Heute vor genau 400 Jahren, am 6. Mai 1622, fand zwischen den Ortschaften Bad Wimpfen, Obereisesheim und Biberach - heute ein Stadtteil von Heilbronn – die Schlacht bei Wimpfen, eine der größten Auseinandersetzungen der ersten Phase (Böhmisch-Pfälzischer Krieg) des Dreißigjährigen Krieges statt.
In ihr standen sich die bayerischen und spanischen Truppen der katholischen Liga unter Johann t’Serclaes Graf von Tilly sowie Gonzalo Fernández de Córdoba und ein protestantisches Heer unter Georg Friedrich Markgraf von Baden-Durlach gegenüber.
Die Vorgeschichte:
Nachdem Tilly und Buquoy die Truppen von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (der „Winterkönig“) in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag (1620) vernichtend geschlagen hatten, wandte sich Tilly nach der Rückeroberung Böhmens 1621 den Stammlanden Friedrichs zu. Dazu marschierte er zunächst in die Oberpfalz ein, wo er sich langwierige Scharmützel mit Friedrichs Heerführer Peter Ernst II. Graf von Mansfeld lieferte. Nachdem die Lage dort unhaltbar geworden war, marschierte Mansfeld im Herbst 1621 in die Rheinpfalz, wohin ihm Tilly folgte, bevor der Kämpfe im Winter abflauten. Im Frühjahr 1622 vereinigten sich Mansfeld, der seine Truppen im Elsass hatte überwintern hatte lassen, und Georg Friedrich von Baden-Durlach, um Tilly aus den Ländereien ihres Kriegsherrn zu vertreiben.
Zahlenmäßig überlegen brachten Sie Tilly am 27.4.1622 bei Mingolsheim eine empfindliche Niederlage bei. Tilly zog sich daraufhin mit ca. 15.000 Mann plündernd und brandschatzend durch den Kraichgau in Richtung des Neckarübergangs bei Wimpfen zurück. Mansfeld und Georg Friedrich hielten Fühlung, trennten jedoch ihre Streitmacht kurz darauf. Während das badisch-pfälzische Heer – mit ca. 17.000 Mann Tilly noch immer überlegen, weiterhin die ligistische Streitmacht verfolgte, marschierte Mansfeld in die Nordpfalz.
Am 5 Mai abends überschritten die badischen Truppen über Kirchhausen und Biberach kommend bei Obereisesheim den Hochwasser führenden Böllinger Bach und stellten sich auf einer Frontlänge von 2 Kilometern in Schlachtordnung auf. Georg Friedrich wusste jedoch nicht, dass sich Tilly bereits am Tag zuvor mit den spanischen Truppen des Generals Córdoba vereinigt hatte, und somit nun über eine Streitmacht von 21.000 kampferprobten Söldnern verfügte. Mit diesen Truppen bezog Tilly nördlich der Linien seines Gegner Stellung, und richtete sein Hauptquartier in der Wimpfener Cornelienkirche ein, die seither den Beinamen Tilly-Kapelle trägt.
Die Schlacht:
Am 6. Mai früh morgens eröffnete Tillys Artillerie die Schlacht, was sogleich von der badischen Artillerie beantwortet wurde, die sich als überlegen erwies. Ein Angriff der bayerischen Reiterei auf die gegnerischen Geschützstellungen wurde von der markgräflichen Reiterei zurückgeworfen. Bis 11 Uhr konnte keine Seite einen entscheidenden Erfolg verbuchen. Vor allem die spanischen Truppen hatten noch nicht in vollem Umfang in den Kampf eingegriffen, da man noch immer fürchtete, dass Mansfeld im Rücken der Front auftauchen könnte. Da der Baden-Durlacher sich zudem für eine defensive Taktik entschieden hatte, und Tilly zu einem Angriff auf eine massive Wagenburg, die er errichten hatte lassen, zwingen wollte, kamen die Kämpfe zwischen 11 und 14 Uhr praktisch zum Erliegen. Beide Seiten nutzen die Zeit, um ihre Truppen neu zu gruppieren, und sich zu erholen, bevor Tilly überraschend einen massiven Reiterangriff auf den rechten Flügel des Gegners startete, der die dort stehende lothringsche Reiterei zersprengte, die daraufhin nach Neckargartach flüchtete, und sich nicht mehr disziplinieren ließ. Etwa zeitgleich setzte das Feuer der tilly’schen Artillerie wieder ein, und landete einen Volltreffer in einem Munitionswagen, der sogleich explodierte. Dadurch gerieten weitere Truppenteile des Markgrafen in Panik, und flohen vom Schlachtfeld.
Tilly ließ nun auf breiter Front vorrücken, und drängte seinen Gegner immer weiter zurück, dem durch den Neckar und den angeschwollenen Böllinger Bach keine schnelle Flucht vom Schlachtfeld möglich war. Einzig eine kleine Brücke auf Höhe der Böllinger Mühle bot einen Ausweg, doch hier stauten sich bald die zurückdrängenden Truppen, die von der leichten Reiterei, darunter die gefürchteten Kroaten, gnadenlos niedergemetzelt wurden. Gegen 18 Uhr fiel Herzog Magnus von Württemberg-Neuenbürg, der ein Kürassierregiment auf Seiten des Markgrafen befehligt hatte, dessen Nebenlinie des Hauses Württemberg damit erslosch. Kurz darauf eroberten Tillys Truppen die Wagenburg, sämtliche Geschütze und den Tross des Gegners. Die Schlacht war verloren, so dass gegen 20 Uhr schließlich die letzten Verteidiger, die sich im Ort Obereisesheim verschanzt hatten, die Waffen streckten.
Die direkten Folgen:
Die siegreichen Bayern und Spanier besetzten die Ortschaften Obereisesheim und Neckargartach, die sie verwüsteten und plünderten, und die verbliebenen Bewohner, die nicht hatten in die Mauern der starken Reichsstadt Heilbronn fliehen können, erschlugen. Da die Dörfer nunmehr entvölkert waren, dauerte es bis zum 12. Mai, bis die Toten auf dem Schlachtfeld in Massengräbern von aus Heilbronn abgestellten Personen bestattet werden konnten.
Die weiteren Folgen:
Tillys Sieg war derart umfassend, dass das Heer des Markgrafen quasi aufgehört hatte, zu existieren, und letztlich die Niederlage der protestantischen Seite im Kampf um die Pfalz besiegelte.
Im weiteren Verlauf schafften es Tilly und Cordoba erfolgreich die Vereinigung der Heere Mansfelds und Christians II. von Braunschweig-Wolfenbüttel (der „tolle Halberstädter“), der von Niedersachsen heranmarschierte, zu verhindern. Er schlug Christian am 20. Juni bei Höchst, und besetzte in der Folge Heidelberg, Mannheim und Frankenthal. Mansfelds Motivation nochmal entscheidend in die Kämpfe einzugreifen war ohnehin gering, da die Bezahlung seitens des Winterkönigs eher spärlich ausfiel, und er sich somit darauf verlegte, das Land zu verheeren, um seine Truppen bei der Fahne zu halten. Um Juli wurde er von Friedrich V. entlassen und trat alsbald in niederländische Dienste über, wohin ihm der Halberstädter folgen sollte.
Die seit 1594 durch von Baden-Durlach verwaltete Markgrafschaft Baden-Baden (Oberbadische Okkupation) fiel durch die Niederlage wieder an die Linie Baden-Baden zurück.
C.