Was ist denn am Export von Waffen saudumm? Das Argument, irgendwann könnte man ja mal mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden - und zwar wortwörtlich - finde ich wenig überzeugend.
Das ist nur das Minimum, das einen stören könnte, wenn ich nur an das Wohl meines eigenen Volks denke: Irgendwann tötet eine dieser H&Ks z.B. einen deutschen Entwicklungshelfer.
Wenn ich mich nicht rein auf egoistische Interessen versteife, könnte es mich aber vielleicht auch stören, dass die in BaWü hergestellte Munition irgendwann in einem Saudi Arabischen Gehirn steckt.
Ich kann nicht verhindern, dass eine Waffe abgefeuert wird. Aber ich muss daran nicht auch noch Profit herausschlagen. Ich kann mich dagegen entscheiden. Weil ich hier in Deutschland nicht von der Waffenindustrie abhängig bin.
Da finde ich es im Gegenzug wesentlich dümmer, Produktionen in Billiglohnländer, wie China oder Bangladesch auszulagern.
Da kommt es halt darauf an, ob man eine nationale oder eine globale Perspektive einnimmt. Für den deutschen Arbeitnehmer mag es dumm sein, für den in Bangladesch nicht.
Mal ganz davon abgesehen, dass wir als Exportwirtschaft auch davon profitiert, wenn Schwellenländer reicher werden. Chinas Hunger nach Industriemaschinen ist es zu verdanken, dass der deutsche Maschinenbau boomt und die einstige Dürrezeit schon lange der Vergangenheit angehöt. Chinas Nachfrage ist es auch zu verdanken, dass wir ziemlich glimpflich durch die Finanzkrise kamen.
Der größte Absatzmarkt ist natürlich nach wie vor im Westen. Allerdings konsumiert manch ein westliches Land auf Pump, die Frage ist da wie lange noch.
Das ist wesentlich komplexer. Zu sagen Globalisierung schadet per se, stimmt so nicht. Globalisierung kann sicherlich zu mehr Ungleichheit innerhalb der reichen Volkswirtschaften führen, andererseits zu Konvergenz zwischen Volkswirtschaften. Und die ist in der heutigen Globalisierung nicht nur auf den Westen beschränkt, es ist erstmals ein Aufstieg von Schwellenländern beobachtbar.
Das ist nicht ganz so schwarz/weiß.
M.E. muss Deutschland sich auf Qualitätsprodukte spezialisieren. Da werden dann wichtige Arbeitsschritte auch noch in Deutschland vollbracht werden. Von einem Porsche erwartet man einfach ein "Made in Germany". Bei Qualitätsprodukten ist der Preis dann auch nicht erstes Kaufkriterium.
Im Billiglohnsektor kann man nicht konkurrenzfähig sein, wenn man gewisse Arbeitnehmerstandards beibehalten möchte, die Billiglohnländer nicht einhalten. Irgendwer muss die Produkte halt am Ende kaufen. Wenn der Käufer bereit wäre für die höheren Arbeitnehmerstandards auch mehr Geld zu bezahlen, muss man nicht nach China. Wenn der Käufer aber nur nach dem Preis schaut....da sind wir wieder beim Punkt unten...wenn der Käufer keine moralische Schiene kennt, dann setzt sich der Unmoralische durch:
Weil es Heuchelei ist. Ungefähr auf derselben Ebene, wie die ganzen Hippstergören die im Starbucks sitzend, auf Facebook das Kony 2012-Video verbreiten und danach bei H&M shoppen gehen.
Was ist daran Heuchelei? Diese Gören haben ja nie zum Ausdruck gebracht H&M moralisch zu verabscheuen. Die scheren sich einen scheißdreck drum, ob das moralisch ist oder nicht, nur darum ob es hip ist oder nicht.
Aber ja, es ist fast unmöglich nicht irgendwo zu heucheln.
Das liegt in der Komplexität der Sache.
Weil die Sieger des Wettbewerbs ohne Sensibilität der Nachfrager oft die Unmoralischen sind und die Moralischen schlucken. So bleibt im worst-case höchstens im Luxussegment noch eine Alternative.
Und weil man in einer so vernetzten, reizüberfluteten Welt, in der man ohne großen Aufwand kaum noch die genauen Produktionswege und Produktionsstandards nachprüfen kann, nie das nötige Maß an Aufklärung und Sensibilität erreicht. D.h. aber nicht, dass man die Dinge, die man weiß, fatalistisch hinnehmen muss. Setzt Nestle rigoros seine Interessen durch hälst du Moral für Heuchelei, wandern Arbeitsplätze nach China ist es dagegen ein Ärgernis. Beides hat aber denselben Grund: Der Kunde hat kein Interesse.