Noa Chanelle
girl in black
- Naboo - Theed - Wohngebiet - Haus der Trineers - Gästezimmer -
Sie erwachte durch das Zwitschern der Vögel, eine neue Erfahrung für Noa, das Mädchen aus der Großstadt. Das Konzert vor dem weit geöffneten Fenster weckte sie früh, noch bevor die ersten schüchternen Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen, und für ein paar Minuten genoss Noa den unbeschwerten Gesang, ehe sie sich im Bett herum drehte und weiter schlief, bis spät in den Vormittag hinein. Als sie zum zweiten Mal aufwachte war ihre Blase Schuld und Noa tappte auf Strümpfen ins Badezimmer. Die Vögel unterhielten sich noch inmer, doch über den Tag verteilt waren sie nie wieder so laut wie in den frühen Morgenstunden. Der Raum, in dem Noa schlief, war im Laufe der Nacht vollständig ausgekühlt. Sie hatte sich lieber etwas warmes angezogen, als das Fenster zu schließen, eigentlich dämlich, wie Noa zugeben musste, doch die Stille draussen war einfach so friedlich gewesen. Geträumt hatte sie nicht, jedenfalls nichts, an das sie sich erinnern konnte. Dafür war die Erinnerung an den Abend zuvor umso deutlicher in Noas Gedächtnis eingebrannt: Aldridge, die harmlose Fummelei mit ihm (die zu mehr hätte führen können wenn er keinen Rückzieher gemacht hätte), das Essen und das Gespräch mit ihm und seine Falschaussage gegenüber der Polizei. Er hatte einen Teil der Wahrheit über das, was im Ferienhaus geschehen war, verschwiegen, um Noa zu schützen. So etwas hätte sie niemals von ihm verlangt. Damit waren sie wohl endgültig quitt. Bevor sie sich anzog, las Noa endlich ihre Nachrichten auf ihrem Komlink, etwas das sie bisher aufgeschoben hatte. Cloé hatte ihr geschrieben, und auch Pablo. Da war eine Nachricht von Visenc und eine von Robin (die Noa vorerst ignorierte) und eine von Detective Sanders. Die Polizistin bat sie um ihre schriftliche Aussage. Auch das noch. Warum musste sie überhaupt aussagen? Konnte sie sich nicht weigern? Möglich war es, doch klug war es nicht. Im Badezimmer überlegte Noa, was sie schreiben würde. Sie wollte nicht ins Detail gehen und dazu konnte sie auch niemand zwingen, aber sie würde die wichtigsten Punkte bestätigen müssen: dass Agathon sie entführt hatte, dass sie zuerst mit Aldridge Trineer alleine festgehalten worden war, dass Jules später die bewusstlose Deanna angeschleppt hatte, dass er den anderen Polizisten ermordet hatte. Er hatte auch Aldridge verwundet und Donnie hatte mehrfach auf ihn eingeschlagen und ihn zuvor lebendig begraben (und dann doch wieder raus geholt). All das würde Noa aussagen, zusammen mit den Geständnissen und den Plänen, die sie von Jules gehört hatte. Das war jetzt zwar alles längst nicht mehr wichtig, doch es würde dafür sorgen, dass er auch nach seinem Tod das Monster blieb, das er war. Um ihre Aussage zu verfassen setzte sich Noa an den Schreibtisch in ihrem Zimmer. Sie war Journalistin, sagte sie sich selbst. Sie würde sachlich bleiben, kurz und knapp die Fakten beschreiben. In ihrer Erinnerung war kein Platz für Emotionen. Was vorbei war, war vorbei.
Aldridge... wie schrieb man diesen Namen überhaupt? Noa hasste es, Korrektur zu lesen. Konnte es etwas langweiligeres geben? Aldridges Name war mindestens so verkorkst wie er selbst. Aldridge. Alllldridge. Al. Hm. Ob seine weiblichen Fans ihn so genannt hatten, als er noch erfolgreich gewesen war? Wahrscheinlich vermisste er diese Zeit, deswegen sah er sich auch heimliche alte Videos von sich an. Er hätte sich direkt nach seiner aktiven Karriere einen Job in der Branche suchen sollen, als Trainer oder
Manager, oder als Experte im Holo-TV. Da könnte er eine gute Figur machen, in coolen Designer Outfits und glattrasiert. Das müsste ihm doch gefallen. Sie drückte auf Senden. Ob Tionne Sanders zufrieden war oder nicht, das war alles, das Noa zu sagen hatte: die wichtigsten Fakten, die wichtigsten Wahrheiten... und eine Bestätigung von Al's Aussage, aus ihrer Sicht. Dreiviertel des Vormittags waren vorbei, als Noa sich aus ihrem Pyjama schälte und sich anzog: Hose, Top, Jacke. Kein Schnick-Schnack oder unnötiger Modekram. Ihre Haare fasste sie am Oberkopf zu einem Dutt zusammen. Sie hätte sie gerne gewaschen, doch sie konnte mit ihren Verbänden nicht unter die Dusche, weil sie niemanden hatte der ihr beim Wechseln geholfen hätte. Den an der Seite bekam sie zur Not selbst hin, das hatte sie schon gemacht, doch für den neuen Verband an ihrem Rücken brauchte sie Hilfe, also blieb alles wie es war. Draussen schien die Sonne bereits mild auf den Garten der Trineers. Ein schöner Tag, doch was sollte sie mit ihm anfangen? Noa hatte nichts zu tun, es sei denn sie arbeitete und widmete sich ihrer Kolumne. Die Idee stand so lange, bis Aldridge an ihre Tür klopfte.
"Besuch?"
Sie öffnete die Zimmertür und da stand er, Al der Profisportler, doch der sorgenvolle Blick, den sie fast in seinem Gesicht erwartet hatte, fehlte.
"Was für Besuch?"
Niemand wusste, dass sie hier war. Fast niemand. Wenn jemand etwas von ihr wollte, dann höchstens Cheetah, um sie abzuholen, oder die Polizei, um sie auszufragen. Noa schob sich an Aldridge vorbei. Das TPD konnte unmöglich so schnell sein. Sie hatte ihre Aussage gerade erst eingereicht. Mit langgestreckten, nervösen Schritten erreichte Noa den oberen Treppenabsatz und plötzlich wusste sie, warum Al so ganz unbesorgt ausgesehen hatte. Sie blieb stehen. Es hatte keinen Grund zur Sorge gegeben, zur Vorsicht oder zu einer Warnung, denn der Besucher, der unten im Wohnzimmer auf sie wartete, war kein geringerer als Cris Sheldon. Noa hatte sich gewünscht ihn zu sehen. Sie hatte sich viel vorgenommen für ihr nächstes Gespräch mit ihm. Entschuldigen wollte sie sich bei ihm, ihn bitten ihr noch eine Chance zu geben und ihm vielleicht sogar sagen, was er ihr bedeutete, sollte sie es jemals schaffen, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Das waren ihre guten Vorsätze gewesen für ein Wiedersehen, von dem sie nicht wusste, wann es passieren würde, denn eigentlich sollte Cris längst nicht mehr hier sein. Sie hatte gedacht, er befinde sich auf dem Weg nach Lianna, dass er längst abgereist war noch bevor sie im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen war! Sie starrte auf ihn hinunter. Er sah aus wie immer, besser sogar. Vielleicht lag es am Licht der warmen Morgensonne, die sich durch die Fenster hinein zu ihm gesellt hatte, oder aber daran, dass Noa glaubte sich noch nie so sehr gefreut zu haben, jemanden zu sehen. Ihre guten Vorsätze waren jedenfalls längst über Bord geworfen. Worte waren zu kompliziert, zu missverständlich und sie dauerten einfach viel zu lange. Noa eilte los, sie flog förmlich die Treppe hinunter. Alles was sie gestern Abend so dringend gebraucht und gewollt hatte, war hier, zum Greifen nahe. Sie zögerte keine Sekunde - nicht mehr - denn es gab nur noch diese allerletzte Karte, die sie ausspielen konnte. Ohne ein Wort zu sagen schlang Noa ihre Arme um Cris' Hals und küsste ihn.
- Naboo - Theed - Wohngebiet - Haus der Trineers - Wohnzimmer - mit Cris -
Sie erwachte durch das Zwitschern der Vögel, eine neue Erfahrung für Noa, das Mädchen aus der Großstadt. Das Konzert vor dem weit geöffneten Fenster weckte sie früh, noch bevor die ersten schüchternen Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen, und für ein paar Minuten genoss Noa den unbeschwerten Gesang, ehe sie sich im Bett herum drehte und weiter schlief, bis spät in den Vormittag hinein. Als sie zum zweiten Mal aufwachte war ihre Blase Schuld und Noa tappte auf Strümpfen ins Badezimmer. Die Vögel unterhielten sich noch inmer, doch über den Tag verteilt waren sie nie wieder so laut wie in den frühen Morgenstunden. Der Raum, in dem Noa schlief, war im Laufe der Nacht vollständig ausgekühlt. Sie hatte sich lieber etwas warmes angezogen, als das Fenster zu schließen, eigentlich dämlich, wie Noa zugeben musste, doch die Stille draussen war einfach so friedlich gewesen. Geträumt hatte sie nicht, jedenfalls nichts, an das sie sich erinnern konnte. Dafür war die Erinnerung an den Abend zuvor umso deutlicher in Noas Gedächtnis eingebrannt: Aldridge, die harmlose Fummelei mit ihm (die zu mehr hätte führen können wenn er keinen Rückzieher gemacht hätte), das Essen und das Gespräch mit ihm und seine Falschaussage gegenüber der Polizei. Er hatte einen Teil der Wahrheit über das, was im Ferienhaus geschehen war, verschwiegen, um Noa zu schützen. So etwas hätte sie niemals von ihm verlangt. Damit waren sie wohl endgültig quitt. Bevor sie sich anzog, las Noa endlich ihre Nachrichten auf ihrem Komlink, etwas das sie bisher aufgeschoben hatte. Cloé hatte ihr geschrieben, und auch Pablo. Da war eine Nachricht von Visenc und eine von Robin (die Noa vorerst ignorierte) und eine von Detective Sanders. Die Polizistin bat sie um ihre schriftliche Aussage. Auch das noch. Warum musste sie überhaupt aussagen? Konnte sie sich nicht weigern? Möglich war es, doch klug war es nicht. Im Badezimmer überlegte Noa, was sie schreiben würde. Sie wollte nicht ins Detail gehen und dazu konnte sie auch niemand zwingen, aber sie würde die wichtigsten Punkte bestätigen müssen: dass Agathon sie entführt hatte, dass sie zuerst mit Aldridge Trineer alleine festgehalten worden war, dass Jules später die bewusstlose Deanna angeschleppt hatte, dass er den anderen Polizisten ermordet hatte. Er hatte auch Aldridge verwundet und Donnie hatte mehrfach auf ihn eingeschlagen und ihn zuvor lebendig begraben (und dann doch wieder raus geholt). All das würde Noa aussagen, zusammen mit den Geständnissen und den Plänen, die sie von Jules gehört hatte. Das war jetzt zwar alles längst nicht mehr wichtig, doch es würde dafür sorgen, dass er auch nach seinem Tod das Monster blieb, das er war. Um ihre Aussage zu verfassen setzte sich Noa an den Schreibtisch in ihrem Zimmer. Sie war Journalistin, sagte sie sich selbst. Sie würde sachlich bleiben, kurz und knapp die Fakten beschreiben. In ihrer Erinnerung war kein Platz für Emotionen. Was vorbei war, war vorbei.
Aldridge... wie schrieb man diesen Namen überhaupt? Noa hasste es, Korrektur zu lesen. Konnte es etwas langweiligeres geben? Aldridges Name war mindestens so verkorkst wie er selbst. Aldridge. Alllldridge. Al. Hm. Ob seine weiblichen Fans ihn so genannt hatten, als er noch erfolgreich gewesen war? Wahrscheinlich vermisste er diese Zeit, deswegen sah er sich auch heimliche alte Videos von sich an. Er hätte sich direkt nach seiner aktiven Karriere einen Job in der Branche suchen sollen, als Trainer oder
Manager, oder als Experte im Holo-TV. Da könnte er eine gute Figur machen, in coolen Designer Outfits und glattrasiert. Das müsste ihm doch gefallen. Sie drückte auf Senden. Ob Tionne Sanders zufrieden war oder nicht, das war alles, das Noa zu sagen hatte: die wichtigsten Fakten, die wichtigsten Wahrheiten... und eine Bestätigung von Al's Aussage, aus ihrer Sicht. Dreiviertel des Vormittags waren vorbei, als Noa sich aus ihrem Pyjama schälte und sich anzog: Hose, Top, Jacke. Kein Schnick-Schnack oder unnötiger Modekram. Ihre Haare fasste sie am Oberkopf zu einem Dutt zusammen. Sie hätte sie gerne gewaschen, doch sie konnte mit ihren Verbänden nicht unter die Dusche, weil sie niemanden hatte der ihr beim Wechseln geholfen hätte. Den an der Seite bekam sie zur Not selbst hin, das hatte sie schon gemacht, doch für den neuen Verband an ihrem Rücken brauchte sie Hilfe, also blieb alles wie es war. Draussen schien die Sonne bereits mild auf den Garten der Trineers. Ein schöner Tag, doch was sollte sie mit ihm anfangen? Noa hatte nichts zu tun, es sei denn sie arbeitete und widmete sich ihrer Kolumne. Die Idee stand so lange, bis Aldridge an ihre Tür klopfte.
"Besuch?"
Sie öffnete die Zimmertür und da stand er, Al der Profisportler, doch der sorgenvolle Blick, den sie fast in seinem Gesicht erwartet hatte, fehlte.
"Was für Besuch?"
Niemand wusste, dass sie hier war. Fast niemand. Wenn jemand etwas von ihr wollte, dann höchstens Cheetah, um sie abzuholen, oder die Polizei, um sie auszufragen. Noa schob sich an Aldridge vorbei. Das TPD konnte unmöglich so schnell sein. Sie hatte ihre Aussage gerade erst eingereicht. Mit langgestreckten, nervösen Schritten erreichte Noa den oberen Treppenabsatz und plötzlich wusste sie, warum Al so ganz unbesorgt ausgesehen hatte. Sie blieb stehen. Es hatte keinen Grund zur Sorge gegeben, zur Vorsicht oder zu einer Warnung, denn der Besucher, der unten im Wohnzimmer auf sie wartete, war kein geringerer als Cris Sheldon. Noa hatte sich gewünscht ihn zu sehen. Sie hatte sich viel vorgenommen für ihr nächstes Gespräch mit ihm. Entschuldigen wollte sie sich bei ihm, ihn bitten ihr noch eine Chance zu geben und ihm vielleicht sogar sagen, was er ihr bedeutete, sollte sie es jemals schaffen, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Das waren ihre guten Vorsätze gewesen für ein Wiedersehen, von dem sie nicht wusste, wann es passieren würde, denn eigentlich sollte Cris längst nicht mehr hier sein. Sie hatte gedacht, er befinde sich auf dem Weg nach Lianna, dass er längst abgereist war noch bevor sie im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen war! Sie starrte auf ihn hinunter. Er sah aus wie immer, besser sogar. Vielleicht lag es am Licht der warmen Morgensonne, die sich durch die Fenster hinein zu ihm gesellt hatte, oder aber daran, dass Noa glaubte sich noch nie so sehr gefreut zu haben, jemanden zu sehen. Ihre guten Vorsätze waren jedenfalls längst über Bord geworfen. Worte waren zu kompliziert, zu missverständlich und sie dauerten einfach viel zu lange. Noa eilte los, sie flog förmlich die Treppe hinunter. Alles was sie gestern Abend so dringend gebraucht und gewollt hatte, war hier, zum Greifen nahe. Sie zögerte keine Sekunde - nicht mehr - denn es gab nur noch diese allerletzte Karte, die sie ausspielen konnte. Ohne ein Wort zu sagen schlang Noa ihre Arme um Cris' Hals und küsste ihn.
- Naboo - Theed - Wohngebiet - Haus der Trineers - Wohnzimmer - mit Cris -