@ SiLL
Und? Das bring uns kein Stück voran, solange die Anzahl der Vollbeschäftigten nicht signifikant steigt, und das tut er eben nicht, Hartz hin oder her.
Ich hab vor ein paar Tagen schonmal
DIESEN Artikel aus der Welt verlinkt, und tu das gerne nochmal.
C.
Was uns sicher nicht voran bringt sind Halbwahrheiten.
Prinzipiell machst du ja durchaus einen informierten Eindruck und kannst hin und wieder mit Wissen auftrumpfen, welches nicht sehr geläufig und interessant ist.
Aber wenn es wirklich politisch wird, legst du - das ist zumindest mein Eindruck - einen Hang zu Halbwahrheiten an den Tag.
Du wetterst gegen die Hartz-Gesetze mit der Begründung, dass sie die Anzahl der Sozialversicherungspflichtigen nach unten getrieben hätten.
Das ist schlicht und ergreifend falsch. Punkt. Und ich habe mir deinen Artikel durchgelesen, ohne irgendetwas zu lesen, das mich aus den Latschen hätte kippen lassen. Warum das so ist, erkläre ich gleich. Mir scheint vorher müssen ein paar Dinge klar gestellt werden.
Zeitarbeit
ist in aller Regel sozialversicherungspflichtig. Nicht sozialversicherungspflichtig sind Jobs, bei denen man nicht mehr als 400 Euro verdient - die Mini-Jobs.
Das Ziel, möglichst viele Vollbeschäftigte zu haben, ist wirtschaftlicher Unsinn. Zeitarbeit entwickelt sich schon seit Jahrzehnten zu einem festen und notwendigen Bestandteil der modernen Marktwirtschaft, welches ihr dringend benötigte Flexibilität beschert. Deutschland hinkt in diesem Punkt noch meilenweit hinterher. Andere westeuropäische Länder haben deutlich mehr Zeitarbeiter.
Das geht es auch nicht um Ausbeutung, denn wie du schon selbst festgestellt hast, hat ein Zeitarbeitender die gleichen Ansprüche wie ein Vollbeschäftigter. Und du wirst viele Zeitarbeiter in Deutschland finden können, die positive Erfahrungen gemacht haben.
Das Problem ist also eben nicht die Zeitarbeit an sich, sondern deren Umsetzung in Deutschland. Du hast es bereits selbst beschrieben. Tarifvereinbahrungen lassen das Prinzip der Gleichbehandlung wegfallen, was die Personal-Service-Agenturen zu ihren Gunsten und den Ungunsten der Zeitarbeiter ausgenutzt haben. Denn diese Tarife fallen oft sehr mangelhaft aus.
Das ist das zu behebende Problem. Da hat dein Artikel auch vollkommen recht. Nur viel mehr steht da nicht drin, deswegen empfinde ich ihn auch nicht als außerordentlich investigativ.
Die generelle Verteufelung der Zeitarbeit ist aber eben Blödsinn.
Und um noch einmal auf die Minijobs einzugehen: Die können auf zwei Arten zurück gedrängt werden: Mindestlohn oder Wirtschaftswachstum.
Zweiteres kann man versuchen zu begünstigen, aber nicht erzwingen. Ersteres schon. Die Frage ist nun, ob man die sichere Lösung, wählt, welche aber das reelle Risiko das Arbeitplatzabbaus mit sich trägt oder die zweite, deren Erfolg nicht 100%ig sicher ist. Aber wenn die zweite Erfolg hat, dann im idealeren Maße als der Mindestlohn.
Und das Arbeitsplätze gefährdet werden, steht für mich wirklich außer Zweifel.
Beispiel: Ich arbeite diesen Monat als Pizzaauslieferer, um ein wenig Geld zu verdienen, bevor ich ab nächsten Monat mein Studium beginne. Im Zuge dessen hatte ich mich über die Arbeitsbedingungen aller Pizzalieferanten meiner Stadt informiert mit dem Ergebnis, dass überall 4 Euro plus eines schwankenden Cent-Betrags bezahlt wird (Trinkgeld nicht eingerechnet).
Ein Mindestlohn würde diesen Geschäften nun plötzlich fast das doppelte an Gehalt abverlangen. Wie soll man das bezahlen? Pizzapreise erhöhen? Die Preise sind happich genug.
Mir fallen mindest 5 Länder in Europa ein die den Mindestlohn haben und keine negativen Nebenwirkungen.
Eine Benennung dieser Länder wäre hilfreich. In Frankreich hat der Mindestlohn die Arbeitslosigkeit befeuert.
Nur die FDP setzt dabei für mich an dem falschen Hebel an.
Sie sagt der Staat solle entlassten.
Da frag ich mich wo der Staat noch entlassten könnte - selbst wenn er möchte...
Bei den Sozialversicherungsbeiträgen ist nicht viel zu holen und das Geld um sich selbst zu versichern z.b. für eine private Rente haben die wenigstens wirklich.
Ab winzigen 5 Euro Beitrag für eine private Rentenversicherung kann man bereits die Riesterrente verabschieden und somit staatliche Förderung kassieren.
Des Weiteren betreibt die BRD eine gewaltige Subventionsmachinerie, deren Ausdünnung viele Gelder frei setzen würde, die man auch an den Bürger via Steuersenkungen zurückgeben könnte.
Auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen lässt sich viel machen. Einfach Beamte, Selbstständige… ALLE unter Sozialversicherungspflicht stellen. Das würde die nötigen prozentualen Abgaben einen ordentlichen Dämpfer verpassen. Funktioniert in der Schweiz wunderbar (dort hat es übrigens ein Volksentscheid durchgeboxt). Wer will kann dann immer noch privat vorsorgen. Das schlägt die FDP leider nicht vor
