Vertical City ~ Hangar Gate 13b ~ an Bord der Farore
Anakin verschränkte die Arme und schaute zurück durch die noch immer geöffnete Druck-Tür in das Loft. Ideenlos stand er da. In seinem nach dem Duschen aufgefrischtem Kopf ging nur der Gedanke umher, dass es so nicht weitergehen konnte. Wie konnte er sich erlauben vor sich hin zu vegetieren, sich gehen zu lassen, während er das Gefühl hatte, dass die Galaxie vor die Hunde ging. Nicht das er tatsächlich eine Ahnung hatte was überhaupt los war. Die letzten Monate hatte er nichts besseres zu tun gehabt, als sich im Outer Rim herumzutreiben. Seit gut zwei Monaten war er in Nar Shaddaa gestrandet, hatte seine letzten, baren Credits für Drogen und alkoholische Getränke verbraten, von denen die meisten Menschen aus den Kernwelten noch nie etwas gehört hatten. So konnte es doch nicht weitergehen - soviel stand fest!
Ein paar Schritte ging Anakin zurück in die Kabine, griff nach einer Flasche mit diesem bläulichen, ominösen Schnaps und einem Glas und machte sich dann auf den Weg in den forderen Teil des Schiffes ins Cockpit. Eines der Lichter im Flur flackerte. Das war schon lange so, doch hatte er nie die Notwendigkeit verspürt den Makel zu beheben. Es hätte nur Minuten gedauert, wenn überhaupt... wahrscheinlich hätte die Leuchtröhre nicht einmal gewechselt werden müssen. Es gab eine Zeit, da hätte er auch nur den kleinsten Kratzer am Rumpf des Transporters unverzüglich ausgebessert, doch dieser Tage war ihm selbst das Interior relativ egal, so lange es bewohnbar war. Es war nicht übermäßig unordentlich oder heruntergekommen, dafür besaß er zu wenig Sachen. Wer ihn kannte hätte es wohl trotzdem als außergewöhnlich unorthodox eingeschätzt.
Als hätte es ihn unmenschliches abverlangt nahm der Ex-Jedi auf dem Sitz des Piloten platz, dreht ihn leicht schräg ein und platzierte seine Füße überschlagen auf einer der Hauptkonsolen, nachdem er das Glas und die Flasche auf den Amaturen abgestellt hatte. Eine Augenblick schwenkte er auf dem Sitz hin und her und schaute hinaus auf das durch eine Energie-Barriere versiegelte Tor. Nach wenigen Augenblicken betätigte er eine der Media-Konsolen und stellte die Musik ins Cockpit durch. Die warmen Klänge erfüllten den Raum und ließen ihn die kalte, einsame Atmosphäre erträglicher erscheinen. Sein Blick fiel auf eines der Interfaces, auf denen normaler Weise der Co-Pilot den Com-Channel oder diverse Sternen-Charts aufrufen konnte. In einer fließenden Bewegung goss er etwas von dem alkkoholhaltigem Getränk in das Glas, fasste es und beugte sich vor, während er mit der anderen Hand die gespeicherte Datenbank zu sich auf die Pilotenkonsole durchstellte.
In einem Zug leerte er das Glas, stellte es zurück auf die Amaturen und schaute den vor sich aufpoppenden Bildschirm. Als würde ihm eine Last von der Seele genommen ließ er sich zurück in den Sitz fallen und schaute auf das Display. Vor sich sah er einen Auszug, der unvollständigen und seit Jahren nicht geupdateten Datenbank des Jedi Ordens, als er noch provisorisch auf Corellia eingerichtet war.
Anakin fühlte wie sich ein Körper nach dem Schluck wieder entspannte und wie sich sein Geist in eine bessere Zeit flüchtete, während diverse, total veraltete Feeds, die von der Datenbank des Schiffs gefüttert wurden, im fünf Sekunden Takt an ihm vorüber zogen. Es war an der Zeit voranzuschreiten. Sich aus dieser Stasis zu lösen und wieder ein Ziel zu verfolgen. Auch wenn Erinnerungen die beim Betrachten der Feeds ihn den leisen Wunsch hegen ließen wieder zu den Jedi zurückzukehren, so wusste er doch, dass er dort nichts verloren hatte. Er spürte die Macht schon lange nicht mehr so wie noch vor Jahren. Er wusste nicht wo sich die Jedi derzeit befanden und hatte auch die Befürchtung, dass man ihn nich willkommen heißen würde. Warum war er überhaupt gegangen? Seine Gründe hatte er schon längst im Alkohol erträngt, soviel wusste er zu sagen. Er war zu einem Abtrünnigen geworden. Einen dunklen Jedi würde man ihn wohl nennen, uneins mit sich selbst und eine Gefahr für seine Umwelt, zu nah an der dunklen Seite, aber vor allem einen Verräter. Im schlimmsten Fall würde man ihn entgültig von der Macht trennen und verstoßen. Im besten Fall in eine Klinik einweisen, ihn wieder zu einem Menschen machen, aber wohl kaum zu einem Jedi. Also was für Optionen blieben ihm dann noch? Von der Heimat abgeschnitten, falls es so etwas gab. Bleiben konnte er hinwieder auch nicht, es würde ihn in nicht allzu ferner Zukunft den Verstand kosten oder was davon übrig war.
Sein Blick fokusierte einen vom Energiefeld des Hangars verschwommen erscheinenden, beliebigen Stern. 'Alles ist besser als sich hier aufzugeben und vielleicht liegt meine Zukunft in der Vergangenheit', schoss es dem Ex-Jedi durch den Kopf. Es war Zeit für einen Neuanfang und während er sich ein zweites Glas genehmigt, ließ er die lokal gespeicherten Archive durchlaufen. Jahrtausende reichten diese zurück, teilweise bis zu den Anfängen als noch nicht zwischen Jedi und Sith unterschied. Lektionen aus seiner Zeit als Padawan schossen ihm durch den Kopf. Als Casta und er auf Missionen gegangen waren und sie seine bis dahin schon fortgeschrittenen Machtkräfte einschätzte. In der Vergangenheit teilten sich die Jedi schon früh in Pfade ein und trainierten Ihre Fertigkeiten sehr divers, mehr als es zu seiner Ausbildung der Fall gewesen war. Wenn er schon vom Orden abgeschnitten war und aus seiner festgefahrenen, selbstzerstörerischen Welt ausbrechen wollte, dann konnte es nur über die Macht gelingen seinem Leben wieder einen Sinn zu geben. In seiner derzeitigen Verfassung war er ein Nichts, aber ohne einen Rückzugspunkt gab es nur den Weg nach vorn, selbst wenn Anakin führungslos selbst einen Weg finden musste.
Irgendwo musste es doch Aufzeichnungen geben, die ihm halfen einen Pfad einzuschlagen. Hecktisch klickte er sich durch die Datenbank. Seine Kehle war trocken vor Aufregung, aber seine Augen klebten am Display und vergaß sich nachzuschenken.
Da war es! Feine Linien zogen sich durch das etwas instabile Bild des Displays. Hatte er sich früher nur als einen Kämpfer in den Rängen der Jedi gesehen, seine Lichtschwerttechniken an den Rande der Perfektion getrieben, den Jedi den Rücken gekehrt und sich in Selbstmitleid gebadet bis er ertrank, so war es nun an der Zeit einen neuen, vielleicht nahezu vergessenen Pfad einzuschlagen und aus den Schatten zurück in die Welt zu treten. Vor sich sah er die Berichte der Wächter.
Als Hüter über Welten, Planeten, Clans, Familien, Gesellschaften hatten sie sich verstanden. Als Infiltrierer, Spione, in der Öffentlichkeit stehende Leibwächter oder Garde von rechtschaffenden Regierungen. Dies alles bezeichnete Bilder in denen er sich schon früher hätte wiedererkennen können und vielleicht war es nun an der Zeit diesen Vorstellungen hinterher zu jagen. Vielleicht würde er trotz des Mangels an Motivation und dem Wunsch die nächste Bar aufzusuchen schaffen, einen Kontakt zurück zur Republik herzustellen. Vielleicht würde er in die Arme des Imperiums laufen. vielleicht würden sie ihn ziehen lassen. Vielleicht würde er am Ende den ultimativen Preis zahlen. Doch was hatte er schon zu verlieren? Wenn nicht jetzt, wann dann?
Stundenlang versank er in Mythen und Legenden, aber auch wenigen belegten Fakten. Der beste Anhaltspunkt führte ihn zu dem Entschluss Nar Shaddaa zu verlassen und sich in das Onderon-System zu bewegen. Bürgerkriege hatten vor Generationen diese Welt erschüttert und es mussten Jedi Wächter gewesen sein, die sich um den Frieden verdient gemacht hatten, obgleich diese Geschichtsschreibung nicht das alltägliche Verständnis der Geschichte verstand - wohl meist nicht mehr als Legenden bedeutete. Immer mehr vertiefte sich Anakin in die aufgezeichneten Ideale und die nachgesagten Fertigkeiten dieser außergewöhnlichen Männer und Frauen, wobei er an Lebensmut zu gewinnen schien.
"Gate 13b, Farore - erbitte Starterlaubnis um 0300, over."
"Erlaubnis erteilt. Support-Systeme werden Minus 30 Minuten gekappt. Gute Reise Farore."
Anakin brachte sich auf seinem Pilotensitz in Position und ließ einen Generalcheck durchlaufen. Die Datenbank stellte er zurück auf Standby. Ein rhythmische aneinander gereihtes Klicken ertönte und er stellte die Musik lauter. Es war nun endlich an der Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen, auch auf die Gefahr hin das es Kurz würde. Er hatte sich in seinen Kopf gesetzt, sich auf die Spuren der Jedi Wächter zu begeben. Die Geheimnisse um Kombinationen von Machtfähigkeiten zu ergründen, die längst nicht mehr selbstverständlich waren. Im Schatten zu agieren, zu beobachten und weite Distanzen durch die Macht zu spüren und zu interpretieren. Macht Fähigkeiten aktiv einzusetzen und im Schwertkampf parallel einzusetzen - nicht wie es bisher seine Art gewesen war, die Karten klar auf Konfrontation zu setzen, sondern zu kombinieren und in einem Sturm freizusetzen - doch dafür bedurfte es freilich Geduld. Er wollte lernen die Macht unter seine Kontrolle zu bringen, sich im dunkeln zu halten, abzuschirmen und wenn nötig unter extremsten mentalen und umweltlichen Einflüssen standhaft zu sein, jedoch nie zu nah an den Abgrund der dunklen Seite heranzutreten. Seine Ziele wurden zusehends utopischer und er schweifte ab, malte sich Bilder aus, die in so weiter Ferne lagen, dass er Angst hatte auf halbem Weg zu verzagen. Doch nicht dieses Mal! Er wollte diesen Schritt gehen und er musste es allein tun.
Die Triebwerke liefen warm und das abschirmende Energiefeld des Gates erlosch. Es ging endlich wieder los und mit einem übertriebenen Ruck hob die Farore ab und beschleunigte sich in den Orbit Nal Huttas, um diesen anschließend wieder zu verlassen und den Sprung in den Hyperraum in Richtung Onderon zu wagen
Nal Hutta ~ Hyperraumsprung nach Onderon