Va'art

Dschungelmond von Va'art, vor der gelöschten "Sandkorn"

Wie durch Watte drangen Ians Worte zu Eowyn durch. Hörbar, aber nicht unbedingt greifbar. Mit ihm kommen... War er nicht dagegen gewesen, dass sie mit ihm kam? Nein, da stimmte etwas nicht. Sie ließ ab von ihrer Lunge, viel Zustande gebracht hatte sie ohnehin nicht, und öffnete blinzelnd die Augen. Er stand vor ihr, auf dem Dschungelmond, sah in etwa so aus, wie sie sich fühlte und griff trotzdem erst nach ihrer Robe und dann nach den Rucksäcken. Was hatte er gesagt, ein trockeneres Plätzchen als hier? Gut, so schwer war das vermutlich nicht. Aber war es das wert, jetzt aufzustehen, mit ihm dort hinzugehen? Sie konnte in ihrer näheren Umgebung nichts sehen, also war es vermutlich etwas weiter weg. Wollte sie wirklich ihre letzte Kraft dafür verschwenden, an einen Ort zu gehen, der wahrscheinlich ohnehin nur ein kleines bisschen weniger nass war als dieser? War es das wert?
Ian schien dazu entschlossen zu sein, und ohnehin hatte er schon einen Teil der Sachen aufgenommen, also hatte sie wohl keine andere Wahl. Wenn Ihr meint... murmelte sie. Mühsam erhob sie sich, wartete, bis sich alles weniger drehte, griff nach den restlichen Dingen, die um sie herum lagen und folgte Ian stolpernd durch den Dschungel.

Das, was sie vom Dschungel um sich herum wahrnahm, war nicht viel. Hohe Bäume, teils große, teils kleine Blätter. Irgendwo hörte sie immer wieder Tiergeräusche, aber nichts, das ihr Bedrohlich erschien.
Als ob ihre Wahrnehmung so etwas ohnehin noch erkennen würde.
Dieser Ort könnte fast schön sein, so exotisch, dachte sie halb träumerisch, wenn... naja, wenn nicht das Ganze andere wäre.
Sie hatte wieder jegliches Zeitgefühl verloren, und so hätte sie nicht sagen können, ob sie eine Minute oder eine Stunde hinter Ian herlief. Sie setzte Fuß vor Fuß, immer nur darauf bedacht, den Anschluss nicht zu verlieren. Ihr Ziel jedoch erkannte sie sofort, als sie es sah, und ungläubig blieb sie stehen. Das konnte man nun wirklich ein trockeneres Plätzchen nennen! Wie hatte er das geschafft, so ganz ohne Hilfe, selbst doch vermutlich völlig am Ende? Er musste doch nun... wie oft schon hin und her gelaufen sein? Zu oft jedenfalls, um dieses Teil vom Schiff hier her zu bekommen. Wie... habt Ihr das gemacht? fragte sie benommen. Langsam trat sie näher und betrachtete den kleinen Unterschlupf. Er war wirklich klein, aber definitiv mehr, als sie erwartet hatte. Sie würden zumindest beide hineinpassen. Und endlich fortkommen von diesem störenden, dauerhaften Regen.

Müde sank Eowyn auf die Blätter am Boden und lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Stamm. Sie war sich sicher, sie würde jetzt definitiv nicht mehr aufstehen, nicht, so lange sie nicht wenigstens ein paar Stunden geschlafen hatte. Da konnte kommen, was wollte, eine Sintflut, ein Erdbeben... sie würde sitzenbleiben. Nun, vielleicht auch nicht, aber bei etwas weniger lebensbedrohlichem - garantiert.
Ian hatte sich wirklich Mühe gegeben. Sie spürte den Effekt des fehlenden Regens sofort, es fühlte sich viel besser an, als draußen zu sitzen.
Tut gut... hustete sie, öffnete wieder die Augen, die jetzt ein wenig klarer sahen und realisierte zum ersten Mal, dass Ians Kleidung unvollständiger war als das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. Viel unvollständiger. Er würde sich etwas anziehen müssen, sonst erfror er noch. Was habt Ihr gemacht? fragte sie mit einer Kopfbewegung zu seinem Oberkörper hin. Ihr Blick blieb bei seiner Seite hängen. Seine Brandwunde dort war so noch viel deutlicher zu sehen und sah fürchterlich aus. Nach dem Bau des Unterschlupfes hatte er aber vermutlich keine große Kraft mehr, sich darum zu kümmern. Es musste unglaublich schmerzen, ihr eigener Arm tat schon fürchterlich weh, und seine verbrannte Fläche war bei weitem größer, auch wenn sie den Rücken momentan nicht sah. Sie verstand langsam, dass sie womöglich mehr als ein paar Stunden hier festsaßen, je nachdem, wie sie mit ihren jeweiligen Verletzungen klarkommen würden. Ihr eigener Husten hatte sich kaum verbessert, und sie wusste, dass es jetzt keinen Sinn mehr machen würde, einen zweiten Versuch zu starten. Schon der erste war verwirrend und entkräftigend genug gewesen, hatte sie eher an ihr "Problem" mit Ian denken lassen, als etwas an ihrer Lunge zu verbessern.

Ein Feuer. Es war irgendwie absurd, bei Ians Anblick daran zu denken, ein Feuer zu entzünden, aber sie würden es brauchen, einmal zur Wärme und dann zur Abschreckung. Er war vermutlich genauso wenig in der Lage, wachzubleiben, wie sie es nun war, und zumindest irgendetwas sollte sie vor wilden Tieren schützen. Hatten sie etwas zum Entzünden? Vermutlich nicht, weshalb auch. Und sie mussten zusehen, dass das Feuer nicht allzu viel vom Regen abbekam, sonst würde es nicht lange halten. Entzünden konnte sie es zur Not selbst, aber Holz wäre dafür schon notwendig. Trockenes Holz. Außer... sie seufzte. Vermutlich würde sie es trocknen und
dann entzünden müssen, denn wo sollte es in diesem Regen schon trockenes Holz geben? Vermutlich würde sie doch noch einmal aufstehen müssen. Verdammt. Habt Ihr irgendwo trockenes Holz gesehen? fragte sie Ian träge. Er hatte hier schließlich herumgewerkelt. Oder wenigstens etwas, dass man trocknen könnte?

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Ian war müde, er fror und er fühlte sich so erschöpft, wie lange nicht mehr. Eigentlich schrie alles in ihm nach einer Pause, nach Schlaf und vor allem nach Wärme. Der Schmerz der Brandwunde wurde größer, der Regen, der stets auf die offene Wunsche klatschte immer unangenehmer, aber wenigstens hielten ihn diese widrigen Umstände davon zu ab, in Kontakt mit ganz anderen Dingen zu kommen. Als der Unterschlupf fertig war, hätte er sich liebend gerne sofort darunter gelegt, sich eingerollt und seine komplette Umgebung ausgeblendet. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass er sich nicht alleine hier befand, sondern Eowyn noch immer beim Schiff saß und sich mindestens so elend fühlen musste wie er, wenn nicht noch etwas schlimmer.
Sie alleine dort sitzen zu lassen kam nicht in Frage und dabei spielte ihr sehr absurder Wunsch nicht die geringste Rolle.

Nein, sie sah nicht gut aus, als er zu ihr zurückkehrte. Sie hustete noch immer und wenn sie nicht bald ins Trockene kam, wenn sie nicht bald ins Warme kam, wollte Ian nicht einmal an morgen denken. Selbst er wusste nicht, wie er die Nacht überstehen sollte. Aber wo ein Feuer entzünden? Trockenes Holz suchen, eine weitere Überdachung besorgen? Dann war da natürlich noch die Heilung. Viel zu viele Dinge auf einmal, auch ohne die haarsträubende Geschichte, die ihnen im Nacken saß. Wenigstens folgte Eowyn ihm, ohne eine Diskussion für die sie vermutlich beide viel zu erschöpft gewesen wären.

Eigentlich hatte er Abstand von ihr haben wollen, aber Ian war zu erschöpft, um sich weiter Gedanken darüber zu machen, dass ein guter und ein schlechter Mensch vermutlich nicht einmal miteinander sprechen sollten. Es wäre sinnlos gewesen, sich jetzt weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, zumal sie das alles eigentlich schon hinter sich hatten, denn die Temperatur sank ab und der Regen wollte auch nicht nachlassen. So kauerte sich auch Ian unter den Unterschlupf und atmete erleichtert auf, als der Regen nicht mehr in der Lage war, seine Wunde zu berühren. Sich gegen den Stamm zu lehnen war da aber eine eigene Herausforderung. Ihr Husten direkt neben ihm, machte Ian jedoch mehr, als nur deutlich, dass sie etwas an ihrem Zustand verändern mussten. Dringend. Um die Verbrennungen konnten sie sich notfalls noch am nächsten Tag kümmern, aber ihre Lunge? Nein.

„Mit irgendetwas musste ich die Blätter zusammen binden“, war seine Antwort, nachdem er Eowyns fragendem Blick gefolgt war.
„Nein, das habe ich nicht“, entsprach der ernüchternden Wahrheit. „Dafür müsste ich tiefer in diesen Dschungel und das…“ Nein, dafür war er zu erschöpft. Holz finden, es halbwegs trocknen, oder einen dünnen Baum fällen, dessen Inneres nicht war. Dafür Sorge tragen, dass sie nicht so im Wand saßen, dass sie den Rauch abbekommen würden… Nicht nur anstrengend sondern ohne Schwert auch ein Ding der Unmöglichkeit. Dann kramte er in seinem Rucksack, in dem sich noch trockene Kleidung befand und ein Mantel. Er seufzte, ehe sein Blick zu ihr wanderte.
Eowyn, wenn wir uns nicht um Eure Lunge kümmern, weiß ich nicht, ob nicht ich morgen derjenige sein werde, der Euch anflehen muss, mich nicht alleine zu lassen.“ Was er damit meinte, war hoffentlich klar und entweder, sie versuchten es gemeinsam, oder sie ließ ihn gewähren. „Ihr… wir müssen uns außerdem etwas Trockenes anziehen und vielleicht ist das hier“, was ihn seinen Mantel hervorholen ließ, „hilfreich dabei.Ihre Robe war schließlich unbrauchbar geworden. „Daher habe ich einen Vorschlag: Erst Eure Lunge, dann etwas trockenes zum Anziehen und dann werden wir nacheinander Wache halten, dass uns nichts überrascht.“ Als er sich nun viel mehr mit der unverletzten Seite gegen den Baum lehnte, seufzte er. „Wenn danach noch genug Energie übrig ist, vielleicht noch die anderen Verletzungen.“ Aber sie mussten Prioritäten setzen."Ich habe keine Ahnung, wie wir morgen mit all dem umgehen werden, ich weiß nicht einmal, wie ich mich verhalten soll, aber ich weiß, dass wir für den Moment kaum eine Wahl haben." Als sich über die Hälfte aller Dinge keine Gedanken zu machen und vorsorglich darüber hinweg zu sehen.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Hatte er nicht. Es wäre auch zu schön gewesen. Warum sollte es einfacher sein? Nichts war bisher einfach oder leicht gewesen, warum sollte sich das ändern. Es war klar, das keiner von ihnen in der Lage war, noch einmal aufzustehen, also mussten sie nun einfach darauf hoffen, dass die Nacht hier nicht zu kalt wurde. Was auch nicht sonderlich wahrscheinlich war auf einem Dschungelmond, wenigstens das würde also vielleicht einmal für sie sprechen. Vielleicht.
Mühsam öffnete Eowyn ein Auge, die ihr wieder zugefallen waren, und sah Ian träge an.
Es hat doch heute schon einmal funktioniert... Hatte sie ihm eigentlich dafür gedankt, dass sie noch immer auf dem elenden Schlammloch hier herumsitzen durfte? Vermutlich nicht, er war ja sofort wieder davon gerannt, und dann war alles noch viel schlimmer geworden... falscher Gedankenweg. Glücklicherweise sprach er weiter und lenkte sie so von ihren Überlegungen ab.
Etwas Trockenes anziehen, ja, das war eine gute Idee, aber nicht nur für sie, im Gegenteil. Sie konnte sich vorstellen, dass Kleidung auf seinen Brandwunden vielleicht nicht so angenehm war, wenn sie immer wieder verrutschte, aber so würde er noch völlig auskühlen. Vielleicht halfen Bandagen... Ihre Tunika war ohnehin auch schon halb zerrissen... erst auf Coruscant, nun auch noch vorhin, als sie erneut das Schiff betreten hatte. Als provisorische Bandagen war sie allerdings eventuell noch nützlich, allerdings war sie so nass, dass das momentan vermutlich nicht in Frage kam.


Wie sie morgen mit all dem umgehen sollte, das wusste auch sie nicht. Sie hatte die inständige Hoffnung, dass "morgen" alles einfacher wäre, weil ihr Kopf und ihr Körper hoffentlich ausgeruhter waren. Eine Traumvorstellung wahrscheinlich, aber immerhin etwas, an das sie sich halten konnte. Sie sah es ähnlich - sie hatten momentan keine andere Wahl, und das war es auch, was sie schon vorhin festgestellt hatte. Sie waren gegenseitig ihre beste Hoffnung, und nein, es gefiel ihr nicht unbedingt. Es überraschte sie hingegen, dass er selbst es erkannt hatte, und auch, dass er seine abwehrende Haltung ihr gegenüber vorerst aufgegeben zu haben schien. In dieser Situation zugegebenermaßen aber auch eine unkluge Reaktion.

Der Gedanke, Ian wieder so nah an sich heranzulassen löste in ihr jedoch automatisch eine Abwehrreaktion aus. Vertraute sie ihm noch?
Natürlich tat sie es nicht, es machte keinen Sinn, ihm zu vertrauen.
Doch weshalb eigentlich nicht? Er hatte sie nie belogen, nie hintergangen. Er war immer ehrlich zu ihr gewesen, ehrlicher, als sie zugeben mochte. Er hatte sie auf Nar Shaddaa aus einer sehr schwierigen Situation befreit. Er hatte auf Coruscant ihre Rippen und ihr Handgelenk geheilt, ohne zu sehr in sie einzudringen. Er hatte darauf bestanden, dass sie auf Coruscant blieb, um sie und sein Geheimnis zu schützen. Er hatte ihr verdammtes Leben gerettet. Was brauchte sie eigentlich noch, um ihm zu vertrauen?
Der Virus... der Vertrag. Er hatte sie nicht angelogen, aber er hatte auch die vielen Gelegenheiten nicht genutzt, die Wahrheit zu sagen.
Ihr, einer Jedi. Die er verabscheute...
Seine einzigen Fehler waren seine Vergangenheit, um die sie gewusst hatte, und die Tatsache, dass er zu lange geschwiegen hatte. Sie konnte ihm Letzteres nicht vorwerfen, und Ersteres? Vielleicht. Aber das war nicht der Mann gewesen, der jetzt neben ihr saß, das hatte sie schon die ganze Zeit gewusst. Doppelmoral. Gefühle gegen den Kopf, und der Kopf musste dieses Mal siegen, denn die Gefühle hatten Unrecht, das war ihr klar. Gefühle gibt es nicht, Frieden gibt es... Vielleicht war es auch das, was der Kodex sagen wollte.
Er hatte sie nicht verraten. Er war nicht die Quelle.


Nein, meinte sie dennoch, während sie sich langsam etwas aufrichtete. Versorgt Eure Wunden, meinetwegen oberflächlich oder... oder auch nicht... Sie hatte keine Ahnung, ob es sinnvoll war, die Brandwunden zu bandagieren, bevor er sie morgen behandeln würde. Aber zieht Euch auf jeden Fall etwas an. Es nutzt keinem von uns etwas, wenn Ihr ... währenddessen vor Kälte umkippt. Bitte. Was meine Verbrennung angeht... Sie betrachtete sie zum ersten Mal genauer und wünschte sich gleich, sie hätte es nicht getan. Das muss bis morgen warten. Vielleicht hilft die Tiefschlaftrance etwas...
Hätte sie die Kraft zum Lachen gehabt, so hätte sie es jetzt getan. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte? Als ob sie es besser wusste! Sie lehnte den Kopf an den Stamm. Ihr seid damit nicht alleine. Es lief doch immer wieder auf das eine hinaus - konnte sie damit umgehen?

Es war nicht klar, wer die erste Wache übernehmen würde - vermutlich derjenige von ihnen beiden, der in wenigen Minuten noch nicht ganz umkippte, und da sie sich nicht sicher war, wie klar sie dann noch denken würde, musste es jetzt sein. Sie zögerte, aber wie er gesagt hatte - sie hatten keine andere Wahl. Sie mussten zusammenarbeiten. Und was war schon dabei? Sie brauchten den Schutz.

Sie griff mit links mühsam an ihre Seite, hakte ihr Lichtschwert vom Gürtel, legte es zwischen sie auf den Boden und sagte leise: Lasst es bitte heil, ja?

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Es hatte heute schon einmal funktioniert? Die Worte mochten in der richtigen Reihenfolge angebracht sein, aber Ian verstand den Sinn dahinter nicht. Heute hatte Überhaupt nicht funktioniert. Nicht, als er sie versucht hatte davon abzuhalten mit nach Lianna zu kommen, der Notruf war auch nicht abgesetzt worden und das Schiff war zerstört. Nein, es hatte nichts funktioniert, so wie nie irgendetwas funktionierte. Sie waren Gefangene auf einem Mond. Sie waren Gut und Böse. Was bitte hatte da schon einmal funktioniert? Ihre wundervolle Hoffnung versank nur etwas fünf Standartminuten entfernt im Schlamm, die seinige war schon vor Jahren untergegangen. Ja, wirklich. Alles funktionierte hervorragend. Ian wollte die Beine an den Körper ziehen, aber das brachte ihm einen elenden Schmerz, was nur eine Sache mehr war, die er hinter nicht funktionierenden Dingen reihen konnte.

Seine Gedanken musste Ian aufhalten, denn er wusste, würde er ihnen jetzt nachgeben, würden sie ihn einholen und wenn das geschah, war es besser, wenn Eowyn sich nicht direkt neben ihm befand. Wahrscheinlich wäre es dann sogar besser gewesen, wenn sie nicht einmal ansatzweise in seiner Nähe gewesen wäre. Da war noch etwas, was nicht funktioniert hatte: Seine Abschirmung. Dabei waren seien Fähigkeiten darin besonders gut ausgeprägt, nicht umsonst. Oh, wie wunderbar es doch funktioniert hatte, vor ihr alles zu verbergen.

Hör auf damit.

Ob es funktionierte auf seine innere Stimme zu hören? Ian schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an den Stamm, versuchte den Sturm, der in seinem inneren tobte zu besänftigen. Stattdessen redete er sich ein, dass sie beide am Leben waren und das gerade diese Tatsache alleine zählte. Außer natürlich sie erfroren beide oder Eowyn starb vorher an ihrer Rauchvergiftung. Seine Verletzung war morgen schlimmstenfalls entzündet, sie hingegen wäre schlimmstenfalls tot und diesmal war er weder bereit dazu das eine, noch das andere zuzulassen. Aber Eowyn? Sie widersprach ihm, forderte ihn auf, sich zuerst selbst zu heilen und sich etwas anzuziehen. Ihre Teamarbeit oder wie auch immer sie es nennen wollten, funktionierte auch hervorragend, wie hatte er das bloß vergessen können. Aber gut, vermutlich hatte sie recht.

Immerhin widersprach sie nicht, was das gegenseitige Ablösen betraf. So würde einer schlafen können, während der andere aufpasste, dass kein ungebetenes Tier kam. Als sie dann ihr Lichtschwert vom Gürtel nahm und es zwischen sie beide legte, starrte Ian von diesem, direkt zu Eowyn. War das ihr Ernst? Den Blick wieder auf die Waffe richtend, hoffte er, dass er dieses Schwert nicht berühren musste. Das Schwert, von dem er sich vorhin noch gewünscht hatte, sie würde es nehmen und gegen ihn verwenden. Seltsamerweise trat nicht einmal der Wunsch in der Vordergrund genau das selbst zu tun. Die Verwunderung darüber, dass sie sich quasi selbst entwaffnete war dafür einfach zu groß und hätte ihn fast vergessen gemacht, dass er noch immer halb nackt war und sie völlig durchnässt.
„Ich bin besser darin Dinge kaputt zu machen, die mir gehören“, murmelte er tonlos, sich der Doppeldeutigkeit seiner Worte sehr bewusst, als er sich gleichzeitig vornahm, ihre Waffe nicht anzurühren.

Den Mantel hatte er ja bereits hervorgeholt, Eowyn jedoch machte weder Anstalten, sich selbst umzuziehen, noch, wenigstens den Mantel über sich zu legen. Ian setzte an, etwas zu sagen, mahnte sich aber selbst. Sie wollten doch diplomatischer vorgehen, oder etwa nicht? Dabei war fraglich, wie er diplomatisch sein konnte, wo er gerade nur einen einzigen Befehl in seinem Kopf hatte.


„Ihr müsst Euch umziehen“,
klang immerhin fast wie ein Rat, weniger wie ein Befehl, als er schlicht den Mantel zu ihr herüber legte um sich selbst ein weiteres Kleidungsstück aus dem Rucksack zu ziehen, um mit gutem Vorbild voran zu gehen. Ob das funktionierte?

Der Versuch, das Oberteil über den Kopf zu ziehen, spannte seine Haut an und der Schmerz, der dadurch aufloderte, machte ihn schier wahnsinnig. Mit zusammengebissenen Zähnen und dem kargen Versuch, den eigenen Schmerz durch die Macht zu lindern, gelang es Ian immerhin im dritten Anlauf, das verfluchte Stück Stoff über den Kopf zu ziehen. Als es jedoch die verbannte Stelle berührte, funktionierte nicht einmal mehr die Beruhigung mit der Macht und Ian presste den Kiefer so fest aufeinander, dass er für einen Moment glaubte, seine Zähne würden zersplittern. Das Stück Stoff mit einer Hand von der Stelle ziehend, versuchte er einen Heilungsprozess einzuleiten. Ein völlig sinnloses Unterfangen, wie er schnell feststellen musste. Das einzige, was ihm gelang war das, was nicht in die Wunde gehörte, zu entfernen, was den Schmerz noch einmal vergrößerte.
„Karking Druk!“, keuchte er mehr, als das er den Fluch schrie, als er schlicht ein großes Stück des Blattes abriss, und sich auf die Wunde legte, was allemal besser war, als den rauen Stoff daran zu spüren. Erneut biss er die Zähne zusammen, als er den Stoff, den er noch immer festgehalten hatte, nun los ließ.

„Ich übernehme die erste Wache,und diesmal klang das Gesagte nicht nur nach einem Befehl, sondern war ein solcher, dem sie diesmal besser nicht widersprach.
Mürrisch kramte Ian dann eine trockene Hose hervor.

„Das ist wahrlich der beste Tag meines Lebens…“



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

In Eowyns Kopf drehte sich mittlerweile alles, sowohl innen als auch außen. Ihre Gedanken fuhren Karussell, und der Unterschlupf um sie herum machte munter mit. Sie war froh, dass der Baumstamm als fester Anker in ihrem Rücken lag. So hatte sie zumindest einen Ausgangspunkt, an den sie immer wieder zurückkehren konnte.
Von Ian neben ihr schwappten immer wieder Gefühlsausbrüche zu ihr herüber, aber sie war zu müde, um darüber nachzudenken. Außerdem ging es ihm von ihr wohl nicht viel anders, sie beide waren völlig erledigt. Abschirmungen waren nach einem solchen Tag heruntergebrochen - vielleicht noch vorhanden, aber nicht so hoch wie normalerweise. Sie selbst hatte einfach nicht die Kraft, so etwas nun doch irgendwie unsinniges aufrecht zu erhalten.
Sein Blick jedoch, als sie ihr Lichtschwert hinlegte, sprach Bände. Aber sie hatte keine Wahl gehabt - außerdem, wenn er gewollt hätte konnte er sie im Schlaf auch so umbringen oder ihr das Lichtschwert abnehmen. Was spielte es für eine Rolle? Ja, es war ihr Herz, ihr Ein und Alles - bei ihr, seitdem sie eine Ritterin war, eine Begleitung selbst in den Tagen fern vom Orden, wenn auch nicht immer an ihrer Seite. Doch es war nur ein Gegenstand. Nicht mehr.


Bleibt lieber bei Eurem Heiltalent, antwortete sie abwesend auf seine Aussage zu ihrem Schwert, während sie schließlich ihren Gürtel öffnete, der ihre Unterkleidung zusammenhielt. Tabbart und Gürtel abzulegen stellte nicht das große Problem dar, aber ihr Hemd... Ihr rechter Arm war danke der Verbrennung völlig verklebt, und sie musste sich einfach sagen, dass sie nicht mehr konnte. Sie hatte genug von allem, sie wollte sich nicht noch selbst mehr Schmerz zufügen, als sie ohnehin schon empfand. Und ob es nun klug war oder nicht, sie gab kurz darauf auf und ließ ihr nasses Hemd nasses Hemd sein.
Eowyn sank wieder an den Baum zurück und sah zu Ian, der noch immer mit seinem neuen Oberteil kämpfte. Seine Wunde sah fürchterlich aus, und sie verstand völlig, dass er sich nun mit einem Blatt behalf. Er war definitiv weiter gekommen in seiner Behandlung als sie selbst, auch wenn sie die Schmerzen von ihm dabei beinahe spüren konnte.
Ohne die Hälfte ihrer Oberkleidung fror sie noch mehr, und sie griff wie in Zeitlupe nach Ians Mantel, in den sie nun langsam hineinschlüpfte und vorne noch ein wenig um sich wickelte.
Ians nächste Worte brauchten einige Sekunden, bis sie in ihrem Gehirn angekommen und verwertet worden waren, und dank dieser Tatsache hatte sie kein Problem damit, wenn diese der Wahrheit entsprachen und er die erste Wache übernahm. Da waren aber doch noch Dinge, die sie hatte tun wollen, bevor sie sich in Tiefschlaftrance versetzte... Richtig. Der Hilferuf nach Lianna, zu Sarid, Chesara oder Padme, vielleicht auch die Möglichkeit, Aketos zu erreichen, irgendjemand. Sie musste es jetzt tun, jede Sekunde zählte schließlich, morgen konnte es zu spät sein. Und ihre Lunge. Ian hatte ihre Lunge heilen wollen... oder auch nicht? Sollte sie selbst es tun? Dazu war sie zu erschöpft. Ian... vertraute sie ihm? Darüber hatte sie doch gerade erst so lange nachgedacht. Er saß neben ihr, direkt bei ihr, sie konnte seinen Atem hören. Wenn sie jetzt einschlief... Sie hatte sich doch schon entschieden gehabt. Und auch irgendwo keine andere Wahl.
Er war das Symptom, nicht die Quelle, sagte sie sich wieder. Sie brauchte nicht mehr Angst vor ihm zu haben als in den letzten Tagen unterwegs... Vielleicht sollte sie ihm das sagen. Vielleicht war es absurd, aber in ihren Ohren klang es gerade so logisch...
Sie war so müde... ihre Augen waren ihr zugefallen, als sie noch einmal versuchte, vor sich hinzumurmeln, um ihm ihre Gedanken mitzuteilen.
Ian... was wollte sie ihm noch einmal sagen? Er würde es nicht verstehen. Nicht die Quelle. Nur Symptom...
Und bevor sie sich endgültig in ihre Tiefschlaftrance versetzte sandte sie mit letzter verbliebener Kraft einen Ruf hinaus, nach Lianna, in der Hoffnung, irgendjemand würde ihren Hilfeschrei hören.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Fast lag Ian auf der Zunge zu gestehen, dass sein Heiltalent gerade nicht sonderlich gut funktionierte, aber er hielt sich zurück. Warum sollte es ihm auch ständig gelingen? Achtnutzer waren keine Überwesen, nicht, dass er sich je für eines gehalten hatte, aber hätte er es getan, wäre ihm das spätestens jetzt sehr deutlich geworden. Eine Verbrennung war anders als ein Bruch, ein Schnitt oder eine Platzwunde. Hier gab es viel mehr Komponenten. Hautzellen, Sehnen, Nerven, Muskeln. Bei einem Bruch war noch alles vorhanden. Bei einer Verbrennung verbrannten jene Dinge. Das machte es viel schwieriger und vor alles machte es das jetzt, da er so müde war, noch viel schwerer. Außerdem fror Ian noch immer und die nasse Hose, die noch immer an ihm klebte tat ihr Übriges dazu.

Ians Blick wanderte nicht eine Sekunde zu Eowyn, als auch sie endlich nach dem Mantel griff und Anstalten machte, sich umzuziehen. Nicht nur, das es sich nicht gehört hätte, nein. Aber ohnehin bereitete ihm sein eigener Versuch, sich umzuziehen ungeahnte Schmerzen. Schlussendlich gelang es ihm, sich komplett umzuziehen und so war wenigstens die schlimmste Kältequelle entfernt. Dennoch, Ian fror noch immer, verschränkte die Arme vor der Brust und verbarg die Hände dabei unter den Achseln. Müde lehnte er den Kopf gegen die Wand, als Eowyn seinen Namen sagte um im Anschluss darauf etwas zu murmeln, was weder ein halber, noch ein ganzer Satz war. Ihre Augen waren geschlossen, wahrscheinlich träumte sie und was auch immer sie meinte, gehörte zu ihrem Traum. Kurz musterte Ian sie. Ihre Haare klebten noch immer nass an ihrem Kopf und die Anstrengung hinterließ selbst jetzt, da sie offensichtlich schlief, noch ihre Spuren. Aber da war dennoch etwas Friedvolles eingekehrt, etwas, sich so oft über Menschen legte, wenn sie schliefen. Es mischte sich unter die Blessuren, die sie davon getragen hatte. Schlaf unterschied sich so enorm vom Tod. Geöffnete Augen, geschlossene. Ein friedvoller Ausdruck, ein morbider. Als er sowohl an Tahiri, als auch an Alisah denken musste, wandte Ian den Blick ab und schloss selbst die Augen. Jetzt wollte er an keine von beiden denken, nein, jetzt nicht. Außerdem gab es da noch immer etwas, das er erledigen musste und auch wenn Eowyn ihm widersprochen hatte, da war kein direktes Verbot gewesen und selbst wenn, sie schlief, sie schlief fest. Als er erneut zu ihr blickte, tat er es nicht mit seine Augen, sondern mit der Macht. Sie hatte mehr abbekommen als er, auch sie war nicht ohne Verbrennung davon gekommen, aber das, was ihren Husten auslöste –der hin und wieder immer noch auftrat- hatte damit nichts zu tun. Seine Befürchtung hatte sich bestätigt. Sie bekam nicht genug Luft, weil ihr Blut mit mehr angereichert war, als nur mit Sauerstoff. Wie eine kleine, feindliche Armee, hatten sich dort fremde Stoffe eingenistet. Sie mussten beseitigt werden, mehr würde er nicht tun können. Wenigstens befanden sie sich an der Luft, der Sauerstoff dort, würde ihr helfen. Es dauerte schier eine Ewigkeit und letztendlich musste Ian die ganze Prozedur abbrechen, als ein Schütteln seinen Körper in Unruhe versetzte. Wie gut sein Versuch der Heilung versucht hatte, wusste Ian nicht zu sagen, aber als er die Verbindung zur Macht kappte, oder sie durch das Zittern schlussendlich gekappt wurde, spürte er eine Kälte, die vorher nicht dagewesen war.
Ian führte seine Hände zum Mund, hauchte warme Luft in diese, aber ihm war kalt. Seine Kehle fühlte sich mit einem mal an, wie ausgetrocknet und seine schmerzende Seite wurde von einem gehörigen Kopfschmerz abgelöst. Und dann war da ein ganz anderes Problem. Seine Augen, die zuzufallen drohten, die sich verändernde Umgebung. Alles waberte, verzog sich. Er zitterte und fror, wusste, dass er wach bleiben musste, redete sich ein, dass er wach bleiben musste. Wach bleiben. Aufpassen. Wache halten. Wie konnte er drohen, einzuschlafen, wo das Zittern ihn selbst doch hätte wach halten müssen.

„Wach blei…“, wollte er sagen, aber da versagte seine Stimme ihren Dienst, sein Körper widersetzte sich seinen Befehlen und Erschöpfung, Müdigkeit und Fieber rangen ihn nieder.

***

Als Ian das Schiff verließ, den Erdboden betrat, überkam ihn ein seltsam, mulmiges Gefühl.

Kehre wieder um,

mahnte ihn seine Stimme, die lauter wurde, intensiver. Aber umkehren kam nicht in Frage, denn wo hätte er hin sollen? Hier war seine Heimat. Lange genug war er weg gewesen und heute war er zurückgekehrt, nichts würde ihn davon abhalten.
Der Raumhafen war seltsam leergefegt, niemand hielt sich dort auf. Seltsam. Sonst tummelten sich hier Wesen, nicht aber heute. Vielleicht war irgendwo ein Fest? Das Ungute Gefühl schwoll an, seine innere Stimme wurde lauter, aber Ian ignorierte sie noch immer, als er nach einem Raumtaxi suchte, aber niemanden finden konnte, der eines fuhr. Stattdessen standen die Fahrzeuge wahllos herum, als wären sie verlassen worden. Er würde sich eines liehen… Ohnehin, niemand war hier, der er hätte fragen, oder der es hätte verbieten können. Thani war das Ziel, die Hauptstadt von Telos. Seine Heimat. Je näher er ihr kam, so dumpfer wurde das ungute Gefühl und seine innere Stimme schwoll zu einem einzigen Schreien an.

Kehre um. Kehre um. Kehre um.

Da aber hatte er die Stadt schon erreicht, doch schon von Weitem sah er etwas, was nicht in das Bild passte. Etwas, das ihn schockierte. Der Raumhafen mochte leer gewesen sein, aber Thani… war es nicht.
Vielleicht ein Trugbild? Ian stieg aus dem Taxi und als er aus dem kleinen Raum kam, schlug ihm ein Geruch entgegen, der ihn instinktiv sein Hemd über seinen Mund ziehen ließ. Es stank. Es stank fürchterlich und Ian musste nicht viele Schritte gehen, musste kaum drei Schritte laufen um zu erkennen, was diesen üblen Geruch verursacht hatte. Als der erste tote Mensch sich vor seinen Füßen erstreckte, beugte sich Ian zu diesem hinunter, drehte ihm vom Bauch auf dem Rücken, wich vor dem Anblick zurück und als er das tat, spürte er, wie hinter ihm noch jemand auf dem Boden lag. Hinter ihm, vor ihm, neben ihm. Immer mehr Leichen tauchten auf, türmten sich rechts und links von ihm, vor und hinter ihm. Die Luft wurde dicker, der Gestand unerträglicher und das Bild von Thani verzerrte sich. Die ganze Stadt schien nur aus einem zu bestehen: Toten.

Kehre um. Kehre um!

Aber die Stimme wurde von einer anderen abgelöst, einer die noch lauter war, furchteinflößender und einer Stimme, die Ian zu bekannt war. Ein kleiner Mann, halb Noghri, halb Maschine ging auf ihn zu.

„Lord Keebo, seht, was mein Virus angerichtet hat. Bald, sehr bald schon, wird die Republik vernichtet sein und das Imperium in voller Blüte erstrahlen. Aber was Euch betrifft… ihr habt mich enttäuscht.“ Allegious Gesicht verfinsterte sich, als Ian etwas sagen wollte, aber da hatte er bereits die Hände gehoben.

„Bitte, ich kann es erklären“, presste er hervor, aber da traf ihn die erste Salve von Blitzen, die ihn von den Beinen riss.

„Da gibt es keine Erklärung, keine Entschuldigung, Ihr habt mich verraten Keebo und ich dulde keine Verräter in meinen Reihen.“ Dann nahm Ian nur noch zwei Dinge wahr: Sein Schmerz und seine eigene Schreie.

***

Ian wand sich in seinem Alptraum, unfähig daraus zu erwachen und als das Schreien seines Traumes, nicht nur dort blieb, sondern auf ihn überging, von ihm ausging, wachte er noch immer nicht auf.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Der Vorteil einer Tiefschlaftrance war der, dass man aufhörte zu denken. Ruhiger als Schlaf, erholsamer, und man wurde nicht gequält von Dingen, die einen belasteten. Eowyn wäre sehr dankbar dafür gewesen, wenn sie sich währenddessen bewusst wäre. Sie war in eine traumlose Schwärze gesunken, ein irgendwo im Nirgendwo, doch so völlig anders als der Ort, an dem sie heute Nachmittag noch beinahe geblieben wäre.
Ihre letzten Gedanken hatten ihrem Hilferuf und Ian gegolten, und so waren diese beiden auch die ersten beiden Dinge, die ihr in den Sinn kamen, als sie erwachte. Es war noch dunkel, doch sie war von einer Sekunde auf die andere hellwach. Sie war nicht erwacht, wie sie es erhofft hatte - ruhig, langsam, mit Zeit, sich zurechtzufinden. Nein, irgendjemand oder irgendetwas schrie in ihrer nächsten Umgebung, und einen kurzen Moment später begriff sie, dass dieser jemand Ian war.

Er schlief, im Gegensatz zu ihr, und selbst sein eigenes Schreien schien ihn nicht zu wecken. Etwas quälte ihn im Traum, was das war konnte sie sich zumindest ungefähr denken. Sie wusste nicht, wie lange er schon schlief, auch nicht, wie lange sie selber in Trance gewesen war. Seine Verletzungen hatten ihn offensichtlich übermannt, bevor er sie zum Wachwechsel hatte wecken können. Es konnten Stunden vergangen sein oder Minuten. Unwichtig, ihnen war nichts geschehen.
Nun, Ian offensichtlich schon, je nach Betrachtungsweise.
Sein Schreien zerriß die relative Stille der Nacht, und der Teil in ihr, der noch in der Lage war, sich zu wundern, überlegte, wie er es wohl schaffte, während diesem Lärm weiterzuschlafen. Der Großteil ihrer selbst aber richtete sich auf, griff nach seinem Arm und redete laut auf ihn ein

Ian! Hört Ihr mich, Ian? Wacht auf. Es ist nur ein Traum... Nur ein Traum? Sie wusste nicht, was er träumte, aber es war vermutlich dichter an der Realität, als ihr lieber war. Dennoch, was sollte sie schon sagen? Sie konnte ihn nicht so leiden lassen - sein Leid war wiederum auch ein offensichtlicher Beweis dafür, dass er ein Gewissen hatte, und, dass diese ganze schreckliche Situation nicht aus seiner Schuld entwachsen war. Er hatte sie mitgetragen, eine kurze Zeit, aber es war nicht sein Ziel gewesen und seine Mission.

Sie betrachtete ihn etwas genauer. Seine Stirn glänzte, und als sie ihre linke Hand darauf legte und sowohl mit ihr als auch mit der Macht nach ihm fühlte... Fieber. Die logische Konsequenz aus dem Kampf seines Körpers gegen die Verbrennungen. Sie hätten damit rechnen müssen. Fantastisch, Schuldträume und Fieberträume allein waren schon schrecklich. Jetzt kam gerade beides zusammen. Sie musste versuchen, ihm klarzumachen, dass seine Rolle kleiner gewesen war, als er vielleicht dachte, sonst konnte es ihn tiefer hereinreißen als nötig.
Ian, Ihr seid für das Virus nicht verantwortlich. Es war nicht Eure Idee... Jeder hätte den Vertrag unterzeichnen können. Ihr habt jetzt das Richtige getan, Ihr habt Euch gegen Allegious gestellt.
Das Gute war - Fieber konnte sie ein wenig regulieren, im Griff behalten. Sie fühlte sich ein wenig erholter als vor der Trance, sie hatte zumindest wieder ein wenig Kraft. Ihre Hand blieb auf seiner Stirn liegen, als sie vorsichtig begann, in seinen Körper einzutauchen. Sie wollte das Fieber nicht vertreiben, es war eine richtige und wichtige Reaktion. Es sollte allerdings auch nicht überhand nehmen, und sie musste dafür Sorgen, dass seine Temperatur nicht allzu sehr stieg.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Es hatte Zeiten gegeben, in denen Ian den Schlaf herbeigesehnt hatte. In Kindheitstagen war er wunderbar gewesen, denn wann immer er schlief, war die Welt bunt und schön gewesen und nur selten hatten ihn Alpträume heimgesucht, die, wenn sie auftauchten zwar alles in den Schatten gestellt hatten, aber was waren sie schon im Vergleich zu der Wunschwelt gewesen?
Schlaf war einmal friedlich gewesen. Heute hatte sich all das verändert und Ian war sich nicht sicher ob er den Alptraum bevorzugte in dem er lebte, wenn er wach war. Denn abends quälten ihn ganz andere Dinge im Schlaf, die so real wirkten, als geschähen sie nicht nur in seinem Unterbewusstsein, sondern in seiner Realität. Jetzt war es zu oft so, dass ein Schreckensszenario das andere ablöste und Ian so weder am Tag, noch in der Nacht Ruhe hatte.
Zu selten gelang es ihm, sich selbst aufzuwecken und wenn er schweißgebadet aufwachte, und sich fühlte, als hätte er nicht geschlafen, musste er sich nicht einmal an den Traum erinnern um zu wissen, dass er schlimm gewesen sein musste.

Entgegen seiner Worte, die Wache zu übernehmen, fielen dem Mann die Augen zu. Die Anstrengungen waren einfach zu groß gewesen, spätestens der Versuch Eowyns Heilung herbeizuführen, hatte ihm den Rest gegeben. Der Schlaf hatte ihn vielleicht noch sanft in seine Arme gezogen, seine Träume hingegen taten es nicht.

***

Der Gestank der Leichen verschwand, als der Geruch von Verbranntem in seine Nase stieg, sein eigenes, verbrennendes Fleisch.
Auf dem Boden zusammengerollt wartete er auf den Tod. Es würde zu Ende gehen, nur noch ein paar Sekunden. Loslassen. Nur noch loslassen und endlich dem Tod entgegen gehen… Endlich loslassen. Endlich Frieden finden. Für immer…
Als er das Bewusstsein verlor, veränderte sich seine Umgebung abermals. Oder war er schon tot? Der Ort, der sich jetzt vor seinen Augen erstreckte war schlimmer als Telos und er kam Ian vertraut und fremd zur gleichen Zeit vor. Es war dunkel, so dunkel, dass er nichts erkennen konnte. Wo war er? War das der Tod? Die Hölle? Der Zwischenweg dorthin?
Ein grelles Licht blendete ihn und Ian kniff die Augen zusammen. Konnte ein toter die Augen zusammenkneifen? War er vielleicht noch am Leben?

Die Augen öffnend, wollte er sie sofort wieder schließen.

„Sieh hin“, drohte eine Stimme und etwas schien seine Lider gewaltsam in die Höhe zu ziehen.
„Sieh es dir an.“ Der Versuch den Kopf wegzudrehen, misslang und als auch dieser schlussendlich in die Höhe gereckt wurde, ohne, dass Ian es beeinflussen, oder verhindern hätte können, waren dort tausende, nein Millionen von Menschen und anderen Wesen. Wer von ihnen noch Augen besaß, starrte ihn an. Aufgerissene Augen, leere Augenhöhlen. Niemand war lebendig, niemand. Die Augen schließen, er wollte die Augen schließen, aber Ian war dazu nicht in der Lage. Wo war er? Der Boden und alles hatte sich blutrot verfärbt und als Ian spürte, auf was er lag und panisch versuchte aufzustehen, fiel er nur tiefer, versank mehr in der dicken Lache und erkannte, dass der Boden nichts weiter war, als ein riesiger See aus halb getrocknetem und frischen Blut. Er wollte aufstehen, aber der Boden hinderte ihn daran, zog ihn wieder nach unten.
„Du kannst von hier nicht fliehen“, sagte eine andere Stimme und da setzte die Meute sich in Bewegung, lief auf ihn zu. Sie kamen von allen Seiten. „Von hier gibt es kein Entrinnen.“ Ihre Stimmen vermischten sich und ihr Klang war weitaus beängstigender als ihr Aussehen.
„Du bist Schuld an unserem Tod, du allein.“ Sie kamen näher und anders, als bei ihm, konnten sie sich ohen Probleme fortbewegen.

„Bitte… ich…“ „SCHWEIG!“, schrien sie ihm entgegen. „Hast du nicht einst beschlossen, besser zu werden? Was aber hast du getan? Du hast uns alle getötet!“
„Nein, ich…“ Sie kamen näher und als sie näher kamen, veränderten sich ihre Gesichter und Ian erkannte, unter vielen Fremden Bekannte. „Du hast unser Todesurteil unterschrieben!“ „Du hast mein Todesurteil unterschrieben!“ Sie waren alle da. Alle, die schon längst nicht mehr am Leben waren, alle, die noch lebten und sie alle bewegten sich auf ihn zu.
„Bitte… ich wollte das nicht…!“ Aber sie schienen ihn nicht zu hören, nein, sie schienen ihn nicht hören zu wollen. „Du hast unterschrieben und dafür gibt es keine Entschuldigung. Du hast uns vernichtet und wir werden dich daran erinnern. Du wolltest vergessen und du wirst nie dazu in der Lage sein.“ „Ich wollte das nicht“, wimmerte er, aber niemand hörte. Niemand? Eine andere Stimme erhob sich, eine Stimme, die er irgendwoher kannte. Eine Stimme aus vielen, die etwas anderes sagte. Aber sie ging unter, in dem Gewirr der anderen Stimmen und die anderen kamen näher und näher und Ians Angst schwoll zu etwas unerträglichen an. Da packte ihn jemand am Arm. „Du kannst uns nicht entkommen.“ Ian selbst umklammerte den Arm, versuchte, sich zu befreien, hob den anderen Arm, um dieses… was auch immer es war, von sich zu stoßen.

***


Ian hatte den Arm Eowyns mit seiner Hand fest umgriffen und er hob gerade die andere Hand, um dieses…. was auch immer von sich zu stoßen. Aber etwas hatte sich verändert. Das Rot war verschwunden. Die Menge war verschwunden und da war nur noch Eowyn. Die Jedi, deren Arm er so fest umschloss, als steckte dieser in einem Schraubstock. Als der Dunkelhaarige erkannte, was er tat und wo er sich befand, ließ er augenblicklich los. Ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen… Erleichtert atmete er aus, die Augen wieder schließend,
„Es tut mir leid“, an sie richtend.
Was er dann aber spürte, war ganz sicher kein Traum. Eowyn tat irgendetwas und er spürte es deutlich. Nicht allein ihre Hand auf seiner Stirn, sondern etwas anderes, das weitaus tiefer ging. Sie beeinflusste sein Fieber und das so bewusst wahrzunehmen, war seltsam. Er hätte es nicht zulassen dürfen, nein, aus vielerlei Gründe
n nicht, aber mit dem leichten Absinken der Temperatur verschwand die Kälte, um sich in das Gegenteil zu verwandeln. Das Zitternd ebbte endlich ab.
„Danke,“ flüstere er leise.
Danke, dass ihr das tut.
Danke, dass ihr noch mit mir hier seid. Und vielleicht…
Danke, dass ihr mich noch nicht verachtet.




Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Ians Traum war definitiv einer der schlimmsten Sorte. Eowyn hoffte inständig, dass es auch wirklich nur ein Traum war, den er da hatte, eine Vision, die ihre schlimmsten Befürchtungen noch einmal unterstrich konnten sie nun einfach nicht mehr gebrauchen.
Ihr blieb vor Schreck die Luft weg, als er plötzlich nach ihrem Arm griff. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Sie zuckte zurück und versuchte reflexartig, ihren Arm zu befreien, doch unmöglich. Ian hatte eine unbewusste Kraft, gegen die sie so unvorbereitet nicht ankam. Seine zweite Hand erhob sich ebenfalls und sie selbst ging in Abwehrposition, so gut sie konnte, aber glücklicherweise bemerkte Ian recht schnell, was er da tat - er war endlich aufgewacht. Wenn man das so nennen konnte, hundertprozentig
wach war er nicht wirklich. Aber das war wohl kein Wunder... Sie war ja schon froh, dass er wieder bei Bewusstsein war und ansprechbar.
Schon... schon in Ordnung... keuchte sie, während sie ihre Hand langsam wieder auf seine Stirn legte. Sie hoffte, dass er es ihr nicht übel nahm, dass sie einfach so in seinen Körper eingriff, aber wie er zuvor gesagt hatte - sie hatten keine andere Wahl. Fieber zu senken hatte sie schon öfter getan, besonders auf Denon war es oft nötig gewesen. Hier konnte sie zumindest sicher sein, dass sie halbwegs wusste, was sie tat und ihm nicht noch mehr schadete.
Der Einfachheit halber schloss sie die Augen und spürte so nur, dass Ians Körper sich langsam beruhigte. Jetzt, wo sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, fühlte es sich seltsam an. Sie erinnerte sich daran, was sie vor ihrem wegdämmern gedacht hatte, zu welchen Entschlüssen sie gekommen war. Sie erinnerte sie auch an ihr Widerstreben, ihn so nah an sich heranzulassen - und nun tat sie genau das Gegenteil von sich aus. Ihr Gefühl hatte sie dieses Mal wirklich getrogen - es fühlte sich jetzt nicht falsch an. Sie hatte auch nicht das Bedürfnis, ihn nach der notwendigsten Hilfe wieder alleine liegen zu lassen. Nein, er brauchte ihre Hilfe, und sie würde sie ihm geben. So wie vor ein paar Stunden, bevor sie die Wahrheit erfahren hatte. Die Wahrheit... sie war nicht verschwunden. Die Hoffnung, nach der Trance würde alles nicht mehr so schlimm sein, sie hatte sich nicht erfüllt. Ihre Situation hatte sich dank ihrer Trance nur minimal verbessert, und sie hatte immer noch keinen blassen Schimmer, wie sie von hier wegkommen sollten.

Überrascht öffnete sie die Augen, als er ihr dankte, und zwang sich trotz ihrer düsteren Gedanken zu einem aufmunterndem Lächeln.
Keine Ursache.
Ich habe Euch auch noch nicht gedankt...
fuhr sie leise fort, während sie sich langsam wieder aus seinem Körper zurückzog. Seine Temperatur war nicht mehr in einem kritischen Bereich, sein Körper sollte jetzt erst einmal alleine weiterarbeiten können. Ich weiß nicht, ob Ihr wisst, wie knapp... sie brach ab und schüttelte den Kopf, wollte einerseits jetzt nicht daran denken, ihn auch andererseits nicht belasten. Er war eben erst von einem fürchterlichen Alptraum erwacht, herrje noch einmal! Ihr Blick fiel auf die Bäume außerhalb ihres Unterschlupfes - irrte sie, oder wurde es heller? Hatten sie tatsächlich so lange geschlafen?
Es würde passen, sie fühlte sich, je mehr sie darüber nachdachte, tatsächlich ein wenig besser. Verflucht steif in allen Gelenken, ihr Arm brannte wie Feuer und sie fror noch immer ein wenig, doch ihr Husten hatte nachgelassen, war jetzt sicher nicht mehr so bedrohlich wie noch vor dem Schlafen. Das war doch sicher nicht alles Ergebnis der Trance... stirnrunzelnd blickte sie zu Ian. Kein Wunder, dass er eingeschlafen war. Sie hatte ihn doch bei ihrer Heilung unterstützen wollen, alleine war es zu viel gewesen... Na gut, dann würde sie sich jetzt revanchieren müssen.

Ihr solltet dringend etwas trinken, sagte sie, während sie schon nach seinem Rucksack griff. Seine Flasche darin war gestern abend noch gefüllt gewesen, das wusste sie, und sie hielt sie ihm nach kurzem Suchen hin.

Mit einem Aufseufzen lehnte sich Eowyn wieder an den Baum und wickelte den Mantel eng um sich. Es war alles noch genau wie gestern... ihre Unsicherheit, mit dieser Situation umzugehen, mit Ian umzugehen, sie hatte sich nicht verändert. Gestern hatten sie zusammenarbeiten müssen, um die Nacht zu überstehen, doch wie würde es heute sein, wenn der Tag anbrach und das Tageslicht eine neue Sichtweise brachte? Es mochte ihr ein wenig besser gehen, gut ging es ihr aber noch lange nicht, und sie hatte keine Kraft für nervenaufwendige Diskussionen. Gleichzeitig ahnte sie, dass es ohne nicht gehen würde. Schließlich ging es hier um sie und um Ian, das war schon ohne diesen verdammten Mond und den Virus hochexplosiv. Vielleicht sollte sie guten Willen zeigen... auf ihn zugehen, ihm zeigen, dass sie zur Zusammenarbeit bereit war. Aber wie? Ihre Worte sagten so oft falsche Dinge, nicht das, was sie meinte. Ganz davon abgesehen, dass er selbst aktuell nicht wirklich auf der Höhe war und Dinge vielleicht anders verstand, als sie es meinte. Weshalb war alles immer so schwer? Weshalb waren Worte und Gedanken oft so unterschiedlich, weshalb verstand man sie so oft falsch?
Vielleicht sollte sie es einfach so sagen. Ehrlich, offen... und hoffen, dass Ian wach genug war, sie zu verstehen. So blickte sie an das kleine Metallstück von der Sandkorn, das sie vor Regen bewahrte, und versuchte, sich zu erklären.

Ian, ich weiß, ich bin gerade oft nicht einfach... sie verzog das Gesicht. Untertreibung, untertreibung! Und diese Situation... ist es auch nicht. Ja, Ihr habt mir zu denken gegeben, ich gebe zu, dass mir einiges ein wenig... schwer fällt... Sie seufzte. Nein nein nein. Das wollte sie nicht sagen. Schon wieder redete sie Blödsinn. Nein, ich kriege einfach nicht gesagt, was ich sagen möchte. Ich... Sie brach erneut ab. Sie musste weiterreden. Sie hatte begonnen, jetzt brachte sie es auch zu Ende. Irgendwie. Stang! Sie hieb mit ihrer gesunden Faust auf die Blätter. Wir hatten uns doch so gut zusammengerauft, und ja, der gestrige Abend hat einiges verändert, aber nicht so sehr, wie Ihr vielleicht denken mögt. Unsere Zusammenarbeit... wir sollten sie nicht aufgeben. Nein, das war es nicht. Aber wenn sie ehrlich war wusste sie selber nicht genau, was sie eigentlich sagen wollte, sie dachte es ja nicht einmal, es war... nur ein Gefühl. Das Gefühl, dass dieser Weg richtig war. Es ergab einfach keinen Sinn.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Träume, Träume, Träume. Ysim hatte ihn einst in einen Alptraum geschickt und vielleicht würde Ian sich früher oder später daran gewöhnen. Wenn ohnehin alles ein Alptraum war… Aber war es das wirklich immer? Da war kein entschiedenes Absolut, eher ein leises Vielleicht, aber wahrscheinlich war eine Beantwortung dieser Frage nicht sinnvoll, bedachte man sein Fieber?
Sinnvoll war das meiste ohnehin schon längst nicht mehr, weder sinnvoll noch wirklich realistisch. Das meiste war absurd. Die Tatsache hier zu sein. Mit einer Jedi. Ja, eigentlich war alles eine Aneinanderreihung seltsamer Absurditäten die mal mehr und mal weniger Sinn ergaben, aber nie wirklich zueinander passten.

Ian hatte die Augen noch immer geschlossen, als er gegen den Baumstamm gelehnt dasaß und zuließ, dass Eowyn etwas in ihm beeinflusste. Vielleicht halfen die geschlossenen Augen sogar dabei, zuzulassen, was er sonst sicher nicht geduldet hätte. Immerhin musste er so nichts sehen und ein großer Vorteil dieser Blindheit war, sich dadurch weitaus weniger hilflos vorzukommen. Was man nicht sah, geschah nicht. War das nicht eine gängige Ausrede, die als Entschuldigung für alles genommen werden konnte? Und wie richtig alle damit lagen…

Als Ian sich bedankte, kam Eowyn ein wenig ins Stocken, dabei hatte er die Hälfte von dem, was er in dem Moment gedacht hatte, doch gar nicht erwähnt? Nein, eigentlich hatte er mehr als die Hälfte nicht erwähnt, aber es schien unsinnig sich für alles zu bedanken, denn seine Unfähigkeit in Worte zu fassen, was er eigentlich meinte und ihre allgemeine Unfähigkeit eine längere Konversation zu führen, ohne zu streiten, hätte ohnehin alles ad absurdum geführt.

„Ich weiß gar nichts“, führte er Eowyns Satz zwar nicht zu Ende, entschuldigte damit aber irgendwie, dass sie nicht weiter sprach und machte damit zeitgleich hoffentlich deutlich, dass er sie nicht verstand, ihr aber auch nicht übel nahm, wenn sie ihn im Dunkeln ließ. Hoffentlich. Da war wieder dieses Wort und dass er es gedanklich so oft nutzte, machte keinen Sinn. Ob es am Fieber lag oder an der Gesamtsituation? Ob sie besonders talentiert darin war, ihn zur Weißglut zu bringen und ihn zu besänftigen? Auch das wusste Ian nicht.

Eowyn hingegen schien mehr zu wissen, zumindest begann so ihr nächster Satz, der Ian ein Lächeln entlockte. „Nein, das seid ihr wahrlich nicht“, bestätigte er sie, ohne dabei boshaft zu klingen. Viel mehr sprach Ian es so aus, als würde ihn diese Tatsache nicht sonderlich stören, als hätte er sie schon längst akzeptiert. Die Zusammenarbeit, die sie dann erwähnte, ließen Ian schlussendlich doch kurz die Augen öffnen, um sie prüfend anzusehen. Für seine nächsten Worte aber war es eindeutig besser, sie nicht mehr anzusehen und so lehnte Ian seinen Kopf schlicht zurück an den Stamm, um abermals die Augen zu schließen.
Worte sind auch nicht meine Stärke“, gab er zu, obwohl Eowyn das sehr wahrscheinlich schon längst bemerkt haben musste. „Aber zumindest weiß ich“, - hatte er nicht eben noch gesagt, nichts zu wissen? -das vor sehr langer Zeit einmal alles anders war und ich wünschte… ich hätte Euch zu einem viel früheren Zeitpunkt getroffen, um Euch davon zu überzeugen.“
Was eine seltsame Erkenntnis war, die ihn in dem Augenblick, da er sie aussprach, nahezu selbst überraschte. „Bevor ich zu dem wurde, was ich bin, gab es eine Zeit, in der ich niemals getan hätte, was ich getan habe. Ich hatte Träume, wenn ich auch nicht viele Worte hatte, ich hatte so viele Träume.“ Ein Seufzen: „Und ich hatte Tahiri.“ Warum erzählte er das? Warum saß seine Zunge mit einem mal so locker, obwohl er sich noch immer wie ausgetrocknet fühlte und sie ihm eigentlich am Gaumen hätte kleben müssen?
„Sie hat mich zu etwas besserem gemacht und sie hätte nie geduldet, dass etwas wie das aus mir wird. Sie hätte es nicht geduldet und ich… auch nicht.“ Ein kurzes, traurig klingendes Auflachen folgte.Nein, mit ihr wäre das nicht einmal möglich gewesen.“ Wie auch?Wahrscheinlich hätte sie sich blenden mit Euch verstanden, denn ihre Logik war so seltsam, wie die Eure.“ Am Ende hätten sie sicher beide über seine Logik gelacht und wären übereingekommen, dass die Hälfte seiner komplizierten Gedanken keinen Sinn ergaben.
Ich wollte sie heiraten, aber ich war zu spät und nach ihrem Tod hat sich alles verändert. Ich habe mich verändert und ich wurde zu etwas, das ich nie sein wollte, das ich nie hätte werden dürfen. Würde sie heute sehen, wo ich bin, sie würde mich verabscheuen.“ Obwohl das eigentlich etwas war, wovon er nicht einmal glaubte, dass sie gewusst hatte, wie es funktionieren würde.
„Etwas, was Ihr auch tun solltet.“ Etwas, was er selbst tat und etwas, was er niemandem mehr verübeln konnte. „Vielleicht wärt ihr sogar meine Trauzeugin gewesen…“
Eine Weile schwieg er, die Augen nun doch wieder öffnend, auf jenes Stück des Schiffes richtend, dass mehr oder weniger das Dach bildete. Wenn ihm gestern –oder vorhin- noch kalt gewesen war, war ihm jetzt viel zu heiß und heiß war das Stichwort, dass ihn zurück an seine Verletzung erinnerte, die ihn im Schlaf wenigstens nicht gequält hatte.
Er fühlte sich seltsam, seltsam durch die vielen Worte, seltsam durch die Umstände und er sehnte sich danach wieder zu schlafen, fürchtete sich gleichzeitig aber davor, wieder zu Träumen.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Dafür, dass er "gar nichts" wusste, war er doch ein äußerst wichtiger Mann mit hochbrisanten Informationen... aber diese Tatsache gehörte jetzt nicht in ihr Gespräch, nicht jetzt, wo er sich endlich ein wenig beruhigt hatte und nicht mehr andauernd an seine Schuld dachte. Seine Schuld war es auch, dass er es ihr überhaupt noch erzählen hatte können, und vielleicht half es ihm zu zeigen, was sie in ihm sah. Vielleicht. Vielleicht schreckte es ihn aber auch ab... Also schwieg Eowyn, hörte ihm zu, als er plötzlich anfing, von sich zu erzählen. War es die fehlende Abschirmung, die geplatzte Bombe gestern oder einfach nur sein Fieber, das ihn dazu brachte? Vielleicht auch eine Mischung aus allem.
Seine Vergangenheit... jeder hatte eine Vergangenheit.

Er wünschte, er hätte sie früher getroffen? Eine interessante Vorstellung... wie wäre sie früher mit ihm ausgekommen? Wie wäre
er mit ihr ausgekommen? Sie hatte sich verändert, mehr als er sich vielleicht vorstellen konnte. Wobei, wahrscheinlich wäre er besser mit ihr klargekommen als jetzt. Früher war sie umgänglicher gewesen, wenn auch ungeduldiger im Allgemeinen.
Sie versuchte, sich einen jüngeren Ian vorzustellen... einen Ian, der nicht von Schuld gebeugt war und vergessen wollte, einen, der träumte, einen, der lachte, einen, der liebte... Tahiri. Sie lächelte leicht ins Dunkel.
Oh, Ihr müsst mich nicht überzeugen. Ich kann es mir vorstellen... ein wenig. Sie hatte ihn schon lachend gesehen, seine Schuld kurzzeitig vergessend. Sie konnte sich vorstellen, dass er Charme gehabt haben musste. Er schien auch heute manchmal durch. Sie muss eine wundervolle Frau gewesen sein, Eure Tahiri... so, wie Ihr von ihr sprecht. Eine einzigartige Sache, jemanden zu finden, der aus einem das Beste herauskitzelt. Es tut mir Leid, dass Ihr sie verloren habt... dass ich sie nicht mehr kennenlernen kann. Eowyn bedauerte es wirklich. Für Ian schien sie sein Herz gewesen zu sein, und langsam meinte sie zu verstehen, wie aus ihm wurde, was er nun war. Sie musste plötzlich gestorben sein, wenn er "zu spät" gekommen war. Ihr Tod hatte ihn aus der Bahn geworfen, kein Wunder. Der Tod eines geliebten Menschen hatte oft diese Wirkung. In kleinem Maße hatte sie es bei ihrem Vater gesehen, aber hatte Ian jemanden gehabt, so wie ihr Vater, der ihn stützen konnte? Vermutlich nicht. Tahiri... was für eine Frau war sie gewesen?
Ich bin mir sicher, sie würde Euch nicht verabscheuen... und Ihr wisst außerdem genau, dass ich meistens nicht das tue, was ich tun sollte, meinte sie mit einem leichten Lächeln. Sehr Ihr, wir wären schon einmal zwei... Wenn Ihr meine Logik gestattet.
Sie musste richtig lächeln, als sie seinen letzten Satz hörte.
Ja, vielleicht wäre ich das gewesen... Und ich wäre es gerne gewesen, so, wie ihr von Tahiri redet.

Sie schwieg kurz, in Gedanken an seine Worte, und fuhr dann aber fort, indem sie einen Schritt zurückging. Mein Vater... der Tod meiner Mutter hat ihn damals schwer getroffen. Ich habe es gesehen, ich habe versucht, ihm zu helfen, aber... Eowyn seufzte leicht. Ich war wohl keine große Hilfe. Ganz besonders nicht, als sie ihn dann irgendwann hatte sitzen lassen und nach Coruscant geflogen war. So etwas... verändert Menschen. In der Regel nicht in die Richtung, die man sich wünscht. Es ist nichts, was man sich aussucht. Sie warf einem Blick zu ihm herüber... war er überhaupt noch "da"? Es ist unglaublich schwer, und ich glaube... ich glaube wirklich, sie würde es verstehen. Sie kannte Euch. Sie bezweifelte wieder, die richtigen Worte gefunden zu haben. Es war nicht das, was sie hatte sagen wollen. Vielleicht verstand er trotzdem.

Sie schloss die Augen. Immer, wenn sie ihm zuhörte, hörte sie das Gleiche... Das was er war, der, der er war, er verachtete sich. Vielleicht hatte er Recht, was seine Vergangenheit anging, zumindest der Abschnitt zwischen Tahiri und jetzt. Doch er hatte nicht Recht für die Tage, in denen sie ihn kannte. Nein. Und sie würde es ihm klarmachen.
Ihr sagt, Ihr wisst gar nichts... Dann sollte ich Euch vielleicht sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich nun hier sitze. Vorhin... gestern... Vor ihrem inneren Auge sah sie die schwindenden Erinnerungen daran, es fröstelte sie noch mehr, als sie an die Wärme dachte. Ich war schon fast fort, flüsterte Eowyn schließlich und zog ihre Beine nah an sich heran, um sie mit einem Arm zu umklammern. Und Ihr... Ihr habt gerufen... und sie war zurückgekehrt.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Wären sie sich früher begegnet, sicher wäre alles anderes gewesen und vielleicht hätte Ian nicht nur Eowyn, sondern auch sich selbst davon überzeugen können, dass es da mehr in ihm gab als das, was aus ihm geworden war? Dabei wäre ein Aufeinandertreffen sogar denkbar möglich gewesen. War nicht mehr, als Tahiri schon ermordet worden war, aber relativ unmittelbar danach, als er zu den Jedi gegangen war, um sich dort ausbilden zu lassen. Da aber hatte schon eine Veränderung mit ihm stattgefunden und vielleicht hatten die Jedi gesehen oder gespürt, was Ian mit den Männern getan hatte, die ihm Tahir auf die brutalste aller Arten genommen hatte? Im Nachhinein, auch noch Jahre später wusste Ian nicht, ob seine damalige Affektrektion, in der er nicht einen einzigen klaren Gedanken hatte fassen können, auch zu den Dingen gehörte, die er bereute. Diese Männer hatten ihm das liebste genommen, sie hatten Tahiri nicht einfach nur getötet. Sie hatten ihr vorher unendlich viel Leid zugefügt. Konnte er da bereuen, dass er über sie gerichtet hatte? Er hatte sie gehasst, alle vier, aber einer war entkommen. Zumindest wusste Ian, dass er dem letzten, sofern er je auf ihn treffen würde, sicher nichts mehr antun würde. Mit Reue aber hatte das sicher nichts zu tun. Eher mit der Gewissheit, dass auch das nichts ändern würde. Sie würde nicht wieder lebendig werden. Heute wusste er, dass seine Handlung falsch gewesen war, aber war dieses Wissen mit Reue gleichzusetzen? Wohl kaum. Und war das wiederum nicht ein Beweis mehr, dass da kein Gutes in ihm war?

„Sie war wundervoll und vor allem, war sie das Beste in meinem Leben“, gab Ian schließlich bestätigend auf Eowyns Worte hin zu, lächelte bedächtig. Sie war viel mehr als nur das Beste gewesen. Tahiri war sein Leben gewesen und vielleicht hatte Eowyn recht mit dem, was sie einmal gesagt hatte, als sie erklärt hatte, es sei besser lieber kurz und intensiv zu spüren, als nie auch nur etwas.
Ob Eowyn wohl richtig damit lag, dass sie ihn nicht verabscheuen würde? Für einen Moment zog er diesen Gedanken wirklich in Erwägung, doch so sicher Eowyn auch klingen mochte, Ian selbst war es nicht.

„Da ist nie ein böses Wort über ihre Lippen gekommen und ich glaube, sie war der gütigste Mensch, den ich je kennengelernt habe, aber…“ Er brach ab, denn vielleicht, ja vielleicht… „Vielleicht habt ihr recht“, sagte er flüsternd, fast tonlos, wünschte sich fast, das es so war oder sein konnte.
Seltsamerweise tat Eowyns Lächeln, dass dann folgte auf sehr seltsame Weise gut. Vielleicht weil es echtes Lächeln war und ihn für einen Moment vergessen lassen konnte. Mehr als das, sorgte Eowyns Lächeln sogar dafür, dass Ian sich nahezu bildlich vorstellen konnte, wie es gewesen wäre und das brachte ihn seinerseits zum Lächeln.
„Ihr hättet sie gemocht“, dem war er sich sicher.

Die Müdigkeit rüttelte wieder an ihm, nicht so wie bei seiner Wache, aber Ian spürte dennoch deutlich, dass der Schlaf sich wieder ausbreiten wollte. Hätte Eowyn neben ihm nicht erneut das Wort erhoben, hätte er dem Drang wohl nachgegeben. So aber blickte er sie an, als sie von ihrer toten Mutter erzählte, davon, dass ihren Vater das schwer getroffen hatte. „Sicher nicht nur für ihn“, bedachte Ian leise, was vielleicht kein geringer Grund dafür war, dass sie ihm nicht so hatte helfen können, wie sie es sich gewünscht hatte. Ob es auch sie verändert hatte? Wie alt sie damals wohl gewesen war? Ob sie auch eine Veränderung an sich gespürt hatte? Drei Fragen, die in dem Dunkelhaarigen aufkeimten, aber die durch Eowyns nächste Behauptung und durch seine Müdigkeit verdrängt wurden. Hätte Tahiri es verstanden? Den Mord an ihren Peinigern? Den Mord an seiner Familie? Seinen Weg, der seit ihrem Tod eine einzige Abwärtsspirale gewesen war? Völlig unmöglich… Aber war es nicht das gewesen, woran sie geglaubt, woran Tahiri festgehalten hatte? Das unmögliches möglich war? Die Vorstellung daran hätte vielleicht etwas Tröstendes gehabt, aber sie schien nicht greifbar, nicht sinnvoll, nicht logisch für Ian. „Vielleicht habt ihr recht“, waren die nächsten Worte, die Ian flüsterte, die ein wenig heiser aus seiner Kehle drangen und wegen derer er sich eine einzelne Träne wegwischen musste. Aber wenn es da etwas gab, was er sich wünschen konnte, wenn er nur einen Wunsch frei gehabt hätte, dann nicht den, Tahiri genau das zu fragen, oder zu wissen, wie sie heute über ihn dachte. Nein, hätte er die Möglichkeit gehabt, er hätte alles getan um nicht zu werden, was er geworden war.

Eowyn rückte selbst mit einem Geständnis heraus, als sie etwas zugab, dass Ian schon wusste, für ihn vielleicht aber längst nicht so bedeutungsschwer war, wie für sie.

„Ich hätte nie zugelassen, dass ihr gegangen wäret.Nein, selbst dann nicht, wenn er noch im Orden der Sith aktiv gewesen wäre. Sicher, vielleicht war sein Gerechtigkeitsempfinden nichts, was allgegenwärtig zählen konnte, oder gar durfte. Aber sie hätte es nicht verdient gehabt zu sterben, sie nicht. Sie war unschuldig. „Niemals“, wiederholte er also, Schlaf und Fieber noch immer im Nacken. Da war aber seinerseits noch etwas, was er ihr sagen wollte und so zwang Ian den Schlaf noch ein wenig zu warten.
„Außerdem habt Ihr das Gleiche für mich getan.“ Zumindest im übertragenen Sinne. Denn hatte er sich nicht längst aufgegeben, bevor er sie getroffen hatte? War er selbst nicht schon fast fort gewesen, bis dem Zeitpunkt, als sie ihn gerufen, als sie etwas in ihm wach gerufen hatte? Da hatte er vermutlich nicht so falsch gelegen, als er sarkastisch erklärt hatte, sie anders nennen zu können…
„Ihr habt das gleiche für mich getan“, wiederholte er stattdessen, murmelte es mehr, als der Schlaf ein zweites Mal über ihn siegte.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Tod gibt es nicht, die Macht gibt es.
Bisher war dieser Satz im Kodex für sie eindeutig gewesen und auch nicht im geringsten furchteinflößend. Sie wusste, was ihre Lebensweise bedeutete. Sie war schon auf unzähligen, lebensgefährlichen Missionen gewesen. Sie hatte gesehen, wie andere starben. Es war ein Berufsrisiko, und sie ging es immer wieder ein.
Doch es war etwas anderes, wenn es dann tatsächlich geschah.
Dieser Satz... er hatte etwas Tröstendes an sich. Der Tod war nicht das Ende, sie wusste, dass da draußen etwas auf sie wartete. Aber sie war einfach noch nicht bereit dazu, oh nein. Nicht jetzt, sie hatte noch so viel vor. Sie wollte noch so viel verändern. Und eigentlich... eigentlich hatte dieser Satz Unrecht. Der Tod war sehr wohl real. Die Macht mochte in gewisser Weise über ihn siegen, doch ihr Leben, ihr Wirken hier, in dieser Galaxis, es wäre unwiederbringlich vorbei. Und das - das machte ihr plötzlich Angst.


Wunderbar. Noch etwas, das sie ihrer Liste der Problembewältigung hinzufügen konnte. Es stand ja noch nicht genug darauf.

Eowyn sah zu Ian herüber, der wieder eingeschlafen war, schwitzend, fiebernd. Es war nun an ihr, Wache zu halten, und sie hatte beileibe genug Gedankenmaterial, um sich zu beschäftigen. Aber vielleicht nicht das von gerade eben. Dieser Mond machte es ohnehin schon schwer genug. Dieser Mond... wo waren sie eigentlich? Sie war zu beschäftigt gewesen, um nachzusehen, wo sie eigentlich landeten. Ian würde es vermutlich wissen, er hatte ihr schließlich die Daten geschickt. Doch letztendlich... was bedeutete es schon? Es war nur ein Name, es würde nicht weiterhelfen.
Der Dschungel um sie herum erwachte langsam zum Leben, und sie zwang sich, nicht an ihr Dilemma zu denken. Wann hatte sie schon zuletzt Zeit gehabt, sich hinaus in die Natur zu setzen und einfach nur
zuzuhören? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Zu lange jedenfalls.

Tahiri also. Ein schöner Name... Vermutlich passend zu dieser Frau, der Ian seine Liebe geschenkt hatte. Er war erstaunlich offen gewesen. Und auch erstaunlich einsichtig. Vielleicht half es ihm. Eowyn bezweifelte, dass er jemals wirklich mit ihrem Tod abgeschlossen hatte. Wie auch. Den Menschen endgültig zu verlieren, der einem am meisten bedeutete... wie sollte man damit abschließen, wie sollte man weitermachen? Tod gibt es nicht, die Macht gibt es. Doch nicht für die, die zurückblieben. Die mit dem Schmerz und mit der Einsamkeit leben mussten. Dieser Satz... je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger erschien er ihr hilfreich. Ihr Vater hätte wohl ungläubig gelacht, wenn sie mit ihm darüber geredet hätte. Für sie war es einfacher gewesen als für ihn. Sie hatte ihre Mutter geliebt, über alles, und es war sicher seltsam und schwer gewesen, ohne sie aufzuwachsen. Aber für ihn... Für ihn war es vielleicht wie für Ian gewesen. Manchmal hatte sie ihn damals nicht verstanden, hatte ohnehin nie verstanden, wieso er sie aufhalten wollte. Heute, jetzt, war es klarer. Wenn sie sah, wie Ian litt, noch immer, obwohl es sicher einige Zeit her war... Ja, vielleicht war es dann besser, niemals so intensiv gefühlt zu haben. Vielleicht hatte sie sich in diesem Punkt geirrt.
Vermutlich war ihr Vater auch deshalb so früh gestorben. Sein Leben hatte keinen Sinn mehr gemacht. Ihre geliebte Mutter fort, und sie selbst ebenfalls. Er hatte einfach nicht mehr gekämpft, als er schließlich krank geworden war. Wofür auch. Sie selbst hatte es ja vor kurzem erst gespürt, wie es sein konnte, wenn niemand einen zurückhielt... oder dann eben doch.
Tahiri war wohl der Schlüssel, zu allem. Sie war die Person, an die Ian sich hielt, zumindest jetzt. Es war gut, dass er jemanden hatte, der ihn so halten konnte, der ihn so zum nachdenken und fühlen brachte... doch wie lange noch? Sie war tot. Sie konnte nicht immer für ihn da sein. Immerhin brachte ihre Erinnerung ihn noch zum Lächeln, und so lange dies möglich war, war es doch eine gute Sache... oder nicht?

Sie legte Ian kurz wieder die Hand auf die Stirn - warm, aber es schien alles so weit in Ordnung zu sein. Zumindest momentan schien er tatsächlich zu schlafen. Sie wünschte, sie könnte sich um seine Verbrennungen kümmern und seinen Körper unterstützen, doch selbst wenn sie könnte, ihre eigenen Blessuren sollte sie auch nicht außer Acht lassen. Der Dschungel drehte sich nicht mehr so schnell wie gestern, doch hin und wieder hatte sie noch leichte Schwindelattacken. Eine leichte Gehirnerschütterung, vermutete sie. Nichts, was mit ein wenig Ruhe nicht kurierbar war. Vielleicht war jetzt Zeit für eine Bestandsaufnahme ihrer selbst, gestern hatte sie nichts wirklich auseinanderhalten können. Da war noch ihr Arm, höllisch schmerzend, aber mittlerweile dämmbar. Ihr Bauch... irgendetwas hatte sie gestoßen, vermutlich nur viele blaue Flecken. Anderes hätte sich schon längst bemerkbar gemacht. Ihre Lunge fühlte sich tatsächlich besser an. Hin und wieder hustete sie noch, aber wirklich... kein Vergleich.
Sie würde es überleben, dank seiner Heilung.
Er hätte nie zugelassen, dass sie gegangen wäre.
Als ob er es dort hätte verhindern können... zugegeben, er
hatte es verhindert, wenn man es genau nahm, aber wenn sie ihn nicht gehört hätte... oder nicht auf ihn gehört hätte, dann hätte er rufen und schreien können, wie viel er wollte. Hätte beatmen können, so viel er wollte. Es hätte nichts genutzt.
Ein Schauer lief über ihren Rücken, und entschlossen wandte sie sich wieder von diesem Thema ab. Schließlich
hatte er gerufen, und sie hatte ihn gehört. Die Gegenwart zählte, nicht die Vergangenheit oder ein "was wäre wenn".

Was hatte er mit seinen letzten Worten gemeint? Sie hatte ihm nicht das Leben gerettet, ihn vor der Dunkelheit zurückgezogen... Vielleicht doch. Sie erinnerte sich, was er auf Nar Shaddaa gesagt hatte... er wolle vergessen... jetzt verstand sie auch, weshalb. Der Drang danach musste unglaublich groß gewesen sein, im Rückblick, unter Kenntnis all der Dinge, die sie nun wusste, begriff sie sogar nicht, wie sie ihn davon hatte abbringen können. Meinte er das? Wenn ja, dann war es keine große Hilfe gewesen. Seine Situation hatte sich nicht gerade verbessert.
Was konnten sie tun, um ihre Situation
jetzt zu verbessern? Sie hatte keine Ideen, fühlte sich einfallslos... Vielleicht sollten sie trotzdem einen Notruf über ihre Koms absetzen, auch wenn vermutlich niemand sie hören würde. Schaden konnte es nicht, aber alleine würde sie es nicht entscheiden. Die Macht, nun ja, damit hatte sie es schon versucht, sie würde es weiter versuchen, aber nicht jetzt, wo Ian schlief. Ansonsten... ansonsten konnten sie wohl einfach nur hoffen und überleben.

Langsam wurde es wirklich hell... sie sah nicht nur Schatten, sondern die Farben um sie herum leuchteten langsam wieder auf. Der Regen hatte nachgelassen, vielleicht würde er bald ganz aufhören. Wirklich trocken würden ihre Sachen hier wohl nie werden, aber zumindest nicht mehr ganz so klatschnass. Ihre Hose klebte noch immer feucht an ihr, genau wie ihr Oberteil und ihre Haare. Ihre Haare... bei der Macht, wenn sie überhaupt noch jemals wieder die Chance haben wollte, sie nicht bis auf wenige Zentimeter herunterkürzen zu müssen, dann sollte sie sie bürsten. Immerhin hatte sie so etwas zu tun, warum also nicht? Kurz schüttelte sie den Kopf bei dem Gedanken, dass sie kaum Proviant hatten, keine richtigen Wärmequellen, keinen Regenschutz, kein funktionierendes weitreichendes Kom... aber eine verdammte Bürste, die eben noch immer in ihrer Reisetasche schlummerte. Was nutzte ihnen schon eine Bürste? Vielleicht wäre es ohnehin sinnvoller gewesen, in dieser Nässe die Haare einfach abzuschneiden, aber eine Schere hatten sie nun einmal auch nicht zur Hand. Und mit einem Lichtschwert... nein. Definitiv nein.
Eowyn suchte in ihrer Tasche nach der kleinen Bürste und begann, etwas ungeschickt mit der falschen Hand ihre Haare zu entknoten. Sie hatte sie in einem Zopf hochgesteckt gehabt, aber davon war wohl nicht mehr viel zu sehen. Diese gewohnten Bewegungen beruhigten sie, brachten fast einen meditativen Zustand über sie herein, ihre Konzentration auf eine einfache Sache gerichtet und nicht auf Fragen über das Leben und den Tod, und so saß sie eine ganze Weile da, ihre Aufmerksamkeit abwechselnd auf Ian und den Dschungel gerichtet.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Dass Eowyn das gleiche für ihn getan hatte, war der letzte Gedanke, den Ian fassen konnte, bevor er abermals einschlief und dieses Mal war da kein Alptraum, der ihn plagte. Sie war die erste, der es gelungen war, ihn zum Umdenken anzuregen. Zumindest die erste, nach den jüngsten Ereignissen. Allein durch ihre Logik. Sie hatte so recht… Als er hatte vergessen wollen, hatte er nicht eine Sekunde überlegt, was wäre, wenn sich alles wiederholte. Diese Überlegung war einfach viel zu weit weg gewesen. Zwar schlief Ian ohne etwas schlimmes zu träumen, dafür aber war es, als würden verschiedene Gespräche noch einmal stattfinden, mit dem Unterschied, dass er diesmal nicht antworten, sondern nur zuhören konnte, was womöglich ein Vorteil war? Schon einmal hatte Ian vergessen. Ob es ihm im Traum bewusst wurde, oder ob er genau davon träumte? Der verhängnisvolle Tag, an dem er auf die Mission gegangen war, die ihn nicht nur von Alisah, sondern auch nahezu von seinem Leben getrennt hatte. Der Tag, als das Gebäude über ihm zusammenbrach. War da nicht nichts gewesen, an das er sich hatte erinnern können? War das Gefühl zu erwachen und nicht mehr zu wissen, wer er war und wo er sich befand, nicht schrecklich gewesen? War in jenem Moment nicht ein Gefühl, dass er mehr fürchtete, als jedes andere, in den Vordergrund getreten? Pure Verzweiflung… Wie hatte er auf die Idee kommen können, Vergessen als Lösung in Erwägung zu ziehen? Vergessen war keine Lösung. Vergessen war feige. Seine Feigheit aber hatte er schon besiegt, was sonst trieb ihn nach Lianna, wenn nicht etwas, das von Feigheit weit entfernt sein musste?

Tahiri hatte ihn einst davon überzeugen wollen, dass es nichts gab, das unmöglich war und Eowyn tat teilweise das Gleiche. Zumindest versuchte sie ihn von etwas zu überzeugen, an das er nicht glaubte.
War das was zählte, dass was gewesen war? Das was gerade geschah? Das, was geschehen würde? Eine Mischung aus allen Komponenten? Was wog mehr? Wer man gewesen war, wie man nun war oder wie man sein wollte? Kein Traum von Gesprächen, auch ein Traum voller Fragen.
Gab es immer eine Entschuldigung, immer eine zweite Chance, immer die Möglichkeit der Widergutmachung? Gab es so etwas wie letzteres überhaupt? War da mehr als Schuld? War da etwas Gutes in allem Bösem und etwas Böses in allem Gutem? Es gab mehr, als schwarz und weiß, mehr als nur gut oder nur schlecht. War vielleicht das die Antwort?

Was ihn diesmal weckte, war nicht ein Arm, der nach ihm griff, sondern die heller werdende Umgebung. Ian blinzelte, um sich an das ausbreitende Tageslicht zu gewöhnen und stöhnte leise auf, als er den Schmerz seiner Verbrennung fühlte, der ebenfalls mit ihm erwacht war. Was das Fieber betraf, so schien es nur noch schwach, oder gänzlich verschwunden. Was den Mond und alles andere betraf, war alles wie gehabt. Er befand sich noch immer auf Va’art, saß noch immer unter ihrem provisorischen Regenschutz und Eowyn? Ian musste nicht den Blick zur Seite wenden, um zu spüren, dass auch sie sich noch hier befand, direkt neben ihm. Dafür benötigte er nicht einmal die Macht.


„Sagt mir nicht, dass ich die ganze Zeit geschlafen und Euch die Wache habe übernehmen lassen!?“, waren die ersten, noch leicht schlaftrunkenen Worte, die Ian an sein Gegenüber richtete und sie dabei nun doch ansah. Die Tatsache, dass sie sich die Haare bürstete und somit wahrscheinlich schon eine halbe Ewigkeit wach war, sprach sehr dafür. Und nicht nur diese. Denn sie war auch wach gewesen, als sie ihn aus seinem Traum geweckt hatte, so wie sie wach gewesen war, als er ihr von Tahiri erzählt hatte. Das hatte er doch? Oder war es nur ein Traum gewesen?


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Die mangelnde Qualität tut mir sehr leid, aber irgendwie war das die einzige Möglichkeit nichts völlig schwachsinniges zu schreiben, dass entweder furchtbar albern, oder zu melodramatisch gewesen wäre :P Und es war wirklich schwer, dass alles zu besiegen :D
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Es war wirklich nicht einfach, sich die Haare nur mit einer Hand zu bürsten. Ihr rechter Arm war nutzlos. Eowyn war durchaus in der Lage, gewisse Dinge auch mit der linken Hand zu tun, aber komplett auf die rechte zu verzichten war besonders in diesem schwierigen Fall von Verknotungen eine große Herausforderung. Aber sie hatte Zeit... Ausnahmsweise. Ihre komplette Aufgabe lag nun darin, sich nicht zu verausgaben und aufzupassen. Das war im Vergleich zu den letzten Stunden wahrhaftig ein Segen. Und ihre Gedanken wurden durch diese Beschäftigung wunderbar unter Verschluss gehalten.
Sie war tatsächlich schon ziemlich weit gekommen mit dem Entwirren und arbeitete gerade an einem ganz besonders gemeinen Knoten, als sie hörte, wie Ian sich bewegte und aufstöhnte. Sie wandte ihren Blick vom Dschungel ab und blickte zu ihm.


Guten Morgen. Nein, bei weitem nicht. Ich bin erst seit... unserem Gespräch wach. Prüfend blickte sie ihn an. Das Fieber schien gesunken zu sein, er sah gesünder aus als bei seinem letzten Erwachen, und auch sein Verhalten deutete darauf hin... aber sie durften es nicht unterschätzen. Es konnte zurückkehren. Davor habe ich eine ganze Weile geschlafen. Er musste sich doch daran erinnern, schließlich hatte er diese Zeit genutzt und sich an ihrer Lunge zu schaffen gemacht. Was vermutlich früher oder später zu seinem Einschlafen geführt hatte. Im Nachhinein allerdings eine gute Sache - ihnen war nichts zugestoßen, und Ian hatte den Schlaf dringend gebraucht. Vielleicht nicht den Alptraum... Aber den Rest.

Irgendwie... hatte er Recht gehabt. Sie wusste nicht, wie sie nun mit der Situation umgehen sollte. Gestern Abend hatte sie nicht sonderlich viel nachgedacht - das heißt, hatte sie schon, aber sie hatte einfach gesagt, was sie dachte und sich nicht darum gekümmert, welche Folgen es haben würde. Das Gespräch vor ein paar Stunden war im Schutze der Nacht gewesen, unter der Decke der Dunkelheit, er im Fieber, sie gerade aus dem Schlaf erwacht. In der Nacht war immer alles anders. Es war einfacher gewesen, offen zu reden, ohne einander klar und scharf vor sich zu sehen. Die Nacht hatte immer etwas geheimnisvolles, unwirkliches an sich.
Aber jetzt war es hell, sie sah sein blasses Gesicht deutlich vor sich - und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Mit ihnen, mit ihrem Fortkommen von hier. Sie fühlte sich seltsam zurückhaltend und unsicher. Vielleicht aber auch, weil sie sich in den letzten Stunden viel zu viele Gedanken um alles gemacht hatte. Vielleicht verflog das Gefühl sofort wieder, aber es würde stärker werden, je länger sie schwieg.


Wie geht es Euch? fragte sie, weiter an ihrem Knoten zerrend, damit zumindest ihre Hände beschäftigt waren. Ich habe gestern vor der Trance noch versucht, mittels der Macht einen Hilferuf auszustoßen, aber... sie schüttelte den Kopf. Ich glaube wirklich nicht, dass es irgendetwas genutzt hat. Ich probiere es weiter... Vielleicht auch noch einmal direkt mit Aketos, auch wenn es einen Umweg bedeutete - sie hatte keine Ahnung, wo ihre Padawan sich genau aufhielt, eine Rettungsaktion von dieser Seite aus würde noch länger dauern, aber es war immerhin besser als nichts. Vielleicht konnte sie zumindest sie erreichen. Irgendwie.
Und dann? Wenn nicht? Was sollten sie tun? Was war ihr nächster Schritt? Gestern war das Ziel noch klar gewesen - die Nacht überleben, alles andere würden sie heute überlegen. Und nun war "heute"
, und Eowyn war kein bisschen schlauer, im Gegenteil. Die Situation war im Tageslicht genauso aussichtslos, im allerschlimmsten Fall kamen sie nie wieder von hier fort. Wer sollte sie hier suchen? Ganz zu schweigen vom Virus, von dem sie nicht wusste, wann es ausbrechen würde, oder ob es das schon getan hatte.
Sie senkte die Hand mit der Bürste und lehnte sich wieder an den Stamm.
Was sollen wir jetzt tun? fragte sie verzweifelt.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Seit ihrem Gespräch. Die Bestätigung dafür, dass er nicht geträumt, sondern es wirklich stattgefunden hatte. Allerdings konnte Ian nicht einordnen, wie lange sie gesprochen hatte und noch weniger konnte er einordnen, wie lange das her gewesen war. Ein paar Minuten, ein paar Stunden?
Er blickte hinaus, in den Dschungel, zwischen den Blättern hindurch und versuchte herauszufinden, wie spät es wohl sein mochte? Als Eowyn und er gesprochen hatten, war es noch dunkel gewesen. Jetzt hingegen war es nahezu hell und mit dem Tageslicht kam etwas zurück, dass sie Dunkelheit unter Verschluss gehalten hatte: Die Unsicherheit. Und Ian erinnerte sich daran, dass er noch gestern zugeben hatte, nicht zu wissen, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
Ian fuhr sich mit der Hand über die Augen, um das letzte Bisschen Müdigkeit hinfort zu wischen. Sie hatten schon, als sie aufeinandergetroffen waren nicht wirklich gewusst, sie miteinander umgehen sollten. Demnach, nun demnach gab jetzt nichts, was wesentlich anders war, als es das vorher gewesen wäre. Ja, er hatte Eowyn schlussendlich die Wahrheit gesagt, aber vorher waren da mehr als nur Andeutungen gewesen, dass er sicher nicht der richtige Umgang war, kein Mensch, mit dem sie verkehren sollte. Obwohl er sie halb im Dunkeln hatte tappen lassen, hatte er grundlegendes nicht verborgen. Ob diese Tatsache hilfreich war? Das seine Gedanken zurückkehrten, was er sicherlich nicht. Fest stand, dass sie sich beide in der gleichen Situation wähnten. Gestern hatte er Abstand gewollt und jetzt war da etwas, was ihn daran erinnerte. Gleichzeitig aber war da das Wissen, über das Gespräch und wenn Ian vielleicht auch nicht mehr genau wusste, was er alles gesagt hatte, war da mehr, als eine vage Vermutung, über den Gesprächsinhalt. Er konnte wieder unnahbar und einsilbig werden, sich verschließen, oder aber er blieb, das, was er seit diesem Gespräch war. Ein wenig anders?


„Besser und schlechter“, gab er also zu. „Das Fieber ist verschwunden, die Schmerzen nicht.“ Dann folgte etwas, was einem unsicheren Lächeln sehr ähnlich kam. Die Tatsache des Absturzes und die Absurdität der Situation und alles, was damit einhergeht sind nicht besser zu fassen, als gestern.“
Bloß war da heute der Entschluss, sich von diesen Tatsachen nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Denn sie mussten von hier verschwinden und der Drang, nach Lianna zu reisen, war nicht abgeebbt.
Ein prüfender Blick zu ihr, brachte Ian schlussendlich doch dazu, Eowyn eine ganz ähnliche Frage zu stellen.
Wie fühlt Ihr Euch?“
Ihr Hilferuf war nicht angekommen, zumindest schüttelte sie den Kopf, aber gestern war alles zu viel gewesen, direkt nach dem Absturz. Heute war es vielleicht anders. Heute, musste es anders sein.
Sie mussten hier weg und woher immer auch Ian seine Entschlusskraft nahm, sie würden von Va’art kommen. Der Regen ebbte ab, was Ian als gutes Zeichen wertete, oder als solches werten wollte.
Wenn es nicht darum gehen durfte, zu glauben, dass ihn jemand verabscheute, war es allerhöchste Zeit, alles dafür zu tun, dass Ian ein paar Dinge tat, die eben jenes nicht waren. Und so lange dieser seltsame Gedanke anhielt, so lange da auch nur eine geringe Chance war, dass Eowyn richtig lag, so lange konnte er diese nicht ignorieren.

Eowyn schien dafür wesentlich verzweifelter, als noch gestern und erstaunlicherweise sogar verzweifelter als er selbst. Doch ihr Gespräch hatte etwas bewirkt. Etwas, was Ian nicht verstand, aber vielleicht musste nicht alles logisch erklärt werden, schon gar nicht mit der seinen.
Wir werden ein Feuer mache und unsere Sachen trocknen. Das Schiff muss aus dem Sumpf und vielleicht gibt es darin noch etwas, was dabei hilft, einen Notruf abzusenden.“ Dann waren da natürlich noch die Verletzungen und prüfend hob Ian den Stoff seines Oberteiles an, um einen Blick auf die Wunde zu erhaschen. „Die Verletzungen“, machte wohl deutlich, dass sie sich auch darum kümmern konnten und alles in allem war das, was er bisher gesagt hatte so viel. Dabei gab es einen einzigen Satz, der vielleicht alles beinhaltete: „Nicht aufgeben.“
Das erste was er tat, was Wasser hervorzuholen. Eines für sie, eines für sich denn damit mussten sie wahrschlich nicht sparen. Es hatte so viel geregnet, dass es kein Problem sein würde eine Pflanze zu finden, die genug Wasser auf ihrem Blatt gesammelt hatte. Dann wanderte Ians Blick zu Eowyn und er tilgte jede Unsicherheit daraus.

„Wir werden nicht aufgeben, von hier verschwinden und nach Lianna gelangen.“ Dabei ignorierte er den leisen Zweifel, der ihm einzureden versuchte, dass sie niemals von hier kommen würden.
„Vielleicht treffen wir auf jemanden oder etwas, was hilfreich ist.“
Aber vorher mussten sie ihre Sachen trocknen und ihre Verletzungen heilen und er musste etwas trinken. Was er schlussendlich auch tat.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Eowyn zuckte mit den Schultern. Es käme wohl einem Wunder gleich, wenn Eure Schmerzen verschwunden wären, es sieht übel aus. Aber es ist gut zu hören, dass das Fieber fort ist... Ihr solltet trotzdem vorsichtig sein, was das angeht. Krankheiten und Infektionen waren heimtückisch, und sie wussten nichts über diesen Mond. So lange sie noch beide so angeschlagen waren würden sie besonders aufpassen müssen. Immerhin, sie hatten beide die Nacht irgendwie überstanden. Ein gutes Zeichen, wenigstens eines.
Ich? Mir ist fürchterlich kalt... meinte sie, und ein paar Schmerzen hier und da... Sie blickte ihn an. Mein Husten ist besser geworden, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt. Eine erstaunliche Veränderung, meint Ihr nicht auch? Eowyn warf Ian einen unschuldigen, wissenden Blick zu. Sie war ihm sicher nicht böse, warum auch? Sie hätte ihm geholfen, wenn sie gestern Abend noch dazu in der Lage gewesen wäre, und nur die Tatsache, dass sie nach dem Einwickeln in seinen Mantel einfach eingeschlafen war hatte sie davon abgehalten. Außerdem war es richtig gewesen. Er hatte Recht gehabt gestern abend, erst jetzt hinterher, wo sie nicht mehr durch den Schleier der einstürzenden Ereignisse sah, wurde ihr bewusst, wie Recht. Eine Rauchvergiftung konnte schnell tödlich enden, unbemerkt. Es war leichtfertig gewesen, einfach einzuschlafen, aber gestern... gestern war einfach Schluss gewesen.

Erleichtert stellte Eowyn fest, dass Ian weitaus tatkräftiger und richtungsweisender war als sie selbst. Normalerweise wusste sie, was zu tun war. Normalerweise gab sie schließlich auch den Ton an und hatte zu wissen, was zu tun war. Wie sonst konnte sie Padawane ausbilden oder ihren Aufgaben nachgehen? Ohne ihre Bauchentscheidungen und verrückten Einfälle wäre sie oft verloren gewesen. Aber jetzt... Ihre Entscheidungskraft hatte in den letzten Wochen und Monaten massiv abgenommen. Auf Nar Shaddaa war es besonders deutlich geworden. Sie war immer unsicherer geworden, und jetzt hatte sie das Gefühl, am Boden angekommen zu sein. Zumindest hoffte sie, dass es nicht noch tiefer ging, denn das hier war schon schlimm genug.
Außerdem war es sinnig, was er sagte.

Ein Feuer klingt gut, kam es aus tiefster Seele aus ihr heraus. Wärme... wie sehr sehnte sie sich nach Wärme! Sie musste sich außerdem wirklich dringend umziehen. Auch ihr zerrissenes Oberteil anzulassen war keine gute Idee gewesen, aber auch hier griff die gleiche Ausrede wie vorhin. Sie hatte immerhin noch einen weiteren Satz Kleidung dabei, der vermutlich ohnehin besser geeignet war für diese Umgebung. Nicht so weit und ausladend, nicht so schwer.

Das Schiff aus dem Sumpf zu heben hingegen erfreute sie nicht so sehr, aber es war notwendig. Es würde ein ganzes Stück Arbeit werden. Genau wie das Heilen ihrer Verletzungen. Wie hatte sie das eigentlich gemacht, bevor ein Heiler direkt neben ihr saß? - Du bist nicht in solche bescheuerten Situationen geraten, ganz einfach.
Nicht aufgeben.
Diese zwei Worte sagten mehr aus als alles vorher zusammen. Nicht aufgeben... Nicht aufgeben. Nicht aufgeben. Richtig. Und so lange sie nicht wusste, was zu tun war, würde sie einfach ihm die Führung überlassen. Das war ohnehin besser. Vielleicht würden sie dann weniger streiten.
Sie griff nach dem Wasser, das er ihr hinhielt und trank, während er noch einmal standfest betonte, dass sie es von hier fortschaffen würden. Waren das vertauschte Rollen? Hatte sie so etwas Ähnliches nicht gestern versucht zu sagen? Wenn, jedenfalls nicht so überzeugt.


Sie nickte, als sie schließlich das Wasser absetzte.
Das klingt nach einem Plan... Ein Feuer, dann Eure Verletzungen. Und bevor er anfangen konnte, dagegen zu protestieren, hob sie die Hand und sprach sie weiter. Wirklich. Eure Verletzungen. Das Fieber heute früh war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es nötig ist. Ihr müsst fit sein, das ist... Sie stockte angesichts des Gesprächs heute morgen und sprach dann mit einem müden Lächeln weiter. ...nur logisch.
Eowyn legte die Bürste zurück in die Tasche und versuchte, die Haare wieder in einen Pferdeschwanz zu zwängen. Einarmig. Stang. Dann eben nicht, auch wenn sie jetzt permanent nerven würden. Weshalb hatte sie sich nur so lange Haare angewöhnt... die Kurzhaarfrisur früher war weitaus praktischer gewesen.

Wie sollte sie ihre Sachen trocknen, wenn es draußen noch immer regnete? Wenn auch nur leicht. Aber da musste sie wohl durch, und es machte keinen Sinn, wenn der Mantel dabei auch noch nass werden würde. Eowyn schlüpfte also aus dem Mantel heraus, nahm ihr Lichtschwert in die Hand und lächelte schief.
Bereit fürs Holzsammeln?

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Eine Wunderheilung über Nacht wäre wohl zu viel des Guten gewesen und eine Verbrennung war anders, als eine einfache Fleischwunde. Ohne das Fieber –und Ian wusste sehr wohl, dass Eowyn dafür verantwortlich war- würde es einfach werden, sich noch einmal an der Heilung zu versuchen. Vor allem jetzt, da er weniger erschöpft, als gestern war.
„Monde haben vielleicht seltsame Heilungskräfte. Euer Husten, mein Fieber…“ Dabei erwiderte Ian Eowyns unschuldigen Blick so gut er konnte. Das ihr noch immer kalt war, war nebenbei bemerkt, auch nicht verwunderlich, denn sie trug noch immer zum größten Teil das, was sie auch gestern schon getragen hatte. Nicht, dass Ian es durch seinen Mantel hinweg gesehen hätte, aber in ihrem kleinen Versteck lagen nur seine nassen Sachen und bis auf ein Tabbart nicht, was ihr gehörte. Demnach war ein Feuer eine dringende Notwendigkeit, andernfalls bekamen sie ihre Sachen niemals getrocknet, was für eine Wanderung alles andere, als gute Voraussetzungen waren. Sie würden jeder, immer mindestens eine trockene Garnitur benötigen, um immer dann, wenn sie pausierten, etwas Trockenes anziehen zu können. Vielleicht hatten sie auch Glück und Wärme und Sonne würden über den Regen siegen. Aber sie mussten für alle Eventualitäten gerüstet sein.

Seinen Plan nahm sie gut auf, bestätigte ihn sogar, auch wenn sie darauf beharrte, dass er seien Verletzungen heilten sollte und das, bevor er sich um ihre kümmerte. Er musste fit sein, damit hatte sie recht, genau wie sie fit sein musste. Dennoch, als sie das Wort Logik erwähnte und Ian durchaus verstand, auf welche Aussage sie da anspielte, lächelte Ian, den Blick auf den Boden richtend. Bloß war da etwas falsch in der Logik und diesmal schien er es vor Eowyn zu erkennen, die schon den Mantel von sich gelegt hatte, um sich auf das Sammeln vorzubereiten.
„Ich fürchte, nein“, war die Antwort des Dunkelhaarigen, auf Eowyns Frage bezüglich seiner Bereitschaft jetzt aufzubrechen, um Holz zu sammeln. „Ich widerspreche nur ungerne“, was ihn schlagartig daran erinnerte, dass das genau die Art gewesen war, wie er Tahiri widersprochen hatte, in den selten Fällen, in der er tatsächlich logischer dachte, als sie. Ob er Eowyn genauso anlächelte, wie er es bei Tahiri getan hätte (frech und verschmitzt), konnte er glücklicherweise nicht beurteilen.Aber wenn wir so“, wobei er kurz auf ihrer beider Verletzungen deutete,Holz tragen, können wir vermutlich nur Streichhölzer entzünden.“ Und das machte wirklich wenig Sinn. Eowyn konnte nur einen Arm richtig heben und er würde wahrscheinlich auch kaum Holz tragen können. Demnach hatte die Heilung wohl oberste Priorität. „Wenn wir Glück haben ist der Regen zu Ende, wenn wir fertig sind.“ Falls ihr die Idee gar nicht gefiel: „Oder wir levitieren alles hier her“ und er würde sich schlicht und einfach nicht so anstellen.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Ja, daran muss es wohl liegen... am Mond, erwiderte Eowyn trocken. Und hinter dem nächsten Hügel liegt eines der zig Krankenhäuser, die diesen Effekt ausnutzen. Schön wäre es, aber das würde wohl ein Traum bleiben.
Sie war schon bereit gewesen, sich in den Regen zu stürzen, als Ian sie zurückhielt. Sein Lächeln hätte sie ihm übel genommen, wenn es zwei Tage früher gewesen wäre. Jetzt aber sah sie es als das, was es war, ein einfaches Lächeln. Nicht mehr und nicht weniger. Dieser "Ausflug" tat ihr womöglich doch ganz gut, dachte sie spöttisch. Er war heute wirklich um einiges gelassener als gestern. Ob es an ihrem Gespräch lag? An der Ruhe, die er gehabt hatte? Wie auch immer... sie würde es nicht herausfordern.
Und außerdem lag er gar nicht so falsch. Sie selbst konnte noch ganz gut klarkommen, er hingegen... Er könnte ihr hinterherwanken und wahnsinnig hilfreiche Kommentare geben.
So sehr sie sich nach Wärme sehnte, nein, das machte mehr Sinn. Und sie würde schließlich nicht gleich erfrieren.

So legte sie den Mantel mit einem Seufzen wieder locker über ihre Schultern. Meinetwegen. Auch wenn es wirklich eine Herausforderung wäre, hier Streichhölzer zu finden.
Aber wenn es Euch nichts ausmacht... lasst mich bei Euch zusehen und es dann selber versuchen. Ihr solltet nicht all Eure neue Kraft gleich wieder verschwenden.
Sie setzte sich wieder etwas bequemer hin. Bevor sie allerdings zur Heilung kommen konnte kam noch der gemeine Teil - das Entfernen der Kleidung über der Wunde. Sie riss sich zusammen, so weit sie nur konnte, aber hin und wieder entwichen ihr dann doch ein paar Schmerzenslaute. Danach konnte es ja nur noch besser werden. Sie lehnte sich an den Baum und griff dann, wie Ian, nach der Macht.


Ihr eigener Heilversuch war gar nicht so übel gewesen... Eowyn betrachtete ihren Arm prüfend. Er sah nicht aus wie neu und würde noch ein paar Tage brauchen, bevor er wieder voll einsatzfähig war, aber er sah definitiv besser aus als vorher. Was man von ihrem Oberteil nicht sagen konnte. Der rechte Ärmel fehlte nun ganz, und am Bauch hatte sie zwei Mal Stücke abgerissen. Tabbart sei Dank waren diese Stellen aber vielleicht nicht ganz so tragisch wie der Ärmel, und ohnehin würde sie sich nachher umziehen. Trockene Kleidung... sie konnte es kaum erwarten.
Dankbar, ihren Arm wieder halbwegs nutzen zu können, sorgte sie auch gleich dafür, dass ihre Haare nicht mehr andauernd ins Gesicht fielen.
Auch Ian sah nun wesentlich besser aus und lief wohl nicht mehr so schnell Gefahr, Fieber zu bekommen. Langsam aber sicher ging es doch bergaufwärts. Nun noch ein Feuer und sie konnte sich beinahe wieder wie ein Mensch fühlen. Etwas zu essen würde vielleicht auch nicht schaden. Nach dieser Heilung fühlte sie sich wieder ein wenig schlapper als vorhin.


Danke für die Hilfe, sagte Eowyn und hob ihren Arm zur Verdeutlichung. Es lief sicher noch nicht ganz so rund wie bei Euch, aber zumindest kriegt man keinen Schock mehr, wenn der Blick darauf fällt...
Wenn Ihr keine Einwände mehr habt...
sie warf ihm einen gleichzeitig fragenden als auch belustigten Blick zu. Seid ihr jetzt bereit fürs Holzsammeln?

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn

Ihr trockener Kommentar ließ ihn, halb lächelnd, die Schultern zucken. Zumindest als Kind hatte er versucht zu glauben, dass ein Mond etwas Besonderes sein musste, aber das war wohl viel mehr der Tatsache zu Schulden, dass er bis dahin selbst nie auf einem gewesen war.

Sein Widerspruch endete nicht in einer Diskussion, diesmal zeigte sich auch Eowyn von einer weniger kratzbürstigen Seite und so gingen sie beide dazu über, sich um ihre Verletzungen zu kümmern. Ian selbst versuchte langsam vorzugehen, damit Eowyn so viel wie möglich erkennen konnte. Außerdem half ihm die Langsamkeit dabei, seine Energie besser einzuteilen. Er mochte halbwegs ausgeschlafen sein, auf der Höhe aber war er noch nicht und das Fieber, das zwischenzeitlich zwar verschwunden war, wollte Ian so schnell nicht wieder herausfordern. Einfach zu heilen war diese Art der Verletzung nicht, denn mehr, als nur die Haut hatte etwas abbekommen und wäre Ian am Tage zuvor nicht wenigstens so weit gekommen, sie Wunde zu reinigen, hätte er heute vermutlich gegen schlimmeres, als hohes Fieber kämpfen müssen. Als der Dunkelhaarige schlussendlich halbwegs zufrieden mit seinem Werk war, hatte er das gröbste geheilt. Aber es stand völlig außer Frage, dass die nächsten Narben entstehen würden. Ein paar mehr, die wahrscheinlich gar nicht mehr auffallen würden.

Auch Eowyn kam gut voran, zumindest hatte sie dafür gesorgt, dass der nötige Selbstheilungsprozess schneller eisnetzen würde, als er es ohnehin getan hätte. Ihr Arm war beweglich und sah um einiges besser aus, als vorher. Gut. Ian nickte anerkennend
. „In ein paar Jahren, wird es auch ein leichtes für Euch sein.“ Schließlich war das Heilen eine jener Techniken, die er seit Beginn seiner Ausbildung intensiv geübt hatte.

Der Regen hatte ganz aufgehört, was In registrierte, als er unter ihrem Schutzdach hervorkam. Nebel hatte ihn abgelöst, der nun dunstig über dem Boden hing. Besser als der Regen, auch wenn Va’art so in ein leicht unheimliches Licht getaucht wurde.
„Da ich kein logisches Gegenargument habe…“

So gingen sie beide hinaus und hatten so vielleicht das erste Mal die Möglichkeit, ihre Umgebung richtig wahr zu nehmen. Va’art war bedeckt von hunderten von verschiedenen Pflanzen und wären die Lichtverhältnisse und die Situation eine andere gewesen, wäre dieser Mond vielleicht fast so etwas, wie ein kleines Paradies gewesen. Wenn auch jetzt die Stimmung ein wenig aufgelockert sein mochte, sie wussten sicher beide, weshalb sie sich hier befanden und Ian würde sicher nicht den Fehler begehen, sich von dem eventuellen Charme des Mondes einfangen zu lassen. Nein. Sie hatten eine Mission, er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und sobald ihre Kleidung getrocknet war, war das oberste Ziel, alles zu tun, um von hier zu verschwinden. Je dichter sie in den Dschungel gingen, umso einfacher würde es sein, halbwegs trockenes Holz zu finden.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
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