- Naboo - Gallo Mountains - Grüne Grasebenen - Mit Akemi -
Eine Frau zu überraschen war schwierig und Richard war nicht besonders geübt darin. Er war nie gut in romantischen Gesten gewesen, weder in den großen noch in den kleinen. Er selbst war der praktische, pragmatische Typ, doch er war auch erfahren genug um zu wissen, dass Frauen diese kleinen Liebesbeweise von Zeit zu Zeit brauchten. Früher, als er noch jung und mit Mirande verheiratet gewesen war, hatte er sich keine Mühe mit solchen Dingen gegeben. Er hatte schlicht keinen Sinn darin gesehen und sich stattdessen darauf verlassen, dass auch sie solche Gesten nicht benötigte, um glücklich mit ihm zu sein. Das hatte sie oft frustriert. Mirande hatte Romantik gewollt und er hatte das für Zeitverschwendung gehalten und wenn sie ihn darauf angesprochen, oder auch nur Andeutungen gemacht hatte, hatte er abgeblockt. Es waren die Erfahrung und das Alter, die ihn gelehrt hatten, wie wichtig es war, aufeinander einzugehen. Nach Mirande hatte es viele Frauen für Richard Cohn gegeben, doch keine die ihm wichtig gewesen wäre. Das hatte sich erst wieder geändert, als Akemi in seinem Leben aufgetaucht war. Mit ihr war alles anders. Er hatte nicht das Gefühl, dass er sich um sie bemühen musste, sondern dass er es wollte. Vielleicht lag es an ihr, vielleicht auch an Naboo mit seinen fantastischen Möglichkeiten, dass es ihm schließlich gar nicht schwer gefallen war, sich eine Überraschung für sie auszudenken. Irgendwann einmal hatte sie erwähnt, dass sie gerne lernen würde zu reiten. Sie hatte bis dahin noch nie auf einem Tier gesessen. Daran hatte er gedacht, als er den Ausflug für sie geplant hatte. Es war ein interessantes Phänomen, dass er nichts von dem zu vergessen schien, das Akemi sagte oder tat, wohl aber andere Dinge. Bei Gott, er würde nie genug von ihr bekommen.
Er hätte sich gewünscht, dass es wärmer war und die Sonne schien, doch das Wetter ließ sich nicht beeinflussen. Der Himmel war Wolken verhangen und das Gras unter den Greiffüßen der Gualamas noch feucht von der Nacht, doch immerhin regnete es nicht mehr. Richard hoffte fest, dass das so blieb.
"Ich verstehe noch immer nicht, wie du es gemacht hast."
Vor ihnen lagen scheinbar endlos grüne Grasebenen, eingebettet in eine Landschaft größerer Hügel und kleinerer Erhebungen. Akemi hatte das Cape, das er für sie eingepackt hatte, bisher nicht über gezogen, obwohl es alles andere als warm war. Ihre Wangen waren von der frischen Luft wunderschön gerötet.
"Ich hätte auch in Dee'ja Peak bleiben und auf dich warten können."
Sie war noch immer dabei zu entschlüsseln, wie er es geschafft hatte sie hinter's Licht zu führen.
"Oder wäre dann Mrs. Barson gekommen, um mir zu erzählen du hättest einen Unfall gehabt und ich müsste schnellstens zu dir fahren?"
Richard musste lachen. Es machte ihm Spaß zuzuhören, wie Akemi seine Pläne zerlegte und versuchte nachzuvollziehen. Sie sah ihn an. Inzwischen saß sie längst nicht mehr so wackelig im Sattel wie noch zu Anfang ihres Ausritts. Sie hatte sich an das leichte Schaukeln gewöhnt, auch wenn sie längst noch nicht so weit war, sich an den Rhythmus anzupassen.
"Ich glaube ja, du hast Komplizen gehabt, und zwar nicht nur Darren."
Sie kam der Sache auf die Schliche. Darren war ganz offensichtlich eingeweiht gewesen, ihr Pilot war es gewesen, der sie hier her gebracht hatte.
"Farlone wusste auch Bescheid, stimmt's?"
"Schuldig im Sinne der Anklage."
Richard grinste. Er hatte Akemis beste Freundin eingespannt, allerdings nicht selbst mit ihr gesprochen. Das, sowie die Koordination mit Darren, hatte Venecia übernommen, Akemis eigene Assistentin. Sie war Akemis erste Ansprechpartnerin in den meisten Situationen und er hatte nicht riskieren können, sie nicht einzuweihen. Als sie vorgeschlagen hatte, Akemi unter dem Vorwand einer Verabredung mit Farlone aus dem Haus zu locken, war es die perfekte Idee gewesen.
"Und Venecia. Sie hat auch geholfen."
Löste er das Rätsel schließlich auf. Früher oder später hätte Akemi es ohnehin heraus bekommen und es schadete seinen weiteren Plänen nicht, wenn früher schon jetzt war. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, als sie ihn wissen ließ, wie enttäuscht sie nach dem Aufwachen über sein Verschwinden gewesen war. Es war auch für ihn nicht einfach gewesen, so früh aufzustehen und sie alleine im Bett zurück zu lassen. Er streckte seine Hand nach ihrer aus und sie ritten Seite an Seite mit eng ineinander verschlungenen Fingern. Erst nach einer ganzen Weile begann sie wieder, ihn über ihr Ziel auszufragen, dabei war es gar nicht mehr weit und sie musste sich nur noch ein kleines bisschen gedulden.
"Treffen wir jemanden?"
Wollte sie wissen.
"Oder bleiben wir allein?"
Richard hatte nicht vor, ihr etwas zu verraten und wenn er die Stelle, an der sie sich befanden, richtig einschätzte, dann lag ihr Ziel gleich hinter dem nächsten Hügel in der Talsenke darunter.
"Hast du Lust auf einen kleinen Sprint?"
Schlug er vor.
"Du meinst nicht zu Fuß, oder? Richard, ich habe keine Ahnung, wie..."
Lachend schüttelte er den Kopf.
"Du musst nichts tun, versprochen. Wenn ich Artax antreibe, wird deine Heikki ganz von selbst folgen. Alles was du tun musst, ist nicht runter zu fallen."
"Haha."
Akemi wirkte zwar nervös, lächelte aber und trotz ihrer Bedenken sah er Vorfreude in ihren Augen aufblitzen. Sie liebte Abenteuer.
"Also gut, machen wir's."
Entschied sie. Er ließ Artax zuerst in einen leichten Trott verfallen, schaute sich zu Akemi und ihrem Gualama um und pfiff auffordernd durch die Zähne. Wie erwartet folgte ihm Heikki auf dem Fuße. Sie war ein artiges Reittier, ausgebildet für jeden noch so blutigen Anfänger. Kühler Wind schlug ihnen entgegen, als er das Tempo allmählich erhöhte und sie schließlich die Hügelkuppe hinauf jagten. Er hörte Akemis Lachen hinter sich. Ihre Haare wehten im Wind. Es mochte kitschig klingen, doch wenn sie so glücklich war wie jetzt, dann war Richard es auch.
"Siehst du es?"
Rief er ihr über seine Schulter hinweg zu. Es war in dem Moment, dass sich das Tal zu ihren Füßen ausbreitete und eine alte Burgruine vor ihnen auftauchte. Der Zahn der Zeit hatte seine bemoosten Hände auf jene Mauern gelegt, die im Laufe der Jahrhunderte noch nicht eingestürzt waren. Etwas, das früher mal ein Aussichtsturm gewesen sein musste, war jedoch vollständig in sich zusammen gefallen. Um ihn herum war ein verwilderter Garten entstanden, ein Teppich leuchtender Blumen, und schräg dahinter stand die einzige stehende Fassade, die noch einen Teil des Daches auf ihren fragilen Schultern trug. Es hätte kein schönerer Ausblick sein können, als die Sonne just in diesem Moment durch die Wolken brach und ihr warmes Licht auf die steinernen Überreste der Vergangenheit fallen ließ. Kurz bevor sie die Ruine erreichten, drosselte Richard das Tempo und beide Gualamas fielen zurück in gemächlichen Schritt. Schnaubend warf Artax seinen Kopf in den Nacken, als wolle er andeuten, dass er noch Stunden über die saftigen Wiesen hätte galoppieren können. Neben ihm trottete Heikki.
"Sind wir da?"
Akemis Augen leuchteten. Statt einer Antwort schwang sich Richard aus dem Sattel und kam, um ihr ebenfalls hinunter zu helfen. Sie ließ sich in seine Arme gleiten.
"Wir sind da."
"Was ist das für ein Ort?"
"Es sind die Ruinen von Hérderes."
Er beobachtete sie, während sie sich umsah.
"Das habe ich schon mal gehört, glaube ich, aber ich kann mich nicht erinnern was es bedeutet."
Sagte sie. Richard lächelte.
"Ich erzähle dir die Geschichte, wenn du magst."
Er hatte eine Hand in seine Satteltasche gleiten lassen und holte zwei Seile hervor. Beiläufig tätschelte er Artax' kräftigen Hals, bevor er vor ihm in die Hocke hing. Akemi schaute ihm zu, eine kritische Falte auf ihrer hübschen Stirn.
"Ich fessele ihre Vorderfüße, damit sie nach Belieben grasen können, aber sich nicht zu sehr entfernen. In diesem Zustand kommen sie nicht weit."
Erklärte er ihr und wiederholte den selben Prozess bei Heikki.
"Oh, das ist clever."
Akemi wartete, bis er fertig war.
"Woher kennst du dich überhaupt so gut aus?"
Diese Frage brachte ihn zum Schmunzeln.
"Tue ich das?"
"Nun...ja."
Er legte einen Arm um sie und führte sie um die alten Mauern herum.
"Ich habe damals beim Militär gelernt mit Reittieren umzugehen. In meiner Einheit gehörte Reiten genau so zu den grundlegenden Fähigkeiten wie das Beherrschen eines Speederbikes oder das Steuern eines Landgleiters."
Antwortete er. Richard Cohn sprach nur selten über seine Zeit als Soldat, weil er nicht gerne an diesen Abschnitt seines Lebens zurück dachte. Jeder, der schon einmal einen Krieg erlebt hatte, wusste, warum. Es gab nur wenige gute Erinnerungen an diese Phase seines Lebens, Erinnerungen an seine besten Freunde, die wie Brüder für ihn gewesen waren. Marx und Orenn. Keiner von ihnen war im Krieg gefallen und doch war Richard heute der letzte von ihnen, der noch lebte. Er war der, der übrig geblieben war.
"Dann hast du in all den Jahren nichts verlernt."
Akemis Stimme klang heiter. Sie wusste, wie es sich anfühlte, vergessen zu müssen. Es war etwas, das sie miteinander teilten. Akemi hatte den Krieg auf Corellia gesehen, die Zerstörung auf Bothawui. Sie war an Orten gewesen, an denen sie niemals hätte sein dürfen und hatte Dinge getan, die sie für immer bereuen würde, genau wie er. Als sie sich ihm zum ersten Mal anvertraut hatte, hatte sie geweint. Es waren stumme, einfache Tränen gewesen. Er zog sie noch ein wenig näher zu sich heran. Mehr als jede andere Frau verstand sie diesen Teil von ihm. Sie blieb stehen, als sie den einstigen Innenhof erreicht hatten. Zu zwei Seiten noch erhoben sich die von harten Wettern geprägten Mauern, die jeden Sturm, Jahrzehnt um Jahrzehnt überstanden hatten.
"Es ist wunderschön."
War alles, was sie sagte. Richard konnte ihr nur zustimmen. Unter den letzten Überresten des Daches, geschützt vor drohenden Regenschauern, hatte er ihr Picknick aufgebaut: gebratene Maiskolben mit Honig bestrichen, in zarte Streifen geschnittenes Nerffleisch, Gemüsekugeln mit gerösteten Pinienkernen verziert und goldbraun gebackenen Süßkuchen. Da die Sonne inzwischen immer wieder ihren Weg durch die löchrige Wolkendecke fand, nahmen sie eine der Decken und setzten sich ins Gras.
"Hérderes lebte einst zur Zeit von Königin Zendaya, die vor über 400 Jahren Naboo regierte. Es heisst, sie sei eine enge Freundin der Königin gewesen."
Erzählte Richard die Legende dieses Ortes, so wie er sie von den Einheimischen gehört hatte.
"Hérderes galt als klug und äußerst schön, und war von zurückhaltender, schüchterner Natur. Obwohl sie bereits in ihrer Debütsaison viele Verehrer hatte, schenkte sie ihre Aufmerksamkeit nur einem einzelnen Mann, einem neureichen Kaufmann, dem sie sehr zugetan war. Ihr Vater, ein angesehener Mann bei Hofe, versprach ihre Hand jedoch dem Erben eines alten Adelsgeschlechts."
"Oh nein, ich wusste, es würde eine tragische Geschichte!"
Akemi hatte sich auf den Rücken gelegt und knabberte an einem Maiskolben.
"Vielleicht nimmt sie ja ein gutes Ende?"
Schlug Richard vor.
"Ich glaub' nicht, aber erzähl weiter."
"Hérderes und ihr junger Kaufmann - vermögend, aber ohne nennenswerten gesellschaftlichen Einfluss - trafen sich heimlich und planten gemeinsam davon zu laufen und in der Fremde ein neues Leben zu beginnen. Sie verabredeten sich zur Flucht bei Mitternacht, aber Hérderes erschien nie am vereinbarten Treffpunkt."
"Wo war sie?"
Es hatte nicht viel gebraucht um Akemi an die Geschichte zu fesseln.
"Ihr Vater hatte Wind von ihren Plänen bekommen und sie in ihrem Zimmer eingesperrt. Es heisst, sie habe sich einer Zofe anvertraut, die ihr Geheimnis an ihren Vater weiter getragen hat."
"Also war sie doch nicht so klug."
Über ihre Bemerkung musste Richard lachen.
"Wenn man es so sieht nicht, nein. Ihr junger Kaufmann wartete bis zum frühen Morgen, ehe er davon ausgehen musste, dass Hérderes nicht mehr kommen würde. Er versuchte sie zu kontaktieren, doch ihr Vater fing die Nachrichten ab. Er arrangierte ihre Überfahrt ins Seenland, wo sie mit dem Mann vermählt werden sollte, dem sie versprochen war."
"Und kam es dazu?"
"Ja. Es gab nichts, das Hérderes hätte tun können."
"Sie hätte kämpfen können."
Akemi war immer dafür, für die Liebe zu kämpfen und Richard stimmte ihr generell zu, doch er war sich auch bewusst, dass es eine andere Zeit gewesen war und die Kultur der Naboo, besonders in den angesehenen Adelshäusern, eine ganz andere war als die, die sie beide kannten und lebten.
"Hmm, und was ist mit der Ruine?"
Fiel Akemi plötzlich der Zusammenhang zwischen der Geschichte und diesem Ort wieder ein.
"Ah, richtig. Die existierte damals natürlich noch nicht. Hérderes' Geliebter kam hier her in die Einsamkeit, nach seine einzige Liebe die Frau eines anderen geworden war. Er war sich sicher, dass er niemals eine andere Frau würde lieben können und entschlossen, auf sie zu warten, bis sie bereit war ihren Mann zu verlassen oder dieser sie eines Tages zur Witwe machte. Er baute diese Burg, benannte sie nach der Frau, die er liebte und wartete hier auf Hérderes für den Rest seines Lebens."
"Die Ruinen von Hérderes."
Akemi murmelte die Worte, als hielten sie eine besondere Bedeutung für sie.
"Was wurde aus ihr? Haben sie sich jemals wieder gesehen?"
"Nein."
Richard schüttelte den Kopf. Er hatte genau die selben Fragen gestellt, als er die Geschichte zum ersten Mal gehört hatte.
"Sie starb Jahre später im Kindbett, hatte zuvor jedoch drei gesunde Töchter geboren, die Älteste nicht viel länger als ein halbes Jahr nach ihrer Hochzeit. Es hieß, es sei eine Frühgeburt."
Akemi rollte sich auf die Seite, stütze ihren Kopf auf eine Hand und starrte ihn an. Er konnte die Mühlen in ihrem Kopf ihre Gedanken förmlich anschieben sehen. Während sie noch nachdachte, brach Richard ein Stück Süßkuchen ab und fütterte sie damit: helles, saftiges Gebäck mit einer Schicht weisslichen Zuckergusses, der hartnäckig an seinen Fingern klebte. Bevor er aber ein sauberes Tuch finden konnte, hatte sie schon nach seiner Hand gegriffen und begonnen, seine Finger sauber zu lecken. Ihre weichen Lippen schlossen sich sanft um seinen Daumen. Er spürte zuerst ihre Zunge, die sich um seine Finger wandte, dann ihre Zähne, die ihn liebevoll bissen. Akemi saugte an seiner Haut. Ihr zuzusehen erregte ihn. Für ein paar Sekunden hielt er es aus, vielleicht etwas länger, dann hatte er sie auf den Rücken gedreht und sich über sie gestemmt. Ihre Arme waren mit Gänsehaut überzogen, als er sie in die Wiese drückte und sie küsste. Alles was sie ihm versprochen hatte, wollte er jetzt von ihr haben. Erst als es leise in der Ferne grollte, ließ er widerstrebend von ihr ab. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen.
"Ich habe es auch gehört."
Sie studierte die finsteren Wolken.
"Meinst du, es wird regnen?"
Es war ihm lieber, wenn es das nicht täte, doch Richard wollte nicht drauf wetten.
"Lass uns lieber zusammen packen.
Schlug er vor.
"Und zurück reiten?"
Akemi klang enttäuscht.
"Wir können uns auch hier unterstellen."
"Nicht für ein paar Stunden."
Er stand auf und zog sie ebenfalls auf die Beine.
"Ausserdem habe ich noch etwas anderes mit dir vor."
Natürlich wollte sie wissen, welche weitere Überraschung er für sie geplant hatte, doch Richard schwieg eisern. Er ließ sie das Essen zusammen packen, während er die grasenden Gualamas heran holte und ihre Fußfesseln löste. Gerade als sie beteit zum Aufbruch waren, spürte er die ersten Tropfen.
"Hier, zieh das an."
Bevor er Akemi aufhalf, reichte er ihr ihr Cape. Sie ritten nicht in die Richtung, aus der sie gekommen waren, sondern in die entgegen gesetzte. Hügeliges Grasland erstreckte sich auch hier vor ihnen, bevor sie durch ein kleines Wäldchen kamen, wo die Blätterdächer der Bäume sie anfangs noch vor dem beginnenden Regen schützten. Erst als dieser an Stärke gewann und ihr Ritt sie zurück auf einen ungeschützten Weg führte, begannen sie nass zu werden. In dem Versuch, dem schlechten Wetter zu entfliehen, erhöhte Richard auf Artax das Tempo.
"Hast du das auch geplant?"
Der Stoff von Akemis wollenem Cape färbte sich immer dunkler. Wassertropfen rannen ihr aus der Stirn in die Augen. Er drehte sich zu ihr um. Ihr Gualama folgte ihm einmal mehr anstandslos.
"Sollte ich so tun als ob?"
Fragte er zurück. Das launische Wetters hatte ihr die gute Stimmung noch nicht verdorben, und ihm sowieso nicht.
"Das würde dich sehr professionell wirken lassen."
Argumentierte sie dafür. Richard erwog diesen Gedanken. Der Regen begann ihn unangenehm zu durchnässen.
"Ich bin nicht sicher, ob das unbedingt etwas Positives ist."
Gab er zu.
"Ich meine, professionell worin? Darin, hübsche Frauen zu entführen und mir romantische Gesten für sie auszudenken?"
Akemi lachte über das laute Prasseln des Regens hinweg.
"Da hast du Recht."
Rief sie ihm grinsend zu.
"Das würde deinen Ruf nicht unbedingt verbessern."
Bevor er empört fragen konnte, was um alles in der Galaxis denn das heissen sollte, hatte sie das erste Schild entdeckt. Er hatte es nicht so früh erwartet. Mit einem aufgeregten Glitzern in den Augen sah sie ihn an, so voller Spannung, dass er sich das Lachen verkneifen musste.
"Ja."
Gab er zu, bevor sie ihn mit Fragen durchlöchern konnte.
"Das ist der Plan."
Sie ritten noch eine Weile weiter, zwischenzeitlich hörte es auf zu regnen, nur Minuten später setzte ein neuer Schauer ein. Heikki und Artax waren trittsicher, selbst auf dem rutschigen Untergrund, und Richard hatte das Gefühl, dass Akemi das Gefühl im Sattel zu sitzen immer mehr genoss, trotz dass sie bis auf die Haut durchnässt war. Beschwert hatte sie sich noch kein einziges Mal, obwohl er ihr das nicht übel genommen hätte. Seine Akemi war luxuriöse Gleiter gewohnt, schicke Ledersitze und schnelle Transfers. Sie lebte in teuren Hotelsuiten und bekam an jedem Filmset ihren Kaf dorthin gebracht, wohin sie ihn haben wollte. Sie genoss diese Art Service, keine Frage, es waren nette Annehmlichkeiten, doch was sie wirklich liebte waren die einfachen Dinge im Leben, die mit denen sie aufgewachsen war. Er hatte das schon öfter an ihr beobachtet. Dennoch, er würde sie in frische Kleider stecken müssen, sobald sie die Höhlen erreicht hatten.
"Ich weiss gar nicht, wie heisse Quellen entstehen."
Stellte Akemi fest, nachdem sie wohl eine Weile darüber nachgedacht hatte. Das Schild, das sie am Wegrand gesehen hatte, hatte ihr verraten, dass sie zu einem Höhlensystem unterwegs waren, in dem sich eine Vielzahl natürlicher heisser Quellen befand - eine beliebte Touristenattraktion in dieser Gegend.
"In den meisten Fällen durch vulkanische Aktivitäten, und sei es nur unterhalb der Erdoberfläche.
Gab Richard wieder, was er gelesen hatte.
"Es kann aber auch sein, dass die Quellen ganz tief hinunter in die Erde reichen und sich das Wasser dort erwärmt, bevor es nach oben zirkuliert."
"Du meinst die Quellen reichen bis zum Planetenkern?"
Richard zuckte mit den Schultern. Er war kein Experte.
"Ich bin nicht sicher."
Antwortete er.
"Aber die Fachleute vor Ort sollten es wissen."
Die Felsen erhoben sich dunkel vor ihnen, fast so dunkel wie der Himmel über ihnen. In den Berg war das Besuchercenter hinein gebaut, eine Pyramide aus Glas, von deren Scheiben der Regen abperlte. Die Parkbuchten zu beiden Seiten des Weges, der direkt auf den Eingang zu führte, waren leer.
"Hier ist niemand."
Stellte Akemi fest.
"Hmm."
Richard schwang sich aus dem Sattel und führte Artax am Zügel zum Haupteingang hin, um durch die gläserne Fassade einen Blick ins Innere der Lobby zu werfen. Neben der gläsernen Tür leuchtete eine elektrische Infotafel an der Wand. Er hörte Heikkis Schritte auf dem steinigen Untergrund, als sich Akemi auf dem Rücken ihres Gualamas näherte.
"Geschlossen."
Las sie die knappe Notiz und machte Anstalten, abzusteigen. Reichlich unbeholfen rutschte sie an dem großen Tier hinunter. Wie ein Käfer, der auf dem Rücken lag, strampelte sie mit den Beinen auf der Suche nach festem Untergrund.
"Aber es kann nicht geschlossen sein!"
Ihr Tonfall war jetzt ein bisschen verzweifelt.
Sie hatte sich auf die heissen Quellen gefreut, Richard konnte es an ihrem Blick erkennen und aus ihrer Stimme hören. Akemis Gesicht veränderte sich, machte Enttäuschung platz und all ihre Vorfreude ging vor seinen Augen in Flammen auf.
- Naboo - Gallo Mountains - Gallo Caves - Besucherzentrum - Mit Akemi -