Es gibt keine eindeutige Definition. Die meisten "Christen" in Deutschland sind auf dem Papier katholisch oder evangelisch, sind aber weder gläubig, noch gehen sie in die Kirche. Das hat allein Steuergründe und Mitgliedschaft wird vererbt. Die meisten Freikirchler bezeichnen solche Leute gar nicht so, sondern als "Christ" jemanden, der aktiv überzeugt ist, durch das Opfer Jesu von der Todesstrafe für seine Sünden befreit zu sein und dies auf einer persönlichen Beziehung für sich annimmt. Die sind aber alle konfessionslos, da Freikirchen keine Steuern erheben.
Sind jetzt die Katholiken Christen, die es nur auf dem Papier sind oder die konfessionslosen Freikirchler, die aber tiefgläubig sind? Oder doch die katholischen Christen, die glauben, aber nicht die gläubigen Freikirchler, weil nur die heilige-römische die einzig seligmachende Kirche ist und jedes andere Abendmahl ein Fake? (Übrigens ist falsches Abendmahl zu nehmen eine Sünde die nicht verziehen werden kann und einen sofort in die Hölle bringt, was nun? ) Ich bin Atheist, aber natürlich im christlichen Deutschland im christlichen Kulturkreis erzogen. Bin ich jetzt Christ oder nicht? Es bringt überhaupt nix dazu irgendwelche obskuren Einträge auf Steuerzetteln oder Vereinsmitgliedschaften zu Rate zu ziehen. Das einzige was zählt ist, warum jemand etwas tut. Bring ich jemanden für den Kommunismus um, für Deutschland, für meinen Gott? Das allein beschreibt meine Motivation, dann bin ich ein kommunistischer, nationaler oder religiöser Mörder. Ganz einfach.
Die NSU-Mordserie hat ziemlich deutlich gezeigt, genau wie Hanau und andere, dass mit anderem Maß gemessen wird.
Dass die deutsche Gesellschaft eine tief sitzende Fremdenfeindlichkeit besitzt, steht außer Frage. Dem zu entgegen, dass andere Nationalitäten, Religionen oder was auch immer aber selbst keinen hätten. Egal ob gegen Ethnien, Andersgläubige, Frauen oder Deutsche gerichtet. Und das deswegen auch ihre Taten nicht solchen Motiven entspringen können, ist aber kein Mangel an Rassismus sondern ein Spiegelbild-Rassismus wie "alle Asiaten sind gut in Mathe".
Wenn ich zum Beispiel christliche Sekten, wie die Colonia Dignidad nehme, waren es auch keine christlichen Verbrechen
Doch natürlich. Die Colonia Dignidad war eine christliche Sekte. Das wurde so kommuniziert und gelebt. Nur weil nicht jede Folter-, Gewalt- oder Missbrauchsmethode ein Vorbild in der Bibel hat, lässt das ja die christlichen Elemente ja nicht verschwinden.
Beim Missbrauch in den Kirchen gibt es auch kein Wort wie "Christismus"
Komisch oder? Warum ist eigentlich "Buddhismus" nach diesem Wortgebrauch nur in radikaler Ausprägung existent? Und warum gibt es keine Buddhaner? Das Einzige, wofür das spricht, ist, was für ein doppelmoralischer Quatsch das Wort Islamismus ist. Wenn in Saudi Ehebrecher exekutiert werden, dann ist das Islam, aber wenn der IS es im Bürgerkrieg macht, dann Islamismus? Sorry, die koranische Basis ist dieselbe und auch nicht wegzudiskutieren, indem man Hütchenspiele mit Vokabeln macht.
Paul J. Hill war ja auch kein Anhänger des Christismus, sondern ein Christ. Ob der jetzt von der einen Kirche exkommuniziert und von der anderen über den grünen Klee gelobt wurde, das sind Feinheiten theologischer Coleur, die uns in einer objektiven, faktischen Debatte nicht interessieren zu brauchen. Seine Motivation war das im Christentum relativ gängige Bild von dem Lebensbeginn ab Befruchtung. Fertig.
Das teilt übrigens auch die katholische Kirche wenn sie Kondome verbietet oder die CDU, wenn sie wieder gegen Stammzellenforschung stimmt. Christentum oder Christentumismus? Ein unlösbares ein Rätsel....
Allahu Akbar ist ein zentraler Ausspruch im Islam, der von Attentätern missbraucht wird. Im Christentum gibt es einen solchen zentralen Ausspruch nicht.
Abtreibungsärzte in den USA werden aus Nächstenliebe ermordet. Die Nächstenliebe zu den ungeborenen Kindern, die man da zu Retten sich einbildet. Andere Christen ziehen die Nächstenliebe für die unfreiwilligen Müttern oder Ärzten vor. Das bedeutet nicht, das eins Christentum ist, und eins Christismus, sondern dass man das Dogma Nächstenliebe unterschiedlich anwenden kann. Anwenden tun es aber alle Christen.
Die Conquistadoren tauften in Südamerika Säuglinge und schlugen ihnen dann die Köpfe ein, damit sie nach der Abreise von den Ureinwohner-Eltern nicht wieder rekonvertiert werden konnten. So starben sie als Katholiken und kamen direkt in den Himmel ohne zu riskieren, dass sie in zwanzig Jahren heretisch, sündig und höllenwärts sterben würde. Ebenfalls ein Akt der Nächstenliebe.
Es gibt keinen Missbrauch dieser religiösen Topoi. Die Conquistadoren, wie Hill, haben ganz nüchtern die Konsequenzen ihrer Handlungen durchdacht und sind zu der schlüssigen Konsequenz gekommen, dass das Töten (kein Morden!) hier die beste Befolgung des Dogmas ist. Das ist kein Missbrauch von Glaubenssätzen, sondern ihre konsequente Anwendung. Und ob die evangelische Kirche, Russlandmennoniten oder die kalifornischen schwulen Baptisten das anders sehen, und anders anwenden, das ist ein religionsinterner Konflikt der für Aussenstehende komplett irrelevant ist. Und ob wir das heute in unserem aufgeklärten Humanismus anders sehen, ändert an den religiösen Inhalten auch überhaupt nichts.
Ja, sollte man! Aber Islam und Islamismus sind zwei sehr unterschiedliche paar Schuhe
Nö. Das ist eine Nomenklatur des politischen Opportunismus, damit man sich aus dem Rassismusvorwurf winden kann.
Die Muslimbruderschaft unterscheidet dies nicht. Aber wenn sie die Witwen und Waisen füttert, dann nennen wir das im Westen Islam, wenn sie Anschläge verübt, dann nennen wir das Islamismus. Es sind dieselben Organisationen und dieselben Beweggründe.
Dabei käme ja auch niemand, außer Nazis selbst, auf die Idee das Kümmern der SA um die Kriegsversehrten und Arbeitslosen vor der Machtergreifung als Sozialarbeit darzustellen. Das war ein Rekrutierungsprogramm für die zukünftigen Parteikämpfer. Und es ist in der Religion genau dasselbe. Nächstenliebe und Menschlichkeit sind Programmelemente auf dem Weg zu mehr Macht und Gesellschaftskontrolle. Nur dass die Religion sie um eine übernatürliche Sphäre anreichert, die angeblich sogar wichtiger wäre als unsere physische Existenz.
Und nur weil wir in unserem Humanismus lieber die mögen, die mit ihrer Nächstenliebe für Schwulenrechte eintreten, als die die mit ihrer Nächstenliebe Schwule gesundbeten, wäre es ein Fehlschluss das eine als "echte/s Nächstenliebe/Christentum" und eins als "Missbrauch" zu betiteln. Beides ist gleich logisch aus Bibeltext und Dogma ableitbar. Beide berufen sich darauf und beide haben Recht. Das Problem ist das Dogma an sich. Nichts anderes.
Wir sind sicher auf dem deutschen Auge blind und hacken gern auf Einwanderern rum. Bei Religion sind wir aber auf allen Augen blind, weil wir aus irgendeinem Grund immer noch glauben, dass irrationaler, machtorientierter und menschenfeindlicher Aberglaube auf irgendeine inhärente Art Respekt verdient hätte, wenn ihn sich nicht Leute wie Hitler oder Stalin ausdenken, sondern Leute in komischen Hüten, die behaupten, dass das ja gar nicht ihren eigenen kranken Hirnwindungen entsprungen sei, sondern des Schöpfers des Universums unendlicher Weisheit obliege, den man natürlich nicht belegen muss, aber ihm auch nicht widersprechen kann, ohne direkt in der Hölle zu landen (die man auch wieder nicht beweisen kann.) Wenn es nicht schon Millionen Tode und noch mehr psychologische Traumata verursacht hätte, dann könnte man fast drüber lachen. Dass man sich bei solchen politischen Debatten nicht einfach drauf einigen kann, das christliche Mörder Christen sind, und das muslimische Mörder Muslime sind, genauso wie rassistische Mörder eben Rassisten sind, sondern reflexartig den schwachsinnigen Aberglauben aus der Kindheit der Menschheit verteidigen müssen, ist das lediglich ein trauriger Beweis des tiefgehenden Erfolges von Gehirnwäsche von ein paar Jahrhunderten Religion.