Naboo

- Naboo – Theed – Straßen – Gleiter – Mit Al –

Sie kletterte vor ihm in das Taxi, rückte auf dem Sitz bis zur anderen Seite durch und Aldridge schloss die Tür hinter ihnen. Er übernahm es auch, den Hotelnahmen an den Chauffeur, einem Nichtmenschen, weiterzugeben. Riley glaubte, dass es sich um einen Angehörigen der auf Naboo beheimateten Spezies handelte, mit langen, schlaksigen Ohren und rundlichen Stielaugen. Sie hatte selten Kontakt zu Nichtmenschen. Früher war das anders gewesen, doch das war lange her. Manchmal vergaß sie sogar, dass sie selbst nur zur Hälfte Mensch war. Ihr großes Glück war, dass man es ihr nicht direkt ansah. Hinter ihren geschlossenen Lippen glitt Rileys Zungenspitze über die Kanten ihrer oberen Eckzähne – kleine, scharfe Beißerchen, so weiß wie die Spitzen zweier Eisberge, die aus den kalten Wellen hinaus ragten. Naboo jedenfalls war ein überwiegend menschlich besiedelter Planet und ein Teil von ihr begrüßte das, auch wenn weit hinten ein anderer Teil in ihrem Herzen ihr sagte, dass dies keinen Unterschied darstellen durfte.

“Was sind Lannisters?“

Wollte sie wissen, in erster Linie um sich selbst abzulenken. Es gab nur wenige Themen, mit denen ihr das gelang, darum stellte sie eine Frage zu etwas, das sie nicht kannte. Neue Dinge zu lernen war gut, es erforderte Konzentration und Aufmerksamkeit und Wissen war Macht.

“Ich habe Musik von einem Fest gehört. Hat das damit zu tun?“

Laute Musik war es gewesen, scheppernd und etwas schrill, aber auch rhythmisch. Riley fragte sich, ob Leute dazu getanzt hatten. Das hätte sie gerne gesehen. Stattdessen saß sie Zippel nass mit einem fremden Mann in einem Taxi, nachdem sie nur ganz einem gewalttätigen Angriff entgangen war. Von Urlaub konnte keine Rede sein, auch wenn Aldridge zu denken schien, dass sie genau das nach Naboo geführt hatte. Aber das sollte ihr nur recht sein, so lange es ihn davon abhielt, andere, unbequeme Fragen zu stellen.

“Es sollte ein entspannender Urlaub werden. Ich bin zum ersten Mal hier.“

Antwortete sie. Die Halbwahrheit kam ihr mühelos über die Lippen. Und noch eine Sache sollte er ruhig wissen:

“Mein Mann wird in ein paar Tagen nachkommen.“

Fast sagte sie es ein bisschen trotzig. In Wirklichkeit sollte es eine Warnung sein. Mit Männern war es eine seltsame Sache. Sie konnten für jede Frau Gefahr und Schutz zugleich darstellen. Riley hatte beides oft genug erlebt. Sie war auf der Bank des Gleiters ganz nah an das Fenster heran gerückt, möglichst weit weg von jenem kräftigen Mann, der gerade so gut zu ihr war. Vertrauen war jedoch eine schwierige Sache. Aldridge konnte alles sein, alles von ihr wollen und ihr alles vorspielen. Vor ihm musste sie sich schützen wie vor jedem anderen auch. In der Scheibe konnte sie, da es draußen dunkel war, ihre eigene Reflektion sehen. Sie sah furchtbar aus, ihr Augen Make-Up war zu großen Teilen verschmiert, ihre Haare klebten nass und schmierig auf ihrem Kopf und in ihrer Stirn. So schlecht wie heute, stellte Riley fest, war es ihr lange nicht mehr ergangen. Warum war sie überhaupt weg gerannt? Sie hatte es doch gut gehabt.

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Die Sonne glomm schwach durch Jibrielles geschlossene Augen, ihr Atem glitt langsam und gleichmäßig ein und aus, kontrolliert und geruhsam, als würde keine Zeit vergehen. Der Tag war zwar schon längst angebrochen, doch noch immer wehte ein kühlender Wind über die wohlhabenden Familienhäuser des Norden von Theeds und durch ihr langes, nach der Dusche noch nicht ganz getrocknetes Haar. In einfache Sportkleidung gehüllt und mit leicht gespreizten Beinen stand die Jedi auf dem flachen Dach der Trineers und ließ sich von der Macht umhüllen, durchdringen und wiegen. Die Abstände zwischen ihren Meditationen waren in der letzten Zeit zunehmend länger geworden, als hätte sie insgeheim geglaubt, das schlechte Gewissen würde sie heimsuchen, wenn sie sich in die Macht begebe. Als würde die lebendige Macht ihr mitteilen, dass es nun reichen würde, dass ihre eigensinnige Reise ein Ende haben und sie sich wieder ganz dem Dienst der Hellen Seite zuwenden sollte. Doch nichts dergleichen war geschehen. Die Macht war so liebevoll, so geduldig, so gleichmütig und so zufrieden wie eh und je. Nun, die Machtsinne waren nie ihre Spezialität gewesen. Vielleicht konnte sie den Willen der Macht nur nicht spüren. Oder sie hoffte schlicht darauf, dass sie eine Antwort für sie parat hätte. Eine Antwort, die sie selbst nicht zu finden in der Lage war.
Ihre innere Uhr und der Stand der Sonne verrieten Jibrielle, dass sie eine gute Stunde mit der Meditation verbracht haben musste, und das sollte ihr erstmal genügen. Das Knurren ihres Magens verriet, dass es Zeit fürs Frühstück war.
Jibrielle beendete ihre Meditation, blickte noch einmal auf den Horizont, den die Berge Naboos in der Ferne abzeichneten, nahm sich noch einmal fest vor, bei der nächsten Gelegenheit eine Wandermeditation durch dieses malerische Naturreich zu machen, und kletterte vorsichtig die Leiter zum Dach herunter.

Im Haus herrschte noch Stille und nirgendwo war eine muntere Seele zu sehen. Auf dem Weg zu Mirandas Zimmer ging sie an denselben Fotos jener toten Frau vorbei, die ihr die letzte Woche über so vertraut geworden war. Eine Ehefrau, Mutter, Clownin, Anführerin - und Kämpferin. Die einzige Version von Deanna Trineer, die Jibrielle jemals kennenlernen würde, war die einer Heldin. Eines geradezu perfekten Menschens. Dafür hatten all die Erzählungen über sie gesorgt. Wie sie tatsächlich gewesen ist, sollte für immer ein Geheimnis für sie bleiben. Theoretisch hätte sich Jibrielle glücklich schätzen sollen, sie niemals verloren zu haben - und doch trennte sie dieser Umstand doch nur weiter von Trauernden, von der Familie und von Miranda. Jibrielle war klar, dass das irgendwie nur in ihrem Kopf stattgefunden war, doch sie hatte sich nunmal fremd und fehl am Platz hier gefühlt. Und obgleich es absolut richtig und wichtig gewesen war, für Mira da zu sein, hatte sie sich ihr doch kaum nahe gefühlt. Bis letzte Nacht.
Jibrielle schlich sich in Mirandas Zimmer, schloss leise die Tür und lugte übers Bett. Miranda schlief noch. Das rabenschwarze Haar wild über dem Kissen verteilt, der Mund leicht geöffnet. Jibrielle tappste um das Bett herum und ging vor Mirandas Seite in die Hocke.


"Heeeeeeey Honeybunny..."

hauchte sie Mira zu und grinste. Doch ihre Freundin regte sich nicht. Jibrielle stuppste ihr sanft das Kinn.
Ihre Geliebte regte sich.


"Heeeeeeeeey du Faultierchen. Aufstehen. Frühstückszeit."

Ein leichtes Lächeln huschte über Mirandas Züge, bevor sie den Kopf kaum merklich schüttelte und sich fester ins Kissen drückte. Die Jedi grinste, pflanzte Mira mit den Fingern einen Kuss auf die Schulter und schlich zum Kleiderschrank. Das Chaos darin hatte sich seit dem Tag, als Jibrielle ihn zum ersten Mal vor einer Woche gesehen hatte, nicht geändert. Offensichtlich war er nach Mirandas Umzug vor wer weiß das schon wievielen Jahren zum Sammelschrank für die ganze Familie geworden. Mindestens zwölf Morgenmäntel in unterschiedlichsten Farben hingen darin. Nur zwei von ihnen waren im selben Muster und derselben Farbe gehalten - offenbar im Partnerlook. Auf einem waren große Diskusse abgebildet. Jibrielle schmunzelte in sich hinein und griff sich den kuscheligen türkisen und warf ihn sich über die Schulter. Sie schlang ihn fest um sich und blickte zur schlafenden Miranda.
"Ich weiß nicht", hatte Jibrielle letzte Nacht auf Miras Frage geantwortet. "Ich habe es nie anders kennengelernt. Ich wusste nicht wirklich, was ich vermissen soll." Das war die Wahrheit gewesen, doch Jibrielle hatte sich gewünscht etwas anderes sagen zu können. Und sei es, um nicht die Traurigkeit in Mirandas Augen glimmen zu sehen. Vor allem aber, war es halb gelogen gewesen.

Jibrielle fand den Weg in die große Familienküche und achtete bei jedem Schritt mit ihren viel zu großen Gästehausschuhen darauf, nicht gegen irgendwas gegen zu treten oder etwas umzustoßen. Im Kühlschrank fand sie Eier und Butter und auch sonst fand sie alles, um leckere Waffeln zuzubereiten. Sie warf die Kaffeemaschine an, die sie in den letzten Tagen schon öfters bedient hatte, und machte das Waffeleisen startklar. Obendrein holte sie zwei Tassen aus dem Schrank und erschrak sich beim Umdrehen so sehr, dass ihr ein Becher aus den Händen viel und beinahe auf dem Boden zerschellt wäre. Zwei Zentimeter über dem Füßboden blieb er in der Luft stehen und flog langsam in ihre Hand zurück. Doch der Krach war angerichtet: Ihr gepresster Aufschrei hatte Graham Trineer geweckt, der offenbar am hintersten Ende des Küchentischs eingeschlafen war - letzte Nacht.


"Ähm ..."

sagte Jibrielle unsicher und hielt für einen Augenblick die Hoffnung am Leben, er würde einfach wieder wegschlummern wie seine werte Tochter gerade eben. Aber nein. Er rieb sich die Augen und schaute sie leicht verwirrt an.

"Ähm guten Morgen, Mr. Trineer. Ich ähm..."

stammelte sie, grinste verlegen. Und machte einen Schritt auf ihn zu, um eine Tasse vor ihn auf den Tisch zu stellen.

"Hab Café für uns gemacht."

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Was Lannisters waren? Der schönste und wunderbarste Teil seines Lebens, nicht mehr. Und für einen Moment, da war er wieder bei der Meisterschafsfeier, und Miranda warf den Diskus wieder aus Spaß übers Feld... Und er rannte und sprang, und erwischte das Sportgerät eine Handbreit vor Dionas hübschem Gesicht. Aldridge wurde warm ums Herz als er an sie dachte, er liebte sie so sehr, dass es weh tat. Wäre sie nicht gewesen, er wusste nicht was ihm passiert wäre. Für einen Selbstmord war er nach wie vor zu feige, aber vielleicht hätte er so lange gesucht und provoziert, bis er jemandem begegnet wäre, der es für ihn beendet hätte. Vermutlich wäre er aber höchstwarscheinlich einfach weiter der jammernde Waschlappen geblieben, der er immer gewesen war.


„Die Lannisters sind eine Sportmanschaft.. und ja, die Musik hatte was damit zu tun.“

Erklärte er fast ohne Betonung, während er aus dem Fenster sah. Aldridge glaubte, dass Alana ihn anlog, was ihren Mann anging. Nicht das er glaubte, das sie keinen Ehemann hatte, wenn er sie so ansah, schätzte er sie auf mindestens mitte Zwanzig, da konnte man durchaus schon verheiratet sein. Aber sie wirkte einfach so, er kratzte sich am Bart, während er nach der passenden Formulierung suchte, sie wirkte nach wie vor so verloren.

„Du und dein Mann, ihr werdet sicher viel Spaß hier haben. Theed ist ein schöner Platz für Liebende“.

Er hielt seine linke Hand in die Höhe, und zeigte seinen Ehering, den er genau wie Dionas Gegenstück zu seiner Schande, von seinem Erbe gekauft hatte. Richtige Männer verdienten sich die Eheringe, die sie ihrer Frau schenkten selber.

„Meine Frau und ich, fühlen uns wie frisch verliebt, wenn wir am Palast spazieren gehen.“

Al wusste nicht, warum er seine Frau so deutlich erwähnte, vielleicht weil er Smaltalk betreiben wollte, der in dieser Situation mehr als schwer zu betreiben war. Vielleicht war es aber auch eine Antwort auf ihren all zu energisch aufgetragenen Hinweis zu ihrem Mann.

„Hör zu, ich bring dich noch ins Hotel, und dann werde ich heim fahren. Ich hatte eine lange Schicht, und werde mich nachher hinhauen.“

Oh ja, das würde er tatsächlich tun, und sich dann nur in der Unterhose ins Bett hauen, wo er heute Nacht die Chance dazu hatte. Diona hatte es schon früher gehasst, wenn er sich ihrer Meinung nach nicht richtig fürs Bett anzog. Sie war der Meinung, das Schlafanzüge eben nicht umsonnst erfunden worden waren. Tja und manche Frau in seinem Leben, hätte sich beschwehrt, wenn er mehr als eine Unterhose hätte tragen wollen. Al schmunzelte in sich herein, er liebte Diona, mit all ihren Eigenheiten.

„Schau da sind wir schon.“

Er wies mit einem Nicken in Richtung der Second Street, die in der Dunkelheit immer näher kam. Das Hotel Calfica, eine der schönsten Adressen für Touristen lag direkt hinter der Kurve, in die der Gungan das Taxi mit sanften Händen lenkte. Theed war übersäht mit Hotels, und Aldridge konnte vielleicht eine handvoll Namen aufsagen, aber das Calfica? Sehr teuer, sehr exklusiv, weswegen unteranderem der Vorstand der Lannisters dort regelmäßig die Gastmanschaften der anderen Clubs unterbringen lies. Eines war sicher, Alana hatte Geld. Ein paar Herzschläge später, übernahm Aldridge trotzdem die Rechnung für die Fahrt, und wies den Gungan an zu warten.

„Wollen wir?“

Er stieg aus, ging in den prasselnden Regen, machte ein paar schnelle Schritte ums Heck des Gleiters, und öffnete der blonden Frau die Tür.

„Weist du, ich hoffe das du dich nicht unterkriegen lässt, und dir trotzdem eine schöne Zeit machst.Ich wünsche dir wirklich das beste.“

Al hätte ihr die Jacke angeboten, hätte sie sich nicht längst in den dicken Parka gewickelt. Oh ja, er würde nachher baden, und sich dann ins Bett kuscheln. Ein guter Plan. Er würde sie ins Hotel bringen, und dann weiter, das war der Plan, ein guter Plan.

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Hätte man Jibrielle und Miranda neben ihn gestellt, manch einer hätte ohne zu zögern die junge Jedi für seine Tochter gehalten. Seine wirkliche Tochter, Miranda, sah ihrer Mutter so ähnlich, dass es ihm dieser Tage fast weh tat sie anzusehen. Aber auf der anderen Seite tröstete ihn seine Tochter mit ihrer Anwesenheit so sehr. Graham meinte nicht einmal die grenzenlose Unterstützung und Liebe, mit der sie ihn so bedingungslos und voller Hingabe überschüttete. Sie hatte IHRE Augen, und war somit der lebende Beweis, das etwas von Deanna noch hier war.


„Jibrielle.“

Graham viel auf, dass er sie niemals angesprochen hatte, seitdem sie hier war. Er hatte es nicht gekonnt, weil..weil einfach das Schlimmste passiert war. Das Unausprechliche, das Undenkbare war passiert, und ihm hatte es Sprache und normales Denken und Fühlen geraubt. Trotzdem versuchte er ein Lächeln, ob er Erfolg gehabt hatte, das wusste er nicht, denn sein Gesicht fühlte sich wie der Rest seiner Selbst taub ab, vor lauter Schmerz über ihr Fehlen. Graham hoffte das ihm ein Lächeln gelungen war, denn das war das Mädchen, dass es geschafft hatte Mirandas Herz im Sturm zu erobern. Sie hatte ganz sicher keine Ahnung, was sie da unmögliches geschafft hatte.

„Ich heisse Graham für dich, nicht Mr. Trineer.“

Sie hatte unglaublich warmherzige Augen, auch wenn sie gerade noch so unsicher wirkte. Graham musste unwillkürlich an seine letzte Begegnung mit Meisterin Cheetah denken. Sie hatte versucht seiner Frau zu helfen, und es war ihr nicht gelungen weil der Schaden zu groß gewesen war. Die feline Jedi hatte die ganze Zeit so unnahbar gewirkt, nicht aus irgend einem trivialen Eindruck vermeindlicher Unfreundlichkeit. Nein sie hatte einfach wie eine Jedi aus den Filmen gewirkt, beeindruckend, voller Anmut und überirdischer Würde. Jibrielle wirkte auf den ersten Blick wie ein ganz normales, hübsches Mädchen, das zufällig Tassen mit Hilfe der Macht auffangen und schweben lassen konnte. Graham war klar, das dass Mädchen ganz sicher, so unendlich viel mehr war.

„Danke für den Kaff.“

Graham flüchtete sich für einen Herzschlag in eine Fantasie. Wäre die junge Jedi, wie von ihm und Deanna so sehr gewünscht gekommen, wenn Deanna noch gelebt hätte... Sie hätten sie mit offenen Armen empfangen, und mit großer Freude in der Familie willkommen geheissen. Und warscheinlich hätte Deanna sie gepackt, und wäre mit Jibrielle spazieren gegangen, genau wie sie es mit Aldridges Freundinnen gemacht hatte, um sich ein genaues Bild von ihr zu machen. Deanna war eine Löwin gewesen, die ihre Kinder bedingungslos geliebt hatte, mehr als ihr eigenes Leben.

Das Herz des Architekten wurde schwer, als die süße Fantasie der Realität wich. Deanna hatte ihre Liebe für ihre Kinder mit ihrem Leben belegt, als sie sich lieber zusammen mit Jules in die Tiefe gestürzt hatte, als zu riskieren, das er ihrem Sohn noch weiteres Leid antat.
Aldridge...er hatte auch ihre Augen, und Graham fürchtete das er seinen Sohn für immer verloren hatte. Er sehnte sich so sehr nach ihm, das musste doch zu klären sein. Er wollte Aldridge wiederhaben, es durfte doch nicht sein, das Jules ihm auch noch seinen Sohn entrissen hatte. Graham streckte die Hand nach der angebotenen Tasse, und drehte das Porzellan zwischen den Händen hin und her. Die Warheit war, das er eigentlich keine Kraft hatte, um zu reden, oder um zu denken, er wollte es trotzdem tun, vielleicht verblasste die erdrückende Realität ja für ein paar Momente. Er versuchte wieder ein Lächeln, und war sich diesmal sogar sicher, das es ihm gelang. Die Freundin seiner Tochter war bei ihm, genau wie vor ein paar Tagen, als sie von ihm gegangen war.


„Ich möchte Dir für deine Anwesenheit danken. Du gibst meiner Tochter viel Kraft.“

Ein kratzendes Geräusch durchstieß die Stille, als Graham sich mit der Hand übers bärtige Kinn fuhr. Wann hatte er sich eigentlich das letzte mal rasiert? Graham hatte es vergessen, das war in einem anderen Leben gewesen.

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Jibrielle -
 
- Naboo – Theed – Vor dem Hotel Calfica – Mit Al –

Nach der warmen, aufgeheizten Luft des Taxis weckte der kalte Regen wieder unangenehme Erinnerungen. Riley zog ihre Schultern zusammen und wusste schon bei dieser Bewegung, dass sie morgen unter Verspannungen leiden würde, hervor gerufen durch die verkrampfte Haltung ihrer Muskeln, weil sie so fror. Es waren jedoch nur noch wenige Schritte und nur noch ein paar Minuten, bis sie alles, was an diesem Abend geschehen war, vergessen konnte. Sobald sie die Tür ihres Hotelzimmers hinter sich schließen würde, würde sie einfach alles ausblenden. Das hatte schon oft funktioniert. Anders ließen sich manche Dinge gar nicht ertragen. Das Taxi fuhr davon, nachdem Aldridge für die Fahrt bezahlt hatte – etwas, das er nicht hätte tun müssen, wofür Riley jedoch im Stillen dankbar war. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich mit ihren eigenen Finanzen auseinander setzen musste. Finanzen… alleine der Begriff fühlte sich schon falsch an. Sie besaß nichts außer dem Geld, das sich auf ihrem Credit-Stick befand und nicht einmal das gehörte ihr, streng genommen.

“Im Augenblick präsentiert sich Theed eher von seiner schlechten Seite.“

Riley hatte ihre Augen vor eintretendem Regen mit der Hand abgeschirmt, während sie zu Aldridge aufsah. Er war ein großer Mann, größer als die meisten. Bezogen auf das Wetter und speziell darauf, was ihr gerade eben noch passiert war, war an ihrer Aussage viel Wahres dran. Zeigte sich die Stadt dagegen im Sonnenlicht, war es wirklich wunderschön hier. Nicht, dass das jetzt noch einen Unterschied gemacht hätte. Ein paar Stunden Schlaf, Zeit um sich auszuruhen und dann würde sie zurück fliegen. Es war das Klügste, das sie tun konnte. Dann würde sie sich auch um ihre „Finanzen“ keine Sorgen mehr machen müssen.

“Ich werde meinem Mann den Palast als Ausflugsziel vorschlagen.“

Das Lächeln, das Riley Aldridge bot, war höflich, aber nicht echt. Sie konnte Konversation betreiben. Männer, die viel von sich hielten, erwarteten, dass man ihnen beipflichtete und ihre Meinung unterstützte. Als Frau musste man dies tun um ihnen zu gefallen. Bisher hatte Aldridge sich zwar nicht verhalten wie die meisten Männer, doch das konnte sich jederzeit ändern. Die Gefahr war immer da, auch wenn er ihr geholfen hatte und auch wenn er nett zu ihr war und in fast liebevollen Worten von seiner Frau sprach. Alles konnte Fassade sein, so wie bei Riley selbst vieles Fassade war. Möglicherweise war er nicht einmal verheiratet. Vielleicht war es eine Lüge. „Traue niemandem.“, hatte ihr einmal jemand geraten.

Eingewickelt in die Jacke des Fremden, betrat Riley durch die durch einen Portier geöffnete Tür das Hotel. Es waren nur wenige Schritte über den blank polierten Boden bis zum Turbolift, nur wenige Schritte den Gang entlang bis zu ihrem Zimmer und bis sie vergessen konnte. Um sich unauffällig zu geben, hielt sie den Kopf gesenkt – nass und durchgefroren wollte sie keine unnötigen Blicke auf sich lenken. Das Klackern ihrer Schuhe jedoch verriet sie, und als hätte sie es geahnt, hörte sie schließlich ihren Namen, oder zumindest den, den sie als den ihren ausgab.


"Mrs. Donovan?"

Der Ruf kam von der Rezeption und Riley, die sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte, blieb nichts anderes übrig, als zu reagieren. Sie reckte ihr Kinn und ein Hauch von Hochmut umwehte sie, trotz ihres durchnässten Anblicks. Es war der Schein, den sie wahren musste, die Fassade, die sie aufrecht erhalten musste.

"Es ist uns sehr unangenehm, Mrs. Donovan, doch wir müssen Sie bitten die fällige Anzahlung für Ihren Aufenthalt in unserem Hause zu leisten."

Das Gesicht der Rezeptionistin verriet durchaus ehrlichen Zwiespalt. Riley war schon zuvor aufgefordert worden, eine Art Sicherheit für das Hotel zu hinterlegen, hatte sich bisher jedoch damit heraus geredet, dass ihr Mann die ausstehenden Zahlungen leisten würde, sobald er nachreiste - was nie passieren würde.

"Ich sagte Ihnen bereits, dass mein Mann in Kürze hier eintreffen und alles finanzielle regeln wird."

Wiederholte sie tapfer ihre Geschichte.

"Es gibt keinen Grund, sich zu sorgen, dass wir nicht zahlungsfähig..."

"Mrs. Donovan, ich fürchte, es ist die Politik unseres Hauses, dass wir von unseren Gästen eine Sicherheit einfordern müssen. Ist das nicht möglich, sind wir leider gezwungen, Sie zum Auszug zu bitten."

Obdachlos, die unterste aller Stufen. Egal wie tief sie fiel, so weit durfte es nie kommen. Alles, nur das nicht. Riley spürte Aldridges plötzlich unangenehme Gegenwart hinter sich und fühlte sich zum Handeln gezwungen. Jede Sekunde, die sie länger zögerte, verriet sie. Wider ihren Willen legte sie ihren Credit-Stick auf den Tisch vor ihr. Sie wusste, dass sie früher oder später die Hotelrechnung würde bezahlen müssen, doch sie hatte zuerst einen größeren Gewinn beim Glücksspiel einstreichen wollen. Bezahlte sie schon jetzt, wusste sie nicht, wie viel Credits für ihren nächsten Einsatz übrig blieben. Jedoch sah es so aus, als hätte sie keine Wahl.

"Vielen Dank. Wir werden die bis zum aktuellen Zeitpunkt fälligen Zahlungen abbuchen."

Die Mitarbeiterin nahm den Credit-Stick an sich und die Zeit schien langsamer zu vergehen als zuvor. Jede Sekunde, die Riley warten musste, zog sich länger und länger dahin, bis die Frau zurück kam und sich verlegen räusperte. Sie senkte ihre Stimme.

"Haben Sie noch einen anderen Credit-Stick?"

Fragte sie diskret und Riley rutschte das Herz in die Hose.

"Es tut mir Leid, doch es scheint, dass dieser Stick die Kosten nicht auffangen kann."

Sie wollte sich sagen, dass sie stark bleiben musste, wie schon so oft. Sie wollte sich sagen, dass sie alles schaffen konnte, doch es war schwer.

"Wenn Sie Ihren Mann kontaktieren möchten..."

Bot die Rezeptionistin an und wies auf einen Raum hinter sich, doch Riley schüttelte den Kopf. Es war vorbei. Eine Nacht auf dem Raumhafen konnte sie schaffen, bis sie Morgen einen Weg fand, zurück nach Hause zu fliegen. Sie hatte noch ihren Schmuck. Der war weit mehr wert als ein Flug.

"Ich werde meinen Besitz holen."

Äußerte sie gefasst. Was sie damit meinte, war ihre Einkaufstasche mit den wenigen Dingen, die sie seit ihrer Ankunft gekauft hatte: Kleider und Toilettenartikel. Sie hatte verloren, wieder einmal, und er hatte gewonnen. Wie immer.

- Naboo – Theed – Hotel Calfica – Mit Al –
 
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"Ich heisse Graham für dich, nicht Mr. Trineer."

sagte Mirandas Vater. Ein breites, zwei Dutzend Zähne und eine Zahnlücke entblößendes Lächeln stahl sich auf Jibrielles dümmliches Gesicht und gefror dort. Es war vielleicht das erste Mal, dass Jibrielle mehr als nur Trostlosigkeit, Gleichgültigkeit oder Traurigkeit in seiner Stimme gehört hatte. Er klang beinahe ein bisschen froh.

"Klar. Möchtest du ... Milch und Zucker in deinen Café - ich meine Kaff, Graham?"


sagte sie und kramte schnell eine kleine Packung Kondensmilch und eine alte Porzellanschale voll Zuckerwürfel auf den Tisch, bevor sie die nun mit brodelnd braunem Wasser gefüllte Kaffkarave auf den Tisch stellte. Sie setzte sich ungelenk an den Tisch, goss beiden ein und langte sogleich nach den weiteren Zutaten, um die Angelegenheit gewohnt süß und weniger beißend zu machen.

"Ich habe früher immer gesagt: Ich trinke meinen Milch und Zucker mit viel Café, hehe."

meinte sie mit leicht verstellter Stimme und wusste dann nicht mehr, was sie sagen sollte.
Zum Glück beendete Graham die leicht unangenehme Stille.


"Ich möchte Dir für deine Anwesenheit danken. Du gibst meiner Tochter viel Kraft."

Das Grinsen erstarb etwas und Jibrielle schaute in ihre Tasse.

"Natürlich."

Sie erwiderte sein sanftes, vages Lächeln - vermochte jedoch ihrerseits auch nur schwach die Mundwinkel zu heben.

"Ich versuche für sie zu tun, was ich kann. Auch wenn ich meist nicht genau weiß, was ich überhaupt tun kann..."

Mira war bei ihrer Familie, und Jibrielle wusste, das war letzten Endes das Wichtigste. Vielleicht waren all das nur Hirngespinste und Fantasien in ihrem Kopf, aber Jibrielle war sich ziemlich sicher: Da sie nie eine richtige Familie gehabt hatte, wusste sie, das ihr etwas Unersetzliches fehlte. Und Mira nun auch. Sie selbst war doch nur eine Freundin für Mira - eine Freundin die mit ihr schlief und die sie liebte - aber doch nur eine Freundin. Wie konnte sie jemals ein Teil der Familie ersetzen wie Deanna? War sie nicht mehr als ein Pflaster auf einer großen Wunde? Vielleicht war es ledlich ihre Aufgabe, Miranda für einen kurzen Augenblick in ihrem Leben Freude zu geben wie sie konnte. Und dann, irgendwann, würde sie das Pflaster abreißen und mit ihrem Leben so gut weitermachen, wie sie kann.
Sie versuchte sich ein letztes Mal an einem müden Lächeln und stand auf, als sie damit scheiterte.


"Waffeln. Waffeln wollte ich machen. Gibt's zum Frühstück".

Sie gab die bereits zurechtgelegten Zutaten in die Backschüssel und begann mit einem großen, rustikalen Holzlöffel energisch den Teig zu rühren. Das langsam aufbauende Brennen in ihren Oberarmen war angenehm.

"Weißt du, das einzige worin ich je gut war, war es eine Jedi zu sein. Und wirklich super gut war ich auch da nicht drin. So häusliche Dinge im Alltag und dergleichen, Kochen oder so, da war ich nie gut drin. Ich hoffe also, die Waffeln werden genießbar!"

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Graham nahm einen Schluck vom Kaff, und sein leerer Magen reagierte sofort mit wohligem Knurren. Der Kaff schmeckte köstlich, und Jibrielle Dari, Jedi und Liebe seiner Tochter verkaufte sich unter Wert. Natürlich tat sie das, die Umstände in die sie gestoßen worden war, könnten schwieriger nicht sein, für jemanden der neu in einer Familie ankam. Das er sich selbst in einer Situation befand, deren Schmerz und Leere er nicht im Ansatz adäquat beschreiben konnte, verhinderte so sonderbar es auch war nicht, dass er Mitgefühl hatte.


„Das sind triviale Dinge.“

Er meinte damit so unwichtige Dinge, wie Kochen, Putzen und all die anderen kleinen Notwendigkeiten, die keine Rolle spielten. Graham wünschte sich jede Minute seines Lebens zurück, in der er sich mit Deanna über genau solche Dinge gestritten hatte. Er würde jede dieser Minuten dafür nutzen, ihr zu sagen das er sie liebte. Jede einzelne sinnlos verschwendete Minute würde er dafür nutzen.

„Ich bin sicher die Waffeln werden schmecken.“

Er hatte Hunger, sehr großen Hunger. Graham raffte sich auf, und versuchte sich seinen Anzug glatt zu streichen, es gelang ihm nicht, und es war auch egal. Der Architekt ging an die Kühleinheit, und zog eine Flasche Wasser aus ihr hervor.

„Darf ich?“

Er gab einen Schluck des sprudelnden kalten Wassers in den Teig, den die junge Jedi gerade anrührte.

„Das macht den Teig lockerer, ein kleiner Tipp von einem Hobbykoch.“

Ein Schatten eines Lächelns umspielte seine unrasierten Züge. Wie nüchtern sie ihr Dasein beschrieben hatte. Einem Jedi zu begegnen, war so warscheinlich wie von einem Kometen getroffen zu werden. Und nun stand eine Jedi in seiner Küche und machte Waffeln für ihn. Graham wusste nicht, ob er sie anders betrachtet hätte, wären die Umstände anders. Vermutlich, zumindest bis zu dem Moment, indem er sie leibhaftig erlebt hatte.

„Ich glaube wenn man berufen ist, gibt es keine Bewertungsskala, an der man sich wirklich orientieren kann.“

Er sah sie vor sich, in ihrer schönen Gala Uniform, ein paar Augenblicke nachdem sie zur Captain befördert worden war. Ihre Augen waren feucht, sie war gerührt. Deanna war keine Jedi gewesen, aber eine Berufene ganz gewiss.

„Du bist die dritte Jedi, der ich in meinem Leben begegne Jibrielle.“

Und jede Begegnung war mit Traurigkeit verbunden gewesen.

„Vor vielen Jahren bin ich Meister Skondras begegnet. Ich hab damals meine Frau von einem fürchterlichen Einsatz abgeholt. Ein Gleiter mit jungen Polizei Schülern war mit einem Transporter kollidiert, und war fast einen Abhang herab gestürzt. Jener Meister, ein älterer Nautolaner, hat fast alle retten können.“

Graham seufzte, als er an damals dachte. Deanna und er hatten Jules damals getröstet, und versucht ihm Halt zu geben. Mit dem Wissen das er heute hatte, hätte Graham den verdammten Teufel in den Abrund gestürzt.

„Vor ein paar Tagen war Meisterin Cheetah hier, sie hat meine Frau bei ihrer Arbeit unterstützt..Sie hat sogar versucht Deanna zu retten..“

Und es wurde wieder real, schon wieder... Vor ein paar Tagen noch, da war sie lebendig und Kerngesund durch dieses Haus gelaufen. Sie war tot, unglaublich..unglaublich...einfach nur surreal.

„Ich weis nicht, wieviele Jedi es genau gibt, oder ob du beide Meister kennst, aber eines weis ich genau“.

Der Architekt zog die Schultern hoch.

„Du bist die Mächtigste von allen, du stärkst mein Mädchen mit deiner blosen Anwesenheit."

Fakt war, dass Graham nicht leben wollte, er hegte keine Selbstmordgedanken, nein. Er wollte einfach nicht am Leben sein, und die paar Sätze, die er gerade gesprochen hatte, hatten ihn schon ermüdet. Doch eines wollte er ganz gewiss, er wollte das Miranda lebte, er wollte das sie wieder glücklich werden konnte. Miranda war alles was er noch hatte, sein wertvollster Schatz. Und das Mädchen neben ihm, hielt diesen Schatz in ihren Händen.

"Wo kommst du her Jibrielle?"

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Jibrielle -
 
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Miranda wurde von einem dumpfen Pochen aus dem Schlaf geweckt, eines das sie zu gut kannte. Es war ganz sicher, zu Hundert Prozent Bob. Das Tortapo liebte es, direkt an den Hauswänden entlang zu patrolieren, und blieb immer wieder, verlässlich wie ein Uhrwerk in den Pflanzen hängen. Die Naboo versuchte das Tortapo zu ignorieren um weiter zu schlafen, aber der Panzer schlug immer energischer gegen die Außenwand unter ihrem Fenster, und ihr Geduldsfaden wurde immer kürzer. Entnervt raffte sich Miranda auf, langte nach ihrer Brille, und zog sich das Nachthemd wieder an, dass ihr dank Jibrielle letzte Nacht abhanden gekommen war, und tapste auf nakten Füßen zum Fenster.


„Du kleiner Blödmann lernst es auch nie oder?“

Bob hatte sich in den Ranken unter ihrem Fenster verfangen, und zog und zerrte, was nur bewirkte, dass seine Hinterbeinchen sich noch mehr in der Pflanze verfingen. Miranda beugte sich über den Sims, streckte beide Hände nach Bobs Panzer aus, um sie sofort wieder zurück zu ziehen. Das Tier fauchte und schnappte nach ihren Fingern. Er hatte es ihr immer noch nicht verziehen.

„Komm schon Mom, das kannst du nicht machen!“

Sie würde mit dem Spice aufhören, von ganz allein, dafür brauchte sie keinen Entzug, schon gar keinen in einer Klinik. Da gab es nur Versager, dreckige Junkies, und anderen Abschaum. Sie hatte in den letzten Zeiten blos ein bisschen hart gefeiert.

„Weist du was ich machen sollte? WAS ICH MACHEN MÜSSTE? “

Sie zog plötzlich ihre Handschellen vom Gürtel, und hielt sie Miranda entgegen.

„Ich müsste dich eigentlich sofort verhaften, und dich in die nächste Zelle werfen! Doch ich liebe dich zu sehr..SO sehr das ich meine Prinzipien und meine Pflichten für dich verrate!“

Ihre Mutter lief vor ihrem Bett hin und her, und Miranda befand das die alte Frau übertrieb, was plusterte sie sich so auf?

„Hör mal Mom, ich verspreche dir dass ich mich in Zukunft zusammenreisse. Ich mach das nicht mehr.“

Ihre Mutter blieb abrupt stehen, und sah sie mit so viel Unglauben an, das Miranda fast lachen musste. Bis ihr das Grinsen im Hals stecken blieb.

„Ich nehme keine Versprechen von Junkies an.“
…..

„Tut mir leid das ich dich umgeworfen habe Bob.“

Entschuldigte Miranda sich endlich bei dem Tier, dass mit der Überdosis war mittlerweile fünf Jahre her. Und nicht seit gestern wusste sie, das die vermeindliche Kälte, und Lieblosigkeit die ihre Mutter damals an den Tag gelegt hatte, nachdem alles ans Tageslicht gekommen war, nicht weniger als ein Ausdruck von unerschütterlicher Liebe gewesen war. Sie hatte ihr das Studium untersagt, sie in einen Entzug geschickt, und sie ein ganzes Jahr bei sich im Revier als Kaff Schubse arbeiten lassen. Und ganz zufällig, hatte Mom sie ganz oft zu jungen Junkies geschickt, die ganz unten angekommen waren, um sie mit dem Nötigsten zu besorgen. Sie hatte gesehen wie weit man sinken konnte, ganz tief, bis zu einem Punkt, an dem man nicht mehr zurück konnte. Mom hatte sie gerettet, und das sie tot war, war eine Sünde, ein Fehler. Es viel ihr gerade verdammt schwer, an die Unfehlbarkeit der Schöpfer zu glauben. Es machte keinen Sinn das Deanna Trineer, dieser wertvolle, kluge und so unendlich großherzige Mensch tot war, und Menschen wie sie selbst lebten. Sie konnte in ihrem Leben nicht mehr so viel gutes tun, wie es ihrer Mutter getan hatte, nicht im Ansatz konnte sie so wertvoll sein, dass ging nicht.

Ein Zirpen riss Miranda aus den Gedanken, als sich ihr Comlink bemerkbar machte. Miranda raffte sich auf, lies Bob zurück, der seinen Kopf noch nicht wieder aus dem Panzer geschoben hatte, und schloss das Fenster. Das Comlink vibrierte und tönte stumpf unter ihrer Bettdecke, und sie musste an die letzte Nacht denken. Es hatte ursprünglich neben ihrem Kopf auf der Matratze gelegen, doch dann waren Jibrielle und ihre Liebe dazwischen gekommen. Miranda hatte für kurze Zeit frei Atmen können, für kurze Zeit wieder ein Leben gehabt. Jetzt war die Realität leider wieder da.

„Hey Miri.“

Zu ihrer Enttäuschung war es nicht Aldridge der sich meldete, sondern ihre Cousine Cosima. Nicht das sie sich nicht freute von ihr zu hören, aber es wurde so langsam auch endlich Zeit das Aldridge sich zusammen riss. Die Naboo konnte es nicht fassen, das ihr Bruder nicht zur Beerdigung gekommen war. Aldridge war ihr ganzes Leben immer für sie da gewesen, hatte sie immer beschützt, und jetzt hatte er sie völlig allein gelassen. Was war ihm blos wiederfahren.

„Sag mal, bist du sicher das Nicky Sheppard kein Fantom ist? Ich hab sie weder in diesem Café erwischt, noch Zuhause.“

Miranda lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie wusste es noch immer nicht.

„Nicky war garantiert Zuhause, wir hatten uns gestritten, kurz bevor es...“

Miranda rief sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken, und spürte sofort einen Kopfschmerz, der keine physische Ursache hatte.

„Weist du was Cosi? Ich versuche es selber bei ihr. Und...“

Cosima war auf Lianna geblieben, nicht nur wegen der Arbeit, sondern auch um Al und ihr in Lola Curich den Rücken frei zu halten, wegen der Wohnung und all ihren Verbindlichkeiten. Miranda wusste wie gern sie zur Beerdigung gekommen wäre. Ihre Mutter war ein geliebter Mensch gewesen, weit über den engsten Familienkreis hinaus..

„...danke für alles.“

„Kein Problem, und beste Wünsche an Onkel Graham. Ich werde euch so bald ich kann besuchen.“

Miranda beendete das Gespräch, und beschloss keine Zeit zu verlieren. Desto schneller sie das Gespräch hinter sich bringen würde, desto besser. Sie wollte nicht mit Nicole reden, ganz sicher nicht, nicht nachdem was passiert war....

Eine Viertelstunde später, frisch geduscht, aber mit noch leicht feuchtem Haar, schloss Miranda ihre Schlafzimmertür hinter sich. Sie trug eine eine schwarze Wollmütze, nur um sich draussen nicht zu erkälten, wenn sie mit Nicky sprach. Gegen die aufkommende Nervösität, hatte sie sich eine Zigarette angesteckt. Die Schachtel hatte sie in ihrem Kleiderschrank gefunden, ein Fundstück aus alten Tagen. Die Naboo hörte Geräusche aus der Küche. Ein Mann räusperte sich...ihr Vater war in der Küche! Sehr gut! Hunger war ein gutes Zeichen!

„Dad? Ich gehe mal kurz nach draussen, eine rauchen.. Jibrielle ist sicher noch Joggen oder so, ich mach dir gleich ein schönes Frühstück.“

Die Djane sah sich im Flurspiegel, und musste unfreiwillig schmunzeln. Mütze, Stiefel, Jeans und eine blau karrierte Hemdbluse. Nicky hatte das immer sehr charmant ihr Homo Outfit genannt. Sie musste mit ihr reden..

„Oh!“

Miranda hatte einen Blick in die Küche geworfen, und Jibrielle war ganz und gar nicht Joggen. Sie stand neben ihrem Dad und blickte sie leicht verwirrt an. Und Miranda registrierte, das sie eine Zigarette rauchte, vor Jibrielle, zum ersten mal, ohne das sie je gewusst hatte, das sie dieses Laster mal sehr geliebt hatte....und für den Moment gerade liebte..

„Hi Schatz, ichhabschonvorewigkeitenmitdemrauchenaufgehörtundmachesauchnichtmehraberesistgerade so stressig!“


- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - vor der Küche - mit Jibrielle, Graham -
 
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Seine Hand ruhte auf dem polierten Steintisch, der mit seiner kühlen und glatten Oberfläche einen starken Kontrast zum weichgepolsterten Sessel, auf dem er saß. Ein Hotel, mitten in der Nacht. Aldridge war der einzige in der Lobby, und obwohl alles in ihm einfach nur heim wollte, musste er noch warten. Alana hatte noch seine Jacke, und damit seine Hausschlüssel. Die fremde Frau tat ihm irgendwie leid, nicht nur dass sie diesen schlimmen Übergriff erlebt hatte, jetzt noch diese letzte blöde Sache mit dem Geld. Er hatte es nicht hören wollen, war sogar ein paar Schritte zurück getreten, und hatte doch die passenden Wortfetzen mitbekommen, als die Rezeptionistin die Blondine konfrontiert hatte. Aber am Ende, und dazu brauchte er die Frau nicht mal zu kennen um das beurteilen zu können, gab es so vieles im Leben, dass so viel schlimmer war. Aldridge dachte an seine Mutter, die jetzt schon einige Monate tot war. Der Schmerz hatte nicht nachgelassen, nicht ein bisschen, aber anstatt wie brennendes Pech auf bloser Haut, fühlte er sich mittlerweile an wie unentwegte Flimsiplast Schnitte...in den Augäpfeln. Sein Vater lebte einfach so weiter, zumindest vermutete er dass, wieso sonnst hätte er seine Arbeit in seinem Architekturbüro vor einiger Zeit wieder aufnehmen sollen? Miranda lebte einfach so weiter, hatte sich sogar gefestigt und ihren Job bei Feelix gekündigt. Die Gespräche mit seiner Schwester hatten sich in den letzten Zeiten verändert. Sie distanzierte sich von ihm, zumindest bildete er sich das von Zeit zu Zeit ein. Dann weinte sie wieder, und versicherte ihm dass sie ihn so sehr vermisste, und an anderen Tagen, da war sie einfach nur wütend auf ihn....zurecht...alles. Er war ja selbst auf sich wütend, weil er selber einfach weiter lebte. Nicht das er wie Noa war, die sich nicht mehr gemeldet hatte, und sowieso alles direkt hinter sich gelassen hatte...aber am Ende ging auch für ihn das Leben weiter. Deanna Trineer war für gar nichts gestorben, und Aldridge hatte panische Angst davor, das man sie vergessen könnte. Er würde sie niemals vergessen, niemals, niemals, niemals. Und wenn es eine Tochter war, die da in seiner Frau heran wuchs, sie würde den Namen ihrer Großmutter bekommen, als zweiten Vornahmen. Wobei, selbst wenn es ein Junge wurde... Dean war auch ein schöner Name.. Im Grunde war es ihm egal, ein gesundes Kind, das war das wichtigste...und er würde dem Kind ein Vater sein, komme was wolle..

Das Klackern ihrer grazilen Damenschuhe, lies Aldridge aus seinen Gedanken wieder auftauchen. Alana hatte gesagt, das sie ihren Besitz holen wollte? Der musste in irgend einem Schließfach sein, denn sie hatte nicht einmal einen Koffer dabei...oder eine Jacke.


„Hey..“

Kam es ihm über die Lippen, als er sie ihn fast überrascht ansah, oder war es doch Scham? Aldridge hatte es seit Donnie aufgegeben Menschen deuten zu wollen, er konnte es ganz offensichtlich nicht. Alana sah gant schön elend und verlassen aus, wie sie vor ihm stand. Ihr Haar war noch immer klatschnass, ihr Makeup verabschiedete sich so langsam, und bei allem was ihm heilig war..ihr Ehemann war ganz offensichtlich ein Idiot. Wer schickte seine Frau auf einen Fremden Planeten, ohne sie mit genügend Geld auszustatten? Wer plante mit seiner Frau einen Urlaub, und nahm an den ersten Tagen nicht teil? Aldridge würde Diona niemals allein irgendwohin lassen, das Leben war viel zu gefährlich.

„Ich bin wegen meiner Jacke noch hier...“

Sie würde sich sicher irgend ein kleines Zimmer nehmen, und das Missverständnis morgen klären, und dann würde ihr Mann bald nachkommen, und dann würden die schlimmen Erlebnisse von heute Nacht zu einer Anekdote verpuffen.. Ja das war nicht sein Problem, er musste sie nicht umsorgen, nein das musste er nicht. Und trotzdem viel ihm die Gänsehaut auf, die ihre nakten Schultern umspielte, als sie ihm seine Jacke reichte. Sie.War. Nicht. Sein. Problem. Sie tat ihm leid. Sie. War. Nicht. Sein. Problem. Diese Frau war ganz allein, und hatte keine Herberge, und er sollte zurück in seine warme Wohnung, und da in sein kuscheliges Bett fallen, während sie im nächtlichen Theed umherrlief ? Er schuldete ihr gar nichts...

„Sag mal, bevor du da draussen erfrierst“.

Aldridge würde ihr gegen jede Logik helfen, er musste es einfach, weil es richtig war. Sein Blick ging an Alana vorbei durch die großen Eingangstüren in die verregnete, pechwarze Nacht..

„Willst du nicht die Nacht in meinem Gästezimmer verbringen?“

Er hatte bewusst nicht die Formulierung „Bei mir“ gewählt, für Frauen klang das viel zu schnell nach „mit mir“. Besonders für Frauen die zuvor belästigt worden waren. Diona schlief heute Nacht bei seiner Schwester..er würde sie nicht beschützen müssen. Alana tat ihm schrecklich leid, das stimmte, und er würde ihr helfen, wenn sie es denn wollte. Donnie hatte ihm damals auch leid getan, als er mitten in der Nacht vor seinem Bett gestanden hatte, und auch ihm hatte er helfen wollen... Aldridge würde in seinem ganzen Leben nie wieder Menschen vertrauen, außer Diona und Miranda..

„Du könntest endlich zur Ruhe kommen, und dann dieses Missverständis klären, Morgen früh, und dann deinen Mann kontaktieren.“

- Naboo – Theed – Hotel Calfica – Mit Al –
 
- Naboo – Theed – Hotel Calfica – Foyer – Mit Aldridge –

Dass Megan ein Stück weit von ihnen entfernt wartete, hatte seine Gründe. Riley wusste, dass ihre Geschichte nur schwer nachvollziehbar war. Sie war nicht auf Naboo um Urlaub zu machen, ihr Name war nicht Alana und niemand würde kommen um ihr bei der Zahlung ausstehender Kosten zu helfen. Dies alles waren Lügen die sie erzählte um ihre Spuren zu verwischen. Niemand durfte sie hier finden, daher durfte sie niemand mit dem Mädchen in Verbindung bringen, das sie wirklich war. Darüber hinaus hatte das Hotel ihr zugestanden, ihr für das Doppelzimmer, das sie für einige Tage hier bewohnt hatte, nur den einfachen Preis zu berechnen. Erst wenn ihr Ehemann nachkommen würde, würde der Preis für eine weitere Person belastet. Dass sie schon jetzt zu zweit dort geschlafen hatten konnte niemand wissen. Über die Halle des Foyers hinweg tauschten die beiden jungen Frauen einen Blick. „Wir gehen getrennt nach unten.“, hatte Megan vorgeschlagen, als Riley ihre Sachen aus ihrem Zimmer geholt hatte. Und so taten sie nun, als seien sie Fremde. “Es tut mir Leid, dass deine Jacke nass geworden ist.“ Riley streifte das Kleidungsstück von ihren Schultern, das Aldridge zurück haben wollte – der einzige Grund, warum er auf sie gewartet hatte. “Vielen Dank für alles.“ Neue Tränen wollten in ihr aufsteigen. Sie war eine Fremde für ihn und er ein Fremder für sie. Was er bisher getan hatte, hätte er nicht tun müssen und sie konnte nicht mehr von ihm erwarten, doch dennoch flammte ein schwacher Funken Hoffnung in Riley auf, dass er ihr doch noch ein letztes Mal helfen würde. Wenn er sie lediglich zum Raumhafen bringen würde… Ihr Plan stand noch immer, sie musste Naboo verlassen. Ohne Geld, ohne Freunde und ohne fremde Hilfe hatte sie hier keine Zukunft. Es ging einfach nicht. Und dann übertraf er plötzlich alle ihre Erwartungen und Hoffnungen. Riley konnte Aldridge nur noch mit großen Augen anstarren, als er ihr anbot, die Nacht in seinem Gästezimmer unter zu kommen. Es war bereits spät und sie kannte ihn nicht, doch er hatte ihr bereits mehr geholfen als jeder andere Mensch seit… “Meinst du das ernst?“, fragte sie zurück, fast schüchtern. Wenn sie musste, konnte sie ein paar Stunden auf dem kalten Raumhafen ausharren, so lange bis sie einen Flug zurück nach Hause fand. Besonders einladend war diese Aussicht jedoch nicht. Und was, wenn sie wieder in Schwierigkeiten geraten würde? Würde sie wieder das Glück haben, rechtzeitig gerettet zu werden? Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass wieder zufällig jemand in der Nähe sein würde der ihr helfen würde. Andererseits kannte sie auch Aldridge nicht und alles, das er ihr über sich erzählt hatte, konnte eine Lüge sein. Männern zu vertrauen war schwierig. Jeder einzelne von ihnen war eine potentielle Gefahr. “Ich weiß nicht.“, gab sie zögerlich zu und ihr Blick glitt fast fragesuchend zu Megan hinüber. „Tu es nicht“, hätte Venus ihr geraten, wäre sie hier gewesen. Sie war die Vorsichtige von ihnen Dreien, doch sie war nicht hier und alles, was Rileys sah, war Megans ermutigender Blick. „Du kannst jetzt nicht aufgeben“, schien sie ihr stumm mitzuteilen. „Wir sind schon so weit gekommen.“ Rileys Augen füllten sich einmal mehr mit Feuchtigkeit. Sie kämpfte mit sich. “Okay“ sagte sie schließlich und wagte den Sprung ins kalte, dunkle Wasser, hinein in die Ungewissheit. “Danke.“ Megan blieb im Foyer zurück während Riley und Aldridge hinaus gingen. Ihre Mundwinkel deuteten leicht nach oben als Riley ein letztes Mal unauffällig zu ihr herüber sah. Megan war stärker als sie, unabhängiger. Sie wusste, wie man alleine zurecht kam, in der Hinsicht hatte sie Riley viel voraus. Morgen würden sie wieder miteinander sprechen und einen Plan schmieden. Hoffentlich. “Ich möchte nur keine Umstände machen.“ Hörte sie sich sagen, als Aldridge ihr schon die Tür für das nächste, vor dem Hotel bereitstehende Taxi, öffnete. Eigentlich wollte sie einfach nur die Augen schließen und schlafen und sonst nichts.

- Naboo – Theed – Gleiter – Mit Aldridge –
 
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- Naboo - Theed - Zentrum - Als Wohnung - mit Riley -

Viel Holz, das war nicht nur ihr Wunsch sondern auch seiner gewesen, weswegen Aldridge und Diona sich sehr schnell einig geworden waren, als sie diese Wohnung ausgesucht hatten. Aldridge atmete tief ein und aus, als er mit Alana in den großen Wohnraum trat, der mit den polierten schönen Steinwänden, und den dekorativen, glänzenden Holzbalken das Zentrum der Wohnung bildete. Die zwei Bäder, die Küche, die beiden Schlafzimmer und das Gästezimmer, ordneten sich alle diesem einen wunderbaren Raum unter. Aldridge musste an seinen Vater denken, und sich für einen Moment ausmalen wie er diese Räumlichkeiten bewertet hätte. So wie seine Mutter stets mit Leib und Seele Polizistin gewesen war, so sehr war er immer Architekt gewesen. „Wir könnten die alten Holzbalken, gegen wiederstandsfähigeres, aber dennoch leichteres Holz austauschen“, hörte Aldridge ihn fast sagen, und beschloss das ihm die Wohnung sehr gefallen hätte. Die Warheit war, das Aldridge seinen Vater fürchterlich vermisste. Er hasste ihn nicht, nein, aber verachtete ihn aus tiefsten Herzen für das was er getan hatte. Wie oft hatte er ihm Ratschläge gegeben? Wie oft hatte er ihm erklärt, wie sich ein Mann einer Frau gegenüber zu verhalten habe? „Vergiss nicht mein Junge, Frauen sind ein Geschenk...“, „Ein richtiger Mann behandelt eine Frau immer wie eine Prinzessin..“.
Ein richtiger Mann, der gibt seine Frau niemals auf...belehrte Aldridge seinen Vater in Gedanken, und verurteilte ihn erneut dafür, das er seine Mutter aufgegeben hatte. Allerdings verteigten richtige Männer auch ihr eigenen Mütter...


„So, da wären wir.“

Er hatte fast vergessen, das er mit einer völlig fremden Frau in seinem Wohnzimmer stand, und irgendetwas wollte seine Meinung bereuen, und ihn zurück schicken. Was war, wenn das alles am Ende nur eine Täuschung war? Vielleicht waren diese Männer und Alana ein Team? Ein Blick in ihr Gesicht lies die Gedanken verschwinden, für den Moment. Alana wirkte ganz und gar unbehaglich, und Aldridge hätte es gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre. Nach so einem Abend, bei jemand völlig fremdem zu landen...das belastete schon. Wie verzweifelt war sie wirklich?

„Bitte nimm doch einfach Platz wenn du magst.“

Er bot er ihr einen Platz auf dem gemütlichen Sofa an, das Diona ausgesucht hatte. Sie hatte die Inneneinrichtung übernommen, und ihm war das einfach nur recht gewesen. Nicht das er nicht einen gewissen Geschmack hatte, den er auch weiterhin vertreten sehen wollte. Fakt war aber, das seine Frau ihn sehr gut kannte, und wusste was ihm gefiel, und er erleichtert gewesen war, als sie ihn von einer Shopping Tour mit seiner Schwester aus kontaktiert hatte, als sie das Möbelstück durch Zufall entdeckt hatte. Es viel ihm nach wie vor sehr schwer, sich auf triviale Alltäglichkeiten zu konzentrieren...es fühlte sich einfach zu wenig normal an. Apropos Diona, Aldridge warf einen Blick auf Alana, die genau wie ihre winzigen Taschen vermutlich bis auf die Knochen nass war. Ohne es zu kommentieren, nahm er seine durchnässe Jacke aus ihrer Hand, und steuerte sein Schlafzimmer an. Jacke, und seine nasse Arbeitskleidung landeten im Korb des kleinen Hilfsdroiden, der das ganze morgen früh zur Reinigungseinheit im Keller bringen würde. Nur Sekunden später kehrte er ins Wohnzimmer zurück, bekleidet mit einem dicken Sweatshirt und seiner grauen Lieblingssporthose.

„Ich hab dir was mitgebracht.“

Er bot ihr gar nicht an, ihr Kleidung zu geben, sondern tat es einfach weil er ahnte, dass sie knapp sein musste was das Thema anging. Sie war einige Minuten in ihrem Hotelzimmer gewesen, und hätte sich sicher schnell umgezogen, hätte sie die Gelegenheit gehabt. Wobei, vielleicht war sie so schockiert gewesen, dass sie es vergessen hatte. Am Ende war es egal, sie musste etwas neues anziehen, weswegen eine dicke flauschige Jogginghose, und ein ein Oberteil von Diona in Alanas kleine Hände wanderten.

„Ich zeig dir dein Zimmer, wenn du magst kannst du dich darin zurück ziehen und direkt schlafen.“

Sie sah so hilflos und elend aus, und irgendetwas in ihm wollte noch mehr, das es es ihr gut ging. Die Hände des Hobby Boxers fanden in seine Hosentaschen, und ein aufmunterndes Lächeln schlich sich auf seine Züge.

„Es sei denn, du hast Hunger, nach all dem Mist der dir wiederfahren ist.“

Und wieder warnte ihn diese Kälte in seinem Herzen davor, das sie nachher ihre Komplizen in seine Wohnung einladen konnte, und dann würden sie ihn umbringen wollen...und er hatte überhaupt keine Angst davor. Sein wertvollstes war in Sicherheit, und er hatte um sich ganz bestimmt keine Angst...er würde es mit jedem aufnehmen, und gewinnen, weil er Leben musste, für Diona, für das Kind.

"Ach und auf deinen Hinweis von eben zurück zu kommen."

Sein Gemüt schwankte wieder, und Alana war wieder ganz klar die misshandelte Frau, die heute so viel ***** erlebt hatte.

"Du machst mir keine Umstände. Ich könnte nicht schlafen, hätte ich dich da allein gelassen, und du hättest wieder in den Regen und in die Dunkelheit gemusst."

Und wieder stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

"Wenn du geschlafen hast, fühlt sich das alles nur noch halb so fürchterlich an. Du wirst deinem Mann viel zu erzählen haben, morgen."

Morgen würde sich ihr Leben wieder normalisieren, seines im Grunde auch. Er würde Diona, die sehr eifersüchtig war beruhigen können, das würde schon klappen. Er würde ihr die Sache erklären.


- Naboo - Theed - Zentrum - Als Wohnung - mit Riley -
 
~~~ Naboo-System ~ Naboo ~ Theed ~ Norden ~ Haus der Trineers ~ Küche ~ mit Graham ~~~

Klares, sprudelndes Mineralwasser floß in den Teig, verwäßerte ihn spürbar, doch schnell waren Maße und Wasser wieder miteinander vermengt. Jibrielle nickte dankend, lächelte vage und war froh, dass Graham wieder einen Schritt von der Kochstelle zurück machte. Sie mochte Mirandas Vater zwar irgendwie. Doch zu behaupten, dass sie sich in seiner zumeist furchtbar trostlosen Gesellschaft wohlfühlte, wäre sicher eine Übertreibung oder gar Lüge gewesen. Trotzdem freute es sie, dass er sie offenbar doch nicht nur mit Gleichgültigkeit und Duldung betrachtete, sondern dass er sich vielmehr freute, dass sie bei Mira war.

"Ich glaube wenn man berufen ist, gibt es keine Bewertungsskala, an der man sich wirklich orientieren kann."

sagte Graham und klang dabei ein bisschen so, als führte er eine Unterhaltung weiter, die er schon mit dutzenden anderen Leuten zu diesem Thema geführt hatte. Jibrielle nickte, doch in ihrem Inneren bäumten sich Zweifel auf. Vielleicht war sie zur Jedi berufen, ja. Aber war sie auch hierfür berufen? Woher sollte sie das wissen? War das warme Kribbeln in ihrem Bauch, dass sie beim Anblick von Miranda fühlte, etwa vergleichbar mit dem schicksalhaften Ruf der Macht? Erst wenn sie das verstanden hatte, würde sie sich über vernünftige Bewertungsskalen in dieser Hinsicht gedanken machen können. Wie sie in den Jedi-Orden hineinpasste - wozu sie berufen war, sich einzufügen - das wusste sie. Das war schon immer klar gewesen, oder? Aber wie sie in Mirandas Leben wirklich passen mochte, daran waren Jibrielle in den letzten Wochen große Zweifel gekommen. War sie dazu berufen?
Jibrielle schaltete das große Waffeleisen an, dass leicht erhöht auf der Mikrowelle ruhte, und goß den Teig in die Form. Mit einem Zischen schloß sie den Deckel.


Mit einem leisen knistern öffnete Jibrielle die kleine Waffelform, angelte vorsichtig, sich nicht zu verbrennen, den braunen Teig heraus, schnitt die Waffel mit dem alten, stumpfen Küchenmesser durch.

"Also, du bist dran: Die Ober-Cheerleaderin Janellette; die Theater-Tussi Lauhra oder die schüchterne Streberin Olivia? Shag, Marry, Kill!"
, sagte sie und ließ die halbe Waffelhälfte mit Daumen und Zeigefinger vor Crystianes Mund baumeln. Sie grinste und biss wie ein wildes Tier zu.


"Löggaa!"
, sagte Crystiane mit vollem Mund und reckte den Hals, damit ihr nichts herausfiel, und hielt sich gleichzeitig mit beiden Händen auf den Schrank sitzend am Rand der Küchenzeile fest.

"Wie bitte? Und PSSTT, nicht dass uns Jon oder Robijn hier beim nächtlichen Plündern erwischen"
, kicherte Jibrielle und - als sie glaubte, Crystiane wäre gerade abgelenkt - musterte sie zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag vom Kopf bis Fuß. Der dicke schwarze Liedschatten, der leichte Schimmer auf ihren dünnen, geschwungenen Lippen. Und natürlich die schwarze Nieten-Lederjacke. Der Stil gefiel ihr sehr. Vielleicht würde ihr sowas auch stehen...

"Lecker!"
, wiederholte sich Crystiane etwas leiser, als sie halb ausgekaut hatte, und nachdem sie sich noch einmal kurz mit Blicken auf die beiden Kücheneingänge versichert hatte, dass inzwischen keiner der Erzieher in der Tür stand, bäugte sie sich zu Jibrielle herunter, zog an ihrem karamelfarbenen T-Shirt, gab ihr ein Küsschen und steckte Jibrielle dann die anderen Waffelhälfte in den Mund.

"Ohw. Gwuuth"
, dröhnte Jibrielle leise und verschluckte sich vor Lachen fast an der Waffel. Crystiane spülte den Rest Waffel mit etwas Klarem herunter, den sie vorhin beim Convenient Rodianer zwei Blocks entfernt gekauft hatten - da dieser im Vergleich zu Boskos 24 Stunden Shop keine Ausweise verlangte.

"Okay, also: Ich würde sagen ... Shag Olivia, weil sie es offensichtlich total nötig hat. Und weil diese Newcomerin Akanato echt heiß ist - warum auch immer sie die komische Olivia spielen muss. Naja. Uuuund Marry Lauhra. Auch weil sie super heiß ist, hihi. Aber auch wegen ihrer Stimme. Wenn sie diese Impressions macht, hau ich mich immer weg."
, erläuterte Crystiane mit ausladender Gestik und Mimik. Jibrielle liebte es, wie sie in solchen Momenten immer aus sich herauskam. Ihr schien, als würde Crystiane eigentlich nur in ihrer Gegenwart aus ihrer stillen, zurückhaltenden Haut herauskommen und so lebhaft werden, wie jetzt. Und der Alkohol half natürlich auch.

"Bist du dir sicher? Mir kommt's vor, als hätte ich die Olivia-Tussi schon vor "Schokoglasur" irgendwo gesehen. Hmm. Na wurscht."
, meinte Jibrielle, als sie ausgekaut hatte, und ließ sich von Chrystiane die Pulle Klaren reichen.


"Ah, und selbstredend Kill Janellette. Weil sie ein dummes Miststück ist. Logisch." fügte Crystiane trocken an. "Und du?"

"Ähhh ... das gleiche wie du."
sagte Jibrielle und grinste schief. Mit ihren Finger tippte sie sanft auf Crystianes Oberschenkel herum wie auf einem Instrument.

"Feigling." meinte Crystiane schmunzelnd und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Jibrielle grinste zurück und errötete leicht. Eine Moment der Stille verstrich, indem nur das TAPP TAPP ihrer Finger zu hören war.

"Ich habe keinen Bock auf Morgen."

"Ja", erwiderte Jibrielle ähnlich genervt, "ich weiß auch nicht, was uns diese komischen Evaluationsgespräche bringen sollen."

"Genau."
erwiderte Crystiane und verschränkte die Finger ihrer linken Hand mit Jibrielles auf ihrem Oberschenkel, "ist ja auch nicht so, dass wir nur deshalb von diesen Berufsexperten auch einen der Jobs besorgt bekommen, wenn es soweit ist."

"Eben! Und woher wollen die wissen, wozu wir wirklich geeignet sind. Und was, wenn deren Urteil nicht mit dem übereinstimmt, wozu wir uns wirklich berufen fühlen, oder?"


"Ja ... ja, eben." sagte Crystiane und klang irgendwie noch gelangweilter. Jibrielles Instinkt sagte ihr, dass Crystiane keiner dieser Gedanke wirklich bewegte.

"Connie, die vor einem halben Jahr gegangen ist, hatte mir erzählt, dass sie ihr gesagt haben, sie sollte am Besten in der Gießerei arbeiten, weil sie so große und starke Hände hat. Kannst du dir das vorstellen? Naja, ich weiß jedenfalls schon längst, was ich später mal machen will, das brauch mich keiner erzählen. Ich werde irgendwo bei einem Modebetrieb anfangen, als Schneiderin oder so, und irgedwann bin ich eine der größten Designerinnen, die Coruscant je gesehen hat! Ich sag's dir!", meinte Jibrielle hochtrabend und nun mit fast geflüsterter Stimme, damit sie nicht versehtlich anfing zu brüllen. "Willst du noch eine Waffel, ich habe noch Restteig übrig fürs Waffeleisen."

"Nein danke."

"Und wenn ich dann tolle Kleider und Anzüge designe und damit ohne Ende Credits verdiene, dann kann ich mir auch eine schöne Wohnung in den Oberen Ebenen leisten, in der wir beide uns dann nach der Arbeit entspannen können uuuund ..." sagte Jibrielle und lehnte sich mit der letzten Silbe immer weiter zu Crystiane vor um sich ein weiteres Küsschen zu stehlen. Crystiane lachte und nahm einen weiteren Schluck.

"Und was willst du machen. Später?" fragte Jibrielle und winkte sich von Crystiane die Flasche zu, die inzwischen mehr als halb leer war.

"Ach weiß nicht, mal sehen." meinte Crystiane und schaute etwas abwesend auf die Flasche, dann auf die graue Tapete an der Wand. "Vielleicht kriege ich ne gute Stelle als Sekräterin irgendwo. Oder beim Amt. Aber mit etwas Glück, verdient mein Göttergatte dann genug, sodass ich vielleicht irgendwann gar nicht mehr arbeiten gehen muss. Dann kann ich mich um die Kinder kümmern und er geht mir nicht den ganzen Tag auf die Nerven. Win-Win für alle!", fügte sie achselzuckend hinzu. Jibrielle schaute sie an und nickte mit einem steifen Grinsen.

"Was machen wir nu mit dem Restteig? Und ich weis nicht, wieviele Jedi es genau gibt, oder ob du beide Meister kennst, aber eines weis ich genau..."

sagte Graham und Jibrielle wurde aus der jähen Erinnerung gerissen. Nur mit halben Ohr hatte sie Graham gelauscht, doch schnell wurde ihr wieder bewusst, wovon er gesprochen hatte. Sie wollte schon - um nicht total geistesabwesend zu erscheinen - einen Kommentar dazwischensprechen. Dass sie beide Meister nie kennengelernt hätte. Wem auch immer diese Info nützen würde. Doch zum Glück konnte sie sich noch zurückhalten und Miras Vater aussprechen lassen.

"Du bist die Mächtigste von allen, du stärkst mein Mädchen mit deiner bloßen Anwesenheit."

"Ähh..."

stammelte Jibrielle und wandte sich leicht von Graham ab und tat so, als würde sie etwas in der Schublade zu ihrer Linken suchen.

"Ähh, danke Graham."

Als sie im Schub zufällig eine Art Pfannenwänder fand, wusste sie, dass sie ihn gewiss für die Waffeln gut gebrauchen konnte. Das Öffnen des Waffeleisens und Herausnehmen des vielleicht gerade so lang genug gebratenen Teigs gab ihr Zeit, nichts weiter sagen zu müssen.

"Wo kommst du her Jibrielle?"


fragte Graham und klang erneut überraschend ehrlich interessiert. Nun, es war die gewohnt schwierig zu beantwortende Frage. Die kurze Variante war...

"Ich bin auf Coruscant aufgewachsen. In einer Wohneinrichtung mit vielen anderen Kindern meines Alters, und anderer Altersgruppen. Ja und dann, als ich volljährig war, kam ich schon irgendwann zu den Jedi. Gefühlt fing damit mein Leben erst so richtig an, verstehst du? Im Heim habe ich mich viele Jahre auch zuhause gefühlt. Aber vieles hat da auch noch gefehlt und nicht gepasst. Klar ist das heute teilweise auch noch so aber ... der Orden war irgendwie ... irgendwie wie Familie für mich."

Jibrielle lächelte Graham zu, platzierte die drei fertigen Waffeln auf einen Teller und rührte die zweite Hälfte des Teigs noch einmal gut durch. Sie musste daran denken, wie Chesara sie damals mitten im Chaos des Honey House zutritt gewährt und sie ohne mit der Wimper zu zucken zu ihrer Schülerin gemacht hatte. Wie sie mit Adrian zusammen Nylia befreit hatte und so ihre eigene zukünftige Padawan zu den Jedi geholt hatte. Und wie sie auf Bandomeer an der Küste vor Chesara kniete und nicht fassen konnte, dass sie sich jemals von ihrer Meisterin würde trennen müssen, wenn auch nur symbolisch oder offiziell. Sie hatte das Gefühl, wenn Graham ihr die gleiche Frage noch einmal stellen würde, müsste sie eigentlich mit "Von den Jedi auf Coruscant oder egal woher" antworten. Chesara und die anderen hatten ihr damals mehr als ein Dach über dem Kopf oder eine Aufgabe gegeben. Die Jedi waren mehr als ein Zuhause oder eine Berufung. Sie waren etwas, von dem sie niemals zurücktreten konnte. Der Orden hatte sie erwählt und sie hatte ihn erwählt.

"Dad? Ich gehe mal kurz nach draussen, eine Rauchen.. Jibrielle ist sicher noch Joggen oder so, ich mach dir gleich ein schönes Frühstück."

hörte Jibrielle es plötzlich in die Küche schallen. Sie drehte sich um und sah durch die offenen Türbögen der Küche Miranda im Flur mit ihren Klamotten kämpfen und schien sie nicht bemerkt zu haben. Bis jetzt. Sie drehte sich zu ihrem Vater und ihrer Freundin um und schien auf einmal um Worte verlegen.

"Oh! Hi Schatz, ichhabschonvorewigkeitenmitdemrauchenaufgehörtundmachesauchnichtmehraberesistgerade so stressig!"

Jibrielle tauschte einen kurzen Blick mit Graham aus und glaubte, eine Mischung aus Ratlosigkeit und Amüsement auf seinem Gesicht zu erkennen. Sie konnte sich ein Grinsen auch nicht verkneifen. Sie blickte wieder zu Mira und winkte ihr.

"Guten Morgen, Mira! Ist kein Problem, mach ruhig. Sollte das zur Gewohnheit werden, müssen wir da zwar nochmal drüber reden. Weil rauchen echt ein bisschen ecklig ist. Aber erstmal ... kannst du frische Luft schnappen gehen."

meinte sie und zwinkerte Mira zu, selbst nicht wissend, warum sie gerade so breit bis über beide Ohren grinsen musste.

"Aber zieh dich warm an. Und steck die langen Haare unter die Jacke, nicht dass du dir was wegholst!"

rief sie Mira noch nach und blickte ihr plötzlich mit glasklarem Blick hinterher. Ihr Grinsen schmolz zu einem wohligen Schmunzeln. Das war etwas, von dem sich nicht zurücktreten wollte. Nein. Konnte. Mira war ein Stück Leben, dass sie gefunden hatte, für das sie sich entschieden hatte. Und ob sie es sich eingestehen wollte oder nicht: Sie wusste, dass Mira sie längst erwählt hatte. Sie wusste auch, dass sie sich das nur noch eingestehen musste. Warum hatte sie Mira also noch nicht gewählt? Was würde es kosten, dass sie sich dessen bewusst werden würde? Noch einmal blickte sie Graham an. Sie wollte ihm sagen "Ich bin dankbar, dass ich bei euch sein kann. Dass ich bei Mira sein kann.", sagte aber nichts, weil sie wusste, wie furchtbar kitischig das geklungen hätte. Stattdessen wendete sie sich wieder dem Teig und dem Waffeleisen zu. Ihr seliges Schmunzeln hatte noch ein wenig weiter bestand, bis es von ernsteren Erinnerungen wieder eingeholt wurde.

Jibrielle nahm den kleinen Topf mit dem Teig und den unzähligen Kratzspuren am eisernen Innenrand und stellte sich wieder ans Waffeleisen.

"Ich ... ich glaube, ich mache mir noch schnell eine Waffel. Bin auch schon müde. Am ... am besten gehst du dann einfach schonmal hoch." sagte Jibrielle in nebensächlichen Ton und ohne Crystiane anzusehen.

"Okay." sagte Crystiane, etwas besser gelaunt als zuvor, und sprang von der Küchenzeile. Ihr schwarzer Liedschatten, den sie heute zum ersten Mal aufgetragen hatte, wirkte gefährlich und monströs attraktiv. Dabei hatten ihre sanften Augen sonst schon so unfassbar anziehend gewirkt. Sie blickte Jibrielle tief in die Augen, grinste sie keck an, griff sie bei der Hüfte und drückte ihr einen festen und leidenschaftlich langen Kuss auf. Jibrielle genoß ihn sehr. Bis er wieder vorbei war. Ein knackendes Geräusch vom Obergeschoss überraschte die Beiden und Crystiane sprang wie gestochen zur Seite, auffällig unauffällig gegen den Schrank gelehnt und guckte, ob jemand in die Küche kam. Als nach ein paar Sekunden klar war, dass nur irgendjemand oben aufs Klo gegangen war, kicherte Crystiane.

"Okay, bis gleich", flüsterte sie und machte sich auf den Weg zu den Gruppenschlafräumen. Jibrielle blieb mit dem Topf und Restteig zurück. Langsam öffnete sie das Waffeleisen und goß den Teig hinein.

"Jibrielle?" sagte eine körperlose Stimme von irgendwo. Sie schloss das Waffeleisen und hörte den Teig unter dem heizen Metall zischen.

"JIBRIELLE!!!"

rief Graham ihren Namen. Plötzlich sah sie das Waffeleisen vor sich stehen. Es dampfte und stank. Zusammen mit dem Teig steckte ihr Haar darin.

~~~ Naboo-System ~ Naboo ~ Theed ~ Norden ~ Haus der Trineers ~ Küche ~ mit Graham ~~~
 
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Erleichtert darüber, das Jibrielle sie nicht verurteilt hatte, zog Miranda kräftig an der Zigarette. Und dieser böse Teufel in ihr, der sie nur kurz, aber dafür mehr als kräftig geritten hatte, flüsterte ihr zu, dass sie gerne eine Nase Spice haben wolle. Miranda lehnte das ab. Dennoch, hätte sie die Wahl gehabt, zwischen einem Gespräch mit Nicky, und einem Holzhammer dem ihr jemand mit Anschwung über den Schädel donnern würde, sie hätte ganz sicher zweiteres gewählt. Die letzte Begegnung mit Nicky kam ihr in den Sinn, die emotinalen Verwirrungen, die Warheiten dieser Nacht, ihre Selbstzweifel, Jibrielles bodenlose Enttäuschung am nächsten Morgen. All das hätte sie sehr beschäftigt, mitgenommen und zerissen, hätte das Leben diese Sache nicht noch mit viel viel schlimmerem garniert. Die Warheit war, das alles war trivial und nicht wichtig. Am Ende ging es auch überhaupt nicht um Miranda, oder ihre Beziehung zu Nicky. Gut, dass sie sich ihr fast aufgezwungen hatte, war nicht klein zu reden, aber am Ende kannte Miranda sie eben besser. Das war Nicky, der sie so oft weh getan hatte, die ihr die treueste Freundin gewesen war, die ihr vielleicht das Leben gerettet hatte, als sie ihrer Mutter alles erzählt hatte.

„****“

Entwich es Miranda, als ihr die wichtigste Warheit überhaupt bewusst wurde. Nicky war ihren Eltern eine bessere Tochter gewesen als sie selbst, derren eigenes Fleisch und Blut. Liebevolle Szenen zwischen ihren Eltern, und Nicole, die es so schwer mit ihrer Mom gehabt hatte, ergossen sich in Mirandas Hirn, heiß wie Frittierfett.. Nein, was zwischen Nicky und ihr passiert, was zwischen ihnen zebrochen war, das war nicht wichtig, sie hatte die Pflicht, ihr von dem was passiert war zu erzählen. Und trotzdem, als sich ihre Hand über die Schaltfläche ihres Comlinks legte, zuckte sie zurück. Vielleicht konnte sie den Kontakt zu Nicky über Katherine Sheppard finden, die konnte ihr das sagen und Miranda wäre..... Nein, das wäre feige gewesen, und Katherine Sheppard so ziemlich die schwierigste und unsympathischste Person...

„Hey Nicky ich bins..


UND BEVOR DU AUF DIE IDEE KOMMST DIE NACHRICHT ZU LÖSCHEN. ES IST WICHTIG, HÖR DIR AN WAS ICH ZU SAGEN HABE!“


Nicole war nicht dran gegangen, natürlich nicht. Sie igelte sich ein, und lag gerade vielleicht in einem Flaschenmeer auf ihrem Fußboden. Das Cosima sie nicht erreicht hatte, sprach Bände. Miranda räusperte sich, und kämpfte mit sich, um nicht die Fassung zu verlieren.


„Hör zu, es ist etwas fürchterliches passiert....“


Und sie wollte es ihr einleiten, erklären dass es ein Mordserie gegeben hatte, und das es Onkel Jules gewesen war, und dass er Aldridge entführt hatte, und ihre Mom und das sie gestorben war während sie versucht hatte Jules zur Strecke zu bringen. Doch in ihrem Kopf rauschte es so sehr, das sie nur einen einzigen Satz heraus bringen konnte.

„Mom ist gestorben.“


Sie brach in Tränen aus, als sie diese harte Realität erneut durchschüttelte, und weil sie wusste das es auch Nicky umwerfen würde, und weil sie gar nicht die Kraft hatte sie zu trösten und es trotzdem wollte. Miranda weinte aber auch um Nicky, weil es sehr warscheinlich war, dass sie sie für immer verloren hatte.


„Hör mal, du musst nicht mit mir reden, obwohl ich so gern mit dir reden würde..“

Die Naboo wischte sich mit dem Ärmel über die tränennassen Augen, als sie gen Himmel blickte. Die Sonne schien, es war ein schöner Tag, gar nichts war schön.

„Cosima hat versucht dich zu erreichen, wir hatten dich zur Bestattung eingeladen, aber sie hat dich nicht erreicht...und ich weis, ich hab dir so viel angetan und ich kann verstehen dass du mich nie wieder sehen willst, aber bitte ich muss mit dir reden. Nicky, es tut mir leid, alles.“


Es tat ihr leid, alles, so so sehr.

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Riley presste das Bündel warmer Kleidung schützend vor ihre Brust und ihre kalten Hände versanken förmlich in der weichen Wolle des handgearbeiteten Pullovers. Umziehen konnte sie sich vor Aldridges Augen nicht, doch dergleichen schien er auch nicht zu erwarten. Das überraschte sie ein bisschen. Er war ein Gentleman, die Art Mann, von der man sonst nur in Romanen las, oder die nur im Holo-TV existierten.

"Ich bin ziemlich müde."

Gab sie, von ihm darauf angesprochen, ohne Umschweife zu. Seit ihrer Flucht waren ihre Tage ungewohnt lang. Es gab so viel zu tun und so viel zu sehen! Nichts davon durfte sie verpassen. Gewohnt war sie eine solche Aktivität nicht. Ihr eigentliches Leben war bestimmt durch einen langsamen, angenehmen Rhythmus mit so viel Gelegenheit für Wellness und Ruhe wie sie wollte, begleitet durch Personal und Droiden, die ihr bei allem zur Hand gingen. Häufig war dabei ein Tag wie der andere. Wie oft hatte Riley an ihrem Fenster gesessen und fast apathisch hinaus geschaut, ohne echtes Gefühl für Zeit und Raum. Sie war eine Gefangene gewesen: verwöhnt, reich beschenkt, aber an einer unsichtbaren Leine geführt. Es hatte Tage gegeben, da hatte ihr das nichts ausgemacht. Sie hatte gelernt sich zurecht zu finden in dieser ihrer... in seiner Welt. Und dann hatte es Tage gegeben, in denen sie sich gewünscht hatte, jemand anders zu sein. Jemand anders, oder tot. "Wenn es also nicht zu unhöflich ist, würde ich gerne gleich schlafen gehen." Dazu lud das Bett geradezu ein. Es war ein altmodisches Möbelstück mit einem breiten Holzrahmen. Überhaupt war vieles in dieser Wohnung aus Holz gemacht - vielleicht ein erschwingliches, weil auf diesem Planeten in breiter Masse vorhandenes Material. Naboo besaß unberührte Natur und viele Wälder, die nachhaltig bewirtschaftet wurden. Da machte es Sinn, dass sich die Verwendung dieser eigenen Ressourcen im alltäglichen Leben der Naboo wider spiegelte, ganz unabhängig davon, wie hoch der Anteil der Exporte in diesem Bereich lag. Nur eine Sache wunderte Riley, als Al ihr nach dem Gästezimmer noch das Bad zeigte und ein Handtuch für sie heraus legte: wo um alles in der Galaxis war seine Frau? Er hatte gesagt, sogar mehrfach betont, dass er verheiratet war, und diverse Spuren und Anzeichen überall in der Wohnung deuteten darauf hin, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Und doch war er alleine hier. Riley schlenderte zurück in den Wohnraum. Zwei dekorierte Duftkerzen standen in einer hübschen Schale auf einem Beistelltisch, eindeutig das Werk einer Frau, feminine Schuhe standen unter der Garderobe, direkt hinter der Tür, und an einem der Haken hing eine Handtasche. Die Frage lag ihr auf der Zunge. "Wo ist sie?", wollte Riley wissen. Sie hoffte, dass er sie nicht belogen hatte, doch dies war eine Frage, die sie nicht fragen konnte. Dieser Mann, Aldridge, war bisher nichts als nett zu ihr gewesen. Ihm zu mistrauen war nicht fair. Wenn sie es tat, dann war das ihr Problem, nicht seins. Sie räusperte sich und sagte genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollte. "Ich möchte mich bedanken, für Ihre Hilfe." Sie stockte, weil sie das Thema persönliche Anrede nicht wirklich geklärt hatten. "Oder... für deine Hilfe." Es erinnerte an ein Fluchttier, wie Riley sich Schritt für Schritt rückwärts in Richtung des Gästezimmers vortastete ohne Aldridge aus dem Blick zu lassen - nur für den Fall, dass er es sich doch noch anders überlegte und sich auf sie stürzen wollte. "Vielleicht können wir morgen zusammen frühstücken, wenn es dir nichts ausmacht, wenn dein Koch wieder da ist. Es ist jetzt schon zu spät." Dabei war sie sogar ein klein wenig hungrig, aber es musste schon fast Mitternacht sein oder sogar kurz danach. Das brachte ihre Routine durcheinander und sie musste schließlich ihr Gewicht halten. "Gute Nacht." Riley zog die Tür hinter sich zu und aktivierte mit einem Knopfdruck die elektronische Verriegelung. Sie hatte ein wenig Angst, dass Aldridge sie einsperren würde, doch jetzt war sie diejenige, die ihn ausgesperrt hatte. Es fühlte sich komisch an, zum ersten Mal in ihrem Leben diesen Knopf selbst gedrückt zu haben.

- Naboo - Theed - Zentrum - Aldridges Wohnung - Gästezimmer -
 
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- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Diona, Graham, Miranda -

Musik weckte Diona aus tiefem Schlaf. Jemand spielte Klavier, und den schrägen Tönen nach zu Urteilen, war es ganz sicher nicht ihre Schwägerin Miranda. Die Klavierstunden, richtig. Diona streckte sich, und erinnerte sich daran, das Miranda gestern Abend erwähnt hatte, dass sie jetzt Musikstunden gab, um..wie hatte sie das genannt? Um wieder Fuß zu fassen, richtig. Die Naboo krabbelte aus Aldridges Jugendzimmer Bett, das ihre Schwiegereltern aus nostalgischen Gründen nicht entsorgt hatten. Diona liebte es, hier zu sein, dieses Zimmer, mit den alten Möbeln und den vielen Holos war ein direkter Link in Aldridges und ihre Vergangenheit. Aldridges 19 Jähriges Antlitz lachte sie von einem Holo aus an, als sie sich einen seiner alten Bademäntel aus dem Schrank nahm und sich überwarf. Aldridge hatte zeitig ein kantiges Männer Gesicht gehabt, war sehr zeitig sehr hoch zu geschossen, aber seine Augen...sie sah es jetzt ganz deutlich, waren noch die eines halben Jungen gewesen. Ja die Zeiten waren so lange vorbei, und das Leben war nicht mehr locker und leicht, ganz und gar nicht.


„Jorgu!“

Als Diona in den Flur trat, hörte sie die Stimme ihrer Schwägerin, und die klang verzweifelt.

„Mit mehr Gefühl!“

Und dann hämmerte der erwähnte Jorgu wieder in die Tasten, so sehr das Diona ihren Schritt durch den Flur in Richtung Küche beschleunigte, weil sie fürchtete das ihr Schädel sonnst explodieren könnte. Miranda und sie hatten gestern viel Spaß gehabt, und viel Gungan Schaumwein. Diona trank eigentlich selten Alkohol, und das seit jeher, aber gestern da war es okay gewesen, es hatte geholfen eine Blase der Freude zu schaffen. Miranda wirkte, als konnte sie besser mit dem Tod von Deanna umgehen, als ihr Vater und ihr Bruder. Die Wahrheit war, und Diona kannte sie, weil sie Miri genau so lange kannte, wie ihren Bruder, dass sie sich nur ein Stückchen mehr zusammenriss, als die Männer, damit nicht alles zusammenbrach.

„Guten Morgen“

Diona erschrak fast, als sie von ihrem Schwiegervater in der Küche begrüßt wurde. Grahams Anblick lies sie lächeln. Er war gut rasiert, und war offensichtlich beim Frisör gewesen. Graham trug zu seinen dunklen Bluejeans einen dicken braunen Gürtel und ein ordentliches kariertes Hemd. Der legere, aber trotzdem elegante Look wurde durch eine dunkle Anzugweste, eine antrazitfarbene Kravatte und polierte Lederschuhe ergänzt.

„Graham! Du siehst gut aus!“

Es hatte ihn Monate lang all seine Kraft gekostet, überhaupt aus dem Bett auf zu stehen. Diona erinnerte sich an viele Tränen ihrer Schwägerin, als sie ihr von seinem Leid berichtet hatte. Miranda hatte viel geleistet in den letzten Zeiten, ganz allein, und Diona bewunderte sie dafür. So sehr sie Aldridge liebte, aber dass er seine Schwester und seinen Vater so völlig allein gelassen hatte, als sie ihn gebraucht hatten, das...dass war kaum entschuldbar. Sie musste ihm das nicht sagen, sie wusste das er es wusste. Das er nicht aus seiner Haut konnte, machte das nicht besser.

„Die Arbeit tut mir gut.“

Sprach er fast schüchtern, mit einem milden Lächeln auf den noch immer attraktiven Zügen. Diona hoffte für ihn, dass er irgendwann jemanden für sich finden konnte, wenn er wieder dazu bereit war. Graham war ein freundlicher, liebevoller Mann, und hatte es so sehr verdient, jemanden zu haben, der ihn liebte. Der Naboo wurden die Augen feucht, als ihr wieder einmal bewusst wurde was passiert war.

„Wie geht es Aldridge? Geht es ihm gut?“

Die Frage die wie ein Regenbogen Bantha durch den Raum getanzt war, verließ endlich Grahams Lippen. Schnell, als suchten seine Hände Beschäftigung, langte er nach diversen Flimsiplast Mappen, die er auf dem Küchentisch verteilt hatte, und stopfte sie in seine Aktentasche.

„Das ist von Tag zu Tag verschieden, um ehrlich zu sein. Was ich dir sagen kann ist, dass er sich sehr darauf freut Vater zu werden.“

Stille, dann verließ ein lauter ungläubiger Seufzer seinen Mund. Und Diona viel ein, dass es ausser Al und Miranda niemand gewusst hatte. Bis jetzt.

„Ihr bekommt ein Baby? Meinen herzlichsten Glückwunsch!“

Die Aktentasche wurde auf den Tisch gelegt, und Diona anschließend umarmt. Lange. Schweigend. Und als er leise sprach, hielt er sie immer noch fest an sich gedrückt.

„Sie war ganz blau, als ich sie das erste mal im Krankenhaus gesehen hatte. Ganz blau und kalt..“

Diona bekam Gänsehaut, als er sein Schweigen, dass Miranda zur Verzweiflung gebracht hatte, ihr gegenüber brach.

„Irgendetwas in mir wusste da schon, dass sie es nicht schaffen würde.Und trotzdem, ich hab es wirklich versucht, wirklich. Ich hab Experten bestellt, gefühlt tausend Ärzte konsultiert, und alle haben mir das gleiche gesagt. Alle sagen mir, dass sie nicht anders als ich ragiert hätten, dass Deanna verloren war. Und trotzdem..“

Die warme Umarmung ihres Schwiegervaters wurde lockerer, Diona hingegen umarmte ihn fester.

„...was ist wenn Aldridge recht hat? Hab ich sie vielleicht leichtfertig aufgegeben? “

Diona schaffte es, die eigenen Tränen zurück zu halten, Graham atmete ihr schwer auf die Schulter. Sie war nicht dabei gewesen, hatte aber zusammen mit Miranda, als die Presse so verdammt hässlich geworden war, sämtliche Polizei sowie Augenzeugen Berichte, und ärztlichen Beurteilungen gelesen. Deannas Zeit war abgelaufen gewesen, noch bevor sie aus dem Solleu geborgen worden war. Und dann im Krankenhaus, hatte ihr Schwiegervater vorgehabt die Geräte abstellen zu lassen, und Aldridge damit völlig überfordert.

„Er hatte nicht recht, und das wird er noch einsehen. Graham, verzei ihm seine Vorwürfe. Wir wissen nicht, was ihm wirklich im Detail wiederfahren ist. Er war überfordert.“

„Ich hab ihn allein gelassen, ich hätte mich um ihn kümmern sollen“.

Der Graben zwischen den beiden Männer war so tief geworden, dass Diona die Angst überkam, dass er vielleicht nicht mehr überwunden werden konnte. Sie musste nochmal mit Aldridge reden, gleich noch. Das ging so nicht weiter.

„Es ist viel über dich herein gebrochen Graham. DU hast auch sehr viel gelitten, viel zu viel. Und du hast Schuld an gar nichts. Jules Agathon ist schuld, an allem...“

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Als sie in ihrer gemeinsamen Wohnung ankam, wohlig erschöpft nach einer langen angenehmen Jogging Tour, quer entlang am Solleu Ufer, war Aldridge noch nicht wach. Das war ein gutes Zeichen, ihr Mann hatte seitdem sie wieder zusammen war, wenig und wenn unruhig geschlafen. Diona schmunzelte und legte den Rucksack, in dem sie gestern alles für die Nacht bei Miranda verstaut hatte direkt neben der Wohnungstür ab. Die Dakam Lehrerin beschloss erst zu Duschen, um sich dann noch zu Aldridge ins Bett zu kuscheln. Das Gespräch mit ihm über seinen Vater, dass würde sie nachher mit ihm führen, nicht jetzt, nein dafür musste die richtige Stimmung herrschen. Aldridge war seit seiner Entführung sehr labil geworden, sie hoffte dass sie irgendwann den Al von Früher wieder bekommen konnte. Die Hoffung starb einfach zuletzt.

„Hey Babe, soll ich zu dir ins Bett kommen Püppchen?“

Eine halbe Stunde, und eine angenehme Dusche später blickte sie auf Aldridge herab, der bäuchlings auf dem Bett lag, und leider bevor sie zu ihm ins Bett kriechen konnte aufgewacht war. „Püppchen“ so hatte er sie aus purem Spaß früher immer genannt, wenn er sie als sehr junge Frau hatte ärgern wollen. Das sie IHN jetzt so nannte, brachte ihn zum schmunzeln. Diona betrachtete ihn ausgiebig, wie er so da lag in seinen Shorts, und mit seinen langen Armen das ganze Doppelbett umarmte. Er hatte nach Monaten wieder zugenommen, nachdem er direkt nach der Entführung sehr abgemagert war. Die üppige Arm, Schulter und Rückenmuskulatur, die ihn gerade wie ein gemeißeltes Stillleben eines Künstlers aussehen lies, war Beleg dafür, dass nach dem schweren Trauma wieder eine gewisse Routine in sein Leben eingekehrt war. Training, Arbeit, die Ehe, es wirkte als würde ihm das alles den Rücken stärken, im übertragenem und wirklichem Sinne.

„Komm her!“

Brummelte er schmunzelt, zog die Decke auf der er halb gelegen hatte unter sich weg, warf sie über sich, und lüftete sie einladend. Diona schälte sich aus ihrem Bademantel, und kam der Einladung sehr gern nach. Wie sie seine warme Haut gerade liebte! Voller Wonne kuschelte sich die Naboo gegen seine Brust, schob ihre nackten Beine zwischen seine, um sich die Füße zu wärmen, und missbrauchte zuletzt seinen Oberarm als Kissen. Ja noch ein paar Stunden Schlaf, dann konnten sie den Tag ruhig angehen...und....

„Diona? Wir haben übrigens Besuch.“

Sie verstand nicht.

„Welcher Besuch denn?“

„So ganz genau weis ich das offen gesagt auch nicht.“

- Naboo - Theed - Zentrum - Aldridges Wohnung - Diona, Al, (Riley) -
 
NabooTheedsüdliche ViertelWynssas Appartement


Es war durchaus eine recht glückliche Fügung, dass sie vor drei Monaten jenen speziellen Technikladen entdeckt hatte. Und als noch viel größeres Glück hatte sich der Umstand der Angebote in jener Woche erwiesen. Militärischer Abhör- und Spionagegegenmaßnahmen sei Dank verfügte ihr Atelier, zumindest der Raum den sie generös als ihr Atelier bezeichnete, über ein paar kleine Geräte, die die Außenwelt davon abhielten Wynssas Freude an überaus lauter Musik ungewollt zu teilen. Denn kaum das sie eben diesen Raum betreten hatte, wurde zumeist schon mit einem gezielten Griff an der Wand neben der Tür entlang en unscheinbares Gerät eingeschaltet, das wenig später dafür sorgte, dass all die Lieblingslieder der jungen Frau in einer Lautstärke loslegten, die manchem Club Rivalität gemacht hatte. Sicher es gab auch die Tage, da bevorzugte sie leisere oder angenehmere Töne, oder auch gar keine musikalische Begleitung. Doch nebst der Malerei war Musik ihre nächste große Leidenschaft. Und so frönte sie auch in diesem Moment ihrem Verlangen, reizte die Spezifikationen des verwendeten Equipments beinahe bis zur Grenze aus und wog sich mit der Musik hin und her. Hier und da ein kleiner Stopp, für einen Augenblick wippte Wynssas Kopf heftig im Takt mit einer besonders favorisierten Passage, während ihre Lippen stumm die nur selten durch die elektronischen Beats kommenden Textpassagen sicher mitsprachen.

Und so wanderte, geführt von ihrer linken Hand, ein dicker Pinsel in ekstatischen Strichen über die Leinwand, verdrängte das bisher vorherrschende, sandfarbene und von blauen Stichen durchzogene Bild. Während sie mit dem Pinsel violette Farbelemente entstehen ließ, keimten weitere Ideen auf und schon wenig später hatte sie den Pinsel zur Seite gelegt und griff mit bloßen Händen nach den Farben die sie meinte, die nun gebraucht wurden. Keinen Umweg über ein anderes Hilfsmittel nehmend ging sie mit ihren Fingern ans Werk. Und auch wenn das ganze eher chaotisch und wenig durchdacht wirkte, wurde nach und nach ersichtlich, wie sich ein Motiv aus dem Wirrwarr an Farben schälte. Völlig in der Musik verloren und ihren persönlichen Kommunikator sowieso nicht zur Hand habend, ging das schrille Trällern, was nur dann ertönte wenn jemand mit ihr in Kontakt treten wollte, im ohrenbelastenden Wummern ihrer Musikanlage unter. In eben diesem Moment hatte sich das kurz langsamer gewordene Lied über seinen Tiefpunkt hinaus bewegt und langsam aber sich stieg die Anspannung, bis es gleich zum Höhepunkt kommen würde.

Wynssa hob mit einem gut abgestimmten Sprung zu eben jenem Höhepunkt des Songs ab, vollführte eine Drehung um die eigene Achse, ehe sie sich wieder, nunmehr aus vollem Halse mit gröhlend, dem Bild zuwandte. Es dauerte noch einen kleinen Augenblick, dann wurde der Titel langsam leiser und Wynssa pausierte ihr Tun für ein Erstes. Immerhin war sie, quasi, schon seit gestern zugange. Das sie am vorigen Tag erst spät am Abend aufgewacht war und nun bis in die Morgenstunden was auch immer getrieben hatte, rückte diese Info dann wieder ein wenig in klareres Licht. Allerdings kam es durchaus auch vor das sich die Künstlerin dazu entschied ein paar Nächte ausfallen zu lassen. Vorgestern jedoch auf einer ausgelassenen Feier gewesen, hatte sie im Anschluss an eben diese recht zerstört – wie man es in jüngeren Kreisen heutzutage gern sagte – ihr Bett aufgesucht. Der benötigte Schlaf den man ab einem gewissen Alter brauchte, war manchmal einfach etwas, das sie hier und da verkalkulierte. Entsprechend war sie am gestrigen Tag erst aufgewacht, als es bereits wieder dunkel geworden war. Drei verpasste Treffen mit Freunden und zwei potenzielle Gespräche ob ihrer Gemälde – ehrlich gesagt fühlte sie sich reichlich komisch ihre Werke als Gemälde zu bezeichnen – verpasst. Doch Wynssa war ob dieser Dinge alles andere als frustriert.

Da sie eigentlich nichts die Galaxis veränderndes verschwitzt hatte und sie recht frei von jeglichen festen Bindungen war, ob nun beruflicher oder zwischenmenschlicher Natur, brachte es auch eine gewisse Chance mit sich. Schnell hatte sie sich also frisch gemacht, war in neue Unterwäsche und ein paar Klamotten geschlüpft, ehe sie ihre Wohnung verließ und sich im hinausgehen ihre Jacke mitsamt einem Päckchen Cigarras griff. Alsbald wandelte die von oben bis unten bunte Wynssa durch Theeds Nachtleben, Glimmstengel zwischen den Lippen und ein paar Credit-Sticks in der Tasche steuerte sie das nächste Lokal an. Okay, zugegeben, nicht direkt das nächste, denn eigentlich trabte sie zu ihrem Lieblingslokal, dass genau genommen nicht viel mehr als ein Imbiss war. Allerdings gab es einfach das beste Essen zum Mitnehmen weit und breit. Egal ob fleischhaltig, oder –los. Schmeckte einfach alles köstlich. Die Betreiber des kleinen Ladens kannten Wynssa mittlerweile schon recht gut und wenn sie die junge Naboo in der Schlange stehen sahen, sofern sie nicht direkt an der Reihe war, hatten sie ihr ihren Wunsch schon zubereitet. Das war manchmal ein bisschen schaurig. Der Ithorianer der für die Zubereitung zuständig war, wusste einfach was man wollte. Man bestellt nicht, man kam einfach vorbei um sich etwas abzuholen. Tja, also hatte sie sich etwas zum Essen geholt, schnurstracks in ihr Appartement zurück und nach einer stärkenden Mahlzeit hatte sie ein wenig das HoloNet durchwandert, ehe es sie in ihr ‚Atelier‘ gezogen hatte.

Und jetzt war Tag Nacht Rhythmus einfach aus dem Ruder gelaufen. Immerhin wurde es gerade wieder hell und sie überlegt sich, ob sie sich nicht vielleicht doch nochmal ein paar Stunden hinlegen sollte. Aber so wirklich wollte sie eigentlich nicht. Unentschlossen rieb sie die noch nicht ganz getrockneten Farbreste an ihrem Shirt ab, zog selbiges beim Verlassen des Raumes über den Kopf und fläzte sich auf die Couch, nur um wenig später den VidSchirm einzuschalten. Nicht das sie nach irgendeiner Sendung gezielt suchte. Eigentlich reizte sie am aktuellen Programm gar nichts, sie genoss es einfach nur für den Moment das sie liegen konnte und die da und dort ein wenig angespannten Muskeln etwas zu entspannen. Vielleicht sollte sie eine Runde Joggen gehen? Auf dem Rücken liegend den Blick vom VidSchirm loseisend und aus einem der großen Fenster starrend, verzog sie unwillig das Gesicht. Später vielleicht. Gerade musste sich Wynssa eingestehen, war das Polster einfach zu angenehm. Die Beine über die Rückenlehne geschwungen hing sie für den Moment einfach der Leere ihrer Gedanken hinterher und ließ sich von irgendwelchen Nachrichtensendern berieseln.

Wynssa mied bewusst jegliche Sender und Sendungen die sie mit irgendwelchen Ereignissen der Galaxis bombardieren könnten. Nicht das sie sich nicht für die allgemeine Lage interessierte, nur eben nicht jetzt. Da sich dann aber irgendwann wider Erwartens der Hunger regte, trieb es Wynssa doch in ihre Küche, wo sie, nach einer kleinen Odysee, durch die manchmal erschreckend vollen und dann doch wieder bedenklich leeren Schränke, ihr – genau genommen – Mittagessen einnahm. In Anbetracht der Tatsache, dass die Sonne aber gerade erst über den Horizont kroch, war selbst Wynssa gewillt sich bei diesem Punkt auf eine Diskussion einzulassen. Sie schnappte sich die Schüssel die Früchte verschiedenster Sorten mit etwas Joghurt enthielt und machte es sich erneut auf der Couch bequem. Im Schneidersitz, die Schüssel vor sich stehend, richtete sie sich mit der Linken essend und der Rechten durch die Vid Kanäle schaltend auf einen langsamen und langweiligen Tag ein. Wäsche waschen… wäre durchaus eine Option die sich ihr als Aktivität anbieten würde, aber, wer hatte da schon wirklich Lust drauf?


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Das Nicky sich nicht meldete konnte tausend Gründe haben, und dennoch wusste Miranda, dass sie sehr wahrscheinlich nicht antwortete, weil SIE sich gemeldet hatte. Nein, korrigierte sie sich sofort selbst, sie meldete sich nicht, weil sie gerade eben jemanden verloren hatte. Jemanden der ihr gut möglich nicht weniger wichtig war, als ihr selbst. Zumindest vermutete sie das. Selbst nach einem halben Leben, das sie zusammen verbacht hatten konnte sie Nicky teils kaum lesen. In dieser letzten fatalen Nacht auf Lianna, da hatte sie das eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Wahrheit war, sie liebte Nicky, die Wahrheit war, das spielte gar keine Rolle mehr. Die Wahrheit war, sie hatte sie verloren. Miranda wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten Augen, und schüttelte sich, bevor sie wieder ins Haus trat. Der Geruch, der ihr direkt nach der Türschwelle wie ein Faustschlag in die Nase krachte, hatte rein gar nichts mit dem noch glühenden Zigarettenstummel zu tun, den sie in der Küchenspüle löschen und wegspülen wollte.


Was stinkt denn hier so?“

Fragte sie, als sie endlich in die Küche trat, um promt zu schweigen. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, das ihr Dad allein an der Anrichte stand, und die Kaff Maschine reparierte, wie er es des öfteren in der Vergangenheit getan hat, als das gute Leben noch nicht in Wahnsinn über gegangen war. Doch die Maschine war nicht kaputt, und da war dieser Gestank, und Jibrielle, die über die Anrichte gebeugt da stand, und ihr Vater der halb über Jibrielle gebeugt da stand und mit einer Schere rumhantierte.

Liebes die sind leider hin. Ich muss dich jetzt befreien.“

Sprach er, mit seiner maskulinen, aber so unendlich sanften Stimme um dann die Schere zu benutzen....

Oh nein.“

Die Quelle des Gestanks, war verbranntes Haar gewesen, unrettbar im nun ebenfalls ruinierten Waffeleisen mit dem Teig zu einer schwarzen Masse verbacken. Miranda erstarrte, und suchte den Blick ihres Vaters, bevor sie in Jibrielles erschrockene grüne Augen blickte. Das Büschel Haare, das ihr eben abgeschnitten worden war, veränderte alles. Es war zu viel gefallen, um noch irgendetwas zu kaschieren....

Komm! Das kriegen wir wieder hin!“

Aus einem Impuls heraus stürmte Miranda auf Jibrielle zu, nahm sie an die Hand, und drückte den Zigarettenstummel auf dem ruinierten Waffeleisen aus. Und bevor sie ihn ansprechen konnte, trennte ihr Vater das immernoch dampfende Eisen von der Energiezufuhr, nahm es mit langen Fingern an den isolierten Griffen, und verschwand damit aus der Küche.

„Wir gehen in mein Bad, dann schauen wir mal, was wir machen können.“

Sie war keine Frisörin, aber hey, sie hatte ein gutes Augen und...selbst wenn, Miranda würde zur Not Jessie kommen lassen, eine alte Freundin, die eine fürstliche Hairstylistin war. Jibrielle sagte gar nichts, und Miranda hoffte das sie nicht gleich weinen würde. Sie waren keine Männer, Haare waren so etwas...das konnten nur Frauen verstehen.

Nein! Wir gehen nicht in mein Bad!“

Sie zog ihre Freundin abrubt in die andere Richtung, als ihr eine Idee kam...

Als sie die Tür öffnete, kam ihr mit feinen Düften von teurem Parfum, ein ganzer Schwall wunderbarer Erinnerung entgegen. Für eine Sekunde saß sie wieder auf dem kleinen Hocker, und war wieder fünf Jahre alt, und sah ihr dabei zu, wie sie sich ihren so charakteristischen Liedstrich auflegte. Jibrielle, die von Miranda auf den Stuhl vor den riesigen Schminktisch gepflanzt wurde, hatte keine Ahnung, wie heilig ihr dieser Raum war, und dass sie nach ihrer Mutter, und ihr selbst die erste Person überhaupt war, die hier Platz genommen hatte. Miranda verzichtete darauf, es ihr zu sagen, und besah sie sich lieber im Licht, dass vom professionellen Licht das aus dem Rand des großen Schminkspiegels auf ihr Antlitz scheinte. Der Raum war die richtige Wahl, der Spiegel groß genug, um ordentlich arbeiten zu können. Im Rand des Spiegels klemmte ein altmodisches Flimsiplast Bild von einer Mutter und ihrer jungen Tochter. Beide umarmten sich und lachten freudig in die Kamera. Die beiden hatten keine Ahnung davon, dass sie sich zu bald verlieren würden. Mirandas Hände legten sich auf Jibrielles Schultern, und als sie sie von hinten umarmte, und ihren Kopf an ihren legte, wurde ihr klar, dass sie auch jetzt wieder nicht wusste, was auf sie zukam. Was sie wusste war, dass sie Jibrielle liebte, und alles dafür tun wollte, nein musste, sie nicht zu verlieren.

Ich nehme nicht an, das du eine Glatze willst?“

Sie sah ihr lang in die Augen, durch den Spiegel, und zog die Schultern hoch.

Ich krieg das für dich hin, keine Sorge“.

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Schminkzimmer – mit Jib -
 
NabooTheedsüdliche ViertelWynssas Appartement

Sie hatte sich doch dafür entschieden die Wäsche zu waschen. Nicht unbedingt weil sie das wollte, sondern weil sie etwas, gespielt – die Frage wieso sie sich, für sich selbst künstlich aufregte, stellte sich Wynssa schon länger nicht mehr – entsetzt festgestellt hatte, dass all ihr Lieblingskleidungsstücke in einem definitiv nicht mehr tragfähigen Zustand waren. Die Geruchsprobe an den letzten beiden Exemplaren di man eventuell nochmal hätte überwerfen können, hatte ihrem Wunschdenken dann ebenfalls einen Strich durch die Rechnung gemacht und schmollend und seufzend hatte die junge Naboo ihre Sachen zusammen gesucht und sich daran gemacht wieder für bereitgestellte Lieblingsoutfits zu sorgen. Mit einem entschlossenen Nicken quittierte sie den abgeschlossenen Arbeitsschritt und begab sich wieder in den Wohnbereich ihres Appartements, wo der noch immer, auf stumm geschaltet, vor sich hin laufende VidSchirm irgendwelche Sendungen von sich gab. Wynssa wusste nicht mal mehr welcher Sender überhaupt eingeschaltet war. Mit einem gezielten Griff hatte sie jedoch die kleine und überaus kompakte Fernbedienung in der Hand, deaktivierte in einem kurzen Moment der Verwirrung noch einmal den Ton, sodass der Synchronsprecher der aktuellen Dokusendung in breitem huttisch irgendetwas über das Paarungsverhalten von Wesen erzählte, die ihr verdächtig nach Gundarks aussahen. Schnell wieder den Ton abschaltend, wechselte Wynssa den Kanal gleich sieben Mal, ehe sie entschied es sein zu lassen und mit einem frustrierten stöhnen die Fernbedienung auf das Sofa warf, nachdem sie den VidSchirm abgeschaltet hatte.

Nur wenige Sekunden später ließ sie sich selbst ebenfalls wieder auf das Möbelstück fallen. Was war das heute für ein lahmer Tag? Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie entsetzt fest, dass all die Wäsche zusammen zu suchen und den Waschgang einzuleiten nicht viel mehr als eine dreiviertel Standardstunde gebraucht hatte. Oh je, das konnte was werden. Murrend knipste sie den VidSchirm wieder an und mied den Sender, der ihrer Meinung nach die Gundarkdoku ausstrahlte. Per Zufall, eher, als denn durch gezieltes Suchen stieß sie auf ein kleines Programm das Musiktitel ausstrahlte. Sie hatte vor einigen Jahren schon einmal ein ähnliches Programm gefunden gehabt, allerdings kamen da heute nur noch Sendungen über verrückte Typen die sich auf den dämlichsten Welten mit den dämlichsten Möchtegernstars in Häuser sperren ließen. Oder Sendungen in denen ständig Speeder aufgemotzt wurden. Fatal Langweilig. Glaubte man ihr so hatte sie schon drei Mal eine schwere Herzattacke umschifft, die ihr auf Grund von Langeweile den Gar ausgemacht hätte, hätte sie nicht rechtzeitig wieder weggeschaltet.

Musik war da deutlich willkommener. Mehr als eben dieser besagte Sender, oder als die Gundarkdoku. Ein kurzes Schmunzeln konnte sie sich ob des gerade endenden Lieds jedoch nicht verkneifen. Offenbar hatte sie eine Ausstrahlung erwischt die sich mit den ‚alten‘ Stücken diverser Künstler beschäftigte. Künstler die sie zu einem Großteil kannte und zu einem Teil sogar mochte. Wenn das mal keine Fügung des Schicksals war. Es dauerte noch weitere 20 Minuten, dann hatte es Wynssa erneut von ihrer Couch geholt, da sie nicht mehr stillsitzen konnte, während nach und nach Klassiker gespielt wurden, die sie noch vage aus ihrer Kindheit erkannte und erst vor einigen Jahren ebenfalls wieder zu lieben gelernt hatte. Phantastisch! Einfach phantastisch, dachte die Frau und tanzte, da sie zuvor schmollend aus ihrem Schlafzimmer gestampft war, weil das was sie eigentlich hatte anziehen wollen, zu übel gerochen hatte, nur in Unterwäsche bekleidet durch ihre Räumlichkeiten. Machte halt an einer kleinen Kommode, griff sich das dort stehende Glas, den halbleeren Teller und pirouettierte in Richtung Küche davon. Mit leichtem Schwindeltrauma und ein wenig unsicherer auf den Füßen, kam sie mit einem Ausfallschritt zum Stillstand, stellte Teller und Glas ab, ehe sie sich drehend den Teller ergriff und beinahe den Griff zum Müllentsorger verpasst hätte. Kichernd kippte sie die Mahlzeit fort und ließ den Teller nur mit einem leichten Klirren hinter sich zurück.

Da nunmehr zu einem eher langsameren Stück gewechselt wurde, griff sich Wynssa ihren Kommunikator und tippte ein paar Botschaften an ein paar Freundinnen, ob die nicht wussten, ob heute Abend, oder generell wann wieder etwas zu unternehmen geplant war. Der On Off Kontakt mit besagten Freundinnen war ausreichend tief genug, ein paar davon waren sogar alte Schulkameradinnen, als das ein paar Tage des Schweigens niemandem etwas ausgemacht hatten. Sie wartete ein wenig ab, doch wirkliche Reaktionen erhielt sie nicht und legte das Gerät etwas enttäuscht wieder auf den kleinen Tisch vor ihrer Couch. Also doch ein langweiliger Tag zu Hause. Nun ja, mehr oder weniger langweilig, dachte Wynssa und machte sich auf die Suche nach einchlägigen Downloads, die sie mit der Musik versorgen konnten, nach der sie sich jetzt gerade so sehnte. Man konnte nie genug davon haben, doch letzten Endes gab es in dieser riesigen Galaxis einfach viel zu viele Musiker. Nicht jeder schaffte es runter von seinem Planeten. Manche scheiterten schon in ihrer regionalen Umgebung.

Kopf schüttelnd verdrängte sie die Gedanken und stellte, nachdem sie doch wieder den VidSchirm aktiviert hatte – ja es röhrte im Hintergrund – sich eine weitere Playlist zusammen. Gute Laune Musik, rein elektronisch erzeugt und handgemachtes direktes Instrumentenspiel war ebenfalls vertreten. Wie hatte mal ein weiser Mann gesagt? „Ein Partymix brauch kein Höhen und Tiefen. Ein Partymix benötigt einzig und alleine Höhen!“ Frei nach diesem Konzept arbeitend hatte Wynssa alsbald einen kleinen Datenträger vollgeschrieben, den sie sich mit einem glücklichen Grinsen in den Bund ihres unteren Unterwäsche Ensembles steckte, ehe sichere Schritte sie von der bequemen Couch zu ihrem Schreibtisch, platziert in einem anderen Zimmer, führten, wo sie einmal mehr etwas an der Zusammenstellung der Playlist hantierte, sie sie für endgültig zusammen gestellt erachtete. Kurz noch eine Kopie davon erstellt und eine List abgespeichert, manchmal war sie penibel… oder paranoid… und dann machte sie sich auf den Weg, denn unlängst war das Piepen ertönt, das signalisierte, dass es Wäsche gab, die getrocknet werden wollte…


NabooTheedsüdliche ViertelWynssas Appartement
 
- Naboo - Theed - Straßen - Polizei Gleiter - mit Tionne -

„Hier.“

Schallte es durchs geöffnete Gleiterfenster, als Jesse eine Tüte auf den Schoß geworfen wurde. Ein paar laute Schritte später, saß ihre ältere Schwester Tionne wieder auf dem Pilotensessel. Essen...seit jeher ein Friedensangebot, wenn sie sich total verkracht hatten. Und Tionne hätte es stillschweigend angenommen, wäre sie nicht im verdammten Recht gewesen.

„Hör mal, ich habe mich ordentlich am Schießstand angemeldet, ich habe den vorgeschriebenen Standard Blaster genommen, und mir meinen Score ehrlich verdient. DER REKORD GEHÖRT MIR!“

Und Tionne hatte ihn einfach gelöscht, einfach so. Das machte sie rasend, nicht nur weil sie sich beformundet fühlte, sondern weil es einfach nicht richtig war.

„Ich weis, deine tote Captain hat bis dato den Rekord gehalten. Aber mal ehrlich..“

Jesse riss die Tüte auf, wickelte den Nuna Burger aus, und biss in die dampfende Köstlichkeit.

„..hatte deine Captain den Rekord immer inne? Oder wurde er ihr hier und da geklaut.“

Sie erntete einen Seitenblick.

„Der Rekord war die meiste Zeit gar nicht in ihren Händen. Sie hat ihn erst zwei Wochen vor ihrem Tod geknackt. Aber darum geht es nicht.“

„Worum geht es dann?“

Weil sie spürte, dass sie bei der Diskussion sowieso nicht weiterkommen würde, reichte sie Tionne ihr ganz eigenes Friedensangebot, in Form von Che Che Cookies, die sie sich in ein Fach ihres Uniform Gürtels gesteckt hatte.

„Es geht um...“

Tionne blinzelte ein wenig, als es schien dass sie Dreck in die Augen bekommen hatte. Jesse stockte der Atem, sie hatte ihre Schwester selten weinen sehen. Wenn, ja wenn hatte es auch stets einen Grund zum Weinen gegeben... Es tat ihr leid.

„Okay schon gut, ich red nicht mehr drüber ja?“

Jesse rief sich in Erinnerung, das Tionne in den letzten Monaten sehr viel mitgemacht hatte, und sie redete da nicht einmal von ihrer Scheidung. Was war denn da ein Rekord?

„...den Rekord kannst du in nem Jahr knacken okay? Lass ein bisschen Gras über die Sache wachsen Jesse.“

„Okay.“

Auf der Suche nach einer Ersatzhandlung, bleckte Jesse die Zähne, und biss mit Energie in den Burger. Eine riesen Scheiße war das, sie war gerade eine Woche mit der Akademie fertig, war dem gleichen Revier zugeteilt worden wie ihre Schwester. Und dann tat ihr die eigene Schwester einen Gefallen, und verbrachte ihre Nachtschicht mit ihr, dem Rookie, und sie hatte nichts besseres zu tun, und verprellte sie mit so belanglosem Mist wie einer Rangliste.

„Tionne? Wie läuft es bei dir eigentlich privat?“

Jesse hatte die Akademie in Kadaara abgeschlossen, und die beiden hatten sich wenig gesehen, peinlicherweise ohne irgend einen besonderen Grund. Klar das mit der Scheidung hatte sie mitbekommen, aber die Wahrheit war, das Tionne und sie selbst nicht dem Klischee der typischen Frau entsprachen. Sie waren beide nicht besonders komunikativ.

„Ach ich kann nicht klagen, ich v**** meinen sexy jungen Partner, und fahre meine Streifen. Und weil ich Mom und auch Jonathan angebettelt habe, darf ich meinen Sohn behalten. Es ist also alles cool“.

Der Sarkasmus triefte aus ihrer angenehmen Stimme, so stark, dass Jesse sofort die Initiative ergriff.

„Weist du was? Nach der Schicht, da besaufen wir uns so richtig ja?“

Tionne wischte sich Feuchtigkeit aus den Augen, und nickte. Vielleicht konnte es doch noch eine ruhige Schicht werden.

„ Die Officers Sanders, und Sanders bitte kommen.“

Die Stimme von James Scott, dem eigentlichen Partner ihrer Schwester, tönte durch den Comlink Funk, in das innere des Gleiters. Jesse grinste, als sie an Tionnes Worte von eben dachte. Sie hoffte das dass mit dem „ich v**** meinen sexy jungen Partner“ kein Sarkasmus gewesen war. Der Typ war echt eine, neeeein diverse Sünden wert.

„ Tionne hier Scotty, was gibt es?“

Oh ja, sie tat es mit dem Kerl, der Ruf war viel zu informell. Und trotzdem, der Spaß war jetzt vorbei. Jesse stopfte sich den Rest ihres Burgers in den Mund, wischte sich mit der Servierte den Mund ab, und warf dem Reinigungsdroiden, der zwischen den parkenden Gleitern hin und her patrollierte die Tüte in den den Rachen.

„Häusliche Gewalt also...“

Setzte Tionne das Gespräch mit Scott fort, aktivierte die Sirene, und lies den Repulsorantrieb aufheulen.

„Ich hasse das Viertel, nur Verrückte, Künstler, und Junkies. Nein eigentlich sind alle verdammte Junkies.“

- Naboo - Theed - Straßen - Polizei Gleiter - mit Tionne -
 
- Naboo - Theed - Süden - Polizei Gleiter - "Künstler Viertel" - mit Jesse -

Jesse war ausgebildet, bewaffnet, und wusste was sie tat. Dieses Mantra sagte sich Tionne immer wieder innerlich auf, als sie zusammen mit ihrer Schwester auf das Haus zuging, das seinen Namen nicht wirklich verdient hatte. Nicht das es runtergekommen war, nein sowas gab es in Theed einfach nicht, aber es war irgendwie schäbig, es war fürchterlich Bunt, und überall standen Leute herum, die wohl keine Arbeit hatten. Wieso sonst saßen sie auf dem Rasen, mitten in der Nacht, und unterhielten sich über irgendeinen gewichtigen Blödsinn, während sie sich die Gehirne zu nebelten, mit welchen Kräutern auch immer.


„Bleibt sitzen, wir sind nicht wegen euch hier.“

Sprach sie ein Grüppchen von „Künstlern“ an, das sich aufällig unaufällig davon machen wollte. Ob es ihr passte, dass diese Leute davon kommen würden? Sicher nicht, und das TPD fuhr gegenüber jeglichem Betäubungsmittel Missbrauch eine Null Toleranz Grenze. Aber jetzt gerade blieb einem nur die Wahl zwischen Pest, und Cholera. Und potentielle häusliche Gewalt, war immer das größere Feuer, dass es auszutreten galt.

„Sei fokussiert Jesse, halt die Augen auf, und halt Abstand. Das Reden übernehme ich klar?“

Wies sie ihre kleine Schwester an, als sie beide auch schon ausgebremmst wurden, als die altmodische Haustür mit Wucht aufgestoßen wurde, und ihnen Kollegen aus dem Revier 16 entgegen kamen. Die zwei kleinen Frauen, die sie in Gewahrsam hatten, heulten im Duett. Tionne musste die Augen verdrehen, und das nicht nur, weil sich da wieder irgend ein nerviges Künstlerpärchen gestritten hatte. Die beiden Schwachköpfe aus dem anderen Revier, hatten im falschen Abschnitt gewildet.

„Jesse? Geh schonmal zum Gleiter zurück!“

Wies sie ihre Schwester an, bevor sie den Kollegen auf den Zahn fühlte.

„Sagt mal, was macht ihr hier?“

Und wo zum Teufel hatten sie ihren Gleiter geparkt?

„Wir sind dem Notruf gefolgt. Sauer weil wir schneller waren?“

Solche Rivalitäten, die hatte es immer gegeben, allerdings niemals in einem solch giftigen Ausmaß. Seitdem Jules Agathon in Theed gewütet hatte, und diverse Kollegen in den Tod gerissen, und das TPD vorgeführt hatte, galt Deanna Trineer, und das vermutlich besonders, weil sie tot war und sich nicht mehr wehren konnte, als schuldige Versagerin, die den Fall an die Wand gefahren hatte. Mit ihrem Ableben war das gesammte Revier 12, zu dem sie nach wie vor mit Stolz gehörte, stigmatisiert worden.

„Sauer?“

Sie war sauer!

„Nein nicht wirklich. Viel Spaß mit den beiden Grazien, und dem Papierkram“.

Und trotzdem folgte sie den beiden Cops und ihrer Beute, sie wollte wissen wo deren verdammter Gleiter stand.

- Naboo - Theed - Süden - "Künstler Viertel" - (mit Jesse) -
 
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