- Melostor - Hütte des grauen Weisen -
Ami hörte hinter sich ein deutliches Knacken. Mit erhobenen Blaster drehte sie sich ruckartig um. Die winzige, gedrungene Gestalt, schien fast zu kriechen. Sie bewegte sich langsam über den Boden, als ob sie die Anwesenden nicht einmal sehen würde.
Alle hatten ihre Waffen auf ihn gerichtet, aber niemand wusste, ob es überhaupt angebracht war. Inmittten des Kreises, der sich durch die Gruppe gebildet hatte, blieb die Gestalt stehen, den Kopf nach unten gerichtet, das Kinn auf der dürren Brust
"Was wollt ihr hier? Jedi, Menschen, alle Waffen auf mich gerichtet" erklang die leise, krächzende Stimme aus dem Hals der Gestalt. Sie klang stumpf, reibend und alt.
Ami stand, wie der Rest der Gruppe, mit weit geöffneten Augen, und den Blaster von sich gestreckt, den kleinen Mann anstarrend da.
"Lonart? Lonart Gab'hahl?" sagte sie leise, als ob sie der kleinen Person nicht mit ihrer Stimme weh tun wolle.
Die Frage ignorierend, fuhr die Stimme, die so hell war, als ob sie von einem Kind stammte, fort
"Eure Waffen machen mir keine Angst. So möget ihr doch so weit sein in der zivilisation, doch das Töten kann nicht perfektioniert werden."
Phol und Ami sahen sich fragend und stumm an, und Phol zuckte nur mit den Shcultern, blickte dann wieder zu dem Mann hinab. Niemand getraute sich, die Waffen runter zu nehmen, oder lag es nur an dem steifenden Entsetzen, das sie alle überfallen hatte.
"Ihr könnt mich nicht töten. Und hier werden ihr auch nichts finden, das euren schwachen, von Habgier zerfressenen Geist befriedigen wird."
Ein leises, heiseres Lachen entdrang dem Winzling, und sein kleiner Körper zuckte kurz. Der Kopf blieb nach unten gerichtet.
"Wir wollen sie nicht töten", entfuhr es Ami "Wir sind auf der Suche nach Antworten auf unsere Fragen."
Wieder kam ein leises Kichern aus der Kehle des Mannes
"Fragen gibt es nicht, so gibt es auch keine Antworten, Unwissende."
Wieder blickten sich alle fragend an.
"Was meinen sie damit, es gibt keine Fragen?" sagte Marana, und nahm dabei ihren Blaster runter. Die anderen taten es ihr gleich.
"Es gibt die Geburt, es gibt den Tod. Alles was ihr Leben nennt, ist eine Prüfung. Besteht ihr sie, so werdet ihr mit dem Tod belohnt...Versagt ihr aber, so werdet ihr bestraft. Bestraft mit dem schlimmsten, das eine Seele sich denken kann. Dem endlosen Leben..."
Der Mann machte eine Pause, und der Atem, der sich in seine Lungen sog, zischte bei jedem Atemhauch.
Plötzlich richtete er seinen Kopf hoch und hob ruckartig seinen Arm, den Zeigefinger auf Ami gerichtet.
Erschrocken erhoben alle zuerst wieder ihre Waffen, liessen sie dann aber wieder sinken.
"Du..." sein Blick fixierte Ami fest. Seine Augen waren steingrau, so wie der Boden des Mondes "Du bist unruhig. Deine Seele findet nicht ihren Weg. Du bringst dich selbst und andere in Gefahr. Wieso hast du sie alle hier hin geführt?"
Ami schluckte kurz. Die Präsenz des Mannes stand mächtig im Raum. Plötzlich wirkte er nicht mehr klein, sondern schien alle anderen zu überragen. Seine haut war eingefallen, mit tiefen Falten und Furchen übersäht, und schimmerte bläulich, unter der grauen, alten Haut. Es schien als habe der Mann, die Farben des Mondes angenommen. Als fliesse der Staub des Bodens in seinen Ardern. Ami erschauderte.
"Wir suchen einen Mann. Einen Mann der böses getan hat. Wir müssen ihn finden"
Der Mann ging langsam ein paar kleine Schritte auf Ami zu. Sie wollte zurück weichen, zwang sich aber dazu, stehen zu bleiben.
Wieder erhob er den Arm und zeigte auf Ami
"Deine Seele wird keine Ruhe finden, solange du Rache suchst."
Er senkte den Arm und betrachtete den Kristall um Amis Hals.
"Du trägst dort etwas sehr wertvolles. Ich bezweifel, ob dir die Ehre zurecht zuteil wurde..."
Er drehte sich von Ami weg, ging durch Phol und Marana hindurch, zur Wand der kleinen, dunklen Hütte, und begann, an kleinen Töpfen und Werkzeugen zu hantieren. Alle Anwesenden ignorierte er.
Ami sah einen Moment schweigend zu ihm, sie überlegte, ob es Sinn hatte, noch weiter zu fragen, aber sie wollte nicht aufgeben. Sie war sich sicher, daß es der richtige Weg war, den sie gegangen waren.
"Hören sie. Wir sind einen lang gegangen, bis wir hier ankamen. Lassen sie unsere Reise nicht umsonst gewesen sein. Sie darf hier nicht enden..." Ihre Stimme klang flehend und ihr Blick haftete bittend auf dem kleinen Mann, dessen weisses, langes Haar, in Strähnen über seine Schultern fielen und fast bist zum Bden reichte. Vor seiner Brust, verschmolz es mit dem ebensolangen Bart.
Ohne sich umzudrehen, als würde er mit sich selbst, als mit jemanden der Anwesenden sprechen, begann er
"Das Leben. Die Prüfung bevor du in die Ewigkeit entlassen wirst. Er war hier, und ich habe ihn durch die Prüfung geleitet, ihm all mein Wissen anvertraut. Er hat sich selbst, und mich betrogen. Das Wissen im Leben ist kostbar, so schmeisst es niemals weg. Missbraucht ihr es, so wird es euch heimsuchen und bestrafen, so wie es mich bestraft hat. Leichen säumen den Weg zu meiner Seele. Er tötet, ohne Erfurcht, mit verdorbener Seele, und jedesmal, wenn ein letzter Atemzug verstreicht, wenn die Luft aus den Lungen streift, so stirbt auch ein Teil von mir. Aber ich bin dazu verdammt, dieses Martyrium für die ewige Ewigkeit zu durchschreiten. Für mich gibt es keine Erlösung."
Ami spürte deutlich, wie die Ungeduld wieder in ihr aufstieg. Der Mann schien verwirrt, und nicht mehr Herr seiner Sinne. Zu lange musste er hier einsam und allein gewohnt haben.
Ihr Blick strich über die Wände der Hütte. Sie waren geschmückt mit zahlreichen altertümlichen Waffen. Sie trat einen Schritt näher an eine Wand. Die Verzierungen an allen der Waffen, waren denen an dem Projektil ähnlich. Ami atmete tief durch, versuchte ihre Beherrschung zu behalten.
"Hören sie mir jetzt bitte einmal zu, sie irrer alter Mann. Wir sind auf der Suche nach dem Entführer meiner Mutter. Und nicht allein mein Seelenheil hängt davon ab, ob wir sie rechtzeitig finden, bevor er sie tötet. Und ich weiß, daß sie ihn kennen. Er benutzt eine Waffe, wie sie hier zu Hauf an ihren Wänden hängen. geben sie mir eine konkrete Antwort. Und wenn sie denken, Fragen gibt es nicht, ja, dann sind sie soeben erfunden worden."
Sie hörte Marana seufzen und sah, wie sie die Augen verdrehte, da sie zu denken schien, daß es nichts bringen würde, agressiv zu werden.
Wieder kam ein klägliches Kichern aus dem rachen des alten Mannes, aber er drehte sich zu Ami, und sah sie ernst an. Für ein paar Momente herrschte angespanntes Schweigen. Dann sprach der Mann in ruhiger Stimme
"Ungeduld und Hass bestimmen deinen Geist. Du wirst keinen Erfolg haben, solange du mit Hass und Wut durch das Leben gehst. Es wird dich auffressen und zerstören. Du jagst nicht, sondern wirst gejagt. Und wenn du es wissen wirst, wird es zu spät sein..."
Ami biss sich auf die Zähne, und machte eine abfällige Handbewegung
"Das ganze bringt nichts. Der alte weiss nicht mehr, was aus seinem Mund kommt. Wir gehen."
Sauer und agressiv blickte sie schon zur Tür und wollte gehen, als eine knöchernde, winzige Hand sie am Arm zog. Sie drehte sich um, und sah, wie der alte Mann sie zurück hielt. Fragend und gereizt sah sie an.
Dann legte er ihr etwas in die Hand, und schloss ihre Finger darüber.
"Gehe und zerstöre. Wird er sterben, so werde auch ich sterben und in der Ewigkeit meine Erlösung finden..."
Dann drehte er sich von Ami weg, begann wieder an seinen Töpfen zu werken und leise vor sich hin zu stammeln.
Ami trat aus der Tür zu den anderen, die draussen auf sie warteten...
- Melostor - Vor der Hütte des grauen Weisen -