Tagespolitik allgemein

[...] das Chaos dort würde ja teilweise vom Westen mitverursacht.

Welches Chaos denn? Und bitte nicht: Iraqi Freedom, das mag ich langsam nicht mehr hören. Fakt ist, dass sich die Koalition der Willigen beim Wiederaufbau des Irak Fehler geleistet hat, manche dieser Fehler waren vermeidbar, manche wiederum nicht. Aber zu glauben, dass alles in Butter wäre, hätte man den Menschenschlächter Hussein bloß an der Macht gelassen, ist naiv. Früher oder später, wäre der Mann gefallen - und die Situation wäre eine ähnliche wie heute.
 
Welches Chaos denn? Und bitte nicht: Iraqi Freedom, das mag ich langsam nicht mehr hören. Fakt ist, dass sich die Koalition der Willigen beim Wiederaufbau des Irak Fehler geleistet hat, manche dieser Fehler waren vermeidbar, manche wiederum nicht. Aber zu glauben, dass alles in Butter wäre, hätte man den Menschenschlächter Hussein bloß an der Macht gelassen, ist naiv. Früher oder später, wäre der Mann gefallen - und die Situation wäre eine ähnliche wie heute.

Ich war bestimmt kein Fan von Hussein, er war ein Diktator und Massenmörder, aber wenn man sich da einmischt muss man auch einen vernünftigen Plan für den Wiederaufbau haben. Gerade unter Bush ging alles immer viel zu schnell, ohne richtiges Konzept, einfach mal reinmaschieren. Und du kannst ja nicht abstreiten dass da eigene Intessen im Vordergrund standen und nicht das besetzte Land sinnvoll zu reformieren.
Und auf dem Rücken Afghanistans wurde ja wohl Jahre lang der Kalte Krieg mitausgetragen. ( von Sowjets und Amis ).
Und das der Westen Afrika schon die letzten Jahrhunderte Ausbeutet ist wohl auch Fakt.
Das nenn ich dann Mitschuld am Chaos.
 
Welches Chaos denn? Und bitte nicht: Iraqi Freedom, das mag ich langsam nicht mehr hören. Fakt ist, dass sich die Koalition der Willigen beim Wiederaufbau des Irak Fehler geleistet hat, manche dieser Fehler waren vermeidbar, manche wiederum nicht. Aber zu glauben, dass alles in Butter wäre, hätte man den Menschenschlächter Hussein bloß an der Macht gelassen, ist naiv. Früher oder später, wäre der Mann gefallen - und die Situation wäre eine ähnliche wie heute.

Ben,natürlich war Saddam ein Drecksack.Und der musste irgendwann weg.Aber zum Teufel nochmal gerade die Operation Irag Freedom ist der Grund dafür das die Situation im Irag ist wie sie ist.
Das sage ich jetzt ohne Werturteil sondern als nackten Fakt.Die USA haben das Regime des Saddam mit ihrer militärsichen Macht vernichtet.
Aber ähnlich wie in Afghanistan haben sie versäumt ein Konzept zu haben was danach kommt.
Durch das Fehlen eines Nachkriegskonzepts starben im Irag nach dem Sturz Husseins mehr Menschen als der jemals hätte umbringen können.
Und DAS ist eine Folge der Operation Irag Freedom.
Ob Du das hören willst oder nicht,diese Tasache läßt sich nicht leugnen.
Die Vernichtung des Regimes mag ein Segen für die Welt gewesen sein.
Aber man hat versäumt ein Szenario für die Zeit danach zu entwickeln.
 
Zum Thema Irak und Aufbau einer Demokratie durch die Bush Regierung gibt es ein umfassend tiefes Buch.

"Imperial Life in the Emerald City" von Rajiv Chandrasekaran ....
 
Ich war bestimmt kein Fan von Hussein, er war ein Diktator und Massenmörder, aber wenn man sich da einmischt muss man auch einen vernünftigen Plan für den Wiederaufbau haben. Gerade unter Bush ging alles immer viel zu schnell, ohne richtiges Konzept, einfach mal reinmaschieren.

Aber ähnlich wie in Afghanistan haben sie versäumt ein Konzept zu haben was danach kommt.

Ich werde nicht bestreiten, dass das "Nation-building" im Irak in die Hose gegangen ist. Das wurde auch von offizieller US-amerikanischer Seite im Nachhinein so eingestanden. Nichtsdestotrotz gab es eben sehr wohl Pläne, wie der Irak aufgebaut werden sollte, sobald Saddam Hussein und sein Regime gestürzt waren; einer dieser Pläne (veröffentlicht im Jahr 2002) sah beispielsweise vor, den Irak für einen unbestimmten Zeitraum durch eine US-Militäradministration, ähnlich wie nach dem 2.Weltkrieg in Deutschland und Japan, verwalten zu lassen, während der Staat wiederaufgebaut würde. Das sich alle Bestrebungen dahingehend in Wohlgefallen aufgelöst haben, kann man auch nur zu einem Teil der Koalition anlasten - es liegt einfach in der Natur der Dinge, dass die Stämme, Ethnien und allen voran die beiden großen muslimischen Lager in Arabien und dem gesamten Nahen Osten schlichtweg nach dem "The winner takes it all"-Prinzip verfahren. Von all den Milliarden US-Dollar, die nachweislich in den Wiederaufbau investiert wurden, ist ein Großteil in dunklen Kanälen und fremden Taschen verschwunden. Und das ist auch der Grund, warum der IS sich in den sunnitischen Regionen des Iraks festsetzen konnte und dort auch von der Bevölkerung unterstützt wird. Nach dem Fall Husseins und dem Rückzug der letzten US-Truppen hat die schiitische Regierung sich beeilt, ihre Funktionäre in allen Positionen zu installieren, vollkommen ungeachtet ihrer Qualifikation.

Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass eben genau dasselbe, vielleicht sogar in viel schlimmerer Form, geschehen wäre, hätte man Hussein nicht entmachtet. Spätestens nach seinem Tod wäre ein Vakuum entstanden, dass wohl nicht hätte gefüllt werden können. Aber vor allem: die schiitische Mehrheit hätte die Gelegenheit ausgenutzt, ebenso wie die Kurden im Norden des Landes.

Ob Du das hören willst oder nicht,diese Tasache läßt sich nicht leugnen.

Ich leugne nichts, nur ist das bloß die eine Seite der Medaille. Wenn man den USA, neben einer völkerrechtswidrigen Invasion, etwas anlasten kann, dann nur, dass sie den Zerfall des Iraks beschleunigt haben. Mittelfristig wäre der Irak definitiv zusammengebrochen - so wie es gerade in Syrien geschieht.

Und auf dem Rücken Afghanistans wurde ja wohl Jahre lang der Kalte Krieg mitausgetragen.

Und auch an den Kriegen in Afghanistan waren und sind islamische Staaten unmittelbar beteiligt. Dreh- und Angelpunkt der Unterstützung der Mudschaheddin ab 1979 war Pakistan, die Hälfte des Geldes, dass in dieser Zeit geflossen ist, kam aus Saudi-Arabien. Dem Westen wird immer schnell zum Vorwurf gemacht, seine Interessen zu verfolgen oder verfolgt zu haben, aber alle anderen Beteiligten sind schnell vergessen oder werden ignoriert.

Und das der Westen Afrika schon die letzten Jahrhunderte Ausbeutet ist wohl auch Fakt.

Nur ist es so, dass die Schuld für das Erstarken Boko Harams allein bei der korrupten nigerianischen Regierung zu suchen ist, welche den erwirtschafteten Öl-Reichtum lieber in den christlichen Süden, als in den muslimischen Norden investiert. Daran sieht man auch, dass die Probleme in Afrika, ebenso wie im Nahen Osten, viel tiefer liegen, als bloß in der vergangenen Ausbeutung der Kolonialmächte. Das Kastensystem in Ruanda und Burundi gab es schon, bevor Belgier und Deutsche ihren Platz an der Sonne gesucht haben. 1994 gipfelte die Teilung der Bevölkerung entlang dieses Kastensystems in einem der schlimmsten Völkermorde der jüngeren Geschichte. Man kann es sich also einfach machen und die Schuld immer dem Westen zu schieben, aber die Situation ist nicht einfach - sonst würde sie sich auch einfach lösen lassen.
 
Gerade im Punkto Afrika, sollte man vielleicht einen tieferen Blick wagen. Südamerika und der Süden der USA haben natürlich Sklaven importiert gehabt aber da ist kein böser weißer Mann nach Afrika gegangen und hat die alle per Hand in Säcke eingetütet und verschifft. Da gab es schon lange ein sklavistisches System, wo man einfach nur eingekauft hatte. Mit der Kolonialisierung wurde das nach und nach beendet, die Europäer haben haben hier natürlich auch einiges an Unrecht zu verantworten gehabt aber dürfte wohl eher der Startschuß dafür gewesen sein, dass der Kontinent endlich eine Chance zur Entwicklung bekam als umgekehrt die Wurzel allen Übels. Die ist davor zu verorten.
 
Aber ich bin der festen Überzeugung daß zwei vollausgerüstete westliche Divisonen ausreichen würden und der Spuk wäre innerhalb einer Woche vorbei.

Du meinst wie die Taliban in Afghanistan?
Einen offenen Krieg könnte man leicht gewinnen das stimmt, aber asymmetrische Kriege eher nicht. Wichtiger ist es, dass die jeweiligen Regierungen den Radikalen durch gute Politik den Nährboden entziehen. Leider sind die Regierungen in Afghanistan und Nigeria korrupt...

Militärische Interventionen sind ein schwieriges Thema. Meiner Meinung nach sollten sie nur durch die UN beschlossen werden und das nur unter engen Grenzen. Außerdem ist es schwierig einem anderem Land die Demokratie einfach über zustülpen. Zuerst muss die Bevölkerung die Ideen dahinter verstehen, sonst funktioniert es nicht.
 
Ich werde nicht bestreiten, dass das "Nation-building" im Irak in die Hose gegangen ist. Das wurde auch von offizieller US-amerikanischer Seite im Nachhinein so eingestanden. Nichtsdestotrotz gab es eben sehr wohl Pläne, wie der Irak aufgebaut werden sollte, sobald Saddam Hussein und sein Regime gestürzt waren; einer dieser Pläne (veröffentlicht im Jahr 2002) sah beispielsweise vor, den Irak für einen unbestimmten Zeitraum durch eine US-Militäradministration, ähnlich wie nach dem 2.Weltkrieg in Deutschland und Japan, verwalten zu lassen, während der Staat wiederaufgebaut würde. Das sich alle Bestrebungen dahingehend in Wohlgefallen aufgelöst haben, kann man auch nur zu einem Teil der Koalition anlasten - es liegt einfach in der Natur der Dinge, dass die Stämme, Ethnien und allen voran die beiden großen muslimischen Lager in Arabien und dem gesamten Nahen Osten schlichtweg nach dem "The winner takes it all"-Prinzip verfahren.

Richtig. Man hat hier zumächst den Denkfehler gemacht zu Glauben was in Deutschland und Japan geklappt hat wird auch im Irak klappen.
Zunächst eine Besatzungsadministration und dann eine Regierung aus treuen Lakaien und gut ist.
Aber wie Du Zurecht erwähnst ist der Irak im Gegensatz zu Deutschland und Japan nie ein in sich geschlossenes Gesellschaftssystem gewesen.
Das hätte man zwingend berücksichtigen müssen. Dies hat man versäumt.
Auch war es ein Fehler die Baathpartei radikal und sofort zu verbieten.Auch wenn es ein sozialistischer Drecksladen war so hätten die Strukturen der Partei geholfen Stabilität zu gewährleisten.

Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass eben genau dasselbe, vielleicht sogar in viel schlimmerer Form, geschehen wäre, hätte man Hussein nicht entmachtet. Spätestens nach seinem Tod wäre ein Vakuum entstanden, dass wohl nicht hätte gefüllt werden können.

Da bin ich nicht so sicher. Die Geschichte hat gezeigt das sozialistische Regime sich nach dem Tode des Machthabers recht stabil gehalten haben. es gab da zwar immer ein Hauen und Stechen doch meist hat sich ein stabiler Nachfolger durchgesetzt.

Aber vor allem: die schiitische Mehrheit hätte die Gelegenheit ausgenutzt, ebenso wie die Kurden im Norden des Landes.
Und genau das war der Grund warum Bush sen. nach dem zweiten Golfkrieg Hussein an der Macht beliess und auch noch zusah wie der von westlicher Seite Aufstand der Kurden im Norden und der schiitische Aufstand im Sünden von Husseins Truppen brutal niedergeschlagen wurde.
Hussein hielt den Irak stabil und ein Anschluss des Schiitischen Südens an den Iran und ein eigener Kurdestaat im Norden war weder von der Türkei,noch von Suadi-Arabien oder Israel gewünscht.
Wir hätten einen kurdischen Staat im Norden gesehen was die Türkei seinerzeit niemals geduldet hätte. Und im Süden wären die Grenzen des Irans um 500 Kilometer an Israel und Saud-Arabien rangerückt. Und in der Mitte hätten wir einen nicht lebensfähigen Restirak gehabt.
So dumm Bush sen. auch gewesen sein mag,dies hat er richtig gesehen.Hussein hat im Irak für Ruhe und Stabilität gesorgt und damit in der ganzen Region. Ja es war eine Friedhofsruhe.Aber es war Ruhe.
Und seien wir doch ehrlich.Hussein war ein Despot,Lump und Massenmörder. Aber solange er nach der Pfeiffe des Westens tanzte war er mehr als nur geduldet. Und hätte er nicht in einem Anfall von Größenwahn Kuwait überfallen und damit die Wirtschaftsinteressen des Westens und des Ostens bedroht hätte er ein Despot,Lump und Mörder bleiben können. Und zwar mit Segen des Westens.
Und ja,natürlich hast Du Recht zu sagen das der Westen nicht für alles Übel auf der Welt und in dieser Region verantwortlich ist.
Aber trotzdem dürfen wie die von mir erwähnten Tatsachen nicht übersehen. Solange er nützlich war hat man ihn gewähren lassen und auch unterstützt. Zu den Giftgaseinsätzen gegen Kurden und Perser gab es sehr wenig Kritik aus dem Westen. Das müssen wir zwingend in die Beurteilung der Geschehnisse einbeziehen.

Ich leugne nichts, nur ist das bloß die eine Seite der Medaille.
Sorry wenn ich mich blöd ausgedrückt haben sollte.
Mit dem Leugnen meinte ich nicht Dich als Person sondern die Tatsache das man nichts leugnen sollte als Ganzes.
Ich bitte Dich um Endschuldigung wenn das falsch rüberkam.

Wenn man den USA, neben einer völkerrechtswidrigen Invasion, etwas anlasten kann, dann nur, dass sie den Zerfall des Iraks beschleunigt haben. Mittelfristig wäre der Irak definitiv zusammengebrochen - so wie es gerade in Syrien geschieht.


Wie gesagt ich persönlich wäre mit diesem Urteil vorsichtig.
Wir wissen nicht was nach Saddam gekommen wäre ohne die Invasion.
Und was Syrien angeht so wage ich noch keine Prognose über den Ausgang des Krieges und die Nachkriegsordnung.
Ich halte es zumindest für möglich das Assad sich durchsetzt.


Und auch an den Kriegen in Afghanistan waren und sind islamische Staaten unmittelbar beteiligt. Dreh- und Angelpunkt der Unterstützung der Mudschaheddin ab 1979 war Pakistan, die Hälfte des Geldes, dass in dieser Zeit geflossen ist, kam aus Saudi-Arabien. Dem Westen wird immer schnell zum Vorwurf gemacht, seine Interessen zu verfolgen oder verfolgt zu haben, aber alle anderen Beteiligten sind schnell vergessen oder werden ignoriert.

Der Punkt geht klar an Dich.
Es wird leider sehr oft "übersehen" das an den Kriegen in Afghanistan und auch am zweiten Golfkrieg viele islamische/arabische Staaten beteiligt waren. Und zwar auf der Seite des Westens.


Nur ist es so, dass die Schuld für das Erstarken Boko Harams allein bei der korrupten nigerianischen Regierung zu suchen ist, welche den erwirtschafteten Öl-Reichtum lieber in den christlichen Süden, als in den muslimischen Norden investiert..

Es gibt durchaus auch ernstzunehmende Fachleute die ohnehin der Meinung sind das die Boko Haram weniger eine islamistische Orga ist sondern eher eine ganz normale Verbrecherband die sich nur einen islamistischen Anstrich gibt.



Daran sieht man auch, dass die Probleme in Afrika, ebenso wie im Nahen Osten, viel tiefer liegen, als bloß in der vergangenen Ausbeutung der Kolonialmächte. Das Kastensystem in Ruanda und Burundi gab es schon, bevor Belgier und Deutsche ihren Platz an der Sonne gesucht haben. 1994 gipfelte die Teilung der Bevölkerung entlang dieses Kastensystems in einem der schlimmsten Völkermorde der jüngeren Geschichte. Man kann es sich also einfach machen und die Schuld immer dem Westen zu schieben, aber die Situation ist nicht einfach - sonst würde sie sich auch einfach lösen lassen.

Mit der Beurteilung der Gründe für den Völkermord in Ruhanda hast Du zweifeslfrei recht. Die liegen tiefer als dies lapidar mit der Kolonialzeit abzutun.
Und hier hat nicht nur der Westen versagt.Hier hat die ganze sogenannte Weltgemeinschaft versagt.
Das war weder die Hauptschuld noch gar die Alleinschuld des Westens.
Und das sage ich als der größte Gegner des Westens in diesem Forum


Du meinst wie die Taliban in Afghanistan?
Einen offenen Krieg könnte man leicht gewinnen das stimmt, aber asymmetrische Kriege eher nicht. Wichtiger ist es, dass die jeweiligen Regierungen den Radikalen durch gute Politik den Nährboden entziehen. Leider sind die Regierungen in Afghanistan und Nigeria korrupt...

Nein,ich meinte speziell den Krieg gegen den IS.
Dort herrscht keine vollkommen andere geostratetische Lage wie in Afghanistan.
 
@Ben
Finde viele angesprochenen Punkte von dir sehr interessant.

Insgesamt schrieb ich explizit das der Westen eine Mitschuld trägt. Ich würde nie behaupten dass er alleine an den dortigen Situationen schuld ist.
 
Die Geschichte hat gezeigt das sozialistische Regime sich nach dem Tode des Machthabers recht stabil gehalten haben. es gab da zwar immer ein Hauen und Stechen doch meist hat sich ein stabiler Nachfolger durchgesetzt.

Ja, das stimmt natürlich, allerdings kommt im Nahen Osten ein unberechenbarer Faktor hinzu, der schlichtweg nicht ausgelassen werden kann: der Islam, als Religion, im Allgemeinen und die Trennung der Bevölkerung in Schiiten und Sunniten, im Speziellen. Das die Religion das Potential hat, kommunistische und sozialistische Regime in ihren Grundfesten zu erschüttern, war allen diesen Regimen wohlbekannt. Dort wo es möglich war, hat man Religiösität verboten (bestes Beispiel: Volksrepublik China), dort wo das zur Katastrophe geführt hätte, hat man sich damit arrangiert und die Kirche(n) stillschweigend geduldet (siehe vor allem: Polen). Im Nahen Osten funktioniert das aber so nicht ohne Weiteres; bisher ist noch jeder Versuch gescheitert, den Hass zwischen Sunniten und Schiiten in irgendeinerweise aufzulösen - und auch Saddam hat das nicht geschafft. Stattdessen hat er sogar Schiiten ermordet. Und das macht mich eben so sicher, dass der Irak - so oder so - verdammt war. Du beschreibst das Szenario ja sogar sehr ansehnlich...

Hussein hielt den Irak stabil und ein Anschluss des Schiitischen Südens an den Iran und ein eigener Kurdestaat im Norden war weder von der Türkei,noch von Suadi-Arabien oder Israel gewünscht.
Wir hätten einen kurdischen Staat im Norden gesehen was die Türkei seinerzeit niemals geduldet hätte. Und im Süden wären die Grenzen des Irans um 500 Kilometer an Israel und Saud-Arabien rangerückt. Und in der Mitte hätten wir einen nicht lebensfähigen Restirak gehabt.
So dumm Bush sen. auch gewesen sein mag,dies hat er richtig gesehen.Hussein hat im Irak für Ruhe und Stabilität gesorgt und damit in der ganzen Region.

Es gibt durchaus auch ernstzunehmende Fachleute die ohnehin der Meinung sind das die Boko Haram weniger eine islamistische Orga ist sondern eher eine ganz normale Verbrecherband die sich nur einen islamistischen Anstrich gibt.

Ich kann der Sichtweise durchaus etwas abgewinnen. Boko Haram postuliert zwar das Vorhaben, einen islamischen Staat im Norden Nigerias gründen zu wollen, allerdings gehen sie vollkommen anders vor, als etwa der IS. Sofern gibt es kein wirkliches Gebiet, das Boko Haram als Staatsgebiet beansprucht bzw. betrachtet und dauerhaft eingenommen hat.
 
Nein,ich meinte speziell den Krieg gegen den IS.

Selbst der würde sich wahrscheinlich in einen asymmetrischen Krieg wandeln. Zumindest im Irak wird es weiterhin bewaffneten Widerstand gegen die schiitische Zentralregierung geben. Auch wennn der IS offiziell besiegt wurde.

Ja, das stimmt natürlich, allerdings kommt im Nahen Osten ein unberechenbarer Faktor hinzu, der schlichtweg nicht ausgelassen werden kann: der Islam, als Religion, im Allgemeinen und die Trennung der Bevölkerung in Schiiten und Sunniten, im Speziellen.

Ah, ich denke eher das die Religion eher der Vorwand ist, um machtpolitisch in der Region zu agieren. (Iran,Saudi-Arabien)
Es gibt aber viele andere Vorwände, um dies zu tun, deshalb sollten wir uns nicht zu sehr auf die Religion versteifen.
 
Der Islam ist immer ein schwieriges Thema; Ich denke Religion und Glaube allgemein sind Dinge, die jeder Mensch für sich selber definieren muss. Der Unterschied zwischen Christentum und Islam ist jedoch, dass sich das Christentum im Laufe des letzten Jahrhunderts weiterentwickelt hat und gerade unter dem neuen Papst Franziskus (meiner Meinung nach der "persönlichste" Papst seit langem) offener und moderner denn je wirkt. Der Islam hingegen ist sehr traditionell, was an sich ja nichts schlechtes sein muss, jedoch sind die Bilder die viele (Radikale) mit den Schriften in Verbindung setzen gleich dem Bild des Christentums aus dem Mittelalter. Niemand kann zum Glauben durch das Schwert gezwungen werden, weil Glaube immer Überzeugung ist. Was der IS ausnutzt ist jedoch, dass man sich gezielt auf die Menschen setzt, die von der umgebenden Gesellschaft enttäuscht sind. Beste Beispiele sind die Anschläge in Frankreich oder auch wenn man sich ansieht wer oder was aus Deutschland in den Irak geht. Fakt ist jedoch, dass in keiner Religion verankert ist, dass man für sie töten sollte, das sind einfach Überzeugungen aus dem Mittelalter!

Es zeigt sich meiner Meinung nach, dass viele die Religion als Alibi nehmen um ihrer "gescheiterten Existenz" in einem funktionierendem Umfeld zu entfliehen, um in einem neuen Umfeld mehr Macht zu besitzen, wie z.B. die Macht jemanden zu töten, nur wenn einem seine Überzeugung nicht gefällt. Gerade das Machtvakuum im Irak ist hierfür dann ein Guter Nährboden, weil dort niemand wirklich etwas gegen solche Gruppierungen tun möchte oder kann. Das dann noch ein Jahrhunderte währender Konflikt existiert, vollendet die Rahmenbedingungen um genug radikale zu Gruppieren um so etwas umzusetzen. Das Problem ist einfach, dass man niemanden mit Flugzeugträgern und Bomben in die Demokratie zwingen kann und wie die Konflikte im Nahen Osten immer wieder zeigen, zwingen sollte. Ich bin keine Befürworterin von Diktaturen, ich möchte mit dem letzten Satz lediglich ausdrücken, dass das Diktatur stürzen und dann das Volk sich selbst überlassen keine akkurate Lösung für instabile Konfliktzonen bildet.

Ich bitte um Entschuldigung, wenn dieser Beitrag zu "allgemein oder zu radikal" klingen mag, ich möchte jedoch jedem versichern, dass dies nicht in diesem Sinne gedeutet werden sollte.
 
Ja, das stimmt natürlich, allerdings kommt im Nahen Osten ein unberechenbarer Faktor hinzu, der schlichtweg nicht ausgelassen werden kann: der Islam, als Religion, im Allgemeinen und die Trennung der Bevölkerung in Schiiten und Sunniten, im Speziellen. Das die Religion das Potential hat, kommunistische und sozialistische Regime in ihren Grundfesten zu erschüttern, war allen diesen Regimen wohlbekannt. Dort wo es möglich war, hat man Religiösität verboten (bestes Beispiel: Volksrepublik China), dort wo das zur Katastrophe geführt hätte, hat man sich damit arrangiert und die Kirche(n) stillschweigend geduldet (siehe vor allem: Polen). Im Nahen Osten funktioniert das aber so nicht ohne Weiteres; bisher ist noch jeder Versuch gescheitert, den Hass zwischen Sunniten und Schiiten in irgendeinerweise aufzulösen - und auch Saddam hat das nicht geschafft. Stattdessen hat er sogar Schiiten ermordet. Und das macht mich eben so sicher, dass der Irak - so oder so - verdammt war. Du beschreibst das Szenario ja sogar sehr ansehnlich...

Der Islam sollte im Nahen Osten natürlich nie übersehen werden und auch die gegenseitige Abneigung der Sunniten und Schiiten.
Ber die Regime Husseins,Assads,Mubaraks und sogar Gaddafis waren doch eher weltliche Regime die den radikalen Islam sogar noch in Schach hielten.
NIchtsdestotrotz stimmt es natürlich das Saddam Schiiten mit warer Hingabe hat ermorden lassen.


Der Unterschied zwischen Christentum und Islam ist jedoch, dass sich das Christentum im Laufe des letzten Jahrhunderts weiterentwickelt hat und gerade unter dem neuen Papst Franziskus (meiner Meinung nach der "persönlichste" Papst seit langem) offener und moderner denn je wirkt.

Einspruch.
Der Papst repräsentiert nicht das Christentum sondern nur die römisch/katholische Kirche. Diese ist zwar ein großer und wichtiger Faktor im Christentum doch nicht das Christentum als solches. Und der Papst steht demnach nur für diesen Teil des Christentum.
Es gibt sogar eine katholische Konvesion die den Papst ablehnt.
 
Fakt ist jedoch, dass in keiner Religion verankert ist, dass man für sie töten sollte, das sind einfach Überzeugungen aus dem Mittelalter!
Sowohl in der Bibel, als auch im Koran und der Tora finden sich sehr viele Stellen in denen es nicht nur gebilligt wird zu töten, viele lassen sich sogar als Aufforderung und Gesetz zum töten interpretieren. Das ist mehr als Mittelalterlich, trotzdem steht es in den Heiligen Schriften drin und gehört damit zu diesen Religionen. Auch wenn wir heute eine wesentlich weiterentwickelte Gesellschaft und Ethik haben, so bringt eine Leugnung dieser Stellen leider nicht viel. Auch das Argument das es nur in dieser oder jener Stelle steht, bringt meiner Meinung nach nichts, das ist nur Erbsenfzählerei, da man andere Stellen auch gerne Zitiert, welche aus dem selbem Buch oder Abschnitt stammen.
 
Papst Franziskus tritt bescheiden auf aber von offen und modern kann keine Rede sein. Wenn der Papst sagt, Kinder schlagen ist in Ordnung, er haut jemanden in die Fresse, wenn jemand seine Mutter beleidigt und sich dafür einsetzt, dass nur die von ihm genehmen Menschen heiraten dürfen und es den anderen verweigert bleibt, ist und bleibt es mittelalterlich.
 
[...] aber von offen und modern kann keine Rede sein.

Zwischen offener und moderner denn je und deiner Auslegung von offen und modern, liegt logischerweise ein riesiger Unterschied. Glaubst du denn ernsthaft, dass sich eine Institution, die sich seit Jahrhunderten dem Fortschritt verweigert, wo sie kann, innerhalb von wenigen Jahren um 180° wendet? Franziskus hat die richtigen Schritte gemacht, wenn es auch kleine Schritte sind, aber vor allem mistet er die - stellenweise schon inzestuös agierende - kirchliche Oberschicht endlich einmal aus.
 
Will ich ja nicht abstreiten aber ist Kinder nicht schlagen und der Verzicht von Gewalt eine 180 Grad wende? Klar, selbst nach Jahrzehnten der Gleichberechtigung und Entwicklung in Punkto Sexualität ist das für diese Religion noch immer der größte zu gehende Schritt aber zumindest was Gewaltfreiheit angeht, hatte ich eigentlich angenommen, die wären da schon längst angekommen. Schön, dass er sich um das Innere der Kirche kümmert aber was hat das mit offen und modern zutun? Filz zu bereinigen ist doch nichts exklusiv modernes.
 
Wie gesagt, die Kirche verweigert sich nun schon so lange - mal mehr, mal weniger erfolgreich - fast jedem Fortschritt. Da gehören für uns unverständliche Ansätze zur Kindererziehung mit Sicherheit auch dazu. Ich will das auch gar nicht verteidigen, eine würdevolle Prügelstrafe gibt es nicht. Und auch das Franziskus bei Beleidigung seiner Mutter Schläge verteilen will, passt durchaus ins Bild. Immerhin kann die Rolle der Mutter in der katholischen Kirche gar nicht hoch genug angesetzt werden.

Schön, dass er sich um das Innere der Kirche kümmert aber was hat das mit offen und modern zutun? Filz zu bereinigen ist doch nichts exklusiv modernes.

Wer glaubst du denn, verzögert die Modernisierung der Kirche? Das sind alle die Seilschaften und Strippenzieher im Hintergrund. Und das sind beileibe keine Verschwörungstheorien. Allein das sich Franziskus dem angenommen hat, was sich unzählige Päpste vor ihm nicht getraut haben, zeigt eine gewisse Vorwärtsgewandheit. Und die katholische Kirche hat diesbezüglich auch keine andere Wahl, immerhin laufen ihr schon seit Jahren die Schäfchen weg...
 
In Russland wurde jetzt auch nach der Gruppe "Soldatenmütter von St.Petersburg" (Mütter, die sich dafür einsetzen, dass ihre Söhne nicht mehr in Zwangsurlaub in die Ostukraine geschickt werden, weil sie selbstverständlich von Washington finanziert werden) die Anti-Korruptions-Behörde Transparency International als "Auslands-Agenten zur Destabilisierung Russlands" eingestuft. Gut für Putin, dass es keine Verfolgung von Inland-Agenten zur Destabilisierung Russlands gibt, sonst säße er jetzt selbst hinter Gittern...
http://www.spiegel.de/politik/ausla...von-russland-zu-agent-erklaert-a-1027504.html
 
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