Heute vor genau 100 Jahren,am 15.05.1916 begann das k.u.k Militär mit der Südtoroloffensive.
Das Kriegsjahr 1915 hatte für die Mittelmächte erfolgreich geendet. Die russischen Truppen waren in gemeinsamer Anstrengung weit nach Osten zurückgeworfen worden. Währenddessen hatte die deutsche Westfront ebenso allen englisch-französischen Angriffen standgehalten wie die österreichisch-ungarische Südwestfront gegen das neu in den Krieg eingetretene Italien. Im Herbst war wiederum gemeinsam Serbien erobert worden und damit der Landweg zur Türkei offen, worauf sich die Alliierten in weiterer Folge von den Dardanellen zurückzogen hatten. Im Vergleich zu den Isonzoschlachten blieb es im Südtirol des Jahres 1915 relativ ruhig. Es war der `Krieg der Bergführer´. Patrouillen, Gruppen und Züge zwischen zwei und vierzig Mann klärten auf und besetzten Höhenstellungen zur Beobachtung und Verhinderung der Umgehung von Talstellungen und Sperrforts.In den Dolomiten wurde zu dieser Zeit der Mythos des Sextener Bergführers Sepp Innerkofler geboren, der bei der Erstürmung des Paternkofels am 04.07. 1915 getötet wurde. Ziel der Südtirol Offensive war es nun, den in Venetien und am Isonzo stehenden italienischen Truppen in den Rücken zu fallen.
Der österreichisch-ungarische Generalstabschef,der damalige Generaloberst und spätere Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf schlug nun der deutschen Heeresleitung vor, gemeinsam gegen Italien vorzugehen. Doch der deutsche Generalstabschef General der Infanterie Erich von Falkenhayn beabsichtigte, die Maasfestung Verdun anzugreifen und die französischen Truppen „weißbluten“ zu lassen. Allerdings informierte er Conrad über dieses Vorhaben nicht. Umgekehrt entschloss sich Conrad von Hötzendorf, alleine Italien anzugreifen. Er befahl dem Kommandanten des Kommandos der Südwestfront, den damaligenGeneraloberst und späteren feldmarschall Erzherzog Eugen von Östereich-Teschen, mit einer Heeresgruppe bestehend aus zwei Armeen aus Südtirol den entscheidungssuchenden Stoß wenn möglich in den Rücken der feindlichen Hauptkraft, die am Isonzo stand, zu führen. Falkenhayn wurde davon ebenfalls nicht informiert. Geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie man einen Koalitionskrieg nicht führen sollte. Der Angriff sollte von zwei hintereinander gestaffelten Armeen geführt werden. Die 11. Armee unter Generaloberst Viktor Dankl von Krasnik sollte den Austritt aus dem Gebirge erzwingen und die 3. Armee unter em damaligen Generaloberst und späteren Feldmarschall
Hermann Kövess von Kövesshaza den Vorstoß in die Venetische Tiefebene führen.
Insgesamt sollten rund achtzehn Infanteriedivisionen und alleine 72 schwere Batterien aufgeboten werden. Starke Schneefälle verzögerten jedoch den Angriffsbeginn um fünf Wochen. Da damit das Überraschungsmoment verloren ging, wurde beschlossen, das links vorne eingesetzte III. Korps so lange warten zu lassen, bis das XX. Korps, das der Erzherzog-Thronfolger Karl kommandierte, auf gleicher Höhe angekommen war.
Der Zeitplan des präzise geplanten Aufmarsches geriet aber schon im März 1916 durch heftige Schneefälle durcheinander. Dem zerklüfteten und schwer gangbaren Gelände wurde in der Planung zuwenig Rechnung getragen. Der Überraschungseffekt ging verloren. Obwohl rund 10.000 Tonnen Munition und mehr als 3.000 Tonnen technisches Material in die Bereitstellungsräume Folgaria und Lavarone befördert worden waren fehlte es schon sehr früh an Artillerieunterstützung.
Am 15.05.1916 begann der Angriff über die Hochfläche der Sieben Gemeinden. Die italienische Führung, die das Schwergewicht im Val Sugana erwartet hatte, wurde zunächst taktisch völlig überrascht. Die Anfangserfolge waren geradezu überwältigend. Vier Tage später, am 19.05.1916, befand sich gegenüber dem XX. und dem linken Flügel des VIII. Korps der 11. Armee alles, was nicht tot oder gefangen war, in vollem Rückzug. Die Frage, die sich rückblickend aufdrängt, ist daher, ob man nun nach Einnahme der beiden ersten Linien unter Umständen auch ohne Unterstützung der schweren Artillerie die dritte Befestigungszone hätte durchbrechen können. Der italienische Generalstabschef,der damalige Generalleutnant und spätere Marschall von Italien Luigi Cadorna verfügte zu diesem Zeitpunkt in Tirol über keinerlei Reserven mehr.
Während nun das III. Korps im Verband der 3. Armee in den folgenden Tagen ähnlich große Erfolge erzielte, blieb das XX. Korps eine Woche lang stehen, um die Artillerie nachzuziehen, wobei die Fühlung mit dem Feind verlorenging. Schon am 23.05.1916 hatten rasch herangebrachte italienische Truppen das Novegnoplateau besetzt. Von diesem Zeitpunkt an konnte es im Abschnitt des XX. Korps nur mehr einen systematischen, von schwerer Artillerie unterstützten Angriff geben. Anfang Juni blieb nach dem rechten Flügel schließlich auch der linke der 11. Armee stecken. Cadorna, der zunächst die Österreicher mit einer neu zusammengestellten 5. Armee in der Ebene erwarten wollte, nutzte indessen die Passivität der k.u.k. Truppen und verwendete die vom Isonzo herangeschafften Reserven massiv zum Halten des verbliebenen Gebirgsrandes. Die Bedeutung der am 04.06.1916 im Osten losbrechenden Offensive russischer Truppen unter General Brussilow war für den Ausgang der Offensive in Südtirol nur von zweitrangiger Bedeutung. Als diese am 16.06.1916 offiziell eingestellt wurde, war sie zumindest im Abschnitt der k.u.k. 11. Armee bereits kulminiert.Während auf die etwa 200.000 Mann der Angriffsverbände rund 30.000 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten entfielen, lagen die italienischen Verluste mehr als doppelt so hoch ,davon ca. 40.000 Gefangene.