Tylaar Zaith
Schmierfink
Guten Morgen,
mich wundert es doch ein wenig, dass hier noch niemand etwas zu BioWares neuestem Streich und für mich dem Rollenspiel des Jahres 2009 geschrieben hat:
Dragon Age: Orgins.
Lange als inoffizelles Baldur's Gate 4 angekündigt und mit hohen Erwartungen gestartet, ist das Spiel für mich ungelogen das vielleicht beste, ganz sicher aber das stimmungsvollste Rollenspiel, das ich jemals gespielt habe. Selbst die Baldur's Gate Reihe kommt da nicht mehr mit.
Um was geht es also? Die grobe Story ist - zugegeben - Fantasy-Klischee: Als junger Held (wahlweise Mensch, Elf oder Zwerg der drei Klassen Krieger, Schurke und Magier) wird man unversehenst in einen epochalen Konflikt gezogen, bei dem es um nichts Geringeres geht als die Einung und Rettung eines Königreiches. Nach einem gut einstündigen, stimmungsvollen Prolog, der sich je nach Klasse und Rasse unterscheidet, beginnt schließlich die eigentliche Story, die einen bereits früh extrem fesselt.
Beginnt man das Spiel, wird man angenehm an Knights of the Old Republic erinnert. Man steuert eine Gruppe von bis zu vier Charakteren, wobei die eigene Gruppe, ebenso wie in BioWares vorherigen Rollenspielhits, nach und nach mit verflucht gut ausgearbeiteten Charakteren anwächst. Diese sind auch für mich das Herzstück des Ganzen. Jeder Kamerad hat seine ganz eigene Geschichte, Motivation, Stärken und Schwächen. Hatte man bei KOTOR schon immer wieder Spaß daran, die Mitstreiter kennenzulernen, übertrifft sich BioWare hier selber. Ich selbst verliere mich ständig in Gesprächen mit den Charakteren, ohne mich überhaupt um die eigentliche Story zu kümmern oder Kämpfe (die typisch taktisch ablaufen und ebenso an KOTOR erinnern) zu suchen. Auch wurde das Verhalten innerhalb der Gruppe noch einmal kräftig überarbeitet. Je nach Verhalten und Antworten im Spiel, mögen oder hassen einen die Kameraden, was dann von einer Romanze bis zu offener Feindschaft mit den anderen führen kann. Im letzteren Fall kann es auch vorkommen, dass ein Charakter die Gruppe verlässt und zum Feind überläuft.
Lobend sei auch die Sprachausgabe erwähnt. Da ich bei solchen Spielen ungern zur deutschen Synchro greife, war ich zu Anfang etwas skeptisch, musste aber bald eingestehen, dass das Gros sehr gut und von professionellen Sprechern vertont wurde.
Die Darstellung und Erzählung des Spiels kommt ungewohnt aber erfrischend erwachsen herüber. Mehr als einmal hat man sehr moralisches Entscheidungen zu treffen, die zum Teil extreme Auswirkungen auf das Spielerlebnis haben können. Auch spritzt in Kämpfen (für meinen Geschmack etwas zu viel) Blut. Da rollen Köpfe und die Kameraden sehen nach einem Gefecht schon einmal aus als hätten sie als Praktikant im Schlachthaus angefangen. Ist vielleicht nicht jedermanns Sache, zeigt aber deutlich, dass Dragon Age ein Spiel für Erwachsene und NUR für Erwachsene ist. Jüngere Spieler dürften aber auch vom sehr dialoglastigen Spielerlebnis abgeschreckt werden.
Technisch sei gesagt, dass der Titel von der Grafik her nicht unbedingt in der Topliga spielt. Grafikfetischisten werden hier also vielleicht etwas enttäuscht. Mich störte die Grafik nicht, ich fand sie stellenweise sogar sehr gut. Die Gesichter und Mimiken der Figuren wirken stimmungsvoll, die Umgebungen größtenteils ordentlich bis gut. Es muss aber auch gesagt sein, dass die Grafik auf den beiden Konsolen noch ein Stück schwächer darstellt als auf dem PC. Aber wer einmal mit Dragon Age angefangen hat, den stört die Grafik als solches spätestens nach einer Stunde nicht mehr. Denn dann ist man drin in Ferelden.
Es sei noch angemerkt, dass Origins keine offene Welt hat. Genau wie in Baldur's Gate oder KOTOR gibt es einzelne Gebiete, die man über eine Weltkarte anreisen kann und die dann innerhalb der Zonen noch einmal durchzogen werden können. Für mich ist das allerdings kein Nachteil, habe ich in extrem offenen Oblivion doch öfter irgendwann gar nicht mehr gewusst, wohin ich eigentlich wollte. Zudem ermöglicht die etwas starre Freiheit in Dragon Age, dass man stets tief in der Geschichte bleibt und sich nicht in Kleinmist verliert.
Gespielt habe ich den Titel zuerst ein paar Stunden auf dem PC. Auf dem geht die Steuerung natürlich klassisch von der Hand. Schnellzugriffsleiste, Rechtsklick für Angriff, I für Inventar - man kennt es. Negativ fielen mir lediglich die Ladezeiten auf. Nach längerer Spieldauer verzögert sich das dann auch alles und ein Neustart des Spiels wird nötig, will man nicht zehn Minuten bis zum Ende des Ladevorgangs warten. Laut BioWare soll das aber in einem kommenden Patch behoben werden.
Seit gestern bin ich auf die XBox-Version umgestiegen (weil mein Vater sein Spiel auch mal gerne genießen wollte ). Grafik wie gesagt etwas schwächer, dafür geht auch hier die Steuerung flüssig von der Hand, wobei man allerdings ein wenig Eingewöhnung braucht. Etwas negativ fällt auf, dass es keine richtige Pausentaste gibt, sondern nur ein Kreismenü, in dem man auf alle wichtigen Dinge zugreifen kann. Dummerweise bleibt dieses Menü in der Mitte des Bildschirms offen, sodass es etwas unübersichtlich werden kann, seinen Kameraden im Kampf Befehle zu erteilen. Aber seis drum. Geht auch irgendwie.
Was gibts sonst noch zu sagen? Die Musik ist klasse. Orchestrale Klänge, die besser als bei manchem Hollywoodfilm klingen (und ich wünsche euch schon jetzt viel Spaß und jede Menge Gänsehaut bei einer Gesangseinlage im Spiel) durchziehen das ganze Game. Auch die Spieldauer machen für mich zum ersten Mal ein Spiel seine ganzen 59,99€ wert - mindestens 80 (!!!) Stunden soll es dauern, wenn man ganz in Ruhe und mit wachem Auge durch die Welt zieht, ehe man das Ende der Kampagne erreicht hat. Wer dann immer noch nicht genug hat, der kann - beim PC - auf Zusatzmodule wie in Neverwinter Nights warten. Ein Entwicklertool liegt gleich beim Spiel bei und fordert geradezu eine lebhafte Modder-Community heraus.
Jetzt habe ich aber genug geschrieben. Für mich ist Dragon Age: Origins das Rollenspiel. Derzeit absolut konkurrenzlos. Müsste ich es bewerten, bekäme es glatte zehn von zehn Punkten, denn die Kritikpunkte sind absolut marginal und mildern den Spielspaß in keinster Weise.
mich wundert es doch ein wenig, dass hier noch niemand etwas zu BioWares neuestem Streich und für mich dem Rollenspiel des Jahres 2009 geschrieben hat:
Dragon Age: Orgins.
Lange als inoffizelles Baldur's Gate 4 angekündigt und mit hohen Erwartungen gestartet, ist das Spiel für mich ungelogen das vielleicht beste, ganz sicher aber das stimmungsvollste Rollenspiel, das ich jemals gespielt habe. Selbst die Baldur's Gate Reihe kommt da nicht mehr mit.
Um was geht es also? Die grobe Story ist - zugegeben - Fantasy-Klischee: Als junger Held (wahlweise Mensch, Elf oder Zwerg der drei Klassen Krieger, Schurke und Magier) wird man unversehenst in einen epochalen Konflikt gezogen, bei dem es um nichts Geringeres geht als die Einung und Rettung eines Königreiches. Nach einem gut einstündigen, stimmungsvollen Prolog, der sich je nach Klasse und Rasse unterscheidet, beginnt schließlich die eigentliche Story, die einen bereits früh extrem fesselt.
Beginnt man das Spiel, wird man angenehm an Knights of the Old Republic erinnert. Man steuert eine Gruppe von bis zu vier Charakteren, wobei die eigene Gruppe, ebenso wie in BioWares vorherigen Rollenspielhits, nach und nach mit verflucht gut ausgearbeiteten Charakteren anwächst. Diese sind auch für mich das Herzstück des Ganzen. Jeder Kamerad hat seine ganz eigene Geschichte, Motivation, Stärken und Schwächen. Hatte man bei KOTOR schon immer wieder Spaß daran, die Mitstreiter kennenzulernen, übertrifft sich BioWare hier selber. Ich selbst verliere mich ständig in Gesprächen mit den Charakteren, ohne mich überhaupt um die eigentliche Story zu kümmern oder Kämpfe (die typisch taktisch ablaufen und ebenso an KOTOR erinnern) zu suchen. Auch wurde das Verhalten innerhalb der Gruppe noch einmal kräftig überarbeitet. Je nach Verhalten und Antworten im Spiel, mögen oder hassen einen die Kameraden, was dann von einer Romanze bis zu offener Feindschaft mit den anderen führen kann. Im letzteren Fall kann es auch vorkommen, dass ein Charakter die Gruppe verlässt und zum Feind überläuft.
Lobend sei auch die Sprachausgabe erwähnt. Da ich bei solchen Spielen ungern zur deutschen Synchro greife, war ich zu Anfang etwas skeptisch, musste aber bald eingestehen, dass das Gros sehr gut und von professionellen Sprechern vertont wurde.
Die Darstellung und Erzählung des Spiels kommt ungewohnt aber erfrischend erwachsen herüber. Mehr als einmal hat man sehr moralisches Entscheidungen zu treffen, die zum Teil extreme Auswirkungen auf das Spielerlebnis haben können. Auch spritzt in Kämpfen (für meinen Geschmack etwas zu viel) Blut. Da rollen Köpfe und die Kameraden sehen nach einem Gefecht schon einmal aus als hätten sie als Praktikant im Schlachthaus angefangen. Ist vielleicht nicht jedermanns Sache, zeigt aber deutlich, dass Dragon Age ein Spiel für Erwachsene und NUR für Erwachsene ist. Jüngere Spieler dürften aber auch vom sehr dialoglastigen Spielerlebnis abgeschreckt werden.
Technisch sei gesagt, dass der Titel von der Grafik her nicht unbedingt in der Topliga spielt. Grafikfetischisten werden hier also vielleicht etwas enttäuscht. Mich störte die Grafik nicht, ich fand sie stellenweise sogar sehr gut. Die Gesichter und Mimiken der Figuren wirken stimmungsvoll, die Umgebungen größtenteils ordentlich bis gut. Es muss aber auch gesagt sein, dass die Grafik auf den beiden Konsolen noch ein Stück schwächer darstellt als auf dem PC. Aber wer einmal mit Dragon Age angefangen hat, den stört die Grafik als solches spätestens nach einer Stunde nicht mehr. Denn dann ist man drin in Ferelden.
Es sei noch angemerkt, dass Origins keine offene Welt hat. Genau wie in Baldur's Gate oder KOTOR gibt es einzelne Gebiete, die man über eine Weltkarte anreisen kann und die dann innerhalb der Zonen noch einmal durchzogen werden können. Für mich ist das allerdings kein Nachteil, habe ich in extrem offenen Oblivion doch öfter irgendwann gar nicht mehr gewusst, wohin ich eigentlich wollte. Zudem ermöglicht die etwas starre Freiheit in Dragon Age, dass man stets tief in der Geschichte bleibt und sich nicht in Kleinmist verliert.
Gespielt habe ich den Titel zuerst ein paar Stunden auf dem PC. Auf dem geht die Steuerung natürlich klassisch von der Hand. Schnellzugriffsleiste, Rechtsklick für Angriff, I für Inventar - man kennt es. Negativ fielen mir lediglich die Ladezeiten auf. Nach längerer Spieldauer verzögert sich das dann auch alles und ein Neustart des Spiels wird nötig, will man nicht zehn Minuten bis zum Ende des Ladevorgangs warten. Laut BioWare soll das aber in einem kommenden Patch behoben werden.
Seit gestern bin ich auf die XBox-Version umgestiegen (weil mein Vater sein Spiel auch mal gerne genießen wollte ). Grafik wie gesagt etwas schwächer, dafür geht auch hier die Steuerung flüssig von der Hand, wobei man allerdings ein wenig Eingewöhnung braucht. Etwas negativ fällt auf, dass es keine richtige Pausentaste gibt, sondern nur ein Kreismenü, in dem man auf alle wichtigen Dinge zugreifen kann. Dummerweise bleibt dieses Menü in der Mitte des Bildschirms offen, sodass es etwas unübersichtlich werden kann, seinen Kameraden im Kampf Befehle zu erteilen. Aber seis drum. Geht auch irgendwie.
Was gibts sonst noch zu sagen? Die Musik ist klasse. Orchestrale Klänge, die besser als bei manchem Hollywoodfilm klingen (und ich wünsche euch schon jetzt viel Spaß und jede Menge Gänsehaut bei einer Gesangseinlage im Spiel) durchziehen das ganze Game. Auch die Spieldauer machen für mich zum ersten Mal ein Spiel seine ganzen 59,99€ wert - mindestens 80 (!!!) Stunden soll es dauern, wenn man ganz in Ruhe und mit wachem Auge durch die Welt zieht, ehe man das Ende der Kampagne erreicht hat. Wer dann immer noch nicht genug hat, der kann - beim PC - auf Zusatzmodule wie in Neverwinter Nights warten. Ein Entwicklertool liegt gleich beim Spiel bei und fordert geradezu eine lebhafte Modder-Community heraus.
Jetzt habe ich aber genug geschrieben. Für mich ist Dragon Age: Origins das Rollenspiel. Derzeit absolut konkurrenzlos. Müsste ich es bewerten, bekäme es glatte zehn von zehn Punkten, denn die Kritikpunkte sind absolut marginal und mildern den Spielspaß in keinster Weise.