt er mich fest... Und irgendwann, nach ein paar Jahren, ging ich einfach. Es funktionierte nicht mehr. Traurig schüttelte sie den Kopf. Heute weiß ich, dass ich mehr mit ihm hätte reden sollen. Erklären sollen. Aber... In einem Versuch, die einfallende Traurigkeit abzuwehren lächelte sie ein wenig. Damals konnte ich noch weniger mit Worten umgehen wir heute. Und wenn du dir das vorstellst und auch, dass ich wohl in dieser Hinsicht nach meinem Vater komme, dann kannst du dir vielleicht denken, wie unsere Gespräche aussahen.
Lianna – Jedi-Basis, Arrestzelle, mit Ian