Heute vor genau 68 Jahren, am 1911.1942 um 05:15 Uhr morgens begann der Angriff im Norden von Stalingrad mit einem 90 minütigen Artilleriefeuerschlag aus 3500 Rohren auf die Stellungen der 3. rumänischen Armee die sowjetische Operation Uranus, welche zur Einschliessung und zur Vernicchtung der deutschen 6.Armee und von Teilen der 4.Panzer-Armee führen sollte und die um ein Haar das Schicksal der gesamten Ostfront entschieden hätte. Stalingrad spielte in der ursprünglichen Planung der deutschen Sommeroffensive "Blau" im Jahre 1942, die eigentlich auf den Kaukasus zielte, zunächst eine Nebenrolle: Bei der geplanten Vernichtung der sowjetischen Kräfte im weit nach Osten schwingenden Großen Don-Bogen war "Stalingrad selbst zu erreichen oder zumindest so unter Wirkung unserer schweren Waffen zu bringen, dass es als weiteres Rüstungs- und Verkehrszentrum ausfällt" (Weisung Nr. 41 vom 05.04.1942). In der Annahme jedoch, der Gegner sei bereits in den Eröffnungsschlachten der Sommeroffensive entscheidend geschlagen worden, Teilte Adolf Hitler die Heersgruppe Süd in die Heeresgruppen A und B und drehte den unteren Angriffsflügel, die Heeresgruppe A, nach Süden ab (Weisung Nr. 45 vom 23.07.1942), während der obere, die Heeresgruppe B, großenteils im Raum Woronesch gefesselt blieb. Die ursprünglich sehr wichtigen Stoßgruppen reduzierten sich auf die 6. Armee unter dem damaligen General der Panzertruppe und späteren Generalfeldmarschall Friedrich Paulus aus Nordwesten und die 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hermann Hoth aus Südwesten. Zugleich erweiterte sich ihr Auftrag dahin, durch Gewinnen der Linie Stalingrad - Astrachan die Kaukasus-Offensive zu decken, wofür die Kräfte fehlten. Die Luftunterstützung übernahm das VIII. Fliegerkorps unter dem damaligen Generalleutnant und späteren General der Flieger Martin Fiebig.
Stalingrad wurde damit zum Angelpunkt der Gesamtoffensive, was Stalin erkannte und mit dem Ausbau dieser Zone zum Verteidigungsschwerpunkt beantwortete. Unter dem damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjet-Union Andrei Iwanowitsch Jeremenko und dessen Polit-Kommissar Generalleutnant Nikita Sergejewisch Chruschtschow wurden vor Stalingrad 4 Stellungsbögen ausgebaut und 6 Armeen, 2 Panzerarmeen sowie 1 Luftarmee konzentriert. Diese Massierung konnte den deutschen Einbruch in das Vorfeld von Stalingrad, den die sehr starke 6. Armee bei Kalatsch am Don zwischen 07-14..081942.) erkämpfte, empfindlich hemmen, aber nicht verhindern; immerhin gelang es den sowjetischen Armeen, die 4. Panzerarmee bei Tinguta zu stoppen und den größeren Teil der 6. Armee in ihrer linken Flanke durch Brückenköpfe zu binden. Das deutsche XIV. Panzerkorps unter General der Infanterie Gustav von Wietersheim, das am 23.08.1942 die Wolga und Stalingrad erreichte, wurde sogar vorübergehend in zwei Teile zerbrochen und z.T. eingeschlossen. Die sowjetischen Gegenstöße aus den Don-Brückenköpfen nahmen der 6. Armee die Kraft, im Verein mit der 4. Panzerarmee, die am 30.08.1942 eingebrochen war, die sowjetische 62. und 64. Armee vor Stalingrad zu fassen. Die Verteidiger mussten im frontalen Angriff verdrängt oder vernichtet werden. Diese Aufgabe übernahm das LI. AK unter General der Artillerie Walther von Seydlitz, das, wie die gegenüberstehende sowjetische 62. Armee unter dem damaligen Generalleutnant und späteren Marschall der Sowjet-Union , Wassili Iwanowitsch Tschuikow laufend - aber im Gegensatz zu ihr nur aus dem Armeebestand - verstärkt und erneuert wurde; nach Osten deckten deutsche und rumänische Korps der 4. Panzerarmee seine rechte Flanke, nach Norden 3 Korps der 6. Armee seine linke. Von Ende August bis Mitte November kämpfte sich das LI. AK in mehreren Angriffen durch die Trümmer des zerbombten Stalingrad zur Wolga durch, an der die sowjetische 62. Armee zuletzt nur noch wenige Brückenköpfe hielt, aber insgesamt die deutschen. Hauptkräfte band und verschliss.
Nach dem damals gültigen Standart galt die Stadt als eingenommen, aber noch nicht gesäubert.Noch immer leisteten die Sowjets erbitterten Widerstand. Die 17 Divisionen der 6. Armee sanken von 254 421 auf 138 823 Mann ab, die 51 780 russischen Hilfswillige ergänzten. An den Vorstoß wolgaabwärts war nicht mehr zu denken.
Spätestens seit dem 12.09.11942 bereitete Stalin die Einschließung der 6. Armee ("Uranus") und den Durchbruch bis Rostow ("Saturn") vor; zu diesem Zweck optimierte er die Kampfkraft der Südwestfront unter Armeegeneral Nikolai Fjodorowitsch Watutin mit dreieinhalb Armeen und 2 Luftarmeen, der Donfront unter dem damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjet-Union Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski mit 3 Armeen und 1 Luftarmee, der Stalingradfront unter dem damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjet-Union Andrei Iwanowitsch Jeremenko mit 4 Armeen und 1 Luftarmee.Die Planungsleiter dieser Operation waren die damaligen Armeegenerale und spätere Marschälle der Swjet-Union Georgie Konstantinowisch Schukow und Alexander Michailowitsch Wassilewski. Hitler rechnete mit einer Wiederholung der bolschewistischen Präzedenzoperationen bei Zarizyn im Bürgerkrieg (1918 und 1919/20) und verstärkte die Donlinie im Oktober mit der rumänischen 4.Armee unter Generaloberst Constantin Constantinescu, die 8.italienische Armee unter Generaloberst Italo Gariboldi und dem XXXXVIII. Panzerkorps unter Generalleutnant Ferdinand Heim als Rückhalt. Doch dank überlegter Schwerpunktbildung durchbrachen oder vertrieben die sowjetischen Truppen am 19./20.11. die rumänischen Verbände an beiden deutschen Flanken überraschend schnell. Auch das XXXXVIII. Panzerkorps konnte die Massen an Truppen und Panzern nicht aufhalten. Generalleutnant Ferdinand Heim wurde zum Sündenbock gestempelt, am 20.11.1942 seines Kommandos enthoben und zum Tode verurteilt.Das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt. Die wegen ungenügender Zufuhr in der Beweglichkeit sehr eingeschränkte 6. Armee - die meisten Pferde waren in Fütterungsdepots abgegeben - vermochte noch ihre Aufrollung, aber nicht mehr ihre Einschließung zu verhindern.
Bereits früher hatte Hitler Anträge u.a. von Paulus, die zur Abnützungsschlacht degenerierte Operation abzubrechen und die exponierte Armee aus Stalingrad zurückzuziehen, schon aus Prestigegründen kategorisch abgelehnt. So verbot er auch jetzt den Ausbruch, den Paulus vorschlug und Seydlitz für sein AK selbständig einleitete. Paulus bat Hitler um Entscheidungsfreieheit. Und wer das tat war bei Hitler nahe am Hochverrat. Hitler rechnete mit ausreichender Luftversorgung und baldigem Entsatz durch die neugebildete Heeresgruppe Don unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein nach dem Vorbild von Demjansk und wollte das ihm als unabdingbarer Ausgangspunkt für die Offensive des nächsten Jahres geltende Stalingrad halten. Zu diesem Zweck ließ er Seydlitz, dessen eigenmächtigen Ausbruchsversuch Paulus vertuschte, mit 13 der 23 eingeschlossenen Divisionen der 6. Armee und eines Korps der 4. Panzerarmee den Angriff wolgawärts fortsetzen. Wegen dieser Bindung ihrer mot. und Panzerkräfte und infolge des struktur-, wetter- und feindbedingten Ungenügens der Luftbrücke von den Basen der Luftflotte 4 nach Pitomnik wurde die 6. Armee weitgehend bewegungsunfähig und konnte nach zu später Umgruppierung Mitte Dezember nicht zur Entsatzoperation der 4. Panzerarmee ("Wintergewitter") beitragen.
Nach weiteren "Saturn"-Operationen der Roten Armee, die seit 16.12.1842 die italienische 8. Armee und seit 24.12.1942 die deutsche 4. Panzerarmee trafen, fand die deutscheFront erst nahe der Ausgangslinie vom Juli wieder Halt. Das Kaukasusgebiet musste geräumt werden. Dennoch beharrte Hitler auf dem Halten des Stalingrad-Kessels und des Kuban-Brückenkopfes im Kaukasusvorland mit der17. Armee unter Generaloberst Richard Ruoff als vorgeschobene Offensivbasen für 1943. Das Verlöschen der 6. Armee - deren hohe Moral seit der Jahreswende ins Wanken geriet - durch Kälte, Hunger, Krankheit und Kampf (Gefechtsverluste durchschnittlich bis 10.011943 ca 650 Mann pro Tag) nahm der Oberste Befehlshaber nicht zur Kenntnis und übertrieb die sowjetische taktische Fehler und logistische Unzulänglichkeiten (Versorgungsmängel bei Winterbekleidung, Munition, Treibstoff). Nach Ablehnung einer Kapitulationsaufforderung Rokossowskis drückte die Donfront seit 10.01.1943 den Kessel von Westen her ein. Am 31.1./2.2.43 ergaben sich dessen letzte Reste. Die sowjetische Verluste beim Unternehmen "Uranus" sind unbekannt, auf dt. Seite fielen 58 000 Mann; nur 6000 der in Stalingrad in Gefangenschaft geratenen 201 000 Soldaten kehrten später heim.
Lange Zeit wurde der deutschen Führung vorgeworfen die 6.Armee nach dem Scheitern des Entsatzversuches sinnlos verheizt zu haben. Hinweise auf die wichtige Truppenbindung des Feindes wurden als unwahre deutesche Rechtfertigungsversuche abgetan. Heute wissen wir es besser.
Noch um den Jahreswechsel 1942/43 band die 6.Armee in und um Stalingrad 69 Großverbände der Roten Armee. Hätte die 6.Armee um den Jahreswechsel kapitiliert so wären diese Verbände frei geworden. Und zwischen Stalingrad und Rostow am Don stand kein größerer deutscher Truppenverband der diesen Verbänden hätte entgegen treten können.
Dann wäre wohl nicht nur die 6.Armee verloren gewesen sondern die gesamte Heeresgruppe A im Nordkaukasus. Die Sowjet-Marschälle Rokkosowski und Jeremenko haben diese Auffassung in ihren Büchern bestätigt.
Das Weiterkämpfen der 6.Armee in und um Stalingrad war bis Mitte Januar 1943 militärisch notwendig und richtig. Die letzten 14 Tage hätte man der Armee ersparen können.
Erich von Manstein hat mehrmals versucht, Hitler die Erlaubnis zur Kapitulation abzuringen, doch Hitler lehnte jedes Mal kategorisch ab. Auch Paulus konnte sich nicht zur eigenmächtigen Kapitulation überwinden. Ähnlich wie bei dem Entsatzversuch, als er Generalfeldmarschall von Mansteins Befehl zum Ausbruch verweigerte erwies er sich
hier als äußerst schwache Führungspersönlichkeit.
Seine Verhalten in Stalingrad und vor allem sein Verhalten nach seiner Gefangennahme machen Friedrich Paulus zur erbämlichsten Figur neben Wilhelm Keitel, die jemals den Rang eines deutschen Generalfeldmarschalls tragen durften.
Nicht nur dass Paulus die große „Ehre“ hatte als erster preußisch/deutscher Generalfeldmarschall in Gefangenschaft zu gehen, noch dazu bei den Bolschewisten.,
so arbeitet er in der Gefangenschaft noch dem Feind zu.
Sein Brief an Stalin, in dem er um seine Freiheit bettelte zeugte ebenso von seiner Speichelleckerei wie er sie zuvor Hitler gegenüber gezeigt hatte.
Doch zurück zu Stalingrad.
Die deutsche Niederlage in der Schlacht um Stalingrad beendete den Vormarsch der Wehrmacht im Russlandfeldzug und wurde allgemein als Wendepunkt des Krieges empfunden, was aber so nicht ganz richtig ist. Am Wolgaufer stoppte der deutsche Vormarsch im Osten. Hier brach sich entgültig die Angriffswelle .Doch auch nach Stalingrad wäre im Osten noch ein Remis möglich gewesen. Erst nach der Schlacht im Kursker Bogen war der Krieg für Deutschland im Osten verloren. Kursk war die Wende im II.Wk.Nicht Stalingrad. Dem Feldherrngenie Erich von Manstein gelang es, die komplette Abschnürung des Südflügels zu verhindern und die meisten Gebiete zurück zu erobern die durch die sowjetische Winteroffensive verloren gegangen waren, einschliesslich Charkows.
Goebbels nutzte die Katastrophe für seine Durchhalte-Propaganda und rief am 18.02.1943 im Berliner Sportpalast unter dem Jubel des sorgsam ausgesuchten Publikums zum Totalen Krieg auf. In Stalingrad richteten die Sowjets noch während der Kämpfe Sammellager für Gefangene ein, aus denen sich die Uprawlenijen 7108, 7361 und 7362 entwickelten, insgesamt 40 Lager. Bereits auf den Märschen dorthin starben bei den harten Witterungsbedingungen zahlreiche der entkräfteten deutsche Soldaten(viele wurden von den Wachsoldaten einfach erschossen), und auch in den Lagern von Stalingrad häuften sich anfangs die Todesfälle. Die Russen versuchten das Massensterben durch Einweisung der Kranken in Erholungslager einzudämmen(hier zumindest zeigten die Sowjets eine gewisse Menschlichkeit die sowjetischen Gefangenen in deutscher Hand leider niemals zuteil wurde) , doch wurden die Gefangenen dort meist zur Landarbeit eingesetzt, die viele bei der schlechten Ernährung das Leben kostete. Auch in den immer wieder aufgefüllten Lagern von Stalingrad blieb die Sterblichkeit hoch. Insgesamt kamen dort bis 1948 ca. 13 000 Mann um; die letzten Lager wurden 1954 aufgelöst.
Ich möchte diese Schilderung über die Schlacht um Stalingrad mit zwei Zitaten des Generalfeldmarschall Erich von Manstein ausklingen lassen, welcher der geniale Feldherr in seinem Buch „Verlorene Siege“ im bezug auf Stalingrad verfasst hat.
Und mit einem Zitat des Hauptverantwortlichen der Tragödie von Stalingrad, Adolf Hitler.
Erich von Manstein schrieb:
Wanderer kommst Du nach Sparta verkündige dorten, Du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl
Niemals werden diese Verse, durch die uns die Kunde von dem Heldenmut der Verteidiger der Termopylen überliefert worden ist und die seither als das Hohelied der Tapferkeit, der Treue und des Gehorsams gegolten haben, in Stein gemeißelt werden zu Stalingrad, in der Stadt an der Wolga, zum Gedenken an den Opfergang der dort untergegangenen deutschen 6.Armee.
Über den verwehten Spuren der dort gefallenen, verhungerten, erfrorenen deutschen Soldaten wird sich wohl nie ein Kreuz, ein Gedenkstein erheben.
De Erinnerung aber an ihr unsagbares Leiden und Sterben, an ihre beispiellose Tapferkeit, Treue und Pflichterfüllung wird die Zeiten überdauern, wenn längst das Triumphgeschrei der Sieger verhallt, wenn die Klagen des Leides, der Zorn der Enttäuschten und Verbitterten verstummt sein werden.
Mag diese Tapferkeit vergeblich gewesen sein, mag diese Treue einem Mann gehalten worden sein, der sie weder verstand noch erwiderte und darum auch nicht verdiente, hat diese Pflichterfüllung auch in den Tod oder in die Gefangenschaft geführt, so bleibt doch diese Tapferkeit, diese Treue, diese Pflichterfüllung ein Hohelied deutschen Soldatentums, das heute zwar untergegangen ist, und das in einem Zeitalter überlebt erscheint, in dem man aus sicherer Entfernung alles Leben auslöschende Atombomben zu versenden vermag.
Erich von Manstein schrieb:
Der Kampf der 6.Armee war zu Ende !
Was härtester Kampf und die Erbarmungslosigkeit des Hungers und der eisigen Kälte der russischen Steppe begonnen hatten, sollte sowjetischen Gefangenschaft an Soldaten vollenden, die sich erst ergeben hatten , als ihre kraftlos gewordenen Arme die Waffen nicht mehr führen, der erstarrten Hände sie nicht mehr bedienen konnten, alssie ohne Munition wehrlos einem übermächtigen Feinde gegenüberstanden.
Am 05.02.1943 sagte Hitler in einer seltenen Anwandlung von Selbsterkenntnis zu Erich von Manstein folgende Worte :
Adolf Hitler schrieb:
Für Stalingrad trage ich alleine die Verantwortung.
Ich könnte vielleicht sagen, dass Göring mir ein unzutreffendes Bild über die Möglichkeiten der Luftversorgung gegeben hat, und damit zum mindestens einen der Verantwortung auf ihn abwälzen. Aber er sit mein von mir selbst bestimmter Nachfolger und deshalb kann ich ihn nicht mit der Verantwortung für Stalingrad belasten
Hier noch ein paar Bilder der Operation Uranus :