@CaptainTypho Ich muss dir da, berufsbedingt, vehement widersprechen
Genau UMGEKEHRT ist es richtig. Mitgefühl/positive Bindung IST den Menschen sehr wohl in die Wiege gelegt und muss nicht erlernt werden. Es ist DAS zentrale Grundbedürfnis eines jeden Menschen/Säuglings, zu lieben und geliebt zu werden, bedingungslos angenommen zu werden. Hier kann nun enorm viel schief gehen, selbst unter besten Voraussetzungen wie solchen Hero Eltern/Familie von Ben Solo. Han, Leia und Luke hatten die besten Absichten, liebten ihr Kind, wollten es beschützen und das beste für klein Ben. Er war sicher ihr ein und alles. Das sagt auch der Canon. Doch durch Leias eigene unaufgearbeitete Vergangenheit mit ihrem Dad, den sie hasste, bekam die Interaktion mit ihrem Sohn eine ungünstige Färbung. In der Tat ist dies sehr nahe an meiner berufsbedingten Realität, dass die Eltern in ihrem Kind ihre eigenen Eltern erkennen und sie dort gegebenfalls bekämpfen, bzw jene Aspekte an ihnen, die unaufgearbeitet/konfliktbeladen sind.
Dies sieht man nun perfekt an Ben. Er war ein recht ungestümes Kind (alle Infos aus den verschiedenen NuCanon Quellen) und hat auch schon mal in dem ein oder anderen Tobsuchtsanfall mittels Macht Gegenstände zerdeppert. Evtl. ist da auch noch mehr vorgefallen, aber die Quellen geben momentan nicht mehr preis. Und es fängt an bei Leia: die Angst schleicht sich ein, der Junge könnte mit seinen unkontrollierten Kräften auf die schiefe Bahn geraten, gar ein zweiter Vader werden. Sie hat die Geschichten von Luke gehört. Und so ein unterschwelliger Zweifel am eigenen Kind reicht schon, damit ist die Saat gesät. Das Kind spürt das Misstrauen, spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist und übernimmt diese Sichtweise seiner Eltern: "Ich bin nicht in Ordnung, mit mir stimmt etwas nicht, meine Gefühle sind nicht ok, ich kann ihnen nicht trauen." Und das ist wirklich etwas sehr fatales. Es kommt zu einer regelrechten Kettenreaktion, wenn Leia ihrem Sohn auch noch verschweigt, wer sein Opa ist, alles unter den Teppich kehrt, nichts an- und ausgesprochen wird. Die Angst überträgt sich auf Ben, der von ihr diese Bewältigungsstrategien des Totschweigens lernt und für sich übernimmt. Das ganze gipfelt in einem offenbar üblen Ereignis, infolge dessen Leia verzweifelt die Waffen streicht und Ben als letzte Möglichkeit zu Luke schickt, damit er ein JEDI!!! wird. Ein Jedi. Die Typen, die seit Jahrhunderten predigen, dass man sich vor Gefühlen in Acht nehmen soll, dass sie der Weg zum Untergang sind. Omg. Durchaus vergleichbar mit realen Besserungsanstalten bzw. kirchlichen Erziehungsheimen.
Leia hat ihr bestes getan und sie wusste sich nicht besser zu helfen, aber was der Junge gebraucht hätte, wäre ein Vorbild im adäquaten Umgang mit seinen negativen Gefühlen. Leia konnte mit ihren negativen Gefühlen ihrem Vader Dad gegenüber aber leider selbst nicht umgehen und hat ihrem Sohn daher das nicht vorleben können. Sie lebte ihm stattdessen Angst und Kummer darüber vor, ein Verhalten, das Ben bis heute verkörpert, und welches äusserst nahe an der Realität ist. Derartige Zerissenheit sieht man wirklich ganz ganz oft.
Es bricht mir auf jeden Fall das Herz doppelt und dreifach, dass Han und Leia sich einig sind, es wäre zuviel Vader in ihrem Sohn und das Luke auch mit drauf einsteigt und ihn deswegen sogar überlegt zu töten. Mit diesen unterschwelligen Ängsten haben sie Bens Verhalten leider erst selbst ausgelöst. Sie hätten den Sohn nie mit dem Grossvater vergleichen dürfen, das sind grausame Vorurteile einem unschuldigen Kind gegenüber, das nicht anders kann, als diese Sichtweise der Eltern zu übernehmen, ob nun wahr oder unwahr.