~~~ Calamari-System ~ Mon Calamari ~ Coral City ~ Yacht "The Promise" ~ Deck 2 ~ Bar ~ mit Adrian unter Leuten ~~~
Die Strahlen der Lampen zeichneten die absonderlichsten Gestalten in den Rauch oder Nebel, der vor Jibrielles Augen durch den Raum waberte und unheimlich viel Athmosphäre auf die Tanzfläche zauberte, auf die sich vor ihren Augen in einigen Metern Entfernung immer mehr Leute zusammenfanden. Mit einem milden Grinsen sah sie einigen Gentleman dabei zu, wie sie eine Dame bei den Stehtischen oder auf einem Stuhl ansprachen und zum Tanz aufforderten. Leicht drückte sie das Sektglas gegen die lächelnden Lippen und ließ etwas prickelnden Nektar ihre Kehle herunter laufen.
"Ist das jetzt dein Ernst?!"
fuhr sie auf einmal die Stimme Adrians von der Seite an, sodass sie beinahe erschrocken herumgefahren und vermutlich vom Barstuhl gefallen wäre. Verdutzt sah sie ihren Jedi-Ritter-Kollegen an, der aus irgendeinem Grund sehr ungehalten wirkte.
"Du hast doch deine Padawan zurückgelassen – also versuch nicht den Spieß umzudrehen und mich als schlechten Meister darzustellen! So funktioniert das nicht."
echauffierte sich Adrian weiter, hätten Jibrielle und er doch eine Verantwortung gegenüber ihren Padawanen, und sie solle keine faulen Ausreden suchen, dass sie Nylia schlicht zurückgelassen hätte, dass sie gefälligst nicht implizieren sollte, er würde mit Zasuna alles falsch machen, dass sie sich nicht einbilden solle, sie besser zu kennen als er, und was nicht alles. Völlig verblüfft schaute Jibrielle Adrian an, wollte zwischendurch mal ein "Ja, aber ..." oder ein "Nein, ganz und gar nicht" oder wenigstens ein "Was?" einwerfen, doch war sie zu überrumpelt von einem völlig erbosten Adrian.
Sofort spürte Jibrielle, wie ihrer Luftröhre ein gewaltiger Klops anwuchs, ein Ärger und eine Traurigkeit, eine Kränkung und eine Wunsch auf Vergeltung, der sie am liebsten dazu veranlassen wollte, Adrian seine Unterstellungen und Gemeinheiten, wo auch immer diese herkamen, mit gleicher Münze heimzuzahlen, ihm seine Verbohrtheit und Arroganz unter die Nase zu schmieren - Dinge, die sie eigentlich gar nicht wirklich glaubte, die ihr nur eine leise, gemeine Stimme zuflüsterte.
Für einen Augenblick schloß Jibrielle die Augen, ließ den Klops in sich aufsteigen und wachsen, bereit Adrian gleich ordentlich Saures zu geben - als vor ihrem geistigen Auge auf einmal Miranda auftauchte, Miranda wie sie vor ihr in dem Aufzug stand, der Anblick ihres Nackens, die Linie ihres Rückgrads von den Haarwurzeln bin hinunter ... Miranda wie sie auf der Couch flätzte, ihr zulächelte, ein Funkeln in den Augen ... Miranda in dem Kleid, das alles und jeden überstrahlte und diesen Abend zwangsläufig, unumgänglich großartig und zum schönsten seit langer, sehr sehr langer Zeit machte. Ein Abend an dem kein Platz für lächerliche Streitereien, gekränkte Egos und kleinlichen Ärger war. Jibrielle schnaufte kurz aus und nahm noch einen Schluck, um ihre trocken gewordene Kehle zu befeuchten.
"Und über welche alten Zeiten willst du dich eigentlich mit mir unterhalten? Darüber wie wir beinahe draufgegangen wären, als wir Nylia im Untergrund von Coruscant gesucht haben? Oder darüber, wie du mich wegen des Lichtschwerts meiner Tante verurteilt hast? Oder über die vielen anderen Male, wo wir so wunderbar harmoniert haben?"
Jibrielle schaute Adrian mit einer spur aus Enttäuschung, Überraschung und Traurigkeit an, auch wenn sie das nicht wollte und bemühte, die Fassung zu wahren. Wow, sie hatte ja nicht gewusst, wieviel Abneigung in Adrian gesteckt hatte. Auch wenn es öfter zwischen beiden Spannungen gegeben hatte, hatte sie doch nie angenommen, dass er sie tatsächlich verabscheute ... oder sogar hasste? Wofür? Aber vielleicht überinterpretierte sie das auch ... vielleicht war nur irgendwas in Adrians Leben geschehen, dass ihn seine Wut auf Jibrielle abwälzen ließ? Oder nicht? Lag es doch an ihr? Sie hatte ihn eigentlich immer irgendwie doch ziemlich gemocht, trotz seiner knorrigen Art. Er hatte eben eine harte Schale, oder nicht? Solange sie ihn kannte schon ...
"Wenn du wirklich so denkst, ist das wirklich bedauerlich."
sagte Jibrielle und versuchte doch gar nicht zu verbergen, dass Adrians Worte sie verletzt hatten. Vielleicht würde er ihr das wieder zu ihrem Nachteil auslegen, meinen sie spiele nur was vor oder wolle ihm Schuldgefühle einreden - aber wenn er sie nunmal so negativ wie möglich verstehen wollte, was konnte sie da schon machen?
"Ich möchte mich auf jeden Fall an einem so schönen Abend nicht streiten. Ich werde dich also nicht anfauchen, wie damals, als es das Missverständnis mit dem Schwert deiner Tante gab. Ich habe mich damals übrigens bei dir entschuldigt, erinnerst du dich?"
meinte die Jedi-Ritterin und brach den Blickkontakt mit Adrian ab, drehte sich auf ihrem Barstuhl der Theke zu und lehnte ihre Ellenbogen auf das polierte Holz, schaute auf die hinter der Bar aufgereihten Flaschen.
"Wenn du mich aber einfach hier vertreiben willst, um mit deiner gerechten Wut alleine zu sein, muss ich dich enttäuschen. Ich will mich zwar nicht streiten, aber unterhalten und diskutieren gerne. Ich kann mich nämlich neben all diesen schweren Zeiten und unglücklichen Konfrontationen auch an viele schöne Momente erinnern. Auf Bandomeer waren wir alle ein tolles Team. Da war ich schwer beeindruckt, wie souverän du gewirkt hast. Oder als wir Nylia gerettet haben: Trotz des Zankes auf dem Weg dorthin haben wir beinahe blind zusammen funktioniert. Oder habe ich mir das nur eingebildet?"
Jibrielle stütze zog einen Ellenbogen von der Theke und stütze ihren Kopf seitlich auf eine Handfläche, sah Adrian genau ins Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Nachdenklichkeit und Neugier.
"Vielleicht sollte ich dir sagen, dass ich jeden Morgen völlig paralysiert vor Angst davor aufwache, eine schlechte Meisterin zu sein. Kennst du das Gefühl? Mich macht es auf jeden Fall total fertig, nicht zu wissen, ob Nylia unter mir eine gute Jedi wird oder, weil ich versage, daran scheitern wird - oder schlimmer: irgendwann der dunklen Seite verfällt. Das kannst du vermutlich nicht nachvollziehen. Naja, jedenfalls hab ich das Gefühl, dass Zasuna und du eine tolle Chemie habt. Zumindest lag schon auf Bandomeer und heute erst Recht unglaublich viel Respekt und Zuneigung in Zasunas Körpersprache dir gegenüber. Also glaub bloß nicht, dass ich nicht zu dir aufsehe, dass lass dir gesagt sein, mein Lieber."
sagte Jibrielle und musste wieder weggucken. Na, jetzt hatte sie ihm auf jeden Fall etwas gegeben, was er ihr unter die Nase reiben konnte. Vermutlich ließ sie der doofe Sekt so offen sein, aber Adrian hatte nunmal kein Monopol auf Weltschmerz und Zeugs. Mit dem Blick zur Tanzfläche sprach Jibrielle weiter.
"Seit unserem ersten Kampf ist da diese merkwürdige Konkurrenz zwischen uns. Vielleicht sollten wir mal darüber reden, wie Erwachsene ... jetzt wo wir Jedi-Ritter sind und so."
sagte Jibrielle, schaute Adrian zuerst gerade heraus an, guckte dann aber doch wieder weg.
"Lange dachte ich, dass lag daran, dass wir uns bei dem Kampf so schonungslos beharkt hatten und dadurch gleich in den ersten Tagen so ein schlechter erster Eindruck entstand. Aber so mit Abstand habe ich vor einiger Zeit erkannt, dass ich nur eifersüchtig auf dich war. Weil du der legendäre Adrian warst, von dem Chesara schon zuvor in so hohen Tönen gesprochen hatte. Und auf einmal warst du wieder da und ihr Padawan und ich wollte sie wohl am allerwenigsten mit DIR teilen. Und trotz allem wart ihr alle ... also alle Padawane von Chesara irgendwie wie Geschwister für mich. Ach ... ich weiß auch nicht."
meinte Jibrielle und traute sich nicht, Blickkontakt herzustellen. Etwas verschämt strich sie mit dem Zeigefinger auf dem Rand ihres Sektglases entlang.
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