Va'art

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Seine Erklärung war so gut wie jede andere, und sie war zu müde, mit ihm darüber zu diskutieren. Wut... ja, das konnte sie jetzt nachvollziehen. Nur zu gut. Wut konnte so zerstörerisch sein, kein Wunder, dass sie auch ihn dazu verleitet hatte, solche Dinge zu sagen... Sie konnte es nachvollziehen, und sie war dankbar dafür, dass er es korrigiert hatte. Dennoch. Es hätte erst gar nicht geschehen brauchen, wobei sie sich aus der Gleichung auch nicht völlig ausschloss. Ihr Vorwurf an ihn hatte diese ganze Diskussion schließlich erst ausgelöst... ach. Es war sinnlos. Das hatte sie doch schon vorhin festgestellt, und zwar nicht nur einmal. Er hatte einen Fehler gemacht - zugegeben, einen nicht kleinen Fehler, aber sicher keinen, der gravierend war. Und vielleicht war es ja sogar hilfreich gewesen... Vielleicht half es ihnen, irgendwie miteinander zurecht zu kommen.
So falsch war Euer erster Eindruck nicht... vielleicht sind wir einfach beide ein wenig arrogant. Und wer bin ich, Euch Eure Wut vorzuwerfen... Matt schüttelte sie den Kopf. Solche Dinge waren nun ihr geringstes Problem. Es war geschehen, und ja, sie könnte noch weiter darauf herumreiten, aber was nutzte es? Es würde sie nur wieder entzweien, womöglich wieder in einen Streit und zu Vorwürfen treiben. Nein. Ich hoffe einfach nur, Ihr habt Recht... Denn wenn nicht... Wenn nicht würde sie sich gut überlegen müssen, wie es weiterging. Aber das hatte Zeit - Zeit, bis feststand, ob es überhaupt ein "weiter" geben würde.

Immer wieder schloss sie die Augen - es war einfach angenehmer, nachdem sie von den vielen Tränen so aufgequollen waren. Sie musste furchtbar aussehen, aber wen interessierte das? Sie selbst gerade am allerwenigsten.
Es war nur sinnig, dass seine Vergangenheit ihm Angst machte, und das war etwas, das Eowyn in ihren Augen nur noch deutlicher zeigte, dass er auf dem Weg seiner zweiten Chance war. Würde jemand, der nichts bereute, vor seiner Vergangenheit Angst haben? Das glaubte sie nicht.
Ihm ging es ebenfalls nicht besonders gut. Was kein Wunder war... sie hatten eine harte Nacht hinter sich, waren beide immer noch nicht wieder voll einsatzfähig und schlugen sich hier mit tiefen Problemen durch, die schon unter normalen Bedingungen schwer zu begreifen waren. Aber es ließ sich nicht ändern, eine Vertagung des Gesprächs würde nichts nutzen. Jeder von ihnen wäre dann wieder mit seinen Gedanken alleine - vielleicht war es so sogar besser.
Der Blick auf Ians schwarze Ader hätte sie vermutlich mehr erschrocken, wenn sie noch schneller hätte denken können, oder wenn sie sich nicht in diesem merkwürdigen Zustand, in dem alles so anders wirkte, befunden hätte. Zorn, Wut... negative Gefühle. Es war eindeutig, welche Vergangenheit Ian hatte, und das war nun einmal etwas, das sich nicht wegdenken ließ. Es war jedoch manchmal sehr schwer für sie, sich diese Dinge vorzustellen. Sie kannte ihn nicht so, sie kannte seine andere Seite. Für sie war es einfacher, ihn so zu sehen, als für ihn selbst, und zwar nicht nur, weil der eigene Blick oftmals vernebelt war.
Wo zog man die Grenze? Wann konnte jemand neu beginnen, wann war es zu spät? Gab es ein zu spät, wenn jemand ehrlich umkehren wollte? Es durfte nicht so sein. Es war einfach nicht richtig. Sie
sah doch, sie spürte doch, dass er anders war... Ihr könnt es, sagte sie so einfach schlicht, unfähig, momentan kompliziertere Worte zu finden. Lasst nicht zu, dass diese Angst Euch auffrisst... Ihr dürft nicht aufgeben.
Das hier...
sie wies auf seine Ader, das war Eure Vergangenheit. Eure Zukunft liegt noch vor Euch. Ja, es lässt sich leicht reden... Aber es ist wahr. Ihr hättet mich auf dieser Reise schon so oft gerne an die Wand geklatscht... gebt es doch zu. Ich bin... nicht blind. Tz. Nun ja. nicht blind. Aber Ihr habt es nicht getan. Sicher war das niemals tiefer Zorn... hoffte sie zumindest. Aber es ist ein Anfang.

Es war anstrengend. Schon sonst fand sie nicht die richtigen Worte, und jetzt hatte sie wirklich nicht den Kopf dafür. Sie redete völligen Unsinn, sie wusste es. Schon wieder. Ian, es tut mir Leid, ich kann Euch nicht sagen, was ich weiß, ich kriege es nicht aus meinem Kopf. Er ist so voll und gleichzeitig so leer, ich... Sie war müde. Ihr war kalt. Ihr Kopf schmerzte noch immer ein wenig vom Absturz und umso mehr nach der letzten Stunde. Sie hatte Durst und Hunger, und ihre Nase lief und lief. Dennoch bemühte sie sich, weiterzusprechen.
Ich kann Euch nur darum bitten, mir zu... Sie zögerte. Nein. Nicht vertrauen. ...glauben. Ich weiß, dass Ihr es könnt, ich sehe es in Euch. Ja, es geht um so viel mehr, es geht immer um mehr. Aber sagt mir... War es Euer Plan, den Virus auszulösen? War es Euer Plan, Coruscant dafür zu nutzen? War es Euer Plan, den Frieden vorzutäuschen? Sie schüttelte den Kopf.
Es wäre geschehen, so oder so. Und glaubt mir, so paradox es klingt, momentan bin ich froh darüber, dass Ihr dort wart, um zu unterschreiben. So... haben wir doch zumindest noch diese kleine Chance...
Ian...
Sie rappelte sich wieder auf, griff nach seinem Arm und deckte die Ader zu, so gut sie mit ihren Händen konnte.
So wie ich nicht die Galaxis an einem Tag retten kann, so dürft Ihr Euch nicht die Schuld anderer aufladen. Beginnt von vorne. Gebt Euch diese zweite Chance.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn



Sein erster Eindruck hatte sich nicht bestätigt und arrogant war sicher das letzte Wort, mit dem er Eowyn nun beschreiben würde. Aber selbst wenn, was war Arroganz mehr, als ein Zeichen von Unsicherheit? Zumindest das waren sie irgendwo beide. Unsicher in dem, was sie taten. Unsicher in dem, was sie sich zutrauten. Dabei war es vielleicht verrückt, dass sie in all ihrer Unterschiedlichkeit vielleicht doch einiges gemeinsam hatten.


„Ich habe recht“, wiederholte er überzeugt um doch ein Lächeln zu verlieren.Ich muss recht haben, wenn ich arrogant bin, hm?“. Nur ein kleiner Witz, der dem doch wieder so schwer gewordenen Thema ein klein wenig an Schärfe nehmen sollte.

Aber es schien, als hätte Eowyn sich beruhigt. Ihre Tränen waren versiegt, was Ian gleichzeitig auch erleichterte. Zwar mochte er einst ein Sith gewesen sein, aber seine Empathiefähigkeit war nie so abgestumpft gewesen, dass ihm Gefühle anderer nichts ausgemacht hätten.

Spätestens sein Geständnis, sich vor sich selbst zu fürchten, brachte die Schwere über sie zurück und auch hier schienen sie sich stetig abzuwechseln. Erst offenbarte sie sich, dann tat er es und womöglich bestand so die kleine Chance, dass sie einander besser verstanden?
Nicht aufgeben, nicht zulassen, dass die Angst ihn auffraß. Nein, das würde er nicht, Ian würde beides nicht zulassen und es war nicht zuletzt auch Eowyn zu schulden, dass er es nicht tat. Dennoch, er würde sich hüten, weil er um die verheerende Wirkung der Dunklen Seite wusste. Bisher war es in Eowyns Beisein einfach gewesen, nicht komplett die Beherrschung zu verlieren, nicht nachzugeben. Aber sie konnte ihn kaum derart verletzen, dass er in eine solche Verlegenheit kommen würde. Seinen kleinen Ausbruch, der ihr vielleicht viel deutlicher gemacht hätte, was er war und was er sein konnte, hatte sie ebenso wenig erlebt. Ihrem Fingerzeig auf seine Narbe folgte Ian mit seinem Blick. Vergangenheit. Ob er es schon so nennen konnte? Nein. Gefühle umgaben sie und sein Zorn war ein Bestandteil. Etwas, was er zu bekämpfen suchte, aber sicher nichts, was in der Vergangenheit lag. Ein innerer Dämon, der ihm womöglich immer anhaften würde, auch in der Zukunft, von der er sich nicht sicher sein konnte, sie überhaupt noch zu besitzen.


Um mich wirklich in Rage zu bringen, braucht es auch etwas mehr, als ein bisschen Kratzbürstigkeit“, wagte Ian sich dennoch an einem weiteren Halbwitz. Und er tat es, damit er seine trüben Gedanken, die so anders waren, als die ihren, entfloh. Sie hatte ihn wütend gemacht, aber seinen Zorn hatte sie nicht heraufbeschworen. Etwas, was er auch nicht zulassen würde. Nein, nicht nur, weil er nicht daran glaubte, dass sie ihn so weit nicht bringen konnte. Auch, weil er es nicht wollte. Denn sonst würde ihr Verständnis in Verachtung umschlagen und ob Ian damit umzugehen vermochte? Etwas, was er lieber nicht zu früh heraufbeschwören wollte und etwas, von dem er inständig hoffte, dass es nie geschehen würde. Nein. Sie durfte ihn niemals so erleben. Er durfte niemals wieder so sein. Nicht wie auf Telos. Sein Zorn mochte in ihm sein, ein Teil von ihm, aber er durfte nicht zulassen, dass er der Teil war, der über ihn siegte. Etwas, was ihm anhaftete, ihn aber nicht einholen durfte. So fasste der Dunkelhaarige innerlich einen Entschluss und um ihn gültig zu machen, sah er Eowyn entgegen. Einfach würde es nicht werden, aber er musste es sagen, denn irgendwie fühlte er sich dazu verpflichtet. Dabei erschien es so unmöglich… Aber Tahiri hatte an das Unmögliche geglaubt und tat Eowyn nicht genau das Gleiche? Er musste es sagen, er musste und Ian war sich der Bedeutung seiner folgenden Worte mehr, als bewusst. „Ich verspreche Euch, solange ich meinen Verstand noch klar nutzen kann, alles dafür zu gebendabei sah er nun abermals auf die Ader, dieser Seite nicht mehr nachzugeben, sie nie wieder die Überhand gewinnen zu lassen. Koste es… was auch immer es wolle. Kein leichtfertiges Versprechen und sicher das schwerste einzuhaltende, das er machen konnte. Aber bisher hatte er immer zu seinem Wort gestanden und vielleicht würde ihm diese Tatsache dabei helfen. Bekam er eine zweite Chance oder auch nur etwas, was annähernd in diese Richtung ging, dann musste er etwas dafür tun und die Zerstörung seines Kristalls war nur eine erste Geste gewesen. Die Angst würde damit nicht verschwinden, sehr wahrscheinlich tat sie das nie. Ging es aber darum etwas richtig zu machen, musste er dieses Versprechen geben und halten. Er musste.

Was ihre anderen Worte betrafen:
Ich will Euch glauben.“ Mehr noch, musste er Eowyn glauben, sonst war er verloren.
War es sein Plan gewesen, das Virus auszulösen?
Nein“. War es sein Plan gewesen, Coruscant als Ziel zu nehmen?Nein.“ Und auch die dritte Frage konnte er, ohne sich einer Lüge zu bemächtigen, mit dem gleichen Wort beantworten.
Außerdem hatte sie recht… Da war eine winzige Chance, dadurch dass Allegious ihn und keinen anderen gewählt hatte. Den Harderer, der zum Verräter geworden war. Sie hatte so Recht!

Ian folgte der Berührung ihrer Hände, die seine Ader verdeckten und ließ ihn einen Augenblick dort verharren. Was er in diesem Moment fühlte, war an Seltsamkeit kaum zu übertreffen. Sie mochte hier nur ein Mahnmal der Dunklen Seite verdecken, aber in Wahrheit tat sie viel mehr. Für einen einzigen Augenblick ließ Eowyn das aus seinem Blickfeld verschwinden, was er für immer von sich weisen wollte. Das, gegen das er kämpfen wollte. Das, was nicht mehr Herr über ihn werden durfte. Ob Eowyn wusste, was sie gerade für ihn tat, mit dieser winzigen Geste? Sie löste etwas seltsames in ihm aus, so viel tand fest. Mehr als nur seltsam. Den Bick noch immer auf ihre Hände richtend war da ein Lächeln, durchsetzt von Dankbarkeit. Nein, gewiss wusste sie nicht, was sie da gerade getan hatte, aber er wusste es. Dem inneren Drang, sie kurz zu umarmen widerstand Ian dennoch, als er aufstand und Eowyn ihre Hände so letztendlich lösen musste. Den Ärmel wieder über das rollend, was er nicht sehen wollte, ihre Hände dort noch immer spürend, stand er so vor ihr und reichte ihr die eigene Hand, damit sie aufstehen konnte.
Ich will Euch glauben und ich wünsche mir, dass Ihr Recht habt. Genau deswegen sollten wir jetzt das Schiff aus dem Sumpf ziehen.“

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Sie selbst hatte Ian gebeten, ihr zu glauben - im umgekehrten Fall blieb Eowyn wohl nichts anderes übrig, als es ebenfalls zu versuchen. Sie konnte schlecht von ihm Dinge verlangen, die sie selbst nicht ausführen wollte. Bestechende Logik, lächelte sie leicht zurück, dagegen lässt sich nichts einwenden.
Sie war mehr. Mehr von was? Sie wusste es nicht, hatte nicht einmal einen Hauch von einer Ahnung, aber was sollte sie nun anderes tun als damit beginnen, es herauszufinden? Niemand hatte gesagt, dass es leicht war, auch wenn verschiedene Ängste immer noch in ihrem Inneren um die Wette tobten. Sie schob sie nicht beiseite - das hätte nur wieder dazu geführt, dass sie begann, sie zu verdrängen. Aber sie versuchte, sich erst einmal bewusst gegen sie zu entscheiden, und sie nur so lange außer Acht zu lassen, wie es die Situation verlangte. Und hoffte einfach, dass sie sie nicht in einem unbeobachteten Moment überfallen würden.

Sie musste noch mehr lächeln, als Ian wieder auf ihre Kratzbürstigkeit zurückkam. Das würde sie in seinen Augen wohl nie wieder loswerden... Wobei nie wieder eine lange Zeit war, ein Zeitraum, der doch etwas weit gesteckt war. Denn sollten sie es irgendwann von hier fortschaffen, dann würden sie noch gemeinsam nach Lianna reisen, und dort... dort würde jeder von ihnen seinen eigenen Weg gehen. "Nie wieder" war wohl also im besten Fall eine Sache von Tagen oder Wochen, und an den schlechtesten Fall würde sie jetzt nicht denken. Wie würde es sein, nach all diesem wieder durch die Basis zu streifen, den Tag umgeben von Padawanen zu verbringen, ansonsten alleine zu sein? Eine Vorstellung, die so seltsam war, dass sie nicht wirklich in ihren Kopf konnte, und außerdem... außerdem waren sie im wahrsten Sinne noch Lichtjahre davon entfernt.


Ians Gedanken hatten einen anderen Verlauf genommen als die ihren, was gut war - schließlich hatte sie ihn zum Nachdenken bringen wollen. Seine Worte rührten sie, und hätte sie noch Tränen in sich gehabt, sie hätten wohl ihre Augen gefüllt. Wie gerne hätte sie ihm gesagt, dass sie ihm dabei helfen würde, dass sie ihm dabei beistehen wollte. Doch ihre Gedanken von vorhin hielten sie zurück. Wenn alles gut ging... Sie würden auf Lianna keinen Grund mehr haben, Zeit miteinander zu verbringen. Sie wusste ganz ehrlich nicht, was der Rat tun würde, auch wenn sie nicht daran glaubte, dass sie unbarmherzig sein würden. Wie viele waren vom Pfad der dunklen Seite schließlich schon zurückgekehrt und hatten wieder Aufnahme bei den Jedi gefunden? Sie bezweifelte allerdings, dass er um diese Aufnahme bitten würde, bei all seiner früheren Verachtung für die Jedi, und wenn er dann die Basis irgendwann wieder verließ... Sie konnte ihm schlecht Dinge versprechen, die sie nicht einhalten konnte, das war sowohl früher als auch jetzt eine Sache, die einfach nicht ging. Oh, etwas, von dem sie mit Sicherheit sagen konnte, dass es sie ausmachte, bemerkte sie nebenbei.
Und wenn es nicht gut ging... dann würde er ohnehin vermutlich nicht viel Gelegenheit bekommen, sein Versprechen zu brechen.
So nickte sie bloß, denn andere Worte wären nicht angemessen gewesen. Eowyn wusste, dass er es ernst meinte, und sie hoffte inständig, dass er es schaffen würde, das Versprechen zu halten.


Er schien zum Glück endlich zu verstehen, dass diese ganze furchtbare Geschichte ihren Ursprung nicht bei ihm hatte. Er lächelte, als sie seinen Arm bedeckte, ein ehrliches Lächeln, eines, das sie wieder ahnen ließ, wie er früher gewesen sein musste. Eines, bei dem sie einfach schon wieder nur schwer glauben konnte, dass er noch vor wenigen Wochen ein Sith gewesen war, eines dieser Wesen, das sie so sehr... was - verachtete?
Er war nicht so. Ja, sie hatte auf Nar Shaddaa seine dunkle Aura gespürt, aber seither war so viel geschehen, sie hatte so viel gesehen, so viel erlebt, so viel gespürt, es war so... anders. Er war nicht wie dieser Twi'lek, nicht wie Marrac, nicht wie... nicht wie dieser andere Ian, auf den sie damals getroffen war, bei dieser unsäglich furchtbaren Mission, als das mit Winter geschehen war.
Er war anders. Ganz einfach.
Und das musste sie ihm zeigen.

Er verbarg die Ader wieder, aber Eowyn hatte das dringende Gefühl, dass sich etwas bei ihnen verändert hatte. Jetzt würde alles leichter werden... wenn sie sich nicht irrte.
Sie irrte nicht. Sie musste sich vertrauen.
Sie ergriff die Hand, die er ihr reichte, und stand auf.
Oh, ich habe Recht... betonte sie noch einmal. Ich muss Recht haben, schließlich bin ich eine arrogante Jedi, meinte sie mit zuckenden Mundwinkeln. Es gab keinen Grund, es ihm nicht im gleichen Spiegel vorzuhalten.
Apropos Spiegel... Einen Spiegel wollte sie zwar gerade wirklich nicht sehen, aber es erinnerte sie daran, dass sie genauso aussehen musste, wie sie sich fühlte.
Beim nächstbesten, großen Blatt, das auf dem Boden lag und noch Regenwasser beinhaltete blieb sie einen Moment stehen und beugte sich darüber, um zumindest die gröbsten Spuren ein wenig zu beseitigen. Sie erschrak ein wenig, als sie ihr schummriges Spiegelbild sah - blass mit roten Flecken, die Haare nass und noch ein wenig verwuschelt, ein oder zwei Kratzer hier und da. Im nächsten Moment aber waren ihre Hände schon eingetaucht, hatten die glatte Oberfläche zerstört und rubbelten schließlich mit dem Wasser über ihr Gesicht. Das fühlte sich doch gleich viel besser an.

Der Weg zurück zu ihrem Unterschlupf fühlte sich weiter an als sie gedacht hatte - sie war wohl doch ein gutes Stück gerannt. Das Feuer an ihrem Lagerplatz brannte noch ein wenig, und Eowyn betrachtete es ein wenig bedauernd. Aber sie hatten schon genug Zeit mit... nun ja,
damit verloren, und sie mussten dringend das Schiff bergen. Eines jedoch fiel ihr auf - die Phiole lag nicht mehr dort, wo Ian sie hingepfeffert hatte. Unwahrscheinlich, dass jemand - welcher jemand? - sie gestohlen hatte, also musste Ian sie aufgehoben haben. Sie lächelte leicht. Ja, vielleicht war noch nicht alles vorbei. Sie durften die Hoffnung nicht aufgeben...
Zeit, um etwas zu trinken und zu essen musste dennoch sein. Sie trank ein paar Schlucke und spürte erleichtert, wie sich ihre Kehle wieder besser anfühlte. Dann kramte sie in ihrer Tasche nach einem dieser immergleichen Energieriegel - oh wie würde sie sich auf das Essen in der Basis freuen! - den sie mitnahm und unterwegs aß. Sie hatten nicht mehr viele, sie würden sich bald Alternativen suchen müssen, aber eines nach dem anderen.

Der Weg zur Sandkorn war heute doch um einiges angenehmer zu bewältigen als gestern, doch als sie an dem Sumpf ankamen, blieb Eowyn verblüfft stehen.
Wo... sie ist weg! Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet... Sie hatte Stunden gehabt, um zu versinken, es war logisch, aber irgendwie...

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn


Auch Ian verzog den Mund zu einem Lächeln, als sie bei ihrer Logik angekommen waren. Sie konnten zusammen streiten und das ohne große Schwierigkeiten, aber sie konnten gemeinsam Lächeln und vor allem gelang es ihnen dabei sogar Themen aufzugreifen, die unlängst schon zum Streit geführt hatten, ohne erneut die Kraft zu haben, einen weiteren heraufzubeschwören. Lächeln. Noch so eine Seltsamkeit, denn auch ein einfaches Lächeln war bis Nar Shaddaa eines der verloren geglaubten Dinge gewesen. Obwohl es beängstigend war, wieder mehr fühlen zu können, war es gleichzeitig beruhigend. Ob es ihn zurück auf den richtigen Weg führte oder Einfluss auf seine Chance nahm? Die Vermutung lag nahe, aber auch das gehörte zu den Dingen, die Ian lieber nicht zu Ende denken wollte. Er würde sich auf keinen Fall in zu viel Sicherheit wiegen und zu glauben, dass sich mit einem Mal alles verändert hatte wäre naiv und töricht gewesen. Außerdem hatte er seine eigene Erfahrung mit Hoffnungen und ein weiteres Mal den gleichen Fehler wie damals, würde er nicht begehen, denn ehe er sich versah konnte all das wieder zu einem einzigen Alptraum werden.

Hier auf Va’art würde Ian diese kleinen Momente der Unbeschwertheit, die so selten, aber so intensiv kamen, genießen. Denn spätestens wenn sie Lianna erreichten, würde ihn alles einholen. Die Realität würde ihn einholen. Hier mochte alles durch den Nebel verdeckt sein, aber sobald sie diesen Mond verließen, verließen sie auch die vielleicht teilweise schützende Umgebung. Eowyn mochte überzeugt von seiner Aufrichtigkeit sein und ihm Glauben schenken, aber auf Lianna galt es mehr, als nur eine Frau zu überzeugen. Mehr noch, galt es einen Ort zu betreten, der ihn daran erinnern würde, was er war und daran, dass er einmal abgewiesen worden war. Er hatte sich geändert, ein teil von ihm hatte sich geändert, dass glaubte Ian tatsächlich. Doch alles in allem würde er das Gegenteil von dem bleiben, was auf Lianna war. Auch wenn er kein Sith mehr war, ein Jedi war er nicht. Und die Deutlichkeit, die Unterscheidlichkeit würde ihn anspringen. Es bedurfte weder einer geplatzen Ader, noch einer dunklen Aura um zu wissen, um zu erkennen, dass er auf Lianna so etwas wie ein Feind war. Welten würden aufeinander treffen. Unterschiedliche Ansichten. Verachtung auf Verachtung? Vielleicht... Aber verachtete er die Jedi tatsächlich? Jetzt, wo er so lange Zeit mit einer von ihnen reiste?

Vor allem aber würde er sich dort wie ein Eindringling fühlen. Wie ein Eindringling, ein Mörder, ein Verbrecher. Daran würde kein Gespräch mit Eowyn etwas ändern, so wenig wie sich an der Tatsache ändern würde, dass es eine ganz andere Art der Konfrontation sein würde. Die Vergangenheit konnte er nicht abschütteln und auch nicht verdecken, selbst wenn das ein Wunsch gewesen wäre. Die Jedi würden ihn erneut damit konfrontieren und selbst, wenn sie es nicht taten, würde er es erneut tun müssen. Nichts, was e rhier nicht schon getan hätte. Aber es würde anders sein. Schwerer.

Eine andere Form der Schuld würde dann kommen, eine größere. Und ja, er hatte Angst vor den Reaktionen, Angst vor Verachtung und Angst vor Feindseligkeiten, die ihm, darin war es sich sicher, begegnen würden. Ob er davor gewappnet war? Wohl kaum. Ob es Eowyn beeinflussen würde? Daran wollte er lieber nicht denken. Was würde außerdem danach geschehen? Würden sie ihn hinrichten? Einsperren? Er wusste es nicht und die Ungewissheit darüber war nur ein weiter Punkt, der ihn ängstigte. Angst. Vielleicht eines der wenigen Worte, das etwas beschrieb.

Eowyns Witz brachte den Dunkelhaarigen glücklicherweise dazu, nicht schon jetzt damit zu beginnen, sich im nächsten Chaos zu verlieren. Ihr Witz und seine Gabe, Dinge nach hinten zu verschieben. Und vielleicht… vielleicht auch das Gespräch, das etwas verändert hatte. Etwas, das er anders, als seine Ängste, nicht beschreiben konnte.


„Bestechende Logik“, war demnach genau die gleiche Antwort, die sie ihm vorhin selbst gegeben hatte, nachdem er ihr aufhalf.
Zurück an ihrem Lager angekommen, legte Ian Holz nach und legte die nasse Kleidung, die er zuvor auf große Blätter legte, um das Feuer herum. Schließlich war neben der Wärme auch das Trocknen Ziel gewesen. Nachdem das getan war, nahm auch Ian einen kräftigen Schluck, auf einen Riegel verzichtete er besser. Die Macht würde ihm dabei helfen, den Hunger nicht nur erträglich zu machen, sondern ihn zu verbannen. Morichro war eine so nützliche Technik…

Beim Schiff angekommen, oder besser an der Stelle, an der die Sandkorn einst noch ein wenig aus dem Sumpf geragt hatte, stellte Eowyn mit Überraschung in der Stimme fest, was Ian schon vorher gewusst hatte. Es war versunken.
Ein leicht verlegener Blick sollte die Jedi erreichen.

„Mein Versuch sie alleine zu bergen hat nicht ganz funktioniert“, gab er zu. Immerhin hatte ein Teil noch aus dem Sumpf geragt, bevor er sich an ihr zu schaffen gemacht hatte.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der versunkenen „Sandkorn“, mit Eowyn
 
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Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der versunkenen „Sandkorn“, mit Ian

Das ist... offensichtlich, brachte Eowyn schließlich trocken hervor und warf ihm einen Seitenblick zu. Was habt Ihr versucht - sie mit Euren Muskeln an Land zu ziehen? Aber was hatte sie erwartet? Er hatte offensichtlich nicht lange daran herumprobiert. Schließlich war er sie irgendwann suchen gegangen, wofür sie ihm ja auch sehr dankbar war. Sie war sich sicher, dass er es zumindest zum Teil hätte bergen können, aber das machte keinen Unterschied.
Der Nebel wallte ganz besonders um den Sumpf, machte die Umgebung, die etwas weiter weg lag, undeutlich und unscharf. Wo sollten sie das Schiff hinstellen? Sie würden sich nicht die Mühe machen und es herausziehen, nur um es im Sumpf zu lassen, damit es in weigen Stunden wieder fort war. Nein, es musste auf festeren Grund gestellt werden. Sie hoffte, dass der Platz, auf dem sie gerade standen, ausreichte - sie hatte keine Lust, jetzt noch damit zu beginnen, Bäume zu fällen, einmal davon abgesehen, dass es ihr per se schon widerstrebte.


Die "Sandkorn" war glücklicherweise kein riesiger Frachter. Andererseits... ein riesiger Frachter wäre vielleicht nicht völlig versunken. Alles hatte immer zwei Seiten. Wir sollten uns vielleicht näher an die Bäume stellen, damit wir Platz haben, das Schiff abzustellen.
In Zusammenarbeit müssten sie es auf jeden Fall schaffen, die Schrottkiste aus dem Sumpf zu heben. So ein großes Problem war es schließlich nicht. Sie lächelte, während sie an den Rand der Bäume gingen. "Größe bedeutet nichts..." Es war immerhin einer der Sätze neben "Tu es, oder tu es nicht", die im Orden jeden Tag von irgendjemandem zitiert wurden. Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört... und leider auch selber gesagt. Sie wusste, dass viele Padawane diese vielzitierten Sätze auch oftmals spöttisch nutzten, wenn sie dachten, dass ihre Meister sie gerade nicht hörten - zum Beispiel, wenn sich jemand über seine Portion beim Mittagessen oder über die kleinen Schlafräume in der Basis beschwerte. Im Endeffekt hatten diese Sätze ja ihre Daseinsberechtigung, und sie waren richtig - in der Theorie. In der Praxis machte es sehr wohl einen Unterschied, Ian hatte in ihrem kleinen Unterschlupf vermutlich noch unbequemer gesessen als sie, und ihr Nacken tat ordentlich weh, wenn sie sich länger mit ihm im Stehen unterhielt. Sie sah Ian betont von unten an. Ich nehme an, in Eurem Fall bedeutet "Größe" schon etwas?
Sie würde gleich sehen, was die Praxis mit diesem Satz anstellen würde. Eowyn wusste nicht, ob sie überhaupt schon jemals so etwas Großes levitiert hatte, aber vermutlich war es nicht viel anders als mit einem Lichtschwert oder einer Kuchengabel.

Interessanter würde vermutlich eher ihre Zusammenarbeit werden. Noch vor wenigen Stunden hätte das Ganze in einem Desaster enden können, bei dem eher sie beide zusätzlich im Sumpf landeten als das die "Sandkorn" draußen war. Jetzt... konnte es tatsächlich klappen. Bei ihrer Heilung gestern Abend hatte sie Ian beobachtet - aber mehr war es nicht gewesen, ein Beobachten, kein Zusammenarbeiten. Sie würden kooperieren müssen, sich aufeinander einlassen.
Aber wenigstens bequem wollte Eowyn es dabei haben, und so setzte sie sich an den Rand des Platzes, nah an einen Baum. Die Nässe des Bodens machte nun auch keinen Unterschied mehr.
Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf ihre Atmung. Ihre Mitte zu finden war schließlich nichts, das momentan irgendwie
einfach gewesen wäre. Dann ließ sie sich fallen, spürte, wie die positive Kraft der Macht sie durchdrang. Sie war überall, hell und leuchtend, und sie atmete sie ein wie ein Ertinkender die frische Luft - weshalb hatte sie eigentlich vorher keine Zuflucht darin gesucht? Unwichtig.
Da war sie selbst, da waren die Steine, da waren die Tiere und die Bäume, da war der Sumpf, da war die "Sandkorn"... und da war Ian. Sie konnte ihn sehen, als ob sie die Augen offen hätte, spürte seine Energie und seine Kraft, sein mittlerweile schon fast vertrautes Selbst, und dann begannen sie, gemeinsam die "Sandkorn" zu umgeben, zu umhüllen, und sie langsam emporzuheben.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der hoffentlich nicht mehr so ganz versunkenen „Sandkorn“, mit Ian
 
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Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der versunkenen „Sandkorn“, mit Eowyn

„Nun… offensichtlich würde ich es nicht nennen“, kommentierte Ian betont mit einem Schulterzucken, ihren Seitenblick deutlich auf sich spürend. Mit Muskeln wäre er vermutlich erfolgreicher gewesen, als mit seinem wütend-unkonzentrierten Einsatz der Levitation. „Nicht ganz, aber es war ähnlich nutzlos.“ Und zum Glück hatte sie ihn dabei nicht beobachtet. Wobei es dann vermutlich auch nicht zu ihrem kleinen Zwist gekommen wäre.

Sich einen anderen Platz zu suchen war in jedem Fall eine gute Idee, es sei denn ihnen lag etwas daran, die Prozedur des Bergens mehrere male zu wiederholen. Der sumpfige Boden würde sein Übriges dazu tun. Näher zu den Bäumen gehend, murmelte Eowyn etwas von Größe und davon, dass diese nichts bedeutete. Ein Satz, der Ian selbst nicht unbekannt war, auch wenn er ihn nie genutzt hatte und das, obwohl er Weisheiten sicher nicht abgeneigt war. Aber Sith hatten zumeist andere Methoden, Dinge begreiflich zu machen, die mit einfachen Worten wenig zu tun hatten. Salassar war der lebende Beweis dafür, dass Größe nichtig war und der kleine Stein, der Ian damals das Leben gerettet hatte, als er ihn auf Charon geschleudert hatte, war ebenfalls Beweis genug dafür.
Als Eowyn sich schließlich neben Ian gesellte und ihren Größenunterschied mit in den Nacken gelegten Kopf betonte, schüttelte Ian nur den Kopf, lachte aber dennoch kurz auf.

„Glaubt Ihr das tatsächlich?“ Der Anflug eines Lächelns, kein Widerspruch, diesen hatte er ohnehin schon mit dem Schütteln seines Kopfes gegeben und die Tatsache, dass er sich jetzt nicht aufplusterte um seinerseits seine Größe noch einmal zu betonen, tat vielleicht ihr Übriges dazu.
Nergal hatte ihn deutlich überragt und Ian hatte sich noch nie auf Größe etwas eingebildet, dabei hätte er das vermutlich tun können, wenn er bedachte, wie klein und schmächtig er einst gewesen war. Nein, Größe bedeutete nichts und das wusste Ian zu gut.

Während Eowyn sich schließlich auf den Boden setzte, bevorzugte Ian es bei dieser Angelegenheit lieber zu stehen. Es war das zweite Mal, dass sie zusammen agieren würden, zählte er das Öffnen der Türe auf Coruscant mit. Auch Ian schloss die Augen, als das für jene offensichtliche vor ihm verschwand, um nicht etwa Dunkelheit, sondern etwas anderes zu bringen. Umrisse. Farben. Segmente. Die Sandkorn wurde ebenso sichtbar, wie alles andere, was im Sumpf verborgen war. Das Schiff als kalter, schwerer Gegenstand, das was lebte eher weich und warm. Und dann war da noch Eowyns Präsenz die er jetzt das erste Mal bewusst wahrnahm, bewusst wahrnehmen musste. Ob seltsam hier wieder beschrieb? Nein. Eowyns Präsenz war anders als die seine, natürlich. Anders, als die von Alisah. Eigentlich waren es zwei Worte, die sie beschrieben. Filigran und stark. Wäre da nicht seine Konzentration gewesen, hätte Ian vermutlich gelächelt. So aber konzentrierte er sich auf das Wesentliche, das nicht etwa darin bestand, sich alleine auf das Schiff zu konzentrieren, sondern zu verbinden. Nicht sich und seine eigene Kraft –oder Größe- in den Vordergrund zu drängen, sondern zu Achten. Achten und Verbinden. Ihre Macht mit der seinen. Und so bargen sie die Sandkorn gemeinsam, stellten sie auf dem festeren Boden ab. Allerdings sollte das vielleicht harmonische Gefühl, das Ian empfunden hatte in dem Moment verschwinden, da er die Augen öffnete und mehr, als nur das sah, was die Macht preis gegeben hatte. Im Tageslicht gab die Sandkorn einen jammervollen Anblick.


„Möchte ich wissen, wie es in dem Schiff aussieht?“ Das letzte Mal als er es betreten hatte, war schließlich so viel Rauch in seinem Inneren gewesen, dass er nicht einmal die eigene Hand vor Augen hatte sehen können. Und als darum gegangen war Eowyn aus dem Schiff zu bergen, war sicher als letztes darum gegangen, einen genaueren Blick ins Innere zu werfen.
„Nein, möchte ich nicht,“ grummelte er die Antwort selbst, als er sich auf die Sandkorn zubewegte, aus der unentwegt schlammiges Wasser austrat. Kein Wunder, war die Rampe doch geöffnet gewesen. „Ihr habt nicht zufällig, der Witterung angepasste Kleidung dabei? Gummistiefel? Taucheranzug?“, wandte er sich ironisch an Eowyn, ein wenig von der Hoffnung, überhaupt noch etwas brauchbares im Schiff zu finden, einbüßend.

Sie würden ein paar Minuten warten müssen, ehe sie die Sandkorn würden betreten können.



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der versunkenen „Sandkorn“, mit Eowyn
 
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Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, bei der geborgenen „Sandkorn“, mit Ian

Bei guter Zusammenarbeit bedeutete Größe tatsächlich nichts. Oder zumindest nicht viel. Es hatte wunderbar funktioniert, sie hatten sich gegenseitig ideal ergänzt. Wer hätte das vorein paar Stunden noch gedacht... Es konnte nicht lange gedauert haben, bis die "Sandkorn" schließlich auf dem weniger schlammigen Boden stand und Eowyn sich wieder erhob.
Der traurige Anblick des Schiffes machte allerdings alle Erleichterung über die gelungene Bergung zunichte - an vielen Stellen Schlamm bedeckt, an manchen Stellen abgerissene Pflanzen und sogar ein oder zwei seltsam aussehende, kleine Schnecken krochen über den Bug. Wäre es nur außen so gewesen hätte es kein großes Problem dargestellt... aber als sie um die Ecke gingen sahen sie, dass durch die geöffnete Rampe Wasser und Dreck austraten. Eine schlechte Idee, sie offen zu lassen, aber wie schon so oft - gestern waren andere Dinge wichtig gewesen.
Wenigstens war das Feuer so restlos gelöscht, hurra.

Stang, rutschte es Eowyn heraus, als sie das Malheur sah. Das Wasser floß in Strömen aus dem Schiff, und sie mussten aufpassen, dass sie nicht in seinen Fluß gerieten. Die meisten Geräte würden wohl so endgültig hinüber sein - erst das Feuer, dann das Wasser... keine gute Kombination. Der letzte Anker drohte, davonzuschwimmen, und Eowyn riss sich zusammen, um die Hoffnung nicht aufzugeben. Noch waren sie nicht drinnen gewesen. Noch konnten sie etwas finden.
"Sie" war gut. Als ob sie selbst ein funktionierendes Gerät von einem zerstörten unterscheiden konnte, oder ein zerstörtes von einem reparaturmöglichen. Dinge, die sie nutzte, funktionierten einfach... oder sie taten es nicht, dann konnte sie allerdings auch nichts daran ändern. Abgesehen von ihrem Lichtschwert selbstverständlich, das sie vermutlich im Schlaf auseinander- und wieder zusammenbauen konnte.
Jetzt, wo überall das Wasser eingedrungen war, war es noch viel unrealistischer, dass sie hier irgendetwas erkennen konnte - sie hoffte inständig, dass Ian dazu mehr in der Lage war.
Der allerdings Ähnliches erkannt haben musste.


Aber sicher doch. Die Gummistiefel sind gleich unter dem Raketenantrieb und dem Raumanzug versteckt... Das Wasser strömte mittlerweile langsamer aus dem Schiff, dafür war der Boden direkt vor der Rampe jetzt völlig durchweicht. Ihre Stiefel waren das Einzige, das nach dem Regen gestern zumindest noch halbwegs trocken geblieben war - das würde ihnen wohl den Rest geben. Wir sollten uns bei Gelegenheit beim Verkäufer des Schiffes beschweren... Wasser- und Luftdicht ist etwas anderes. Habt Ihr eigentlich eine Ahnung, was uns letztendlich hier her verschlagen hat? Das Wasser war nun fast versickert, nur noch Pfützen waren im Schiff auszumachen. Weiter würde es sicher nicht verschwinden, also begann Eowyn, sich vorsichtig einen Weg zur Rampe zu bahnen. Und, wo wir gerade davon sprechen... Wo ist dieses "hier" eigentlich? Ich habe das irgendwie nicht mehr mitbekommen...
Im Schiff selbst sah es tatsächlich nicht besser aus, als es von außen vermuten ließ. Alles voller Schlamm und Wasser... und im Cockpit würden noch die Brandzerstörungen hinzukommen. Nicht gerade aufbauend. Sie war kurz innen gewesen, als es noch voller Rauch gewesen war, aber jetzt sah sie definitiv mehr. Es sah fast so aus, als ob jemand sie mit aller Kraft davon abhalten wollte, nach Lianna zu fliegen... Aber das war Blödsinn. Es war einfach nur... was, Pech gewesen? Zufall? Hm. Nicht gerade das, was sie jetzt denken wollte.

Eowyn betrat das Cockpit, und wie erwartet, sah hier alles noch viel schlimmer aus. Die Kontrollen waren verschmort, die Knöpfe geschmolzen, Kabel durchtrennt. Und was nicht verbrannt war, war durchnässt. Hilflos stand sie inmitten des Chaos' und wusste noch nicht einmal, wo sie ansetzen sollte. Gut möglich allerdings, dass vielleicht hinter den Verkleidungen noch etwas überlebt hatte... Die nächste Frage war auch, was von den Werkzeugen überhaupt noch funktional war. Aber das war erst relevant, wenn es hier überhaupt noch etwas zu reparieren gab. Schulterzuckend, mit einem ratlosen Ausdruck auf dem Gesicht, wandte sie sich Ian zu. Ich fürchte, Ihr müsst mir sagen, nach was ich Ausschau halten soll... oder, ob ich überhaupt etwas Sinnvolles tun kann. Für mich sieht das nämlich alles einfach nur ziemlich zerstört aus...

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, in der geborgenen „Sandkorn“, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, in der geborgenen „Sandkorn“, mit

Jämmerlich war die Übertreibung des Jahrtausends. Das Schiff hatte, bevor er es gekauft hatte, gepflegt und neu gewirkt. Jetzt hingegen sah es dank des Schlammes und dem Getier aus, als hätte er es aus einer Müllpresse und nicht von einem Händler erworben.
Einmal um das Schiff herumgehend, es genauer betrachtend, war die Frage, was die Sandkorn zum Absturz gebracht hatte, zwar nicht ganz eindeutig aber relativ plausibel zu erklären. Da waren Schrammen und davon eine ganze Menge. Warum auch immer die Sensoren nichts angezeigt hatten, etwas hatte sie gerammt. Oder eben sie etwas. Eine Unterscheidung war da eher zweitrangig.
Immerhin brachte Eowyns Fluch den Mann zum Lächeln. Ob ihr schon aufgefallen war, dass sie dieses Wort häufig benutzte? Eigentlich war sie sogar die erste Frau überhaupt, die er fluchen hörte, was ihre Kratzbürstigkeit nur weiter unterstrich. Fast hätte Ian sich zu der Frage hinreißen lassen, ob es Jedi überhaupt erlaubt war zu fluchen. Aber ein weiterer Blick zur Sandkorn war nicht einmal nötig, um ihn von derlei Scherzen abzubringen.

„Ich glaube, etwas hat uns getroffen. Keine Asteroiden. Etwas… Metallisches. Weltraumschrott.“ Eine andere Erklärung gab es nicht, es sei denn, sie hatten ein getarntes Schiff gestreift. Was womöglich die fehlende Sensoranzeige erklärt hätte, sonst aber reichlich unrealistisch klang.
Die Antwort, wo sie sich befanden, war hingegen viel einfacher und eindeutig zu geben.
„Va’art,“ und erst jetzt bemerkte Ian die Ähnlichkeit zum Wort Verrat. In einem anderen Leben hätte der Dunkelhaarige das vermutlich als Wink des Schicksals gewertet, oder als schlechtes Omen. Fest stand, dass dieser Mond ihnen das Leben gerettet hatte. Wäre er nicht in erreichbarer Nähe gewesen, wären wahrscheinlich als nächstes die Hitzeschilder ausgefallen. Verbrennen oder Ersticken. Eins von beidem hätte sie sicher umgebracht. Nun drängte sich aber die Frage auf, ob der Mond sie nicht umbringen würde….
„Für eine Beschwerde beim Verkäufer bin ich durchaus zu gewinnen,“ knurrte Ian schlussendlich, als er das Raumschiff betrat, darauf achtend, sich nicht der Länge nach auf dem glitschigen Boden hinzulegen. Eigentlich brauchte er nicht einmal ins Cockpit zu gehen, um zu wissen, wie es dort aussehen musste. Der Weg dorthin, der keine Flammen abbekommen hatte, dafür aber eben all das Wasser und den Schmutz, sprach für sich. Wenigstens der Werkzeugkasten befand sich noch da, wo Ian ihn ursprünglich gelassen hatte. Gut, dass Zeit genug gewesen war, ihn zu schließen.

Wäre der Anblick nicht schon desillusionierend genug gewesen, spätestes das Cockpit hätte jede Hoffnung zunichte gemacht. Schlamm, Wasser und Verschmorungen. Die perfekte, zerstörerische Kombination.
„Das sinnvollste ist, ihr behaltet die Wahrheit für Euch…“, was im Grunde nichts weiter hieß, als das auch für Ian selbst alles ziemlich zerstört aussah. Dennoch ging er auf die Computer zu, ohne dabei irgendetwas zu erhoffen. Die Monitore zeigten nichts an, außer jene Schlieren, die das eigedrungene Wasser auf ihnen hinterlassen hatte. Muster, die ihnen vielleicht als Orakel dienen konnten, für das Absetzen eines Notrufes aber absolut nutzlos waren. Da war nichts, was ihnen weiterhelfen würde. Absolut nichts. Eigentlich der ideale Moment für einen Fluch. Bloß würde Eowyns Kraftausdruck nicht ausreichen und vermutlich war der Ians, den er schon drei Mal gerufen hatte –ohne Eowyns Beisein- eine Spur zu hart.
Den Werkzeugkasten auf eine der Konsole abstellend, machte Ian sich am Navigationscomputer zu schaffen. Ein sinnloses Unterfangen, wie Ian feststellte, nachdem er eine Platte abgeschraubt hatte und so legte er das Werkzeug resigniert ebenfalls zur Seite. Wob Werfen der Wahrheit deutlich näher gekommen wäre.


„Helft mir jetzt mit einem Kraftausdruck, bevor ich einen verwenden muss!Stattdessen aber seufzte Ian tief.
„Ich kann hier nichts machen. Gar nichts. Weniger als gar nichts. Hier,“ dabei drückte er auf sämtliche Knöpfe, deutete auf den Monitor,es geschieht nichts, weil hier“, was ihn dorthin deuten ließ, wo er ein Panel abgeschraubt hatte, „alles verschmort ist.“ Hier brauchte es wahrscheinlich nicht einmal mehr einen Techniker. Aber ein Restaurateur? War hier völlig fehl am Platz.
„Wir können schauen, ob wenigstens einer der Hyperraumantriebe überlebt hat. Und vielleicht binden wir ihn an unser Verdeck und fliegen damit nach Lianna? Vorausgesetzt wir finden die Raumanzüge?“ Ian musste sich nicht die Mühe geben hier witzig zu sein, denn er wusste, dass er es nicht war, die Resignation in der eigenen Stimme hörte er dafür selbst zu deutlich. Ein erneutes Seufzen. „Wenigstens habt Ihr das Schiff im Sumpf gelandet. Das hat uns davor bewahrt, zerquetscht zu werden,“ was schlicht einer Tatsache entsprach und nicht sarakstisch gemeint war. Verbrennen, Ersticken, zerquetscht werden. Aber die Pointe fehlte noch immer.
„Wir brauchen einen anderen Plan.“ Was für Eowyn sicher eine ganz besonders neue Offenbarung darstellte. „Vielleicht breiten wir die Arme aus und fliegen selbst?“ Er musste zugeben, dass ihm die eigene Handlungsunfähigkeit zusätzlich zu schaffen machte und vielleicht war die Tatsache, dass Eowyn Zeugin davon wurde, noch ein wenig schlimmer. Beide Hände auf die Konsole abstützend starrte Ian so einen Moment durch die Scheiben, durch die man ohnehin nichts sehen konnte. Jetzt war sicher der falsche Zeitpunkt, die Resignation gewinnen zu lassen.
„Vielleicht sollten wir einen Nachricht am Schiff hinterlassen und uns dann auf die Suche begeben. Nach etwas oder jemandem.“ Auch wenn Ian sich bemühte, sikcerte die Hoffnungslosigkeit doch zwischen den Zeilen hindurch.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, in der geborgenen „Sandkorn“, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, in der geborgenen „Sandkorn“, mit Ian

Va'art... Sie hatte nie davon gehört. Was nichts hieß, und immerhin war es interessant zu wissen, auf welchem Mond Eowyn ihre erste Bruchlandung hingelegt hatte. Und vielleicht auch ihre letzte.
Nein,
hoffentlich ihre letzte.
Bevor sie eine weitere spöttische Bemerkung über den Händler machen konnte, zuckte sie jedoch innerlich zusammen. Er befand sich auf Coruscant... Und hatte womöglich bald größere Sorgen als eine aufgebrachte Jedi und einen Ex-Sith, die sich über ihr kaputtes Schiff beschwerten. Weit größere Sorgen.
Und sie würde nichts daran ändern können.


Ians Ausdruck war zuerst unergründlich, doch seine Worte schließlich machten nicht viel Mut. Das kriege ich wohl hin... murmelte sie leise, während sie sich weiter hilflos umsah und mit ihrer Hand die Wand erfühlte. Sie war wieder kalt; natürlich. Dieses Schiff war ihre Hoffnung gewesen... Sie hatte alles darauf gesetzt, dass es sie sicher nach Lianna bringen würde. Stattdessen... hatten sie es zu Grunde gerichtet. Es war älter, es hatte vermutlich schon viele Besitzer gehabt, womöglich die halbe Galaxie gesehen. Und ausgerechnet sie musste es schließlich zum Absturz bringen. Gratulation.
Sie wandte sich wieder Ian zu, der an irgendwelchen Platten, Kabeln, Schrauben oder was auch immer herumwerkelte und dabei offensichtlich nicht sonderlich viel Erfolg hatte.


Meine Worte, die dieses Chaos hier beschimpfen, wollt Ihr, glaube ich, lieber nicht hören... Weniger als nichts. Ermutigend. Was also im Klartext bedeutete... auch das letzte bisschen Hoffnung auf eine baldige Rettung war dahin. Seine Erklärung war für sie nicht relevant, er wusste sicher, was er da tat. Und ganz offensichtlich gingen ihm die Ideen aus. Immerhin sein Humor allerdings nicht. Wenn man das Humor nennen konnte. Momentan hatten sie wohl die Wahl, sich entweder auf den Boden zu setzen und zu Verzweifeln oder alles mit Optimismus und einer Prise Lachen zu nehmen. Ersteres hatte sie gerade hinter sich, darauf war sie nicht mehr so besonders erpicht. Oh, wunderbar, wir sind noch in einem Stück und genauso plastisch wie vorher, hey! Wieso zu viel verlangen. Und ich schätze, ich sollte mich tatsächlich darüber freuen. Sie seufzte. Die Arme ausbreiten und fliegen. Wäre es eines dieser Holodramen, dann würden sie noch ein, zwei Tage im Dschungel umherirren und sich schließlich tatsächlich irgendein Gebilde bauen, das sie, natürlich auf ganz realistische Art und Weise, irgendwie von diesem Mond davontrug. Oder jemand würde aus mystischen Gründen plötzlich wissen, wo sie waren, und sie abholen kommen, während sie die nächsten Tage auf Va'art einfach nur als erweiterten Urlaub genossen. Schön wäre es. Aber das hier war leider die Realität, und so lange kein Notruf abging und sie selbst niemanden in der Macht erreichte... aussichtslos. Einfach nur aussichtslos. Vermutlich würde sie sich wirklich langsam mit der Tatsache anfreunden müssen, dass dieser Mond für die nächsten Tage bis Wochen ihr neuer Schlafplatz sein würde. Ian sah es zumindest ähnlich, sonderlich zuversichtlich klang er nicht mehr.

Aber das reichte auch. Dieser Mond hatte ihr Schiff endgültig zerstört, er hatte sie selbst in eine tiefe Sinnkrise gestürzt, sie hatte hier schon einmal beinahe ihr Leben gelassen und das war definitiv genug. Sie wusste nicht, wer sie war, und das war kein angenehmes Gefühl - aber Eowyn wusste zumindest jetzt eines ganz sicher: sie würde von diesem verdammten Mond herunterkommen und Lianna warnen. Und wenn es das letzte war, was sie tat. Dieser Mond würde sie nicht kleinkriegen, oh nein! Sie würde nicht wie so viele andere Jedi irgendwann als vermisst und dann als verschollen gemeldet werden. Nein. Das machte sie nicht mit. Nicht, nachdem sie gerade begann, sich selbst neu zu sortieren. Nicht, nachdem sie und Ian es endlich einmal geschafft hatten, sich nicht in Grund und Boden zu streiten.

Sicher ist, dass wir zumindest hier nichts mehr finden, das uns hilft, also lasst uns tatsächlich von hier verschwinden. Im Werkzeugkasten befand sich glücklicherweise etwas Flimsi, und Eowyn nutzte es, um eine Nachricht zu schreiben. Dann wandte sie sich zum Gehen und sprach halbwegs fest weiter. Und ob wir uns nun einen Raketenantrieb bauen, Blätter zu einem Schiff zusammenbinden oder einen anderen Weg finden, wir kommen von diesem Mond runter. Ich habe nicht die geringste Lust, den Rest meines Lebens hier zu verbringen - nichts gegen Euch. Es muss einfach einen Weg geben! Durchhalten... Irgendwann musste ihr ihre Sturköpfigkeit doch auch einmal nützlich sein. Womit sie sah, dass dies eine Sache, war, die durchaus auch positiv sein konnte. Es war alles so kompliziert und verwirrend...
Draußen warf sie noch einen letzten Blick auf die letzten Überreste der "Sandkorn". Sie hatten dem Schiff kein Glück gebracht... und jetzt würde es hier im Dschungel langsam verschwinden. Wie lange mochte das wohl dauern?
Während sie zurück zu ihrem Lagerplatz liefen blieb allerdings noch eine Frage offen.
Was denkt Ihr, wie lange die Tage hier dauern? Ist es sinnig, heute weiterzulaufen? Und... Ihr solltet vielleicht auch einmal etwas essen...

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, auf dem Weg zum Lagerplatz, mit Ian
 




Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, auf dem Weg zum Lagerplatz, mit Eowyn


Etwas Hoffnungsvolles wäre wunderbar gewesen, aber vermutlich hätte Ian Eowyn dann nicht nur darum bitten müssen, die Wahrheit zu verschweigen, sondern auch, eine Lüge zu formulieren.

„Jedes böse Wort ist mir lieber, als das hier“, war demnach Ians frustrierter Kommentar, als er es endgültig aufgab, sich an den Computern zu Schaffen zu machen. Weder würde sie mit der Sandkorn einen Notruf senden können, noch würden sie das Schiff auch nur im Ansatz flugfähig machen. Aber sie lebten, auch wenn diese Tatsache nicht über die ganze Misere hinwegtäuschen konnte. Mühevoll verkniff sich der Dunkelhaarige doch noch einen sehr sarkastischen Kommentar, der sie beide nur wieder daran erinnert hätte, dass ihre Lage nicht nur durch die Aussichtlosigkeit für sie selbst schlimm war. Sich über das eigene Leben zu freuen war vielleicht nicht verkehrt, wäre da nicht ein anderer, bitterer Nachgeschmack gewesen…

Zumindest musste Eowyn ihn nicht ein zweites Mal davon überzeugen, die Sandkorn nun endgültig zu verlassen. Zwar sammelte Ian hier und da noch etwas ein, das wahrscheinlich nur unnötigen Ballast darstellte, aber vielleicht konnte er dafür doch noch Verwendung finden? Zumindest schien ein gläserner Behälter nicht völlig unbrauchbar.

Da lag die Sandkorn nun wieder vor ihnen und Ian schüttelte den Kopf um sich dann abzuwenden. Wahrscheinlich wäre es viel sinnvoller gewesen dieses Schiff mit seinem eigenen Konto zu bezahlen, schoss es ihm durch den Kopf. Wo sie hier ohnehin niemanden finden würde, spielte es auch keine Rolle, ob das Imperium irgendwelche Schnüffler ansetzte um heraus zu finden, wo Ian seine Credits gelassen hatte.
Eowyns Versuch, besonders zuversichtlich zu klingen war nicht unbedingt mit Erfolg gekrönt, aber im Prinzip sagte sie genau das aus, was am wichtigsten war: Sie durften Kopf nicht in den Sand stecken. Den Kopf nicht in den Sand? Na wenn sie das einmal früher berücksichtigt hätten…

„Vielleicht 24 Stunden, vielleicht weniger. Zumindest gibt es ein paar Gemeinsamkeiten mit Yavin 4. Aber das muss nichts bedeuten.“ Einzuschätzen, wie lange der Tag dauern würde war schon allein des trüben Wetters wegen schwer. "Wir sollten aufbrechen und hier nicht noch mehr Zeit verschwenden.“ Natürlich, sie konnten sich ausruhen, aber das war genauso gut möglich, nachdem sie ein paar Stunden gegangen war. Was sie wiederum zu einer viel wichtigeren Frage führte: In Welche Richtung. Etwas, was besser gleich mit Eowyn teilte. Die Frag ist, in welche Richtung wir laufen wollen.“ Bis jetzt hatte Ian nichts erspüren können, das aufschlussreich genug war. Keine intelligenten Lebensformen, nichts was ihnen hätte helfen können. Va’art. Eigentlich hatte Ian nicht einmal eine Ahnung davon, ob es auf diesem Mond irgendetwas gab. Touristenattraktionen, besondere Schauplätze… Hätte er eine solche Information gehabt, wäre klar gewesen, sich genau zu einem solchen Punkt zu begeben. Aber so? „Wenn hier etwas Besonderes gibt, eine Ruine, einen Tempel, ein was auch immer, wäre das unser Anlaufziel. Aber ich habe keine Ahnung“, erklärte Ian. Ihnen fehlte ein Ansatzpunkt und demnach spielte es vielleicht keine Rolle, in welche Richtung sie sich bewegten. „Was Essen betrifft, sollten wir allgemein Ausschau halten. Ich für meinen Teil kann und werde jede Körperfunktion die mit Hunger zu tun hat, ein wenig… verlangsamen. Auch ohne dabei an Energie zu verlieren.“ Auch das ließ sich verlangsamen. Zumindest schien diese Prozedur so lange angebracht, wie sie etwas Essbares fanden und so lange war es einfach besser, wenn nur Eowyn etwas aß.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, beim Lagerplatz, mit Eowyn

 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, beim Lagerplatz, mit Ian

Eowyn nickte. Es war ihr gleich, ob sie nun warteten oder gleich losliefen, womöglich war ihr letzteres sogar noch lieber. Jetzt zu warten würde heißen, dass sie wirklich nichts taten. Wenn sie loszogen, dann liefen sie wenigstens. Das war besser als gar nichts... allerdings auch nur minimal.
Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
Macht es einen Unterschied, welche Richtung wir nehmen? Da ist nichts, was nur im geringsten einen Anhaltspunkt geben könnte. Jede ist so gut wie die andere... Ich habe noch weniger Ahnung als Ihr, bis gerade eben wusste ich schließlich noch nicht einmal den Namen dieses Mondes... Meinetwegen gehen wir also einfach immer der Nase nach. Was machte es schon für einen Unterschied. Wie groß war dieser Mond, wo genau waren sie gelandet? Sie versuchte, sich irgendetwas vom Absturz in Erinnerung zu rufen, ihren Kurs, ob sie irgendetwas wahrgenommen hatte - irgendetwas. Aber nichts, nichts, das irgendwie hilfreich war.

Sie hob fragend die Augenbrauen, sagte aber nichts. Ian würde seine Körperfunktionen also verlangsamen - ohne Energieverlust? Das war nicht alltäglich, und Eowyn kannte niemanden, der dazu fähig war. Er steckte tatsächlich immer wieder voller Überraschungen, und es erklärte zumindest, warum er seit dem Absturz nichts gegessen hatte und trotzdem nicht vor Hunger umfiel. Machtnutzer hatten in der Regel so einige Vorteile gegenüber Nicht-Machtnutzern, der Zwang, sich zu ernähren war dummerweise eigentlich etwas, das nicht darunter fiel. Sie fragte sich, wie und vor allem warum man solche Dinge lernte... aber ihr Blick auf die Normalitäten des Sith-Ordens war einfach zu weit entfernt, um so etwas beurteilen zu können.
Das Feuer glomm nur noch schwach vor sich hin, aber die Kleidung war schon ein wenig getrocknet. Nur ihre Robe würde wohl Tage brauchen, wenn sie nicht bei Gelegenheit ein wenig... nachhalf. Dafür war aber Zeit, wenn sie wieder einen Unterschlupf für die nächste Nacht gefunden haben würden, jetzt musste es erst einmal so gehen.
Mit kritischem Blick betrachtete sie ihre Tasche. Ein Rucksack wäre jetzt wirklich um einiges praktischer, aber sie hatte bei ihrem Aufbruch von Lianna wirklich nicht ahnen können, dass sie am Ende der Reise hilflos auf einem Dschungelmond herumlaufen würde
. Da musste sie jetzt eben durch.
Der Inhalt war ohnehin spärlich. Ein paar letzte Energieriegel, ihre Bürste, etwas Waschzeug - ihren Blaster hatte sie beinahe schon vergessen, sonderlich hilfreich wäre er bisher ja auch nicht gewesen - und letzten Endes noch die Datenkarten. Die verflixten Datenkarten, die sie jetzt schon seit Nar Shaddaa mit sich herumtrug, ohne verdammt noch mal zu wissen, was sich darauf befand. Es war zum Verrücktwerden. Ansonsten war die Tasche beinahe leer, immerhin daher von Vorteil, dass sie nicht allzuviel tragen musste. Ihre halbtrockene Kleidung passte noch gut hinein, und das war es dann auch schon. Eowyn griff nach dem Riemen und schwang sich die Tasche über ihre Schulter.
Machte es Sinn, Zeichen zu hinterlassen? Sie war sich nicht sicher. Immerhin konnte es sein, dass sie nun wochenlang laufen würden, wollten sie wirklich alle paar Meter einen Baum anritzen oder Zeichen auslegen? Nein. Es würde Sinn machen, wenn sie wüsste, das jemand eventuell hier nach ihnen suchen würde - aber das war so unrealistisch wie aus diesen Blättern ein neues Schiff zu bauen. Niemand würde sie suchen. Zeichen würden sie nur aufhalten, und falls doch entgegen aller Wahrscheinlichkeiten jemand nach ihnen suchte würde man sie sicher auch so finden, wenn man es schon so weit geschafft hatte. Das wäre ja wohl gelacht. Für sie selbst hatten Zeichen auch keinen Nutzen. Weshalb sollten sie zurückkehren wollen...
Sie näherte sich wieder dem Feuer und trat es aus. Sicher, es war ein Dschungel, der momentan vor Feuchtigkeit nur so strotzte
, aber sie fühlte sich besser so, es war wie ein Reflex. Dann stand sie da und betrachtete prüfend den Dschungel, versuchte irgendwie eine Richtung auszumachen, die sich besser anfühlte... aber schlussendlich war es egal. Warum also Zeit mit einer Entscheidung verschwenden, die ohnehin nicht beeinflußbar war.

Dann also los... murmelte sie und ging wahllos in eine Richtung los, von der sie hoffte, dass sie nicht falsch war. Was letzten Endes von dieser Endscheidung abhing wollte sie gar nicht bedenken, sonst wäre sie vermutlich sofort wieder stehen geblieben. Jetzt war es an ihr, der Macht zu vertrauen.
Sie gingen und kämpften sich teils durch den Dschungel. Manche Stellen waren gut passierbar, hin und wieder wurde es jedoch dichter, und einmal mussten sie sogar umkehren und einen anderen Weg wählen. Ihr Schweigen, das größtenteils herrschte, brachte Eowyn wieder dazu, sich eigentlich mit sich selbst zu beschäftigen, was sie allerdings, wenn möglich, tunlichst versuchte zu vermeiden. Sie hatte vorhin genug davon gehabt, und sie war ein wenig in Sorge, was zu exzessives Nachdenken wieder auslösen würde. Sie fühlte sich gerade relativ fit, von den Blessuren des Absturzes einmal abgesehen, und ihr war auch endlich wieder einmal warm. Daher hatte sie wirklich keine Lust, sich wieder mit den verwirrenden Gedanken von vorhin und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen zu beschäftigen. Einfach nur zu gehen war eine Wohltat nach all dem. Gehen und die faszinierenden Pflanzen dieses Dschungel zu betrachten.
Was aber dennoch nicht verhinderte, dass hin und wieder hämmernde Erinnerungen auftraten.

Sie seufzte. Vielleicht sollte sie sich aktiver ablenken. Irgendetwas hoffentlich unverfängliches.
Was denkt Ihr... was war der schlimmste oder unangenehmste Planet, den ihr bisher besucht habt?

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, Eowyn


Ian schüttelte langsam den Kopf, um Eowyn zu bestätigen. Nein, da gab es keinen Unterschied. Sie konnten in die Richtung laufen, in die sie laufen wollten. Demnach war Ian mehr als nur einverstanden, der Nase nach zu gehen und damit Eowyn quasi die Entscheidung zu überlassen. Auch wenn es lächerlich erscheinen mochte, es war ein wenig hilfreich jetzt nicht den Weg angeben zu müssen, vor allem, da Ian so oft den falschen Weg gegangen war.

Ihre fragend hochgezogene Augenbraue entging Ian nicht.
Morichro“, war die erste, kurze Antwort darauf und selbst wenn Eowyn diese Technik nicht kannte, war er nahezu sicher, dass sie dem Orden der Jedi bekannt sein musste. Immerhin handelte es sich um eine mehr als effektive Technik, die auf sich selbst angewendet das Leben retten konnte. „Damit lassen sich alle Körperfunktionen auf ein absolutes Minimum verlangsamen.Kurz überlegte er, schrieb es aber tatsächlich dieser Technik zu. „Ich schätze, dass ich keine Rauchvergiftung hatte, lag daran.“ Eigentlich nutze er diese Technik schon fast automatisch, wenn es die Situation erforderte. Morichro und Malacia. Beide waren ihm schon so oft, so nützlich gewesen. Vermutlich wäre er, ohne die Kenntnis über diese Techniken, längst nicht mehr am Leben. Sicher hatte er sie fast unbewusst eingesetzt, um nicht mehr zu atmen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, da er die Besinnung verloren hatte.

„Ihr solltet mir Eure Tasche geben“, warf Ian ein, bevor sie sich auf den Weg machten Im Gegensatz zu ihr, trug er einen Rucksack und konnte ihn an diesem festbinden. Auch wenn ihre Tasche vielleicht leicht war, ein einzelner Träger würde lästig werden. Um Eowyn schon im Vorhinein von einem Protest abzuhalten oder um deutlich zu machen, dass er hier nicht darum ging, ihr nichts zuzutrauen und sie als zu schwach zu empfinden –oder beides-, fügte er vorsorglich hinzu: „Wir können den Rucksack immer wieder tauschen. Aber zwei Träger sind besser als einer.Was in diesem Zusammenhang ein wenig doppeldeutig klang, wie er sich eingestehen musste, denn an einen Wechsel des Tragens dachte er sicherlich nicht.
Und nachdem das Feuer gelöscht war, setzten sich die beiden in Bewegung. Ian hinterließ Zeichen in den Bäumen, was ihn für einen kurzen Moment daran erinnerte, wie er einst, vor Jahren, Alisahs und seine Initialen in einen Baum geritzt hatte, um später aus seinem Anfangsbuchstaben ein R zu formen und danach das komplette Bild zu zerstören.
Damit wir nicht im Kreis laufen“, war seine laut ausgesprochene Anmerkung dazu, die ihn Alisah und Radan vergessen ließ. Damit sie nicht im Kreis liefen und sie, im Falle eines Falles, gefunden werden konnten, auch wenn Ian nicht wusste, wer sie überhaupt hätte suchen sollen.

Dann schwiegen sie beide und Ian versuchte nicht an das zu denken, was geschehen würde. Stattdessen versuchte er sich irgendwie zu orientieren und hin und wieder horchte er hinaus, streckte seine Machtfühler aus, in der Hoffnung etwas zu erspüren, was ihnen bisher beiden entgangen war. Eowyn war, wie so oft, diejenige, die das Schweigen unterbrach und Ian musste keine zwei Sekunden überlegen, ehe die Antwort, wie aus einer Pistole geschossen, nur
Ryloth“, heißen konnte.Die Tagesseite davon. Sie ist unerträglich heiß und ich musste dort notlanden. Ein Hitzesturm und zwei Lylek hätten mich fast umgebracht. Der Planet ist furchtbar. Überzoen von felsiger Wüste mit mehr, als nur widirgen Lebensbedingungen. Ich habe keine Ahnung, wie Twi'lek es dort übehaupt aushalten.“ Eigentlich war er zum Tode verdammt gewesen, in jenem Augenblick, als das Lylek ihn getroffen und sein Gift initiiert hatte, dass den Dunkelhaarigen völlig bewegungsunfähig gemacht hatte. Wäre da nicht Morichro gewesen, um es zu verlangsamen. Und Torryn und Iouna. Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Ryloth. Allein die Erinnerung daran, konnte ihn nur mehr bestätigen, dass es keinen unangenehmeren Planeten gegeben hatte. Dort hatte es gegolten die Droge zu finden, dort hatte er sich das Leben retten lassen müssen und dort hatte die völlig verstörende Mission Morla’un‘ stattgefunden. Das Kind, das er nicht hatte retten können, die Visionen, seine zerstörten Lichtschwerter. Gab es einen Planeten der deutlich gemacht hatte, wie schwach und nutzlos ein Mensch sein konnte, dann jener Planet.
Wenn er Eowyn nach dem Gegenteil fragte, nach dem Planeten, der für sie am angenehmsten war, drängte sich die vage Vermutung auf, dass die Antwort Coruscant heißen würde. Daher gab er ihre Frage lieber zurück
. „Und der Eure?“

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Morichro. Sicher, Eowyn hatte davon gehört - nur kannte sie niemanden, der diese Technik wirklich beherrschte, oder zumindest wusste sie nichts davon. Und Ian musste sie wirklich beherrschen, wenn er völlig ohne Nahrung auskam. Und außerdem dazu fähig gewesen war, aus diesem völlig verrauchten Schiff zu kommen, ohne sich wie sie die Seele aus dem Leib zu husten. Eowyn hustete noch immer dann und wann, so ganz war war sie noch nicht verheilt - schließlich hatte Ian vermutlich seine letzte Kraft dafür gegeben, bevor er sich dem Schlaf und dem Fieber hatte beugen müssen.
Nützlich... murmelte sie. Ihr Nahrungsverbrauch hatte sich damit erst einmal quasi halbiert, auch wenn Eowyn nicht wusste, wie lange Ian so auskommen würde. Aber sie vertraute darauf, dass er das Ganze im Griff haben würde. Selbst wenn nicht, wer war sie, sich darum zu sorgen - seine Mutter? Das war sein Ding.
Sie zögerte, bevor sie Ian schließlich tatsächlich ihre Tasche reichte. Es kam ihr falsch vor, andererseits hatte er Recht, zwei Träger ermüdeten weniger schnell als einer, der eine Schulter extrem belastete. Und so war zumindest einer von ihnen flexibel.
In Ordnung - aber wir werden den Rucksack abwechselnd tragen. Etwas anderes kam nicht in Frage, und sie wollte etwaige Streitpunkte von vornherein ausschließen. Sie sah keinen Grund, nicht ihren Teil zu dieser Wanderung beizutragen.
Sie nickte ernst, bemüht, ihren Gesichtsausdruck beizubehalten, als Ian begann, die Bäume zu kennzeichnen. Faszinierend, er war zur gegenteiligen Schlussfolgerung wie sie selbst gekommen. Eowyn bezweifelte, dass sie es schaffen würden, im Kreis zu laufen - ein wenig Orientierung war dank der Sonne schließlich möglich, auch wenn es doch sehr dießig war. Davon abgesehen war sie zumindest keine absolute Null darin, sich zu orientieren. Dennoch, schaden würde es nicht. Wer wusste außerdem, ob es nicht irgendwann für irgendetwas gut war...


Eowyn hatte von Ryloth gehört... Genug. Genug um den Planeten wenn irgendwie möglich zu meiden. Extreme Hitze oder extreme Kälte war nichts, das sie irgendwie freiwillig erleben wollte. Ians Erzählung klangen also genau so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte, ein Grund mehr, sich von Ryloth fernzuhalten. Sie erschauerte. Ich habe auch keinen Schimmer... ich kann es mir kaum vorstellen. Ich bin noch nie dort gewesen und habe es ehrlich gesagt auch nicht vor, wenn es sich vermeiden lässt. Bildete sie es sich ein, oder wurde es dunkler? Eowyn stieg über eine besonders hohe Wurzel und schob ein Blatt für sich und Ian zur Seite. Dabei sah sie eindeutig, dass Ians Gesicht sich verändert hatte, während er von Ryloth sprach. Ein Planetenbesuch, der wohl seine Spuren hinterlassen hatte. Kein Wunder, wenn einen Lyleks beinahe umbrachten.
Sie wandte sich wieder nach vorne um, als sie über seine Gegenfrage nachdachte. Sie hatte die Frage gestellt, da sie durchaus angenehmere Planeten oder Monde kannte, auf die man abstürzen konnte, es aber ganz sicher auch weitaus schlimmere gab. Ryloth wäre nun tatsächlich einen noch schlimmere Variante, und sie war froh, dass es "nur" Va'art war... andererseits hätte es auf Ryloth vermutlich eine höhere Chance gegeben, gefunden zu werden, also glich es sich wieder aus.
Eigentlich gab es keinen Planeten, den sie wirklich unangenehm gefunden hatte. Ihr war bisher kein wirkliches Extrem untergekommen.
Sie zuckte mit den Schultern.
Ich weiß nicht. Ich glaube, kein Planet war bisher wirklich unangenehm... da gab es bisher kein Ryloth, kein Hoth, kein Tatooine. Das habe ich mir alles noch aufgehoben. Sie zögerte, als der Dschungel zwei mögliche Wege offenbarte und wählte den linken. Aber wenn ich etwas wählen müsste... dann wohl das ganze Y'Toub-System. Aus vermutlich offensichtlichen Gründen. Sie war mittlerweile öfter auf Nal Hutta und vor allem Nar Shaddaa gewesen, aber diese Besuche waren immer unangenehm. Und im letzteren Fall sogar etwas mehr als unangenehm. Sie wäre froh, wenn sie das System erst einmal nicht wieder besuchen müsste. Da erst hatte diese ganze Misere begonnen, und ohne diese Mission säße sie jetzt noch immer friedlich auf Lianna, und zwar mit zwei Padawanen. Außerdem ohne die Information über das Virus. Was allerdings wiederum nicht nur schlechte Seiten hätte - denn momentan nutzte ihr die Information ja rein gar nichts, also wäre die Alternative nun auch nicht so übel. Bis sie von hier herunterkamen - wenn - hatte die Neue Republik das Problem womöglich schon von selbst erkannt. Also wäre alles umsonst... Zumindest, was dieses Thema anging. War diese Reise auch in anderen Dingen umsonst gewesen? In Bezug auf Ian - laut seinen Worten sicher nicht. In Bezug auf sich selbst? Sie wusste es nicht.
Sie bildete es sich nicht ein. Es wurde tatsächlich dunkler... Konnte der Tag tatsächlich schon vorbei sein? Sie runzelte die Stirn. Unlogisch... also... nun, sie befanden sich auf einem Mond. Da gab es nun einmal nicht nur Nächte und Tage. Sithspawn. Und sie liefen nun bei einbrechender Dunkelheit immer noch fröhlich hier herum. Das würde nicht mehr lange funktionieren. Wieso hatten sie daran nicht gedacht? Kritisch warf sie einen Blick in die Höhe. Wie lange
würde es denn noch funktionieren?
Ich schätze, wir müssen uns früher einen Unterschlupf suchen als geplant... Außer, Ihr wollt bei Dunkelheit durch den Dschungel streifen.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn


Nützlich. In seinem Fall sicher eine Untertreibung. Lebensnotwendig. Ja, lebensnotwendig hätte die Wahrheit nicht nur gestreift, sondern getroffen. Dennoch, ein bestätigendes Nicken ließ der Dunkelhaarige folgen, denn Eowyn lag, so oder so, richtig.

Ihre Tasche am Rucksack befestigend, konnte er sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. „Nichts anderes habe ich erwartet.“ Die besondere Betonung auf das kleine Wörtchen in der Mitte war Ian nicht entgangen, so wenig wie Eowyn scheinbar entgangen war, dass er gar nicht vor hatte, den Rucksack zu wechseln. Aber vermutlich hatten beide genug Diskussionen hinter sich, als das sie über solch eine Lapidarität noch streiten würden. Dann würde sie eben tauschen, sofern Eowyn überhaupt daran dachte.

Sie liefen und egal wie gut ihr oder sein Orientierungssinn auch immer sein mochten, Ian hielt es für sinnvll Markierungen zu hinterlassen und diese Kleinigkeit gehörte zu den Dingen, die er selbstbestimmt entschied. Zu oft hatte er die Orientierung verloren und das nicht nur im übertragenen Sinne. Stießen sie auf eine Gefahr, mussten sie flüchten, musste sie ihre Aufmerksam auf etwas anderes lenken, war es denkbar einfach, das sie doch noch die Orientierung verloren. Ian wollte das tunlichst vermeiden. Wenn sie schon ohne Ziel liefen, dann wenigstens mit der Gewissheit, überhaupt voran zu kommen.


„Von einem Besuch dort rate ich auch dringend ab“, waren Ians Worte bezüglich des unangenehmsten Planeten, die ihn letztlich dazu veranlassten, die trübe Erinnerung an den Planeten und die Geschehnisse dort abzuschütteln. Es wurde Zeit, dass er endlich begann die Vergangenheit ruhen zu lassen, ohne die Gegenwart ständig davon in Mitleidenschaft ziehen zu lassen. Bloß gehörte diese Theorie in eine Kategorie, die im praktischen viel schwerer lösbar war. Seine Vergangenheit hatte ihn schließlich erst so weit gebracht, was wohl bedeutete, dass er das richtige Maß finden musste? Aber wie fand man das richtige Maß zwischen drei verschiedenen Zeiten? Wie lebte man in der Gegenwart, wenn die Vergangenheit einen immer wieder einzuholen drohte und wenn die Zukunft karge Aussichten hatte? Eine wirkliche Antwort hatte Ian darauf noch immer nicht. Immerhin war er so weit gekommen Vergessen nicht mehr als Lösung in Erwägung zu ziehen. Aber wieder gut machen… klang viel zu utopisch und hätte die Schwere der Ereignisse irgendwie in Abrede gestellt. Etwas richtig machen. Vielleicht ging es darum. Gut war zu hoch gestochen, richtig vielleicht auch. Aber richtig klang machbarer als gut. Und etwas richtig zu machen war mehr, als nur erstrebenswert.

Schließlich nannte Eowyn, die sich nicht festlegen konnte, das ganze Y'Toub-System. „
Ah, ich werde das nicht als Kränkung aufnehmen“, kommentierte er mit einem schiefen Lächeln, wohlwissend, was sie mit den vermutlich offensichtlichen Gründen gemeint hatte. Selbst wenn Boshaftigkeit dahinter gesteckt hätte, wäre Ian wohl der letzte gewesen, der Eowyn ihre Worte hätte verübeln können. Nein, er hatte seine ganz eigene Auffassung davon und eigentlich kam er fast zur gleichen Ansicht. Fast. Denn hätte es Ryloth nicht gegeben, wäre seine Antwort vermutlich auch nicht das hiesige System, sondern Telos gewesen. Wenn es einen Planeten gab, auf dem er am meisten seelisch gelitten hatte, dann sicher dort. Nar Shaddaa… war etwas anderes. Eigentlich hatte dieser Planet helfen sollen die Vergangenheit zu beenden, die Gegenwart trübselig und die Zukunft damit erträglich zu machen. Aber was wäre geschehen, wenn er auf diesem Planeten nicht auf Eowyn getroffen wäre? Sicher hätte er nicht die Stärke besessen zu tun, was er durch die Dunkelblonde zu tun gedachte. Nicht, dass es den Planeten oder gar das System angenehmer machte. Aber die Tatsache, dass eine entscheidende Wendung genau dort stattgefunden hatte, war einfach nicht zu leugnen. Dort hatte sich erstmal der Gedanke in ihn geschlichen. Auf Coruscant hatte er ihn gefasst, ja. Aber begonnen hatte es nun einmal im Y'Toub-System.


Es wurde dunkler, was Ian zwar irgendwo registriert, aber nur am Rande wahrgenommen hatte. Sich noch zu lange zu bewegen war sicher alles andere, als eine gute Idee. Zwar besaß er im Rucksack vergraben noch einen Leuchtstab, aber der würde sicher nicht die Finsternis bezwingen, die über sie hinein zu brechen drohte. Eine Erkenntnis, die ihn kurz frösteln ließ, denn wenn es etwas gab, das Ian zutiefst verabscheute, dann absolute Finsternis. Und wenn es etwas aus Kindheitstagen gab, dass ihm noch immer Angst bereitete, nun, dann ebenfalls absolute Finsternis.


„Nein, das möchte ich auf keinen Fall,“ kam es daher sehr bestimmt. Zumal Ian in diesem Moment fast ein wenig reuevoll daran dachte, dass er sein Lichtschwert funktionsuntüchtig gemacht hatte. Er mochte es nicht zwingend benötigen, um sich zu verteidigen, aber Fakt war, dass es vor allem wenn es finster wurde, viel einfacher war, ein Schwert zu aktivieren, als irgendeine verteidigende Machttechnik einzusetzen.

„Der Platz da hinten ist vielleicht geeignet, um ein neues Lager aufzuschlagen?“, deutete er auf eine Gruppierung relativ dicht zusammenstehender Bäume.

„Und wir haben Glück: Ein Feuer zu machen wird dieses Mal um einiges leichter sein." Nicht zuletzt auch um einiges notwendiger.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, mit Ian

Ich werde es mir merken, antwortete Eowyn trocken. Ryloth einen Besuch abzustatten lag wirklich irgendwo ganz unten auf ihre Wunschliste. Es gab schließlich so viele einladendere Planeten, das reichte für fünf Leben.
Das ist gut, denn als Kränkung war es auch nicht gemeint, lächelte sie Ian zu. In persönlicher Hinsicht ist dieses System wohl einfach... nicht mein Fall. Und was dort als Krönung nun passiert ist... Sie schüttelte den Kopf. Er war dabei, sie musste es ihm nicht erklären. Was alles schief gegangen war, was alles nicht geklappt hatte. Wobei, alles hatte er vielleicht auch nicht gemerkt.
Shens Absetzen... es war so schnell gegangen, dass sie selbst es kaum begriffen hatte. Er hatte vermutlich nicht einmal bemerkt, dass sie ursprünglich einmal
zwei Padawane gehabt hatte, das alles war unwichtig geworden in den folgenden Turbulenzen.
Und auch, wie nah sie schon auf Nar Shaddaa drauf und dran gewesen war, nicht mehr weiter zu wissen. Gut, vielleicht hätte doch Erklärungsbedarf bestanden, aber so wichtig war es nun auch nicht.
Andererseits, sie hatten damals Padme auf Nal Hutta aufgegabelt. Die jetzt eine angesehene Rätin war - wenigstens etwas, das dieses System auf die Reihe bekommen hatte. Es war also vielleicht nicht vollkommen nutzlos. Auch für Ian sah die Sache vielleicht anders aus als für sie... war Nar Shaddaa eine Enttäuschung, weil er sein Ziel nicht erreicht hatte, oder war er nun dankbar dafür? Laut seinen Aussagen wohl eher letzteres. Hoffte sie.


Ian war fest entschlossen, bei Dunkelheit nicht weiterzulaufen, und Eowyn sah es genauso. Die Baumgruppe war eine Zuflucht, die ihnen gelegen kam, so konnten sie noch bei ein wenig Licht ein Feuer anzünden und würden nicht im Dunkeln umhersuchen müssen. Ihr Lichtschwert konnte etwas Licht spenden, sie hatte es schon oft genug für diesen Zweck eingesetzt. Aber vorgesehen war es dafür nicht, es gab einfach zu wenig Licht, als dass man sich darauf verlassen konnte. Ja, das sieht gut aus. Besser als nichts, zumindest. Und es regnete noch immer nicht, wie Eowyn dankbar feststellte, wobei sie nicht glaubte, dass dieses Glück noch lange anhalten würde. Dies hier war eindeutig ein Gebiet, das keine Trockenheit kannte, und irgendwoher musste die Feuchtigkeit schließlich stammen. Der Regen würden kommen, früher oder später, und sie wollte die Zeit genießen, die noch Niederschlagsfrei war. Oh ja, es wird einfacher sein... und ich finde, wir haben ein kleines bisschen Glück auch langsam einfach einmal verdient. Wann war schließlich zuletzt etwas gut gelaufen? Zumindest nicht, seit sie hier auf dem Mond waren. Nichts, aber auch gar nichts.
Sie begann, nun auch gleich schon Feuerholz zu sammeln, wenn ihr etwas in die Augen stach. Sie würden mehr Holz brauchen als für ihr letztes Feuer - es würde vermutlich eine längere Dauer brennen müssen. Ein kleiner Vorrat würde zum Nachlegen also nicht schaden.
Sie legte das Holz ab und sammelte weiter, bis der Haufen bei ihrem improvisierten Lager eine Größe erreicht hatte, von der sie schätzte, dass es reichen würde. Viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen, denn die Dunkelheit war schon stark über sie hereingebrochen. Man konnte nur noch Umrisse erkennen.
Gestern hatte ihr diese Tatsache absolut gar nichts ausgemacht - sie war dazu einfach nicht fähig gewesen. Heute allerdings fragte sie sich mit größerem Bewusstsein, was der Dschungel alles für Geheimnisse hatte. Auf ihrem Weg waren sie nicht vielen Tieren begegenet, zumindest keinen großen, aber das war auch kein Wunder - jedes vernünftige, zurückhaltende Tier würde Reißaus nehmen, wenn es sie hörte.
Anders sah es natürlich mit Raubtieren aus. Aber dass sie bislang keine gesehen hatten, hieß nicht, dass es keine gab. Vielleicht jagten sie einfach nur in Dunkelheit.
Keine schöne Vorstellung. Das Feuer, das sie gerade entzündete, würde sie hoffentlich abhalten... dennoch, sie sollte vielleicht ihren Blaster heraussuchen. Das war ohnehin eigentlich keine dumme Idee, warum hatte sie vorhin nicht daran gedacht? Offensichtlich war ihr Gehirn gerade etwas langsam von Begriff. Eingepackt nutzte er ihnen rein gar nichts, die Energiezelle müsste eigentlich noch voll geladen sein, und Ian war unbewaffnet. Sie war wirklich etwas... langsam.


Das Feuer brannte dicht an ihrem Lagerplatz, hoffentlich geschützt von den Blättern der Bäume über ihnen, sollte es zu regnen beginnen. So wie hoffentlich auch sie selbst... Ein paar Blätter auf dem Boden sorgten wieder für Trockenheit auf dem Boden. Dann griff Eowyn nach dem Gepäckbündel und entwirrte ihre Tasche von Ians Rucksack. Wenn sie weitergingen würde sie das Gepäck tragen, so viel war sicher.
Sie tastete mehr als dass sie sah nach ihrer noch relativ nasse Robe, einem Energieriegel und ihrem Blaster. Erstere würde sie wohl "manuell" zumindest etwas trocknen müssen, auch wenn Eowyn nicht wusste, ob sie sie überhaupt brauchen würde. Dennoch, sicher war sicher, und jetzt hatte sie die Zeit dazu. Ihren klassischen DL-44 samt Holster legte sie hingegen Ian hin.

Ich glaube, es wäre besser, wenn Ihr ihn an Euch nehmen würdet. Ich hatte ihn ganz vergessen... Ich glaube, Euch nutzt er mehr als mir oder meiner Tasche. Sie würde, wenn sie schlief, auch wieder ihr Lichtschwert abnehmen und ihm damit indirekt zur Verfügung stellen. Doch momentan fühlte sie sich ganz und gar nicht müde, auch wenn die Wanderung sicher nicht leicht gewesen war. Erschöpft, vielleicht, aber nicht müde. Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Sicher nicht so viel, dass es schon Zeit zum Schlafen war. Sie konnte schlafen, wenn es sein musste - aber vermutlich würde diese Planetenfinsternis direkt in eine Nacht übergehen, und sie hatten also massig Zeit. Hoffentlich nicht zu viel Zeit. Schließlich hatten sie keine Ahnung, wie der Umlauf dieses Mondes um seinen Planeten aussah, und auch nicht, wie der Planet um die Sonne kreiste. Sie wussten schlichtweg einfach nichts. Sie seufzte und öffnete ihren Energieriegel. Auch um Alternativen dazu würden sie sich bald kümmern müssen - keine angenehme Aufgabe, aber sie musste schließlich überleben, und ihr Magen war niemand, der sich leicht beruhigen ließ. Im Gegenteil, er beschwerte sich schon. Morichro war wahrhaftig eine nützliche Sache.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian
 
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Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn



Ein Lächeln wurde ausgetauscht, denn im Grunde waren sich Eowyn und Ian einig. Vielleicht nicht unbedingt, was den unangenehmsten Planeten betraf, aber diesmal –zur Ausnahme, die vielleicht die Regel wurde- in dem, was sie meinten.

Glücklicherweise waren sie sich auch einig darüber, dass es alles andere als erstrebenswert war, in der Dunkelheit zu laufen. Sicher gab es Situationen in denen das unbedingt notwendig gewesen wäre keine Rast einzulegen, nur weil die Dunkelheit einbrach und auch hier drängte die Zeit. Dennoch mussten sich wohl beide eingestehen, dass sie mit übertriebener Eile in etwa so weit kamen, wie mit dem Gegenteil. Schließlich gab es keinen direkten Ort auf Va’art, den sie in exakt so und so viel Stunden erreichen mussten. Eigentlich… war fast das Gegenteil der Fall. Auf der einen Seite spielte die Zeit gegen sie und auf der anderen war sie vollkommen bedeutungslos. Was wiederum nur mit einem Wort zu beschreiben war: absurd. Absolut und völlig absurd.


„Hoffen wir, wir haben das Glück mit unserem Überleben nicht überstrapaziert“,
murmelte Ian mehr zu sich, als der er auf Eowyns Gesagtes tatsächlich etwas kommentieren wollte. Auch er hoffte, dass sie ohne weitere Schwierigkeiten den Tag beenden würden. Aber die Vermutung, dass hier nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm war, lag einfach zu nahe. Bis jetzt waren sie auf kein Tier gestoßen, dass ihnen bedrohlich geworden wäre. Aber ein dichter Dschungel und Nebel der über den Boden lag, war das perfekte Versteck. Doch Ian wusste nichts über Va’art, weder über seine Flora, noch über seine Fauna und daher hatte er keine Ahnung ob es hier gefährliche wilde Tiere gab. Die Tatsache, dass sie bis jetzt noch nichts gespürt hatten war da eher weniger beruhigend. Aber der Dunkelhaarige würde diesen Mond nicht unterschätzen. Etwas, was er schon in frühen Jahren gelernt hatte. Etwas oder jemanden zu unterschätzen konnte zu böse enden, weil man allzu schnell jegliche Vorsicht aufgab. In dieser Hinsicht spielte die Ruhe fast gegen sie. Denn leider hatten Menschen die Angewohnheit sich zu schnell in Sicherheit zu wiegen. Wenigstens ein Vorteil, den die Macht besaß. Sie war weniger leicht zu täuschen.

Sie hatten eine beachtliche Menge Holz gesammelt, ehe sie ein Feuer entfachten, das eine wohlige Wärme und sein ganz eigenes Licht spendete. Feuer hatte etwas seltsam Beruhigendes. Das Licht, das knarzen der verbannenden Scheite. Irgendwie war es seltsam beruhigend und teilweise sogar melancholisch. Vielleicht, weil Feuer ein anderes, viel wärmeres Licht gab, als es die Sonne vermochte. Weil im Flackern alles anders schien, weniger deutlich, eher geheimnisvoll und vor allem eins: friedlich.


Friedlich. Frieden. Spätestens der Blaster, den Eowyn Ian überreichte brachte ihn weg von diesen Gedanken. Nicht zögernd, aber alles andere als begeistert griff er nach dem Holster und befestigte es an seinem Gürtel.

„Vielleicht klingt es aus meinem Mund völlig verrückt, aber ich wünschte, es gäbe den Tag, an dem keiner mehr eine Waffe benutzen muss.“ Was er im Orden er Sith wohl kaum hätte denken dürfen, ließ sich vor Eowyn so einfach aussprechen.Muss“, wiederholte er sein eigenes Wort, wog es auf der Zunge und schüttelte den Kopf. „Als läge der Fehler nicht schon allein darin, zu glauben, Waffen benutzen zu müssen.“ War nicht genau das ein Problem? Das jeder glaubte, dass er eine Waffe brauchte? Für den Frieden kämpfen. Er hatte diese Worte so oft gehört, so oft und jedes Mal, da er sie aufs neue hörte, klangen sie so falsch, wie beim ersten Mal. Frieden ließ sich nicht mit Gewalt holen. Aber gelangte man zu Frieden ohne Gewalt? Und war die Situation in der sie sich befanden nicht wieder ein Beweis für das Müssen? Mussten sie hier nicht tatsächlich eine Waffe benutzen, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten, eben weil die Situation es dann wirklich erforderlich machte?
"Aber es erscheint mindestens genaus verrückt zu glauben, dass es den Tag gibt, an dem wir sie nicht nutzen müssen." Was wahrlich kein befriedigendes Ergebnis war.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian

Eowyn schob sich den letzten Bissen des Energieriegels in den Mund und entspannte sich ein wenig. Etwas anderes hatte sie jetzt nicht mehr zu tun... Ein wirklich seltsames Gefühl. Sie lauschte auf das Rauschen der Blätter und die entfernten, leisen Tiergeräusche. Es war fast... ja, fast so wie auf Tirahnn, so wie in ihrer Jugend. Sie war oft draußen gewesen, als sie klein war mit ihren Eltern. Mit beiden Eltern... es war schön gewesen, sie hatten die Zeit nur miteinander verbracht und stundenlang Geschichten erzählt oder Spiele gespielt. Irgendwann war sie dann ins Zelt gekrochen - oder sie waren die wenigen hundert Meter wieder nach Hause gelaufen, um dann wieder gemütlich im warmen Bett zu schlafen. Wenn sie im Zelt geschlafen hatte, hatte sie noch ihren Eltern zugehört, die draußen leise miteinander geredet hatten, bis sie schließlich eingeschlafen war. Morgens hatte es ein leckeres Frühstück gegeben, es war alles wunderbar gewesen. Irgendwann war sie älter geworden, und diese Ausflüge waren weniger geworden, bis sie schließlich jäh endeten.
Allerdings war es wirklich nur
fast so. Die Natur hier war anders, ein Zelt oder gar ein warmes Bett standen nicht zur Verfügung und morgen früh würde es kein warmes Getränk oder leckeres Frühstück geben. Neben ihr saß Ian, nicht ihre Eltern, und die Idylle von damals würde niemals wieder zurückkehren.

Das Feuer prasselte dennoch ruhig vor sich hin, und in seinem Schimmern konnte sie Ian noch erkennen, als er ihr den Blaster abnahm. Sonderlich glücklich sah er darüber nicht aus, aber alles andere wäre nun einmal verantwortungslos und leichtfertig gewesen.
Nachdenklich blickte Eowyn ihn an
, während er über Waffen und den Zwang dazu sinnierte. Manchmal fragte sie sich wirklich, was in ihm steckte, wer er war, wer oder was ihn dazu getrieben hatte, die dunkle Seite zu nutzen. Sein Leben den Sith zu verschreiben. Diese Aussagen passten einfach nicht dazu. Wie hatte er die Zeit bei den Sith verbracht? Ein solcher Wandel konnte doch nicht aus dem Nichts kommen. Die Anlagen dazu mussten doch schon immer dagewesen sein... Wie konnte jemand, der solche Sätze von sich gab, jemandem wie Allegious dienen? Es passte nicht. Es passte einfach nicht. Er war ein Rätsel.

Nein, es klingt nicht verrückt. Auch nicht aus Eurem Mund. Das Feuer war wirklich faszinierend. Keine Flamme wie eine andere... Ich wünschte, dieser Tag wäre schon längst gekommen... Ja, es ist abstrus. Waffen nutzen müssen... Eowyn schüttelte den Kopf. Ich weiß auch nicht. Ich wünschte, es wäre nicht notwendig. Ich wünschte, das hier... sie wies auf ihr Lichtschwert am Gürtel ...wäre rein zeremoniell. Aber... hilflos zuckte sie die Schultern. Ich... glaube nicht mehr daran. Oh. Das war irgendwie eine Erkenntnis, die auch für sie neu und überraschend war. Sorgsam hörte Eowyn in sich hinein. Wann hatte sie aufgehört, fest an eine Zukunft des Friedens ohne Waffen zu glauben? Daran zu glauben, dass ihr Job irgendwann nicht mehr benötigt wurde, ob nun zu ihren Lebzeiten oder erst später? Vermutlich irgendwann zwischen jetzt und... sie konnte es nicht sagen.
Sie schluckte leise. Aber vielleicht würde das helfen. Vielleicht würde das dabei helfen, ihr Talent, ihre Begabung zu akzeptieren. Es klang paradox, aber vielleicht... vielleicht. Sie musste ohnehin von vorne beginnen, sich selbst neu definieren. Warum nicht dabei beginnen. Die Frage war nur, ob sie damit ein neues Selbst schuf, mit dem sie noch unzufriedener sein würde als vorher, oder das noch viel weniger funktionieren würde.

Wie dem auch sei... es klingt nicht verrückt, wiederholte sie. Und alles andere, als darauf zu hoffen... ist eigentlich falsch. So falsch... Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Es war zum Verrücktwerden... Keine Antwort war richtig, keine Antwort gab ihr auch einen Hinweis darauf, was die Zukunft bringen mochte. Wie ging es ohne Waffen? Aber - wie ging es mit? Frieden... sie sehnte sich so sehr danach. Frieden durch Waffengewalt war kein wahrer Frieden. Aber ansonsten war es unmöglich, den Krieg zu beenden. Wie sie es auch drehte, es war in der Praxis einfach nicht möglich. Aber wie soll man jemanden verteidigen, wenn man mit leeren Händen dasteht? Manchmal ist es vielleicht möglich, aber meistens... meistens bringt man sich damit nur selbst in Gefahr. Und schließlich... Es ging im Prinzip nicht um die Waffen an sich. Waffen waren schließlich nur ein Mittel zu Zweck. Schließlich braucht man manchmal nicht einmal Waffen, um zu töten, oder zu verletzen. Sie starrte auf ihre Hände. Es ging auch gut nur mit ihnen, wenn es sein musste. Das geht auch einfach nur so. Und manchmal reichen auch Worte aus.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn


Frieden gehörte zu den Dingen, die sich Ian immer gewünscht, nach denen er sich immer gesehnt hatte. Aber was auch immer der Grund dafür war, ob Schicksal, Zufall oder etwas anderes, es war nie dazu gekommen, dass er jenes Gefühl lange hätte spüren können.
Als Kind hatte er sich Frieden gewünscht. Tage, in denen seine Brüder ihn in Ruhe lassen würden. In denen Iouna ihn in Ruhe lassen würde. Aber diese Tage waren so selten gewesen, dass der Dunkelhaarige sich kaum an sie erinnern konnte. Da war der Wunsch nach Friede gewesen und der Wunsch nach Liebe, aber das eine war so unmöglich zu erfüllen gewesen wie das andere. Das, was so etwas wie Frieden über ihn gebracht hatte, war das Reparieren von Gegenständen gewesen. Das Erlernen von Sprachen. Und später war es Tahiri gewesen. Aber neben diesem egoistischen Wunsch war da viel mehr gewesen. Die Hoffnung oder die Naivität, dass niemand leiden musste. Dass es kein Wesen gab, das seine Macht missbrauchte. Dass sich keiner über einen anderen stellte. Etwas Ähnliches hatte er versucht im Orden zu lehren, als er an seiner Überzeugung festgehalten hatte, dass es nicht richtig war, auf andere herabzusehen. Auf Jünger, auf schwächere. Er hatte sich keinen Spaß damit gemacht, sie zu quälen und er hatte sie nicht als Versuchskaninchen genutzt, um seine Stärke zu demonstrieren oder an Stärke zu gewinnen. Heute fragte sich Ian ob er nicht zum Teil geheuchelt hatte. Denn als er zurück nach Telos gekommen war, um den Tod zu bringen, hatte doch genau das stattgefunden, was er selbst so sehr verabscheut hatte. Er war der Stärke gewesen und er hatte jeden Einzelnen spüren lassen, dass das Mächteverhältnis von damals sich umgekehrt hatte. Dabei spielte es keine Rolle, dass es ihm gar nicht um Machtmissbrauch gegangen war. Es war einer gewesen. Und es war genau das, was sich Tag für Tag, Stunde um Stunde in der Galaxis wiederholte. Die Stärkeren demonstrierten ihre Macht, auf die ein oder andere Weise. Und welchen Unterschied machten da noch Imperium und Republik? Wenn das Imperium zwangsrekrutierte oder auf andere Art keine Wahl ließ und Menschen in den Krieg führte, die nicht kämpfen wollten, aber kämpfen mussten, war die Republik, die gegen jene kämpfen ließ, nicht besser. Da war immer Kampf, da waren immer Unschuldige. Diese Gedankengänge würde Ian sicher nicht auf eine falsche Logik oder falsche Schlüsse zurückführen. Nein, er war einfach zu überzeugt. Vielleicht gab es richtige Beweggründe, aber es immer zu Lasten von irgendwem und das machte alles viel schlimmer. Spätestens wenn jemand zu entscheiden glaubte, was gerecht war und was nicht. Und hatte er selbst nicht genau so gehandelt? Darüber zu entscheiden gewagt, wer den Tod verdient hatte und wer nicht? Und wenn er jetzt noch länger darüber nachdachte, wenn er nur an Tahiri dachte… Nein. Daran wollte er nicht denken. Daran würde er jetzt nicht denken.


Ian aber folgte Eowyns Blick durch das Flackern des Feuers, das zu ihrem Lichtschwert wanderte und er verstand. Und dennoch stellte er fest, dass die Offenheit ihrer Worte oder die Traurigkeit, die er darin zu hören glaubte, ihn erschütterte. Sie glaubte nicht mehr daran. Die Beine im Schneidersitz verschränkend, den Ellenbogen auf dem Bein abstützend, verbarg er sein Gesicht halb mit der Hand, starrte ins Feuer. Er glaubte auch nicht mehr daran. Aber war es wirklich falsch auf etwas zu hoffen, an das man nicht mehr glaubte? War das nicht wie eine Lüge? Nein. Nein. Nein. Er hatte auch nicht mehr zu hoffen gewagt, er hatte nicht einmal mehr daran geglaubt überhaupt hoffen zu dürfen und jetzt saß er hier mit einer Jedi und da war etwas. Etwas Hoffnungsvolles. Demnach konnte es nicht falsch sein auf etwas zu hoffen, an das man so vielleicht mehr glaubte. Aber an das etwas tief verborgen weiterhin festhielt.



„Nein“, sagte er kurzum laut, als er sich sitzend wieder aufrichtete. „Es ist nicht falsch.“ Das konnte er völlig überzeugt sagen und auch wenn er sich wünschte, diese Überzeugung noch in seine Stimme zu legen; als er weitersprach, klang da doch eher etwas Unsicheres mit.Vielleicht… werden Dinge zu einer Realität wenn man die Hoffnung nicht aufgibt. Weil sie in einem selbst zutreffen und vielleicht beginnt alles in seinem Inneren.Er seufzte, denn das war dieses kleine Bisschen, was einfach nicht genügte. Frieden mit sich, während draußen ein Krieg tobte. Es war utopisch. Und zermürbend, wie das, was Eowyn als nächstes sagte. Mit deutlicher Resignation in der Stimme, konnte er sie nur bestätigen, indem er mit „Ich weiß“, antwotete.
Worte konnten zerstörerisch genug sein und vielleicht hinterließen sie schlimmere Wunden, als es Waffen überhaupt möglich war. Unglücklicherweise hatte Ian Erfahrung in beidem. Er hatte getötet und er hatte mit Worten verletzt. Dabei war letzteres nicht einmal lange her. Dennoch, Ian weigerte sich jetzt, die Resignation siegen zu lassen.
Aber mit dem Wissen um all das, lässt sich etwas verändern“, erklärte er und nahm den eigenen Trotz wahr.Und es gibt einen Unterschied zwischen Verteidigung und mutwilligem Töten.“ Was aus seinem Mund wirklich wie eine Lüge klang. Telos war mutwillig gewesen… „Jedenfalls…“, jedenfalls was? Ein wenig fehlten Ian die Worte, denn er sah sich nicht in der Position hier etwas zu sagen. Seine Worte mochten richtig sein, aber seine Handlungen waren völlig anders gewesen.Jedenfalls ist die Erkenntnis ein Anfang,“ schloss er schließlich doch, als er einen dürren Ast ins Feuer beförderte. „Könnte man einen Blaster doch statt auf Betäuben auf Erkenntnis stellen.“ Dann aber lachte er bitter auf. „Wo nur wieder Frage wäre, welche Erkenntnis die Richtige ist und ob es falsch und richtig überhaupt gibt.“ Wie talentiert er doch darin war, sich einen kleinen Halt zu geben und ihn dann wieder zu verlieren, indem er ihn selbst zerstörte.

Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn
 
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Eowyn erschrak beinahe, als Ian aus seiner kurzen Nachdenklichkeit erwachte. Sein Tonfall war so entschlossen und kräftig, dass sie überrascht aus dem Feuer hochblickte. Und auch wenn er so nicht weitersprach, er hatte sie ein wenig wachgerüttelt. Inneres verändern, um Äußeres zu verändern. Kleine Dinge tun, um Großes zu erreichen. Aber was nutzte es, wenn sie hoffte, dass die Galaxis irgendwann friedvoller sein würde, und um sie herum ein Krieg tobte, der immer wieder aufloderte und jetzt auch noch mit Waffen drohte, die sie noch nicht einmal bekämpfen konnte? Was nutzte ihr kleines bisschen Hoffnung, außer, dass sie selbst daran zu Grunde ging? Genau das war es doch gewesen. Sie hatte gehofft, ihr ganzes Leben darauf vertraut, und letzten Endes hatte es sie nur selbst zerstört. Denn diese Hoffnung war utopisch und konnte einfach nicht eintreten. Ihr Glaube daran, dass immer und überall etwas Gutes geschehen konnte, er hatte sie schließlich erst dahin getrieben, wo sie jetzt saß. Auf einen dunklen Mond ohne Aussicht auf Entkommen. Ja, sicher. Sie hatte verstanden, dass sie etwas in Ian verändert hatte. Und das war richtig und wichtig gewesen. Aber das wenige, das damit entstand - wog es die immer wiederkehrende Enttäuschung auf?
Vielleicht, wenn sie deutlicher hinsah. Vielleicht half es schon, eine Person zum Nachdenken zu bringen, davon zu überzeugen, dass Krieg und Waffen keinen Sinn hatten, und vielleicht trug diese Person es weiter... Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Sie schüttelte den Kopf. Genau das waren unter anderem Gedanken gewesen, die sie doch vor wenigen Stunden erst in den Abgrund getrieben hatten. Und sie hatte beschlossen, dass das, was sie tat, ausreichen musste. Gehörte diese Hoffnung dazu? Oder stand sie ihr nur im Weg? Sie lächelte wehmütig.
Vielleicht habt Ihr Recht, und alles beginnt in einem selbst... aber ich weiß nicht, ob das immer funktionieren kann. Diese Hoffnung... sie ist gleichzeitig so wichtig und andererseits so zerstörerisch. Immer und immer wieder enttäuschte Hoffnung zerstört genauso, wie Worte und Waffen es tun. Aber wie soll etwas wiederum geschehen, wenn man nicht hofft, und darauf hinzielt? Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Ich weiß da nicht weiter. Vielleicht ist ein Mittelweg die Lösung dazu, vielleicht gehört Realismus genauso dazu wie utopische Vorstellungen.
Dinge lassen sich verändern, und vielleicht sollte ich wirklich in kleineren Maßstäben denken.
Eowyn seufzte. Es fiel ihr so unglaublich schwer, loszulassen und zu akzeptieren, dass Dinge einfach geschahen. Ohne, dass sie sie ändern konnte. Ohne, dass sie vielleicht auch ein Recht hatte, sie zu ändern. Sie konnte nicht alles ändern, nicht alle retten. Momentan schließlich nicht einmal sich selbst.

Aber glaubt Ihr wirklich, es macht einen Unterschied, aus welchem Grund man tötet? Vielleicht für den Täter an sich, einen kurzen Moment lang, vielleicht lässt es sich leichter schlafen, wenn man es aus der Verteidigung heraus tut. Eowyn starrte wieder ins prasselnde Feuer. Wusste sie selbst überhaupt, wie viele Leben sie auf dem Gewissen hatte? Wie viele von ihrem Lichtschwert abgelenkte Schüsse zu ihrem Startort zurückgefunden oder aber ein gänzlich neues Ziel getroffen hatten? Sie hatte keine Ahnung, und ja, vielleicht machte genau das es auch einfacher - natürlich auch, dass Sturmtruppen in der Regel kein Gesicht hatten, das sie verfolgen konnte. War dem Imperium eigentlich klar, dass es die Dinge für seine Gegner in diesem Fall leichter machte?
Es machte sicher einen Unterschied, wenn man in vollem Bewusstsein tötete, zumindest, wenn man ein Gewissen besaß. Besaßen Mörder ein Gewissen? War sie selbst nicht auch in gewisser Weise eine Mörderin, auch wenn sie nie in voller Absicht und mit Vorsatz getötet hatte - noch nicht? Was würde geschehen, wenn es irgendwann notwendig werden würde, jemanden gezielt aus dem Verkehr zu ziehen, damit andere leben konnten - würde sie es tun? Konnte sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren? Sie war heilfroh, dass es bisher nicht erforderlich gewesen war, aber was, wenn? Würde sie sich zurückhalten können, wenn sie, so unrealistisch es sein mochte, die Möglichkeit haben würde, Allegious zu töten?
Sie wusste es nicht. Und vermutlich wollte sie es auch nicht wissen.
Es spielte auch keine Rolle. Sie musste es nun schließlich nicht entscheiden.

Für den Sterbenden, für die Hinterbliebenen... sprach sie seufzend weiter, da macht es doch kaum einen Unterschied. Irgendjemand ist da immer, der um einen trauert, dessen Leben man mit zerstört. Manchmal mag es unvermeidlich sein, manchmal mögen wir uns dazu gezwungen fühlen. Sie schüttelte wieder den Kopf. Aber einen Unterschied macht es nicht. Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden. Und daher ist dieser Weg eigentlich falsch. Und dennoch ging sie ihn, seit Jahren, ging ihn, ohne, dass sie es eigentlich wollte. Sie wusste, dass es Tionne ähnlich gegangen war, und sie fragte sich, wie ihre ehemalige Meisterin letztendlich damit umgegangen war. Hatte sie einen Weg gefunden? Ich bin mir sicher, dass dieser Weg falsch ist. Aber ich sehe keine Lösung. Ich kann mich auch nicht zurücknehmen und zusehen, wie Unrecht geschieht, ohne einzugreifen - gerade, wenn ich weiß, dass ich in der Lage wäre, es zu verhindern. Auch das wäre falsch.
Also ja... vielleicht sollte man einfach alle Waffen der Galaxis auf eine Flotte packen und in eine Sonne schicken,
schloss sie bitter. Dann wäre das Problem zumindest eingedämmt. Wenn auch nicht gelöst. Denn wie sie es schon gesagt hatte... auch ohne Waffen konnte man töten. Aber wenigstens wären dann die Kriege um einiges schwieriger.


Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian
 
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn


Es ergab keinen Sinn, dass ausgerechnet er, Ian Dice versuchte, sie, Eowyn, eine Jedi, davon zu überzeugen, dass es nicht falsch war, zu hoffen. Eigentlich hätte doch sie diejenige sein müssen, die mit unerbittlicher Überzeugung an Hoffnung festhielt. Nicht er, dem es vielleicht gar nicht zustand, noch auf irgendetwas zu hoffen. Enttäuschung. Enttäuschung führte zur Zerstörung von Hoffnung und genau darin lag das Problem. Da, wo man ständig scheiterte entstand Resignation und da wo Resignation war, war Enttäuschung. Und da, wo Enttäuschung war, blieb die Schwere der Hoffnungslosigkeit. Eowyn sagte es ja selbst und sie hatte auf so vernichtende Weise Recht, dass es Ian schmerzte. Telos… als er zurück nach Telos gekehrt war, war die Hoffnung da gewesen, das sich etwas geändert haben konnte. Das sich etwas geändert hatte. Dass sie ihn um Verzeihung bitten würden. Es war eine törichte Hoffnung gewesen, von der er nicht einmal geglaubt hatte, sie zu besitzen und doch hatte sie sich aufgedrängt und obwohl er es hätte besser wissen müssen, hatte diese enttäuschte Hoffnung ihn hart getroffen. Ihn vielleicht überhaupt erst dazu gebracht zu tun, was er getan hatte.


„So lange wir hoffen, können wir träumen und solange wir träumen, ist es nicht zu spät,“ sagte Ian leise, weil er an diesen Satz wieder glauben wollte. Dabei hatten sich all seine Träume in Alpträume verwandelt. Aber wenn er jetzt überlegte, was war es, was ihn dazu gebracht hatte, nach Lianna reisen zu wollen? Hoffnung! Die Hoffnung das Schlimmste zu verhindern. „Und vielleicht ist nicht die Enttäuschung der Feind. Denn Enttäuschung bringt uns zurück auf den Boden der Tatsachen und heilt uns von naiven Illusionen.“ Vielmehr ging es doch darum, wie man mit einer Enttäuschung umzugehen vermochte. Vielleicht war Enttäuschung sogar positiv, weil sie von einer Illusion oder einer Lüge befreite, die Gefahr lag viel mehr in dem, was die Enttäuschung mit sich brachte. Resignation war da sicher das harmloseste… Nein, nicht die Enttäuschung war das, was zu Fall brachte, sondern das, was dahinter stand. Ohnmacht. Handlungsunfähigkeit. Und zu was führte Ohnmacht? Zu Wut. Und Wut? Zu zerstörerischen Aktionen. „Wenn wir nicht in kleinen Maßstäben denken, macht nichts einen Sinn. Wenn wir nur das Große vor uns haben, werden wir den Blick für das Kleine verlieren und wenn das geschieht, dann lohnt es sich nicht mehr, für irgendetwas zu kämpfen.“ Weil dann Blindheit kommen würde und Blindheit führte unweigerlich in die Handlungsunfähigkeit. Außerdem war es falsch zu glauben, etwas Großes bewegen zu wollen, wenn man nicht im Kleinen begann. Bloß gereichte diese Erkenntnis nicht zum Trost, aber vielleicht gehörte Trost auch zu den Dingen, die unerreichbar waren. Zumindest für Ian.

Ein tiefes Seufzen drang aus Ians Kehle, als Eowyn die vielleicht viel eher rhetorische Frage danach stellte, ob es wirklich einen Unterschied machte, aus welchem Grund man tötete. Sie sprachen hier ein Thema an, über das Ian lieber nicht nachdenken wollte, aber es war zu spät, es zu wechseln. Eigentlich saß er hier, als Mörder vor Eowyn und philosophierte mit ihr über etwas, das bei den Sith nicht einmal zu einem müden Lächeln geführt hätte. Was bedeutete dort schon ein Leben? Was bedeutete es dort schon, ein Leben zu beenden? Und was hatte es in seinem eigenen leben bedeutet? Es gab einen gewaltigen Unterschied zwischen Töten und zwischen Morden und das Wort gewaltig machte den Unterschied nur noch deutlicher.
Eowyn“, sagte er dann und sah die Jedi dabei an, „es macht einen Unterschied. Denn Morden und Töten sind zwei völlig andere Sachen, auch wenn sie am Ende auf das gleiche Resultat hinauslaufen.“ Und sprach er damit nicht das Urteil über sich selbst?

Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.

Ein so einfacher Satz, der Ian zurück zu jenen Geschehnissen katapultierte, an die er nicht denken wollte. Der Verhängnisvolle Tag, an dem sein Gefühl –seine Macht-Sinne- ihn gewarnt hatten, ihn aufgefordert hatten, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.


Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.

Die aufgebrochene Tür… Die Geräusche, die nach außen gedrungen waren, noch ehe Ian die Tür überhaupt geöffnet hatte. Der Anblick Tahiris, wie sie dalag, als sich einer der Piraten von ihr erhob. Ian spürte, wie sein Herz wild gegen seine Brust hämmerte, wusste, dass es höchste Zeit war, dieser Erinnerung endlich Einhalt zu gebieten, aber…


Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.


Das Bild war nicht zu verdrängen. Nicht das Bild und nicht das Gefühl. Nicht die Geräusche und nicht der Ausdruck ihrer Augen. Und längst nicht die Tatsache, dass er zu spät gekommen war.
Der elendige Pirat hatte sich erhoben und in jenem Moment hatte er nichts mehr von Tahiri zurückgelassen. Viel schlimmer als der leere Ausdruck in Tahiris Augen war das hämische Grinsen gewesen, das dieses Gesicht verunstaltet hatte. Es war, als könne er sich genau jetzt selbst beobachten. Die Hand, die zu seinem Messer gegangen war. Die Schnelligkeit, die Besitz über ihn genommen hatte. Die Handlung… War es Vorsatz gewesen, als er das Messer gezückt hatte? War da Berechnung gewesen? Ian konnte sich nicht erinnern, nicht mehr genau, denn als er den Griff in seiner Hand gewusst hatte, war alles andere zweitrangig geworden. Verschwommen, surreal. Er wusste, einer war geflohen, er wusste, einen hatte er nicht erwischt, aber nachdem drei von ihnen nicht mehr am Leben gewesen waren, hatten seine Gedanken nicht ihnen, sondern Tahiri gehört.


Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.
Aber Eowyn relativierte ihre Worte nahezu im nächsten Satz. Eigentlich falsch. Sich nicht zurücknehmen, wenn Unrecht geschah. Aber hatte er nicht Unrecht mit Unrecht vergolten?
Er hatte sie getötet, drei von ihnen, aber sie hatten mehr getan, als Tahiri zu töten. Sie hatten ihr ihre Würde geraubt und…

Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.


„Es macht einen Unterschied“,
sagte Ian tonlos, blinzelte den Tränenschleier hinweg. Und es war ein Eingeständnis, keine Entschuldigung.
„Es macht einen sehr großen Unterschied. Das eine“, und dabei sah er sie doch wieder an, „ist Verteidigung. Es ist das Schützen von einem bedrohten Leben und das andere,“ dabei wanderte sein Blick verklärt ins Feuer, „ist Mord, weil es nicht um Schutz geht, sondern um ein verletztes Gefühl. Um Rache, um Rechtfertigung, um was auch immer. Aber es ist Unrecht und Unrecht mit Unrecht zu vergelten, bleibt Unrecht.“ Es war Unrecht gewesen, sie zu töten, er wusste es. Aber nach allem, was sie getan hatten… Es blieb Unrecht, denn der Zweck heiligte nicht die Mittel. Aber auch zwischen Unrecht und Reue lagen Welten und bereute er, dass er die Piraten getötet hatte?

Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.
Sie hatten nicht das Recht jemandes Leben zu beenden. Aber hatte jemand anders das Recht, Leben zu zerstören? Die Arme vor der Brust verschränkend, wiederholte er jenen Eowyns Sätze, der die ganze Zeit in seinem Kopf wiederhallte.
„Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden. Aber“ und vielleicht kam es darauf an, „wir haben die Pflicht zu verhindern, dass jemand anderes dieses Unrecht missbraucht.“ War er damals einfach nur dieser Pflicht nachgekommen? Hatte er nicht vielmehr sein eigenes Recht missbraucht? Sich einem Unrecht bedient? Und machte es überhaupt einen Unterschied, ob er mit Vorsatz oder ohne gehandelt hatte? Selbstbestimmt, sich seiner Handlung bewusst, oder im Affekt? Spielte nicht viel mehr eine Rolle ob er für das, was geschehen war Reue empfinden konnte, oder nicht? Und hatte er nicht spätestens nach seiner erneuten Rückkehr auf Telos bewiesen, dass er nicht mehr war, als ein Mörder? Der mit Vorsatz, mit vollem Bewusstsein und mit dem Ziel zu töten, getötet hatte.
Unrecht mit Unrecht zu vergelten war Unrecht…


Wir haben nicht das Recht dazu, jemandes Leben einfach so zu beenden.


Sie hatte die Antwort selbst gegeben und wahrlich, da war keine Ausrede, nach der er hätte suchen müssen. Und sie war wahrlich die letzte, die sich den Kopf mit dieser Frage zerbrechen musste


"Es ist nur dann falsch, wenn es eine andere Möglichkeit oder Wahl gegeben hätte."
Verteidigung als Selbstschutz. Verteidigung zum Schutz eines anderen. Als wäre Verteidigung und Mord auch nur im Ansatz vergleichbar!



Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Eowyn


 
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