Heute vor genau 112 Jahren, am 22.08.1888 wurde mit dem späteren General der Artillerie Walther von Seydlitz-Kurzbach einer der umstrittensden Generale der Deutschen Wehrmacht geboren.
Walter von Seydlitz wurde am 22 August 1888 in Hamburg als der Sohn eines Regimentskommandeurs, der es noch bis zum Generalleutnant brachte, geboren. Damit wuchs der Junge in eine der ältesten und berühmtesten Offiziersfamilien Deutschlands hinein. Zu seinen Vohrfahren gehörten der Adjudant Yorck von Wartenburgs, Florian von Seydlitz, der zusammen mit Clausewitz die Konvention von Tauroggen abfasste sowie der wohl berühmteste Seydlitz, der Reitergeneral Friedrichs des Großen,Freidrich-Wilhelm von Seydlitz, der so manche berühmte Schlacht im Siebenjährigen Krieg durch seine Attacke entschied.
Walther von Seydlitz-Kurzbach besuchte die Schule an den verschiedenen Garnisonstädten seines Vaters und machte 1908 das Abitur. Am 18.09.1908 trat er als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zur 2. Batterie vom 2. Westpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 36 nach Danzig. Am 27.01. 1910,dem geburtatag Kaiser Wilhelm II,wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 29..01. 1908 datiert. Als solcher wurde er dann als Batterieoffizier im 2. Westpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 36 eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde sein Regiment in Ostpreußen eingesetzt. Am 27.01.1915, wieder an des Kaisers Geburtstag.wurde er zum Oberleutnant befördert.Die Beförderungen fanden im I.WK genauso schleppent statt wie in Friedenszeiten.Es war für viele Offiziere, auch für ihn, eine wahre Ochsentour. 1916 und 1917 wurde er bei den Stellungskämpfen an der Somme und bei den Kämpfen an der Siegfriedstellung verwendet. Am 18..04.1917 wurde er zum Hauptmann befördert. Später wurde er bei St. Quentin eingesetzt. Am 16.04. 1918 wurde ihm für seine Leistungen als Feldoffizier das Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern verliehen. Bei Kriegsende wurde er dann in Danzig eingesetzt. Im 1. WK. wurde er nicht nur mehrmals verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Silber widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen auch noch einige andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er im Grenzschutz Ost als Adjutant der 36. Feldartillerie Brigade eingesetzt. Bei der 200.000 Mann starken vorläufigen Reichswehr im Frühjahr 1920 wurde er dann als Regimentsadjutant vom Reichswehr-Artillerie-Regiment 2 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann zum 2. Artillerie-Regiment. Bei diesem wurde er dann die nächsten Jahre als Regimentsadjutant in Schwerin eingesetzt. 1925/26 wurde er dann zum Chef der Ausbildungs-Batterie vom 2. Artillerie-Regiment ebenfalls in Schwerin ernannt. Auch diese Funktion übte er dann mehrere Jahre aus. 1929/30 wurde er dann in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Dort wurde er dann die nächsten Jahre als Adjutant vom Chef des Heeres-Waffenamt eingesetzt. Am 01.04. 1930 wurde er dort,nach 13jähriger Hauptmannszeit, zum Major befördert. Am 01.04. 1933 wurde Walther von Seydlitz-Kurzbach dann zum Kommandeur der IV. Abteilung vom 6. Preuß.Artillerie Regiment in Verden an der Aller ernannt. Als solcher wurde er am 01.04.1934 zum Oberstleutnant befördert. Am 01.03.1936 wurde er zum Oberst befördert. Am 06.10.1936 wurde er als solcher zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 22 in Verden an der Aller. In dieser Funktion befand er sich auch noch bei Beginn des 2. Weltkrieges im Herbst 1939 eingesetzt. Er bezog dann mit seinem Regiment Stellungen im Westen. Ende September 1939 gab er sein Kommando ab. Er wurde dafür zum Artillerie-Kommandeur 102 (Arko 102) in Potsdam ernannt. Am 01.12. 1939 wurde er zum Generalmajor befördert. Anfang März 1940 gab er sein Kommando als Arko 102 wieder ab. Dafür wurde er dann zum Kommandeur der 12. Infanterie-Division ernannt. Diese führte er dann im Mai 1940 in den Westfeldzug. Dabei wurden ihm bereits nach wenigen Tagen beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Nach dem Ende des Frankreichfeldzuges wurde er mit seiner Division als Besatzungstruppe in Frankreich belassen. Am 15.08. 1940 wurde ihm für die Leistungen seiner Division im Westfeldzug auch noch das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Zum Ende des Frühjahrs 1941 wurde die Division dann im Zuge des Aufmarsches gegen die Sowjet-Union an die Ostgrenze verlegt. Im Rahmen der 16. Armee führte er seine 12. Infanterie-Division dann zum Sommerbeginn 1941 im Ostfeldzug beim Angriff auf den Norden der Sowjet-Union. Am 01.12.1941 wurde er zum Generalleutnant befördert und am 31.12.1941 wurde ihm dann das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Anfang Januar 1942 gab er sein Kommando über die 12. Infanterie-Division ab und wurde dafür in die Führerreserve versetzt. Anfang März 1942 wurde er zum Führer der "Gruppe Seydlitz" ernannt, wobei es sich um ein Spezial- Korps zur Befreiung des Kessels von Demjansk handelte. Es gelang ihm dann die eingeschlossenen deutschen Verbände aus dem Kessel von Demjansk zu befreien. Am 08.05.1942 wurde er dann zur 6. Armee nach Charkow kommandiert. Dort wurde er dann zum Kommandierenden General des LI. Armeekorps ernannt. Am 01.06.1942 wurde er dann als solcher zum General der Artillerie befördert. Sein Generalkommando führte er dann im Sommer 1942 beim Vormarsch in Richtung Stalingrad. Er wurde dann im Herbst 1942 mit seinem LI. Armeekorps dort eingeschlossen.Von Seydlitz war der einzige General im Kessel, der bereit war, zum Wohle der Truppe gegen die Befehle Hitlers zu handeln. Um den Oberbefehlshaber der eingeschlossenen 6. Armee zum Handeln zu zwingen und den allein sinnvollen Ausbruch aus dem Kessel zu erreichen, ließ er eigenmächtig seine Division zurücknehmen und zum Ausbruch vorbereiten. Der Oberbefehslhaber vor Stalingrad, der spätere Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, fühlte sich aber an den unbedingten Haltebefehl Hitlers gebunden, obwohl ihm bewußt war, das dies das Ende der Armee bedeuten würde und von Seydlitz dieses seinem Oberbefehlshaber auch immer wieder sagte. Seydlitz sagte in seinen Memoiren den bezeichnenden Satz, daß Paulus die letzte Tugend zu einem Feldherren gefehlt hätte, der notwendige Ungehorsam gegen Hitler. Also wurde bis zum bitteren Ende kekämpft. Gegen Ende der Kämpfe um Stalingrad geriet er am 31.01.1943 in sowjetische Gefangenschaft.Anderst als mehreren anderen Kommandierenden Generalen der Korps der 6.Armee bleib ihm die Beförderung zum Generaloberst verwehrt. Der Schock der Katastrophe von Stalingrad, besonders aber die Haltung Hitlers, durch die die 6. Armee geopfert wurde, sowie die Versprechungen der Sowjets, Deutschland im Falle einer Beendigung des Krieges vor der deutschen Grenze nicht zu besetzen, veranlassten Walther v. Seydlitz dem Bund deutscher Offiziere (BDO) beizutreten und den Vorsitz zu übernehmen. Der BDO schloss sich dem Nationalkomitee „Freies Deutschland“ (NKFD) an. Ziel beider Organisationen war es 1943, die Wehrmacht – gegen den Befehl Hitlers – unter verantwortungsbewußter Führung auf die Reichsgrenze zurückzuführen. Die Haupttätigkeit bestand im Wesentlichen aus Propaganda, die das Vertrauen des deutschen Soldaten in seine Führung untergraben sollte. Aber auch auf die militärischen Führer versuchte man Einfluß zu erlangen, indem Seydlitz persönlich verfasste Briefe an die Frontkommandeure senden ließ.Im Januar 1944 änderte sich die Zielsetzung auf: Einstellung des Kampfes, Übergang auf die Seite des NKFD.Viele deutsche Soldaten, die den Versprechungen der vonSeydlitz unterzeichneten Flugblattpropaganda glaubten und sich ergaben bezahlten dies mit dem Tod oder jahrelanger Qual in sowjetischen Lagern.In zwei Memoranden vom 22.09. 1943 und vom 04.02.1944 ersuchte Seydlitz die sowjetische Führung, die Aufstellung eines Korps aus deutschen Freiwilligen zu erlauben. Er richtete an Josef Stalin persönlich(!!!!!!!!!) die Bitte, Offizieren und Soldaten der Wehrmacht, die dies wünschen, die Möglichkeit zu geben, mit der Waffe in der Hand ihren Beitrag zur Zerschlagung des Hitlerregimes und zur Beendigung des Krieges zu leisten.Daß er hier mit Hilfe des Bolschewismus den Nationalsozialismus zerschlagen wollte,und damit einem Blutsystem gegen das andere Blutsystem zu unterstützen, scheint ihn nicht berührt zu haben. Er warb für ein Korps mit etwa 40.000 Mann. Seine gewünschtes Korps kam jedoch nicht zustande. So verblieb es bei propagandischen Aufrufen an die Wehrmachtssoldaten, sich den Sowjettruppen zu ergeben.Doch die Sowjets sollten auch ihm seinen Verrat schlecht danken. Im Reich wurde das Engagement von Seydlitz-Kurzbach auch in der Generalität mit Mißfallen aufgenommen. Es führte aber zur Ächtung seiner Person durch die deutsche Generalität sowie zur Sippenhaft für seine Familie. Am 26.04. 1944 wurde er in Deutschland in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Von der Sowjetunion wurde er nach Kriegsende zunächst als Kriegsverbrecher zum Tode und später zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Zuvor hatte er im Januar 1949 in einem Gesuch um die Repatriierung in die Sowjetische Besatzungszone gebeten.Am 07.101955 kehrte er nach Westdeutschland zurück.nach seine Entlassung wollte er plötzlich doch nicht bei den Bolschewisten bleiben.Auf seinen eigenen Antrag hin wurde 1956 dann das vom Reichskriegsgericht am 26.04.1944 in Abwesenheit gegen ihn verhängte Todesurteil formell aufgehoben.Er selber verstarb am 28.04.1976. Am 23.04.1996 wurde seine Verurteilung in Rußland durch Generalstaatsanwaltschaft Moskau posthum rehabilitiert.