Lianna City - Jedi-Basis, Kantine - Draugir und Ly'fe
Draugir war mit der Fortsetzung des Trainings einverstanden, aber – war das etwa Ironie? Naja, mit ihm konnte man es ja machen, dachte Ly'fe, den das an sich völlig irrationale Gefühl, demnächst noch als Wolfsmittagessen zu enden, weiterhin zu schaffen machte. Doch auf positiven Seite stand zu Buche, dass der Shistavaner motiviert war und die Übung auch verstanden zu haben schien, so dass sie auch schon bald mit der Übung beginnen konnten.
Anfangs lief es auch ziemlich gut, den X-Wing erkannte der Padawanwärter, ebenso den Raubvogel, wobei ihn Draugirs Präzision bei diesem Bild etwas überraschte. Der Bith hätte den Vogel nicht erkannt, wenn der Name nicht darunter gestanden hätte, aber er als Angehöriger einer Spezies von Jägern hatte vielleicht einen besseren Sinn für die ganzen Feinheiten. Ly'fe wusste dagegen nicht, ob das Vieh so markant war, dass man es über die Macht so gut wiedererkennen konnte – womöglich hatte das Wolfswesen auch nicht nur das Bild, sondern auch seine Bedeutung von der Oberfläche von Ly'fes Bewusstsein abgefischt. Das war sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil der Übung: dass es bestimmt hundert Varianten gab, zum selben Ergebnis zu kommen.
»Alles richtig bis jetzt,«
Kommentierte der Jedi und vertagte die Feinheiten auf später. Zusammen übten sie noch mit einigen weiteren Bildern, bis sich bemerkbar machte, dass Draugir nachließ. Vermutlich war es auf Dauer eben doch noch etwas sehr anstrengend für ihn.
»So, dass sollte genug sein. Für ein erstes Mal lief es schon ziemlich gut. Übrigens ist das auch eine perfekte Übung für zwei Padawane untereinander, sollten ihre Meister einmal gerade keine Zeit haben.«
Erklärte der Bith, bevor sein Gegenüber eine weiterführende Frage stellte. Offenbar beschäftigte ihn die Möglichkeit, dass Gedankenlesen analog zur Übung von eben zu einer selbstverständlichen Erweiterung seiner Sinne werden konnte, und wie die vorhin erwähnten Abwehrmaßnahmen da hineinspielten.
»Nun ja… wie erkläre ich das jetzt am besten… Die Sache ist nämlich nicht ganz so einfach, weißt du?«
Begann Ly'fe und überlegte fieberhaft, wie man das einem Neuling erklärte. Die in der Padawanausbildung erfahrenen Meister hatten immer solch tolle, anschauliche Beispiele zur Hand, mit denen die kompliziertesten Sachverhalte auf einmal ganz einfach und logisch erschienen. So eines brauchte er jetzt, nur ihm fiel partout nichts gutes ein.
»Okay…,«
Er seufzte hörbar.
»Nehmen wir einmal an, die Leute sind wie Zwiebeln. Damit meine ich jetzt nicht, dass einem die Tränen kommen, wenn man hinbeißt,«
Fügte Ly'fe schnell ein, als ihm kam, dass die Erfahrungswelt eines Shistavaners sich im Hinblick darauf womöglich von seiner unterschied.
»Sondern dass sie Schichten haben, beziehungsweise ihr Geist hat Schichten. Wenn du eine Zwiebel betrachtest, was kannst du ohne weiteres erkennen? Nur was sich außen auf der Schale befindet, beziehungsweise die Schale selbst, alles andere erfordert einen Eingriff deinerseits, du musst sie schälen. Mit dem Sondieren des Geistes eines intelligenten Wesens ist es ähnlich. Nur was sich ›außen‹ befindet, nimmt man im Vorbeigehen wahr. Für alles andere musst du etwas in der Macht tun, wobei ich einschränkend sagen muss, dass manche Machtbenutzer derlei Dinge tun, ohne dass es ihnen völlig bewusst ist.«
Versuchte er zu erklären.
»Diese oberflächlichen Dinge stehen für gewöhnlich in Zusammenhang mit Emotionen und anderem, was die Leute bewusst oder unbewusst nach außen hin zeigen. Eine Schicht tiefer liegen dann oberflächliche Gedanken, was den Leuten gerade durch den Kopf geht. Wenn Leute im Laufschritt zu einem Schnellimbiss unterwegs sind, dann weißt du für gewöhnlich, was sie im Kopf haben, und das ist hier. Die Bilder in meinem Kopf, die du gesehen hast, das war auch hier. Du weißt, wie eine Zwiebel aussieht, die äußere Schale ist dünn und leicht zu entfernen, und indem du das tust, fügst du der Zwiebel selbst auch keinen Schaden zu. Deine persönlichen, intimen Gedanken befinden sich hingegen auf tieferen Schichten, zu denen man nicht so ohne weiteres Zugang bekommt. Bis hin zum tiefsten Inneren, wo manches liegt, was oft nicht einmal der betreffenden Person selbst bewusst ist.«
Der Bith hoffte, dass die Analogie nicht im Laufe der Zeit den Wahrheitsgehalt der Aussage in Frage stellte, und bemühte sich, das Bild einigermaßen passend weiterzuführen.
»Du kannst es vielleicht nicht so gut nachvollziehen, weil du scharfe Krallen hast, aber jemand wie ich, oder ein Mensch bekommt die äußere Schale mit den Fingern ab, die dickeren darunterliegenden aber nicht so ohne weiteres, außer mit Gewalt vielleicht, denn man braucht passendere Werkzeuge. Die Zielperson wiederum hat, wenn sie über entsprechende Willenskraft verfügt oder machtsensitiv ist, Einfluss über die Schichten. Er kann sie dicker oder dünner machen, wenn er über die betreffende Selbstkontrolle verfügt, und grundsätzlich ist dieser Prozess erst einmal nicht zielgerichtet, sondern generell, der Abwehrinstinkt richtet sich also erst einmal gegen alles. aber man kann es auch in Bezug auf jemand bestimmten richten, dass die Schichten also an einer bestimmten Stelle dicker oder dünner werden…«
Ly'fe brach ab. Inzwischen hatte er sich eh hoffnunglos verfranst, und es gäbe noch jede Menge zu sagen, aber er war jetzt schon so weit, dass der Wolfsmensch vermutlich gar nichts mehr verstand. Vielleicht wäre es unter den Umständen ihm doch die 1200-seitige Abhandlung des sullustanischen Jedi Flim Sikram, die wirklich alles mögliche und unmögliche zu dem Thema abhandelte als Datenkarten in die Pfote drücken, so würde er es ihm wahrscheinlich schneller vermitteln können.
Lianna City - Jedi-Basis, Kantine - Draugir und Ly'fe