Umbara

[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] General of the Army Sylvar; Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious

General Sylvar hatte noch nie einen Sinn darin gesehen, ihre Emotionen hinter einem Schleier aus Diplomatie und Verlogenheit zu verstecken. Was für die anwesenden Politiker eine Selbstverständlichkeit war, widersprach in hohem Maß ihrer direkten, unverblümten Natur. Daher sah man ihr die Überraschung an, als Darth Allegious plötzlich Coruscant auf den Verhandlungstisch legte. Und als Strategin stellte sie sich sofort die Frage: Wo ist der Haken? Sie hatte zu lange gegen das Imperium gekämpft, um daran zu glauben, dass dieses etwas kampflos hergeben würde, ohne etwas Wertvolleres dafür zu bekommen. Und sie glaubte nicht an die Aufrichtigkeit des Imperators. Er war unter anderem ein Feldherr, ein Stratege. Und ein unbeugsamer Gegner, wie auch seine Vorgänger. Dass seine Armeen und Flotten in der letzten Zeit weniger Siege als Niederlagen einfuhren, änderte nichts daran, dass er nach strategischen und taktischen Gesichtspunkten dachte. Und im Bereich der Kriegskunst gab es bestimmt ein Dutzend grundlegender Vorgehensweisen, die es beinhalteten, sich schwächer zu stellen als man war, den Feind mit einem leicht errungenen Sieg in Sicherheit zu wiegen oder seine Aufmerksamkeit in die falsche Richtung zu lenken. Sie würde vielleicht ebenfalls Coruscant anbieten, wenn sie glaubte, dass sie das einem endgültigen Sieg näher brachte. Aber sie wusste auch: Wenn die Republik ihre ehemalige Regierungswelt nicht ›geschenkt‹ bekam, würde sie früher oder später darum kämpfen müssen. Ohne den bevorstehenden Friedensvertrag würde man, um dasselbe Ergebnis zu erzielen, Millionen von Soldaten und Material im Wert von zig Milliarden Credits einsetzen. Die Vorteile waren nicht zu übersehen, und genau das war das Problem. Wenn der Köder verlockend genug war, ging man selbst dann in die Falle, wenn man sie schon bemerkt hatte. Eines war gewiss: Für die Galaxis begann ein neues Kapitel. Wie es ausging, war noch ungewiss, doch es begann mit diesen Verhandlungen, mit diesem Angebot von Allegious, das sie einem Vertragsabschluss um Meilen näher brachte.

›Ich behalte dich aber im Auge!‹ dachte sie und ihre Augen blitzten in die Richtung des Imperators.

Senator Moor von Vinsoth legte daraufhin die Meinung der Territorien-Gruppe dar und bezog die Übergabe Coruscants sofort darin ein. Er machte im Gegensatz zu vielen anderen Verhandlungsteilnehmern keinen überraschten Eindruck. Hatte er mehr gehört als die vagen, unglaubwürdigen Gerüchte, die auch an Sylvars Ohren gedrungen waren, denen sie aber keinen Glauben geschenkt hatte? Es würde sie jedenfalls verärgern, wenn Verbündete mit anderen Kenntnissen und Grundvoraussetzungen in die Verhandlungen gegangen wären als sie, denn sie hasste es, verschaukelt zu werden.

Nach kurzer Zeit war der Deal perfekt: Die Republik erhielt eine Pufferzone um den Corellian Run, der hunderte eher unbedeutende Sternensysteme unter ihre Kontrolle brachte, sowie Coruscant, Metellos und die Werftwelt Duro. Das Imperium behielt Koensayr, Rendili, die Festungswelt Bacrana und zudem den Agricultural Circuit mit seinen wichtigen agraren Rohstoffen. Es war für beide Seiten ein guter Deal, fand die Cathar. Doch sie war generell keine Freundin von Deals, schon gar nicht, wenn sie auf so faule Weise entstanden wie bei dieser Konferenz.

Nach den salbungsvollen Worten des Diktators, in denen der Imperator nochmals seinen Friedenswillen beteuerte (und für deren poetischen Ausdruck die Soldatin keinen Sinn hatte), berichteten auch die anderen Gruppen von ihren Ergebnissen. Es überraschte General Sylvar nicht, dass man in vielen Punkten nicht übereingekommen war - oder dass die Übereinkunft darin bestand, die Themen ad acta zu legen. So geschehen bei der wissenschaftlichen Zusammenarbeit oder beim Austausch von Diplomaten. So weit ging das gegenseitige Vertrauen, das sowieso nur ein Produkt eisernen Willens und mutwilliger Realitätsleugnung war, offensichtlich nicht.

Doch ihre eigene Arbeitsgruppe, die über wirtschaftlichen Austausch und die gemeinsame Nutzung der Handelsrouten verhandelt hatte, konnte ein paar Ergebnisse vorweisen. Sector Adjutant Aldine legte diese dar. Sie trugen in nicht unerheblichem Teil auch die Handschrift Sylvars, die sich mit einiger Vehemenz gegen zahlreiche Vorschläge sowohl der imperialen als auch der republikanischen Verhandlungspartner gesperrt und über die Meinung ihrer Verbündeten mehrfach stur hinweggesetzt hatte. Das hatte dazu geführt, dass sie - zumindest während der offiziellen Begegnungen - meist das Wort geführt hatte und die Liannaerin sowie der Sullustaner kaum mehr als eine beratende Rolle innegehabt hatten, um die Punkte fachkundig zu beleuchten, von denen sie wenig verstand. Nachdem diese Hierarchie geklärt gewesen war, hatten sie einigermaßen konstruktiv arbeiten können. Zum Ende hin waren die Gespräche mit den Imperialen, vor allem mit Gouvernor Horatio Kraym, einigermaßen zufriedenstellend verlaufen und man hatte Kompromisse gefunden.

Als Aldine endete, erhob sich auch Sylvar von ihrem Platz und richtete das Wort an die Anwesenden:


»Ich möchte hinzufügen, dass bei allen Einigungen, die unsere Arbeitsgruppe zur Nutzung der Handelsrouten erzielen konnte, Erwägungen der Sicherheit und Souveränität beider Staaten eine große Rolle gespielt haben. Keine der Vereinbarungen sieht vor, dass die Grenzen verletzt oder angebrachte Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt werden. Allerdings knüpfte Gouvernor Kraym die Steigerung der Bacta-Lieferungen an die Neue Republik an die Bedingung, dass die wertvolle Fracht auch im republikanischen Raum von bewaffneten imperialen Schiffen eskortiert werden soll. Es wird nötig sein, die Stärke dieser Eskorte und einige Regeln zu ihrem Verhalten in unserem Hoheitsgebiet noch detailliert auszuhandeln. Das sollte dem Beschluss an sich aber nicht im Wege stehen.«

Ohne dass ihr Blick sich aufhellte, nickte sie Horatio zu, bevor sie sich wieder setzte.

Nach ihr ging das Wort an Major a.D. Loo-Pah Torich, einem rodianischen Botschafter und Ex-Militär. Er war Teil einer Gruppe, die über militärische Zusammenarbeit und eine mögliche Begrenzung der Aufrüstung gesprochen hatte: Ein Tagesordnungspunkt, der auf Drängen der Republik mit aufgenommen worden war. Er sprach in seiner Muttersprache, doch ein Droide übersetzte für ihn:


»Wir haben über die Frage gesprochen, ob unter Umständen eine militärische Zusammenarbeit in Frage kommen kann, halten es in Anbetracht des blutigen Krieges jedoch für ratsam, den Kontakt zwischen den Streitkräften beider Seiten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Das wird helfen, unnötige Eskalationen zu vermeiden. Allerdings könnte eine Kooperation unter Umständen dann in Betracht kommen, wenn Probleme wie Piraterie in Grenznähe die Sicherheit beider Staaten bedrohen.

Auch das Thema, ob die Aufrüstung der Flotten und Armeen limitiert werden sollte, haben wir diskutiert, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass auf beiden Seiten derzeit das Bedürfnis nach Schutz überwiegt. Aus diesem Grund wird vorerst keine derartige Vereinbarung getroffen, was auch Beschlüsse über eine Rüstunskontrolle überflüssig macht. Allerdings rät unsere Arbeitsgruppe dazu, die Frage detaillierter zu erörtern, ob bestimmte Waffenarten wie biologische und chemische Kampfstoffe, Planetenzerstörer und Disruptor-Technologie über ein separates Abkommen geächtet werden sollen. Mit der Erlaubnis des Senates und Seiner Majestät soll eine weitere Konferenz über dieses Thema beraten.«


Also hatte man auch hier Kompromisse gefunden, ohne dass dabei eine echte Annäherung oder Zusammenarbeit herausgekommen war. Das kündigte an, dass die bevorstehende Friedenszeit alles andere als einfach werden würde. Aber zumindest war es gewissermaßen ehrlich, sich keine größere Freundschaft und Treue zu geloben, als man einzuhalten in der Lage war.

Die meisten Ergebnisse lagen nun bereits vor. Nur noch eine oder zwei Gruppen mussten sich äußern. Dann, so hatte der Imperator ja bereits angekündigt, würde die Stunde der Juristen schlagen. Und in einigen Tagen hatten sie dann möglicherweise ein Schriftstück in den Händen, das dem Krieg ein Ende machte. Doch wenn General Sylvar in diesen anstrengenden Tagen eines gelernt hatte: Die Art von Frieden, die ihnen bevorstand, würde sie und andere Militärs bestimmt nicht arbeitslos machen!


[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] General of the Army Sylvar; Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious
 
[ Umbara – Hauptstadt – etwas außerhalb des Stadtzentrum – Gebäude des Rootai - Säulenhalle ] Alkarin, einige Diener

Mit langen Schritten eilte der Umbaraner durch die lang gezogene Säulenhalle. Gleich würde eine weitere Vollversammlung der Verhandlungsdelegationen beginnen und da hatte er selbstverständlich anwesend zu sein. Die energischen Schritte hallten durch den gesamten Raum, der außer einigen dicht beisammen stehenden untätigen Dienern verlassen war. Normalerweise hätte sich der Außenminister um dieses faule Pack gekümmert und sie angemault, warum sie nicht ihrer Arbeit nachgingen. Doch im Moment war er viel zu sehr damit beschäftigt, sich über die Begegnung mit diesem imperialen Governeur zu ärgern. Gewiss, Kraym war augenscheinlich einer der schlaueren Sorte der Imperialen, doch hatte der Minister ihn einfach maßlos unterschätzt. Mit einer ausgefuchsten Argumentation hatte der Mensch ihn so lange hinhalten können, dass er seinen größten Trumpf – das Abspielen der Videos – nicht mehr hatte ausspielen können. So hatte er seinen Gegenüber ziehen lassen müssen, als schließlich trotz gewisser abgesprochener Umwege die Gebäudekomplexe erreicht waren, die den Delegationen als Verhandlungsort dienten. Doch immer noch war Alkarin klar im Vorteil, noch immer hatte er den Holowürfel, der in ziemlich deutlicher Weise zeigte, was der Governeur in dem Separée getrieben hatte oder zumindest wonach es ausgesehen musste. Dieses Video war das Ass im Ärmel, dem sich auch nicht der Imperiale entgehen würde. Hoffentlich würde er noch sein wichtigstes Ziel – Insiderinformationen über die Verhandlungsposition der Imperialen – erreichen können. Falls der unwahrscheinliche Fall eines Friedensschlusses vorzeitig erreicht werden würde, musste er sich wohl nach Alternativen umschauen, wie ihm der Mensch dienlich sein könnte. Aber er hatte ja immer noch auch weitere Videos der anderen Männer, die an dem fragwürdigen Abend im Hotel teilgenommen hatten. Im Notfall musste er sich an diese wenden.

Nun allerdings sollte sein Hauptaugenmerk wieder auf den eigentlichen Verhandlungen liegen. Und diese schienen ziemlich gut voranzukommen. Einige Delegationen konnten laut den Aussagen der Diener, die ihm als Spitzel dienten, schon handfeste Ergebnisse liefern. Sicher, es war für ihn durchaus eine Frage des Prestiges, dass diese Verhandlungen schließlich in einen dauerhaften Frieden mündeten. Der Vertrag von Umbara würde so in aller Munde sein und in die Analen der Geschichte eingehen. Doch eine gewisse Zeit sollte der Prozess schon noch dauern. Gerade jetzt konnte er vielleicht seinen ersten Einfluss auf die Verhandlungen entfalten. Und dann würde eine Einigung ihm da einen Strich durch die Rechnung machen?

Er setzte immer noch großes Vertrauen in den imperialen Imperator. Allegious I. erschien ihm nicht unbedingt in der Laune, einen Frieden dauerhaft anzustreben. Vielleicht hatte er diese Verhandlungen nur angestoßen, um etwas Zeit zu gewinnen und dann umso härter eine Gegenoffensive auf dem umkämpften Corellian Run voranzutreiben? Alkarin sah durchaus in den Mitteln, die sie beide verwendeten, einige Parallelen. Wenn der Herrscher nicht so dermaßen furchteinflößend und unberechenbar wäre, hätte er sogar so etwas wie Sympathie für diesen aufbringen können. So musste er jedoch einfach darauf vertrauen, dass der Imperator zumindest diesen Friedensprozess nicht in aller Kürze und mit weit reichenden Zugeständnissen beenden würde.

Schließlich beendete er seinen kleinen inneren Monolog, als er den Treppenabsatz erreichte, der hinunter in den große Verhandlungssaal führte. Die Plätze waren größtenteils schon mit den verschiedenen Mitgliedern der Delegationen besetzt. Er nahm seinen Platz zwischen den beiden sich offenbar immer noch anfeindenden Verhandlungsparteien ein und rief auf dem in den Tisch integrierten Datapad wieder die einzelnen Ordnungspunkte der heutigen Sitzung auf. Diese waren zweifellos nur reine Formalie, wahrscheinlich würde man sofort dazu übergehen, die wichtigen Punkte anzusprechen, aber wenigstens stand fest, dass die einzelnen Gruppen ihre Erfolge oder auch Misserfolge darlegen würden.

Als schließlich der Imperator seinen etwas erhobenen Sitz besetzte, wurde es schnell still. Alle Augen waren auf den kleinen Noghri gerichtet, der mit seiner Schädelmaske kaum noch einem Menschen ähnelte. Dieser erhob seine Stimme und richtete sie an eine unbestimmte Person. Er führte aus, dass die Republik offenbar den aufrichtigen Wunsch des Imperiums nach Frieden nicht wirklich ernst nahm und der anderen Supermacht nicht vertraute. Als Zeichen des guten Willens würde somit schließlich auch Coruscant in die Hände der Neuen Republik gelegt werden.

"Was...?"

Als schließlich der Imperator seinen etwas erhobenen Sitz besetzte, wurde es schell still. Alle Augen waren auf den kleinen Noghri gerichtet, der mit seiner Schädelmaske kaum noch einem Menschen ähnelte. Dieser erhob seine Stimme und richtete sie an eine unbestimmte Person. Er führte aus, dass die Republik offenbar den aufrichtigen Wunsch des Imperiums nach Frieden nicht wirklich ernst nahm und der anderen Supermacht nicht vertraute. Als Zeichen des guten Willens würde somit schließlich auch Coruscant in die Hände der Neuen Republik gelegt werden.

Die nächsten Worte waren die des Kanzlers der Republik, der sagte, dass unter diesen neuen Gesichtpunkten ein Friedensschluss in immer größere Nähe rückte. Er übergab an den massigen Verhandlungsführer der Republik in Sachen Territorialfragen, der eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse vorführte und dann noch eine Forderung aufführte: Metellos sollte mindestens ebenfalls noch in den Machtbereich seiner Regierung gelangen.

Etwas wunderte den Außenminister des Rootai an den Forderungen der Neuen Republik: Eigentlich beruhte doch ihr Gedanke auf Expansion immer auf dem Gefühl, dass die Bevölkerung der eingegliederten Gebiete diesen Anschluss wollten. Nun jedoch war keinerlei Rede von einer freien, demokratischen Abstimmung, die gewährleisten würde, dass tatsächlich nur solche Systeme in den Schoss der Republik gelangten, die dies auch wirklich wollten. Augenscheinlich waren die öffentlichen Bekundungen, die von einem Selbstbestimmungsrecht der Völker sprachen, nur reine Worthülsen. Wahrer Imperialismus und Machtmaximierung waren offenbar das einzige, was beide Seiten anspornte. Während nach einer kurzen Antwort des Imperators die einzelnen Verhandlungsgruppen ihre Ergebnisse vorstellten, musste Alkarin lächeln. Egal wie unterschiedlich die einzelnen Lebewesen in dieser Galaxis waren, sie einte immer der Wunsch nach mehr Macht und Einfluss.

[ Umbara – Hauptstadt – etwas außerhalb des Stadtzentrum – Gebäude des Rootai - Hauptsaal ] Alkarin, Delegationen
 
[Umbara | Orbit | Anflug auf LTK "Massive" | Fat Trader | Cockpit] Bru-Th Agoch, Kruluk Chananga


Obwohl Bru-Th anfangs nicht daran geglaubt hatte, empfand er nun, wo seine Stiefel erneut den rutschfesten Boden des Steuerbordhangars berührten, doch so etwas, wie das Gefühl von Vertrautheit. Es war nicht die Vertrautheit, die man fühlte, wenn man an einen gut bekannt Ort zurückkehrte, den man seit vielen Jahren bereiste und dessen Bewohner freundlich nickten, wenn man die Straße passierte, nein, es war ehr die flüchtige Gewissheit, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, was der hochgewachsene Jedi Meister empfand. Zeit seine Gefühle näher zu erforschen, hatte Bru-Th jedoch nicht, denn Commander Saris erwartete ihn bereits, die Hände in die Hüften gestemmt und einen Gesichtsausdruck aufgelegt, den er rasch als Unmut identifizierte. Die rothaarige Frau war verärgert, dies spürten auch die Techniker und das Bodenpersonal, die mit der Instandhaltung der diversen Fluggeräte beschäftigt waren, denn sie machten einen großen Bogen um die Saris.

"Sie trauen mir die Aufgabe nicht zu, Captain",

monierte Sie umgehend, während ihre energischen Augen das Duell mit ihrem Vorgesetzten suchten und Kruluk, der hinter Bru-Th die Rampe der Fat Trader herunter kam, komplett ignorierten. Bru-Th hielt nicht an, sondern schritt zügig an seinem Ersten Offizier vorbei, auch um sie zu zwingen, sich seinem Tempo anzuschließen und nicht umgekehrt. Diese subtilen Gebärden waren es, die für echte Autorität standen, dies hatte der wenig erfahrene Jedi Kommandant erst lernen müssen, doch mittlerweile beherrschte er sie recht ordentlich. Während Saris zu ihm aufschloss, entgegnete er gelassen und doch bestimmend:

"Ein formloses 'Willkommen an Bord, Captain', ziehe ich in Zukunft vor, Commander. ... Und richtig, ich traue Ihnen die Aufgabe nicht zu."

Bru-Th musste der impulsiven Frau nicht in die Augen schauen, um zu bemerken, wie sie sich innerlich anspannte und mit der Fassung rang. In gewisser Weise konnte man die zierliche Offizierin mit einem Vulkan vergleichen, befand der hochgewachsene Kommandant, während sie den Turbolift betraten und den ölverschmierten Hangar verließen. In Saris brodelte es ständig, doch die hohen Wände des Kraters, hochgezogen durch den jahrelangen Schliff des Militärs, hielten das Feuer ihrer Leidenschaft zurück, zumindest für gewöhnlich. Doch gab es den richtigen Anlass, wie beispielsweise eine kränkende Feststellung seitens eines vorgesetzten Offiziers, dann kochte alles über und Saris explodierte. Soweit wollte Bru-Th es jedoch nicht kommen lassen.

"Ich traue die Aufgabe keinem Offizier zu, Saris. Nicht einmal Ihnen", redete er beruhigend auf seinen Ersten Offizier ein, wobei er ihr diesmal in die Augen schaute. "Ein feindlicher Spion, der über die Dunkle Seite gebietet, ist ein Gegner für einen Jedi. Nur ich wäre ihm ebenbürtig, das müssen Sie zugeben. Ich vermute, Sie haben die Nachricht an mich so lange wie möglich rausgezögert, um selbst Ihr Glück zu versuchen, richtig?"

Die junge Frau hielt den Blick, dann nickte sie zögerlich und drehte sich der Wand zu, an der sie gerade noch gelehnt hatte, um sich mit beiden Händen an dem kreisförmigen Geländer festzuhalten, während der Lift weiter dem Weg zur Hauptbrücke der Massive folgte.

"Ja. Colonel Vrieska und ich gingen davon aus, dass es sich um einen ganz normalen Spion, einen Überläufer handeln würde, den das Imperium irgendwie eingeschleust bekommen hatte. Dieser Noghri, er hört wohl auf den Kampfnamen 'Trash', fiel bei einer Routineinspektion der Bodentruppen auf, durch Abwesenheit, Captain. Erst als die Pannen und Systemfehler begannen, wurde mir klar, dass hier etwas nicht stimmte." Saris fuhr herum und sah Bru-Th wieder an, wobei ihr Blick einige Sekunden auf Kruluk haften blieb. "Trotz intensiver Suche, haben wir den Noghri nicht einmal finden können. Bei den Monden von Bogtu, dieser Zwerg hält uns alle zum Narren!"

Die Annahme, dass dieser Noghri der Sith-Spion war, konnte Bru-Th nicht widerlegen, also akzeptierte er zunächst die Prämisse seines Ersten Offiziers, denn was Saris nicht wissen konnte, war, dass die Macht einen vor den Augen Anderer verbergen konnte und selbst technische Hilfsmittel, wie Kameras, Infrarotschranken und Tastfelder manipulieren konnte. Wenn dieser 'Trash' in der Macht so stark war, wie Bru-Th im Moment annehmen musste, dann würde es seine ganze Aufmerksamkeit kosten, ihn zu entwaffnen und gefangen zu nehmen. Leider, dies gestand sich der hochgewachsene Jedi ein, war sein Wissen über Sith Spione, in älteren Texten wurden sie auch als Phantome oder Schatten bezeichnet, sehr gering. Es würde nicht einfach werden.

"Sie haben richtig gehandelt, Commander. Diese Kreaturen sind in der Lage fast jeden zu täuschen, selbst Jedi bilden da oft keine Ausnahme. Dennoch werde ich mich der Sache persönlich annehmen",

befahl Bru-Th subtil unter dem Deckmantel der Höflichkeit, dann öffneten sich die Türen des Turbolifts mit einem Zischen und das ungleiche Trio betrat die Brücke. Während Commander Saris die Brücke als Erste betrat, mit scharfer Stimme die Brückencrew stramm stehen ließ und Bru-Th ihr rasch folgte, drückte Kruluk sich zunächst noch in der Kabine einige Sekunden herum, bevor er zaghaft die Kommandozentrale des Schiffes betrat. Auch wenn Bru-Th sich nicht umdrehte, da er dabei war seine Crew abzunehmen, spürte er, dass sein quarrianischer Freund sich hier nicht sonderlich wohl fühlte. Doch da würde er durch müssen, denn bei der Jagd nach dem Sith würde er dessen Hilfe benötigen.

"Rühren Sie sich, meine Damen und Herrn!"

Im gleichen Moment, wo die Worte die Lippen des Jedi Meisters verließen, traf ihn eine Eingebung, dass in Kürze eine bedeutende Information enthüllt werden würde. Sich anmerken ließ Bru-Th seine geistige Abwesenheit nicht, während er sich behutsam in den Stuhl des Kommandanten setzte, seine Gehhilfe an der Seite befestigte und einem Adjutanten die Tagesbefehle quittierte, die wie üblich von Commander Saris stammten. Als schließlich Leutnant Tuum Meldung machte und verlauten ließ, dass gerade neue Befehle aus dem Hauptquartier der fünften Flotte unter Admiral Stazi eintrafen, blieb Bru-Th entsprechend gelassen, gleichwohl ihn der Inhalt mehr als interessierte.


[Umbara | Orbit | LTK "Massive" | Brücke] Bru-Th Agoch, Kruluk Chananga, Kytana Saris, Brückencrew
 
[: Umbara-System | Umbara | etwas außerhalb der planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | bewachter Gebäudekomplex der Rootai | in einem Nebenraum des Versammlungssaals :||: Jade Lee mit anderen etwas unbedeuteten Mitglieder der Delegationsgruppe


Kaum zu glauben das sie sich schon 5 Tage, oder waren es vielleicht doch mehr, bereits auf Umbara aufhielten. Diese „Schattenwelt“ wie diese Welt auch gerne genannt wird, ging Jade gewaltig auf die Nerven und machte sie von Tag zu Tag gereizter. Kein wunder bei diesem ewigen Dämmerlicht. Da musste man ja beiläufig verrückt werden und aus dem Fenster springen wollen. Die junge Combat-Medic hatte, wie wohl die meisten Fremdweltler sehr stark mit diesen Lichtverhältnissen und diversen anderen Dingen auf diesem Planeten zu kämpfen. Von dem nicht mehr ganz so intaktem Schlafrhythmus mal ganz zu schweigen. Seit 2 Tagen schlief Jade nicht mehr sonderlich gut. Wenn sie überhaupt mal schlafen konnte. Verdammte Schattenwelt.

Die Verhandlungen zogen sich auch wie Kaugummi und es war eine sehr starke Geduldsprobe für die junge Frau, da dieses Parkett auf dem sie sich von nun an bewegte, auch wenn es im Hintergrund war, recht ungewohnt und vor allem nicht ihr Fall war. Sie war eine Frau der Tat, die sich mit ihrer alten Einheit in Sumpflöchern auf verschiedenen Planeten suhlte oder in der Kanalisation von Corellia auf republikanische Wanzenjagd ging. Still sitzen und diesen öden und staubtrockenen Kram über sich ergehen zu lassen war die reinste Folter. Kaum merklich gähnte sie hinter vorgehaltener Hand und veränderte ein wenig ihre Sitzposition, da ihr Hinterteil bereits drohte einzuschlafen. Ihre zierliche Figur steckte in ihre Uniform und ihre braunen langen Haare waren in einem entsprechenden militärischen Haarknoten hochgesteckt, aus diesem sich kleinere Strähnen im Nacken gelöst hatten und sich dort kress lockten.

Leise seufzte Jade und schaute zum xten Mal auf das kleine Datapad auf ihrem Schoss, mit dem sie die Vitalwerte des wehrten Horatio Kraym überwachte. Nach der Schlacht um Corellia hatte man sie aus ihrer alten Einheit abgezogen und sie auf unbestimmte Zeit dem medizinischen Staff um Doktor Adasca an die Seite von Horatio Kraym beordert, um sich um dessen Gesundheitszustand zu kümmern. Mit anderen Worten: Jade war Horatios Babysitter. Und ihr passte das ganz und gar nicht. Da spielte es auch keine Rolle, das Kraym dem eigentlichen Bild eines Gouverneurs nicht entsprach. Vom Aussehen her, aber sonst ... Passten die restlichen Beschreibungen sehr gut auf diesen Kerl. Die kleine Combat-Medic hatte nur die wichtigsten Worte mit ihrem Patienten gesprochen und verhielt sich ansonsten sehr im Hintergrund.

Erneut wechselte Jade etwas ihre Sitzposition und überschlug erneut ihre Beine. Dabei streckte sie sich ebenfalls kaum merklich. Allerdings konnte sie diesmal ein zartes Gähnen nicht unterdrücken. Diese Müdigkeit machte ihr doch mehr zu schaffen als sie gelaubt hatte. Vor allem wenn man nur dumm dar sitzen musste und auf ein blödes Pad schauen. Ein Caff wäre gerade das richtige. Allerdings bezweifelte Lee, dass die Umbaraner so was kannten.Mit müden Augen, mürrischem Blick und aufgestütztem Kinn versuchte sie es sich in ihrem Sessel etwas bequemer zu gestalten und weiterhin brav ihr Augen auf die Vitalwerte ihres Patienten haben.


[: Umbara-System | Umbara | etwas außerhalb der planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | bewachter Gebäudekomplex der Rootai | in einem Nebenraum des Versammlungssaals :||: Jade Lee mit anderen etwas unbedeuteten Mitglieder der Delegationsgruppe
 
[Umbara | Orbit | LTK "Massive" | Brücke] Bru-Th Agoch, Kruluk Chananga, Kytana Saris, Brückencrew


Ein junger Petty Officer, dessen Namen Bru-Th schon einmal gelesen hatte, doch der ihm im Moment nicht einfallen wollte, übernahm den Botendienst und brachte ihm die neuen Befehle, indem er ihm ein Datapad hin hielt, auf dem aktuell nur das Hoheitszeichen der Neuen Republik zu lesen war. Äußerlich ungerührt nahm der frisch ernannte Captain das Pad entgegen, doch innerlich fragte er sich, woher Admiral Stazi wissen konnte, dass er sich bereits wieder an Bord der Massive befand. Ratlos strich sich der hochgewachsene Corellianer die Haare aus dem Gesicht, erst da wurde ihm gewahr, dass der junge Petty Officer noch immer neben ihm stand.

"Sir, Sie müssen den Erhalt der Befehle noch gegenzeichnen", erklärte dieser etwas unsicher, als müsse er seine Worte rechtfertigen. "Hier unten, Sir."

Bru-Th sah den jungen Mann zunächst ernst an, dann blickte er auf das Datapad und drückte unten rechts einmal kräftig seinen rechten Daumen auf das dafür vorgesehene Scanfeld. Der Petty Officer, er war wohl nicht älter als neunzehn Jahre, nickte zufrieden, dann verließ er die Brücke eilig, um die signierten Befehle vermutlich dem Logbuch zu zu führen. Der Mann schien glücklich zu sein mit dem, was er tat. Während Lieutenant Commander Saris gemächlichen Schrittes den einzelnen Stationen auf der Brücke einen 'Besuch' abstatte und sich offenbar über den allgemeinen Zustand des Schiffes und die Suche nach dem Spion informierte, öffnete Bru-Th die Unterlagen mit den neuen Befehlen.
Automatisch, als wäre Admiral Stazi zugegen, nahm der Captain der Massive eine gradere Sitzposition ein, als er die entsprechende Datei aufrief und sie sorgfältig las, zwei Mal. "Das Imperium überlässt der Neuen Republik das imperiale Zentrum", oder wie er selbst es bevorzugte, "Coruscant?" Diese Information musste brandneu sein, spekulierte Bru-Th treffend, sie musste jünger als sechs Stunden sein, und plötzlich machte es in seinem Gehirn klick und er glaubte zu verstehen, warum Stazi so rasch nach ihm und der Massive verlangt hatte. "Ob der Admiral weiß, dass ich selbst in diese Verhandlungen gar nicht involviert war?", dachte Bru-Th und hob leicht den Kopf, um durch das große Fenster hinaus zu schauen, in der Hoffnung, in der Weite des Alls die Lösung für dieses Rätsel zu finden.


"Was steht drin, Captain?",

fragte die rothaarige Erste Offizierin ganz direkt und baute sich neben dem Kommandosessel auf, echte Neugierde nicht nur vortäuschend. Bru-Th lächelte, denn noch immer musste er sich an Saris Direktheit gewöhnen, die manch anderer Kommandant sicherlich auch als versuchte Insubordination ausgelegt hätte. Bru-Th hatte damit kein und übergab dem Lieutenant Commander schlicht die Befehle, indem er ihr das Datapad reichte und parallel erläuterte:

"Man beruft uns ab in das Wukkar-System, damit wir uns dort dem Verband von Captain Ven anschließen, ... um Coruscant für die Republik einzunehmen. Oder besser, um die reibungslose Übergabe zu gewährleisten."

"Coruscant?"

Kytana Saris grüne Augen starrten Bru-Th ungläubig an, gleichwohl sie die Klugheit besaß ihre Verwunderung nicht zu laut hinaus zu posaunen, dachte Bru-Th und nahm das Datapad schmunzelnd wieder an sich. Er selbst konnte die Reaktion der Offizierin nur zu gut nachempfinden, denn in gewisser Weise war dies eine Sensation, eine Sensation, die, wenn sie erst die Runde durch das Holonet machte, republikweit als großer Sieg würde gefeiert werden. Selbst die Hardliner in der Regierung würden sich mit diesem 'Leckerbissen' zufrieden geben und ihr Misstrauen gegenüber dem neu ausgehandelten Friedensvertrag großzügig hinunterschlucken oder bestenfalls in irgendwelchen Hinterzimmern darüber palavern. Für Bru-Th jedoch stand fest, dass dieser Planet kein Geschenk war. Was genau mit der Offerte des Imperators und des Imperiums nicht stimmte, vermochte der hochgewachsene Jedi Meister nicht sicher zu sagen, doch diese Schenkung hatte sicher noch eine weitere Ebene, die er für den Moment nicht erkannte.

"Die Admiralität denkt offenbar, dass es von großem Vorteil sein könnte, wenn das Schiff der neuen Republik bei der Übergabe anwesend ist, das auch die Delegation nach Umbara geflogen hat",

mutmaßte Bru-Th offenkundig, denn ähnliche Überlegungen fanden in den üblicherweise knapp gehaltenen Befehlen nur selten Anklang. Zumindest Lieutenant Commander Saris schien die Information sichtlich zu erfreuen, und zwar derart, als hätte man ihr die Aufstockung des Solds gerade mitgeteilt, denn sie strahlte und nickte ehrfurchtsvoll.

"Dann waren die letzten Monate und Jahre keine vertane Zeit. Coruscant fällt an die Republik zurück. Wenn das mal kein Grund zu feiern ist, oder Captain?"

Den Eifer und die Euphorie der rothaarigen Frau konnte Bru-Th nicht teilen, er wollte ihn auch nicht zerstören, also entgegnete er so diplomatisch wie möglich:

"Man wird sehen, Lieutenant Commander. Man wird sehen. ... Wichtig ist, dass wir den imperialen Sternenzerstörer darüber informieren, dass wir Umbara verlassen werden, sobald unsere Ablösung eintrifft. Dann kommt der Captain der Straightness wohl doch noch zu seinem Eskortauftrag. Das Schiff wird in etwas zwei Tagen hier ankommen. Erst dann verlassen wir unsere Position, Saris."

"Wir haben also zwei Tage, um diesen Sith zu fangen", dachte Bru-Th bereits wieder in Gedanken, denn auf keinen Fall wollte er das Problem an Bord weiter verschleppen. Auch würde er bei Wukkar wieder jenen twi'lekischen Captain treffen, mit dem er auch neulich zusammengearbeitet hatte. Warum genau man Ven für diese Mission ausgesucht hatte, dafür hatte er sich noch zu wenig in die Flottenpolitik eingebracht, doch sicherlich hatte auch der Erfolg ihrer letzten Mission damit zu tun, wenngleich es im Nachhinein nicht gelungen war, den flüchtenden Sternenzerstörer bei Teth zu fangen. Nichts desto trotz, war Bru-Th auf eine neuerliche Begegnung mit dem Twi'lek durchaus gespannt.


[Umbara | Orbit | LTK "Massive" | Brücke] Bru-Th Agoch, Kruluk Chananga, Kytana Saris, Brückencrew
 
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[Umbara | Orbit | LTK "Massive" | Quartier des Captains] Bru-Th Agoch


Noch immer durchsuchten Männer das Schiff nach Anzeichen dieses Spions, doch ob es ihm gefiel oder nicht, so musste Bru-Th doch anerkennen, dass dieser Sith mehr als professionell war, insbesondere, da er offenbar seinem natürlichen Drang zu töten nicht nachgab. Sie hatten die letzten zwei Tage nicht einen Hinweis gefunden, dass sich diese Person überhaupt noch an Bord der Massive befand, doch sein Gefühl sagte Bru-Th, dass er noch hier war. Er würde nicht so weit gehen, von einer Störung der Macht zu sprechen, doch er spürte, dass jemand oder etwas ihn störte, die Macht zu nutzen. Bru-Th zeichnete ein weiteres Dokument ab und legte es auf den linken Stapel. Berichte, Beförderungsempfehlungen, Materialanfragen, die meisten Informationen, die ihn an seinem Schreibtisch erreichten, waren bereits von seinem Adjutanten 'gefiltert' und vorsortiert worden, doch obgleich er die Notwendigkeit dieser Tätigkeit einsah, empfand er sie eines Jedi Meisters nicht würdig. Doch abgeben konnte er sie auch nicht.

Dem kam hinzu, dass es ihm noch immer nicht gelungen war, diesen Sith zu finden. Den gesamten gestrigen Tag hatte er mit der Suche verbracht, hatte Teams von Soldaten an verschiedene Stellen des Schiffes entsandt, hatte sich der Meditation bedient, um die Präsenz dieses Spion näher zu lokalisieren und doppelte Wachen an allen vitalen Bereichen des Schiffes, insbesondere des zentralen Datenkerns, befohlen, doch gefasst hatten sie den Eindringling nicht. Lustlos und auch ein wenig verärgert, unterzeichnete er schnodderig ein weiteres Dokument. Es empfahl die Beförderung von Lieutenant Commander Saris zum Commander. Jedes Mal, wenn er glaubte, die Präsenz des Sith jetzt greifen zu können, entschwand sie wieder seinem Zugriff, egal wie sehr er sich auch konzentrierte. "Er ist gut", dachte Bru-Th, dann meldete ein Piepton, dass er von der Brücke gerufen wurde.


"Captain, ich sollte Sie informieren, wenn die Straightness in das System springt. Es ist so weit. Vor einer Minute fiel der Sternenzerstörer am Rand des Systems aus dem Hyperraum. Captain Holus signalisiert Bereitschaft zu übernehmen, Sir",

meldete Lieutenant Commander Saris, worauf hin Bru-Th rasch antwortete, dass er bereits auf dem Weg sei. In gewisser Weise empfand es Bru-Th nicht als zu tragisch, nicht mit diesem Holus von Auge zu Auge sprechen zu müssen, denn die Beziehung zwischen ihnen konnte man nach der spontanen Abordnung der Massive durchaus als gespannt betrachten und an einer lapidaren Auseinandersetzung mit einem empörten Flottenoffizier war ihm im Moment definitiv nicht gelegen. Bevor er die Brücke betrat, rückte Bru-Th noch einmal seine beigefarbene Uniform zurecht, dann betätigte er den Taster und schritt so würdevoll wie mit einer Gehhilfe möglich durch die Tür. Dem Meldung machen wollenden Deckoffizier winkte er bestimmt ab, denn auf diesen Teil des Protokolls verzichtete er, wann immer möglich.

"Gut, wenn die Straightness bereits Bereitschaft signalisiert hat, wollen wir Captain Holus nicht warten lassen. Lieutenant Tuum, informieren Sie die planetare Flugkontrolle auf Umbara darüber, dass wir den Orbit über Annäherungsvektor sieben verlassen",

befahl Bru-Th unaufgeregt und routiniert, während er im Kommandosessel Platz nahm. "Das Schiff ist bereit", dachte Bru-Th, und als er von dem dunkelblonden Cathar ein Nicken als Zeichen dafür erhielt, dass die Flugkontrolle ihrem Flug zugestimmt hatte, befahl er Lieutenant Commander Saris das Schiff aus dem Orbit zu bringen. Diese setzte die Befehle unmittelbar um:

"Achtung Ruder, Haupttriebwerke auf Fünfundzwanzig, dorsale Ruder vier Grad. Zünden Sie jetzt Backbord Steuerdüsen drei und sieben. Die vertikale Drift beibehalten, bis die Achse parallel zum Äquator steht, dann Haupttriebwerke Fünfundsiebzig, bis wir den Masseschatten des Planeten verlassen haben, Ensign."

"Verstanden, Lieutenant Commander."

Während sich die Massive auf die Seite legte und eine scharfe Kurve flog, um den entsprechenden Abflugvektor zu erreichen, lehnte Bru-Th sich in dem gut gepolsterten Kommandosessel zurück und sah der rothaarigen Frau zu, wie sie das Manöver durchführte. Viel dazu sagen können, hätte er Saris auch nicht, denn eigentlich war er es gewesen, der von ihr gelernt hatte, nicht umgekehrt. "Doch wie man es auch dreht", dachte Bru-Th, "sie hat sich die Beförderung wirklich verdient." Während seiner Abberufung zu den Verhandlungen, hatte Sie das Schiff vorschriftsmäßig und professionell geführt. Er stand hinter seiner Empfehlung, sie zu befördern und würde sie auch gegenüber dem Flottenkommando guten Gewissens vertreten können.
Die Massive war noch gute fünf Minuten von ihren Zielkoordinaten weg. Captain Agoch stellte sich bereits auf einen dreitägigen Flug ein, auf dem er das Schiff nochmals komplett umkrempeln lassen wollte, um diesen mysteriösen Spion endlich zu fassen, als plötzlich die Alarmsirenen zu dröhnen begannen und die Brücke des Trägerschiffes in ein aggressives Rot tauchten.


"Bericht!",

befahl Bru-Th umgehend und sprang zeitgleich aus dem Sessel auf. Er und seine rothaarige Stellvertreterin wechselten rasch Blicke, doch da man sich gegenseitig nur ratlos anzuschauen vermochte, wuchs die Irritation noch, als dass sie abnahm. Bru-Ths erste Gedanken galten einem wie auch immer gearteten imperialen Angriff, der gerade im Begriff war zu beginnen, doch die Annäherung eines fremden Schiffes wäre den Sensoren der Massive selbst unter schwierigen Bedingungen nicht verborgen geblieben. Die Ungewissheit blieb, bis schließlich Lieutenant Tuum ungläubig dem erteilten Befehl nachkam, wenn auch zögerlich:

"Sir, jemand öffnet die Backbord Hangartore."

"Sofort unterbrechen!",

herrschte Bru-Th seinen Waffenoffizier geistesgegenwärtig an, welcher darauf hin hektisch seine Finger über die Konsole tanzen ließ, offenbar darum bemüht einen gegebenen Befehl aus dem System zu löschen. Die angestrengte Miene des Cathar, dessen spitze Eckzähne dann und wann aufblitzten, sprachen jedoch eine andere Sprache.

"Geht nicht, Sir! Der Befehl lässt sich nicht überschreiben, die Tore öffnen sich ... und wie es scheint, startet ein Schiff. Die Fat Trader, Captain!"

"Was?"

In Bru-Ths Kopf überschlugen sich die Gedanken. "Warum sollte jemand sein Schiff stehlen wollen", fragte sich der hochgewachsene Jedi-Kommandant, und obwohl ihm der Gedanke missfiel, kam ihm Kruluk in den Sinn. Hatte er nicht auf der Rückreise vom Planeten nicht noch davon gesprochen, wie ausgesprochen gut es ihm dort gefiel und dass er die Fat Trader sogar als Heimat betrachtete? Doch war das ein Grund? Erst da dämmerte ihm, dass es nur eine Person geben konnte, der etwas daran gelegen sein konnte, kurz vor dem Verlassen des Systems von Bord zu gehen, der Spion. "Wie um alles in der Welt hatte er die Tore aufbekommen?", fragte Bru-Th sich aufgewühlt, als schließlich Lieutenant Commander Saris erneut ihren Wert bewies, indem sie rasch anordnete:

"Tuum, schicken Sie sofort Ihre Geschützmannschaften zu den Ionenkanonen und holen Sie diesen Vogel runter. ... Brücke an Sebolto: Major, die Notfallrotte soll sofort starten und dem fliehenden ATR-6 nachsetzen."

Major Sebolto, der erfahrenste Sternenjägerpilot an Bord, klang gehetzt, als würde er mit einem Helm unter dem Arm quer durch den Hangar rennen, was vermutlich auch der Fall war:

"Hier Sebolto: Was verdammt ist da bei Ihnen los? Meine Rotte ist gleich bereit, aber die Tore schließen sich wieder. Machen Sie die Hangartore auf, hören Sie?"

"Er ist wirklich gut", war das Einzige, was Bru-Th in diesem Moment dachte. Während rund um ihn herum die Crew der Massive, allen voran Lieutenant Commander Saris, alles taten, um die Tore auf zu bekommen, wusste Bru-Th, dass es zu spät war. Die taktische Holokarte zeigte bereits, wie sein Schiff den Hangar verließ und in einem neunzig Grad Winkel von ihnen weg beschleunigte. Bis die Geschütze bemannt und ausgerichtet waren, wäre die Fat Trader längst weg, ganz zu schweigen davon, dass die Geschütze dieses Schiffes für den Kampf gegen Kreuzer konzipiert waren und nicht gegen kleinere Schiffe. Saris gab noch nicht auf:

"Man muss die Hangarsteuerung doch überbrücken können, Tuum. Was wäre denn, wenn wir das gesamte System kalt starten und die Kommandocodes neu eingeben würden",

schlug die rothaarige Frau aus blanker Verzweiflung vor, doch in dem Moment sprang die Fat Trader bereits in den Hyperraum und verschwand von der Holokarte. Die Aktivität auf der Brücke erschlaffte, wie ein Ballon, aus dem man schlagartig die Luft entlassen hatte. Bru-Th starrte gefasst auf die Karte, denn er hatte es kommen sehen. Dass man ihm sein privates Schiff aus seinem eigenen Hangar stehlen könnte, darauf hätte er an keinem Spieltisch diesseits und jenseits des Outer Rim auch nur einen Credit gesetzt, doch das war gerade geschehen.

"Alle Mann zurück auf ihre Posten", befahl er so gelassen, wie es ihm im Moment möglich war. "Sie alle haben einen guten Job gemacht. Wir hätten es nicht verhindern können",

erklärte er und versuchte dabei nicht resigniert zu klingen. Das Schiff war weg, daran konnte er für den Moment nichts ändern, doch Bru-Th musste nun die Crew davon überzeugen, dass es nicht ihr Fehler war. Es musste von langer Hand geplant worden sein, denn so einfach kam man nicht an die Sicherheitscodes auf militärischen Schiffen, es sei denn, man war ein Sith. Die Miene des Jedi Meisters verfinsterte sich und er sprach leise und doch gepresst:

"Für den Moment können wir nichts machen, Lieutenant Commander. Wir haben unsere Befehle. Doch mein Schiff will ich zurück und erst recht die Informationen, die dieser Sith-Spion bei sich haben wird. Und das ist ein Versprechen, die Macht möge mein Zeuge sein."

Wenige Minuten später sprang die Massive in den Hyperraum Richtung Wukkar System.


[Hyperraum auf dem Weg nach Wukkar | LTK "Massive" | Brücke] Bru-Th Agoch, Kytana Saris, Brückencrew
 
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-Umbara-Planetare Hauptstadt-Pradas (vorübergehendes) Anwesen-Agustin Madrazo Prada-

Eine Nacht und etwa ein halber Tag waren vergangen, seit letzter Nacht, welche sehr durchwachsen von Statten ging. Alkohol, Frauen und vor allem die ein oder andere Nase Spice trugen ihr bestes dazu bei, dass der Gouverneur Dubrillions, Agustin Madrazo Prada sich nun ziemlich perplex in einem Bett wiederfand. Etwa fünf Minuten lag er noch wach in seinem Bett, genoss die Ruhe und vergaß seinen Zustand, ehe er sich schließlich dazu aufraffte endlich aus dem Bett zu kommen.

Seinen teuren Anzug hatte er scheinbar die ganze Zeit noch an, ebenso wie seine Zigarre neben dem Kopfkissen lag. Nicht allzu selten passierte es nämlich dem Gouverneur, dass er samt voller Bekleidung und einer Zigarre im Mund zu Bett ging. Seufzend stand er somit auf und blickte sich orientierungslos um. Wie er in sein Apartment zurück kam, wusste er zunächst nicht, genauso wenig, wie er wusste wo sein Berater und Partner Frank Clanton steckte.


"Clanton? Bist du hier?"

Sofort, ohne große Umschweife schlug die Türe auf, bevor der gerufene Legat mit steinerner Mine das Zimmer betrat. Sein Gesichtsausdruck ließ schlimmes vermuten, doch wundertesich Prada zunächst nur über die Pünktlichkeit seines Beraters:

"Endlich bist du hier. Sag, hast du vor meinem Zimmer gewartet?"

"Ja habe ich. Du, Agustin...ich glaube wir haben ein großes Problem....ein ziemlich beschissenes Problem."

Der Gesichtsausdruck hatte also doch nicht gelügt. Langsam versteinerte sich auch Pradas Gesichtsausdruck, bevor dieser, mit gereiztem Unterton, fragte:

"Und was?"

"Es geht um die Hutten...und Visla diese verdammte Schlampe."

Irgendwie war Prada schon mit leiser Vorahnung erfüllt. Diese beiden Namen in einen negativen Kontext zu bringen, konnte wirklich nur einem Worstcase-Szenario gebühren. Ohne zu blinzeln und sich zu bewegen starrte Agustin Frank an.

"...Sie war in deinem Büro."

Nun konnte sich der sonst so edle Gouverneur nicht mehr halten, denn was diese Nachrichten zu bedeuten hatten wussten zweifelsohne beide imperialen Verwalter.

"Sie war wo?! Ich habe dir doch gesagt, dass mein Büro in meiner verdammten Abwesenheitszeit geschlossen sein soll! Und was ist jetzt!?

Mit ermattetem Blick schnippste Frank kurz mit dem Finger, ehe auf dem über dem Bett thronendem Bildschirm ein sonnenklares Bild aufflackerte. Zu sehen waren sofort die Holonet-News und eine blonde Reporterin begann sofort zu sprechen:

"Soeben haben wir im Raume einer kurzfristig angelegten Pressekonferenz erfahren, dass der oftmals in dunkles Licht geratene dubrillianische Gouverneur, Agustin Madrazo Prada laut Aussagen seiner Stellvertreterin, Präfektin Antonio Visla, wohl doch tief im Verbechenssumpf steckt. Anscheinend konnte die 29-jährige Verwalterin anhand von Unterlagen in Erfahrung bringen, wie ihr vorgesetzter Gouverneur großangelegten Drogenhandel mit dem Huttenkartell betreibt. Etwa 2 Tonnen von raffiniertem Spice wurden scheinbar von Shuttles über die gesperrten Handelsrouten Dubrillions transportiert, von wo aus sie dann an einer unbekannten Zweigstelle den Hutten übergeben worden waren. Diese besagten Massen an Drogen wurden auf einer angeblichen Forschungsbasis im Ozean Dubrillions produziert, nähere Informationen werden wir sicherlich erhalten.
Doch gesagt werden kann in etwa, dass Prada etwa 80 Millionen Credits mit diesem großangelegtem Handel einnehmen konnte. Auf welchen Bankkonten sich diese immense Summen jedoch schließlich befinden, kann noch niemand von uns sagen.

Wer nun denkt, dass der Politiker mit diesem Verbrechen alle Grenzen überschritten hat, der soll sich nun besser zurückhalten, denn desweiteren hat Visla verkündet Ansätze über das größte Steuer-Verbrechen in der Geschichte des Imperiums entdeckt zu haben. Demnach erhöhte der kriminelle Gouverneur vor nicht allzu langer Zeit die dubrlillianischen Steuern. Diese Erhöhung wurde allerdings nicht im ganzen Ausmaß in die imperialen Staatskassen eingetragen, sondern lief stattdessen in die zahlreichen illegalen Bankkonten des raffgierigen Gouverneurs. Etwa eine halbe Milliarde an Credits sollen hier geflossen sein. Empörung herrscht momentan überall.

Der angesehene Leutnant und ehemalige Politiker, Walder Fondham stellte allerdings große Zweifel hinter die Aussagen der aufstrebenden Präfektin:

"Sicherlich sind nun Millionen an Bürgern hier auf Dubrillion zutiefst geschockt...was natürlich auch absolut verständlich scheint. Doch wir alle sollten aufpassen, wie wir diese momentanen Gerüchte auffangen. In der Politik herrscht seit jeher ein interstellarer Machtkampf und viele angebliche Verbrechen werden diesen und jenen angehängt.
Ich kann nur sagen, dass die Behörden auf diesen Skandal reagieren und die Sache untersuchen werden.

"Ob hinter diesem massivem Aufschrei also Wahrheit steckt,werden wir bald erfahren. Das war es von ihren Holonet-News."


Fassungslos starrte Prada auf den mittlerweile erloschenen Screen, ehe er Worte zu finden versuchte.

Diese kleine Schlampe... Langsam wurde der Ton des Gouverneurs lauter und aggressiver. ...bricht in mein Büro ein und posaunt ihre "Entdeckungen" auch noch in aller Öffentlichkeit hinaus?! Was ist mit meinen verf***** Unterlagen?!"

"Fondham hat es geschafft, sie zu beseitigen...er hat sie allesamt verbrannt."

"Ist Fondham etwa eingeweiht?"

Seit 6 Monaten. Er hat seinen Anteil und wird uns helfen, die Sache aus der Welt zu schaffen."

"Aus der Welt zu schaffen?! Meinst du, Visla gibt jetzt auf, wo sie auf dem Weg ist, die Staatsheldin zu werden?! Und was ist mit den Hutten? Meinst du, die schicken mir ihren Buchhalter?!....Wir haben hier bald so ein scheiß Attentatskommando am Arsch!"

"Zunächst muss Visla weg. Die Hutten dafür verantwortlich zu machen, wird keine schwere Aufgabe. Wieder clean zu werden und vor allem einen neuen Partner zu finden aber sicher schon."

"Dann werden wir eben zur Black Sun gehen. Ich gehöre zu den mächtigsten Männern im Untergrund, mein Angebot werden sie nicht ausschlagen."

Wie sehr er übertrieb, merkte Prada wohl selbst nicht. Doch schien die Lösung mit der Black Sun durchaus plausibel. Ein mächtigerer Partner und ein hochqualifizierter Attentäter, der sich um Antonio Visla kümmern sollte, wären schon zwei von vielen Gründen dieses gefährliche Bündnis einzugehen.

"Stimmt. Da die BS momentan mit den Schnecken im Krieg steht, müssten wir uns um diese Viecher keine Sorgen mehr machen....Sehr wohl aber um die Behörden. Was sollen wir mit der Spice-Fabrik machen?"

"Sie seriös wie immer auftreten lassen, was sonst?! Und merke dir eins, ich fürchte mich vor NIEMANDEM! Weder vor Visla, dieser Hu**, noch vor diesen scheiß Hutten und erst gar nicht vor den Behörden!"

"Wie gehen wir vor?"

"Deine Freunde, die Besitzer dieser Villa...nutze ihre Verknüpfungen und baue Kontakt zur Black Sun auf. Kläre sie über unser Problem, unsere Konditionen aber auch unsere Angebote auf. 30 Millionen Credits plus unser gesamtes Vorkommen an Spice, was mehrere Tonnen wären. Im Gegenzug wird sich die Sun um die Hutten, Visla und die Behörden kümmern.

"Aber das ist ein großer Teil deines Vermögens!...Egal. Hast du noch weitere Befehle an mich?"

"Reise nach Dubrillion zurück, meinetwegen mit dem Vorwand, das deine Mutter gestorben ist...und heize dieser Visla ordentlich ein! Bringe ihre "Ermittlungen" durcheinander und revidiere ihre Aussagen vor der Presse."

Nach einem kurzem Nicken, verschwand Frank sofort und hinterließ einen aufgewühlten und verärgerten Gouverneur, der sich nun entkräftet in seinen vergoldeten Sessel fallen ließ und sich nachdenklich und von Kopfschmerzen gezwungen die Hand an die Schläffe drückte.


-Umbara-Planetare Hauptstadt-Pradas (vorübergehendes) Anwesen-Agustin Madrazo Prada-
 
[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Séparée 4] Jedi-Rätin Joseline und Gouverneurin Larissa Dysart

Nach dem Ausscheiden Captain Agochs – und somit einer zahlenmäßigen Überlegenheit bei der imperialen Delegation – entschied sich Larissa die Gespräche im kleinen Rahmen, genau genommen im Zwiegespräch fortzuführen. Der persönliche Rahmen führte dazu, dass man offener sprechen konnte, wenngleich die Diplomatie weiterhin ihre Finten und Fallstricke beinhaltete. Rätin Joseline zeichnete sich dabei weiterhin für ihr Mitgefühl und den unbedingten Friedenswillen aus – war dabei jedoch nicht leichtsinnig. Aus Respekt für die Jedi versuchte Larissa nicht einmal die blinde Frau in einer weise zu übertölpeln, sondern man verhandelte auf Augenhöhe. Beide Frauen, ob Jedi oder Gouverneurin hatte dabei ihre Schwerpunkte, doch man fand Kompromisse, machte Zugeständnisse, mancherorts jedoch verlangten die Vorgaben der Fels in der Brandung zu sein. Dennoch lenkte man die Entschlüsse ihres Ausschusses die nächsten Tage in zielgerichtete, friedensfördernde Bahnen. Man hatte bis auf einige Detailfragen vieles klären können und grobe Richtlinien festgelegt, bevor man sich jedoch an Kleinigkeiten auseinanderdividieren konnte, gab es eine Übersicht über den Verhandlungserfolg soweit.

Es waren alle Vertreter der republikanischen und imperialen Delegation vertreten, natürlich durfte auch die Gastgeberfraktion nicht fehlen, um dieses denkwürdige Ereignis für die Galaxy festzuhalten.
Zunächst betonte der Imperator erneut seinen Wunsch nach Frieden. Als er Coruscant feilbot holte Larissa scharf Luft, gewann aber rasch wieder die Beherrschung, bevor sie der Jedi-Rätin (Joseline) neben sich weitere Einblicke in ihre Meinung zu dem Thema offenbarte. Dem Imperator war es anscheinend sehr sehr ernst mit dem Frieden. Ob es wirklich so schlecht um das Imperium stand, es sich um eine List des Imperators oder einfach nur Kriegsmüdigkeit handelte, konnte sie nicht bemessen. Im Brak-Sektor war die Lage äußerst ernst, man war vom Rest des Imperiums isoliert, auch wenn der Krieg noch keinen Einzug gehalten hatte. Dennoch musste die Gouverneurin sich eingestehen – auch nach ihren Bemühungen hier die Neuigkeiten der letzten Monate aufzuholen – dass sie außerhalb ihres Zuständigkeitsbereich kaum über Einblicke in den Zustand des Imperiums verfügte.

Nach dem Imperator ergriff auch das außerordentlich hässlichste Wesen der repulikanischen Delegation das Wort. Larissas Sinn für Ästethik nahm Anstoß am Senator von Vinsoth, Vilnok Moor, wenngleich sie sich nicht erlaubte seine Person dadurch zu unterschätzen. Sein Ego und sein Verstand hatten ihn weit gebracht und ohne falsche Scheu wandte er sich an das mächtigste Wesen der Galaxy, seine Majestät Darth Allegious und empfahl die Grenzen, nach seinem – zugegeben vernünftigen – Vorschlag festzusetzen. Rendili sollte imperial bleiben, wenn man Mentellos abgab. Ein wichtiges System, aber in seiner Bedeutung kam es Rendili nicht gleich. Ein geschickter Schachzug, wie sich Larissa eingestand. Dass Bacrana und der Brak-Sektor einhergehend damit ebenfalls im Schosse des Imperiums verweilen sollte war Balsam für ihre Seele.

Danach war es an einer ganzen Reihe imperialer Vertreter die Ergebnisse ihrer Gesprächsrunden vorzustellen. Eine enge politische Zusammenarbeit war nicht vorgesehen, weitere Konflikte und mögliche Konfliktherde wollte man aber durch bilaterale Diplomatie vorbeugen. Im wissenschaftlichen Bereich war man zu keinem Technologie- oder Wissensaustausch bereit, was das tiefe Misstrauen der beiden Fraktionen noch einmal hervorhob. Niemand wollte, dass der ehemalige Feind die eigene Technologie ausgiebig analysieren und möglicherweise adaptieren konnte. Ein wenig überrascht verfolgte sie die Zugeständisse im wirtschaftlichen Bereich, bis auf Banngut, war man bereit die Grenzen für den Handel zu öffnen. Sogar das wertvolle Bacta sollte die Republik wieder vertraglich garantiert beziehen können.

Das Imperium machte wirklich einige Zugeständnisse, vielleicht mehr als man wirklich machen musste. Larissa war sich nicht sicher, ob man hier nicht übervorteilt wurde und ob sie nicht doch in einigen Punkten aggressiver auftreten hätte sollen, um der Rätin mehr Konzessionen abzuringen. Aber im Endeffekt konnte sie die Konsequenzen der anderen Gespräche nicht beeinflussen und mit dem eigenen Ergebnis war sie zufrieden. Vermutlich galt das auch auf die anderen Teilnehmer der Gesprächsrunden, bis auf Perth Yalawari, welcher offensichtlich nicht sonderlich über das (fehlende) Resultat bei den Wissenschaften erfreut war.

Die republikanische Armeeführung griff nicht nur die Sicherheit und Nutzung der Handelsrouten auf, sondern beschied auch noch einmal, dass die Souveränität beider Nationen unangetastet bleiben sollte. Im Rahmen anstehender Handelsbeziehungen war man sogar bereit Eskorteinheiten im eigenen Hoheitsgebiet zu tolerieren, eine wirkliche Zusammenarbeit war aber nicht vorgesehen. Dem konnte Larissa nur zustimmen, das würde nur für Reibungen oder möglicherweise sogar handfeste Zwischenfälle sorgen.


„Um proaktiv Reibungspunkte und Zwischenfälle zu vermeiden soll zwischen den eigentlichen Grenzen beider Nationen, entlang der corellianischen Handelsroute, eine bedingt entmilitarisierte Zone entstehen. Faktisch dürfen zum Schutz der Zivilbevölkerung, Reaktion auf Notfälle, Schiffsbergung, Piratenbekämpfung und Patrouille nur Einheiten bis zur Klassifikation leichter Kreuzer in der Zone operieren. Dabei haben sie die nächste Flottenbasen, republikanisch und imperial über ihre Bewegungen zu informieren. Die Breite der Zone ist mit zehn Parsecs veranschlagt.“

Die ursprünglich angedachte Militärdeckelung war vom Tisch, wie General Sylar auch bereits deutlich gemacht hatte. Der Wunsch nach Sicherheit überwog. Wirkliche Kontrollen wären auch nur sehr schwer implementierbar gewesen, so dass das Ergebnis nachvollziehbar war.

„Es wird zu einem regelmäßigen Austausch von Listen zu als auch Kriegsgefangenen und Feldpost kommen. Um gesellschaftliche Strukturen nicht zu destabilisieren steht derzeit monatlich eine Zahl von 400.000 fest. Hierbei werden befreundete, neutrale Welten als Übergabeort und lokale Schutzmacht fungieren, zu dem Zweck hat man Anfragen an Umbara, Telos, Onderon und Polis Massa gestellt. Die jeweiligen Konditionen muss jede Regierung eigenständig aushandeln.“

Den Punkt hatte man in der Runde ausgiebig verhandelt, insbesondere Rätin Joseline legte viel Wert auf das Wohl der Gefangenen. Larissa hatte hier zahlreiche, zumutbare Zugeständnisse gemacht und für den nächsten Punkt dafür welche gefordert.

„Im Falle von Deserteuren, nichtuniformierten Kriegsgefangenen und Verrätern wird es zahlreiche Sonderregelungen geben. Im Kontext wird aber die autonome Gerichtsbarkeit jeder Nation gewahrt, bei Prozessen steht es frei Beobachter, Rechtsexperten und Strafverteidiger abzustellen. Auch hier verpflichtet man sich zu beidseitigem, friedensunterstützenden Informationsaustausch.“

[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Gouverneurin Larissa Dysart; Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious
 
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[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious

Mit Spannung erwartete der gewählte und amtierende Kanzler der Neuen Republik, Aeksar Quún, die Berichte der einzelnen Arbeitsgruppen. Natürlich hatte er sich über die Fortschritte der Verhandlungen ständig auf dem Laufenden gehalten. Doch manche Ergebnisse waren erst in allerletzter Minute erzielt worden, und vielleicht auch nur dadurch, dass den Delegierten irgendwann die Zeit abgelaufen war und sie gezwungen gewesen waren, Kompromisse zu finden, um die sie sich zuvor gedrückt hatten. Nun stellten sie nacheinander ihre Resultate vor und der Mon Calamari fand, dass sie ein gutes Gerüst für den geplanten Friedensvertrag bildeten. Das war keineswegs zu erwarten gewesen. Mehr noch als die Tatsache, dass es überhaupt zu Einigungen gekommen war, überraschte ihn die Art und Weise, in der die Ergebnisse nun vorgetragen wurden. Das geschah auf disziplinierte, ruhige Weise, wie man sie in den Debatten des Senats und auch des Kabinetts manchmal vergeblich suchte. Niemand fiel den Sprechern ins Wort oder empörte sich über das Gesagte. In einigen Gesichtern konnte man zwar Unzufriedenheit lesen, wenn ein Delegierter in einem Vertragspunkt Nachteile für sich oder seine Nation sah. Aber nicht einmal zu einem missmutigen Murmeln ließ sich jemand hinreißen, geschweige denn zu offenen Widerworten. Offenbar gab es nach den langen Debatten der letzten Wochen nun keinen Diskussionsbedarf mehr. Die letzten Unstimmigkeiten wurden überwogen von dem Wunsch, die Sache zu einem guten Abschluss zu bringen.

Der Blick von Quúns überdimensionalen Fischaugen schweifte noch einmal durch die Runde und blieb für einen Moment wohlwollend auf jedem einzelnen Mitglied der Konferenz haften, egal ob republikanisch oder imperial.


»Ich danke Ihnen allen«, sagte er. »Sie können allesamt stolz auf sich sein. Uns ist gemeinsam etwas gelungen, das wohl nur die wenigsten fertiggebracht hätten: Trotz der Milliarden von Toten, die dieser Krieg gefordert hat, trotz des Hasses und der Vorurteile, die er geschürt hat, haben wir unsere Vorbehalte überwunden und uns gemeinsam an diesen Verhandlungstisch gesetzt. Wir sind über die Schatten der Vergangenheit gesprungen, haben unseren Blick auf die Zukunft gerichtet und das getan, was nötig war, um die Galaxis zu einem friedlicheren, lebenswerteren Ort zu machen: Den Kompromiss gesucht, die friedliche Einigung zwischen verfeindeten Lagern. Ich gebe zu, dass ich große Zweifel hatte, ob das gelingen kann, doch Sie alle haben mich eines Besseren belehrt und mir bewiesen, der Wille zum Frieden alle Hindernisse überwinden kann. Die ganze Galaxis ist Ihnen zu Dank verpflichtet - mögen sich künftige Generationen an diesen Tag als Wendepunkt hin zu einer goldenen Zukunft erinnern!«

Er hatte diese kleine Rede nicht einstudiert, sondern sie war ihm spontan über die Lippen gekommen. Doch war er Politiker und achtete genau auf das was er sagte. Manches davon, so dachte er, konnte er bei späteren Reden vor einem größeren Publikum noch einmal verwenden.

Zuletzt traf sein Blick die glimmenden Augen des Imperator Darth Allegious, der am anderen Ende des Konferenztisches saß, Quún gegenüber. Die Gegenwart des Sith war ihm nach wie vor unangenehm und seinen durchdringenden Blick fand der Mon Calamari nur schwer zu ertragen. Doch er hielt ihm stand und sagte:


»Verehrter Imperator Allegious, Sie haben einen neuen Maßstab gesetzt. Ihre Vorgänger strebten nach Ruhm und Macht durch den militärischen Sieg, durch die totale Vernichtung ihrer Feinde. Indem Sie sich von diesem Weg abgewandt haben, haben Sie nun einen größeren Sieg errungen, als es alle Flotten des Universums könnten. Möge die Geschichte Sie als Friedenskaiser in Erinnerung behalten!

Sofern Sie und unsere Gastgeber keine Einwände mehr haben, können wir die abschließende Ausarbeitung des Vertrages nun in die Hände der Juristen legen. Das wird, wie man mir sagte, etwa fünf Tage in Anspruch nehmen. Ich schlage daher vor, den Termin für die feierliche Unterzeichnung des Vertrages auf heute in einer Standardwoche festzusetzen.«


[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious
 
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[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Großer Festsaal | Bühne] Vilnok Moor (alias Vigo Zula) Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious; Medienvertreter und umbaranische High Society im Zuschauerraum

Die Woche seit dem letzten Treffen der beiden Delegationen, in dem ohne große Diskussion die Eckpunkte des Friedensvertrages beschlossen worden waren, war rasch verstrichen. Die Vertreter beider Seiten hatten die Tage auf unterschiedliche Weise genutzt. Sie hatten das Gespräch untereinander gesucht, sich von dem anstrengenden Verhandlungsmarathon erholt, manche hatten sich auch die Sehenswürdigkeiten Umbaras angesehen und sich in der Öffentlichkeit gezeigt. Jeder hatte auf seine Weise das Beste aus der zur Verfügung stehenden Zeit gemacht und Vilnok Moor war sicher, dass auch die eine oder andere Aktivität am Rande der Legalität stattgefunden hatte. Er selbst hatte sich jedoch nicht an irgendwelchen dubiosen Hinterzimmergesprächen beteiligt, sich nicht die ungewöhnliche Flora der myseriösen und zweifellos schönen Gastgeberwelt angesehen und sich schon gar nicht vor Kameras gewagt. Er hatte am Ende der Gesprächsrunde, bei der erst Kanzler Quún und dann Imperator Allegious noch einige salbungsvolle Worte an die Teilnehmer gerichtet und dann die restliche Arbeit an die Rechtsgelehrten übergeben hatten, noch ein paar Hände geschüttelt und war dann so rasch es das Protokoll erlaubte verschwunden.

Das erste und wichtigste war für ihn gewesen, Malor Gale darüber in Kenntnis zu setzen, dass der Chevin sein vorrangiges Ziel - die Verhinderung des Vertrages - nicht erreicht hatte. Sie beide, der Ba'vodu und der Vigo, hatten auf schier unüberbrückbare Gräben zwischen Imperium und Neuer Republik gesetzt und darauf spekuliert, dass schon wenige dezente Stöße den wackligen Friedenswillen zum Einstürzen bringen würden. Doch das hatte nicht funktioniert. Zula in Gestalt des Senators Moor hatte getan was er konnte, um die Verhandlungen seines Arbeitskreises zu stören, indem er mit forschem Auftreten, überzogenen Forderungen und gezielten Provokationen der imperialen Gesprächsteilnehmer einen Kompromiss in möglichst weite Ferne gerückt hatte, doch am Ende hatte das nicht ausgereicht. Auch seine Versuche, zwischen den Sitzungen böse Gerüchte zu streuen und Intrigen anzuzetteln, waren im Sande verlaufen. Er und sein Boss hatten den Willen beider Parteien, tatsächlich mit einem Vertrag in der Tasche Umbara zu verlassen, und ihre Fähigkeit, ihren persönlichen Stolz für das Allgemeinwohl zurückzustellen, deutlich unterschätzt. Nun bekamen sie die Quittung dafür. Ihre Welt war erschüttert, die alten Regeln fanden keine Anwendung mehr und welche Auswirkungen das für die Geschäfte der Black Sun haben würde, konnte nur die Zukunft zeigen.

Dementsprechend hatte Moor sich in den letzten Tagen zurückgezogen. Er hatte kaum geschlafen und gegessen (obwohl die Unterkünfte bequem und das Nahrungsangebot ausgezeichnet war, die Gastgeber haten sich wirklich Mühe gegeben, um ihre Besucher zufriedenzustellen). Stattdessen hatte er über alten und neuen Plänen gebrütet und darüber nachgedacht, wie er sein Unternehmen umbauen musste, um in einer sich verändernden Galaxis zu bestehen. Durch die Verschiebung der Grenzen und vor allem durch den anderen Umgang zwischen Imperium und Republik würden Märkte verschwinden und neue entstehen, Schmugglerrouten wurden unpassierbar und mussten neu erschlossen werden. Und zu allem Übel stand zu befürchten, dass durch Vilnok Moors Beteiligung an der Friedenskonferenz der Fokus der öffenlichen Wahrnehmung in Zukunft stärker auf ihm und seiner Heimatwelt liegen würde, als es zuvor der Fall gewesen und im Sinne seiner Pläne war. Über verschlüsselte Kanäle, deren Chiffrierung selbst den Umbaranern und dem imperialen Geheimdienst größte Schwierigkeiten bereiten würde, kommunizierte er so vorsichtig es ging mit seinen Mitarbeitern auf Mon Calamari, Vinsoth und The Wheel, um mit ihnen die nächsten Schritte zu besprechen. Dabei zeichnete sich vor allem eines ab: Es gab keinen goldenen Weg, der durch alle Schwierigkeiten der kommenden Jahre führen würde. Ungewissheit und ein deutlich gestiegenes Risiko waren von nun an ein ständiger Begleiter.

So war der ›Vertrag von Umbara‹, wie er schon jetzt genannt wurde, für den Chevin kein Grund zur Freude. Doch er musste nun gute Miene zum bösen Spiel machen, denn weniger denn je konnte er es sich erlauben, aus der Rolle zu fallen. So ließ er sich nichts anmerken, als die beiden Delegationen sich nach Ablauf der Woche zur feierlichen Unterzeichnung des Vertrages trafen.

Diese fand vor den Augen der galaktischen Öffentlichkeit statt und war zweifelsfrei das Ereignis des Jahres. Schon vor Wochen hatte man Medienvertreter ausgewählt, die Zeuge dieses Wendepunkts in der Geschichte sein sollten: Angehörige der staatlichen imperialen Sendeanstalten, der bedeutendsten Holonetsender der Neuen Republik und auch einige Reporter von neutralen Welten. Und natürlich war auch die umbaranische Presse geladen, denn für die Gastgeberwelt war der erfolgreiche Ausgang der Verhandlungen beinahe ebenso bedeutend wie für die Republik und das Imperium.

Als Ort hatte man den großen Festsaal des Regierungsgebäudes ausgewählt, eine mächtige, düstere Halle. Die Medien und Vertreter der örtlichen High Society (alle natürlich handverlesen und gründlich auf Waffen, Gift und Sprengstoff durchsucht) füllten die Sitzreihen im größeren Teil des Raumes. Anderthalb Meter erhöht, auf einer Bühne, hatten die Delegationen ihre Plätze bezogen. Sie bildeten einen Halbkreis im Hintergrund, links vom Betrachter aus gesehen die republikanischen Vertreter in ihren bunten Festgewändern, rechts die imperialen, zumeist in dunkelgrauer Galauniform. Sie umringten auf diese Weise zusammen mit den Zuschauern einen Tisch am vorderen Rand der Bühne. Hier standen die geschnitzten Sessel für Kanzler Quún und Darth Allegious. Wie genau die kleine, medienwirksame Zeremonie ablaufen würde, das hatten die Experten beider Seiten in den letzten Tagen vereinbart. Ein Orchester, das unsichtbar hinter der Bühne plaziert war, spielte eine kurze Einleitung und rief damit alle Anwesenden zur Ruhe - bitter nötig in Anbetracht des hohen Geräuschpegels in der Halle. Während sie einen militärischen Marsch nach Art der Alten Republik - der gemeinsamen Wurzel beider Staaten - spielten, erschienen vom rechten Bühnenrand her imperiale Ehrengardisten in ihren scharlachroten Uniformen und Masken. Zugleich marschierte links die gleiche Zahl von Senatswachen in dunkelblauen Rüstungen und Helmen auf. Ihre Gewehre waren ebenso wie die Energielanzen der imperialen Gardisten entladen und mehrfach kontrolliert worden, so dass sie nur zeremoniellen und repräsentativen Zwecken dienten. Beide bildeten jeweils eine Doppelreihe, das bis fast zu dem Tisch in der Mitte reichte, und durch dieses Spalier schritten nun der Imperator und der Mon Calamari im grellen Licht der Scheinwerfer und fokussiert von Dutzenden Holo- und Videokameras zu dem Tisch, auf dem die Unterzeichnung stattfinden sollte.

Die Delegationen waren natürlich ebenso genau über die geplanten Abläufe informiert wie die Staatsoberhäupter. Der Senator von Vinsoth wusste daher im Gegensatz zu den Reportern und Zuschauern, was sie erwartete. Der Imperator und der Kanzler würden zunächst einander gegenüber Platz nehmen, während der Vertreter der umbaranischen Regierung ein paar eröffnende Worte sprach. Anschließend erhielten erst Allegious und dann Quún die Gelegenheit zu einer kurzen Ansprache (die Reihenfolge war durch das Los bestimmt worden). Anschließend erfolgte die Unterzeichnung des Vertrages und schließlich ein langer, symbolischer Handschlag der beiden ehemaligen Feinde - jene Geste, die der Kanzler dem Sith bei ihrem ersten Treffen am Beginn der Verhandlungen verweigert hatte.

Vilnok Moor konnte sich vorstellen, welche Auswirkungen diese Bilder haben mochten. Die Galaxis veränderte sich an diesem Tag. Und obwohl er viel lieber sofort nach Vinsoth fliegen würde, um dort eine Krisensitzung seiner Mitbeschwörer einzuberufen, musste er hier bleiben und sich - wie alle anderen auch - den Medien stellen, deren Gier nach Information sicherlich kaum zu stillen war...


[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Großer Festsaal | Bühne] Vilnok Moor (alias Vigo Zula) Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious; Medienvertreter und umbaranische High Society im Zuschauerraum
 
[ Umbara – Hauptstadt - etwas außerhalb des Stadtzentrums – Gebäude des Rootai – Großer Festsaal – Bühne ] Alkarin, Allegious I., Kanzler Quùn, Vilnok Moor, Delegationen, Medienvertreter

Gemessenen Schrittes ging Alkarin durch das Spalier, welches von den zwei Elitegardisten der beiden verfeindeten Supermächte der Galaxis gebildet worden war. Vor ihm ging der kleine Noghri und der fischige Calamari, ein so ungleiches Paar. Jeder von ihnen wünschte dem anderen wahrscheinlich die schlimmsten Krankheiten an den Hals, doch waren sie hier durch die öffentliche Meinung und einfachen machtpolitischen Interessen dazu verpflichtet, wenigstens für die intergalaktische Presse den Hauch von Verständnis und Freundschaft vorzuspielen. Wirklich abnehmen konnte man es jedoch beiden nicht. Insbesondere, wenn man einige Details der Gespräche, die beide miteinander geführt hatten, kannte, wurde klar, dass dieser Friedensvertrag nicht wirklich auf einer wirklichen Bereitschaft beruhte, die andere Seite dauerhaft anzuerkennen und mit dieser in friedlicher Koexistenz zu leben. Irgendwann würden die Gegensätze, die einfach fundamental tief waren, aufbrechen und zu einem erneuten Krieg führen, bei dem Abermillionen Lebewesen ihr Leben lassen würden.

Doch bis dahin musste man beiden Gesellschaftsschichten wenigstens schöne Bilder bieten, die die Pazifisten auf beiden Seiten wenigstens oberflächlich zufrieden stellen würde. Dafür war der große Saal, in dem der umbaranische Außenminister schon einige Pressekonferenzen und wichtige Veranstaltungen ähnlicher Art miterlebt hatte, ausgewählt worden. Aufgrund des enormen Presseaufgebots und den zahlreichen Besuchern aus den oberen Schichten der umbaranischen Gesellschaft war der Raum dicht gefüllt und auch die Bühne war wegen den Mitgliedern der beiden Delegationen recht voll. Nichtsdestotrotz war genügend Freiraum für einen massiven Tisch am vorderen Ende der Bühne geschaffen worden, zu dem das Trio nun ging. Während die Geräuschkulisse von den Klängen des umbaranischen Staatsorchesters, zu dessen Mäzenen sich auch der bleiche Kahlkopf zählte, dem Stimmengewirr und all den technischen Aufnahmegerätschaften vor der Bühne erfüllt war, nahmen die beiden Staatsoberhäupter auf den eigens für sie angefertigten Sesseln Platz. Alkarin hingegen, der sich das Prozedere mindestens ein halbes Dutzend mal vorher von den Zeremonienmeistern des Imperiums und der Republik hatte erklären lassen müssen, ging noch einige wenige Schritte nach vorne und stand so dem Zuschauerraum am nächsten. Er merkte, wie die Journalisten fieberhaft daran arbeiteten, jedes Augenzwinkern aller Anwesenden zu erfassen. Schließlich war dies eine Zeremonie von intergalaktischem Interesse, was viele Schulkinder in einigen Jahren in ihrem Schulunterricht durchkauen mussten. Und er – Alkarin Scarwai – würde vielleicht sogar namentlich erwähnt werden! Dies war ein erster bedeutender Schritt hin zu einer viel wichtigeren und mächtigeren Stellung, als sie das umbaranische Außenministerium und der gesamte Rootai bieten konnten.

Der Schattenmensch lächelte freundlich den wartenden Journalisten und Gaffern zu. Höchsterfreut erhaschte er einen Blick auf das faltige ausdruckslose Gesicht von Strago Sihin. Nicht der Premierminister, auch nicht seine engsten Verbündeten, nein, der so verhasste Sohn seines ärgsten Widersachers, den er vor einigen Jahren in einem brutalen Komplott entmachtet und ermordet hatte, stand auf der Bühne und nahm all die Anerkennung und Aufmerksamkeit entgegen. Der alte Mann hatte Alkarin unterschätzt und vielleicht würde das sein Untergang sein.

Nun jedoch konzentrierte der Außenminister sich auf einen unbestimmten Punkt in der Menge ohne genau wahrzunehmen, wohin er blickte. Die nächsten Worte musste er mit Bedacht wählen, sie würden in die Geschichte eingehen.

„Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich danke Ihnen, dass Sie alle an dieser wirklich überragend wichtigen Veranstaltung teilnehmen.“

Die dunkelblaue Robe raschelte etwas, als sich Alkarins Körper etwas bewegte. Millionen von Lebewesen würden dieses Kleidungsstück sehen und vermutlich auch gefallen an ihm finden. Der Umbaraner konnte sich schon leibhaft vorstellen, wie die betuchten Kreise bald in die Geschäfte rennen und nach Kleidung aus umbaranischer Seide fragen würden. Er hörte die Credits schon fließen.

„Heute ist ein besonderer Tag. Nach Jahren der Zerstörung, des Hasses, der Missgunst und des Krieges haben die höchsten Führer der Neuen Republik und des Intergalaktischen Imperiums erkannt, dass Blutvergießen nur zu Leid und Elend führen kann. Ihrer Weitsicht haben wir es nun zu verdanken, dass wir an dem heutigen Tag das Ende aller Gewalt feiern können.“

Eine kurze Kunstpause. Langsam ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. Den Delegationsmitglieder und den beiden hohen Repräsentanten der Supermächte hatte er immer noch den Rücken zugekehrt. Gleich würde ihr Auftritt erfolgen; nun war der seine.

„In mühevoller Kleinstarbeit und akribischer Sorgfalt haben die Rechtsgelehrten beider Seiten einen Vertrag ausgefertigt, der nach intensiven und produktiven Gesprächen der Volksvertreter in groben Zügen ausgearbeitet war. Es ist mir an diesem Tag deshalb eine wahre Freude, Zeuge dieses einzigartigen Moments zu sein, wenn friedfertige Toleranz und Akzeptanz über skrupellosen Machthunger und Hass triumphiert.“

Nun drehte Alkarin sich wieder um. Sein Blick suchte dem des Imperators, doch konnte er nur einen kurzen Moment in die Schädelhöhle starren, aus der ihm rote Augen entgegenfunkelten.

„Eure Majestät, Imperator Allegious I., Ihr habt das Wort.“

So trat er hinter den Tisch und von der Bühne weg. Sein großer Auftritt war damit vorüber, doch er schwor sich, dass er irgendwann wieder so einen imposanten und machtvollen haben würde.

[ Umbara – Hauptstadt - etwas außerhalb des Stadtzentrums – Gebäude des Rootai – Großer Festsaal – Bühne ] Alkarin, Allegious I., Kanzler Quùn, Vilnok Moor, Delegationen, Medienvertreter

 
[ Umbara – Hauptstadt - etwas außerhalb des Stadtzentrums – Gebäude des Rootai – Großer Festsaal – Bühne ] Alkarin, Allegious I., Kanzler Quùn, Vilnok Moor, Delegationen, Medienvertreter

Das lange Warten hatte ein Ende. Die Friedensverhandlungen welche sich nun beinahe über zwei Wochen erstreckt hatten, neigten sich endgültig ihrem Ende zu. Der Imperator hatte was er wollte- die absolute und scheintrügerische Sicherheit in den Händen der Republik, das von nun an ein dauerhafter Frieden bestehen könnte. Das dieser nur auf Grundlage des Unterganges dieser Demokraten bestehen konnte, ahnte bis zu diesem Zeitpunkt nur der Imperator und einige wenige Auserwählte. Er bemerkte das leichtes Zittern seiner Beine bei durchschreiten des Ehrenspaliers. Durch die schwarze Robe der Sith fiel dies jedoch nicht ins Gewicht, keiner würde die Anspannung im Imperator fühlen, welche er so klein gemacht hatte, als dass selbst ein Atom milliardenfach größer wirken mochte. Die Macht war sein Untertan- sein Sklave. Er hatte die Ketten nicht nur zerbrochen die ihn jahrelang gekettet hatten, er hatte neue geschmiedet und diese seinem einstigem Herren angelegt. Es gab nun nichts mehr das ihn aufhalten konnte. Garnichts. Seine Macht war grenzenlos, er konnte tun und lassen was er wollte. Er könnte das Imperium mit einem Wimpernschlag zu seinem Untergang führen, hatte aber freilich aus der Logik eines Sith heraus beschlossen, sein Reich in das Absolute expandieren zu lassen.

Auch ohne auf die Macht zurückzugreifen fühlte, sah und spürte er die Abneigung des Kanzlers ihm gegenüber. Eine ambivalente Spannung hatte sich zwischen beiden Staatsoberhäuptern aufgebaut. Allegious respektierte den Kanzler soweit ein gewissenloser, machtgieriger Despot einen um Demokratie bemühten und weichgespülten Diplomaten respektieren konnte. Überhaupt würde der Calamari ein viel besseres Spielzeug für Taral abgeben als ihm die gegenwärtige Kleidung die er zu diesem Anlass trug, stand. Und so sehr er zwar das System verabscheute und hasste, das dieser Mann repräsentierte, kam er nicht herum seine Sturheit und seine Zielstrebigkeit zu bewundern. Und so sehr er dies in einem persönlichen Gespräch auch leugnen würde, war es ihm unmöglich den Ehrgeiz zu verneinen den er in Wirklichkeit besaß. Allegious hatte mehr wie einmal konstatiert dass aus dem Kanzler ein fähiger Sith hätte werden können. Gerne hätte er das republikanische Oberhaupt auf den Pfad der Korruption getrieben aber das wäre ein langwieriger gewesen. Einer den es nun mehr nicht mehr bedurfte. Der Sieg war greifbarer denn je.

Der Außenminister trat aus dem Schatten der beiden Männer hervor und leitete mit Phrasen den historischen Moment ein, der den endgültigen Niedergang der Republik einleiten würde. So kam es dass der Außenminister zwei Minuten im Mittelpunkt aller Anwesenden war, auch wenn er damit doch nur eine Anekdote in den Bemerkungen der Historien sein würde. Die mangelhafte Rhetorik des Umbaraners, welche sich in einer schwülstigen Prosa auszudrücken vermochte, beschwor einen unbändigen Hass in dem Imperator herauf. Schon zu Beginn hatte er diesen Mann als Profiteur erkannt. Als eine Schlange die ersucht war um jeden Preis an irgendeinem Busen zu nuckeln, solang er ihr nur irgendwie einen Profit einbrächte. Aber in dem Plan des Imperators war die einzige Seite die gewann, sein Imperium. Entsprechend hatte er dem Außenminister seinen Platz zugewiesen. Seitdem hatte er sich äußerst unauffällig verhalten. Die schlechte Rede indessen zeugte dennoch von einer Gier nacht Macht. Allegious spürte es deutlich in der Macht selbst und vernahm auch das minimale Flattern der Stimme des Außenministers wie es nur zu jemand euphorisch Aufgeregten passen konnte. Aber jene die die Macht begehrten ohne auf die wahre Macht zurückgreifen zu können würden in ihren Möglichkeiten immer äußerst beschränkt sein. Alkarin würde einem Staubkorn in der Galaxis gleich nie zu etwas wirklich Großem gelangen. Sein Anspruch auf Macht war nichtig. Allegious empfand jedoch kein Mitleid. Ganz im Gegenteil- er genoss die Vorstellung wie Alkarin auf seinem Sterbebett eines Tages lag und sich eingestehen musste das Nichts aus ihm geworden war. Allegious lachte innerlich auf als der kleine Umbaraner von skrupelosem Machthunger sprach. Nichts anderes war verantwortlich für diesen Frieden. Grenzenlose Macht- es würde nun nicht mehr lange dauern. Er trat an das Rednerpult ohne den Außenminister noch eine Sekunde lang zu würdigen.


Der Weg zum Frieden war blutig. Viele sind gestorben. Ich bedaure dass es all dieser Toten bedurft hatte, bis es uns endlich möglich war aufeinander zuzubewegen anstatt in ewig währendem Krieg einander nur noch mehr zu hassen. Heute ist ein historischer Tag. Die Waffen die seit Wochen schwiegen, fragten sich bis heute wann der Krieg weitergehen würde. Sie scharten sicherlich mit Hufen und wetzten ihre Klingen- weil sie es nicht anders kannten. Weil sie es für unmöglich hielten einander nicht mehr mit Waffen sondern mit Worten zu begegnen. Und wir sind einander begegnet. Wir haben gesprochen und wir haben zugehört. Und ja es gibt unterschiedliche Positionen. Aber diese spielen nicht zwangsläufig bei der Frage nach Frieden eine Rolle. Wir haben es geschafft die Wunden hinter uns zu lassen. Sie sind nicht verschwunden- sie sind immer noch da und werden viel Zeit benötigen um zu heilen. Dem wollen wir uns stellen. An allen Fronten werden die Waffen nach wie vor schweigen. Wir werden lernen weiter zuzuhören. Wir werden lernen einander zu vertrauen. Nicht heute, nicht morgen- aber eines Tages. Ich spreche meinen Dank der Neuen Republik aus, dass sie sich unserer Bitte nach Verhandlungen angenommen hat. Ich danke allen Delegierten, den anwesenden Jedi und insbesondere dem Kanzler der Republik. Ohne euch Kanzler Quùn, wäre das hier alles nicht möglich gewesen. Und damit möchte ich das Wort an den höchsten Würdenträger der Repubik übergeben. Kanzler, ihr habt das Wort.

Er trat seitwärts. Quùn würde nun eine Rede schwingen welche zwischen Pathos und Dramaturgie schwenken würde, dann würde der Handschlag alles besiegeln und die Republik würde fallen. Der Handschlag welcher zu Beginn der Verhandlungen von seinem Gegenüber verweigert worden war. Es wäre nach wie vor ein leichtes die Eliten das feindlichen Staates binnen weniger Sekunden zu töten. Binnen weniger Tage wäre die Republik vielleicht im Chaos vernichtet worden. Aber die Flotte der Republik war stark und würde sich wehren. Unter den Umständen konnte ein Sieg auf diese Art und Weise nicht gewährleitet werden. Nur deshalb widerstand der mächtigste Mann der Galaxis der Verlockung vor den Augen der gesamten Galaxis ein Blutbad anzurichten. Also wartete er während der Kanzler in das Licht der Presse trat, bis ein einfacher Händedruck die gesamte Galaxie in die Hände des Imperiums trieb...

[ Umbara – Hauptstadt - etwas außerhalb des Stadtzentrums – Gebäude des Rootai – Großer Festsaal – Bühne ] Alkarin, Allegious I., Kanzler Quùn, Vilnok Moor, Delegationen, Medienvertreter
 
[: Umbara-System | Umbara | etwas außerhalb der planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | bewachter Gebäudekomplex der Rootai | Korridor :||: Horatio Kraym, imperiale Delegation (darunter Darth Allegious), republikanische Delegation und Gesandtschaft der umbaranischen Regierung (darunter Alkarin Scarwai) :]

Stehend applaudierten die anwesenden Delegierten den beiden größten Staatsmännern der gesamten Galaxie. Soeben hatten die beiden Supermächte, das Galaktische Imperium und die Neue Republik, tatsächlich einen historischen Meilenstein beschlossen: Einen Friedensvertrag zwischen den beiden Supermächten – der „Vertrag von Umbara“. Natürlich dominierte eine Art Minimalkonsens spürbar auf allen verhandelten Feldern, aber trotz dessen konnte man diese diplomatische Leistung als einen Fortschritt bewerten. Erstmals seit Jahrzehnten – oder gar Jahrhunderten – sollten Tod und Leid mit zwei einzigen Unterschriften künftig ein jähes Ende finden. Insgesamt dauerte der Beifall etwa eine ganze Minute. Danach hatte man die große Zusammenkunft beendet, die Arbeit wieder den kleinen Lichtern der Delegation – sowie deren Begleitern – überlassen und wartete auf den Tag an dem man in einem großen Festsaal des Rootai-Gebäudes vor zahlreichen ausgewählten Vertretern der Medien das Ergebnis feierlich verkündet.

Irgendwo in der bunten Masse der eher unbedeutenden Verhandlungsteilnehmer schritt auch Horatio schweigend den Korridor entlang. Umbara – oder genauer: Alkarin Scarwai – hatte allem Anschein nach im Vorfeld eine Ehrenformation an uniformierten Sicherheitspersonal im Gebäudekomplex der Rootai aufstellen lassen, die nun den breiten Gang säumte. Ein wenig verbissen wirkten die blassen Fratzen auf den imperialen Governor. Noch immer konnte er sich nur äußerst schwer an das Äußere dieser ziemlich lichtscheuen Spezies gewöhnen. Im Gehen zupfte der Adlige auf einmal beiläufig an der eigenen Uniform. Vor all den Medienvertretern wollte er „ordentlich“ aussehen – selbst wenn in diesem Fall der Fokus eindeutig auf Imperator Allegious und Kanzler Quún lag. Zwar war ihr Anteil an den Verhandlungen – abseits der politischen Koordination – eher gering, aber in ein paar hundert Jahren würde man sich allein an ihre Namen erinnern.

Blitzlichtgewitter empfing sie. Während die Vertreter der einstigen Rebellion – nun der anerkannten Neuen Republik – farbenprächtige und zum Teil exotische Kleider trugen, zeigte sich das Imperium überwiegend in den gewöhnlichen Uniformen. Bloß die anwesenden Militärangehörigen hatten das schlichte Grau gegen die dunkle Pendant getauscht, das ausschließlich für den zeremoniellen Zweck gedacht war. Sie sollten noch einmal unterschwellig unterstreichen wie stolz Darth Allegious – und dessen Vorgänger – auf die eigene Streitmacht war. Der kybernetisch veränderte Noghri sowie der alte Mon Calamari führten gemeinsam die riesige Gruppe an. Danach folgten ihnen auf den Fuß die ranghöchsten Mitglieder beider Seiten. Unter ihnen war auch Edward Marrik, der noch immer einen säuerlichen Eindruck machte. Ihn traf der Verlust von Coruscant und Metellos, zwei einflussreiche Planeten in dem ihm unterstellten Supersektor, sehr.

Eine Vielzahl an kugelrunden Cam-Droiden umschwirrten sie. Horatio achtete kaum auf sie. Seine Gedanken kreisten um den ranghöheren Verwalter. Seit der überraschenden Verkündung, dass man unverzüglich Coruscant an die Republik abtrete, fragte sich der adlige Governor welchen Grund den Imperator dazu veranlasst haben könnte, Marrik auf diese Weise (politisch) fallen zu lassen. Beinah jeder, der sich mit der imperialen Verwaltung auskannte, wusste über das fragile Gebilde aus Macht und Einfluss Bescheid, das im „Council of Moffs“ vorherrschte. Musste der Grand Moff womöglich für irgendeine Sache büßen? Oder hatte er zu viel (weltliche) Macht angereichert? Während sich die beiden Delegationen auf die Bühne begaben, beäugte der planetare Verwalter heimlich den überaus hässlichen Nichtmenschen, der hierarchisch über allen Imperialen stand. Dann suchte er sich seinen Platz, setzte sich und wartete geduldig das kommende Spektakel ab. Gleich würde man feierlich der gesamten Galaxie den künftigen Frieden verkünden.

Die Eröffnung der Pressekonferenz übernahm Umbaras Außenminister, Alkarin Scarwai. Er trat als erster an das Rednerpult und zog so die Aufmerksamkeit der anwesenden Journalisten und Droiden auf sich. Kurzzeitig baute sich eine Stille in dem großen Saal auf, die unwillkürlich eine Gänsehaut bei allen menschlichen Teilnehmern erzeugte. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Mit konzentriertem Blick musterte Horatio halb von der Seite den zwielichtigen Politiker. Was für einen politischen Coup hatte dieses Wesen gelandet? Immerhin präsentierte nicht der Premierminister den Erfolg der Verhandlungen, sondern dessen jüngerer Untergebener. In einem ehrwürdigen Ton setzte der fahle Humanoide kurz darauf zu seiner Rede an. Man konnte hören wie sich dieser Minister, der vor wenigen Tagen noch Horatio erpressen wollte, gründlich vorbereitet hatte. Die Tragweite dieses historischen Ereignisses war für alle Anwesenden momentan nicht einzuschätzen. Sollte der Frieden – wenigstens über einen längeren Zeitraum – funktionieren, hatte sich Alkarin Scarwai zweifellos als fähiger Verhandlungsführer bewiesen, was indirekt Umbara einen neuen Stellenwert in der Galaxie zusicherte.

Mit einem Mal hatte der imperiale Governor das Gefühl, dass er gerade miterlebte wie eine bis dato unbedeutende Welt nach etwas mehr Aufmerksamkeit griff. Rüttelte der Frieden demnach also auch am bisherigen Gefüge? Büßten Imperium und Rebellion mit dem Friedensschluss automatisch einen gewissen Teil ihrer Macht ein? Diese Gedanken kamen Horatio nicht zum ersten Mal. Insbesondere in den letzten Tagen, nachdem Scarwai seine erpresserischen Absichten offenbart hatte, hatte er sich allmählich diese Fragen gestellt. Nun, da sich diese Gedanken erneut in ihm regten und zunehmend in den Vordergrund drangen, betrachtete er den umbaranischen Minister – sowie dessen Handeln – aus einem anderen Blickwinkel. Hatte man vielleicht den Ehrgeiz dieser Spezies unterschätzt? Hatte man sich zu sehr auf den großen Gegner konzentriert und in seinem intriganten Tun allmählich die Gefahr kleiner Mächte vergessen? Wie gefährlich konnten Scarwai und dessen Kumpanen werden, sollten sich die Verhandlungen um die Details in die Länge ziehen? Ewig würde Umbara nicht den freundlichen Gastgeber spielen – da war sich Horatio sicher.

Eher automatisch stimmte der imperiale Verwalter in den Beifall ein, nachdem der Umbaraner seine kleine Rede beendet und dem Imperator das Wort erteilt hatte. Irgendwie wurde ihm mit einem Mal mulmig in der Magengegend als er die grässliche Gestalt erblickte. Schon auf Anaxes hatte Horatio dieses Gefühl gehabt als der Imperator in einem festlichen Saal der berühmten Citadel Jarnik Saul Tarvitz zum neuen Grand Moff ernannt hatte. Nur wenige Meter hatten damals den Governor vom amtierenden Herrscher des Galaktischen Imperiums getrennt – und auch dieses Mal trennte sie bloß eine winzige Wegstrecke. Dennoch glaubte der adlige Mensch nicht daran, dass Darth Allegious in irgendwie bemerken – oder gar erkennen – würde. Dafür war Thyferras Verwalter in der Hierarchie einfach ein zu kleines Licht. Gespannt lauschte er dem Noghri, der gewohnt in eine schwarze Kutte gehüllt war.

Jedoch musste sich Horatio am Ende eingestehen, dass er von Allegious' Rede ein wenig enttäuscht war. Obwohl dies offensichtlich ein äußerst prägender Moment in der Amtszeit des Imperators war, hatte dieser bloß kurz und knapp zu den anwesenden Vertretern gesprochen. Keine lange Rede, kein propagandistisches Meisterwerk. So wie letztendlich dessen Anteil an den Verhandlungen ziemlich gering war, war auch dieser Redebeitrag eher kleiner Natur. Während der Adlige äußerlich eine eher bedächtige Miene wahrte, fragte er sich innerlich – leicht verwirrt – was Seine Majestät damit nun bezwecken wollte. Gewichtete der Imperator Taten schwerer als Worte? Oder wollte er Umbara nur so schnell wie möglich verlassen? Wirklich verübeln konnte der Adlige die zweite Sichtweise nicht, sollte diese tatsächlich die Motivation sein. Er spürte nämlich genauso die Wirkung, welche eine im Nebel versteckte Welt mit sich brachte. Erneut applaudierte man höflich in beiden Delegationen als das Wort an den Rebellenkanzler weitergereicht wurde. Sie hatten es fast geschafft.


[: Umbara-System | Umbara | etwas außerhalb der planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | bewachter Gebäudekomplex der Rootai | großer Festsaal :||: Horatio Kraym, imperiale Delegation (darunter Darth Allegious), republikanische Delegation, Gesandtschaft der umbaranischen Regierung (darunter Alkarin Scarwai) sowie eine Vielzahl an Journalisten :]
 
[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious

Mit langsamem, erhabenem Schritt und aufrechter Haltung schritt Kanzler Aeksar Quún durch das Spalier seiner treuen Senatswachen. Die blauen Uniformen und die Helme mit der hoch aufragenden Zier waren ein vertrauter Anblick für ihn, doch diesmal leitete ihre Doppelreihe ihn einem besonderen Ort und einzigartigen Ereignis entgegen. Ihm war bewusst, dass die langläufigen Blastergewehre seiner Wächter entladen waren, dass sie rein repräsentativen Zwecken dienten, und das war eine weitere Besonderheit dieser Situation. Kurz kreisten seine Gedanken um die Symbolkraft, die hinter diesem kleinen, den meisten Zuschauern verborgenen Detail steckten. Es waren Soldaten, die ihm - dem Kanzler der Neuen Republik als Vertreter der Regierung und des Volkes - den Weg zur Unterschrift des Vertrages ermöglichten, in dieser Zeremonie wie in den Jahren davor. Die Republik hatte ihre Siege zumeist auf militärischem Weg erzielt, ebenso wie ihr Feind, der sich durch die rot gewandeten Wächter auf der anderen Seite der Bühne symbolisch schützen und leiten ließ. Doch diesmal würde kein Schuss würde fallen, kein Tropfen Blut vergossen werden. Die Waffen schwiegen, man hatte sie entschärft. Das galt nicht nur für die paar Dutzend Senatswachen und Gardisten, sondern für zwei Flotten aus Hunderten und Tausenden von Schiffen, für Heere aus Abermillionen Soldaten, für Panzer, Sternenjäger, Raketen und Turbolaser. Im Gegensatz zu den Energielanzen und Blastergewehren auf dieser Bühne des umbaranischen Regierungsgebäudes blieben sie geladen und einsatzbereit. Doch der Weg, den der alte Mon Calamari in diesem Augenblick ging, während ihm von drüben der Imperator entgegegenschritt, führte sie in eine Zukunft, in der Krieg nicht mehr Normalität war und die Siege auf politischem und diplomatischem Weg erzielt werden sollten. Das sollte mit einem Handschlag und zwei Unterschriften besiegelt werden, die diese Galaxie für immer verändern sollten.

Innerlich war der Kanzler aufgewühlt. Doch nach außen ließ er sich nicht anmerken, was in ihm vorging. Er stellte die Souveränität und Selbstsicherheit zur Schau, die man von ihm als gewähltem Vertreter einer starken, selbstbewussten Nation erwarten durfte. Er ging dem bisherigen und vermutlich auch endgültigen Höhepunkt seiner Amtszeit entgegen, einem Wendepunkt in der Geschichte. Ein historischer Augenblick, den dank unzähliger Holocams die Würdenträger und Bevölkerung tausender Welten live miterleben konnten. Für viele Imperiale mochte sich dieser Vertrag wie eine Niederlage anfühlen, denn ihre Propaganda hatte ihnen lange Zeit erzählt, dass nur ein endgültiger Sieg in Frage käme. Auch auf Seiten der Republik gab es bestimmt zahlreiche Individuen, die dieser Meinung waren. Doch Quún war sicher, dass die meisten von ihnen denselben Stolz in der Brust fühlen würden wie er. Das Imperium war nicht zerstört und würde es vielleicht niemals sein, zumindest nicht auf militärischem Weg, doch dieser Tag war ein großer Sieg, ein Moment unerhörten Triumphs. Dass der Völkerbund auf diese Weise Welten wie Coruscant, Metellos und Duros der imperialen Gewaltherrschaft entriss, war dabei weniger schwerwiegend als die Tatsache, dass sie dem Imperium durch jahrzehntelangen hartnäckigen Widerstand Veränderung aufgenötigt hatten. Sie hatten einen Wandel im Verhalten der verhassten Regierung bewirkt, die sich ab dem heutigen Tag nicht mehr als einzig legitime Macht in der Galaxis betrachten konnte. Sie, die Kämpfer, die Politiker und all die kleinen Rädchen ihrer stetig wachsenden Gesellschaft, hatten gemeinsam etwas bewegt!

Mit solchen Gedanken feilte der Kanzler ein letztes Mal im Geiste an der Rede, die er halten wollte. Dies war eine einzigartige Gelegenheit. Nur selten würden so viele zusehen und zuhören, wenn er sprach, und kaum ein Ereignis würde so häufig wiederholt und zitiert werden wie diese epochale Vertragsunterschrift. Die Worte zu einem solchen Anlass mussten wohl gewählt sein, denn sie konnten die Galaxis beeinflussen. Dabei hatte Quún sowohl die Stabilität der Republik im Sinn, als auch seine Wiederwahl und die Frage, wie er in den Geschichtsbüchern wegkommen würde.

Alkarin Scarwai, der für die umbaranische Regierung sprach, eröffnete die Zeremonie mit wohlgesetzten Worten. Auch ihn würden Milliarden vernehmen, und er wäre ein Narr, wenn er sich dieser Tatsache nicht bewusst wäre. Zweifellos gehörte Umbara zu den großen Gewinnern dieses Tages. Als Gastgeber der Verhandlungen und Ausrichter dieses Medienevents etablierte die Welt sich als Big Player der galaktischen Politik. Bald würde jedes Schulkind Umbara auf den Sternenkarten finden können. Ansehen und Bedeutung dieses ansonsten kleinen und unbedeutenden Staates stiegen ins Unermessliche, und nach dem was Aeksar Quún in den letzten Wochen gesehen hatte, bezweifelte er nicht, dass Scarwai zu denen gehören würde, die den größten Profit aus dieser Entwicklung schlugen. Er missgönnte es ihm nicht, und auch nicht seiner Heimatwelt, deren Rolle in den schwierigen Verhandlungen diesen Lohn rechtfertigte.

Wie zuvor vereinbart, übergab der Minister nun Imperator Darth Allegious das Wort. Da die beiden Staatsmänner ihre Reden nicht wörtlich abgestimmt hatten, war dieser dadurch im Vorteil. Doch Quúns Befürchtung, dass man ihm die wichtigsten Bestandteile seiner Rede vorwegnehmen und ihn dadurch nötigen würde, seine eigenen Worte zu kürzen und zu improvisieren, erfüllte sich nicht. Er war überrascht, wie kurz und kompakt die Ansprache des Diktators war. Kurz fragte er sich, ob es unter diesen Umständen klüger war, sich auch selbst kürzer zu fassen als geplant. Aber er erkannte die Gelegenheit, die sich dadurch bot. Aus ›ihrem‹ Moment wurde nun ›sein‹ Moment - der Imperator hatte ihm nicht viel mehr als eine Einleitung geboten, und nun waren die Augen und Kameras auf ihn gerichtet. Allegious gab ihm das Wort.


»Ich danke Euch, Imperator Allegious, für diese Worte ebenso wie für die vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten Wochen«, begann er. »Denn vertrauensvoll war sie, leicht hingegen nicht. Um das Zusammentreffen, das mit dem heutigen Tag seinen Höhepunkt finden soll, überhaupt möglich zu machen, mussten beide Seiten in erster Linie ihre Vorbehalte überwinden. Wir alle wissen, wie lange dieser Krieg gewährt hat. Die meisten von uns haben nie etwas anderes erlebt. Selbst unsere Eltern und Großeltern konnten sich kaum daran erinnern, was Frieden bedeutet. Doch wir alle kennen die Bilder und Berichte über den Krieg. Wir wissen, was es heißt, wenn die Heimat in Gefahr ist, wenn man sich um seine Lieben sorgt, die an der Front kämpen. Wir haben Freunde, Verwandte und die Helden unserer Kindheit sterben sehen. Jeder von uns ist Zeuge des Leides geworden, das über die Galaxis gekommen ist, und mit der Zeit ist das passiert, was niemals hätte geschehen dürfen: Wir haben uns daran gewöhnt. Krieg und Tod sind zum Alltag geworden, zum Teil unseres Weltbildes - zu etwas, das wir hassten, aber dennoch akzeptierten, weil wir es für unbedingt notwendig und unumgänglich hielten.

Sie alle kennen dieses Gefühl. Und die Delegierten der Neuen Republik und des Galaktischen Imperiums, die sich hier auf Umbara versammelt haben, kennen es ebenfalls.«


Der Kanzler zeigte dem Zuschauerraum nun das Profil, wodurch der Halbkreis aus Politikern und Militärs, der den Hintergrund der Bühne füllte, in das Blickfeld seiner großen Fischaugen fiel, und mit einer ausladenden Geste seiner Flossenhand deutete er auf sie, auf die bunt gemischten Republikaner wie auf die uniformen Imperialen.

»Ein jeder von uns hatte die unauslöschliche Erinnerung an seine Verluste im Sinn, als wir uns hier trafen. Jeder musste einem langjährigen, verhassten Feind entgegentreten und ihm in die Gesichter blicken, in erschreckend vertraute wie auch verstörend fremdartige. Jeder musste sich mit seinen inneren Dämonen auseinandersetzen: Mit Hass, Vorurteilen, Missgunst und Feindseligkeit. Es war für niemanden leicht, doch es ist gelungen. Seine Majestät, Imperator Darth Allegious I., versichterte mir bei unserer ersten Begegnung, dass es sein inniger Wunsch sei, diesen Frieden zu schließen, und ich schäme mich nicht dafür, zuzugeben, dass ich ihm nicht glaubte. Wie hätte ich ihm auch glauben können, nach dem Leid, das seine Vorgänger über die Galaxis brachten! Wie hätte irgendeiner glauben sollen, dass der Krieg, mit dem wir all die Jahre gelebt haben, so einfach ein Ende finden könnte! Und heute muss ich auch eingestehen, dass die Vertreter des Imperiums dasselbe Recht hatten, uns mit Vorbehalten und Misstrauen zu begegnen. In den Räumen des Rootai hier auf Umbara prallten zwei Weltanschauungen aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

Dennoch sprach ich von Vertrauen.«


Er schenkte dem Imperator einen langen Blick, bevor er sich wieder ganz den Zuschauern und Kameras zuwandte.

»Wir alle fühlten die Vorbehalte und Abneigungen, die Angst vor Verrat und den Wunsch nach Rache, doch wir gaben ihnen nicht nach. Wir sahen im tiefen Dunkel des Krieges einen kleinen, unerwarteten Funken des Lichtes, das ein Frieden spenden konnte. Dass sich dieses kleine Licht gegen die Schatten behaupten konnte, war unwahrscheinlich - Millionen von Kritikern, die diese Konferenz voll Sorge, Wut oder Häme kommentierten, legten dafür Zeugnis ab. Doch beide Kriegs- und Verhandlungsparteien entschieden sich, zu vertrauen und das Risiko zu wagen.

Heute können wir mit Stolz und Freude verkünden, dass das Risiko sich gelohnt hat. Die Mühen sind von Erfolg gekrönt. Ein Vertrag wurde ausgehandelt, der beiden Seiten zum Vorteil gereichen und ein friedliches Nebeneinander in dieser großen Galaxie ermöglichen soll. Sieger sind beide, die Neue Republik und das Galaktische Imperium, und Verlierer ist der Krieg selbst.«


Er hielt kurz inne, seufzte erleichtert und setzte dann ein zuversichtliches Lächeln auf sein breites ichthyoides Gesicht, bevor er fortfuhr:

»Ein Vertrag ist beschlossen und soll in wenigen Augenblicken unterzeichnet werden. Er stellt einen Wendepunkt in der Geschichte dar. Doch wir dürfen nicht übersehen, dass die Arbeit noch lange nicht getan ist, sondern soeben erst beginnt. Hass, Missgunst und Vorurteile sind noch nicht aus den Köpfen vertrieben, und auch wenn die Waffen schweigen, ist die Gefahr des Krieges noch nicht endgültig gebannt. Wir werden langsam lernen müssen, einander wirklich zu vertrauen, und nur wenn wir alle - Bürger des Imperiums, der Republik und aller souveränen Staaten der galaktischen Gemeinschaft - bereit sind, für das gemeinsame Ziel zusammenzuarbeiten, kann der Vertrag Bestand haben. Nicht auf Papier und Datenspeichern, in den Köpfen und Herzen muss der Kompromiss gesucht und der Frieden geschlossen werden. Daran wollen wir arbeiten, von diesem Augenblick an, und der Vertrag von Umbara soll uns daran erinnern!«

Die Stimme des Kanzlers verstummte und für einige Augenblicke herrschte Stille im Saal. Das Protokoll dieser Veranstaltung sah es vor, dass die Gäste schweigend verharren sollten, bis die Unterschriften unter die Dokumente gesetzt und damit den Worten Taten gefolgt waren. Quún nickte dem Imperator zu und sie beide setzten sich nieder. Alkarin Scarwai als neutrale Instanz reichte ihnen die glänzenden Pads, auf denen der Vertrag in unabänderlicher, unlöschbarer Form eingespeichert war. Eine mechanische Klaue und eine Flossenhand griffen nach kleinen schwarzen Stiften, mit denen beide Staatschefs ihre Unterschriften auf die Displays schrieben, bevor der Umbaraner die Pads tauschte und jeder nun auch das zweite Exemplar gegenzeichnete.

Allegious und Quún legten die Stifte weg und erhoben sich. Sie standen sich gegenüber, zwischen sich nur das Tischschen, auf dem die unterschriebenen Verträge lagen. Diese letzte Distanz überbrückten sie mit den Armen. Die Flosse und die Cyborg-Hand griffen ineinander und drückten zu, während ringsum ein ohrenbetäubender Applaus aufbrandete, der - ebenso wie die historische Geste der Einigung - kein Ende nehmen wollte. Hinten erhoben sich die Delegierten aus ihren Sesseln und klatschten ebenfalls, während aus dem handverlesenen Publikum erste Jubelrufe und Pfiffe ertönten. Nun setzte auch die Musik wieder ein. Elektronisch verstärkt und von der besonderen Akustik der Halle befördert, übertönte sie den Applaus. Zunächst erklang die Hymne des Imperiums, dann die der Neuen Republik - erst dann, nachdem sicherlich tausende bewegte Bilder und hunderttausende Einzelaufnahmen von dem Handschlag gemacht worden waren, lösten sich die Hände wieder voneinander.

Es war vollbracht!


[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious
 
[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Verhandlungssaal] Delegation der Neuen Republik unter Kanzler Quún; Delegation des Imperiums unter Imperator Allegious

Die Hymnen der beiden Staatsverbände ertönten. Als die der Republikaner sich dem Ende zuneigte und die Menschen und andersartigen Lebewesen in ein Konglomerat aus Gebrabbel und Gerede übergingen, zog sich der Imperator zurück. Es hatte ihn Überwindung gekostet die Flosse des Kanzlers zu ergreifen. Instinktiv hatte seine Hand aus Affekt heraus zunächst ein wenig zu fest zugedrückt, ehe er sich entspannte und in einen normalen Händedruck überging. Die Beleidigung es Kanzlers würde er nicht vergessen. Obgleich er sich hätte dessen bewusst sein müssen oder können, denn die Republik war in der Tat in der Lage sich solcherlei Dinge erlauben zu können. Sie waren auf dem Vormarsch gewesen. Sie waren zum jetzigen Zeitpunkt weniger auf einen Frieden angewiesen als es das Imperium war. Das konnte jeder halbwegs strategisch/taktisch versierter Mensch erkennen. Und so sehr er in diesem Moment mit sich gehadert hatte, so würde dieser Augenblick, für immer festgehalten, der Moment sein der als der endgültige Wendepunkt in die Geschichte der galaktischen Geschichtsschreibung eingehen würde.

Allegious hatte bewusst auf eine dramaturgische Ansprache verzichtet. Es musste wie eine zumindest kleine Niederlage wirken. So oft Allegious auch seinen Friedenswillen bekundet hatte, wäre den Jedi niemals entgangen wofür die Imperatoren der letzten Jahrhunderte verantwortlich waren. Der Frieden musste allein deshalb schon wie ein erzwungener in irgendeiner Form wirken, ansonsten wäre das zumindest dem Rat der Jedi suspekt vorgekommen. Ein weiteres Argument dass Allegious in den Topf geworfen hatte, war dass sich das Imperium künftig um die Unbekannten Regionen kümmern wollen würde. Das wirkte plausibel und nachvollziehbar. Und in der Tat gedachte der Imperator diese Pläne umzusetzen. Janem Menari war verschwunden. Niemand wusste wo er sich befand. Allegious glaubte zwar nicht wirklich an die Möglichkeit einer weiteren Revolution aber er wäre äußerst dumm wenn er sich auf seine Spekulationen verließ. Auch Phollow und Arthious, waren ja nur in die Unbekannten Regionen losgezogen um wieder zurückzukehren. Möglich war es also. Deshalb galt es sich weiterhin abzusichern. In die Unbekannten Regionen vorzustoßen, zu nehmen was einem rechtmäßig gehörte weil man der Stärkere war und nachforschen ob man dort irgendetwas von jenen gehört hatte, ihnen nachstellen und sie liquidieren. Janem würde er auch die letzte Basis einer eventuellen Usurpation nehmen- er würde sich der gesamten Chiss-Welten annehmen und sie endgültig einverleiben. Jene waren ohnehin äußerst geschwächt aus dem Konflikt gegangen, waren doch beinahe alle kapitalen Schiffe der Blauhäutigen vernichtet worden wie genauso die der Mandalorianer. Auf Jahre würden sie keine Rolle mehr in der Raumfahrt spielen können, aber dennoch waren sie reich an Zahl und Ehrgeiz. Diesen Ehrgeiz galt es zu brechen. Sein Oberkommando war insgeheim schon mit entsprechenden Aufträgen ausstaffiert worden um eine Invasion auf sämtliche Welten der Chiss vorzubereiten. Denn innerhalb dieses "Imperiums" gab es nochmal die Abspaltung der Planeten die Janem dienten und jener die frei handelten... noch.

Glücklicherweise war keiner der republikanischen Würdenträger erpicht darauf ein inhaltsloses Gespräch mit dem Imperator zu führen. Flankiert von seiner königlichen Garde stand Allegious relativ auf weiter Flur, lediglich die Moffs und Delegierten des Oberkommandos standen sofern sie nicht in irgendwelche Gespräche vertieft waren in seiner unmittelbaren Nähe. Aber sie spürten wohl dass dies nicht der richtige Moment für Gespräche war. Nicht hier, nicht jetzt. Auf der Heimreise würden sie alle ihre Gelegenheit bekommen, herauszufinden wo die Beweggründe des Imperators wirklich liegen mochten. Natürlich würden nur die wenigsten nach wie vor eingeweiht werden. Noch stand zuviel auf dem Spiel. Aber zu einem gegebenen Zeitpunkt würde er das Oberkommando instruieren, dass diese sich darum kümmern würden dass keine kapitalen Kriegsmaschinen in den zu infizierenden Gebieten sein würden.

In dem Gedränge aus unterschiedlichsten Lebewesen,in dem Gemurmel verschiedenster Sprachen, nicht alle schienen so zivilisiert zu sein, sich das Basics anzunehmen, war der Senator Moore unübersehbar. Und erneut, wie jedes Mal wenn er dem Senator begegnete, spürte der Imperator dass irgendetwas an ihm nicht so war wie es den Anschein hatte. Irgendein Makel an dieser sonst so glänzenden Fassade. Der Imperator wandte sich an einen seiner eher unscheinbaren Adjutanten und schickte diesem zu dem Senator. Sie würden reden. Allegious wollte dahinterkommen was an diesem sonderbaren Wesen so anders war. Vielleicht würde sich das Entreißen dieses Geheimnisses nochmal auszahlen. Es würde überdies hinaus nicht schaden einige Kontakte jenseits des Kanzlers gesammelt zu haben, um hier und da vielleicht bisweilen eine Abstimmung im Senat entsprechend günstig beeinflussen zu können. Es konnte und würde nie schaden, jenseits des imperialen Geheimdienstes, eigene Verbündete im Senat sitzen zu haben. Allegious beobachte aus dem Seitenwinkel wie der Adjutant den Senator ansprach. Diskret, schnell, zuverlässig. Zumindest war auch der Senator versiert genug nicht in die Richtung des Imperators zu schauen. Das Äquivalent eines Lächelns erschien auf dem massigen Gesicht des Senators, ganz als ob der Adjutant sein eigener sei der eine anzüglich-witzige Bemerkung gemacht habe. Der Senator entschuldigte sich bei seinen Gesprächspartnern und verschwand aus dem peripheren Blickfeld des Imperators. Dieser selbst entfernte sich so unauffällig es für den mächtigsten aller Sith-Lords ging, ohne absolut auf die Macht zurückgreifen zu können. Die Sicherheitsmaßnahmen waren jetzt ein wenig gelockert worden, aber im direkten Einzugsbereich der arroganten Jedi war er intelligent genug um sich nicht der Macht zu öffnen. Der Vertrag war unterschrieben aber noch war der Frieden brüchig.

Während Allegious, nun gänzlich ohne Wachen durch die Gänge schritt, zielstrebig auf eine eiligst für diese Unterredung organisierte Räumlichkeit, dachte er daran was Chiffith wohl gerade machen würde. Das er sich nicht gemeldet hatte, passte zu ihm, der Lamproid dachte einfach gänzlich anders, war gänzlich natürlich strukturiert und als solches Wesen eher eines dass sich praktisch an die ihm gestellte Aufgabe heranwagte, statt großartig zu theoretisieren. Allegious würde sich Bericht erstatten lassen wenn er wieder auf seinem Thron sitzen würde. Und Jolina? Hatte sie Erfolg gehabt, bezüglich der Suche nach einem weiteren geeigneten Schüler? So langsam drängte die Zeit. Der Friedensvertrag war geschlossen, demnächst würde er das Virus aktivieren und dann würde es außerhalb des Imperiums keine Konkurrenz mehr geben. Es würde dann wohl nur noch eine Frage der Zeit sein bis Emporkömmlinge abermals auf die Idee einer Verschwörung kamen. Bis dahin musste Allegious mehre Schüler ausgebildet haben, díe jeglichen Versuch terminieren würden. Wenn er das hinbekäme würde er sie alle in den Thronsaal des Ordens rufen, während er nicht zugegen sein würde und die Laserbatterien des Ordens dann auf diesen selbst ausrichten. Dann würde er der einzige, ausgebildete Machtbegabte sein. Unbegrenzte Macht. Immer und überall...

Allegious betrat ein gehobenes Quartier. Offensichtlich eines das für Gäste bereit gehalten wurde. Die Einrichtung wirkte ungenutzt. Zumindest achteten die Umbaraner darauf dass die Quartiere nicht einstaubten. Der Senator schien ungläubig, wenn auch nur für den minimalsten Bruchteil einer Sekunde. Einem Sith-Lord entging das freilich nicht. Sofort ging der Senator wieder in eine perfekte Maskerade über. Er war gut, sehr gut in den Spielchen der Politik und Diplomatie unterrichtet worden. Manch anderem wäre nun der Scheiß offen über die Stirn geglitten. Vilnok Moore aber liesws sich nichts weiter anmerken. Zaghaft und vorsichtig griff der Imperator in die Macht. Niemand außer ihnen. Sehr gut. Ganz flüchtig meinte er noch den Hauch einer Verwunderung auszumachen. Doch dieser Eindruck war ebenso schnell verflogen wie der sichtbare Unglaube des Senators. Er würde sich insgeheim sicherlich fragen was der Imperator von ihm wollte. Diffamierung? vielleicht. Kooperation? Vielleicht. Bündnis? Vielleicht. Alles was der Erhöhung des Imperators diente, war ihm vollkommen.


Senator Moore, ich danke euch dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Ich freue mich, wenigstens mit einem weiteren, hoch angesehenem Mitglied des Senates eine Unterredung jenseits der Kameras und Ohren all jener führen zu können, welche doch gänzlich andere Interessen wahren als es unserer einer tut. Ich muss euch nichts über die unzählig, langweilenden Pflichten unsereins erzählen, welche uns nur allzu oft davon abhalten, sich mit den wirklich wichtigen Individuen abzugeben. Ich erachte euch als solch eines. Euer Wort bei den Verhandlungen hatte großes Gewicht. Ich bin mir sicher, ihr führt eine starke Fraktion im Senat? Zumindest lassen entsprechende... Berichte über euch genau dies vermuten. Aber um offen zu sein ist dies nicht der Grund. Zum einen halte ich es für taktisch klug mich auch mit anderen Repräsentanten des Senates auseinanderzusetzen um einander besser zu verstehen. Desweiteren ermöglicht das parlamentarische System der Republik es ja auch dass der derzeitige Kanzler die nächste Legislatur-Periode nicht erlebt. Und es könnte von Vorteil sein, einen alternativen Ansprechpartner zu haben. Aber zum anderen, Senator... ihr verbergt etwas. Ihr seid nicht der, der ihr zu sein scheint. Ich fühle es. Ihr seid willensstärker. Ihr verfolgt einen Weg, ihr findet den Ausweg aus einem Labyrinth, anders als es die anderen Banthas des Senates tun. Nun- jeder hat seine Geheimnisse. Ihr habt eure, ich habe meine. Selbst der Kanzler hat seine eigenen. Ich werde sie euch nicht entreißen. Ich könnte- das wisst ihr vielleicht. Aber Männer mit Geheimnissen haben Achtung voreinander. Denn sie sind beide angreifbar. Was denkt ihr über den Frieden Senator? Ihr wart meines Empfindens nach nicht zufrieden mit den Ergebnissen?

Mit der Macht streichelte er ganz sanft den Verstand des Senators. Oberflächlich subtil. Wie als wenn er einem Kind einen Lutscher entgegenhielt. Zaghaft-zärtlich- unwiderstehlich?

[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Gästequartier] Senator Moore, Imperator Allegious
 
[: Umbara-System | Umbara | planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | bestes Haus am Platz | recht hoch gelegene Etage | Suite | Hauptraum :||: Horatio Kraym und Jade Lee :]

Entnervt rieb sich der Imperiale jeweils mit Zeige- und Mittelfinger beide Schläfen. Kopfschmerzen plagten ihn, obwohl er am vorherigen Abend nicht viel getrunken hatte. Er hatte schließlich fast die ganze Zeit auf der „feierlichen Gala zur Unterzeichnung des Friedensvertrages“ damit verbracht vor dem umbaranischen Minister für äußere Angelegenheiten, Alkarin Scarwai, (in einer unauffälligen Art und Weise) zu flüchten. Einen weiteren Erpressungsversuch hatte sich der amtierende Governor von Thyferra sich nämlich unterziehen wollen. Da hatte ihm die überraschende Fahrt zum Gebäude der Rootai voll und ganz gereicht. Ziemlich mürrisch blickte Horatio zu der jungen Frau (Jade Lee), die zusammen mit ihm im Hauptraum der luxuriösen Suite war. Gleich einem verhassten Wachhund agierte sie in seiner Gegenwart. Überall sondierte sie Zimmer, musterte Personen oder beobachtete ihn bei seinem Tun. Inzwischen fragte sich der Verwalter, ob diese zierliche Gestalt nicht doch mehr als nur Doktor Adascas Assistentin war.

„Schätzchen, Sie sollten froh sein...“, brummte der uniformierte Governor in ihre Richtung. „In gut zwei Standardstunden lassen wir diese zwielichtige Welt endlich hinter uns.“

Er war selber froh über diese Aussicht. Dringende Geschäfte – sowie die Verfolgung seiner eigenen Pläne – riefen ihn nach Thyferra. Des Weiteren setzte ihm das fehlende Licht von Tag zu Tag etwas mehr zu. Neben Schlafstörungen, die ihn „nachts“ ständig wach hielten, übermannte ihn außerdem immer wieder eine schlechte Laune, die eventuell schädlich für sein Image sein konnte. Horatio ließ den Blick noch einen Moment auf der Untergebenen ruhen, dann wandte er sich wieder dem Packen zu. Nachdem der Vertrag – in groben Zügen – stand, hatte seine Wenigkeit nichts mehr auf Umbara zu suchen. Sowohl die imperiale als auch die Delegation der Rebellen zog sich im Laufe des Tages aus dem System zurück. Bloß eine Schar Sekretäre – unter der Aufsicht weniger Delegierter – sollte am Ende zurückbleiben, um die Feinheiten niederzuschreiben. Überraschen konnte demnach nichts mehr. Spielräume gab es schließlich nicht mehr.

Im Schlafzimmer hielt sich schon sein persönlicher Droide auf. Die Maschine, die eine weibliche Programmierung besaß, legte gerade den Rest seiner Kleidung zusammen und verstaute sie danach im geöffneten Koffer. Eigentlich hatte der Governor den Roboter nicht für solche Zwecke erworben, aber momentan hatte er bis auf Adascas Assistentin kein „Personal“ zur Hand. Mit prüfendem Blick beäugte er das Tun dieses leblosen Dings. Bis auf ein paar recht gedämpfte hydraulische Geräusche gab der Droide, der obendrein ein frauliches Äußeres besaß, keinen Ton von sich. Schweigend ging Horatio zum Fenster. Dunkelheit umhüllte – wie gewohnt – die pulsierende Metropole. Ein weiteres Mal drang der dominante Gedanke in sein Bewusstsein, dass er diesen Ort verachtete. Nein, hierher wollte er nie wieder. Der imperiale Adlige konnte sich schon vorstellen wie eine schwere Last von seinen Schultern fiel, sobald das Shuttle sanft abhob und sie auf direktem Wege zurück zur „Glory“ bringen würde. Daran hielt er sich im Augenblick fest.


„Ich bin froh, wenn ich diese Tabletten nicht mehr schlucken muss“, murrte Horatio als ihm die gut dreißig Zentimeter kleinere Menschenfrau sowohl die Dragées als auch ein Glas mit klarem Wasser vor die Nase hielt. „Künftig sollte man bei der Wahl des Verhandlungsortes weitaus mehr Kriterien als beim 'Reliant-Vertrag'.“

Sein Gesicht verzog sich als er die Mittelchen hinunterschluckte. Kurz darauf spülte er unverzüglich mit dem gereichten Wasser nach. Irgendwie hätte er einen stärkeren Drink an dieser Stelle doch den Vorzug gegeben, aber seine „Aufpasserin“ ließ in dieser Sache nicht mit sich diskutieren. Waren die Menschen von Mrlsst immer so dickköpfig? Für zwei, drei Herzschläge verweilte sein Blick auf der zierlichen Frau, dann ließ er sich in einen der freien Sessel fallen. Wie viel Zeit mussten sie noch in dieser Suite tatenlos verbringen? Umbara schien seine Geduld gewissermaßen zum Schrumpfen zu bringen. Während er sonst stets die Ruhe bewahrte, nagte hier die Ungeduld an ihm. Oder waren es am Ende gar andere Probleme, die ihn unterbewusst störten? Horatio massierte erneut seine beiden Schläfen. Langsam wirkte das Medikament, langsam baute sich bei ihm die Anspannung ab. Für ein paar Sekunden schloss der Adlige die Augen. Ruhe.

***​

Lautstark spielte die Kapelle allein zu Ehren der imperialen Delegation. Um weiterhin das Bild vom perfekten Gastgeber aufrecht zu erhalten, verabschiedete sich die umbaranische Regierung im ganz großen Stil von ihren Gästen. Nicht nur Alkarin Scarwai, der „Strippenzieher“ dieser Veranstaltung war anwesend, sondern ebenso Premier Sihin. Offenbar wollte das Staatsoberhaupt nicht noch mehr Glanz dem aufbegehrenden Untergebenen überlassen. In der Öffentlichkeit mochten sie die meiste Zeit Einigkeit präsentieren, aber dem einen oder anderem geschulten Auge blieb der Zank zwischen ihnen – jedenfalls im groben Rahmen – nicht verborgen. Umbara hatte den wichtigen Schritt aus der anonymen Masse heraus getan und stand nun mehr im medialen Fokus der Galaxie. War man sich innerhalb der regierenden Rootai dieses Umstandes bewusst?

Horatio, der mal wieder irgendwo in der grauen Masse seiner Kollegen stand, applaudierte ebenfalls als Imperator Allegious vor all den Schaulustigen sowie seinen Untergebenen höflich die Hand des glatzköpfigen Premierministers schüttelte. Beide Politiker zeigten in diesem einmaligen Augenblick welch große, lebende Staatsmänner sie eigentlich waren. Jubel war zu hören. Obwohl die geräumige Landebucht eigentlich nicht für solch eine Veranstaltung geschaffen war, hatten die Umabaraner an etlichen Stellen Platz für Tribünen geschaffen. Dort standen nun Bürger der planetaren Hauptstadt und spendeten diesem letzten Ereignis ihren Beifall. Kurz ließ der Governor seinen Blick von einem Rang zum anderen wandern. Irgendwie musste er unwillkürlich an seine Zeit auf Coruscant denken als man in aller Öffentlichkeit mehrere Widerstandsführer verurteilt hatte. Würden in ferner Zukunft irgendwelche imperialen Historiker sie verurteilen?

Rhenya Aldine, die direkt neben ihm stand, kommentierte plötzlich süffisant:
„Selbst in der größten Stunde seiner Schmach scheint Marrik seinen wertlosen Stolz bewahren zu wollen.“

Tatsächlich stand der menschliche Grand Moff – Dank seinem hohen Rang – in der ersten Reihe mit grimmiger Miene. Noch immer schien er in der verordneten Abtretung von Coruscant und Metellos einen Affront gegen seine Person zu sehen. Jedoch musste er damit leben. Immerhin hatte Allegious höchstpersönlich dieses „Geschenk“ der Gegenseite gemacht. Jegliche öffentliche Widerrede hätte ihm augenblicklich den Posten – vielleicht sogar das Leben – gekostet. Horatio ließ seinen Blick für mehrere Sekunden auf der uniformierten Gestalt ruhen. Unwillkürlich drängte sich dem planetaren Verwalter die Frage auf, was da hinter den Kulissen passiert war. Hatte Nicadamus Stadd tatsächlich indirekt Rache am Aufbegehren seines politischen Kontrahenten im Council genommen? Oder hatte der Imperator seine eigenen Pläne? Bisher hatte der Imperiale recht unterschiedliche Eindrücke vom mächtigsten Lebewesen der Galaxie bekommen. Darth Allegious erschien ihm wie ein Rätsel. Mal stellte er sich als der ominöse Puppenspieler im Hintergrund dar, mal ergriff er öffentlich das Wort und ergriff vor den Augen aller die Initiative.

„Das bisherige Gleichgewicht ist auf alle Fälle passé“, entgegnete Horatio trocken und richtete den Blick wieder auf die fahlen Fastmenschen in der Ferne. „Eins verliert Coruscant und Metellos, Zwei kann Rendili und Koensayr halten, verliert dafür aber noch Duro und Nummer Sechzehn verfügt in Zukunft weiterhin noch über Bacrana, muss aber bei Zolan bangen.“

Bei diesen Worten wanderte sein Blick auf einmal zu einer Kollegin. Larissa Dysart hatte ebenfalls an diesen Verhandlungen als Unterhändlerin teilgenommen. Jedoch hatte sie nicht über die Zukunft ihres unterstellten Verwaltungsbereiches mitbestimmen dürfen, da sie ein Teil der Gruppe gewesen war, die sich unter anderem über einen möglichen Kriegsgefangenenaustausch unterhalten hatte. Sie musste demnach dem Schicksal oder irgendwelchen anderen höheren Wesen danken, dass ihre Welt nicht in einer Reihe mit Osarian und Zolan genannt werden musste. Welchen Preis würde sie – oder ihre Vorgesetzten – künftig zahlen müssen? Horatio applaudierte erneut, nachdem ein größerer Chor umbaranischer Kinder ein Lied über den galaktischen Frieden gesungen hatte. Langsam zehrte diese langwierige Veranstaltung an der Wirkung seiner Medikamente. Mehr und mehr kehrte bei ihm die schlechte Laune zurück. Schnaubend setzte der Governor eine freundliche Miene auf. Vielleicht war ja irgendwo eine Kamera, die ihn gerade filmte.

[: Umbara-System | Umbara | planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | Raumhafen | Landebucht :||: Horatio Kraym, die imperiale Delegation (darunter Darth Allegious, Larissa Dysart, Augustin Madrazo Prada und Jade Lee) sowie eine umbaranische Gesandtschaft (darunter Alkarin Scarwai) samt zahlreicher Zuschauer :]
 
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[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Gästequartier] Vilnok Moor (alias Vigo Zula), Darth Allegious

Während die kleine Zeremonie mit dem Handschlag des Imperators und des Kanzlers, dem Blitzlichtgewitter und den Hymnen ihren Abschluss nahm, machte Vilnok Moor sich seine Gedanken, welche Bedeutung dieser Augenblick haben mochte, dessen Zeuge er wurde. Er kam sicherlich zu anderen Schlüssen als die übrigen Anwesenden, die sich vermutlich die gleichen Fragen stellten. Schließlich war nicht jeder von ihnen ein hohes Tier bei der Black Sun und stützte seine Geschäfte, sein gesamtes Lebenswerk auf florierende Schwarz- und Sklavenmärkte, funktionierende Schmuggelrouten und die willkommene Ablenkung, die der Krieg all die Jahre lang gegeben hatte. Er sah schwierige Zeiten kommen, voller Unsicherheit. Der Vertrag war unterzeichnet, die Regenten beider Seiten hatten vor laufenden Kameras ihr Wort gegeben, ihn einzuhalten. Ein Zurück gab es nicht - zumindest nicht sofort. Die Entwicklung war nun unaufhaltsam und es war noch überhaupt nicht abzusehen, wie sie verlaufen würde. So war der Vertrag von Umbara keine gute Nachricht für Moor, auch wenn er als Senator von Vinsoth natürlich gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Er würde seine Freude über das Ende des Krieges öffentlich kundtun und seine Rolle dabei herausstreichen. Dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten die Verhandlungen eher blockiert als gefördert hatte, würde ihn nicht davon abhalten, das Gegenteil zu behaupten, um für sich wenigstens politische Vorteile aus der unwillkommenen Entwicklung herauszuschlagen. Er war Opportunist, vor allem auf seinen eigenen Profit bedacht und stets auf der Suche nach Chancen. In dieser Stimmung erreichte ihn die Anfrage des Imperators nach einem Gespräch unter vier Augen. Seine Überraschung verbarg er gekonnt. Er hatte keine Ahnung, was Darth Allegious von ihm wollte, doch witterte er eine kostbare Gelegenheit. Gute Beziehungen zum Imperium waren etwas, das bisher quasi gar nicht existiert hatte und das in der Republik daher beinahe niemand besaß. Was nur wenige hatten, war zwangsläufig von großem Wert. Die Gelegenheit, mit dem Diktator der größten Militär- und Wirtschaftsmacht der Galaxie zu sprechen und auf diese Weise möglicherweise den Grundstock für weitere Kontakte zu knüpfen, war verheißungsvoll. Er gab dem Adjutanten, der die Anfrage an ihn herangetragen hatte, sein Okay und entfernte sich dann unauffällig aus der Gesellschaft: Um den möglichen Profit zu maximieren, war es unerlässlich, dass nicht zu viele ihre Finger im Spiel hatten und dass keine fremden Augen und Ohren mitansahen und -hörten, was beredet wurde.

Der Chevin war sich des Risikos bewusst. Allegious war ein machthungriger Gewalttäter, ein brutaler Herrscher, rücksichtslos und unnachgiebig - Tatsachen, die von der republikanischen Propaganda kaum verschlimmert werden mussten, um das Bild eines der gefährlichsten Wesen der Galaxis zu zeichnen. Als mächtiger Lord der Sith war der Cyborg in der Lage, über Fähigkeiten zu gebieten, die den meisten Wesen verschlossen blieben. Er konnte anderen seinen Willen aufzwingen oder allein kraft seiner Gedanken töten. So zumindest wurde es berichtet - aus Quellen, denen Moor ausreichend Glauben schenkte, um die Warnungen ernst zu nehmen. Der Senator und Vigo war nicht im Umgang mit der Macht ausgebildet. Auch Begabung dafür hatte er keine - er hatte das vor vielen Jahren prüfen lassen und das wenig überraschende, aber dennoch enttäuschende Ergebnis hinnehmen müssen. Er musste seine Ziele ohne übernatürliche Kräfte erreichen. Dementsprechend hatte er auch nichts, was er einem möglichen Übergriff des Imperators entgegensetzen konnte. War dieser in der Lage, seine Gedanken zu lesen, seinen Willen zu brechen und ihn zu einer hirnlosen Marionette zu machen, die künftig nur noch seinen Zielen diente? Vielleicht. Doch diejenigen seiner Berater, die man mit zugedrücktem Auge als so etwas wie Experten für die Jedi und Sith betrachten konnte, hatten Moor gesagt, dass solche Tricks nur bei den geistig schwachen funktionierten. Und zu diesen zählte der Chevin, der die Macht über seinen Heimatplaneten an sich gerissen, sich zu einer festen Größe im galaktischen Sklavenhandel aufgeschwungen, einen der höchsten Posten in der Black Sun erreicht hatte und seit Jahren die Neue Republik an der Nase herumführte, sicherlich nicht.

Der Ort, an den der Adjutant ihn bestellt hatte, war ein unscheinbares Gästequartier, etwa fünf Wegminuten vom großen Saal entfernt. Die Einrichtung war edel, aber düster wie das ganze Gebäude. Es ähnelte den Unterkünften der Delegierten, doch war dieses hier offenbar nicht benutzt worden. Allegious erwartete ihn bereits. Es war das erste Mal, dass die beiden sich allein in einem Raum aufhielten. Erneut war Vilnok Moor überrascht darüber, wie klein der Noghri-Cyborg war und wie groß er dennoch wirkte. Darth Allegious strahlte mit jeder Faser Selbstsicherheit und Überlegenheit aus und seine Gegenwart schien die Düsternis noch zu vertiefen. In seiner Rolle als Vigo Zula wandte er selbst häufig das nützliche Werkzeug der Einschüchterung ein, und obwohl er in dieser Hinsicht recht talentiert war, musste er sich eingestehen, dass ein Talent weit hinter dem des Sithlords zurückstand.


»Euer Majestät, Ihr wolltet mich sprechen?« begann er und bemühte sich dabei, selbst möglichst souverän und selbstbewusst zu wirken.

Er war kein Untertan des Imperators und wollte von diesem auch nicht für einen gehalten werden. Der heutige Tag war sowieso kein guter für den Diktator, um Machtansprüche geltend zu machen. Was für Kanzler Quún und die Neue Republik einen großen Sieg darstellte, mochte für das Imperium ebenfalls bessere Zeiten bedeuten, aber für Allegious selbst war es sicherlich mit einem beträchtlichen Prestigeverlust verbunden. Seine Rolle als Eroberer verlor er - die als Friedensfürst musste er sich erst noch gewinnen. Das hielt der Chevin sich vor Augen. Es sollte ihm helfen, sich nicht einschüchtern zu lassen.

Der Imperator erwiterte seinen zurückhaltendne Gruß und begann, über Moor zu sprechen. Er behauptete, dass ihm an diesem etwas Besonderes aufgefallen war und er ihn deshalb kennenlernen wollte. Ob das den Tatsachen entsprach oder nur eine Schmeichelei war, konnte dieser nicht sagen, aber dass er einer starken Fraktion im Senat vorstand, war offenkundig reine Bauchpinselei. Von so etwas ließ der Vigo und Senator sich jedoch nicht beeindrucken. Er versuchte, aus den Worten und der Körpersprache des Noghri dessen Absichten herauszulesen, doch das erwies sich als überaus schwierig. Schließlich kam der Sith auf Geheimnisse zu sprechen, die der Chevin hätte, und versäumte nicht zu erwähnen dass er in der Lage wäre, ihm diese zu entreißen. Falls das eine Einschüchterung sein sollte, erfüllte sie ihren Zweck nur teilweise, aber sie führte dazu, dass sich in Vilnok Moor eine starke Blockadehaltung aufbaute. Ja, er hatte Geheimnisse. Und das letzte was er wollte war, dass Imperator Allegious diese ergründete. Es würde ihn erpressbar machen. Denn er wusste nichts über den Lord, das er verwenden konnte, um ausreichenden Gegendruck aufzubauen. Er mahnte sich zu äußerster Vorsicht. Dennoch: Dieses Gespräch bot eine Chance. Der Diktator hatte diese informelle Umgebung bestimmt nicht zufällig gewählt. Womöglich wusste er bereits etwas über Zulas Umtriebe und wollte nun ausloten, ob sich daraus Profit schlagen ließ. In dieser Hinsicht waren sie sich nicht unähnlich. Zwei mächtige Männer, die bestrebt waren, ihren Einfluss zu erhalten und nach Möglichkeit zu mehren - und die bereit waren, andere mächtige Männer zu stürzen, wenn es ihren eigenen Zielen dienlich war.


»Wir alle haben unsere Geheimnisse, Lord Allegious«, antwortete er vorsichtig. »Politik und Offenheit vertragen sich nur in den Augen einiger verträumter Idealisten. Auch ich vertrete Ideale, aber zu den Träumern zähle ich mich nicht, ebensowenig wie Euch, und auch nicht Kanzler Quún - dessen Chance auf eine Wiederwahl nach dem heutigen Tag wohl so hoch sein dürfte wie nie. Insofern könnte die Suche nach Alternativen Zeitverschwendung sein, Euer Majestät: Wer die Zeiten der Zeit erkennt, wird sich bald auf die Siegerseite schlagen, und die ist im Moment bei Aeksar Quún

Damit hatte er klargemacht, dass er nicht bestrebt und auch nicht dafür zu gewinnen war, sich gegen den Kanzler zu stellen. Falls es Allegious' Absicht war, eine Verschwörung gegen den Mon Calamari anzuzetteln, hätte er mit Moor vielleicht sogar den richtigen Ansprechpartner gefunden - wenn er zu einem früheren Zeitpunkt gekommen wäre. Eine solche Gelegenheit würde sich nun lange Zeit nicht bieten. In den nächsten Wochen würde es sehr schwierig sein, überhaupt etwas Negatives über Quún zu sagen, dem es sicherlich schnell gelingen würde, sich als Heilsbringer zu stilisieren. Und sofern der Frieden bis zur nächsten Wahl hielt, taten dem Chevin jetzt schon diejenigen leid, die eine Kandidatur gegen den derzeitigen Amtsinhaber wagen sollten.

»Meine Meinung über den Frieden habe ich in den letzten Wochen vielfach öffentlich kundgetan. Ich habe nie zu denen gehört, die auf ein Ende des Krieges gedrängt haben, weil ich ihn als notwendiges Übel betrachtet habe, als die einzige Möglichkeit, die Republik und ihre Ideale am Leben zu halten, denn ein friedliches Miteinander hielt ich zugegebenermaßen für unrealistisch. Ob ich damit richtig lag oder falsch, steht heute noch nicht fest - die kommenden Jahre werden es beweisen. Damit der Frieden überhaupt eine Chance hat, musste auf jeden Fall sichergestellt sein, dass die Republik sich im Vertrag wiederfindet und ein Ergebnis erzielt, das sie ihr Gesicht wahren lässt: Darauf habe ich hingearbeitet. Das Wohl meines Volkes ist eng an das Wohl der Neuen Republik geknüpft und hängt davon ab, dass diese erfolgreich ist; ob auf militärischem Weg oder auf diplomatischem.«

Dies war die Version, die er auch sonst vor Kameras und anderen Politikern erzählte. Selbstverständnlich verschwieg er, dass er noch ganz andere Beweggründe hatte, die ihn dazu brachten, den militärischen Weg klar zu bevorzugen. Und dass ihn das Wohl der Republik nicht halb so sehr interessierte wie der Erfolg seiner eigenen Unternehmungen, die vom Gedeihen der galaktischen Kriminalität mindestens ebenso abhängig waren wie von dem des Völkerbundes.

An dieser Stelle hätte er schweigen sollen. Obwohl er das eigentlich wusste, fügte er noch hinzu:


»Meine persönlichen Interessen spielen an dieser Stelle keine Rolle.«

Er merkte, dass es unklug war das zu sagen, doch da war es schon zu spät. Er hatte damit angedeutet, dass es sehr wohl Interessen gab, die sich nicht mit seinen öffentlichen Stellungnahmen deckten. Er ärgerte sich darüber, dass er sich trotz aller guten Vorsätze nicht besser unter Kontrolle gehabt hatte. Und sofort fragte er sich, ob der Imperator - einer der mächtigsten Sith - dabei seine Hand im Spiel gehabt hatte. Sein Misstrauen wuchs und noch einmal ermahnte er sich zur Vorsicht. Er musste genau aufpassen, was geschah, und dabei nicht nur Darth Allegious im Blick behalten, sondern auch sich selbst. Wenn er die Kontrolle über die Situation zu verlieren drohte, musste er das rechtzeitig bemerken, um sich ihr zu entziehen.

[Umbara | Hauptstadt | Gebäude des Rootai | Gästequartier] Vilnok Moor (alias Vigo Zula), Darth Allegious
 
[ Umbara – Hauptstadt – Stadtzentrum – Raumhafen – Landebucht ] Alkarin, Strago Sihin, umbaranische Würdenträger, jubelnde Bevölkerung

So war es also wirklich vollbracht. Der Friedensvertrag von Umbara hatte Bestand, war nach wochenlangen Verhandlungen unterzeichnet worden. Und er – Alkarin Scarwai – hatte maßgeblich daran mitgearbeitet und würde vielleicht in die Geschichtsbücher als Friedensstifter zwischen den Völkern eingehen. Schon die große symbolische Feier, bei der er schließlich als neutrale Person den beiden mächtigsten Wesen dieser Galaxis, dem Imperator und dem Kanzler, die beiden Vertragstexte zur Unterzeichnung vorgelegt hatte, hatte ihn in das rechte Licht gerückt und ihm intergalaktische Bedeutung gebracht. So hatte er nur noch ein wenig an seinem Image zu feilen, indem er interessante Interviews hielt und eine Biographie herausbrachte, die ihn als Friedensstifter der gesamten Galaxis darstellen würden. Doch das konnte warten. Er war jung, er hatte noch fünfzig Jahre Regierungszeit vor sich und aufgrund dieses Prestigeerfolgs für sich würde keiner seiner zahlreichen Feinde gegen ihn bestehen können!

Auch Strago Sihin, der oberste Minister und damit Oberhaupt der umbaranischen Regierung, würde ihm sicher nicht lange entgegenstehen können. Noch stand er mit dem kahlköpfigen Außenminister auf dem roten Teppich und erwartete mit diesem die Ankunft der imperialen Delegation, um diese gebührend zu verabschieden. Zugegebenermaßen hatte der jüngere Schattenmensch ihn nicht davon abhalten können, diesen letzten Auftritt für sich zu vereinnahmen und den Imperator sselbst zu verabschieden. Sei es drum, er sollte einen kleinen Happen von der erlegten Beute abbekommen, wenn er sich damit zufrieden gab. Dass die Bevölkerung ganz aufseiten von Alkarin stand, war für ihn vollkommen eindeutig. Die jubelnde Menge schien fast nur auf ihn fixiert zu sein, während der alte glanzlose Premierminister nur wie eine lahme Ente daneben stehen konnte.

„Ein wahres Spektakel, nicht wahr?“

Etwas erschrocken drehte sich der hohe Minister des Äußeren um. Neben ihm hatte die Innenministerin Xam Arlos Position bezogen und beäugte mit ihren wässrigen Augen das gesamte Schauspiel. Wieder einmal hatte sich das umbaranische Staatsorchester versammelt und wartete genauso gespannt wie alle anderen auf das Eintreffen der imperialen Delegation. Dieses Mal war es jedoch von einem großen Knabenchor begleitet, der eigens von Sihin mit dessen Privatmitteln finanziert wurde. Dies hatte natürlich den Gerüchten um dessen Pädophilie einigen Vorschub geleistet. Irgendwann würde auch dieses hartnäckige Gerücht auch sein Untergang sein, da war sich der intrigante, egozentrische Außenminister sicher.

Dass jetzt die treue Verbündete des alten Umbaraners den Außenminister in ein Gespräch verwickeln wollte, war äußerst ungewöhnlich. Die letzten Wochen hatte sie Alkarin immer gemieden, was wohl nicht zuletzt der Tatsache geschuldet war, dass er im großen Rampenlicht gestanden hatte und sie dem gegenüber nur einige staatliche Sicherheitsmaßnahmen zu überwachen gehabt hatte. Dachte sie nun, da einmal nicht ihr Kontrahent, sondern wieder Sihin im Mittelpunkt des Interesses stand, dass sie wieder auf Augenhöhe zueinander waren? Sie war Abfall, Müll; eine getraue Mitläuferin, die jedoch kaum zu eigenen klugen Schachzügen in der Lage war. Wie ein hilfloses Bantha vor der Schlachtbank würde sie im Sumpf der Intrigen paddeln, wenn der Premierminister ihr nicht mehr unter die Arme greifen konnte. Und Alkarin würde sicher nicht zögern, sie hinabzuziehen und zu ertränken. So antwortete er ohne der hässlichen Frau ins Gesicht zu blicken.

„Oh ja, wirklich. Ein Glück, dass diese Verhandlungen so erfolgreich verlaufen sind...“

Eine kleine Anspielung auf sein angebliches Verhandlungstalent. Dass er kaum etwas zur Klärung wichtiger Streitfragen beigetragen hatte, sondern vielmehr versucht hatte, aktiv Einfluss auf die Verhandlungen zu nehmen, war glücklicherweise nicht zu der Ministerriege durchgedrungen. Dafür hatten die schweigsamen Diener gesorgt. Arlos gab ein undeutliches Geräusch von sich, das unschwer ihre gegenteilige Meinung offenbarte, und kümmerte sich nicht weiter um ihren Kollegen.

Genau in diesem Moment kam auch die Delegation des Imperiums in Sicht. Die obligatorischen grauen Uniformen hoben sich kaum gegenüber dem gepflegten Platz ab, auf den sie nun marschierten und gegenüber der ungleich farbenfroheren umbaranischen Regierung Stellung bezogen. Im Gegensatz zu den Imperialen hatte sich die High Society von Umbara wieder in ihre feinsten Gewänder geschmissen und versuchte, durch feine Ornamentik auf der umbaranischen Seide alle anderen zu übertreffen. Auch der Außenminister war dabei keineswegs eine Ausnahme.

Schließlich trat auch Imperator Allegious in sein Blickfeld und die Musik setzte ein. Mit seinem schwarzen schlichten Umhang hob er sich gegenüber der gesamten versammelten Menge hervor. Die dunkle Aura, die ihn umgab und Alkarin einen Schauer über den Rücken jagte, sorgte dafür, dass der kleine Noghri wirklich respekt-, nein eher furchteinflössend war. Als er schließlich nur wenige Schritte vom kahlköpfigen Minister vor Sihin stehen blieb, richtete dieser einige Worte an den Imperator.

„Meinem Volk und mir war es eine ganz außerordentliche Ehre, Euch auf unserem bescheidenen Planeten begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, der Aufenthalt hat Euch gefallen und Ihr werdet das umbaranische Volk immer als das in Erinnerung behalten, was es ist: Ein Freund des Imperiums.“

Darauf schüttelte er die metallische Hand des Imperators und der besagte Knabenchor setzte zu einem großen, pompösen Gesang an. Alkarin kannte das Lied nicht und würde sich nicht darüber wundern, wenn sein alternder Gegner dieses eigens zu diesem Anlass komponiert hätte. In Sachen Pomp und Glamour versuchten die Mitglieder der umbaranische Führungsschicht sich und insbesondere ihre Gegner wirklich immer selbst zu übertreffen.

Schnell schweifte sein Blick jedoch vom Chor ab und widmete sich vielmehr dem Personal des Imperators, das immer noch stramm in ordentlichen Reihen stand und das Schauspiel verfolgte. Dort waren wirklich viele überaus wichtige Persönlichkeiten versammelt, zum Teil sogar Grand Moffs, die das wichtigste Verwaltungsorgan der riesigen Supermacht besetzten. Und natürlich auch die etwas rangniedrigeren Beamten, die dementsprechend in den hinteren Reihen Stellung bezogen hatten. Der suchende Blick des Umbaraners wurde schließlich fündig und stieß auf das blasse Gesicht von Horatio Kraym. Der Governeur, der sich durch den illustren Abend in einer videoüberwachten Hotelbar in die Fänge des Außenministers begeben hatte, wirkte nicht sonderlich begeistert und schien daraus auch kein unbedingtes Geheimnis zu machen. Zu gerne hätte der Schattenmensch die Gedanken des anderen gelesen. Würden sie näher beisammen stehen und könnte er sich besser konzentrieren, könnte er dies sogar wirklich machen. So aber musste er Mimik und Gestik richtig deuten. Daraus konnte man manchmal sogar mehr Geheimnisse erkennen, als aus schnöden Gedanken, die sich oft nur um die Liebeleien mit der Sektretärin und um das nächste Geschäftsessen drehten. Mimik und Gestik vermittelten auch die unterbewussten Gefühle gegenüber anderen Personen: Abneigung, Verehrung, Hass. Auf die Entfernung war es Alkarin aber auch nicht möglich, dies bei dem Menschen in der grauen Uniform zu erkennen. Gerade tuschelte er mit einer neben ihm stehenden Frau und richtete seinen Blick auf eine weiter vorne stehende Person, die der Außenminister jedoch nicht genau ausmachen konnte. Wurde dort schon die nächste Intrige geschmiedet? Dass Kraym genauso skrupellos wie er selbst war, war für den Umbaraner nicht neu, obwohl er offenbar einfach nicht über dieselbe Brillianz verfügte.

Wieder einmal kam der Gedanke in Alkarin auf, dass doch alle Lebewesen in dieser Galaxis über eine Fähigkeit verfügten, die allen, egal welche Rasse, welches Geschlecht, weleche Intelligenz zu eigen war: Das Streben nach Macht.

[ Umbara – Hauptstadt – Stadtzentrum – Raumhafen – Landebucht ] Alkarin, Strago Sihin, Imperator Allegious I., imperiale Delegation, umbaranische Würdenträger, jubelnde Bevölkerung
 
[: Umbara-System | Umbara | planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | Raumhafen | Landebucht :||: Horatio Kraym, die imperiale Delegation (darunter Darth Allegious, Larissa Dysart, Augustin Madrazo Prada und Jade Lee) sowie eine umbaranische Gesandtschaft (darunter Alkarin Scarwai) samt zahlreicher Zuschauer :]

Warum so viele ihrer Kollegen ein finsteres Gesicht trugen wollte sich Larissa nicht erschließen. Hier stand man, im Rampenlicht der mächtigsten Männer der Geschichte und sonnte sich in ihrem Ruhm. Und alle Galaxie würde zu sehen. Mit einem Mal hatten auch einfache Gouverneure den Sprung in die intergalaktische Politik geschafft. Als leitende Vermittlerin eines Ausschusses würde auch sie im Holonet Erwähnung finden. Macht hatte viel mit Immobilien gemeinsam, der eigene Wert bemaß sich an der Nähe zum Zentrum. Und hier stand sie, kaum zwanzig Meter vom Imperator entfernt, die ganze Galaxie würde es sehen, wie sie – zwar am Rand des Bildschirms – selbstbewusst in die Kamera lächelte.

Das Lächeln schwand auch nicht, als Gouverneur Horatio Kraym augenscheinlich die Weisheit hinter der Bewahrung des Brak-Sektors als imperiales Hoheitsgebiet ansprach und somit für den ein oder anderen möglicherweise in Frage stellte. Aber er selbst hatte den Gedanken nur angestoßen, ihn nicht ausgesprochen also könnte Larissa es ihm wohl kaum nachtragen. Ganz im Gegenteil, es war geschickt andere ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen, denn der Mensch hatte die Angewohnheit seine eigenen Ideen am Besten zu finden.

Dadurch, dass sie auf der anderen Seite Rhenya Aldines stand, konnte sie trotz des Medienrummels mit ihm sprechen, während sie weiterhin für die Kameras strahlte.

„Gouverneur Kraym, ich bin mir sicher ich muss nicht explizit auf die Nutzung der bacranischen Raumdocks zur Wartung der Handelsschiffe und deren Eskorten für den Raum um Sullust hinweisen. Durch die Nähe zur corellianischen Handelsroute bietet sich Bacrana hervorragend als Umschlagsort und logistisches Zentrum an.“

In der Tat erwartete Larissa von dem Frieden einen allgemeinen Aufschwung für den Brak-Sektor. Zwar bedeutete der Frieden auch, dass man etwaige Expansionspläne in der Region erst einmal auf Eis legen musste, allerdings versprach der Frieden einen großen Anteil am Handel und somit Prosperität. Alles was für Bacrana gut war, konnte auch nur ihrer Herrscherin zu Gute kommen. Kommende Wartungsaufträge an die Werften würden dort eine Expansion benötigen, und sie war bereit ein Großteil ihres Privatvermögens zu investieren. In Friedenszeiten würde es viel Gewinn abwerfen und die Kapazität für den Schiffsbau und somit der Stabilität des Brak-Sektors an sich weiter festigen. Sie konnte dabei nur gewinnen.

„Weiterhin hätte das bacranische Volk die Republik nicht als Schutzmacht anerkannt. Die pro-imperiale Stimmung im Brak-Sektor kann durchaus als Vorbild für andere Hoheitsgebiete fungieren. Das der Brak-Sektor im Schoße des Imperiums verbleibt, erscheint somit nur Rechtens.“


Ob sie damit auch die Ereignisse auf Thyferra und den Anschlag auf seine Person anspielte blieb ungeklärt. Dem ein oder anderen kam dieses Bildnis jedoch sicherlich. Gouverneur Kraym sollte ruhig wissen, dass sie dieses Spiel auch beherrschte und sich vor ihm kaum verstecken musste oder wollte. Auf die Worte Rhenya Aldines ging Larissa bewusst nicht ein, denn auch wenn die Sektoradjutantin Recht hatte und die Gouverneurin Bacranas ihr insgeheim zustimmte, stand es ihr nicht zu ihre Meinung über Großmoff Marrik öffentlich zu machen. Dass die Sektoradjutantin dies bewusst tat, musste bedeuten, dass sie sich der Gunst eines mächtigen Mannes sicher und möglicherweise auch für eine höhere Position als jetzt schon vorgesehen war. Möglicherweise zielte sie darauf ab den Posten Marriks zu übernehmen – oder seine Schwäche zumindest so offenkundig zu machen, dass es jemand anderes ausnutzte und sie auch davon profitierte.

„Vielleicht sollten wir uns einmal zusammensetzen, Gouverneur Kraym. Der Frieden bietet viele Möglichkeiten und ich bin mir sicher, dass wir von einer bilateralen Zusammenarbeit profitieren können, wenn man die Weichen entsprechend stellt.“


Larissa hatte demonstriert, dass sie selbstbewusst ihre Interessen vertrat und auch nicht vor einem möglichen Konflikt mit dem Gouverneur Thyferras zurückschreckte, sollte er ihre Worte falsch interpretieren wollen. Dabei bot sie ihm jedoch gleichzeitig einen Olivenzweig zur Zusammenarbeit. Die Entscheidung was er davon wahrnehmen wollte lag ganz bei dem Adligen.

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Die Geräuschkulisse – der laute Jubel, das Halten salbungsvoller Reden – mochte vielleicht die eine oder andere Konversation der imperialen Delegation kaschieren, aber nicht alles. Vereinzelt beäugte man Rhenya Aldine und Horatio Kraym I. mit skeptischen Blicken. Noch immer hielt eine Vielzahl der Verwalter das offene, hämische Äußern von Kritik gegenüber einem Grand Moff für einen recht schwerwiegenden Frevel. Obrigkeitshörigkeit war im Galaktischen Imperium demzufolge nicht nur beim einfachen Volk weit verbreitet, sondern genauso bei Persönlichkeiten in einer herausragenden Stellung. Für Thyferras Governor war in diesem peinlichen Moment jedoch weitaus schlimmer als all diese Blicke der Umstand, dass Larissa Dysart, planetare Verwalterin von Bacrana, offensichtlich mitgehört hatte. Während sie weiterhin in Richtung der möglichen Kameras lächelte, sprach sie auf einmal zu der bürgerlichen Tapani und dem adligen Vjuner.

Ihre Stimme klang gefasst, selbstsicher als sie sagte:
„Governor Kraym, ich bin mir sicher ich muss nicht explizit auf die Nutzung der bacranischen Raumdocks zur Wartung der Handelsschiffe und deren Eskorten für den Raum um Sullust hinweisen. Durch die Nähe zur corellianischen Handelsroute bietet sich Bacrana hervorragend als Umschlagsort und logistisches Zentrum an.“

Bisher hatte Horatio keinerlei Kritik – jedenfalls öffentlich – geäußert. Wieso hatte sie also genau in dieser Sekunde das Wort an die beiden Verwalter gerichtet? Wollte sie gegenüber beiden einfach nur den Stellenwert anmahnen, den ihre Welt künftig innerhalb der Galaxie einnehmen würde? Flüchtig ließ der Adlige seinen Blick zu der gleichrangigen Kollegin schnellen. Eine äußerst starke Tendenz zur (erzwungenen) Isolation zeigte seiner Meinung nach Bacrana. Immerhin war auf der einen Seite die Republik, die den Corellian Run hielt, während auf der anderen Seite sämtliche Planeten neutral waren. Oder strebten die führenden Persönlichkeiten im Brak-Sektor auf Expansion? Unwillkürlich fragte sich der Imperiale welche Rolle Dysart in der dortigen Hierarchie spielte. Erneut ärgerte sich der Governor darüber, dass er über eine Vielzahl seiner Kollegen keine – oder nur sehr bescheidene – Informationen besaß.

Die Kollegin sprach weiter:
„Weiterhin hätte das bacranische Volk die Republik nicht als Schutzmacht anerkannt. Die pro-imperiale Stimmung im Brak-Sektor kann durchaus als Vorbild für andere Hoheitsgebiete fungieren. Das der Brak-Sektor im Schoße des Imperiums verbleibt, erscheint somit nur Rechtens.“

Spielte sie damit etwa gekonnt auf die Vorkommnisse auf Thyferra an? Eher reflexartig als bewusst kontrolliert zuckte der Adlige mit der einen Braue. Gleichzeitig verhärtete sich sein Blick. Niemals hätte er in einer so frühen Phase des Gesprächs mit so viel Arroganz gerechnet. Dennoch konnte er nicht behaupten, dass die Kollegin plump war. Im Gegenteil. Ein winziger Keim an „Bewunderung“ regte sich in Horatio. Trotzdem schnaubte er verächtlich. So einfach wollte er ihr das Feld an dieser Stelle nicht überlassen. Sie sollte wissen, dass sie sich bei ihm schnell die Finger verbrannte. Erneut kam er aber nicht zu einer angemessenen Reaktion, da zu erst ein weiterer Schwall an begeistertem Jubel laut wurde und anschließend Dysart ein weiteres Mal das Wort ergriff.

Selbstbewusst fuhr sie fort:
„Vielleicht sollten wir uns einmal zusammensetzen, Governor Kraym. Der Frieden bietet viele Möglichkeiten und ich bin mir sicher, dass wir von einer bilateralen Zusammenarbeit profitieren können, wenn man die Weichen entsprechend stellt.“

Erst ein versteckter Angriff und dann dieses Angebot? Die Zusage, der Rebellion fünfzehn Prozent der Bactaförderung zu überlassen, war nicht auf freiwilliger Basis geschehen. Hinter den Kulissen hatte Aldine – in Stadds Namen – großen Druck auf ihn ausgeübt. Noch immer fühlte sich Horatio in dieser Beziehung wie eine willenlose Schachfigur in den Händen mächtiger Personen. Dabei war der Einfluss dieser älteren Tapani eigentlich gar nicht so viel größer als der seine. Ausschlaggebend war demnach ihre persönliche Beziehung zum ergrauten Verwalter des Zwanzigsten Supersektors, der über ihnen allen stand. So hatte man den „Vertrag von Umbara“ auch in diesem Bereich weitaus interessanter für die Rebellion gemacht – obwohl man öffentlich wohl das Bild von der Generosität des adligen Governors bemühte würde. War die gesamte Angelegenheit für ihn insgeheim also nicht mehr als eine weitere politische Niederlage für ihn, musste er in der Öffentlichkeit lächeln, winken und die eingeflüsterten Worte vom gewünschten Frieden wiederholen. Doch vielleicht, so dachte er, konnte er doch noch Kapital aus dieser Lage schlagen.

„Sie messen Ihrer Welt einen großen Stellenwert zu, werte Kollegin“, entgegnete Horatio mit kühler Stimme, während er in den allgemeinen Applaus einstimme. Langsam, aber sicher näherte sich die feierliche Verabschiedung der imperialen Delegation ihrem Ende. „Ich muss jedoch leider gestehen, dass meine politischen Pläne für die Zukunft noch sehr vage sind. Sowohl der Frieden als auch die neuen wirtschaftlichen Beziehungen, die sich daraus ergeben, müssen erst eingehend analysiert und überdacht werden. Zudem ist auch die Zukunft von Zaltin und Xucphra momentan recht ungewiss, da man nicht nur nach meinem Leben trachtete.“

Niemand musste an dieser Stelle wissen, dass unter anderem Horatio – natürlich rein theoretisch – selbst hinter diesen Morden stand. Über die Kontakte seines geheimdienstlichen Vertrauten, Junior Agent Rhan Nire, hatte er eine Handvoll Mittelsmänner beauftragen lassen, die sich letztendlich um das eigentliche Anwerben der Attentäter kümmerten. Der Anschlag auf ihn selbst war dabei bloß ein unglückliches Versehen, da er in unmittelbarer Nähe zu Dirium Jace, dem einstigen Vorstandschef der Zaltin Corporation und Ziel der gekauften Kriminellen, gestanden hatte. Jedoch hatte der adlige Imperiale aus diesem „Missgeschick“ Kapital schlagen können. Denn so schnell landete er nicht im Kreis der Verdächtigen. Ein Meer aus fluoreszierenden Blätter ergoss sich auf einmal über der recht großen Delegation. Erneut war Beifall zu hören. Die Verabschiedung hatte ihr Ende gefunden. Nun setzten sich die Imperialen langsam in Bewegung zu den wartenden Fähren. Im Gegensatz zu ihrer Ankunft standen ihnen dieses Mal jedoch nur drei Lambda-Fähren zur Verfügung.


„Ms Dysart, Sie sollten in der Bewertung Ihrer Welt noch eine Kleinigkeit beachten...“, begann der Governor auf einmal und wandte sich dieses Mal mit dem Gesicht direkt seiner Kollegin zu. „Nicht nur Bacranas Bevölkerung dürfte dem Imperium wohlgesonnen sein. Osarian, ebenfalls ein Planet in Ihrem Sechzehnten, profitierte über Jahre von uns. Denn genau wie die Trandoshianer ihre Kralle um Kaschyyyk halten, konnten die Osarianer ihren eisernen Griff um Rhommamool wahren. Selbst ein politischer Narr dürfte dementsprechend all seine Credits darauf setzen, dass Osarian nach dem angestrebten Referendum die politische Nähe zum Imperium sucht.“

Damit nahm der Governor der Kollegin etwas Wind aus dem Segeln – jedenfalls hoffte er darauf. In seiner angedeuteten Argumentation gab es bloß einen Punkt den er „unglücklich“ fand: Osarian war nach dem Referendum neutral, während Bacrana weiterhin in imperialer Hand blieb. Somit musste man damit rechnen, dass der vom Imperium kontrollierte Planet weniger risikobehaftet war als die freie Welt. Hier konnte sie ansetzen. Äußerlich weiterhin ganz gelassen, verschränkte er seine Arme auf dem Rücken, während er – in Begleitung der beiden Damen – zum Shuttle schritt. Dabei fühlte er sich mit jedem Schritt der „Freiheit“ ein bisschen näher. Schon bald hatten sie diese finstere Welt hinter sich gelassen. Ein letztes Mal ließ Horatio seinen Blick zu Alkarin Scarwai wandern. Würden sie sich irgendwann in der Zukunft erneut über den Weg laufen? Er widerstand der Versuchung dem kahlköpfigen Erpresser zuzuwinken und dabei sein süffisantes Lächeln zur Schau zu stellen. Nein, das war nicht der richtige Moment dafür. Noch immer schwirrten Cam-Droiden durch die Luft.

Plötzlich schaltete sich Rhenya Aldine ein:
„Sollten sie wirklich an einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen unseren Supersektoren interessiert sein, Ms Dysart, dann kann ich bestimmt ein Gespräch zwischen Grand Moff Stadd und Grand Moff Triald arrangieren. Der Frieden hat auf jeden Fall die Machtverhältnisse im Council geändert. Vielleicht können beide – und damit auch wir – davon im großen Maße profitieren. Meinen Sie nicht?“

[: Umbara-System | Umbara | planetare Hauptstadt :||: Stadtzentrum | Raumhafen | Landebucht :||: Horatio Kraym, die imperiale Delegation (darunter Darth Allegious, Larissa Dysart, Augustin Madrazo Prada und Jade Lee) sowie eine umbaranische Gesandtschaft (darunter Alkarin Scarwai) samt zahlreicher Zuschauer :]
 
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