Ist es nicht eher umgekehrt. Egoismus ("Ich bin was wert" bis hin zu "Ich bin mehr wert als andere") würde einen doch eigentlich am Leben halten und nicht töten. Selbstmord ist eigentlich doch eher eine absolut anti-egoistische Tat ("Ich/Das Leben ist nichts wert").
Der Egoist ist nach der Suche nach seinem Vorteil. Wenn der Selbstmörder sich sagt, dass er damit noch mehr klar kommt, wird er eine egoistische Denkweise an den Tag legen und sich ein Ende setzen und keinerlei Gedanken an seine Mitmenschen verschwenden. Er wird sich vielleicht sagen, dass alle anderen besser dran sind ohne Ihn, aber die Tat selbst ist egoistisch bis ins Mark.
Dies ist natürlich eine Sache die in Behandlung gehört und so sollte man sich nicht darauf versteifen, dass man dem Selbstmörder und seine Tat irgendwie abwertet, sondern kühl analytisch betrachtet.
Außerdem ist Egoismus in meinen Augen ein rationales, berechnendes Verhalten, ich rechne mir aus bei welcher Entscheidung ich den größten Vorteil habe. Während Selbstmord (mal abgesehen von Selbstmordattentaten oder dem hollywoodtypischen sich selbst für andere opfern) eine irrationale Tat ist, getrieben von Emotionen und den damit zusammenhängenden depressiven Gedankenketten und kein rationales Streben nach dem größten Vorteil.
Man sagt nicht um sonst, dass die die es tun es auch wirklich tun. Ich hab in meinen Beruf ständig mit Selbstmord zu tun. Da gibt es die irrationalen Taten die unüberlegt und aus den Emotionen heraus geschehen und meist ein Schrei nach Beachtung sind. Ich hab oft genug die Giftzentrale am Rohr um zu schauen ob eine Überdosis überhaupt gefährlich ist, da sich diese Leute keine Gedanken machen ob sie das nun tötet oder nicht (Insulin tötet zuverlässig, aber Aspirin oder leichte Anti-Depressiva nicht...zumindest nicht in den verfügbaren Mengen). Diese Leute nehmen ihre Medikamente so ein, dass auch ja eine Person kommt die darauf reagieren kann oder sie rufen selbst den Rettungsdienst und dann flennen Sie sih die Augen aus...aber akute Gefahr? Eher nicht!
Ganz anders sieht das bei den Leuten aus die es wirklich durchziehen. Die Planen das Ereignis ganz genau, setzen sich sogar Termine. Sie wählen wahrscheinlich tödliche Arten wir vor den Zug springen, von Hochhäusern springen, Erhängen oder Vergiftungen. Das nenne ich rationales Verhalten. Ich kann sogar ein Bespiel nennen:
Wir wurden mal zu einem vermuteten Suizid gerufen. In einer Garage kam Qualm hervor. In der Garage natürlich eine Verlängerung vom Auspuff in den Innenraum gelegt. Der Typ war tot, ohne Frage. Wir sind dann rein und wollten den Motor ausschalten, als wir Kabel gesehen haben, die an dem Schlüssel befestigt waren, welche zu einem Metallzylinder geführt haben, an dem wiederum ein Wecker befestigt war. Alles stehen und liegen gelassen und die Polizei angefordert, die haben dann Sprengstoffexperten geholt. Es war keine Bombe. Nach Ermittlungen der Polizei, war der Metallzylinder ein Eigenbau der nach einer bestimmten Zeit (dafür der Wecker) den Schlüssel umgedreht hat. Der Typ hat sich zu gesoffen und dann im Auto schlafen gelegt, nach einiger Zeit hat das Auto dann von selbst gestartet und er ist friedlich entschlummert. Zugegeben ein Extremfall, aber eine rationale Tat um sein Ziel zu erreichen.