Ian Dice
Semiaktiv
Mein Punkt war und ist auch nicht der zu sagen, dass dies oder anderes, was du schreibst nicht stimmt. Kritik muss, wenn sie fundiert ist erlaubt sein.Es ist richtig, vor Pauschalisierungen zu warnen. Man kann allerdings objektiv belegbare Beobachtungen machen und daraus anschließend seine Schlussfolgerungen ziehen. Und da muss man bedauerlicherweise festhalten: Eine mit der westlichen oder anderen Vorgehensweise vergleichbare Aufarbeitung und Kritik an der eigenen Geschichte als Eroberer, Sklavenhalter, Plünderer und Völkermörder findet in der islamischen Welt (der Einfachheit halber möge man mir diesen breiten Begriff, der Staaten von Albanien bis nach Indonesien umfasst und ähnlich fluide wie "der Westen" ist, nachsehen) weder in der Tiefe noch in der Breite statt.
Mir ging es um den Fingerzeig von Jango und um die Tatsache, dass sich der Westen auch mit einigem schwer tut.
Und hier bin ich einfach nicht so sicher wie du. In jedem Fall gebe ich die recht, dass es einen Mangel an Aufklärung etc. gibt und ich kann nur hoffen, dass die Zeit kommt in denen eine historische Aufarbeitung stattfindet.Es gibt bis heute nicht einen Hauch von Kritik im Sudan oder der arabischen Halbinsel an dieser langen und zahlreiche Menschen betreffenden Geschichte der Sklaverei. Und ich übertreibe hier nicht: Es gibt nicht nur keine Kritik, sondern man ist dort explizit stolz auf diese Kapitel und führt es nahtlos weiter.
Autoritäre Regime sind ein Problem.
Klingt wie eine billige Entschuldigung wenn ich auf Autoritäre Regime eingehe und alte, starre kulturelle und religiöse Normen.Es gibt dort keine Lehrstühle für Post-Colonial studies, keine öffentlichen Proteste, keine Debatte über Lehrbücher, keine Diskussion um die Umbenennung von Straßen und Plätzen, keine Anregung, gestohlene Güter zurückzugeben oder Reparationen, keine Entschuldigungen. Nicht mal im Ansatz.
Ich habe mein Problem mit Religion schon mehrfach angedeutet und ich laste Relgion an, dass Dinge starr und unveränderlich bleiben. Ja, da hab ich auch eine starre Ansicht.
Dagegen sage ich auch nichts, außer, dass es hierzulande sehr viel einfacher mit dem Thema Meinungsfreiheit ist.Ausnahmen von der Regel sind immer etwas, das man nicht übersehen sollte. Aber wenn von 500 Menschen 400 schreien "Wir finden Genozid so richtig toll" und die restlichen 100 entweder schweigen oder leise flüsternd ein bisschen Kritik anbringen, muss man die Mehrheits- und Machtverhältnisse anerkennen.
Hier hat es auch gedauert, bis Kritik an der Kirche kein Blasphemie war und Frauen keine Hexen mehr waren, etc.Ich öffne die Argumente mal etwas abseits des historischen Bogens und stelle folgende Frage: Wäre in auch nur einem mehrheitlich muslimischen Land ein Film über Mohammed im Stil von "Das Leben des Brian" gegenwärtig oder, sagen wir mal einer Generation, auch nur grundsätzlich möglich? Die Antwort lautet Nein. Allein schon die Tatsache, dass Mohammed ein Kriegsherr, Sklavenhalter, Eroberer und religiöser Unterdrücker war, der seine Überzeugungen explizit gewaltsam verbreitet hat und Kritiker töten ließ, öffnet einen maßgeblichen Unterschied zu den Gründungsfiguren anderer Religionen wie des Christentums und des Buddhismus.
Und ich schreibe mal vorsichtig, dass die Bibel auch alles andere als ein nettes Buch ist. Wir müssen nicht über die Verbrechen der Kirchen sprechen, über unzählige Morde an Säuglingen etc.
Ob Jesus so nett und sympathisch war, wie das Christentum ihn immer verkauft bleibt dabei fraglich und der große Unterschied zwischen Jesus und Mohamed : einen von ihnen hat es nachweislich gegeben. Beim anderen ist das nicht ganz so sicher.
Tut mir leid, wenn ich jemandem damit zu nahe trete. Aber sollte es ihn gegeben haben war Jesus auch nicht immer nett und sollte Jesus Gott sein ist er es nich weniger. Denn die liebe Rache und Gott haben einen Pakt. Wenn wir also von der Sintflut und anderen Ereignissen der Bibel reden, dann ist Jesus ziemlich unsympathisch, sodann er Gott sei.
Ja, zum Glück. Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel.In den meisten westlichen Staaten hat sich zumindest grundsätzlich die Vorstellung durchgesetzt, dass Religion zwar wichtig ist, aber nicht das gesamte Leben aller Menschen in einer Gesellschaft bestimmen sollte, und man gewisse Handlungen, ob gegenwärtig oder in der Vergangenheit, kritisch sehen kann oder vielleicht sogar sehen muss.
Dann hoffen wir mal, dass christliche Sekten auch immer mehr Mitglieder verlieren.Diese Säkularisierung schreitet in Deutschland zumindest grundsätzlich voran, lässt sich in der islamischen Welt und eben auch Indien hingegen nicht beobachten, und teilweise breiten sich fundamentalistische oder strenge Einstellungen auch in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen weitaus stärker aus, man denke an die Evangelikalen in den USA, ultra-orthodoxes Judentum in Israel oder eben dezidiert erzkonservative oder reaktionäre islamische Glaubensüberzeugungen in Deutschland.
Unterschreibe ich so.Kurzum: Pauschalisierungen verbieten sich. Dass es mindestens zwei Geschwindigkeiten im Bezug auf Aufarbeitung und Kritik gibt und in Teilen der Trend sogar in die andere Richtung geht, ist keine, sondern eine Tatsache.
Sehe ich auch so. Plus dem Hinweis, dass es dennoch gut ist, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Wenn die Schneke hier politisch gesehen zurück krabbelt ist das auch bedenklich.Wenn eine Schnecke in eine gute Richtung kriecht, ist es zwar langsam, aber sie kommt voran. Kriecht eine andere Schnecke noch langsamer, ändert das nichts am Tempo der Ersten. Und macht eine kehrt und kriecht in die andere Richtung, sollte man davor nicht die Augen verschließen - damit wird das Problem nicht gelöst.