Lianna-Jedi-Basis- Meditationskammer- mit Tzun
Wie hatte sie so die Kontrolle verlieren können? Sie war doch sonst nie unvorsichtig und schon garnicht voreilig. Oder doch? Ihre Gedanken drehten sich wie ein Brummkreisel, als ihr Meister seine Arme um sie legte. Meredith schloss die Augen und tat das einzig richtige: Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und versuchte, sich zu entspannen. Die Nähe ihres Meisters, sein Geruch nach Meer, half ihr dabei ihr Ziel zu erreichen. Sie wunderte sie etwas darüber. Zum einen hätte sie sowas von dem Jedi nicht erwartet. Zum anderen hätte sie sowas von sich selbst nicht erwartet. Sie hatte sich sehr verändert, seit sie hier angekommen war. Sie war kein Einzelgänger mehr und hatte gelernt, anderen zu vertrauen. Sie wusste , dass sie nicht mehr alles allein schaffen musste. Hier fand sie Hilfe, wenn sie sie brauchte. Genau wie in diesem Moment. Meredith atmete tief ein, als hätte sie die letzten Minuten die Luft angehalten und müsste jetzt dringend ihre Lungen wieder füllen. Ihr Meister entlies sie aus seiner Umarmung und seine dunklen Augen sahen freundlich aufmerksam in ihre, als suche er nach Beweisen, dass es ihr gut ging, während er genau danach fragte. Meredith zwang sich zu einem Lächeln und lies ihre Knie wieder zur Seite fallen. Das Mädchen gab ihre Schutzhaltung wieder auf, die ihr eigentlich sowieso nichts gebracht hätte.
"Es geht mir gut, danke."
Ihre verbale Stimme war sehr leise, doch im Raum war es eh still genug, dass der Kaminoaner sie trotzdem überall gehört hätte. Nur in ihr war es noch laut, weshalb sie nicht gewagt hatte, ihre geistige Stimme zu nutzen. Ihr Meister erklärte ihr unterdessen ihren Fehler, was Meredith zum schmunzeln brachte. Aber sie nahm seinen Vorschlag an, sich einen Moment Zeit zu lassen, wieder zur Ruhe zu kommen. Das sie hier in Sicherheit war, wusste sie, weshalb sie an der Stelle einfach nur nickte. Es gab nichts Schlimmes, was ihr hier wiederfahren konnte. Darum konnte sie auf die Fehler eingehen, die sie wohl gemacht hatte. Sie sollte aggressiv und zu schnell vorgegangen sein?
"Weil ich ja sonst immer so aggressiv bin."
Aggressivität war kein Teil von ihr. Obwohl? Gegen sich selbst war sie es manchmal vielleicht. Und es hatte tatsächlich mal eine Situation gegeben, in der sie aggressiv gehandelt hatte. Sie sah zwischen den Lamellen der Jalousinen hindurch und eigentlich doch garnichts. Ihr Blick ging nach innen, weshalb sie nun doch wieder telepathisch sprach.
Aber ihr habt vielleicht recht. Ich erinner mich grad an einen Vorfall in der Schule. Da war ein Junge, der mich immer geärgert hat. Jeden Tag. Sieben Jahre lang. Ich habs immer ignoriert und er hat mir leid getan, weil das scheinbar die einzige Freude war, die er in seinem Leben hatte. Aber irgendwann gings mir doch auf die Nerven, aber ich hab immernoch nichts gesagt. Doch, ich hab ihn angefangen zu warnen, dass er mich in Ruhe lassen soll. Aber er hat mich nicht ernst genommen. Und dann kam der Tag, an dem er im Unterricht einen Stift zu viel nach mir warf. Es ging so schnell. Ich bin so wütend geworden und... mir hats einfach abgestellt. In der nächsten Sekunde stand er an der Wand, ich hatte die Hand an seinem Hals. Mein Lehrer war erschrocken. Der Junge war erschrocken. Und mir gings auch nicht anders. Er wurde nicht verletzt oder so. Aber ich hab mich danach ähnlich gefühlt wie jetzt...aber schlimmer. Unzufrieden und ...ja richtig unwohl. Als wär ich nicht ich selbst. Ich bin dann einfach gegangen und hab versucht, wieder runter zu kommen. Später kam mein Lehrer zu mir und hat mich sogar noch gelobt dafür. Er meinte, er hätte sich schon gefragt, wann ich mich endlich mal wehren würde. Ich fand das irgendwie total daneben. Das war nichts, worauf man stolz sein müsste, auch wenns funktioniert hat. Der Junge hat mich nicht mehr geärgert. Aber es hätte auch anders gehen können. Ich hab mehrere Tage gebraucht, bis ich mich wieder mochte und hab mir eigentlich geschworen, mich nie wieder so zu fühlen. Seit dem bin ich eigentlich sehr vorsichtig geworden. Beobachte mich und meine Gefühle genau, damit sowas keine Chance mehr hat. Einmal reicht.
Sie sah ihren Meister wieder an und lächelte.
"Kann man sich garnicht vorstellen , dass ich sowas fertig bring, nicht wahr? Ich würds auch nicht glauben, wenns nicht passiert wär. Aber es war einmalig bis jetzt. Zumindest etwas Gutes. "
Das Mädchen hatte sich wieder gefangen und befand, dass sie einen neuen Versuch starten konnte. Sie atmete noch ein paar mal tief durch um wieder die selbe Gelassenheit zu finden, die sie vor dem letzten Anlauf hatte. Diesmal war sie vorsichtiger, nahm sich für jeden einzelnen Schritt Zeit um zu beobachten, ob es Störungen gab. Meredith öffnete sich für die Macht um sie herum und kontrollierte ihr Gefühle. Ein Anflug von Aufregung kam auf, der mit dem Ergebnis des letzten Versuchs zusammenhing. Sie wartete ab, lies sich Zeit zu erkennen, dass diese Aufregung unnötig war und das Gefühl verschwand. Sie war wie eine Waage. Jeder Schritt lies die Waage etwas wackeln und Meredith glich alles aus, damit die Waage nicht zu unruhig wurde oder gar umfiel wie beim letzten Mal. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach innen und nahm die Macht quasi mit, obwohl sie ja schon da war. Und immer wieder hielt sie inne, wenn sie soetwas wie Aufregung aufkommen spürte. Dabei spielte es keine Rolle, ob es negative Aufregung war, weil sie sich Sorgen machte wieder zu versagen. Oder ob die Aufregung positiv war, weil sie sich freute, dass sie so weit gekommen war. Jedes Mal hielt sie an und wartete , lies Ruhe die Aufregung auflösen wie die Frühlingssonne den Schnee. Dann ging sie weiter. Beim letzten Mal hatten gerade die negativen Gefühle sie an dieser Stelle überwältigt. Traurigkeit und ein Schmerz, der immernoch da war. Die seelische Wunde, in die sie aus versehen reingestochen hatte.Lustigerweise verhalf ihr ihr Misserfolg beim letzten Mal dieses Mal zum Erfolg. Denn ihr kleiner Unfall hatte dafür gesorgt, dass sie sich auch körperlich nicht wohl fühlte. Es fühlte sich wie Steine an, die an verschiedenen Stellen aufgetaucht waren. In ihren Schultern, auf ihrem Magen, in ihren Beinen. Sie waren nicht schwer, aber drückten und waren unbequem. Dazu kam vielleicht tatsächlich etwas wie Müdigkeit. Meredith konzentrierte sich wieder auf die Macht, die sie diesmal ganz sanft hier runter geführt hatte und lies sie sich verteilen wie ein Sprühregen. Ein Sprühregen der kleine Schwelbrände löschte. Eine Weile hatte sie da Gefühl, als würde nichts geschehen. Aber sie wagte es auch nicht, mehr Nachdruck hinein zu legen. Also wartete sie einfach ab, schliesslich durfte sie sich ja Zeit lassen. Irgendwann stellte sie tatsächlich fest, dass die "Steine" kleiner und weicher geworden waren. Angenehmer. Und es wurde von Herzschlag zu Herzschlag besser, bis es ganz verschwunden war und Meredith sich nur noch wohl fühlte. Zufrieden mit dem Ergebnis , wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach Aussen und traf zuerst auf die Präsenz ihres Meisters, der sie wohl aufmerksam beobachtete hatte. Natürlich hatte er das. Beim letzten Versuch war er auch da gewesen, auch wenn sie so durcheinander gewesen war, dass sie es fast nicht bemerkt hätte. Aber jetzt bemerkte sie es dafür umso mehr. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie die Präsenz des Kaminoaners mit ihrer eigenen berührte. Vorsichtig, verspielt, ein bisschen frech. So, wie sie eben war. Damit sollte ihm klar werden, dass es ihr wieder richtig gut ging und sie dieses Mal keinen Fehler mehr gemacht hatte. Als das Mädchen die Augen wieder öffnete, schien sich das Licht im Raum verändert zu haben. Oder kam ihr das nur so vor?
Diesmal wars besser, oder? Wie spät ist es? Ich glaub, ich hab da die Übersicht verloren.
Sie hatte das Gefühl, dass sie höchstens eine Stunde in dem Zimmer waren. Aber ihr Mund verriet ihr, dass es länger sein musste. Sie war durstig.
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-----------irgendwann am Abend im Zimmer von Meredith und Cet------------
Es war besser, nicht allein im Zimmer zu sein. Vielleicht hatte das in ihrer ersten Nacht auch dazu beigetragen, dass sie kein Auge zugemacht hatte. Sie war es nicht gewohnt, allein zu sein. Nun, da Cet mit bei ihr eingezogen war, hatte sich das ganze Raumklima scheinbar verändert. Meredith lag in der Dunkelheit, die durch das schwache Leuchten ihrer Haut eigentlich kein war, und lauschte auf die ruhigen Atemzüge ihrer Freundin. Erst dachte Meredith, dass das andere Mädchen bereits schlief, doch eine Veränderung ihrer Atmung bevor sie anfing zu sprechen, warnte sie vor. Cethra machte sich Sorgen darüber, nicht mehr weiter zu kommen. Sie hatte viele Fortschritte gemacht und hatte jetzt das Gefühl, quasi das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. Meredith lächelte und setzte sich in ihrem Bett in den Schneidersitz.
Ich glaube, da ist noch genug Platz nach oben, Cet. Vielleicht setzt du dich auch selbst zu sehr unter Druck? Vielleicht ist es, als ob man versucht zwei Schüsseln auseinander zu ziehen, zwischen denen sich ein Vakuum gebildet hat. Je mehr Kraft du aufwendest, desto weniger wird es dir gelingen, die Schüsseln voneinander zu trennen. Wenn du allerdings sanft und beharrlich dran ziehst, gehts plötzlich ganz einfach. Vielleicht musst du die Grenzen garnicht mit so viel Willenkraft bearbeiten, sondern kannst drauf vertrauen, dass sie sich verschieben, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Mein Meister hat mir heut gesagt, ich soll nicht so aggressiv und schnell vorgehen, sondern es langsam angehen lassen. Schritt für Schritt. Vielleicht müssen wir das beide so machen. Und dann sind die Hürden plötzlich keine mehr. Dann sind es vielleicht einfach Zwischenziele, die wir erreichen.
Auch sie hatte schliesslich Fehler gemacht und war dann mit Ruhe und Beharrlichkeit über sich hinaus gewachsen. Auch wenn diese Grenze winzig gewesen war im Vergleich du dem, was Cethra jetzt vor sich zu haben glaubte.