[Hyperraum ~ Flug nach Bastion ~ Creeping Death ~ Brücke] – Captain Dalmascae – Everett & Crew
Die Hitze war zwar nicht vollkommen zu vertreiben gewesen, man hatte nur einen weiteren Anstieg abgewendet, och Jade ließ sich davon nicht mehr beeindrucken. Sie hatte ihre Uniform zwar unlängst gegen eine neue eingetauscht, aber auch die war vom Schweiß markiert worden. Der Geruch an sich herrschte vermutlich auf dem ganzen Schiff vor, aber da sie nun alle schon Stunden in dieser Hitze arbeiten mussten, kümmerte es keinen mehr. Dennoch hütete sich fast jeder davor, sich mit dem Rücken irgendwo anzulehnen. Soweit waren sie dann doch noch nicht. Sie waren trotz allem imperiale Offiziere und das Bild wurde durch ihr Denken und resultierendes Handeln gewahrt. Gebeutelt durch die Umstände, aber erhobenen Hauptes und mit der Gewissheit des Sieges war man auf dem Heimweg.
Mit flinken Bewegungen machte sie sich die Notiz dem Kommandanten der Musashi für die Techniker zu danken. Zwar hatte ihr Schiff auch welche, doch tatsächlich waren die meisten bei den schweren Treffern gestorben. Hatten sie doch eben genau dort gearbeitet oder ihre Quartiere, Sammelpunkte und Orte gehabt wo sie beherbergt worden waren. Und die gesandten 10 Techniker hatten die entscheidende Erfrischung in sich getragen, die es erlaubt hatte ihr vorrangigstes Problem zu lösen. Und die rückreise gestaltete sich jetzt als deutlich angenehmer. Die ersten scherze über die äußerst warmen Beziehungen an Bord, wurden bereits gemacht und in den Gesichtern der Crew las sich allem voran Erleichterung. Erleichterung die Schlacht endlich überstanden zu haben, einmal mehr siegreich nach Hause kehren zu dürfen. Und Jade war schon damit befasst, sich erste Gedanken um mögliche Beförderungen ihrer Brückencrewmitglieder zu machen. Einige hatten sich einmal mehr bewährt und Verhalten eingebracht, das man mit einem Wort wie vorbildlich nur ansatzweise beschreiben konnte. Allein Mitsuko hatte die gesamte Operation über einen kühlen Kopf bewahrt und den Kommunikationsfluss auf eine Art und Weise gemeistert, wie das nur wenige schaffen würden. Mason war ebenfalls die Ruhe selbst gewesen und auch als der Dreadnaught der Zerstörung nahe gewesen war, hatte er wie ein Künstler auf seinen Kontrollen gearbeitet.
Sie schloss die Dateien in denen sie ihre Beurteilungen und Gedanken niederschrieb um sie mit einer Hand die Augen zu reiben. Immer wieder waren Schweißtropfen herabgeperlt und hatten sich dorthin verirrt. Reizten die Augen, störten die Sicht. Die Kommandantin des Dreadnaught legte ihren Kopf leicht in den Nacken und atmete tief durch. Was jedoch, im Angesicht der Lage, nicht viel Erfrischung brachte, da die warme Luft in ihrer Nase nicht gerade so angenehm war. Und frisch roch es ja nun auch nicht mehr.
„Ma’am. Gönnen sie sich eine Pause, ich werde solange übernehmen.“
Es war Everet der an sie herangetreten war und nun nur für sie hörbar sprach. Jade selbst richtete sich auf und blickte einmal über die Brücke. Sie befanden sich im Hyperraum. Ihr Ziel war Bastion und passieren konnte ihnen, eigentlich, für ein erstes nichts mehr. Die Hitze war dank der Techniker von Toji keine Bedrohung mehr und die restlichen Reparaturen konnten ohne ihre Aufsicht bewältigt werden, oder mussten dann in Werften vorgenommen werden. Langsam nickte sie.
„Die Brücke gehört ihnen Lieutenant. Sollte ich noch in meinem Quartier sein, kontaktieren sie mich 10 Minuten vor dem Rücktritt in den Normalraum.“
„Wie sie befehlen, Ma’am!“
Und damit erhob sie sich, salutierte vor ihrem Lieutenant, damit dieser seine Ehrenbezeigung beenden konnte und verließ die Brücke. Auch als die Augen der Offiziere nicht mehr auf ihr lasteten, blieb ihre Körperhaltung als ganzes aufrecht und wirkte ebenso erhaben, als würde sie durch die Gänge eines Supersternenzerstörers wandeln.
Jegliche Arbeit war jedoch nicht von ihr genommen, denn auch wenn sie nun nicht mehr mit den direkten Geschicken ihres Schiffes beschäftigt war, so blieben noch immer einige Aufgaben übrig. Sie war sich jedoch nicht sicher, in wie weit sie damit beginnen sollte Anforderungen für neue TIE Fighter zu stellen, wo noch nicht einmal klar war, ob das Schiff an sich repariert werden würde, oder auch zu einem der Ersatzteillager für noch aktive, weniger beschädigte Dreadnaughts wurde. Seufzend schloss sie also jenes Dokument und rief ein Textprogramm auf. Die Angehörigen hatten das Anrecht darauf über den Tod ihrer Kinder, oder Männer und Frauen zu informiert werden. Was eine berechtigte Sache war, nur hatte Jade es ziemlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie war, mit dem gesamten Konzept von Familie, Verwandtschaft und Vertrauen, nicht sonderlich gut verwachsen.
Ihre Familie hatte sie dereinst fort gegeben, damit ihr ein besseres Leben beschieden sein mochte, als ihren Eltern. Im Heim und anschließend auf der Akademie hatten nur Rivalitäten vorgeherrscht und sie hatte kaum eine zwischenmenschliche Beziehung entwickelt. Der einzige längere Kontakt den sie gehabt hatte, war eine, Offiziersanwärterin ein paar Jahrgänge unter ihr. Wenn Jade sich richtig erinnerte dann war sie 5 Jahre älter als Serenty. Und zu ihr hatte sie unlängst den Kontakt verloren, nachdem sie graduiert und auf die Creeping Death versetzt worden war. Wie das Schicksal so spielte…
Und in ihrer Freizeit, von der so oder so wenig existiert hatte und jetzt noch weniger vorhanden war, da hatte es nie einen Mann, oder eine Vertraute gegeben. Everet, ihr XO war mittlerweile zu so etwas wie einem Freund geworden. Der weitaus ältere Offizier war jedoch nur was den Umgang untereinander anging in diese Position gerutscht. Reden taten die beiden über privates nicht viel. Wiederum auch beeinflusst dadurch, dass es kaum privates gab, wo Jade praktisch nur an Bord ihres Schiffes verweilte. Die letzten 5 Urlaube hatte sie ohne zögern gestrichen. Es gab einfach kein Leben außerhalb. Und so war es einmal mehr ein Graus für sie, Worte des Mitleids, oder des Trostes zu finden. Wie ging man auch schon richtig mit Zivilisten um?
Jade, deren schlanke Finger tatenlos über den Tasten ruhten, blickte Minuten lang auf den Bildschirm des Terminals hinab. Doch die rettende Erinnerung kam ihr letztendlich zur Hilfe. Irgendwo hatte sie eine Nachricht gespeichert die sie verfasst hatte nach dem Gefecht um Bastion, in der sie die Verwandten der Piloten informiert hatte. Schnell überflog sie das Schreiben. Es war neutral gehalten verriet weder negatives, noch positives. In ihren Augen war es angemessen und so änderte sie hier und da ein paar Worte ehe sie mit einem Verteilerprogramm die Namen sämtlicher, bisher bekannter Gefallenen eine Nachricht eingerichtet wurde. Sobald sie bei Bastion angekommen waren, würde sie die Nachrichten weiterleiten können, damit die Familien sie zugestellt bekamen. Irgendwann würde sie einfach Everet damit betrauen. Vielleicht auch schon nach dem nächsten Gefecht. Aber sie wollte das nicht mehr. Immerhin wusste ein jeder worauf er sich einließ, da brauchte es nicht noch überschwänglicher Nachrichten, wenngleich sie für etwas starben, das fast schon gebot einen jeden der sich dafür opferte, zu Ehren. Sie alle waren Märtyrer auf dem Weg zur Bestimmung des Imperiums. Es gab nur eine Möglichkeit für diese Galaxis, eine Möglichkeit zu wahrem Glanz aufzusteigen. Einzig das Licht des Imperiums konnte sie retten, vereinen und sicher zusammenhalten. Nur sie, die Kämpfer für Recht und Ordnung, die Verfechter der Reinheit waren die letzte Bastion zwischen einem Abgrund der zu Verfall, Chaos und pervertierten Gedanken von angeblichen Politikern führte.
Einer Eingebung nach bearbeitete sie die letzten Worte noch einmal, schob ihre Gedanken fast Wort genau in die Nachricht ein. Ja. Es war keine Bürde diese Nachrichten zu schreiben. Es war nicht ihre Unfähigkeit mit Gefühlen oder Zivilisten umzugehen, die es Jade so schwer gemacht hatten diese Arbeit zu verrichten. Es war die Tatsache, dass mit jedem toten imperialen Offizier, der Abgrund ein Stück näher kam. Mit jedem verlorenen Leben breitete sich die Dunkelheit weiter aus und versuchte die Reinheit des Imperiums zu belecken und zu tilgen. Feuriger Gedanken beendete sie ihre Arbeit, wand sich den nächsten Dingen zu. Doch die entzündete Fackel in ihrem Geist, würde nicht mehr aufhören zu brennen und den Schein der Rechtschaffenheit auf das Strahlen zu lassen, was sie tat...
[Hyperraum ~ Flug nach Bastion ~ Creeping Death ~ Captain's Room] – Captain Dalmascae