Dazu gibt es doch garantiert eine Quelle, oder?
Wohl kaum, da versteckte freiwillige Arbeitslosigkeit oder Inkompetenz sich bekanntlich nicht statistisch erheben lassen. Ich spreche hier hauptsächlich aus persönlichen Berufserfahrungen seit 2005, dass man grob über den Daumen gepeilt jeden zweiten ALG-II-Empfänger in der Pfeife rauchen kann. Diesen Anteil des Klientels bekommt man mit keinen noch so günstigen Arbeitsmarktbedingungen weg, denn Verlustgeschäft (aus der Sicht des Arbeitgebers) bleibt nun mal Verlustgeschäft.
Leider wird in Deutschland allerdings seit Jahren eher nach oben umverteilt, wenn man sichz.B. den Zuwachs bei den Reallöhnen ansieht und diese mit den Vermögen der "oberen Zehntausend" vergleicht.
Können nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden, wäre es erst recht sträflich, sich mir nichts dir nichts vom Sozialstaat zu verabschieden. Dann würden nämlich große Teile der Bevölkerung erst recht verelenden, und das wäre dann wohl ein Rückfall in frühkapitalistische Zeiten, der in niemandes Interesse sein dürfte.
Dir sollte aber auch klar sein, dass die oberen Zehntausend jederzeit die Option haben, sich dem System gänzlich zu entziehen. Ich sehe auch keinen Grund, ständig auf eine Gruppe einzuhacken, die aufgrund von hoher Leistung bzw. Verantwortung entsprechend entlohnt wird. Das gilt selbstredend nur für die Fälle, in denen nicht irgendwann der Steuerzahler in die Bresche springen muss und trotzdem weiterhin überzogene Managergehälter gezahlt werden.
Und was deinen Lösungsansatz anbelangt, zielt der letztendlich nur darauf ab, aus einem augenscheinlich unerschöpflichen Topf unentwegt Geld zu schöpfen und an alle möglichst gleichmäßig und leistungsunabhängig zu verteilen. Ohne die entsprechende Wertschöpfung auf der anderen Seite liefert man damit allerdings erst die Hauptursache für das Sinken der Reallöhne.
Würden Löhne gezahlt, bei denen sich Arbeit tatsächlich lohnt, dann gäbe es diesen Subventionsbedarf nicht, da bei ordentlich entlohnten Vollzeitstellen auch mehr Geld in die Sozialkassen fließt.
Letztlich ist die Schaffung eines subventionierten Billiglohnsektors nichts anderes, als eine Umverteilung von unten nach oben. Die Schicht derer, die wirklich ins Sozialsystem einzahlen schrumpft, die Unternehmen streichen das, was sie an Sozialabgaben und Lohnkosten sparen als Gewinne ein, während die soziale Verantwortung - sprich die Versorgung der Billiglöhner - auf die Allgemeinheit abgewälzt wird.
Im Prinzip das gleiche System, wie bei der "Bankenrettung". Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert.
Der Arbeitsmarkt besteht nun mal nicht nur aus on/off, sondern wie alle Märkte aus Angebots- und Nachfragefunktionen. Wenn man einzig und allein einen wirksamen Mindestlohn festlegt und die anderen Variablen unverändert lässt, dann erhöht sich im Grunde hauptsächlich die Arbeitslosigkeit. Es sollte auch klar sein, dass sich alle Marktteilnehmer, insbesondere in der großen Masse betrachtet, opportunistisch verhalten werden. Für Optimierungsmaßnahmen zur Vergrößerung des Gesamtnutzens für alle ist die Arbeitnehmerseite aber genauso ein Ansatzpunkt wie die Arbeitgeberseite. Wer aber nicht bereit ist, seine eigene Hilfebedürftigkeit gegebenenfalls auch durch nicht lohnenswerte Arbeit zumindest einzugrenzen, hat in seinem Handeln aber offenbar noch zu viel (gemeinwohlschädigenden) Ermessensspielraum. Für altruistisches Handeln der öffentlichen Hand sehe ich ehrlich gesagt keinerlei Grundlage, wenn jemand, der anderen nichts geben kann, noch nicht einmal die Motivation hat, sich von anderen möglichst wenig zu nehmen.