Mon Calamari (Calamari-System)

~~~ Calamari-System ~ Mon Calamari ~ Coral City ~ Yacht "The Promise" ~ Deck 2 ~ Bar ~ mit Adrian unter Leuten ~~~

Wild flog die Mähne braunen Haares durch die Luft, bauschte sich auf, peitschte hernieder, schraubte sich zu wilden Wirbeln und zerschnitt die Luft ringsum. Im Rhythmus der Musik flogen ihre Arme zur Seite, streckten sich ihre Beine, formten abgehackte und doch fließende Bewegungen, schnell wie der Wind. Der Körper der jungen Frau tobte wie ein kleiner Orkan, während der Rest des Raums in Regungslosigkeit verharrte. Immer wieder knallten ihre Schuhsohlen auf das alte Parkett des Saales, schaffte es aber nicht die Lautstärke der Musik zu übertönen. Als das schnelle Elektrolied schließlich abebbte und Stille einzog, wurde Jibrielle immer langsamer und kam schließlich zum Stehen. Sie schwitzte etwas, doch konnten der schnell in ihr Gesicht zurückgekehrte grimmige, gelangweilte Ausdruck und die tiefschwarzen Liedschatten und Eyeliner nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ihr verdammt viel Spaß gemacht hatte. Jibrielle wischte ihre leicht verschwitzten Hände an der ausgefranzten, offenbar absichtlich angeschnippelten Jeans ab und stemmte die Hände in die Hüften, sodass ihre demonstrativ geballten Fäuste das graue T-Shirt mit dem darauf abgebildeten melancholischen Seeunwetter in den Seiten verknitterten. Erwartungsvoll schaute sie zu Jon herüber. Er war noch nicht gegangen.

"Das war nicht schlecht ... eine beachtliche, naja, Demostration. Wenngleich auch nicht ganz die Sorte, um die es hier gehen sollte."

sagte er und zog ein ironisches Gesicht, dass ihn aussehen ließ wie einen Frosch. Jibrielle schürzte die Lippen und stoß ein "Pff" aus.

"So tanzt man richtig. Zu richtiger Musik. Da kann man sich ordentlich bewegen! Und nicht so stumpf nach irgendwelchen Regeln rumhampeln."

"Du hast wirklich eine Gabe, dich zu Bewegen. Das war erstaunlich schnell. Ein bisschen zu schnell - ein bisschen gruselig."

"Ach komm, Jon-kun. Ich hab keine Lust dazu."

sagte Jibrielle und schürzte die Lippen noch mehr. Jon runzelte amüsiert die Stirn. Ob er bemerkt hatte, dass sie etwas zu offensichtlich ihr Gesäß zur Seite ausstreckte und versuchte mit vorgestrecktem Oberkörper ihren ganzen Stolz - ihre seit gut einem Jahr vorhandene, nennenswerte Brust - zu betonen.

"Das mag ja sein, aber gerade bei der Sache werde ich nicht locker lassen. In letzter Zeit versuchst du sowieso viel zu oft deinen eigenen Kopf durchzusetzen. Du brauchst ein bisschen Disziplin! Oder besser gesagt ne Frachterladung voll."

meinte Jon und ging zum alten Ghettoblaster hinüber, mit dem sie in den vergangenen Tanzstunden die verschiedenen Tanzstücke abgespielt hatten. Nun war es schon fast Zeit fürs Abendessen in der großen Halle und außer ihnen war von der heutigen Tanzklasse nichts mehr übrig. Boah, hätte sie gewusst, dass der Tanz-Kurs sich mit so einem Müll beschäftigen würde ...

"Boah, hätte ich gewusst, dass-"

"Ja, ja, ich weiß."

"Das nervt voll. Früher warst du cool. Heute bist du einer der strengsten Betreuer. Ganz und gar nicht laser, Jon-Sensei."

sagte Jibrielle und stand da inzwischen, die Hände zu Boden baumelnd, wie ein nasser Sack.

"Ist mir wurscht. Aber ohne ein bisschen Disziplin wirst du es nie aus den unteren Ebenen herausschaffen. Du hast ja Talent. Nun musst du noch lernen diese Energie in die in ... naja etwas kontrolliertere Bewegungen umzuwandeln."

sagte Jon und ging wieder auf Jibrielle zu, als nun ein melodisches Lied mit Streichern ertönte. Wohl irgendwas aus irgendeiner Oper.

"Ich kann mich an eine Jibrielle erinnern, die diese Musik sehr gemocht hat."

"Boah, aber ich bin doch keine Saukrabbe mehr. Das war nur kindische Unwissenheit was laser ist und was nicht, Jon-sempai."

"Ja, ja, jetzt sei schon still. Nimm die Ausgangshaltung ein. Du weißt wies geht."

Jibrielle blickte ihn stur an, verschrenkte die Arme vor der Brust.

"Und hör auf mit diesen dämlichen Namenssuffixen. Du ließt eindeutig zu viele von diesen schwarz-weiß Comics von Mirial. Los, Hände hoch."

Jibrielle stöhnte noch einmal laut hörbar, rollte mit den Augen und hob schließlich zögernd die Hände. Jon trat an sie heran, umfasste mit einer Hand die ihre, legte die andere um ihre Hüfte ... und begann zu führen. In Jibrielles Kopf rasten die Erinnerungen an die halbherzig memorisierten Tanzschritte hin und her, verhedderten sich, kamen nicht in ihren Beinen an und ... so latschte Jibrielle mit ihren schweren Boots mit Metallkappen mit Schmackes auf Jons rechten Fuß. Das erschreckte die brünette Waise mehr als ihn - er, dessen erstarrter Körper lediglich von einem schmerzverzerrtem Gesicht gezeichnet war - und so verlor sie das Gleichgewicht, stolperte über ihr eigenes Bein und viel zu Boden.

"So eine verdammte ..."

setzte Jibrielle laut zu schreien an, holte nochmal tief Luft, und begann von Neuem:

"So ein riesiger, verdammter, elender, mieser, dreckiger Haufen Banthasch-"

"Schon gut, schon gut. Mein Fuß und ich sind noch am Leben."

rief Jon dazwischen, sodass Jibrielle zu ihm aufsah. Mit einem angestrengten, aber ehrlichen Lächeln sah er auf sie herab.

"Ich werd dir noch deine Füße zermatschen. Willst du das etwa, Jon-san? Hmmm, willst du das?"

"Oh, und ich dachte schon, du würdest mich das nie fragen."

sagte Jon und grinste sie an. Jibrielles Mundwinkel zog sich unfreiwillig ein wenig nach oben ... bevor sie wieder genervt stöhnte.

"Och menno ..."

"Das war doch schon besser als letztes Mal. Na komm, gleich nochmal. Das kriegst du schon hin."

meinte Jon und streckte ihr seine Hand entgegen. Eine Hand, die ihr helfen wollte, ihr hoch- und auf die Beine helfen wollte, die ihr die Hand zum Tanz gereicht hatte.
Adrians Hand ruhte vor Jibrielle in er Luft. Die Jibrielle war fast zu perplex über diese völlig unerwartete Aufforderung zum Tanz und dem daraufhin durch ihren Kopf huschende Deja vú, dass ihr Zögern wohl falsch interpretiert hätte werden können. Doch zum Glück fing sie sich wieder, schaute von dem ausgestreckten Arm auf in Adrians Gesicht und ergriff lächelnd seine Hand.


"Ich dachte schon, du würdest nie fragen."

sagte Jibrielle und strich mit der freien Hand den Saum ihres Kleides zurecht. Als Adrian sie von ihrem Hocker zog, klangen seine Worte in ihren Ohren nach. "Löcher in den Bauch fragen können wir uns ja immer noch." ... "Willst du tanzen?" ... "Mein Lieblingstier?" ... "Ohje." ... "Ja, eine gemeinsame Mission klingt gut. Sollten wir wirklich mal machen." ...

Jibrielle grinste in sich hinein. Er taute also wirklich ... wirklich und wahrhaftig auf. Sie hätte mit so ziemlich allem gerechnet, aber nicht damit, dass er sie zum Tanzen auffordern würde. Es schien ja arg zweifelhaft, ob es jemals dazu kommen würde, dass er ihr in diesem Leben nochmal Löcher in den Bauch fragen oder einen Gedanken an sowas wie ein Lieblingstier verschwenden würde. Da konnte sie seine Einladung also wohl kaum ausschlagen, jetzt, wo es doch mal so toll und zivilisiert zwischen ihnen lief. Dabei hatte Jibrielle von dem Moment an, als sie die ersten Tanzpaare im Ballsaal erblickt hatte, leichte Unruhe verspürt. Am liebsten wollte sie gar nicht auf die Probe stellen, wieviel sie noch beherrschte. Ob überhaupt was hängen geblieben war von dem, was sie damals als Unterricht zu diesen formellen Tänzen bekommen hatte. Andererseits wollte sie schon unglaublich gerne mit Miranda tanzen. Eigentlich war ihr der erste Tanz vorbehalten gewesen ... aber so konnte sie mit Adrian schonmal üben uuuund endlich dieses Eis schmelzen, diesen Gletscher, der sie seit jeher getrennt hatte.


"Ich äh ... hoffe du weißt, was du da tust. Weil also ... ich bin jetzt nicht die Beste dar- ohh!"

sagte Jibrielle während sie durch den Saal schritten, als er sich überraschend zu ihr umwandte, ihre rechte Hand ergriff, sie leicht bei der Taille packte und noch in der selben Bewegung den Tanz begann. Jibrielles Nervengedächtnis hatte sie nicht betrogen, weshalb ihre Füße praktisch ohne große Hilfe den Bewegungen einfach automatisch folgten, sich führen ließen. Jibrielle schaute Adrian, der nur ein winziges bisschen Größer war als sie, mit riesigen Kulleraugen voller Demut an. Wow, also das hatte er drauf. Kaum zu glauben dass jemand so geschmeidig und leichtfüßig das Tanzbein zu schwingen mochte, wo er doch sonst scheinbar einen so gewaltigen, massiven, undehnbaren Stock im A...

"Also sie beeindrucken mich immer wieder aufs Neue, Mr. Einfach Adrian."

sagte Jibrielle und kicherte blöd, erinnerte sie die ganze Situation doch irgendwie an einen dieser kitschigen Kostümfilme von dem Retrokanal im Holo-Net. Nun, da die Jedi dem Gesicht ihres ehemaligen Padawankollegen so nah war, wie vielleicht noch nie, sprangen ihr, ob sie es wollte oder nicht, all die kleinen Details seines Gesichts ins Auge. Von den vielen, säuberlich rasierten Bartstoppeln, über seine starken und dunklen Augenbrauen bis hin zu dem intensiven Blau seiner Augen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ihr sein Gesicht, seit sie ihn auf dem Flug nach Bandomeer damals wieder gesehen hatte, immernoch irgendwie anders vorkam als zuvor ... war er ein wirklich gut aussehender Kerl. Er müsste nur öfters mal lächeln. Und den Miesepetermodus auf ein Minimum reduzieren. Dann sah er aus wie ein Typ, der auch in einer Teenieserie mitspielen könnte.

Elegant führte Adrian sich und Jibrielle über die Tanzfläche. Da war nicht der Hauch eines Makels, kein Risiko des Anrempelns oder Füßelatschens. Erstaunlich wie kompatibel und harmonisierend sie doch sein konnten, dachte Jibrielle, während sie sich dicht aneinander geschmiegt zum Takt der Musik bewegten.

Da kam Jibrielle ein Gedanke. Und da sie offenbar die einzige von ihnen beiden war, die dem anderen Fragen stellte, würde sie mit diesr Tradition einfach fortfahren. Nur die Formulierung war schwierig ... immerhin hatten sie sich ja gerade erst kennen gelernt, nicht wahr?


"Sag mal Adrian, erlaubst du mir, dich noch was anderes zu fragen. Verrätst du mir, ob du eine Freundin hast oder so?"

fragte Jibrielle und versah die Frage mit einem möglichst offenen, zuckersüß freundlichen Ton, der hoffentlich so authentisch klang wie er gemeint war. Das fragte sie sich nämlich wirklich! Immerhin waren sie doch ungefähr in einem ähnlichen Alter, oder? Und obendrein konnte sie auch nicht so direkt fragen, ob da was mit Nylia gewesen war? Zumindest vom Gefühl her hatte es schon ein wenig zwischen ihnen gefunkt, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Und selbst wenn nicht: er hatte doch bestimmt schon auf das eine oder andere attraktive Wesen ein Auge geworfen ... welches ... wer wusste das schon?

~~~ Calamari-System ~ Mon Calamari ~ Coral City ~ Yacht "The Promise" ~ Deck 2 ~ Tanzfläche ~ mit Adrian unter Leuten ~~~
 
- Mon Calamari - Gewässer vor Coral City - Yacht "the Promise" - Oberdeck - mit Rin -​

"Bitte Miranda ... nehmen Sie keine Rücksicht auf mich. Ich habe mich offensichtlich schon genug reingehängt. Tuen Sie einfach, was Sie für richtig halten. Ich ..."

Die vielen interstellaren Reisen, die ihr Leben so sehr bestimmten, hatten sie eines gelehrt, jeder Mensch trug eine Maske. Rin war einer der fast nur aus Maske bestehen zu schien. Eine die jetzt überraschenderweise bröckelte. Das arrogant selbstbewusste Grinsen war weg, genau wie die übertriebene Körpersprache. Er sah sie nicht mehr an, blickte jetzt genau wie sie auf das finstere Meer hinaus. War da gerade etwa ein Stück vom echten Rin an die Oberfläche gekommen? Und etwas in Miranda, das kleine anständig erzogene weltoffene Bisschen das nicht von ihm abgestoßen war klopfte an und forderte sie auf ihr Herz weiterhin offen für diese neue Bekanntschaft zu halten.

"Das entschuldigt mein Verhalten wohl kaum, aber ... ich spielte dieses Spiel aus meiner merkwürdigen, kollegialen und irgendwie geschwisterlichen Liebe zu Jibrielle. Wenn vielleicht nicht nur deshalb. Jedenfalls hätte ich das nicht tun sollen - und nicht nur aus dem Grund, dass ich Sie vorhin noch nicht gekannt habe, jetzt aber schon. Das ... das letzte was ich wollte, war Jibrielle ... oder Ihnen den Abend zu ruinieren. Oder ihr Bild von den Jedi zu erschüttern. Aber am besten, höre ich lieber auf zu sprechen, bevor ich alles nur noch schlimmer mache."

Die Augen der Naboo ließen nach seinen Worten vom Meer ab und sie schaffte es wieder ihn an zu sehen ohne vor Wut zu platzen. Ihr Herz war allerdings immernoch unfassbar schwer. Dieses Spiel mochte vielleicht wirklich aus jener so blumig beschriebenen geschwisterlichen Liebe zu Jib passiert sein. Sie hatte einen Bruder und hatte nicht nur einer seiner Partnerinnen mehr als misstraut, ein Fakt der sie zumindest in Ansätzen verstehen ließ was Rin da angetrieben hatte. Dennoch war sie eben zum Spielball degradiert worden, und was sie hierbei am meisten ärgerte war das sie sich hatte bespielen lassen. Er hatte ihr ein Liebesgeständnis abgerungen, eines das sie gar nicht hatte aussprechen wollen. Das sie in sie verliebt war musste sie nicht bekräftigen, bestätigen oder beteuern – nicht ihm.

„Das wäre in der Tat nicht schlecht. Eigentlich möchte ich das Sie den Mund halten Rin.“

Ja! Er sollte die Klappe halten! Nicht das nächste Spiel anfangen, nicht die nächste Scharade aufbauen, sie nicht noch mehr verletzen. Und plötzlich tauchte dieser fürchterliche Anblick von vor fünf Jahren vor ihrem inneren Auge auf. Dieser Partyabend in Theed bei dem Al und sie ein wenig verspätet zu einem Treffen in einer Bar erschienen waren. Sie waren gerade rechtzeitig gekommen um seine damalige Freundin Jenna dabei zu erwischen wie sie munter und betrunken ihren Freundinnen erzählte was für ein minderbemittelter aber gut betuchter Schwachkopf Aldridge doch war. Sein erschrockenes Gesicht...ihr schmerzte das Herz noch heute bei dem Gedanken daran. Tja und dann hatten sich ihre doch mehr als unterschiedlichen Charaktere gezeigt. Ihr Bruder war mit gesenktem Haupt nach Hause geschlichen, sie war von Moms Kollegen in einem Polizeigleiter nach Hause gebracht worden. Sie war unrühmlicherweise noch heute stolz auf das blaue Auge das sie diesem Weib verpasst hatte, und das obwohl sie davor und danach nie wieder die Lust verspürt hatte jemanden zu schlagen. So war man eben wenn man seine Geschwister liebte, irrational und voller Zuneigung. Wenn Jibrielle wirklich wie eine Schwester für Rin war.......wie konnte er dann nicht so irrational und bescheuert und voller Zuneigung sein?

"Nun, ich schätze mal, dass war nun nicht gerade jene Erzählung über mich, die Sie sich erhofft hatten. Leider war es offenbar die einzige, die ich erzählen konnte. Es tut mir leid."

„Ganz sicher nicht!“

Irgendetwas hatte sich mit der Erkenntnis von eben gelöst, auf den Arm springen und ihn drücken wollte sie immer noch nicht, aber sie war bereit ihm wieder zu zu hören.

„Ich wollte eigentlich cooles Jedi Zeug hören“.

Sie tätschelte ihm lächelnd den Ärmel. Ach was sollte man sich mit Ärger aufhalten? Er hatte sich entschuldigt. Wut machte einem nur das Herz schwer. Wer wusste was die Zukunft brachte? Vielleicht würde aus diesem absurden Moment eine Freundschaft entstehen?

„Aber jetzt möchte ich nach dem Theater, bei dem wir beide doch herrliche Laiendarsteller abgegeben haben, etwas wissen. Glauben Sie das es sich lohnt für Jib?“

Ihr Grinsen wurde breiter als sie ihn aus purem Spaß auf die Schippe nahm. Mit gespielt begeisterten Blick sah sie an sich herab.

„Also was die Optik angeht – oh ja Bestnote für Jibrielles Geschmack“.

Sie fixierte ihn geradezu mit ihren von der Meeresluft so langsam aber sicher gereizten Augen. Entweder mussten so langsam die Kontaktlinsen raus, oder sie eben wieder ins Schiff....

„Was ist mit dem Rest? Was hat Bruder Rin sich für eine Meinung gebildet? Kann man mich Schwester Jibrielle zumuten?“

- Mon Calamari - Gewässer vor Coral City - Yacht "the Promise" - Oberdeck - mit Rin -​
 
[Mon Calamari | Ozean | Yacht ›The Promise‹ | Deck 2 | Ballsaal] Ulo Sammandi, Turima Belandri, Eowyn El'mireth, Kanzler Quún

Es war Ulo Sammandi nicht ganz angenehm, den Kanzler in dieser Weise zu überfallen, doch er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Den beiden (Fast-)Menschenfrauen ging es womöglich ähnlich. Aber sie hatten sich aus einem Gefühl heraus für dieses Vorgehen beschlossen und zogen es nun durch. Weder Eowyn El'mireth noch Senatorin Belandri waren um geeignete Worte verlegen und trafen nach seinem Erachten einen Ton, mit dem sie gute Chancen hatten, zu Kanzler Quún durchzudringen. Der Ishi Tib schätzte das Staatsoberhaupt; ihm gefiel dessen Auslegung seiner Pflichten und zudem hatte er den Mon Calamari schon immer sympathisch gefunden. Natürlich spielte persönliche Sympathie in der Politik keine große Rolle; aber das bedeutete ja nicht, dass man jemanden nicht mögen durfte. Natürlich hatte jede wichtige Figur ihre Gegner, auch Quún trotz seiner hohen Popularität, aber zu diesen zählte der Vertreter von Tibrin sich nicht. Wie erfolgversprechend aber ihr Vorgehen tatsächlich war, das konnte er nicht beurteilen. Er wusste nicht, ob der Calamari sich auf einen solchen Vorschlag überhaupt einlassen wollte - und ob er es konnte. Schließlich waren auch den Entscheidungsbefugnissen eines Kanzlers der Neuen Republik gewisse Grenzen gesetzt.

Die Jedimeisterin und die Senatorin brachten ihr Anliegen gut auf den Punkt, so dass Sammandi dazu inhaltlich nichts zu ergänzen hatte. Es war ihm lediglich ein Anliegen, dem Kanzler gegenüber klarzustellen, warum sie ihn in dieser Weise überfielen.


»Ich stimme Senatorin Belandri und Meisterin El'mireth zu«, sagte er mit einem würdevollen, aber entschlossenen Nicken seines ungewöhnlich geformten Kopfes. »Natürlich wissen wir, wie die normalen Abläufe für solche Vorhaben aussehen und könnten unser Anliegen auch als Anträge für die nächsten Sitzungen formulieren. Ich gebe aber zu, dass wir hoffen, einen unbürokratischeren Weg gehen zu können. Entscheidungen der Regierung sind oft schneller als die des Senates, insbesondere wenn sie vom Kanzleramt ausgehen.«

Natürlich war es schon ein wenig dreist: ›Herr Kanzler, würden Sie bitte alle Hebel in Bewegung setzen, um mit Ihrem Namen für unsere spontane Idee einzustehen?‹ Noch nie in seiner politischen Karriere hatte Sammandi so etwas gemacht. Und er konnte sich vorstellen, dass es Quún nicht leicht fallen konnte, dazu sein OK zu geben. Aber zum Glück waren die drei nicht ganz mit leeren Händen gekommen. Er räusperte sich kurz und wiederholte dann die Zusage, die er bereits den Frauen gegenüber gemacht hatte:

»Meine Regierung ist bereit, der Denon-Hilfe einen weiteren Geldbetrag zur Verfügung zu stellen. Das wird die eine oder andere Not lindern können, in Anbetracht des Ausmaßes der Schäden aber sicherlich kaum mehr als eine mitfühlende Geste sein. Abgesehen von der Höhe der Summe ist das bereits beschlossene Sache und nicht abhängig davon, ob es von Regierungsseite solche Medienkampagnen und Spendenaufrufe geben wird. Aber natürlich könnte das ein Multiplikator sein und dafür sorgen, dass unter dem Strich mehr herauskommt als ein weiterer Tropfen auf dem heißen Stein. Das würden wir im Interesse aller Betroffenen wünschen. Nicht nur um der Denoner willen, sondern der gesamten Republik, der ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und Solidarität langfristig sicherlich den größten Nutzen bringen.«

[Mon Calamari | Ozean | Yacht ›The Promise‹ | Deck 2 | Ballsaal] Ulo Sammandi, Turima Belandri, Eowyn El'mireth, Kanzler Quún
 
- Mon Calamari – Coral City – Landebucht „Empress of Blades“ - Große Kabine – Mit Cris -

Noa nickte, als Cris vorschlug, sich etwas anzuziehen. Sie bezweifelte eigentlich nicht, dass Selby die Kombüse der Empress mit genügend Vorräten ausgestattet hatte, um noch einen guten Monat bequem davon leben zu können, doch bei Sonnenschein in einem Straßencafé sitzen zu können, so wie sie es in den romantischen Filmen im Holo-TV immer taten (und wie es auf Coruscant nur selten möglich war), war ein viel verlockenderer Gedanke als in den künstlich beleuchteten Räumen eines Raumschiffs zu sitzen, selbst wenn dies bedeutete, dass sie hier Zweisamkeit genießen konnten, die sie in der Öffentlichkeit in dieser Form sicherlich nicht hatten. Da sie bereits angezogen war, schnappte sich Noa nur noch ihre Tasche und ließ ihre Füße in die bequemen Slipper gleiten, die sie auch am Abend zuvor getragen hatte. Fertig. Sie fischte ihr Komlink aus ihrer Tasche.

"Dann warte ich draußen auf dich!"

Rief sie Cris über die Schulter zu, während sie den langen Riemen ihrer Tasche quer über ihre Brust legte und öffnete die Kabinentür, um schon vor ihm hinaus ins Warme zu treten. Mon Calamari bot ein völlig anderes Wetter als Coruscant. Wenn hier die Sonne schien, dann war es auch wirklich... warm. Sie trat die Rampe hinunter ins Freie und hatte bereits im Gehen mit ihrem Komlink die Kontaktdaten ihrer Schwägerin aufgerufen. Thalia war, genau wie sie, hier auf Lianna, doch anders als Noa würde sie länger hier bleiben und nicht sofort nach Coruscant zurück kehren. Es war Rámons Wunsch gewesen, dass sich seine Frau und seine Kinder vor dem Imperium in Sicherheit brachten, während er auf Coruscant weiterhin den Widerstand unterstützte. Er war unglaublich tapfer. Schon jetzt musste er seine Kinder unglaublich vermissen und dabei waren sie erst ein paar Tage weg.

"Ich bin's, Noa. Hi."

Noa glaubte, eine Spur von Erschöpfung in Thalias Stimme ausmachen zu können, als die Frau ihres Bruders die hergestellte Verbindung angenommen hatte.

“Habt ihr eine Bleibe gefunden?“

„Für die Nacht, ja. Aber es ist noch nichts Festes.“

Alleine mit ihren beiden Kindern in einer fremden Stand, auf einem fremden Planeten innerhalb einer fremden Kultur – wer konnte sich nicht vorstellen, dass Thalia es gerade verdammt schwierig hatte? Leider gab es nicht viel, das Noa von hier an für sie tun konnte.

“Hm, das wird noch. Und die Kids? Alles okay?“

Thalia machte ein unbestimmtes Geräusch.

„Camilla weint viel.“

Gestand sie, ihre Stimme gestresst. Noa seufzte leise.

“Schick mir die Adresse, wo du bist. Ich komme nachher vorbei.“

Sagte sie.

“Und wenn du noch irgendwas brauchst… ich kann auch noch ein paar Besorgungen machen, wenn du willst.“

Es war ein lahmes Angebot, aber etwas besseres fiel ihr auch nicht ein. Noa sparzierte vor der Empress hin und her, während sie sprachen und während die Sonne ihr Gesicht herrlich wärmte, glaubte sie zu wissen, dass Thalia für die Schönheit dieses Planeten im Augenblick sicherlich keinen Blick übrig hatte.

„Nein, ich habe alles, danke. Ich sende dir eine Nachricht mit der Adresse. Bis nachher.“

“Ist gut, bis gleich.“

Sagte Noa und beendete die Verbindung. Noch ein Grund mehr, das Imperium zu hassen. Es nahm kein Ende. Sie steckte ihr Komlink weg und sah, als sie aufsah, Cris aus der Empress heraus kommen. Frühstück mit Lieutenant Cris Sheldon, dachte sie halb amüsiert, halb traurig. Es würde ihre letzte gemeinsame Stunde sein, oder ihre letzten gemeinsamen Stunden. Er war wage mit der Angabe gewesen, wie viel Zeit er tatsächlich noch hatte. Am besten sie dachte gar nicht an den Abschied, weder daran, noch an das Imperium und erst recht nicht an Thalia und ihre schwierige Situation. Noa wollte keine grauen Wolken, die über der verbleibenden Zeit hingen, die sie noch mit Cris hatte und schon gar nicht wollte sie daran denken, was sein würde, wenn er wieder auf Lianna war und sie in ihrer Heimat. Sie würden es einfach ausprobieren müssen, so wie sie zu Shana gesagt hatte. Nur dann würden sie sehen, was geschah. Noa schirmte ihre Augen vor der Sonne ab.

“Fertig?“

Fragte sie. Er hatte nicht lange gebraucht. Ihr Gespräch mit Thalia hatte wie lange gedauert, zwei Minuten?

“Vielleicht finden wir ein Café, wenn wir einfach die Straße runter gehen.“

Schlug sie vor. Irgendwo gab es bestimmt einen Ort, an dem sie frühstücken konnten. Sie griff nach Cris‘ Hand und schob ihre in die seine. Keine finsteren Gedanken, nur den Moment genießen.

- Mon Calamari – Coral City – Landebucht – Mit Cris -
 
Calamari System - Dac - Gewässer vor Coral City - Yacht "The Promise" - Deck 2 - diverse Gäste; Joseline und Marara


Marana konnte nichts anders, sie musste lachen.

"Eure Bescheidenheit ehrt euch, Joseline."

wandte sie lächelnd ein.

"Aber Stärke bedeutet nicht die Abwesenheit von Schwäche."

Marana blickte für einen Moment an Joseline vorbei auf das weite Meer. Ihre Augen und Züge hatten sich für einen Augenblick verhärtet. Sie war selbst gestrauchelt. Und andere hatten den höchsten Preis zahlen müßen. Momente der Schwäche hatten sich zu Leid summiert. Maranas Hass und Verbitterung waren in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten, aber sie hatte ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil sogar. Sie würde ihr Ziel erreichen und selbst den höchsten Preis fordern. Es war eine Besessenheit, die niemand bei ihr vermutete.

"Jeder wäre verbittert gewesen, Joseline."

Mit diesen Worten schwand auch die Härte aus Maranas Zügen.

"Die Jedi mögen sich für besser als den Rest der Galaxis halten, was bei dem Anspruch, Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit sein zu wollen, nicht verwundert. Aber ihr wärt nicht die einzige, die ohne Freunde in dieser Situation verloren gewesen wäre."

Maranas Stimme klang nun weich.

"Man knüpft Beziehungen in guten Tagen. Aber erst in schlechten Tagen zeigt sich, ob diese Beziehung zur Freundschaft wird, die ein Netz bildet, das uns auffängt."

Nicht selten war das Netz nicht vorhanden, aber oftmals boten sich in solchen Fällen nicht wenige Überraschungen.

"Jetzt klingt ihr wie die Steuerfahndung. Habt ihr herausgefunden, wo sich meine Schwarzgeldkonten befinden?"

scherzte sie.

"Gibt es etwas, das euch besonders interessiert?"

fragte Marana mit schonungsloser Offenheit. Und auch in dem Wissen, daß Joseline nun die Wahl zwischen Takt und Neugier treffen musste.Marana war gespannt, wie die Wahl wohl ausfiele.

Calamari System - Dac - Gewässer vor Coral City - Yacht "The Promise" - Deck 2 - diverse Gäste; Joseline und Marara
 
[Dac, Coral City, Landebucht, Empress of Blades, große Kabine]- Noa, Cris

Lächelnd sah Cris Noa hinterher, als diese sich mit ihrer Tasche und ihrem Comlink bewaffnet aus der Kabine – und danach vermutlich aus der Yacht – entfernte. Kurz hatte er sich gewundert, wen sie wohl beabsichtigte, zu kontaktieren, ehe ihm eingefallen war, dass sie nicht die einzige aus der erweiterten Familie Cortina war, die sich hier auf Mon Calamari befand. Thalia und die beiden Kinder hatte Cris vollkommen vergessen – zu versunken in seinen Momenten des Glücks mit Noa hatte er das Leid vollkommen verdrängt, das ihre Familie heimgesucht und die Frau ihres ältesten Bruders mit seinen Kindern hierher, in die Fremde getrieben hatte. Mit einem schweren Seufzer bückte Cris sich nach seinem Anzug und klaubte die einzelnen Bestandteile vom Boden der Kabine. Ihn dauerte das Schicksal von Thalia, Ricardo und Camilla – doch gleichzeitig befürchtete er, dass Noa es ihm übel nehmen würde, mischte er sich in irgendeiner Form ein. Sie hatte Selby darum gebeten, die drei hierher zu bringen, nicht ihn. Es schien fast so, als versuchte sie, ihre Familie so gut es ging von ihm abzuschirmen… oder bildete er sich das ein? Auf der Reise von Coruscant hatte sie ihm immerhin erlaubt, ein wenig auf Ricardo aufzupassen. Ein niedlicher, lebhafter Fratz. Und doch… er glaubte, dass ihre Familie für Noa eine Sache war, er selbst jedoch eine ganz andere. Vielleicht würde er es mit der Zeit schaffen, ihr Vertrauen diesbezüglich zu gewinnen… und ihre Liebe. Nach nichts sehnte er sich mehr, als jene Worte aus ihrem Mund zu hören, die er so unbedacht an Bord der Promise ausgesprochen hatte.

In einer kleinen Kabine, neben jener, in der er mit Noa die schönen hinter ihnen liegenden Stunden verbracht hatte, fand Cris seinen Koffer, aus dem es ihm gelang, einen Satz unspektakulärer Kleidung zu organisieren, den Temperaturen Coral Citys angemessen. Zuletzt zog er sich ein bequemes Paar Schuhe an, bevor sein Blick auf das Medaillon fiel, wie es unbeachtet auf dem zusammengeknüllten Stoff fiel. Zögernd streckte er seine Hand danach aus… und ließ sie dann wieder sinken. Noch war Noa bei ihm und er brauchte ihr Geschenk nicht, um sich an sie zu erinnern, an ihr Lächeln und ihre Stimme. Früh genug würde er alleine in seinem kümmerlichen Quartier auf Lianna liegen, in dunkler Nacht und ohne die wärmende Nähe der Widerstandskämpferin von Coruscant, um die düsteren Träume zu vertreiben, die ihn ab und an heimsuchten. Doch jetzt noch nicht.

Schnell raffte Cris sich auf und verließ das Raumschiff, hinaus in die Landebucht, wo Noa bereits im strahlenden Licht der Mittagssonne auf ihn wartete. Sie schien förmlich zu leuchten und für einen Moment hatte Cris den kindischen Gedanken, als sammelte sich das Sonnenlicht absichtlich konzentriert um sie, um ihrer atemberaubenden Schönheit zu huldigen. Natürlich war dem nicht so. Aber atemberaubend schön war sie trotzdem.


„Fertig“, bestätigte er ihre erste Frage und lächelte glücklich, als sie ihre Hand in die seine legte. Automatisch drückte er sich leicht und streichelte sie zärtlich mit seinem Daumen. Es mochte eine kleine Geste sein, doch für Cris bedeutete sie in diesem Moment die Welt… sie bedeutete, dass Noa hier und jetzt zu ihm gehörte. An seine Seite.

„Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, wenn ich bei Angeboten der lokalen Küche passen muss“, witzelte er, als sie sich langsam in Bewegung setzten.

„Fisch so früh nach dem Aufstehen… lieber nicht.“

Indes glaubte er nicht, dass dies ein Problem sein würde – da sie sich in unmittelbarer Nähe des Raumhafens bewegten, war recht wahrscheinlich, zahlreiche Cafés zu finden, die auch auf den Geschmack von Außenweltlern zugeschnitten waren – und Menschen, da diese auch innerhalb der Republik eine sehr präsente Spezies darstellten.

Für eine Weile gingen sie schweigend die Straße hinunter, die sich ob der fortgeschrittenen Stunde – früher Morgen war schließlich nicht mehr – mit einiger Aktivität gefüllt hatte. Er erinnerte sich an eine andere Gelegenheit, zu der er mit Noa bei bestem Wetter durch Coral City flaniert war – doch er würde nicht noch einmal einen so dummen Fehler machen. Er wusste jetzt, was er wollte, so deutlich, dass es fast schmerzte. Er wollte sie. Und er wollte der Mann für sie sein, den sie sich wünschte, ganz gleich, was er dafür würde verändern müssen.


„Es ist schön hier, nicht wahr?“, fragte er sie leise, nachdem er einen Atemzug von der frischen Seeluft genommen hatte, wie sie auch hier, in Nähe des Raumhafens, allgegenwärtig war.

„Die Sonne, das Meer…“

Er lächelte verschmitzt.


„Die Gesellschaft.“

Vor ihnen säumten jetzt tatsächlich einige Läden die Straße, die für ihr verspätetes Frühstück in Frage kommen konnten.

„Es mögen die Strände fehlen, solche wie auf Corellia oder Naboo, aber ich finde, man kann darüber hinwegsehen.“

Er hielt vor einem Café an und Noa dabei sanft fest, einen kurzen Blick auf eine außen projizierte Speisekarte werfend. Es wurden zahlreiche Teigwaren angeboten, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet waren, in Variationen, wie sie zahlreichen Welten der Republik und des Kerns entsprachen. Und es gab Kaf. Mit hochgezogenen Augenbrauen warf er Noa einen halb spekulativen, halb auffordernden Blick zu. Einige Tische des Cafés befanden sich draußen und sowohl im Halbschatten, als auch im wärmenden Sonnenlicht waren noch Plätze frei.

Aus einem Impuls heraus nahm er mit seiner freien Hand ihre andere und sah sie direkt an.


„Und wer weiß… vielleicht besuchen wir diese Planeten ja auch eines Tages. Gemeinsam. Was meinst du?“


[Dac, Coral City, Raumhafennähe, vor einem Straßencafé]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –

Obwohl es vielleicht nicht eine der schönsten Gegenden Mon Calamaris war – Raumhafengegenden waren generell nicht immer die schönsten Gegenden einer Stadt – mochte Noa die Atmosphäre der Straße, die sie entlang sparzierten. Hier und da hatte eine Bar oder ein Café einen Laden gemietet und auf den Gehwegen waren einige Leute unterwegs: Geschäftsleute, die Mittagspause hatten, Frauen mit ihren Kindern, junge Leute, die in Gruppen standen und quatschten… und Noa und Cris. Es war eine dieser ganz einfachen Szenen, zu denen nicht viel gehörte, die aber doch so viel ausdrückten: ein Paar, das Hand in Hand durch die Stadt lief. Es war etwas, das Noa sich immer gewünscht hatte, wenn sie Single gewesen war, etwas für das sie Cloé ein klein wenig beneidet hatte, die ihr Glück mit Jesper lange vor ihr gefunden hatte. War das hier endlich das, was Noa gesucht hatte? Würde das mit Cris länger halten als ihre vorherigen Beziehungen? Sie konnte es sich vorstellen, auf gewisse Weise, weil er so ganz anders war als die Männer, mit denen sie bisher zusammen gewesen war. Andererseits machte ihr genau das Angst.

“Ich war schon mal auf Corellia und auch auf Naboo.“

Antwortete Noa, als Cris vor einem Café stehen geblieben war und sie an beiden Händen gepackt hatte, um genau vor ihr zu stehen und sie anzusehen. Sie lächelte.

“Aber ich hätte auch nichts dagegen, noch mal dort hin zu fliegen. Irgendwann.“

Sie zuckte mit den Schultern und ihre Augen wanderten ebenfalls zu der Speisekarte hinüber, die Cris schon vor ihr kurz überflogen hatte. Einiges von dem, das sie dort las, klang essbar genug.

“Wollen wir direkt hier bleiben?“

Fragte sie und nickte in Richtung eines freien Tisches direkt an der Straße. Wie erhofft hatten sie also tatsächlich schon nach ein paar Minuten Fußmarsch ein Café gefunden. Noa setzte sich, stellte ihre Tasche auf dem Boden neben sich ab und streckte ihre Beine aus, noch immer von einer gewissen Trägheit des Morgens belagert, die sie erst noch von sich abschütteln musste. Sie unterdrückte ein Gähnen. Würde sie heute überhaupt noch mal richtig wach werden?

“Aber ja, es ist schön hier.“

Antwortete sie, lehnte sich ein Stück nach vorne, um einen Ellbogen auf die Tischplatte zu stützen und legte dann ihr Kinn in ihre offene Handfläche.

“Sonne, blauer Himmel und wenn ich so tue, als hätte ich ein übermenschlich gutes Gehör, kann ich mir sogar einbilden, das Meer zu hören.“

Sie grinste, als ein Droide angerollt kam, um sie mit weiblich programmierter Stimme nach ihrer Bestellung zu fragen.

“Öhhh…“

Hastig drückte Noa den Knopf für die elektronische Speisekarte, die im Holo-Format direkt vor ihrer Nase erschien. Ihre Augen huschten von links nach rechts.

“Nummer 23A. Und einen Kaf und einen Rotbeerensaft, bitte.“

Bestellte sie, sich für naturgebratenes Fleisch mit hoffentlich wenig Fett und einer Beilage aus irgendwas entscheidend, wovon sie nicht wusste, was es war, das aber nicht nach Fisch klang. Sie wartete, bis Cris sich ebenfalls entschieden hatte und sah dem Droiden dann nach, als er zurück ins Innere des Cafés rollte. Da saßen sie also. Um sie herum herrschte das schönste Wetter, sie warteten auf ihr Essen und hinter ihnen lag eine Nacht, die Noa ganz so schnell sicher nicht vergessen würde, während sie beide genau wussten, dass der Countdown bis zum Abschied bereits begonnen hatte zu ticken. Die Journalistin lehnte sich in ihrem Stuhl wieder zurück, streckte noch mal ihre Beine aus, legte beide Hände in ihren Schoß und merkte, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was sie sagen sollte.

- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –
 
[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris

Als der Bedienungsdroide herankam, bestellte Cris eine Auswahl zuckrigen Frühstücksgebäcks – da er noch nicht so lange wach war, war ihm noch nicht nach deftigen Speisen – und eisgekühlten Mujasaft, bevor er sich mit einem behaglichen Seufzen in seinem Stuhl zurücklehnte. Noa, wie er schmunzelnd feststellte, schien noch ähnlich ermattet zu sein wie er – viel geschlafen hatten sie nicht – und streckte ihre Beine aus. Für eine Weile schwiegen sie und für eine Weile ließ Cris die dezente Geräuschkulisse um sie herum auf sich wirken. Sie hatte Recht, mit viel Fantasie meinte auch er das Rauschen der Wellen zu hören… ob Einbildung oder nicht, es schien ihn ungemein zu entspannen.

Je länger das Schweigen dauerte, desto öfter huschte sein Blick jedoch wieder in Noas Richtung, während sie auf ihre Bestellungen warteten, erst auf alles und dann, als der Droide relativ zügig die Getränke gebracht hatte, nur noch auf den Rest. Auch wenn er versuchte, es zu verdrängen, so wusste er doch, dass die Zeit ihres Abschieds unaufhaltsam näher rückte. Seit sie ihm im Türrahmen ihrer Wohnung nach seinem überraschenden Auftauchen vor Freude um den Hals gefallen war, waren sie sich näher gekommen… viel näher, zumindest körperlich. Doch würde es reichen, um die Distanz aus eisigem Weltraum zu überbrücken, wenn er erst einmal wieder auf Lianna war und sie auf Coruscant? Im Moment brauchte er sie nur anzusehen, um der festen Überzeugung zu sein, dass keine noch so große Distanz jemals in der Lage sein würde, seine hell lodernden Gefühle für sie zu ersticken. Und doch… viele der Dinge, die er ihr gesagt hatte, waren unbeantwortet geblieben, hatten sie vielleicht unter Druck gesetzt, waren zu früh. Wer konnte es ihr verübeln? Was wusste sie wirklich über ihn, außer der recht offensichtlichen Tatsache, dass er hoffnungslos vernarrt war? Wahrscheinlich wusste er sogar mehr über sie als sie über ihn… er hatte ihre Familie kennen gelernt, ihre Freunde, kannte ihren Heimatplaneten, wusste, was sie machte, hatte eine Ahnung von einigen Dingen, die ihr offensichtlich Freude bereiteten… er wusste sogar, dass sie gerne Marzipan naschte und hatte sich dieses Wissen bereits einmal zunutze gemacht. Er glaubte schon, dass er ihr mehr über sich erzählt hatte als vielen anderen Menschen – doch war es genug? Was würde in ihren Gedanken von ihm bleiben, wenn sie sich erst Wochen, vielleicht Monate nicht mehr gesehen hatten? Würden die Stunden der Leidenschaft, die sie miteinander geteilt hatten, so unvergesslich und intensiv sie auch gewesen waren, ausreichen? Plötzlich verspürte er das fast verzweifelte Bedürfnis, ihr so viel wie möglich von sich zu erzählen, bevor sie schließlich auseinander gingen, und so viel wie möglich über sie zu erfahren.


„Weißt du noch, als du mich auf Coruscant zum Abendessen bei deiner Familie eingeladen hast?“, begann er plötzlich und musste gleich grinsen. Ganz so war es nicht gewesen – Leandro hatte Noa und ihn ursprünglich eingeladen und die Last des Kochens dann auf Noas Zwillingsschwester abgewälzt, indem er sie einfach in ein großes Familienessen eingeplant hatte. Cris hatte sich zunächst wie ein Eindringling gefühlt… doch irgendwie war ihm Noas Familie schnell ans Herz gewachsen, auch wenn er es vermutlich nicht sehr gut gezeigt hatte.

Thalia hat mich nach meiner Familie gefragt und ich habe… etwas schroff geantwortet.“


Reuig schüttelte er mit dem Kopf. Wenn jemand die Stimmung in einem Raum mit einem Schlag zum Kippen bringen konnte, dann Cris Sheldon.

„Ich hätte es wohl nicht so… unverblümt ausdrücken sollen. Dass ich mich nicht an meine Familie erinnern kann.“


Er kam leicht ins Stocken und sah sie unsicher an. Ihm war sehr wohl bewusst, dass es nicht unbedingt ein fröhliches Thema war, dass er hier anschnitt, doch wenn er ihr von sich erzählen wollte, dann waren fröhliche Geschichten rar. Und die meisten von diesen fröhlichen hatten – wenn sie nicht seine jüngsten Erfahrungen mit Noa selbst betrafen – mit Akemi zu tun.


„Ich weiß nicht, wer meine Eltern waren. Was sie waren… welche Berufe sie ausgeübt haben. Ob ich Geschwister hatte. Wie es dazu gekommen ist, dass ich… dass ich bei den Sturmtruppen gelandet bin.“


Diese Worte ließen ihn hart schlucken. Er wusste nicht, inwiefern Noa seine Vergangenheit, für die sie ihn ganz am Anfang am liebsten getötet hatte, mittlerweile akzeptierte oder einfach nur verdrängt hatte, als ihr klar wurde, dass sie etwas füreinander empfanden.


„Irgendetwas muss man mit mir gemacht haben, was meine Erinnerungen an die Zeit davor blockiert Ich habe schon darüber nachgedacht, nachzuforschen, ob es Methoden gibt, solche Blockaden zu brechen… mit Hilfe der Jedi vielleicht… aber ich weiß nicht, ob ich überhaupt wissen will, was passiert ist. Ob die Wahrheit vielleicht schlimmer ist als meine dunkelsten Befürchtungen. Schließlich kann es sein, dass sie mich willentlich weggegeben haben, weil… weil sie mich nicht wollten.“

Plötzlich fühlte Cris sich seltsam. Diese Gedanken laut auszusprechen erschien fast… surreal, so lange hatte er sie mit sich herumgetragen und möglichst ignoriert. Nicht einmal Akemi hatte er damit belasten wollen… oder können.

„Deswegen glaube ich lieber daran, dass sie gezwungen wurden. Ich will mir nicht vorstellen, dass Eltern ihr Kind willentlich an die unmenschlichste Armee dieser Galaxis übergeben würden.“

Der Servierdroide tauchte unterdessen mit ihren bestellten Speisen auf und deponierte sie mit ein paar programmierten Höflichkeitsfloskeln vor ihnen auf dem Tisch. Cris‘ Blick suchte Noas.

„Als… als ich bei euch zum Essen war, war da nur dein Vater. Deine Mutter… ich meine… ist sie…“

Plötzlich spürte Cris, wie er rot anlief. Was dachte er sich eigentlich, Noa solche Fragen zu stellen, nachdem er sie gerade erst mit seinem eigenen Ballast belästigt hatte. Hastig konzentrierte er sich auf sein Gebäck.


„Entschuldige… das hätte ich nicht… entschuldige.“


[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris
 
[Calamari-System || Dac || Gewässer von Coral City || „Promise“ || Deck Zwei || Räumlichkeit mit Buffet || Captain Navara Ven, nahe Rear Admiral Wes Korus (und einer Traube an Gratulanten), einige andere Gäste in unmittelbarer Nähe und im Hintergrund]

Der Strom an Gratulanten schien nicht abzureißen. Immer wieder verwickelten fremde Personen – sowohl Militärangehörige wie auch Zivilisten – den ausgezeichneten und beförderten Wes Korus in kurze Konversationen. Schüttelten ihm freudig die Hand, tauschten ein paar Worte mit ihm, lachten über kleine Scherze und wünschten dem uniformierten Rear Admiral anschließend für die Zukunft alles Gute. Keinen Herzschlag später drängte sich schon der nächste Kandidat vor den Offizier. Bei diesem ungewöhnlich großen Andrang hatte Navara keine Chance. Deshalb entschied er sich dafür, dass er den Vorgesetzten einfach später – vielleicht auf der Rückfahrt – beglückwünschte. Der recht hochgewachsene Twi'lek, der ebenfalls die perlweiße Galauniform des neurepublikanischen Militärs trug, konnte mit dieser Entscheidung leben, obzwar seine Offiziersehre einen klitzekleinen Kratzer trotz allem verkraften musste.

Mit einer gehörigen Portion Vorsicht, um nicht unverschuldet in das nächste Gespräch zu stolpern, bahnte sich der Kommandant der „Prometheus“ langsam seinen Weg durch die kaum überschaubare Masse an Gästen. Da kein Kellner in seiner Nähe war, und Navara allmählich Durst verspürte, ging er spontan in Richtung Bar. Ein Lächeln zeichnete sich auf seiner strenge Miene ab als er bemerkte, dass dort ein paar Gleichgesinnte – sprich Offiziere – standen. Doch dann erinnerte er sich plötzlich an Casias Mahnung. Vor mehr als einer ganzen Stunde hatte sie ihm – höchstwahrscheinlich allein aus Mitleid – eine Tablette gegen seine Reisekrankheit gegeben. Bevor der uniformierte Twi'lek das klitzekleine Ding geschluckt hatte, hatte ihn die corellianische Senatorin in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, dass er dem Alkohol fern bleiben sollte. Nun musste sich der Captain fragen, ob er bei einem Drink, den ihn ein Kamerad anbot, „nein“ sagen konnte.

Damit verstarb das Lächeln. Genauso blieb er, irgendwo zwischen den Massen, stehen. So wirkte er möglicherweise ein bisschen verloren, aber war er das, als „Kämpfer an der Front“, nicht? Sollte ein Kommandant nicht bei seinem Schiff sein – erst recht an der Front? Gerade wollten seine Gedanken mal wieder zur „Prometheus“ wandern als ihn auf einmal unvermittelt ein Fremder ansprach. Stand er ein weiteres Mal irgendjemandem im Weg? Nein, anscheinend nicht. Dieses Mal handelte es sich auch nicht um einen Jedi – jedenfalls laut Navaras ersten Blick. Denn der muskulöse Twi'lek blickte in diesem Fall in das Gesicht eines anderen Uniformträgers (Bru-Th Agoch). Etwas ungewohnt war es für den Captain jemanden direkt in die Augen sehen zu können, ohne dabei das Kinn wenigstens ein bisschen senken zu müssen. Schnell – und mit der Routine eines erfahrenen Kommandanten – tastete sein Blick die körperlichen Eckpunkte des Fremden ab. Durchschnittliche Statur, recht helle Hautfarbe und dazu passend eine dunkelblonde Kopfbehaarung, die ihn ein kleines Bisschen an die Jedi-Rätin von vorhin (Padme Master) erinnerte.


„Commander, Danke für das nette Angebot...“, entgegnete Navara und nahm, nachdem ihm dessen Krücken aufgefallen waren, etwas Schroffheit aus der kräftigen Stimme. „... aber meine Wenigkeit ist kein Held. Da sollten Sie sich wohl lieber zu Admiral Korus gesellen.“ Kurz hielt er inne. Noch nie war er gegenüber einem Kameraden so abwesend gewesen. Könnte man ihm das eventuell noch als Unhöflichkeit ankreiden? Bevor die Zweifel richtig aufkeimen konnten, fügte er deshalb hinzu: „Dennoch können wir gern – als einfache Kameraden – etwas trinken. Bei der Bar scheint es sogar ein paar Sitzgelegenheiten zu geben.“

Um dem Fremden einen unbeschwerten Weg zur Bar zu ermöglichen, übernahm Navara ungefragt die Führung. Behutsam schob er sich an irgendwelchen plaudernden Zivilisten vorbei, sah hin und wieder nach dem Commander und ging dann schweigend weiter. Glücklicherweise war der Weg bis zum Tresen nicht sehr weit. Etwas lässiger als eigentlich gewohnt, lehnte sich der Twi'lek gegen das längliche Möbelstück. Per Handzeichen bot er dem dunkelblonden Menschen wortlos den Sitzplatz an. Danach bestellte er ein Glas Wasser für sich. Um seinen Durst zu löschen, nippte er kurz an dem Getränk, das ihm der Barkeeper kurz darauf reichte, bevor er das Gespräch wieder aufnahm. Da der Fremde offensichtlich nicht zur gewöhnlichen Militärdelegation gehörte, die von Corellia nach Mon Calamari aufgebrochen war, interessierte ihn schon wen er da vor sich hatte.

„Nun, Commander. Da ich Sie nicht beim Briefing gesehen habe und wir uns offenbar bisher noch nicht über den Weg gelaufen sind, möchte ich mich kurz vorstellen...“, begann der Captain. „Mein Name ist Navara Ven, Kommandant der 'Prometheus'. … Und mit wem habe ich die Ehre?“

[Calamari-System || Dac || Gewässer von Coral City || „Promise“ || Deck Zwei || Räumlichkeit mit Buffet || Bar || Captain Navara Ven im Gespräch mit einem Commander (Bru-Th Agoch), einige andere Gäste in unmittelbarer Nähe und im Hintergrund]
 
[Calamari System | Dac | Gewässer von Coral City | "Promise" | Deck Zwei | Ballsaal] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Navara Ven, Com. Wes Korus und weiter Gäste


Dass der ihm fremde Captain das Angebot ein Getränk zu sich zu nehmen annahm, hellte die Miene des hochgewachsenen Jedi Meisters auf. Die Schroffheit in der Stimme des Twi'lek wusste Bru-Th nicht zu deuten, doch kümmerte ihn dies auch wenig, schließlich hatte dieser seiner Offerte eingewilligt. Die Aussicht auf ein wohlmöglich interessantes Gespräch und einen guten Whiskey waren ihm Ansporn genug der grünhäutigen Gestalt zum Tresen zu folgen. Das schmerzfreie Laufen fiel ihm noch schwer, wenngleich er dies nicht bewusst zeigte. Es wäre ihm zwar ein Leichtes gewesen die Macht, welche sich zwischen dem Boden, seinen Schuhsohlen und überhaupt in dieser Halle befand, so zu beeinflussen, dass er über den Boden schwebte, doch Dererlei Gebrauch stellte für ihn nicht weniger als einen Missbrauch aus Selbstgefälligkeit dar. Gewisse Schmerzen und Probleme musste man durchstehen, ob Jedi oder Nicht-Jedi. Das Angebot zu sitzen lehnte Bru-Th höflich ab.

"Kann denn eine Schlacht oder ein Krieg überhaupt Helden hervorbringen? Ein wahrer Held wäre - wenn ihr mich fragt - jemand, dem es gelingt einen bewaffneten Konflikt abzuwenden",

entgegnete Bru-Th auf die Richtigstellung des Twi'lek Captains, um die Thematik einmal etwas grundlegender anzugehen. Er selbst lehnte den Kampf nicht ab, doch ein Gefecht zu verhindern schien ihm in jeder Hinsicht sinnvoller, selbst als Commander eines Schiffes. Als auch er an der Reihe war etwas zu bestellen, kamen ihm wie von selbst die Worte 'corellianisch' und 'Whiskey' über die Lippen. Der etwas untersetzte Sullustaner schlackerte kurz mit seinen Wangenlappen und fixierte mit den Augen Bru-Ths Gehhilfe, doch ging sein Missfallen offenbar nicht so weit, dass er Bru-Th die Kombination von Genesung und Alkohol ausreden wollte. Bru-Th wandte sich dann Captain Ven zu, um sich seinerseits vorzustellen:

"Ich bin Bru-Th Agoch und mein Schiff ist die Massive. Tja, sie liegt noch im Dock um einige Reparaturen durchführen zu lassen",

führte er näher aus, ohne jedoch zu sehr ins Detail zu gehen. Dass die Reparatur der Massive auf Messers Schneide gestanden hatte, da die Kosten-Nutzen-Rechnung nur knapp positiv ausfiel, verheimlichte er Ven bewusst, wenn dieser es nicht ohnehin wusste. Die Reparaturliste war in Kommandokreisen keine sensible Information, soviel Bru-Th wusste.

"Und nein, beim Briefing war ich nicht. Ich war ...",

Bru-Th klopfte leicht auf den Gehstock,

"... ein wenig verhindert. Vermutlich hätte mein äußeres Erscheinungsbild wohl auch nicht viel zur allgemein positiven Stimmung beigetragen, weswegen meine Abwesenheit für alle Beteiligten vermutlich kein Verlust war."

Er prostete dem Captain der Prometheus zu und nahm seinerseits einen kräftigen Schluck aus dem Glas. Der Whiskey war rau und verfügte über ein kräftiges Raucharoma, was dieses Getränk eigentlich dazu prädestinierte gemischt zu werden. Merkwürdigerweise tat dies kaum jemand, stellte Bru-Th beiläufig fest, als sein Blick auf sein Getränk fiel. Noch erstaunlicher fand er jedoch, dass Ven für Alkohol offenbar wenig übrig zu haben schien. Entweder war es dies, oder die Selbstdisziplin dieses Mannes reichte so weit, dass er nicht einmal 'mit Erlaubnis' sich etwas gönnte.

"Sehen Sie mir nach, Sir, dass ich mich mit der Einzelkritik des Angriffes auf Denon noch nicht vertraut gemacht habe, aber wie ist es ihnen und ihrem Schiff ergangen?"

Wieder blieb der Blick des Corellianers an den kryptischen Zeichen hängen, mit denen der Twi'lek seine Lekku verziert hatte oder verziert bekommen hatte. Bru-Th strich sich rätselnd über den kurzen Bart, doch auf mehr als die üblichen Verdächtigen kam er im Moment nicht. Vielleicht waren es Zugehörigkeitszeichen, eine Auszeichnung für etwas, eine Strafe? Er würde Ven bei Gelegenheit fragen.


[Calamari System | Dac | Gewässer von Coral City | "Promise" | Deck Zwei | Ballsaal | Bar] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Navara Ven und weiter Gäste
 
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[ Calamari System - Dac - Vor Coral City - Shuttle ]

Während er sich von Chesara verabschiedet hatte, war Tomm überraschend noch zu ihnen gestoßen. Da er sich von seinem Freund auch noch hatte verabschieden wollen, hatte das ganz gut gepasst. Sie hatten noch ein paar abschließende Worte gewechselt und schließlich hatte der Jedi-Rat noch die Idee eingebracht zur besseren Zusammenarbeit zwischen Jedi und Militär einige Jäger der Night Hawks mit Jedi zu besetzen. Das war auch in seinen Augen eine ganz gute Idee, allerdings war er da mittlerweile der falsche Ansprechpartner. Es war nicht absehbar, dass War wieder das Kommando über die Hawks erhalten würde. Allerdings hatte er Tomm zugesagt, dass er seine Idee beim Kommandostab unterstützen würde.

Ohne weitere große Worte war War schließlich noch kurz über die Yacht gestreift, hatte allerdings sonst keine weiteren bekannten Gesichter mehr entdeckt. Noch nicht einmal Padme hatte er getroffen. Es interessierte ihn immer noch, , warum man sie beim Essen von ihrem Tisch weggerufen hatte. Diese Antwort blieb sie ihm allerdings schuldig. War hatte sich schließlich unter die abreisenden Gäste an der Shuttlerampe gemischt und schaute nun durch die Sichtluke nach draußen, wo die Lichter der Yacht langsam in der Dunkelheit verschwanden. Um den Ärger mit der hübschen blonden Stewardess zu entgehen, hatte er sogar seinen Anschnallgurt angelehnt. Auch wenn das in den Augen des Soldaten in diesem Fall bei einem solchen Flug eher lächerlich war. Das erinnerte ihn nur wieder daran, dass er zivile Flüge noch nie gemocht hatte. Wobei diese Stewardess durchaus ein Grund gewesen wäre, seine Meinung darüber grundlegend zu überdenken.

Das Shuttle vollführte eine langgezogene Linkskurve und schließlich rückten die hohen Häuser Coral Citys ins Blickfeld. Die Geschwindigkeit und Flughöhe wurden immer geringer, bis das Shuttle schließlich auf einer Landeplattform aufsetzte.


„Ich hoffe sie hatten einen angenehmen Flug und wünsche ihnen noch einen schönen Abend.“

sagte die angenehm klingende Stimme der Stewardess über die Lautsprecherdurchsage. Eher gemächlich begaben sich die Fluggäste zum Ausgang des Shuttles, wo sie abermals von der Blondine verabschiedet wurden. Er überlegte kurz, ob er sie ansprechen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen. Leider hatte er im Moment keine Zeit für derartige Verzögerungen. Und so schenkte er ihr lediglich ein Lächeln und trat dann nach draußen auf die Landeplattform.

Er bemerkte sofort, dass es hier gerade im Vergleich zur Yacht deutlich windiger war. Um sich orientieren zu können, suchte er nach der Kennung das Landefelds und scherte dann aus der Schlange der Ballgäste aus, um mit schnellen Schritten einen nach dem anderen zu überholen.
Bei einem der Turbolifte angekommen drückte er den Knopf für eine der unteren Ebenen, wo die Darkness hoffentlich noch auf ihn warten würde. Er zog sein Com aus der Tasche und öffnete einen Kanal zu seinem Astromech.


„Lass schon mal die Triebwerke warmlaufen, ich bin gleich da.“

Die piepsenden Antwortgeräusche interpretierte er als eine Art „wird aber auch Zeit“. Freddi war seit jeher etwas ... eigensinnig. Aber War wäre nie auf die Idee gekommen seinen Speicher und seine „Persönlichkeit“ löschen zu lassen. Er kümmerte sich da eher weniger um die Theorien einiger bekannter „Wissenschaftler“, die behaupteten, dass man schon eine ernsthafte Störung haben musste, wenn man glaubte so etwas wie Freundschaft zu einem Droiden aufgebaut zu haben. Der Turbolift stoppte mit einem Ruck.

„Identifizierung erforderlich!“

Diese mechanisch klingende Stimme machte allerdings sehr deutlich, dass man ohne den passenden Ausweis nicht weiter kommen würde. War zog seinen ID-Chip über den Sensor und nach kurzer Wartezeit gab der Turbolift den Weg zu seinem Corellianischen Transporter frei.

[ Calamari System - Dac - Coral City - Raumhafen ]
 
- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –

Als Cris begonnen hatte, jenen Abend zu erwähnen, an dem sie bei Noas Vater zu Abend gegessen hatten, hatte die Widerstandskämpferin noch nicht geahnt, worauf er hinaus wollte. Erst, als er begann, von seinen Eltern zu sprechen, die er nie gekannt hatte, und darüber, welches Loch der Erinnerungen in ihm klaffte, wurde ihr klar, dass er versuchte, ihr seine Geschichte näher zu bringen, von sich zu erzählen und seine Erlebnisse mit ihr zu teilen. Noa sah ihn schweigend an akzeptierte, dass ihre Bestrebungen, alles Negative aus ihren Gedanken zu verbannen und die letzten Stunden mit Cris in glücklicher Sorglosigkeit zu verbringen, fruchtlos bleiben würden. Sie konnte ihm allerdings nicht böse sein. Eine leise Stimme in ihr wünschte sich zwar, er hätte ein leichteres Thema gewählt, über das sie hätten sprechen können, doch sie realisierte ebenso, dass es vermutlich so bald keine andere Gelegenheit als diese geben würde, mit ihr über diese Dinge – seine Eltern – zu sprechen. Wenn sie das nächste Mal kommunizieren würden, würden sie einander wahrscheinlich nur schreiben und ihre Nachrichten würden die Grenzen der Republik verlassen und über imperiales Gebiet gesendet werden. Sie konnten sich in solchen Nachrichten über unbedeutende Dinge austauschen, doch nicht über etwas, dass das Imperium betraf. Die Gefahr, dass man ihre Texte abfing und zu ihnen zurück verfolgte, war einfach zu groß.

In Cris‘ Augen lag eine Schwere als er sprach, die Noa bereits gut von ihm kannte, doch in diesem Augenblick schien sie noch tiefer zu liegen als sonst. Wie es schien bereute er, wie er Thalia damals auf ihre Frage nach möglichen Geschwistern geantwortet hatte. Er sprach über die Blockade in seinem Gedächtnis, die verhinderte, dass er sich an die Zeit vor seinem Dienst im Imperium erinnerte und auch über seine Zweifel und Befürchtungen, seine Eltern könnten ihn weg gegeben haben, weil sie ihn nicht wollten. Seine Stimme, stellte Noa fest, klang dabei so traurig, dass es ihr vorkam, als habe sie selbst einen Kloß im Hals – und dann, wie aus dem Nichts, fragte er sie nach ihrer Mutter und der Ausdruck in Noas Blick wechselte von Mitleid zu Überraschung. Sie hatte damit gerechnet, dass er weitere Gedanken zu seinen Eltern mit ihr teilen würde, oder Zweifel darüber, wer sie gewesen waren oder über die Dinge, die er getan hatte, und an die er sich nicht mehr erinnern konnte. Nach Noas Mutter fragten Leute nur selten. Es war ein Thema, das sie vermieden, manchmal aus Rücksicht auf Noas Gefühle, aber meistens, weil sie selbst nicht wussten, was sie sagen oder wie sie sich verhalten sollten. Pilar Cortina war tot, seit über zehn Jahren schon und Noa erinnerte sich gut an die Reaktionen ihrer Schulkameraden, nachdem sie damals davon erfahren hatten. Kaum jemand hatte wirklich mit ihr und Cloé darüber gesprochen. Es war ja so viel leichter, hinter ihrem Rücken einen ihrer Freunde zu fragen, der wusste, was geschehen war, statt mit den Zwillingen direkt zu sprechen. Als hätte er ihre Gedanken erraten und erkannt, dass es ihm eigentlich genau so ging, geriet Cris ins Stottern und seine Frage, die so hoffnungsvoll begonnen hatte, endete in einer Entschuldigung und damit, dass er Noas Blick auswich.


“Meine Mutter ist gestorben als ich vierzehn war.“

Antwortete sie ruhig und für einen winzigen Moment kehrte die Sehnsucht zurück. Sie vermisste sie. Ihr Blick ruhte noch auf Cris und ein plötzlicher Gedanke erfasste sie, der Gedanke wie er womöglich die Verbindung hergestellt hatte, zwischen den Überlegungen zu seiner Vergangenheit, dem Imperium und dann zu ihrer Familie.

“Sie ist nicht ermordet worden, falls du das denkst!“

Schob sie schnell hinterher. Sie rollte die Augen.

“Damit hatte das Imperium mal ausnahmsweise nichts zu tun. Sie war schwer krank.“

Das Bild einer blassen Frau, die mit eingefallenen Wangen in ihrem Bett lag, ihre Kinder um sich geschart, erschien vor Noas Augen. Ihre Mutter war eine Schönheit gewesen, selbst zum Ende hin, mit einem stets warmen, klugen Blick und einem Lächeln, das ihren Kindern alles versprochen hatte. Noa zuckte mit den Schultern, wie um das Thema abzustreifen, wollte aber eigentlich nur sagen, dass es eben war, wie es war. Tatsächlich sprach sie gerne von ihrer Mutter, es hielt die Erinnerungen lebendig. Zuhause taten sie es regelmäßig, lachten gemeinsam, sahen Bilder an und tauschten alte Geschichten aus. Es half, dieses winzige Loch zu füllen, das kaum sichtbar aber doch da war, das jeder von ihnen in seinem Herzen trug und das sich niemals wieder ganz schließen würde. Noa lächelte.

“Sie war ein unglaublich zugänglicher, freundlicher Mensch.“

Nicht so wie sie. Zicke.

“Gutmütig, geduldig. Wer sie kennen lernte, mochte sie auf Anhieb.“

Das war etwas, das ihr Vater gerne immer wieder betonte. Er hatte nie wieder geheiratet und obwohl es Noa Leid tat, dass er sich dazu entschieden hatte, für den Rest seines Lebens alleine zu bleiben, konnte sie nicht umhin, die Romantik darin zu erkennen. Vielleicht hatte dieses Verhalten seinerseits sogar dazu beigetragen, dass sie unbedingt daran glauben wollte, dass es für jeden von ihnen irgendwo in dieser Galaxis den passenden Partner gab. Man musste ihn lediglich finden, etwas, das Noa bisher nicht wirklich gelungen war – Cris in dieser Wertung ausgenommen. Wo er stand oder in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten stehen würde, war ihr noch längst nicht klar.

“Ich glaube übrigens nicht, dass deine Eltern dich nicht wollten.“

Sagte sie dann, weil sie nicht vergessen wollte, dass Cris ursprünglich den Eindruck gemacht hatte, dass er sich über gewisse Dinge, die er erlebt hatte, aussprechen musste. Sie hatte nicht das Gefühl, dass er das oft tat, oder überhaupt jemanden hatte, dem er sich in dieser Weise anvertrauen konnte. Freunde hatte Cris bisher nie erwähnt – außer die mysteriöse Frau, mit der er mal auf Naboo gewesen war und von der Noa inzwischen wusste, dass es sich bei ihr um Akemi Akanato gehandelt hatte (und die weitaus mehr gewesen war als nur eine Freundin) und dann war da höchstens noch Selby, aber das Verhältnis der beiden Männer würde Noa auch nicht unbedingt als echte Freundschaft bezeichnen. Die duzten sich ja nicht mal. Das war bestimmt so ein Wir-gehen-respektvoll-miteinander-um-Geheimdienstlerding.

“Es ist ja kein Geheimnis, dass das Imperium Familien auseinander reißt und Jungen im passenden Alter auf Akademien oder in Trainingslager steckt.“

Fuhr sie fort, nicht nur um ihm einen Teil seiner Sorgen zu nehmen, sondern auch, weil sie wirklich davon gehört hatte. Und wer würde es dem Imperium nicht zutrauen?

“Und selbst wenn,“ ,fuhr sie dann fort, “selbst wenn deine Eltern dich freiwillig dem Imperium übergeben hätten – und ich sage nicht, dass es so war! – dann bedeutet das nicht, dass sie dich nicht wollten. Möglicherweise haben sie einfach den Versprechungen geglaubt, die man ihnen gemacht hat. Nicht alle, die innerhalb des Imperiums leben, sind böse oder haben unlautere Absichten.“

Es war ein großes Zugeständnis, das da aus dem Mund der Widerstandskämpferin kam und Noa war sich bewusst, dass sie vor ein paar Monaten noch ganz anders geredet hätte. Sie musste jedoch an Will denken, den jungen imperialen Soldaten, der sie gerettet hatte und daran, wie unschuldig er war. Ja, er stand auf der falschen Seite des Krieges, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass er dies tat, oder warum.

“Du kennst die Parolen und Lügen des Imperiums doch genau so gut wie ich.“

Noa griff nach Messer und Gabel und begann endlich, sich ihrem Essen zuzuwenden.

“Viele glauben, was ihnen da erzählt wird. Die meisten Leute sind einfach…“

Noa stoppte sich selbst. Sie hatte „dumm“ sagen wollen, erinnerte sich aber noch gerade rechtzeitig, dass es vor allem Cris‘ Eltern waren, über die sie sprachen.

“…blind.“

Sie sah auf und versuchte sich an einem Lächeln.

“Was auch immer geschehen ist, es war bestimmt nicht der Fehler deiner Eltern.“

Sagte sie. Es war immer gut, das zu glauben, ob es nun stimmte oder nicht, und Noa glaubte genug über das Imperium zu wissen um ahnen zu können, dass die Chance, dass sie Recht hatte, ziemlich groß war.

“Was dich hingegen betrifft…“

Sie zog übertrieben stark die Luft ein und sah Cris an. Die Stunde der Wahrheit

“Ich hatte zwar nicht vor, da jemals was zu zu sagen, aber wenn du es schon von selbst ansprichst: du hast vor ein paar Wochen beim Abendessen mit meiner Familie nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen.“

Noa begann zu essen.

“Und dabei ging es nicht mal darum, dass du die Wahrheit gesagt hast. Du kennst deine Familie nicht und hast jedes Recht, das auch zu sagen, wenn dich jemand fragt.“

Machte sie ihm deutlich, wie sie die Dinge sah.

“Es ging darum, wie du es gesagt hast und was du noch alles hinterher geschoben hast. Ich meine, man muss nicht unbedingt so tun, als wäre man der bemitleidenswerteste Mensch der Galaxis.“

Noa hielt inne und blickte von ihrem Teller auf. Ihr Blick wurde weicher.

“Und das meine ich nicht… gegen dich. Du hast nur einfach viel zu viel gesagt in einer Situation, die nicht dafür gemacht war, persönliche Schicksale aufzuarbeiten und schon gar nicht unter Leuten, die du gerade erst dabei warst kennen zu lernen.“

Versuchte sie zu erklären. Sie wusste, dass Cris es sicher nicht einfach gehabt hatte, aber damit war er auch nicht alleine. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen, selbst die Leute, denen es nicht direkt anzusehen war und die keine Show daraus machten - was nicht heißen sollte, dass Cris genau das tat. Er hatte mit dieser leisen, ernsten Stimme und dem traurigen Blick nur einfach ein Talent dafür, diese Seite seines Lebens immer wieder besonders heraus zu stellen. Noa Chanelle Cortina war ganz sicherlich nicht der positivste oder optimistischste Mensch, doch sie wusste, dass sie nicht ihre Zeit damit vergeuden wollte, der Vergangenheit hinterher zu jammern. Das Leben lag vor, nicht hinter ihr. Sie warf Cris einen Blick zu, während sie aß. Er hatte sie auf ihre Mutter angesprochen, auch wenn ihn der Mut am Ende verlassen hatte und er so getan hatte, als sei Noa ein furchterregender Basilisk, vor dem man sich hüten musste ihm in die Augen zu blicken. Dass sie manchmal aufbrausend war, mochte stimmen, aber noch hatte sie niemanden mit ihrem bloßen Blick in Stein verwandelt – nicht, dass sie es nicht schon oft genug versucht hätte. Immerhin hatte Cris mehr getan als die meisten anderen. Er hatte ihr gezeigt, dass es ihn interessierte, dass es wichtig schien und Noa spürte, wie ihr Herz dies zum Anlass nahm, seine Tür einen Spalt breit für Cris zu öffnen.

- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –
 
[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris

Cris spürte, wie sich ein schweres Gewicht auf sein Herz legte, als Noa ihm von ihrer Mutter erzählte und davon, dass diese an einer schweren Krankheit gestorben war. Noa war zu dem Zeitpunkt gerade mal ein Teenager gewesen und auch ohne ihre Worte meinte Cris zu erkennen, dass die Widerstandskämpferin ihre Mutter vermisste. Er sah es in ihren wunderschönen Augen, hörte es in ihrer Stimme. In dem Lächeln, das auf Noas Lippen erschien, als sie vom Charakter ihrer Mutter sprach, lagen Schönheit und Traurigkeit zugleich und es erschien Cris so, als fühlte er seine Zuneigung für sie so heftig wie nie zuvor. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, ihr versprechen, dass er immer für sie da sein würde, doch gleichzeitig wusste er, dass dies wohl kaum der Moment war. Sie waren gerade erst am Anfang ihrer gemeinsamen Reise – von der sie nicht wissen konnten, wie lange sie dauerte – und obwohl sie sein Herz im Sturm erobert hatte, meinte er, mittlerweile zu wissen, dass Noa noch nicht so weit war wie er. Wie er bereits festgestellt hatte – es gab viele Dinge, die ihr Leben erfüllten, wo er nur emotionale Leere kannte, in die sie mühelos vorgedrungen war. Er konnte nur hoffen, dass diese Diskrepanz es nicht vollkommen unmöglich machen würde, dass sie irgendwann auf eine Art zusammenfanden, wie er es sich so sehnlichst wünschte. Doch er wusste es nicht.

Als Noa wieder auf die Dinge zu sprechen kam, die er ihr über seine Dinge erzählt hatte, nahm er dankbar zur Kenntnis, dass sie scheinbar erkannt hatte, welche Zweifel ihn zerfraßen, und daher versuchte, diese so gut es ging auszuräumen. Es stimmte schon, die Historie des Imperiums sprach dafür dass sein Schicksal eher Resultat einer Tragödie, denn eines perfiden, abgekarteten Spiels war, doch ebenso war unbestritten, dass er dies niemals ohne Restzweifel würde wissen können. Zwischen den Zeilen schien es ihm so, als versuchte Noa, ihn zu ermuntern, die Vergangenheit ruhen zu lassen, und spätestens als sie ihn auf seine Verfehlungen während des Familienessens ansprach, wurde dies offensichtlich. Es versetzte Cris einen leichten Stich, als sie andeutete, dass man nicht so tun musste, als sei man der bemitleidenswerteste Mensch der Galaxis. Ein Hauch von Röte eroberte seine Wangen und fast hatte er eine scharfe Antwort auf den Lippen, doch diese erstarb bereits im Prozess der Ausformulierung. Er hatte nie beabsichtigt, durch sein Verhalten Mitleid bei anderen auszulösen, oder irgendwie zu suggerieren, dass ihr Leben im Gegensatz zu seinem eigenen ein Einfaches war. Doch wenn Noa ihm sagte, dass dies von außen durchaus so gewirkt hatte… dann glaubte er ihr das. Seine ursprüngliche Missbilligung ihrer sanften Zurechtweisung wegen wich einer gewissen Scham und er war dankbar dafür, dass die Widerstandskämpferin sich ihrem Essen widmete und er es ihr gleichtun konnte, für den Moment von der Notwendigkeit einer Antwort entbunden. Es dauerte dennoch nicht lange, bis er sein Gebäck restlos verspeist hatte – durch die angenehmen Anstrengungen der letzten Nacht hatte sein Körper dann doch einigen Bedarf an Nährstoffen angemeldet. Langsam wischte er sich ein paar verstreute Krümel vom Mund und suchte dann Noas Blick. Sie hatte nicht wirklich böse gewirkt. Und sie hatte ihm von ihrer Mutter erzählt. Schon wusste er ein wenig mehr über sie – und sie ein wenig mehr über ihn. Ein schönes Gefühl.


„Ich… ich hab wohl wenig darüber nachgedacht, wie mein Verhalten nach außen wirkt“, sagte er leise.

„Es hat zu lange keine Rolle gespielt. Und dann war da deine Familie, dein Vater, deine Geschwister, die Kinder. Ich war so nervös… ich wollte nicht, dass du dich für mich schämst, schließlich war damals bei weitem nicht selbstverständlich, mich aufzunehmen.“

Er lächelte schwach.

„Hat wohl scheinbar nicht so gut geklappt, hm?“

Immerhin hatte die Lage sich nach diesem kleinen Fauxpas wieder entspannt. Er hatte mit Noa, Leandro und dem kleinen Ricardo sogar noch ein paar Runden Sabacc gespielt.

Seine Augen nahmen einen leicht wehmütigen Zug an, während er Noa weiter ansah. Es blieb ihnen nur noch so wenig Zeit und es gab so viele Dinge, die er ihr gerne sagen wollte… doch meistens waren es Dinge, von denen er glaubte, dass sie noch etwas Zeit brauchte, bis sie sie hörte.


„Deine Mutter muss ein wundervoller Mensch gewesen sein“, ergriff er wieder das Wort.

„Ich hätte sie gerne kennen gelernt.“

Für einen kurzen Moment zögerte er. Er wusste nicht, ob Noa wirklich hören wollte, was er zu ihrer Mutter zu sagen hatte – ob sie überhaupt das Gefühl hatte, dass ihm derartiges zustand – doch er verspürte trotzdem das Bedürfnis, seine Gedanken auszusprechen.

„Und auch wenn ich das nicht durfte… ich glaube, dass sie stolz auf das wäre, was aus ihrer Tochter geworden ist.“


Ein zärtliches Lächeln erschien auf seinen Zügen, das schnell einen verschmitzteren Ausdruck bekam.


„Auch wenn ich nicht für ihren Männergeschmack bürgen kann und befürchte, dass geduldig nicht unbedingt zu den Attributen gehört, mit denen ich sie beschreiben würde. Freundlicher und zugänglicher könnte sie auch manchmal sein. Von gutmütig ganz zu schweigen.“

Cris musste lachen, bevor seine Miene wieder ernst wurde und er sanft nach einer von Noas Händen griff.

„Und dennoch habe ich keine Sekunde bereut, seit ich wieder vor deiner Tür gestanden habe, Noa. Ich hoffe, dass du es nicht bereut hast, sie mir zu öffnen.“


[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris
 
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[Calamari-System || Dac || Gewässer von Coral City || „Promise“ || Deck Zwei || Räumlichkeit mit Buffet || Bar || Captain Navara Ven im Gespräch mit einem Commander Bru-Th Agoch, einige andere Gäste in unmittelbarer Nähe und im Hintergrund]

Der Commander bestellte sich einen corellianischen Whisky – natürlich. Kurzzeitig schaute Navara neidvoll auf das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, das man dem dunkelblonden Menschen reichte. Gern hätte der uniformierte Twi'lek ebenfalls diesen Tropfen probiert, gerade weil man den Planeten, wo das Getränk hergestellt wurde, befreit hatte, aber er hielt sich strikt an Casia de Livens Hinweis: kein Alkohol. Somit blieb er stattdessen bei seinem schlichten Wasser. Während sich der Fremde als Bru-Th Agoch vorstellte, sinnierte der Captain noch einmal über dessen Worte: ein Held sei jemand, der einen Kampf schon im Vorfeld verhindert. Konnte man als Offizier wirklich dieser Meinung sein? Steckte in den Worten des Menschen tatsächlich ein Funke Wahrheit?


„Freut mich Sie kennenzulernen, Mr Agoch, sagte der Kommandant der „Prometheus“ und reichte anschließend dem Commander die Hand. Gleichzeitig versuchte sein Bewusstsein eine Erinnerung zum Schiffsname „Massive“ zu finden – leider erfolglos. „Hoffentlich sieht es mit Ihrem Kommando besser aus … oder passierte Ihnen das auf einem Landgang?“

Smalltalk zählte nicht zu den Stärken des Twi'lek. Selten, viel zu selten hatte er die Möglichkeit mit einem anderen Offizier, der nicht irgendwie in beruflicher Verbindung mit ihm stand, reden. Gerade als er seine Beförderung zum Captain erhalten hatte und man ihm gleich eine Kampfgruppe für die Militäroffensive „Galactic Dawn“ unterstellt hatte, hatte sich schlagartig der überschaubare Kreis an Kameraden, bei denen Navara etwas lockerer im Gespräch sein konnte, verkleinert. Doch hier, fern der Front, war die Wahrscheinlichkeit, dass er – rein zufällig – einem Untergebenen in Spe über den Weg lief, kaum vorhanden. Somit konnte der Captain langsam seine steife Art ablegen. Erneut nahm er einen Schluck Wasser zu sich als der Commander plötzlich Denon ansprach. Hatte sein Schiff an dieser Schlacht etwa teilgenommen? Gehörte die „Massive“ gar zur Fünften Flotte? Wieder zuckten seine tätowierten Gehirnfortsätze.

„Denon?“, hakte der Captain noch einmal verbal nach. „In der ersten Angriffswelle kämpften meine Mannschaft und ich dort. Erste Flottille, Dritte Kampfgruppe – falls Ihnen diese Angabe was sagt.“ Kurz hielt der grünhäutige Flottenoffizier inne, ließ seinen Blick zügig durch den Raum schweifen und landete am Ende wieder bei dem uniformierten Corellianer. „Bis auf leichte Hüllenschäden und kleinere Verluste bei den Sternjägern hat die 'Prometheus' diese Schlacht gut überstanden. Trotzdem hatte ich Überstunden für die Reparaturen anordnen müssen...“

'… und letztendlich flogen wir angeschlagen gen Corellia', fügte er in Gedanken noch hinzu. Es war unter anderem auch der angeschlagene Zustand seines tiefblauen Mon Calamari-Sternkreuzers der Neunziger Klasse, den er sich – in seiner Rolle als Kommandant – als Makel ankreidete. Schließlich hatte sich Admiral Stazi bei Corellia gegen einen Einsatz der (lädierten) „Prometheus“ in der ersten Reihe entschieden. Wie viel Ruhm hätte es ihm und seiner Mannschaft eingebracht, hätten sie einen imperialen Sternzerstörer zerschossen? So hatte man in der ganzen Schlacht mehr als Unterstützung für die befreundeten Einheiten gedient, die zur ersten Welle gehört hatten. Derweil Navara all diese Dinge gedanklich noch einmal Revue passieren ließ, stellte er sein leeres Glas ab. Danach strich er sich beiläufig über die perlweiße Galauniform. Im Licht der Deckenbeleuchtung funkelte dabei sein einziger Orden, das silberne „Heart of Bothawui“, flüchtig.

„Da Sie anscheinend bei Corellia nicht teilnehmen konnten, nehme ich an, dass Sie bei Denon dem Supersternzerstörer ('Final Reversal') zu nahe gekommen sind?“, erkundigte sich Navara interessiert und mustere den Commander. „Damit hätten Sie eine Gemeinsamkeit mit Commodore Seí'lar.“

So viel war in den letzten Monaten passiert. Beinah aus dem Stand heraus hatte die Neue Republik zu erst den bothanischen Sektor sowie Rishi und Ukio befreien können. Danach zog man sofort gen Corellian Run. Denon, Loronar, Nubia und nun Corellia – hätte man so einen Gebietszuwachs ohne Schlachten erreichen können? Hätte das Imperium diese Gebiete freiwillig in die Freiheit entlassen, hätte die Politik danach gefragt? Nein. Navara war sich absolut sicher, dass der Erzfeind der Neuen Republik niemals für Verhandlungen offen war. Somit musste zwangsläufig die Sichtweise, die der dunkelblonde Corellianer vertrat, falsch sein. Seiner Meinung nach konnte man die Tyrannei nur auf eine Art beseitigen – indem man kämpfte. Pazifismus führte bloß dazu, dass die Unterdrücker ihrem blutigen Werk weiterhin ungehindert frönen konnten.

[Calamari-System || Dac || Gewässer von Coral City || „Promise“ || Deck Zwei || Räumlichkeit mit Buffet || Bar || Captain Navara Ven im Gespräch mit einem Commander Bru-Th Agoch, einige andere Gäste in unmittelbarer Nähe und im Hintergrund]​
 
[Calamari System | Dac | Gewässer von Coral City | "Promise" | Deck Zwei | Ballsaal | Bar] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Navara Ven und weiter Gäste


Die Bezeichnung 'Mr. Agoch', die Captain Ven gewählt hatte, war schon bemerkenswert, fand Bru-Th. Auf der einen Seite enthielt die Anrede jene Höflichkeitselemente, wie sie zivilisierte Individuen gleich welcher Spezies sich per Konvention entgegen brachten, auf der anderen Seite gelang es dem Captain dadurch die Rangunterschiede - zumindest für die Dauer des Gesprächs - beiseite zu schieben. Bru-Th nahm einen weiteren Schluck des schmackhaften Whiskeys und ließ die ölige Flüssigkeit einige Sekunden seinen Gaumen kitzeln, bevor er sie hinunter schluckte. Der Geschmack erinnerte ihn irgendwie an die Heimat, die langen Abende in der Pilotenkanzel an der Seite seines Vaters. Geschmack und Erinnerung vermischten sich auf eine süßlich Art mit einem herben Abgang.

"Nein, ich stand auf der Brücke", entgegnete der hochgewachsene Corellianer seinem grünhäutigen Gegenüber, doch sein Blick ging an Ven vorbei. Bru-Th wurde nachdenklich: "Doch ich muss zugeben, dass ich sicherlich einen nicht geringen Anteil an den Schäden trage. Sehen Sie, es ist etwas anderes ein Schwert sicher zu führen oder dafür zu sorgen, dass viele hundert Mann es sicher führen."

Abzustreiten, dass er Fehler gemacht hatte, wäre eine Lüge gewesen und wohin diese Praktik führte, darüber wurden die Padawane bereits aufgeklärt, bevor sie auch nur die Robe des Ordens anlegen durften. Außerdem stand er dazu, wem sollte er auch etwas vormachen können. Ein kapitales Raumschiff konnte keineswegs mit einem Lichtschwert verglichen werden, diese bittere Erkenntnis hatte er selbst, jedoch auch die Massive samt Crew zu spüren bekommen. Ein Lichtschwert gehorcht seinem Träger, vorausgesetzt dieser ist ein Jedi, aufs Wort. Waffe und Träger wurden eins, verschmolzen miteinander, sodass zwischen Gedanke und Handlung nur Bruchteile von Momenten vergingen. Mit der Massive verhielt es sich anders, raunte er in Gedanken und erinnerte sich zurück an das total verpatzte Manöver, in dessen Verlauf Timing eine wichtige Rolle gespielt hatte.

"Durchaus Captain, sagt mir diese Angabe etwas. In der ersten Angriffswelle zu fliegen und sich derart gut zu schlagen verdient Anerkennung. Vielleicht sollte ich meiner Ansicht in Bezug auf Helden eine Ausnahme hinzufügen",

feixte der corellianische Jedi-Meister von seinen eignen Gedanken ablenkend und hob symbolträchtig das Glas, um auf Ven zu trinken.

"Aber die Prometheus ist auch ein stolzes Schiff. MC90 Klasse, 75 leichte Turbolaser, 6 Jägerstaffeln. Das ist sicher nicht der Anblick, den ein imperialer Captain gerne auf dem taktischen Holo sieht."

Dass er sich diese Daten gemerkt hatte war Zufall, denn wenn man es ehrlich sah, war das miliärisch-taktische Training, das er bis dato genossen hatte, bestenfalls vom Charakter eines Crashkurses. Bru-Th rügte sich selbst für seine desinteressierte Haltung, mit der er gegenüber seinem Ausbilder aufgetreten war. Für ihn bestand der Sinn der Unterweisung nur darin, die Admiralität von seinen Qualitäten zu überzeugen, auf dass sie sich auf den ungewöhnlichen Antrag dieses Jedi Meisters einließen. Nicht im Ansatz hatte er dem dort vermittelten Wissen Bedeutung zugeschrieben, hatte gelegentliche Zweifel mit der Großherrlichkeit eines Jedi-Meisters vom Tisch gefegt und versucht diese lästige Formalität hinter sich zu bringen. Das Ergebnis seiner schlampigen Arbeit lang nun als ausgebreiteter Scherbenhaufen vor ihm bzw. als Gehhilfe in seiner Hand. Bru-Th schüttelte sachte den Kopf und strich sich danach die mittellangen Haare aus dem Gesicht:

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Commodore Sei'lar eine ähnliche Dummheit, wie ich begangen hat", erklärte Bru-Th und blickte dem Captain vertrauensvoll an. "Die Massive war als Eskortschutz für die Vailant eingeteilt und erfüllte diese Aufgabe gut bis zu dem Moment, wo ich dem Steuermann befahl vor der Vailant einen Halbkreis bei voller Fahrt zu fliegen, um ein bis zwei Breitseiten zu feuern und dann wieder im Schatten des größeren Schiffes zu verschwinden. ... Sag wir mal, dass dieses Manöver nicht ansatzweise so schnell durchgeführt werden konnte, wie es mein inneres Auge sah."

Es war nicht der Supersternenzerstörer, der sie unter Feuer nahm, doch mit entblößter Flanke und den im Verhältnis schwachen Schilden hielt die Massive dem Turbolaserbombardement nicht lange stand. Nur das beherzte Eingreifen der Jägerstaffeln verhinderte, dass sein Kreuzer komplett zerstört wurde.

"Es war eine harte Lektion. Ich war arrogant", gestand Bru-Th und blickte seinem Gegenüber wieder direkt in die Augen. Er hielt den Blickkontakt einen Moment, dann winkte er ab, denn es gab sicher interessantere Themen anlässlich einer zwanglosen Konversation als die eigenen Fehltritte.

"Meine unmittelbare Geschichte kennen sie jetzt. Doch was ist mit ihnen, Captain. Mir sind zum Beispiel ihre kunstvoll gestalteten - Lekku, richtig? -aufgefallen. Was hat es damit auf sich?"

Während der Captain zu einer Antwort ausholte, musterte Bru-Th den breitschultrigen Twi'lek vor ihm erneut. "Er muss ein sehr stolzer, gewissenhafter Mann sein", vermutete der hochgewachsene Corellianer, wobei ihm besonders der blankpolierte Orden, die peinlich saubere Galauniform und eben der Kopfschmuck auffiel. Dies alles waren auf eine gewisse Weise Insignien für Vens Verständnis seiner Tätigkeit als kommandierender Offizier. Der Gedanke, dass Ven ihm sicherlich den ein oder anderen Einblick in die Schiffsführung gewähren konnte, gewann in Bru-Th an Stärke.


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- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –

Dass Cris gestand, im Kreise ihrer Familie nervös gewesen zu sein, überraschte Noa. Er hatte eigentlich keinen Grund dazu gehabt. Ihr Vater und ihre Geschwister waren lediglich ein paar Leute gewesen, die ihn zum Essen eingeladen hatte, Widerstandskämpfer, die er zwar nicht besonders gut kannte, die ihm aber nach einer Verletzung halfen wieder auf die Beine zu kommen. In Noas Augen war das kein Grund nervös zu sein… es sei denn, er hatte wegen ihr einen guten Eindruck machen wollen, weil er sich schon an diesem Abend mehr ausgemalt und erhofft hatte, als zwischen ihnen gewesen war. Sie wusste nicht mehr, ob sie damals in Betracht gezogen hatte, dass er sich bemühte einen guten Eindruck zu machen. Es wäre offensichtlicher gewesen, hätte er sich etwas ausführlicher an den Gesprächen beteiligt. Doch eben dies hatte er nicht gekonnt, aus von ihm bereits genannten Gründen: weil er nicht gewusst hatte was er sagen sollte und weil er nicht gewollt hatte, dass sie sich für ihn schämte. Noa wollte ihm sagen, dass sie dazu keinen Grund gehabt hatte. Sie waren kein Paar gewesen und sie nicht für ihn verantwortlich. Doch sie ließ sie. Das Thema war erledigt und sie hatte keine Lust, in etwas herum zu rühren, dass ihm die Stimmung noch weiter vermiesen würde.

“Vergessen wir’s.“

Sagte sie stattdessen, um ihm zu signalisieren, dass es im Grunde ohnehin keine Rolle mehr spielte, jedenfalls nicht für sie. Cloé, Thalia und selbst Jesper mochten sich an diesem Abend ein gewisses Bild von Cris gemacht hatten, doch auch daran würde sich nichts ändern, nur weil sie noch länger darüber sprachen. Sie trank von ihrem Saft, während sie ihren Kaf für nach dem Essen aufhob. Es schmeckte annehmbar, nicht vergleichbar mit der Luxusküche der „Promise“, doch Noa hatte auch schon schlechteres gegessen.

Cris über ihre Mutter sprechen zu hören fühlte sich ein wenig seltsam an, fast so als dringe er plötzlich in einen Teil ihres Lebens ein, in den er eigentlich nicht gehörte. Auf der einen Seite war Noas Familie und ihr Leben auf Coruscant. Da waren ihre Freunde, ihr Job, ihr Alltag. Und dann war da der Widerstand, über den sie Cris kennen gelernt und der sie zusammen gebracht hatte. Das war der Teil ihres Lebens, wurde ihr plötzlich bewusst, in dem sie Cris sah, den sie mit ihm verband. Beides miteinander zu vermischen machte sie unsicher. Die Nische, in der sie Cris bisher untergebracht hatte, gefiel ihr gut und sie wusste nicht, ob sie ihn weiter vordringen lassen wollte oder nicht. In ein paar Stunden würde er schon wieder weg sein. Als er nach ihrer Hand griff und sie anlächelte, hatte Noa das Gefühl, dass er ihr nicht nur zeigen und sagen wollte, wie sehr er sie mochte, sondern auch, dass er für sie da sein wollte. Ihr Blick begegnete dem seinen.


“Ich habe jedenfalls nicht bereut, nach Mon Calamari gekommen zu sein und einen Haufen wichtiger Leute kennen gelernt zu haben.“

Erwiderte Noa scherzhaft und grinste. Für einen kurzen Moment hatte sie seine zärtliche Berührung toleriert, ehe sie ihm ihre Hand wieder entzog. Im Gegensatz zu ihm war sie noch nicht fertig mit essen.

“Du glaubst also, ich bin nicht nett genug?“

Noa beschloss, sich auf den leichten Teil der Unterhaltung zu konzentrieren: Cris‘ scherzhafte Bemerkung über ihren eigenen Charakter.

“Du hast mich noch nie unfreundlich gesehen.“

Sie hob, beinahe drohend, eine Augenbraue, natürlich ebenfalls scherzhaft, aber auch mit einem Funken Ernst in der Stimme. Bisher hatte Cris wirklich nur die harmlose Noa kennen gelernt, also worüber wollte er sich beschweren? Er hatte ja keine Vorstellung, wie sie sein konnte, wenn sie wirklich sauer war!.

“Und ich bezweifle auch, dass meine Mutter besonders stolz auf mich wäre.“

Noa lachte.

“Nicht verheiratet, keine Kinder, eine Wohnung die diese Bezeichnung kaum verdient und im Beruf noch zu nichts gebracht.“

Zählte sie ihre vielen Verfehlungen auf an ihren Fingern ab.

“Oh, und statt hübsche Kleider trage ich lieber einen Blaster mit mir sparzieren. Der Traum jeder Mutter für ihre Tochter!“

Das etwas zähe Fleisch ausgiebig kauend, schüttelte Noa amüsiert den Kopf. Sie meinte nicht ganz ernst, was sie sagte. Ihre Mutter wäre stolz auf sie, genau wie sie auf Cloé, Rámon, Pablo und Leandro stolz wäre. Dennoch gäbe es sicherlich eine ganze Reihe von Dingen, derentwegen sie gerade Noa gehörig den Kopf waschen würde, wäre sie noch am Leben. Das fing bei Noas Wohnsituation an und hörte bei ihrer Männerwahl auf. Manchmal fragte sich Noa, ob sie einige bedeutende Entscheidungen in ihrem Leben sogar anders getroffen hätte, wäre ihre Mutter nicht so früh gestorben, speziell, was einige Typen betraf, mit denen sie zusammen gewesen war. Vielleicht hatte ihr an gewissen Punkten ihrer Jugend die leitende Hand einer Frau gefehlt.

“Aber sie würde den Widerstand gutheißen.“

Fügte Noa schließlich ernster hinzu.

“Cloé würde es bestreiten, aber ich bin mir sicher, dass es so wäre. Sie war eine große Fürsprecherin der Republik, die größte von uns allen. Das ist auch der Grund, warum wir uns überhaupt im Widerstand stark gehabt haben. Wir tun es in ihrem Namen.“

Noa sah Cris nicht an. Ihre Worte hatten sich ganz von selbst gefunden, ohne dass sie sich bewusst dazu entschieden hätte, diese Information mit ihm zu teilen – ihn Teil haben zu lassen, an ihrem Leben. Sie zuckte mit den Schultern, aß und lächelte. Sie wollte nicht, dass er glaubte, er müsse sie trösten, nur weil sie sich an ihre tote Mutter erinnerte. Noa brauchte keinen Trost, es war lange her und es ging ihr gut.

"Weisst du, wenn es dir wichtig ist, solltest du die Jedi fragen."

Wechselte sie dann aprubt das Thema. Sie hatte ihre Mahlzeit beendet, legte das Besteck zur Seite und tupfte sich den Mund mit der billigen Papierserviette ab, die neben ihrem Teller bereit lag.

"Vielleicht können sie dir wirklich helfen, deine Erinnerungen zurück zu erlangen. Ich meine, wenn du es wirklich willst, dann wäre es den Versuch wert."

- Mon Calamari – Coral City – Raumhafennähe – Straßencafé – Mit Cris –
 
[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris

Was auch immer Cris sich als Reaktion Noas auf seine Worte erhofft hatte, es lief wieder einmal so ab, wie es das schon öfters getan hatte – sie ging scheinbar oberflächlich auf die Aussage ein, rang sich aber zu keiner eindeutigen Antwort durch. Es war durchaus offensichtlich gewesen, dass er nicht unbedingt auf den eigentlichen Ball und seine Begleitumstände angespielt hatte, doch genau das schien nach Noas Antwort die einzig relevante Komponente zu sein. Sie schein schlichtweg nicht bereit, ihm ein wenig Klarheit darüber zu verschaffen, wie sie die vergangenen Stunden und Tage denn nun einschätzte, indem sie ihn wissen ließ, dass sie es nicht bereute, sich mit ihm eingelassen zu haben. Ob das daran lag, dass dies in ihren Augen nur zu offen sichtlich war, konnte er nicht wissen, und folglich versetzte ihm ihre Antwort – oder ihr Mangel an einer Antwort – einen kleinen Stich. In wenigen Stunden würden sie wieder auseinander gehen, doch im Kern war er so schlau wie bei ihrem letzten Abschied hier auf Mon Calamari. Da war diese letzte Barriere, durch die Noa ihn nicht durch ließ. Die immer noch wie eine unsichtbare Wand zwischen ihnen stand. Schnell hatte sie ihm ihre Hand wieder entzogen und das Thema gewechselt, obwohl er dieses Mal der Meinung war, sich dem Thema, das ihr offenbar so sehr zuwider war, auf etwas subtilere Weise angenähert zu haben als etwa auf der Promise. Das Schlimmste war jedoch, dass er nichts dagegen tun konnte. Während sie offenbar keinerlei Skrupel hatte, ihm Sauce, Eis oder sonst irgendetwas ins Gesicht zu schmieren und ihn stehen zu lassen, wenn seine Taten und Worte ihr Missfallen erregten, befürchtete er selbst, dass er selbiges kaum übers Herz bringen konnte. Er brauchte sie – und er hatte Angst, sie zu verlieren. Zumindest solange, bis diese frustrierende Sackgasse ihn wieder irgendetwas dämliches tun ließ.

Notgedrungen zwang er sich, auf ihre scherzhafte Herangehensweise an seine Aussage einzugsteigen. Sonderlich schwer war das auch nicht.


„Wenn du richtig unfreundlich bist, wirfst du also nicht mit Vasen, sondern gleich mit Thermaldetonatoren…?“, fragte er sie mit skeptisch gewölbten Augenbrauen und schaffte es dabei sogar, provokant zu grinsen.

„Das sollte ich mir merken, damit ich beim nächsten Mal entsprechend vorbereitet bin.“

Natürlich hatte er seine Aussagen in Bezug auf ihre Freundlichkeit im Scherz gemeint – und sie hatte sie auch so aufgefasst – doch er musste eingestehen, dass Noa eine deutlich brüskere Person war als andere Personen in seiner Umgebung. Akemis Verhalten auf der Promise zum Beispiel hatte dem entsprochen, was man gemeinhin als freundlich bezeichnen würde, doch in Noas Welt schien es auszureichen, nicht jedem erstbesten Gesprächspartner an die Gurgel zu gehen. Cris schmunzelte. Vielleicht sollte er es einfach darauf ankommen lassen und ihr bei ihrem nächsten Ausbruch in gleicher Münze Kontra zu geben, so wie Pablo es ihm indirekt geraten hatte. Ob sie ihn dann auch noch als freundlich bezeichnen würde…? Er machte sich jedenfalls keine Illusionen darüber, dass – falls er und Noa sich nach dieser Episode auf Mon Calamari wieder sahen, wie er trotz allem sehnlichst erhoffte – es sich kaum vermeiden ließ, ihr Temperament und Feuer in irgendeinem Moment wieder spontan zur Explosion zu bringen. Vielleicht brauchte Noa diese Form von Konflikt, stellte er doch eine zusätzliche Art dar, ihre Leidenschaft auszuleben, ihr ein Ventil zu geben. Cris musste zwar zugeben, dass er die Alternative dazu um einiges verlockender fand, doch war vielleicht war es sogar befreiend, auf diese Art und Weise Druck abzulassen. Er konnte es nur versuchen. Seine Befürchtung war nur, im Zuge eines so unkontrollierbaren Streit das eigentlich Wichtige aus den Augen zu verlieren – bei der anderen Person, ganz gleich, was sie temporär auch angestellt haben sollte, handelte es sich um einen besonderen, einen geliebten Menschen. Sein ganzes Leben war darauf ausgelegt, Konflikte mit Gewalt zu lösen – nichts würde er sich weniger verzeihen, als wenn ihn das dazu verleitete, im Rahmen eines Streits zu weit zu gehen. Vielleicht war er deswegen so defensiv, so sehr um Deeskalation und Harmonie bemüht. Er wusste, welcher Schaden im schlimmsten Fall angerichtet werden konnte.

Währenddessen hatte Noa ihre Zweifel daran zum Ausdruck gebracht, dass ihre Mutter wirklich so begeistert davon wäre, was aus ihrem Leben geworden war. Die Eigenschaften, die sie als positiv anpries – ein geregeltes Leben, beruflicher Erfolg – schienen, wie Cris auffiel, alle auf Noas Zwillingsschwester Cloé zuzutreffen. Zwar war diese nicht verheiratet, doch nach dem, was Cris mitbekommen hatte, war Jesper ein sehr fester Lebenspartner, während Noas Worte nahelegten, dass ihr eigener Lebenswandel in dieser Hinsicht um einiges sprunghafter gewesen war. Albernerweise spürte Cris so etwas wie Eifersucht in sich aufkeimen, als seine Gedanken zwangsläufig bei der Frage ankamen, welche anderen Männer wohl bereits ihre Arme um diese atemberaubende Frau hatten legen dürfen und am nächsten Morgen mit ihr wachgeworden waren, ihre niedliche Morgenmuffelattitüde kennen gelernt, sie geküsst und gestreichelt hatten. In Erinnerung an die Schwärmerei der sturzbetrunkenen Noa von einem Rockstar, mit dem sie auf Coruscant rumgemacht hatte, kam er einmal mehr zu dem Schluss, dass diese Männer mit einiger Wahrscheinlichkeit wenig mit ihm selbst gemein hatten. Ob sie einem dieser Männer die Dinge gesagt hatte, die Cris so gerne aus ihrem Mund hören würde?

Dann fiel ihm ganz plötzlich ein wichtiges Puzzleteil in den Schoß, als Noa fortfuhr und ihm erzählte, dass es die glühende Überzeugung ihrer Mutter von der Republik war, die wohl dafür gesorgt hatte, dass ihre Familie – seltsamerweise mit Ausnahme von Cloé, die Noa doch implizit als perfekte Tochter charakterisiert hatte – sich so engagiert im Widerstand für die Befreiung Coruscants einsetzte. Vorsichtig warf Cris Noa einen Blick zu, doch auf ihren ebenmäßigen Zügen war nur ein wehmütiges Lächeln erschienen, kein Anzeichen davon, dass die Erinnerungen an ihre Mutter sie zu überwältigen drohten. Selbst wenn dem so wäre, Cris konnte nicht wissen, wie sie darauf reagieren würde, würde er in dem Fall versuchen, sie zu trösten. In gewisser Weise implizierte eine solche Situation mehr Intimität als selbst die wilde Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, und die Hinweise verdichteten sich, dass sie ihn bis in diese Sphären nicht vordringen lassen wollte.

Cris seufzte leise und war fast ein wenig dankbar, als Noa nach Beendigung ihrer Mahlzeit erneut das Thema wechselte und auf die Erinnerungen an seine Kindheit zu sprechen kamen. Warum konnte es nicht einfacher sein? Warum hatte er es nicht geschafft, sie auf eine Art zu berühren, die dafür sorgte, dass sie sich ihm mehr öffnete? Lag das wirklich an der kurzen Zeitspanne, die sie erst miteinander verbracht hatten, oder stimmte etwas ganz grundsätzliches zwischen ihnen nicht?


„Ich weiß nicht… vielleicht werde ich das“
, antwortete er schließlich wenig enthusiastisch auf ihren Vorschlag, tatsächlich die Jedi zu konsultieren. Die Jed ließen ihn an Lianna denken – und an seine bevorstehende Abreise.

„Andererseits hat der Orden bestimmt wichtigere Dinge zu tun.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Aber wer weiß das schon… es eilt ja auch nicht.“

Seine Augen suchten Noa und beobachteten sie dabei, wie sie ein paar Reste ihrer Mahlzeit mit einer Serviette aus ihren vollen Lippen entfernte. Gingen sie jetzt so auseinander? Und wenn ja, was hatte er sich erhofft? Sein Angebot, mit ihr nach Coruscant zu kommen, war im Affekt geschehen, er hatte es kaum geplant. Was hatte er geplant? Im Grunde hatte er nur nach einer Ausrede gesucht, wieder mit Noa zusammen zu sein, wenn auch für einen überschaubaren Zeitraum. Jetzt, da diese Zeit abgelaufen war, wusste er nicht, was passieren würde und Noa war scheinbar ebenso wenig bereit, darüber zu reden. Sie sollten abwarten, was passierte. Was sich ergab. Doch war das genug? Für sie? Oder für ihn?

„Ich hoffe, es geht Thalia und den Kindern gut“, sagte er plötzlich und etwas übergangslos.

„Es muss schwer für sie sein, auf einem fremden Planeten, in einer neuen Umgebung.“

Sein Blick fixierte die Widerstandskämpferin.

„Lichtjahre getrennt von den Menschen, die einem etwas bedeuten.“

[Dac, Coral City, Raumhafennähe, Straßencafé]- Noa, Cris
 
Mon Calamari | Yacht „The Promise“, Deck 2, Restaurant | Chesara und Tomm

Bestätigend, aber auch nachdenklich nickte Tomm. Viel von dem, was Ches da sagte, entsprach seinen Gedanken. Es war gut zu wissen, daß sich auch andere hohe Jedi über diese Dinge Gedanken machten. Daß eine einseitige Ausrichtung des Ordens allein auf Coruscant nicht die Lösung sein konnte, die es anzustreben galt, das war klar. Nicht umsonst hatte Tomm einige der Dinge, die er von Coruscant und Corellia retten konnte im Keller seiner Werkstatt in Mos Eilsey deponiert.

"Ihr habt Recht, daß wir nicht nur auf einer Hochzeit tanzen sollten. Und neben den allgemein bekannten Anlaufpunkten wie Lianna und später auch wieder Corellia und Coruscant sollte es auch ein paar geheime Verstecke geben."

Tomm dachte über die weiteren Dinge nach, die Ches angesprochen hatte.

"Es muß sich viel getan haben im Orden. Die letzten Jahre war ich oft ziemlich allein, sieht man von Tom und Raiken ab, die die Macht zu mir geführt hat. Oder vielleicht auch mich zu ihnen. Haruun Kal, sagt ihr? Ich wußte gar nicht, daß es einen Hort der Jünglinge gibt. Vielleicht sollte ich wirklich einmal dorthin fliegen."

Im Gegensatz zu vielen anderen Individuen, die wie Tomm eine Art Einzelgänger waren, mochte er Kinder. Und seine Abgeschiedenheit der letzten Jahre war nicht darin begründet, daß er keine Lebewesen um sich haben wollte. Es war eher ein merkwürdiger Zufall gewesen, den er in Zukunft aber gerne wieder hinter sich lassen würde.

"Mit Politikern bin ich nicht sonderlich kompatibel, das wißt ihr ja. Die kommen mit meiner direkten und einfühlsamen Art nicht so zurecht",

grinste Tomm.

"Aber ich habe mir vorgenommen, den Kontakt zur Flotte zu verbessern. Mit War habe ich schon gesprochen soweit und Altmin werde ich noch darauf ansprechen, aber ich denke, daß wir eine Staffel aufbauen sollten, die auch Padawane und Jedi aufnehmen kann. Ich glaube, wenn man sich auf dieser Ebene begegnet, werden die Kontakte wieder enger. So, wie es früher mal war. Und beide können auch nur voneinander lernen. Damit eure Blumen im Fenster am Ende auch in Frieden und Harmonie wachsen können. Euch lasse ich den Vortritt bei den endlosen Sitzungen der Parlamente und Ausschüsse."

Tomm nippte an seinem Glas und sah auf das Chronometer an seinem Handgelenk. Es war spät geworden.

"Ich denke, daß es Zeit wird, das Bett aufzusuchen für mich. Der morgige Tag wird lang werden für mich."

Noch hatte Tomm das Glas halbvoll und es war auch schön, daß er Ches einmal wiedergesehen hatte. Doch die Prüfung von Raiken stand an und auch die Abreise von Mon Cal. Nichtsdestotrotz würde er erst gehen, wenn das Gespräch wirklich beendet war. Zeiten wie diese, wo es dazu gelegenheit gab waren viel zu wertvoll, als daß man sie leichtfertig verstreichen lassen sollte. Wer wußte schon, wann er wieder auf seine Meisterin treffen würde?

Mon Calamari | Yacht „The Promise“, Deck 2, Restaurant | Chesara und Tomm
 
|| Mon Calamari ▫ Meer ▫ Yacht „The Promise“ ▫ Deck 2 ▫ Tanzfläche || ▫ Vorin ▫ Mara ▫ Emerald & Allison in der Nähe

Mara lächelte nur leicht als ihr Freund fast belanglos anmerkte, dass vielleicht etwas an ihrem Wunsch zu machen sei. Es brauchte nicht mehr gesagt zu werden, damit sie wusste, dass die diesen Abend nicht allein verbringen würde. Natürlich hätte sie sehr gerne gewusst ob Vorin etwas vorhatte, da er fast schon geheimnisvoll tat. Andererseits war es auch schön sich einmal überraschen zu lassen und dabei brauchte die Überraschung nicht einmal riesig groß zu sein. Sie würde sich allein damit zufrieden geben ihren Schatz für sich zu haben und dies führ mehr als nur eine Stunde. Zweisamkeiten waren nicht einfach und da sie beide Jedi waren, Pflichten hatten und Schüler, war es noch schwieriger. Bisher hatten sie geschafft alles unter einen Hut zu bekommen und Mara glaubte fest daran dass dies auch weiterhin funktionieren würde, dennoch war ihr klar, dass es auch Zeiten geben würde in denen sie getrennt sein würden. Dies mochte ihr nicht gefallen und dennoch würden sie damit leben müssen. Weder Vorin noch sie selbst hatten einen Einfluss darauf wohin sie als Jedi geschickt werden würden. Gleichzeitig wünschte sie sich darauf Einfluss nehmen zu können um wenigstens dafür Sorge tragen zu können stets in seiner Nähe zu sein. Doch dies war fast illusorisch. Natürlich war er erfahren genug auf sich zu achten, er war ein Meister und sie nichts weiter als eine Kriegerin. Demnach befanden sie sich auf unterschiedlichen Ebenen und trotz allem, trotz dieser unwiderruflichen Tatsache wusste sie einfach, dass ihre Fähigkeiten in die Zukunft zu sehen ein anderer Schutz waren. Wenn ihm etwas geschehen würde – und wenn sie dies vorher sehen würde – sie wusste nicht ob sie es sich verzeihen würde können dann vielleicht nicht in seiner Nähe sein zu können. Ihre Fähigkeiten waren nicht einfach, im Gegenteil, sie waren hochkomplex und alles andere als einfach zu verstehen. Sie war höchst sensibel und diese Sensibilität war womöglich ihr Schwachpunkt. Konnte vielleicht sogar Vorin selbst ihr Schwachpunkt sein? Sie alle besaßen Schwächen und wenn man ein nicht allein war, einen Partner besaß, diesen über alles liebte und alles für ihn opfern würde, so besaß man eine Schwäche. Jene konnte sich natürlich auch als Stärke herausstellen.

Mara musste ihre Gedanken mühsam von diesem Thema, welches sich in ihrem Kopf abspielte abwenden um dem zuzuhören, was ihr Freund sagte. Er schnitt Allison an und ihre Gabe. Dies hieß wenn Allison wirklich die Gabe der Visionen hatte, so hatte sie ihre Meisterin gut ausgesucht. Vorin war jener Ansicht zumindest und er klang sehr optimistisch. Kurz schnitt er die Träumereien an und Mara nickte nur bei seinen Worten. Er selbst schien mit seiner Schülerin auch keine sehr einfache Partie getroffen zu haben. Emerald musste lernen anderen zu vertrauen und eigenen Vorlieben zurück zu stellen, da sie nun zu einer Einheit gehörte und nicht mehr nur für sich kämpfte. Ein Punkt der wichtig war und denn jeder von ihnen lernen musste.


Emerald und Allison werden es lernen. Jede von beiden auf ihre Weiße. Wir sollten uns nicht zu viele Sorgen diesbezüglich machen.“

Sie lächelte erneut kurz und musste im nächsten Moment grinsen als Vorin meinte, dass man nie eine Frage stellen sollte, die man selbst nicht bereit war zu beantworten. Nun ja, diese Kessen Worte verzieh sie ihm. Sie selbst hatte so viele Wünsche für die Zukunft, vielleicht war auch der ein oder andere darunter, der Vorin erschrecken würde. Was hätte er gesagt, wenn sie ihm erklärte hätte, dass sie ihn Heiraten wollte!? Was hätte er erst gesagt, wenn ihm klar gemacht worden wäre, dass die irgendwann auch einmal Kinder haben wollte? Natürlich waren sie in ihrer Beziehung soweit darüber zu sprechen und dennoch war der Ort nicht passend. Zudem war es nie gut so weit im Voraus zu planen, etwas was Vorin kurz ansprach, indem er dies als Frage offen ließ.

„Es kommt immer etwas dazuwischen, gleich was man sich erhofft, was man plant oder versucht zu planen. Dennoch müssen manche Dinge geplant werden, andernfalls würden sie sonst niemand stattfinden. Ich denke, dass nicht alles geplant werden sollte da die Zukunft so viel bereithält. Sich darüber Gedanken zu mache ist dennoch wichtig. Wünsche Verändern sich mit der Zeit allerdings auch. Wie du schon sagtest, wir alle brauchen Ziele und eines meiner Ziele ist es, mit dir zusammen zu sein. Ich mag eine Jedi sein, dies bedeutet jedoch nicht, dass ich aufgeben werde was ich mir wünsche nur weil es vielleicht nicht passt.“

Sie schüttelte leicht den Kopf und seufzte dann.

„Träume sind dazu da verwirklicht zu werden wenn man kann. Als Jedi hat man natürlich Verpflichtungen, Aufgaben und wir wissen nicht was die Zeit noch bringen wird. Kriege wird es immer geben und wir werden stets kämpfen. Dennoch werde ich notfalls meinen Rang als Jedi zurückstellen wenn es um meine Gefühle für dich geht. Versteh mich nicht falsch Vorin, natürlich habe ich dem Orden die Treue geschworen und dennoch bin ich eine Frau mit wünschen die man nicht einfach wegschieben kann. Jede Entscheidung die wir treffen wirkt sich auf das aus was man sich selbst vorgenommen hat. Manche Dinge verändern sich, weil man eine Entscheidung trifft – ob diese nun so ist wie man es eigentlich wollte oder nicht – sie wird getroffen und verändert das Leben. Die Frage ist allerdings ob ich in allen Punkten die Entscheidung wähle, die eigentlich nicht ganz dem entspricht was ich mir wünsche. Beides miteinander zu vereinbaren ist schwer, aber ich werde es wagen. Es versuchen und hoffen, dass wir uns darin vielleicht einig werden.“

Ein warmes Lächeln erhellte ihr Gesicht als er sagte, dass er sie liebe und sie nicht wieder gehen lassen würde.

„Ich liebe dich ebenfalls Vorin und ich hoffe, dass diese Liebe sich weiter entwickeln wird.“

Es war eine Andeutung, eine die er verstehen konnte aber nicht musste. Sollte er dies nicht würde er nachfragen jedenfalls hoffte sie dies. Er wusste ohnehin, dass er ihr Leben war und sich daran niemals etwas ändern würde.

|| Mon Calamari ▫ Meer ▫ Yacht „The Promise“ ▫ Deck 2 ▫ Tanzfläche || ▫ Vorin ▫ Mara ▫ Emerald & Allison in der Nähe
 
- Mon Calamari – Yacht „The Promise“ - Deck 2 – Restaurant – Mit Tomm -

Chesara runzelte die Stirn, as Tomm freimütig gestand, zum ersten Mal vom Hort der Jünglinge auf Haruun Kal gehört zu haben. Sie hatte in den letzten Jahren wenig bis kaum Kontakt zu ihrem ehemaligen Schüler gehabt und sie hatte gewusst, dass er viel alleine unterwegs war, doch sie hatte geglaubt, er habe die regelmäßigen Memos des Jedi-Rates gelesen. Der Hort der Jünglinge existierte seit geraumer Zeit und selbst die Öffentlichkeit hatte, danke Rorarns geschickter „Vermarktung“, wie man es fast schon nennen musste, Einblicke in eben jene Räumlichkeiten auf Haruun Kal erhalten. Es wunderte und besorgte sie wirklich, dass er so wenig mitzubekommen schien.

“Du hattest schon früher gute Kontakte zu den Fliegerstaffeln der Republik.“

Bemerkte Chesara, sich auf die Vertiefung der Beziehungen zu den anderen Teilen der Republik konzentrierend, über die sie sprachen.

“Ich kann nur befürworten, dass du dich auf die Verbesserung der Interaktionen mit dem Militär konzentrierst.“

Es würde helfen, Tomm dort als Schnittstelle aktiv zu wissen. Sie lächelte, nicht ganz ohne Hintergedanken, da sie ihn dennoch darauf hinweisen wollte, dass er auch die Entwicklung innerhalb seiner eigenen Organisation nicht ganz aus den Augen verlieren sollte.

“Vergiss nur nicht, zwischendurch auch ein paar Blicke in die Memos des Rates zu werfen.“

Empfahl sie ihm leicht augenzwinkernd und beschloss, darauf zu achten, dass die Kommunikation zu Tomm in Zukunft besser lief.

“Es war jedenfalls schön, dich getroffen zu haben.“

Sagte sie noch zum Abschluss.

“Und ich schließe mich dir an, auch für mich ist es spät. Ich plane, morgen so früh wie möglich zurück nach Lianna zu fliegen... obwohl ich wohl darauf angewiesen sein werde, auf die anderen Jedi zu warten, die mit mir per Sammelflug hierher gekommen sind. Hoffentlich sind nicht zu viele Langschläfer dabei.“

Sie lachte. Wenn sie es recht bedachte, würde sie sich einen frühen Flug schon jetzt abschminken können. Aber sie hatte ihr Kom und ihr Datapad dabei und den Datenstick, den die Widerstandskämpferin ihr gegeben hatte. Vielleicht würde sie es trotzdem schaffen, ein bisschen zu arbeiten.

“Ich wünsche dir eine gute Nacht.“

Sagte sie zu Tomm.

“Und eine gute Reise, wo auch immer sie dich hinführen mag. Möge die Macht mit dir sein.“

- Mon Calamari – Yacht „The Promise“ - Deck 2 – Restaurant – Mit Tomm -
 
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