Mon Calamari (Calamari-System)

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Ambassador-Suite]- Noa, Cris, Selby

Selby war aus dem Raum verschwunden und Noa kam auf Cris zu, setzte sich neben ihn auf die Kante der Couch, sodass er sie endlich, wenn sich sein Sichtfeld nicht wieder in absolutes Chaos verwandelt, genau sehen konnte. Es schien ihr wirklich gut zu gehen – doch für den Moment dominierte Sorge ihr wunderschönes Gesicht. Sorge um ihn.

„Wahrheitsdrogen… Standardprozedur bei potentiellen Maulwürfen…“, murmelte er pflichtbewusst auf ihre erste Frage hin, wenngleich zu bezweifeln war, dass sie ihn verstehen konnte. Seine Artikulation der Worte war ebenso unsauber und verschwommen wie seine Kontrolle über seinen restlichen Körper in diesem Moment.

„Selby hat mir Wasser gegeben…“


Artig wie ein kleines Kind griff er dennoch – trotz des vorherigen Hustenanfalls und der allgegenwärtigen Übelkeit – nach dem Glas, das Noa ihm wieder in die Hand gedrückt hatte, setzte es nach einiger Überwindung an und trank in kleinen, hektischen Schlucken. Irgendwie schaffte er es, die Flüssigkeit in sich hineinzubekommen, ohne dass sein Körper sie sofort wieder abwies.

Wie durch eine Wand aus Watte hörte er, wie sie ihn nach seinem Befinden befragte. War ihm kalt, ihm übel, hatte er Kopfschmerzen…? Er setzte das Glas ab und sein Blick suchte fieberhaft den ihren.


„Übel. Kopfschmerzen.“

Kalt war ihm nicht. Tatsächlich wurde es ihm sogar wärmer, wenn er sie so ansah, die Sorge in ihren braunen Augen, die ihn aufmerksam musterte, als wäre sie auf der Suche nach dem leisesten Anzeichen für eine Verschlimmerung seiner Situation. Ungeachtet seines Zustandes hatte er plötzlich das beruhigende Gefühl, dass ihm nichts mehr passieren konnte. Er war sicher. Er war bei ihr.

„Du hast deine Tasche nass gemacht…“, wies er in einer vollkommenen Fehleinschätzung der Wichtigkeit dieser Information auf die Wasserflecke auf der Tasche hin, die sie in ihrer Eile etwas zu heftig auf den Beistelltisch neben das Wasserglas abgestellt hatte.

Noa ließ sich von dieser Aussage nicht beeindrucken. Mit einiger Vehemenz – so vehement, dass es problemlos zu ihm vordrang – wies sie ihn daraufhin, dass er sofort ins Bett musste, eine Notwendigkeit die ihm sofort einleuchtete. Natürlich. Wenn es einem nicht gut ging, legte man sich ins Bett. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht?


„Okay…“

Mühsam versuchte er, sich aus dem Sofa hochzustemmen – es klappte erst beim zweiten Versuch und auch nur, weil Noa ihn geistesgegenwärtig stützte – und sah sich zunächst hilflos in der ihm auch im gesunden Zustand fremden Suite um. Wo war denn das Schlafzimmer…?

Zum Glück hatte Noa einen besseren Überblick als er und dirigierte ihn zielstrebig in Richtung des Schlafzimmers und des Bettes, vorbei an einem Metallkoffer, den anscheinend Selby dort stehen gelassen hatte und über den Cris ohne Noas Aufsicht vermutlich gestolpert wäre. Immerhin schaffte er es selbstständig, seine Schuhe abzustreifen, bevor er sich schwer atmend auf das Bett setzte. Der Raum hatte wieder ein wenig stärker damit begonnen, sich zu drehen… die Wahrheitsdroge musste auch seinen Gleichgewichtssinn vollkommen aus der Bahn geworfen haben…

Mit einem gequälten Stöhnen – die Kopfschmerzen schienen sich jetzt in wellenartigen Bewegungen zu intensivieren und dann wieder abzuklingen – sank er schließlich in die weiche Decke, deren Komfort er indes kaum wahrnehmen konnte. Für einen Moment schloss er die Augen, bevor plötzlich eiskalte Panik sich seines Herzens bemächtigte. Sie hatte ihn hier abgeliefert – was bedeuten würde, dass Noa jetzt wieder anderen Dingen nachgehen konnte. Vielleicht auch Dingen, die bedeutend angenehmer waren, als ihm dabei zuzusehen wie er erbärmlich vor sich hin vegetierte. Hektisch tastete seine linke Hand nach irgendetwas, fand tatsächlich ihr Handgelenk und griff schwach zu – so schwach, dass sie ihn vermutlich ohne Schwierigkeiten würde abschütteln können.


„Geh nicht…“, flüsterte er.

„Bitte. Geh nicht.“


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Ambassador-Suite]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Selbys Suite – Mit Cris –

Eigentlich hatte sie gehen wollen. Nachdem Noa Cris geholfen hatte den Weg in Selbys Schlafzimmer zu finden und sich dort auf das Bett zu legen – er war wirklich extrem schwach auf den Beinen – hatte sie sich bereits halb abgewandt, um ihn alleine zu lassen, doch als Cris sie unerwartet am Handgelenk berührte und sie bat, zu bleiben, gab sie nach und ließ sich neben ihn auf das Bett sinken, um bei ihm zu sitzen. Wie sie von oben auf ihn herab sah, sah er sehr krank und hilflos aus. Er hatte gesagt, ihm sei nicht kalt, aber es würde sie nicht wundern, sollte sein Körper auf die Anstrengungen, denen er ausgesetzt war, mit Fieber reagieren. Es tat ihr Leid, wie er da lag. Sie wollte nicht, dass es ihm schlecht ging, doch leider hätte es auch niemand von ihnen verhindern können. Es war einfach etwas, das er durch stehen musste.

“In Ordnung, ich bleibe.“

Sagte sie leise, nahm seine Hand in ihre und drückte sie leicht.

“Aber du musst mir versprechen, dass du die Augen zu machst und versuchst zu schlafen.“

Es war die wirkungsvollste und älteste Medizin der Galaxis: Schlaf. Schlaf machte alles besser. Noa atmete tief ein und aus. Ihr wurde bewusst, dass sie, seit sie Cris kannte, nicht immer ganz fair zu ihm gewesen war. Sie ließ sich schnell durch Kleinigkeiten auf die Palme bringen, das wusste sie. Wenn sie etwas störte, war sie leicht dabei ihre Zähne zu fletschen. Er hatte ihren Ärger bereits ein paar mal zu spüren bekommen und das tat ihr im nachhinein Leid, denn er hatte es, im Gegensatz zu ihr, immer nur gut mit ihr gemeint. Und trotz allem brachte er es auch noch fertig, sie zu mögen. Ein leichtes Lächeln bewegte Noas Lippen. Cris Sheldon war entweder absolut unerschrocken, oder aber vollkommen töricht. Was auch immer es war, er war in jedem Fall viel zu nett für sie und sie hatte ihn nicht verdient. Dabei mochte sie ihn auch. Noa schluckte stumm, während sie ihn beobachtete und seine Hand schlaff in der ihren lag. Bevor sie sich überhaupt dafür entschied, war sie bereits aufgestanden.

“Ich mache den Raum dunkel.“

Sagte sie, ging zu den breiten, schmal geschnittenen Fenstern an der Wand gegenüber der Tür und aktivierte die Verdunkelung, die sich mit einem leisen Surren, das wie aus weiter Ferne klang, in Bewegung setzte und das Zimmer in matte Schwärze tauchte. Es war jedoch noch nicht stockdunkel, da die Tür zum Wohnraum weit geöffnet war. Noa konnte noch genug sehen, um zurück zum Bett zu finden und sich wieder zu setzen, Cris‘ Gesicht aber lag jetzt im Schatten. Sie hatte ihn ziemlich zurück gewiesen, im Frachtraum der „Empress“. Was hätte sie in diesem Moment anders machen können? Was hätte sie anders machen sollen? Und viel wichtiger: was wollte sie jetzt anders machen?

- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Selbys Suite – Mit Cris –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Ambassador-Suite]- Noa, Cris

Als Noa seine Hand drückte, schien ein wenig ihrer ursprünglichen Kraft in sie zurückzukehren, die ihm erlaubte, ebenfalls – wenn auch nur für einen kurzen Moment - leichten Druck auf ihren Handrücken und auf ihre zarten Finger auszuüben. Sie hatte ihn dazu aufgefordert, seine Augen zu schließen und zu schlafen, doch für den Augenblick wollte er sie ansehen, wie sie neben ihm saß und auf ihn herabblickte, beschützend und voller Fürsorge. Er hatte sich selten verwundbarer gefühlt als in diesem Moment –doch gleichzeitig war er sich nie sicherer gewesen, dass ihm absolut nichts passieren würde. Seine Lippen formten vergeblich ihren Namen, doch kein Laut konnte sie verlassen und die plötzliche Stille im Raum stören. Das drehen hatte aufgehört und das Klopfen seines Herzens pumpte nicht mehr peinigenden Schmerz durch seinen Körper, sondern die Wärme ihrer Nähe, ihrer Augen, ihrer Präsenz. Lächelte sie ihn an? Alleine die bloße Einbildung, dass ihre wundervollen Lippen in Lächeln in seine Richtung formten, ließ sein Herz noch ein wenig höher schlagen und ihn noch ein wenig mehr vergessen, in was für einer prekären Lage er sich eigentlich befand. Er wollte sie nie wieder gehen lassen – vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass er derzeit vermutlich nicht einmal in der Lage gewesen wäre, sie ernsthaft in ihrer Bewegung zu behindern.

Das stellte sie recht schnell unter Beweis, als sie sich aus dem Bett erhob, was dazuführte, dass er – in der von wenig Erfolg gekrönten Bemühung, ihr zu folgen – unruhig das Laken verwühlte, bevor sein Verstand ihre Worte ausreichend analysiert hatte und ihm klar wurde, dass sie lediglich die Verdunkelung des Zimmers zu bedienen gedachte, vermutlich, um es ihm leichter zu machen, einzuschlafen. Ironischerweise wusste sie nicht, dass er Schlaf bereits drohte, ihn zu übermannen, er aber alles versuchte, wach und bei ihr zu bleiben. Als sie sich wieder zu ihm gesetzt hatte und er ihren Körper nur noch als indirekt durch den Helligkeitsschein der übrigen Suite beleuchteten Umriss erkennen konnte, hatte sie sich seine Hand bereits wieder mühsam zu der ihren vorgearbeitet und hielt sie fest. Er musste sie einfach berühren… sicher gehen, dass es nicht sein fiebriger Verstand war, der ihm hier einen Streich spielte… Absolute Dunkelheit nagte an seinem Sichtfeld und drohte, auch sie zu verschlucken.


„Bleib bei mir…“, bat er sie flehentlich, mehr ein undeutliches Gemurmel, dessen Dringlichkeit indes zu erkennen sein sollte. In Seiner Verzweiflung versuchte er, sie näher an sich heranzuziehen, doch schwach wie er war bemerkte sie es vermutlich nicht einmal.

„Ich brauche dich…“


Die Worte waren kaum noch gehaucht und schienen ihn den letzten Rest seiner Reserven zu kosten –und dabei bedeuteten sie so viel mehr als dass er sie jetzt, in dieser konkreten Situation brauchte. Er brauchte sie immer… jederzeit. Ohne dass er es zunächst bemerkt hatte, hatte sie sein Herz erobert, und jetzt gehörte es ihr. Ihr ganz allein.


„Ich…“


Dann gab sein erschöpfter Körper dem übermächtigen Schlafdrang nach, wie sie es von ihm gefordert hatte, und das mit letzter Kraft vorgetragene Liebesbekenntnis wurde mit einem letzten Bild von ihrer schummrig beleuchteten Silhouette von der allgegenwärtigen Dunkelheit verschlungen…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Ambassador-Suite]- Noa, Cris
 
[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Vilnok Moor (alias Vigo Zula) mit Gefolge

Vilnok Moor konnte sich ein süffisant-sarkastisches Lächeln nicht verkneifen, als Kanzler Quún seine kleine Ansprache hielt. Er lobte das Volk von Corellia für seinen Mut und seine Treue zu den Idealen der Republik. Dass er damit vollends dem widersprach, was die Abgesandte des Militärs gerade erläutert hatte, schien ihn nicht zu stören, sondern vielmehr in seiner Absicht zu liegen. Offenbar zielte er darauf ab, das Verhalten von CorSec zu relativieren, um bei den Abgeordneten einen anderen Eindruck zu hinterlassen.

Vielleicht gelang das beim einen oder anderen. Aber Vilnok erinnerte sich noch allzu gut an die Zeit nach dem Abzug der Imperialen von seiner Heimatwelt. Damals, noch lange vor dem Beitritt zur Republik, hatten pro-imperiale Strömungen einen großen Einfluss und viele Anhänger gehabt. Sowohl unter den Chevins, die mit den Imperialen gute Geschäfte gemacht und sich in ihrer eigenen faschistischen Auffassung bestätigt gesehen hatten und sich nun den Wohlstand zurück wünschten, der von ihren menschlichen Lehnsherren ausgegangen war. Zugleich aber auch beim Sklavenvolk der Chevs, den Menschen sehr ähnlich, bei denen die imperialen Gedanken von der Vorherrschaft der Humanoiden über alle anderen Rassen Träume auf Freiheit und Vergeltung geweckt hatten. Die Entimperialisierung Vinsoths war ziemlich anders abgelaufen als auf republikanischen Welten. Vor allem rigoroser. Man hatte alles, was die Ordnung störte, ausgemerzt - und tat es auch jetzt noch insgeheim. Nur so hatte man verhindert, dass schädliches Gedankengut sich in der Gesellschaft festsetzte.

Aber für solche Maßnahmen fehlte der Republik einfach der Mumm. Ihre eigenen Prinzipien der Meinungsfreiheit hinderten sie daran, das zu tun was nötig war, um ihren Einfluss auf befreiten Welten zu festigen. Corellia hatte wesentlich unmittelbarer unter imperialer Verwaltung gestanden als die Vasallenwelt Vinsoth. Die überwiegend menschliche Bevölkerung war ein weiterer Faktor, warum Moor annahm, dass die Propaganda hier noch weit üppigere Früchte getragen hatte. Daraus erwuchsen Probleme, mit denen die Welt und die ganze Neue Republik über lange Zeit leben mussten.

Es würde sie noch in Jahrzehnten geben, Corellianer, die sich das Imperium zurück wünschten. Unzufriedenheit und soziale Ungleichheit, die es in allen Gesellschaften gab, würden dazu führen, dass der Zustrom nicht versiegte. Und je mehr der Kanzler und die Senatoren dieses Problem verharmlosten, um so mehr Wasser gossen sie auf die Mühlen radikaler Splittergruppen wie der, die das Operngebäude gesprengt hatte. Doch dass die Republik aus diesem Vorfall nichts gelernt hatte, konnte nicht deutlicher werden als in Quúns überoptimistischen Worten von der Treue des corellianischen Volkes.


[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Vilnok Moor (alias Vigo Zula) mit Gefolge
 
- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Selbys Suite – Mit Cris –

Es dauerte nicht lange, bis Cris eingeschlafen war. Er hatte nicht direkt die Augen geschlossen, so wie Noa es ihm gesagt hatte, doch die Kraftlosigkeit hatte ihn schließlich mit Schlaf übermannen lassen. Noa starrte auf ihn herab, seine zuletzt nur noch gemurmelten Worte noch deutlich in ihren Ohren. Was sollte sie daraus machen? Wenn sie bisher an einem Mann interessiert gewesen war, hatte sich Noa von der großen Frage gejagt gefühlt, ob er auf sie stand oder nicht. Bei den meisten Männern war es unmöglich einzuschätzen, zumindest ihrer Erfahrung nach. Möglicherweise war sie auch einfach schlecht darin, die Zeichen zu lesen. Bei Cris Sheldon war das jedoch anders. Er verhielt sich nicht nur eindeutig, er artikulierte sich sogar dementsprechend. Nicht einmal wenn Noa blind und taub zugleich gewesen wäre, hätte sie seine Worte misinterpretieren können. Er lag auf dem Sofa in ihrer Wohnung und erzählte ihr im Fieberwahn, wie schön sie war. Er kaufte ihr bunte Marzipanfiguren zum Frühstück. Er versprach, alles für sie zu tun um sie zu beschützen. Und dann war da noch die nähesuchende Szene im Frachtraum der „Empress“. Hätte Noa in diesem Moment nicht Einspruch erhoben, hätte er sie wohl geküsst. Es war wirklich eindeutig: Cris hatte Gefühle für sie und allein der Gedanke ließ Noa ganz schwindelig werden. Sie brauchte sich nur neben ihn zu legen und sich an ihn zu kuscheln. Aber wollte sie das? Ja. Tat sie es? Nein.

Behutsam, um ihn nicht zu wecken, schob Noa seine Hand aus der ihren und stand leise auf. Er hatte gesagt, sie solle nicht gehen und sie hatte ihm versichert, bei ihm zu bleiben, aber jetzt wo er schlief zählte diese Abmachung kaum noch, oder? Sie konnte schlecht stundelang neben ihm sitzen und ihm beim Atmen zusehen. Das war dann doch eine Spur zu langweilig. Auf Zehenspitzen schlich sich Noa aus dem Schlafzimmer hinaus, dabei klopfte ihr Herz schneller als nötig gewesen wäre. Cris stand auf sie und nicht nur das. Entweder, es waren nur Sprüche um sie rum zu kriegen (aber das konnte sie sich bei ihm beim besten Willen nicht vorstellen), oder er meinte alles, was er sagte, absolut ernst. Es war fast zu gut um wahr zu sein und genau das machte Noa mistrauisch. Was, wenn sie sich doch irrte? Je größer ihre Hoffnungen in ihn waren, desto größer würde auch ihre Enttäuschung sein. Das war eine einfache Rechnung. Mit nagenden Gedanken tigerte Noa durch das große Wohnzimmer der Suite. Diese Räume, die man ihnen hier gemietet hatte, waren wirklich lächerlich groß. Wo war überhaupt Selby hin verschwunden? Nicht, dass sie ihn vermisste. Selby... hmm. Da war doch irgendwas. Noa begann dunkel, sich an ein Gespräch zu erinnern, ein Gespräch das Cris und Selby miteinander geführt hatten. Es war gewesen, bevor sie im „Jewel of the Core“ auf Coruscant gewesen waren, bevor Noa von den Massenhinrichtungen des Imperiums erfahren hatte. Selby und Cris hatten sich unterhalten. Sie hatten über eine Frau gesprochen und Selby hatte Noa, ohne dass sie überhaupt danach gefragt hätte, erklärt, dass Cris ihr das Herz gebrochen hatte. Was genau hatte das geheißen? Noa erinnerte sich jetzt wieder deutlicher. Sie hatte in diesem Moment nur Cris' Profil gesehen, doch er hatte niedergeschlagen gewirkt. Selby hingegen war fast ärgerlich gewesen. Natürlich machte eine gescheiterte Beziehung einen Mann noch längst nicht zu einem Herzensbrecher, doch es gab Noa zu denken. Sie hatte ihre Erfahrungen mit Männern, die nur an sich selbst dachten, gemacht. War Cris ein solcher Mann? Eigentlich nicht. Er war überhaupt nicht so. Aber wer war Noa, dass sie das vernünftig beurteilen konnte? Sie hatte bisher kein glückliches Händchen mit ihren Beziehungen bewiesen. Wieso sollte es jetzt anders sein? Sie sah auf, als sich die Tür zur Suite öffnete. Es war Selby. Wer sonst? Noa saß auf dem breiten Sofa, auf dem Cris gelegen hatte, bevor sie ihn ins Schlafzimmer verfrachtet hatte.


“Und, haben Sie was heraus gefunden?“

Wollte sie wissen.

“Cris ist in Ihrem Bett und schläft.“

Mit einer Geste wies sie in Richtung des Schlafzimmers. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder Cris war ein Arsch und würde sie verletzen, oder er war so wie er sich gab: ehrlich, zuverlässig, zuvorkommend und romantisch. Und wenn das so war, dann verdiente er jede Frau, aber nicht Miss Oberzicke. Obwohl... im Augenblick war sie gar nicht so zickig. Eigentlich war sie gerade sogar recht fürsorglich.

- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Selbys Suite – Wohnraum – Mit Selby –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Golden Republic]- Selby

Etwas weniger beschwingt als noch zuvor kehrte Barad Selby schließlich in das Golden Republic zurück. Von einem öffentlichen Comterminal – ausgestattet mit der notwendigen Hardware, um nach kleinen externen Eingriffen eine verschlüsselte Verbindung zu geeigneten Stellen in den Büros der Sektion 01 herzustellen – hatte er zunächst versucht, sich direkt zu Colonel Jalus Nur durchstellen zu lassen, war jedoch kläglich abgeblitzt. Es bedurfte einiger Hartnäckigkeit, ehe man ihm schließlich versichert hatte, dass die autorisierte Vernehmung des Sheldons durch die Sektion 00 ausdrücklich die Inkaufnahme dauerhafter Beeinträchtigung ausschloss und dieser somit – vielleicht nach kurzer Ruhe – wieder auf den Beinen sein sollte. Selbys Sorge, die Black Ops hätten ihr Mandat womöglich überschritten, wurde nicht geteilt und er war darauf hingewiesen worden, dass die von ihm beschriebenen Symptome – obwohl heftiger als üblich – durchaus mit den üblichen Nebenwirkungen eines Tiefenverhörs übereinstimmten, das tatsächlich im Falle des berechtigten Verdachts imperialer Indoktrinierungen Standardprozedur war. Letztlich war ihm nichts anderes üblich geblieben, als diese Antwort zu akzeptieren und das beste zu hoffen – echte Resultate würde jedoch nur die Zeit zeigen.

So waren seine Gedanken zunächst auf einen Drink für seine Nerven fixiert, als er in die Suite zurückkehrte und dort überrascht feststellen musste, dass Noa Cortina sich noch nicht in ihre eigenen Räumlichkeiten zurückgezogen hatte. Was auch immer sie in Selbys Suite hielt – sie informierte den Piloten, dass Sheldon nun schlief – ein sehr verständlicher Zustand, bedachte man die Schilderungen der Sektion zu den Strapazen der Prozedur, die er über sich hatte ergehen lassen müssen – und erkundigte sich sogar überraschenderweise nach dem Ergebnis seiner eigenen Erkundigungen.


„Das Hauptquartier ist überzeugt, dass sein Zustand sich von alleine wieder bessert
, erwiderte er daher, nicht ohne seine Skepsis vollkommen aus diesen Worten zu verbannen.

„Die verhörenden Agenten hatten offenbar strikte Anweisung, keine bleibenden Schäden zu verursachen.“


Selby orientierte sich an der Minibar der Suite, griff nach einem leicht untersetzten Glas und goss sich großzügig aus einer bereitstehenden Flasche corellianischen Whiskeys – Whyren’s Reserve, einer der höherwertigen Jahrgänge – ein und überlegte kurz, noch ein paar Eiswürfel hinzuzufügen, entschied sich dann jedoch dagegen und nahm einen tiefen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Nach einem wohligen Seufzen richtete sich sein Blick auf Cortina, etwas ratlos, was er jetzt mit ihr anstellen sollte. Sheldon hatte Colonel Drayson erwähnt – Sektionsleiterin 03 – doch bevor er wieder auf den Beinen war, war es wohl sinnlos, sich auf die Suche nach ihr zu machen.

„Drink?“, fragte der Pilot die Widerstandskämpferin daher, auf die Flasche Whiskey deutend, wobei er vermutete, dass sie dieses Angebot vermutlich ohnehin ausschlagen würde. Er hatte immerhin nicht das Gefühl, dass sie sonderlich erpicht darauf war, mit ihm ein Glas Whiskey zu genießen, wie superb der auch sein mochte.

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Golden Republic]- Noa, Selby
 
- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Selbys Suite – Wohnraum – Mit Selby –

Es gab keine schockierenden Neuigkeiten, keine furchtbare Offenbarung, die Noa die Luft anhalten oder ihr Gesicht erblassen ließ. Agent Selby bestätigte, was sie sich bereits gedacht hatte, nämlich dass Cris lediglich Ruhe brauchte und sich sein Zustand ganz von selbst wieder bessern würde. Es gab keinen wirklichen Grund, sich Sorgen zu machen und trotzdem atmete Noa erleichtert aus. Es war eine Sache, etwas zu vermuten und eine ganz andere, eine Vermutung bestätigt zu bekommen. In diesem Fall war sie froh, dass Selby sich entsprechend informiert hatte. Der Agent goss sich ein Glas Alkohol ein und war ganz der entspannte Genießer, den Noa bereits auf Coruscant kennen gelernt hatte. Mit seinem Geschmack für Erlesenes, seinem feinen Anzug und der geschwollenen Sprache, die er manchmal verwendete, passte er perfekt in dieses Hotel. Ganz im Gegensatz zu Noa, die solche Orte überhaupt nicht gewohnt war. Als Normalsterblicher hatte man eben nicht oft Gelegenheit, Zeit in Luxushotels zu verbringen. Sie schüttelte den Kopf, als er ihr einen Drink anbot, mehr aus Prinzip als aus irgendeinem anderen Grund. Ein Schluck Whiskey hätte ihr sicherlich gut getan, doch sie war noch nicht so weit, dass sie mit Selby auf guten Kumpel machen wollte, nur weil Cris schlafend im Nebenraum lag und sie sich für ein paar Minuten gemeinsam Sorgen um ihn gemacht hatten. Statt zu antworten, stand sie auf.

“Er sollte viel trinken, Wasser am besten.“

Sagte sie, mit Blick auf Selbys Glas, und der Grund, warum sie dies sagte, war klar.

“Ich gehe dann mal wieder.“

Theoretisch konnte sie bleiben. Noch hatte sie niemand hinaus geworfen und Cris hatte sie ausdrücklich gebeten, nicht zu gehen. Ein bisschen hatte Noa ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn trotzdem alleine ließ und nicht da sein würde, wenn er aufwachte, aber andererseits konnte er kaum erwarten, dass sie die ganze Zeit neben ihm saß und ihm die Hand hielt. Er war schließlich nicht sterbenskrank. Außerdem war Selby da und würde ein Auge auf ihn haben. Das musste reichen. Noa bewegte sich zur Tür.

“Falls was ist oder Cris aufwacht, können Sie sich ja melden. Ich denke, ich bin auf meinem Zimmer.“

Eigentlich war es eine Suite und kein Zimmer, aber das auszusprechen klang seltsam.

“Ansonsten haben Sie ja meine Nummer.“

***​

Noa fühlte sich wie ein wichtiger politischer Gast, wie ein Filmstar oder eine einflussreiche, wohlhabende Geschätsfrau, als sie zurück in ihrer eigenen Suite war. Um sich zumindest wie letztere zu verhalten, packte sie ihre Datapads und Datenblöcke aus und begann zu arbeiten. Die Haare hoch gebunden und tief über ihre Unterlagen gebeugt saß sie an dem edlen Schreibtisch aus tiefbraunem Holz. Eine kleine Lampe brannte in einer Ecke und auf der Tischplatte stand eine Karaffe mit stillem Wasser. Es kostete Noa einiges an Anstrengung, sich wirklich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber irgendwie gelang es ihr. Nur flüchtig wanderten ihre Gedanken immer wieder zurück zu Cris, doch sobald sie dies bewusst bemerkte, zwang sie sich, ihn in den hinteren Bereich ihres Kopfes zu schieben. Erst als sie fertig war und ihr Bericht stand, gönnte sich Noa eine Pause. Jetzt brauchte sie Ablenkung, etwas das sie beschäftigte und die Anspannung aus ihren Muskeln vertrieb. Kurzerhand zog sie sich um, griff sich eines der weißen, flauschigen Handtücher aus dem Badezimmer ihrer Suite und suchte die Fitnessräume des Hotels auf. Normalerweise war es für Noa schwierig, sich zu Sport aufzuraffen, doch manchmal war es genau das richtige, um einen klaren Kopf zu bekommen, auch wenn dies nicht all zu oft passierte. Die Widerstandskämpferin hing sich ihr Handtuch um den Hals und begann, erste Kalorien auf einem Stepper zu verbrennen. Die Anstrengung in ihren Beinen tat gut, schmerzte und befreite zugleich. Sie strampelte sich ihren Frust auf einem Trainingsrad von der Seele, lief auf einem Laufband mit ihren Zweifeln um die Wette und zog sich am Ende ein paar Boxhandschuhe über, um technisch unqualifiziert aber emotional effektiv auf einen gesichtslosen Gegner einzudreschen, der ihre eigene Vorsicht, aber auch ihre Unsicherheit zu personifizieren vermochte. Erst als sie wieder in die riesige, leere Ambassador-Suite zurück kehrte und heißes Wasser in die Badewanne laufen ließ, hatte sie das Gefühl, dass sich der Sturm ihrer Gedanken beruhigt hatte. Sie tauchte ein in das intensiv duftende Schaumbad, zuerst mit den Zehen, die die Hitze des Wassers augenblicklich aufnahmen und ein angenehmes Schaudern durch ihren ganzen Körper jagte, dann komplett. Innerhalb der ersten Sekunden war das Wasser so heiß, das Noa glaubte, sofort wieder aufstehen und hinaus springen zu müssen, doch sie schloss die Augen und versuchte den Moment zu genießen, bis sie sich an die Temperatur gewöhnt hatte, bis zu den Schultern im Wasser versank, den Kopf zurück lehnte und die Augen schloss. Vereinzelte Haarsträhnen hatten sich aus ihrem am Oberkopf festgezurrten Zopf gelöst und tauchten ihre Spitzen in das angenehm warme Nass. Weißer Schaum schmiegte sich sanft an Noas Hals. Sie mochte nicht hierher gehören, oder es gewohnt sein, ihre Zeit in solchen luxuriösen Häusern zu verbringen, aber sie konnte lernen es zu genießen, so lange es andauerte. Sie öffnete ein Auge, schielte auf ihr Komlink, das griffbereit auf einem Hocker neben ihr lag. Bisher gab es keine Meldung, kein Zeichen von nebenan. Vermutlich schlief Cris noch, oder er hatte sie lediglich nicht rufen wollen. Es war vielleicht nicht verkehrt, sich auf ihn einzulassen, wenn es ihm wieder besser ging, überlegte sie. Sie fühlte sich definitiv zu ihm hingezogen, das ließ sich nicht leugnen, und es fühlte sich nicht wirklich falsch an. Man musste sich ja nicht immer gleich Hals über Kopf in eine Beziehung stürzen, so wie sie es in der Vergangenheit gerne getan hatte. Im Überstürzen war Noa ganz groß und sie sah ja, was ihr das bisher gebracht hatte. Stattdessen konnten sie es auch ganz langsam angehen, ganz erwachsen. Das wäre etwas, das Cloé ihr geraten hätte, wäre sie jetzt hier. Cloé wusste genau, wie solche Dinge funktionierten, viel besser als Noa, schlließlich führte sie seit Jahren eine vollkommen normale, glückliche und intakte Beziehung. Genau so wie sie würde Noa es jetzt auch machen. Sie und Cris konnten sich kennen lernen und daten. Ja, das klang sehr vernünftig, beinahe weise. Noa rollte mit den Augen. Wenn weise zu sein damit einher ging, alt und grauhaarig zu sein, konnte sie gut und gerne darauf verzichten. So fände nicht einmal Cris sie attraktiv. Einem Gedanken folgend teilte sie den auf dem Wasser schwimmenden Schaum mit den Händen und sah an sich herab. Gut, dass sie mit ihrer Diät bereits begonnen hatte. Sie fragte sich nur plötzlich, was eigentlich bei Cris' Gespräch mit seinen Vorgesetzten genau heraus gekommen war. Er hatte etwas von einem Colonol Drayson erwähnt, mit dem Noa sprechen sollte, um ihm über Coruscants derzeitige Lage zu berichten. Doch was war mit Cris selbst? Würde er sie überhaupt wieder zurück nach Coruscant begleiten, wenn sie hier fertig war? Das alles, was sie gerade beschlossen hatte... machte das überhaupt Sinn, wenn sie nicht einmal wusste, ob sie und Cris sich in Zukunft sehen würden?

- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Noas Suite – Badezimmer –
 
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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Ambassador-Suite]- Cris

Als Cris wieder aufwachte und das Bewusstsein, das Gefühl für seine Umgebung Stück für Stück in seinen Körper zurückkehrte und sein Verstand langsam wieder mit seiner Arbeit begann, war das erste, was ihm auffiel, seine ausgestreckte, leere Hand. Das Bett, in dem er – bis auf seine Schuhe voll angezogen – lag, war grob zerwühlt, was darauf hindeutete, dass er sich viel im Schlaf bewegt hatte – nicht aber mit jenem Arm, der in die halb geöffnete Hand mündete. Die leere Hand. Aus irgendeinem Grund drückte diese Erkenntnis eine seltsam schwere Last auf sein Herz und es dauerte einige Momente, ehe ihm klar wurde, warum: Noa. Noa war bei ihm gewesen, hatte ihn zusammenhangloses – und vermutlich entlarvendes – Zeug stammeln hören. Und jetzt war sie weg, obwohl er sie gebeten hatte, bei ihm zu bleiben (wie absurd die Vorstellung war, dass sie tatsächlich die Stunden, die er vor sich hingedämmert hatte, in diesem schummrigen Raum an seinem Bett verbringen würde, wollte nur langsam einsetzen). Vermutlich war dies ein schlechtes Zeichen in Bezug darauf, wie sie seine letzten, fiebrigen Worte bewertete, an die er sich plötzlich mit peinigender Deutlichkeit erinnerte. Deutliche Worte waren es gewesen. Worte, die ihr mehr als nur eine bloße Ahnung über seine Gefühle geben mussten, welche auch in diesem Moment hartnäckig versuchten, sich in den Vordergrund seiner Gedanken zu drängen, die Feststellung, dass er von den unerträglichen Kopfschmerzen befreit und furchtbar durstig war zur Zweitrangigkeit verdammt.

Mit einem Ächzen richtete Cris sich in dem unordentlichen – und sehr ausladenden – Bett auf, um einen kurzen Blick durch die in Dunkelheit getauchte Suite zu werfen. Die Fenster waren durch Noa verdunkelt worden und offenbar hatte sie auch die Tür geschlossen, nachdem sie ihn alleine gelassen hatte, oder aber Selby hatte dies nach seiner Rückkehr in die Suite getan. Falls er schon zurückgekehrt war – gedämpfte Geräusche aus dem Hauptzimmer der Suite deuteten zumindest an, dass sich jemand dort aufhielt. Plötzlich begann Cris’ Herz, wilder zu klopfen – war es womöglich doch Noa, die sich nur ein wenig auf die gemütliche Couch gesetzt hatte und dort wartete, bis er wieder wach wurde? Aber wenn ja – warum? Aus Sorge? Weil seine Worte doch mehr bei ihr ausgelöst hatten? Oder weil sie einfach von ihm erwartete, dass er sein Versprechen einlöste und sie mit einer entscheidungsbefugten Persönlichkeit des Geheimdienstes in Kontakt brachte?

Sich endlich aus dem Bett erheben taumelte Cris – zumindest für die ersten Schritte – auf die Tür zu, stieß diese auf – und wurde enttäuscht. Auf dem Sofa saß tatsächlich jemand, doch es war Selby, der sich offenbar irgendeine Art von Nachrichtensendung per Holofeed ansah und leicht den Kopf drehte, als er sich offenbar der Bewegung aus Richtung des Schlafzimmers gewahr wurde. Die Mimik des Piloten verriet Erleichterung ob der Tatsache, Cris wieder aufrecht stehen zu sehen.


„Ah, Cap… Lieutenant. Sie haben es also überstanden.“

Mit einer einladenden Geste winkte Selby Cris zu sich heran.


„Kommen Sie. Setzen Sie sich. Es gibt interessante Nachrichten – Deirdre und die Jedi-Ritter von Coruscant hat scheinbar alle Rekorde gebrochen.“

„Aha“, murmelte Cris, wenig interessiert, setzte sich aber auf das Sofa. Das war wohl wieder dieser Roman, den Selby bereits einmal erwähnt hatte.

Das offensichtliche Desinteresse des ehemaligen Sturmtrupplers mit einem Schulterzucken abtuend deutete der Pilot beiläufig auf eine Karaffe voll mit Wasser, die vor ihm auf dem Beistelltisch stand.


„Miss Cortina meinte, sie sollen viel trinken, bevor sie ging.“

Cris horchte auf.


„Noa…? Sie ist gegangen?“


Selby schmunzelte belustigt.


„Offenbar. Was dachten Sie, dass sie Ihnen die ganze Zeit beim Schlafen und dabei Sabbern zusehen würde?“

Cris spürte, wie er leicht rot wurde, und griff hastig nach der Karaffe, um sich ein Glas – feinster calamarischer Gestaltung – einzuschenken. Schließlich war er wirklich durstig.


„Nein, natürlich nicht.“


Gedacht nicht. Aber vielleicht gehofft. Jetzt war er so schlau wie vorher…

„Gut“, erwiderte Selby mit jetzt unlesbarer Miene.

„Ich soll mich jedenfalls bei ihr melden, sobald Sie aufgewacht sind.“

„Sie möchte wohl ihr Anlegen hier auf Mon Calamari rasch hinter sich bringen“, mutmaßte Cris, der mittlerweile nicht mehr wagte, auch nur zu hoffen, dass ihr Interesse an seinem Erwachen irgendwie anders motiviert sein könnte.

„Kann schon sein“, entgegnete Selby neutral.

„Soll ich ihr Bescheid sagen?“

„Nicht nötig.“

Mit einem raschen Zug leerte Cris sein Glas und erhob sich wieder.


„Ich… mache mich frisch und sehe dann nach ihr. Mir geht es wieder gut und wir haben einiges zu tun.“

„Wie Sie meinen.“

Mit einem Nicken in Richtung des Piloten verschwand Cris im luxuriösen Badezimmer, entledigte sich seiner durch den unruhigen Schlaf zerknautschter Kleidung – an der er am heutigen Tag einen ziemlichen Verschleiß hatte –und schlüpfte unter die Dusche, um den Schweiß und die letzte Erinnerung an die Tortur der letzten Stunden von sich herunterzuwaschen. Danach verbrachte er einen Moment vor dem Spiegel, vorsichtig das Bactapflaster entfernend, das indes ganze Arbeit geleistet hatte. Nur eine ganz leicht gerötete Hautstelle zeugte noch von der Wunde, die der Injektor hinterlassen hatte. Schließlich verließ er das Badezimmer mit um die Hüften geschlungenem Handtuch wieder und stellte fest, dass Selby geistesgegenwärtig genug gewesen war, Kleidung in seiner Größe von der Empress mitzubringen, sodass er problemlos wieder einen Satz Zivilkleidung – dieses Mal in dunkelblau und schwarz – anlegen konnte. Dankenswerterweise fühlte er sich erfrischt und vollkommen als Herr seine Sinne – seine Hilflosigkeit nichts weiter als eine schale Erinnerung.

„Sagen Sie mir Bescheid, bevor Sie irgendwo außerhalb des Hotels hingehen…“, gab Selby Cris noch mit auf den Weg, als dieser sich anschickte, die Suite zu verlassen.

Dann stand er auf dem Korridor und legte die wenigen Schritte bis zur Nachbarsuite zurück – Noas Suite. Er würde einfach mit ihr über die nächsten Schritte reden, das Angebot des Geheimdienstes, sie ein Gespräch mit Colonel Drayson führen zu lassen. Vollkommen professionell. Kein Wort davon, was ein paar Stunden zuvor passiert war… vielleicht war es aus ihrer Sicht auch nicht passiert. Warum sollte sie auch viel auf Worte geben, die er offenbar in einer Art Fieberwahn von sich gab, die eventuell noch präsente Hauptwirkung der Wahrheitsdroge hin oder her. Vermutlich hatte sie das alles bereits abgehakt. Wie auch ihren kleinen Zusammenstoß im Frachtraum der Empress. Darauf, diesen zu vergessen, hatten sie sich schließlich verständigt.

Trotzdem schlug ihm sein Herz bis zum Hals, als er sich schließlich überwinden konnte, an der Tür zu klopfen. Denn er brauchte sich nicht einmal an den einen Satz aus dem Verhör erinnern, um insgeheim zu wissen, dass er sich etwas vormachte…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris
 
- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Noas Suite – Badezimmer –

Noa hatte lange in der Badewanne gelegen und immer, wenn sie das Gefühl gehabat hatte, dass die Temperatur gesunken war, hatte sie Wasser abgelassen und frisches heißes Wasser in die Wanne hinein laufen lassen. Zwischendurch war sie sogar eingeschlafen. Sie wusste, dass das gefährlich war und man es eigentlich nicht machen sollte, aber sie hatte nichts dagegen tun können. Das Training zuvor hatte sie erschöpft und in dem Badezimmer hatte sich eine solche Hitze aufgestaut, dass ihre Augen ganz von alleine immer wieder zugefallen waren. Glücklicherweise war sie nicht ertrunken. Sie stellte sich vor, ein nichtsahnendes Zimmermädchen hätte sie tot aufgefunden, oder noch schlimmer, Cris oder Agent Selby. Und dann auch noch nackt! Noa schüttelte sich, als sie aus dem Wasser stieg und sich in eines der großen flauschigen Handtücher wickelte. Wenn sie schon starb und sie jemand fand, dann bitte angezogen. Ihre nassen Füße hinterließen dunkle Abdrücke auf der Fußmatte vor der Wanne und Noa schlüpfte in ein Paar weißer Pantoffeln. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber vermutlich wurde es allmählich Zeit zum Abendessen. Wenn Cris noch schlief, blieben ihr exakt drei Möglichkeiten: entweder sie ging alleine hinunter ins Hotelrestaurant, oder sie ließ sich vom Zimmerservice etwas bringen. Theoretisch konnte sie auch mit Selby zum Abendessen gehen, doch das würde bedeuten, Cris alleine zu lassen und das kam nicht wirklich in Frage. Er mochte nicht sterbenskrank sein, aber es sollte doch wenigstens jemand in seiner Nähe sein, der ab und zu nach ihm sah. Außerdem hätte Noa lieber überhaupt nichts gegessen, als sich alleine mit Selby an einen Tisch zu setzen. Nachher dachten die anderen Leute im Restaurant noch, sie hätte was mit ihm. Sie schaute in den Spiegel, konnte aber nichts erkennen. Das Glas war völlig beschlagen. Mit der Hand wischte Noa einen großen Kreis frei. Schon besser. Sie sah die Umrisse ihres Gesichts und die zur Hälfte trocken und zur Hälfe nassen Haare. Ihre Wangen waren rosig von der Hitze des Bades. Während sie eine Tube Feuchtigkeitscreme aus dem Wandschrank nahm, hörte Noa ein Klopfen. Ihr Kopf fuhr herum. War das bei ihr gewesen? Hatte jemand an ihre Tür geklopft? Hektisch sah sie an sich herunter. Sie trug nur ein Handtuch. Fabelhaft. Hatte sie Selby nicht gesagt, er sollte sein verdammtes Komlink benutzen, wenn etwas war? Nun, vielleicht hatte sie es ihm nicht so direkt gesagt, aber das lag ja wohl auf der Hand. Nur weil ihre Suiten zufällig nebeneinander lagen, musste das ja nicht bedeuten, dass man gleich zu Fuß vorbei kam um Guten Tag zu sagen wie ein dämlicher Nachbar! Schnaubend warf Noa die Feuchtigkeitscreme ins Waschbecken und machte einen Schritt vorwärts, dabei löste die ruckartige Bewegung den lockeren Knoten ihres Handtuchs und ließ es zu Boden rutschten. Splitterfasernackt, nur in ihren Pantoffeln, stand Noa im Bad.

“Ja. Genau das habe ich gebraucht.“

Sagte sie zu sich selbst, einen Fluch unterdrückend. Sie öffnete die Tür zum Bad.

“Momeeeent!“

Rief sie laut. Ihre Stimme musste durch die ganze Suite hallen und war ganz sicherlich auch draußen auf dem Gang zu hören. Agent Selby hatte Nerven, sie ausgerechnet dann zu stören, wenn sie im Bad war. Was konnte er wollen? Er hätte sie einfach anrufen können, wenn Cris aufgewacht war! In irgendeinem Schrank hatte Noa Bademäntel gesehen. Sie riss zwei Türen auf, fand die flauschigen Mäntel und warf sich einen über. Noch während sie die Kordel vorne am Bauch verknotete ging sie zur Tür.

“Wer ist da?“

Rief sie ohne zu öffnen nach draußen und streckte dem für sie noch unsichtbaren Agent Selby die Zunge heraus, bevor sie einen Schritt nach vorne machte und zum Spaß durch den Türspion sah. Bei der Macht, es war nicht Selby. Es war Cris.

“Ähh... Cris? Du bist wach!“

Verdammt, was machte er hier? Noa sah an sich herunter. Sie trug nur einen Bademantel. Das war immerhin besser als ein Handtuch, oder gar nichts zu tragen, aber nicht gut genug um Cris zu begegnen!Wenn Selby sie so gesehen hätte, das wäre ihr egal gewesen. Was der Typ dachte interessierte sie herzlich wenig. Doch mit Cris war es etwas anderes. Allein bei dem Gedanken, ihn jetzt herein zu lassen, stieg Noa eine peinliche Röte ins Gesicht.

“Geht's dir besser?“

Wollte sie wissen. Ihre Stimme war laut genug, dass er sie hören konnte. Sie sah durch den Türspion.

“Du siehst besser aus.“

Was für eine Aussage. Noa verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Was auch immer er wollte, sie würde ihn auf keinen Fall herein lassen – nicht, so lange sie nur halb bekleidet war.

- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Noas Suite –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris

Für eine Weile passierte überhaupt nichts und Cris beschlich bereits der Verdacht, dass Noa womöglich ohne Selbys Wissen ihre Suite verlassen hatte, um Coral City auf eigene Faust zu erkunden, als er - gerade die Hand zum nächsten Anklopfen hebend meinte, leise ihre Stimme zu hören, fast so, als käme sie von weit weg (was im Falle der riesigen Suite einen der weiter entfernten Räume bedeuten konnte). Um eine lockere Haltung bemühte er die zeit, bevor sie die Tür öffnete, um sich ein wenig zu entspannen. Welchen Grund hatte er auch, nervös zu sein? Er wollte ihr schließlich nur das liefern, weswegen sie nach Mon Calamari gekommen war, und ein Gespräch mit einer Sektionsleiterin war vermutlich mehr, als er oder Major Tacema sich ausgemalt hätten. Alles andere konnte er vor diesem Hintergrund ausblenden – vermutlich tat sie das auch.

Als dann erneut ihre Stimme ertönte, öffnete sich die Tür allerdings immer noch nicht. Stattdessen fragte sie – dieses Mal deutlicher hörbarer – wer denn da geklopft hatte und in der kurzen Pause, die Cris brauchte, um zu antworten, schien sie ihn bereits durch den Türspion erkannt zu haben. Sichtlich überrascht, wie man ihrem Tonfall entnehmen konnte. Die Tür öffnete sie indes trotzdem nicht.


„Äh… mir geht es besser, ja“, antwortete er der geschlossenen Tür auf die Frage nach seinem Zustand und quittierte die Feststellung Noas, dass er besser aussah, mit einem gezwungenen Lächeln. Er hatte vermutlich ein wirklich erbärmliches Bild abgegeben. Kein Wunder, dass sie zurück in ihre eigene Suite verschwunden war, anstatt an seinem Bett zu sitzen und ihm wie einem kleinen Kind die Hand zu halten. Kleine Kinder waren vermutlich wenigstens niedlich.

Etwas spät dämmerte ihm, dass sie nicht nur keinerlei Anstalten machte, ihm die Tür zu öffnen, sondern zudem auch nicht fragte, was genau ihn denn – abgesehen von seiner dann doch raschen Genesung – vor ihre Suite verschlagen hatte. Verlegen – und sich etwas dämlich dabei vorkommend, mit einer verschlossenen Tür zu reden – räusperte er sich.


„Ich… ich wollte über uns…er weiteres Vorgehen sprechen“, sagte er schnell, sich über das kleine Stolpern in der Mitte des Satzes stumm verfluchend. Die immer noch geschlossene Tür war wohl das aussagekräftigste Symbol bisher, dass er ihre Fürsorglichkeit nicht überbewerten sollte. Jetzt hatte er ihr jedenfalls einen konkreten und vollkommen unverfänglichen Grund für seine Anwesenheit genannt.

„Darf ich reinkommen?“

Ein dann doch wieder nervöses Lächeln flackerte in Richtung des Türspions auf, von dem er vermutete, dass sie ihn immer noch dadurch eroberte. Vielleicht sollte er sie nicht zu sehr unter Druck setzen, falls sein Verhalten sie verstört hatte…

„Ich kann natürlich später wiederkommen, wenn du gerade beschäftigt bist.“

Betont lässig zuckte er mit den Schultern, obwohl er sich insgeheim doch trotz allen Realitätssinns wünschte, dass sie ihn nicht einfach wegschickte, ohne auch nur die Tür zu öffnen.

„Kein Problem.“

Warum machte sie nicht einfach auf? Je weiter er darüber nachdachte, desto mehr irritierte und verunsicherte ihn diese Tatsache. War er ihr vielleicht wirklich zu nahe getreten mit den Worten, die er an sie gerichtet hatte, vielleicht noch näher als bereits im Frachtraum der Empress, wo sie ihn so deutlich – wenn im Nachhinein auch um Versöhnung bemüht – zurückgewiesen hatte? Er wusste es nicht. Und diese Frage nagte an ihm.


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris
 
[Dac-Coral city- Geheimndienstkomplex- Nebenraum der Technischen Zentrale] Arthur, Cas
Zum achten Mal an diesem Tag ging Arthur bereits zur Kaffeemaschine und füllte seine Tasse auf. Acht Tassen Kaffe und seitdem morgen 6 stunden Arbeit, eine anstrengende Vorstellung. Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu und starrte abwesend auf die endlosen Decodierungscodes die über zwei der drei Bildschirme liefen. Vom Feldbett ihn der Ecke lies sein Durokollege Cash ein ohrenbetäubendes schnarchen hören.
Arthurs Finger wanderten zur Tastatur und drückten ein paar Tasten. Es war einfach nur ein befehl zum Beschleunigen.
Der Computer erledigte die Arbeit von allein, man musste ihn nur überwachen. Der Halbanzati gähnte ein weiteres Mal. Er hatte nichts womit er sich beschäftigen konnte.
Wegen der Schlacht schoben die meisten der auf Calamarie befindlichen Mitglieder der Sektion 02 16 Stunden Schichten und verließen das Gebäude auch nicht zum Schlafen.
Allerdings standen sie auch enorm unter Druck und so fand niemand mehr Entspannung.
Selbst er schaffte es nicht mehr etwas zu malen. Arthur zuckte zusammen als die Tür sich öffnete und ein Mitarbeiter hinein gestürzt kam. Der junge Mann wirkte stark in Eile.
Captian Tanbar will sie sprechen, Arthur!

[Dac-Coral city- Geheimndienstkomplex- Nebenraum der Technischen Zentrale] Arthur, Cas, weitere Person
 
- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Noas Suite –

Noa stand hinter der verschlossenen Eingangstür zu ihrer Suite, während Cris auf der anderen Seite, draußen auf dem Korridor stand. Sie kam sich ein bisschen dämlich vor, ihn durch den kleinen runden Türspion zu beobachten, während er sie nicht sehen konnte, aber das war immer noch besser als ihn herein zu lassen und ihm unfrisiert, ungeschminkt und unangezogen gegenüber zu treten. Noa Chanelle Cortina war in der Regel kein Opfer ihrer Eitelkeiten, doch wenn es um Männer ging zu denen sie sich hingezogen fühlte und von denen sie hoffte, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte, wollte auch sie sich von ihrer besten Seite präsentieren. Welcher Frau ging das nicht so? Außerdem, was wenn sie in seiner Gegenwart stolperte, hin fiel und ihm ihre nackte Kehrseite präsentierte?! Möglicherweise vergaß sie auch, dass sie nichts drunter trug und bückte sich unvorteilhaft! Ooooder - auch recht wahrscheinlich - die Kordel ihres Bademantels löste sich und Noa legte einen unfreiwilligen Striptease hin, der wenig Raum für Fantasie ließ! Nein, vor solchen Peinlichkeiten würde sie sich bewahren, ganz abgesehen davon, dass es einfach viel zu intim war, Cris in ihre Suite zu lassen, während sie so gut wie nackt war. Noa war nicht blöd. Männer dachten selten mit ihrem Verstand, wenn sie einer halb bekleideten Frau gegenüber standen und sie wollte nicht, dass Cris Sheldon sich fragte, ob sie wohl was drunter trug, wenn er sie im Bademantel sah.

"Du willst über unser weiteres Vorgehen sprechen?"

Wiederholte Noa laut, was Cris gerade gesagt hatte. Sprach er von diesem Colonel Drayson, den er erwähnt hatte? Hui, er kam direkt zur Sache. Hatte er sich nicht gerade vor zwei Stunden noch sterbenskrank gefühlt?

"Was genau meinst du damit?"

Fragte sie zurück, ehe sie sich bewusst wurde, dass eine solche Unterhaltung möglicherweise besser unter vier Augen geführt werden sollte, als laut rufend über eine Tür hinweg. Vielleicht war es besser, wenn Cris zurück in Selbys Suite ging und sie per Kom weiter sprachen, oder zumindest über die hoteleigene Kommunikationsanlage. Ja, das war eine sehr gute Idee, dachte Noa, allerdings auch nur so lange bis Cris sie fragte, ob er herein kommen dürfte. Noas Augen weiteten sich. Oh, nein.

"Tja, ähm... gerade ist es ganz schlecht."

Antwortete sie.

"Ich bin hier bestimmt noch... eine halbe Stunde beschäftigt."

Das war eine grobe Schätzung. Normalerweise brauchte Noa nie besonders lange im Bad, aber sie wusste auch noch nicht, was sie anziehen würde, richtig? Ihre Augen suchten die Wand nach einem Chrono ab, fanden aber keins. Sie dachte nach. Sie hatte bald Hunger. Cris bestimmt auch. Das traf sich vermutlich ganz gut. Noa kniff ein Auge zu und schaute mit dem anderen durch den Türspion. Dann lehnte sie sich wieder mit dem Rücken gegen die Tür.

"Danach ist es Zeit für's Abendessen, denke ich."

Sagte sie berechnend und wartete.

- Mon Calamari – Hotel “Golden Republic” – Noas Suite –
 
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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris

Die Gewissheit kam dann mit der unangenehmen Intensität einer kalten Dusche – ob ihre Angabe, dass sie beschäftigt war, nun der Wahrheit entsprach oder nicht, Noa machte recht deutlich dass sie ihre Tür nicht öffnen, ihn nicht reinlassen und ihm kein Gespräch unter vier Augen gönnen würde. Dafür mochte es zahlreiche Gründe geben, doch mittlerweile rechnete Cris selbst nach den vergangenen Vorfällen mit dem Schlimmsten. Immerhin hatte sie ihm nicht geradeheraus gesagt, dass er gefälligst verschwinden sollte, wenngleich ihre Anspielung auf das Abendessen ihm sagte, dass sie auch nach womit auch immer sie gerade beschäftigt war ersteinmal ihre kulinarischen Bedürfnisse würde, bevor sie sich wieder mit ihm abgab. Er konnte nicht verhindern, dass sein bemühtes Lächeln schrittweise implodierte und seine Schultern leicht nach unten sackten.

„Verstehe“, sagte er langsam, die Universalantwort, um Zeit zu gewinnen, während er sich fieberhaft überlegte, wie er jetzt wohl noch einen angemessenen, würdevollen und geordneten Rückzug hinbekam.

„Es eilt ja auch nicht…“


Weitere Details in Bezug auf den Geheimdienst sollten sie wohl nicht auf dem Korridor des Hotels durch eine geschlossene Tür erörtern. Und andere Gesprächsthemen hatten sie augenscheinlich nicht.

„Wie wäre es, wenn wir morgen darüber reden?“, schlug er daher mit wenig Enthusiasmus vor.

„Du bist nach dem Abendessen bestimmt müde…“


Kraftlos zuckte er mit den Schultern und kratzte sich dann leicht oberhalb der Schläfe, bevor ihm peinlich bewusst wurde, dass sie ihn mit einiger Wahrscheinlichkeit immer noch durch den Türspion beobachtete, vermutlich, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich abzog.

„Dann geh ich mal“, kündigte er überflüssigerweise an, doch entgegen seiner erklärten Absicht fiel es ihm schwer, diese Ankündigung auch entschlossen in die Tat umzusetzen, sodass er kam mehr hinbekam, als sich leicht von der Tür abzuwenden.

„Du weißt ja, wo du mich findest.“


Er lächelte, doch dieses Mal war es ein bitteres Lächeln.


Selby lässt mich ohnehin nicht hier raus…“

Mit diesen Worten wandte er sich endgültig ab und schlurfte niedergeschlagen zurück in Richtung der anderen Suite.

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris
 
- Mon Calamari – Hotel „Golden Republic“ – Noas Suite –

Was auch immer gerade vor sich ging, es konnte keine Realität sein. Sie musste sich in einer Parallelwelt befinden, irgendwo da, wo Männer ihren Verstand abgaben, sobald sie mit einer Frau sprachen, denn Cris hatte ihr tatsächlich einen Korb gegeben. Dabei konnte er ihr keinen Korb geben! Er hatte Noa gesagt, dass sie ihm etwas bedeutete, das hatte sie sich doch nicht eingebildet! Mit offenem Mund starrte Noa geradeaus in das Innere der Suite. Die Sekunden tickten. Tick, tack. Eins, zwei. Aber Cris war noch nicht ganz fertig. Ob sie morgen darüber reden sollten, wollte er wissen. Sie sei bestimmt müde, später, nach dem Abendessen. Ja, dachte Noa und ihre Lippen schoben sich grimmig zu einer dünnen Linie zusammen. Sie würde müde sein nach dem Abendessen, zu dem sie mit Cris hatte gehen wollen! Verdammt noch eins, warum fragte er sie nicht, ob sie ihn begleiten wollte??! Das war doch nicht zu fassen! Sie waren gemeinsam in einem Luxushotel abgestiegen, wohnten fast Tür an Tür (auch wenn die benachbarte Suite streng genommen eigentlich auf Selby gebucht war) und Captain Cris-Ich-bin-zwei-Stunden-nach-einem-Verhör-wieder-topfit-Perfect kam nicht einmal auf die Idee, Noa in das hoteleigene und bestimmt übertrieben teure Restaurant auszuführen! Was zur Hölle stimmte mit diesem Mann nicht? Noa konnte nicht anders, als noch immer fassungslos und stocksteif hinter der Tür zu stehen. Sie hörte ihn sagen, dass er jetzt gehen würde und sie ja sicher wusste, wo sie ihn finden würde. Ja, natürlich wusste sie das, verdammt! Selbys Suite war direkt nebenan! Tick, tack, tick, tack. Es waren keine Sekunden, die dort tickten. Tick, tack, tick, tack. Es war eine Bombe.

Sie hätte über das, was sie im Begriff war zu tun, nachdenken können, wenn sie sich die Zeit genommen hätte, doch in diesem Moment hatte Noa Chanelle das Gefühl, dass sie keine Zeit hatte um komplizierte Pläne zu schmieden. Cris war im Begriff zu verschwinden. Dieser Mann machte sie wahnsinnig. Sie wirbelte herum. Alle Bedenken ob ihres Aufzugs waren vergessen. Er haute ab, ließ sie stehen wie bestellt und nicht abgeholt und wenn sie ihm noch eine Sache klar machen wollte, dann musste sie es sofort tun. Die Tür zum Flur hin öffnete sich beinahe schwerelos, nachdem Noa den Knopf an der Wand betätigt hatte, doch die Furie in weiß, die hinaus auf die Türschwelle trat, hatte nur wenig gemeinsam mit der Eleganz der Technik. Bevor sie hinaus auf den Flur trat, schlossen sich ihre Hände um den Hals einer schlanken Vase, die gefüllt war mit einem Strauß frischer Immerlilien. Die Blumen hatten der Suite einen angenehm lieblichen Duft verliehen. Lieblich? Pah! In hohem Bogen flogen Vase und Blumen durch die Luft, vorbei an dem Mann, mit dem Noa gerade noch gesprochen hatte, und landeten mit einem dumpfen Aufprall auf dem Teppich. Blassgelbe Blütenblätter segelten durch die Luft. Das Geschoss hatte Cris weit verfehlt. In ihrem Ärger hatte Noa nicht besonders gut gezielt.


“Ich wollte, dass du mich zum Abendessen einlädst, du Idiot!!!"

Ihre Stimme hallte laut über den Flur. Es war zum Haareraufen, dass er ihren mehr als subtilen Hinweis schlichtweg ignoriert hatte! Sie hatte sich ihm förmlich aufgedrägt, gerade nachdem sie sich dazu entschieden hatte, sich auf ihn einzulassen! Es wäre so einfach für ihn gewesen, sich mit ihr zu verabreden. Aber nein, Cris Sheldon ignorierte einfach alle ihre Anzeichen! Verstand er denn gar nichts von Frauen?! Schnaubend machte Noa kehrt und stapfte, alles andere als lady-like, zurück in ihre Suite. Die Tür hinter ihr schloss sich viel zu langsam und sie versetzte ihr einen zusätzlichen Tritt. Das hatte man davon, wenn man sich auf Männer einließ: sie trieben einen noch vor dem ersten Date zur Verzweiflung! Allen voran Cris Sheldon.

- Mon Calamari – Hotel „Golden Republic“ – Noas Suite –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris

Ein plötzlicher Luftzug veranlasste Cris dazu, mit den Reflexen eines Soldaten herumzuwirbeln, gerade noch rechtzeitig, um eine Blumenvase dabei zu beobachten, wie sie im hohen Boden an ihm vorbei folg und dumpf, jedoch ohne zu zerscheppern, neben ihm auf dem Teppich landete. Mit halb geöffnetem Mund verfolgte er die Flugbahn der Vase und konnte sein Kinn nur mühsam daran hindern, vollkommen herunterzuklappen. Noa stand in der nun offenen Tür ihrer Suite und endlich wurde Cris klar, warum sie ihn nicht hereingelassen hatte – sie trug nur einen Bademantel und ihr nasses Haar verriet ihm endgültig, dass sie scheinbar gerade erst geduscht oder gebadet hatte. Gegen seinen Willen musste er feststellen, dass sie trotzdem – oder gerade deswegen – atemberaubend aussah, was wohl daran liegen musste, dass das in diesem Moment wütende Funkeln in ihren Augen auch auf die Entfernung gut zu erkennen war. Er hatte den Vulkan offenbar mal wieder zum Ausbruch provoziert, was durch ihre in Kasernenhoflautstärke über den Korridor gebrüllten Worte nur unterstrichen, die ihn auf das aus ihrer Sicht wohl eindeutige hinwiesen und dazu führten, dass er sich plötzlich entsetzlich dumm vorkam. Deswegen auch die Erwähnung des Abendessens. Sie hatte nicht alleine speisen wollen – sondern mit ihm. Cris spürte, wie sich eine sehr deutliche Röte seines Gesichts bemächtigte und sein Herzschlag sich wie der eines Sprinters nach Startschuss enorm beschleunigte. Bevor er jedoch irgendetwas sagen konnte, hatte sie die Tür bereits wieder geschlossen – zugetreten war wohl das bessere Wort – und war in ihrer Suite verschwunden. Für einen Moment konnte der ehemalige Sturmtruppler nur wie betäubt erst auf die Tür, dann auf die wie durch ein Wunder unversehrte Vase starren. Dann fiel ihm jedoch plötzlich ein Satz, ein Rat ein, den Pablo in seine Richtung geäußert hatte… er sollte sich nicht alles von ihr gefallen lassen. Ihr auch mal Kontra geben.

Mit plötzlicher Entschlossenheit und dem Bewusstsein, dass er ohnehin nichts zu verlieren hatte, bückte Cris sich, schnappte sich die Vase und ging mit entschlossenen Schritten auf Noas Tür zu, gegen die er mit deutlich weniger Rücksicht als zuvor hämmerte, um sich ihrer Aufmerksamkeit sicher zu sein.

„Schön“, rief er ihr durch die Tür zu, in vermutlich ähnlicher Lautstärke, mit der sie ihn über ihre wahren Absichten aufgeklärt war. Diese Frau konnte furchtbar irrational sein… und doch vollführte sein Herz wahre Freudensprünge ob der Erkenntnis, dass sie es als wünschenswert ansah, von ihm zum Essen eingeladen zu werden.

„In einer halben Stunde also.“


Wenn sie mit ihm zu Abend essen wollte, dann sollte sie mit ihm zu Abend essen. Eine plötzliche Meinungsänderung ihrerseits würde er nicht akzeptieren. Um nichts in der Welt.


„Und tu das nächste Mal bitte nicht so, als könnte ich Gedanken lesen, sondern sag es mir einfach. Vielleicht ist es dir aufgefallen – ich bin kein Jedi!“


Mit diesen Worten stellte er die Vase etwas heftiger als nötig an ihre Türschwelle, warf einem Twi’lek, der ihn durch einen Türspalt einer dritten Suite in ihrer Etage – offenbar angelockt vom Lärm – angestarrt hatte einen so energischen Blick zu, dass das Gesicht hastig wieder verschwand, und stapfte dann mit schweren Schritten zurück zu der Suite, die er und Selby sich teilten. Seine Lippen formten indes ein breites Lächeln. Noa wollte von ihm zum Essen ausgeführt werden. Sie wollte Zeit mit ihm verbringen. Und es schien ihr wichtig zu sein, wie ihre explosive Reaktion auf seine Ignoranz eindeutig unter Beweis stellte.

Als er an die Tür zur anderen Suite klopfte und Selby ihm öffnete, standen auf dem Gesicht des Piloten Sorge und Verwunderung gestiegen.

„Ich… nehme an, es lief nicht so gut?“

Cris musste grinsen.

„Es hätte schlimmer kommen können.“


Einen verwirrten Selby einfach stehen lassend und gerade noch so ein vergnügtes Pfeifen sich verkneifend verschwand Cris in Richtung des Badezimmers. Der letzte Rest der Kopfschmerzen war wie weggeblasen und er hatte noch ein bisschen zu tun, bevor er in einer halben Stunde herausfand, ob Noa sich von ihm genug hatte beeindrucken lassen, um ihre Meinung nicht doch zu ändern.

***​

Eine halbe Stunde – und ein paar verwirrte Fragen Selbys – später war Cris frisch rasiert, roch nach einem dezenten Parfüm, das er indes nicht Selbys Repertoire sondern dem des Hotels entnommen hatte und warf einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel. Wenn er Noa schon zur Weißglut trieb, dann wollte er ihr zumindest den Eindruck vermitteln, dass er auf sein Äußeres in ihrer Nähe achtete.


„Machen Sie sich einen schönen Abend“, beschied er Selby noch, griff sich dann die Blumen aus der Vase in ihrer Suite – als Ersatz für jene, die Noa in ein Wurfgeschoss umfunktioniert hatte – und betrat den Korridor, bevor der Pilot die Chance hatte, zu reagieren.

Indes würde er mit jedem Schritt auf Noas Suite zu nervöser. Vielleicht hatte sie ihre Meinung ja doch geändert…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris
 
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[Calamari-System, Dac, Coral City, Opernhaus]- Lieutenant Nrin Noloff (Quarren), NRSF-Ermittler, Beamte der Polizeibehörde von Coral City

Mit sich vor Unbehagen windenden Gesichtstentakeln betrachtete der Lieutenant des Geheimdienstes der Neuen Republik, Nrin Noloff, das sich ihm im abgesperrten Opernhaus von Coral City bietende Bild der Zerstörung. Der schreckliche Anschlag war bereits tief in das Bewusstsein der Bewohner Coral Citys gesickert, doch es war das erste Mal, dass er sich diese Verheerungen aus der nächsten Nähe ansehen musste und das mit einem Auftrag, den er für aussichtslos hielt. Die Spurensicherung der Polizei von Coral City wie auch die Spezialisten der NRSF waren mit ihren Ermittlungen bereits fertig und ihre Abschlussbereichte nicht nur ihren Vorgesetzten, sondern auch dem Hauptquartier des Geheimdienstes, das sich ebenfalls in Coral City befand, übermittelt, doch offenbar war die Sektion 01 – genauer gesagt ihr Leiter, Colonel Jalus Nur – der Meinung, dass auch einer seine Mitarbeiter den Tatort noch einmal untersuchen sollten. Wenn man Noloff fragte, handelte es sich hierbei eher um eine Aufgabe für Sektion 02, doch deren Agenten waren sich vermutlich zu fein, ihre Büros und Analysekeller auch nur für eine Minute zu verlassen. Hier zwischen all den Trümmern gab es kaum Platz, sich hinter ein Computerterminal zu setzen. und das im Dreck Wühlen war seit jeher seiner eigenen Sektion vorbehalten gewesen.

Beiläufig nickte Noloff einem ihn passierenden Mon Calamari in der Uniform der Polizeikräfte zu – die Bartfransen des Mon Cals schienen dabei leicht zu zucken, womöglich gehörte er zu der Sorte, die ihren Mitbewohnern Dacs wenig abgewinnen konnten – und warf einen erneuten Blick auf den Datenblock, den er in seinen Händen hielt. Bei der Datei, die aufgerufen war, handelte es sich indes um keine Ermittlungsergebnisse, sondern ein kurzes Dossier über jenen Agenten, der ihm für diese Ermittlungen zugeteilt worden war. Noor Grey, ein Mensch, der der Sektion 01 frisch aus der Sektion 02 zugeteilt worden war, was für die Untersuchung des Sprengstoffanschlags auf das Opernhaus womöglich von Vorteil war. Dennoch kräuselten sich die Tentakel des Lieutenant unwillig. Nach seinen Informationen war Grey ein imperialer Überläufer, noch dazu einer, den Sektion 03 erst hatte überreden müssen und nicht einer von der Sorte, die von alleine merkten, dass der Dienst an der Waffe für einen kranken Massenmörder und seine sadistischen Vasallen keine gute Idee war. Insgeheim wusste Noloff, dass der dem Operative Unrecht tat, ohne ihn genau zu kennen. Womöglich hatte sich vor der Kontaktaufnahme durch Sektion 03 die Gelegenheit ganz einfach nicht ergeben. Und vielleicht sorgte seine imperiale Vergangenheit dafür, dass er sich besser in die promenschliche Human Future-Bewegung hineinversetzen konnte, die sich zu diesem Anschlag bekannt hatte.

Unwillkürlich kontrollierte Noloff den an seine Brust gehefteten Ausweis – eine Uniform trug er auch in dieser einigermaßen geschützten Umgebung nicht -, der ihn vage als jemanden auswies, der dazu berechtigt war, sich hinter der Polizeiabsperrung um das Opernhaus zu bewegen. Natürlich war es trotzdem ein offenes Geheimnis für die anwesenden Polizisten und das Ermittlerteam der NRSF, dass es sich bei ihm um ein Mitglied des Geheimdienstes handelte. Wie auch bei Noor Grey, auf dessen Ankunft zu warten das einzige war, was ihn davon abhielt, mit den Ermittlungen zu beginnen und diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen.


[Calamari-System, Dac, Coral City, Opernhaus]- Lieutenant Nrin Noloff (Quarren), NRSF-Ermittler, Beamte der Polizeibehörde von Coral City
 
[Calamari-System, Dac, Coral City]- Noor Grey, Lieutenant Nrin Noloff

Von Grey unbemerkt zogen die beeindruckende Türme Mon Calamaris an den Fenstern des Gleiters vorbei. Der frisch in den Außendienst versetzte Operative war völlig vertieft in die Aufzeichnungen seines Datapads über den Anschlag auf die Oper. Dieser hatte hohe Wellen in den Institutionen der Neuen Republik geschlagen, die selbstverständlich auch den Geheimdienst erfassten. Eigentlich war Greys erster Auftrag für Sektion 02 die Sicherheit des Balls anlässlich des Sieges auf Corellia gewesen. Doch die unerwartete Attacke gegen eines der Wahrzeichen der Haupstadt sowie hohe Würdenträger der Republik hatten den GNR kalt erwischt. Viele Agenten waren von systeminternen Aufträgen mit niedriger Priorität abgezogen worden; entweder um die Sicherheit von Coral City nach dem Anschlag zu gewährleisten oder um sich an den Nachforschungen zu beteiligen. Letzteres in Greys Fall.

Er war sich noch nicht über sein Vorgehen im Klaren, mit ein Grund für seine wiederholte Lektüre von Unterlagen, die er ohnehin fast auswendig kannte. Bei einem Fall dieser Größenordnung gab es nur ganz oder gar nicht. Einige Dinge zu bemerken, seinen Beitrag zu leisten und wieder zu verschwinden würde nicht möglich sein. Wenn er sich als nützlich für die Nachforschungen erwies würde er ihnen fest zugeteilt werden, so viel war ihm klar. Und in dem Fall wäre er für Wochen gebunden. Zu lange um seine Interessen auf und nach dem Ball zu verfolgen wie geplant. Keine sehr karrierefördernde Aussicht. Allerdings war es vielleicht ebenso wenig karrierefördernd gar nichts zum ersten Fall bei Sektion 02 beizutragen, dem er zugeteilt wurde.

Sein Selbstvertrauen meldete sich mit einem möglichen Ausweg zu Wort: entscheidend zur Aufdeckung der Hintergründe des Attentats beizutragen- oder es überhaupt gleich selbst aufzuklären. Doch so sehr sein Vertrauen in seine Fähigkeiten auch an Narzissmus grenzte, sich auf ein solches Ergebnis zu verlassen war ein riskantes Spiel.

Bevor er zu einer Entscheidung gelangte wurde der Gleiter langsamer und hielt schließlich. An den Rändern des Opernplatzes hatte sich eine beachtliche Menge von Schaulustigen versammelt, die gegen die Absperrungen der Polizeistreitkräfte drängten. Seine Gedanken sammelnd steckte Grey sein Datapad weg und bezahlte den Fahrer des Mitgleiters, bevor er diesen verließ. Es bereitete ihm Mühe sich durch die Menge zu drängen, doch Menschenmassen zu durchqueren war Teil seiner Ausbildung gewesen, weshalb es ihm schließlich gelang sich bis an die Absperrung vorzukämpfen. Während die Menschen und Aliens um ihn herum stießen und drängelten um einen besseren Blick auf die Oper zu bekommen zog er seinen Ausweis aus seiner Weste. Nach einigen ärgerlichen Augenblicken und dem Einsatz seiner Ellenbogen gegen seine Nachbarn gelang es ihm, einen überfordert aussehenden Sicherheitsbeamten auf sich aufmerksam zu machen. Momente später stand er hinter der Absperrung und blickte auf die Ruinen der Oper.

Das einst so majestätische Gebäude glich einem Zerrspiegel. Während der eine Seitenflügel völlig unversehrt geblieben war, hatten der Haupttrakt und vor allem der andere Seitenflügel verheerende Schäden davongetragen. Die Nachrichten und Polizeikräfte hatten versichert, dass man das Bauwerk gesichert hatte. Allerdings war sogar von außen und für Greys ungeschulte Augen ersichtlich, dass es teilweise im Boden versunken war. Das das Abwärtsmomentum sich ganz worden war erschien dem Operative als unschlüssig; er nahm sich vor darüber zu recherchieren. "Falls ich an dem Fall dranbleibe.", fügte er geistig hinzu. "Immer langsam mit den jungen Paaerduag."

Unweit der Pforte in die Ruinen stand ein Quarren in unauffälliger Kleidung. Soweit Grey es beurteilen konnte war sein Gesichtsausdruck ungeduldig. "Lieutenant Nrin Noloff? Ich bin Operative Noor Grey vom GNR." begrüßte er den Mann und hielt ihm die Hand hin. Als der Quarren bejahte fuhr Grey fort: "Die Verspätung tut mir Leid. Eine Sache noch bevor wir hinein gehen: gibt es neue Informationen, die noch nicht in der Ansprache des Kanzlers enthalten waren?" Informationen. Darum ging es jetzt. Sobald er mehr wusste konnte er entscheiden ob diese Angelegenheit eine Prise Grey vertragen konnte.

[Calamari-System, Dac, Coral City, Opernhaus]- Noor Grey, Lieutenant Nrin Noloff
 
- Mon Calamari – Hotel „Golden Republic“ – Noas Suite –

Sie stand wieder dort, wo sie vor einer Minute schon gestanden hatte, direkt hinter der Eingangstür zu ihrer Suite. Diesmal jedoch führte sie keine Unterhaltung mit Cris, denn der war endgültig weg. Ganz endgültig? Nein, denn in einer halben Stunde würde er wieder genau hier auftauchen und sie abholen. Zum Abendessen. Noa wusste noch immer nicht recht, wie ihr geschah. Sie hatte ihn doch gerade mit einer Blumenvase beworfen und ihn angeschrien, hätte er da nicht entweder die Flucht ergreifen oder auf den Knien vor ihr herum rutschen sollen? Cris Sheldon hatte weder das eine noch das andere getan und ein bisschen überraschte es sie. Er könne ja keine Gedanken lesen, hatte er gerufen. Blablabla. Noa verzog das Gesicht. Vielleicht sollte er es lernen, dann hatte er es in Zukunft einfacher. So ein Blödmann. Sie schlurfte in den gemütlich eingerichteten Wohnraum hinüber. Die Pantoffeln an ihren Füßen ließen keinen eleganten Gang zu. Was also nun? War er sich wirklich sicher, dass er mit ihr essen wollte oder hatte er nur zugestimmt, weil sie ihn förmlich dazu gedrängt hatte? Schwer zu sagen, aber sie würde es wohl nur heraus finden, wenn sie sich mit ihm traf. Wenn er keinen Rückzieher machte, würde er in einer halben Stunde vor ihrer Tür stehen und wenn sie bis dahin nicht angezogen war und ihn wieder draußen stehen ließ, würde es das vermutlich zwischen ihnen gewesen sein – noch bevor es überhaupt angefangen hatte.

Nahezu in Rekordtempo machte sich Noa Chanelle Cortina an ihrem Gesicht zu schaffen: Waschen, Zähneputzen, Cremen, Schminken. Sie schaffte es sogar, noch ihre Augenbrauen zu zupfen. Danach durchwühlte sie ihren Koffer nach etwas Elegantem, was sich schon als schwieriger erwies, aber sie konnte schlecht in derben Boots und einem ungebügelten Hemd im Restaurant aufkreuzen. Es gab zwei Gelegenheiten, bei denen Noa dankbar war, dass Cloé sie regelmäßig mit Klamotten ausstattete, sie die selbst nicht mehr trug: erstens, wenn ihr bewusst wurde, dass es sie davor bewahrte selbst einkaufen zu gehen und zweitens, wenn sie vor jemandem einen guten Eindruck machen wollte. Hübsche Kleider, taillierte Blusen oder Schuhe mit hohen Absätzen, das waren alles Dinge, die Noa sich selbst nicht kaufte. Cloé aber hatte davon massig und sie sortierte regelmäßig ihren Kleiderschrank aus, um ihre Schwester mit allem auszustatten, was eine Frau ihrer Meinung nach brauchte. Das fing bei den Basics an und hörte bei Spitzenunterwäsche auf. Als ob Noa letzteres bräuchte. Sie verdrehte die Augen, als sie den Reißverschluss einer schwarzen Hose zu zog und sich ein lockeres ärmelloses Top überwarf. Sie war nicht die Art Frau, die Strapse trug und sich aufreizend auf Betten räkelte. Den Part überließ sie dann doch lieber Cloé. Es klopfte an der Tür. Uh oh. War die halbe Stunde bereits rum? Noa zerrte eine dünne gehäkelte Jacke aus ihrem Koffer und fädelte ihren linken Arm durch den engen, schlauchartigen Ärmel. Schuhe, wo waren ihre Schuhe? Sie fand die flachen Slipper halb unter dem Sofa. Der Teufel allein wusste, wie die dort hin gekommen waren. Hastig schlüpfte sie hinein. Es war eine dumme Idee, mit Cris Sheldon essen zu gehen, eine ganz dumme. Vielleicht sollte sie doch besser für sich bleiben. Auf ihrem Zimmer zu essen klang verlockend. Sie konnte Holo-TV schauen, oder diesen Roman weiter lesen. Sie lief zur Tür. Nein, für einen Rückzieher war es zu spät. Pech gehabt.


“Uhm, hi…“

Noa schob gerade noch ihren rechten Arm durch den Ärmel ihres locker fallenden Jäckchens, als sie die Tür öffnete. Sie trug eine Kombination aus dunklen Farben und ihre Haare waren streng zurück gebunden – die einfachste Methode, innerhalb von zwei Minuten eine annehmbare Frisur zu erzeugen, wenn die Haare nicht dort lagen wo man sie haben wollte und man keine Zeit zum Föhnen hatte. Cris sah ebenfalls etwas anders aus als zuvor, geringfügig jedenfalls. Er hatte sich rasiert. Hm, eigentlich mochte Noa unrasierte Männer lieber. Das Auffälligste an ihm war jedoch nicht sein Aussehen, sondern der Blumenstrauß, den er in der Hand hielt. Blumen? Für Noa? Die brünette Journalistin drohte, dahin zu schmelzen. Es hatte bisher nur einen Mann gegeben, der ihr jemals Blumen geschenkt hatte und für den war es schlichtweg Routine gewesen.

“Sind die für mich?“

Fragte sie mit großen Augen. Hoffentlich sah man ihr nicht an, wie sie sich gerade fühlte, oder sollte sie besser hoffen, dass man es sah? Dann nämlich wüsste Cris ohne Zweifel, dass sie sich gerade sehr freute. Im Gedankenlesen war er ja bekanntlich nicht besonders gut. Unsicher, wie sie sich verhalten sollte, drehte Noa sich um.

“Ich hol noch schnell meine Tasche.“

Sagte sie und drehte sich um, ohne ihm die Blumen abzunehmen. Sie konnte sie ihm schlecht einfach entreißen. Als sie zurück kam, baumelte ihre große Handtasche in ihrer Armbeuge. Die Tasche war eigentlich zu wuchtig für eine Verabredung in einem schicken Restaurant, aber sie hatte, als sie auf Coruscant ihre Koffer gepackt hatte, nicht daran gedacht, etwas kleineres und eleganteres mitzunehmen. Hätte ja auch keiner ahnen können, dass sie es brauchte! Leicht verwirrt machte sie einen Schritt nach vorne, über die Türschwelle hinüber und stolperte geradewegs über die leere Blumenvase, die irgendein Trottel genau vor ihrer Tür abgestellt hatte. Sie fiel nicht hin, glücklicherweise, sondern konnte sie gerade noch so fangen. Zu ihren Füßen kullerte die Vase.

“Verd… oh man! Wer stellt die auch so bescheuert hier hin? Will mich jemand umbringen?“

Noa stieß die Vase mit dem Fuß an und schoss sie den Gang hinunter. Die Blumen, die vor einer halben Stunde durch die Luft und auf den Teppich gesegelt waren, hatte zwischenzeitlich jemand entsorgt, was nicht weiter verwunderlich war. Auf dieser Etage fuhr sicherlich regelmäßig ein Reinigungsdroide seine Runden. Verständnislos schüttelte Noa den Kopf.

”Da hat irgendjemand seinen Verstand nicht eingeschaltet.“

Sagte sie und schaute Cris an, auf Bestätigung wartend. Ihr Blick fiel auf die Blumen. Oh! Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wen kümmerte schon, ob sie sich fast ein Bein gebrochen hätte, wenn sie Blumen von einem Mann bekam?

- Mon Calamari – Hotel „Golden Republic“ – vor Noas Suite – Mit Cris -
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Cris

Cris hatte sich nach seinem Anklopfen bemüht, möglichst gelassen und cool zu wirkend und so die Nervosität zu verbannen, die ihn seltsamerweise heimsuchte – verdammt noch mal, er hatte sich Fliegenden Festungen in den Straßenschluchten von Coruscant gestellt, konnte Noa Chanelle Cortina da wirklich furchteinflößender sein? – doch all diese Vorbereitungen implodierten, als sie tatsächlich die Tür öffnete und ihm bewusst wurde, dass er die erste Hürde genommen hatte.

Sie war noch halb damit beschäftigt, sich in ihre Jacke zu zwängen, ein Anzeichen dafür, dass die halbe Stunde wohl doch etwas zu knapp bemessen war. Dunkle Farben dominierten ihre Kleidung und schienen die immense Strahlkraft ihrer wunderschönen Augen nur zu verstärken, die ihn sofort wieder gefangen nahmen. Alles an ihr war perfekt, von eben diesen Augen bis hin zu ihren Lippen, auch wenn er es ein wenig bedauerte, dass sie ihr Haar streng nach gebändigt hatte, anstatt es sich so ungezähmt über die Schultern fallen zu lassen wie sie selbst es war. Cris’ Mund war plötzlich vollkommen trocken. Warum sagte er es ihr nicht einfach? Ein einfacher Satz und sie wusste, dass er sie gutaussehend fand… atemberaubend schön… und dass er sich freute, sie jetzt zum Abendessen ausführen zu dürfen. Aber nein… nichts dergleichen glitt ihm über die Lippen.


„Hey…“, war alles, was er zustande brachte, bis die Erkenntnis, dass er mit den Blumen offenbar genau ins Schwarze getroffen hatte, ihm die Luft nahm. Ihre Augen wurden immer größer, ihre ungläubige Frage… sie freute sich! Doch schnell nahm eine zweifelnde Vermutung dieser Erkenntnis die Wärme… vielleicht fand sie es einfach nur unangemessen, womöglich waren ihre geweiteten Augen nur ein Zeichen für Ungläubigkeit ob seines dreisten Mitbringsels? Nein, vollkommen ausgeschlossen. Sie freute sich. Oder doch nicht?

„Ja.. ich, ähm, dachte mir, du hättest vielleicht gerne ein paar Neue…“, erklärte er leicht defensiv, bevor ihm klar wurde, dass er ihr so ins Gedächtnis rief, dass sie noch vor einer halben Stunde mit einer Vase nach ihm geworfen hatte und vermutlich treffsicherer hatte sein wollen als sie es im Endeffekt gewesen war. Bei dem Gedanken fiel ihm auf, dass besagte Vase immer noch an der Türschwelle stand. Sein Mund öffnete sich, um Noa darauf hinzuweisen, doch diese war bereits mit Hinweis auf ihre Tasche zurück in die Suite verschwunden. Und natürlich war die Vase im Weg, als sie zurückkehrte, eine tückische Stolperfalle, die dafür sorgte, dass sie fast der Länge nach vor ihm hinfiel. Cris wurde flammend rot im Gesicht – oder fühlte sich zumindest so – noch bevor sie die unbekannte Person – also ihn – verfluchte, die die Vase an dieser Stelle abgestellt hatte. Dann rief er sich allerdings in Erinnerung, warum die Vase dort gelandet war, und räusperte sich leicht.

„Nun, vielleicht war dieser irgendjemand noch etwas aus dem Konzept, weil er das Ding fast an den Kopf bekommen hätte…“, sagte er mit einer gewissen Strenge, entspannte die Situation dann allerdings mit einem Lächeln, in der Hoffnung, dass Noa der ganzen Situation im Nachhinein auch etwas Humor abgewinnen konnte. Gewissermaßen waren sie mit Anschlägen auf die Unversehrtheit des jeweils anderen jetzt quitt.

„Ich hoffe, die hier gefallen dir auch“, lenkte er die Aufmerksamkeit zurück auf die Blumen, da er jetzt, da sie bei ihrem Anblick sogar ein sein Herz entflammendes Lächeln gezeigt hatte, sicher war, dass sie sich darüber freute. Es waren nicht genau die selben wie diejenigen, die sie nach ihm geworfen hatte, doch sie rochen gut und sahen – zumindest nach Cris’ ästhetischem Empfinden – sehr schön aus.

„Ich werde sie mal kurz ins Wasser stellen.“


Mit diesen Worten eilte er an ihr vorbei in ihre Suite – der Verdacht, dass er damit womöglich unangemessen in ihre Privatsphäre eindrang keimte zu spät – nahm sich in Ermangelung der Vase, die ihren zweiten Flug vermutlich nicht überstanden hatte, ein Glas aus einem der Schränke, füllte es mit Wasser und stellte es auf dem Beistelltisch neben der Couch der Suite ab. Da die Räume analog zur anderen Suite gestaltet waren dauerte das nicht lange, er fand sich sofort zurecht und beeilte sich, wieder auf den Korridor zu treten, bevor Noa den Eindruck bekommen konnte, er hielte sich ungebührlich lange in ihrem derzeitigen Privatraum auf.

Dann kam er allerdings ans Ende seiner Vorausplanung. Was jetzt? Er wusste, was er jetzt gerne machen würde - seinen Arm um sie legen und den Weg hin zum Restaurant des Hotels so nahe an ihr wie möglich zurücklegen – doch befürchtete er, dass er ihre Besänftigung durch das Blumengeschenk dadurch aufs Spiel setzen konnte. Warum musste das alles so kompliziert sein? Warum konnte er nicht wirklich ihre Gedanken lesen und genau das tun, was sie wollte? Warum ergriff sie nicht einfach die Initiative?

Endlich wurde ihm klar, dass er sie während seines fruchtlosen internen Monologs angestarrt hatte, vermutlich ähnlich subtil und taktvoll wie ein Bantha einen Berg aus delikater Mujafrucht, und versuchte, die Situation mit einem Lächeln zu retten. Immerhin das fiel ihm nicht schwer… er konnte gar nichts anderes tun, wenn diese Augen ihn ansahen.


„Also…“

Warum nahm er nicht einfach ihre Hand? Bot ihr zumindest seinen Arm an, wie es sich einer Dame gegenüber gehörte? Anderseits… vermutlich wollte Noa selbst gar nicht wie eine Dame gesehen und behandelt werden. Sie war etwas anderes. Etwas viel Interessanteres. Nur halfen ihm diese Überlungen nicht weiter! Irgendwo in seinem Inneren donnerte ein Teil seiner selbst frustriert den Kopf gegen die Wand.


„Wollen wir?“


Wow. Welch geistreiche Worte. Herzlichen Glückwunsch! Vermutlich war es besser, wenn er wirklich nur geschäftsmäßig mit ihr über den Besuch bei Colonel Drayson sprach… die Blumen waren ein einfaches Höflichkeitsgeschenk, mehr nicht. Wenn er es nicht mal schaffte, ihr zu zeigen, dass ihm dieser Abend mehr bedeutete als ein Austausch von Informationen, dann verdiente er es auch nicht, dass sie mehr darin sah…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, vor Noas Suite]- Noa, Cris
 
[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Ulo Sammandi mit Gefolge

Der Senator von Tibrin hörte dem Kanzler aufmerksam zu, als dieser das Bild, das die Abgesandte des Militärs gezeichnet hatte, ergänzte und bis zu einem gewissen Grad auch korrigierte. Das corellianische Volk, so betonte er, habe sich an seiner Befreiung beteiligt und stehe zu größten Teilen nach wie vor hinter den Idealen der Republik. Ulo Sammandi konnte sich gut vorstellen, dass das stimmte. Das Imperium war sehr gut darin, seinen Einfluss auf die Bevölkerung auszuüben und zu festigen: Beamte und Sicherheitskräfte wurden sehr schnell gegen linientreue Gefolgsleute und Kollaborateure ausgetauscht, weswegen das Verhalten von CorSec nicht wirklich verwundern konnte. Es gab sicherlich in allen Schichten der Bevölkerung, vor allem in deren menschlichen Teilen, Leute, die sich mit der imperialen Herrschaft arrangiert und ihre Vorteile daraus gezogen hatten, so dass sie sich nun deren Ende nicht wünschten, es vielleicht sogar fürchteten. Doch diese waren sicherlich in deutlicher Minderheit. Insofern machte er sich, insbesondere nach den Versicherungen von de Lieven und Quún, dahingehend nur wenige Sorgen.

Seine Assistentin hingegen schien sich in dieser Sache nicht so sicher zu sein. Mit zweifelndem Gesichtsausdruck und leiser Stimme sagte sie:


»Hoffentlich sieht der Kanzler die Situation nicht zu optimistisch. Was die Offizierin sagte, klang anders. Und wer die Propaganda des Imperiums kennt...« Sie ließ den Rest des Satzes offen.

Ebenso leise antwortete Sammandi:


»Die Corellianer gelten galaxisweit als ein sehr eigenwilliger, geradliniger und willensstarker Menschenschlag. Man konnte sie wohl auch als stur bezeichnen. Dass einige Jahre mehr oder weniger gewaltsamer Besatzung genügen, diese Leute, die mit Freiheit und Selbstbestimmung aufgewachsen sind, vollständig umzukrempeln, das glaube ich nicht.«

Naily nickte nachdenklich. Für eine Fortsetzung des Wortwechsels hatten sie keine Gelegenheit, denn der Kanzler fuhr mit seiner Ansprache fort. Er forderte die Politiker auf, das Corellia-System und seine Völker wieder als vollwertiges Mitglied der Republik anzuerkennen und Casia de Lievens bisher provisorischen Status wieder in den einer regulären Senatorin umzuwandeln.

Dagegen konnte es wohl kaum berechtigte Einwände geben. Corellia hatte die Republik niemals aus freien Stücken verlassen. Casia de Lieven hatte stets gute Arbeit geleistet, hatte einigen Einfluss im Senat und die notwendigen Legitimationen hatte sie auch - auch wenn diese von einer neu zu bildenden Regierung wohl erneuert werden mussten. Viele Politiker, darunter auch Ulo Sammandi und seine junge Begleiterin, applaudierten und gaben damit per Akklamation ihre Zustimmung zu Quúns Forderung kund. Eine formale Abstimmung würde womöglich noch folgen; Tibrin würde mit einem eindeutigen Ja stimmen.


[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Ulo Sammandi mit Gefolge
 
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