"Gutmenschentum" ist ein völlig schwammiger Begriff, der einzig und alleine dazu geeignet ist, um eine humanitäre, demokratische, ethische oder moralische Aussage zu diffamieren und in einen sinnentleerten Pseudozusammenhang mit Heuchelei zu bringen.
Es gibt den bekannten Satz: Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint.
Ich habe es immer so verstanden, dass der ein Gutmensch jemand ist, der entweder 1) den Unterschied zwischen Gut und gut gemeint nicht kennt. - Da diffamiert man keine Ethik, sondern stellt nur den begrenzten Horizont des politischen Gegners dar . -
Oder jemand der 2) ein weiteres Nachdenken über eine Frage bewusst nicht vollführt, um mit einer scheinbar simplen und moralisch überlegenen Wahrheit auf Stimmenfang zu gehen.
Ein Beispiel: "Ich bin gegen Gewalt." So generell wird dem erstmal jeder zustimmen, denn wer ist schon für Gewalt. Überlegt man aber nur einen kurzen Moment, dann kommt man schon dahin, dass kontrollierte Gewalt auch vor willkürlicher Gewalt schützen kann. Staatsgewalt, Polizeigewalt.... Und wieder kann man einen Schritt weiter gehen. Wer kontrolliert den Staat? Usw. usf., was weiß ich.
Ein Gutmensch ist der, der bei "Ich bin gegen Gewalt" aufhört zu denken, oder weitere Gedanken bewusst und zu seinem Vorteil ignoriert.
Wer "Gutmenschentum" als Argument benutzt, um eine gegnerische Position anzugreifen, sagt im Grunde nichts weiter aus, als dass er die Meinung des Gegenübers nicht respektiert und ihm zugleich Verlogenheit (und damit einhergehend weitere niedere Beweggründe) vorwirft.
Oder eben, dass der "Gutmensch" richtige Ansätze nicht zu Ende gedacht hat. In beiden Fällen wäre das aber eine legitime Kritik, oder glaubst du nicht, dass es kurzsichtige und/oder verlogene Menschen gibt?
Deswegen habe ich das auch als Anti-Argument bezeichnet, denn "Gutmenschentum" ist weder ein Gegenargument, noch überhaupt ein Argument, welches in einer sachlichen Diskussion irgendetwas verloren hätte. Eher ist dies typische Totschlagrhetorik, quasi die Gegenthese zur sagenumwobenen "Nazikeule".
Sehe ich nicht so. Wenn du Nazi genannt wirst, gibt es einfach kein Gegenargument mehr. Denn selbst wenn du sagst du seist keiner, wird der Verdacht bestehen, dass du dich nur rausreden willst, denn selbst ein Nazi kann es sich ja nicht unbedingt leisten, auch als Nazi wahrgenommen zu werden.
Wenn du Gutmensch genannt wirst, kannst du jederzeit die Diskussion weiterführen, indem du konterst oder deinen Gegner fragst, was an deiner Argumentation denn so gutmenschlich sei.