Anders kann ich mir dieses Schwanzeinziehen von Obama in dieser Krise nicht anders erklären.
Dann musst du wohl, mit Verlaub, einfach deinen Horizont ein wenig erweitern, statt wie üblich nur hanebüchene Phrasen zu dreschen. Warum Obama keine
boots on the ground will, ist nämlich ziemlich offensichtlich: nach dem Irakkrieg und dem Einsatz im Afghanistan sind die USA einfach kriegsmüde geworden. Sogar ein republikanischer Präsident würde es sich aktuell wohl eher drei Mal überlegen, ob er Bodentruppen in Brigadestärke gegen den IS entsenden würde. Mal ganz abgesehen davon, dass Obama alles andere als zimperlich ist - es sickern immer wieder Meldungen über verfehlte Einsätze von US-Spezialeinheiten durch und mich würde auch nicht wundern, wenn die CIA mit der Special Activities Divison vor Ort ist. Ehrlich gesagt, bin ich sogar überzeugt davon, dass westliche Spezialeinheiten unmittelbaren Anteil an den Gebietseroberungen der kurdischen Milizen haben, denn wo westliche Soldaten im Einsatz sind, können sich die einheimischen Truppen darauf verlassen, dass es adäquate medizinische und logistische Unterstützung gibt und dann fliehen diese Truppen auch nicht vor einem anrückenden Feind.
Übrigens, wo wir schon beim Thema Schwanzeinziehen sind: Was macht eigentlich Erdogan? Hat man von türkischer Seite nicht großspurig verlautbaren lassen, dass man in seinem Hinterhof keinen Völkermord dulden würde, als der IS kurz davor stand, Kobane einzunehmen? Hat man sich nicht sogar vom Parlament ein entsprechendes Mandat ausstellen lassen? Und vor allem: trägt man von türkischer Seite nicht sogar eine Mitschuld am Erstarken des IS?
Das war mit Al-Kaida in den 70er - 80er so, als man noch in Washington glaubte die Jungs wären freiheitliebende Demokraten.
Der CIA und allen anderen zuständigen Stellen war sehr wohl bewusst, dass es sich bei den Mudschaheddin sicherlich um alles andere als "freiheitsliebende Demokraten" handelte; es war zum damaligen Zeitpunkt einfach opportun, den Feind des Feindes zu unterstützen. Man hat sich sicherlich nie irgendeiner Illusion hingegeben, aber es war einfach zu verlockend, zu einem sowjetischen Vietnam beizutragen und dem Erzfeind am Ende vielleicht sogar noch einen islamischen Gottesstaat im geopolitischen Hinterhof einzubrocken. Und die Roten Khmer hat man schließlich auch unterstützt, als die Volksrepublik Vietnam in Kambodscha eingefallen ist - etwas, was ich im Rückblick für wesentlich verwerflicher halte.
Wenn es zu einem richtigen Schlagabtausch zwischen Sunna und Shia käme, könnte man sich gegen Ende immernoch auf die "richtige" Seite stellen um Verträge zu kassieren und vielleicht wäre dann dieses ewige Proxy-Scharmützeln mit Terrorgruppen vorbei.
Das würde wohl in letzter Konsequenz auf einen richtigen Krieg zwischen einem von Saudi-Arabien geführten und einem vom Iran geführten Block hinauslaufen. Eine endgültige Klärung dieses Konfliktes durch Stellvertreterkriege kann ich mir kaum vorstellen und ich will mir nicht vorstellen, welches Eskalationspotential ein solcher Krieg hätte.