[Polith-System | Thyferra | Xozhizi | Stadtzentrum | Gouverneurspalast | Konferenzraum] Vilnok Moor (alias Vigo Zula), Horatio Kraym, Aviendha Cain, Alaine Aren, diverse Delegierte
Vilnok Moor hatte nicht erwartet, dass Horatio Kraym schon so früh Stellung beziehen würde, wie das Imperium beziehungsweise das Bacta-Kartell sich die Zukunft vorstellte. Wie vermutet, ließ er zunächst die Anwesenden ihre Absichten und Vorstellungen äußern. Jeder würde sein Interesse bekunden, und dann würden die Verantwortlichen darüber nachdenken, welchem Anliegen sie in welchem Maße entsprechen wollten. Wenn die Delegierten also größere Bacta-Lieferungen für die Neue Republik heraushandeln wollten, mussten sie Kraym und andere Zuständige zunächst davon überzeugen, dass das auch in ihrem Sinne und dem des Imperiums war. Keine leichte Aufgabe, das war von Anfang an klar gewesen. In einem Gespräch nur zwischen diesen Parteien hätte man bestimmt leichter einen Kompromiss finden können, doch die Erwiderung von Cron Larbec zeigte, dass die Sachlage doch etwas komplizierter war. Denn die Menge an kostbarem Bacta, die überhaupt als Handelsware das Imperium verlassen würde, war begrenzt und begehrt. Wenn jemand mehr bekam, musste ein anderer weniger erhalten, und das gefiel natürlich niemandem. Dementsprechend kämpferisch fiel die Antwort des Nimbanel aus. Er forderte, die festen Quoten für bestimmte Märkte ganz abzuschaffen und die Verteilung der lebenswichtigen Ressource völlig in die Hände des freien Marktes zu legen. Dabei fand er die Zustimmung einiger anderer Konferenzteilnehmer; es sah fast so aus, als träte er, genau wie Moor selbst, als Wortführer für eine ganze Gruppe auf. Also war das die Auseinandersetzung, die zuerst geführt werden musste: Die Frage, wieviel Quote und wieviel Markt es denn sein dürfte. Im Interesse der Neuen Republik war natürlich eine gewisse Kontrolle, die sich nur durch die Quotenregelung gewährleisten ließ, während andere sich durch diese benachteiligt sahen. Um zu erreichen, was im Sinne des Senates war, musste Moor also die Anwesenden und insbesondere den Governor, der bei der endgültigen Entscheidung mit Sicherheit ein bedeutendes Wörtchen mitzureden hatte, davon überzeugen, dass Larbecs Weg - wenngleich mit solcher Überzeugung vorgetragen - der falsche war. Da dieser ihn zuletzt direkt angesprochen hatte, sah Moor die Möglichkeit für eine sofortige Erwiderung, und die nutzte er augenblicklich:
»Verehrter Mr. Larbec, es ehrt Sie, dass Sie sich dafür einsetzen, die Welten der Randregionen bei der Verteilung des Bacta nicht zu vergessen. Allerdings ist Ihnen mit Sicherheit auch bewusst, dass der weitaus größte Teil der Neuen Republik sich nicht im Kern befindet, sondern vielmehr im Mittleren und Äußeren Rand. Unsere Regierungswelt Mon Calamari könnte schwerlich noch weiter vom Kern entfernt sein. Insofern bedeutet eine Verteilung innerhalb der Republik zwangsläufig auch eine Verteilung zwischen den Regionen der Galaxie; ich kann diese Bedenken damit hoffentlich zerstreuen.«
Nunja, zumindest ein bisschen weniger glaubwürdig machen konnte er sie auf diese Weise hoffentlich. Tatsächlich war der Einfluss der Republik in den wichtigen, dicht besiedelten Kernwelten nach wie vor äußerst gering, ein Umstand, der den Senat natürlich nicht freute, doch in diesem Fall war es ein nützliches Argument, um das der Gegenseite zu entkräften.
»Ihnen ist ebenfalls bekannt, dass die Neue Republik sich stets für die Freiheit der Märkte und das freie Unternehmertum stark gemacht und dies auch in ihrer Verfassung verankert hat. Allerdings muss man doch feststellen, und Sie als Kenner der galaktischen Märkte werden mir sicherlich beipflichten, dass ein galaxisweiter freier Handel derzeit überhaupt nicht existiert. Der größte Teil der Kauffahrer und Konzerne ist nur innerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen aktiv, einen Austausch zwischen unterschiedlichen Einflusssphären und den zahllosen Welten, die sich keiner von ihnen zugehörig fühlen, stellt nach wie vor die Ausnahme dar. Das hat vielfältige Gründe, die wir hier nicht erörtern müssen. Wir müssen uns aber die Frage stellen: Was passiert denn mit dem Bacta, das auf den so genannten ›freien Markt‹ kommt? Wohin gelangt das schließlich, und auf welchen Kanälen? Denn die wenigen unabhängigen Unternehmen und Freihändler, die wirklich willens und in der Lage sind, über die Grenzen hinweg Handel zu treiben, unterliegen kaum staatlichen Kontrollen und verbindlichen Regeln. Schon jetzt ist unmöglich nachvollziehbar, wohin die Anteile, die nicht direkt an staatliche Systeme wie das der Neuen Republik oder den Korporationssektor gehen, letztlich verkauft werden. Ich denke, es ist in niemandes Interesse, wenn eine so wichtige Ressource wie das Bacta letztlich auf irgendwelchen dunklen Kanälen beispielsweise zur Black Sun, dem Pyke-Syndikat oder anderen kriminellen Vereinigungen gelangt, die im Gegensatz zu vielen tatsächlich bedürftigen Planeten die Kaufkraft haben, um auch horrende Schwarzmarktpreise zu bezahlen.
Letzteres gilt übrigens auch für die Neue Republik, die finanziell sehr wohl in der Lage wäre, ihren Eigenbedarf auch über Mittelsleute zu decken, wenn die Bactakonzerne keiner neuen Quotenregelung zustimmen sollten. Allerdings sind das Gelder, die größtenteils nicht beim Galaktischen Imperium und seinen direkten Vertragspartnern ankommen, sondern irgendwo in der Galaxis versickern und sich ebenso der Kontrolle entziehen wie das Bacta selbst. Welche Regimes und Organisationen davon letztlich profitieren, kann niemand sagen. Natürlich gibt es auch redliche Unternehmen, die auf diese Weise ihre Gewinne erzielen, Mr. Larbec. Es liegt mir fern, der Expansionist Oligarchy Verbindungen zum kriminellen Milieu zu unterstellen; doch können Sie das auch von den Käufern Ihrer Käufer sagen, wenn die Waren, die Sie in bester Absicht anbieten, zum vierten oder sogar fünften Mal weitervertrieben werden, jedes Mal zu höheren Preisen?«
Obwohl Moor hier eine kleine Pause ließ, warf Larbec keine Antwort ein. Es war ihm anzusehen, dass ihm die Richtung, die das Gespräch nahm, überhaupt nicht gefiel; doch hielt er es offenbar für klüger, an dieser Stelle nichts dazu zu sagen. Er würde vielleicht später noch einmal eine ausführliche Erwiderung vorbringen, doch erst einmal sah der Chevin sich im Aufwind. Wiederum an Kraym und die Vertreter von Imperial Bacta gewandt, zog er sein Résumé:
»Wir denken, dass es den Interessen des Imperiums nicht dienlich sein kann, die Verteilung des Bacta quasi sich selbst zu überlassen, innerhalb eines Handelssystems, das sich sämtlichen wirkungsvollen Kontrollen entzieht. Das scheint mir auch nicht zu Ihrer bisherigen Politik zu passen. Ich verstehe, dass Ihnen eine Aufsicht darüber, was mit diesem wichtigen Gut geschieht, wichtig ist und möchte an dieser Stelle erwähnen, dass die Neue Republik sehr wohl bereit ist, über die Einrichtung von Kontrollmechanismen zu sprechen, um dafür zu sorgen, dass das zugesicherte Kontingent dort ankommt, wo es gebraucht wird, und nicht der Korruption zum Opfer fällt.
Zudem kommt der Wegfall des Zwischenhandels natürlich auch den Bacta-Konzernen und Ihrem Staat direkt zu gute, die trotz des niedrigeren Endpreises auf eine hohe Gewinnspanne setzen können. Die Neue Republik ist größer, stabiler und finanzstärker denn je und damit der beste Handelspartner, den Sie sich wünschen können. Dass sie auch zuverlässig und pünktlich zahlt, hat sie in der Vergangenheit erwiesen.«
Noch während er sprach, fragte sich der Senator, warum man zu dieser Konferenz nicht hochrangige Vertreter des Wirtschaftsausschusses oder Minister für Wirtschaft und Finanzen selbst geschickt hatte - und erinnerte sich zugleich, dass es sein eigenes Ränkespiel gewesen war, das ihn zum Mitglied der Delegation gemacht und damit in diese Situation gebracht hatte. Als er damals eine Menge Strippen gezogen, Druckmittel hervorgekramt und Gefallen eingefordert hatte, um bei der Konferenz von Umbara dabei zu sein, hatte er sich nicht träumen lassen, kurz darauf Wortführer der Republik bei wichtigen Wirtschaftsverhandlungen zu sein. Das Universum war doch wirklich spannend und immer wieder für eine Überraschung gut!
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