Mir wäre es neu, dass der IS das Ende der Welt einläuten möchte.
Dann erzähle ich es. Dieses Denken betrifft übrigens nicht nur den IS, sondern ist etwa auch der Grund für die Unterstützung Israels durch radikale Christen, oder die Bekämpfung desselben in den Reihen der Shiiten, Teile der iranischen Propaganda sind darauf zurückzuführen. Die haben aber natürlich jeder eine eigene Erwartung was in der Apokalypse passiert.
Jetzt zum IS: Deren Rekrutierungsmagazin heißt Dabiq. Und das nicht ohne Grund. Das ist der Name einer kleinen Stadt Syriens, nahe der türkischen Grenze. Und über diese Stadt gibt es eine Prophezeiung in den Ahadith, die der IS für wahre Münze nimmt, und zwar Sahih Muslim 6924. Ich übersetze das mal nicht, ist recht langatmig. Aber man kann es ja googlen.
Nach dieser Hadith glaubt der IS, dass in Dabiq eine große Schlacht stattfinden wird. Eine Armee von "Römern" (das wird entweder interpretiert als Christen,Westen,Amerikaner usw., oder als "Oströmer", also Türken, die ja das Kalifat zuletzt abgeschafft haben.) wird sich den Gläubigen (natürlich dem IS) entgegenstellen. In mindestens einem der Enthauptungsvideos sagte der IS-Henker auch, man habe einen feindlichen Soldaten geköpft und erwarte die weiteren in Dabiq. Die Schlacht von Dabiq kann entweder ein Sieg oder eine große Niederlage sein, in jedem Fall werden die Gläubigen danach Konstantinopel einnehmen. (Deswegen ist dem IS auch egal, ob sie draufgehen. Sie sind Teil eines Plans.) Daraufhin wird der islamische Antichrist, der Dajjal, erscheinen, den Großteil der Gläubigen vernichten, bis dann Jesus wiederkommt und alle Feinde inklusive Dajjal endgültig vernichtet.
Man sieht also, der IS sieht sich als ein Zahnrad, dass sich für die Apokalypse dreht.
Im März gab es noch einen wegweisenden Artikel zum IS im Atlantic, den man gelesen haben sollte. Der geht auch auf die erwartete Apokalypse ein:
Graeme Wood - What ISIS Really Wants.